2. Samuel 17 – Absalom trifft eine Entscheidung

A. Ahitophels Rat wird durch Husai vereitelt

1. Der Ratschlag Ahithophels

2. Samuel 17, 1-4

2. Samuel 17, 1-4
Und Ahitophel sprach zu Absalom: Lass mich doch 12 000 Mann auswählen, mich aufmachen und David noch in dieser Nacht nachjagen! Ich werde dann über ihn kommen, während er müde und matt ist, und kann ihn in Schrecken versetzen, sodass alles Volk, das bei ihm ist, flieht, und dann kann ich den König allein schlagen! So werde ich alles Volk dir zuwenden. Den Mann [zu schlagen], dem du nachstellst, bedeutet nämlich so viel wie die Rückkehr aller Leute [zu dir]; [dann] wird das ganze Volk Frieden haben! Das schien dem Absalom gut und auch allen Ältesten Israels.

  1. Lass mich doch 12 000 Mann auswählen, mich aufmachen und David noch in dieser Nacht nachjagen: Ahitophel riet zu einem schnellen, gezielten Angriff, der nur gegen David gerichtet sein sollte (dann kann ich den König allein schlagen). Er riet ihnen dringend, alles so schnell wie möglich zu tun, solange David noch westlich des Jordans war.
  2. Dann kann ich den König allein schlagen: Dieser Versprecher war eher eine unbewusste Prophezeiung. Tief in seinem Herzen wusste sogar Ahitophel, dass David der wahre König war.
  3. Das schien dem Absalom gut und auch allen Ältesten Israels: Er war gewagt und die Wahrscheinlichkeit, dass er erfolgreich sein würde, war groß, und er würde Israel einen langwierigen Bürgerkrieg zwischen den Anhängern Davids und den Anhängern Absaloms ersparen.

2. Husai stimmt Ahithophels Rat nicht zu

2. Samuel 17, 5-10

2. Samuel 17, 5-10
Aber Absalom sprach: Man rufe doch noch Husai, den Architer, dass wir auch hören, was er zu sagen hat! Als nun Husai zu Absalom kam, sprach Absalom zu ihm: So und so hat Ahitophel geraten! Sollen wir seinen Rat ausführen oder nicht? Wenn nicht, so rede du! Da sprach Husai zu Absalom: Es ist kein guter Rat, den Ahitophel diesmal gegeben hat! Und Husai sprach: Du kennst deinen Vater wohl und seine Leute [und weißt], dass sie Helden sind und voll wilden Mutes, wie eine Bärin auf [freiem] Feld, die ihrer Jungen beraubt ist; dazu ist dein Vater ein Kriegsmann, sodass er nicht bei dem Volk übernachten wird. Siehe, er hat sich wohl schon jetzt in irgendeiner Schlucht verborgen oder an einem anderen Ort. Wenn es dann geschieht, dass etliche von ihnen gleich im Anfang fallen, so wird jeder, der es hört, sagen: Es hat eine Niederlage unter dem Volk gegeben, das zu Absalom hält! Selbst wenn es jemand [hört], der sonst tapfer ist und ein Herz hat wie ein Löwenherz, so wird er sicher verzagen; denn ganz Israel weiß, dass dein Vater stark ist und dass tapfere Leute bei ihm sind.

  1. Man rufe doch noch Husai, den Architer: Dass Absalom nach einem so weisen und gut aufgenommenen Rat sogar um eine weitere Meinung bat, ist ein bemerkenswerter Beweis dafür, dass Gott seine Hand im Spiel hatte und Davids Gebet in 2. Samuel 15, 31 erhört hatte.
  2. Es ist kein guter Rat, den Ahitophel diesmal gegeben hat: Wir können uns vorstellen, dass Husai das Herz in die Hose rutschte, als er von dem klugen Plan hörte, den Ahitophel vorschlug. Er musste sich schnell einen Gegenentwurf ausdenken, um den Rat Ahithophels zu vereiteln, so wie David es in 2. Samuel 15:32-35 von ihm verlangt hatte.
  3. Du kennst deinen Vater wohl und seine Leute [und weißt], dass sie Helden sind: Husai sprach von dem David der Vergangenheit, nicht von dem David der Gegenwart. Husai sah David mit seinen eigenen Augen und wusste, dass er nicht stark und mächtig war. Er hoffte, dass Absalom sich lebhaft an den David der Vergangenheit erinnern würde.
  4. Wie eine Bärin auf [freiem] Feld, die ihrer Jungen beraubt ist … er hat sich wohl schon jetzt in irgendeiner Schlucht verborgen oder an einem anderen Ort: Huschai wusste, dass David sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, aber er vermittelte den Eindruck, dass David und seine Männer gefährlich waren und nicht schnell angegriffen werden sollten.
  5. Es hat eine Niederlage unter dem Volk gegeben, das zu Absalom hält: Husai wollte damit sagen, dass es zu riskant war, David sofort anzugreifen. Wir können uns vorstellen, dass er all dies sagte, während er dafür betete, dass Gott tatsächlich Davids Gebet erhören und den Rat Ahitophels vereiteln würde.

