Johannes 7, 1-2 Und danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil die Juden ihn zu töten suchten. Es war aber das Laubhüttenfest der Juden nahe.
Er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil die Juden ihn zu töten suchten: Es war nicht ein Mangel an Mut, der Jesus dazu veranlasste, in Galiläa zu bleiben, sondern das Bewusstsein über das perfekte Timing des Vaters – und es war für ihn noch nicht an der Zeit, verhaftet und den Heiden überliefert zu werden.
Laubhüttenfest: Dies war eine freudige, einwöchige Feier im September oder Oktober, bei dem Familien in provisorischen Unterkünften zelteten, um der Treue Gottes zu Israel in der Wüste auf dem Weg von Ägypten nach Kanaan unter Mose zu gedenken.
„Die Hebräer nannten es das Fest der Laubhütten (sukkoth), weil die Menschen während der ganzen Woche, die es dauerte, in behelfsmäßigen Hütten aus Zweigen und Blättern lebten (vgl. 3. Mose 23, 40-43); die Stadtbewohner errichteten sie in ihren Höfen oder auf ihren flachen Dächern.“ (Bruce)
2. Der Unglaube und der Widerspruch der Brüder Jesu gegen ihn
Johannes 7, 3-5
Johannes 7, 3-5 Da sprachen seine Brüder zu ihm: Brich doch auf von hier und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen können, die du tust! Denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht zugleich öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so offenbare dich der Welt! Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.
Da sprachen seine Brüder zu ihm: Manche sind überrascht, wenn sie lesen, dass die Bibel sagt, Jesus habe Brüder gehabt, aber dies ist ein klarer Hinweis. Johannes erwähnte die Brüder Jesu bereits in Johannes 2, 12, und Matthäus schrieb über die Brüder Jesu in Matthäus 12, 46-47. In Matthäus 13, 55-56 wurden die Schwestern Jesu beschrieben.
„Unser gesegneter Herr war zwar ihr Erstgeborener, als sie noch Jungfrau war; aber kein Mensch kann beweisen, dass er ihr Letzter war. Es ist ein Glaubensgrundsatz in der päpstlichen Kirche, an die ewige Jungfräulichkeit Mariens zu glauben; und in dieser Hinsicht scheinen mehrere Protestanten, ohne jeden Grund Papisten zu sein.“ (Clarke)
Zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen können, die du tust! … Wenn du diese Dinge tust, so offenbare dich der Welt: Die Brüder Jesu sagten ihm, er solle sich als Messias auf einer größeren Plattform beweisen, in Jerusalem – dem Zentrum des Judentums.
Die Menschen in Jerusalem blickten oft auf die Juden in Galiläa herab. Da Jesus die meisten seiner wunderbaren Werke dort vollbrachte, gab dies den religiösen Führern in Jerusalem einen weiteren Grund zu sagen, dass Jesus nicht der Messias war, weil er die meisten seiner Werke nicht vor dem richtigen Publikum vollbrachte.
„Es wurde weitgehend geglaubt, dass der Messias, wenn er käme, sich auf spektakuläre Weise öffentlich bekannt machen würde.“ (Bruce) ‚The Living Bible‘, eine englische Version der Bibel, gibt einen guten Eindruck davon: Du kannst nicht berühmt sein, wenn du dich so versteckst! Wenn du so großartig bist, beweise es der Welt!
„Sie stellten sich vor, dass sich seine Herrlichkeit auf die Darbietung seiner wundersamen Kräfte beschränkte, während sie in Wirklichkeit nur durch seine Kreuzigung in höchster Weise dargestellt werden konnte.“ (Tasker)
„Seine Brüder dachten, dass sein Erfolg von der Einstellung der Welt zu ihm abhing: mit anderen Worten, sie glaubten eher an die Welt als an ihn.“ (Trench)
Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn: Bemerkenswerterweise schienen die Brüder Jesu vor seinem Tod und seiner Auferstehung nie seinen Dienst zu unterstützen (siehe auch Markus 3, 21). Nach seiner Auferstehung wurden die Brüder Jesu zu den Jüngern gezählt (Apostelgeschichte 1, 14).
„Das bedeutet nicht, dass sie nicht glaubten, dass er keine Wunder vollbrachte, sondern dass sie sich seinem Anspruch, Messias zu sein, nicht unterworfen hatten.“ (Dods)
„Mancher Mann, der im öffentlichen Leben mit grausamer Opposition konfrontiert war, wurde durch den Glauben und die Treue seiner Angehörigen gestützt. Jesus wurde dieser Trost verwehrt.“ (Morris)
„Der emphatische Ausdruck, denn auch seine Brüder, etc., ist eine starke Bekräftigung der Ansicht, dass sie wirklich und buchstäblich Brüder waren.“ (Alford)
3. Jesu Antwort: Wir sind aus verschiedenen Welten
Johannes 7, 6-9
Johannes 7, 6-9 Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da; aber eure Zeit ist immer bereit. Die Welt kann euch nicht hassen, mich aber hasst sie; denn ich bezeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind. Geht ihr hinauf zu diesem Fest; ich gehe noch nicht zu diesem Fest hinauf, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt. Und als er dies zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa.
Meine Zeit ist noch nicht da; aber eure Zeit ist immer bereit: Weil Jesus ganz dem Willen des Vaters untergeben war, war das Timing Gottes, des Vaters, wichtig. Die Brüder Jesu waren nicht in gleicher Weise dem Willen Gottes untergeben, deshalb war ihnen jede Zeit recht.
Meine Zeit: „In dieser Passage wird das Wort kairos verwendet, was bezeichnenderweise eine Gelegenheit bedeutet; das heißt, die beste Zeit, um etwas zu tun, der Moment, in dem die Umstände am geeignetsten sind.“ (Barclay)
Da Jesus seinem Vater gehorchte, lebte er die Wahrheit aus, dass Gottes Zeitplan ein wichtiger Ausdruck seines Willens ist. Etwas mag in Gottes Willen sein, aber noch nicht in seinem Zeitplan.
Die Welt kann euch nicht hassen, mich aber hasst sie; denn ich bezeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind: Die Brüder Jesu stimmten mit den gängigen Meinungen ihrer Zeit über Gut und Böse überein – deshalb konnte die Welt sie nicht hassen. Jesus stellte sich mutig den Sünden seiner Zeit entgegen und war deshalb das Ziel von viel Hass.
