A. Die Ernsthaftigkeit und das Wesen von Paulus’ Dienst
1. Die Verantwortung für Gottes großes Angebot
2. Korinther 6, 1-2
2. Korinther 6, 1-2 Aber als Mitarbeiter ermahnen wir euch auch, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen. Denn es heißt: »Zur angenehmen Zeit habe ich dich erhört und am Tag des Heils dir geholfen«. Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit; siehe, jetzt ist der Tag des Heils!
Aber als Mitarbeiter: Paulus sieht sich als Mitarbeiter von Jesus Christus. Sie sind Partner, und Jesus hat uns den Dienst der Versöhnung gegeben (2. Korinther 5, 18). Da Paulus zu den Botschafter für Christus gehört (2. Korinther 5, 20), arbeitet er mit Jesus zusammen.
Was für eine wunderbare Aufgabe: Wir sind seine Mitarbeiter und arbeiten mit ihm zusammen! Nicht, dass Gott Paulus gebraucht hätte, oder irgendeinen von uns. Vielmehr will Gott, dass wir mit ihm zusammenarbeiten, zu unserem Wohl. Es ist wie bei dem kleinen Jungen, der mit dem Spielzeug-Rasenmäher seinem Papa folgt, während Papa den Rasen mäht. Um der reinen Effizienz willen sollte der Papa den Jungen bitten, wegzugehen, denn er ist, ehrlich gesagt, nur im Weg. Aber es ist so gut für den Jungen, mit seinem Papa zu arbeiten! Und weil der Papa seinen Jungen liebt, möchte er, dass er mit ihm zusammenarbeitet.
Das Wort ‚Mitarbeiter‘ selbst ist wichtig. In der Arbeit selbst liegt etwas Gutes und Wichtiges, so sehr, dass Gott möchte, dass wir gemeinsam mit ihm Arbeiter sind. Gottes Bestes für unser Leben ist niemals ein Zustand des Komforts und Bequemlichkeit und nachsichtiger Untätigkeit – selbst wenn wir all diese Dinge gemeinsam mit ihm tun würden. Gott möchte, dass wir gemeinsam mit ihm Mitarbeiter und nicht ‚Stubenhocker‘ sind oder mit ihm gemeinsam „nur die Kirchenbank drücken“.
Wir sind Mitarbeiter. Paulus hat nie gesagt, dass Gott mit uns zusammenarbeitet. Es ist nicht unser Werk, bei dem Gott uns hilft. Es ist sein Werk, das er uns bittet, gemeinsam mit ihm zu tun. Anstatt zu versuchen, Gott dazu zu bringen, uns bei unserer Arbeit zu helfen, sollten wir herausfinden, was Gottes Werk ist, und es mit ihm tun, als seine Mitarbeiter.
Das Bild der Botschafter für Christus (2. Korinther 5, 20) ist besonders hilfreich, um zu verstehen, was es bedeutet sein Mitarbeiter zu sein. Ein Botschafter kann mit Recht als Mitarbeiter seines Königs beschrieben werden. Und dennoch hat der Botschafter selbst keine eigene Macht oder Autorität oder Agenda (Tagesordnung, Absichten) – das ist alles mit seinem König verbunden. Der König delegiert Macht und Autorität an den Botschafter und offenbart dem Botschafter seine Agenda, und dann erwartet der König, dass der Botschafter diese umsetzt.
Ermahnen wir euch auch: Paulus sagte uns, dass Gott durch den Dienst der Apostel ermahnt (2. Korinther 5, 20). Nun wird Paulus auch die korinthischen Christen ermahnen. Er fleht sie an, denn er weiß, dass die Ewigkeit auf dem Spiel steht.
Die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen: Die korinthischen Christen hatten offensichtlich die Gnade Gottes empfangen. Sie wären überhaupt keine Christen, wenn sie nicht die Gnade Gottes empfangen hätten. Aber da sie diese empfangen hatten, waren sie potenziell schuldig, die Gnade Gottes [ … ] vergeblich empfangen zu haben, deshalb bittet Paulus sie, dies nicht zu tun.
Was bedeutet es, die Gnade Gottes [ … ] vergeblich zu empfangen? Es bedeutet, die Güte und Gnade Gottes zu empfangen und dennoch das Werk der Gnade im eigenen Leben zu behindern. Es bedeutet, die Gnade Gottes zu empfangen und an dem zu scheitern, wovon Paulus in 1. Korinther 15, 10 gesprochen hat: Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade, die er an mir erwiesen hat, ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe mehr gearbeitet als sie alle; jedoch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.
