2. Samuel 19 – David bekommt das Königreich zurück

A. Davids Trauer um Absalom und Joabs Zurechtweisung

1. Wie sich Davids Kummer auf seine treuen Anhänger auswirkt

2. Samuel 19, 1-4

2. Samuel 19, 1-4
Da wurde der König sehr bewegt; und er ging hinauf ins Obergemach im Tor und weinte; und im Gehen sprach er: »Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom! Ach, dass ich doch an deiner Stelle gestorben wäre! O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!« Und es wurde Joab berichtet: Siehe, der König weint und trägt Leid um Absalom! So wurde an jenem Tag dem ganzen Volk der Sieg zur Trauer; denn an jenem Tag hörte das Volk sagen: Der König trauert um seinen Sohn! Und das Volk stahl sich an jenem Tag in die Stadt hinein, wie ein Volk sich wegstiehlt, das sich schämen muss, weil es im Kampf geflohen ist.

  1. Da wurde der König sehr bewegt: Der hebräische Begriff ‚sehr bewegt‘ impliziert ein heftiges Zittern des Körpers. David fühlte sich völlig fertig, als er die Nachricht von Absaloms Tod hörte.
    1. Zum Teil war David so sehr bewegt, weil er wusste, dass er den Nährboden für diese Tragödie geliefert hatte.
      1. Der Nährboden stammt von Davids nachsichtiger Erziehung.
      2. Der Grund war Davids Sünde mit Bathseba und der Mord an Urija, woraufhin Gott David versprach: „Nun soll auch von deinem Haus das Schwert nicht weichen ewiglich, weil du mich verachtet und die Frau Urijas, des Hetiters, genommen hast, dass sie deine Frau sei … Ich will aus deinem eigenen Haus Unglück gegen dich erwecken“ (2. Samuel 12, 10-11).
      3. Der Nährboden stammt von Davids eigenem sündhaften Nachgeben seiner Leidenschaften und kleineren Rebellionen gegen Gott, welche Sünden und Schwächen in seinen Söhnen vergrößert wurden.
    2. Davids Leid zeigt uns, dass es nicht ausreicht, dass Eltern ihre Kinder erziehen, Gott zu fürchten; sie müssen zuerst einmal selber lernen gottesfürchtig zu sein. „Wir können uns nicht in der Gegenwart dieses Leidens befinden, ohne die ernsten Lektionen der elterlichen Verantwortung zu lernen, die uns beibringen, nicht nur unsere Kinder, sondern zuvor, und um ihretwillen, uns selbst zu erziehen.“ (Morgan)
  2. Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom: David trauerte so sehr um Absalom, weil er wirklich sein Sohn war. David konnte seine Sünden, seine Schwächen und seine Rebellion in verstärkter Form in Absalom wiedererkennen.
    1. „Alles in der Geschichte führt zu diesem Schmerzensschrei über seinen toten Jungen … Fünfmal wiederholte er die Worte: ‚mein Sohn‘.“ (Morgan)
    2. „Dies hatte sicherlich eine tiefere Bedeutung als die bloß unbewusste Wiederholung von Worten, die durch persönlichen Kummer verursacht wurden. Der Vater erkannte, wie sehr er für den Sohn verantwortlich war. Es ist, als ob er gesagt hätte: Er ist wirklich mein Sohn, seine Schwächen sind meine Schwächen, seine Leidenschaften sind meine Leidenschaften, seine Sünden sind meine Sünden.“ (Morgan)
  3. Wenn ich nur an deiner Stelle gestorben wäre: David wollte an der Stelle seines rebellischen Sohnes sterben. Was David nicht tun konnte, tat Gott, indem er an der Stelle des rebellischen Sünders starb.
    1. „Im Schrei Davids hören wir also tatsächlich den Schrei Gottes, nach seinen verlorenen Kindern. Seinen Wunsch, wiederherzustellen, seinen Wunsch, zu vergeben.“ (Smith)
  4. So wurde an jenem Tag dem ganzen Volk der Sieg zur Trauer: Das war nicht gut. Davids treue und aufopfernde Anhänger siegten an diesem Tag zur Ehre Gottes und zum Wohl Israels. Dann fühlten sie sich wegen des Sieges schlecht, weil David übermäßig stark weinte und um Absalom trauerte.
    1. Es gibt so etwas wie übermäßige Trauer – Trauer, die im Grunde im Unglauben und in der Selbstverliebtheit verwurzelt ist. In 1. Thessalonicher 4, 13 warnte Paulus die Christen: Ich will euch aber, Brüder, nicht in Unwissenheit lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Manche Christen trauern manchmal anlässlich eines tödlichen oder tragischen Ereignisses wie diejenigen, die keine Hoffnung auf Gott haben, und das ist falsch.
    2. „Wenn deine Lieben tot sind, kannst du sie nicht durch deinen Unglauben wieder zum Leben erwecken; und wenn sie noch leben, ist es schade, niedergeschlagen und ungläubig zu sein, wenn es keinen Anlass dazu gibt. Deine Kraft ist es, still zu sein. Denk daran, dass du ein Christ bist, und von einem Christen wird erwartet, dass er über mehr Selbstbeherrschung verfügt, als diejenigen, die keinen Gott haben, zu dem sie fliehen können.“ (Spurgeon)
  5. Und das Volk stahl sich an jenem Tag in die Stadt hinein, wie ein Volk sich wegstiehlt, das sich schämen muss: Davids übermäßiger Kummer sorgte dafür, dass seine treuen Freunde und Unterstützer sich schämen, dass sie einen großen Sieg errungen hatten.

