1. Timotheus 1, 1 Paulus, Apostel Jesu Christi nach dem Befehl Gottes, unseres Retters, und des Herrn Jesus Christus, der unsere Hoffnung ist.
Paulus, ein Apostel Jesu Christi: Paulus betonte in seiner Selbstbeschreibung sein Glaubensbekenntnis (Apostel) und seine Autorität (nach dem Befehl Gottes). Er schrieb dies als persönliche Ermutigung für Timotheus. Der Brief konnte so als Zeugnis vor den Christen in Ephesus verwendet werden.
Es scheint, dass der 1. Timotheus vom Apostel Paulus an Timotheus irgendwann nach seiner Entlassung aus der römischen Gefangenschaft geschrieben wurde, wie es am Ende der Apostelgeschichte beschrieben wird. Paulus schreibt während seines Aufenthalts in Mazedonien (1. Timotheus 1, 3).
Anscheinend kehrte Paulus nach seiner Freilassung (welche in Philemon 22 und Philipper 1, 25-26 und 2, 24 erhofft wurde) in die Stadt Ephesus zurück. Dort entdeckte er, dass Ephesus während seiner Abwesenheit zu einem Sturmzentrum der Irrlehre geworden war. Dies war eine traurige Erfüllung der Vorhersage, die er den Ältesten aus Ephesus gemacht hatte (Apostelgeschichte 20, 29-30).
Paulus befasste sich wahrscheinlich persönlich mit den falschen Lehrern, fand es aber bald notwendig, nach Mazedonien zu gehen. Dann überließ er Timotheus als seinem persönlichen Vertreter die Leitung der Angelegenheiten in Ephesus. Er wusste, dass Timotheus eine schwierige Aufgabe zu erfüllen hatte, und so hoffte er, dass dieser Brief ihn bei dieser Aufgabe sowohl ausrüsten als auch ermutigen würde.
„Die Verwendung dieses offiziellen Titels ist ein Hinweis darauf, dass die Pastoralbriefe nicht nur private Briefe waren, sondern dazu bestimmt waren, den Kirchen vorgelesen zu werden, die sich der Leitung Timotheus’ verpflichtet hatten.“ (White)
Unseres Retters: Genau zu dieser Zeit wurde der Titel Retter zu Ehren des römischen Kaisers verwendet. Die Menschen nannten Kaiser Nero ‚Retter‘ und waren gezwungen, ihn so zu nennen. Paulus machte die Identität des wahrenRetters deutlich: Gott in der Person des Herrn Jesus Christus.
White über nach dem Befehl Gottes: „Hier ist zu beachten, dass das Gebot gleichermaßen von Gott und Jesus Christus ausgeht. Diese Sprache hätte kaum verwendet werden können, wenn Paulus Jesus Christus als Geschöpf betrachtet hätte.“
2. Die Identität des Empfängers: Timotheus
1. Timotheus 1, 2
1. Timotheus 1, 2 An Timotheus, [mein] echtes Kind im Glauben: Gnade, Barmherzigkeit, Friede [sei mit dir] von Gott, unserem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn!
An Timotheus: Die Apostelgeschichte sagt uns, dass Timotheus aus Lystra, einer Stadt in der Provinz Galatien, stammte (16, 1-3). Er war der Sohn eines griechischen Vaters (16, 2) und einer jüdischen Mutter namens Eunike (2. Timotheus 1, 5). Seine Mutter Eunike und seine Großmutter Lois lehrten Timotheus die Heilige Schrift (das Alte Testament) von Kindheit an (2. Timotheus 1, 5; 3, 15).
[Mein] echtes Kind im Glauben: Paulus konnte Timotheus als ein echtes Kind im Glauben betrachten, weil er Timotheus und dessen Mutter auf seiner ersten Missionsreise wahrscheinlich zum Glauben an Jesus geführt hat (Apostelgeschichte 14, 8-20 und 16, 1). Damit brachte Paulus auch sein Vertrauen in Timotheus‘ Integrität und Wahrheitstreue zum Ausdruck.
Gnade, Barmherzigkeit, Friede: Dies ist ein vertrauter Gruß, den Paulus in seinen Briefen an die Gemeinden verwendet. Hier wandte er ihn auch auf eine Einzelperson an. Gott schenkt seine Gnade, Barmherzigkeit und seinen Frieden nicht nur den Gemeinden, sondern auch den Einzelpersonen, aus denen sich die Gemeinden zusammensetzen.
Dennoch gibt es einen Unterschied. Wenn Paulus an Kirchen schrieb, begrüßte er sie gewöhnlich nur mit Gnade und Frieden. Sowohl bei Timotheus (auch in 2. Timotheus 1, 2) als auch bei Titus (Titus 1, 4) fügte er dem Gruß Barmherzigkeit hinzu.
„Nicht nur Gnade und Frieden, wie für andere, sondern auch Barmherzigkeit: Wenn wir für Amtsträger beten, müssen wir mehr als gewöhnlich für sie bei Gott eintreten. Diese drei sind nur in den Briefen des Timotheus und des Titus miteinander verbunden“. (Trapp)
B. Paulus drängt Timotheus, in Ephesus zu bleiben
1. Bleib in Ephesus und bleib bei der Heiligen Schrift
1. Timotheus 1, 3-4
1. Timotheus 1, 3-4 Ich habe dich ja bei meiner Abreise nach Mazedonien ermahnt, in Ephesus zu bleiben, dass du gewissen Leuten gebietest, keine fremden Lehren zu verbreiten und sich auch nicht mit Legenden und endlosen Geschlechtsregistern zu beschäftigen, die mehr Streitfragen hervorbringen als göttliche Erbauung im Glauben.
In Ephesus zu bleiben: Obwohl Timotheus eine schwierige Aufgabe hatte, wollte Paulus, dass er in Ephesus bleibt und die Arbeit fortsetzt. Bevor Paulus nach Mazedonien aufbrach, drängte er Timotheus, zu bleiben, auch wenn die Arbeit dort schwierig werden würde.
Paulus befahl Timotheus, in Ephesus zu bleiben, weil es schien, dass Timotheus aufgeben und weglaufen wollte. Die meisten Leute, die im Dienst sind, setzen sich irgendwann damit auseinander; für einige Wenige ist es eine ständige Bedrängnis. Wahrscheinlich gab es für ihn sowohl äußeren als auch inneren Druck, wegzugehen.