3. Husai rät Absalom, ein großes Heer aufzustellen und David persönlich zu holen

2. Samuel 17, 11-13

2. Samuel 17, 11-13
Darum rate ich, dass ganz Israel, von Dan bis Beerscheba, zu dir versammelt werden soll, so zahlreich wie der Sand, der am Meer ist, und dass du selbst mit ihnen in den Kampf ziehst. So wollen wir ihn überfallen, an welchem Ort wir ihn finden, und wir wollen über ihn kommen, wie der Tau auf die Erde fällt, dass wir von ihm und all seinen Leuten, die bei ihm sind, nicht einen Einzigen übrig lassen. Zieht er sich aber in eine Stadt zurück, so soll ganz Israel Stricke an jene Stadt legen und sie in den Fluss hinunterschleifen, sodass auch nicht ein Steinchen mehr davon gefunden wird!

  1. Darum rate ich, dass ganz Israel, von Dan bis Beerscheba, zu dir versammelt werden soll: Das würde eine Weile dauern. Husai wollte nicht nur den Rat Ahithophels vereiteln, er wollte auch alles tun, um David mehr Zeit zu verschaffen, bevor der unvermeidliche Angriff kam.
  2. Und dass du selbst mit ihnen in den Kampf ziehst: Dieser Vorschlag nährte die Eitelkeit von Absalom. Er konnte beweisen, dass er ein ebenso tapferer Soldat war wie sein Vater David. In Ahithophels Plan führte Ahitophel die Schlacht an, in Husais Plan dagegen Absalom.

4. Absalom und die Ältesten befürworten den Rat Husais

2. Samuel 17, 14

2. Samuel 17, 14
Da sprachen Absalom und alle Männer Israels: Der Rat Husais, des Architers, ist besser als der Rat Ahitophels! Aber der HERR fügte es so, dass der gute Rat Ahitophels zunichtewurde, damit der HERR das Unheil über Absalom brächte.

  1. Der Rat Husais, des Architers, ist besser als der Rat Ahitophels: Das war das erste Mal, dass das jemand sagte – die Leute bevorzugten immer den Rat Ahitophels. Ein Grund, warum Absalom Husais Rat mochte, war, dass er an seine Eitelkeit appellierte.
  2. Aber der HERR fügte es so, dass der gute Rat Ahitophels zunichtewurde: Das war der eigentliche Grund, warum der Rat Ahitophels verworfen wurde. Gott hatte die Kontrolle. Der Thron Israels gehörte Ihm, und er konnte ihn so gewähren oder verweigern, wie er wollte.
    1. Absalom hatte den klügsten Mann in Israel auf seiner Seite, aber Davids Gebet war mächtiger als Ahitophels Klugheit. Gott brachte Ahitophel dazu, törichte Ratschläge zu geben, auf die man gehört hatte (wie in 2. Samuel 16, 20-23). Gott ließ es zu, dass Ahitophel großartige Ratschläge gab und sie dennoch abgelehnt wurden. Gott hatte die Kontrolle; der HERR fügte es so.
    2. „Dies ist einer der großen Grundsätze des Lebens, den jede Seite der Bibel betont und illustriert. Die Menschen können Gott nicht entkommen. Sie gehen ihren eigenen Weg, aber dieser Weg macht sie niemals frei von der Autorität und der unbesiegbaren Macht Gottes.“ (Morgan)
    3. Wir sehen, dass der HERR es so fügte, dass der gute Rat Ahitophels zunichtewurde, weil David dafür gebetet hatte. Gebet bewegt die Hand Gottes, und David betete: HERR, mache doch den Rat Ahitophels zur Torheit! (2. Samuel 15, 31)
  3. Damit der HERR das Unheil über Absalom brächte: In all dem steckte eine harte Strafe für David, und er wusste es. Doch Gott verließ David während dieser Zeit nicht. Er war auch in dieser Zeit für David da. Er wollte David nicht vernichten, sondern ihn korrigieren.

