„John Knox bat 1572 auf seinem Sterbebett seine Frau, ihm Johannes 17 vorzulesen, ‚wo ich‘, so sagte er, ‚mein Glaubensfundament gelegt habe.’“ (Bruce)
A. Jesus betet für sich selbst
1. Einführung
Johannes 17, 1a
Johannes 17, 1a Dies redete Jesus und hob seine Augen zum Himmel empor und sprach:
Dies redete Jesus: Die Bibel ist voller großer Gebete. Wir sind beeindruckt von Salomos Gebet (1. Könige 8), Abrahams Gebet (1. Mose 18) und Moses‘ Gebet (2. Mose 32), aber dieses Gebet ist bei Weitem das größte, das in der Bibel aufgezeichnet ist.
Die meisten von uns wissen, wie es ist, einen authentischen Mann oder eine authentische Frau Gottes tief im Gebet zu hören; es hat etwas Heiliges und Ehrfurchtgebietendes an sich. Weit über all das hinaus geht dieses Gebet, das Jesus zu seinem Gott und Vater betete. Es ist das das einzige lange, zusammenhängende Gebet Jesu, das in den Evangelien aufgezeichnet ist. Die Sätze sind einfach, aber die Ideen sind tief, bewegend und bedeutungsvoll.
„Es gibt keine Stimme, die je gehört worden ist, weder im Himmel noch auf Erden, die erhabener, heiliger, fruchtbringender und überwältigender ist als das Gebet, das der Sohn Gott selbst dargebracht hat.“ (Melanchthon, zitiert in Boice)
Echte Gebete offenbaren oft das Innerste eines Menschen. Johannes 17 ist eine einzigartige Gelegenheit, das Wesen und das Herz Jesu zu sehen. In diesem Gebet wird Jesus viele der in diesem Evangelium entwickelten Themen berühren: Ehre, Verherrlichung, Sendung, Glaube, Welt, Liebe.
Viele der gleichen Anliegen dessen, was allgemein als das Vaterunser bezeichnet wird (Matthäus 6, 9-13), finden sich hier in diesem Gebet wieder.
Das Gebet wird wiederholt an Gott den Vater gerichtet
Gottes Name wird anerkannt und gleichzeitig besteht Sorge um Gottes Namen
Es besteht Sorge um das Werk des Reiches Gottes
Es besteht die Sorge, sich vom Bösen fernzuhalten
Doch in diesem Gebet steckt etwas anderes. Jesus betete nicht so, wie er es seinen Jüngern aufgetragen hatte. „Das Anliegen des Herrn im 17. Kapitel des Johannesevangeliums ist eindeutig kein Gebet eines Untergeordneten an einen Oberen: Ständig wird darin die Gleichheit des Sprechers mit dem Vater gesehen. Die beiden sind absolut gleicher Gesinnung … Wann immer der Sohn spricht, versucht er nicht, den Vater für seine Anliegen gefügig zu machen, sondern ist vielmehr Sprachrohr für Gottes Willen und Absichten.“ (Trench)
Das Neue Testament berichtet uns, dass Jesus andauernd und gegenwärtig in der Fürbitte für sein Volk einsteht (Römer 8, 34; Hebräer 7, 25). „Es geht nicht so sehr darum, uns wissen zu lassen, was er bei einer bestimmten Gelegenheit gesagt hat, sondern vielmehr darum, uns die beständige Haltung seines Geistes vor Augen zu führen: und zwar, dass er während seiner Abwesenheit unaufhörlich ‚Fürbitte‘ für uns tut.“ (Trench)
Und hob seine Augen zum Himmel empor: Dies deutet auf die körperliche Haltung Jesu beim Beten hin. Dies ist eine Körperhaltung, die wir normalerweise nicht mit tiefem Gebet in Verbindung bringen. In den Gebetsbräuchen der westlichen Welt neigen wir oft den Kopf und schließen die Augen. Jesus betete mit den Gebräuchen des Gebets, die zu seiner Zeit üblich waren (Johannes 11, 41; Markus 7, 34; Psalm 123, 1).
„In den heiligen Schriften nehmen die Fürbitten unseres Herrn jedoch viel mehr Platz ein, da er sich dem Ende seines Wirkens nähert. Nach dem letzten Abendmahl, als seine öffentliche Predigtarbeit beendet war und er nichts anderes mehr zu tun hatte, als zu sterben, gab er sich ganz dem Gebet hin. Er würde kein weiteres Mal die Menge lehren und die Kranken heilen. In der verbleibenden Zeit, bevor er sein Leben hingab, rüstete er sich für eine besondere Fürbitte. Er gab seine Seele bereits zu Lebzeiten hin, bevor er sie bis in den Tod gab.“ (Spurgeon)
Die Worte „hob seine Augen zum Himmel empor“ weisen auch darauf hin, dass Jesus in einem hoffnungsvollen Sinn aufblickte und in diesem Gebet nicht trübsinnig oder niedergeschlagen war. Es handelt sich eigentlich um ein Gebet des Glaubens und der Zuversicht, ja sogar des Sieges – und das alles, während er dem Konflikt realistisch ins Auge sah. „Wir verstehen dieses Gebet so oft so, als sei es eher düster. Das ist es aber nicht. Es wird von einem gesprochen, der soeben bekräftigt hat, dass er die Welt überwunden hat (Johannes 16, 33). Und diese Überzeugung ist auch der Ausgangspunkt dieses Gebets.“ (Morris)
Dieses bemerkenswerte Gebet wird mit Herz und Verstand mit Blick zum Himmel gesprochen. Jesus erwähnte weder seine Probleme noch die Entscheidungen, die er treffen musste. Sein Herz und sein Verstand waren auf die höchsten Dinge fixiert und verpflichteten sich auf die absolute Erfüllung des Willens Gottes des Vaters, koste es, was es wolle, damit auch andere Zugang zum ewigen Leben bekämen.
2. Jesus bittet darum, verherrlicht zu werden
Johannes 17, 1b
Johannes 17, 1b Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit auch dein Sohn dich verherrliche.
Vater, die Stunde ist gekommen: Vorher war die Stunde der Verherrlichung Jesu (beginnend mit seinem Tod) noch nicht gekommen (Johannes 2, 4; 7, 8+30; 8, 20). Nun ist die Stunde … gekommen (wie Jesus zuvor in Johannes 12, 23 sagte).
Beachte die Wörter: Vater …deinen Sohn … dein Sohn …dich. Dies ist ein Gebet, das tief und beziehungsreich ist. Jesus betete mit einem vollen und tiefen Sinn für die familiäre Beziehung und die natürliche Hierarchie oder Ordnung, die zwischen Gott dem Vater und Gott dem Sohn besteht.
Vater: „Und hier gibt er uns ein Beispiel: Lasst uns in allen Zeiten der Kummer darauf zurückgreifen, auf unsere Sohnschaft, auf unsere Adoption und die Vaterschaft unseres großen Gottes. Zu unserem Vater lasst uns gehen, denn zu wem sonst sollte sich ein Kind ganz natürlich flüchten?“ (Spurgeon)
Die Stunde: „Sein Glaube meint, es sei nur eine Stunde: die Mitternacht von Gethsemane, der Morgen der Geißelung, der Tag der Kreuzigung, alle sind nur eine Stunde, ein kurzer Zeitraum. Jetzt ist er in der Not, denn seine Zeit der Wehen ist gekommen; aber für ihn ist es nur wie eine einzige Stunde, denn er ist voll Freude über das, was durch seine heftigen Schmerzen in die Welt geboren werden soll. So kann er durch seine Liebe und Geduld die Zeit der Schande verachten und sieht sie nur als einen kurzen Zeitraum.“ (Spurgeon)
Verherrliche deinen Sohn: Jesus betete zuerst für sich selbst, aber seine Bitte war nicht egoistisch. Seine Sorge um sich selbst war eigentlich eine Sorge um die Ehre des Vaters. Der Sohn kann den Vater nur verherrlichen, wenn der Vater zuerst das Gebet des Sohnes ‚Verherrliche deinen Sohn‘ beantwortet. ”
„Es wird dem Vater keine Ehre bringen, wenn das Opfer Jesu am Kreuz nicht annehmbar ist oder wenn der Sohn nicht an seinen rechtmäßigen Platz in der Gegenwart der ungeschützten Herrlichkeit des Vaters zurückgeführt wird. Das würde bedeuten, dass die göttliche Mission gescheitert ist und die Ziele der Gnade für immer verfehlt wurden.“ (Carson)
„Vater, die Stunde ist gekommen: Verherrliche Deinen Sohn, d.h. mache diesen dort klar, dass der Mensch Jesus auch der Gott-Mensch ist; mache es deutlich durch seine Auferstehung und Himmelfahrt.“ (Trench)
„Diese Verherrlichung umfasste seinen Tod, seine Auferstehung und sein Sitzen zur Rechten Gottes als bevollmächtigter Vermittler.“ (Dods)
Jesus nannte mehrere Gründe oder Begründungen für dieses Gebet: ‚Verherrliche deinen Sohn‘. „Wenn Gott, der Sohn, Gründe oder Begründungen im Gebet zu Gott, dem Vater, gebrauchte, sollten wir umso mehr darauf achten, unsere Bitten vor dem Thron Gottes zu begründen.“
Denn die Stunde ist gekommen (Johannes 17, 1)
Denn der Vater wird verherrlicht werden (Johannes 17, 1)
Denn es war bereits Vollmacht gegeben, ewiges Leben zu gewähren (Johannes 17, 2)
Denn Jesus ist der einzige Weg zum Leben (Johannes 17, 3)
Weil es das Werk vollendet, zu dessen Ausführung der Vater den Sohn gesandt hat (Johannes 17, 3)
Die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn: Es ist das Kreuz (siehe Johannes 12, 27-33; 13, 30-33; 21, 18-19), das den Sohn verherrlichen wird. Das Kreuz war eine völlige Erniedrigung für die Welt, aber es war ein Instrument der Verherrlichung in den Augen Gottes. Dies ist ein Aspekt der Torheit und Schwäche des Kreuzes (1. Korinther 1, 18 + 23-25).
