Matthäus 25 – Die Endzeitrede Jesu auf dem Ölberg (Teil 2)
A. Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen
1. Zehn Jungfrauen bereiteten sich vor, um einen Bräutigam bei einer Hochzeit zu treffen
Matthäus 25, 1
Matthäus 25, 1 Dann wird das Reich der Himmel zehn Jungfrauen gleichen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.
Dann wird das Reich der Himmel: Matthäus 24 schloss mit einem Gleichnis, das den Gedanken der Bereitschaft für die Wiederkehr Jesu unterstreichen sollte. Matthäus 25 beginnt mit einem weiteren Gleichnis über dieselbe Thematik.
Zehn Jungfrauen gleichen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen: Damals vollzog sich eine jüdische Hochzeit in drei Schritten. Die ersten beiden waren Teil der Verlobung: Zunächst gab es eine formelle Vereinbarung zwischen den Vätern, dann eine Zeremonie, bei der gegenseitige Versprechen abgegeben wurden. Der dritte war die eigentliche Hochzeit – diese fand etwa ein Jahr später statt, wenn der Bräutigam zu einem unerwarteten Zeitpunkt zu seiner Braut kam.
„Wenn der Bräutigam kam, gingen ihm die Brautjungfern, die die Braut begleiteten, mit brennenden Lampen entgegen, um ihn und seine Gefährten in das Haus und zu seiner Braut zu führen.“ (Poole)
Manche fragen sich, warum Jesus ausgerechnet zehn Jungfrauen beschrieben hat. Berichten zufolge sagten Autoritäten des Talmuds, dass es in der Regel zehn Lampen bei einer Brautprozession gab. Das war die übliche Größe einer Hochzeitsgesellschaft.
„Es geht nicht um die Reinheit dieser Mädchen, sondern darum, dass sie zehn (eine beliebte runde Zahl) zur Hochzeit eingeladene Jungfrauen sind.“ (Carson)
Dem Bräutigam entgegengingen: In diesem Gleichnis haben die ersten beiden Schritte bereits stattgefunden. Nun wartet die Hochzeitsgesellschaft (die zehn Jungfrauen) auf das Kommen des Bräutigams.
„Den Bräutigam als Jesus zu sehen, scheint in Anbetracht von Matthäus 9, 15 gerechtfertigt. Dies wäre aber ein gewagter Vergleich, da das Alte Testament häufig Gott (nicht Jesus) als Bräutigam und Israel als Braut beschreibt (Jesaja 54, 4-5; 62, 5; Jeremia 2, 2; Hosea 1-3 usw.).“ (France)
2. Den Jungfrauen, die unvorbereitet angetroffen wurden, wurde der Eintritt verwehrt
Matthäus 25, 2-13
Matthäus 25, 2-13 Fünf von ihnen aber waren klug und fünf töricht. Die törichten nahmen zwar ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit sich. Die klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen mitsamt ihren Lampen. Als nun der Bräutigam auf sich warten ließ, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht aus, ihm entgegen! Da erwachten alle jene Jungfrauen und machten ihre Lampen bereit. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen erlöschen! Aber die klugen antworteten und sprachen: Nein, es würde nicht reichen für uns und für euch. Geht doch vielmehr hin zu den Händlern und kauft für euch selbst! Während sie aber hingingen, um zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit; und die Tür wurde verschlossen. Danach kommen auch die übrigen Jungfrauen und sagen: Herr, Herr, tue uns auf! Er aber antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht! Darum wacht! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde, in welcher der Sohn des Menschen kommen wird.
Fünf von ihnen aber waren klug und fünf töricht.: Ein Teil der Hochzeitsgesellschaft war klug und auf das Kommen des Bräutigams vorbereitet. Einige aber waren töricht und unvorbereitet.
„Töricht und klug, nicht schlecht und gut, sondern schlau und nicht schlau, gedankenlos und bedacht.“ (Bruce)
Als nun der Bräutigam auf sich warten ließ, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein: Alle zehn Jungfrauen schliefen, weil der Bräutigam auf sich warten ließ. In diesem Gleichnis schliefen sowohl die klugen als auch die törichten, aber die klugen waren bereit, sofort zu handeln, wenn sie unerwartet geweckt wurden. Die törichten waren nicht vorbereitet.
„Sie warten darauf, den Bräutigam in einer festlichen Prozession zu begleiten, wahrscheinlich in der letzten Phase der Hochzeit, wenn er seine Braut zum Hochzeitsfest nach Hause bringt.“ (France)
Wurden … schläfrig und schliefen ein: „’Eingenickt und tief und fest schlafend‘ würde die griechische Zeitform aus dem Urtext wiedergeben.“ (France)
Die törichten nahmen zwar ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit sich: Die fünf törichten Jungfrauen erweckten den Anschein, bereit zu sein, denn sie hatten ihre Lampen in der Hand. Aber sie waren eigentlich nicht bereit, denn sie nahmen kein Öl mit.
„Es handelt sich offenbar um eine Lichterprozession, und bei den Lampen eher um ‚Fackeln‘ (aus ölgetränkten Lappen, die um einen Stock gewickelt wurden) als um Stehlampen, die in Matthäus 5, 15 und 6, 22 mit einem anderen Wort beschrieben werden; das hier verwendete Wort bedeutet in der Regel ‚Fackel‘.“ (France)
„Ihre Fackeln bestanden aus einem Holzstab, der in der Hand gehalten wurde, mit einer Schale an der Spitze, in der sich ein mit Öl oder Pech getränktes Stück Stoff oder Seil befand.“ (Bruce)
Öl in ihren Gefäßen: Die klugen Jungfrauen hatten einen Vorrat an Öl.
Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: Siehe der Bräutigam kommt! … Da erwachten alle jene Jungfrauen und machten ihre Lampen bereit: Zu einer unerwarteten Stunde erschien der Bräutigam zur Hochzeit. Die Hochzeitsgesellschaft (alle jene Jungfrauen) begann sofort damit, ihre Lampen vorzubereiten.
„Machten ihre Lampen bereit bedeutet wortwörtlich ‚ihre Fackeln in Ordnung bringen‘.“ (France)
„Es ist eine Warnung, die sich besonders an diejenigen in der bekennenden Kirche richtet, damit sie nicht davon ausgehen, dass ihre Zukunft bedingungslos gesichert ist. Alle zehn erwarten, am Fest teilzunehmen, und bis zu diesem Moment gibt es keine offensichtlichen Unterschiede zwischen ihnen – es ist die Krise, die die Vorbereiteten von den Unvorbereiteten trennen wird.“ (France)
Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen erlöschen: Die törichten Jungfrauen waren unvorbereitet, weil sie nicht genügend Öl für ihre Lampen hatten. In vielen Bibelstellen ist Öl ein Symbol des Heiligen Geistes (wie bei Sacharja 4, 1-7). Ohne Öl war die Hochzeitsgesellschaft nicht bereit für den Bräutigam. Ohne den Heiligen Geist ist niemand für die Rückkehr Jesu bereit.
Olivenöl stellt aus vielen Gründen ein gutes Bild für den Heiligen Geist dar.
Öl ist ein Schmiermittel, wenn es für diesen Zweck verwendet wird – es gibt wenig Reibung und Verschleiß unter denen, die vom Geist Gottes geölt werden.
Öl heilt und wurde zu biblischen Zeiten als Arzneimittel verwendet (Lukas 10, 34) – der Geist Gottes bringt Heilung und Regeneration.
Öl leuchtet, wenn es in einer Lampe verbrannt wird – wo der Geist Gottes ist, da ist Licht.
Öl wärmt, wenn es als Brennstoff für eine Flamme verwendet wird – wo der Geist Gottes ist, da ist Wärme und Geborgenheit.
Öl belebt, wenn es zum Massieren verwendet wird – der Heilige Geist belebt uns für seinen Dienst.
Öl schmückt, wenn es als Parfüm getragen wird – der Heilige Geist schmückt uns und macht uns zu angenehmen Mitmenschen.
Öl poliert, wenn es Metall zum Glänzen bringt – der Heilige Geist wischt unseren Schmutz weg und glättet unsere rauen Kanten.
Niemand kann ohne den innewohnenden Heiligen Geist ein wahrer Christ sein, wie es in Römer 8, 9 heißt: Wer aber den Geist des Christus nicht hat, der ist nicht sein. Wahrscheinlich hat Jesus in diesem Gleichnis nicht beabsichtigt ‚geisterfüllte‘ von ‚nicht geisterfüllten‘ Christen zu trennen; die Unterscheidung ist wohl vielmehr die zwischen wahren Christen und falschen Gläubigen.
Dennoch ist ein Schlüssel zur christlichen Bereitschaft, ständig mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein (Epheser 5, 18). Viele unserer Schwächen und Niederlagen sowie unsere Trägheit im geistlichen Leben lassen sich dadurch erklären, dass wir nicht ständig mit dem Heiligen Geist erfüllt sind.
Die Tür wurde verschlossen …Wahrlich, ich sage euch: ich kenne euch nicht: Die Strafe für die törichten Jungfrauen war hart. Sie durften nicht zur Hochzeit kommen, und die Tür wurde ohne Rücksicht auf sie verschlossen.
„Die Bitte der Mädchen und die Antwort des Bräutigams erinnern an die abschreckenden Worte aus Matthäus 7, 22-23; Ich kenne euch nicht ist eine eindeutige Form der Zurückweisung und keine Tatsachenbehauptung.“ (France)
„Wenn diese Tür einmal geschlossen ist, wird sie nie wieder geöffnet werden. Es gibt einige, die von einer Öffnung dieser Tür nach dem Tod für diejenigen träumen, die reuelos gestorben sind; aber in der Bibel steht nichts, was diese Erwartung rechtfertigt. Jede ‚größere Hoffnung‘ als die, die im Wort Gottes offenbart wird, ist eine Täuschung und eine Versuchung.“ (Spurgeon)
Darum wacht! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde, in welcher der Sohn des Menschen kommen wird: Die Aussage dieses Gleichnisses ist ganz einfach: seid bereit. Der Preis dafür, nicht bereit zu sein, ist zu hoch.
B. Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten
1. Jesus beschreibt einen Herrn, der seinen Knechten Anweisungen gibt, bevor er sich auf eine lange Reise begibt
Matthäus 25, 14-15
Matthäus 25, 14-15 Denn es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reisen wollte, seine Knechte rief und ihnen seine Güter übergab. Dem einen gab er fünf Talente, dem anderen zwei, dem dritten eins, jedem nach seiner Kraft, und er reiste sogleich ab.
Einem Menschen, der außer Landes reisen wollte, seine Knechte rief und ihnen seine Güter übergab: Es war damals nicht ungewöhnlich, dass Knechten (Sklaven) oft große Verantwortung übertragen wurde. Vielmehr war es oft das Sicherste und Klügste, was ein Mann mit seinem Geld machen konnte.