2. Joab tadelt David

2. Samuel 19, 5-8

2. Samuel 19, 5-8
Der König aber hatte sein Angesicht verhüllt, und der König schrie laut: »Mein Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn, mein Sohn!« Da kam Joab zum König ins Haus und sprach: Du hast heute das Angesicht aller deiner Knechte beschämt, die heute dir und deinen Söhnen, deinen Töchtern, deinen Frauen und Nebenfrauen das Leben gerettet haben, weil du die liebst, die dich hassen, und hasst, die dich lieben; denn du lässt heute merken, dass dir nichts gelegen ist an den Obersten und Knechten! Denn ich erkenne heute wohl: Wenn nur Absalom lebte und wir alle heute tot wären, das wäre ganz recht in deinen Augen! So mache dich nun auf und geh hinaus und rede freundlich mit deinen Knechten! Denn ich schwöre dir bei dem HERRN: Wenn du nicht hinausgehst, so wird kein einziger Mann diese Nacht bei dir bleiben, und das wird schlimmer sein für dich als alles Unglück, das über dich gekommen ist, von deiner Jugend an bis hierher!

  1. Mein Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn, mein Sohn: David konnte nicht aufhören, dieses Lied zu singen. Er war immer noch in seiner übermäßigen Trauer und Perspektivlosigkeit gefangen. Er wurde von seinen Gefühlen beherrscht, und unsere Gefühle sollten uns niemals beherrschen.
    1. Gott ist nicht gegen Gefühle – ganz und gar nicht. Vielen Christen mangelt es an tiefen und tiefgreifenden Gefühlen und Erfahrungen in ihrem Leben mit Gott. Gleichzeitig waren Gefühle nie dazu gedacht, über uns zu herrschen.
    2. Davids Problem war nicht das, was er wusste – Absaloms tragischer Tod und Davids eigene Rolle darin. Davids Problem war das, was er vergaß – dass Gott immer noch die Kontrolle hatte, dass ein großer Sieg errungen wurde, dass er viele treue Unterstützer hatte und dass Gott David große Gnade und Barmherzigkeit erwies. Wenn jemand in einer Tragödie oder tiefer Trauer überwältigt wird, liegt das Problem nicht in dem, was er weiß, sondern in dem, was er vergisst.
    3. „Wer hat David je in gottesfürchtigem Kummer ausrufen hören: O Urija, wollte Gott, ich wäre für dich gestorben!“ (Trapp)
  2. Du hast heute das Angesicht aller deiner Knechte beschämt, die heute dir und deinen Söhnen, deinen Töchtern, deinen Frauen und Nebenfrauen das Leben gerettet haben: Joab ermahnte David, um diesen wachzurütteln. „David, deine übermäßige Trauer ist egoistisch. Es geht nicht nur um dich. Diese Menschen, die dich treu und aufopferungsvoll unterstützt haben, verdienen es, sich über ihren Sieg zu freuen, und du sorgst dafür, dass sie sich schrecklich fühlen. Hör damit auf.“
  3. Denn ich erkenne heute wohl: Wenn nur Absalom lebte und wir alle heute tot wären, das wäre ganz recht in deinen Augen: Dies ist eine klare, mit Präzision vorgetragene Wahrheit. Joab wollte, dass David nicht nur sieht, dass er in seinem übermäßigen Kummer töricht, sondern auch egoistisch war.
  4. So mache dich nun auf und geh hinaus und rede freundlich mit deinen Knechten: „Gehe hinaus und ermutige das Team – sie haben es verdient. Wenn du es nicht tust, wirst du die meisten von ihnen verlieren.“

