A. Anweisungen für die siebzig Jünger bei deren Abreise
1. Siebzig Jünger werden bestimmt und ausgesandt
Lukas 10, 1-3
Lukas 10, 1-3 Danach aber bestimmte der Herr noch 70 andere und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er selbst kommen wollte. Er sprach nun zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es sind wenige Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende! Geht hin! Siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe.
Danach aber bestimmte der Herr noch 70 andere: Jesus wusste, dass seine Kreuzigung kurz bevorstand und dass es noch viele Dörfer gab, die seine Botschaft noch nicht gehört hatten. Jesus beauftragte diese größere Gruppe seiner Jünger, seine Boten zu sein und die Orte (wohin er selbst kommen wollte) vorzubereiten.
Das erinnert uns daran, dass es eine größere Gruppe von interessierten Nachfolgern Jesu gab, die über die 12 hinausging, die er als Jünger und Apostel gewählt hatte. Aus dieser größeren Gruppe bestimmte der Herr noch 70 andere, um sein Werk zu tun. Es gibt verschiedene Gründe dafür, dass er 70 auswählte.
Vielleicht war siebzig einfach eine sinnvolle Anzahl, mit der man die verfügbaren Leute am effektivsten einsetzen konnte.
Vielleicht deutet siebzig auf eine Verbindung mit den siebzig Ältesten hin, die mit Mose auf den Sinai hinaufgingen und die Herrlichkeit Gottes sahen (2. Mose 24, 1+9). Jesus wählte diese Siebzig aus, um die Herrlichkeit Gottes in Aktion zu erleben, während sie ihm dienten und ihn repräsentierten.
Vielleicht deuten die Siebzig auf eine Verbindung mit den siebzig Mitgliedern des Sanhedrins hin, und Jesus zeigte dadurch, dass er eine neue Ordnung errichtet und eine neue geistliche Leitung eingesetzt hatte.
Vielleicht stellte siebzig eine Verbindung her zu den siebzig Übersetzern der hebräischen Bibel ins Griechische, der Septuaginta und Jesus wollte damit zeigen, dass diese siebzig Jünger diejenigen waren, die sein Wort in das tägliche Leben ‚übersetzen‘ sollten.
„Es ist besser, einer der namenlosen Siebzig zu sein, die ihre Arbeit getan haben und darin sehr glücklich waren und deren Namen nur Gott bekannt sind. Es ist besser und vielleicht auch sicherer. Es gab einen Judas unter den Zwölfen; von einem [Judas] unter den Siebzig lesen wir nie etwas.“ (Morrison)
Sandte sie je zwei und zwei: „Christus sandte sie jeweils zu zweit: 1. Um ihnen die Notwendigkeit der Einigkeit unter Dienern der Gerechtigkeit zu vermitteln. 2. Damit jede Sache auf der Aussage von zwei oder drei Zeugen beruht. Und 3. Damit sie sich gegenseitig in ihrer schweren Arbeit trösten und unterstützen würden.“ (Clarke)
Wohin er selbst kommen wollte: „Was für eine Gnade ist es doch, wenn der Prediger weiß, dass sein Meister ihm nachgeht, wenn er den Klang der Füße seines Meisters hinter sich hört! Welchen Mut ihm das verleiht! Obwohl er nur sehr wenig bewirken kann, weiß er doch, dass er das dünne Ende eines Keils ist, der den Weg für den einen bereitet, der alles bewirken kann.“ (Spurgeon)
Die Ernte ist groß: Indem er das Gleichnis eines reifen Kornfeldes verwendete, erklärte Jesus, warum er eine zunehmende Dringlichkeit für sein Werk empfand. Er betrachtete die Menschheit wie ein Erntefeld, das zum Einbringen bereit ist. Er dachte an die enorme Not der Menschen und sah sie als Chance.
Wenn wir das von Jesus verwendete Bild richtig deuten, können wir sagen, dass das Feld selbst groß ist, und auch die reife Ernte ist groß. Das war nicht das erste Mal, dass Jesus das sagte. Einige Zeit zuvor und an einem anderen Ort sagte Jesus im Grunde genommen dasselbe (Matthäus 9, 37-38). Vielleicht war diese Aussage eine Art Sprichwort, etwas was Jesus oft bemerkt und gesagt hat.
Das ist nach wie vor wahr. Wenn wir glauben, dass es nur noch eine kurze Zeit ist, bis Jesus zurückkommt, sollten wir uns die Grundsätze des Auftrags Jesu an die Siebzig zu eigen machen.
„Stell dir die Verzweiflung eines Bauern vor, der seine Felder voll goldgelber Ernte sieht, aber keine Knechte hat, um diese Ernte einzubringen. Es war diese Qual, die das Herz von Jesus erfüllte, als er auf sein Erntefeld blickte.“ (Morrison)
Es sind wenige Arbeiter: Das bedeutet nicht nur, dass es mehr Arbeiter geben muss, sondern auch, dass diejenigen, die mit der Arbeit beschäftigt sind, einen entsprechenden Fokus auf ihre Arbeit haben müssen. Wenn es viel Arbeit und wenige Arbeiter gibt, muss man sich noch intensiver mit der Arbeit beschäftigen.
Für diese Ernte werden Arbeiter benötigt. Der Ertrag einer Ernte kann verloren gehen, wenn es keine Arbeiter gibt, die die Früchte der Ernte einbringen. Jesus warnte uns davor, dass die Gelegenheiten, Menschen in ihrer Not zu begegnen und sie in sein Reich zu bringen, wegen eines Mangels an Arbeitern verloren gehen könnten.
Darum bittet den Herrn der Ernte: Jesus befahl ihnen zu bitten. Die Arbeit, die vor ihnen lag, war groß und konnte ohne viel Gebet nicht vollendet werden. Konkret forderte er sie auf: Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende. Das zeigt uns ganz deutlich:
Die Notwendigkeit des Gebets in der Evangelisation (darum bittet).
Den Schöpfer der Ernte (den Herrn der Ernte).
Den Bedarf an Arbeitern für die Evangelisation (Arbeiter).
Die Berufung Gottes für das Werk in der Ernte (senden).
Die Art der Beteiligung an der Ernte, Arbeit (Arbeiter).
Die Notwendigkeit zu erkennen, wem die Ernte gehört (seine Ernte).
Wir sollen beten, dass der Herr Arbeiter senden möge: „Der griechische Ausdruck ist viel eindringlicher, nämlich dass er sie vorwärts treiben und hinausstoßen würde; es ist dasselbe Wort, das für die Austreibung eines Teufels aus einem Besessenen gebraucht wird. Es braucht große Kraft, um einen Teufel auszutreiben, es erfordert die gleiche Kraft von Gott, um einen Diener zu seinem Werk zu bewegen.“ (Spurgeon)
Geht hin: Jesus befahl ihnen zu gehen, denn Gott würde sie selbst gebrauchen, als Antwort auf ihre eigenen Gebete. Das Gebet „Herr, sende Arbeiter aus in deine Ernte“ ist genau die Art von Gebet, die in dem Betenden ein Interesse an der Ernte weckt.
Ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe: Jesus befahl ihnen, mit einer bestimmten Herzenseinstellung zu gehen. Sie sollten Gott vertrauen und nicht versuchen, andere zu benutzen und zu manipulieren. Als Lämmer mitten unter die Wölfe zu gehen, klingt nicht sehr attraktiv; und doch war es genau die Art und Weise, wie Jesus selbst in die Welt gesandt wurde, und wie die Kraft Gottes mächtig durch ihn wirkte.