„Den Menschen erschien das Kreuz als ein Instrument der Schande. Für Christus war es das Mittel der wahren Herrlichkeit.“ (Morris)
Dieses Gebet wurde wunderbar erhört. „Ja, der Vater verherrlichte seinen Sohn, auch wenn es ihm gefiel, ihn zu quälen und zu betrüben. Mit der einen Hand schlug er ihn, mit der anderen Hand verherrlichte er ihn. Es gab einerseits eine Kraft, die zerstörte, gleichzeitig war jedoch auch eine Kraft wirksam, die unterstützte. Der Vater verherrlichte seinen Sohn.“ (Spurgeon)
Wie unterschiedlich sind die meisten unserer Gebete. „In der einen oder anderen Form bitten wir ständig den Vater, uns zu verherrlichen. Verherrliche mich, o Vater, rufen wir, indem du mir die größte Gemeinde in der Stadt gibst; indem du eine große Erweckung in meiner Mission beginnst, indem du meine geistliche Kraft verstärkst, so dass ich sehr begehrt sein werde. Natürlich nennen wir unseren Grund nicht ganz so prägnant; aber das ist es, was wir wirklich meinen. Und dann fragen wir uns, warum die Antwort ausbleibt.“ (Meyer)
Damit auch dein Sohn dich verherrliche: Entgegen aller Erwartungen verherrlichte das Kreuz Jesus, den Sohn, und zeigte die Weisheit und die Kraft Gottes (1. Korinther 1, 23-25). Aber es verherrlichte auch Gott den Vater, da es seinen weisen Plan und sein großes Opfer zeigte, als er seinen Sohn ans Kreuz hingab.
„Der Sohn verherrlichte den Vater, indem er in diesem Akt [dem Kreuz] die Souveränität Gottes über das Böse, das Mitleid Gottes mit den Menschen und die Endgültigkeit der Erlösung für die Gläubigen offenbarte.“ (Tenney)
„Das Motiv Christi sollte unser Motiv sein. Wenn du um einen Segen von Gott bittest, bitte ihn, dass du Gott dadurch verherrlichen kannst. Sehnst du dich danach, deine Gesundheit wiederzuerlangen? Gehe sicher, dass du sie für Gott einsetzen möchtest. Wünschst du dir hier auf dieser Erde Erfolg und Aufstieg? Wünsche es dir, damit er mehr geehrt wird. Sehnst du dich sogar nach Wachstum in der Gnade? Bitte es nur, damit du ihn verherrlichst.“ (Spurgeon)
3. Jesus spricht von der Quelle und der Natur des ewigen Lebens
Johannes 17, 2-3
Johannes 17, 2-3 Gleichwie du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, damit er allen ewiges Leben gebe, die du ihm gegeben hast. Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
Du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch: Jesus nahm für sich in Anspruch, Vollmacht … über alles Fleisch zu haben mit der Fähigkeit, der Menschheit ewiges Leben zu geben. Dies ist ein klarer und verblüffender Anspruch darauf, dass er Gott ist; niemand außer Gott könnte diesen Anspruch wahrheitsgemäß und wissentlich erheben.
Jesus beanspruchte hier „die Autorität, das endgültige Schicksal der Menschen zu bestimmen.“ (Takser)
Das gibt uns neue Hoffnung für Evangelisation und Missionsarbeit, da wir wissen, dass Jesus Vollmacht … über alles Fleisch hat. Selbst für diejenigen, die Jesus ablehnen oder ihn nicht kennen, auch wenn sie es nicht wissen oder es nicht anerkennen, hat Jesus Vollmacht … über sie. Wir können im Glauben beten und Jesus bitten, diese Autorität gegenüber denjenigen zu gebrauchen.
Du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch: Philipper 2, 5-11 ist ein Beweis dafür, dass alle die Autorität Jesu anerkennen werden; jedes Knie wird sich beugen und jede Zunge bekennen, dass Jesus Christus der Herr ist.
Der Gläubige versteht und rühmt die Vollmacht Jesu, besonders wenn er die Alternative in Betracht zieht. „Männer und Frauen können nicht ohne Autorität handeln. Wenn du also eine Autorität ausschaltest, wird eine andere an ihre Stelle treten. Wenn du die Autorität Gottes ablehnst, wird menschliche Autorität hervorkommen.“ (Boice)
Damit er allen ewiges Leben gebe, die du ihm gegeben hast: Jesus verstand, dass er derjenige war und ist, der denen, die ihm vom Vater gegeben wurden, ewiges Leben schenkt.
„Christen denken oft an Jesus als Gottes Geschenk an uns; selten denken wir von uns selbst als Gottes Geschenk an Jesus.“ (Carson)
Dies deutet auf etwas hin, das wir schemenhaft als eine Arbeitsteilung im Erlösungswerk zwischen den Personen des dreieinigen Gottes verstehen können. Hier sehen wir, dass der Vater einige Menschen dem Sohn gibt, und der Sohn ihnen ewiges Leben durch sein Werk am Kreuz gibt. Natürlich hat auch der Heilige Geist sein Erlösungswerk, das an dieser Stelle nicht erwähnt wird.
„Hier vermischen sich die Lehren von einer allgemeinen und einer besonderen Erlösung auf harmonische Weise: ‚So wie du ihm Macht über alles Fleisch gegeben hast‘, so stehen sie durch sein unvergleichliches Opfer alle unter der vermittelnden Herrschaft Christi; aber das Ziel, um das es hier geht, ist vor allem das Geschenk des ewigen Lebens für das auserwählte Volk: ‚dass er das ewige Leben so vielen geben soll, wie du ihm gegeben hast.’“ (Spurgeon)
Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich … erkennen: Das ewige Leben findet sich in einem erfahrungsmäßigen Wissen (Ginosko) sowohl von Gott dem Vater als auch von Jesus Christus, Gott dem Sohn.
„In dieser Welt sind wir sind wir davon überzeugt, dass es ein Segen und eine Inspiration ist, bestimmte Menschen zu kennen. Noch viel mehr ist dies der Fall, wenn wir Gott kennen.“ (Morris)
„Leben ist die aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt; Tod ist das Aufhören der Auseinandersetzung mit der Umwelt, sei es physisch oder persönlich.“ (Tenney) Ewiges Leben bedeutet, dass wir lebendig und aktiv für Gottes Umwelt sind. Wenn Gott und seine geistliche Welt unser Leben nicht beeinflussen (und sogar beherrschen), dann kann man sagen, dass wir das ewige Leben nicht haben oder erfahren. Wenn dies wahr ist, dann leben wir das Leben in der gleichen Dimension wie Tiere, und wir existieren, als wären wir für Gott und seine Umgebung tot.
Dass sie dich … erkennen: „Im Griechischen steht das Verb im gegenwärtigen Konjunktiv, was bedeutet, dass das ‘Wissen‘ eine wachsende Erfahrung ist.“ (Tasker)
4. Die Bitte wird erneut und voller Glauben geäußert: Verherrliche du mich
Johannes 17, 4-5
Johannes 17, 4-5 Ich habe dich verherrlicht auf Erden; ich habe das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tun soll. Und nun verherrliche du mich, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
Ich habe dich verherrlicht auf Erden: Jesus hat nicht bis zu seinem Werk am Kreuz gewartet, um Gott, den Vater, zu verherrlichen. Sein ganzes Leben lang hat er Gott auf Erden verherrlicht.
Jesus hat den Vater durch sein ganzes Leben hindurch verherrlicht, von seiner Beschneidung und Hingabe im Tempel (Lukas 2, 21-23) bis zu seinen stillen Jahren des Gehorsams in Nazareth (Matthäus 2, 23; 13, 55).
Jesus hat den Vater durch seinen Glauben verherrlicht, seinen Gehorsam und sein Wirken in den Jahren seines irdischen Dienstes. Jede Predigt, jede Heilung eines blinden oder kranken Menschen, jede Unterweisung und Schulung der Jünger, jede Konfrontation mit den korrupten religiösen Führern, jede Antwort auf eine Frage, jede liebevolle Berührung – das alles hat Gott den Vater verherrlicht.
Ich habe das Werk vollendet: Jesus sah mit göttlicher Zuversicht und Gewissheit das Werk am Kreuz als bereits vollendet an. In bestimmter Hinsicht war das Werk (natürlich) nicht vollendet; aber da Jesus das Lamm ist, das geschlachtet worden ist, von Grundlegung der Welt an (Offenbarung 13, 8), war das Werk in anderer Hinsicht bereits vollendet, vollendet im Herzen und Verstand Gottes. Jetzt musste es nur noch getan werden.
Es gibt eine ähnliche Dimension, in der Gott unser eigenes Werk der Verwandlung und des Vollkommenwerdens bereits vor der Vollendung als abgeschlossen ansieht. Jetzt muss es getan werden.
„Es gibt eine stille Anerkennung, dass Jesus seine Aufgabe angemessen erfüllt und dabei dem Vater Ehre gebracht hat.“ (Morris)
Und nun verherrliche du mich, Vater, bei dir selbst: Jesus bat den Vater, dass er ihn verherrliche, aber mit der gleichen Ehre, die der Vater selbst hat. Jesu Gebet war in keiner Weise ein Ausdruck der Unabhängigkeit, sondern der völligen und fortgesetzten Abhängigkeit von Gott dem Vater.
Es gibt viele Menschen, die ausrufen: ‚Verherrliche mich‘, und manchmal schreien sie sogar mit geistlichen Worten zu Gott. Doch ihr Schrei ‚Verherrliche mich‘ ist fast immer völlig anders als Jesu Gebet „Verherrliche du mich, Vater, bei dir selbst“, und der Unterschied besteht normalerweise zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit.
Mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war: Jesus war sich seiner Präexistenz und der Beschaffenheit dieser Präexistenz bewusst. Jesus verstand, dass es eine Zeit in der Ewigkeit gab, in der Gott, der Sohn, und Gott, der Vater, sich einer gemeinsamen Herrlichkeit erfreuten.