Die Welt kann euch nicht hassen: „Es besteht keine Gefahr, dass ihr euch durch irgendetwas, was ihr tut oder sagt, den Hass der Welt zuzieht; denn eure Wünsche und Handlungen sind im Geist der Welt selbst.“ (Dods)
Ich gehe noch nicht zu diesem Fest hinauf: Manche vergleichen diese Aussage mit dem, was in Johannes 7, 10 steht ( … ging auch er hinauf zum Fest, nicht öffentlich, sondern wie im Verborgenen), als ob sie Jesus bei einer Lüge ertappt hätten. Schopenhauer, der deutsche Philosoph des Pessimismus, schrieb hochtrabend: „Jesus Christus hat mit voller Absicht eine Lüge geäußert.“ (Barclay) Aber die Christen haben seit Jahrhunderten beobachtet, dass, wenn Jesus sagte, er würde nicht öffentlich gehen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen (wie seine Brüder es wollten), dies aber nicht ausschloss, dass er allein hinaufging.
4. Jesus geht nach Jerusalem hinauf, wo viele heimlich über ihn diskutieren
Johannes 7, 10-13
Johannes 7, 10-13 Nachdem aber seine Brüder hinaufgegangen waren, ging auch er hinauf zum Fest, nicht öffentlich, sondern wie im Verborgenen. Da suchten ihn die Juden während des Festes und sprachen: Wo ist er? Und es gab viel Gemurmel seinetwegen unter der Volksmenge. Etliche sagten: Er ist gut!, andere aber sprachen: Nein, sondern er verführt die Leute! Doch redete niemand freimütig über ihn, aus Furcht vor den Juden.
Nachdem aber seine Brüder hinaufgegangen waren, ging auch er hinauf zum Fest, nicht öffentlich, sondern wie im Verborgenen: Jesus ging nicht mit seinen Brüdern in einer der großen Prozessionen von Reisenden von Galiläa nach Jerusalem zur Festzeit. Er ging ihnen nach und reiste allein – wie im Verborgenen.
Nicht öffentlich: „Nicht in der üblichen Karawanen-Gesellschaft, und wahrscheinlich auch nicht auf dem üblichen Weg.“ (Alford) „Das heißt, er ging hinauf, aber nicht auf Drängen seiner Brüder und auch nicht mit der von ihnen empfohlenen Aufmerksamkeit.“ (Dods)
„Die geheime Abreise nach Jerusalem war kein Akt der Täuschung. Es war ein Versuch, unwillkommene Aufmerksamkeit zu vermeiden. Jesu Feinde warteten auf ihn, offensichtlich mit der Absicht, ihn zu verhaften.“ (Tenney)
Es gab viel Gemurmel seinetwegen unter der Volksmenge: Sie beklagten sich, weil sie wollten, dass Jesus ihre Wünsche für den Messias erfüllt, und zwar jetzt – wenn sie es wollten.
Etliche sagten: Er ist gut!, andere aber sprachen: Nein, sondern er verführt die Leute! Damals wie heute spaltet Jesus die Menschen. Diejenigen, die ihn hörten und ihn kannten, konnten nicht neutral bleiben. Sie entschieden sich für die eine oder andere Möglichkeit, wer Jesus war, entweder gut oder ein Betrüger.
Doch redete niemand freimütig über ihn: Die religiösen Führer wollten nicht, dass man überhaupt über Jesus spricht. Das gewöhnliche Volk fürchtete, von den religiösen Führern bestraft zu werden, wenn man sie freimütig über Jesus sprechen hörte.
„Ob sie ihn nun guthießen oder missbilligten, sie äußerten ihre Meinung nicht zu laut oder zu öffentlich. Die Obrigkeit wollte nicht, dass über ihn diskutiert wurde, und jeder, der ihre Wünsche missachtete, musste damit rechnen, ihren Unmut zu spüren.“ (Bruce)
B. Jesus geht auf Einwände ein und lehrt
1. Die religiösen Führer wenden ein, dass Jesus nicht studiert hat
Johannes 7, 14-18
Johannes 7, 14-18 Als aber das Fest schon zur Hälfte verflossen war, ging Jesus in den Tempel hinauf und lehrte. Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Woher kennt dieser die Schriften? Er hat doch nicht studiert! Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er erkennen, ob diese Lehre von Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede. Wer aus sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm.
Als aber das Fest schon zur Hälfte verflossen war, ging Jesus in den Tempel hinauf und lehrte: Obwohl Jesus einen großen Auftritt vermied, lehrte er kühn, als er in der Zeitplanung seines Vaters nach Jerusalem kam. Er schreckte nie davor zurück, die Wahrheit zu verkünden.
Woher kennt dieser die Schriften? Er hat doch nicht studiert: Die jüdischen Führer wussten, dass Jesus nicht studiert hatte oder unter einem prominenten Rabbiner ein Jünger gewesen war (wie Paulus unter Gamaliel studierte, Apostelgeschichte 22, 3). Jesus folgte nicht dem normalen und erwarteten Bildungsverlauf für einen Lehrer.
Der Sinn davon, Schriften zu kennen, ist „Insbesondere, aus derSchrift zu lernen – vielleicht, weil dies die ganze Literatur der Juden war. Wahrscheinlich bestand seine Lehre in der Darlegung der Schrift.“ (Alford) „Seine Fähigkeit, die Schrift zu interpretieren, und seine Kenntnis der Schrift ist das, worauf man sich bezieht.“ (Dods)
Wenn sie Jesus aufgrund einer falschen Lehre oder eines falschen Verständnisses der Schrift hätten verurteilen können, hätten sie es getan. Da sie es nicht konnten, greifen sie die Glaubwürdigkeit Jesu an. „Diese Worte werden in der wahren Bigotterie und der Voreingenommenheit gegenüber dem so genannten ‚Lernen‘ gesprochen.“ (Alford)
Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat: Jesus wies nicht auf seine Legitimation hin, sondern auf seine Lehre. Es war, als ob er sagte: „Ich habe keinen Priesterseminarabschluss, aber beurteilt mich nach meiner Lehre.“ Wenn die jüdischen Führer der Lehre Jesu aufmerksam zuhörten, wüssten sie, dass alles in den alttestamentlichen Schriften verwurzelt war und dass es von Gott kam.
