Lukas 23, 1-7 Und die ganze Versammlung stand auf, und sie führten ihn vor Pilatus. Sie fingen aber an, ihn zu verklagen und sprachen: Wir haben gefunden, dass dieser das Volk verführt und es davon abhalten will, dem Kaiser die Steuern zu zahlen. Er behauptet, er sei Christus, der König. Da fragte ihn Pilatus und sprach: Bist du der König der Juden? Er antwortete ihm und sprach: Du sagst es! Da sprach Pilatus zu den obersten Priestern und der Volksmenge: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen! Sie aber bestanden darauf und sprachen: Er wiegelt das Volk auf, indem er in ganz Judäa lehrt, angefangen in Galiläa bis hierher! Als Pilatus von Galiläa hörte, fragte er, ob der Mensch ein Galiläer sei. Und als er hörte, dass er aus dem Herrschaftsgebiet des Herodes sei, sandte er ihn zu Herodes, der in diesen Tagen auch selbst in Jerusalem war.
Sie führten ihn vor Pilatus: Die römische Regierung gestattete den jüdischen Oberhäuptern nicht, einen Verbrecher hinzurichten. Deshalb schickten die religiösen Anführer Jesus zu Pontius Pilatus, dem römischen Statthalter der Region Judäa.
Die jüdischen Oberhäupter konnten von Pilatus ein (für sie) günstiges Ergebnis erwarten. Wie die säkulare Geschichte zeigt, war er ein grausamer, rücksichtsloser Mann, völlig unempfindlich gegenüber den Gefühlen anderer. Sicherlich dachten sie, dass Pilatus diesen Jesus töten würde.
Philo, der antike jüdische Gelehrte aus Alexandria, beschrieb Pilatus: „Seine Korruption, seine Anmaßungen, seine Vergewaltigungen, seine Gewohnheit Menschen zu beleidigen, seine Grausamkeit, seine fortwährenden Morde an Menschen, die noch nicht rechtmäßig verurteilt waren und seine nie endende grundlose und höchst schwerwiegende Unmenschlichkeit.“ (Barclay)
Wir haben gefunden, dass dieser das Volk verführt und es davon abhalten will, dem Kaiser die Steuern zu zahlen. Er behauptet, er sei Christus, der König: Gleichzeitig wussten die religiösen Anführer, dass Pilatus der Vorwurf der Gotteslästerung nicht kümmern würde. Deshalb brachten sie bei Pilatus drei falsche Anschuldigungen vor:
Dass Jesus ein Aufrührer wäre (das Volk verführt)
Dass Jesus das Volk aufforderte keine Steuern zu zahlen (es davon abhalten will, dem Kaiser die Steuern zu zahlen)
Dass Jesus behauptete ein König zu sein, in Opposition zum Kaiser (Erbehauptet, er sei Christus, der König)
Da fragte ihn Pilatus und sprach: Bist du der König der Juden? Wir können nur vermuten, was Pilatus dachte, als er Jesus zum ersten Mal vor sich sah, diesen geschlagenen und blutbefleckten Mann. Jesus sah nicht besonders königlich oder majestätisch aus, als er vor Pilatus stand, deshalb war der römischen Statthalter vermutlich sarkastisch oder ironisch, als er ihn fragte: Bist du der König der Juden?
„Pilatus war offensichtlich nicht beunruhigt wegen der gegen Jesus erhobenen Anklage. Warum? Anscheinend sah er auf den ersten Blick, dass der Mann vor ihm in keiner Hinsicht ein Anwärter auf das Königtum war, um den er sich kümmern müsste … Das betonte ‚du‘ im Vers (Matthäus 27, 11) legt dies nahe = du der König der Juden!“ (Bruce)
Du sagst es: Jesus verteidigte sich nicht majestätisch und vollbrachte kein augenblickliches Wunder, um sein eigenes Leben zu retten. Stattdessen gab Jesus Pilatus (fast) dieselbe einfache Antwort, die er dem Hohepriester gab (Du hast es gesagt Matthäus 26, 64).
Ich finde keine Schuld an diesem Menschen: Das war das Urteil des Pilatus. Pilatus war zwar ein grausamer, rücksichtsloser Mann, aber er war nicht dumm. Er durchschaute die Motive der religiösen Anführer und hatte kein Problem damit, Jesus und die ganze Situation mit der Erklärung „Ich finde keine Schuld an diesem Menschen“ zu bewerten.
Sie aber bestanden darauf: Als Reaktion darauf wurden die religiösen Anführer noch wütender und bestanden auf ihrer Anschuldigung, Jesus sei ein Aufrührer (Er wiegelt das Volk auf). Das war ein Verbrechen, mit dem sich jeder römische Statthalter beschäftigen würde.
Und als er hörte, dass er aus dem Herrschaftsgebiet des Herodes sei, sandte er ihn zu Herodes: Pilatus war ratlos und wollte nicht zu seinem Urteil stehen, dass Jesus unschuldig war. Also schickte er Jesus zu Herodes, denn Jesus stammte aus Galiläa, dem Gebiet, in dem Herodes herrschte.
„Die Stadt Nazareth, in der Christus bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr lebte, und die Stadt Kapernaum, in der er seine letzten Lebensjahre verbrachte, lagen beide im südlichen Galiläa, in dem Herodes Antipas Vierfürst war. Pilatus war vermutlich froh über diese Gelegenheit, Herodes ein wenig Respekt zu erweisen, da er ihn wahrscheinlich verärgert hatte und nun mit ihm befreundet sein wollte.“ (Clarke)
„Das Wort ‚weggeschickt‘ (sandte er ihn) (anepempsen) ist ein Fachausdruck für die Entsendung eines Gefangenen von einer Behörde zur anderen (siehe Apostelgeschichte 25, 21).“ (Pate)
2. Der Prozess vor Herodes Antipas, dem Sohn von Herodes dem Großen
Lukas 23, 8-12
Lukas 23, 8-12 Herodes aber freute sich sehr, als er Jesus erblickte; denn er hätte ihn schon längst gern gesehen, weil er viel von ihm gehört hatte, und er hoffte, zu sehen, wie ein Zeichen von ihm vollbracht wurde. Er legte ihm denn auch viele Fragen vor; aber er gab ihm keine Antwort. Die obersten Priester aber und die Schriftgelehrten standen da und verklagten ihn heftig. Und Herodes behandelte ihn verächtlich und verspottete ihn samt seinen Kriegsleuten und schickte ihn, nachdem er ihm ein Prachtgewand hatte anlegen lassen, wieder zu Pilatus. An demselben Tag schlossen Pilatus und Herodes Freundschaft miteinander, denn zuvor waren sie einander feind gewesen.
Herodes aber freute sich sehr, als er Jesus erblickte; denn er hätte ihn schon längst gern gesehen: Herodes hatte sicherlich viel von Jesus gehört, aber sein einziges Interesse war der Wunsch, sich zu amüsieren und unterhalten zu werden. Dieser Sohn von Herodes dem Großen hat Jesus nie ernst genommen.
„Einige der alten Schreiber bemerken gerne, dass es sowohl vier Evangelisten gab, um unserem Herrn Ehre zu erweisen, als auch vier Richter, um ihm Schande zu machen: Hannas und Kajaphas, Pilatus und Herodes.“ (Spurgeon)
Er hoffte, zu sehen, wie ein Zeichen von ihm vollbracht wurde: Herodes schenkte Jesus seine Aufmerksamkeit und freute sich sehr, ihn zu sehen. Er wollte von Jesus hören (zu Herodes‘ eigenen Bedingungen) und er wollte sehen, wie Jesus ein Zeichen tut. Trotz alledem war Herodes‘ Interesse an Jesus nicht aufrichtig und dafür ist er eher zu verurteilen, als zu loben.