Nach 1. Korinther 15, 10 würde Paulus, wenn er nicht so hart arbeiten würde, wie er es tat, die Gnade Gottes immer noch erhalten, aber in gewissem Maße wäre sie vergeblich gegeben worden. Gnade wird per Definition umsonst gegeben, aber wie wir die Gnade empfangen, wird mitbestimmen, wie wirksam das Geschenk der Gnade ist. Gnade wird „vom heiligen Paulus häufig gebraucht, um die Gunst und Privilegien auszudrücken, die den Gliedern der Gemeinde Christi angeboten werden. Sie ist nicht beschränkt auf einen bestimmten Zeitpunkt (wie etwa bei der Errettung) … sie wird unabhängig vom Glauben und Gehorsam des Menschen angeboten, aber ohne diese wird sie nicht von Nutzen sein.“ (Bernard)
Gnade wird nicht wegen irgendwelcher vergangenen, gegenwärtigen oder versprochenen Werke gegeben; dennoch wird sie gegeben, um zur Arbeit zu ermutigen, nicht um zu sagen, dass Arbeit unnötig ist. Gott will nicht, dass wir seine Gnade empfangen und passiv werden. Paulus wusste, dass Gott seine Gnade gibt, wir hart arbeiten und so das Werk Gottes getan wird.
Viele Christen kämpfen genau an diesem Punkt. Soll Gott es tun oder soll ich es tun? Die Antwort lautet: „Ja!“ Gott tut es und wir tun es. Vertraue Gott, verlass dich auf ihn, und dann mache dich an die Arbeit und arbeite so hart du kannst! So sehen wir, wie das Werk Gottes vollendet wird. Wenn ich meinen Teil der Partnerschaft vernachlässige, erreicht die Gnade Gottes nicht alles, was sie bewirken könnte, und ist daher vergeblich gegeben.
„Zurzeit kommt Gottes Gnade immer wieder in mein Herz und mein Leben, als eine sehr wunderbare und gesegnete Erfahrung. Die Gnade von gestern ist völlig unzureichend für die Last von heute, und wenn ich nicht lerne, jeden Tag meines Lebens nach den himmlischen Ressourcen zu greifen, sowohl für die kleinen als auch für die großen Dinge, werde ich als Christ bald schal, öde und fruchtlos im Dienst für den Herrn.“ (Redpath)
Jetzt ist die angenehme Zeit … jetzt ist der Tag des Heils: Indem Paulus Jesaja 49, 8 zitiert und verwendet, möchte er den Christen in Korinth ein Gefühl der Dringlichkeit vermitteln. Gott hat eine annehmbare Zeit für uns, um mit seiner Gnade zu arbeiten. Gott hat einen Tag des Heils, der nicht ewig währt. Dies ist keine Zeit für ein Christenleben, das mit Bequemlichkeit und Komfort und mit Selbstbezogenheit vergeudet wird. Es ist Zeit, sich für den Herrn zu engagieren und mit ihm zusammenzuarbeiten, seine Mitarbeiter zu sein.
2. Wie sich diese Verantwortung auf Paulus auswirkte: Seine Leidenschaft, als Diener des Evangeliums tadellos zu sein
2. Korinther 6, 3
2. Korinther 6, 3 Wir geben niemand irgendeinen Anstoß, damit der Dienst nicht verlästert wird.
Wir geben niemand irgendeinen Anstoß: Paulus war bereit, fast alles zu tun, um sicherzustellen, dass er keinen Anstoß erregte. Er war bereit, auf sein Gehalt als Verkündiger des Evangeliums zu verzichten (1. Korinther 9, 3-15). Er war bereit, anderen zu erlauben, im Vordergrund zu stehen. Er war bereit, hart zu arbeiten und Entbehrungen zu ertragen. Paulus hatte keine Angst davor, aufgrund des Evangeliums von Jesus Christus jemanden zu verärgern (1. Korinther 1, 18-25), aber er wollte nicht zulassen, dass jemand an seiner Art des Dienstes Anstoß nimmt.
Damit der Dienst nicht verlästert wird: Natürlich wurde der Dienst des Paulus von den korinthischen Christen verlästert und diskreditiert. Was Paulus hier meint ist, dass unser Dienst nichtzu Rechtverlästert werden darf. Paulus konnte nichts gegen falsche Anschuldigungen tun, außer so zu leben, dass jeder gerecht denkende Mensch solche Anschuldigungen als falsch erkennen würde.
