1. Samuel 4 – Der Raub der Bundeslade

A. Die Bundeslade wird Israel weggenommen

1. Israel wird von den Philistern besiegt

1. Samuel 4, 1-2

1. Samuel 4, 1-2
Und das Wort Samuels erging an ganz Israel. Und Israel zog aus in den Kampf, den Philistern entgegen, und lagerte sich bei Eben-Eser; die Philister aber hatten sich bei Aphek gelagert. Und die Philister stellten sich in Schlachtordnung auf gegen Israel. Als aber der Kampf sich ausbreitete, wurde Israel von den Philistern geschlagen; und sie erschlugen aus den Schlachtreihen im Feld etwa 4 000 Mann.

  1. Israel zog aus in den Kampf, den Philistern entgegen: In dieser Zeit gab es keine große Weltmacht (wie Ägypten oder Assyrien), die versuchte, die Region zu beherrschen. Daher trug Israel seine Kämpfe gegen seine unmittelbaren Nachbarn aus, z. B. die Moabiter, die Ammoniter oder, wie hier, die Philister.
    1. Israel befand sich mit Moab und Ammon auf Augenhöhe, aber die Philister hatten eine griechische Militärausrüstung (wie Helme, Schilde, Kettenpanzer, Schwerter und Speere), was die Philister zu furchterregenderen Gegnern machte. Die Philister waren das erste Volk in Kanaan, das Eisen verarbeitete, und sie machten das Beste daraus.
    2. Die Philister waren ein eingewandertes Volk, das aus der militärischen Aristokratie Kretas stammte (Amos 9, 7). Zur Zeit Abrahams waren nur wenige Philister im Land, aber kurz nachdem Israel aus Ägypten nach Kanaan gekommen war, wurden es deutlich mehr. Sie waren in fünf Stadtstaaten aufgeteilt.
    3. Dies war eine schwierige Zeit für Israel. „Niemals schien die Situation hoffnungsloser zu sein als zu der Zeit, in der Samuel aufwuchs. Die Philister, die nicht nur durch einen ständigen Zustrom von Einwanderern, sondern auch durch die Einfuhr von Waffen aus Griechenland gestärkt wurden, waren dabei, Israel schnell auf den Zustand eines unterlegenen Volkes zu reduzieren.“ (Smith, Pulpit Commentary)
  2. Das Wort Samuels erging an ganz Israel … und Israel zog aus in den Kampf: Das bedeutet nicht, dass die Schlacht durch Samuel veranlasst wurde. Einige traditionellen Manuskripte (vor allem in der Septuaginta ersichtlich) machen deutlich, dass die Philister diesen Konflikt ausgelöst haben. Doch die Schlacht endete in einer Katastrophe: Israel wurde von den Philistern geschlagen; und sie erschlugen aus den Schlachtreihen im Feld etwa 4 000 Mann.

2. Die Ältesten Israels reagieren darauf indem sie ihr Vertrauen voller Aberglauben in die Bundeslade setzen

1. Samuel 4, 3-4

1. Samuel 4, 3-4
Und als das Volk ins Lager zurückkam, da sprachen die Ältesten von Israel: Warum hat uns der HERR heute vor den Philistern geschlagen? Lasst uns die Bundeslade des HERRN von Silo zu uns herholen, so wird Er in unsere Mitte kommen und uns aus der Hand unserer Feinde retten! Und das Volk sandte nach Silo und ließ die Bundeslade des HERRN der Heerscharen, der über den Cherubim thront, von dort holen. Und die beiden Söhne Elis, Hophni und Pinehas, waren dort bei der Bundeslade Gottes.