Jesus könnte nicht wahrhaftig oder vernünftig darum beten, wenn er nicht selbst Jahwe wäre, Gott dem Vater gleich. In Jesaja 42, 8 und 48, 11 verkündete Jahwe, dass er seine Ehre keinem anderen geben wird. Wenn Gott der Vater und Gott der Sohn ihre Herrlichkeit teilen, müssen sie beide Jahwe sein.
„Er hatte ein zentrales Anliegen: dass der Vater ihn zu der Herrlichkeit zurücknehmen möge, die er zur Erfüllung seiner Aufgabe aufgegeben hatte. Diese Bitte um die Rückkehr zu seiner ursprünglichen Herrlichkeit impliziert unmissverständlich seine Präexistenz und Gleichheit mit dem Vater. Sie bestätigt seine Behauptung, dass er und der Vater eins sind (Johannes 10, 30).“ (Tenney)
Das Johannes-Evangelium hat die Herrlichkeit Jesu in seiner gesamten Geschichte betont. Johannes war sorgfältig darauf bedacht, die vielen Arten zu dokumentieren, in denen Jesus in diesem Gebet auf seine eigene Herrlichkeit Bezug nahm.
Das Leben Jesu war ein Ausdruck der Herrlichkeit Gottes, und die Jünger sahen diese Herrlichkeit (Johannes 1, 14)
Die Wunder Jesu zeigten seine Herrlichkeit (Johannes 2, 11)
Jesus suchte immer nur die Herrlichkeit seines Vaters (Johannes 7, 18; 8, 50)
Die Offenbarung der Herrlichkeit ist der Lohn des Glaubens (Johannes 11, 40).
Viele Male sprach Jesus von seinem kommenden Leiden und seiner bevorstehenden Kreuzigung als seine kommende Verherrlichung (Johannes 7, 39; 12, 16+23; 13, 31)
Gott der Sohn strebt danach, Gott den Vater zu verherrlichen (Johannes 12, 28)
Gott der Vater verherrlicht Gott den Sohn (Johannes 13, 31-32)
B. Jesus betet für die Jünger
Nachdem Jesus die Jünger am Vorabend ihrer Verzweiflung so viel gelehrt und ermutigt hatte, wie er konnte, tat er nun das Großartige: Er übergab sie im Gebet an den Vater.
1. Jesus spricht von seinem Auftrag unter den Jüngern und ihrem Verständnis dieses Auftrags
Johannes 17, 6-8
Johannes 17, 6-8 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbar gemacht, die du mir aus der Welt gegeben hast; sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Nun erkennen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt; denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und haben wahrhaft erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und glauben, dass du mich gesandt hast.
Ich habe deinen Namen den Menschen offenbar gemacht, die du mir … gegeben hast: Jesus dachte über die etwa drei Jahre des Dienstes und der Lehre mit seinen auserwählten Jüngern nach und fasste sie mit diesem Satz zusammen. Er weist darauf hin, dass Jesus nicht einfach über den Namen (Charakter) Gottes lehrte, sondern diesen Charakter offenbar gemacht hat (dargestellt hat).
Jesus lebte die Liebe und Güte und Gerechtigkeit und Gnade und Heiligkeit Gottes, des Vaters, aus; er hat ihnen Gottes Namen … offenbar gemacht. „’Ich habe deinen Namen offenbart‘, d.h. ich habe dein Wesen offenbart. Denn jeder angemessene Name einer Person oder einer Sache ist der ganze Bedeutungsumfang dieser Person oder der Sache.“ (Trench)
Gläubige haben heute eine ähnliche Berufung und Pflicht. Paulus schrieb, dass Gläubige wie lebendige Briefe sind, die von der Welt gelesen werden (2.Korinther 3, 2-3), mit der Verantwortung, den Namen und das Wesen Gottes einer beobachtenden Welt zu offenbaren.
Den Menschen … die du mir aus der Welt gegeben hast: Jesus wählte seine Jünger nach einer Gebetsnacht aus und drückte damit seine völlige Abhängigkeit von Gott, dem Vater, bei der Auswahl der Männer aus (Lukas 6, 12-16). Man könnte wahrhaftig sagen, dass Gott der Vater diese Männer Jesus gegeben hat und sie aus der Welt entlassen hat.
Judas hatte diese Gruppe von Jüngern einige Zeit früher am Abend verlassen (Johannes 13, 26-30). Nachdem Judas gegangen war, konnte Jesus wahrhaftig sagen: „ Den Menschen … die du mir aus der Welt gegeben hast.“
Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben: Hier ist ein weiterer Hinweis auf das Wirken der Personen der Dreifaltigkeit in einer Art Arbeitsteilung. Auf gewisse Art und Weise gehörten die Jünger erst Gott dem Vater an und wurden dann Gott dem Sohn gegeben.
Sie haben dein Wort bewahrt: Man könnte sagen, dass Jesus seine Jünger großzügig richtete; aber er sah in ihnen ein echtes Werk Gottes. Trotz all ihres Versagens und ihrer Fehler hatten sie Gottes Wort bewahrt.
„Er schaute sie mit der Einsicht des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe an und erkannte ihre gegenwärtige Hingabe und ihr Potential für die Zukunft.“ (Bruce)
Nun erkennen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt: Jesus hat dies seinen Jüngern kurz zuvor (Johannes 14, 10-11) und in der ferneren Vergangenheit (Johannes 8, 28-29) deutlich gesagt. Jesus tat oder sagte nichts aus eigener Initiative, sondern tat und sagte alles in völliger Abhängigkeit von seinem Gott und Vater.
Sie haben … wahrhaft erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin: Die Jünger haben offensichtlich nicht alles über Jesus und sein Werk verstanden, aber zu diesem Zeitpunkt waren sie von der göttlichen Herkunft Jesu und seiner Lehre überzeugt.
„Es ist ein seltenes und heiliges Privileg zu beobachten, wie der göttliche Sohn Gottes nicht nur seine Gebete formuliert, sondern auch die Gründe für seine Bitten formuliert. Diese Begründungen spiegeln die wesentliche Einheit von Vater und Sohn wider und zeigen, dass Jesu Gebete für seine Anhänger ihre Argumente auf die unergründlichen Absichten der Gottheit zurückführen.“ (Carson)
Glauben, dass du mich gesandt hast: Man könnte sagen, dass Jesus in diesen wenigen Versen die Errettung aus zwei Blickwinkeln betrachtet hat. Jede Perspektive ist von ihrem Standpunkt aus wahr.
Johannes 17, 6 erklärt ihre Errettung in der Erwählung Gottes (der Menschen … die du mir aus der Welt gegeben hast), vom Standpunkt Gottes aus betrachtet.
Johannes 17, 8 erklärt ihre Errettung in ihrem Glauben (sie … haben wahrhaft erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin bzw. dass du mich gesandt hast), betrachtet aus Sicht der Menschheit.
2. Jesus betet konkret für seine Jünger
Johannes 17, 9-10
Johannes 17, 9-10 Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast, weil sie dein sind. Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht.
Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich: Jesus hatte in diesem Gebet ausdrücklich seine Jünger im Sinn. Er betete nicht in einem allgemeinen Sinn für die Welt; stattdessen betete Jesus für die Jünger, die seine Botschaft der Liebe und Erlösung in die Welt tragen sollten.
Ich bitte für sie: Trench sagt, dass das ‚Ich‘ in diesem Satz betont wird.
Als Jesus sagte: „nicht für die Welt bitte ich“, sagte er dies nicht, weil er sich nicht um eine verlorene und gefallene Welt kümmerte, sondern weil er sich auf seine eigenen Jünger konzentrieren wollte. „Er betete für [die Jünger als] das Mittel, das er schuf, durch das er die Welt [mit seiner Botschaft] erreichen würde.“ (Morgan)
„Wenn er nicht für die Welt betet, dann nicht, weil er sich nicht um die Welt gekümmert hätte; er ist in der Tat der Retter der Welt (Johannes 4, 42; vgl. 3, 17; 12, 47). Aber das Heil der Welt hängt vom Zeugnis derer ab, die der Vater ihm ‚aus der Welt‘ (vgl. Verse Johannes 17, 21+ 23) gegeben hat, und sie sind es, die an dieser Nahtstelle seine Fürsprache brauchen.“ (Bruce)
„Ich bin jetzt ganz und gar für meine Jünger tätig, damit sie in der Lage sind, meine Errettung bis ans Ende der Welt zu predigen. Jesus ahmt hier den Hohepriester nach, dessen zweiter Teil des Gebetes am Versöhnungstag [Yom Kippur] für die Priester, die Söhne Aarons, galt.“ (Clarke)
Sondern für die, welche du mir gegeben hast: Man könnte sagen, dass damit nicht nur die elf Jünger gemeint sind, sondern auch diejenigen, die aufgrund ihres Zeugnisses glauben würden (wie ausdrücklich in Johannes 17, 20 erwähnt wird). Jesus hatte im Gebet ein besonderes Augenmerk auf sie gerichtet, weil er wusste, dass diese Jünger zum Vater gehörten (weil sie dein sind).
„Es gibt ein altes Sprichwort, und ich komme nicht darum herum, es gerade jetzt zu zitieren; es lautet: ‚Liebe mich, liebe meinen Hund.‘ [ein englisches Sprichwort, das in etwa bedeutet: „Wenn du mich liebst, musst du bereit sein, auch alle diejenigen zu lieben, die ich liebe.“] Es ist, als ob der Herr Jesus den Vater so sehr liebte, dass selbst so arme Hunde wie wir von ihm um des Vaters Willen geliebt werden. In den Augen Jesu sind wir strahlend schön, weil Gott uns geliebt hat.“ (Spurgeon)
Und alles, was mein ist, das ist dein: Jesus sprach bereits von der gemeinsamen Herrlichkeit zwischen Gott dem Vater und Gott dem Sohn (Johannes 17, 5). Hier sprach er von ihrer gemeinsamen Rolle im Leben der Erlösten, dass die Gläubigen sowohl Gott dem Vater als auch Gott dem Sohn gehören.
