Matthäus 16 – Die Enthüllung, wer Jesus ist und wozu er gekommen ist
A. Warnungen vor den Sadduzäern und den Pharisäern
1. Die Sadduzäer und Pharisäer verlangen ein Zeichen von Jesus
Matthäus 16, 1-4
Matthäus 16, 1-4 Und die Pharisäer und Sadduzäer traten herzu, versuchten ihn und verlangten, dass er ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zeigen möge. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Am Abend sagt ihr: Es wird schön, denn der Himmel ist rot!, und am Morgen: Heute kommt ein Ungewitter, denn der Himmel ist rot und trübe! Ihr Heuchler, das Aussehen des Himmels versteht ihr zu beurteilen, die Zeichen der Zeit aber nicht! Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als nur das Zeichen des Propheten Jona! Und er verließ sie und ging davon.
Und die Pharisäer und Sadduzäer: Die Tatsache, dass diese beiden Gruppen zusammenarbeiten, zeugte von einer tiefen Furcht unter den religiösen Führern. Die Sadduzäer und Pharisäer waren seit langem verfeindet, und die Tatsache, dass sie gemeinsam gegen Jesus vorgingen, zeigt, dass sie ihn als ernsthafte Bedrohung betrachteten.
„Eine Kombination aus Pharisäern und Sadduzäern ist ein außergewöhnliches Phänomen. Sie standen beide für Überzeugungen und Strategien, die diametral, also genau entgegengesetzt, waren.“ (Barclay)
Die Pharisäer lebten akribisch nach jedem kleinsten Hinweis des mündlich und schriftlich überlieferten Gesetzes; die Sadduzäer nahmen nur die geschriebenen Worte der hebräischen Schriften für sich an.
Die Pharisäer glaubten an Engel und an die Auferstehung, die Sadduzäer nicht (Paulus benutzte diese Spaltung in Apostelgeschichte 23, 6-10).
Die Pharisäer waren keine politische Partei und waren bereit, unter jeder Regierung zu leben, die sie in Ruhe lassen würde, um ihre Religion so zu praktizieren, wie sie es wollten; die Sadduzäer waren Aristokraten und arbeiteten mit den Römern zusammen, um ihren Reichtum und ihre Macht zu behalten.
Die Pharisäer suchten und sehnten sich nach dem Messias; die Sadduzäer taten dies nicht.
Doch trotz all dieser Unterschiede brachte Jesus sie zusammen. Nicht auf eine gute Weise – sie schlossen sich als Gegner von Jesus zusammen, aber dennoch kamen sie zusammen.
Versuchten ihn und verlangten, dass er ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zeigen möge: Jesus hatte viele Zeichen getan, und dennoch blieben sie unbeeindruckt. Sie wünschten sich ein Zeichen aus dem Himmel, wie z.B. Feuer aus dem Himmel herunter zu rufen, am besten auf eine römische Legion. Sie sagten, sie seien von den Zeichen, die Jesus schon ‚auf Erden‘ getan hatte nicht überzeugt.
Jesus war zuvor schon in Matthäus 12, 38 um ein Zeichen gebeten worden, und als Antwort darauf hatte er sie bereits auf das Zeichen des Jona hingewiesen. Aus den Überlieferungen wissen wir, dass ein Zeichen, das auf der Erde getan wurde, eine Fälschung Satans sein könnte, aber Zeichen, die aus dem Himmel kamen, (die vom oder aus dem Himmel kommen), wurden als von Gott kommend angenommen.
„Die unmittelbare Forderung der jüdischen Führer nach einem Zeichen des Himmels steht in scharfem Kontrast zur Reaktion der heidnischen Menge auf die Wunder Jesu (Matthäus 15, 31).“ (France)
Ihr Heuchler, das Aussehen des Himmels versteht ihr zu beurteilen, die Zeichen der Zeit aber nicht: Jesus verurteilte ihre Heuchelei. Sie fühlten sich sicher, wenn es darum ging, das Wetter anhand der Zeichen, die sie um sich herum wahrnahmen, vorhersagen zu können, waren aber blind gegenüber den Zeichen, die direkt vor ihren Augen geschahen, und zeigten, dass Jesus der Messias war hinwiesen.
„Der Beweis dafür, dass sie die ‚Zeichen‘ nicht erkennen können, ist, dass sie nach einem Zeichen fragen!“ (Carson)
Jesus war nicht der Einzige, der die Heuchelei in seiner Zeit bemerkte. Die Juden zu Jesu Zeiten hatten ein Sprichwort, das besagte, dass, wenn alle Heuchler auf der Welt in zehn Teile geteilt würden, Jerusalem neun der zehn Teile enthalten würde.
Die Zeichen der Zeit aber nicht: Jesus sagte dies von den religiösen Führern seiner Zeit über die Zeichen seines ersten Kommens. Es gab Prophezeiungen, Umstände und Beweise, die ihnen als Zeichen der Zeit hätten deutlich machen sollen, dass der Messias gekommen war. Viele Menschen sind heute ebenso blind für die Zeichen der Zeit hinsichtlich des zweiten Kommens Jesu.
Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen: Diese Aussage Jesu erinnert uns daran, dass Zeichen allein niemanden bekehren. Es ist leicht, viel zu viel Vertrauen in Zeichen und Wunder als Hilfsmittel zu setzen, um Menschen zum Glauben an Jesus zu bringen.
Das Problem ist nicht, dass die Zeichen selbst schwach sind, sondern dass ein böses und ehebrecherisches Geschlecht nach ihnen begehrt. Die Bibel gibt immer wieder Beispiele von Menschen, die bemerkenswerte Zeichen sahen, aber nicht glaubten.
