2. Korinther 3 – Die Herrlichkeit des Neuen Bundes
A. Das Empfehlungsschreiben von Paulus
1. Braucht Paulus ein Empfehlungsschreiben? Er hat eines – die Christen in Korinth
2. Korinther 3, 1-2
2. Korinther 3, 1-2 Fangen wir wieder an, uns selbst zu empfehlen? Brauchen wir etwa, wie gewisse Leute, Empfehlungsbriefe an euch oder Empfehlungsbriefe von euch? Unser Brief seid ihr selbst, in unsere Herzen geschrieben, erkannt und gelesen von jedermann.
Empfehlungsbriefe: Solche Briefe waren in der frühen Kirche üblich und notwendig. Ein falscher Prophet oder Apostel konnte von Stadt zu Stadt reisen und leicht sagen: „Paulus hat mich gesandt, also solltet ihr mich unterstützen“. Zum Schutz vor solchen Problemen wurden den Christen für ihre Reisen oft Empfehlungsschreiben mitgegeben.
Paulus selbst sandte bei vielen Gelegenheiten Empfehlungsbriefe (Römer 16, 1-2, 1. Korinther 16, 3, 16, 10-11, 2. Korinther 8, 16-24). Nun wird Paulus seinen Empfehlungsbrief beschreiben.
Unser Brief seid ihr selbst: Paulus hat ein Empfehlungsschreiben, aber es ist nicht auf Papier geschrieben. Paulus sagt, der Brief ist in unsere Herzen geschrieben, und er ist erkannt und gelesen von jedermann.
Es war grundsätzlich nichts gegen ein auf Papier geschriebenes Empfehlungsschreiben einzuwenden, aber wie viel besser war es, ein lebendiges Empfehlungsschreiben zu haben! Die Christen in Korinth waren zusammen mit den Christen aus anderen Gegenden, in den Paulus gearbeitet hatte, der ‚lebendige Brief‘ des Paulus, um seinen Dienst zu bestätigen.
Man kann dies vielleicht heutzutage am ehesten mit der Ordination eines Priesters vergleichen. Viele Menschen denken, dass eine Ordinationsurkunde eine Referenz für den Dienst sei. Auch wenn eine öffentliche Ordination einen wichtigen Zweck erfüllt, so ist ein Stück Papier an sich doch niemals ein richtige Referenz. Die wahre Referenz des Dienstes sind veränderte Leben, lebendige Briefe. Man könnte fast sagen: Behalte dein Zertifikat für dich und zeige uns die Leben, die durch deinen Dienst verändert wurden.
„Nichts lobt einen Pfarrer so sehr wie die Befähigung seiner Leute.“ (Poole) „Das Zeugnis des Predigers sind Menschen, die Frucht bringen.“ (Trapp)
Für viele ist der Hauptgrund, warum Gott die übernatürlichen Zeichen und Wunder unter den Aposteln in der Apostelgeschichte geschehen ließ, dass sie als ‚Empfehlungsbriefe‘ für ihren apostolischen Dienst dienten. Wenn dem so wäre, leuchtet es ein, dass diese übernatürlichen Gaben des Geistes aufgehört haben, sobald die Apostel von der Bildfläche verschwunden waren, da es dann keinen apostolisches Dienst mehr zu beglaubigen gab. Es ist jedoch bezeichnend, dass Paulus nicht sagt: „Die Wunder sind unser Empfehlungsschreiben“. Paulus glaubte offenbar nicht, dass sein primärer ‚Empfehlungsbrief‘ in wunderbaren Zeichen bestand, sondern in auf wunderbare Weise veränderten Leben.
2. Das Verfassen des Empfehlungsbriefs des Paulus
2. Korinther 3, 3
2. Korinther 3, 3 Es ist ja offenbar, dass ihr ein Brief des Christus seid, durch unseren Dienst ausgefertigt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens.
Ein Brief des Christus: Der Empfehlungsbrief des Paulus hat einen Verfasser, Jesus Christus. Die korinthischen Christen waren in der Tat das Empfehlungsschreiben des Paulus, doch er erkannte, dass nicht er diesen Brief geschrieben hatte, sondern Jesus. Paulus versucht nicht zu sagen: „Ich habe euch zu den Christen gemacht, die ihr seid“, sondern er sagt: „Gott hat mich gebraucht, um euch zu den Christen zu machen, die ihr seid“.