Alles, was wir haben, gehört Gott, aber nicht alles, was er hat, gehört uns. Jeder kann zu Gott, dem Vater, sagen: „alles, was mein ist, das ist dein“; aber nur Jesus kann sagen: „was mein ist, das ist dein.“
„Jeder [von beiden] hat das volle Eigentumsrecht an den Besitztümern des anderen; sie teilen die gleichen Interessen und Verantwortlichkeiten.“ (Tenney)
Ich bin in ihnen verherrlicht: In gewissem Sinne ist es das, was es bedeutet, ein Gläubiger zu sein, wiedergeboren zu werden, ein wahrer Nachfolger Jesu Christi zu sein – ihn in uns verherrlicht zu haben. Jesus will nicht nur in den Gläubigen wohnen oder in ihnen leben, sondern in ihnen verherrlicht werden.
„So wie die Werte der Welt in Bezug auf das Kreuz alle falsch waren, so waren auch die Werte der Welt in Bezug auf die Gruppe der Apostel alle falsch. In ihnen wurde tatsächlich niemand geringeres als der Sohn Gottes verherrlicht.“ (Morris)
Der Apostel Paulus verstand dies später, indem er Ausdrücke wie Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit, verwendete (Kolosser 1, 27) und feststellte, dass Gottes Werk in uns von Herrlichkeit zu Herrlichkeit wandert, wie durch den Geist des Herrn (2. Korinther 3, 18).
Niemand anders als Jesus sollte im Gläubigen verherrlicht werden. Führungskräfte haben die Tendenz, sich selbst in ihren Nachfolgern zu verherrlichen, aber es sollte nur Jesus sein.
3. Die erste Bitte Jesu für die Jünger: Vater, bewahre sie
Johannes 17, 11-12
Johannes 17, 11-12 Und ich bin nicht mehr in der Welt; diese aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, gleichwie wir! Als ich bei ihnen in der Welt war, bewahrte ich sie in deinem Namen; die du mir gegeben hast, habe ich behütet, und keiner von ihnen ist verlorengegangen als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt würde.
Und ich bin nicht mehr in der Welt; diese aber sind in der Welt: Jesus betete dieses ganze Gebet mit dem Gedanken an seinen baldigen Abschied. Er erkannte, dass er nicht mehr in der Welt bleiben würde, seine Jünger aber schon. Deshalb brauchten sie ein besonderes Gebet.
Sie brauchten Gebet, weil die einzigartigen drei Jahre der Jüngerschaft während seines irdischen Dienstes vorbei sein würden
Sie brauchten Gebet wegen der Umstände, die den Weggang Jesu begleiteten: Sein Verrat, seine Verhaftung, sein Prozess, seine Schläge, seine Kreuzigung, seine Auferstehung und seine Himmelfahrt
Sie brauchten Gebet, weil Jesus nicht in seiner leiblichen Gegenwart da sein würde, um ihnen zu helfen
Sie brauchten das Gebet wegen der notwendigen Rolle des Heiligen Geistes; sowohl für die Ausgießung des Geistes als auch für ihr ständiges Vertrauen auf ihn
„Jesus ist nicht mehr in der Welt, er hat bereits von ihr Abschied genommen, aber die Jünger bleiben in ihr, ungeschützt und ohne seinen gewohnten Rat und seine gewohnte Verteidigung.“ (Dods)
Und ich komme zu dir: Dies war keine Phrase, die benutzt wurde, um die Gedanken Jesu beim Beten zu fokussieren, damit er sich bewusst sei, in der Gegenwart seines Vaters zu beten. Dies war seine Erkenntnis, dass sein Werk auf Erden fast vollbracht war und er auf dem Weg in den Himmel war.
Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast: Die Jünger brauchten das Gebet Jesu und die Kraft Gottes, des Vaters, damit er sie bewahre.
Sie müssen bewahrt werden und als Jünger Jesu weitergeführt werden. Das war nicht offensichtlich; in der jüdischen Welt jener Tage blieb niemand Jünger eines toten Rabbiners. Doch diese Jünger sollten weitergehen, sie sollten weiterhin Jünger Jesu bleiben.
„Du bist erlöst worden; aber du musst immer noch bewahrt werden. Du bist wiedergeboren worden; aber du musst bewahrt werden. Du bist reinen Herzens und reiner Hände, aber du musst bewahrt werden. “ (Spurgeon)
Wir brauchen Jesus, unseren Fürsprecher (Römer 8, 34; Hebräer 7, 25), der für uns betet und Gott, den Vater, bittet, dass er uns bewahre. Unser Weitergehen in Jesus ist nicht allein unseren eigenen Bemühungen überlassen. Die Welt, das Fleisch und der Teufel sind so mächtig, so durchdringend und so verführerisch, dass unsere eigenen Bemühungen niemals ausreichen könnten. Wenn wir bei Jesus bleiben, dann deshalb, weil Jesus für uns gebetet hat: „Vater, halte sie [nah bei dir].“
Wir müssen uns von der Spaltung fernhalten: Sie müssen zusammenhalten, damit sie eins werden können
Wir müssen uns vor Fehlern schützen
Wir müssen uns von der Sünde fernhalten
Wir müssen uns von Heuchelei fernhalten
Bewahre sie in deinem Namen: Jesus hat nicht gebetet, „bewahre durch einen Engel“ oder „bewahre durch einen Gemeindeleiter“ oder „bewahre durch ihre eigene Anstrengung“. „Die Arbeit, einen Gläubigen zu bewahren, ist so bedeutsam, dass sie den Namen Gottes beansprucht – den ganzen Charakter und die Autorität Gottes.“
Es gibt einige Debatten (hauptsächlich von Westcott und Hort) darüber, ob die Botschaft in Johannes 17, 11 ist, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, oder bewahre durch deinen Namen, den du mir gegeben hast. Westcott und Hort glaubten fest daran, dass in diesem Vers der Name gegeben wurde, nicht die Jünger – so dass sich diese Bedeutung ergibt: „Halte sie in mir, der ich dein Name bin, dein Abbild, deine Offenbarung und Manifestation: Halte sie in der Einheit mit mir.“ (Trench)
Damit sie eins seien, gleichwie wir: Das haltende Wirken Gottes des Vaters in den Jüngern würde sie nicht nur in ihm halten, sondern es würde sie auch zusammenhalten. Jesus betete, dass sie eins seien, und zwar eins nach dem Muster der Einheit von Gott dem Vater und Gott dem Sohn (damit sie eins seien, gleichwie wir).
„Die hier erwähnte Einheit ist nicht einfach eine Einheit, die durch die Gesetzgebung erreicht wird. Sie ist eine Einheit des Wesens, weil sie mit der des Sohnes und des Vaters vergleichbar ist.“ (Tenney)
Von ihrer weiterhin bleibenden Einheit konnte nicht ausgegangen werden; es wäre sinnvoller, wenn sich die Jünger nach dem Tod Jesu zerstreuten, als wenn sie zusammenblieben.
Die Einheit, für die Jesus unter seinem Volk gebetet hat, hat ein Muster. Auch wenn der Vater und der Sohn eins und doch nicht dasselbe sind, erwarten wir nicht, dass echte christliche Einheit Einheitlichkeit oder Einheit der Struktur bedeutet. Sie wird Einheit des Geistes, Einheit des Herzens, Einheit des Ziels und Einheit der Bestimmung bedeuten.
Als ich bei ihnen in der Welt war, bewahrte ich sie in deinem Namen: Jesus dachte an seine drei Jahre mit seinen Jüngern, den späteren Aposteln, zurück; an seinen Dienst an ihnen und mit ihnen. Während dieser Zeit beschützte und leitete er sie; er bewahrte sie. Dieses Bewahrungswerk tat Jesus im Namen seines Vaters, mit seiner Autorität und Macht und nach seinem Willen.
„Wie Cyril bemerkt, vergleicht der Herr hier seine eigene Bewahrung mit der des Vaters – in einer Weise, die nur dadurch zu verantworten ist, dass beide Personen von gleicher Macht und Würde sind.“ (Alford)
„Durch die Macht des Vaters, die Jesus übertragen wurde, hat Jesus selbst die Jünger als einen ihm vom Vater anvertrauten Schatz gehütet, und nun legt er Rechenschaft über seine Verwaltertätigkeit ab.“ (Bruce)
Jesus hielt seine eigenen Jünger nicht in und durch seinen eigenen Namen, sondern im völligen Vertrauen auf Gott, den Vater. Es ist weitaus törichter für uns, zu denken, wir könnten uns selbst oder andere in unserem eigenen Namen bewahren, geschweige denn durch unsere eigene Anstrengung oder Autorität oder unseren eigenen Willen.
Die Grundlage der Bitte Jesu lag im Namen (Charakter) Gottes und in seinem Besitz der Jünger (die du mir gegeben hast).
Keiner von ihnen ist verlorengegangen als nur der Sohn des Verderbens: Es gab eine Ausnahme in Jesu Werk, die Jünger zu halten: Judas. Denn in Erfüllung der Heiligen Schrift war Judas der Sohn des Verderbens, der zum Bösen und zur Zerstörung bestimmt war.
„Man muss berücksichtigen: Es ist nicht „Ich habe keinenverloren, außer den Sohn des Verderbens.“ Christus hat ihn nicht verloren (vgl. Kapitel 18, 9, wo es keine Ausnahme gibt), sondern Judas hat sich selbst verloren.“ (Alford)
„Es mag dem englischen Leser auffallen, dass im Original das Substantiv perdition [vgl SLT ‚des Verderbens‘] die Ableitung des Verbs perished [verdorben; zugrunde gegangen] ist. Keiner ging zugrunde, außer dem, der zugrunde gehen sollte, dessen Zustand und Attribut es war, zugrunde zu gehen.“ (Alford)
„‘Der Sohn des Verderbens‘ weist eher auf den Charakter als auf das Schicksal hin. Der Ausdruck bedeutet, dass er durch ‚Verlorenheit‘ charakterisiert war, nicht, dass er prädestiniert war, ‚verloren‘ zu sein.“ (Morris)
Damit die Schrift erfüllt würde: Die durch den Verrat des Judas erfüllte Schrift war vor allem Psalm 41, 10 und Psalm 109, 8, besonders erwähnt in Apostelgeschichte 1, 20. Der Verrat und die Treulosigkeit von Ahitophel an König David war eine Prophezeiung auf den Verrat und die Treulosigkeit des Judas an dem Sohn Davids.
