Richter 5 – Das Lied der Debora

A. Gott für die Befreiung loben, die er durch seine Leiter erzielt

1. Das Thema des Liedes: Die Freude und der Segen, die darin liegen ein bereitwilliges Werkzeug Gottes zu sein

Richter 5, 1-2

Richter 5, 1-2
Da sangen Debora und Barak, der Sohn des Abinoam, in jener Zeit dieses Lied: Dass Führer anführten in Israel,
Dass sich das Volk willig zeigte,
dafür preist den HERRN!

  1. Da sangen Debora und Barak, der Sohn des Abinoam, in jener Zeit: Dieses Lied wird gemeinhin nur Debora zugeschrieben; Baraks Rolle bei der Komposition und vielleicht auch beim Vortrag des Liedes wird oft übersehen.
    1. Dieses Lied entspricht ganz der Tradition anderer jüdischer Lieder über die Befreiung und das gemeinsame Feiern, wie z. B. dem Lied von Mirjam (2. Mose 15, 20-21) und den Liedern über den Sieg Davids über Goliath (1. Samuel 18, 7). „Debora war sowohl eine Dichterin als auch eine Prophetin.“ (Trapp)
    2. „Debora sang über den Niedergang der Feinde Israels und von der Befreiung, die den Stämmen zuteilwurde: Wir haben ein viel wertvolleres Thema zu vertonen; wir sind von schlimmeren Feinden befreit und durch eine größere Erlösung gerettet worden. Lasst uns mit größerer Dankbarkeit erfüllt sein; lasst uns mit größerer Freude jubeln.“ (Spurgeon)
    3. „Als er am intensivsten verleumdet wurde – als der Papst eine neue Bulle herausbrachte, und als die Könige der Erde ihn heftig bedrohten – versammelte Luther seine Freunde um sich und sagte: ‚Kommt, lasst uns einen Psalm singen und dem Teufel trotzen.‘ Er sang immer dann die meisten Psalmen, wenn die Welt am lautesten brüllte.“ (Spurgeon)
  2. Dass Führer anführten: In jedem Bereich ist Führung wichtig, besonders aber im Werk Gottes. Gott erwartet von den Leitern seines Volkes, dass sie tatsächlich führen, was zeigt, dass es einen echten Bedarf an Leitern und deren Einsatz gibt.
  3. Dass sich das Volk willig zeigte: Anführer sind nichts ohne Nachfolger, und es ist die Aufgabe des Volkes, sich seinen Führern bereitwillig zur Verfügung zu stellen, sich willig zu zeigen.
    1. Wir können uns die Beziehung zwischen einem Leiter und dem Volk als die des Dirigenten und des Orchesters vorstellen. Der Dirigent muss leiten, und das Orchester muss bereit und willig sein, der Führung des Dirigenten zu folgen. Wenn der Dirigent seinen Job macht und das Orchester seinen Job macht, dann entsteht wunderschöne Musik.

2. Sich daran erinnern, dass Gott Israel in der Vergangenheit bewahrt hat

Richter 5, 3-5

Richter 5, 3-5
Hört zu, ihr Könige, horcht auf, ihr Fürsten!
Ich will, ja ich will dem HERRN singen!
Ich will spielen dem HERRN, dem Gott Israels.
O HERR, als du von Seir auszogst,
als du einhergingst vom Gebiet Edoms,
da erzitterte die Erde und der Himmel troff,
ja, die Wolken troffen vom Wasser.
Die Berge zerflossen vor dem HERRN,
der Sinai dort zerfloss vor dem HERRN, dem Gott Israels.

  1. O HERR, als du von Seir auszogst: Gott errang den Sieg für Israel über Sisera, indem er einen starken Regen schickte (der Himmel troff). In diesem Lied erinnerte sich Debora an eine Zeit, als Gott dasselbe für Israel in den Tagen des Exodus tat (5. Mose 33, 2).
  2. Als du einhergingst vom Gebiet Edoms: Es tut uns gut, uns daran zu erinnern, dass Gottes Güte uns gegenüber nicht erst heute begonnen hat. Er ist schon seit langer, langer Zeit gut zu uns.
    1. Seir und Edom sind derselbe Ort; und diese beiden Bezeichnungen weisen auf dasselbe hin, nämlich dass Gott an der Spitze seines Volkes von Seir oder Edom aus in das Land Kanaan marschiert.“ (Poole)