„Das Beste, was er mit seinem Geld in seiner Abwesenheit tun konnte, war, es unter ausgewählten Sklaven aufzuteilen und sie ihr Bestes damit tun zu lassen.“ (Bruce)
„Dieses Gleichnis greift die Frage auf, die beim vorigen Gleichnis der Brautjungfern unbeantwortet blieb: Was ist ‚Bereitschaft‘?“ (France)
Dem einen gab er fünf Talente, dem anderen zwei, dem dritten eins: Ein Talent war keine Begabung (obwohl das Gleichnis auf unsere Begabungen zutrifft), sondern eine Geldeinheit, die heute mindestens 1.000 Euro wert ist, vermutlich aber noch viel mehr.
„Ein Talent war keine Münze, sondern ein Gewicht; daher hing sein Wert davon ab, ob es sich um Kupfer, Gold oder Silber handelte.“ (Barclay)
„Der englische Gebrauch des Worts ‚Talent‘ für eine natürliche (oder übernatürliche) Begabung leitet sich von diesem Gleichnis ab … Aber der griechische Talanton ist nur eine Geldsumme. Er wurde im Allgemeinen mit 6.000 Denaren gleichgesetzt.“ (France) „Wenn ein Talent 6.000 Denare wert wäre, würde ein Tagelöhner zwanzig Jahre brauchen, um so viel zu verdienen.“ (Carson)
Bei der praktischen Anwendung dieses Gleichnisses ist es sinnvoll, die Talente als Lebensressourcen anzusehen – wie Zeit, Geld, Fähigkeiten und Autorität.
Jedem nach seiner Kraft: Die Knechte erhielten je nach ihrer Kraft (in anderen Bibelübersetzungen: Fähigkeit) unterschiedliche Geldbeträge. Ein Knecht erhielt nur ein Talent, aber uns sollte bewusst sein, dass das keine unbedeutende Summe war. Einige erhielten mehr; aber jeder erhielt etwas, jeder erhielt einen großen Betrag.
„Das Talent, das jeder Mensch hat, passt am besten zu seinem eigenen Zustand; und es sind nur Stolz und Irrsinn, die ihn dazu bringen, die Gaben und Talente eines anderen zu begehren und ihn darum zu beneiden. Fünf Talente wären für manche Menschen zu viel: ein Talent wäre für manche zu wenig.“ (Clarke)
2. Die Knechte verwalten das Geld ihres Meisters
Matthäus 25, 16-18
Matthäus 25, 16-18 Da ging der hin, welcher die fünf Talente empfangen hatte, handelte mit ihnen und gewann fünf weitere Talente. Und ebenso der, welcher die zwei Talente [empfangen hatte], auch er gewann zwei weitere. Aber der, welcher das eine empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn.
Welcher die fünf Talente empfangen hatte, handelte mit ihnen: Jeder, der von seinem Meister Talente erhalten hatte, tat mit ihnen, was er für richtig hielt. Zwei handelten mit ihren Talenten und verdienten mehr Talente (gewann fünf weitere Talente … auch er gewann zwei weitere).
Handelte impliziert direktes agieren. „Es zeigt, dass die guten Knechte sich ihrer Verantwortung bewusst waren und sofort an die Arbeit gingen.“ (Carson)
Wir erfahren nicht, wie sie mit ihren Talenten gehandelt haben. Vielleicht verliehen sie das Geld gegen Zinsen, vielleicht benutzten sie das Geld, um Dinge zu kaufen, und verkauften sie für mehr Geld. Das Entscheidende ist, dass sie das, was sie hatten, nutzten und dadurch mehr gewannen.
Wir können viel Gutes über die Arbeit der ersten beiden Knechte sagen:
Sie haben ihre Arbeit sofort getan.
Sie haben ihre Arbeit mit Ausdauer getan.
Sie haben ihre Arbeit mit Erfolg getan.
Sie waren bereit, ihrem Herrn gegenüber Rechenschaft abzulegen.
Der, welcher das eine empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn: Der dritte Knecht machte fast nichts mit dem Geld. Er sorgte dafür, dass es nicht verloren ging (indem er es versteckte), aber er tat nichts Positives mit dem Geld seines Herrn, im Gegensatz zu den ersten beiden Knechten.
3. Die ersten beiden Knechte werden beurteilt
Matthäus 25, 19-23
Matthäus 25, 19-23 Nach langer Zeit aber kommt der Herr dieser Knechte und hält Abrechnung mit ihnen. Und es trat der hinzu, der die fünf Talente empfangen hatte, brachte noch fünf weitere Talente herzu und sprach: Herr, du hast mir fünf Talente übergeben; siehe, ich habe mit ihnen fünf weitere Talente gewonnen. Da sagte sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; geh ein zur Freude deines Herrn! Und es trat auch der hinzu, der die zwei Talente empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Talente übergeben; siehe, ich habe mit ihnen zwei andere Talente gewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; geh ein zur Freude deines Herrn!
Nach langer Zeit aber kommt der Herr dieser Knechte: Die lange Verzögerung würde die Knechte zu der Annahme verleiten, dass sie niemals Rechenschaft ablegen müssten, und doch würden sie das ganz sicher müssen.
Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen: Die Belohnung war für beide Knechte gleich, auch wenn der eine fünf Talente und der andere zwei Talente erhalten hatte. Jeder leistete das Gleiche, gemäß den Mitteln, die er erhalten hatte.
Recht so, du guter und treuer Knecht: Das zeigt, dass der Herr nach Güte und Treue bei seinen Knechten suchte. Welchen finanziellen Erfolg diese Knechte auch hatten, er wählte sie, weil sie gut und treu waren. Der Herr achtete zunächst auf diese Charaktereigenschaften, nicht auf einen bestimmten Geldbetrag.