Einst hatte Herodes Antipas ein gewisses religiöses Interesse bekundet. Er hörte das Wort Gottes von Johannes dem Täufer (Markus 6, 20). Doch in der Absicht, in seiner Sünde fortzufahren, verhärtete Herodes sich gegenüber Gott und seinem Wort und wurde tot für sein Gewissen.
Zu diesem Zeitpunkt wollte Herodes von Jesus nur das hören, was er hören wollte (er legte ihm denn auch viele Fragen vor). Er wollte, dass Jesus sich selbst unter Beweis stellt und forderte ein Wunder. Viele verlangen auch heute von Jesus ein Wunder als Beweis, und es könnte sein, dass Jesus von ihnen ebenso denkt, wie er von Herodes dachte.
„Herodes zeigte keine Empathie für Jesus, sondern er wollte etwas Neues, etwas Spektakuläres sehen, er wollte sich amüsieren … Da sitzt der listige Fürst und erwartet ein Wunder; er betrachtet sogar die Demonstration göttlicher Macht als bloßen Schaustellertrick oder als Illusion von Magiern.“ (Spurgeon)
Er legte ihm denn auch viele Fragen vor; aber er gab ihm keine Antwort: Herodes regierte über Galiläa, wo Jesus den größten Teil seines Dienstes verbrachte. Er hatte unzählige Gelegenheiten, Jesus immer wieder zu hören – Jesus sprach nicht in geheimen Zusammenkünften an verborgenen Orten. Doch dadurch erkannte Jesus die Wahrheit über Herodes: Er war kein aufrichtig Suchender.
Herodes dachte: „Lasst uns die Antwort des großen Lehrers hören! Lasst uns ein Wunder vom Wundertäter sehen!“ Jesus könnte daraufhin gedacht haben: „Ich habe nichts für dich, den Mörder meines Cousins Johannes dem Täufer.“ „Er, der blinden Bettlern geantwortet hat, als sie um Gnade flehten, schweigt vor einem Fürsten, der nur seine eigene respektlose Neugier befriedigen will.“ (Spurgeon)
Jesus verstand, dass Herodes ein erbärmlicher, oberflächlicher Mann war und hatte ihm daher keine Antwort zu geben. Derselbe Mann, der Johannes den Täufer ermordet hatte, betrachtete Jesus nun zu seiner eigenen Unterhaltung als Wundertäter. Sie verklagtenihn heftig, doch selbst dann hatte Jesus dem Herodes nichts zu sagen.
Und Herodes behandelte ihn verächtlich und verspottete ihn samt seinen Kriegsleuten: Die Verachtung (verächtlich) und der Spott zeigten, was Herodes wirklich über Jesus dachte. Als Jesus sich weigerte, ihn zu unterhalten, amüsierte sich Herodes, indem er Jesus misshandelte.
„Der Spott machte deutlich, dass Herodes die Anklage nicht ernst nahm. Das ist das wirklich Erschreckende an dem Vorfall. Den Gottessohn vor sich, konnte Herodes nur Witze machen.“ (Morris)
An demselben Tag schlossen Pilatus und Herodes Freundschaft miteinander: Bemerkenswerterweise schlossen Herodes und Pilatus an diesem Tag Freundschaft. Sie fanden keine Gemeinsamkeiten außer ihrer Opposition gegenüber Jesus.
„Ich hoffe, wenn hier aufrichtige Christen anwesend sind, die schlecht über andere denken, sie es als große Schande ansehen, dass Herodes und Pilatus Freunde sein sollen, und dass zwei beliebige Nachfolger von Jesus, mit Blick auf den leidenden Herrn keine Freunde sind.“ (Spurgeon)
Bis zu diesem Punkt zeigt Lukas 23 drei verschiedene Gruppen, die Jesus hassten und ablehnten.
Die religiösen Anführer hassten Jesus aus Angst und Neid.
Pilatus wusste etwas davon, wer Jesus war, war aber nicht bereit, sich unbeliebt zu machen, indem er sich für ihn einsetzte.
Herodes nahm Jesus nicht einmal ernst; er war nur an Unterhaltung und Vergnügen interessiert.
3. Der zweite Prozess vor Pilatus
Lukas 23, 13-17
Lukas 23, 13-17 Pilatus aber rief die obersten Priester und die führenden Männer und das Volk zusammen und sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht, als mache er das Volk abtrünnig; und siehe, als ich ihn vor euch verhörte, habe ich an diesem Menschen keine Schuld gefunden, deretwegen ihr ihn anklagt, aber auch Herodes nicht; denn ich habe euch zu ihm gesandt; und siehe, es ist nichts von ihm verübt worden, was des Todes würdig wäre. Darum will ich ihn züchtigen und dann freilassen! Er musste ihnen aber anlässlich des Festes einen freigeben.
Als ich ihn vor euch verhörte, habe ich an diesem Menschen keine Schuld gefunden … es ist nichts von ihm verübt worden, was des Todes würdig wäre: Pilatus erklärte Jesus klar und wortgewandt für unschuldig an einem Verbrechen. Das war das Ergebnis seiner sorgfältigen Prüfung sowohl der Person Jesu als auch der gegen ihn vorgebrachten Beweise.
Darum will ich ihn züchtigen und dann freilassen: Pilatus hat keine leichte Strafe für Jesus vorgeschlagen. Die römische Methode der Geißelung war eine brutale Auspeitschung. Die Schläge erfolgten mit einer Peitsche aus vielen Ledersträngen, an deren Enden scharfe Knochen- oder Metallstücke befestigt waren. Dadurch verwandelte sich der Rücken zu rohem Fleisch, und es war nicht ungewöhnlich, dass ein Krimineller an einer Geißelung starb, noch bevor er gekreuzigt wurde.
Das war nicht gerecht. Ein unschuldiger Mensch verdient weder eine leichte noch eine schwere Bestrafung, wie sie in den Worten anklingt „Darum will ich ihn züchtigen“.
Er musste ihnen aber anlässlich des Festes einen freigeben: Pilatus glaubte, er wüsste einen Ausweg, wie Jesus dem Tod entgehen könnte. Er plante, ihn freizulassen gemäß dem Brauch, jedes Jahr zur Passahzeit einen Gefangenen freizugeben.
Pilatus dachte vielleicht: „Wenn dieser Mann behauptet König zu sein, und auch nur im Ansatz feindselig gegenüber Rom ist, dann wird die Menge ihn lieben. Die jüdischen Oberhäupter wollen zwar nicht, dass Jesus freigelassen wird, aber die Menge wird mit ihm sympathisieren.“
4. Die Volksmenge trifft ihre Wahl
Lukas 23, 18-25
Lukas 23, 18-25 Da schrie aber die ganze Menge und sprach: Hinweg mit diesem, und gib uns Barabbas frei! Der war wegen eines in der Stadt vorgefallenen Aufruhrs und Mordes ins Gefängnis geworfen worden. Nun redete ihnen Pilatus noch einmal zu, weil er Jesus freilassen wollte. Sie aber riefen dagegen und sprachen: Kreuzige, kreuzige ihn! Und zum dritten Mal sprach er zu ihnen: Was hat dieser denn Böses getan? Ich habe keine des Todes würdige Schuld an ihm gefunden. Darum will ich ihn züchtigen und dann freilassen. Sie aber hielten an mit lautem Geschrei und forderten, dass er gekreuzigt werde; und ihr Geschrei und das der obersten Priester nahm überhand. Da entschied Pilatus, dass ihre Forderung erfüllt werden sollte, und gab ihnen den frei, den sie begehrten, welcher eines Aufruhrs und Mordes wegen ins Gefängnis geworfen worden war; Jesus aber übergab er ihrem Willen.