4. Jesus geht auf die erste Bitte ein: Dass du sie bewahrst vor dem Bösen
Johannes 17, 13-16
Johannes 17, 13-16 Nun aber komme ich zu dir und rede dies in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hasst sie; denn sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin.
Nun aber komme ich zu dir: Jesus benutzte wieder diesen Satz, der zuerst in Johannes 17, 11 notiert wurde. Er betete dieses Gebet, während ihm vollends bewusst war, dass sein irdisches Werk bald vollendet war.
Damit sie meine Freude völlig in sich haben: Jesus betete nicht nur für die Bewahrung und die Einheit seiner Jünger, als ob er sich nur danach sehnte, gute Mitarbeiter hinter sich zu lassen. Er sorgte sich zutiefst um sie und betete um Freude, die sie völlig erfüllte in ihrem Leben. Insbesondere betete Jesus für seine eigeneFreude, die sich in seinem Leben erfüllen sollte.
„Ihre Freude wird größer sein, wenn sie sich daran erinnern, dass Jesus in der Nacht, in der er verraten wurde, für seine Nachfolger betete.“ (Carson)
Jesus hatte ein Leben voller Freude; er konnte von ‚meine Freude‘ sprechen. Wenn er das nicht täte, würde dieser Teil des Gebets keinen Sinn ergeben. Jesus war wahrhaftig ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut (Jesaja 53, 3). Dennoch gab es in der Lebenserfahrung Jesu eine Freude und Befriedigung, die die Freude aller anderen, die je gelebt haben, übertraf.
Seine Freude war in der ungebrochenen Gemeinschaft mit Gott, seinem Vater, verwurzelt
Seine Freude war die Frucht des wahren Glaubens und des Vertrauens in seinen Vater
Seine Freude kam davon, dass er die großen Dinge, die Gott getan hatte, gesehen hatte
Seine Freude wurde nie durch seine eigene Sünde getrübt
Seine Freude wurde nie durch Täuschung getrübt
Seine Freude wurde nie dadurch getrübt, dass er auch nur eine winzige Kleinigkeit dem Teufel zugestand
Wenn Jesus so um die Freude unter seinen Jüngern besorgt war, dass er dafür gebetet hat, können wir wissen, dass es ihm auch darum geht, dass wir Freude haben. Gottes Absicht ist es, die Freude in unserem Leben zu vervielfachen, und nicht, sie zu vermindern. Die Welt, das Fleisch und der Teufel würden uns etwas anderes sagen, aber Gott möchte, dass die Freude in unserem Leben völlig [erfüllt] wird.
Ich habe ihnen dein Wort gegeben: Jesus hat das Wort von Gott, dem Vater, treu an seine eigenen Jünger weitergegeben. Sogar Jesus sah sich selbst als einen Boten.
Ich habe ihnen dein Wort gegeben: „Nicht nur die mündliche Lehre, sondern die ganze Offenbarung des Vaters, wie sie sich in den Worten und Taten und in der Persönlichkeit Jesu Christi offenbart.“ (Trench)
„Seht, wie der Herr Jesus selbst all seine Lehre vom Vater nimmt. Nie hört man von ihm irgendeine Prahlerei darüber, dass er der Urheber tiefer Gedanken ist. Nein, er wiederholte vor seinen Jüngern nur die Worte, die er vom Vater erhalten hatte: „Ich habe ihnen die Worte gegeben, die du mir gegeben hast.“ Wenn Jesus so gehandelt hat, um wieviel mehr müssen die Boten Gottes das Wort aus dem Mund des Herrn empfangen und es so aussprechen, wie sie es empfangen!“ (Spurgeon)
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst: Dieses Gebet Jesu warnt uns davor, in christlicher Isolation Zuflucht zu suchen; in modernen Klöstern. Unser Ziel ist es, in der Welt zu sein, aber nicht von ihr oder dem Bösen; so wie ein Schiff im Ozean sein soll, das Schiff aber nicht zulässt, dass der Ozean im Schiff ist.
Wenn man uns aus der Welt nähme, wäre die Welt in völliger Finsternis und würde untergehen; Jesus sagte: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Also, leuchte.
Wenn man uns aus der Welt nähme, hätte die Welt uns nicht als Zeugen, um ein Mittel der Erlösung für sie zu sein. Also, gewinne andere für Jesus.
Wenn man uns aus der Welt nähme, wäre uns die Möglichkeit verwehrt, Jesus an demselben Ort zu dienen, an dem wir gegen ihn gesündigt haben. Also, diene Jesus.
Wenn man uns aus der Welt nähme, würden wir nicht sehen, dass es Aspekte von Gottes Weisheit, Wahrheit, Macht und Gnade gibt, die wir auf der Erde besser schätzen werden als im Himmel. Sieh also die Herrlichkeit des Herrn.
Wenn man uns aus der Welt nähme, würde uns der Platz zur Vorbereitung auf den Himmel verweigert. Es gibt kein Fegefeuer; unsere Vorbereitung ist jetzt. Bereite dich also auf den Himmel vor.
Wenn man uns aus der Welt nähme, könnten wir nicht die Kraft der Gnade Gottes zeigen, die uns inmitten der Schwierigkeiten bewahrt. Mach also weiter.
Hiob und Moses und Elia und Jona beteten alle dafür, dass Gott sie aus der Welt nehmen sollte, aber Gott antwortete nicht. Er möchte auch, dass wir in der Welt bleiben, um die Arbeit zu vollenden, die er uns zu tun gibt.
Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen: Jesus wollte definitiv, dass wir in der Welt sind, aber er wollte nicht, dass wir böse sind, oder von dem Bösen gezeichnet werden. Jesus betete nicht, dass wir aus dem Kampf herausgenommen werden, sondern dass wir darin gestärkt und geschützt werden.
„Der Genitiv ponerou [poneros – Mühe verursachend] könnte in der Tat eher als Neutrum (‚bewahre sie vor dem Bösen‘) denn als männlich (‚vor dem Bösen‘ [der bösen Person]) interpretiert werden; aber der Bezug besteht sich eher auf dem Wesen, das bereits dreimal als ‚Fürst dieser Welt‘ erwähnt wurde (Johannes 12, 31; 14, 30; 16, 11).“ (Bruce)
Jesus betete für die Seinen, dass sie vor dem Bösen, der Welt, die vom Bösen regiert wird, und von all den bösen Plänen und Strategien ferngehalten werden.
Vor dem Bösen des Glaubensabfalls bewahrt
Vor dem Bösen der Weltlichkeit bewahrt
Vor dem Bösen der Unheiligkeit bewahrt
Sie sollen nicht vor dem Bösen der Not oder der Herausforderung bewahrt werden
„Der Böse wirkt anscheinend oft durch den Hass der Welt (vgl. Johannes 15, 18-16, 4); und die Jünger werden Schutz vor solcher Bosheit brauchen.“ (Carson)
Alle müssen bewahrt werden. Wenn wir an junge Menschen denken, wissen wir, wie sie vor der Sünde bewahrt werden müssen. Die jungen Menschen haben ihre eigenen Schwierigkeiten, gegen die sie kämpfen müssen. Die Leidenschaften sind stark, die Begierden scheinen heiß zu brennen, und der Druck, sich der Welt anzupassen, scheint so viel größer zu sein. Dennoch ist die Gefahr auch für ältere Menschen groß. In der Heiligen Schrift gibt es keine Beschreibung eines jungen Menschen, der in die Sünde fällt; denke an Joseph und Daniel und wie sie der Sünde widerstanden. Die Beispiele der Sünde stammen aus dem Leben von Männern mittleren Alters, wie David und Salomo und Lot und vielen anderen.
In einer Predigt über diesen Text sprach Spurgeon zu denen, die in Sünde sind, sie aber nicht als böse empfinden: „Es gibt einige unter euch, die die Sünde nicht als böse empfinden; und soll ich euch sagen, warum? Hast du jemals versucht, einen Eimer aus einem Brunnen zu ziehen? Weißt du, dass man ihn, wenn er mit Wasser gefüllt ist, leicht ziehen kann, solange der Eimer im Wasser bleibt; aber wenn er über das Wasser steigt, wird dir bewusst, wie schwer er ist. Genauso ist es mit dir. Wenn du in Sünde lebst, empfindest du sie nicht als Last, sie scheint nicht böse zu sein; aber wenn der Herr dich einmal aus der Sünde herauszieht, wirst du sie als unerträgliches, abscheuliches Übel empfinden. Möge der Herr in dieser Nacht einige von euch aufrütteln! Auch wenn ihr sehr tief unten seid, möge er euch aus der Sünde herausziehen, so dass ihr erlebt: Ihr seid vollkommen angenommen in Jesus, dem Geliebten!“ (Spurgeon)
Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin: Weil Jesus seine Jünger wie in ihm sehen konnte, konnte er sie als nicht von der Welt sehen, so wie Jesus nicht von der Welt war. Sein Ruf an seine Jünger war, dass sie das sein sollten, was sie wirklich in ihm waren.
Jesus sagte nicht einfach, dass sein Volk nicht von der Welt sei. Er sagte, es sei auchnicht von der Welt, so wie er nicht von der Welt war – mit anderen Worten, nach dem gleichen Muster, nach dem Jesus nicht von der Welt war.
Es ist möglich, dass jemand nicht von der Welt ist, aber auf eine ganz andere Art und Weise, dass Jesus nicht von der Welt war. Sie können verrückt sein, sie können gewalttätig sein, sie können seltsam sein oder es können viele andere Dinge sein. Aber es gab nur eine bestimmte Art und Weise, in der Jesus nicht von der Welt war.