Es fallen uns viele Gründe ein, warum Timotheus vielleicht nichtin Ephesus bleiben wollte:
Vielleicht hat er Paulus vermisst und wollte bei seinem Mentor sein
Er könnte davon eingeschüchtert gewesen sein, in die Fußstapfen von Paulus zu treten
Er scheint von Natur aus etwas zaghaft oder zurückhaltend gewesen zu sein und war vielleicht durch die Herausforderung eingeschüchtert
Er war vielleicht durch die üblichen Herausforderungen eines Dienstes entmutigt
Er könnte seine eigene Berufung in Frage gestellt haben
Vielleicht war er frustriert über die ablenkenden und konkurrierenden Lehren, die um die Christen in Ephesus herumwirbelten
Trotz all dieser Gründe besteht kein Zweifel daran, dass Gott – und der Apostel Paulus – wollten, dass Timotheus in Ephesus bleibt, und im Rest von 1. Timotheus 1 nennt Paulus Timotheus mindestens sechs Gründe, warum er dort bleiben und den Dienst beenden sollte, den Gott ihm aufgetragen hatte:
Denn sie brauchen die Wahrheit (1. Timotheus 1, 3-7)
Weil du, Timotheus an einem schweren Ort dienen sollst (1. Timotheus 1, 8-11)
Denn Gott gebraucht unwürdige Menschen (1. Timotheus 1, 12-16)
Denn du, Timotheus dienst einem großen Gott (1. Timotheus 1, 17)
Denn du befindest dich in einer Schlacht und darfst dich nicht ergeben (1. Timotheus 1, 18)
Denn wenn andere gehen, sollst du bleiben (1. Timotheus 1, 19-20)
Gott wird zulassen, dass wir in schwierige Situationen kommen. Wir müssen uns der Herausforderung stellen, sonst werden wir definitiv aufgeben. Vor vielen Jahren gab ein berühmter Arktisforscher diese Anzeige in einer Londoner Zeitung auf: „Männer für eine gefährliche Reise gesucht mit geringem Lohn, bitterer Kälte, langen Monaten völliger Dunkelheit, ständiger Gefahr und zweifelhafter Rückkehr. Ehre und Anerkennung im Falle des Erfolgs.“ Tausende von Männern reagierten auf die Anzeige, weil sie bereit waren, eine schwierige Aufgabe zu übernehmen, weil sie von einem großen Führer dazu aufgefordert wurden.
Dass du gewissen Leuten gebietest, keine fremden Lehren zu verbreiten: Paulus hat Timotheus eine wichtige Aufgabe hinterlassen, weshalb es umso wichtiger ist, dass er in Ephesus bleibt. Die Aufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass in Ephesus die richtige Lehre gelehrt wurde.
Keine fremden Lehren: Paulus verließ die Christen von Ephesus mit einer bestimmten Reihe von Lehren (die er von Jesus und dem Alten Testament erhalten hatte). Er war besorgt darüber, dass Timotheus alles tat, was er konnte, um sicherzustellen, dass die Epheser in dieser Lehre fortfuhren. Dies war der erste Grund, warum es wichtig war, dass Timotheus in Ephesus blieb.
Paulus tat dies, weil die Lehre für Gott wichtig ist und für sein Volk wichtig sein sollte. Heutzutage ist das, was der Einzelne glaubt – also seine persönliche Lehre (Doktrin) – für die meisten Menschen bemerkenswert unwichtig. Dieser Geist der Moderne hat auch die modernen Christen stark beeinflusst. Wir leben in einer Zeit, in der Pilatus‘ Frage Was ist Wahrheit? (Johannes 18, 38) beantwortet wird: „Was immer sie für dich bedeutet.“ Dennoch ist die Wahrheit für Gott wichtig und sollte es auch für sein Volk sein.
Dass du gewissen Leuten gebietest: Paulus‘ Sorge war nicht in erster Linie, dass Timotheus selbst anfangen würde, falsche Lehren zu lehren. Seine Sorge war, dass Timotheus anderen erlauben würde, diese anderen Lehren zu verbreiten. Timotheus musste gegenüber schwierigen Menschen standhaft bleiben und gewissen Leuten gebieten, keine fremden Lehren zu verbreiten. Kein Wunder, dass Timotheus Lust hatte, Ephesus zu verlassen.
Im Altgriechischen ist gebieten ein militärisches Wort. Es bedeutet: „strenge Befehle, die von einem kommandierenden Offizier gegeben werden.“ (Wiersbe) Timotheus sollte diesen gewissen Leuten in Ephesus nicht die Möglichkeit einer korrekten Lehre bieten. Er sollte sie wie ein Militäroffizier befehligen.
Undsich auch nicht mit Legenden und endlosen Geschlechtsregistern zu beschäftigen: Es scheint, dass die große Gefahr dieser Lehren (Legenden und endlosen Geschlechtsregistern) darin bestand, dass sie dumme Ablenkungen waren. Timotheus musste in Ephesus bleiben, damit er anderen befehlen konnte, diese spekulativen und albernen Ablenkungen zu ignorieren.
Es war nicht so, dass in Ephesus gerade eine ausgefeilte antichristliche Theologie entstand. Es war eher so, dass die Epheser dazu neigten, sich mitreißen zu lassen, indem sie die falschen Dinge betonten. Paulus wollte verhindern, dass durch die Legenden und endlosen Geschlechtsregister die Autorität der wahren Lehre untergraben würde. Alberne Ablenkungen waren auch deshalb gefährlich, weil sie an die Stelle der göttlichen Erbauung im Glauben traten.
Vielleicht hatten die endlosen Geschlechtsregister mit gnostischen (verschiedene religiöse Lehren und Gruppierungen des 2. und 3. Jahrhunderts n. Chr. betreffend) Theorien über ‚Erscheinungen‘ von Gott zu tun. Vielleicht hatten sie mit jüdischer Gesetzlichkeit zu tun, die die Gerechtigkeit aufgrund der Abstammung anstrebte. Oder vielleicht hatte er Lehrsysteme im Sinn, die auf mystischen Lesarten der alttestamentlichen Genealogien basierten.
Es wurden antike jüdische Schriften entdeckt, die in den komplexesten Genealogien graben und sie mit wilden Spekulationen über spirituelle Geheimnisse verbinden. Ein verzehrendes Interesse an dieser Art von Dingen verdrängt die göttliche Erbauung, die im Glauben liegt.