3. Paulus’ Zeugnis als tadelloser Diener Gottes
2. Korinther 6, 4-10
2. Korinther 6, 4-10 Sondern in allem empfehlen wir uns als Diener Gottes: in viel standhaftem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, unter Schlägen, in Gefängnissen, in Unruhen, in Mühen, im Wachen, im Fasten; in Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe; im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch die Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und Linken; unter Ehre und Schande, bei böser und guter Nachrede; als »Verführer« und doch wahrhaftig, als Unbekannte und doch wohlbekannt, als Sterbende — und siehe, wir leben; als Gezüchtigte, und doch nicht getötet; als Betrübte, aber immer fröhlich, als Arme, die doch viele reich machen; als solche, die nichts haben und doch alles besitzen.
In allem empfehlen wir uns: Paulus wird nun den korinthischen Christen seinen Lebenslauf vortragen. Hier sind die Dinge, die er auflisten wird, um sich selbst vor ihnen zu empfehlen.
In viel standhaftem Ausharren: Die erste Qualifikation von Paulus war standhaftes Ausharren. Das altgriechische Wort, das hier verwendet wird, ist hypomone und es bedeutetAusdauer, nicht einfaches ‚Abwarten‘.
Wir denken bei Ausharren oft an eine passive Sache – die Fähigkeit, herumzusitzen und darauf zu warten, dass etwas passiert. Das ist nicht der Gedanke hinter dem Wort, das Paulus hier verwendet. Es ist ein aktives Ausharren anstelle eines passiven Wartens. Das altgriechische Wort hypomone „beschreibt nicht die Gemütsverfassung, welche sich mit gefalteten Händen und gesenktem Kopf hinsetzen kann und in passiver Resignation eine Flut von Schwierigkeiten über sich ergehen lassen kann. Es beschreibt die Fähigkeit, Dinge so triumphierend zu ertragen, dass sie dadurch umgestaltet werden.“ (Barclay)
In Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten: In Paulus’ Zusammenfassung über seine Zeit als Apostel, Botschafter und Mitarbeiter Jesu, redet er nach dem Ausharren darüber, warum er diese Ausdauer brauchte. Zunächst lag es an den allgemeinen Kämpfen und Prüfungen des Lebens. Paulus war oft gestresst und unter Druck (das ist mit Bedrängnissen gemeint), oft bedürftig und oft in Not.
„Notlagen meinen eigentlich, dass ein Mensch in die Enge getrieben oder an einen Ort gedrängt wird, sodass er nicht weiß, wie er sich zurechtfinden soll; und im übertragenen Sinne, einen Wunsch nach Rat, nicht zu wissen, was zu tun ist oder welchen Weg wir einschlagen sollen.“ (Poole)
Unter Schlägen, in Gefängnissen, in Unruhen: Während Paulus sein Resümee fortsetzt, schreibt er von Leiden, die direkt von Menschen zugefügt wurden. Paulus erlitt Schläge durch Auspeitschung, er hat viel Zeit in Gefängnissen verbracht, und Unruhen sprechen von Gewalt durch eine wütende Ansammlung von Menschen.
„Heutzutage ist es nicht die Gewalt, sondern der Spott oder die höhnische Verachtung der Menge, gegen die ein Christ standhalten muss.“ (Barclay)
In Mühen, im Wachen, im Fasten: Paulus setzt sein Lebensresümee mit der Beschreibung seiner selbstauferlegten Nöte fort. Niemand zwang ihn, so hart zu arbeiten, so viele schlaflose Nächte zu haben oder so oft ohne Nahrung auszukommen. Das waren wahre Prüfungen, aber solche, die Paulus als Mitarbeiter von Jesus Christus freiwillig wählte. Paulus beklagt sich nicht über diese, denn sie waren selbstverschuldet, aber sie waren wichtig für sein Verlangen nach Geduld.
Paulus wusste, dass er Ausdauer brauchte, und er wusste, dass viele Dinge in seinem Leben ihn dazu brachten, diese Ausdauer zu suchen. Einige davon waren die allgemeinen Prüfungen des Lebens, einige waren Leiden, die direkt von anderen verursacht wurden, und einige waren selbstverschuldet. Nicht jede Prüfung war gleich, aber sie alle brachten ihn dazu, Ausdauer zu brauchen.
In Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe; im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch die Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und Linken: Hier beginnt Paulus, die Mittel zu beschreiben, die er nutzte, um über die Widrigkeiten zu triumphieren. Wenn er seine Prüfungen ehrlich aufzählt, wird er auch ehrlich die Frucht des Geistes und die Kraft Gottes in seinem Leben aufzählen.
Ja, Paulus hatte die Prüfungen aus 2. Korinther 6, 4-5 in größerem Ausmaß zu spüren bekommen als die meisten Menschen. Aber er hatte auch den Segen von dem in 2. Korinther 6, 6-7 die Rede ist, in größerem Maße als die meisten Menschen erfahren.
Der Gedanke hinter der Rechten und der Linken ist, sowohl offensive als auch defensive Waffen zu führen. Gemeint ist vermutlich „sowohl das Voranschreiten als auch das angegriffen werden“. „Insbesondere das Schild und das Schwert; ersteres am linken Arm, letzteres an der rechten Hand. Wir haben die Erkenntnis der Wahrheit und die Kraft Gottes als eine Rüstung, die uns auf allen Seiten, überall und bei allen Gelegenheiten schützt.“ (Clarke)
Unter Ehre und Schande, bei böser und guter Nachrede; als »Verführer« und doch wahrhaftig, als Unbekannte und doch wohlbekannt, als Sterbende — und siehe, wir leben; als Gezüchtigte, und doch nicht getötet; als Betrübte, aber immer fröhlich, als Arme, die doch viele reich machen; als solche, die nichts haben und doch alles besitzen. Zum Abschluss seines Lebenslaufs, listet Paulus seine Referenzen (Beurteilungen bzw. Empfehlungen) auf und beschreibt sowohl was die Welt von ihm dachte als auch was Gott von ihm dachte.
Die Welt (einschließlich der weltlichen korinthischen Christen) beschrieb Paulus mit Worten wie: Schande … böser Nachrede … Verführer … Unbekannte … Sterbende … Gezüchtigte … Betrübte … Arme … nichts haben[d].
In Gottes Referenz, beschrieb er Paulus mit Worten wie: Ehre … guter Nachrede … wahrhaftig … wohlbekannt … siehe, wir leben … nicht getötet … immer fröhlich … viele reich machen … alles besitzen.
Welche Beschreibung traf zu – die der Welt oder die von Gott? 2. Korinther 4, 18 gibt die Antwort. Nach dem was sichtbar ist, war die Einschätzung der Welt richtig. Nach dem was aber unsichtbar ist, war die Einschätzung Gottes richtig. Welche Einschätzung ist für dich wichtiger?
B. Paulus spricht zu den Korinthern wie ein Vater
1. Paulus’ Wunsch nach Versöhnung
2. Korinther 6, 11-13
2. Korinther 6, 11-13 Unser Mund hat sich euch gegenüber geöffnet, ihr Korinther; unser Herz ist weit geworden! Ihr habt nicht engen Raum in uns; aber eng ist es in euren Herzen! Vergeltet uns nun Gleiches — ich rede zu euch als zu [meinen] Kindern — und lasst es auch in euch weit werden!
Ihr Korinther. Paulus hat genug Zeit damit verbracht, die Prinzipien festzulegen. Jetzt richtet er sich mit einem gezielten Aufruf an die Christen in Korinth. Wir können die Tiefe und Leidenschaft in seinem Herzen spüren, wenn er ruft: ‚Ihr Korinther‘.
Unser Mund hat sich euch gegenüber geöffnet … unser Herz ist weit geworden: Paulus praktiziert, was er in Epheser 4, 15 gepredigt hat: wahrhaftig in der Liebe zu sprechen. Er liebte die Korinther aufrichtig und mit offenem Herzen, aber er hat auch offen zu ihnen gesprochen.
Ihr habt nicht engen Raum in uns; aber eng ist es in euren Herzen! Die korinthischen Christen spielten vor Paulus das ‚Opfer‘. Aus gottgegebener Notwendigkeit war er bei früheren Gelegenheiten hart zu ihnen (1. Korinther 4, 18-21, 2. Korinther 1, 23). Nun behaupteten sie wahrscheinlich, durch den ‚Schmerz‘, den Paulus ihnen zugefügt hatte, eingeengt zu sein. Wahrscheinlich sagten sie: „Wir würden uns gerne mit dir versöhnen, Paulus, aber der Schmerz, den du uns zugefügt hast, engt uns ein. Wir kommen einfach nicht darüber hinweg.“
Aber das eigentliche Problem war, dass es eng in den Herzen der Korinther war. Es war nicht so, dass Paulus sie nicht genug liebte (was ihr Vorwurf als ‚Opfer‘ war). Ihre eigenen Herzen waren eng.