Durch unseren Dienst ausgefertigt: Der Empfehlungsbrief von Paulus wurde mit einer ‚Feder‘ geschrieben, und die ‚Feder‘ war Paulus selbst. Er ‚schrieb in‘ das Leben der Menschen hinein, denen er diente.
Geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes: Das Empfehlungsschreiben des Paulus wurde mit ‚Tinte‘ geschrieben, und die ‚Tinte‘ war der Heilige Geist.
Auf fleischerne Tafeln des Herzens: Der Empfehlungsbrief des Paulus wurde auf ‚Papier‘ oder Tafeln geschrieben, und das ‚Papier‘ waren die Herzen der korinthischen Christen.
Die Propheten des Alten Testaments freuten sich auf den Neuen Bund, wenn das Gesetz Gottes in unsere Herzen geschrieben sein würde (Jeremia 31, 33), und sagten, Gott würde Herzen aus Fleisch schenken, um die Herzen aus Stein zu ersetzen. (Hesekiel 11, 19 und 36, 26).
3. Tüchtige Diener eines neuen Bundes
2. Korinther 3, 4-6
2. Korinther 3, 4-6 Und eine solche Zuversicht haben wir durch Christus zu Gott; nicht dass wir von uns selber aus tüchtig wären, sodass wir uns etwas anrechnen dürften, als käme es aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit kommt von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.
Und eine solche Zuversicht haben wir durch Christus zu Gott: Paulus weiß, dass das, was er gerade geschrieben hat, in den Ohren der korinthischen Christen stolz klingen könnte. Schließlich ist es keine Kleinigkeit, zu sagen: „Ihr seid mein Empfehlungsbrief“ und „Ich bin eine Feder in Gottes Hand“. Paulus weiß, dass dies gewaltige Aussagen sind: In Jesus und nicht in ihm selbst sind diese gewaltigen Aussagen begründet.
Nicht dass wir von uns selber aus tüchtig wären: Paulus hält sich selbst nicht für tüchtig für die große Aufgabe, Leben für Jesus zu verändern. Nur Jesus ist zu so einer großen Aufgabe fähig.
Manche Menschen weigern sich, von Gott gebraucht zu werden, weil sie sich selbst für ‚nicht bereit‘ halten, aber in gewisser Weise sind wir nie bereit oder würdig. Wenn wir es wären, läge die Fähigkeit in uns selbst und käme nicht von Gott.
„Brüder, wenn Paulus von sich aus nicht genügt, wie ist es dann mit dir und mir? Wo steht ihr … Gebt ihr euch dem Traum hin, ihr wäret selbst gut genug? Schämt euch eurer Torheit in der Gegenwart eines großen Mannes, der wusste, was er sagte. Er sprach aus, was der Geist Gottes ihm eingab und schrieb bewusst : ‚Nicht, dass wir von uns selbst aus tüchtig wären‘.“ (Spurgeon)
„Unsere Tüchtigkeit ist von Gott; lasst uns an dieser Wahrheit unsere Freude haben. Wir sind arme, undichte Gefäße, und die einzige Möglichkeit für uns, voll zu bleiben, ist, unseren Krug unter den fortwährenden Strom grenzenloser Gnade zu stellen. Dann wird der Krug trotz seiner Undichtigkeit immer bis zum Rand voll sein“. (Spurgeon)
Diener des neuen Bundes: Das Konzept eines neuen Bundes wurde im Alten Testament prophezeit (Jeremia 31, 31) und von Jesus in die Praxis umgesetzt (Lukas 22, 19-20).
Das altgriechische Wort für Bund (diatheke) hatte für gewöhnlich die Bedeutung eines „letzten Willens und Testaments“. Der Gebrauch des Wortes hier durch Paulus untermauert die Souveränität Gottes, denn es handelt sich nicht um eine Verhandlungslösung, sondern um eine göttliche Anordnung.
Das Wort Bund beschreibt „eine ‘Vereinbarung’, die von einer Partei mit Vollmacht ausgeht und von der anderen Partei akzeptiert oder abgelehnt, aber nicht verändert werden kann … Der Bund, den Gott den Menschen anbietet, ist kein ‚Vertrag‘ zwischen zwei Parteien, die gleichberechtigt zusammenkommen.“ (Moulton und Milligan)
Dieser neue Bund legt die Bedingungen dar, unter denen wir eine Beziehung zu Gott haben können, wobei Jesus und sein Werk für uns im Mittelpunkt steht.