Es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als nur das Zeichen des Propheten Jona: Jesus versprach ein Zeichen, das die Macht hat, Menschen zum Glauben zu bringen – seine Auferstehung. Er hatte das Zeichen des Propheten Jona bereits in Matthäus 12, 39-41 erwähnt und es klar mit seiner kommenden Auferstehung erklärt.
Wir erinnern uns an einige Ähnlichkeiten zwischen Jona und Jesus:
Jona opferte sich selbst, damit andere gerettet werden konnten.
Jona verschwand dabei aus dem Blickfeld aller Menschen.
Jona hat die Tage überstanden, an denen er nicht gesehen werden konnte.
Jona kam nach drei Tagen zurück, wie von den Toten auferstanden
Jona predigte die Umkehr
2. Jesus warnt die Jünger vor einer falschen Lehre
Matthäus 16, 5-12
Matthäus 16, 5-12 Als seine Jünger ans jenseitige Ufer kamen, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen. Jesus aber sprach zu ihnen: Habt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! Da machten sie sich untereinander Gedanken und sagten: Weil wir kein Brot mitgenommen haben! Als es aber Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch Gedanken darüber, dass ihr kein Brot mitgenommen habt? Versteht ihr noch nicht, und denkt ihr nicht an die fünf Brote für die Fünftausend, und wie viele Körbe ihr da aufgehoben habt? Auch nicht an die sieben Brote für die Viertausend, und wie viele Körbe ihr da aufgehoben habt? Warum versteht ihr denn nicht, dass ich euch nicht wegen des Brotes gesagt habe, dass ihr euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer hüten solltet? Da sahen sie ein, dass er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.
Habt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer: Nach dem vorangegangenen Konflikt mit den religiösen Führern warnte Jesus seine Jünger, indem er die Metapher des Sauerteigs verwendete.
Wie bereits im Gleichnis vom Sauerteig (Matthäus 13, 33) erwähnt, wird Sauerteig immer wieder als ein Bild von Sünde und Verdorbenheit verwendet (insbesondere in der Passaherzählung von Exodus 12, 8; 12, 15-20).
„Es war der jüdische metaphorische Ausdruck für einen bösen Einfluss. Im jüdischen Denken war Sauerteig immer ein Symbol für das Böse … Sauerteig stand für einen bösen Einfluss, der sich im Leben ausbreitet und es verdirbt.“ (Barclay). „Er stand für eine falsche Lehre, die passenderweise Sauerteig genannt wird, weil sie den ganzen Klumpen säuert, schwillt, sich ausbreitet und verdirbt, und das alles heimlich.“ (Trapp)
Weil wir kein Brot mitgenommen haben: Dies war eine merkwürdige Sorge, nachdem Jesus in der jüngsten Vergangenheit auf wundersame Weise sowohl über 5.000 als auch über 4.000 Menschen gespeist hatte. Die Jünger verstanden hier Jesus und seine Verwendung von Sauerteig als Metapher überhaupt nicht.
„Unser Gedächtnis ist von Natur aus wie eine Sanduhr, die, sobald sie mit guten Anweisungen und Erfahrungen gefüllt ist, schon wieder ausläuft. Es muss unser Gebet zu Gott sein, dass er seinen Finger auf das Loch legt und so unser Gedächtnis zu einem Topf mit Manna macht, der heilige Wahrheiten in der Schatzkammer der Seele bewahrt.“ (Trapp)
Da sahen sie ein, dass er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer: Jesus verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich vor falschen Lehren zu hüten, besonders vor solchen, die im Zeichen religiöser Heuchelei stehen.
Jesus wirft seinen Jüngern drei Dinge vor:
Unwissenheit, weil sie nicht verstanden, dass er materielle Dinge (Sauerteig) benutzte, um geistliche Dinge zu veranschaulichen (die gefährlichen Lehren und Praktiken der Sadduzäer und Pharisäer).
Unglaube, weil sie sich zu sehr um die Versorgung mit Brot Gedanken machten, obwohl sie doch gesehen hatten, wie Jesus bei mehreren Gelegenheiten auf wundersame Weise Menschen mit Brot versorgte.
Vergesslichkeit, weil sie offenbar vergessen hatten, was Jesus zuvor in Bezug auf die Versorgung mit Brot getan hatte.
B. Petrus verkündet Jesus als Messias
1. Jesus bittet die Jünger, ihm zu sagen, für wen die anderen ihn halten
Matthäus 16, 13
Matthäus 16, 13 Als aber Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Leute mich, den Sohn des Menschen?
Als Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war: Jesus zog sich erneut aus der hauptsächlich jüdischen Region Galiläa zurück und kam an einen Ort, der mehr von Heiden bewohnt war. Dies war wahrscheinlich ein Rückzug aus dem Gedränge der Menschenmasse.
„Cäsarea Philippi liegt etwa 46 Kilometer nordöstlich des Sees Genezareth … Die Bevölkerung war überwiegend nicht jüdisch, und dort hatte Jesus Ruhe, um die Zwölf zu lehren.“ (Barclay)
Für wen halten die Leute mich, den Sohn des Menschen? Jesus stellte diese Frage nicht, weil er nicht wusste, wer er war, oder weil er bedauerlicherweise von der Meinung anderer abhängig gewesen wäre. Er stellte diese Frage als Einleitung zu einer wichtigeren Frage, die sich aus der ersten ergeben würde.