„Immerhin ist die Mission der Schafe unter den Wölfen eine hoffnungsvolle, denn wir sehen in der Natur, dass die Schafe, obwohl sie schwächer sind, die Wölfe, die so gefräßig sind, bei weitem in der Zahl übertreffen. Der Tag wird kommen, an dem die Verfolger so selten wie Wölfe und die Heiligen so zahlreich wie Schafe sein werden.“ (Spurgeon)
2. Konkrete Anweisungen für ihren Dienst
Lukas 10, 4-8
Lukas 10, 4-8 Tragt weder Beutel noch Tasche noch Schuhe und grüßt niemand auf dem Weg. Wo ihr aber in ein Haus hineingeht, da sprecht zuerst: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen, wenn aber nicht, so wird er zu euch zurückkehren. In demselben Haus aber bleibt und esst und trinkt das, was man euch vorsetzt; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Geht nicht aus einem Haus ins andere. Und wenn ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, da esst, was euch vorgesetzt wird;
Tragt weder Beutel noch Tasche noch Schuhe: Zuerst sagte Jesus ihnen, sie sollten beten; dann sagte er ihnen, sie sollten gehen und zuletzt sagte er ihnen, wie sie gehen sollten. Jesus gab den Siebzig konkrete Anweisungen, die eine bestimmte Haltung gegenüber ihrer Aufgabe, ihn und seine Botschaft zu repräsentieren, zeigen sollte.
Sie sollten sich nicht durch materielle Belange ablenken lassen (tragt weder Beutel noch Tasche noch Schuhe).
Sie sollten sich nicht durch langwierige Begrüßungszeremonien (grüßt niemand auf dem Weg) ablenken lassen.
„Im Orient sind Begrüßungsrituale oft mühsam und mit Schmeicheleien gespickt. Sie führen so gewiss zu Klatsch und Tratsch am Wegesrand, dass Leute, die einer Arbeit nachgehen, bei der es um Leben und Tod geht, manchmal das Risiko eingehen müssen, unfreundlich zu wirken.“ (Morrison)
Wo ihr aber in ein Haus hineingeht, da sprecht zuerst: Friede diesem Haus: Die Gebräuche jener Zeit erforderten, dass sie wahrscheinlich in Häusern gastfreundlicher Menschen übernachteten (Gasthäuser waren, wenn überhaupt vorhandenen, oft Häuser, in denen Prostitution praktiziert wurde und daher ungeeignet für Gottes Boten). Sie waren angehalten, in jedes Haus einen Segen des Friedens zu bringen, wenn es sie denn empfinge.
Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist: „Im jüdischen Sprachgebrauch wird ein Mann, der irgendeine gute oder schlechte Eigenschaft besitzt, Sohn derselben genannt … Sohn des Friedens beschreibt im Wortlaut nicht nur einen friedfertigen und ruhigen Mann, sondern auch einen, der wegen seiner Rechtschaffenheit und Wohltätigkeit einen guten Ruf hat. Es wäre eine Schande für die Mission gewesen, wenn die Missionare ihre Unterkunft bei denen genommen hätten, die keinen guten Ruf unter Außenstehenden genossen.“ (Clarke)
In demselben Haus aber bleibt und esst und trinkt das, was man euch vorsetzt: Sie sollten darauf vertrauen, dass Gott durch die Großzügigkeit Anderer für sie sorgen wird und sie sollten dankbar das annehmen, was ihnen angeboten wurde – ohne aus einem Haus ins andere betteln zu gehen.
Denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert: Jesus befahl seinen Jüngern, die Unterstützung, die ihnen zuteilwurde, nicht als Wohltätigkeit, sondern als angemessene Bezahlung für ihre Arbeit für das Reich Gottes zu betrachten.
3. Was Jesus von den Siebzig erwartete: heilen und predigen
Lukas 10, 9
Lukas 10, 9 Und heilt die Kranken, die dort sind, und sagt zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch herbeigekommen!
Und heilt die Kranken: Heilung war wichtig, weil sie zeigte, dass das Reich Gottes mit Macht gekommen war (wie es alle erwarteten haben), doch diese Macht zeigte sich auch in Taten der Barmherzigkeit und Güte (was wiederum nicht erwartet wurde).
Und sagt zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch herbeigekommen! Das bedeutete, dass Heilung ein Teil ihrer Predigt war. Durch die Heilung der Kranken beschrieben sie, anhand dessen, was Jesus sie gelehrt und ihnen gezeigt hatte, worum es im Reich Gottes ging.
Nahe zu euch herbeigekommen: Nach Pate kann dieses altgriechische Wort engiken mit ‚angekommen‘ im Sinne von bereits anwesend oder ‚nahe gekommen‘ übersetzt werden. Wie etwas, das im Begriff ist zu erscheinen. Es mag sein, dass die bemerkenswerte Demonstration der Macht Gottes in der Arbeit der Siebzig dazu gedacht war, die Menschen auf die endgültige Offenbarung der Macht und des Reiches Gottes im baldigen Tod und in der Auferstehung von Jesus vorzubereiten.
4. Was aus denen wird, die die Botschaft der Siebzig ablehnen
Lukas 10, 10-16
Lukas 10, 10-16 Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und sie euch nicht aufnehmen, da geht auf ihre Gassen hinaus und sprecht: Auch den Staub, der sich aus eurer Stadt an uns gehängt hat, streifen wir ab gegen euch; doch sollt ihr wissen, dass das Reich Gottes nahe zu euch herbeigekommen ist! Ich sage euch aber: Es wird Sodom an jenem Tag erträglicher gehen als dieser Stadt. Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Zidon die Wundertaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst in Sack und Asche sitzend Buße getan. Doch es wird Tyrus und Zidon erträglicher gehen im Gericht als euch. Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, du wirst bis zum Totenreich hinabgeworfen werden! Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat.
Auch den Staub, der sich aus eurer Stadt an uns gehängt hat, streifen wir ab gegen euch: Jesus befahl seinen Jüngern, dies öffentlich auf den Straßen jeder Stadt zu sagen, die ihre Botschaft ablehnte. Es war wichtig, dass diese Städte den Preis ihrer Ablehnung von Jesus und seinem Reich kannten.
Doch sollt ihr wissen, dass das Reich Gottes nahe zu euch herbeigekommen ist: Ihre Botschaft und der Machtbeweis des Königreichs Gottes sollte so deutlich sein, dass sie dies einer Stadt sagen konnten, die beides ablehnte.
Heutzutage muss man leider bei vielen christlichen Werken feststellen, dass sie denen, die sie und ihre Botschaft ablehnen, nicht glaubwürdig sagen können: „Doch sollt ihr wissen, dass das Reich Gottes nahe zu euch herbeigekommen ist!“.
Es wird Sodom an jenem Tag erträglicher gehen als dieser Stadt: Die Städte Sodom und Tyrus und Zidon waren für ihre Sündhaftigkeit berüchtigt. Jesus sagte, dass die Städte, die seine Botschaft ablehnten, vor Gott in noch größeren Schwierigkeiten waren als diese. Denn sie lehnten ihn ab, obwohl sie ein noch größeres Wirken Gottes gesehen haben als irgendeine von diesen sündigen Städten.
Je mehr wir Gottes Wahrheit hören und je mehr wir sehen, wie er wirkt, desto mehr Verantwortung tragen wir. Da die Menschen in Chorazin, Bethsaida und Kapernaum so eindeutige Zeichen empfangen hatten, wurden sie für das, was sie gesehen hatten, stärker zur Rechenschaft gezogen.