  1. Lasst uns die Bundeslade … zu uns herholen … so wird er … uns aus der Hand unserer Feinde retten: Die Ältesten Israels kamen nach der Schlacht mit den Philistern zu dem Schluss, dass die nächste Schlacht gewonnen werden könnte, wenn ihre Soldaten die Bundeslade mitnehmen würden.
    1. Die Bundeslade war die Darstellung von Gottes Thron in Israel. Sie wurde im Allerheiligsten der Stiftshütte aufbewahrt; das Volk sah sie nie. Nur der Hohepriester durfte dort eintreten und die Bundeslade sehen, und das auch nur einmal im Jahr. Die Ältesten wollten diese Darstellung von Gottes Thron aus dem Allerheiligsten herausnehmen (sie durfte bewegt werden, wenn die Stiftshütte bewegt werden sollte), sie bedecken und sie mit in die Schlacht nehmen. Sie hofften, es würde ihnen die Zuversicht geben, dass Gott wirklich mit ihnen war.
    2. Die Bundeslade war vorher auch schon mit in die Schlacht gezogen. Die Bundeslade wurde vor den gerüsteten Kriegern um die Stadt Jericho getragen (Josua 6, 6-8). Mose befahl den Priestern, die Bundeslade in die Schlacht gegen die Midianiter zu tragen (4. Mose 31, 6). Später brachte Saul die Bundeslade mit in die Schlacht (1. Samuel 14, 18), wie auch David (2. Samuel 11, 11).
  2. So wird Er uns retten: Die Ältesten spürten zu Recht, dass sie Gottes Hilfe brauchten, um den Kampf zu gewinnen. Aber sie suchten ihre Hilfe am falschen Ort. Anstatt demütig Buße zu tun und sich auf Gott zu besinnen, wandten sie Methoden an, die Gott nicht abgesegnet hatte. Ihnen war nur wichtig, ob es funktionierte.
    1. Sie glaubten, die Anwesenheit der Bundeslade würde Gott dazu bringen, für sie einzutreten. „Sie dachten, dass Gott gezwungen wäre, für sie zu kämpfen. Wenn er nicht bereit war, es um ihretwillen zu tun, würde er es um seiner Ehre willen tun müssen.“ (Ellison)
    2. Der Vorschlag schien zweifellos brillant zu sein. Sie waren wahrscheinlich froh, eine so gute Lösung gefunden zu haben.
  3. So wird er … uns aus der Hand unserer Feinde retten: In der King-James-Übersetzung steht hier „So wird sie (die Bundeslade) uns aus der Hand unserer Feinde retten“. Sie betrachteten die Bundeslade als den ultimativen ‚Glücksbringer‘ und glaubten, dass sie nicht verlieren konnten, wenn sie dort war. Sie erwarteten, dass die Lade sie retten würde, nicht der Herr.
    1. „Anstatt zu versuchen, mit Gott ins Reine zu kommen, machten sich diese Israeliten daran, abergläubische Mittel zu finden, um den Sieg über ihre Feinde zu erringen. Die meisten von uns haben so etwas auch schon getan. Wir denken an tausend Erfindungen; aber wir vernachlässigen die eine Sache, die notwendig ist … Sie vergessen die Hauptsache, die darin besteht, Gott auf den Thron ihres Lebens zu setzen und danach zu streben, seinen Willen durch den Glauben an Jesus Christus zu tun.“ (Spurgeon)
    2. „Es gibt viele Christen, die sich, wie diese Ältesten, wenn sie feststellen, dass sie von der Welt und dem Teufel geschlagen werden, den Kopf zerbrechen, um alle möglichen Gründe dafür zu erfinden, dass Gott sie züchtigt, aber nicht den wahren Grund sehen, nämlich dass sie sich von ihm entfernt haben.“ (Maclaren)
  4. Und die beiden Söhne Elis, Hophni und Pinehas, waren dort bei der Bundeslade Gottes: Anstatt auf die Lade zu vertrauen, sollten sie sich mehr Sorgen darüber machen, dass die Bundeslade von Priestern betreut und getragen wurde, die den Herrn verlassen hatten.

3. Israels Vertrauen in die Bundeslade

1. Samuel 4, 5

1. Samuel 4, 5
Und es geschah, als die Bundeslade des HERRN in das Lager kam, da jauchzte ganz Israel mit großem Jauchzen, sodass die Erde erbebte.