Nicht des Buchstabens, sondern des Geistes: Wenn Paulus den Buchstaben und den Geist gegenüberstellt, zieht er weder die ‚Erfahrung‘ dem ‚Wort‘ vor noch bevorzugt er die Auslegung im übertragenen Sinn einem wörtlichen Verständnis der Bibel. Vielmehr zeigt Paulus die Überlegenheit des neuen Bundes gegenüber dem alten Bund auf.
Der Buchstabe ist das Gesetz in seinem äußeren, wörtlichen Sinn, geschrieben auf Steintafeln. Der Wortlaut des Gesetzes kam durch den alten Bund. Er war an sich gut, aber er gab uns nicht die Kraft, Gott zu dienen, und er änderte unser Herz nicht; er sagte uns einfach, was wir tun sollten. Paulus kann sagen, dass der Buchstabe tötet, weil das Gesetz, indem es unsere Schuld offenbart, uns vor Gott ‚tötet‘. Das Gesetz stellt unsere Schuld umfassend und vollständig fest.
Paulus drückt diesen Punkt in Römer 7, 5-6 gut aus: Denn als wir im Fleisch waren, da wirkten in unseren Gliedern die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind, um dem Tod Frucht zu bringen. Jetzt aber sind wir vom Gesetz frei geworden, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, sodass wir im neuen Wesen des Geistes dienen und nicht im alten Wesen des Buchstabens.
Der innewohnende Geist wird dann für uns zu einem Gesetz, das in unser Herz geschrieben ist. Er ist in uns, um uns zu leiten und unser ‚Gesetz‘ zu sein. Der Heilige Geist ersetzt das geschriebene Gesetz nicht, sondern er vollendet und erfüllt das Werk des geschriebenen Gesetzes in unseren Herzen. Der Geist macht lebendig, und mit diesem geistlichen Leben können wir nach dem Gesetz Gottes leben.
Deshalb sollten wir unsere Bibeln (die manche vielleicht den Buchstaben nennen würden) nicht wegwerfen oder vernachlässigen, weil wir jetzt den Geist haben. Stattdessen macht uns der Geist lebendig für den Buchstaben und erfüllt und vollendet das Werk des Buchstabens in uns. Wir sollten auch nicht denken, dass dies uns erlaubt, unser christliches Leben auf der Grundlage von Erfahrungen oder mystischen Auslegungen der Bibel aufzubauen. Erfahrungen und Gleichnisse in der Bibel haben ihren Platz, aber jedes muss durch das Studieren der wörtlichen Bedeutung der Bibel, als wahr erwiesen und gestützt werden. Der Geist und der Buchstabe sind keine Feinde, sondern Freunde. Sie arbeiten nicht gegeneinander, und das eine ist ohne das andere unvollständig.
B. Eine Gegenüberstellung zwischen dem alten und dem neuen Bund
1. Die überragende Herrlichkeit des neuen Bundes
2. Korinther 3, 7-11
2. Korinther 3, 7-11 Wenn aber der Dienst des Todes durch in Stein gegrabene Buchstaben von solcher Herrlichkeit war, dass die Kinder Israels nicht in das Angesicht Moses schauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Antlitzes, die doch vergänglich war, wie sollte dann nicht der Dienst des Geistes von weit größerer Herrlichkeit sein? Denn wenn der Dienst der Verdammnis Herrlichkeit hatte, wie viel mehr wird der Dienst der Gerechtigkeit von Herrlichkeit überfließen! Ja, selbst das, was herrlich gemacht war, ist nicht herrlich im Vergleich zu diesem, das eine so überschwängliche Herrlichkeit hat. Denn wenn das, was weggetan wird, mit Herrlichkeit kam, wie viel mehr wird das, was bleibt, in Herrlichkeit bestehen!
Der Dienst des Todes: War es falsch, den alten Bund als Dienst des Todes zu bezeichnen? Nein, denn genau dies macht das Gesetz mit uns: Es stellt uns als schuldige Sünder vor Gott, damit wir durch den neuen Bund auferweckt werden können. Das Problem lag nicht beim Gesetz, sondern bei uns: Da wirkten in unseren Gliedern die Leidenschaften der Sünden, die durch das Gesetz sind, um dem Tod Frucht zu bringen. (Römer 7, 5)
Trapp über den Dienst des Todes: „David war die Stimme des Gesetzes, das die Sünde mit dem Tod bestrafte: ‚Er wird sicher sterben.‘ Nathan war die Stimme des Evangeliums, die die Umkehr von der Sünde mit Leben belohnte: ‚Du sollst nicht sterben‘.“
Von solcher Herrlichkeit war: Schon beim Erlassen des Gesetzes und dem Schluss des alten Bundes zeigte sich Herrlichkeit. Zu jener Zeit war der Berg Sinai von Rauch umgeben; es gab Erdbeben, Donner, Blitze, einen Trompetenstoß vom Himmel und die Stimme Gottes selbst (Exodus 19, 16-20, 1). Vor allem aber zeigte sich die Herrlichkeit des alten Bundes im Angesicht Moses und dem Glanz seines Antlitzes.