„Unser gesegneter Herr könnte in der Rolle des Messias ebenso gut sagen: Meine Lehre ist nicht die meine, wie ein Botschafter sagen könnte: Ich rede nicht meine eigenen Worte, sondern die von dem, der mich gesandt hat; und er spricht diese Worte, um die Aufmerksamkeit der Juden von der Lehre des Menschen auf die Lehre Gottes zu lenken.“ (Clarke)
Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat: Jesus war ein wortgewandter, begabter Lehrer, aber er hat es sich nicht selbst gelehrt; Jesus war von Gott gelehrt. Seine Autorität kam nicht von irgendeinem Menschen, sondern von seinem Vater.
Jesus behauptete nicht, dass er sich selbst gelehrt hat; er behauptete, von Gott gelehrt zu sein, und lud seine Zuhörer praktisch dazu ein, seine Lehren gemäß der Heiligen Schrift zu prüfen.
Hinter den Worten steht ein großes spirituelles Prinzip: Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er erkennen, ob diese Lehre von Gott ist. „Spirituelles Verständnis entsteht nicht allein durch das Erlernen von Fakten oder Verfahren, sondern es hängt vielmehr vom Gehorsam gegenüber der bekannten Wahrheit ab.“ (Tenney)
Weraber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm: Jesus stellte sich selbst dem gegenüber, der aus sich selbst redet und seine eigene Ehre sucht. Jesus war anders.
Jesus strebte nach der Ehre Gottes
Jesus ist wahrhaftig
Jesus hat keine Ungerechtigkeit in sich
In gewisser Weise gab uns Jesus zwei Maßstäbe eines wahren Lehrers.
Kommt die Lehre von Gott? Das heißt, entspricht sie dem offenbarten Wort Gottes?
Verleiht das Wirken Gott die Ehre?
2. Die Leute behaupten, Jesus sei verrückt und habe einen Dämon
Johannes 7, 19-24
Johannes 7, 19-24 Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Und doch tut keiner von euch das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten? Die Menge antwortete und sprach: Du hast einen Dämon! Wer sucht dich zu töten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ein Werk habe ich getan, und ihr alle verwundert euch. Darum [sage ich euch:] Mose hat euch die Beschneidung gegeben (nicht dass sie von Mose kommt, sondern von den Vätern), und ihr beschneidet den Menschen am Sabbat. Wenn ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, damit das Gesetz Moses nicht übertreten wird, was zürnt ihr mir denn, dass ich den ganzen Menschen am Sabbat gesund gemacht habe? Richtet nicht nach dem Augenschein, sondern fällt ein gerechtes Urteil!
Und doch tut keiner von euch das Gesetz: Jesus hat gerade erklärt, dass er absolut sündenfrei und wahrhaftig war und immer nach der Ehre Gottes im Himmel strebte (Johannes 7, 18). Im Gegensatz zu Jesus hielten die religiösen Führer das Gesetz nicht ein. Sie hatten das Gesetz (Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben), aber sie hielten sich nicht daran.
Warum sucht ihr mich zu töten? Seinem Gedanken folgend, sagte Jesus so etwas wie dies: „Ich bin ohne Sünde, und keiner von euch hält sich an das Gesetz. Warum sucht ihr dann danach, mich zu töten? Ihr seid schuldig nach dem Gesetz, nicht ich.“
Du hast einen Dämon! Wer sucht dich zu töten? Die Menschen wussten nicht, dass die Machthaber Jesus töten wollten, weil er am Sabbat einen Mann heilte (Johannes 5, 16). Sie dachten, Jesus sei verrückt und vielleicht paranoid.
Wenn ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, damit das Gesetz Moses nicht übertreten wird: Es war erlaubt – ja sogar befohlen -, am Sabbat eine negative Arbeit zu verrichten, wie das Abschneiden des Fleisches bei der Beschneidung (3. Mose 12, 3). Noch richtiger war es, den ganzen Menschen am Sabbat gesund zu machen, wie Jesus es tat (Johannes 5, 8-9).
„Wenn du am Sabbat einen Menschen verletzen darfst, darf ich dann nicht einen heilen?“ (Trapp)
Richtet nicht nach dem Augenschein, sondern fällt ein gerechtes Urteil! Sie entschieden, dass Jesus ein Sünder zu sein schien, und sie rechtschaffen zu sein schienen. Sie irrten sich jedes Mal, und sie mussten ein gerechtes Urteil fällen anstelle von einem Urteil nach dem äußeren Schein.
„Es kann kein gerechtes Urteil gefällt werden, wenn der Schein entscheidet.“ (Dods) Die Symbolfigur der Gerechtigkeit trägt aus diesem Grund eine Augenbinde.
„Wir sollten uns stets vor Augen halten, dass dieser ‚Augenschein‘ trügerisch sein kann, und deshalb sollten wir mit der Liebe, die alles erhofft, bereit sein, die Menschen den Nutzen aus jedem Zweifel oder jeder Ungewissheit, die wir in unseren Gedanken haben, ziehen zu lassen.“ (Morgan)
3. Die Einwohner Jerusalems wenden ein, dass Jesus nicht der Messias sein kann, weil sie wissen, woher er kam
Johannes 7, 25-29
Johannes 7, 25-29 Da sprachen etliche von Jerusalem: Ist das nicht der, den sie zu töten suchen? Und siehe, er redet öffentlich, und sie sagen ihm nichts. Haben etwa die Obersten wirklich erkannt, dass dieser in Wahrheit der Christus ist? Doch von diesem wissen wir, woher er ist; wenn aber der Christus kommt, so wird niemand wissen, woher er ist. Da rief Jesus, während er im Tempel lehrte, und sprach: Ja, ihr kennt mich und wisst, woher ich bin! Und doch bin ich nicht von mir selbst gekommen, sondern der ist wahrhaftig, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt. Ich aber kenne ihn, weil ich von ihm bin, und er hat mich gesandt.
Ist das nicht der, den sie zu töten suchen? Die Menschen aus Jerusalem wussten, dass die religiösen Führer Jesus töten wollten. Die Menschenmenge, die zum Fest kam, wusste es nicht (Johannes 7, 20), aber die aus Jerusalem wussten es. Dennoch waren sie erstaunt, dass die Obersten Jesus nicht davon abhalten wollten und konnten, zu lehren.