Cäsarea Philippi war ein Gebiet, das mit Götzen und rivalisierenden Gottheiten in Verbindung gebracht wurde. „Das Gebiet war mit Tempeln des alten syrischen Baal-Kultes übersät … Unweit von Cäsarea Philippi erhob sich ein großer Hügel, in dem sich eine tiefe Höhle befand; und diese Höhle soll der Geburtsort des großen Gottes Pan, des Hirtengotts, gewesen sein … In Cäsarea Philippi gab es einen großen Tempel aus weißem Marmor, der der Gottheit Cäsars erbaut worden war … Es ist so, als ob Jesus sich absichtlich vor den Hintergrund der Weltreligionen mit all ihrer Geschichte und Pracht stellte und verlangte, mit ihnen verglichen zu werden und zu hören, das Urteil zu seinen Gunsten gefällt zu wird.“ (Barclay)
2. Eine sehr treffende Frage und eine sehr treffende Antwort
Matthäus 16, 14-16
Matthäus 16, 14-16 Sie sprachen: Etliche für Johannes den Täufer; andere aber für Elia; noch andere für Jeremia oder einen der Propheten. Da spricht er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!
Etliche für Johannes den Täufer, andere aber für Elia, noch andere für Jeremia oder einen der Propheten: Menschen, die dachten, Jesus sei Johannes der Täufer, wussten nicht viel über ihn, und sie wussten nicht, dass Jesus und Johannes zur gleichen Zeit gedient hatten. Dennoch waren Johannes, Elia und Jeremia (zusammen mit anderen Propheten) Männer, die etwas verändern wollten, die den korrupten Herrschern ihrer Zeit die Stirn boten.
Einige hielten Jesus, wie Johannes der Täufer, für einen Verkünder der nationalen Umkehr, und andere hielten Jesus für einen berühmten Wundertäter, wie Elia. Einige hielten Jesus für jemanden, der, wie Jeremia und die Propheten die Worte Gottes verkündet.
Vielleicht erhoffte man sich von Jesus in diesen Rollen einen politischen Messias, der die gewissenlosen Mächte, die Israel unterdrückten, stürzen würde.
Die allgemeine Tendenz in all diesen Antworten war, Jesus zu unterschätzen; ihm ein gewisses Maß an Respekt und Ehre zu geben, aber weit davon entfernt, ihn dafür zu ehren, wer er wirklich ist.
Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Für die Jünger war es in Ordnung zu wissen, was andere über Jesus dachten. Aber Jesus musste sie als Einzelne fragen, was sie über ihn glaubten.
Dies ist die Frage, die allen gestellt wird, die von Jesus hören; und nicht er, sondern wir werden nach unserer Antwort beurteilt. Tatsächlich beantworten wir diese Frage jeden Tag durch das, was wir glauben und tun. Wenn wir wirklich glauben, dass Jesus der ist, für den er sich ausgibt, wird dies unsere Lebensweise beeinflussen.
„Unser Herr setzt voraus, dass seine Jünger nicht die gleichen Gedanken haben wie die ‚Menschen‘. Sie würden nicht dem Zeitgeist folgen und ihre Ansichten nach denen der ‚kultivierten‘ Menschen der damaligen Zeit gestalten.“ (Spurgeon)
Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes: Petrus wusste, dass die Meinung der Menge – obwohl sie Jesus gegenüber schmeichelhaft war – nicht richtig war. Jesus war viel mehr als Johannes der Täufer oder Elia oder ein Prophet. Er war mehr als ein Mensch, der Veränderungen in seinem Land bewirken wollte, mehr als ein Wundertäter, mehr als ein Prophet. Jesus ist der Christus, der Messias.
Wir können vermuten, dass dies eine Erkenntnis war, zu der Petrus und die anderen Jünger im Laufe der Zeit kamen. Am Anfang fühlten sie sich von Jesus als einem bemerkenswerten und ungewöhnlichen Rabbiner angezogen. Sie verpflichteten sich ihm gegenüber als seine Jünger oder Schüler, wie es damals üblich war. Doch im Laufe der Zeit begriffen Petrus – und vermutlich auch andere der Jünger zu diesem Zeitpunkt -, dass Jesus tatsächlich nicht nur der Messias (der Christus), sondern auch der Sohn des lebendigen Gottes war.
Petrus verstand, dass Jesus nicht nur Gottes Messias, sondern auch Gott selbst war. Die Juden dachten zu Recht, dass der Titel „Sohn des lebendigen Gottes“ in einem einzigartigen Sinn einen Anspruch auf die Gottheit selbst erhebt.
„Das Adjektiv ‚lebendig‘ mag vielleicht aufgenommen worden sein, um den einen wahren Gott den lokalen Gottheiten gegenüberzustellen (Cäsarea Philippi war ein Zentrum der Verehrung von Pan).“ (France)
3. Jesus gratuliert Petrus für seine mutige und korrekte Erklärung
Matthäus 16, 17-20
Matthäus 16, 17-20 Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Sohn des Jona; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel! Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen. Und ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. Da gebot er seinen Jüngern, dass sie niemand sagen sollten, dass er Jesus der Christus sei.
Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel: Jesus offenbart Petrus, dass er durch eine göttliche Eingebung gesprochen hat, auch wenn er es damals noch nicht wusste. Darin war Petrus wahrhaft glückselig – sowohl durch die Einsicht selbst als auch dadurch, wie sie zu ihm kam.
Wir erwarten allzu oft, dass Gott auf seltsame und unnatürliche Weise spricht. Hier sprach Gott so natürlich durch Petrus, dass er nicht einmal erkannte, dass es der Vater im Himmel war, der es ihm offenbarte.
Das spricht auch unser Bedürfnis nach einer übernatürlichen Offenbarung Jesu an. „Wenn ihr nicht mehr von Jesus wisst, als Fleisch und Blut euch offenbart haben, hat es euch nicht mehr Segen gebracht, als die Vermutungen ihrer Zeit den Pharisäern und Sadduzäern brachten, die ein ehebrecherisches und ungläubiges Geschlecht blieben.“ (Spurgeon)
Und ich sage dir auch: Du bist Petrus: Das war nicht nur eine Anerkennung des eher römischen Namens Petrus, sondern auch eine Verheißung des Wirkens Gottes in Petrus. Der Name Petrus bedeutet ‚Fels‘. Auch wenn es vielleicht ungewöhnlich klingt: Petrus war ein Fels und würde ein Fels werden. Gott würde seinen natürlichen, äußerst starken Charakter in etwas Solides und Zuverlässiges verwandeln.