„Und wenn auch das Evangelium nicht als Gesetz in die Welt kam, mit Donner, Blitz und Erdbeben, so wurde es doch durch Engel eingeführt, die die Geburt und die Aufgabe von Johannes dem Täufer und Christi vorhersagten; durch das große Zeichen, dass die Jungfrau einen Sohn empfängt und zur Welt bringt; durch eine Stimme vom Himmel, die Christus, den eingeborenen Sohn des Vaters, verkündete, an dem er Wohlgefallen hatte.“ (Poole)
Das Angesicht Moses: 2. Mose 34, 29-35 beschreibt, wie Mose eine Decke über sein Gesicht legte, nachdem er zu dem Volk gesprochen hatte. So herrlich das strahlende Antlitz des Moses auch war, es war eine Herrlichkeit, die verblasste: Herrlichkeit … , die doch vergänglich war. Die Herrlichkeit des alten Bundes, die durch das Antlitz des Moses leuchtete, war eine verblassende Herrlichkeit, aber die Herrlichkeit des neuen Bundes bleibt, ohne zu verblassen.
Wie viel mehr wird der Dienst der Gerechtigkeit von Herrlichkeit überfließen: Wenn dem alten Bund, der den Tod brachte, schon eine solche Herrlichkeit innewohnte, dann dürfen wir im neuen Bund, der den Dienst des Geistes und das Leben bringt, noch größere Herrlichkeit erwarten.
Der alte Bund war der Dienst der Verdammnis, aber der neue Bund ist der Dienst der Gerechtigkeit. Der alte Bund wird weggetan, aber der neue Bund bleibt. Kein Wunder, dass der neue Bund in Herrlichkeit bestehen wird!
Der alte Bund hatte Herrlichkeit, aber der Ruhm des neuen Bundes überstrahlt ihn bei weitem, so wie die Sonne immer den hellsten Mond überstrahlt. Verglichen mit dem neuen Bund hatte der alte Bund keine Herrlichkeit, weil die überschwängliche Herrlichkeit des neuen Bundes die des alten Bundes bei weitem übertrifft.
2. Der offene und freimütige Charakter des neuen Bundes
2. Korinther 3, 12-16
2. Korinther 3, 12-16 Da wir nun eine solche Hoffnung haben, so treten wir mit großer Freimütigkeit auf und nicht wie Mose, der eine Decke auf sein Angesicht legte, damit die Kinder Israels nicht auf das Ende dessen sähen, was weggetan werden sollte. Aber ihre Gedanken wurden verstockt; denn bis zum heutigen Tag bleibt beim Lesen des Alten Testamentes diese Decke unaufgedeckt, die in Christus weggetan wird. Doch bis zum heutigen Tag liegt die Decke auf ihrem Herzen, sooft Mose gelesen wird. Sobald es sich aber zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen.
Da wir nun eine solche Hoffnung haben: Da unsere Hoffnung in einem herrlichen Bund begründet ist, können wir eine herrliche Hoffnung haben. Wegen dieser Hoffnung kann Paulus mit großer Freimütigkeit auftreten. Der alte Bund schränkte die Menschen ein und trennte sie von Gott; der neue Bund bringt uns zu Gott und befähigt uns, mutig zu ihm zu kommen.
Nicht wie Mose, der eine Decke auf sein Angesicht legte: Selbst Mose, der unter dem alten Bund stand, war eigentlich nicht mutig. Eine Decke über sich zu tragen ist nichts besonders ‚mutiges‘. Sie ist eine Barriere und etwas, hinter dem man sich verstecken kann. Mose fehlte der Mut (im Vergleich zu Paulus), weil der Bund, unter dem er diente, am Verblassen war und auch dessen Herrlichkeit.