Er redet öffentlich, und sie sagen ihm nichts: Jesus war nie ängstlich oder eingeschüchtert von den Drohungen gegen ihn. Er sprach immer noch öffentlich, und zwar mit einer solchen Kühnheit, dass niemand ihn dazu bringen konnte, aufzuhören.
Von diesem wissen wir, woher er ist; wenn aber der Christus kommt, so wird niemand wissen, woher er ist: Viele (aber nicht alle) der damaligen Juden glaubten, der Messias würde plötzlich, wie aus dem Nichts, erscheinen.
In Maleachi 3, 1 heißt es, dass Gottes Bote plötzlich in den Tempel kommen wird. Das war die Art von Aussagen, die sie glauben ließen, der Messias würde aus dem Nichts kommen, um sich Israel zu zeigen.
Der Volksglaube „ging davon aus, dass der Messias erscheinen würde. Die Idee war, dass er verborgen wartete und eines Tages plötzlich in die Welt hineinplatzen würde und niemand wüsste, woher er gekommen war.“ (Barclay)
Von diesem wissen wir, woher er ist: Wir wissen nicht, ob die Leute dachten, dieser Mann kommt aus Bethlehem oder dieser Mann kommt aus Nazareth. Wahrscheinlich assoziierten sie Jesus mit Nazareth (Jesus von Nazareth).
Ihr kennt mich und wisst, woher ich bin! Dieser erste Satz von der Antwort Jesu könnte durchaus sarkastisch gemeint gewesen sein. Sie dachten, sie wüssten, woher er kam, aber sie waren sich seiner himmlischen Herkunft nicht bewusst.
„Er stimmt zu, dass sie ihn kennen und dass sie wissen, woher er kommt, aber das ist mit ziemlicher Sicherheit ironisch: ‚Also kennt ihr mich und meine Herkunft!‘“ (Morris)
Weil ich von ihm bin, und er hat mich gesandt: Die Menge war vielleicht verwirrt darüber, woher der Messias kommen würde, aber Jesus wusste genau, woher er kam. Jesus war kein verwirrter Mann, der sich fragte, ob er wirklich der Sohn Gottes war.
„Die Sprache ist einfach und unmissverständlich; der Anspruch ist erhaben. Jesus bekräftigt von neuem seine einzigartige Beziehung zum Vater, und seine Zuhörer können die Bedeutung seiner Worte nicht übersehen.“ (Bruce)
4. Die Offiziere versuchen, Jesus zu verhaften, da viele an ihn glauben
Johannes 7, 30-36
Johannes 7, 30-36 Da suchten sie ihn zu ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Viele aber aus der Volksmenge glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun als die, welche dieser getan hat? Die Pharisäer hörten, dass die Menge diese Dinge über ihn murmelte; darum sandten die Pharisäer und die obersten Priester Diener ab, um ihn zu ergreifen. Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit bin ich bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, dorthin könnt ihr nicht kommen. Da sprachen die Juden untereinander: Wohin will er denn gehen, dass wir ihn nicht finden sollen? Will er etwa zu den unter den Griechen Zerstreuten gehen und die Griechen lehren? Was ist das für ein Wort, das er sprach: Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich bin, dorthin könnt ihr nicht kommen?
Niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen: Bis die Zeit reif war, konnte niemand Hand an Jesus legen. Es würde eine Zeit kommen, in der Jesus sagen würde, dass seine Stunde gekommen sei (Johannes 12, 23). Bis zu dieser Stunde war Jesus beschützt.
Die festnehmenden Beamten wollten ihn ergreifen, aber sie konnten es nicht. Es wollte einfach nicht passieren. Als die Offiziere mit leeren Händen zu den religiösen Führern zurückkehrten – kein verhafteter Jesus war bei ihnen – wollten ihre Chefs wissen, warum. Sie antworteten, Nie hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch! (Johannes 7, 46)
Viele aber aus der Volksmenge glaubten an ihn: Als Jesus zu den Menschen sprach, wurden sie vom Glauben an ihn angezogen. Es spielte keine Rolle, dass viele sich ihm widersetzten oder ihn sogar töten wollten. Man glaubte an Jesus und staunte über die vielen Zeichen, die er tat.
Sie sprachen mit klarer Logik, als sie fragten: Wenn der Christus kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun als die, welche dieser getan hat? Es ist fair, zu fragen: Wer hat mehr getan als Jesus?
Wenn Jesus nicht der Messias ist, wird dann der kommende Messias, …
Mehr Wunder tun als Jesus?
Mit mehr Einsicht und Autorität lehren als Jesus?
Bemerkenswerter lieben als Jesus?
Mit mehr Mut leiden als Jesus?
Für mehr Sünde einstehen als Jesus?
Mit mehr Triumph von den Toten auferstehen als Jesus?
In größerer Herrlichkeit zum Himmel aufsteigen als Jesus?
Ein größeres Evangelium präsentieren als Jesus?
Mehr Leben verändern als Jesus?
Mehr von Süchten befreien als Jesus?
Mehr trauernde Herzen trösten als Jesus?
Mehr gebrochene Herzen heilen als Jesus?
Mehr Ehen wiederherstellen als Jesus?
Über mehr Tyrannen triumphieren als Jesus?
Mehr Anhänger gewinnen als Jesus?
All dies ist nicht möglich. Niemand kann mehr tun als Jesus, und er verdient unser ganzes Vertrauen, unser Leben und unseren Glauben als Messias.
Noch eine kleine Zeit bin ich bei euch: Als die obersten Priester Diener sendeten, um ihn zu ergreifen, versicherte Jesus den Dienern, dass er weggehen würde, aber nur zur festgesetzten Zeit – bei seiner Himmelfahrt (dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat). Sie würden ihn nicht zu diesem Zeitpunkt mitnehmen.
„Für die Offiziere sind seine Worte eine Zurschaustellung seines triumphierenden Vertrauens, dass ihre Boshaftigkeit ohnmächtig und ihre Arme gelähmt sind; dass er, wenn er will, gehen wird und sich nicht von ihnen oder irgendeinem Mann wegschleppen lässt.“ (Maclaren)
Will er etwa zu den unter den Griechen Zerstreuten gehen: Jesus sprach von seiner kommenden Himmelfahrt, aber sie haben es nicht verstanden. Vorsätzlich missverstehend, fragten sie, ob er zu den jüdischen Gemeinden außerhalb des Gelobten Landes gehen würde.