B. David wird vor Absaloms Plan gewarnt

1. Zadok schickt seine Söhne, um es David zu sagen

2. Samuel 17, 15-16

2. Samuel 17, 15-16
Da sprach Husai zu Zadok und Abjathar, den Priestern: So und so hat Ahithophel Absalom und den Ältesten Israels geraten, und so und so habe ich geraten. So sendet nun schnell hin und sagt es David und sprecht: »Bleibt nicht über Nacht in der Wüste, sondern zieht schnell hinüber, damit der König und alles Volk, das bei ihm ist, nicht verschlungen wird.«

  1. Sagte Husai zu Zadok und Abjathar, den Priestern: Das ist genau das, was David im Sinn hatte, als er Husai und die Priester zu Absalom zurückschickte (2. Samuel 15, 35-36).
  2. Verbringe diese Nacht nicht in den Ebenen der Wüste, sondern gehe schnell hinüber: Husai meinte, dass David den Jordan überqueren sollte, um ihm Raum und Zeit zu geben, sich vor Absaloms Angriff neu zu formieren.

2. David wird gewarnt

2. Samuel 17, 17-22

2. Samuel 17, 17-22
Jonathan aber und Achimaaz standen bei En-Rogel; und eine Magd ging hin und berichtete es ihnen, und sie gingen hin und meldeten es dem König David; denn sie durften sich nicht sehen lassen und in die Stadt kommen. Aber ein Bursche sah sie und hinterbrachte es Absalom. Da liefen die beiden schnell und kamen in das Haus eines Mannes in Bachurim. Der hatte einen Brunnen in seinem Hof; dort stiegen sie hinunter. Und die Frau nahm eine Decke und breitete sie über die Öffnung der Zisterne und streute Getreidekörner darüber, sodass man nichts merkte. Als nun Absaloms Knechte zu der Frau in das Haus kamen, fragten sie: Wo sind Achimaaz und Jonathan? Die Frau antwortete: Sie sind über den Bach gegangen! Da suchten sie die [beiden], konnten sie aber nicht finden und kehrten wieder nach Jerusalem zurück. Als aber diese weg waren, stiegen jene aus der Zisterne herauf und gingen hin und berichteten es dem König David und sprachen zu David: Macht euch auf und geht rasch über den Fluss, d.h. den Jordan.; denn so und so hat Ahitophel Rat gegeben gegen euch! Da machte sich David auf und das ganze Volk, das bei ihm war, und sie setzten über den Jordan; und als es lichter Morgen wurde, fehlte keiner, der nicht über den Jordan gegangen wäre.

  1. Das Haus eines Mannes in Bachurim: Jonathan und Ahimaaz wurden auf dem Weg dorthin unterstützt. Noch war nicht das ganze Volk zu Absalom übergelaufen, zumal er Davids Konkubinen öffentlich entehrt hatte.
  2. Da machte sich David auf und das ganze Volk, das bei ihm war, und sie setzten über den Jordan: Durch diese erfolgreiche Geheimdienstaktion entging David der unmittelbaren Gefahr durch Absalom.

3. Ahitophel begeht Selbstmord

2. Samuel 17, 23

2. Samuel 17, 23
Als aber Ahitophel sah, dass sein Rat nicht ausgeführt wurde, sattelte er seinen Esel, machte sich auf und ging heim in seine Stadt; und er bestellte sein Haus und erhängte sich; und er starb und wurde in das Grab seines Vaters gelegt.