Inwiefern waren ihre Herzen eng? Erstens liebten sie die Welt zu sehr und Paulus wird sich in den folgenden Versen mit dieser Liebe befassen. Außerdem liebten sie sich selbst zu sehr und weigerten sich, sich wirklich mit ihrer egoistischen und weltlichen Haltung gegenüber Paulus auseinanderzusetzen.
Lasst es auch in euch weit werden: Paulus möchte bei den korinthischen Christen die gleiche selbstprüfende Ehrlichkeit sehen, die er ihnen gerade gezeigt hat. Sie mussten dies tun, damit sie sich versöhnen konnten. Die Kluft zwischen Paulus und der korinthischen Gemeinde konnte geheilt werden, aber es lag in den Händen der korinthischen Christen, dies zu tun. Auch sie mussten es in sich weit werden lassen.
2. Paulus sagt ihnen, dass sie ihre Liebe beschränken sollen
2. Korinther 6, 14-18
2. Korinther 6, 14-18 Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«. Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen, und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.
Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen: Paulus richtet sich gegen die allzu große Zuneigung der korinthischen Christen. Sie hatten sich mit Ungläubigen verbunden, und das verhinderte ihre Versöhnung mit Paulus.
Die Idee, nicht in einem fremden Joch zu ziehen, basiert auf Deuteronomium 22, 10 wo verboten wird, zwei verschiedene Tiere in dasselbe Joch zu spannen. Es geht um die Verbindung zweier Dinge, die nicht verbunden werden sollten.
Auf welche Weise zogen die korinthischen Christen in einem fremden Joch mit Ungläubigen? Wie tun wir das? Sicherlich durch die Heirat mit einem Ungläubigen, was die häufigste Art und Weise ist, wie dieses Prinzip angewandt wird. „Ein sehr weiser und sehr heiliger Mann sprach folgendes Urteil in diesem Punkt: ‚Ein Mann, der wirklich fromm ist und eine unbekehrte Frau heiratet, wird entweder ins Verderben zurückfallen oder im Leben ein Kreuz tragen.‘ Dasselbe kann man von einer frommen Frau sagen, die einen unbekehrten Mann heiratet. Solche Menschen können die Bitte des Vaterunsers: „Führe uns nicht in Versuchung“ nicht aussprechen. Sie stürzen sich selbst hinein.“ (Clarke)
Allerdings meint Paulus hier viel mehr als nur das Heiraten eines Ungläubigen. Es gilt wirklich für jedes Umfeld, in dem wir unser Denken von der Welt beeinflussen lassen. Wenn wir uns diesem Weltlauf anpassen und uns nicht verwandeln lassen durch die Erneuerung [unseres] Sinnes (Römer 12, 2), verbinden wir uns mit Ungläubigen auf eine gottlose Weise.
Hier geht es vor allem darum, welchen Einfluss diese Bindung haben kann. Paulus behauptet nicht, dass Christen niemals mit Ungläubigen verkehren sollen (das macht er in 1. Korinther 5, 9-13 deutlich). Das Prinzip ist, dass wir in der Welt, aber nicht von der Welt sein sollen, so wie ein Schiff im Wasser sein sollte, aber Wasser sollte nicht im Schiff sein. Wenn die Welt uns beeinflusst, ist es klar, dass wir in einem fremden Joch mit Ungläubigen ziehen. Und dieses fremde Joch oder dieser gottlose Einfluss kann durch ein Buch, einen Film, eine Fernsehsendung, eine Zeitschrift oder sogar durch weltliche christliche Freunde kommen. Die meisten Christen sind nicht ansatzweise wählerisch genug bei den Dingen, denen sie erlauben ihren Geist und ihr Leben zu beeinflussen.
Wir alle glauben gerne, dass wir uns mit so vielen gottlosen Dingen umgeben können, wie wir wollen, und dass wir stark genug sind, um den Einfluss abzuwehren. Aber wir müssen die Worte der Heiligen Schrift ernst nehmen: Lasst euch nicht irreführen: Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten! (1. Korinther 15, 33). Es gilt, auf die einfache Frage aus Römer 12, 2 zurückzukommen: Passen wir uns diesem Weltlauf an oder lassen wir uns verwandeln durch die Erneuerung eures Sinnes?
