1. Samuel 28 – Saul und die Totenbeschwörerin in Endor
Die ersten beiden Verse von 1. Samuel 28 knüpfen an das vorhergehende Kapitel an, deshalb werden sie im Kommentar zu 1. Samuel 27 betrachtet.
A. Sauls verzweifelte Situation
1. Sauls Angst vor dem Angriff der Philister
1. Samuel 28, 3-5
1. Samuel 28, 3-5 (Samuel aber war gestorben, und ganz Israel hatte um ihn Leid getragen und ihn in seiner Stadt Rama begraben. Saul aber hatte die Wahrsager und Zeichendeuter aus dem Land vertrieben.) Und die Philister versammelten sich und kamen und lagerten sich bei Schunem. Und Saul versammelte ganz Israel; und sie lagerten sich auf [dem Bergland] Gilboa. Als aber Saul das Heer der Philister sah, fürchtete er sich, und sein Herz wurde ganz verzagt.
Samuel aber war gestorben: Von Samuels Tod wurde ursprünglich in 1. Samuel 25, 1 berichtet. Hier wird die Tatsache erneut erwähnt, um die geistliche Lücke zu betonen, die Samuels Weggang hinterlassen hat.
Saul aber hatte dieWahrsager und Zeichendeuter aus dem Land vertrieben: Man kann Saul zu Gute halten, dass er die Gebote des mosaischen Gesetzes befolgte, indem er diejenigen zu vertrieb, die okkulte Künste praktizierten. Gott befahl, in Passagen wie 3. Mose 19, 31; 20, 6+27 und in 5. Mose 18, 9-14, dass Wahrsager und Zeichendeuter (diejenigen, die entweder mit den Toten und Geisterwesen in Kontakt treten können oder dies behaupten) keinen Platz unter seinem Volk haben sollten. Saul tat dies in seinen früheren Tagen, als er noch von Samuels Führung beeinflusst wurde.
Dinge wie Tarotkarten, Kristallkugeln, Horoskope und Hexenbretter sind moderne Versuche Formen des Okkultismus zu praktizieren. Sie sind gefährliche Verbindungen zum Dämonischen, auch wenn sie nur zum Spaß durchgeführt werden. Christen sollten nichts mit okkulten Künsten oder Praktiken zu tun haben.
Und die Philister versammelten sich und kamen und lagerten sich bei Schunem: Die geographische Lage von Schunem deutet darauf hin, dass die Philister Israel und Saul heftig angegriffen haben.
„Shunem, im Tal Jesreel, lag etwa zwanzig Meilen nördlich von Aphek, der nördlichsten Stadt der Philister. Die Tatsache, dass die Philister so weit vorgedrungen waren, ist ein Hinweis darauf, dass sie das Reich Sauls beherrschten und die Absicht hatten, bis zum Jordan vorzudringen.“ (Baldwin)
Als aber Saul das Heer der Philister sah, fürchtete er sich, und sein Herz wurde ganz verzagt: Lange vor seinem Abstieg, als Saul noch mit dem Geist Gottes lebte, war er ein sehr mutiger Mann (wie in 1. Samuel 11, 6-11). Saul begann seinen Mut zu verlieren, als der Geist von ihm wich (1. Samuel 16, 14), und jetzt, nach dem Tod Samuels, scheint sein Mut fast völlig verschwunden zu sein.
2. Gott spricht nicht zu Saul
1. Samuel 28, 6
1. Samuel 28, 6 Und Saul befragte den HERRN; aber der HERR antwortete ihm nicht, weder durch Träume noch durch die Urim, noch durch die Propheten.
Und Saul befragte den Herrn; aber der Herr antwortete ihm nicht: Saul war in einer schrecklichen Lage. Die Philister bedrohten ihn, sein Mut verließ ihn, und nun schwieg Gott, als Saul ihn befragte. Saul hoffte, dass Gott durch Träume zu ihm sprechen würde, aber Gott war still. Er hoffte, Gott würde durch die Urim zu ihm sprechen, aber Gott blieb stumm. Er wollte durch die Propheten von Gott hören, aber Gott wollte nicht zu Saul sprechen.
Der Herr antwortete ihm nicht: Dieses Schweigen zeigt, dass Gott nicht immer jedem antwortet, der ihn darum bittet. Und zwar dann nicht, wenn ein Mensch wie in diesem Fall verurteilt wird. König Saul hat es abgelehnt, zu tun, was Gott ihm zuvor offenbart hat, und tut es auch weiterhin. Da Saul kein Interesse daran hatte, Gott in dem zu folgen, was er bereits wusste, wird Gott ihm nicht keine weiteren Erkenntnisse geben.