Hinweg mit diesem, und gib uns Barabbas frei: Die Menge, von der Pilatus überzeugt war, dass sie Jesus freilassen würde, verurteilte ihn stattdessen. Aus diesem Grund fand Pilatus nicht den Mut, sich sowohl den religiösen Anführern als auch der Volksmenge zu widersetzen.
Sie aber riefen dagegen und sprachen: Kreuzige, kreuzige ihn! Das war eine seltsame, fast verrückte Szene: Ein grausamer, rücksichtsloser römischer Statthalter, der versucht, das Leben eines wundertätigen jüdischen Lehrers zu retten, gegen die angestrengten Bemühungen sowohl der jüdischen Oberhäupter als auch der Menge.
„Ihre lauten Schreie erwecken den Eindruck, dass sich ein Aufruhr anbahnte. Für Pilatus muss es offensichtlich gewesen sein, dass die Situation immer unangenehmer wurde.“ (Morris)
Wir können uns vorstellen, dass viele in dieser Menge nur wenige Tage zuvor Jesus ‚Hosanna‘ zugerufen hatten. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass die meisten, die riefen: ‚Kreuzige ihn!‘, Einwohner Jerusalems waren und nicht die Pilger aus Galiläa und von anderen Orten, die Jesus an dem Tag willkommen hießen, als er in Jerusalem einzog.
Und gab ihnen den frei, den sie begehrten, welcher eines Aufruhrs und Mordes wegen ins Gefängnis geworfen worden war; Jesus aber übergab er ihrem Willen: Die Menge lehnte Jesus ab und nahm Barabbas an, dessen Name Sohn des Vaters bedeutet, und der ein Terrorist und Mörder war.
Wenn jemand sagen konnte: „Jesus ist für mich gestorben“, dann war es Barabbas. Er wusste, was es bedeutet, dass Jesus für ihn starb, der Unschuldige für den Schuldigen.
Jesus aber übergab er ihrem Willen: So sah Pilatus sein Handeln, und das war teilweise wahr. Im weitesten Sinne wurde Jesus dem Willen seines Vaters ausgeliefert, und der ewige Plan Gottes – vorherbestimmt, bevor die Welt überhaupt erschaffen wurde – würde mit Sicherheit erfüllt werden.
B. Jesus stirbt und wird begraben
1. Simon trägt das Kreuz Jesu
Lukas 23, 26
Lukas 23, 26 Und als sie ihn hinführten, ergriffen sie einen gewissen Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten ihm das Kreuz auf, damit er es Jesus nachtrage.
Als sie ihn hinführten: Schon bevor Jesus gegeißelt werden sollte, war seine körperliche Verfassung schlecht. Man kann jedoch davon ausgehen, dass Jesus bis zur Nacht seiner Verhaftung in guter körperlicher Verfassung war.
„Die Härte des Dienstes Jesu (d. h. das Reisen zu Fuß durch ganz Palästina) schloss eine schwere körperliche Krankheit oder eine schwache allgemeine Konstitution aus.“ (Dr. William Edwards in dem Artikel „Über den physischen Tod Jesu Christi“ aus dem Journal of the American Medical Association, 21.03.86)
Doch in den 12 Stunden zwischen Donnerstag 21.00 Uhr und Freitag 9.00 Uhr hat Jesus viel erlitten, sowohl körperlich als auch durch die emotional sehr belastenden Stresssituationen, die ihm zusätzlich auch physisch zu schaffen machten.
Jesus litt im Garten Gethsemane unter großem emotionalem Stress, wie sich zeigte, denn sein Schweiß wurde … wie Blutstropfen (Lukas 22, 44). „Obwohl das ein sehr seltenes Phänomen ist, kann blutiger Schweiß (Hämatidrose oder Hämohidrose) in hochemotionalen Zuständen oder bei Personen mit Blutungsstörungen auftreten. Infolge einer Einblutung in die Schweißdrüsen wird die Haut verletzlich und empfindlich.“ (Edwards)
Jesus litt emotional, dass ihn seine Jünger verlassen hatten.
Jesus litt unter den heftigen Schlägen und körperlichen Misshandlungen im Haus des Hohepriesters.
Jesus litt unter einer schlaflosen Nacht.
Jesus litt, da er gezwungen wurde, mehr als 4 km zu gehen.
All diese Faktoren machten Jesus besonders anfällig für die Auswirkungen der Geißelung.
Bevor Jesus das Kreuz auf sich nahm, wurde er ausgepeitscht – gegeißelt – wie Pilatus es zuvor angekündigt hatte (darum will ich ihn züchtigen, Lukas 23, 16). „Die Geißelung war eine gesetzliche Voraussetzung für jede römische Hinrichtung, und nur Frauen und römische Senatoren oder Soldaten (außer in Fällen von Fahnenflucht) waren davon ausgenommen.“ (Edwards)
Ziel der Geißelung war es, das Opfer so zu schwächen, dass es in einen Zustand kurz vor dem Zusammenbruch und dem Tod stand. „Wenn die römischen Soldaten wiederholt mit voller Wucht auf den Rücken des Opfers einschlugen, verursachten die Eisenkugeln tiefe Quetschungen, und die Lederriemen und Schafsknochen schnitten in die Haut und das Unterhautgewebe. Während das Auspeitschen fortgesetzt wurde, vertieften sich die Risse in die darunter liegenden Skelettmuskeln und es entstanden zuckende Streifen blutenden Fleisches. Schmerz und Blutverlust waren in der Regel die Vorboten eines Kreislaufschocks. Das Ausmaß des Blutverlustes dürfte entscheidend dafür gewesen sein, wie lange das Opfer das Kreuz überleben würde.“ (Edwards)
„Die schwere Geißelung mit ihren intensiven Schmerzen und dem beträchtlichen Blutverlust hat Jesus höchstwahrscheinlich in einen Zustand kurz vor dem Schock versetzt. Außerdem hatte die Hämatidrose seine Haut besonders empfindlich gemacht. Die physischen und psychischen Misshandlungen durch die Juden und die Römer sowie der Mangel an Nahrung, Wasser und Schlaf trugen ebenfalls zu seinem allgemein geschwächten Zustand bei. Daher war die körperliche Verfassung Jesu schon vor der eigentlichen Kreuzigung zumindest ernst, möglicherweise auch kritisch.“ (Edwards)
Als sie ihn hinführten: Bevor Jesus weggeführt wurde, wurde ihm die Kleidung heruntergerissen. Das war schmerzhaft und riss Wunden wieder auf, die gerade begonnen hatten zu heilen.
„Als die Soldaten Jesus das Gewand vom Rücken rissen, haben sie wahrscheinlich die Geißelungswunden wieder aufgerissen.“ (Edwards)
Als sie ihn hinführten: Als Jesus zur Kreuzigung geführt wurde, zwang man ihn – wie alle Kreuzigungsopfer – das Holz zu tragen, an dem er hängen würde.
Das Gewicht des gesamten Kreuzes betrug ca. 140 kg. Das Opfer trug nur die Querstange, die zwischen 30 und 60 kg wog. Zum Tragen der Querstange wurde das Opfer gewöhnlich nackt ausgezogen und oft waren seine Hände an das Holz gefesselt.
Die senkrechten Balken eines Kreuzes waren in der Regel dauerhaft an einer sichtbaren Stelle außerhalb der Stadtmauern neben einer Hauptstraße befestigt. Es ist wahrscheinlich, dass Jesus bei vielen Gelegenheiten an dem senkrechten Balken vorbeikam, an dem er später gekreuzigt werden sollte.
Ergriffen sie einen gewissen Simon von Kyrene: Der geschwächte Zustand von Jesus erforderte das. Der Name des Mannes war Simon, und er stammte aus Kyrene in Nordafrika (dem heutigen Libyen).