„Die Juden verstanden nicht, dass sein Tod gemeint war, sondern eine Reise, die er unternehmen würde, wenn sie ihn ablehnten.“ (Alford)
„Die Redner wussten kaum, dass Jesus zwar nicht persönlich zu den Griechen gehen würde, seine Anhänger aber in wenigen Jahren zu Zehntausenden in den griechischen Ländern zu finden sein würden.“ (Bruce)
Ihr werdet mich suchen und nicht finden: Bemerkenswert ist, dass sie genau das wiederholten, was Jesus zuvor gesagt hat. Diese Aussage beunruhigte sie, und sie wollten wissen, was Jesus meinte. Er meinte, dass er nicht von den feindlichen Untersuchern gefunden werden würde, die ihn verhaften, zum Schweigen bringen oder töten wollten.
5. Die große Einladung: Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke!
Johannes 7, 37-39
Johannes 7, 37-39 Aber am letzten, dem großen Tag des Festes stand Jesus auf, rief und sprach: Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, welche an ihn glauben; denn der Heilige Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.
Am letzten, dem großen Tag des Festes: Das Laubhüttenfest dauerte acht Tage. Während der ganzen ersten sieben Tage wurde Wasser aus dem Teich Siloah in einem goldenen Krug getragen und am Altar ausgeschüttet, um alle an das Wasser zu erinnern, das Gott auf wundersame Weise für das durstige Israel in der Wüste bereitgestellt hatte. Es scheint, dass am achten Tag kein Wasser ausgegossen wurde – nur Gebete für Wasser -, um sie daran zu erinnern, dass sie in das verheißene Land kamen.
„Aber der achte Tag gehörte nicht richtig zu den Festtagen; das Volk hörte am siebten Tag auf, in den Laubhütten zu wohnen. Philo sagt darüber, dass dies der feierliche Abschluss nicht nur dieses Festes, sondern aller Feste im Jahr war.“ (Alford)
Dies war das letzte Fest, das Jesus vor dem Passahfest seines Todes in Jerusalem verbringen würde. Dies war der letzte Tag des letzten Festes; es war das letzte Mal, dass er zu vielen von ihnen vor seiner Kreuzigung sprechen würde.
Jesus stand auf, rief und sprach: Was Jesus sagen wollte, war von großer Bedeutung.
Wichtig wegen des Ortes, an dem er es sagte (in den Tempelhöfen stehend, direkt außerhalb des Tempels selbst).
Wichtig wegen des Zeitpunkts, zu dem er es sagte (am letzten Tag des Laubhüttenfestes, nachdem an den Tagen zuvor Wasser ausgegossen worden war).
Wichtig wegen der Art und Weise, wie er es sagte (laut rufend, sogar schreiend – im Gegensatz zum allgemeinen Ton seines Dienstes, gemäß Jesaja 42, 2: Er wird nicht schreien und kein Aufhebens machen, noch seine Stimme auf der Gasse hören lassen).
Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke! Die Feier des Laubhüttenfestes unterstrich, wie Gott Israel auf dem Weg nach Kanaan in der Wüste mit Wasser versorgte. Jesus rief die Menschen mutig zu sich, um zu trinken und ihren tiefsten Durst, ihren geistlichen Durst, zu stillen.
Die Einladung war weit gefasst, denn sie lautete: wenn jemand. Intelligenz, Rasse, Klasse, Nationalität oder politische Partei schränken die Einladung nicht ein. Sie war begrenzt, weil es hieß: Wenn jemand dürstet. Man muss seine Not erkennen. Durst ist nicht etwas an sich; es ist ein Mangel an etwas. Es ist eine Leere, ein schreiendes Bedürfnis.
Unter den Kommentarschreibern ist es umstritten, ob Jesus dies sagte, als Wasser ausgegossen wurde, oder ob er es an dem Tag tat, an dem kein Wasser ausgegossen wurde. Es ist vielleicht unmöglich, sicher zu sein, aber die Betonung des Johannes auf den letzten Tag deutet wahrscheinlich darauf hin, dass Jesus einen Kontrast zeigen wollte. „Im Tempel und bei den Ritualen, die wir lieben, gibt es kein Wasser mehr. Ich habe das Wasser, nach dem ihr sucht.“
„Am achten Tag wurde kein Wasser ausgegossen, was die Behauptung Jesu umso eindrucksvoller wirken lies.“ (Morris)
„Am achten Tag, der ihrem Eintritt in ‚ein Land der Wasserquellen‘ gedachte, wurde diese Zeremonie beendet. Aber die tiefgründigeren Geister müssen all diese Rituale mit einigem Misstrauen betrachtet haben, da sie noch immer einen Durst in sich spürten, den keine dieser symbolischen Handlungen löschte.“ (Dods)
Wer an mich glaubt: Jesus erklärte, was er mit der Metapher des Trinkens meinte. Der Satz, der komme zu mir (Jesus) und trinke bedeutete im Wesentlichen, seinen Glauben in ihn zu setzen; auf Jesus zu vertrauen, sich auf ihn zu verlassen und an ihm festzuhalten, sowohl für diese Zeit als auch für die Ewigkeit.
„Dann sollst du trinken. Das ist keine schwierige Handlung. Jeder Narr kann trinken: In der Tat sind viele Menschen große Narren, weil sie zu viel von giftigen Getränken trinken. Trinken ist besonders die alltägliche Handlung von Sündern.“ (Spurgeon)
Aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen: Für den, der an ihn glaubt, hat Jesus einen immerwährenden Strom lebendigen Wassers aus seinem Innersten heraus angeboten. Das Laubhüttenfest war auch eine Vorausschau auf die Prophezeiungen von Wasser, das vom Thron und aus Jerusalem fließt, wo der Messias thronen würde. Im Wesentlichen sagte Jesus: „Setzt euer liebevolles Vertrauen in mich, setzt mich in eurem Herzen auf den Thron, und Leben und Fülle werden herausfließen.“
„Der griechische Ausdruck lautet: ‚aus seinem Bauch heraus‘, d.h. ‚aus seinem Innersten heraus‘.“ (Morris)
Jesus sprach nicht nur davon, dass etwas in eine Person hineinkommt, sondern auch davon, dass etwas aus ihr herausfließt. Es war nicht nur ein empfangener Segen, sondern wurde auch zu einer Quelle des Segens für andere.