Damit die Kinder Israels nicht auf das Ende dessen sähen, was weggetan werden sollte: Wenn man den Bericht in 2. Mose 34, 29-35 liest, könnte man zunächst den Eindruck gewinnen, dass Mose nach seinen Begegnungen mit Gott eine Decke auf sein Angesicht legte, damit sich das Volk nicht fürchtete, sich ihm zu nähern; die Decke sollte sie davor schützen, das leuchtende Antlitz Mose zu sehen. Hier erklärt Paulus den wahren Zweck der Decke: Der Zweck war nicht, das strahlende Antlitz des Moses zu verbergen, sondern damit nicht sichtbar war, wie die Herrlichkeit seines strahlenden Gesichts nach und nach verblasste. Die vergängliche Herrlichkeit des alten Bundes kontrastiert mit der bleibenden Herrlichkeit des neuen Bundes.
Nicht sähen: Da die Decke das Antlitz Mose verdeckte, konnten die Kinder Israel die Herrlichkeit, die auf seinem Gesicht lag, überhaupt nicht sehen. Daher besteht der Kontrast nicht nur zwischen vergänglicher und bleibender Herrlichkeit, sondern auch zwischen verborgener und offenbarter Herrlichkeit.
Denn bis zum heutigen Tag bleibt beim Lesen des Alten Testamentes diese Decke unaufgedeckt: Paulus sagt, dass die meisten Juden seiner Zeit nicht sehen konnten, dass die Herrlichkeit des Dienstes des Moses verblasste im Vergleich zum Dienst Jesu. Weil diese Decke unaufgedeckt bleibt, können sie nicht sehen, dass die Herrlichkeit des mosaischen Dienstes verblasst ist, und sie nun auf Jesus schauen sollten. Da dieselbe Decke, die das Gesicht Moses verbarg, jetzt auf ihrem Herzen liegt, denken sie immer noch, dass der Dienst Moses überlegen oder herrlicher sei.
Sobald es sich aber zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen: Paulus konnte von seinen Mit-Juden sagen, dass die Decke auf ihrem Herzen liegt, aber er konnte auch sagen, dass die Decke in Jesus weggenommen werden kann. Paulus wusste dies gut, weil auch ihm einst die Herrlichkeit und die Überlegenheit Jesu aufgrund der Decke verborgen gewesen war.
Viele Christen, denen es am Herzen liegt ihren jüdischen Freunden Jesus zu verkünden, fragen sich, warum es meist nicht reicht, ihnen einfach zu zeigen, dass Jesus der Messias ist. Es liegt an der Decke auf ihrem Herzen. Wenn Gott nicht ein Werk in ihnen tut, so dass sie sich dem Herrn zuwenden und sich die Decke wegnehmen lassen, werden sie nie die vergängliche Herrlichkeit des Bundes Moses und die alles überragende Herrlichkeit Jesu und des neuen Bundes sehen.
Natürlich könnte man sagen, dass die Juden nicht die einzigen sind, die eine Decke … auf ihrem Herzen tragen. Auch Nichtjuden haben ‚Decken‘, die sie davon trennen, Jesus und sein Werk für uns Menschen klar zu erkennen. Jesus nimmt diese Decken nur zu gerne weg. Dies weist auf die zwingende Notwendigkeit des Gebets bei der Verkündigung des Evangeliums hin. Zu Recht wurde gesagt, dass es wichtiger ist, mit Gott über die Menschen zu sprechen als mit den Menschen über Gott, aber wir können diese wichtigen Werke alle beide tun.
3. Die Freiheit des neuen Bundes
2. Korinther 3, 17
2. Korinther 3, 17 Der Herr aber ist der Geist; und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
Der Herr aber ist der Geist: Aus dem Kontext von 2. Mose 34, 34 sehen wir, dass Paulus, wenn er sagt, der Herr sei der Geist, meint, dass der Heilige Geist Gott ist, so wie Jesus und der Vater Gott sind.
Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Der Gedankengang des Paulus ist folgender: Als Mose in die Gegenwart Gottes ging, hatte er die Freiheit, die Decke abzunehmen; die Gegenwart des Herrn gab ihm diese Freiheit. Wir haben den Heiligen Geist, welcher der Herr ist. Wir leben in der Gegenwart des Heiligen Geistes, weil er uns durch den neuen Bund gegeben ist. So wie Mose die Freiheit hatte, Gott ohne Decke zu begegnen und in der Gegenwart des Herrn zu sein, so haben auch wir diese Freiheit – durch die Gegenwart des Heiligen Geistes.