  1. Da jauchzte ganz Israel mit großem Jauchzen, sodass die Erde erbebte: Jemand, der an Israels Lager vorbeikommt, würde denken, dass etwas Ungeheuerliches passiert ist. Sicherlich würde man das für einen großartigen Gottesdienst halten, und viele würden denken, dass Israel Gott wirklich vertraut. Aber entgegen allen Anscheins war es in Wirklichkeit nichts. All der Lärm und die Aufregung bedeuteten nichts, weil sie nicht auf Gottes Wahrheit gegründet waren.
    1. Die Israeliten hielten sich wahrscheinlich für besser als die Philister, weil die Philister Heiden waren und Götzen anbeteten. Doch die Israeliten dachten und handelten genau wie die Heiden und dachten, sie könnten Gott manipulieren und ihn dazu zwingen, das zu tun, was sie von ihm wollten.
    2. „Hätten sie sich gedemütigt und andächtig und inbrünstig dafür gebetet, dass sie Erfolg haben, wären sie erhört und gerettet worden. Ihr Geschrei bewies sowohl ihre Eitelkeit als auch ihren fehlenden Glauben.“ (Clarke)
  2. Die Erde erbebte: „Nun, ihr Lieben, wenn ihr Gott anbetet, jubelt, wenn ihr von heiliger Freude erfüllt seid. Wenn der Jubelruf aus eurem Herzen kommt, würde ich euch nicht ermutigen, ihn zu unterdrücken. Gott bewahre uns davor, dass wir über die Anbetung eines Menschen urteilen! Aber sei nicht so töricht, anzunehmen, dass, nur weil es viel Lärm gibt, es dort auch viel Glauben geben muss. Der Glaube ist ein stilles Wasser, es fließt tief. Wahrer Glaube an Gott kann sich mit Springen und Jubelschreien ausdrücken; und es ist eine großartige Sache, wenn er das tut; aber er (der Glaube) kann auch still vor dem Herrn sitzen, und das ist vielleicht eine noch großartigere Sache.“ (Spurgeon)

4. Die Angst der Philister vor der Bundeslade

1. Samuel 4, 6-9

1. Samuel 4, 6-9
Als aber die Philister den Schall dieses Jauchzens hörten, sprachen sie: Was bedeutet der Schall eines so großen Jauchzens im Lager der Hebräer? Und sie erfuhren, dass die Lade des HERRN in das Lager gekommen war. Da fürchteten sich die Philister, denn sie sprachen: Gott ist in das Lager gekommen! Und sie sprachen: Wehe uns! Denn so etwas ist bisher noch nie geschehen! Wehe uns! Wer wird uns von der Hand dieser mächtigen Götter erretten? Das sind die Götter, welche die Ägypter in der Wüste mit allerlei Plagen schlugen! So seid nun tapfer und erweist euch als Männer, ihr Philister, damit ihr den Hebräern nicht dienen müsst, wie sie euch gedient haben. Seid Männer und kämpft!

  1. Gott ist in das Lager gekommen: Wir sollten den Philistern, dafür, dass sie verstanden haben, dass die Bundeslade die Gegenwart Gottes darstellte, und für ihr Wissen über die Geschichte Israels ein Kompliment machen.
    1. Sie wussten, dass es ungewöhnlich für die Israeliten war, die Bundeslade mit in die Schlacht zu bringen (denn so etwas ist bisher noch nie geschehen), und sie wussten, dass der Gott Israels die Ägypter besiegt hatte (welche die Ägypter in der Wüste mit allerlei Plagen schlugen).
  2. Diese mächtigen Götter: Auch wenn sie nicht viel über Gott wussten, erkannten die Philister, dass der Gott Israels ihren Göttern weit überlegen war. Dennoch ordneten sie sich Gott nicht unter, sondern waren einfach entschlossen, umso mehr gegen ihn zu kämpfen. Wenn sie wirklich glaubten, dass ihre Götter größer waren als der Gott Israels, hätten sie sich keine Sorgen machen müssen. Wenn sie glaubten, dass der Gott Israels größer war als ihre Götter, hätten sie sich ihm unterordnen sollen.
    1. Auch wir wissen oft, dass Gott größer ist und es verdient, dass wir uns ihm unterordnen. Doch auch wir widersetzen uns Gott oft, anstatt uns ihm unterzuordnen. Das Problem lag nicht in mangelnder Erkenntnis, sondern was ihnen fehlte was die Bereitschaft, sich Gott zu unterwerfen.
  3. So seid nun tapfer und erweist euch als Männer, ihr Philister: Die Anwesenheit der Bundeslade gab den Philistern nicht das Gefühl, aufgeben zu müssen. Stattdessen gab sie ihnen das Gefühl, dass sie umso härter kämpfen mussten, um die Widrigkeiten zu überwinden. Sie hatten den Mut der Verzweiflung.
    1. Wir können uns von den gottlosen Philistern etwas abschauen. Christen müssen mehr von diesem Mut zeigen. Anstatt aufzugeben, wenn die Dinge schlecht aussehen, sollten wir dem Herrn vertrauen und umso härter kämpfen und beschließen, dass wir nicht aufgeben werden. Mit Mut und Beharrlichkeit lassen sich viele Schlachten gewinnen, auch wenn dies manchmal auf der falschen Seite geschieht.