MehrStreitigkeiten hervorbringen als göttliche Erbauung: Die letztendliche Frucht dieser von Menschen gemachten Ablenkungen ist offensichtlich. Obwohl sie auf kurze Sicht beliebt und faszinierend sein mögen, stärken sie auf lange Sicht das Volk Gottes nicht im Glauben.
„Abweichungen, die keinen Gewinn abwerfen; sehr viele Worte und wenig Sinn; und dieser Sinn ist die Mühe des Hörens nicht wert.“ (Clarke)
2. Der Zweck des Gebots
1. Timotheus 1, 5-7
1. Timotheus 1, 5-7 Das Endziel des Gebotes aber ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Davon sind einige abgeirrt und haben sich unnützem Geschwätz zugewandt; sie wollen Lehrer des Gesetzes sein und verstehen doch nicht, was sie verkünden und als gewiss hinstellen.
Das Endziel des Gebotes: Der Zweck des Gesetzes liegt in seinem inneren Wirken auf das Herz, nicht in der bloßen äußerlichen Befolgung. Ohne dieses Verständnis ist es leicht, zu oberflächlichen Gesetzesfanatikern zu werden, die sich nur mit der äußeren Ausführung und dem äußeren Erscheinungsbild befassen.
Liebe aus reinem Herzen: Dies legt die Vermutung nahe, dass das Problem in Ephesus gesetzlich-jüdischer Prägung war. Sie haben das Gebot und das Gesetz missverstanden.
Wenn das Verbringen von Zeit in Gottes Wort keine Liebe aus reinem Herzen, ein gutes Gewissen oder ungeheuchelten/aufrichtigen Glauben in uns hervorbringt, dann stimmt etwas nicht. Legalismus, d. h. Gesetzlichkeit, kann uns dazu bringen, Gottes Wort zu verdrehen, so dass wir, statt Liebe zu zeigen, hart und urteilend sind; statt ein gutes Gewissen zu haben, fühlen wir uns immer verurteilt, weil wir wissen, dass wir nicht mithalten können; und statt aufrichtigem Glauben vertrauen wir praktisch auf unsere eigene Fähigkeit, Gott zu gefallen.
Unnützem Geschwätz: Damit sind wahrscheinlich eitle Spekulationen über die Heilige Schrift gemeint, die zwar analytischen und unterhaltenden Wert gehabt haben mögen, aber nie als unsere geistige Nahrung gedacht waren.
In anderen Übersetzungen wird unnützes Geschwätz mit ‚leeres Gerede‘ übersetzt – es geht um bedeutungsloses Geschwätz.
Und verstehen doch nicht, was sie verkünden und als gewiss hinstellen: Das Problem war, dass die Lehrenden in Ephesus nicht einmal die Bedeutung ihrer eigenen Lehre verstanden.
3. Die Verurteilung der Legalisten durch Paulus ist keine Verurteilung des Gesetzes selbst
1. Timotheus 1, 8-11
1. Timotheus 1, 8-11 Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn man es gesetzmäßig anwendet und berücksichtigt, dass einem Gerechten kein Gesetz auferlegt ist, sondern Gesetzlosen und Widerspenstigen, Gottlosen und Sündern, Unheiligen und Gemeinen, solchen, die Vater und Mutter misshandeln, Menschen töten, Unzüchtigen, Knabenschändern, Menschenräubern, Lügnern, Meineidigen und was sonst der gesunden Lehre widerspricht, nach dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes, das mir anvertraut worden ist.
Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn man es gesetzmäßig anwendet: Der Zweck des Gesetzes besteht darin, uns unsere Sünde zu zeigen, nicht darin, uns zur Gerechtigkeit zu führen (wie in Galater 3, 24-25). Es wurde nicht für den Gerechten gemacht (der nach Galater 3, 11 im Glauben wandelt), sondern für die Gesetzlosen und Ungehorsamen, um ihnen ihre Sünde zu zeigen.
Es geht nicht darum, dass das Gesetz dem Gerechtennichts zu sagen hat, sondern dass es vor allem mit dem Gottlosen spricht. Zu der Aussage: „dass einem Gerechten kein Gesetz auferlegt ist“ bemerkte Clarke, dass das Wort ‚auferlegt‘ sich auf den Brauch bezieht, „Gesetze auf Tafeln zu schreiben und sie an öffentlichen Orten in Reichweite eines jeden Menschen aufzuhängen, damit sie von allen gelesen werden können; so würden alle sehen, gegen wen das Gesetz gerichtet war.“
Sondern Gesetzlosen und Widerspenstigen, Gottlosen und Sündern: Für Paulus sind gesunde Lehre und rechtes Verhalten lebenswichtig miteinander verbunden. Die in den Versen 9 und 10 beschriebenen sündigen Handlungen stehen im Widerspruch zur gesunden Lehre.
Viele Menschen werden jeden mit Standards – insbesondere höheren Standards – als Legalisten (= Gesetzlichen) verurteilen. Standards zu haben und sie einzuhalten, macht uns nicht zu Legalisten, und Gehorsam macht uns auch nicht zwangsweise zu Legalisten. Wir sind gesetzlich, wenn wir denken, dass das, was wir tun, das ist, was uns vor Gott gerecht macht.
Was sonst der gesunden Lehre widerspricht: Die Implikation ist, dass die Kirche in Ephesus in einer Kultur existierte, die von diesen in den Versen 9 und 10 aufgeführten Sünden geprägt war, und dass diejenigen, die Irrlehre lehrten, diesen sündigen Lebensstil in irgendeiner Weise erlaubten oder förderten.
Was sonst der gesunden Lehre widerspricht: „Denn der Apostel hatte keine Freude daran, noch mehr von dieser verfluchten Gruppe von Menschen zu erwähnen; sondern überlässt es dem Gesetz, mit ihnen umzugehen und sie aufzuhalten, so wie widerspenstige Tiere, Hunde, Löwen, Leoparden, angekettet und eingesperrt werden, damit sie kein Unheil anrichten können.“ (Clarke)
Die anscheinend sündige Umgebung von Ephesus zeigt uns einen weiteren Grund, warum es für Timotheus wichtig war, in Ephesus zu bleiben. Er sollte dort bleiben, weil es ein schwieriger Ort war, um Gott zu dienen und das Reich Gottes zu fördern. Er musste in Ephesus den brachliegenden Boden aufbrechen, anstatt an einen leichter zu pflügenden Ort zu fliehen.