Kein Zweifel, Simon besuchte Jerusalem als Passah-Pilger von seinem etwa 1300 km entfernten Heimatland aus. Er wusste wenig bis gar nichts über diesen Jesus und hatte auch nicht den Wunsch, mit diesem Mann in Verbindung gebracht zu werden, der als Verbrecher zum Tode verurteilt war.
Doch die Römer waren das Gesetz, und Simon hatte keine Wahl – sie ergriffen ihn und legten ihm das Kreuz auf, damit er es Jesus nachtrage. Vielleicht wurde er ausgewählt, weil er offensichtlich ein Fremder war und in der Menge mehr auffiel.
Wir haben Grund zu der Annahme, dass Simon auf wunderbare Weise erfuhr, was es wirklich bedeutet, sein Kreuz auf sich zu nehmen und Jesus zu folgen. Es gibt einige Hinweise darauf, dass seine Söhne unter den frühen Christen zu Leitern wurden (Markus 15, 21 und Römer 16, 13).
2. Jesus spricht die Töchter Jerusalems an
Lukas 23, 27-31
Lukas 23, 27-31 Es folgte ihm aber eine große Menge des Volkes, und dazu Frauen, die ihn auch beklagten und betrauerten. Da wandte sich Jesus zu ihnen und sprach: Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch selbst und über eure Kinder! Denn siehe, es kommen Tage, da man sagen wird: Glückselig sind die Unfruchtbaren, und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht gestillt haben! Dann wird man anfangen, zu den Bergen zu sagen: Fallt über uns! und zu den Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn man dies mit dem grünen Holz tut, was wird mit dem dürren geschehen?
Es folgte ihm aber eine große Menge des Volkes: Es war üblich, dass eine große Menge einem verurteilten Verbrecher auf seinem Weg zur Kreuzigung folgte. Es sollte eine öffentliche Veranstaltung sein.
Es war Brauch, dass eine römische Wache mit einem Schild, das den Namen und das Verbrechen der Person trug, auf dem Weg zum Ort der Kreuzigung voranging und den Namen und das Verbrechen laut ausrief. Für gewöhnlich nahmen sie nicht den kürzesten Weg, damit möglichst viele Menschen sehen konnten, wie das Römische Reich seine Feinde behandelt.
Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch selbst und über eure Kinder: Mit gutem Grund beklagten und betrauerten ihn einige Frauen als sie sahen, wie Jesus behandelt wurde. Jesus sagte ihnen sinngemäß: „Weint nicht um mich, weint um die, die mich ablehnen.“
„Was die Worte selbst betrifft, so sind sie besonders bemerkenswert, weil sie die letzte zusammenhängende Rede des Erlösers vor seinem Tod darstellen. Alles, was er danach sagte, war bruchstückhaft und hatte hauptsächlich den Charakter eines Gebets.“ (Spurgeon)
Glückselig sind die Unfruchtbaren: „Nach jüdischem Brauch tat man genau das Gegenteil, man lobte die Mutterschaft und stigmatisierte die Unfruchtbarkeit. Aber die Tage des Untergangs von Jerusalem würden so hart sein, dass die Frauen es bei weitem vorziehen würden, keine Kinder zu bekommen, anstatt sie die Qualen durchmachen zu lassen, die die Stadt erwartete.“ (Pate)
Denn wenn man dies mit dem grünen Holz tut, was wird mit dem dürren geschehen? Gemeint ist: „Wenn dies das Schicksal der Unschuldigen ist (Jesus bezieht es auf sich selbst), was wird dann erst mit den Schuldigen geschehen?“
Jesus sagte das im engeren Sinn, da er das Schicksal Jerusalems kannte. „Mit seinem ruhigen, prophetischen Auge sieht er über die dazwischen liegenden Jahre hinaus auf die Belagerung und die Einnahme Jerusalems. Er spricht, als würde er die schrecklichen Schreie schon hören, die den Einzug der Römer in die Stadt und das Niederstrecken von Jung und Alt, Frauen und Kindern ankündigen.“ (Spurgeon)
Jesus sagte das im weiteren Sinn, weil er das Schicksal aller kennt, die ihn ablehnen. „Weine nicht mal ein Zehntel so viel darüber, dass Christus gestorben ist, sondern weine darüber, dass deine Sünden es notwendig gemacht haben, dass er sterben musste. Weine nicht über die Kreuzigung, sondern weine über deine Übertretungen, denn deine Sünden haben den Erlöser an das verfluchte Holz genagelt. Über einen sterbenden Erlöser zu weinen, bedeutet, das Heilmittel zu beklagen; es wäre klüger, die Krankheit zu beklagen.“ (Spurgeon)
3. Jesus wird gekreuzigt
Lukas 23, 32-33
Lukas 23, 32-33 Es wurden aber auch zwei andere hingeführt, Übeltäter, um mit ihm hingerichtet zu werden. Und als sie an den Ort kamen, den man Schädelstätte nennt, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken.
Und als sie an den Ort kamen, den man Schädelstätte nennt: Es gab einen bestimmten Ort außerhalb der Stadtmauern von Jerusalem, aber dennoch in der Nähe, an dem Menschen gekreuzigt wurden. An diesem Ort, den man Schädelstätte nennt, starb Jesus für unsere Sünden, und unsere Erlösung war vollbracht. Die Schädelstätte nennt man auch Golgatha, und es war der Ort, an dem Verbrecher gekreuzigt wurden.
„Es ist sehr aufschlussreich, was Fitzmyer, ein Jesuitentheologe, in einer Randbemerkung zu V. 32 feststellt, nämlich, dass die Darstellung des Kreuzweges Jesu nichts über die vierzehn Kreuzwegstationen sagt, wie z.B. das Fallen Jesu, die Begegnung mit seiner Mutter oder mit Veronika (‚das wahre Abbild‘ [auf dem Schweißtuch]). Solche späteren Überlieferungen scheinen keine historische Grundlage zu haben, auch wenn sie sicherlich sentimental anmuten.“ (Pate)
Kreuzigten sie ihn dort: In der Zeit, in der das Neue Testament geschrieben wurde, bedurfte die Praxis der Kreuzigung keiner Erklärung. In den vielen Generationen danach, können die meisten Menschen jedoch nicht mehr nachvollziehen, welche Qualen ein Mensch bei der Hinrichtung durch Kreuzigung durchlebt hat.
„Obwohl die Römer die Kreuzigung nicht erfunden haben, perfektionierten sie diese als eine Form der Folter und der Todesstrafe, die einen langsamen Tod mit maximalen Schmerzen und Leiden herbeiführen sollte.“ (Edwards)
Die Kombination von Geißelung und Kreuzigung machte den Tod am Kreuz besonders brutal. Der Rücken des Opfers wurde zuerst durch die Geißelung aufgerissen, dann wurde das geronnene Blut wieder aufgerissen, als die Kleidung vor der Kreuzigung abgerissen wurde. Das Opfer wurde auf den Boden geworfen, um seine Hände am Querbalken zu fixieren. Die Wunden auf dem Rücken wurden dabei erneut aufgerissen und mit Schmutz verunreinigt. Dann, wenn das Opfer am Kreuz hing, bewirkte jeder Atemzug, dass die schmerzhaften Wunden am Rücken gegen das raue Holz des aufrechten Balkens rieben.
Wenn der Nagel durch die Handgelenke getrieben wurde, durchtrennte er den großen Medianusnerv. Dieser stimulierte Nerv erzeugte in beiden Armen unerträgliche, feurige Schmerzen und verursachte bei dem Opfer oft einen klauenartigen Griff in den Händen.