„Es heißt nicht ‚gut gemacht, guter und großartiger Knecht‘, denn vielleicht hat der Knecht in den Augen derer, die Reichtum und Macht schätzen, nicht geglänzt. Es heißt nicht: ‚Gut gemacht, du großer und angesehener Knecht‘; denn es ist möglich, dass er nie über sein Heimatdorf hinaus bekannt war.“ (Spurgeon)
„Es ist besser, in der Vorschule treu zu sein, als in einer noblen Klasse junger Männer untreu zu sein. Es ist besser, in einem kleinen Dorf treu zu sein, wo zwei oder drei Dutzend Menschen leben, als in einer Großstadt untreu zu sein, wo Tausende daraufhin umkommen. Es ist besser, in einer Versammlung auf dem Lande treu zu sein und einem Duzend Dorfbewohnern von Christus, dem Gekreuzigten, zu erzählen, als in einem großen Gebäude untreu zu sein, in dem sich Tausende versammeln.“ (Spurgeon)
Geh ein zur Freude deines Herrn: Dies hat den Nachhall des Himmels in sich. Der Gedanke ist, dass es einen Ort der Freude gibt, der dem Herrn dieser Knechte gehört, und sie sind eingeladen, sich dort dem Herrn anzuschließen. Dieses Schicksal der beiden treuen Knechte hat etwas Himmlisches an sich.
„Dies ist nicht der Verdienst des Knechts, sondern der des Herrn, den er mit seinen treuen Knechten teilt … wir sollen uns nicht so sehr über uns selber freuen, sondern vielmehr an der Freude des Herrn teilhaben.“ (Spurgeon)
Wir können über die Belohnung der ersten beiden Knechte sagen:
Sie erhielten Lob von ihrem Herrn.
Sie erhielten die Zusage eines zukünftigen Segens.
Sie empfingen die Herrlichkeit, die ‚Freude deines Herrn‘.
4. Der dritte Knecht legt Rechenschaft ab
Matthäus 25, 24-25
Matthäus 25, 24-25 Da trat auch der hinzu, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Siehe, da hast du das Deine!
Da trat auch der hinzu, der das eine Talent empfangen hatte: Der Meister beurteilte jeden Knecht einzeln. Wenn sie als Gruppe betrachtet worden wären, hätten sie gut abgeschnitten: 8 Talente wurden gegeben und 15 Talente kamen zurück. Doch jeder einzelne wurde nach seiner individuellen Treue und Anstrengung beurteilt.
„Bedenke, mein lieber Zuhörer, dass du am Tag des Gerichts persönlich Rechenschaft ablegen musst; Gott wird dich nicht fragen, was deine Gemeinde getan hat – er wird dich fragen, was du persönlich getan hast.“ (Spurgeon)
Ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast: Der Knecht, der sein Talent vergraben hatte, versuchte sich durch die große Macht seines Herrn zu rechtfertigen. Er glaubte sogar, dass sein Herr in gewisser Weise allmächtig sei: Er erntet, wo er nicht gesät hat, und sammelt, wo er nicht ausgestreut hat.
Ein harter Mann: „Habgierig, geizig, beansprucht alles für sich und bietet seinen Dienern keine Belohnung an.“ (Bruce)
F.B. Meyer drückte die Gedanken des Knechts aus: „Ich kann nur wenig tun; es wird keinen großen Unterschied machen, wenn ich gar nichts tue: Ich werde nicht vermisst werden. Mein kleiner Beitrag wird keinen Einfluss haben.“
„Es ist das Talent böser Menschen, dass sie es schaffen, die Schuld ihrer Misserfolge auf andere, oft sogar auf Gott selbst, zu schieben.“ (Poole)
Siehe, da hast du das Deine: Der dritte Knecht schien stolz auf sich zu sein. Weil der Herr so mächtig war und (in den Augen des Knechts) seine Hilfe nicht brauchte, dachte der dritte Knecht, der Herr würde sich freuen, dass er nichts tat, und sagen konnte: „Siehe, da hast du das Deine.“ Er schien keine Vorstellung davon zu haben, wie sehr er seinem Herrn missfallen würde.
Zu Gunsten des dritten Knechts lässt sich sagen, dass er zumindest verstand, dass das, was ihm gegeben wurde, seinem Herrn gehörte. Er sagte: „Da hast du das Deine.“ Viele moderne Diener Gottes denken, Dinge, die Gott ihnen gibt, gehören nun ihnen und nicht mehr Gott, und sie können damit tun, was immer sie wollen.
Doch „obwohl dieser Mann nichts für seinen Herrn tat, hielt er sich für einen guten Knecht. Er zeigte keine Selbstentwertung, keine Demütigung, keine Reue. Er war kühn und sagte schamlos: ‚Siehe, da hast du das Deine.‘“ (Spurgeon)
Wir können über die Arbeit des dritten Knechts sagen:
Er hat nicht nachgedacht.
Er hat nicht gearbeitet.
Er hat es nicht einmal versucht.
Er hat sich gerechtfertigt.
5. Der dritte Knecht wird beurteilt
Matthäus 25, 26-30
Matthäus 25, 26-30 Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld den Wechslern bringen sollen, so hätte ich bei meinem Kommen das Meine mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben werden, damit er Überfluss hat; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird das Heulen und Zähneknirschen sein.
Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe: Die Verurteilung dieses dritten Knechts – hier böser und fauler Knecht genannt – war hart. Die Autorität des Herrn entschuldigt niemals die Faulheit des Knechts, sondern sie wird dadurch nur umso mehr verurteilt.