3. David wird von Joab zurechtgewiesen

2. Samuel 19, 9

2. Samuel 19, 9
Da machte sich der König auf und setzte sich ins Tor. Das gab man dem ganzen Volk bekannt und sprach: Siehe, der König sitzt im Tor! Da kam das ganze Volk vor den König. Israel aber war geflohen, jeder zu seinen Zelten.

  1. Da machte sich der König auf und setzte sich ins Tor: David hatte keine Lust, das zu tun. Seine Gefühle sagten ihm, dass er in seiner übermäßigen Trauer gefangen bleiben sollte. Doch David ließ das von dem er wusste, was richtig war, größer sein als das, was er fühlte.
    1. Wir hören David nie wieder ‚O Absalom‘ rufen. Er tat, was er tun musste, um dieses Lied aus seinem Kopf zu bekommen.
  2. Da kam das ganze Volk vor den König: Das war es, was sie sehen mussten – David als König an der Stelle der Autorität (im Tor) sitzend. Das sagte ihnen, dass ihr Opfer es wert war, dass es geschätzt wurde und dass David weiterhin regieren würde. Joabs Zurechtweisung wirkte, weil es Joab wichtig genug war, sie auszusprechen, und David weise genug war, sie anzunehmen.

B. Israel kehrt zu David zurück

1. Die Stämme diskutieren darüber, ob sie David wieder als König anerkennen

2. Samuel 19, 10-11

2. Samuel 19, 10-11
Und das ganze Volk in allen Stämmen Israels stritt sich und sprach: Der König hat uns errettet von der Hand unserer Feinde, und er hat uns aus der Hand der Philister erlöst; nun aber musste er vor Absalom aus dem Land fliehen! Absalom aber, den wir über uns gesalbt hatten, ist im Kampf umgekommen. Warum sagt ihr denn nun nichts davon, dass ihr den König zurückholen wollt?

  1. Und das ganze Volk in allen Stämmen Israels stritt sich: David überlebte den versuchten Umsturz durch Absalom, aber das Königreich war noch nicht wiederhergestellt.
  2. Der König hat uns errettet … Absalom aber, den wir über uns gesalbt hatten, ist im Kampf umgekommen: Die Stämme Israels verstanden, was David für sie getan hatte, sie verstanden, dass sie ihn verworfen und Absalom aufgenommen hatten, und sie verstanden, dass Absalom nun tot war. Es hinterließ das Volk Israel in einem Streit darüber, den König zurückzuholen.
    1. Sie schienen David erst zurückhaben zu wollen, nachdem der falsche König Absalom versagt hatte. Genauso entscheiden wir uns oft erst dann, den König Jesus zurückzuholen, wenn unsere falschen Könige versagen.
    2. „Es war klar, wie töricht es war, Absalom die Treue zu halten – es hatte nur Elend und Verwirrung gebracht. Sie standen auf der falschen Seite; sie hatten ihren wahren König abgelehnt, und deshalb war die aktuelle Situation voller Unsicherheit.“ (Redpath)

2. David schickt Verhandlungspartner zu den Stämmen

2. Samuel 19, 12-15

2. Samuel 19, 12-15
Da sandte der König David zu Zadok und Abjatar, den Priestern, und ließ ihnen sagen: Redet mit den Ältesten Judas und sagt zu ihnen: »Warum wollt ihr die Letzten sein, den König wieder in sein Haus zu holen? Denn das Gerede von ganz Israel ist vor den König in sein Haus gekommen. Ihr seid meine Brüder, mein Gebein und mein Fleisch; warum wollt ihr denn die Letzten sein, den König wiederzuholen?« Und zu Amasa sprecht: »Bist du nicht mein Gebein und Fleisch? Gott tue mir dies und das, wenn du nicht dein Leben lang vor mir Heerführer sein wirst an Joabs Stelle!« Und er neigte das Herz aller Männer von Juda wie dasjenige eines Mannes, sodass sie zum König sandten und ihm sagen ließen: Komm wieder, du und alle deine Knechte!