  1. Als aber Ahitophel sah, dass sein Rat nicht ausgeführt wurde: Ahitophel brachte sich nicht wegen seiner verletzten Gefühle um, oder weil sein Rat abgelehnt wurde. Er war vielmehr weise genug zu wissen, dass Absalom scheitern würde, weil er sich an den Plan von Husai hielt und Ahitophel mit der Verschwörung in Verbindung gebracht werden würde.
  2. Er bestellte sein Haus und erhängte sich: Ahitophel beging Selbstmord, und wir wissen, dass Selbstmord eine Sünde ist, weil es Selbstmord ist und Gott geboten hat: Du sollst nicht töten (2. Mose 20, 13). Dennoch sollte Selbstmord nicht als eine unverzeihliche Sünde angesehen werden. Jeder, der Selbstmord begeht, hat sich den Lügen und Täuschungen Satans hingegeben, dessen Ziel es ist, zu töten und zu zerstören (Johannes 10, 10).
    1. „Selbstmord ist immer der letzte Akt der Feigheit. Im Fall von Saul und in vielen ähnlichen Fällen ist er ganz natürlich; aber er darf niemals als heroisch angesehen und verherrlicht werden. Es ist der letzte Ausweg eines Menschen, der es nicht wagt, dem Leben die Stirn zu bieten.“ (Morgan)
    2. „Ich möchte Eure Aufmerksamkeit auf diesen Text lenken, weil er sehr bemerkenswert ist. Er bestellte sein Haus und erhängte sich. Sein Haus zu bestellen, zeigte, dass er ein kluger Mann war; sich zu erhängen, bewies, dass er ein Narr war. Darin liegt eine seltsame Mischung aus Besonnenheit und Verzweiflung, Verstand und Wahnsinn. Soll ein Mensch so weise sein, dass er seine weltlichen Angelegenheiten mit Sorgfalt ordnet, und doch so unglücklich ist, dass er sich danach das Leben nimmt?“ (Spurgeon)
    3. „Tausende bringen ihre Häuser in Ordnung, aber zerstören ihre Seelen; sie kümmern sich gut um ihre Herden und ihre Schafe, aber nicht um das, was ihrem Herzen guttut. Sie sammeln mit ständigem Fleiß zerbrochene Muscheln, aber sie werfen unbezahlbare Perlen weg. Sie handeln überall vorausschauend, umsichtig und vorsichtig, nur nicht dort, wo es am nötigsten ist. Sie sparen ihr Geld, aber vergeuden ihr Glück; sie sind Hüter ihrer Güter, aber Selbstmörder ihrer Seelen.“ (Spurgeon)

4. Absalom überquert den Jordan, um David zu verfolgen

2. Samuel 17, 24-26

2. Samuel 17, 24-26
David aber war nach Mahanajim gekommen, als Absalom über den Jordan zog, er und alle Männer von Israel mit ihm. Und Absalom setzte Amasa an Joabs Stelle über das Heer. Dieser Amasa war der Sohn eines Mannes namens Jithra, eines Israeliten, der zu Abigail eingegangen war, der Tochter Nachaschs, der Schwester der Zeruja, der Mutter Joabs. Und Israel und Absalom lagerten sich im Land Gilead.

  1. Als Absalom über den Jordan zog, er und alle Männer von Israel mit ihm: Jetzt war Absalom das Oberhaupt von Israels Armee. Das diente der Eitelkeit Absaloms, aber schadete dem Erfolg auf dem Schlachtfeld.
    1. „Absaloms Eitelkeit sorgte für seinen Untergang.“ (Morgan)
  2. Absalom setzte Amasa an Joabs Stelle über das Heer: Amasa war der Sohn einer Nichte Davids und eines Vetters von Joab.

5. David findet Unterstützer in Gilead

2. Samuel 17, 27-29

2. Samuel 17, 27-29
Und es geschah, als David nach Mahanajim gekommen war, da brachten Schobi, der Sohn des Nahas, aus der Ammoniterstadt Rabba, und Machir, der Sohn Ammiels, aus Lodebar, und Barsillai, der Gileaditer, aus Rogelim, Betten, Becken, Töpfergefäße, auch Weizen, Gerste, Mehl und geröstetes Korn, Bohnen, Linsen und Geröstetes sowie Honig und Dickmilch, Schafe und Kuhkäse als Speise für David und für das Volk, das bei ihm war; denn sie sprachen: Das Volk wird hungrig, müde und durstig sein in der Wüste!

  1. Schobi, … Machir, … Barsillai: Diese ansonsten unbekannten Männer werden besonders erwähnt, weil sie David geholfen haben, als er sich in einer großen Notlage befand. Freunde in der Not sind wahre Freunde.
  2. Das Volk wird hungrig, müde und durstig sein in der Wüste: Diese Helfer Davids waren keine herausragenden Krieger, aber sie halfen David in dieser Krise so sehr wie der tapferste Soldat. Sie wurden speziell von Gott gesandt, um David in seiner harten Zeit zu trösten.
    1. „Es war, als beugte sich Gott über diese geplagte Seele, und während die Schläge der Rute lange Furchen in den Rücken des Leidenden schnitten, wurde der Balsam von Gliead in die klaffenden Wunden gegossen. Stimmen sprachen sanfter; Hände berührten ihn sanfter; Mitleid überschüttete ihn mit zärtlichen Zusicherungen; am besten von allen war, dass die hellen Engel des göttlichen Schutzes sich um seinen Weg sein Lager scharten.“ (Meyer)

© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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