Zumindest wusste Saul, dass Gott nicht wollte, dass er David jagte, um ihn zu töten. Saul sagte dies in Stellen wie 1. Samuel 24, 16-20 und 26, 21. Dennoch missachtete Saul das, von dem er wusste, dass es Gottes Wille in dieser Angelegenheit war. Wenn wir wollen, dass Gott uns führt, müssen wir das tun, was wir bereits wissen.
Wenn wir das Wort des Herrn ablehnen, können wir immer noch durch die Tatsache getröstet werden, dass er zu uns spricht. Wenn wir sein Wort weiterhin ablehnen, kann er aufhören, zu uns zu sprechen – und wir werden selbst diesen Trost verlieren.
B. Saul konsultiert eine Totenbeschwörerin
1. Saul sucht ein Medium auf
1. Samuel 28, 7-8
1. Samuel 28, 7-8 Da sprach Saul zu seinen Knechten: Sucht mir eine Frau, die Tote beschwören kann, damit ich zu ihr gehe und sie befrage! Seine Knechte aber sprachen zu ihm: Siehe, in Endor ist eine Frau, die Tote beschwören kann! Da machte sich Saul unkenntlich und legte andere Kleider an und ging hin, und zwei Männer mit ihm; und sie kamen bei Nacht zu der Frau. Und er sprach: Wahrsage mir doch durch Totenbeschwörung und bringe mir den herauf, welchen ich dir nennen werde!
Sucht mir eine Frau, die Tote beschwören kann, damit ich zu ihr gehe und sie befrage: Es war nicht einfach, im Land Israel eine Frau zu finden, die Tote beschwören kann, weil Saul sie zuvor aus dem Land vertrieben hatte. Also bat Saul seine Knechte, ihm eine solche Frau zu suchen, und sie schlugen ihm eine Frau in der Stadt Endor vor.
Traditionell ist diese Frau als die Hexe von Endor bekannt. Es mag angemessen sein, sie eine Hexe zu nennen, aber es ist genauer, zu sagen, dass sie eine Totenbeschwörerin oder eine Nekromantin (Geisterbeschwörerin) ist – eine Person, die Kontakt mit den Toten herstellt. Das hebräische Wort für Totenbeschwörerin ist owb, und es bedeutet so viel wie ‚murmeln‘ oder mit einem seltsamen, hohlen Klang zu sprechen – als ob man mit einer toten Person, die durch sie spricht in Kontakt treten würde. Das hebräische Wort hat den Klang, den der Channel/das Medium beim Sprechen macht. Das Wort ‚Medium’ beschreibt das Konzept eines Kanals – die Menschen stehen zwischen der Welt der Lebenden und der Toten und kommunizieren zwischen den beiden Welten.
„Endor war nur eine kurze Strecke entfernt, nördlich des Hügels von Moreh, und trotz der Philister in der Nähe leicht erreichbar.“ (Baldwin) Endor lag „ungefähr 6, 5 Kilometer nordöstlich von Shunem und damit gefährlich nahe an dem Ort, wo die Philister lagerten.“ (Youngblood)
Da machte sich Saul unkenntlich … und ging hin: Als Saul das Medium aufsuchte, brachte er einen Fluch über sich. Gott sagte in 3. Mose 20, 6: Auch wenn sich eine Seele zu den Geisterbefragern und Wahrsagern wendet, um ihnen nachzuhuren, so will ich mein Angesicht gegen diese Seele richten und sie ausrotten aus der Mitte ihres Volkes.
Bringe mir den herauf, welchen ich dir nennen werde: Saul wird die Totenbeschwörerin bitten, mit dem verstorbenen Propheten Samuel in Kontakt zu treten. Er tat dies, weil er wissen wollte, was Gott ihm sagen würde. Saul ist wie jemand, der zu einem Menschen geht, der ihm aus der Hand liest, um den Willen Gottes zu erfahren.
Das zeigt, wie weit sich Saul von Gott entfernt hatte und wie es seinen Verstand beeinflusst hat. Er denkt hier offensichtlich nicht klar. Seitdem Saul die Wahrheit abgelehnt hatte, neigte er dazu, selbst auf die dümmsten Täuschungen hereinzufallen.
2. Saul regiert auf das Misstrauen des Mediums
1. Samuel 28, 9-10
1. Samuel 28, 9-10 Die Frau sprach zu ihm: Siehe, du weißt doch, was Saul getan hat, wie er die Totenbeschwörer und Wahrsager aus dem Land ausgerottet hat; warum willst du denn meiner Seele eine Schlinge legen, dass ich getötet werde? Saul aber schwor ihr bei dem HERRN und sprach: So wahr der HERR lebt, es soll dich deshalb keine Schuld treffen!