Wir sollten auch darüber nachdenken, was Paulus nicht sagt. Er erteilt keine Lizenz für pfingstlerische oder charismatische Ausschweifungen, basierend auf dem Gedanken, wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Wir haben eine große Freiheit in unserer Beziehung zu Gott durch das, was Jesus getan hat, und durch das, was der Heilige Geist tut, aber wir haben nie die Freiheit, dem nicht zu gehorchen, was der Geist im Wort Gottes sagt. Das ist eine Perversion der wahren Freiheit, nicht eine vom Geist geschenkte Freiheit.
Da ist Freiheit: Paulus hat wirklich die Freiheit des Zugangs im Sinn. Er baut auf dem auf, was er in 2. Korinther 3, 12 geschrieben hat: So treten wir mit großer Freimütigkeit auf. Freimütigkeit ist ein Wort, das zur Freiheit gehört. Aufgrund des großartigen Wirkens des Heiligen Geistes in uns, durch den Neuen Bund, haben wir eine mutige und befreite Beziehung zu Gott.
„Eine Freiheit vom Joch des Gesetzes, von Sünde, Tod und Hölle; aber die Freiheit, um die es hier in erster Linie geht, ist eine Freiheit von jener Blindheit und Härte, die auf den Herzen der Menschen lastet, bis sie den Heiligen Geist empfangen haben“. (Poole)
4. Die uns verwandelnde Herrlichkeit des neuen Bundes
2. Korinther 3, 18
2. Korinther 3, 18 Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn.
Wir alle aber … mit unverhülltem Angesicht: Paulus lädt jeden Christen zu einer besonderen, wunderbaren Vertrautheit mit Gott ein. Das ist eine Beziehung und eine verwandelnde Kraft, die nicht nur das Privileg einiger weniger Christen ist. Alle können sie haben, jeder, der ein unverhülltes Angesicht hat.
Wie bekommen wir ein unverhülltes Angesicht? Sobald es sich aber zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen (2. Korinther 3, 16). Wenn wir uns zum Herrn bekehren, wird er die Decke wegnehmen, und wir können einer von ‚wir alle‘ sein.
Die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel: Wir können die Herrlichkeit des Herrn sehen, aber wir können seine Herrlichkeit nicht vollkommen sehen. Ein Spiegel in der Antike spiegelte nicht annähernd so gut wieder, wie unsere Spiegel heute. Antike Spiegel waren aus poliertem Metall und gaben ein trübes, verschwommenes, etwas verzerrtes Bild ab. Paulus sagt: „Wir können die Herrlichkeit des Herrn sehen, aber wir können sie noch nicht vollkommen sehen“.
Hier noch ein weiterer möglicher Gedanke: „Nun, da Spiegel bei den Juden, Griechen und Römern aus hochglanzpoliertem Metall hergestellt wurden, kam es oft vor, besonders bei starkem Lichteinfall, dass das Gesicht durch dieses reflektierte Licht sehr stark beleuchtet wurde; und auf diesen Umstand scheint der Apostel hier anzuspielen“. (Clarke)
Werden verwandelt: Wenn wir die Herrlichkeit Gottes erblicken, werden wir verwandelt werden. Gott wird unsere Leben und uns von innen heraus verändern. Obwohl der alte Bund seine Herrlichkeit hatte, konnte er niemals durch das Gesetz Leben verwandeln. Gott gebraucht den neuen Bund, um uns zu verwandelten Menschen zu machen, nicht nur zu netten Menschen.
Jeder will wissen: „Wie kann ich mich ändern?“ Oder, jeder will wissen: „Wie können sie sich ändern?“ Die beste und dauerhafteste Veränderung kommt in unser Leben, indem wir Zeit mit dem Herrn verbringen, und dadurch verwandelt werden. Es gibt andere Wege, die zur Veränderung führen können, wie Schuld, Willenskraft oder Zwang, aber keine dieser Methoden bringt eine Veränderung, die so tiefgreifend ist und so lange anhält, wie die Verwandlung, die durch den Geist Gottes kommt, wenn wir Zeit in der Gegenwart des Herrn verbringen.
Und doch erfordert es etwas: anschauen. Das Wort bedeutet mehr als ein beiläufiger Blick; es bedeutet, etwas zu studieren. Wir alle können Neues erkennen, etwas dazulernen. Wir können durch die Herrlichkeit des Herrn verwandelt werden, aber nur, wenn wir sie sorgfältig studieren.
In dasselbe Bild: Wenn wir in ‚Gottes Spiegel‘ schauen, werden wir in dasselbe Bild des Herrn verwandelt. Wenn wir Zeit damit verbringen, die Herrlichkeit des Gottes der Liebe, der Gnade, des Friedens und der Gerechtigkeit an[zu]schauen, werden wir verwandelt und in Liebe, Gnade, Frieden und Gerechtigkeit wachsen.