„Er war in der Lage, den Durst zu stillen, und darüber hinaus dazu, dass diejenigen, die diese Befriedigung von ihm erhielten, zu Leitungen werden sollten, durch die die überfließenden Ströme laufen sollten.“ (Morgan)
Wie die Schrift gesagt hat: „Obwohl keine bestimmte Schriftstelle zitiert wird, wäre dies in der Tat eine Erfüllung solcher Prophezeiungen wie die des Sacharja, dass sich eines Tages ein Brunnen für das Haus Davids öffnen und lebendiges Wasser aus Jerusalem herausfließen würde (Sacharja 13, 1+ 14, 8); und die des Jesaja, dass Gott Wasser über die Durstigen gießen würde (Jesaja 44, 3 +55, 1).“ (Tasker)
Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, welche an ihn glauben: Dieses überfließende Leben und diese Fülle kommen in und durch die Gegenwart von dem Geist im Leben des Gläubigen. Hier ist die Rede von einer Erfahrung, die denen gehört, die an ihn glauben. Die Art dieser Erfahrung mag unter den Gläubigen unterschiedlich sein, aber es gibt einen Aspekt davon, der allen verheißen ist, die ihn durch den Glauben empfangen werden.
„Der Jerusalemer Talmud bringt die Zeremonien und diese Schriftstelle mit dem Heiligen Geist in Verbindung: Warum heißt es: Das Ausgießen von Wasser? Wegen der Ausgießung des Heiligen Geistes, gemäß dem, was gesagt wurde: ‚Mit Freude werdet ihr Wasser schöpfen aus den Brunnen des Heils.‘“ (Morris)
„Es ist eine gesegnete Sache, das Werk Jesu Christi zu predigen, aber es ist eine böse Sache, das Werk des Heiligen Geistes auszulassen; denn das Werk des Herrn Jesus selbst ist kein Segen für den Menschen, der das Werk des Heiligen Geistes nicht kennt.“ (Spurgeon)
Denn der Heilige Geist war noch nicht da: Dieses ausströmende Leben und diese Fülle konnte noch nicht kommen, weil Jesus noch nicht verherrlicht war – das heißt, am Kreuz und durch die Auferstehung verherrlicht. Diese Gabe des Heiligen Geistes für das Volk Gottes konnte nicht geschehen, bevor Jesus sein Werk am Kreuz und dem leeren Grab vollendet hatte.
Übersetzer haben im Englischen das Wort ‚given‘ (gegeben) an Stelle des deutschen Wortes ‚da‘ hinzugefügt. Wörtlich heißt es „denn es war noch nicht Geist“. Johannes sagt uns, dass es noch nicht Pfingsten und die Tage des Heiligen Geistes waren. „Das implizierte Wort ist nicht genau ‚gegeben‘, sondern eher ‚wirkend‘, oder ein ähnliches Wort … die Gabe des Geistes war noch nicht.“ (Alford)
„Es ist ein Punkt, der in diesem Evangelium wiederholt wird, dass der Geist während der Zeit des irdischen Wirkens von Christus nicht kommen konnte. Aber als das Werk vollendet war, wurde der Geist gegeben.“ (Morris)
C. Die Menge fragt, die religiösen Führer verweigern
1. Jesus bringt Uneinigkeit in die Menge
Johannes 7, 40-43
Johannes 7, 40-43 Viele nun aus der Volksmenge sagten, als sie das Wort hörten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Andere sprachen: Dieser ist der Christus! Andere aber sagten: Kommt der Christus denn aus Galiläa? Sagt nicht die Schrift, dass der Christus aus dem Samen Davids kommt und aus dem Dorf Bethlehem, wo David war? Es entstand nun seinetwegen eine Spaltung unter der Volksmenge.
Dieser ist wahrhaftig der Prophet … Dieser ist der Christus: Einige sagten das eine, andere sagten etwas anderes darüber, wer Jesus war; aber jeder hatte eine Meinung. Sie konnten nicht mit Jesus konfrontiert werden und wirklich neutral bleiben. Wenn jemand vorgab, neutral zu sein, war er in Wirklichkeit gegen ihn.
Dieser ist wahrhaftig der Prophet: „Einige wussten zweifellos, dass mit dem Propheten der Messias gemeint war; aber andere scheinen gedacht zu haben, dass einer der alten Propheten von den Toten auferweckt werden und dem Erscheinen des Messias vorausgehen sollte.“ (Clarke)
Kommt der Christus denn aus Galiläa? Einige lehnten Jesus ab, weil sie unwissend waren und die Wahrheit über ihn nicht kannten. Diese wussten nicht, dass Jesus wirklich in Bethlehem geboren wurde, obwohl sie die Prophezeiungen über die Geburt Jesu in Bethlehem kannten.
„Die Präposition ‚aus‘ bezieht sich auf Geburt und Herkunft, nicht auf den Wohnsitz.“ (Trench)
„Genau die Stelle, die seine Kritiker davon überzeugte, dass er nicht der Messias sein konnte, war eine der stärksten Beweise dafür, dass er es war.“ (Tenney)
„Bist du derjenige, der Jesus Christus wegen einer Spitzfindigkeit abgelehnt hat? Weigerst du dich zu kommen, weil du nicht verstehen kannst, woher Kain seine Frau hat? Oder wie Gott Sünder bestrafen kann? Oder warum wir an eine Jungfrauengeburt oder an eine Auferstehung glauben sollen?“ (Boice)
Es entstand nun seinetwegen eine Spaltung unter der Volksmenge: Während der Tage seines irdischen Wirkens spaltete Jesus die Menschen. Die Menschen konnten nicht wirklich zwei Meinungen über Jesus haben, so dass einige für ihn waren, während andere gegen ihn waren.
„Das Wort Spaltung impliziert eine gewalttätige Auseinandersetzung – einige stellen sich auf seine Seite, andere wollen Hand an ihn legen.“ (Alford)
Die Spaltung kam nicht, weil Jesus töricht sprach oder weil er über ein theologisch umstrittenes Thema sprach. Er sprach über sich selbst, den Messias – und er sprach klar, nicht in düsteren, geheimnisvollen Sprüchen.
Jesus wiederholte diesen Gedanken in Matthäus 10, 34-36: Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert! Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Feinde des Menschen werden seine eigenen Hausgenossen sein.