Warum willst du denn meiner Seele eine Schlinge legen, dass ich getötet werde: Das Medium fragte sich, ob dies eine geheime Ermittlung der Regierung sei; aber Saul versicherte ihr – und schwor bei nichts Geringerem als beim Namen des Herrn -, dass sie nicht bestraft werden würde.
Saul aber schwor ihr bei dem Herrn: Sauls Schwur im Namen des Herrn erinnert uns daran, dass geistliche Phrasen nichts bedeuten. So wahr der Herr lebt, befand Saul sich in völligem Ungehorsam und in der Finsternis. Dies ist das letzte Mal, dass Saul den Namen des Herrn im Buch 1. Samuel benutzt und er benutzt ihn, um einem Medium zu schwören, dass es nicht bestraft wird.
3. Zur Überraschung des Mediums erscheint Samuel
1. Samuel 28, 11-14
1. Samuel 28, 11-14 Da sprach die Frau: Wen soll ich denn heraufbringen? Er sprach: Bring mir Samuel herauf! Als nun die Frau Samuel sah, da schrie sie laut und sprach zu Saul: Warum hast du mich betrogen? Du bist ja Saul! Und der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Was siehst du? Die Frau sprach zu Saul: Ich sehe ein Götterwesen aus der Erde heraufsteigen! Er sprach: Wie sieht es aus? Sie sprach: Es kommt ein alter Mann herauf und ist mit einem Obergewand bekleidet! Da erkannte Saul, dass es Samuel war, und er neigte sich mit seinem Angesicht zur Erde und verbeugte sich.
Bring mir Samuel herauf: Warum wollte Saul Samuel sehen? Wenn man bedenkt, wie oft Samuel Saul stark zurechtgewiesen hat (z.B. in 1. Samuel 15, 22-29), könnte man meinen, dass Samuel die letzte Person war, die Saul sehen wollte. Wahrscheinlich wollte Saul sich an seine ‚guten alten Zeiten‘ mit Samuel erinnern, als der Prophet noch sein Führer und Mentor war (1. Samuel 9, 25-26).
Inmitten seiner Sünde, seiner Depression und unter dem Einfluss der Dämonen vergaß Saul, dass Samuel eigentlich sein Widersacher war, als er in die Sünde abdriftete (1. Samuel 13, 13-14 und 15, 22-29).
Als nun die Frau Samuel sah, da schrie sie laut: Das Medium war wahrscheinlich so schockiert, weil sie eine Betrügerin war und die meisten ihrer Begegnungen mit der Geisterwelt nur Tricks waren. Jetzt erschien Samuel wirklich aus dem Jenseits und sie war völlig überrascht, eine echte Begegnung mit dieser Welt zu haben.
Außerdem können wir sagen, dass diese Totenbeschwörerin mit der Anwesenheit von dämonischen Geistern vertraut war, aber auf die die Anwesenheit des Heiligen Geistes traf dies wahrscheinlich nicht zu. Die heilige Gegenwart des Heiligen Geistes mag verwirrend für sie gewesen sein. „Die Anzeichen deuten darauf hin, dass dies ein außergewöhnliches Ereignis für sie war, und ein beängstigendes dazu, weil sie nicht die Kontrolle darüber hatte.“ (Baldwin)
Warum hast du mich betrogen? Du bist ja Saul: Das Medium ist auch deshalb überrascht, weil sie nun wusste, dass sie ihr Handwerk vor demselben König ausübte, der alle Medien und Spiritisten aus Israel vertrieben hatte. Sie hatte gute Gründe, sowohl vor der realen geistigen Erscheinung, die sie sah, als auch vor dem König, der direkt neben ihr stand, Angst zu haben.
Es wird uns nicht gesagt, woher das Medium wusste, dass es Samuel war. Es könnte etwas gewesen sein, was Samuel am Anfang sagte, als er erschien. Es könnte sein, dass er etwas gesagt hat, das übernatürlich war und ihm entweder von Gott oder von der Welt der Dämonen mitgeteilt wurde.