Jene, die dem Herrn nicht dienen, nicht beten oder nicht missionieren, weil Gott souverän ist, verurteilen sich selbst durch ihre Faulheit. Durch ihre Taten (oder Untätigkeit) zeigen sie, dass sie wie der böse Knecht im Gleichnis sind. Sie kennen das Herz ihres Herrn nicht. „Der Herr des Knechts, der keinen Gewinn erwirtschaftet hat, sagt ihm, die Schuld liege in seiner eigenen Faulheit und Bosheit und dass seine Furcht um die Sicherheit seines Herrn nur ein leichtsinniger Vorwand und eine unangemessene Entschuldigung war.“ (Poole)
Der Vorwurf gegen diesen Knecht, der sein Talent nur vergrub, lautete, er sei böse und faul. Wir sehen Faulheit selten als echte Sünde an, die vor dem Herrn bereut werden muss. Wäre Faulheit eine Berufung oder eine geistliche Gabe, wäre dieser Mann großartig gewesen.
„Er ist ehrlich – der Herr hatte sich in dieser Hinsicht nicht getäuscht – aber er ist träge, antriebslos, ängstlich … faul, ein gänzlich armes Geschöpf: misstrauisch, ängstlich, herzlos, antriebslos, untätig.“ (Bruce)
Man könnte sagen, dass dieser Knecht keine angemessene Angst vor seinem Herrn hatte, sondern eher eine unangemessene Angst vor Risiko und Versagen.
Dann hättest du mein Geld den Wechslern bringen sollen, so hätte ich bei meinemKommen das Meine mit Zinsen zurückerhalten: Dieser Mann hätte irgendetwas aus dem machen können, was er hatte. Selbst wenn es sich nicht verdoppelt hätte, hätte er Zinsen für das Geld des Meisters erhalten können.
„Wenn wir unserem Herrn schon nicht direkt und persönlich dienen können, wenn wir weder die Fähigkeit noch das Feingefühl haben, Menschen oder ein Unternehmen für ihn zu leiten, so können wir wenigstens zu dem beitragen, was andere tun, und unser Kapital mit ihrem verbinden, sodass unser Herr auf irgendeine Weise den Anteil erhält, auf den er Anspruch hat.“ (Spurgeon)
„Das Alte Testament verbot den Israeliten, Zinsen voneinander zu verlangen. (2. Mose 22, 25; 3. Mose 25, 35-37; 5. Mose 23, 19; vgl. Psalm 15, 5 … ); Zinsen für Geld, das an Heiden verliehen wurde, waren erlaubt (5. Mose 23, 20). Zur Zeit des Neuen Testaments unterschieden jüdische Gelehrte bereits zwischen ‚Verleihen gegen Zinsen‘ und ‚Wucher‘ (im heutigen Sinn).“ (Carson)
Denn wer hat, dem wird gegeben werden … von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat: Es gibt diejenigen, die Dinge haben (wie der Knecht mit dem einem Talent), aber so damit umgehen, als wären sie nichts. Sie werden merken, dass auch das ihnen noch genommen wird. Diejenigen, die das, was sie haben, in Ehren halten, denen wird noch mehr gegeben werden.
„Seht zu, dass ihr keine Gnade Gottes vergeblich empfangt; beneidet auch nicht diejenigen, die viel haben; ein angemessener Teil davon ist zu erwarten.“ (Trapp)
„Wir brauchen nicht auf die Zukunft warten, um die Vermehrung oder die Abnahme unserer Talente zu sehen. Sie wachsen oder schwinden bereits in unseren Händen.“ (Meyer)
Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis: Weil er böse und faul war, zeigte der dritte Knecht, dass er kein wahrer Diener seines Herrn war. Es ist angemessen, dass er (und jeder, der dieselbe Herzenshaltung zeigt) für immer aus der Gegenwart des Herrn ausgestoßen wurde.
So wie in dem Schicksal der treuen Knechte ein Hauch von Himmel lag, lag in dem Schicksal des bösen und faulen Knechts ein ausgeprägter Hauch der Hölle.
Im erweiterten Kontext von Matthäus 25 ist das Hauptaugenmerk des Gleichnisses klar: Unsere Bereitschaft für die Wiederkunft Jesu wird durch unseren Umgang mit dem, was er uns gegeben hat, bestimmt.
Manche sind der Meinung, dass die Bereitschaft für die Wiederkunft Jesu eine sehr geistliche und abstrakte Sache ist. Das ist sie aber nicht – es geht darum, dass wir uns für den Herrn einsetzen. In Anbetracht dieses Gleichnisses müssen wir uns fragen: Was haben wir mit unserem Wissen gemacht? Mit unserer Zeit? Mit unserem Geld? Mit unseren Fähigkeiten? Die unterlassenen Sünden [das, was wir nicht tun] können letztlich gefährlicher sein als die begangenen Sünden [das, was wir tun].
C. Das Gericht über die Heidenvölker
1. Die Nationen werden vor Gottes Thron versammelt und getrennt
Matthäus 25, 31-33
Matthäus 25, 31-33 Wenn aber der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommen wird und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen, und vor ihm werden alle Heidenvölker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet, und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zu seiner Linken.
Wenn aber der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommen wird: Dies ist eigentlich kein Gleichnis. Es ist vielmehr eine Beschreibung einer zukünftigen Gerichtsszene nach der glorreichen Wiederkunft Jesu (beschrieben in Matthäus 24, 30).
Dann wird er auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen: Jesus war hier entweder größenwahnsinnig (Wahnvorstellung von der eigenen Macht oder Bedeutung) oder er ist tatsächlich der Herr der Herrlichkeit, der die Völker von seinem Thron aus richten wird. Offenbar befindet sich der Thron auf der Erde, denn es geschieht, wenn der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommen wird. In drei Tagen würde er gekreuzigt werden; und dennoch sprach er davon: „Wenn der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommen wird.“ Er hatte einige Jünger um sich – einer würde ihn verraten, einer ihn verleugnen, und die anderen ihn verlassen; und dennoch sprach er von „alle heiligen Engel mit ihm“. Er lebte in völliger Bescheidenheit, fast in Armut – und wurde von nahezu allen großen und mächtigen Männern der Welt abgelehnt; und dennoch sagte er, er würde „auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen“.