5. Die Bundeslade wird mit in den Kampf genommen und Israel wird schlimmer als zuvor besiegt

1. Samuel 4, 10-11

1. Samuel 4, 10-11
Da kämpften die Philister, und Israel wurde geschlagen, und jeder floh in sein Zelt; und die Niederlage war sehr groß, da aus Israel 30 000 Mann Fußvolk fielen. Und die Lade Gottes wurde weggenommen, und die beiden Söhne Elis, Hophni und Pinehas, kamen um.

  1. Israel wurde geschlagen: Es gab drei Gründe für diese große Niederlage. Erstens: Die Philister kämpften mit dem Mut der Verzweiflung. Zweitens glaubten die Israeliten, dass die Schlacht leicht zu gewinnen sein würde, wenn die Bundeslade dabei wäre, und strengten sich nicht so sehr an. Außerdem segnete Gott Israels Aberglauben, der auf die Macht der Lade statt auf die Macht Gottes vertraute, nicht.
    1. Wir machen oft denselben Fehler und glauben, dass wir uns nicht so anstrengen müssen, wenn Gott mit uns ist. Wir denken, wenn Gott auf unserer Seite ist, wird die Aufgabe leicht zu erledigen sein. Das stimmt vielleicht gar nicht.
    2. Wie sich herausstellte, fühlte Gott sich nicht verpflichtet, die Israeliten zu segnen, nur weil sie die Bundeslade mit in den Kampf nahmen. Er wollte sich nicht von dem Aberglauben der Israeliten erpressen lassen. Gott ist eine Person, und kein Flaschengeist, der nach dem Willen des Menschen beschworen werden kann.
  2. Da aus Israel 30 000 Mann Fußvolk fielen: Israel verlor nicht nur, sondern sie verloren weitaus mehr als vor dem Zeitpunkt, wo sie die Bundeslade in die Schlacht mitnahmen. Der Verlust von etwa viertausend Männern hatte sie dazu veranlasst, die Lade mitzunehmen (1. Samuel 4, 2). Mit der Bundeslade wurden mehr als siebenmal so viele Männer aus dem Volk Israel getötet.
    1. In den späten 70er Jahren wurde eine fünfzeilige Inschrift auf einem Getreidesilo in den Ruinen von Izbet Sarteh gefunden. Als sie entziffert wurde, stellte sich heraus, dass sie einen Bericht der Philister über diese Schlacht und den Raub der Bundeslade enthielt, wobei sogar der Priester Hophni ausdrücklich erwähnt wurde. Dies ist der früheste bekannte außerbiblische Hinweis auf ein alttestamentarisches Ereignis.
  3. Die Lade Gottes wurde weggenommen: Das war schlimmer, als nur eine Schlacht zu verlieren. Genau das ‚Ding‘, von dem sie dachten, es würde die Schlacht gewinnen, wurde erbeutet. Israel machte ein Götzenbild aus der Bundeslade, und Gott reagiert auf unseren Götzendienst oft, indem er uns unsere Götzen wegnimmt.
    1. Wir können gute Dinge zu Götzen machen. An der Bundeslade selbst gab es nichts auszusetzen. Gott befahl ihnen, sie zu bauen. Sie war wichtig für Israel. Er sagte ihnen, sie sollten die Gesetzestafeln, einen Krug mit Manna und Aarons Stab, der Knospen trug, in die Bundeslade legen. Doch selbst eine gute Sache wie die Bundeslade kann zum Götzen gemacht werden, und Gott duldet unsere Götzen nicht.
    2. Die Lade Gottes wurde weggenommen, aber der Gott der Bundeslade war immer noch auf dem Thron im Himmel und gebrauchte diese Umstände zu seiner Ehre. Israel dachte, sie könnten den Gott der Bundeslade ignorieren und ihr Heil in der Bundeslade Gottes finden. Gott zeigte ihnen, dass er größer als die Bundeslade war.
  4. Die beiden Söhne von Eli, Hophni und Pinehas, kamen um: Die Priester, die die Bundeslade beaufsichtigen sollten, wurden in der Schlacht getötet. Gott hatte versprochen, dass die beiden Söhne Elis, als Beweis für sein endgültiges Gericht über das Haus Eli, am selben Tag sterben würden (1. Samuel 2, 34). Nun kam der Beweis für das Urteil Gottes.