  1. Warum wollt ihr die Letzten sein, den König wieder in sein Haus zu holen: David wollte Israel seine Herrschaft nicht aufzwingen. Er würde nur zurückkommen, wenn die Stämme, die ihn wegen Absalom verworfen hatten, zustimmten, den König wieder in sein Haus zu holen.
    1. „David rührte keinen Finger, um seine Autorität wiederherzustellen … Seine Rückkehr zur Souveränität wurde durch die freiwillige Unterwerfung seiner Anhänger und durch ihren liebevollen Gehorsam gegenüber seinem Willen entschieden.“ (Redpath)
  2. Amasa … Befehlshaber des Heeres … anstelle von Joab: David stimmte zu, Joab durch Amasa zu ersetzen, der der Hauptmann von Absaloms Armee war. Damit wollte er Joab in seine Schranken weisen und den ehemaligen Anhängern Absaloms eine Geste der Versöhnung anbieten.
  3. Und er neigte das Herz aller Männer von Juda wie dasjenige eines Mannes: Die Bemühungen von Zadok und Abjatar hatten Erfolg. David würde nicht zurückkommen, bis er von den Herzen aller willkommen geheißen werden würde, und das konnte nicht erzwungen werden – ihre Herzen mussten beeinflusst werden.
    1. Gott wird uns seine Herrschaft nicht aufzwingen. Wir müssen seine Herrschaft willkommen heißen und er wird die Reaktion unseres Herzens nicht erzwingen. Unsere Herzen müssen durch das Wort Gottes und den Heiligen Geist beeinflusst werden.
    2. Wie dasjenige eines Mannes: David wollte, dass die Entscheidung einstimmig ausfiel. Die Männer von Juda reagierten gemeinsam auf die Bemühungen von Zadok und Abjatar.

3. David kommt, unterstützt von Juda und Benjamin über den Jordan

2. Samuel 19, 16-18a

2. Samuel 19, 16-18a
Da kam der König wieder. Und als er an den Jordan kam, war Juda nach Gilgal gekommen, um dem König entgegenzugehen und ihn über den Jordan zu führen. Auch Simei, der Sohn Geras, des Benjaminiters, der in Bachurim wohnte, eilte mit den Männern Judas hinab, dem König David entgegen, und mit ihm 1 000 Mann von Benjamin; dazu Ziba, der Knecht des Hauses Sauls, samt seinen 15 Söhnen und 20 Knechten — die bereiteten den Weg über den Jordan, vor dem König her. Es fuhr nämlich eine Fähre hinüber, um das Haus des Königs überzusetzen und so dem König einen Gefallen zu erweisen.

  1. Da kam der König wieder: Es wird betont, dass David erst dann als König zurückkehren würde, wenn er willkommen geheißen würde, wenn die Herzen dazu bewegt würden, ihn aufzunehmen.
  2. Um dem König entgegenzugehen: David verließ Israel als verzweifelter Flüchtling, der von seinem Volk verstoßen und von seinem Sohn Absalom gejagt wurde. Er kam in Begleitung von Tausenden von begeisterten Anhängern zurück.

C. Davids Freundlichkeit gegenüber seinen Untertanen

1. David erweist Schimei seine Gnade

2. Samuel 19, 19b-24

2. Samuel 19, 19b-24
Da fiel Simei, der Sohn Geras, vor dem König nieder, als dieser gerade über den Jordan fahren wollte, und er sprach zum König: Mein Herr, rechne mir die Missetat nicht zu und gedenke nicht an das Böse, was dein Knecht getan hat an dem Tag, als mein Herr, der König, Jerusalem verließ, sodass der König es sich zu Herzen nehme! Denn dein Knecht weiß wohl, dass ich gesündigt habe; und siehe, ich bin heute zuerst gekommen, vor dem ganzen Haus Joseph, um hinabzugehen, meinem Herrn, dem König, entgegen! — Aber Abisai, der Sohn der Zeruja, antwortete und sprach: Sollte Simei nicht sterben, weil er dem Gesalbten des HERRN geflucht hat? David aber sprach: Was habe ich mit euch zu tun, ihr Söhne der Zeruja, die ihr mir heute zum Widersacher werden wollt? Sollte heute jemand in Israel getötet werden? Weiß ich denn nicht, dass ich heute König über Israel geworden bin? Und der König sprach zu Simei: Du sollst nicht sterben! Und der König schwor ihm.