Eine solche Spaltung sollte es unter den Nachfolgern Jesu niemals geben. „Wir können manchmal sogar miteinander um das kämpfen, was wir für die Wahrheit halten, und uns gegenseitig ins Gesicht tadeln, wenn wir glauben, dass es einen Irrtum gibt; aber wenn es um Christus und sein geliebtes Kreuz geht, gib mir deine Hand, Bruder. Du bist im Blut reingewaschen, und ich bin es auch. Du ruhst in Christus, und ich auch. Du hast all deine Hoffnung auf Jesus gesetzt, und dort ist auch meine ganze Hoffnung, und deshalb sind wir eins. Ja, es gibt keine wirkliche Spaltung unter dem wahren Volk Gottes aufgrund von Christus.“ (Spurgeon)
2. Das Scheitern eines Versuchs Jesus zu verhaften
Johannes 7, 44-49
Johannes 7, 44-49 Und etliche von ihnen wollten ihn ergreifen, doch legte niemand Hand an ihn. Nun kamen die Diener zu den obersten Priestern und Pharisäern zurück, und diese sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht? Die Diener antworteten: Nie hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch! Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid auch ihr verführt worden? Glaubt auch einer von den Obersten oder von den Pharisäern an ihn? Aber dieser Pöbel, der das Gesetz nicht kennt, der ist unter dem Fluch!
Etliche von ihnen wollten ihn ergreifen, doch legte niemand Hand an ihn: Die Verhaftung war erfolglos, aber nicht, weil die festnehmenden Beamten inkompetent waren. Es lag daran, dass die Zeit noch nicht reif war, und es war unmöglich, Jesus aufzuhalten, bis der Zeitpunkt des Vaters gekommen war.
Nie hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch! Diese Diener des Tempels hatten viele Rabbiner lehren hören, aber sie hatten nie jemanden so sprechen hören wie Jesus. Sie waren von der Botschaft Jesu so beeindruckt, dass es ihnen unmöglich war, die ihnen zugewiesene Aufgabe zu erfüllen, ihn zu verhaften und zum Schweigen zu bringen.
„‚Nie hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch!‘ Im Griechischen steht das Wort ‚Mensch‘ (anthropos) in der emphatischen Position am Ende des Satzes und impliziert dagegen, dass er mehr sein muss als ein gewöhnlicher Mensch.“ (Tenney)
„Ihr Zeugnis wurde in wenigen und einfachen Worten ausgedrückt, aber es hat die Prüfung von neunzehn Jahrhunderten bestanden.“ (Bruce)
Seid auch ihr verführt worden? Glaubt auch einer von den Obersten oder von den Pharisäern an ihn? Aber dieser Pöbel, der das Gesetz nicht kennt, der ist unter dem Fluch! Der Stolz der religiösen Führer war offensichtlich, ebenso wie ihre Verachtung des einfachen Volkes. Sie hofften, die Diener, die Jesus nicht verhafteten, zu beschämen und einzuschüchtern mit der Idee, dass all die klugen und spirituellen Leute Jesus nicht folgen – und das solltet ihr auch nicht.
„Der religiöse Hochmut der Herrscher zeigte sich darin, dass sie das Zeugnis der Wächter verächtlich abwiesen.“ (Tenney)
„Die Pharisäer hatten einen Ausdruck, mit dem sie das gewöhnliche, einfache Volk bezeichneten, das die tausenden von Vorschriften des Zeremonialgesetzes nicht beachtete. Sie nannten sie das Volk des Landes; für sie waren sie verachtenswert.“ (Barclay)
„Sogar der liberale Rabbi Hillel aus der Generation vor Christus brachte diese Haltung auf den Punkt, als er sagte: ‚Kein Mitglied des einfachen Volkes ist fromm.‘“ (Bruce)
3. Die Reaktion auf Nikodemus‘ kleine Parole für Jesus
Johannes 7, 50-52
Johannes 7, 50-52 Da spricht zu ihnen Nikodemus, der bei Nacht zu ihm gekommen war, und der einer der Ihren war: Richtet unser Gesetz einen Menschen, es sei denn, man habe ihn zuvor selbst gehört und erkannt, was er tut? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du etwa auch aus Galiläa? Forsche nach und sieh: Kein Prophet ist aus Galiläa hervorgegangen!
Richtet unser Gesetz einen Menschen, es sei denn, man habe ihn zuvor selbst gehört und erkannt, was er tut? Nikodemus versuchte mit den religiösen Führern vernünftig zu reden und warnte sie davor, Jesus vorschnell zu verurteilen.
Bist du etwa auch aus Galiläa? Die religiösen Führer, die in Jerusalem und Judäa lebten, verachteten die Menschen in Galiläa und verspotteten sie oft. Für diese religiösen Führer aus Judäa konnte aus Galiläa nichts Gutes kommen.
Forsche nach und sieh: Kein Prophet ist aus Galiläa hervorgegangen! Sie haben sich geirrt. Tatsächlich war ein Prophet aus Galiläa auferstanden. Jona (der ein Abbild von Jesus Christus war) stammte aus Gat-Hefer, das etwa 5 km nördlich von Nazareth im unteren Galiläa lag (2.Könige 14, 25).
„Die Art und Weise, wie die Frage im Original eingeleitet wird, drückt einen deutlichen Hinweis auf Überraschung aus: ‚Warum wird der Christus nicht aus Galiläa kommen?‘“ (Tasker)
„Es war historisch nicht wahr; – denn mindestens zwei Propheten waren aus Galiläa hervorgegangen: Jona von Gat-Hefer und der Größte unter den Propheten, Elia von Tischbe; und vielleicht auch Nahum und Hosea. Ihre Geringschätzung für Galiläa ließ sie die historische Genauigkeit aus den Augen verlieren.“ (Alford)
Johannes 7 – Beim Laubhüttenfest
A. Jesus geht im Geheimen hinauf nach Jerusalem
1. In Galiläa im Vorfeld des Laubhüttenfestes
Johannes 7, 1-2
Johannes 7, 1-2
Und danach zog Jesus in Galiläa umher; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil die Juden ihn zu töten suchten. Es war aber das Laubhüttenfest der Juden nahe.
2. Der Unglaube und der Widerspruch der Brüder Jesu gegen ihn
Johannes 7, 3-5
Johannes 7, 3-5
Da sprachen seine Brüder zu ihm: Brich doch auf von hier und zieh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen können, die du tust! Denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht zugleich öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so offenbare dich der Welt! Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.