Abgesehen von den extremen Schmerzen bestand die Hauptwirkung der Kreuzigung in der Einschränkung der normalen Atmung. Das Gewicht des Körpers, das an Armen und Schultern nach unten zog, führte dazu, die Atemmuskulatur im Einatmungszustand zu fixieren und die Ausatmung zu behindern. Das Fehlen einer adäquaten Atmung führte zu schweren Muskelkrämpfen, die die Atmung zusätzlich behinderten. Um gut atmen zu können, musste das Opfer gegen die Füße drücken, die Ellenbogen beugen und aus den Schultern ziehen. Das Körpergewicht auf die Füße zu verlagern, erzeugte brennende Schmerzen, und das Beugen der Ellenbogen verdrehte die Hände, die an den Nägeln hingen. Das Anheben des Körpers zum Einatmen rieb auch den Rücken schmerzhaft gegen den rauen Holzpfosten. Jede Anstrengung zum richtigen Atmen war qualvoll, mühsam und führte zu einem früheren Tod.
„Nicht selten haben sich Insekten in den offenen Wunden oder den Augen, Ohren und der Nase des sterbenden und hilflosen Opfers zu schaffen gemacht oder sich dort eingegraben, und Raubvögel haben an diesen Stellen gerissen. Darüber hinaus war es üblich, den Leichnam am Kreuz hängen zu lassen, damit er von Raubtieren gefressen werden konnte.“ (Edwards)
Der Tod durch Kreuzigung konnte viele Ursachen haben: akuter Schock durch Blutverlust; zu starke Erschöpfung, um noch atmen zu können; Dehydrierung; stressbedingter Herzinfarkt oder stauungsbedingte Herzinsuffizienz (kongestive Herzinsuffizienz), die zu einer Ruptur (Riss) des Herzens führte. Wenn das Opfer nicht schnell genug starb, wurden die Beine gebrochen, und das Opfer konnte aufgrund der Zwangshaltung durch die Kreuzigung bald nicht mehr atmen.
Wie schlimm war die Kreuzigung? Das englische Wort excrutiating (qualvoll) leitet sich vom römischen Wort ‚aus dem Kreuz‘ ab. „Bedenke, wie abscheulich vor Gott die Sünde sein muss, wenn sie ein solches Opfer erfordert!“ (Clarke)
Kreuzigten sie … ihn: Das Besondere am Leiden Jesu war, dass er in keiner Weise das Opfer der Umstände war. Er hatte die Kontrolle. Jesus sagte über sein Leben in Johannes 10, 18: „Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir aus.“ Es ist schrecklich, gezwungen zu werden, solche Qualen zu ertragen, aber sich aus Liebe frei dafür zu entscheiden, ist bemerkenswert.
Das war die wichtigste Tat in diesem wichtigsten Leben und spiegelt sich sogar in der antiken säkularen Geschichte wider. Die vorhandenen Erwähnungen von Jesus in der antiken außerbiblischen Literatur heben jeweils seinen Tod am Kreuz hervor.
Ein Brief von Mara bar Serapion an seinen Sohn (ca. 73 n. Chr.)
Josephus, der jüdische Historiker (ca. 90 n. Chr.)
Tacitus, der römische Historiker (ca. 110-120 n. Chr.)
Der babylonische Talmud (ca. 200 n. Chr.)
Die Übeltäter, den einenzur Rechten, den anderen zur Linken: In seinem Tod wurde Jesus mit Sündern gleichgestellt – er wurde zwischen zwei Verbrechern gekreuzigt.
4. Jesus am Kreuz
Lukas 23, 34-38
Lukas 23, 34-38 Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Sie teilten aber sein Gewand und warfen das Los [darüber]. Und das Volk stand da und sah zu. Und es spotteten auch die Obersten mit ihnen und sprachen: Andere hat er gerettet; er rette nun sich selbst, wenn er der Christus ist, der Auserwählte Gottes! Aber auch die Kriegsknechte verspotteten ihn, indem sie herzutraten und ihm Essig brachten und sprachen: Bist du der König der Juden, so rette dich selbst! Es stand aber auch eine Inschrift über ihm geschrieben in griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift: »Dieser ist der König der Juden«.
Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun: Die Liebe Jesu erlischt nie. Am Kreuz hat er sogar für seine Peiniger gebetet und bat Gott, den Vater, ihnen diese Sünde nicht anzurechnen.
Wahrscheinlich betete Jesus während seines ganzen Wirkens auf diese Weise für seine Feinde. Dieses Gebet wurde gehört und aufgeschrieben, da er hier keinen stillen Ort zum Beten hatte.
Darin erfüllte Jesus sein eigenes Gebot: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen (Matthäus 5, 44).
Denn sie wissen nicht, was sie tun: Damit erkannte Jesus in seinem Gebet die Blindheit seiner Feinde. Das entschuldigte nicht die Schuld derer, die Jesus ans Kreuz geschlagen hatten; aber Jesus setzte seine Feinde in seinem Gebet zum Vater in das bestmögliche Licht. Wir müssen mit dem gleichen Herzen und nach dem gleichen Muster beten.
„Wenn Unwissenheit ein Verbrechen nicht entschuldigt, dann mindert sie doch die Gräueltat, die sie darstellt. Diese Personen wussten jedoch sehr wohl, dass sie einen unschuldigen Mann kreuzigten; aber sie wussten nicht, dass sie mit dieser ihrer Tat das schwerste Gericht Gottes über sich selbst und über ihr Land brachten. Mit dem Gebet Vater, vergib ihnen! erfüllte sich die Prophezeiung aus Jesaja 53, 12: … und [er hat] für die Übeltäter gebetet.“ (Clarke)
Sie teilten aber sein Gewand und warfen das Los: Am Kreuz behielt Jesus keinen materiellen Besitz. Sogar sein Gewand wurde ihm genommen und sie teilten es durch das Los. Das zeigt, dass Jesus die Leiter ganz herabgestiegen ist, um unsere Rettung zu vollenden. Er ließ absolut alles los – sogar seine Kleidung – und wurde für uns völlig arm, so dass wir in ihm völlig reich werden können.
2. Korinther 8, 9 sagt es so: Denn ihr kennt ja die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, obwohl er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.
Und es spotteten auch die Obersten mit ihnen … Aber auch die Kriegsknechte verspottetenihn: Jesus wurde weder geehrt noch ermutigt, als er am Kreuz hing. Stattdessen wurde er verhöhnt und verspottet. Seine religiösen Feinde sagten: Andere hat er gerettet; er rette nun sich selbst, wenn er der Christus ist, der Auserwählte Gottes! Doch gerade weil er sich nicht selbst gerettet hat, kann er andere retten. Man könnte mit Recht sagen, dass ihn die Liebe am Kreuz hielt, nicht die Nägel.
Es stand aber auch eine Inschrift über ihm geschrieben in griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift: »Dieser ist der König der Juden« In Johannes 19, 21 lesen wir, dass die religiösen Anführer der Juden gegen diesen Titel Einspruch erhoben. Sie hielten ihn für falsch, weil sie nicht glaubten, dass Jesus der König der Juden war. Sie hielten ihn auch für erniedrigend, weil er die Macht Roms zeigte, selbst den ‚König der Juden‘ zu demütigen und zu foltern. Doch Pilatus wollte daran nichts ändern, und als er gebeten wurde, die Inschrift zu entfernen, antwortete er: „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben“ (Johannes 19, 22).