Vor ihm werden alle Heidenvölker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden: Dieses Gericht scheint sich von dem in Offenbarung 20, 11-15 beschriebenen Endgericht vor dem großen weißen Thron zu unterscheiden. Dieses Gericht über die Heidenvölker unterscheidet sich aus mehreren Gründen vom Endgericht:
Es geschieht zu einer anderen Zeit. Das Urteil vor dem Großen Weißen Thron in Offenbarung 20, 11-15 findet eindeutig nach der 1.000-jährigen Herrschaft Jesu und seiner Heiligen statt. Das Gericht über die Völker in Matthäus 25 findet unmittelbar nach der Wiederkunft Jesu statt (Matthäus 25, 31-32).
Es geschieht an einem anderen Ort. Das Gericht vor dem Großen Weißen Thron in Offenbarung 20 findet im Himmel statt; das Gericht der Nationen in Matthäus 25 findet auf der Erde statt.
Es wird an anderen Personen vollstreckt. Das Urteil vor dem Großen Weißen Thron in Offenbarung 20 schließt eindeutig alle unerlösten Männer und Frauen ein. Das Gericht von Matthäus 25 scheint nur die Nationen zu umfassen – d.h. Heiden, die in großem Maße nach ihrer Güte und Fürsorge [zum Teil] gegenüber dem jüdischen Volk (meinen Brüdern) beurteilt werden. Es kann sein, dass Juden, die die Große Drangsal überleben, nicht an diesem Völkergericht teilnehmen werden.
Es basiert auf einer anderen Grundlage. Diese wird im folgenden Abschnitt erklärt.
Er wird die Schafezur seiner Rechten stellen, die Böcke aber zu seiner Linken: Der Menschensohn – Jesus selbst – hat die Autorität, die Menschheit in diesem Gericht zu unterteilen. Es gibt nicht drei Gruppen, sondern nur zwei: Schafe und Böcke, rechts und links.
„Auf dem Land vermischten sich die Schafe und Böcke tagsüber. Nachts waren sie oft getrennt: Schafe vertragen die kühle Luft, aber Böcke müssen zusammengetrieben werden, um sich zu wärmen.“ (Carson)
Dies gilt auch für das Endgericht, wenn die Menschheit in nur zwei Gruppen aufgeteilt werden wird. Doch nach der Meinung dieses Kommentators (definitiv die Meinung einer Minderheit) sprach Jesus hier nicht vom Endgericht, sondern von der Trennung, die nach der Wiederkehr Jesu, aber vor dem Endgericht stattfinden wird, um jene zu richten, die die Große Drangsal überlebt haben.
Bis zum Ende der Großen Drangsal (erwähnt in Matthäus 24, 21 und an anderen Stellen) wird die Bevölkerung der Erde durch viele Faktoren stark reduziert worden sein:
Die Entrückung der Gemeinde (beschrieben in 1. Thessalonicher 4, 16-17) wird viele Millionen Gläubige von der Erde hinwegnehmen.
Die Verfolgung und das Martyrium derer, die nach der Entrückung und während der Großen Drangsal an Jesus glauben, wird viele von der Erde hinwegnehmen.
Der schreckliche Tod und die Zerstörung während der Großen Drangsal wird viele von der Erde hinwegnehmen.
Die katastrophale Schlacht von Harmagedon und die Rückkehr Jesu auf die Erde wird viele von der Erde hinwegnehmen.
Dennoch ist davon auszugehen, dass trotz allem viele Menschen – vielleicht 3 Milliarden oder mehr – auf der Erde verbleiben, wenn Jesus am Ende der letzten sieben Jahre in Macht und Herrlichkeit zurückkehrt. Darunter die 144.000, die durch die Große Drangsal besonders gekennzeichnet und bewahrt wurden und die bei seiner glorreichen Wiederkunft mit dem Lamm Gottes auf dem Berg Zion stehen (Offenbarung 14, 1-5). Eine berechtigte Frage ist: „Was geschieht mit all diesen Menschen, die die Große Drangsal und Harmagedon überleben?“ Dieses Völkergericht beantwortet die Frage.
2. Das Gericht und die Belohnung derer auf der rechten Seite
Matthäus 25, 34-40
Matthäus 25, 34-40 Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt; ich bin ohne Kleidung gewesen, und ihr habt mich bekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist, oder durstig, und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt, oder ohne Kleidung, und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis, und sind zu dir gekommen? Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!
Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reicht, das euch bereitet ist: Der Lohn für die zu seiner Rechten (die Schafe) ist, dass sie in das Reich des Vaters eingehen.
Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist, ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben: Sie wurden wegen ihrer Werke anerkannt. Von Glauben oder gar Vergebung ist hier nicht die Rede. Dieses Urteil beruhte rein auf ihrer moralischen Güte.
Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan: Dies ist ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen diesem Gericht der Nationen und dem Endgericht. Das Gericht vor dem Großen Weißen Thron in Offenbarung 20 beruht auf dem, was im Buch des Lebens steht; das Gericht der Nationen in Matthäus 25 beruht darauf, andere, insbesondere Christen und Juden (die in der zweiten Hälfte der Großen Drangsal besonders gehasst und verfolgt sein werden), menschenwürdig zu behandeln.