Nach dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes: Obwohl das Gesetz keine Gerechtigkeit bringen kann, kann das Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes Gerechtigkeit bringen – ein Evangelium, das, mit den Worten des Paulus, Ihm anvertraut worden ist. Er spürte seine Verantwortung, das Evangelium zu bewahren und zu hüten und es an Timotheus und andere weiterzugeben.
C. Die persönliche Erfahrung des Paulus mit dem Evangelium
1. Warum wurde Paulus mit dem Evangelium betraut?
1. Timotheus 1, 12-14
1. Timotheus 1, 12-14 Und darum danke ich dem, der mir Kraft verliehen hat, Christus Jesus, unserem Herrn, dass er mich treu erachtet und in den Dienst eingesetzt hat, der ich zuvor ein Lästerer und Verfolger und Frevler war. Aber mir ist Erbarmung widerfahren, weil ich es unwissend im Unglauben getan habe. Und die Gnade unseres Herrn wurde über alle Maßen groß samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist.
Darum danke ich dem, der mir Kraft verliehen hat, Christus Jesus: Paulus wurde mit dem Evangelium betraut, weil Jesus Paulus Kraft verlieh, und Paulus dankte Jesus für diese Befähigung. Paulus wurde für diesen Dienst befähigt, weil er für diesen Dienst als treu erachtet wurde. Paulus’ Treue war die Voraussetzung dafür, dass Gott ihn gebrauchen konnte.
Wir sehen unseren christlichen Dienst oft als eine Sache der Freiwilligenarbeit. Doch im Hinblick auf Jesus und seine Kirche sind wir als Christen keine Freiwilligen. Wir sind Sklaven. Wir sind pflichtgebundene Diener Jesu, und von solchen Dienern wird Treue erwartet.
Dass er mich treu erachtet und in den Dienst eingesetzt hat: Man muss nicht klug sein, um treu zu sein; man muss weder talentiert noch begabt sein. Treue ist etwas sehr Bodenständiges, und jeder von uns kann an dem Ort treu sein, an den Gott uns gestellt hat.
Viele Menschen warten darauf, treu zu sein. Wir sagen uns: „Ich werde treu sein, wenn ich in dieser und jener Position bin.“ Das ist töricht. Wir sollten genau dort treu sein, wo wir stehen – unsere Treue zeigt sich in den kleinen Dingen.
Und in den Dienst eingesetzt hat: In der Originalsprache des Neuen Testaments hat das Wort ‚Dienst‘ nichts Hochherziges oder Spirituelles an sich. Es bedeutet nur, hart zu arbeiten und zu dienen. Doch für diesen ehemaligen Gotteslästerer und Verfolger des Volkes Gottes war dies eine große Ehre.
„Nachdem Paulus gerettet war, wurde er ein führender Heiliger. Der Herr hat ihm keinen zweitklassigen Platz in der Kirche zugeteilt. Er war der führende Sünder gewesen, aber sein Herr sagte deshalb nicht: ‚Ich rette dich, aber ich werde mich immer zu deinem Nachteil an deine Bosheit erinnern.‘ Nein! Sondern: Er erachtete ihn als treu, setzte ihn in den Dienst und in das Apostelamt ein, so dass er nicht einen Deut hinter dem eigentlichen Stamm der Apostel zurückblieb. Bruder, es gibt keinen Grund, warum du, wenn du in der Sünde sehr weit gegangen bist, nicht ebenso weit in der Nützlichkeit gehen solltest.“ (Spurgeon)
Der ich zuvor: Die Vergangenheit des Paulus disqualifizierte ihn nicht, Gott zu dienen. Gottes Barmherzigkeit und Gnade reichten aus, um seine Vergangenheit zu verdecken und ihn in die Lage zu versetzen, Gott zu dienen. Wir sollten nie das Gefühl haben, dass unsere Vergangenheit uns unfähig macht, von Gott gebraucht zu werden.
Mit diesen Worten gab Paulus Timotheus einen weiteren Grund, in Ephesus zu bleiben. Es ist wahrscheinlich ein Grund dafür, dass Timotheus Ephesus und seinen Dienst in Ephesus verlassen wollte, weil er sich des Werkes unwürdig oder unfähig fühlte. Diese Worte des Paulus versicherten Timotheus: „Wenn es jemanden gibt, der unwürdig ist, disqualifiziert zu werden, dann sollte ich es sein. Doch Gott hat einen Weg gefunden, mich zu gebrauchen, und er wird auch dich gebrauchen, wenn du in Ephesus bleibst.“
Weil ich es unwissend im Unglauben getan habe: Unwissenheit und Unglaubeentschuldigen niemals unsere Sünde, aber sie laden Gottes Barmherzigkeit ein, weil die Sünde in Unwissenheit und Unglaube einen weniger schuldig macht als den Gläubigen, der wissentlich sündigt.
Die Gnade unseres Herrn wurde über alle Maßen groß: Es war nicht Paulus‘ Unwissenheit, die ihn rettete; es war die über alle Maßen große Gnade Gottes (Gottes unverdiente Gunst).
2. Paulus fasst seine persönliche Erfahrung mit dem Evangelium zusammen
1. Timotheus 1, 15
1. Timotheus 1, 15 Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, von denen ich der größte bin.
Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert: Dieser ungewöhnliche Satz leitet eine Aussage von besonderer Bedeutung ein. Paulus verwendete diesen Satz fünf Mal in den Pastoralbriefen.
Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten: Jesus kam, um Sünder zu retten, aber nicht diejenigen, die unter der Illusion ihrer eigenen Gerechtigkeit leben. Wie Jesus lehrte, sind es die Kranken, die einen Arzt brauchen (Markus 2, 17).
Seit Jesus in die Welt kam, um Sünder zu retten, ist dies die erste notwendige Qualifikation, um ein Kind Gottes zu sein: ein Sünder zu sein. Sünder sind nicht disqualifiziert, zu Gott zu kommen, weil Jesus kam, um sie zu retten.
Wir sehen auch die große Gefahr darin, die Begriffe Sünde und Sünder aus unserem Vokabular zu streichen. Viele Prediger tun dies heute bewusst, weil sie von der Kanzel aus niemanden beleidigen wollen. Aber wenn Jesus gekommen ist, um Sünder zu retten, sollten wir dann nicht erkennen, wer diese Sünder sind? Wie sollen sie sonst zur Errettung kommen?