B. Israels große Verzweiflung über den Verlust der Lade

1. Eli erfährt von dem Verlust der Bundeslade Gottes und stirbt

1. Samuel 4, 12-18

1. Samuel 4, 12-18
Da lief ein Benjaminiter aus den Schlachtreihen weg und kam am selben Tag nach Silo; seine Kleider waren zerrissen, und Erde war auf sein Haupt gestreut. Und als er hineinkam, siehe, da saß Eli auf dem Stuhl an der Seite des Weges und hielt Ausschau; denn sein Herz bangte um die Lade Gottes. Als nun der Mann in die Stadt kam und Bericht brachte, da schrie die ganze Stadt auf. Und als Eli das laute Geschrei hörte, fragte er: Was ist das für ein Lärm? Da kam der Mann schnell und berichtete es Eli. Eli aber war 98 Jahre alt, und seine Augen waren starr, sodass er nicht [mehr] sehen konnte. Aber der Mann sprach zu Eli: Ich komme vom Schlachtfeld; ich bin heute vom Schlachtfeld geflohen! Er aber sprach: Wie steht die Sache, mein Sohn? Da antwortete der Bote und sprach: Israel ist vor den Philistern geflohen, und das Volk hat eine große Niederlage erlitten, und auch deine beiden Söhne, Hophni und Pinehas, sind tot; und die Lade Gottes ist weggenommen! Als er aber die Lade Gottes erwähnte, da fiel [Eli] rückwärts vom Stuhl neben dem Tor und brach das Genick und starb; denn er war alt und ein schwerer Mann. Er hatte aber Israel 40 Jahre lang gerichtet.

  1. Da lief ein Benjaminiter aus den Schlachtreihen weg und kam am selben Tag nach Silo: Die Schlacht fand in der Nähe von Aphek statt (1. Samuel 4, 1), und von Aphek nach Silo waren es mindestens 32 Kilometer. Der Bote hatte einen weiten Weg hinter sich zu bringen, die Strecke führte größtenteils bergauf, und die Nachricht die er zu überbringen hatte, war sehr schlecht.
    1. Weil die Nachricht so schlecht war, waren seine Kleider zerrissen und Erde war auf sein Haupt gestreut. Das waren unter anderem traditionelle Zeichen der Trauer. Der Bote brachte schlechte Nachrichten, und er ließ sein Aussehen widerspiegeln, wie schlecht diese waren.
    2. Nach einer nicht näher belegten jüdischen Tradition war dieser namenlose Bote aus dem Stamm Benjamin ein junger Mann namens Saul.
  2. Da saß Eli auf dem Stuhl an der Seite des Weges und hielt Ausschau; denn sein Herz bangte um die Lade Gottes: Eli wartete bei der Stiftshütte ängstlich auf Berichte von der Schlacht. Eli war zu Recht mehr um das Schicksal der Lade besorgt als um das Schicksal seiner Söhne.
    1. Warum war er so nervös? Eli wusste, dass es unklug war, die Lade auf eine Reise zu schicken, die voller Aberglauben war, und sein Gewissen ließ ihn befürchten, dass diese Reise katastrophal enden würde.
  3. Da fiel [Eli] rückwärts vom Stuhl neben dem Tor und brach das Genick und starb: Eli fiel um und starb wegen der Nachricht von der Bundeslade (als er aber die Lade Gottes erwähnte). Es war nicht die Nachricht von Israels Niederlage in der Schlacht, oder dem schweren Verlust in der Armee, oder sogar die Nachricht vom Tod seiner eigenen Söhne, die ihn tötete. Es war die Nachricht, dass die Bundeslade Gottes weggenommen worden war.
    1. „Kein Schwert eines Philisters hätte ihn heftiger erwischen können; man kann auch nicht sagen, ob sein Hals oder sein Herz zuerst gebrochen wurde.“ (Trapp)
    2. Gott hatte schon verheißen, dass die beiden Söhne Elis als Zeichen des Gerichts über das Haus Elis – am selben Tag sterben würden – (1. Samuel 2, 34). Gott hatte aber nicht angekündigt, dass dies auch für Eli galt. In der Prophetie sagt uns Gott vieles, aber nicht alles. Manches wird erst vollständig erkannt, wenn es erfüllt ist.
    3. Anderen Stellen zufolge gingen die Philister, nachdem sie die israelische Armee besiegt hatten, dazu über, die Stadt Silo selbst zu zerstören (Psalm 78, 60-64, Jeremia 7, 12 und 26, 9).