Die Frau sprach zu Saul: Ich sehe ein Götterwesen aus der Erde heraufsteigen: Das hebräische Wort, das in der Schlachter Übersetzung mit ‚Götterwesen‘ übersetzt wird, ist eigentlich das hebräische Wort Elohim – wörtlich ‚Götter‘, das aber oft in der Pluralform auf den einen Gott angewendet wird. Dies weist sowohl auf die Wahrheit der Dreieinigkeit als auch auf die Größe Gottes hin, die im Hebräischen durch die Pluralform ausgedrückt wird. Als das Medium sagte, dass sie ein Elohim sah, meinte sie nicht, dass sie den Einen Wahren Gott sah, und sie meinte auch nicht, dass Samuel vergöttlicht wurde. Stattdessen nannte sie diese Erscheinung Samuels, aus ihrem eigenen heidnischen Kontext heraus, ein Elohim, weil es das war, was es in ihrem heidnischen Wortschatz zu sein schien. Es war nur diese Erscheinung, die Samuel ein Elohim nannte.
„Sie benutzt den Plural, Götter, entweder nach der Art der hebräischen Sprache, die dieses Wort gewöhnlich für eine Person benutzt, oder gemäß der Sprache und Sitte der Heiden.“ (Poole)
Da erkannte Saul, dass es Samuel war: Wie auch immer, Samuel erschien, er war sowohl für das Medium als auch für Saul sichtbar. Das war keine Erscheinung in einer ‚Kristallkugel‘-, von der das Medium behaupten konnte, dass nur sie sie sähe. Es war auch keine ‚Stimme im Dunkeln‘ wie bei einer Séance (frz. ‚Sitzung‘; okkultes Treffen einer Gruppe unter der Anleitung eines Mediums). Dies war eine echte Erscheinung von Samuel.
Es war Samuel: Diese seltsame Begebenheit ist umstritten, und es gibt verschiedene Ansätze, diese Passage zu verstehen. Hier sind vier der am häufigsten vorgeschlagenen Möglichkeiten.
Manche glauben, dass dies eine Halluzination des Mediums war. Aber das ergibt keinen Sinn, weil es nicht erklärt, warum das Medium so erschrocken war. Es erklärt nicht, warum auch Saul Samuel sah und warum Samuel mit Saul sprach und nicht mit dem Medium.
Einige glauben, dass dies eine Täuschung durch das Medium war. Aber auch das ist, aus denselben Gründen, die für den vorherigen Vorschlag angeführt wurden keine adäquate Erklärung.
Einige glauben, dass dies eine dämonische Verkörperung von Samuel war. Es ist möglich, dass das Medium mit ihren okkulten Kräften einen dämonischen Geist beschwor, der sowohl sie als auch Saul täuschte. Aber auch dieser Vorschlag ist unzureichend, weil er nicht auf die Frage des Motivs für sein Erscheinen eingeht. Denn welchen Vorteil hat Satan durch die Worte, die ‚Samuels‘ zu Saul spricht?
Einige glauben, dass dies eine echte (aber seltsame) Erscheinung von Samuel war. Das ist die beste Erklärung, weil sie durch die Reaktion des Mediums unterstützt wird, das mehr bekam, als es erwartet hatte. Dies wird auch durch die Wahrheit dessen unterstützt, was Samuel sagte (und der Text macht deutlich, dass Samuel es sagte). Einige mögen sagen, dass es unmöglich ist, dass Samuel auf irgendeine Weise wieder erscheint und aus dem Jenseits in diese Welt zurückkommt. Aber Mose und Elia kamen auch aus dem Jenseits zurück in diese Welt, als sie mit Jesus bei der Verklärung erschienen (Matthäus 17, 3).
Clarke macht einen zusätzlichen wertvollen Punkt: „Ich glaube, dass die Frau von Endor keine Macht über Samuel hatte; und dass keine Beschwörung über irgendeinen verstorbenen Heiligen Gottes, noch über irgendeinen menschlichen körperlosen Geist, von Nutzen sein kann.“ Samuel kam wirklich, aber nicht, weil das Medium nach ihm rief. Samuel erschien, weil Gott eine besondere Absicht dafür hatte.
Es war Samuel: Gott erlaubte diese seltsame Erscheinung Samuels, weil sie zwei Dinge bewirkte. Es bestätigte das kommende Gericht über König Saul auf dramatische Weise, und es lehrte das Medium eine mächtige Lektion über die Gefahr ihres okkulten Handwerks.