„Selbst diejenigen, die erkennen, dass das Werk Christi die Rettung ist, geben zu, dass es schwieriger ist zu glauben, dass diese Rettung den Sündern gehört. Unser Verstand neigt immer dazu, auf unserer eigenen Würdigkeit zu verweilen, und sobald unsere Unwürdigkeit offensichtlich wird, versagt unser Vertrauen. Je mehr ein Mensch also die Last seiner Sünden spürt, desto mutiger sollte er sich zu Christus bekennen und sich auf das verlassen, was hier gelehrt wird: Er ist gekommen, um das Heil nicht den Gerechten, sondern den Sündern zu bringen.“ (Calvin)
Von denen ich der größte bin: Der Anspruch des Paulus, der Größte der Sünder zu sein, war nicht Ausdruck einer seltsamen falschen Demut. Er hatte wirklich das Gefühl, dass seine Sünden ihn vor Gott mehr zur Rechenschaft zogen als andere.
Sind wir nicht alle gleichermaßen Sünder? Nein; „Alle Menschen sind wirklich Sünder, aber nicht alle Menschen sind in gleicher Weise Sünder. Sie sind alle im Sumpf; aber sie sind nicht alle gleich tief im Sumpf versunken.“ (Spurgeon)
Paulus fühlte – zu Recht –, dass seine Sünden schlimmer waren, weil er für den Tod, die Gefangenschaft und das Leiden der Christen verantwortlich war, die er verfolgte, bevor sein Leben durch Jesus verändert wurde (Apostelgeschichte 8, 3; 9, 1-2; 1. Korinther 15, 9; Galater 1, 13; Philipper 3, 6).
In Apostelgeschichte 26, 11 erklärte Paulus Agrippa, was seine schlimmste Sünde gewesen sein könnte: Und in allen Synagogen wollte ich sie oft durch Strafen zur Lästerung zwingen, und über die Maßen wütend gegen sie, verfolgte ich sie sogar bis in die auswärtigen Städte. Er zwang andere, Jesus zu lästern. „Das war in der Tat ein sehr schrecklicher Teil von Saulus‘ Sündhaftigkeit. Ihre Körper zu zerstören war schlimm genug. Aber auch ihre Seelen zu zerstören – sie zur Gotteslästerung zu zwingen, böse über den Namen zu sprechen, den sie als ihre Freude und ihre Hoffnung bekannten, war sicherlich die schlimmste Form, die selbst Verfolgung annehmen konnte. Er zwang sie unter Folter, dem Christus abzuschwören, den ihre Herzen liebten. Er begnügte sich nicht damit, sie zu töten, sondern er musste sie auch verdammen.“ (Spurgeon)
Es gibt schlimmere Arten von Sünde; Sünden, die dem Volk Gottes schaden, sind in Gottes Augen besonders schlimm. Wir müssen nüchtern prüfen, ob wir uns jetzt oder in der Vergangenheit schuldig gemacht haben, Gottes Volk zu schaden. „Gott erinnert sich an die Scherze und Spötteleien, die seinen Kleinen zugefügt wurden, und er gebietet denen, die sich ihnen hingeben, darauf zu achten. Ihr solltet besser einen König beleidigen als einen der Kleinen des Herrn.“ (Spurgeon).
„Der Kopf der Verzweiflung wird abgeschlagen und durch die Rettung des ‚Größten der Sünder‘ auf einen Pfahl gesteckt. Kein Mensch kann jetzt sagen, dass er ein zu großer Sünder ist, um gerettet zu werden, denn der Größte der Sünder wurde vor achtzehnhundert Jahren gerettet. Wenn der Anführer, das Oberhaupt der Bande, in dem kostbaren Blut gewaschen wurde und jetzt im Himmel ist, warum nicht auch ich? Warum nicht auch Du? “ (Spurgeon).
3. Paulus’ Rettung war ein Vorbild von Gottes Barmherzigkeit gegenüber Anderen
1. Timotheus 1, 16
1. Timotheus 1, 16 Aber darum ist mir Erbarmung widerfahren, damit an mir zuerst Jesus Christus alle Langmut erzeige, zum Vorbild für die, die künftig an ihn glauben würden zum ewigen Leben.
Aber darum ist mir Erbarmung widerfahren: Einem so schlechten Menschen wie Paulus ist Erbarmung widerfahren. Das bedeutet, dass die Tür für andere offensteht, die nicht so schlechte Sünder wie Paulus sind.
White drückt die Idee von Paulus wie folgt aus: „Die Langmut Christi wird nie einer schlimmeren Prüfung unterzogen werden als in meinem Fall, so dass kein Sünder jemals verzweifeln muss. Lasst uns also Gott dafür verherrlichen.“
Zum Vorbild für die, die künftig an ihn glauben würden: Dies erklärt einen weiteren Grund, warum Gott es liebt, Sünder zu retten. Sie werden zum Vorbild für diejenigen, die an Ihn glauben werden. Gott möchte, dass andere sehen, was Er tun kann, indem Er in uns arbeitet.
Diese Wahrheit – die Lehre –, die Paulus‘ Leben veränderte, war die Wahrheit, über die er Timotheus am Anfang des Kapitels zu wachen befahl.
Zum Vorbild: Paulus verstand unter der Inspiration des Heiligen Geistes, dass sein Leben, seine Bekehrung und sein Dienst für Gott in gewisser Weise ein Vorbild für andere Gläubige waren.
4. Das Lob des Paulus an den Gott, der ihn gerettet hat
1. Timotheus 1, 17
1. Timotheus 1, 17 Dem König der Ewigkeit aber, dem unvergänglichen, unsichtbaren, allein weisen Gott, sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Dem König der Ewigkeit: Paulus konnte nicht daran denken, wie schlecht es ihm ging und wie groß die Errettung Gottes sowie die Liebe Gottes waren, ohne einfach in spontanen Lobpreis auszubrechen.
Dem König der Ewigkeit aber, dem unvergänglichen, unsichtbaren, allein weisen Gott: Dieser Ausbruch von Lobpreis zeigt, dass Paulus Gott kannte und dass er Gott liebte.
Er wusste, dass Gott der ewige König ist, der in völliger Macht und Herrlichkeit regiert und herrscht.
Er wusste, dass Gott unvergänglich ist: Dass er existierte, bevor etwas anderes existierte, und dass er der Schöpfer aller Dinge ist.