3. Beschreibung des Lebens unter kanaanitischer Unterdrückung

Richter 5, 6-8

Richter 5, 6-8
Zu den Zeiten Schamgars, des Sohnes Anats,
zu den Zeiten Jaels
waren die Wege verödet;
und die Wanderer gingen auf Schleichwegen.
Es fehlten Führer in Israel, sie fehlten,
bis ich, Debora, aufstand,
bis ich aufstand, eine Mutter in Israel.
Es erwählte sich neue Götter,
da war Krieg in ihren Toren.
Wurden wohl Schild und Speer gesehen unter vierzigtausend in Israel?

  1. Es fehlten Führer in Israel, sie fehlten: Das Leben unter Israels Unterdrückern war nicht nur hart, auch alle Waffen wurden konfisziert, sodass die Israeliten nicht in der Lage waren zu kämpfen (Wurden wohl Schild oder Speer gesehen unter vierzigtausend in Israel?).
    1. „Das Land war von Anarchie und Verwirrung durchzogen, da es überall von Banditen wimmelte. Keine öffentliche Straße war sicher; und um von einem Ort zum anderen zu gelangen, waren die Menschen gezwungen, wenig frequentierte Wege zu benutzen.“ (Clarke)
    2. Im geistlichen Sinne können wir sagen, dass Satan den Christen nicht nur unterdrücken, sondern ihn auch entwaffnen will. Er will, dass der Gläubige die ganze Waffenrüstung Gottes ablegt, die ihm in Jesus Christus gehört (Epheser 6, 12-18).
  2. Bis ich, Debora, aufstand: Deborah war nicht unbedingt stolz auf sich selbst. Sie verstand, dass Gott durch bereitwillige Menschen wirkt, und sie war diejenige, die in dieser Krise die Bereitwillige war.

4. Refrain: Gelobt sei der HERR der Anführer, die führen, und der Nachfolger, die folgen

Richter 5, 9

Richter 5, 9
Mein Herz gehört den Anführern Israels,
den Freiwilligen unter dem Volk.
Lobt den HERRN!

  1. Mein Herz gehört den Anführern Israels: Debora kümmerte sich nicht nur um ihre Aufgabe als Anführerin. Sie hatte auch ein Herz für andere Leiter und deren Arbeit. Ihre Vision war größer als nur ‚ihren Job‘ zu erledigen. Sie wollte erleben, wie das Reich Gottes voranschreitet.
  2. Den Freiwilligen unter dem Volk: In Richter 5, 2 sprach Debora davon, dass das Volk sich willig zeigte. Hier merkt sie an, dass die Hingabe auch von den Anführern hervorgebracht werden sollte. Auch sie müssen sich willig zeigen.

B. In Erinnerung an den Sieg

1. Ein Aufruf, vom großen Sieg zu berichten

Richter 5, 10-12

Richter 5, 10-12
Die ihr auf weißen Eselinnen reitet,
die ihr auf Decken sitzt,
und die ihr auf dem Weg geht, denkt nach!
Fern vom Lärm der Bogenschützen, zwischen den Schöpfrinnen,
dort soll man preisen die gerechten Taten des HERRN,
die gerechten Taten seines Führers in Israel!
Dann wird das Volk des HERRN zu den Toren hinabziehen.
Wach auf, wach auf, Debora;
wach auf, wach auf und sing ein Lied!
Mach dich auf, Barak, und führe deine Gefangenen ab,
du Sohn Abinoams!

  1. Die ihr auf weißen Eselinnen reitet … denkt nach … dort soll man preisen die gerechten Taten des HERRN: Das Lied forderte die Volksvertreter zusammen mit Debora und Barak auf, dem Volk Israel von den großen Taten Gottes zu erzählen.
    1. Wir sollten unser Licht nie unter den Scheffel stellen (Matthäus 5, 15-16), sondern anderen von den großartigen Dingen erzählen, die Gott getan hat und tut. Viele Menschen müssen aufwachen und ein Loblied auf den HERRN singen.
  2. Die gerechten Taten seines Führers [des HERRN] in Israel: Das einfache Volk musste von den großen Werken Gottes hören, und es war die Aufgabe der Anführer, ihnen davon zu erzählen.