  1. Denn dein Knecht weiß wohl, dass ich gesündigt habe: Simei macht ein bemerkenswertes, demütiges, reumütiges Bekenntnis. Er hatte schwer gegen David gesündigt, und hier bereute er es im selben Maße.
    1. Simeis Buße war demütig (er fiel vor dem König nieder). Seine Haltung spiegelte seine niedrige Stellung vor David wider.
    2. Simeis Buße ehrte David (Mein Herr, rechne mir die Missetat nicht zu). Er wusste, dass David das Recht hatte, Missetaten zuzurechnen, aber er bat um Gnade.
    3. Simeis Buße war ehrlich (ich habe gesündigt). Er machte keinen Versuch, seine Taten zu verharmlosen.
    4. Simeis Buße wurde in die Tat umgesetzt (und siehe, ich bin heute zuerst gekommen, vor dem ganzen Haus Joseph, um hinabzugehen, meinem Herrn, dem König, entgegen). Echte Reue wird sich nicht nur in Worten und Gedanken, sondern auch in Taten zeigen.
  2. Der König sprach zu Simei: Du sollst nicht sterben: David verschonte das Leben von Simei und erwies dem, der ihn zuvor bitterlich verflucht hatte, Vergebung (2. Samuel 16, 5-13).
    1. „Vielleicht warst du wie Simei, der König David verflucht hat, und du hast Angst, dass Jesus dir niemals vergeben wird. Aber David vergab Simei, und Jesus ist bereit, dir zu vergeben. Er hat Freude an der Barmherzigkeit. Ich glaube, dass die Harfen des Himmels Christus nie eine solche Freude bereiten können, wie die Freude, die er verspürt, wenn er den Gottlosen vergibt und sagt: ‚Deine Sünden sind dir vergeben; gehe hin in Frieden.‘“ (Spurgeon)
  3. Weiß ich denn nicht, dass ich heute König über Israel geworden bin: David konnte einem Mann, der den Tod verdient hatte, bereitwillig vergeben, weil er sicher war, weil er wusste, dass Gott ihm den Thron gegeben hatte. Verunsicherung motiviert uns oft sehr stark dazu, an Rache und Bitterkeit festzuhalten.

2. David zeigt Verständnis für Mephiboseth

2. Samuel 19, 25-31

2. Samuel 19, 25-31
Mephiboseth aber, Sauls Sohn, kam auch herab, dem König entgegen. Und er hatte weder seine Füße noch seinen Bart gepflegt, noch seine Kleider gewaschen, von dem Tag an, als der König weggegangen war, bis zu dem Tag, als er in Frieden wiederkehrte. Und es geschah, als er von Jerusalem dem König entgegenkam, da sprach der König zu ihm: Mephiboseth, warum bist du nicht mit mir gezogen? Er aber sprach: Mein Herr und König, mein Knecht hat mich betrogen! Denn dein Knecht sprach: Ich will mir einen Esel satteln, damit ich darauf reiten und mit dem König ziehen kann, denn dein Knecht ist lahm. Dazu hat er deinen Knecht verleumdet vor meinem Herrn, dem König. Aber mein Herr, der König, ist wie ein Engel Gottes! So tue nur, was gut ist in deinen Augen! Denn das ganze Haus meines Vaters war nichts anderes als Leute des Todes vor meinem Herrn, dem König, und doch hast du deinen Knecht unter die gesetzt, die an deinem Tisch essen; was habe ich noch weiter zu beanspruchen oder zum König zu schreien? Da sprach der König zu ihm: Warum redest du noch von deinen Angelegenheiten? Ich sage: Du und Ziba, ihr sollt den Landbesitz unter euch teilen! Und Mephiboseth antwortete dem König: Er mag auch alles nehmen, nachdem mein Herr, der König, in Frieden heimgekommen ist!