Er wusste, dass Gott unsichtbar ist und dass wir ihn nicht vollständig erkennen können. Wir können Gott weder vollständig ergründen, noch all seine Geheimnisse kennen.
Er wusste, dass Gott allein weise ist, dass er Gott ist – und wir es nicht sind. Wir halten unsere Pläne und Einsichten für so wichtig, aber nur Gott allein kennt und versteht wirklich alle Dinge.
Sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit: Da Paulus all dies über Gott wusste, konnte er nicht aufhören, ihn zu preisen. Wenn wir jemals Schwierigkeiten haben, Gott anzubeten, dann deshalb, weil wir ihn nicht sehr gut kennen.
Diese Beschreibung Gottes gab Timotheus einen weiteren Grund, in Ephesus zu bleiben. Er konnte und sollte dort bleiben, wenn er die Größe des Gottes bedachte, dem er diente. Dieser große Gott war des Opfers des Timotheus würdig und konnte seinen Dienst in Ephesus befähigen.
D. Paulus‘ Auftrag an Timotheus: Den Kampf weiterführen
1. Der Auftrag, den guten Kampf zu kämpfen
1. Timotheus 1, 18
1. Timotheus 1, 18 Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Sohn Timotheus, gemäß den früher über dich ergangenen Weissagungen, damit du durch sie den guten Kampf kämpfst.
Dieses Gebot vertraue ich dir an: Auch hier ist das griechische Wort für Gebot (parangelia) dasselbe wie in 1. Timotheus 1, 3; es ist ein militärisches Wort, das sich auf einen Befehl eines kommandierenden Offiziers bezieht.
Zugleich drücken die Worte Sohn Timotheus eine Note väterlicher Liebe aus. Paulus war ernst, aber voller Liebe. „Es liegt eine eigenartig liebevolle Ernsthaftigkeit in dieser Verwendung des Personennamens, hier und am Schluss des Briefes.“ (White)
Gemäß den Weissagungen Paulus wollte, dass Timotheus darüber nachdenkt, was der Heilige Geist durch andere in der Vergangenheit zu ihm gesagt hatte, und von diesen gesagten Aussagen den Mut erhält, in Ephesus zu bleiben.
Offenbar hatte Gott durch andere durch die Gabe der Prophetie zu Timotheus gesprochen. Und die Worte waren eine Ermutigung für Timotheus, in der Schwierigkeit direkt vor ihm stark zu bleiben. Es könnte eine Beschreibung von Timotheus‘ zukünftigem Dienst gewesen sein; es könnte eine Warnung davor gewesen sein, in seiner Arbeit für Gott zaghaft zu sein. Was auch immer es war, Gott wollte, dass Timotheus in seiner gegenwärtigen Schwierigkeit daraus Kraft schöpft.
Die Weissagungen, die Timotheus zuvor erhalten hatte, könnten also eine Vorhersage seines zukünftigen Dienstes gewesen sein oder auch nicht. Wer aber weissagt, der redet für Menschen zur Erbauung, zur Ermahnung und zum Trost. (1. Korinther 14, 3). Es kann als eine Ankündigung der Zukunft dargestellt werden oder auch nicht.
Wir sollten es nicht merkwürdig finden, dass Gott durch andere in prophetischer Weise zu uns spricht; aber wir müssen darauf achten, alle Prophezeiungen (1. Korinther 14, 29) sowohl nach dem Wort Gottes als auch nach dem Zeugnis des Heiligen Geistes in anderen zu prüfen.
Wir müssen auch vor der extravaganten Prophezeiung auf der Hut sein; der Prophezeiung, die erklärt, dass diese oder jene Person „das mächtigste Amt haben wird, das die Welt je gesehen hat“, oder dergleichen. Diese Prophezeiungen sind äußerst manipulativ, denn es ist unangenehm, gegen sie zu sprechen.
Heutzutage ist es in manchen Kreisen nicht ungewöhnlich zu hören, dass jemand für größer erklärt wird als Paulus, Petrus, Moses oder Elia; Erklärungen wie „Du wirst ein Prophet wie Daniel sein und eine Salbung erhalten, die zehnmal größer ist als die aller deiner Mitarbeiter“ sind offensichtlich extravagant und manipulativ (denn nur wenige werden sich dagegen aussprechen). Diese sind selten von Gott.
Tom Stipe hat im Vorwort zu Counterfeit Revival eindringlich über dieses Phänomen geschrieben, da er in solchen Kreisen eine führende Rolle gespielt hat, bevor er das Falsche in all dem sah: „Nach nur ein paar Jahren schienen die Propheten zu fast jedem und über fast alles zu sprechen. Hunderte von … Mitglieder empfingen die ‚Gabe‘ der Prophezeiung und begannen, ihr Handwerk sowohl unter den Leitern als auch unter den Gemeindemitgliedern auszuüben. Die Menschen begannen, kleine Notizbücher mit Vorhersagen mit sich herumzutragen, die ihnen von den Propheten und Sehern überbracht worden waren. Sie strömten zu den Prophezeiungskonferenzen, die überall zu entstehen begannen. Die Menge der Menschen mit Notizbüchern eilte vorwärts in der Hoffnung, ausgewählt zu werden, um weitere Prophezeiungen zu erhalten, die sie in ihre prophetischen Tagebücher aufnehmen konnten … Nicht lange, nachdem ‚prophecy du jour‘ zur primären Richtungsvorgabe wurde, begann sich vor unseren Pastoralberatungsbüros eine Spur verwirrter Gläubiger anzustellen. Junge Menschen, denen als Teenager Erfolg und Ruhm durch Prophetie versprochen worden waren, blieben zurück, um die Scherben ihrer zerbrochenen Hoffnungen aufzusammeln, weil Gott anscheinend seine Versprechen zurückgenommen hatte. Die Leiter wurden von wütenden Gemeindemitgliedern überschwemmt, die Prophezeiungen über die großen Dienste erhalten hatten, welche aber von örtlichen Gemeindeleitern frustriert worden waren, die es versäumt hatten, ihre ‚neue Salbung‘ zu erkennen und ‚zu ermöglichen‘. Durch diese anhaltende Prophetie-Diät wurden einige Menschen schnell zu biblischen Analphabeten und entwickelten einen ‚Frag-einen-Propheten‘-Lebensstil, anstatt Gottes Wort zu studieren. Viele mussten ständig von einer prophetischen ‚Korrektur‘ zur nächsten leben, wobei ihre Hoffnung immer zu scheitern drohte, weil Gottes Stimme so spezifisch in der Verkündigung war und doch so schwer zu erfüllen schien. Die Telefonnummer eines Propheten zu besitzen, war wie ein Lagerhaus mit wertvollen Ratschlägen zu haben. Kleine, umklammerte Notizbücher ersetzten die Bibeln als bevorzugten Lesestoff während der Gottesdienste.“
Damit du durch sie den guten Kampf kämpfst: Im Mittelpunkt steht nicht das prophetische Wort, das Timotheus in der Vergangenheit gehört hat. Der Schwerpunkt liegt jetzt auf der Schlacht direkt vor seiner Nase, wo er den guten Kampf führen muss.