2. Die Stämme, die geholfen haben, und die Stämme, die nicht geholfen haben

Richter 5, 13-18

Richter 5, 13-18
Da stieg der Überrest der Edlen des Volkes hinunter,
der HERR selbst fuhr herab zu mir unter den Helden.
Von Ephraim zogen herab, deren Wurzel gegen Amalek ist;
hinter dir her, Benjamin, inmitten deiner Volksstämme;
von Machir kamen Befehlshaber,
und von Sebulon, die den Zählstab handhabten.
Auch die Fürsten von Issaschar hielten es mit Debora;
und Issaschar wurde wie Barak;
ins Tal folgte er ihm auf dem Fuß.
An den Bächen Rubens
gab es schwere Herzensentschlüsse.
Warum bist du zwischen den Hürden geblieben,
um das Flötenspiel bei der Herde zu hören?
An den Bächen Rubens gab es schwere Herzenserwägungen.
Gilead verblieb jenseits des Jordan;
und Dan, warum hielt er sich bei den Schiffen auf?
Asser saß am Ufer des Meeres
und verblieb an seinen Buchten.
Sebulon aber ist das Volk, das sein Leben dem Tod preisgibt;
auch Naphtali auf den Anhöhen des Feldes.

  1. Der HERR selbst fuhr herab zu mir unter den Helden: Als sie sich an Gottes Hilfe erinnerte, wusste Debora, dass seine Hilfe von den israelitischen Stämmen kam, die sich zum Mitkämpfen entschlossen. Debora lobte die Stämme, die ihr halfen, vor allem Ephraim, Westmanasse, Benjamin, Sebulon, Issaschar und Naftali.
  2. Warum bist du zwischen den Hürden geblieben: Nicht jeder Stamm war hilfsbereit. Ruben, Ostmanasse, Dan und Asser zogen nicht mit in den Kampf.
    1. „All diese sind verdientermaßen beschämt und bloßgestellt, obwohl sie Einspruch erhoben und erbärmliche Vorwände anbrachten. Der lebendigen Gemeinde muss auf jeden Fall geholfen werden, und sei es nur durch unsere Gebete.“ (Trapp)

3. Die Schlacht wird geschildert und eine Stadt, die nicht hilfsbereit ist, verflucht

Richter 5, 19-23

Richter 5, 19-23
Die Könige kamen und kämpften;
da kämpften die Könige der Kanaaniter
bei Taanach am Wasser von Megiddo —
Beute in Silber machten sie nicht.
Die Sterne am Himmel kämpften mit,
von ihren Bahnen aus kämpften sie gegen Sisera.
Der Bach Kison riss sie fort,
der uralte Bach, der Bach Kison.
Meine Seele, tritt kräftig auf!
Da stampften die Hufe der Rosse
von dem Jagen, dem Jagen seiner Edlen.
Verflucht [die Stadt] Meros! sprach der Engel des HERRN;
ja, verflucht, verflucht nur seine Bürger,
weil sie dem HERRN nicht zu Hilfe gekommen sind,
dem HERRN zu Hilfe mit den Helden!

  1. Die Sterne am Himmel kämpften mit, von ihren Bahnen aus kämpften sie: Die Schlacht wurde in dem Sinne vom Himmel aus gekämpft, dass Gott Regen schickte, der die kanaanitischen Streitwagen unbrauchbar machte (Der Bach Kison riss sie fort).
  2. Verflucht [die Stadt] Meros! sprach der Engel des HERRN: Offensichtlich bot die Stadt Meros keine Hilfe. Gott vollbrachte trotzdem sein Werk, aber die Stadt Meros wurde verflucht, weil sie sich nicht daran beteiligt hatte.