Und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen: Die Worte diesen Felsen haben zu vielen Kontroversen geführt. Am besten ist es, sie so zu verstehen, dass sie sich entweder auf Jesus selbst beziehen (vielleicht gestikulierte Jesus zu sich selbst, als er dies sagte), oder dass sie sich auf das Bekenntnis von Petrus darüber beziehen, wer Jesus ist.
Petrus sah sich selbst nach seinem eigenen Zeugnis nicht als der Fels, auf dem die Gemeinde gegründet wurde. Er schrieb, dass wir lebendige Steine sind, aber Jesus ist der Eckstein. Wir könnten sagen, dass Petrus der ‚erste Gläubige‘ war; der ‚erste Fels‘ unter ‚vielen Steinen‘.
Petrus sagte dies in 1. Petrus 2, 4-5: Da ihr zu ihm gekommen seid, zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt und kostbar ist, so lasst auch ihr euch nun als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, als ein heiliges Priestertum, um geistliche Opfer darzubringen, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.
Will ich meine Gemeinde bauen: Dies ist die erste Verwendung des Wortes Gemeinde im Neuen Testament (bzw. in der Bibel), wobei das altgriechische Wort Ekklesia verwendet wird. Bemerkenswerterweise geschah dies lange vor den Anfängen dessen, was wir normalerweise in Apostelgeschichte 2 am Pfingsttag als Gemeinde bezeichnen.
Dies zeigt, dass Jesus voraussah oder prophezeite, was sich aus diesen Jüngern/Aposteln weiter entwickeln würde – und aus all denjenigen, die an ihre Botschaft glauben, nämlich dass Jesus der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes ist.
Das altgriechische Wort Ekklesia war keineswegs in erster Linie ein religiöses Wort; es bedeutete lediglich ‚Gruppe‘ oder ‚ausgewählte Gruppe‘. Als er die spätere Gruppe seiner Anhänger und Jünger beschrieb, wählte Jesus bewusst ein Wort ohne eindeutig religiöse Bedeutung.
Darüber hinaus war diese Aussage Jesu ein klarer Besitzanspruch (meine Gemeinde). Die Gemeinde gehört Jesus. Dies war auch ein göttlicher Anspruch: „Auffallend ist … die Kühnheit, mit der Jesus sie als meine Gemeinde und nicht als Gottes Gemeinde beschreibt.“ (France)
Insgesamt betrachtet ist das Versprechen wunderbar:
Er bringt sein Volk zusammen: Ich will bauen.
Er baut auf einem festen Fundament auf: Auf diesen Felsen will ich bauen.
Er baut etwas, das ihm gehört: Meine Gemeinde.
Er wird es als Festung bauen: Die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen.
Die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen: Jesus gab auch ein Versprechen – dass die Mächte des Todes und der Finsternis die Gemeinde nicht besiegen oder überwältigen können. Dies ist in dunklen oder entmutigenden Zeiten für die Gemeinde ein wertvolles Versprechen.
Der puritanische Kommentator John Trapp erklärte die Pforten des Totenreiches auf diese Weise: „Alle Macht und Ordnung der Hölle vereint.“
„Auch steht „die Hölle“ hier nicht für den Ort der Verdammten, sondern entweder für den Tod oder die Gräber oder den Zustand der Toten; doch wird auch der Teufel hier, als der verstanden, der die Macht des Todes hat, Hebräer 2, 14“. (Poole)
„Die Tore der Hölle, d.h. die Machenschaften und Gewalten der unsichtbaren Welt. In der Antike wurden die Tore von Festungsstädten zur Abhaltung von Ratsversammlungen benutzt und waren für gewöhnlich Orte von großer Stärke. Der Ausdruck unseres Herrn bedeutet, dass weder die Intrigen oder Machenschaften noch die Stärke des Satans und seiner Engel jemals so weit gehen dürfen, dass sie die heiligen Wahrheiten des obigen Bekenntnisses zerstören könnten.“ (Clarke)
Eine etwas andere Ansicht: „Damit ist gemeint, dass sie nicht sterben und von den ‚Toren des Todes‘ eingekesselt wird.“ (France)
Und ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben: Diese Vorstellung, dass Petrus die Schlüssel der Himmel hält, hat im Laufe der Jahrhunderte die Fantasie (und die Theologie) vieler Christen gefesselt. In der künstlerischen Darstellung wird Petrus fast immer mit Schlüsseln gezeigt.
Einige Leute denken, dass dies bedeutet, dass Petrus die Autorität hat, Menschen in den Himmel aufzunehmen oder Menschen vom Himmel fernzuhalten. Dies ist die Grundlage für das volkstümliche Bild von Petrus an der Pforte des Himmels, der den Menschen erlaubt, in den Himmel einzutreten oder sie abweist.
Einige Leute denken, dass es auch bedeutet, dass Petrus der erste Papst war und dass seine angeblichen Nachfolger die Schlüssel haben, die Petrus zuerst gegeben wurden. Tatsächlich bestehen die päpstlichen Hoheitszeichen der römisch-katholischen Kirche aus zwei markanten, gekreuzten Schlüsseln.
Es besteht kein Zweifel, dass Petrus unter allen Jüngern einen besonderen Platz einnahm und dass er einige besondere Privilegien hatte:
Er ist immer an erster Stelle in der Auflistung der Jünger aufgeführt.
In Apostelgeschichte 2, 38-39 öffnete er den Juden die Tore des Königreichs.