„Die schriftliche Anklage (oder Titulus) wurde normalerweise vor einem Verbrecher auf dem Weg zur Hinrichtung getragen oder um seinen Hals gehängt und dann am Kreuz befestigt, wodurch die abschreckende Wirkung der Strafe verstärkt wurde.“ (France)
„Diese ehrende Würdigung und Grabinschrift, die am Kreuz unseres Erlösers angebracht war, erklärte ihn zum König aller Religion, bezogen auf die Hebräer; aller Weisheit, bezogen auf die Griechen, und aller Macht, bezogen auf die Römer.“ (Trapp)
5. Ein Verbrecher am Kreuz findet Erlösung
Lukas 23, 39-43
Lukas 23, 39-43 Einer der gehängten Übeltäter aber lästerte ihn und sprach: Bist du der Christus, so rette dich selbst und uns! Der andere aber antwortete, tadelte ihn und sprach: Fürchtest auch du Gott nicht, da du doch in dem gleichen Gericht bist? Und wir gerechterweise, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Unrechtes getan! Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke an mich, wenn du in deiner Königsherrschaft kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!
Einer der gehängten Übeltäter aber lästerte ihn: Einer der mit Jesus gekreuzigten Verbrecher schloss sich dem Hohn und dem Spott an. Er argumentierte, wenn Jesus der Messias wäre, sollte er diejenigen retten, die mit ihm gekreuzigt werden (rettedich selbst und uns).
Der andere aber antwortete, tadelte ihn: Sowohl Matthäus (Matthäus 27, 44) als auch Markus (Markus 15, 32) weisen darauf hin, dass beide Verbrecher Jesus verspotteten. Obwohl beide Jesus zunächst verhöhnten, kam einer der Verbrecher in den Stunden am Kreuz zu einer anderen Sicht der Dinge und begann, Jesus zu vertrauen.
Dieser zweite Verbrecher respektierte Gott (Fürchtest auch du Gott nicht).
Er kannte seine eigene Sünde (da du doch in dem gleichen Gericht bist? Und wir gerechterweise, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind)
Er kannte Jesus (dieser aber hat nichts Unrechtes getan).
Er rief nach Jesus (er sprach zu Jesus).
Er rief Jesus als Herrn an (er sprach zu Jesus: Herr).
Er glaubte, dass Jesus der war, für den er sich ausgab (gedenke an mich, wenn du in deiner Königsherrschaft kommst).
Er glaubte Jesu‘ Versprechen vom ewigen Leben.
„Es ist bemerkenswert, dass dieser Mann der erste gewesen zu sein scheint, der an die Fürsprache Christi glaubte.“ (Clarke)
Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein: Jesus antwortete auf das Vertrauen des zweiten Verbrechers, indem er ihm versicherte, dass sein Leben nach dem Tod mit Jesus im Paradies stattfinden würde, nicht in Höllenqualen.
Hier ist etwas wirklich Bemerkenswertes: Eine Bekehrung auf dem Sterbebett, und man kann zurecht behaupten, dass sie das einzige biblische Beispiel für eine Errettung in letzter Minute ist. Es gibt eine Bekehrung auf dem Sterbebett in der Bibel, so dass niemand verzweifelt; aber auch nur eine einzige, so dass sich niemand etwas vormachen kann.
Es ist bedeutsam, dass dieser Dieb, der im letzten Moment auf Jesus vertraute, in denselben Himmel kommt wie alle anderen auch. Das mag nicht fair erscheinen, aber im größeren Zusammenhang wird dadurch die Gnade Gottes gepriesen und nicht der menschliche Verdienst bei der Erlösung. Im Himmel werden wir alle mit Freude und Belohnung überhäuft werden; aber der Grad unserer jetzigen Treue bestimmt, wie groß unser Gefäß für Freude und Belohnung im Himmel sein wird, obwohl alle bis zum Rand ihres Fassungsvermögens gefüllt sein werden.
Im Paradies: „Paradies (paradeisos), ein persisches Wort, das ‚Garten, Park‘ bedeutet, wurde in der Septuaginta für den Garten Eden verwendet (1. Mose 2, 8). Es wurde dann in Jesaja 51, 3 zu einer Art zukünftiger Glückseligkeit für Gottes Volk … In der vorliegenden Passage stellt es den Zustand der Glückseligkeit dar, den Jesus dem Verbrecher direkt nach dem Tod versprach.“ (Pate)
Diese Zusicherung war für Jesus so wichtig, dass sie ihn etwas kostete. Es tat Jesus weh, diese Worte überhaupt auszusprechen. „Da das Sprechen beim Ausatmen geschieht, müssen diese kurzen, prägnanten Äußerungen besonders schwierig und schmerzhaft gewesen sein.“ (Edwards)
Jesu‘ Antwort überstieg weit die Erwartungen des zweiten Verbrechers.
Der Verbrecher am Kreuz hatte eine ferne Zukunft im Sinn; Jesus sagte zu ihm ‚heute‘.
Der Verbrecher am Kreuz bat nur darum, dass man sich an ihn erinnere; Jesus sagte: … wirst du mit mir … sein.
Der Verbrecher am Kreuz suchte nur nach einem Königreich; Jesus versprach ihm das Paradies.
6. Jesus stirbt am Kreuz
Lukas 23, 44-46
Lukas 23, 44-46 Es war aber um die sechste Stunde, und eine Finsternis kam über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und die Sonne wurde verfinstert, und der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei. Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Und als er das gesagt hatte, verschied er.
Eine Finsternis kam über das ganze Land bis zur neunten Stunde: Die bemerkenswerte Finsternis über der ganzen Erde zeigte die Qual der Schöpfung im Leiden des Schöpfers. „Origenes (Contra Celsum 2, 33) und Eusebius (Chron.) zitieren Worte von Phlegon (einem römischen Historiker), in denen er von einer außergewöhnlichen Sonnenfinsternis sowie von einem Erdbeben um die Zeit der Kreuzigung spricht.“ (Geldenhuys)
Ein römischer Historiker namens Phlegon schrieb: „Im vierten Jahr der 202. Olympiade gab es eine außergewöhnliche Sonnenfinsternis: Zur sechsten Stunde verwandelte sich der Tag in eine dunkle Nacht, so dass die Sterne am Himmel zu sehen waren; und es gab ein Erdbeben.“ (zitiert von Clarke)
Die Kreuzigung fand während der Passahzeit statt, und Passah wird immer bei Vollmond gefeiert. Eine natürliche Sonnenfinsternis ist bei Vollmond unmöglich.
Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei: Das Zerreißen des Tempelvorhangs bedeutete zumindest zwei Dinge. Erstens hat der Mensch nun freien Zugang zum Thron der Gnade durch das Kreuz. Zweitens sollte niemand mehr denken, dass Gott in Tempeln wohnt, die mit Händen gemacht wurden.
Matthäus 27, 51 stellt fest, der Vorhang im Tempel riss von oben bis unten entzwei. Gott zerriss ihn vom Himmel aus, nicht der Mensch von der Erde aus.
Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Jesus rief etwas mit lauter Stimme, dann sprach er in den folgenden Zeilen zu Gott dem Vater. Johannes 19, 30 berichtet uns, was er sagte: Es ist vollbracht, was im Griechischen nur ein Wort ist (tetelestai – ‚vollständig bezahlt‘)). Das war der Schrei eines Siegers, denn Jesus hatte die Schuld unserer Sünde vollständig beglichen und die ewige Bestimmung des Kreuzes vollendet.
Irgendwann bevor er starb, bevor der Vorhang entzweigerissen wurde, bevor er ausrief, es ist vollbracht, fand eine überwältigende geistliche Übertragung statt. Der Vater legte all die Schuld und den Zorn, den unsere Sünde verdient hat, auf Jesus und dieser nahm es voll und ganz auf sich, um damit Gottes Zorn uns gegenüber zu befriedigen.