Auf diese Weise kannst du sicher erkennen, dass jemand wirklich Zeit mit dem Herrn verbringt: Sie werden in dasselbe Bild verwandelt. Allerdings hängt viel davon ab, was wir ‚sehen‘, wenn wir in ‚Gottes Spiegel‘ schauen. In diesem Bild ist ‚Gottes Spiegel‘ nicht ein Spiegel, der uns zeigt, was wir sind, sondern er zeigt uns, was wir werden. Was wir werden, beruht auf unserem Bild davon, wer Gott ist. Wenn wir ein falsches Bild von Gott haben, werden wir dieses falsche Bild in Gottes ‚Spiegel‘ sehen und in dasselbe Bild verwandelt werden – sehr zu unserem eigenen Schaden, schon jetzt wie auch für die Ewigkeit.
Nicht alle sehen die Wahrheit, wenn sie in den Spiegel schauen. Der dreißigjährige David steht jeden Morgen auf, und seine morgendliche Routine reicht nur bis zum Schlafzimmerspiegel, wo er ein entsetzlich verzerrtes Gesicht sieht – eine schiefe, geschwollene Nase, die mit Narben übersät ist, und ein wulstiges Auge. Die Schmerzen aufgrund seiner Missbildungen veranlassten ihn, vor zehn Jahren das College zu verlassen und bei seinen Eltern einzuziehen. Seitdem verlässt er nur noch selten sein Zimmer, aus Angst, dass ihn jemand sehen könnte. Seine vier Schönheitsoperationen haben seinen Zustand nicht verbessert, weil Davids Probleme mit seinem Aussehen sich nur in seinem Kopf befinden. Experten nennen es Dysmorphophobie oder körperdysmorphe Störung. Sie führt dazu, dass Menschen sich als deformierte, hässliche Menschen sehen, obwohl sie in Wirklichkeit ein ganz normales Aussehen haben. Psychiater nennen es eine versteckte Epidemie, und ein Psychiater sagte: „Die Patienten kommen praktisch aus dem Nichts. Jede Woche treffe ich solch einen neuen Patienten“. Die meisten Dysmorphophobie-Patienten sind überzeugt, dass das Problem in ihrem Gesicht liegt. Die Betroffenen leben mit einem so überwältigenden Schamgefühl, dass sie kaum noch funktionieren können. Eine junge Lehrerin in Boston versuchte ihre Arbeit fortzusetzen, rannte aber oft mitten in der Stunde hinaus, weil sie Angst hatte, dass ihr eingebildetes, hässliches Aussehen durch ihr dickes Make-up zum Vorschein käme. Ein Geschäftsmann aus Denver rief seine Mutter 15-mal am Tag aus dem Büro an, um sich versichern zu lassen, dass er nicht grotesk aussah.Er verbrachte Stunden mit einem Taschenspiegel auf der Toilette und versuchte verzweifelt, einen Weg zu finden, sein Aussehen zu verbessern. Einige versuchen, mit ihrer Situation zurechtzukommen, indem sie sich auf zerstörerische Rituale einlassen, z.B. sich zu ritzen, um den beschädigten Bereich ‚ausbluten‘ zu lassen. Von Dysmorphophobie Betroffene sind in der Regel davon überzeugt, dass das Problem mit ihrem Körper und nicht mit ihrem Kopf zu tun hat. Sie wollen keinen Menschen mehr sehen, nur noch plastischen Chirurgen und Dermatologen suchen sie wegen ihres Problems auf.
Gott sei Dank sind wir , wenn wir ein falsches Bild von uns selbst oder von Gott haben, dem nicht ausgeliefert. Wenn wir das Bild Gottes anschauen, wie er in Wahrheit ist, werden wir in sein Ebenbild verwandelt werden. Das ist der große Plan Gottes in unserer Erlösung, denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden (Römer 8, 29). Calvin sagt zu diesem großen Plan Gottes: „Damit das Bild Gottes, das durch die Sünde entstellt worden ist, in uns wiederhergestellt werde … Diese fortschreitende Wiederherstellung zieht sich durch das ganze Leben, denn nach und nach lässt Gott seine Herrlichkeit in uns aufleuchten.“
Werden verwandelt: Dieses Werk der Verwandlung ist ein Prozess. Wir werden verwandelt; das Werk ist noch nicht vollendet, und niemand sollte erwarten, dass es in ihm selbst oder in anderen bereits vollendet ist. Niemand kommt aus einer einzigen unglaublichen Zeit mit dem Herrn komplett verwandelt hervor.