In Apostelgeschichte 10, 34-44 öffnete er den Heiden die Tore des Reiches Gottes.
Dennoch gibt es keinerlei biblisches Argument dafür, dass Petrus‘ Privileg oder Autorität weitergegeben wurde. Um es einmal so auszudrücken: Man könnte sagen, dass Jesus Petrus die Schlüssel übergab, ihm aber nicht die Autorität gab, sie an kommende Generationen weiterzugeben, und es gibt in der Heiligen Schrift nicht einWort darüber, dass die Autorität von Petrus weitergegeben werden sollte.
Die Vorstellung, dass die apostolische Autorität von Jesus kommt, der sie an Petrus weitergab, welcher seine Hände auf die Häupter anerkannter und ordinierter Männer legte, die wiederum ihre Hände auf die Häupter anerkannter und ordinierter Männer legten, und so weiter und so fort durch die Generationen bis heute, ist Unsinn. Es ist genau das, was Spurgeon gesagt hat: das Auflegen leerer Hände auf leere Köpfe.
Und was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein: Die Macht zum Binden und Lösen ist etwas, das die jüdischen Rabbiner in der damaligen Zeit genutzt haben. Sie banden oder lösten eine Person auf Grundlage bestimmter Punkte des Gesetzes. Jesus verspricht, dass Petrus – und die anderen Apostel – in der Lage sein würden, die Rahmenbedingungen für die Gemeinde im Neuen Bund verbindlich festzulegen. Dies war die Autorität, die den Aposteln und Propheten gegeben wurde, um eine Grundlage für die Gemeinde zu schaffen (Epheser 2, 20).
Wir sollten dies so verstehen, dass Jesus den Aposteln der ersten Generation sowohl die Erlaubnis als auch die Autorität gab, die Regeln für die Urgemeinde, also der ersten Gemeinde, festzulegen – und indirekt auch die Inspiration für die Schriften, die alle Generationen von Christen anleiten würden gab. Die Autorität, die Petrus trägt, ist „keine Autorität, die er allein trägt, wie aus der Wiederholung des letzten Teils des Verses in Matthäus 18, 18 mit Bezug auf die Gruppe der Jünger als Gesamtheit hervorgeht.“ (France)
‚Binden‘ und ‚Lösen‘ waren Amtsbegriffe aus dem täglichen jüdischen Leben; wann immer ein Jude gegen das Gesetz von Mose verstieß, wurde diese jüdische Person in Bezug auf dieses Gesetz entweder ‚gebunden‘ oder ‚gelöst‘. Lösen bedeutete erlauben; Binden bedeutete verbieten. Lösen bedeutete, vom Gesetz zu befreien, Binden bedeutete, unter das Gesetz zu stellen. „Ihr regulärer Sinn, den jeder Jude anerkannte, bestand darin, zu erlauben und zu verbieten. Etwas zu binden, bedeutete, zu erklären, dass es verboten ist; zu lösen, bedeutete zu erklären, dass es erlaubt ist. Dies waren die üblichen Ausdrücke für Entscheidungen, die in Zusammenhang mit dem Gesetz getroffen wurden.“ (Barclay)
Im täglichen jüdischen Leben konnte dies ziemlich kompliziert sein. Hier ist ein Beispiel aus alten rabbinischen Schriften, zitiert vom Lehrer Mike Russ:
Wenn dein Hund in deinem Haus stirbt, ist dein Haus dann rein oder unrein? Unrein.
Wenn dein Hund vor deinem Haus stirbt, ist dein Haus dann rein oder unrein? Rein.
Wenn dein Hund auf der Türschwelle stirbt, ist dein Haus dann rein oder unrein? In alten rabbinischen Schriften wurde diese Frage aufgegriffen und entschieden, dass das Haus unrein sei, wenn der Hund mit der Nase ins Haus zeigte; wenn der Hund mit der Nase vom Haus weg zeigend starb, war das Haus rein.
Als ihr Rabbiner übernahm Jesus dieses Binden und Lösen für seine eigenen Jünger. Ohne dieselben Worte zu verwenden, tat Jesus genau das, als er ihnen erlaubte, die Weizenkörner auf dem Feld abzustreifen und zu essen (Matthäus 12, 1-8).
Es ist bemerkenswert, dass Gott, als es an der Zeit war, die Speisegesetze des Alten Bundes im Licht des neuen Werkes Jesu zu verstehen, zuerst zu Petrus sprach. Er und die anderen Apostel würden, geleitet vom Geist Gottes, die Christen in Bezug auf solche Teile des Alten Bundes binden und lösen.
In einem geringeren, untergeordnetem Sinne liegt diese Macht heute bei der Kirche. „Auch heute unterstützt der Herr weiterhin die Lehren und die Taten seiner gesandten Diener, dieser ‚Petruse‘, die Teile des einen Felsens sind. Die Urteile seiner Kirche haben, wenn sie richtig gefällt werden, seine Zustimmung und sind somit gültig. Die Worte seiner gesandten Diener, die in seinem Namen gesprochen werden, werden vom Herrn bestätigt und sind nicht nur bloßes Gerede – seien es Versprechen oder auch Drohungen.“ (Spurgeon)
Da gebot er seinen Jüngern, dass sie niemand sagen sollten, dass er Jesus der Christus sei: Jesus freute sich, dass seine Jünger erkannten, wer er in Wahrheit war, aber er wollte trotzdem nicht, dass seine Identität vor dem richtigen Zeitpunkt bekannt wurde.
„Bevor sie predigen konnten, dass Jesus der Messias war, mussten sie erst lernen, was das bedeutet.“ (Barclay)
4. Jesus beginnt, das volle Ausmaß seiner Mission zu offenbaren
Matthäus 16, 21
Matthäus 16, 21 Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten, den obersten Priestern und Schriftgelehrten, und getötet werden und am dritten Tag auferweckt werden müsse.