Obwohl die christlichen und jüdischen Brüder Jesu an erster Stelle stehen, können wir durch das Wissen über das Wesen Jesu sagen, dass andere nicht ausgeschlossen werden. „Die Brüder sind in erster Linie christliche Arme, Bedürftige und Leidende, aber letztlich und folglich alle leidenden Menschen überall.“ (Bruce)
3. Das Gericht und die Verurteilung derer auf der linken Seite
Matthäus 25, 41-46
Matthäus 25, 41-46 Dann wird er auch denen zur Linken sagen: Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt; ohne Kleidung, und ihr habt mich nicht bekleidet; krank und gefangen, und ihr habt mich nicht besucht! Dann werden auch sie ihm antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder ohne Kleidung oder krank oder gefangen gesehen und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir auch nicht getan! Und sie werden in die ewige Strafe hingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.
Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir auch nicht getan: Die Anklage gegen die Verlorenen galt keinen moralischen Verstößen, sondern ihrer gleichgültigen Haltung gegenüber Jesus (und seinem Volk). Ihre Gleichgültigkeit besiegelte ihr Schicksal. In diesem Kapitel wurde immer wieder betont, dass der Preis der Gleichgültigkeit zu hoch ist, um ihn zu zahlen.
Wir können es uns nicht leisten, Jesus und seiner Wiederkehr gegenüber gleichgültig zu sein.
Wir können es uns nicht leisten, dem Heiligen Geist gegenüber gleichgültig zu sein, der uns für die Wiederkunft Jesu bereit macht.
Wir können es uns nicht leisten, gleichgültig gegenüber den Ressourcen zu sein, die Gott uns gibt.
Wir können es uns nicht leisten, den bedürftigen Menschen um uns gleichgültig gegenüberzustehen.
Wir können es uns nicht leisten, gleichgültig gegenüber einer verlorenen Menschheit zu sein, die vor Gericht stehen wird.
„Die ‚Schuld‘ der Verfluchten entsteht nicht dadurch, dass sie falsche Dinge tun, sondern durch das Versäumnis, das Richtige zu tun … nichts zu tun, wird als der Weg zur Verdammnis angesehen.“ (France)
Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist: Jesus weist deutlich darauf hin, dass die Hölle dem Teufel und seinen Engeln bereitet war. Menschen gehen nur dorthin, weil sie sich freiwillig dem Teufel und seinen Engeln angeschlossen haben.
„Sie schlossen sich dem Teufel an, indem sie Gott die Treue verweigerten; so war es nur recht, dass sie, indem sie seine Rebellion nachahmten, seine Strafe teilen sollten.“ (Spurgeon)
Ewiges Feuer … ewige Strafe: Die wörtliche Bedeutung des altgriechischen Wortes aion (αἰών) ist ‚Zeitalter‘ oder ‚langer Zeitabschnitt‘. Bruce meint zum Adjektiv aionion: „Die exakte Bedeutung von [ewig]: zeitalter-lang, nicht ewig“. Deshalb dachten einige, das Leiden der Verfluchten sei nicht ewig. Einige behaupten, die Verfluchten würden schließlich rehabilitiert und in den Himmel gebracht (die Vorstellung der Allversöhnung oder des Heilsuniversalismus); andere glauben, dass sie irgendwann aufhören zu existieren (die Vorstellung der vollständigen Auslöschung oder des Annihilationismus).
Dennoch gibt es gute Gründe für die Ansicht, dass die Bedeutung von aionion in diesem Abschnitt wirklich ewig ist. „Aionion kann sich auf das Leben oder die Strafe in der kommenden Zeit beziehen, oder auf die Dauer der Sache, auf die es sich bezieht (wie in Matthäus 21, 19). Aber in apokalyptischen und eschatologischen [=die Endzeit betreffenden] Kontexten bedeutet das Wort nicht nur ‚zum [messianischen] Zeitalter gehörend‘, sondern, weil dieses Zeitalter immer in Gottes Gegenwart gelebt wird, auch ‚ewig‘.“ (Carson)
Außerdem wird im griechischen Urtext in Matthäus 25, 46 beide Male dasselbe Wort für ewig verwendet. Wenn die Gerechten ewiges Leben bekommen, dann müssen wir feststellen, dass die Schuldigen ewige Strafe erfahren. „Einige sind der Meinung, dass diese Strafe ein Ende haben wird: Das ist so wahrscheinlich, wie dass die Herrlichkeit der Gerechten ein Ende haben wird; denn dasselbe Wort wird verwendet, um die Dauer der Strafe und die Dauer des Zustands der Herrlichkeit auszudrücken.“ (Clarke)
„Sie sollen die ewige Strafe bekommen, nicht eine Strafe auf Zeit, wie Origen dachte.“ (Poole)
„Aber sie haben den Willen, ewig zu sündigen; und da sie wertlos sind, werden sie Gottes Gnade zu keiner Zeit gerecht; darum ist ihr Feuer ewig.“ (Trapp)
Ewige Strafe … ewiges Leben: Diese Erwähnung des ewigen Lebens lässt die meisten glauben, Jesus habe über das Endgericht gesprochen. Aber für die, die die Große Drangsal überleben, ist der Eintritt in das tausendjährige Reich mit Sicherheit das Tor zum ewigen Leben. Diejenigen, die nicht in das tausendjährige Reich eintreten, werden ebenfalls mit Sicherheit ewige Strafe erhalten.
Der Zweck dieses Völkergerichts ist die Trennung der Völker vor dem Beginn des tausendjährigen Reiches. Die Bösen und Ungerechten werden nicht eintreten; die Tugendhaften und Guten kommen hinein.