  1. Mephiboseth aber, Sauls Sohn, kam auch herab, dem König entgegen: Mephiboseth war der Sohn Jonathans und der letzte überlebende Erbe von Sauls Nachkommen. In 2. Samuel 9 wird berichtet, wie David Mephiboseth extrem freundlich behandelte. Der Text in 2. Samuel 16, 1-4 beschreibt, wie Ziba, der Diener Mephiboseths, David Vorräte brachte, als er Jerusalem verließ. Ziba sagte, dass Mephiboseth David im Stich ließ und hoffte, aus dem Konflikt zwischen David und Absalom etwas für sich herausschlagen zu können.
  2. Mein Herr und König, mein Knecht hat mich betrogen: Mephiboseth erklärte, warum er sich nicht zu David gesellt hatte, und wie Ziba ihn vor David verleumdet hatte.
  3. Und doch hast du deinen Knecht unter die gesetzt, die an deinem Tisch essen; was habe ich noch weiter zu beanspruchen oder zum König zu schreien? Obwohl Mephiboseth vor David beschuldigt wurde, verteidigte sich Mephiboseth nicht, dass David sich seine Seite der Geschichte anhörte. Er wusste, dass David ihm schon mehr gegeben hatte, als er verdiente, und wenn David ihm jetzt alles wegnehmen würde, hätte er immer noch die Nase vorn.
  4. Du und Ziba, ihr sollt den Landbesitz unter euch teilen: Als Ziba David erzählte, dass Mephiboseth ihn im Stich gelassen hatte, gewährte David Ziba das gesamte Land und den Besitz Mephiboseths (2. Samuel 16, 4). Als David die ganze Geschichte hörte, nahm er sein Versprechen an Ziba nicht zurück, es unter falschen Voraussetzungen gegeben worden war. Dennoch verringerte er Zibas Belohnung, indem er anbot, den gesamten Besitz aus Sauls Haus zwischen Ziba und Mephiboseth aufzuteilen.
  5. Er mag auch alles nehmen, nachdem mein Herr, der König, in Frieden heimgekommen ist: Mephiboseth war damit zufrieden, Ziba den ganzen Besitz zu überlassen, wenn er nur wusste, dass David regiert. Davids Herrschaft war ihm wichtiger als sich selbst zu bereichern.
    1. „Dieser Mann kümmerte sich überhaupt darum, sich selbst zu bereichern. Für ihn war einzig und allein wichtig, dass sein König in Frieden lebte und sein Reich in Besitz nehmen konnte … Es ist zu befürchten, dass wir allzu oft mehr um unsere Rechte besorgt sind als um die Seinen. Es ist eine große und herrliche Sache, wenn unsere Loyalität und Liebe uns dazu bringen, uns mehr um die Siege unseres Herrn zu sorgen als um unsere eigenen unumstrittenen Rechte. Doch das sollte die normale Haltung all derer sein, die am Tisch des Königs sitzen.“ (Morgan)

3. David erweist Barsillai seine Anerkennung

2. Samuel 19, 32-40

2. Samuel 19, 32-40
Und Barsillai, der Gileaditer, war von Rogelim herabgekommen, um mit dem König über den Jordan zu gehen, um ihn über den Jordan zu geleiten. Barsillai war aber sehr alt, achtzigjährig, und er war es, der den König während seines Aufenthaltes in Mahanajim mit Speise versorgt hatte; denn er war ein sehr reicher Mann. Nun sprach der König zu Barsillai: Du sollst mit mir hinüberziehen, und ich will dich in Jerusalem bei mir versorgen! Aber Barsillai sprach zum König: Wie lange habe ich noch zu leben, dass ich mit dem König nach Jerusalem hinaufziehen sollte? Ich bin heute 80 Jahre alt; wie könnte ich noch unterscheiden, was gut oder schlecht ist? Könnte dein Knecht etwa noch schmecken, was ich esse und trinke? Könnte ich noch hören, was die Sänger und Sängerinnen singen? Warum sollte so dein Knecht meinem Herrn, dem König, zur Last fallen? Dein Knecht würde nur auf kurze Zeit mit dem König über den Jordan gehen; aber warum wollte mir der König eine solche Belohnung erweisen? Lass doch deinen Knecht umkehren, dass ich in meiner Stadt sterben kann, beim Grab meines Vaters und meiner Mutter! Aber siehe, hier ist dein Knecht Kimham, der soll mit meinem Herrn, dem König, hinüberziehen; und tue ihm, was gut ist in deinen Augen! Und der König sprach: Kimham soll mit mir hinüberziehen, so will ich ihm tun, was gut ist in deinen Augen; auch alles, was du von mir begehrst, das will ich für dich tun! Und als das ganze Volk den Jordan überschritten hatte, ging der König auch hinüber; und der König küsste den Barsillai und segnete ihn. Darauf kehrte dieser wieder an seinen Ort zurück.