Die Christen in Korinth dachten wie weltliche Menschen, nicht wie gottesfürchtige Menschen. Sie erlangten diese Sichtweise des Lebens – oder behielten sie zumindest – aufgrund ihrer gottlosen Verbindungen. Paulus sagt ihnen, sie sollen diese Joche der Gemeinschaft mit den Gottlosen brechen!
Was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Die korinthischen Christen waren zu liebend und zu herzlich in dem Sinne, dass sie dachten, es zeuge von großer ‚Akzeptanz‘ von ihnen, Gesetzlosigkeit mit Gerechtigkeit zuzulassen, Finsternis zusammen mit dem Licht zu akzeptieren und Belial zusammen mit Christus zu erlauben.
Belial ist ein aus dem Hebräischen entlehntes Wort, das Wertlosigkeit oder Bosheit bedeutet. Hier wird es als ein anderes Wort für Satan verwendet. „Der Begriff wird nur an dieser Stelle im Neuen Testament, aber sehr oft im Alten Testament verwendet, um berüchtigt böse und skandalöse Menschen zu beschreiben.“ (Poole)
Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Indem Paulus hier den Begriff der Gemeinschaft verwendet, deutet er an, dass es ihm in Wirklichkeit mehr um Einfluss als um Präsenz geht. „Gruppen von Menschen sind dann eine Gemeinschaft, wenn sie so verbunden sind, dass das, was dem einen gehört, auch dem anderen gehört oder wenn das, was für den einen gilt, auch für den anderen gilt.“ (Hodge)
Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Anscheinend hatten die Christen in Korinth immer noch mit dem Problem des Götzendienstes zu kämpfen, welches Paulus in 1. Korinther 8-10 erwähnte. Ihre Verbundenheit mit Götzen beeinflusste ihr Denken und machte es immer weltlicher.
Ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes: In 1. Korinther 6, 19-20 schrieb Paulus, dass die einzelnen Christen Tempel Gottes sind. Hier bezieht er sich nun darauf, dass die Gemeinde als Ganzes der Tempel ist. Weil Tempel heilige Orte sind und vor Dingen geschützt werden sollten, die den heiligen Ort verunreinigen könnten, sollten wir unsere Herzen und unseren Verstand schützen, als Orte, die vor dem Herrn heilig sind.
Weil uns Hesekiel 37, 26-27 sagt, dass Gott inmitten seines Tempels ist (Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln), sagt uns Jesaja 52, 11, wie wir diesen Tempel zu einem heiligen Ort machen sollen (geht hinaus von ihnen und sondert euch ab … und rührt nichts Unreines an). Die Verheißung und ich will euch aufnehmen, erinnert uns daran, dass dies nicht nur eine Absonderung vom Bösen, sondern auch eine Absonderung hin zu Gott ist. „Es geht nicht darum, einfach zu versuchen, dein Herz und dein Leben von jedem weltlichen Verlangen zu befreien – was für eine schreckliche Unmöglichkeit! Es geht vielmehr darum, dein Herz weit für die ganze Liebe Gottes in Christus zu öffnen und diese Liebe einfach durch dich hindurchströmen zu lassen und sie ihre Kraft, das Böse auszutreiben, ausüben zu lassen, bis dein Herz mit Liebe erfüllt ist.“ (Redpath)
Paulus zitiert Jeremia 31, 9, um den Vorteil der Absonderung von weltlichen Einflüssen zu zeigen: eine intimere Beziehung zu Gott (ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein). Es gibt immer eine herrliche Verheißung für diejenigen, die bereit sind, sich für göttliche Frömmigkeit von den Einflüssen der Welt zu trennen.