Matthäus 25 – Die Endzeitrede Jesu auf dem Ölberg (Teil 2)
A. Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen
1. Zehn Jungfrauen bereiteten sich vor, um einen Bräutigam bei einer Hochzeit zu treffen
Matthäus 25, 1
Matthäus 25, 1
Dann wird das Reich der Himmel zehn Jungfrauen gleichen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam entgegengingen.
2. Den Jungfrauen, die unvorbereitet angetroffen wurden, wurde der Eintritt verwehrt
Matthäus 25, 2-13
Matthäus 25, 2-13
Fünf von ihnen aber waren klug und fünf töricht. Die törichten nahmen zwar ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit sich. Die klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen mitsamt ihren Lampen. Als nun der Bräutigam auf sich warten ließ, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht aus, ihm entgegen! Da erwachten alle jene Jungfrauen und machten ihre Lampen bereit. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen erlöschen! Aber die klugen antworteten und sprachen: Nein, es würde nicht reichen für uns und für euch. Geht doch vielmehr hin zu den Händlern und kauft für euch selbst! Während sie aber hingingen, um zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit; und die Tür wurde verschlossen. Danach kommen auch die übrigen Jungfrauen und sagen: Herr, Herr, tue uns auf! Er aber antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht! Darum wacht! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde, in welcher der Sohn des Menschen kommen wird.
B. Das Gleichnis von den anvertrauten Talenten
1. Jesus beschreibt einen Herrn, der seinen Knechten Anweisungen gibt, bevor er sich auf eine lange Reise begibt
Matthäus 25, 14-15
Matthäus 25, 14-15
Denn es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reisen wollte, seine Knechte rief und ihnen seine Güter übergab. Dem einen gab er fünf Talente, dem anderen zwei, dem dritten eins, jedem nach seiner Kraft, und er reiste sogleich ab.
2. Die Knechte verwalten das Geld ihres Meisters
Matthäus 25, 16-18
Matthäus 25, 16-18
Da ging der hin, welcher die fünf Talente empfangen hatte, handelte mit ihnen und gewann fünf weitere Talente. Und ebenso der, welcher die zwei Talente [empfangen hatte], auch er gewann zwei weitere. Aber der, welcher das eine empfangen hatte, ging hin, grub die Erde auf und verbarg das Geld seines Herrn.
3. Die ersten beiden Knechte werden beurteilt
Matthäus 25, 19-23
Matthäus 25, 19-23
Nach langer Zeit aber kommt der Herr dieser Knechte und hält Abrechnung mit ihnen. Und es trat der hinzu, der die fünf Talente empfangen hatte, brachte noch fünf weitere Talente herzu und sprach: Herr, du hast mir fünf Talente übergeben; siehe, ich habe mit ihnen fünf weitere Talente gewonnen. Da sagte sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; geh ein zur Freude deines Herrn! Und es trat auch der hinzu, der die zwei Talente empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Talente übergeben; siehe, ich habe mit ihnen zwei andere Talente gewonnen. Sein Herr sagte zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über vieles setzen; geh ein zur Freude deines Herrn!
4. Der dritte Knecht legt Rechenschaft ab
Matthäus 25, 24-25
Matthäus 25, 24-25
Da trat auch der hinzu, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich kannte dich, dass du ein harter Mann bist. Du erntest, wo du nicht gesät, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg dein Talent in der Erde. Siehe, da hast du das Deine!
5. Der dritte Knecht wird beurteilt
Matthäus 25, 26-30
Matthäus 25, 26-30
Aber sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld den Wechslern bringen sollen, so hätte ich bei meinem Kommen das Meine mit Zinsen zurückerhalten. Darum nehmt ihm das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! Denn wer hat, dem wird gegeben werden, damit er Überfluss hat; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat. Und den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird das Heulen und Zähneknirschen sein.
C. Das Gericht über die Heidenvölker
1. Die Nationen werden vor Gottes Thron versammelt und getrennt
Matthäus 25, 31-33
Matthäus 25, 31-33
Wenn aber der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommen wird und alle heiligen Engel mit ihm, dann wird er auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen, und vor ihm werden alle Heidenvölker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirte die Schafe von den Böcken scheidet, und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zu seiner Linken.
In drei Tagen würde er gekreuzigt werden; und dennoch sprach er davon: „Wenn der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit kommen wird.“
Er hatte einige Jünger um sich – einer würde ihn verraten, einer ihn verleugnen, und die anderen ihn verlassen; und dennoch sprach er von „alle heiligen Engel mit ihm“.
Er lebte in völliger Bescheidenheit, fast in Armut – und wurde von nahezu allen großen und mächtigen Männern der Welt abgelehnt; und dennoch sagte er, er würde „auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen“.
2. Das Gericht und die Belohnung derer auf der rechten Seite
Matthäus 25, 34-40
Matthäus 25, 34-40
Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt; ich bin ohne Kleidung gewesen, und ihr habt mich bekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist, oder durstig, und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremdling gesehen und haben dich beherbergt, oder ohne Kleidung, und haben dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis, und sind zu dir gekommen? Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!
3. Das Gericht und die Verurteilung derer auf der linken Seite
Matthäus 25, 41-46
Matthäus 25, 41-46
Dann wird er auch denen zur Linken sagen: Geht hinweg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt; ohne Kleidung, und ihr habt mich nicht bekleidet; krank und gefangen, und ihr habt mich nicht besucht! Dann werden auch sie ihm antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder als Fremdling oder ohne Kleidung oder krank oder gefangen gesehen und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr mir auch nicht getan! Und sie werden in die ewige Strafe hingehen, die Gerechten aber in das ewige Leben.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.