„Ich glaube, dass Samuel tatsächlich Saul erschienen ist; und dass er durch die besondere Barmherzigkeit Gottes gesandt wurde, um diesen vernarrten König vor seinem nahenden Tod zu warnen, damit er eine Gelegenheit habe, seinen Frieden mit seinem Schöpfer zu machen.“ (Clarke)
Wenn wir unsere Ohren vor Gott verschließen, wird er ungewöhnliche – und vielleicht unbequeme – Wege finden, um zu uns zu sprechen. „Dass er Saul erschienen ist, steht außer Frage, aber er kam nicht, weil das Medium ihn gerufen hatte. Er wurde von Gott mit dem ausdrücklichen Ziel gesandt, Saul für seinen unheiligen Handel mit diesen bösen Dingen zurechtzuweisen und um seinen Untergang zu verkünden.“ (Morgan)
C. Samuel spricht zu Saul
1. Samuel erzählt König Saul, warum der Herr nicht zu ihm sprechen wird
1. Samuel 28, 15-18
1. Samuel 28, 15-18 Samuel aber sprach zu Saul: Warum hast du mich gestört, indem du mich heraufbringen lässt? Und Saul sprach: Ich bin hart bedrängt; denn die Philister kämpfen gegen mich, und Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht, weder durch die Propheten noch durch Träume; darum habe ich dich rufen lassen, damit du mir zeigst, was ich tun soll! Samuel sprach: Warum willst du denn mich befragen, da doch der HERR von dir gewichen und dein Feind geworden ist? Der HERR hat so gehandelt, wie er durch mich geredet hat, und der HERR hat das Königtum deiner Hand entrissen und es David, deinem Nächsten, gegeben. Weil du der Stimme des HERRN nicht gehorcht und seinen glühenden Zorn gegen Amalek nicht vollstreckt hast, darum hat der HERR dir heute dies getan.
Warum hast du mich gestört: Jeder, der den Ort des Trostes und des Segens in der jenseitigen Welt verlässt, um auf die Erde zurückzukehren, würde diese Frage stellen. Samuel würde lieber wieder dort sein, wo er war.
Dies ist ein Hinweis für uns auf die Realität der jenseitigen Welt. Obwohl er diese Welt verlassen hat, war Samuel an einem realen Ort und lebte eine reale Existenz.
Genau genommen war Samuel nicht im Himmel. Jesus erklärte in der Geschichte vom reichen Mann und Lazarus (Lukas 16, 19-31), dass die gläubigen Toten vor dem Zeitpunkt an dem Jesus sein Werk am Kreuz vollendet hatte, an einen Ort des Trostes und des Segens gingen, der als Abrahams Schoß bekannt ist. Als Jesus sein Werk am Kreuz vollendete, wurde die Strafe der Sünde für diese gläubigen Toten bezahlt und sie wurden dann in den Himmel geführt.
Ich bin hart bedrängt: Saul erklärte Samuel sein Problem. Erstens: die Philister kämpfen gegen mich. Aber viel schlimmer als das ist die Tatsache, dass Saul weiß: Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht. Dann verriet Saul, warum er nach Samuel rief: Damit du mir zeigst, was ich tun soll.
Gott ist von mir gewichen: „Gott weicht erst dann von einem Menschen, wenn der Mensch von ihm gewichen ist. Dann ist Gott um der Gerechtigkeit willen gegen diesen Menschen.“ (Morgan)
Was ich tun soll: „Saul bittet um Führung, obwohl seine Handlungsweise offensichtlich ist: Er muss gegen die Philister kämpfen. Was er wirklich will, ist die Gewissheit, dass alles gut gehen, und dass er die Schlacht gewinnen wird.“ (Baldwin)
Warum willst du denn mich befragen, da doch der Herr von dir gewichen und dein Feind geworden ist: Samuel war auf der Seite des Herrn, wenn also der Herr Saul nicht sagen würde, was er wollte, hatte er keinen Grund zu glauben, dass Samuel es ihm sagen würde. Vielleicht versuchte Saul es weiter und hoffte, dass die Nachrichten besser werden würden, aber das taten sie nicht.
Wie er durch mich geredet hat … die Stimme des Herrn: Im Wesentlichen bestätigte Samuel das, was Gott bereits zu Saul gesagt hatte. Die Botschaft des Herrn an Saul ist beunruhigend konsequent, egal welchen seltsamen Weg Gott wählt, um ihm zu bringen.
Der Test für jede „Begegnung mit dem Geist“ oder ‚Offenbarung der Engel‘ ist seine Übereinstimmung mit der biblischen Botschaft. Es spielt keine Rolle, welche Art von beeindruckender Begegnung man mit einem geistlichen Wesen hat; selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel (oder Samuel selbst!) euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht (Galater 1, 8).