Dass er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse … und getötet werden: Dies muss für seine Jünger ein ziemlicher Schock gewesen sein. Nachdem sie vollständig verstanden hatten, dass Jesus der Messias war, erwarteten sie als Letztes, dass der Messias viel leiden müsse und getötet werden würde.
Dennoch war dies das vorhergesagte Werk des Messias (Jesaja 53, 3-12). Er muss sterben, und er muss nach seinem Tod am dritten Tag auferweckt werden.
Das Leiden und Sterben Jesu war aufgrund von zwei großen Tatsachen ein Muss: die Sünde des Menschen und die Liebe Gottes. Sein Tod war zwar das ultimative Beispiel für die Sünde des Menschen gegen Gott, aber er war auch der höchste Ausdruck der Liebe Gottes zu den Menschen.
„Das ‚Muss‘ des Leidens Jesu liegt nicht in einem bedingungslosen Determinismus oder in heroischer Entschlossenheit (auch wenn ein Teil von beidem vorhanden ist), sondern in der willigen Unterwerfung unter den Willen seines Vaters.“ (Carson)
„Die Ältesten und obersten Priester und Schriftgelehrten waren die drei Gruppen, die zusammen den Sanhedrin, Israels höchstes Gericht, bildeten; Jesus soll offiziell hingerichtet werden. Die Entfremdung zwischen Jesus und der offiziellen jüdischen Führung ist damit bereits unwiderruflich.“ (France)
Und am dritten Tag auferweckt werden: Die Jünger waren wahrscheinlich so schockiert, als Jesus sagte, er würde in Jerusalem getötet werden, dass diese Worte nicht in ihnen hängen blieben. Später erinnerte sie ein Engel an diese Worte (Lukas 24, 6-8).
5. Petrus‘ unwissentlicher Widerstand gegen Jesus
Matthäus 16, 22-23
Matthäus 16, 22-23 Da nahm Petrus ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren und sprach: Herr, schone dich selbst! Das widerfahre dir nur nicht! Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Weiche von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich!
Herr, schone dich selbst! Das widerfahre dir nur nicht! In diesem Moment hatte Petrus die bemerkenswerte Kühnheit, Jesus zu wehren. Petrus tat es unter vier Augen (nahm ihn beiseite), war sich seiner Sache aber sicher genug, Jesus zu sagen, dass es falsch von ihm war, zu erwägen, nach Jerusalem zu gehen, um sich töten zu lassen.
Es ist nicht schwer zu sehen, wie Petrus folgende Schritte macht:
Petrus bezeichnet Jesus als den Messias.
Jesus beglückwünscht Petrus und sagt ihm, dass Gott ihm dies offenbart hat.
Jesus erzählt von seinem bevorstehenden Leiden, seinem Tod und seiner Auferstehung.
Petrus fühlt, dass dies nicht richtig ist, und er hat das Gefühl, dass er von Gott hört und deshalb eine gewisse Autorität oder das Recht hat, zu sprechen.
Petrus beginnt, Jesus zu tadeln. „‘Fing an’ suggeriert, dass Petrus nur so weit kommt, bis Jesus ihn unterbricht.“ (Carson)
Wir können daraus schließen, dass Petrus, da er den Mut hatte, Jesus zu wehren, zuversichtlich war, dass Gott ihm zu diesem Zeitpunkt sagte, dass er Recht hatte und dass Jesus Unrecht hatte. Woran es scheiterte, war, dass Petrus viel zu sehr auf seine Fähigkeit vertraute, von Gott zu hören.
Was Petrus sagte, stimmte nicht mit der Heiligen Schrift überein.
Was Petrus sagte, stand im Widerspruch zu der geistlichen Autorität über ihm.
Weiche von mir, Satan! Die von Jesus ausgesprochene Zurechtweisung hatte es in sich, aber sie war dennoch völlig angemessen. Obwohl Petrus einen Moment zuvor als ein Bote Gottes gesprochen hatte, sprach er dann als ein Bote Satans. Jesus wusste, dass es eine satanische Absicht gab, ihn von seinem Dienst am Kreuz zu entmutigen, und Jesus ließ nicht zu, dass diese Absicht Erfolg hat.
Wir können uns sicher sein, dass Petrus sich nicht bewusst war, dass er für Satan sprach, so wie er sich einen Moment zuvor nicht bewusst war, dass er für Gott sprach. Es ist oft viel einfacher, ein Werkzeug Gottes oder des Teufels zu sein, als wir wahrhaben wollen.
„Origenes schlug vor, dass Jesus zu Petrus sagte: ‚Petrus, dein Platz ist hinter mir, nicht vor mir. Es ist deine Aufgabe, mir auf dem Weg zu folgen, den ich wähle, und nicht zu versuchen, mich auf den Weg zu führen, von dem du möchtest, dass ich ihn gehe.“ (Barclay)
Du denkst nicht göttlich, sondern menschlich: Jesus enthüllte, wie Petrus in diese satanische Denkweise kam. Er traf die Entscheidung, Gott abzulehnen und Satan zu umarmen, nicht bewusst; er ließ seinen Geist einfach auf menschliche Dinge ein, statt auf göttliche Dinge zu setzen, und Satan nutzte dies aus.
Petrus ist ein perfektes Beispiel dafür, wie ein aufrichtiges Herz gepaart mit dem Denken des Menschen oft zur Katastrophe führen kann.
Die Zurechtweisung Jesu durch Petrus ist ein Beweis für den in Matthäus 16, 6 erwähnten Sauerteig. Petrus, der sich auf menschliche Dinge konzentrierte, sah den Messias nur als die Verkörperung von Macht und Stärke und nicht als einen leidenden Knecht. Weil Petrus mit einem leidenden Messias nicht umgehen konnte, wies er Jesus zurecht.