So hätten sie längst in Sack und Asche sitzend Buße getan: Den Städten Chorazin und Bethsaida und Kapernaum wurde viel gegeben, aber sie taten wenig Buße. Es ist ein großes Rätsel, warum einige so viele Chancen und so deutliche Hilfe erhalten, sich aber dennoch weigern, Buße zu tun.
Kapernaum wurde ganz besonders bis zum Himmel erhöht, weil es die Wahlheimat Jesu während der Zeit seines Wirkens in Galiläa war. Diese Stadt hörte viel von seiner Lehre und sah viele Wunder.
Jesus sagte, dass es für einige am Tag des Gerichts erträglicher sein würde als für andere. Das führt uns zu der Annahme, dass an diesem Tag einige ein schlimmeres Urteil erhalten werden als andere. Niemand wird es in der Hölle guthaben, aber einige werden es schlechter haben als andere.
In der Bibel werden die Wunder Jesu in Chorazin nie ausdrücklich erwähnt. Das ist ein Hinweis darauf, dass uns die Evangelien Auszüge des Lebens Jesu zeigen und keine vollständige Biographie. Der Apostel Johannes bestätigte das, als er sagte, es sei unmöglich alles aufzuschreiben, was Jesus getan hat (Johannes 21, 25).
Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat: Als er seine siebzig Jünger in der Erwartung aussandte, dass einige sie ablehnen würden, ermutigte Jesus sie mit dem Gedanken, dass sie seine Vertreter seien und ihre Ablehnung (oder Annahme) nicht zu persönlich nehmen sollten. Wenn Leute die Boten ablehnten, so lehnten sie Jesus ab und damit lehnten sie auch seinen Vater (den, der mich gesandt hat) ab.
Es ist für alle Diener Gottes hilfreich, sich weder Lob noch Ablehnung zu sehr zu Herzen zu nehmen. Denn wenn sie ihren Meister wirklich repräsentieren, gebührt sowohl der Erfolg als auch die Ablehnung ihrer Arbeit mehr ihm als ihnen. Ihr größtes Augenmerk sollte nicht auf dem Erfolg oder der Ablehnung liegen, sondern darauf, ihren Herrn Jesus angemessen zu repräsentieren.
B. Freude über die Rückkehr der Siebzig
1. Die Freude der Siebzig und die Warnung Jesu
Lukas 10, 17-20
Lukas 10, 17-20 Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen! Da sprach er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Siehe, ich gebe euch die Vollmacht, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch in irgendeiner Weise schaden. Doch nicht darüber freut euch, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber lieber darüber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.
Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück: Das war ein guter Tag. Die Jünger und Nachfolger Jesu hatten einiges an Verwirrung und Not zu ertragen, aber sie erlebten auch die wunderbaren Segnungen eines wirkungsvollen Dienstes.
Alle Siebzig kehrten zurück. „Kein einziges der Lämmer war von den Wölfen gefressen worden.“ (Spurgeon)
Auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen: Ein sorgfältiger Blick auf die Anweisungen, die Jesus diesen Siebzig gab (Lukas 10, 9), zeigt, dass Jesus ihnen ursprünglich nicht den Auftrag erteilt hatte, Dämonen auszutreiben (wie er es mit den zwölf Jüngern in Lukas 9, 1-2 tat). Daher können wir das als einen unerwarteten Segen ihres Dienstes betrachten.
Diese siebzig Jünger lernten, dass wir erwarten können, dass er uns auf eine Weise segnen wird, die unsere Erwartung übersteigt, wenn wir mutig tun, was Jesus uns sagt.
‚In deinem Namen‘ sagt aus, dass sie den Ruhm nicht für sich beanspruchten. Sie wussten, dass es seine Macht und Autorität war. „Verlasse dich nicht auf Zahlen oder Organisation, sondern auf den Namen Jesu. Er soll nicht als Zauberspruch missbraucht werden, sondern um die Kraft auszudrücken, die in seinem Leben und in seiner Auferstehung offensichtlich wird.“ (Meyer)
Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen: Der Erfolg dieser von ihm berufenen Jünger – insbesondere ihre Autorität über dämonische Geister – veranlasste Jesus, vom Sturz des Satans zu sprechen, als dieser so schnell und dramatisch, wie ein Blitz vom Himmel fiel.
In der Bibel werden tatsächlich vier Arten von Satans Fall erwähnt:
Von der Vollkommenheit ins Verderben (Hesekiel 28, 14-16).
Vom freien Zugang zum Himmel (Hiob 1, 12; 1. Könige 22, 21; Sacharja 3, 1) zur Beschränkung auf die Erde (Offenbarung 12, 9).
Von der Erde zur Knechtschaft im Abgrund für 1.000 Jahre (Offenbarung 20, 1-3).
Vom Abgrund in den Feuer- und Schwefelsee (Offenbarung 20, 10).
Hier sprach Jesus vom ersten Fall Satans, von der Vollkommenheit ins Verderben. Ihn wie einen Blitz vom Himmel fallen zu sehen bedeutet nicht, dass Satan vom Himmel fiel, sondern dass sein Fall so dramatisch und plötzlich war wie ein Blitz vom Himmel. Nach Hiob 1, 12; 1. Könige 22, 21 und Sacharja 3, 1 hat Satan noch immer Zugang zum Himmel. Doch der Erfolg der Jünger gegen die dämonischen Geister war eine Bestätigung dafür, dass der Satan von seinem Platz der Autorität und Macht gestürzt wurde und jetzt einen weitaus geringeren Stellenwert hatte, obwohl er immer noch mächtig war.
Der Fall Satans war Gottes unmittelbares Gericht über diesen rebellischen Geist (wenn auch nicht das vollständige Gericht, welches noch aussteht). Jedes Mal, wenn das Reich Jesu in Wahrheit und Kraft verkündet wird, ist es wie ein weiteres Gericht über Satan und alle, die seinen rebellischen Geist teilen. „Wo also das Evangelium mit göttlicher Kraft gepredigt wird, stürzt Satan von seinem Thron in den menschlichen Herzen und im menschlichen Geist, so gewaltig wie der Blitz, der vom Himmel fällt; und wenn wir sein Reich erschüttert sehen, dann freuen wir uns wie Jesus im Geist.“ (Spurgeon)
Indem Jesus an den Fall Satans erinnerte, warnte er sie auch vor Stolz. Denn wenn Satan wie ein Blitz von seinem hohen geistlichen Status und Privileg fallen konnte, so könnten sie es auch. „In den heiligsten Werken lauert immer die Gefahr der Verherrlichung des eigenen Ichs.“ (Morgan)
Siehe, ich gebe euch die Vollmacht: Weil Satan gefallen war und die Jünger Boten Jesu und seines Reiches waren, genossen sie die überlegene Macht Gottes über Satan.
„Wenn ihr es wagt, durch den auferstandenen Christus zu leben, habt ihr Anteil an seinem Reich und an allen Früchten seines Sieges über Satan.“ (Meyer)
Doch nicht darüber freut euch, dass euch die Geister untertan sind: Jesus mahnte sie, sich mehr darüber zu freuen, was Gott für sie getan hatte (freut euch aber lieber darüber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind), als darüber, was sie für Gott getan haben (dass euch die Geister untertan sind).