Weil du … seinen glühenden Zorn gegen Amalek nicht vollstreckt hast, darum hat der Herr dir heute dies getan: Samuel erinnerte Saul an das Geschehen, das in 1. Samuel 15 beschrieben wird. In jenem Kapitel sagte Samuel zu Saul: „Der Herr hat heute das Königreich Israel von dir abgerissen und es deinem Nächsten gegeben, der besser ist als du … Denn er ist kein Mensch, dass er etwas bereuen müsste“ (1. Samuel 15, 28-29). Offenbar dachte Saul in den etwa fünfzehn Jahren seit den Ereignissen in 1. Samuel 15, dass der Herr vielleicht seine Meinung ändern würde. Samuel sagte Saul, dass der Herr seine Meinung nicht geändert hatte.
Samuel macht genau das deutlich, indem er folgendermaßen aus 1. Samuel 15, 28 zitiert: Der Herr hat das Königreich von dir abgerissen und es deinem Nächsten, David, gegeben. Gottes Wort an Saul hatte sich von dem Zeitpunkt, als er es zum ersten Mal sagte, bis zu dem Zeitpunkt, an dem es sich erfüllen würde, nicht verändert. Vielleicht dachte Saul, dass die Zeit Gottes Meinung ändern würde; aber die Zeit ändert Gottes Meinung nie. Unsere Reue und echte Betroffenheit können Gottes Meinung ändern, aber niemals die Zeit.
Als die Totenbeschwörerin Samuel sah, sagte sie, dass er mit einem Obergewand bekleidet war. Dieses Obergewand war wahrscheinlich Samuels Gewand, das deutlich machte das er sowohl ein Prophet als auch ein Priester war. In 1. Samuel 15, 27, als Samuel ankündigte, dass Gott das Königreich von Saul wegnehmen würde, griff Saul in seiner Verzweiflung nach Samuels Obergewand. Das hebräische Wort für Gewand in 1. Samuel 15, 27 (meheel) ist das gleiche Wort, das in 1. Samuel 28, 14 für Obergewand verwendet wird. Es ist wahrscheinlich, dass Samuel, als er vor dem Medium und Saul erschien, dasselbe zerrissene Gewand trug, um Saul daran zu erinnern, dass der Herr das Königreich von dir abgerissen und es deinem Nächsten, David, gegeben hat.
2. Samuel erzählt Saul von seinem Schicksal
1. Samuel 28, 19
1. Samuel 28, 19 Und der HERR wird auch Israel und dich in die Hand der Philister geben; und morgen wirst du samt deinen Söhnen bei mir sein. Auch das Heer Israels wird der HERR in die Hand der Philister geben.
Und morgen wirst du samt deinen Söhnen bei mir sein: Saul erfuhr von Samuel, dass er am nächsten Tag sterben würde. In 1. Samuel 28, 15 fragte Saul, was er tun sollte. Samuel sagte ihm nicht, was er tun sollte, weil es zu spät war, um etwas zu tun. Alles, was Samuel ihm sagte, war, was passieren würde, und Gottes Gericht war bereits im Gange.
Vor dieser Zeit hatte Saul viel Zeit, um Buße zu tun, aber jetzt war diese Zeit abgelaufen. Wir können nie davon ausgehen, dass wir so viel Zeit zur Umkehr haben werden, wie wir wollen. Der Wunsch und die Gelegenheit zur Umkehr sind Geschenke von Gott. Wenn wir heute den Wunsch und die Gelegenheit haben, müssen wir sie ergreifen, weil sie morgen vielleicht nicht mehr da sein werden.
Wirst du samt deinen Söhnen bei mir sein bedeutet nicht, dass Saul in den Himmel kommen würde und bei den gläubigen Toten ist. In der Geschichte, die Jesus in Lukas 16, 19-31 erzählte, waren die gesegneten Toten und die verfluchten Toten beide im selben allgemeinen Bereich. Die gläubigen Toten waren an dem Ort des Trostes, der als Abrahams Schoß bekannt ist, aber die Verfluchten waren an einem Ort der Qual. Saul würde in der gleichen allgemeinen Gegend wie Samuel sein, aber nicht an dem gleichen spezifischen Ort.
Der Herr wird auch Israel und dich in die Hand der Philister geben: Wenn das Gericht über Saul hereinbricht, würde es auch das Volk um ihn herum treffen. Seine Söhne und ganz Israel würden ebenfalls leiden.
„Kann irgendjemand dies lesen, ohne angesichts der Situation dieses unglücklichen Monarchen, des Triumphs der Feinde Gottes und des baldigen Verderbens, in das der gottgleiche Jonathan verwickelt sein wird, innerlich zutiefst erschüttert zu sein?“ (Clarke)
D. Sauls Reaktion und Abreise
1. Saul reagiert fassungslos und bricht zusammen
1. Samuel 28, 20
1. Samuel 28, 20 Da fiel Saul plötzlich der Länge nach zu Boden, denn er erschrak sehr über die Worte Samuels; auch war keine Kraft mehr in ihm, denn er hatte den ganzen Tag und die ganze Nacht nichts gegessen.