C. Der Ruf Jesu an seine Jünger
1. Jesus formuliert seine Erwartung, dass seine Nachfolger ihm folgen würden, indem sie sich selbst verleugnen
Matthäus 16, 24
Matthäus 16, 24 Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!
Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: „Wenn jemand mir nachkommen will“: Dies war eine Botschaft, die zu den Jüngern Jesu gesprochen wurde; zu denen, die ihm wirklich nachfolgen (nachkommen) wollten.
So verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich: Es war für die Jünger schlimm genug zu hören, dass Jesus leiden, abgelehnt werden und am Kreuz sterben würde. Nun sagte Jesus ihnen, dass sie dasselbe tun müssten.
Verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich: Jeder wusste, was Jesus meinte, als er dies sagte. Jeder wusste, dass das Kreuz ein unerbittliches Instrument des Todes war. Das Kreuz hatte keinen anderen Zweck.
Beim Kreuz ging es nicht um religiöse Zeremonien; es ging nicht um Traditionen und spirituelle Gefühle. Das Kreuz war eine Möglichkeit, Menschen hinzurichten.
In diesen zwanzig Jahrhunderten nach Jesus haben wir eine ziemlich gute Arbeit bei der Reinigung und Ritualisierung des Kreuzes geleistet. Dennoch hat Jesus etwa Folgendes gesagt: „Gehe täglich den Todestrakt hinunter und folge mir nach.“ Das Kreuz auf sich zu nehmen, war keine Reise; es war eine Einbahnstraße. Es gab keine Rückfahrkarte; es war nie eine Hin- und Rückfahrt.
„Das Kreuz auf sich zu nehmen bezieht sich nicht auf irgendwelche Probleme im Leben. Vielmehr handelt es sich um den Weg des Kreuzes. Dieses Bild zeigt einen bereits verurteilten Mann, der sein Kreuz auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte tragen muss, so wie es von Jesus verlangt wurde.“ (Wessel, Kommentar zu Markus)
„Jeder Christ muss ein Kruzianer sein, sagte Luther, und etwas mehr tun als die Mönche, die sich selbst Holzkreuze bauten und sie ständig auf dem Rücken trugen, so dass die ganze Welt über sie lachte.“ (Trapp, Kommentar zu Markus)
Verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich: Jesus stellte die Selbstverleugnung auf die gleiche Stufe, wie die Aufnahme seines Kreuzes. Beide drücken die gleiche Vorstellung aus. Beim Kreuz ging es nicht um Selbstdarstellung oder Selbstbestätigung. Die Person, die ein Kreuz trug, wusste, dass sie sich nicht selbst retten konnte.
„Selbstverleugnung ist nicht dasselbe wie sich selbst aufzuopfern. Wir opfern uns auf, wenn wir für einen guten Zweck gelegentlich Dinge oder Aktivitäten aufgeben. Aber wir verleugnen uns selbst, wenn wir uns Christus hingeben und beschließen, seinem Willen zu gehorchen.“ (Wiersbe, Kommentar zu Markus)
Sich selbst zu verleugnen bedeutet, als eine Person zu leben, die eine andere in den Mittelpunkt stellt. Jesus war die einzige Person, die dies perfekt getan hat, aber wir sollen seinen Schritten folgen (und mir folgen). Das ist Nachfolge Jesu in seiner einfachsten Form: Er trug ein Kreuz, er ging in den Todestrakt; das müssen auch diejenigen, die ihm folgen.
Die menschliche Natur will sich selbst vergnügen, nicht sich selbst verleugnen. Der Tod des Selbst ist immer schrecklich, und wenn wir erwarten, dass es eine angenehme oder milde Erfahrung ist, werden wir oft desillusioniert sein. Der Tod des eigenen Ichs ist das radikale Gebot des christlichen Lebens. Sein Kreuz auf sich zu nehmen, bedeutete nur eines: Man ging in den sicheren Tod, und die einzige Hoffnung bestand in der Kraft der Auferstehung.
2. Das Paradoxon des Kreuzes: Leben finden, indem man es verliert
Matthäus 16, 25-27
Matthäus 16, 25-27 Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. Denn was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert? Oder was kann der Mensch als Lösegeld für sein Leben geben? Denn der Sohn des Menschen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln kommen, und dann wird er jedem Einzelnen vergelten nach seinem Tun.
Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden: Wir müssen Jesus auf diese Weise folgen, denn es ist der einzige Weg, auf dem wir jemals Leben finden werden. Es klingt seltsam zu sagen: „Ihr werdet niemals leben, bis ihr das erste Mal mit Jesus in den Tod geht“, aber das ist der Gedanke um den es hier geht. Man kann das Leben in der Auferstehung nicht erlangen, ohne vorher zu sterben.
Man verliert keinen Samen, wenn man ihn einpflanzt, obwohl er tot und begraben scheint. Stattdessen setzt man den Samen frei, damit er das wird, was er immer sein sollte.
Denn was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert? Wenn wir es vermeiden, mit Jesus in den Tod zu gehen, bedeutet das, dass wir die ganze Welt gewinnen und am Ende alles verlieren.
Jesus selbst hatte die Gelegenheit, die ganze Welt zu gewinnen, indem er Satan anbetet (Lukas 4, 5-8), aber stattdessen fand er das Leben und den Sieg im Gehorsam.
Erstaunlicherweise sind die Menschen, die auf diese Weise vor Jesus leben, diejenigen, die wirklich und wahrhaftig glücklich sind. Wenn wir unser Leben ganz Jesus hingeben und als eine Person leben, die andere in den Mittelpunkt stellt, nimmt uns das nichts von unserem Leben weg, sondern es fügt ihm etwas hinzu.