Es war nicht falsch, dass sie sich über den Erfolg ihres Dienstes freuten; aber sie sollten eine größere Freude an einem noch größeren Wunder haben – der Verheißung ihrer eigenen Erlösung. „Er wollte in diesem Fall nicht ihre Freude über ihren Erfolg tadeln, sondern diese Freude einem anderen Jubel unterordnen und damit verhindern, dass sie zum Übermaß ausufert.“ (Spurgeon)
Manchen Menschen steigt der Erfolg im Dienst für Gott oder die Demonstration geistlicher Vollmacht wie ein Rausch zu Kopf. Nachdem Gott sie gebraucht hat, werden sie arrogant und sind beeindruckt von sich und von dem, was sie für Gott erreicht haben. Gott möchte, dass wir immer erkennen, dass das, was er für uns getan hat, viel größer ist als das, was wir jemals für ihn tun könnten. Unsere Freude über unsere Talente, unsere Gaben und unseren Erfolg sollte sich deshalb in Grenzen halten.
Dass eure Namen im Himmel geschrieben sind: Ihr seid „eingeschriebene Bürger des neuen Jerusalem. Paulus entging durch seine römische Staatsbürgerschaft der Auspeitschung; wir entgehen durch unsere Bürgerschaft der Verdammnis.“ (Trapp)
Das ganze Volk Gottes hat Anteil an dieser Freude. Nach der Einschätzung der Welt haben manche Dienste mehr Erfolg als andere, aber diese Freude verbindet alle Gläubigen.
2. Die Freude Jesu, als er Gottes Werk in seinem Volk sieht
Lukas 10, 21-22
Lukas 10, 21-22 Zu derselben Stunde frohlockte Jesus im Geist und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast. Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor dir. Und zu den Jüngern gewandt sagte er: Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater; und niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, weiß niemand als nur der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will.
Zu derselben Stunde frohlockte Jesus im Geist: Jesus war aufrichtig begeistert. Wörtlich heißt es im Altgriechischen: Er war vor Freude überwältigt. Dieses einzigartige spezifische Beispiel der Freude Jesu war die Freude über die Arbeit seiner Diener. Gott hat Freude daran, die schwachen und törichten Dinge dieser Welt zu gebrauchen, um die Weisen zuschanden zu machen (1. Korinther 1, 27-29).
Dies ist die einzige Begebenheit in den Evangelien, in der es ausdrücklich heißt, dass Jesus sich freute. Diese Stelle steht für sich allein; dennoch sollten wir deshalb nicht annehmen, dass Jesus sich nicht auch zu anderen Zeiten gefreut hat. „Wir wissen nicht, dass er gelacht hat, obwohl dreimal aufgezeichnet ist, dass er weinte; und hier finden wir einmalig die inspirierte Bestätigung, dass er sich freute.“ (Spurgeon)
Geldenhuys schreibt, dass das altgriechische Wort für frohlockte „sich auf außergewöhnliche Freude und Jubel bezieht.“ Jesus freute sich sehr stark; aber er freute sich auch tief (im Geist).
„Dieser Mann der Schmerzen war oft sehr freudig, aber nie mehr als dann, wenn er sich über den Erfolg seiner Freunde freute … Jesus frohlockt, wenn es seinen namenlosen Kindern wohl ergeht.“ (Morrison)
Ein Grund dafür, dass Jesus so glücklich war, ist, dass jeder Sieg wichtig ist. „Es gibt keinen Sieg, der irgendwo von einem einsamen Jünger oder einer Handvoll Jünger errungen wird, der nicht auf dem gesamten Schlachtfeld eine Reaktion hervorruft.“ (Meyer)
Ich preise dich, Vater: Die Freude Jesu trieb ihn ins Gebet. Er lobte Gott, den Vater, für seine Weisheit, für seinen Plan und dankte für seine einzigartige Beziehung zu Gott, dem Vater.
Jesus pries den Vater und lobte nicht sein eigenes Werk.
Jesus pries den Vater für seinen weisen, manchmal unerwarteten Plan.
Jesus pries den Vater für die Mitknechte, die bei ihm waren.
Jesus pries den Vater für die Einfachheit seiner Diener.
Jesus sprach von seiner Einheit mit dem Vater (Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater).
Jesus sprach von seiner besonderen Beziehung zum Vater (und niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, [weiß niemand] als nur der Sohn)
Jesus sprach davon, wie Gott es uns erlaubt, an dieser besonderen Beziehung (und wem der Sohn es offenbaren will) teilzuhaben.
Dass du dies den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast: Jesus freute sich, dass unscheinbare Menschen von Gott gelehrt und von ihm gebraucht wurden. Die Unmündigen waren die Siebzig; einfache Gläubige, die durch die Offenbarung Gottes echte Weisheit erhielten.
Er musste die Einfältigen senden, denn die Weisen dieser Welt würden niemals als Lämmer unter die Wölfe hinausgehen.
Er musste die Einfältigen senden, weil sie die Botschaft nicht ändern würden.
Er musste die Einfältigen senden, weil er die Einfältigen erreichen wollte.
Er musste die Einfältigen senden, weil sie die Arbeit in seinem Namen tun würden.
Er musste die Einfältigen senden, weil sie sich über die Arbeit freuen würden.
Er musste die Einfältigen senden, weil sie Jesus das Lob geben würden.
3. Jesus erzählt den Jüngern von dem einzigartigen Segen, den sie haben
Lukas 10, 23-24
Lukas 10, 23-24 Und er wandte sich zu seinen Jüngern besonders und sprach: Glückselig sind die Augen, die sehen, was ihr seht! Denn ich sage euch, viele Propheten und Könige wünschten zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
Glückselig sind die Augen, die sehen, was ihr seht: Die Jünger lebten in einer einzigartigen Zeit, und es war gut für sie zu erkennen, dass es für sie ein besonderer Segen war, Teil des Werkes des Messias zu sein.
„Jesus war der Gipfel, den die Zeitgeschichte erklommen hatte, er war das Ziel, auf das sie zumarschiert war, der Traum, der die Gottesleute seit jeher heimgesucht hatte.“ (Barclay)
„Ein ähnlicher Spruch findet sich bei den Rabbinern, in Sohar. Genes. [Der Sohar enthält Kommentare zu Texten der Tora, hier zum ersten Buch der Bibel: 1. Mose], wo es heißt: ‚Gesegnet sei die Generation, die die Erde tragen wird, wenn der König, der Messias, kommen wird.‘“ (Clarke)
Viele Propheten und Könige wünschten zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen: Die großen Männer des Alten Testaments hätten sich danach gesehnt, das Wirken Jesu zu sehen und ihm zu dienen. Man kann sich vorstellen, wie gerne König David gesehen hätte, wie Jesus die Dinge tat, die er tat, und wie Jesaja sich danach gesehnt hätte, zu hören, was Jesus zu sagen hatte.
Unser eigenes Zeitalter hat besondere Privilegien, und es ist gut, die Segnungen unserer heutigen Zeit zu erkennen.
Die Betrachtung der Arbeit der siebzig Jünger, wie sie in Lukas 10 beschrieben wird, zeigt Wege auf, wie wir hinausgehen können, um Jesus zu dienen und seine Botschaft zu verbreiten.
Die Ernte ist groß: Wir verrichten die Arbeit, im Wissen, dass die Aufgabe riesig ist.
Es sind wenig Arbeiter: Wir verrichten die Arbeit in dem Bewusstsein, dass wir eine Schlüsselrolle haben.
Darum bittet den Herrn der Ernte: Wir verrichten die Arbeit mit viel Gebet.
Geht hin: Wir sollen tatsächlich hingehen und die Arbeit verrichten.
Wie Lämmer mitten unter die Wölfe: Wir verrichten die Arbeit, indem wir uns selbst verwundbar machen und Gott unsere Stärke sein lassen.