So schrecklich das körperliche Leiden Jesu auch war, dieses geistliche Leiden – der Akt, an unserer Stelle für die Sünde gerichtet zu werden – war es, was Jesus am Kreuz wirklich fürchtete. Das war der Kelch – der Kelch des gerechten Zornes Gottes -, vor dessen Trinken er zitterte (Lukas 22, 39-46; Psalm 75, 9; Jesaja 51, 17; Jeremia 25, 15). Am Kreuz wurde Jesus sozusagen zum Feind Gottes, der gerichtet und gezwungen wurde, den Kelch des Zornes des Vaters zu trinken. Er tat es, damit wir diesen Kelch nicht zu trinken brauchen.
Jesaja 53, 3-5 bringt es kraftvoll zum Ausdruck: Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut; wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir achteten ihn nicht. Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.
„Leser! Nur ein Tropfen aus diesem Kelch würde deine Seele in endloses Verderben stürzen; und diese Qualen würden das Universum vernichten. Er litt allein: es war niemand aus dem Volk bei ihm; denn seine Leiden sollten eine Sühne für die Sünden der Welt sein; und in dem Werk der Erlösung hatte er keinen Helfer.“ (Clarke)
„Die Tatsache, dass er seine Stimme erheben konnte, während ein Gekreuzigter normalerweise kaum nach Luft schnappen konnte, deutet darauf hin, dass Jesus immer noch die Kontrolle über sein Schicksal hatte.“ (Pate)
Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist: Sein Werk am Kreuz ist vollbracht. Mit Gebet übergab Jesus seinen lebendigen Geist Gott dem Vater, als er seinen Körper am Kreuz dem Tod übergab. Das zeigt, dass Jesus sein Leben hingab, wann und wie er es wollte. Niemand nahm ihm sein Leben; er gab es hin, als sein Werk vollendet war. Jesus ist kein Opfer, das wir bedauern sollten, sondern ein Überwinder, den wir bewundern sollten.
Spar dir dein Mitleid für diejenigen, die das gesamte Werk Jesu am Kreuz auf Golgatha ablehnen; für die Prediger, die nicht das Herz von Paulus in 1. Korinther 1, 23 haben, wenn er den zentralen Inhalt der christlichen Botschaft verkündet: Wir verkündigen … Christus den Gekreuzigten.
Befehle ich meinen Geist: „Oder ich übergebe meinen Geist – ich lege meine Seele in deine Hände. Ein weiterer Beweis für die Körperlosigkeit der Seele und für ihre gesonderte Existenz, wenn der Körper tot ist.“ (Clarke)
Und als er das gesagt hatte, verschied er: Nachdem das Werk des Kreuzes vollbracht war, fühlte Jesus keine Notwendigkeit mehr, das Leiden zu ertragen. Er übergab seinen lebendigen Geist an Gott den Vater, und er übergab seinen Körper dem Tod am Kreuz und verschied.
„Die Worte aus V. 46, ‚verschied er‘ (‚hauchte sein Leben aus‘), können als Echo auf 1. Mose 2, 7 gesehen werden. Dort heißt es, dass Gott Adam den Lebensatem einhauchte, und er wurde eine lebendige Seele. Dem einen wurde von Gott der Lebensatem eingehaucht – Adam; der andere hauchte den Lebensatem aus – Jesus. Letzterer bezahlte für die Folgen der Sünde des Ersteren, um eine neue Schöpfung einzuleiten.“ (Pate)
7. Die Reaktion der Umstehenden auf den Tod Jesu
Lukas 23, 47-49
Lukas 23, 47-49 Als aber der Hauptmann sah, was geschah, pries er Gott und sprach: Wahrlich, dieser Mensch war gerecht! Und die ganzen Scharen, die herbeigekommen waren zu diesem Schauspiel — als sie sahen, was geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten zurück. Es standen aber alle, die ihn kannten, weit entfernt, auch die Frauen, die ihm von Galiläa her nachgefolgt waren; und sie sahen dies.
Als aber der Hauptmann sah, was geschah,pries er Gott: In dem Moment als Jesus am Kreuz starb, verherrlichte der heidnische Hauptmann sofort Gott und begriff, wer Jesus war (dieser Mensch war gerecht).
Sicherlich hatte dieser Hauptmann vorher schon viele gekreuzigte Menschen gesehen. Und doch gab es etwas so Bemerkenswertes an Jesus, dass er etwas über ihn sagte, was er über niemanden sonst sagen konnte.
Das ist ein Bild für alle, die durch das Kreuz zu Jesus kommen und die Verheißung Jesu erfüllen: Und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. (Johannes 12, 32).
Und die ganzen Scharen, die herbeigekommen waren zu diesem Schauspiel — als sie sahen, was geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten zurück: Andere gingen traurig nach Hause; sie waren Jesus zu nahe, um zu sehen, wie bemerkenswert sein Tod war, und sie vergaßen sein Versprechen, wieder aufzuerstehen.
8. Jesus wird im Grab Josephs von Arimathia begraben
Lukas 23, 50-56
Lukas 23, 50-56 Und siehe, ein Mann namens Joseph aus Arimathia, einer Stadt der Juden, der ein Ratsherr war, ein guter und gerechter Mann, der ihrem Rat und Tun nicht zugestimmt hatte, der auch selbst auf das Reich Gottes wartete, dieser ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu; und er nahm ihn herab, wickelte ihn in Leinwand und legte ihn in ein in Felsen gehauenes Grab, worin noch niemand gelegen hatte. Und es war Rüsttag, und der Sabbat brach an. Es folgten aber auch die Frauen nach, die mit ihm aus Galiläa gekommen waren, und sahen sich das Grab an und wie sein Leib hineingelegt wurde. Dann kehrten sie zurück und bereiteten wohlriechende Gewürze und Salben; am Sabbat aber ruhten sie nach dem Gesetz.
Dieser ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu: Gewöhnlich wurden die Leichen gekreuzigter Verbrecher an ihren Kreuzen zurückgelassen, um zu verwesen oder von wilden Tieren gefressen zu werden. Aber die Juden wollten nicht, dass während der Passahzeit ein solches Grauen gezeigt wird. Die Römer waren dafür bekannt, dass sie die Leichen Freunden oder Verwandten zur ordnungsgemäßen Bestattung überließen.
Joseph diente Jesus nicht in vielerlei Hinsicht, aber er diente ihm in einer Weise, wie niemand sonst es tat oder tun konnte. Es war Petrus, Jakobus, Johannes und sogar den vielen Frauen, die Jesus dienten, nicht möglich, ein Grab bereitzustellen, aber Joseph konnte es und tat es. Wir müssen Gott auf jede Weise dienen, die uns möglich ist.
Und es war Rüsttag, und der Sabbatbrach an: Wegen des kommenden Sabbats waren sie nicht in der Lage, den Leichnam Jesu ordnungsgemäß für die Bestattung vorzubereiten. Deshalb wurde der Leichnam Jesu in aller Eile in ein geliehenes Grab gelegt.
„In den Stunden der Krise sind es oft Menschen wie Petrus, die Jesus mit großen Gesten und voller Selbstvertrauen die Treue geschworen haben, die enttäuschen. Und es sind die heimlichen und stillen Nachfolger des Meisters (wie Josef, Nikodemus und die Frauen), die nicht zögern, ihm in Liebe zu dienen – koste es, was es wolle.“ (Geldenhuys)
Und legte ihn in ein in Felsen gehauenes Grab, worin noch niemand gelegen hatte: Gräber wie dieses waren sehr teuer. Es war ein großes Opfer für Joseph von Arimathia, sein Grab Jesus zu schenken, doch Jesus nutzte es nur für wenige Tage.