Dann wird er jedem Einzelnen vergelten nach seinem Tun: Dieser höchste Gewinn wird an diesem Tag gegeben. Wenn wir unser Leben blind gegenüber dieser Wahrheit leben, werden wir wirklich unsere eigene Seele verlieren.
„Nicht nur das Vorbild Jesu, sondern auch das Urteil, das er fällen wird, ist ein Ansporn, sein Kreuz auf sich zu nehmen und ihm nachzufolgen.“ (Carson)
Mit seinen Engeln: „Sie sind seine Engel: Er steht so weit über ihnen, dass er sie besitzt und sie benutzt.“ (Carson)
3. Ein Versprechen, den Menschensohn in seinem Reich kommen zu sehen
Matthäus 16, 28
Matthäus 16, 28 Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie den Sohn des Menschen haben kommen sehen in seinem Reich!
Es stehen einige hier, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie den Sohn des Menschen haben kommen sehen in seinem Reich: Jesus sagte dies, um in diesem Augenblick eine wichtige Wahrheit hervorzuheben. Mit Jesus zu gehen bedeutet nicht nur ein Leben zu führen, in dem es um nichts anderes als den Tod und Kreuze geht. Es bedeutet auch ein Leben in der Kraft und Herrlichkeit des Reiches Gottes. Jesus hat versprochen, dass einige seiner Jünger Einblicke in diese Macht und Herrlichkeit haben werden.
Matthäus 16 – Die Enthüllung, wer Jesus ist und wozu er gekommen ist
A. Warnungen vor den Sadduzäern und den Pharisäern
1. Die Sadduzäer und Pharisäer verlangen ein Zeichen von Jesus
Matthäus 16, 1-4
Matthäus 16, 1-4
Und die Pharisäer und Sadduzäer traten herzu, versuchten ihn und verlangten, dass er ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zeigen möge. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Am Abend sagt ihr: Es wird schön, denn der Himmel ist rot!, und am Morgen: Heute kommt ein Ungewitter, denn der Himmel ist rot und trübe! Ihr Heuchler, das Aussehen des Himmels versteht ihr zu beurteilen, die Zeichen der Zeit aber nicht! Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als nur das Zeichen des Propheten Jona! Und er verließ sie und ging davon.
2. Jesus warnt die Jünger vor einer falschen Lehre
Matthäus 16, 5-12
Matthäus 16, 5-12
Als seine Jünger ans jenseitige Ufer kamen, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen. Jesus aber sprach zu ihnen: Habt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! Da machten sie sich untereinander Gedanken und sagten: Weil wir kein Brot mitgenommen haben! Als es aber Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch Gedanken darüber, dass ihr kein Brot mitgenommen habt? Versteht ihr noch nicht, und denkt ihr nicht an die fünf Brote für die Fünftausend, und wie viele Körbe ihr da aufgehoben habt? Auch nicht an die sieben Brote für die Viertausend, und wie viele Körbe ihr da aufgehoben habt? Warum versteht ihr denn nicht, dass ich euch nicht wegen des Brotes gesagt habe, dass ihr euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer hüten solltet? Da sahen sie ein, dass er nicht gesagt hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.
B. Petrus verkündet Jesus als Messias
1. Jesus bittet die Jünger, ihm zu sagen, für wen die anderen ihn halten
Matthäus 16, 13
Matthäus 16, 13
Als aber Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Leute mich, den Sohn des Menschen?
2. Eine sehr treffende Frage und eine sehr treffende Antwort
Matthäus 16, 14-16
Matthäus 16, 14-16
Sie sprachen: Etliche für Johannes den Täufer; andere aber für Elia; noch andere für Jeremia oder einen der Propheten. Da spricht er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!
3. Jesus gratuliert Petrus für seine mutige und korrekte Erklärung
Matthäus 16, 17-20
Matthäus 16, 17-20
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Glückselig bist du, Simon, Sohn des Jona; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel! Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten des Totenreiches sollen sie nicht überwältigen. Und ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben; und was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein. Da gebot er seinen Jüngern, dass sie niemand sagen sollten, dass er Jesus der Christus sei.
4. Jesus beginnt, das volle Ausmaß seiner Mission zu offenbaren
Matthäus 16, 21
Matthäus 16, 21
Von da an begann Jesus seinen Jüngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem gehen und viel leiden müsse von den Ältesten, den obersten Priestern und Schriftgelehrten, und getötet werden und am dritten Tag auferweckt werden müsse.
5. Petrus‘ unwissentlicher Widerstand gegen Jesus
Matthäus 16, 22-23
Matthäus 16, 22-23
Da nahm Petrus ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren und sprach: Herr, schone dich selbst! Das widerfahre dir nur nicht! Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Weiche von mir, Satan! Du bist mir ein Ärgernis; denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich!
C. Der Ruf Jesu an seine Jünger
1. Jesus formuliert seine Erwartung, dass seine Nachfolger ihm folgen würden, indem sie sich selbst verleugnen
Matthäus 16, 24
Matthäus 16, 24
Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn jemand mir nachkommen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!
2. Das Paradoxon des Kreuzes: Leben finden, indem man es verliert
Matthäus 16, 25-27
Matthäus 16, 25-27
Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden. Denn was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sein Leben verliert? Oder was kann der Mensch als Lösegeld für sein Leben geben? Denn der Sohn des Menschen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln kommen, und dann wird er jedem Einzelnen vergelten nach seinem Tun.
3. Ein Versprechen, den Menschensohn in seinem Reich kommen zu sehen
Matthäus 16, 28
Matthäus 16, 28
Wahrlich, ich sage euch: Es stehen einige hier, die den Tod nicht schmecken werden, bis sie den Sohn des Menschen haben kommen sehen in seinem Reich!
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.