Tragt weder: Wir verrichten die Arbeit, ohne uns auf etwas Anderes zu verlassen als nur auf das Evangelium und die Kraft Gottes.
Grüßt niemand: Wir verrichten die Arbeit und lassen nicht zu, dass soziale Verpflichtungen unsere Arbeit behindern.
Wo ihr aber in ein Haus hineingeht: Wir verrichten die Arbeit in der Erwartung, dass Gott Hilfe und Versorgung senden wird.
Esst und trinkt das, was man euch vorsetzt: Wir verrichten die Arbeit, ohne uns an Kleinigkeiten aufzuhalten.
Heilt die Kranken: Wir verrichten die Arbeit mit dem Ziel, dem ganzen Menschen durch die Kraft Gottes zu dienen.
Sagt zu ihnen: „Das Reich Gottes ist nahe zu euch herbeigekommen“: Wir verrichten die Arbeit, indem wir predigen, dass der König und sein Reich angekommen ist.
Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und sie euch nicht aufnehmen, da geht auf ihre Gassen hinaus: Während wir die Arbeit verrichten, verschwenden wir unsere Zeit nicht an diejenigen, die das Evangelium ablehnen.
Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, der verwirft mich: Wir verrichten die Arbeit im Gedenken an denjenigen, den wir vertreten.
Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück: Wir verrichten die Arbeit in der Erwartung, dass Gott mehr tun wird, als wir erwarten.
Frohlockte Jesus im Geist: Wir verrichten die Arbeit in dem Wissen, dass Jesus große Freude daran hat, wenn wir seine Arbeit tun.
C. Die Geschichte des Barmherzigen Samariters
1. Ein Gesetzesgelehrter stellt eine Frage
Lukas 10, 25-29
Lukas 10, 25-29 Und siehe, ein Gesetzesgelehrter trat auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Und er sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du? Er aber antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst!« Er sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue dies, so wirst du leben! Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?
Und siehe, ein Gesetzesgelehrter trat auf, versuchte ihn: Der Gesetzesgelehrte (ein Experte für das jüdische mosaische und rabbinische Gesetz) versuchte Jesus. Der Gedanke hinter dem altgriechischen Wort für versuchen ist nicht unbedingt hinterhältig oder böse. Dies kann genauso gut eine aufrichtige Frage eines aufrichtig Suchenden gewesen sein.
Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Das biblische Verständnis des ewigen Lebens bezieht sich nicht unbedingt auf die Dauer des Lebens, denn jeder Mensch ist unvergänglich, entweder im Himmel oder in der Hölle. Es bezieht sich nicht auf ein Leben, das erst beginnt, wenn wir sterben. Das ewige Leben ist eine besondere Lebensqualität; ein Leben, das von Gott kommt, und ein Leben, das wir bereits jetzt haben können.
Was steht im Gesetz geschrieben? Jesus wies den Schriftgelehrten auf die Gebote Gottes hin. Wenn die Frage lautete: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“, dann war die Antwort einfach: Halte das Gesetz Gottes, und befolge es fehlerfrei.
„Der erste Teil schien leicht sarkastisch: ‚Was sagt das Gesetz? Mit anderen Worten: ‚Du bist doch der Gesetzesgelehrte, der das Gesetz auslegt; sag du mir doch was dort steht.‘“ (Pate)
»Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst!«: Der Schriftgelehrte war weise genug, um zu wissen, dass dies die Kernaussage des Gesetzes war. Da er die Anforderungen des Gesetzes kannte, musste er es jetzt nur noch leben: Tue dies, so wirst du leben.
Es ist deutlich erkennbar, was es bedeutet, Gott mit allem, was wir sind, zu lieben, obwohl es unmöglich ist, das vollständig zu tun. Es herrschte jedoch viel Unklarheit darüber, was es bedeutet, seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Es bedeutet nicht, dass wir erst uns selbst lieben müssen, bevor wir jemand anderen lieben können. Es bedeutet, dass wir in der gleichen Weise, in der wir uns um uns selbst kümmern und um unsere eigenen Interessen besorgt sind, uns auch um die Interessen der anderen kümmern und besorgt sein sollten.
Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? „Der Gesetzesgelehrte maß sich selbst an beiden Geboten. Er dachte, dass er das erste Gebot gut genug befolgte, aber seine Einhaltung des zweiten Gebots hing davon ab, wie man ‘Nächster‘ definierte.“
Sein erster und vielleicht größter Fehler war, dass er annahm, er hätte das erste Gebot erfüllt. Wenn wir wirklich darüber nachdenken, was die Worte bedeuten, wer von uns könnte dann von sich selbst behaupten, er habe Gott mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft und mit ganzem Denken geliebt? Es ist leicht, uns in einem dieser Bereiche ablenken zu lassen, selbst wenn wir Gott anbeten; aber noch viel mehr in unserem täglichen Leben.
Sein zweiter Fehler bestand darin, dass er dachte, er könne das Gebot erfüllen, Gott mit allem zu lieben, was er hatte und trotzdem das Gebot möglicherweise nicht erfüllen, seinen Nächsten zu lieben. Wenn jemand sagt: »Ich liebe Gott«, und hasst doch seinen Bruder, so ist er ein Lügner; denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann der Gott lieben, den er nicht sieht? Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll. (1. Johannes 4, 20-21)
Sein dritter Fehler lag in der Tatsache, dass er den Begriff ‚Nächster‘ genau definieren wollte. Wenn nur unsere Freunde und diejenigen, die leicht zu lieben sind, unsere Nächsten sind, dann erfüllte dieser Mann das Gebot vielleicht auf eine unvollkommene Weise. Es hängt alles davon ab, wie weit die Definition gefasst wird. Zur Zeit Jesu glaubten die Juden zwar, dass man seinen Nächsten lieben müsse; aber es wurde unter ihnen auch gelehrt, dass es eine Pflicht vor Gott sei, seinen Feind zu hassen. Es kommt darauf an, wer dein Nächster ist und wer dein Feind ist.
2. Jesus definiert den ‚Nächsten‘ durch ein Gleichnis
Lukas 10, 30-35
Lukas 10, 30-35 Da erwiderte Jesus und sprach: Es ging ein Mensch von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und liefen davon und ließen ihn halb tot liegen, so wie er war. Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er auf der anderen Seite vorüber. Ebenso kam auch ein Levit, der in der Gegend war, sah ihn und ging auf der anderen Seite vorüber. Ein Samariter aber kam auf seiner Reise in seine Nähe, und als er ihn sah, hatte er Erbarmen; und er ging zu ihm hin, verband ihm die Wunden und goss Öl und Wein darauf, hob ihn auf sein eigenes Tier, führte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Und am anderen Tag, als er fortzog, gab er dem Wirt zwei Denare und sprach zu ihm: Verpflege ihn! Und was du mehr aufwendest, will ich dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
Es ging ein Mensch von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter die Räuber: Die Straße von Jerusalem nach Jericho war berüchtigt für Verbrechen und Raub. Es war für die Zuhörer Jesu nicht überraschend, dass die Handlung der Geschichte auf dieser speziellen Straße stattfand.
„Diese Straße war berühmt für ihre lauernden Gefahren, insbesondere Räuber (siehe Josephus, J. W. 2.451-75).“ (Pate)
„Er war ein offensichtlich waghalsiger und tollkühner Geselle. Nur selten wagten sich Menschen allein auf die Straße von Jerusalem nach Jericho, wenn sie Waren oder Wertgegenstände transportierten. Sie suchten Sicherheit in der Menge und reisten in Konvois oder Karawanen. Dieser Mann hatte sich die Notlage, in der er sich befand, nur selbst zuzuschreiben.“ (Barclay)
Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog: Der Priester und der Levit (beides Kategorien von religiösen Amtsträgern) sahen ihren jüdischen Bruder dort in seinem schrecklichen Zustand liegen – aber keiner von ihnen tat etwas. Sie gingen beide auf der anderen Seite an ihm vorüber.