Jesus war in seinem Wesen nicht von der Welt
Jesus war in seinem Amt nicht von der Welt
Jesus war in seinem Charakter nicht von der Welt
5. Die zweite Bitte Jesu an die Jünger: Heilige sie
Johannes 17, 17-19
Johannes 17, 17-19 Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt. Und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in Wahrheit.
Heilige sie in deiner Wahrheit: Heilige bedeutet, für Gottes besonderen Wohlgefallen und Nutzen abgesondert zu sein. Es bedeutet Heiligkeit: sich von der Korruption der Welt und zum Nutzen Gottes abzusetzen.
„Das Wort hagios (als ‚geheiligt‘, ‚geheiligt‘, ‚geweiht‘) bedeutet, sich von Gott zu lösen und ihn zu verehren: ob es nun Dinge sind oder Opfertiere oder Menschen für seinen Dienst. “ (Trench)
Jesus überließ es den Jüngern nicht einfach, sich selbst zu heiligen. Er betete für ihre Heiligung. Dieser Prozess, wie auch der Prozess der Heiligung, wird uns nicht uns selbst überlassen; er ist ein Werk Gottes in uns und durch uns.
Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit: Die Dynamik hinter der Heiligung ist Wahrheit. Das Wort Gottes gelesen, gehört, verstanden und angewandt.
„Die Heiligung kann nur durch göttliche Offenbarung erfolgen.“ (Morris)
„Je mehr Wahrheit du glaubst, desto geheiligter wirst du sein. Die Wahrheit bewirkt im Verstand, den Menschen von der Welt zu trennen, um Gott zu dienen.“ (Spurgeon)
Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt: Der Gedanke des Dienens wird von der Heiligung umfasst. Die Heiligung, die Jesus hier im Sinn hatte, war nicht in erster Linie persönliche Heiligkeit (obwohl das eingeschlossen ist), sondern mehr noch, sich für Gottes Dienst und Mission abzusetzen.
„Er lässt sie nicht einfach in die Welt, sondern sendet sie in die Welt, um vor dieser die gleiche Wahrheit Gottes zu bezeugen.“ (Alford) „Das Wort ‚Mission‘ kommt vom lateinischen Verb mitto, mittere, misi, missum, was ‚senden‘ bedeutet. Eine Mission ist eine Aussendung.“ (Boice) „Die Jünger bleiben nicht nur in der Welt, weil sie nichts anderes tun können; sie werden als Agenten und Boten ihres Meisters wohlwollend in sie gesandt.“ (Bruce)
„Christus war der große Missionar, der Messias, der Gesandte; wir sind die kleinen Missionare, ausgesandt in die Welt, um den Willen und das Ziel des Vaters zu erfüllen.“ (Spurgeon)
„Der Auftrag Christi steht in einem höheren Maßstab als unser Auftrag; denn er wurde gesandt, um ein Sühneopfer und Haupt des Bundes zu sein, und so kam er in Positionen, von denen wir nur träumen können, sie inne zu haben. Dennoch gibt es eine Ähnlichkeit, auch wenn es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.“ (Spurgeon)
Denke daran, wie Jesus gekommen ist, und verbinde das mit der Art und Weise, wie er uns in die Welt sendet:
Jesus kam nicht als ein Philosoph wie Platon oder Aristoteles, obwohl er eine höhere Philosophie kannte als sie alle
Jesus ist nicht als Erfinder oder Entdecker gekommen, obwohl er neue Dinge hätte erfinden und neue Länder entdecken können
Jesus kam nicht als Eroberer, obwohl er mächtiger war als Alexander der Große oder Caesar
Jesus kam, um zu lehren
Jesus kam, um unter uns zu leben
Jesus kam, um für Wahrheit und Rechtschaffenheit zu leiden
Jesus kam, um die Menschen zu retten
„Wenn Jesus zu dieser Zeit auch nicht ausdrücklich für die Welt betet (Vers 9), so beinhaltet doch sein Gebet für die Jünger Hoffnung für die Welt. “ (Bruce)
Und ich heilige mich selbst für sie: Man sollte nicht denken, dass Jesus bis zu diesem Zeitpunkt ungeweiht [oder ungeheiligt] war. Doch nun stand er kurz davor, in einen neuen Aspekt der Absonderung für Gott, den Vater, und seine Bestimmung einzutreten: das Werk des Kreuzes zu vollenden. Durch dieses vollendete Werk würde das Wort Gottes und das Werk Gottes im Leben der Jünger voll wirksam werden (damit auch sie geheiligt seien in Wahrheit).
Und ich heilige mich selbst für sie: „als Priester, Altar und Opfer. Und dieser Christus tat es vom Mutterleib bis zum Grab; besonders bei seinem Tod.“ (Trapp)
„Chrysostomus paraphrasiert ‚Ich heilige mich selbst‘ als ‚Ich opfere mich selbst als Opfergabe‘. Hier ist das von Johannes aufgeschriebene Pendant zum Gethsemane-Gebet.“ (Bruce)
C. Jesus betet für alle Gläubigen
1. Jesus erweitert den Umfang seines Gebets
Johannes 17, 20
Johannes 17, 20 Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden,
Ich bitte aber nicht für diese allein: Jesus betete für seine elf Jünger, aber er hatte auch das Herz und die Vision, für mehr als nur für sie zu beten. Er betete für diejenigen, die durch das Zeugnis dieser Jünger zum Glauben kommen würden. Er betete für uns.
„Er betete für sie. Er betet für uns. Er wusste, dass seine Fürsprache für sie erhört werden würde. Er weiß, dass seine Fürbitte für uns erhört wird. Dann lasst uns in ihm ruhen, mit der Ruhe des liebenden Gehorsams und des sichersten Vertrauens.“ (Morgan)
Für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden: Dies zeigt, dass Jesus erwartet hat, dass das baldige Versagen der Jünger nur vorübergehend sein würde. Andere würden von ihnen hören, und viele würden durch das Zeugnis der Jünger zum Glauben an Jesus kommen.
I. Jesus ging zum Kreuz, weil er wusste, dass sein Werk Bestand haben würde. Er hatte keine vage Hoffnung auf das, was Gott durch die Jünger tun würde. Jesus verließ sein irdisches Werk voller Vertrauen auf das Werk Gottes durch die Jünger.
„Der letzte Abschnitt des Gebetes Jesu zeigt, dass er erwartete, dass das Versagen der Jünger nur vorübergehend sein würde. Der gesamte Ton der Abschiedsrede ist in der Annahme gegründet, dass sie nach der Auferstehung ihren Glauben erneuern und ein neues Amt ausüben würden, in der Kraft des Heiligen Geistes.“ (Tenney)
„Nach weltlichen Maßstäben des Erfolgs hatte Jesus für seine Mission wenig vorzuweisen.“ (Bruce) Dennoch verließ Jesus sein irdisches Werk voller Vertrauen, dass Gottes durch die Jünger wirken würde.
2. Jesus betet für die Einheit unter allen Gläubigen wie unter den ursprünglichen Jüngern
Johannes 17, 21
Johannes 17, 21 Auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; auf dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
Auf dass sie alle eins seien: Jesus stellte sich die große Schar vor dem Thron Gottes aller Nationen, Rassen, Sprachen, Klassen und sozialen Schichten vor (Offenbarung 7, 9-10). Jesus betete, dass sie ihre unterschiedlichen Hintergründe beiseitelegen könnten und ihre Einheit verstehen könnten; dass sie alle eins seien.
Es ist, als hätte Jesus in diesem Sinne gebetet: „Vater, ich habe für die Einheit der Jünger gebetet, die du mir gegeben hast. Und doch sind sie alle Galiläer aus dieser Zeit und von diesem Ort. Es wird zahllose andere geben, die ebenfalls zu Jüngern werden, und sie kommen aus jeder Nation, jeder Sprache, jeder Kultur, jeder Klasse, jedem Stand, aus jedem Zeitalter und durch den Rest der Geschichte hindurch. Vater, mach sie eins.“
„Wir sollen der Wahrheit treu sein; aber wir sollen nicht streitlustig sein und uns von denen trennen, die lebendige Glieder des einen und unteilbaren Leibes Christi sind. Es ist nicht klug, die Einheit der Gemeinde zu fördern, indem man neue Abzweigungen schafft. Pflege gleichzeitig die Liebe zur Wahrheit und die Liebe zu den Geschwistern.“ (Spurgeon)
„Warum sind wir nicht eins? Die Sünde ist das große trennende Element. Das vollkommen Heilige wäre vollkommen vereint. Je heiliger die Menschen sind, desto mehr lieben sie ihren Herrn und einander; und so kommen sie in engere Verbindung miteinander.“ (Spurgeon)
„Christus wird dafür sorgen, dass alle seine Glieder eins sind im Geist, eins in Rechten und Privilegien und eins in der Seligkeit der zukünftigen Welt.“ (Clarke)
Auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir: Vorhin in diesem Gebet hat Jesus ausdrücklich darum gebetet, dass die elf Jünger, die bei seinem Gebet anwesend sind, vereint bleiben (damit sie eins seien, gleichwie wir, Johannes 17, 11). Hier dehnte Jesus den Sinn dieses Gebetes auf alle Gläubigen aus, auf dass sie alle eins seien.
Wie im vorangegangenen Gebet für die elf Jünger betete Jesus, dass ihre Einheit dem Muster der Einheit der dreieinigen Gottheit folgen möge, insbesondere in der Beziehung zwischen Gott dem Vater und Gott dem Sohn. „Wenn der Vater in ihm ist und er in ihnen ist, dann ist der Vater in ihnen: Sie werden in das Leben Gottes hineingezogen, und das Leben Gottes ist vollkommene Liebe.“ (Bruce)
Die Wiederholung und Ausweitung dieses Gebetes auf alle zukünftigen Gläubigen ist wichtig. Es zeigt, dass die Einheit unter dem umfassenderen Leib Jesu Christi für Jesus sehr wichtig war und ist.
Gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir thematisiert ebenfalls die Wahrheit, dass das Fundament unserer Einheit dasselbe ist wie das Fundament der Einheit zwischen Vater und Sohn: die Gleichheit der Person. Am Kreuz stehen wir alle auf dem gleichen Boden.
„Geliebte, diejenigen, in denen Christus lebt, sind nicht gleichförmig, sondern eins. Gleichförmigkeit mag im Tod gefunden werden, aber diese Einheit ist Leben. Diejenigen, die recht einheitlich sind, mögen einander noch nicht lieben, während diejenigen, die sich stark unterscheiden, immer noch wahrhaftig und intensiv eins sein können. Unsere Kinder sind nicht gleichförmig, aber sie bilden eine Familie.“ (Spurgeon)
Auf dass auch sie in uns eins seien: Die Einheit, die Jesus im Sinn hatte, war die Einheit, die sich aus dem gemeinsamen Leben in Gott dem Vater und Gott dem Sohn ergibt.
Wie zuvor betete Jesus nicht für Einheitlichkeit oder institutionelle Einheit unter den Gläubigen, sondern für eine Einheit, die in der Liebe und einem gemeinsamen Wesen verwurzelt ist und die vielen verschiedenen Teile des einen Leibes Jesu zusammenführt. Dies ist weder eine gesetzlich festgelegte Einheitlichkeit, die Weizen und Unkraut vereinen will, noch ist es die Einheit der Institutionen. Jesus hatte die wahre Einheit des Geistes im Sinn (Epheser 4, 3).
Wir müssen glauben, dass dieses Gebet erhört wurde und dass die Kirche eins ist. Unser Versagen besteht darin, dass wir es versäumt haben, diese göttliche Tatsache zu erkennen und in ihr zu wandeln.
Damit die Welt glaube, dass Du mich gesandt hast: Dies war eine bemerkenswerte Aussage. Jesus gab der Welt im Wesentlichen die Erlaubnis, die Gültigkeit seines Amtes auf der Grundlage der Einheit seines Volkes zu beurteilen. Die Einheit des Volkes Gottes hilft der Welt zu glauben, dass der Vater den Sohn gesandt hat.
„Selbst als er für ihre Einheit betet, blickt er über ihre Einheit hinaus auf die noch nicht bekehrte Welt, die das Zeugnis braucht, das durch diese Einheit entsteht.“ (Carson)
3. Jesus betet, dass die Kirche von Herrlichkeit erfüllt sein möge
Johannes 17, 22
Johannes 17, 22 Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind,
Ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben: Wie Gott der Vater seine Herrlichkeit mit Gott dem Sohn teilte (Johannes 17, 5), so gab Jesus seinem Volk Herrlichkeit.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Jesus seinem Volk seine Herrlichkeit gibt.
Die Herrlichkeit seiner Gegenwart
Die Herrlichkeit seines Wortes
Die Herrlichkeit seines Geistes
Die Herrlichkeit seiner Macht
Die Herrlichkeit seiner Führung
Die Herrlichkeit seiner Bewahrung
In all diesen Aspekten gibt es den wesentlichen Aspekt der Gegenwart von Jesus, Gott dem Sohn. Wenn Gott seinem Volk seine Herrlichkeit gibt oder zeigt, dann ist das in biblischer Hinsicht eine Art und Weise wie die Gegenwart Gottes sichtbar wird. In gewisser Weise ist Gottes Herrlichkeit das Ausstrahlen oder Leuchten seiner Gegenwart, sein zentraler Charakter.
Der Apostel Paulus verstand auch, dass Jesus seinem Volk seine Ehre gibt: Denn Gott, der dem Licht gebot, aus der Finsternis hervorzuleuchten, er hat es auch in unseren Herzen licht werden lassen, damit wir erleuchtet werden mit der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. (2. Korinther 4, 6)
Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast: Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass die Herrlichkeit, die Gott der Vater Gott dem Sohn gab, eine Herrlichkeit war, die oft demütig, schwach und leidend erschien. Es war die Herrlichkeit, die sich letztlich in radikalen Opfern zeigte. Die Herrlichkeit Jesu ist fast das Gegenteil der Selbstverherrlichung und Prahlerei des Menschen.
Die Herrlichkeit Jesu zeigte sich schließlich in seinem Werk am Kreuz. Jesus bezeichnete sie oft als seine Verherrlichung (Johannes 7, 39; 12, 16+23).
„So wie seine wahre Herrlichkeit darin bestand, dem Weg des demütigen Dienstes zu folgen, der im Kreuz gipfelt, so lag für sie die wahre Herrlichkeit auf dem Weg des demütigen Dienstes, wohin auch immer er sie hinführen mochte.“ (Morris)
Auf dass sie eins seien: Die Gegenwart der Herrlichkeit – inmitten der Personen der Gottheit und des Mitglieds der Gemeinde Jesu – diese Herrlichkeit trägt zur Einzigartigkeit und Einheit des Volkes Gottes bei.
Wo es ein Gefühl der Herrlichkeit Gottes gibt, ist die Einheit so viel einfacher. Kleinere Dinge, die uns oft trennen, werden weit in den Hintergrund gedrängt, wenn ein Gefühl der Herrlichkeit Gottes am Werk ist.
4. Jesus betet für eine in Liebe gegründete Einheit
Johannes 17, 23
Johannes 17, 23 Ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen, und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst.
Ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen: Jesus bezog sich erneut auf die lebendige, organische Einheit, für die er betete, dass sie unter seinem Volk existieren würde. Dies ist nicht die totalitäre Einheit des Zwangs oder der Angst, und es ist nicht die Einheit des Kompromisses. Jesus betete für eine Einheit der Liebe und der gemeinsamen Identität in ihm.
„Wie die Heiligung ist diese Einheit gleichzeitig etwas bereits Erreichtes und etwas, das der Vervollkommnung bedarf.“ (Carson)
Damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst: Jesus hat hier den in Johannes 17, 21 eingeführten Gedanken (damit die Welt glaube, dass Du mich gesandt hast) aufgegriffen und erweitert. Die Wiederholung ist bemerkenswert, ebenso wie die Erweiterung.
Der Gedanke, dass die Einheit des Volkes Gottes der Welt zeigen würde, dass Jesus wirklich von Gott dem Vater gesandt war, war für Jesus so wichtig, dass er ihn in demselben kurzen Gebet wiederholte.
Dann erweiterte Jesus diesen Gedanken und betete nun, dass die Einheit unter den künftigen Generationen von Gläubigen der Welt auch zeigen möge, dass Jesus sein Volk liebt und es nach dem Vorbild der Liebe Gottes, des Vaters, zu Gott, dem Sohn, liebt (und sie liebst, gleichwie du mich liebst).
Dies erinnert uns an die Bedeutung von Einheit und Liebe unter Christen. Es ist, als gäbe Jesus der Welt die Erlaubnis, sowohl seine Mission als auch seine Liebe anzuzweifeln, wenn die Welt die Einheit und Liebe unter den Gläubigen nicht sieht.
Das ist schwierig, denn manchmal rechtfertigen die lieblosesten und kritischsten unter den Nachfolgern Jesu ihre Uneinigkeit und scharfe Kritik direkt als Liebe, wie in „Ich verlange nur, dass ihr genauso seid, wie ich bin, weil ich euch liebe.“
Das ist schwierig, denn manchmal ist es wahr, dass es im Namen der Liebe Kritik, Korrektur und Zurechtweisung geben muss.
Das ist schwierig, denn selbst wenn wir die Worte Jesu hier verstehen, verstehen wir auch, dass es viele, viele andere Gründe gibt, warum Menschen nicht glauben (2. Korinther 3, 13-16, Epheser 4, 17-19, Römer 1, 20-21). Christen haben eine große Verantwortung, der Welt Jesus durch ihre Liebe und Einheit zu zeigen, aber oft sind Christen zu schnell bereit, einander die Schuld für eine ungläubige Welt zu geben.
„Aber wie traurig war es doch, dass ein Ungläubiger bald darauf Grund haben sollte zu sagen: Kein Tier ist zu den Menschen so bösartig, wie die Christen zueinander.“ (Trapp)
5. Jesus betet, um bei seinem Volk zu sein und dafür, dass sie seine Herrlichkeit sehen
Johannes 17, 24
Johannes 17, 24 Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.
Ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast: Jesus bat darum, dass die Einheit zwischen ihm und seinem Volk vollendet werde, so wie er es seinen Jüngern versprochen hatte (Johannes 14, 2-3).
Die Worte ‚ich will‘ bedeuten etwas. Sie bedeuten, dass Jesus sich nach der Vollendung aller Dinge sehnt und sich sehr danach sehnt, dass sein Volk zu ihm in den Himmel versammelt wird. Jesus sehnte sich nach der Vollendung aller Dinge im Himmel.
Wo ich bin: Jesus war noch nicht im Himmel, doch er sprach, als wäre er schon dort. In gewissem Sinne sind wir aufgerufen, dasselbe zu tun und zu verstehen, dass wir mit Jesus in himmlischen Regionen sitzen, auch wenn wir auf der Erde bleiben (Epheser 1, 3 und 2, 6).
„Wurde er nicht von der Leidenschaft seiner Hingabe mitgerissen? Wo war er, als er die Worte unseres Textes aussprach? Wenn ich der Sprache folge, könnte ich daraus schließen, dass unser Herr bereits im Himmel war. Er sagt: ‚Vielmehr will ich, dass auch sie, die du mir gegeben hast, bei mir sind, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit sehen können.‘ Meint er nicht, dass sie mit ihm im Himmel sein sollen? Natürlich tut er das; doch er war nicht im Himmel; er war noch mitten unter seinen Aposteln, im Leib auf Erden; und er hatte noch Gethsemane und Golgatha vor sich, ehe er in seine Herrlichkeit eingehen konnte. Er hatte sich selbst in eine solche Gefühlserregung gebetet, dass sein Gebet im Himmel war, und er selbst war im Geiste dort.“ (Spurgeon)
Jesus versprach seinen Jüngern etwas (Johannes 14, 2-3) und betete dann, dass Gott der Vater es erfüllen würde. Jesus tat alles in Abhängigkeit von Gott, dem Vater.
Damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast: Das, was Jesus sagte, würde die Aufmerksamkeit seines Volkes im Himmel beanspruchen – die Herrlichkeit Jesu zu sehen. Es muss etwas geben, das so tief, so fesselnd, so gewaltig ist zur Ehre Jesu, dass es die Aufmerksamkeit des Volkes Gottes in der Ewigkeit beschäftigen kann.
Denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt: Jesus sagte dies im Zusammenhang mit der Herrlichkeit, die Gott, der Vater, Gott, dem Sohn, gegeben hat. Diese Herrlichkeit wurde im Zusammenhang mit einer Liebesbeziehung gegeben, und zwar einer Liebesbeziehung, die bis in die Ewigkeit hineinreicht.
Dies sagt uns, dass es, bevor etwas erschaffen wurde, eine Liebesbeziehung zwischen den Personen der Gottheit, der Dreifaltigkeit, gab. Selbst wenn Jesus uns dies nicht ausdrücklich gesagt hätte, hätten wir es vielleicht durch andere biblische Wahrheiten verstanden, indem wir verstanden hätten, dass Gott ewig ist (Micha 5, 1) und dass Gott Liebe ist (1. Johannes 4, 8 und 4, 16). Es gab nie eine Zeit, in der Gott nicht geliebt hat und nicht Liebe war.
Echte Liebe muss einen Gegenstand außerhalb ihrer selbst haben, um lieben zu können; deshalb existierte die Liebe zwischen den Personen der Gottheit, bevor etwas geschaffen wurde. Die dreieinige Natur Gottes ist nicht nur biblisch korrekt, sie ist auch eine logische Notwendigkeit angesichts dessen, was wir von Gott durch sein offenbartes Wort wissen.
6. Der triumphale Abschluss des Gebetes Jesu
Johannes 17, 25-26
Johannes 17, 25-26 Gerechter Vater, die Welt erkennt dich nicht; ich aber erkenne dich, und diese erkennen, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen verkündet und werde ihn verkünden, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.
Gerechter Vater: Jesus stand kurz davor, ans Kreuz zu gehen und die ganze Tortur seiner Passion durchzumachen – all das geplant und geschickt von Gott, dem Vater. Doch Jesus, voller Liebe und Ehre gegenüber Gott dem Vater, rief zum Abschluss dieses Gebetes: ‚Gerechter Vater‘.
Jesus verstand, dass sein gegenwärtiger und bald zu ertragender Schmerz die Gerechtigkeit Gottes, des Vaters, nicht im Geringsten schmälerte.
Die Welt erkennt dich nicht; ich aber erkenne dich: Jesus verstand sowohl, dass die Welt Gott, den Vater, nicht kannte und verstand, als auch, dass er ihn kannte und verstand.
Und diese erkennen, dass du mich gesandt hast: Jesus wiederholte den Gedanken, der zuerst in diesem Gebet in Johannes 17, 8 erwähnt wurde. Unabhängig von ihren Schwächen und Fehlern verstanden die Jünger, dass Gott, der Vater, Gott, den Sohn, gesandt hat.
Ich habe ihnen deinen Namen verkündet und werde ihn verkünden: Jesus beendete dieses große Gebet mit einer Botschaft des Glaubens und sogar des Triumphes. Er wusste, dass er sein Werk getan hatte und seinen Kurs beenden würde.
In gewisser Weise könnte man das gesamte Werk Jesu zusammenfassen, indem man sagt, dass er den Jüngern und der Welt den Namen Gottes, des Vaters, verkündet hat. Das heißt, er offenbarte und lebte den Charakter und das Wesen Gottes, des Vaters, als die Ausstrahlungseiner Herrlichkeit und als den Ausdruck seines Wesens (Hebräer 1, 3).
Die Welt nannte Jesus einen Gotteslästerer (Johannes 10, 33), einen Weinsäufer, einen Fresser und einen Freund der Sünder (Matthäus 11, 19), einen von Dämonen besessenen Heiden (Johannes 7, 20 und 8, 48) und ein uneheliches Kind (Johannes 8, 41). Jesus glaubte nichts davon, weil nichts davon wahr war. Am Ende konnte er getrost sagen: „Ich habe ihnen deinen Namen verkündet und werde ihn verkünden.“
Damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei: Jesus hat die Liebe von Gott, dem Vater, empfangen, und diese Liebesbeziehung war die Kraft und das Fundament seines Lebens. Zum Abschluss seines großen Gebets betete Jesus hier, dass dieselbe Liebe, die seine Stärke und seine Lebensgrundlage war, auch seine Jünger (sowohl in der Nähe als auch in der Ferne) erfüllen möge.
Dies spricht den wesentlichen Platz der Liebe im christlichen Leben und in der christlichen Gemeinschaft an. Jesus hielt es für so wichtig, dass er ausdrücklich um Liebe betete, obwohl er vielleicht für viele andere Dinge gebetet hätte.
Nimm die Liebe aus der Freude und du hast nur Hedonismus [philosophische Strömung, die Lust-zentriert ist]
Nimm Liebe von der Heiligkeit und du hast Selbstgerechtigkeit
Nimm Liebe von der Wahrheit und du hast bittere Orthodoxie [Strenggläubigkeit]
Nimm Liebe von der Mission und du hast Eroberung
Nimm Liebe von der Einheit und du hast Tyrannei
Und ich in ihnen: Jesus betete, dass seine Jünger nicht nur von der Liebe Gottes, des Vaters, erfüllt würden, sondern dass sie auch die innewohnende Gegenwart Jesu selbst erkennen würden. Dies setzt die Betonung des Verweilens und der innewohnenden Gegenwart Jesu aus den Worten Jesu am früheren Abend fort (Johannes 15, 1-8).
Johannes 17 – Das große Gebet Jesu
„John Knox bat 1572 auf seinem Sterbebett seine Frau, ihm Johannes 17 vorzulesen, ‚wo ich‘, so sagte er, ‚mein Glaubensfundament gelegt habe.’“ (Bruce)
A. Jesus betet für sich selbst
1. Einführung
Johannes 17, 1a
Johannes 17, 1a
Dies redete Jesus und hob seine Augen zum Himmel empor und sprach:
2. Jesus bittet darum, verherrlicht zu werden
Johannes 17, 1b
Johannes 17, 1b
Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit auch dein Sohn dich verherrliche.
3. Jesus spricht von der Quelle und der Natur des ewigen Lebens
Johannes 17, 2-3
Johannes 17, 2-3
Gleichwie du ihm Vollmacht gegeben hast über alles Fleisch, damit er allen ewiges Leben gebe, die du ihm gegeben hast. Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.
4. Die Bitte wird erneut und voller Glauben geäußert: Verherrliche du mich
Johannes 17, 4-5
Johannes 17, 4-5
Ich habe dich verherrlicht auf Erden; ich habe das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tun soll. Und nun verherrliche du mich, Vater, bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.
B. Jesus betet für die Jünger
Nachdem Jesus die Jünger am Vorabend ihrer Verzweiflung so viel gelehrt und ermutigt hatte, wie er konnte, tat er nun das Großartige: Er übergab sie im Gebet an den Vater.
1. Jesus spricht von seinem Auftrag unter den Jüngern und ihrem Verständnis dieses Auftrags
Johannes 17, 6-8
Johannes 17, 6-8
Ich habe deinen Namen den Menschen offenbar gemacht, die du mir aus der Welt gegeben hast; sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. Nun erkennen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt; denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und haben wahrhaft erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und glauben, dass du mich gesandt hast.
2. Jesus betet konkret für seine Jünger
Johannes 17, 9-10
Johannes 17, 9-10
Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast, weil sie dein sind. Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht.
3. Die erste Bitte Jesu für die Jünger: Vater, bewahre sie
Johannes 17, 11-12
Johannes 17, 11-12
Und ich bin nicht mehr in der Welt; diese aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eins seien, gleichwie wir! Als ich bei ihnen in der Welt war, bewahrte ich sie in deinem Namen; die du mir gegeben hast, habe ich behütet, und keiner von ihnen ist verlorengegangen als nur der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt würde.
Sie müssen zusammenhalten, damit sie eins werden können
4. Jesus geht auf die erste Bitte ein: Dass du sie bewahrst vor dem Bösen
Johannes 17, 13-16
Johannes 17, 13-16
Nun aber komme ich zu dir und rede dies in der Welt, damit sie meine Freude völlig in sich haben. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hasst sie; denn sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie auch ich nicht von der Welt bin.
5. Die zweite Bitte Jesu an die Jünger: Heilige sie
Johannes 17, 17-19
Johannes 17, 17-19
Heilige sie in deiner Wahrheit! Dein Wort ist Wahrheit. Gleichwie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt. Und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in Wahrheit.
C. Jesus betet für alle Gläubigen
1. Jesus erweitert den Umfang seines Gebets
Johannes 17, 20
Johannes 17, 20
Ich bitte aber nicht für diese allein, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben werden,
2. Jesus betet für die Einheit unter allen Gläubigen wie unter den ursprünglichen Jüngern
Johannes 17, 21
Johannes 17, 21
Auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; auf dass auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.
3. Jesus betet, dass die Kirche von Herrlichkeit erfüllt sein möge
Johannes 17, 22
Johannes 17, 22
Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, auf dass sie eins seien, gleichwie wir eins sind,
4. Jesus betet für eine in Liebe gegründete Einheit
Johannes 17, 23
Johannes 17, 23
Ich in ihnen und du in mir, damit sie zu vollendeter Einheit gelangen, und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie liebst, gleichwie du mich liebst.
5. Jesus betet, um bei seinem Volk zu sein und dafür, dass sie seine Herrlichkeit sehen
Johannes 17, 24
Johannes 17, 24
Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.
6. Der triumphale Abschluss des Gebetes Jesu
Johannes 17, 25-26
Johannes 17, 25-26
Gerechter Vater, die Welt erkennt dich nicht; ich aber erkenne dich, und diese erkennen, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen verkündet und werde ihn verkünden, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.