2. Das Leid der Familie von Eli wurde noch größer

1. Samuel 4, 19-22

1. Samuel 4, 19-22
Aber seine Schwiegertochter, die Frau des Pinehas, stand vor der Geburt. Als sie nun das Geschrei hörte, dass die Lade Gottes weggenommen und ihr Schwiegervater und ihr Mann tot seien, da sank sie nieder und gebar; denn es überfielen sie ihre Wehen. Als sie aber im Sterben lag, sprachen die Frauen, die neben ihr standen: Fürchte dich nicht, du hast einen Sohn geboren! Aber sie antwortete nichts und beachtete es nicht. Und sie nannte den Knaben Ikabod und sprach: Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen!, weil die Lade Gottes weggenommen worden war, und wegen ihres Schwiegervaters und ihres Mannes. Und sie sprach wiederum: Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen, denn die Lade Gottes ist weggenommen!

  1. Als sie nun das Geschrei hörte: Die arme Frau von Pinehas! Sie war schwanger und hörte vom Tod ihres Mannes, ihres Schwagers, ihres Schwiegervaters, von einem Gemetzel unter den Soldaten Israels, von einer verlorenen Schlacht und von dem Raub der Bundeslade – alles an einem Tag. Der Schmerz war zu groß, und es überfielen sie ihre Wehen.
  2. Und sie nannte den Knaben Ikabod: Für eine jüdische Frau war die Geburt eines Sohnes eine wunderbare Nachricht – nicht so an diesem Tag für die Frau von Pinehas. Um ihr Leid und die nationale Tragödie von Israel zu reflektieren, nannte sie das Kind Ikabod, was bedeutet: „Die Herrlichkeit ist von Israel gewichen.
    1. Aber sie antwortete nichts und beachtete es nicht: Ihr Kummer war so groß, dass er ihre mütterliche Freude über die Geburt ihres Sohnes übermannte. In ihren Augen hatte sie alles verloren, und auch die Lust am Leben war ihr vergangen.
  3. Die Herrlichkeit ist gewichen: Die Herrlichkeit Gottes, dargestellt durch die Bundeslade, war von Israel gewichen. Die Philister besaßen sie nun.
    1. Die Herrlichkeit Gottes war in gewisser Weise gewichen. Aber die Herrlichkeit war schon gewichen, als Israel aufhörte, Buße zu tun und Gott zu vertrauen, und anfing, voller Aberglauben auf die Bundeslade selbst zu vertrauen. „Die Herrlichkeit Gottes war tatsächlich gewichen, aber nicht, weil ihnen die Lade Gottes weggenommen worden war; die Bundeslade war geraubt worden, weil die Herrlichkeit bereits gewichen war.“ (Ellison)
    2. Wie konnte Gott zulassen, dass etwas so Schreckliches passiert? Erstens erlaubte er es als gerechte Strafe gegen Israel als Volk und die Familie von Eli. Sie erhielten einfach, was sie verdienten. Zweitens erlaubte Gott es als eine Zurechtweisung für die Nation, damit sie nicht auf die Bundeslade Gottes vertrauten, sondern auf den Gott der Bundeslade. Und zuletzt, obwohl es den Menschen so schrecklich erschien, war es so schrecklich für Gott? Hat Gott in diesem Moment im Himmel die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und sich Sorgen gemacht, wie die Dinge ausgehen würden? War er besorgt um seinen Ruf? War er besorgt über die Philister und ihre Götter? Wenn man es so betrachtet, war die Herrlichkeit überhaupt nicht gewichen. Stattdessen begann Gott gerade, seine Herrlichkeit zu zeigen.
    3. Viele Umstände, die wir als Unglück ansehen, benutzt Gott auf wunderbare Weise, um sich selbst zu verherrlichen. Israel war zu Recht traurig darüber, dass an diesem Tag Menschen getötet wurden und die Lade geraubt wurde. Aber sie hätten in dem Bewusstsein, dass Gott sehr wohl in der Lage war, für sich selbst zu sorgen, zuversichtlich sein sollen.
    4. „So wie Gott durch dieses Ereignis kein Verlierer war, so waren die Philister dadurch keine Gewinner; und wie wir sehen werden hat Israel, dadurch alles in allem, mehr Gutes als Schlechtes erhalten.“ (Poole)

© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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