Timotheus hatte eine Aufgabe vor sich, und es sollte eine Schlacht werden. Es würde nicht einfach sein, oder bequem oder sorglos. Er musste an die Arbeit herangehen, die Paulus ihm in Ephesus hinterlassen hatte, wie ein Soldat sich der Schlacht nähert.
Dies gab Timotheus einen weiteren Grund, in Ephesus zu bleiben. Er sollte die Verantwortung spüren, zu bleiben, wenn ihm eigentlich danach war, zu gehen, denn er war wie ein Soldat in einer Schlacht, der seinen Posten nicht verlassen konnte.
2. Werkzeuge für die Kriegsführung: Glaube und ein gutes Gewissen
1. Timotheus 1, 19
1. Timotheus 1, 19 Indem du den Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst. Dieses haben einige von sich gestoßen und darum im Glauben Schiffbruch erlitten.
Glaube und ein gutes Gewissen: Diese sind wesentlich, wenn man für den Herrn kämpft. Sie schützen vor den geistlichen Angriffen des Zweifels und der Verdammnis.
Timotheus musste den Glauben haben, dass Gott die Kontrolle über ihn hatte und ihn führen würde, während Timotheus weiter nach ihm suchte.
Er musste ein gutes Gewissen haben, denn seine Feinde würden ihn angreifen. Und wenn Timotheus sich nicht richtig verhalten hätte, hätten sie einen guten Grund zum Angriff gehabt. Ein gutes Gewissen ist nicht nur ein Gewissen, das uns gefällt, sondern eines, das uns gefällt, weil wir das Richtige getan haben – es ist mit gutem Benehmen verbunden.
Dieses haben einige von sich gestoßen: Einige haben diese Waffen abgelehnt. Insbesondere spricht Paulus von der Ablehnung des Glaubens – diejenigen, die das ablehnen, was Jesus und die Apostel gelehrt haben, steuern auf den Untergang (Schiffbruch) zu.
Die einige von sich gestoßen haben: „Weggeworfen; wie ein törichter Soldat seinen Schild und seinen Brustpanzer oder ein gemachter Seemann Sextant, Ruder und Kompass.“ (Clarke)
„Es ist nicht gerechtfertigt, einen erlittenen Schiffbruch so zu interpretieren, als bedeute er, dass sie jenseits der Hoffnung auf Rettung verloren waren. Paulus selbst hatte mindestens viermal Schiffbruch erlitten (2. Korinther 11, 25), als er diesen Brief schrieb. Jedes Mal hatte er alles außer sich selbst verloren“ (White).
3. Zwei Menschen, die die Instrumente der Kriegsführung ablehnten
1. Timotheus 1, 20
1. Timotheus 1, 20 Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie gezüchtigt werden und nicht mehr lästern.
Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander: Von Hymenäus und Alexander wissen wir nichts anderes als das, was Paulus hier über sie gesagt hat. Paulus richtete sie offenbar wegen ihres Ungehorsams gegenüber Gott in Ketzerei, in ihrem Verhalten oder in beidem.
Wir sehen, dass Paulus sich nicht scheute, Gegner der Wahrheit namentlich zu benennen, wie er es in Römer 16, 17 sagte. Dies stand nicht im Widerspruch zu Jesu Gebot, nicht zu urteilen (Matthäus 7, 1-5): „Es ist zwar nicht Aufgabe der Christen, über die Motive oder Ämter des anderen zu urteilen, aber von uns wird sicherlich erwartet, dass wir in Bezug auf das Verhalten des anderen ehrlich sind.“ (Wiersbe)
Die ich dem Satan übergeben habe: Aus anderen Passagen des Neuen Testaments können wir vermuten, dass er dies getan hat, indem er sie außerhalb der Kirche in die Welt setzte, was der Herrschaftsbereich des Teufels ist. Die Strafe war eine Entfernung des Schutzes, nicht die Zufügung von Bösem.
Der Herr schützt uns vor vielen Angriffen Satans (Hiob 1, 10; Lukas 22, 31-32), und ein großer Teil dieses Schutzes kommt zu uns in dem, was wir empfangen, wenn wir uns als Christen versammeln.
Damit gab Paulus Timotheus einen weiteren Grund, in Ephesus zu bleiben. Er sollte es tun, weil nicht alle anderen es tun. Wir können nicht einfach so tun, als ob jeder Christ das tut, was Gott von ihm will, und dem Evangelium treu bleibt. Die Tatsache, dass einige nicht bis zum Ende treu bleiben, sollte uns einen weiteren Anreiz geben, nicht aufzugeben.
1. Timotheus 1 – Kämpfen für den Glauben
A. Einleitung
1. Die Identität des Autors Paulus
1. Timotheus 1, 1
1. Timotheus 1, 1
Paulus, Apostel Jesu Christi nach dem Befehl Gottes, unseres Retters, und des Herrn Jesus Christus, der unsere Hoffnung ist.
2. Die Identität des Empfängers: Timotheus
1. Timotheus 1, 2
1. Timotheus 1, 2
An Timotheus, [mein] echtes Kind im Glauben: Gnade, Barmherzigkeit, Friede [sei mit dir] von Gott, unserem Vater, und Christus Jesus, unserem Herrn!
B. Paulus drängt Timotheus, in Ephesus zu bleiben
1. Bleib in Ephesus und bleib bei der Heiligen Schrift
1. Timotheus 1, 3-4
1. Timotheus 1, 3-4
Ich habe dich ja bei meiner Abreise nach Mazedonien ermahnt, in Ephesus zu bleiben, dass du gewissen Leuten gebietest, keine fremden Lehren zu verbreiten und sich auch nicht mit Legenden und endlosen Geschlechtsregistern zu beschäftigen, die mehr Streitfragen hervorbringen als göttliche Erbauung im Glauben.