„Priester und Leviten werden hier erwähnt, teils weil sie diejenigen waren, die diese Straße am häufigsten bereiten, und teils, um zu zeigen, dass dies die Personen waren, die, von der Natur ihres Amtes her, am ehesten dazu verpflichtet waren, Barmherzigkeit zu spenden. Von ihnen konnte eine Person in Not sofortigen Beistand und Trost zu erwarten. Ihr unmenschliches Verhalten hier war ein glatter Verstoß gegen das Gesetz.“ (Clarke)
Stell dir ihre möglichen Ausreden vor:
„Dieser Weg ist zu gefährlich, als dass ich anhalten und dem Mann helfen könnte.“
„Er könnte ein Lockvogel für einen Hinterhalt sein.“
„Ich muss rechtzeitig den Tempel erreichen, um meinen Dienst für den Herrn zu verrichten.“
„Ich bin unterwegs nach Hause, um meine Familie sehen.“
„Jemand sollte diesem Mann wirklich helfen.“
„Wenn ich im Tempel dienen soll, darf meine Kleidung nicht blutig werden.“
„Ich kenne keine Erste Hilfe Maßnahmen.“
„Er ist ein hoffnungsloser Fall.“
„Ich bin nur eine Person; die Aufgabe ist zu groß.“
„Ich werde für ihn beten.“
„Er hat es sich selbst zuzuschreiben, er hätte nie allein auf einem so gefährlichen Weg sein dürfen.“
„Er hat nie um Hilfe gebeten.“
Aber das sind alles nur Ausreden. „Ich habe noch nie einen Mann gekannt, der sich weigerte, den Armen zu helfen, der nicht wenigstens eine vortreffliche Ausrede anführen konnte.“ (Spurgeon)
Ein Samariter aber kam auf seiner Reise in seine Nähe, und als er ihn sah, hatte er Erbarmen: Als Jesu Zuhörer von dem Priester und dem Leviten hörten, erwarteten sie wahrscheinlich, dass Jesus als nächstes sagen würde, dass ein gewöhnlicher jüdischer Mann kam und half. Wäre das der Fall, so wäre diese Geschichte eine ganz andere. Jesus hätte damit die Korruption der religiösen Führer jener Zeit verdeutlicht. Aber Jesus schockierte sie, indem er sagte, dass der Mann, der half, ein Samariter war.
Ein Samariter: Im Allgemeinen verachteten Juden und Samariter einander sowohl aus ethnischen als auch aus religiösen Gründen. Die Kultur gab dem Samariter viele Gründe, diesen jüdischen Mann zu hassen und an ihm vorbeizugehen.
Einige Rabbiner lehrten, dass es einem Juden verboten war, einer nichtjüdischen Frau zu helfen, die in Not bei der Geburt war; denn wenn sie erfolgreich wären, war alles, was sie getan hatten, einem weiteren Nichtjuden zu helfen, das Licht der Welt zu erblicken. Sie dachten oft, dass Samariter schlimmer waren als andere Nichtjuden.
Hatte er Erbarmen; und er ging zu ihm hin, verband ihm die Wunden und goss Öl und Wein darauf, hob ihn auf sein eigenes Tier, führte ihn in eine Herberge und pflegte ihn: Anstatt vorbeizugehen, erwies der Samariter ihm aufopfernde Liebe. Er wartete nicht darauf, um Hilfe gebeten zu werden. Die Not direkt vor Augen zu haben, hat ihn dazu gebracht, etwas zu tun. Er opferte freiwillig seine Zeit und seine Mittel.
Der Wein, der Alkohol enthielt, hatte eine desinfizierende Wirkung auf die Wunden des Mannes. Das Öl half, die Wunden zu beruhigen und den Schmerz zu lindern. Ihn auf sein eigenes Tier zu heben bedeutete, dass der Samariter selbst zu Fuß ging.
Gab er dem Wirt zwei Denare: Es scheint, dass zwei Denare die Bedürfnisse des Mannes im Gasthaus für mindestens zwei oder drei Wochen decken können.
Es gibt viele Aspekte, in denen der Samariter Jesus ähnlich war.
Der Samariter war ein Außenseiter, der von vielen verachtet wurde.
Der Samariter kam, nachdem andere versagt hatten, der Not zu begegnen.
Der Samariter kam, bevor es zu spät war.
Der Samariter war mit allem Notwendigen ausgestattet.
Der Samariter ging direkt zu dem leidenden Mann.
Der Samariter kümmerte sich liebevoll.
Der Samariter kümmerte sich auch um die zukünftigen Bedürfnisse.
3. Jesus wendet das Gleichnis an
Lukas 10, 36-37
Lukas 10, 36-37 Welcher von diesen dreien ist deiner Meinung nach nun der Nächste dessen gewesen, der unter die Räuber gefallen ist? Er sprach: Der, welcher die Barmherzigkeit an ihm geübt hat! Da sprach Jesus zu ihm: So geh du hin und handle ebenso!
Welcher von diesen dreien ist deiner Meinung nach nun der Nächste? Nach den damaligen Vorstellungen waren der Priester und der Levit die Nächsten des Mannes, der geschlagen und ausgeraubt worden war. Aber sie verhielten sich überhaupt nicht wie seine Nächsten.
„In faszinierender Weise verschob er den Kern der Frage vollkommen und drückte mit seiner Antwort faktisch aus, dass die Frage, wer sein Nächster ist, nicht so entscheidend sei wie die Frage, wessen Nächster er selbst ist.“ (Morgan)
Der, welcher die Barmherzigkeit an ihm geübt hat: Der Schriftgelehrte wusste, wer der wahre Nächste war; dennoch konnte er sich nicht dazu durchringen, den Begriff ‚Samariter‘ auszusprechen. Wir hätten erwarten können, dass er feindselig gestimmt ist, aber stattdessen war er ein Nächster, welcher die Barmherzigkeit an ihm geübt hat.
Offensichtlich erkannte der Schriftgelehrte, dass er sich nicht mehr rechtfertigen konnte. Er hatte diese Art von Liebe nicht, eine Liebe, die über das hinausging, woran er bei ‚Nächsten‘ denken wollte.
So geh du hin und handle ebenso: Jesus nutzte das Gleichnis, um die Frage des Schriftgelehrten zu beantworten und um die Anwendung zu erleichtern. Ich soll meinen Nächsten lieben, und mein Nächster ist derjenige, den andere als meinen Feind betrachten würden. Mein Nächster ist derjenige, der direkt vor mir in Not geraten ist.
Spurgeon schrieb: „Wenn wir sehen, dass unschuldige Menschen als Folge der Sünde anderer leiden, sollte unser Mitleid erregt werden.“ Er nannte dann Beispiele für Situationen, die im Gläubigen Mitleid hervorrufen sollten:
Kinder, die wegen eines betrunkenen Vaters krank sind und hungern.
Ehefrauen, die durch faule und herzlose Ehemänner überarbeitet und beladen sind.
Arbeiter, die wegen ihrer Löhne und Arbeitsbedingungen so unterdrückt sind, dass es gerade so zum Überleben reicht.