Lukas 23 – Jesu Prozess, Tod und Begräbnis
A. Der Prozess Jesu vor Pilatus und Herodes
1. Der erste Prozess vor Pilatus
Lukas 23, 1-7
Lukas 23, 1-7
Und die ganze Versammlung stand auf, und sie führten ihn vor Pilatus. Sie fingen aber an, ihn zu verklagen und sprachen: Wir haben gefunden, dass dieser das Volk verführt und es davon abhalten will, dem Kaiser die Steuern zu zahlen. Er behauptet, er sei Christus, der König. Da fragte ihn Pilatus und sprach: Bist du der König der Juden? Er antwortete ihm und sprach: Du sagst es! Da sprach Pilatus zu den obersten Priestern und der Volksmenge: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen! Sie aber bestanden darauf und sprachen: Er wiegelt das Volk auf, indem er in ganz Judäa lehrt, angefangen in Galiläa bis hierher! Als Pilatus von Galiläa hörte, fragte er, ob der Mensch ein Galiläer sei. Und als er hörte, dass er aus dem Herrschaftsgebiet des Herodes sei, sandte er ihn zu Herodes, der in diesen Tagen auch selbst in Jerusalem war.
2. Der Prozess vor Herodes Antipas, dem Sohn von Herodes dem Großen
Lukas 23, 8-12
Lukas 23, 8-12
Herodes aber freute sich sehr, als er Jesus erblickte; denn er hätte ihn schon längst gern gesehen, weil er viel von ihm gehört hatte, und er hoffte, zu sehen, wie ein Zeichen von ihm vollbracht wurde. Er legte ihm denn auch viele Fragen vor; aber er gab ihm keine Antwort. Die obersten Priester aber und die Schriftgelehrten standen da und verklagten ihn heftig. Und Herodes behandelte ihn verächtlich und verspottete ihn samt seinen Kriegsleuten und schickte ihn, nachdem er ihm ein Prachtgewand hatte anlegen lassen, wieder zu Pilatus. An demselben Tag schlossen Pilatus und Herodes Freundschaft miteinander, denn zuvor waren sie einander feind gewesen.
3. Der zweite Prozess vor Pilatus
Lukas 23, 13-17
Lukas 23, 13-17
Pilatus aber rief die obersten Priester und die führenden Männer und das Volk zusammen und sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht, als mache er das Volk abtrünnig; und siehe, als ich ihn vor euch verhörte, habe ich an diesem Menschen keine Schuld gefunden, deretwegen ihr ihn anklagt, aber auch Herodes nicht; denn ich habe euch zu ihm gesandt; und siehe, es ist nichts von ihm verübt worden, was des Todes würdig wäre. Darum will ich ihn züchtigen und dann freilassen! Er musste ihnen aber anlässlich des Festes einen freigeben.
4. Die Volksmenge trifft ihre Wahl
Lukas 23, 18-25
Lukas 23, 18-25
Da schrie aber die ganze Menge und sprach: Hinweg mit diesem, und gib uns Barabbas frei! Der war wegen eines in der Stadt vorgefallenen Aufruhrs und Mordes ins Gefängnis geworfen worden. Nun redete ihnen Pilatus noch einmal zu, weil er Jesus freilassen wollte. Sie aber riefen dagegen und sprachen: Kreuzige, kreuzige ihn! Und zum dritten Mal sprach er zu ihnen: Was hat dieser denn Böses getan? Ich habe keine des Todes würdige Schuld an ihm gefunden. Darum will ich ihn züchtigen und dann freilassen. Sie aber hielten an mit lautem Geschrei und forderten, dass er gekreuzigt werde; und ihr Geschrei und das der obersten Priester nahm überhand. Da entschied Pilatus, dass ihre Forderung erfüllt werden sollte, und gab ihnen den frei, den sie begehrten, welcher eines Aufruhrs und Mordes wegen ins Gefängnis geworfen worden war; Jesus aber übergab er ihrem Willen.
B. Jesus stirbt und wird begraben
1. Simon trägt das Kreuz Jesu
Lukas 23, 26
Lukas 23, 26
Und als sie ihn hinführten, ergriffen sie einen gewissen Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten ihm das Kreuz auf, damit er es Jesus nachtrage.
2. Jesus spricht die Töchter Jerusalems an
Lukas 23, 27-31
Lukas 23, 27-31
Es folgte ihm aber eine große Menge des Volkes, und dazu Frauen, die ihn auch beklagten und betrauerten. Da wandte sich Jesus zu ihnen und sprach: Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch selbst und über eure Kinder! Denn siehe, es kommen Tage, da man sagen wird: Glückselig sind die Unfruchtbaren, und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht gestillt haben! Dann wird man anfangen, zu den Bergen zu sagen: Fallt über uns! und zu den Hügeln: Bedeckt uns! Denn wenn man dies mit dem grünen Holz tut, was wird mit dem dürren geschehen?
3. Jesus wird gekreuzigt
Lukas 23, 32-33
Lukas 23, 32-33
Es wurden aber auch zwei andere hingeführt, Übeltäter, um mit ihm hingerichtet zu werden. Und als sie an den Ort kamen, den man Schädelstätte nennt, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den einen zur Rechten, den anderen zur Linken.
4. Jesus am Kreuz
Lukas 23, 34-38
Lukas 23, 34-38
Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Sie teilten aber sein Gewand und warfen das Los [darüber]. Und das Volk stand da und sah zu. Und es spotteten auch die Obersten mit ihnen und sprachen: Andere hat er gerettet; er rette nun sich selbst, wenn er der Christus ist, der Auserwählte Gottes! Aber auch die Kriegsknechte verspotteten ihn, indem sie herzutraten und ihm Essig brachten und sprachen: Bist du der König der Juden, so rette dich selbst! Es stand aber auch eine Inschrift über ihm geschrieben in griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift: »Dieser ist der König der Juden«.
5. Ein Verbrecher am Kreuz findet Erlösung
Lukas 23, 39-43
Lukas 23, 39-43
Einer der gehängten Übeltäter aber lästerte ihn und sprach: Bist du der Christus, so rette dich selbst und uns! Der andere aber antwortete, tadelte ihn und sprach: Fürchtest auch du Gott nicht, da du doch in dem gleichen Gericht bist? Und wir gerechterweise, denn wir empfangen, was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Unrechtes getan! Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke an mich, wenn du in deiner Königsherrschaft kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein!
6. Jesus stirbt am Kreuz
Lukas 23, 44-46
Lukas 23, 44-46
Es war aber um die sechste Stunde, und eine Finsternis kam über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und die Sonne wurde verfinstert, und der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei. Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist! Und als er das gesagt hatte, verschied er.
7. Die Reaktion der Umstehenden auf den Tod Jesu
Lukas 23, 47-49
Lukas 23, 47-49
Als aber der Hauptmann sah, was geschah, pries er Gott und sprach: Wahrlich, dieser Mensch war gerecht! Und die ganzen Scharen, die herbeigekommen waren zu diesem Schauspiel — als sie sahen, was geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten zurück. Es standen aber alle, die ihn kannten, weit entfernt, auch die Frauen, die ihm von Galiläa her nachgefolgt waren; und sie sahen dies.
8. Jesus wird im Grab Josephs von Arimathia begraben
Lukas 23, 50-56
Lukas 23, 50-56
Und siehe, ein Mann namens Joseph aus Arimathia, einer Stadt der Juden, der ein Ratsherr war, ein guter und gerechter Mann, der ihrem Rat und Tun nicht zugestimmt hatte, der auch selbst auf das Reich Gottes wartete, dieser ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu; und er nahm ihn herab, wickelte ihn in Leinwand und legte ihn in ein in Felsen gehauenes Grab, worin noch niemand gelegen hatte. Und es war Rüsttag, und der Sabbat brach an. Es folgten aber auch die Frauen nach, die mit ihm aus Galiläa gekommen waren, und sahen sich das Grab an und wie sein Leib hineingelegt wurde. Dann kehrten sie zurück und bereiteten wohlriechende Gewürze und Salben; am Sabbat aber ruhten sie nach dem Gesetz.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.