2. Der Zweck des Gebots
1. Timotheus 1, 5-7
1. Timotheus 1, 5-7
Das Endziel des Gebotes aber ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Davon sind einige abgeirrt und haben sich unnützem Geschwätz zugewandt; sie wollen Lehrer des Gesetzes sein und verstehen doch nicht, was sie verkünden und als gewiss hinstellen.
Das Problem war, dass die Lehrenden in Ephesus nicht einmal die Bedeutung ihrer eigenen Lehre verstanden.
3. Die Verurteilung der Legalisten durch Paulus ist keine Verurteilung des Gesetzes selbst
1. Timotheus 1, 8-11
1. Timotheus 1, 8-11
Wir wissen aber, dass das Gesetz gut ist, wenn man es gesetzmäßig anwendet
und berücksichtigt, dass einem Gerechten kein Gesetz auferlegt ist, sondern Gesetzlosen und Widerspenstigen, Gottlosen und Sündern, Unheiligen und Gemeinen, solchen, die Vater und Mutter misshandeln, Menschen töten, Unzüchtigen, Knabenschändern, Menschenräubern, Lügnern, Meineidigen und was sonst der gesunden Lehre widerspricht, nach dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes, das mir anvertraut worden ist.
Der Zweck des Gesetzes besteht darin, uns unsere Sünde zu zeigen, nicht darin, uns zur Gerechtigkeit zu führen (wie in Galater 3, 24-25). Es wurde nicht für den Gerechten gemacht (der nach Galater 3, 11 im Glauben wandelt), sondern für die Gesetzlosen und Ungehorsamen, um ihnen ihre Sünde zu zeigen.
C. Die persönliche Erfahrung des Paulus mit dem Evangelium
1. Warum wurde Paulus mit dem Evangelium betraut?
1. Timotheus 1, 12-14
1. Timotheus 1, 12-14
Und darum danke ich dem, der mir Kraft verliehen hat, Christus Jesus, unserem Herrn, dass er mich treu erachtet und in den Dienst eingesetzt hat, der ich zuvor ein Lästerer und Verfolger und Frevler war. Aber mir ist Erbarmung widerfahren, weil ich es unwissend im Unglauben getan habe. Und die Gnade unseres Herrn wurde über alle Maßen groß samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist.
2. Paulus fasst seine persönliche Erfahrung mit dem Evangelium zusammen
1. Timotheus 1, 15
1. Timotheus 1, 15
Glaubwürdig ist das Wort und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten, von denen ich der größte bin.
3. Paulus’ Rettung war ein Vorbild von Gottes Barmherzigkeit gegenüber Anderen
1. Timotheus 1, 16
1. Timotheus 1, 16
Aber darum ist mir Erbarmung widerfahren, damit an mir zuerst Jesus Christus alle Langmut erzeige, zum Vorbild für die, die künftig an ihn glauben würden zum ewigen Leben.
4. Das Lob des Paulus an den Gott, der ihn gerettet hat
1. Timotheus 1, 17
1. Timotheus 1, 17
Dem König der Ewigkeit aber, dem unvergänglichen, unsichtbaren, allein weisen Gott, sei Ehre und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
D. Paulus‘ Auftrag an Timotheus: Den Kampf weiterführen
1. Der Auftrag, den guten Kampf zu kämpfen
1. Timotheus 1, 18
1. Timotheus 1, 18
Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Sohn Timotheus, gemäß den früher über dich ergangenen Weissagungen, damit du durch sie den guten Kampf kämpfst.
„Nach nur ein paar Jahren schienen die Propheten zu fast jedem und über fast alles zu sprechen. Hunderte von … Mitglieder empfingen die ‚Gabe‘ der Prophezeiung und begannen, ihr Handwerk sowohl unter den Leitern als auch unter den Gemeindemitgliedern auszuüben. Die Menschen begannen, kleine Notizbücher mit Vorhersagen mit sich herumzutragen, die ihnen von den Propheten und Sehern überbracht worden waren. Sie strömten zu den Prophezeiungskonferenzen, die überall zu entstehen begannen. Die Menge der Menschen mit Notizbüchern eilte vorwärts in der Hoffnung, ausgewählt zu werden, um weitere Prophezeiungen zu erhalten, die sie in ihre prophetischen Tagebücher aufnehmen konnten …
Nicht lange, nachdem ‚prophecy du jour‘ zur primären Richtungsvorgabe wurde, begann sich vor unseren Pastoralberatungsbüros eine Spur verwirrter Gläubiger anzustellen. Junge Menschen, denen als Teenager Erfolg und Ruhm durch Prophetie versprochen worden waren, blieben zurück, um die Scherben ihrer zerbrochenen Hoffnungen aufzusammeln, weil Gott anscheinend seine Versprechen zurückgenommen hatte. Die Leiter wurden von wütenden Gemeindemitgliedern überschwemmt, die Prophezeiungen über die großen Dienste erhalten hatten, welche aber von örtlichen Gemeindeleitern frustriert worden waren, die es versäumt hatten, ihre ‚neue Salbung‘ zu erkennen und ‚zu ermöglichen‘.
Durch diese anhaltende Prophetie-Diät wurden einige Menschen schnell zu biblischen Analphabeten und entwickelten einen ‚Frag-einen-Propheten‘-Lebensstil, anstatt Gottes Wort zu studieren. Viele mussten ständig von einer prophetischen ‚Korrektur‘ zur nächsten leben, wobei ihre Hoffnung immer zu scheitern drohte, weil Gottes Stimme so spezifisch in der Verkündigung war und doch so schwer zu erfüllen schien. Die Telefonnummer eines Propheten zu besitzen, war wie ein Lagerhaus mit wertvollen Ratschlägen zu haben. Kleine, umklammerte Notizbücher ersetzten die Bibeln als bevorzugten Lesestoff während der Gottesdienste.“
2. Werkzeuge für die Kriegsführung: Glaube und ein gutes Gewissen
1. Timotheus 1, 19
1. Timotheus 1, 19
Indem du den Glauben und ein gutes Gewissen bewahrst. Dieses haben einige von sich gestoßen und darum im Glauben Schiffbruch erlitten.
3. Zwei Menschen, die die Instrumente der Kriegsführung ablehnten
1. Timotheus 1, 20
1. Timotheus 1, 20
Zu ihnen gehören Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie gezüchtigt werden und nicht mehr lästern.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.