Wenn Paulus diese Stellen zitiert, gibt er sie nicht unbedingt wortwörtlich aus dem Hebräischen oder der Septuaginta wieder. Wenn Paulus die Heilige Schrift zitiert, paraphrasiert er sie oft. „Ein Vergleich der Texte zeigt, dass er sich nicht verpflichtet fühlte, sklavisch Wort für Wort zu zitieren, sondern vielmehr dem Sinn nach und mit dem Ziel, die Relevanz der Offenbarung auf die Umstände seiner Leser anzuwenden und aufzuzeigen.“ (Hughes)
Geht hinaus von ihnen und sondert euch ab: Dieser Aufruf befasst sich mit dem Problem der ‚zu großen Zuneigung‘, welches Paulus in 2. Korinther 6, 12 erwähnte. Wir können wirklich zu viel lieben, indem wir denken, wir könnten einfach die Liebe Gottes hinzufügen, ohne uns von den Vorstellungen Satans und dieser Welt loszusagen. Denk daran, dass eines der Samenkörner, das im Gleichnis vom Sämann fehlschlug, einen zu fruchtbaren Boden hatte. Auf ihm wuchs alles.
Spricht der Herr, der Allmächtige: Der Titel Allmächtiger verwendet das altgriechische Wort Pantokrator, was so viel bedeutet wie: „derjenige, der seine Hand über allem hat“. Im ganzen Neuen Testament wird das Wort nur hier und im Buch der Offenbarung verwendet. Paulus möchte, dass wir verstehen, dass es der souveräne Gott des Himmels ist, der uns die Adoption als seine Kinder anbietet, wenn wir uns zu ihm hin absondern.
Der Aufruf zur Reinheit und Absonderung zu Gott entspringt aus dem Angebot der Versöhnung, das am Ende von 2. Korinther 5 erwähnt wird. „Ein Mensch kann nicht die Versöhnung mit Gott annehmen und in der Sünde leben; denn die Abkehr von der Sünde ist Teil der Annahme der Versöhnung. Paulus geht niemals davon aus, dass Menschen einen Vorteil der Erlösung annehmen, einen anderen jedoch ablehnen können. Sie können nicht die Begnadigung empfangen, die Heiligung jedoch ablehnen.“ (Hodge)
2. Korinther 6 – Paulus’ Lebenslauf
A. Die Ernsthaftigkeit und das Wesen von Paulus’ Dienst
1. Die Verantwortung für Gottes großes Angebot
2. Korinther 6, 1-2
2. Korinther 6, 1-2
Aber als Mitarbeiter ermahnen wir euch auch, die Gnade Gottes nicht vergeblich zu empfangen. Denn es heißt: »Zur angenehmen Zeit habe ich dich erhört und am Tag des Heils dir geholfen«. Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit; siehe, jetzt ist der Tag des Heils!
2. Wie sich diese Verantwortung auf Paulus auswirkte: Seine Leidenschaft, als Diener des Evangeliums tadellos zu sein
2. Korinther 6, 3
2. Korinther 6, 3
Wir geben niemand irgendeinen Anstoß, damit der Dienst nicht verlästert wird.
3. Paulus’ Zeugnis als tadelloser Diener Gottes
2. Korinther 6, 4-10
2. Korinther 6, 4-10
Sondern in allem empfehlen wir uns als Diener Gottes: in viel standhaftem Ausharren, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten, unter Schlägen, in Gefängnissen, in Unruhen, in Mühen, im Wachen, im Fasten; in Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungeheuchelter Liebe; im Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch die Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und Linken; unter Ehre und Schande, bei böser und guter Nachrede; als »Verführer« und doch wahrhaftig, als Unbekannte und doch wohlbekannt, als Sterbende — und siehe, wir leben; als Gezüchtigte, und doch nicht getötet; als Betrübte, aber immer fröhlich, als Arme, die doch viele reich machen; als solche, die nichts haben und doch alles besitzen.
B. Paulus spricht zu den Korinthern wie ein Vater
1. Paulus’ Wunsch nach Versöhnung
2. Korinther 6, 11-13
2. Korinther 6, 11-13
Unser Mund hat sich euch gegenüber geöffnet, ihr Korinther; unser Herz ist weit geworden! Ihr habt nicht engen Raum in uns; aber eng ist es in euren Herzen! Vergeltet uns nun Gleiches — ich rede zu euch als zu [meinen] Kindern — und lasst es auch in euch weit werden!
2. Paulus sagt ihnen, dass sie ihre Liebe beschränken sollen
2. Korinther 6, 14-18
2. Korinther 6, 14-18
Zieht nicht in einem fremden Joch mit Ungläubigen! Denn was haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit miteinander zu schaffen? Und was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige gemeinsam mit dem Ungläubigen? Wie stimmt der Tempel Gottes mit Götzenbildern überein? Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: »Ich will in ihnen wohnen und unter ihnen wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein«. Darum geht hinaus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! Und ich will euch aufnehmen, und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.