Diejenigen, die von Unfällen und Krankheiten heimgesucht werden.
Das bedeutet nicht, dass wir jeder Notsituation nachgehen, die sich ergibt. Schließlich hat der Samariter kein Krankenhaus für verunglückte Reisende gegründet. Aber es bedeutet, sich um die zu kümmern, die direkt vor unseren Augen sind, sowohl in Bezug auf soziale als auch auf geistliche Bedürfnisse. „Die Welt wäre ein anderer Ort, wenn jeder Christ sich um die Nöte kümmern würde, die deutlich vor ihm liegen.“ (Maclaren)
Viele – ja sogar die meisten – Menschen haben nicht diese Art von Liebe für Gott oder andere. Wie sollen sie dann aber das ewige Leben erhalten?
Erstens, indem man sich weigert, das ewige Leben durch seine Taten zu erlangen. Glaube stattdessen an Jesus; vertraue Gott, dass Jesus die Strafe bezahlt hat, die du für jedes Mal verdienst, wenn du es versäumt hast, Gott zu lieben oder andere so zu lieben, wie du es tun solltest.
Dann, nachdem du das ewige Leben – Gottes Art von Leben in dir – empfangen hast, wird Gott dir die nötigen Mittel geben, ihn und andere Menschen auf eine viel bessere Weise zu lieben. Du kannst es nicht schaffen, wenn du nicht sein Leben in dir trägst.
„Lasst uns nie vergessen, dass das, was das Gesetz von uns verlangt, durch das Evangelium in uns hervorgebracht wird.“ (Spurgeon)
D. Maria und Martha
1. Marthas Bitte an Jesus
Lukas 10, 38-40
Lukas 10, 38-40 Es begab sich aber, als sie weiterreisten, dass er in ein gewisses Dorf kam; und eine Frau namens Martha nahm ihn auf in ihr Haus. Und diese hatte eine Schwester, welche Maria hieß; die setzte sich zu Jesu Füßen und hörte seinem Wort zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen mit der Bedienung. Und sie trat herzu und sprach: Herr, kümmerst du dich nicht darum, dass mich meine Schwester allein dienen lässt? Sage ihr doch, dass sie mir hilft!
Eine Frau namens Martha nahm ihn auf in ihr Haus: Martha und Maria waren, zusammen mit ihrem Bruder Lazarus, zwei sehr gute Freundinnen von Jesus. Sie lebten in Bethanien. Es ist leicht vorstellbar, dass Martha alles perfekt haben wollte, wenn Jesus zu Besuch kam.
Ein gewisses Dorf: „Wenn dieses Dorf Bethanien war [und das war es], wo Martha und Maria lebten, dann war es nur knapp drei Kilometer von Jerusalem entfernt.“ (Clarke)
Maria … setzte sich zu Jesu Füßen und hörte seinem Wort zu: Martha bekam von ihrer Schwester Maria nicht die Hilfe, die sie sich wünschte. Es war nicht so, dass Maria faul war – sie hatte alles ebenso gut wie Martha vorbereitet, aber danach setzte Maria sich zu Jesu Füßen.
„Dies war die Haltung der jüdischen Gelehrten, während sie den Unterweisungen der Rabbiner zuhörten. In diesem Zusammenhang sagt der Apostel Paulus, er sei erzogen in dieser Stadt, zu den Füßen Gamaliels, Apostelgeschichte 22, 3.“ (Clarke)
Martha aber machte sich viel zu schaffen mit der Bedienung: Martha tat nichts Falsches, indem sie hart für Jesus arbeitete – das war gut. Ihr Problem war, dass sie durch ihr vieles Dienen abgelenkt wurde. Sie wurde von Jesus abgelenkt.
Es gibt viele Menschen, die in ihrem Dienst für den Herrn mürrisch und reizbar werden, so wie Martha es war. Es ist leicht, auf alles zu schauen, was wir tun, und diejenigen zu kritisieren, die scheinbar nicht so viel leisten wie wir. Aber Marthas eigentliches Problem war nicht Maria; sie war es selbst, Martha. Sie hatte sich ablenken lassen und hatte deshalb ihre Augen von Jesus abgewendet.
Marthas Frustration ist typisch für diejenigen, die fleißig in guter Absicht dienen, aber darüber vergessen, auch zu Jesu Füßen zu sitzen. „Der Martha-Geist sagt, wenn das Werk vollbracht ist, ist das nicht bereits alles? Der Maria-Geist hingegen fragt sich, ob Jesus zufrieden ist oder nicht? Alles muss in seinem Namen und durch seinen Geist getan werden, sonst ist nichts getan.“ (Spurgeon)
2. Jesus antwortet Martha
Lukas 10, 41-42
Lukas 10, 41-42 Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vieles; eines aber ist Not. Maria aber hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden!
Martha, Martha: Wir können fast die Liebe in der Stimme Jesu spüren, als er dies sagte. Martha hat Gutes getan – sie wollte Jesus dienen; aber sie fügte nicht das eine was Not ist hinzu. Die Bibel spricht von einer Sache.
Eines erbitte ich von dem HERRN, nach diesem will ich trachten: dass ich bleiben darf im Haus des HERRN mein ganzes Leben lang, um die Lieblichkeit des HERRN zu schauen und [ihn] zu suchen in seinem Tempel. (Psalm 27, 4)
Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: „Eins fehlt dir noch … komm, folge mir nach!“ (Lukas 18, 22).
Brüder, ich halte mich selbst nicht dafür, dass ich es ergriffen habe; eines aber [tue ich]: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt, und jage auf das Ziel zu, den Kampfpreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. (Philipper 3, 13-14)
„Das einzig Notwendige ist offensichtlich das, was Maria sich erwählte – der gute Teil, der nicht von ihr genommen werden sollte. Ganz offensichtlich war das, zu Jesu Füßen zu sitzen und sein Wort zu hören.“ (Spurgeon)
Zu den Füßen Jesu zu sitzen setzt die Bereitschaft voraus, das anzunehmen und zu befolgen, was Jesus lehrt.
Zu den Füßen Jesu zu sitzen bedeutet, sich Jesus zu unterwerfen; Rebellion gehört damit der Vergangenheit an.
Zu den Füßen Jesu zu sitzen, setzt voraus, daran zu glauben, wer Jesus ist.
Zu den Füßen Jesu zu sitzen, bedeutet Jüngerschaft.
Zu den Füßen Jesu zu sitzen, erfordert Liebe.
„Wenn wir einen starken Dienst haben wollen, in einer Kraft die Ablenkung und Unruhe nicht zulässt, dann müssen wir verstehen, was es bedeutet, inmitten all der Pflichten des Lebens Zeit zu finden, um als Jünger zu seinen Füßen zu sitzen.“ (Morgan)
„Der Weg zur Erweckung beginnt zu den Füßen des Meisters; dorthin musst du mit Maria gehen und danach magst du mit Martha arbeiten.“ (Spurgeon)
Maria aber hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden: Der gute Teil von Maria war ihre simple Hingabe an Jesus, indem sie ihn liebte, indem sie auf sein Wort hörte. Das war der Fokus, den Maria gewählt hat.