Er erschrak sehr über die Worte Samuels: Es war nicht nur so, dass Samuel Saul sagte, dass er im Kampf mit den Philistern sterben oder fallen würde. Viel schlimmer für Saul war die Erkenntnis, dass der Herr sein Gegner war. Nicht nur die Philister waren gegen ihn, sondern auch Gott, der Herr. Dies zu wissen, war mehr, als Saul ertragen konnte.
2. Die Frau tröstet Saul
1. Samuel 28, 21-25
1. Samuel 28, 21-25 Und die Frau ging zu Saul hin und sah, dass er sehr erschrocken war, und sie sprach zu ihm: Siehe, deine Magd hat auf deine Stimme gehört, und ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, dass ich deinen Worten gehorcht habe, die du zu mir geredet hast. So höre auch du auf die Stimme deiner Magd: Ich will dir einen Bissen Brot vorlegen, dass du isst, damit du zu Kräften kommst, wenn du deinen Weg gehst! Er aber weigerte sich und sprach: Ich will nicht essen! Da nötigten ihn seine Knechte und auch die Frau, und er hörte auf ihre Stimme. Und er stand auf von der Erde und setzte sich auf das Bett. Die Frau aber hatte ein gemästetes Kalb im Haus; und sie eilte und schlachtete es und nahm Mehl und knetete es und machte daraus ungesäuerte Fladen; die brachte sie herzu vor Saul und vor seine Knechte. Und als sie gegessen hatten, standen sie auf und gingen hin noch in derselben Nacht.
Und die Frau ging zu Saul hin und sah, dass er sehr erschrocken war: Es ist eine traurige Nachricht, wenn eine Anhängerin des Okkultismus den König von Israel tröstet. Aber sie gehörten beide zur selben Sorte; beide lebten in Rebellion gegen Gott, und beide wurden vom Herrn verurteilt.
Und als sie gegessen hatten: Das Abendessen, das Saul an diesem Abend zu sich nahm, war wie die letzte Mahlzeit eines Mannes in der Todeszelle, der darauf wartet, am kommenden Morgen hingerichtet zu werden.
Standen sie auf und gingen hin noch in derselben Nacht: Saul verließ diese seltsame Begegnung angesichts seines traurigen und tragischen Schicksals voller Resignation.
„Die zusätzliche Information, dass er und seine Söhne innerhalb von vierundzwanzig Stunden tot sein würden, war für seine Stimmung nicht gerade förderlich. Er tat sich keinen Gefallen damit, das zu tun, was er für ungesetzlich befunden hatte. Gottes Entscheidung stand fest und konnte nicht geändert werden. Er hätte es glauben sollen, anstatt zu denken, dass er durch weitere Befragungen sein Urteil umkehren könnte. Der Herr antwortete ihm nicht, weil es nichts mehr zu sagen gab.“ (Baldwin)
1. Samuel 28 – Saul und die Totenbeschwörerin in Endor
Die ersten beiden Verse von 1. Samuel 28 knüpfen an das vorhergehende Kapitel an, deshalb werden sie im Kommentar zu 1. Samuel 27 betrachtet.
A. Sauls verzweifelte Situation
1. Sauls Angst vor dem Angriff der Philister
1. Samuel 28, 3-5
1. Samuel 28, 3-5
(Samuel aber war gestorben, und ganz Israel hatte um ihn Leid getragen und ihn in seiner Stadt Rama begraben. Saul aber hatte die Wahrsager und Zeichendeuter aus dem Land vertrieben.) Und die Philister versammelten sich und kamen und lagerten sich bei Schunem. Und Saul versammelte ganz Israel; und sie lagerten sich auf [dem Bergland] Gilboa. Als aber Saul das Heer der Philister sah, fürchtete er sich, und sein Herz wurde ganz verzagt.
2. Gott spricht nicht zu Saul
1. Samuel 28, 6
1. Samuel 28, 6
Und Saul befragte den HERRN; aber der HERR antwortete ihm nicht, weder durch Träume noch durch die Urim, noch durch die Propheten.