4. Jael wird gelobt, weil sie Sisera getötet hat

Richter 5, 24-27

Richter 5, 24-27
Gesegnet sei Jael vor allen Frauen,
die Frau Hebers, des Keniters;
gesegnet sei sie vor allen Frauen im Zelt!
Milch gab sie, als er Wasser erbat,
geronnene Milch brachte sie in prächtiger Schale.
Sie streckte ihre Hand aus nach dem Pflock,
ihre Rechte nach dem Arbeitshammer.
Sie schlug Sisera mit dem Hammer, zerschmetterte sein Haupt,
sie zermalmte und durchbohrte seine Schläfe.
Er krümmte sich zu ihren Füßen, fiel nieder und lag da;
zu ihren Füßen krümmte er sich und fiel;
wo er sich krümmte, da fiel er erschlagen hin.

  1. Gesegnet sei Jael vor allen Frauen: Was Jael tat, wurde in den Tagen der Richter von vielen verurteilt. Die Verantwortung, einen Gast zu schützen und zu segnen, war ein fast uneingeschränktes Gebot, und Jael tötete einen Gast. Dennoch wird sie an dieser Stelle gesegnet, weil ihr Gehorsam gegenüber der Sache Gottes größer war als ihr Gehorsam gegenüber den Traditionen und dem Anstand.
  2. Er krümmte sich zu ihren Füßen: Debora wollte die Schande Siseras verstärken, indem sie darauf hinwies, dass es eine Frau war, die sein Leben beendete.
    1. „Zum Abschluss wird in dem Lied der Tod des Tyrannen in einer Sprache gefeiert, die vor orientalischen Bildern und Farben nur so strotzt.“ (Morgan)
    2. „Hier ist eine lebendige Darstellung des Geschehens. Der erste Schlag oder die erste Wunde weckte Sisera, der einen Versuch unternahm sich zu erheben; da er aber überrascht und sehr schwach war, und sie dem ersten Schlag auch noch andere folgen ließ, stellte er fest, dass er dem nichts entgegenzusetzen hatte und fiel tot um.“ (Poole)

5. Gedanken über die baldige Enttäuschung der Überlebenden von Sisera

Richter 5, 28-30

Richter 5, 28-30
Durchs Fenster schaute sie aus
und schrie klagend, die Mutter Siseras [schaute] durchs Gitter:
Warum kommt sein Streitwagen so lange nicht?
Warum verspätet sich so sein Gespann?
Die Klugen unter ihren Edelfrauen antworteten,
und auch sie selbst gibt sich die Antwort:
Sollten sie nicht Beute finden und verteilen?
Ein oder zwei Mädchen für jeden Mann?
Beute von bunten Kleidern für Sisera?
Beute von bunt gewirkten Kleidern,
zwei bunt gewirkte Kleider für die Hälse der Geraubten?

  1. Durchs Fenster schaute sie aus … die Mutter Siseras: Jeder Tod trägt Folgen mit sich, und Debora dachte an die Folgen von Siseras Tod und feierte diese.
  2. Ein oder zwei Mädchen für jeden Mann: Cundall über das althebräische Wort, das mit Mädchen übersetzt wird: „An anderer Stelle im Alten Testament bedeutet es ‚Schoß, und im Mescha-Stele (Moabiterstein) hat es die Bedeutung ‘junge Sklavinnen‘. Das am nächsten liegende deutsche Äquivalent ist ‚Prostituierte‘, und es ist klar, dass diese unglücklichen Gefangenen dazu benutzt werden sollten, die Gelüste ihrer Entführer zu befriedigen.“
    1. „Das hebräische Wort bedeutet: vulvam vel uterum; so nennen sie die israelitischen Jungfrauen verächtlich.“ (Trapp)

6. Ein abschließendes Lob an Gott und die langfristige Auswirkung des Sieges

Richter 5, 31

Richter 5, 31
So müssen alle deine Feinde umkommen, o HERR!
Die aber Ihn lieben, sollen sein wie die Sonne,
wenn sie aufgeht in ihrer Macht!«
Und das Land hatte Ruhe, 40 Jahre lang.

  1. So müssen alle deine Feinde umkommen: Gott zu lieben heißt, Gottes Feinde zu hassen. Ein Mensch wird ebenso sehr dadurch geprägt, wer seine Feinde sind, wie dadurch, wer seine Freunde sind.
  2. Die aber Ihn lieben, sollen sein wie die Sonne: Wie viel besser ist es, einer von denen zu sein, die Ihn lieben, als einer von Gottes Feinden!

© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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