3. Jesu Antwort: Wir sind aus verschiedenen Welten
Johannes 7, 6-9
Johannes 7, 6-9
Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da; aber eure Zeit ist immer bereit. Die Welt kann euch nicht hassen, mich aber hasst sie; denn ich bezeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind. Geht ihr hinauf zu diesem Fest; ich gehe noch nicht zu diesem Fest hinauf, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt. Und als er dies zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa.
4. Jesus geht nach Jerusalem hinauf, wo viele heimlich über ihn diskutieren
Johannes 7, 10-13
Johannes 7, 10-13
Nachdem aber seine Brüder hinaufgegangen waren, ging auch er hinauf zum Fest, nicht öffentlich, sondern wie im Verborgenen. Da suchten ihn die Juden während des Festes und sprachen: Wo ist er? Und es gab viel Gemurmel seinetwegen unter der Volksmenge. Etliche sagten: Er ist gut!, andere aber sprachen: Nein, sondern er verführt die Leute! Doch redete niemand freimütig über ihn, aus Furcht vor den Juden.
B. Jesus geht auf Einwände ein und lehrt
1. Die religiösen Führer wenden ein, dass Jesus nicht studiert hat
Johannes 7, 14-18
Johannes 7, 14-18
Als aber das Fest schon zur Hälfte verflossen war, ging Jesus in den Tempel hinauf und lehrte. Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Woher kennt dieser die Schriften? Er hat doch nicht studiert! Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tun will, wird er erkennen, ob diese Lehre von Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede. Wer aus sich selbst redet, der sucht seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und keine Ungerechtigkeit ist in ihm.
2. Die Leute behaupten, Jesus sei verrückt und habe einen Dämon
Johannes 7, 19-24
Johannes 7, 19-24
Hat nicht Mose euch das Gesetz gegeben? Und doch tut keiner von euch das Gesetz. Warum sucht ihr mich zu töten? Die Menge antwortete und sprach: Du hast einen Dämon! Wer sucht dich zu töten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ein Werk habe ich getan, und ihr alle verwundert euch. Darum [sage ich euch:] Mose hat euch die Beschneidung gegeben (nicht dass sie von Mose kommt, sondern von den Vätern), und ihr beschneidet den Menschen am Sabbat. Wenn ein Mensch am Sabbat die Beschneidung empfängt, damit das Gesetz Moses nicht übertreten wird, was zürnt ihr mir denn, dass ich den ganzen Menschen am Sabbat gesund gemacht habe? Richtet nicht nach dem Augenschein, sondern fällt ein gerechtes Urteil!
3. Die Einwohner Jerusalems wenden ein, dass Jesus nicht der Messias sein kann, weil sie wissen, woher er kam
Johannes 7, 25-29
Johannes 7, 25-29
Da sprachen etliche von Jerusalem: Ist das nicht der, den sie zu töten suchen? Und siehe, er redet öffentlich, und sie sagen ihm nichts. Haben etwa die Obersten wirklich erkannt, dass dieser in Wahrheit der Christus ist? Doch von diesem wissen wir, woher er ist; wenn aber der Christus kommt, so wird niemand wissen, woher er ist. Da rief Jesus, während er im Tempel lehrte, und sprach: Ja, ihr kennt mich und wisst, woher ich bin! Und doch bin ich nicht von mir selbst gekommen, sondern der ist wahrhaftig, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennt. Ich aber kenne ihn, weil ich von ihm bin, und er hat mich gesandt.
4. Die Offiziere versuchen, Jesus zu verhaften, da viele an ihn glauben
Johannes 7, 30-36
Johannes 7, 30-36
Da suchten sie ihn zu ergreifen; aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Viele aber aus der Volksmenge glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommt, wird er wohl mehr Zeichen tun als die, welche dieser getan hat? Die Pharisäer hörten, dass die Menge diese Dinge über ihn murmelte; darum sandten die Pharisäer und die obersten Priester Diener ab, um ihn zu ergreifen. Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit bin ich bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, dorthin könnt ihr nicht kommen. Da sprachen die Juden untereinander: Wohin will er denn gehen, dass wir ihn nicht finden sollen? Will er etwa zu den unter den Griechen Zerstreuten gehen und die Griechen lehren? Was ist das für ein Wort, das er sprach: Ihr werdet mich suchen und nicht finden, und wo ich bin, dorthin könnt ihr nicht kommen?
5. Die große Einladung: Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke!
Johannes 7, 37-39
Johannes 7, 37-39
Aber am letzten, dem großen Tag des Festes stand Jesus auf, rief und sprach: Wenn jemand dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus seinem Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, welche an ihn glauben; denn der Heilige Geist war noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht war.
C. Die Menge fragt, die religiösen Führer verweigern
1. Jesus bringt Uneinigkeit in die Menge
Johannes 7, 40-43
Johannes 7, 40-43
Viele nun aus der Volksmenge sagten, als sie das Wort hörten: Dieser ist wahrhaftig der Prophet. Andere sprachen: Dieser ist der Christus! Andere aber sagten: Kommt der Christus denn aus Galiläa? Sagt nicht die Schrift, dass der Christus aus dem Samen Davids kommt und aus dem Dorf Bethlehem, wo David war? Es entstand nun seinetwegen eine Spaltung unter der Volksmenge.
2. Das Scheitern eines Versuchs Jesus zu verhaften
Johannes 7, 44-49
Johannes 7, 44-49
Und etliche von ihnen wollten ihn ergreifen, doch legte niemand Hand an ihn. Nun kamen die Diener zu den obersten Priestern und Pharisäern zurück, und diese sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht? Die Diener antworteten: Nie hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch! Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid auch ihr verführt worden? Glaubt auch einer von den Obersten oder von den Pharisäern an ihn? Aber dieser Pöbel, der das Gesetz nicht kennt, der ist unter dem Fluch!
3. Die Reaktion auf Nikodemus‘ kleine Parole für Jesus
Johannes 7, 50-52
Johannes 7, 50-52
Da spricht zu ihnen Nikodemus, der bei Nacht zu ihm gekommen war, und der einer der Ihren war: Richtet unser Gesetz einen Menschen, es sei denn, man habe ihn zuvor selbst gehört und erkannt, was er tut? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du etwa auch aus Galiläa? Forsche nach und sieh: Kein Prophet ist aus Galiläa hervorgegangen!
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.