B. Saul konsultiert eine Totenbeschwörerin
1. Saul sucht ein Medium auf
1. Samuel 28, 7-8
1. Samuel 28, 7-8
Da sprach Saul zu seinen Knechten: Sucht mir eine Frau, die Tote beschwören kann, damit ich zu ihr gehe und sie befrage! Seine Knechte aber sprachen zu ihm: Siehe, in Endor ist eine Frau, die Tote beschwören kann! Da machte sich Saul unkenntlich und legte andere Kleider an und ging hin, und zwei Männer mit ihm; und sie kamen bei Nacht zu der Frau. Und er sprach: Wahrsage mir doch durch Totenbeschwörung und bringe mir den herauf, welchen ich dir nennen werde!
2. Saul regiert auf das Misstrauen des Mediums
1. Samuel 28, 9-10
1. Samuel 28, 9-10
Die Frau sprach zu ihm: Siehe, du weißt doch, was Saul getan hat, wie er die Totenbeschwörer und Wahrsager aus dem Land ausgerottet hat; warum willst du denn meiner Seele eine Schlinge legen, dass ich getötet werde? Saul aber schwor ihr bei dem HERRN und sprach: So wahr der HERR lebt, es soll dich deshalb keine Schuld treffen!
3. Zur Überraschung des Mediums erscheint Samuel
1. Samuel 28, 11-14
1. Samuel 28, 11-14
Da sprach die Frau: Wen soll ich denn heraufbringen? Er sprach: Bring mir Samuel herauf! Als nun die Frau Samuel sah, da schrie sie laut und sprach zu Saul: Warum hast du mich betrogen? Du bist ja Saul! Und der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Was siehst du? Die Frau sprach zu Saul: Ich sehe ein Götterwesen aus der Erde heraufsteigen! Er sprach: Wie sieht es aus? Sie sprach: Es kommt ein alter Mann herauf und ist mit einem Obergewand bekleidet! Da erkannte Saul, dass es Samuel war, und er neigte sich mit seinem Angesicht zur Erde und verbeugte sich.
C. Samuel spricht zu Saul
1. Samuel erzählt König Saul, warum der Herr nicht zu ihm sprechen wird
1. Samuel 28, 15-18
1. Samuel 28, 15-18
Samuel aber sprach zu Saul: Warum hast du mich gestört, indem du mich heraufbringen lässt? Und Saul sprach: Ich bin hart bedrängt; denn die Philister kämpfen gegen mich, und Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht, weder durch die Propheten noch durch Träume; darum habe ich dich rufen lassen, damit du mir zeigst, was ich tun soll! Samuel sprach: Warum willst du denn mich befragen, da doch der HERR von dir gewichen und dein Feind geworden ist? Der HERR hat so gehandelt, wie er durch mich geredet hat, und der HERR hat das Königtum deiner Hand entrissen und es David, deinem Nächsten, gegeben. Weil du der Stimme des HERRN nicht gehorcht und seinen glühenden Zorn gegen Amalek nicht vollstreckt hast, darum hat der HERR dir heute dies getan.
2. Samuel erzählt Saul von seinem Schicksal
1. Samuel 28, 19
1. Samuel 28, 19
Und der HERR wird auch Israel und dich in die Hand der Philister geben; und morgen wirst du samt deinen Söhnen bei mir sein. Auch das Heer Israels wird der HERR in die Hand der Philister geben.
D. Sauls Reaktion und Abreise
1. Saul reagiert fassungslos und bricht zusammen
1. Samuel 28, 20
1. Samuel 28, 20
Da fiel Saul plötzlich der Länge nach zu Boden, denn er erschrak sehr über die Worte Samuels; auch war keine Kraft mehr in ihm, denn er hatte den ganzen Tag und die ganze Nacht nichts gegessen.
2. Die Frau tröstet Saul
1. Samuel 28, 21-25
1. Samuel 28, 21-25
Und die Frau ging zu Saul hin und sah, dass er sehr erschrocken war, und sie sprach zu ihm: Siehe, deine Magd hat auf deine Stimme gehört, und ich habe mein Leben aufs Spiel gesetzt, dass ich deinen Worten gehorcht habe, die du zu mir geredet hast. So höre auch du auf die Stimme deiner Magd: Ich will dir einen Bissen Brot vorlegen, dass du isst, damit du zu Kräften kommst, wenn du deinen Weg gehst! Er aber weigerte sich und sprach: Ich will nicht essen! Da nötigten ihn seine Knechte und auch die Frau, und er hörte auf ihre Stimme. Und er stand auf von der Erde und setzte sich auf das Bett. Die Frau aber hatte ein gemästetes Kalb im Haus; und sie eilte und schlachtete es und nahm Mehl und knetete es und machte daraus ungesäuerte Fladen; die brachte sie herzu vor Saul und vor seine Knechte. Und als sie gegessen hatten, standen sie auf und gingen hin noch in derselben Nacht.
© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.