Von Herrlichkeit zu Herrlichkeit: Das Werk der Verwandlung ist ein kontinuierlicher Prozess. Es sind Schritte von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Der Weg sollte also nicht von Rückfall zu Herrlichkeit zu Rückfall und dann wieder zu Herrlichkeit führen. Gottes Werk in unserem Leben kann eine ständige Fortentwicklung sein, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit.
Vom Geist des Herrn: Mit diesen letzten Worten hebt Paulus zwei Dinge hervor: Erstens: Dieser Zugang zu Gott und seiner verwandelnden Gegenwart gehört uns durch den neuen Bund, denn durch den neuen Bund wird uns der Geist des Herrn geschenkt. Zweitens: Dieses Werk der Verwandlung ist tatsächlich Gottes Wirken in uns. Es geschieht durch den Geist des Herrn, nicht durch die Willenskraft oder die Anstrengung des Menschen. Wir bewirken oder verdienen uns die geistliche Verwandlung nicht, indem wir die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel. Wir begeben uns einfach in eine Position, in der der Geist des Herrn uns verwandeln kann.
2. Korinther 3 – Die Herrlichkeit des Neuen Bundes
A. Das Empfehlungsschreiben von Paulus
1. Braucht Paulus ein Empfehlungsschreiben? Er hat eines – die Christen in Korinth
2. Korinther 3, 1-2
2. Korinther 3, 1-2
Fangen wir wieder an, uns selbst zu empfehlen? Brauchen wir etwa, wie gewisse Leute, Empfehlungsbriefe an euch oder Empfehlungsbriefe von euch?
Unser Brief seid ihr selbst, in unsere Herzen geschrieben, erkannt und gelesen von jedermann.
2. Das Verfassen des Empfehlungsbriefs des Paulus
2. Korinther 3, 3
2. Korinther 3, 3
Es ist ja offenbar, dass ihr ein Brief des Christus seid, durch unseren Dienst ausgefertigt, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens.
3. Tüchtige Diener eines neuen Bundes
2. Korinther 3, 4-6
2. Korinther 3, 4-6
Und eine solche Zuversicht haben wir durch Christus zu Gott;
nicht dass wir von uns selber aus tüchtig wären, sodass wir uns etwas anrechnen dürften, als käme es aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit kommt von Gott,
der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.
B. Eine Gegenüberstellung zwischen dem alten und dem neuen Bund
1. Die überragende Herrlichkeit des neuen Bundes
2. Korinther 3, 7-11
2. Korinther 3, 7-11
Wenn aber der Dienst des Todes durch in Stein gegrabene Buchstaben von solcher Herrlichkeit war, dass die Kinder Israels nicht in das Angesicht Moses schauen konnten wegen der Herrlichkeit seines Antlitzes, die doch vergänglich war, wie sollte dann nicht der Dienst des Geistes von weit größerer Herrlichkeit sein? Denn wenn der Dienst der Verdammnis Herrlichkeit hatte, wie viel mehr wird der Dienst der Gerechtigkeit von Herrlichkeit überfließen! Ja, selbst das, was herrlich gemacht war, ist nicht herrlich im Vergleich zu diesem, das eine so überschwängliche Herrlichkeit hat. Denn wenn das, was weggetan wird, mit Herrlichkeit kam, wie viel mehr wird das, was bleibt, in Herrlichkeit bestehen!
2. Der offene und freimütige Charakter des neuen Bundes
2. Korinther 3, 12-16
2. Korinther 3, 12-16
Da wir nun eine solche Hoffnung haben, so treten wir mit großer Freimütigkeit auf und nicht wie Mose, der eine Decke auf sein Angesicht legte, damit die Kinder Israels nicht auf das Ende dessen sähen, was weggetan werden sollte. Aber ihre Gedanken wurden verstockt; denn bis zum heutigen Tag bleibt beim Lesen des Alten Testamentes diese Decke unaufgedeckt, die in Christus weggetan wird. Doch bis zum heutigen Tag liegt die Decke auf ihrem Herzen, sooft Mose gelesen wird. Sobald es sich aber zum Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen.
3. Die Freiheit des neuen Bundes
2. Korinther 3, 17
2. Korinther 3, 17
Der Herr aber ist der Geist; und wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
4. Die uns verwandelnde Herrlichkeit des neuen Bundes
2. Korinther 3, 18
2. Korinther 3, 18
Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.