„Denke nicht, dass es eine geringe, bedeutungslose Kleinigkeit ist, zu Jesu Füßen zu sitzen. Es bedeutet Frieden, denn diejenigen, die sich Jesus unterstellen, finden durch sein kostbares Blut Frieden. Es bedeutet Heiligkeit, denn diejenigen, die von Jesus lernen, lernen keine Sünde, sondern werden in den schönen und guten Dingen unterwiesen. Es bedeutet Stärke, denn diejenigen, die bei Jesus sitzen und sich an ihm sättigen, sind mit seiner Kraft umgürtet; die Freude am Herrn ist ihre Stärke. Es bedeutet Weisheit, denn die vom Sohn Gottes lernen, verstehen mehr als ihre Vorfahren, weil sie seine Gebote halten. Es bedeutet Eifer, denn die Liebe Christi entzündet die Herzen, die davon leben, und die, die viel bei Jesus sind, werden ihm gleich, so dass der Eifer für das Haus des Herrn sie auffrisst.“ (Spurgeon)
Man sagt, wir brauchen Erweckung; wirmüssenzu den Füßen von Jesus sitzen und sein Wort hören.
Man sagt, wir brauchen Einheit; wir müssenzu den Füßen von Jesus sitzen und sein Wort hören.
Man sagt, wir müssen Diskussionen für uns entscheiden; wir müssen zu den Füßen von Jesus sitzen und sein Wort hören.
Man sagt, wir müssen die Welt erreichen; wir müssen zu den Füßen von Jesus sitzen und sein Wort hören.
Man könnte sagen, dass dieser Bericht aus dem Leben Jesu uns drei Typen von Personen zeigt, die von sich sagen, dass sie Jesus Christus folgen.
Es gibt Personen wie Maria: Diejenigen, die zu dienen wissen und auch zu Jesu Füßen sitzen.
Es gibt Menschen wie Martha: Diejenigen, die fleißig und mit den besten Absichten Gott dienen, aber dabei eines vergessen – ihren beständigen Fokus auf Jesus zu richten – und das führt zu großer Frustration.
Es gibt Menschen, die beides nicht tun. Sie sind nicht einmal im selben Haus mit Jesus, denn sie sind zu sehr mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt.
Lukas 10 – Die Aussendung der siebzig Jünger
A. Anweisungen für die siebzig Jünger bei deren Abreise
1. Siebzig Jünger werden bestimmt und ausgesandt
Lukas 10, 1-3
Lukas 10, 1-3
Danach aber bestimmte der Herr noch 70 andere und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er selbst kommen wollte. Er sprach nun zu ihnen: Die Ernte ist groß, aber es sind wenige Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende! Geht hin! Siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe.
2. Konkrete Anweisungen für ihren Dienst
Lukas 10, 4-8
Lukas 10, 4-8
Tragt weder Beutel noch Tasche noch Schuhe und grüßt niemand auf dem Weg. Wo ihr aber in ein Haus hineingeht, da sprecht zuerst: Friede diesem Haus! Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist, so wird euer Friede auf ihm ruhen, wenn aber nicht, so wird er zu euch zurückkehren. In demselben Haus aber bleibt und esst und trinkt das, was man euch vorsetzt; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Geht nicht aus einem Haus ins andere. Und wenn ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, da esst, was euch vorgesetzt wird;
3. Was Jesus von den Siebzig erwartete: heilen und predigen
Lukas 10, 9
Lukas 10, 9
Und heilt die Kranken, die dort sind, und sagt zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch herbeigekommen!
4. Was aus denen wird, die die Botschaft der Siebzig ablehnen
Lukas 10, 10-16
Lukas 10, 10-16
Wenn ihr aber in eine Stadt kommt und sie euch nicht aufnehmen, da geht auf ihre Gassen hinaus und sprecht: Auch den Staub, der sich aus eurer Stadt an uns gehängt hat, streifen wir ab gegen euch; doch sollt ihr wissen, dass das Reich Gottes nahe zu euch herbeigekommen ist! Ich sage euch aber: Es wird Sodom an jenem Tag erträglicher gehen als dieser Stadt. Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Zidon die Wundertaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst in Sack und Asche sitzend Buße getan. Doch es wird Tyrus und Zidon erträglicher gehen im Gericht als euch. Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, du wirst bis zum Totenreich hinabgeworfen werden! Wer euch hört, der hört mich, und wer euch verwirft, der verwirft mich; wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat.
B. Freude über die Rückkehr der Siebzig
1. Die Freude der Siebzig und die Warnung Jesu
Lukas 10, 17-20
Lukas 10, 17-20
Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem Namen! Da sprach er zu ihnen: Ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen. Siehe, ich gebe euch die Vollmacht, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch in irgendeiner Weise schaden. Doch nicht darüber freut euch, dass euch die Geister untertan sind; freut euch aber lieber darüber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.
2. Die Freude Jesu, als er Gottes Werk in seinem Volk sieht
Lukas 10, 21-22
Lukas 10, 21-22
Zu derselben Stunde frohlockte Jesus im Geist und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast. Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor dir. Und zu den Jüngern gewandt sagte er: Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater; und niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater; und wer der Vater ist, weiß niemand als nur der Sohn und wem der Sohn es offenbaren will.
3. Jesus erzählt den Jüngern von dem einzigartigen Segen, den sie haben
Lukas 10, 23-24
Lukas 10, 23-24
Und er wandte sich zu seinen Jüngern besonders und sprach: Glückselig sind die Augen, die sehen, was ihr seht! Denn ich sage euch, viele Propheten und Könige wünschten zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
C. Die Geschichte des Barmherzigen Samariters
1. Ein Gesetzesgelehrter stellt eine Frage
Lukas 10, 25-29
Lukas 10, 25-29
Und siehe, ein Gesetzesgelehrter trat auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? Und er sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du? Er aber antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst!« Er sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue dies, so wirst du leben! Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?
2. Jesus definiert den ‚Nächsten‘ durch ein Gleichnis
Lukas 10, 30-35
Lukas 10, 30-35
Da erwiderte Jesus und sprach: Es ging ein Mensch von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und liefen davon und ließen ihn halb tot liegen, so wie er war. Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er auf der anderen Seite vorüber. Ebenso kam auch ein Levit, der in der Gegend war, sah ihn und ging auf der anderen Seite vorüber. Ein Samariter aber kam auf seiner Reise in seine Nähe, und als er ihn sah, hatte er Erbarmen; und er ging zu ihm hin, verband ihm die Wunden und goss Öl und Wein darauf, hob ihn auf sein eigenes Tier, führte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Und am anderen Tag, als er fortzog, gab er dem Wirt zwei Denare und sprach zu ihm: Verpflege ihn! Und was du mehr aufwendest, will ich dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
3. Jesus wendet das Gleichnis an
Lukas 10, 36-37
Lukas 10, 36-37
Welcher von diesen dreien ist deiner Meinung nach nun der Nächste dessen gewesen, der unter die Räuber gefallen ist? Er sprach: Der, welcher die Barmherzigkeit an ihm geübt hat! Da sprach Jesus zu ihm: So geh du hin und handle ebenso!
D. Maria und Martha
1. Marthas Bitte an Jesus
Lukas 10, 38-40
Lukas 10, 38-40
Es begab sich aber, als sie weiterreisten, dass er in ein gewisses Dorf kam; und eine Frau namens Martha nahm ihn auf in ihr Haus. Und diese hatte eine Schwester, welche Maria hieß; die setzte sich zu Jesu Füßen und hörte seinem Wort zu. Martha aber machte sich viel zu schaffen mit der Bedienung. Und sie trat herzu und sprach: Herr, kümmerst du dich nicht darum, dass mich meine Schwester allein dienen lässt? Sage ihr doch, dass sie mir hilft!
2. Jesus antwortet Martha
Lukas 10, 41-42
Lukas 10, 41-42
Jesus aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du machst dir Sorge und Unruhe um vieles; eines aber ist Not. Maria aber hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden!
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.