  1. Du sollst mit mir hinüberziehen, und ich will dich in Jerusalem bei mir versorgen: Als Absalom Jerusalem eroberte, leistete Barsillai David wichtige Hilfe, als dieser aus der Stadt floh. Aus Dankbarkeit bot David ihm die Ehre an, mit dem König in Jerusalem zu leben.
    1. Er war ein sehr reicher Mann: Barsillai war ein Mann der sehr viel besaß – und er setzte diese Mittel weise ein, um den Diener Gottes und die Sache Gottes zu unterstützen. In Lukas 12, 21 sprach Jesus von dem törichten Menschen, der für sich selbst Schätze sammelt und nicht reich ist für Gott. Barsillai war weise genug, seine Mittel zu nutzen, um einen Schatz im Himmel zu sammeln, und er war reich für Gott.
  2. Warum sollte so dein Knecht meinem Herrn, dem König, zur Last fallen: Barsillai tat dies nicht um der Belohnung willen. Er gab von Herzen und nicht um sich selbst zu verherrlichen.
  3. Aber siehe, hier ist dein Knecht Kimham, der soll mit meinem Herrn, dem König, hinüberziehen: Barsillai lehnte die Ehre für sich selbst respektvoll ab, nahm sie aber im Namen seines Sohnes Kimham an.
    1. „Es wird allgemein angenommen, dass dies der Sohn Barsillais war; und dies bezieht sich wahrscheinlich auf 1. Könige 2, 7, wo David, als er im Sterben lag, sagte: Aber den Söhnen Barsillais, des Gileaditers, sollst du Güte erweisen.“ (Clarke)

4. Israel und Juda streiten sich um David

2. Samuel 19, 41-44

2. Samuel 19, 41-44
Der König aber zog nach Gilgal hinüber, und Kimham ging mit ihm hinüber; und das ganze Volk von Juda hatte den König hinübergeführt und auch das halbe Volk Israel. Und siehe, da kamen alle Männer von Israel zum König, und sie sprachen zum König: Warum haben dich unsere Brüder, die Männer von Juda, weggestohlen und haben den König und sein Haus über den Jordan geführt und alle Männer Davids mit ihm? Da antworteten alle Männer von Juda denen von Israel: Weil der König uns nähersteht! Und was zürnt ihr wegen dieser Sache? Haben wir etwa auf Kosten des Königs gegessen, oder hat er uns irgendein Geschenk gemacht? Aber die Männer von Israel antworteten den Männern von Juda und sprachen: Wir haben zehn Anteile am König und gelten auch bei David mehr als ihr! Warum habt ihr uns denn so gering geachtet? Haben wir nicht zuerst gesagt, wir wollten unseren König wiederholen? Aber die Männer von Juda redeten noch härter als die Männer von Israel.

  1. Das ganze Volk von Juda hatte den König hinübergeführt und auch das halbe Volk Israel: Die nördlichen Stämme fühlten sich bei dieser feierlichen Begrüßung Davids von der anderen Seite des Jordans ausgeschlossen.
  2. Warum haben dich unsere Brüder, die Männer von Juda, weggestohlen: In diesem Streit ging es letztlich darum, wer dem König David treuer war und wer das größere Recht hatte, ihn zu ehren.
  3. Warum habt ihr uns denn so gering geachtet? Die zehn nördlichen Stämme hatten das Gefühl, vom Stamm Juda nicht gewürdigt zu werden. Dieses Konkurrenzdenken zwischen Juda und den zehn nördlichen Stämmen war der Grundstein für den Bürgerkrieg am Ende der Zeit Davids und die Spaltung des Staates in zwei Teile.

© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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