Ruth 1 – Ruths Reise

A. Hintergrund: Elimelech und seine Söhne

1. Ein Aufenthalt in Moab

Ruth 1, 1

Ruth 1, 1
Und es geschah in den Tagen, als die Richter regierten, da entstand eine Hungersnot im Land. Damals zog ein Mann aus Bethlehem in Juda fort, um sich im Gebiet von Moab niederzulassen samt seiner Frau und seinen beiden Söhnen.

  1. Und es geschah in den Tagen, als die Richter regierten: Dieser Bericht beginnt in den letzten Tagen der Richter, einer 400 Jahre dauernden Zeitspanne allgemeiner Anarchie und Unterdrückung, als die Israeliten nicht von Königen regiert wurden, sondern von wechselnden Befreiern, die Gott einsetzte, wenn das Volk ihn wieder um Hilfe bat.
    1. Unter den Richtern sind Gideon, Simson und Debora hervorzuheben. Jeder von ihnen wurde von Gott eingesetzt, nicht um als König zu herrschen, sondern um Israel während einer konkreten Herausforderung anzuführen und um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden.
    2. Die Tage, als die Richter regierten, waren eigentlich dunkle Tage für Israel; dieser Zeitabschnitt war durch den Satz gekennzeichnet, dass jeder tat, was recht war in seinen Augen (Richter 17, 6; 18, 1; 19, 1 und 21, 25).
  2. Ein Mann aus Bethlehem: In diesen Tagen verließ ein Mann aus Bethlehem das Land Israel, um sich wegen einer Hungersnot im Gebiet von Moab aufzuhalten. Bethlehem war eine reiche landwirtschaftliche Gegend (der Name der Stadt bedeutet ‚Haus des Brotes‘)), aber die Zeiten waren hart, also ging er in das heidnische Land Moab.
    1. Um dies zu tun, musste er durch den trostlosen Jericho-Pass, durch die Wildnis im judäischen Gebiet in der Nähe des Toten Meeres und über den Jordan bis ins Land Moab wandern. Das war eine klare Abkehr von Israels verheißenem Land und eine Rückkehr in die Wüste, aus der Gott das Volk Israel Hunderte von Jahren zuvor befreit hatte. Das waren eindeutig Schritte in die falsche Richtung.
  3. Eine Hungersnot im Land: Gott versprach ausdrücklich, dass es im Land immer genug geben würde, wenn das Volk Israel gehorsam wäre. Daher bedeutete eine Hungersnot im Land, dass Israel als Nation dem Herrn nicht gehorsam war (5. Mose 11, 13-17).
  4. Zog … fort: Das bedeutet, fortzuziehen mit der Absicht zurückzukehren. Der nächste Vers sagt uns, dass der Name des Mannes Elimelech war, und aus seinem beabsichtigten kurzen Besuch wurden zehn Jahre voller Tragödien – Elimelech kehrte nie nach Israel zurück. Der Name Elimelech bedeutet ‚Gott ist König‘ – aber er lebte nicht wirklich so, als ob Gott sein König wäre.

2. Die Tragödie in Moab

Ruth 1, 2-5

Ruth 1, 2-5
Und der Name dieses Mannes war Elimelech, und der Name seiner Frau Naemi, seine beiden Söhne aber hießen Machlon und Kiljon; sie waren Ephratiter aus Bethlehem in Juda. Und sie kamen in das Gebiet von Moab und lebten dort. Elimelech aber, Naemis Mann, starb, und sie blieb allein übrig mit ihren beiden Söhnen. Und diese nahmen sich moabitische Frauen; der Name der einen war Orpa, und der Name der anderen Ruth. Und sie wohnten etwa zehn Jahre dort. Danach starben auch sie beide, Machlon und Kiljon, sodass die Frau ohne ihre beiden Söhne und ihren Mann allein übrig blieb.

  1. Elimelech aber, Naemis Mann, starb: Als Elimelech und seine Familie nach Moab kamen, war das Leben für sie nicht einfacher. Elimelech starb bald, und seine Frau Naemi blieb zurück, um für ihre beiden Söhne Machlon und Kiljon zu sorgen.
    1. Es ist schwer zu sagen, dass dies die unmittelbare Strafe von Gottes Hand war. Es ist manchmal schwierig zu erkennen, warum tragische Dinge passieren. Sicher ist, dass der Ortswechsel die Dinge nicht besser gemacht hat.
    2. Manchmal glauben wir, dass wir vor unseren Problemen davonlaufen können, aber dann stellen wir fest, dass wir sie mitnehmen. Egal wohin du gehst, du nimmst dich selbst mit – so können dieselben Probleme an einem anderen Ort weiterbestehen.
  2. Und diese nahmen sich moabitische Frauen: Machlon und Kiljon wuchsen auf und nahmen sich Ehefrauen von den moabitischen Frauen, sie hießen Orpa und Ruth. Auch dies geschah nicht im Gehorsam gegenüber Gott; Gott hatte den Israeliten geboten, nicht unter den sie umgebenden heidnischen Völkern zu heiraten.
  3. Danach starben auch sie beide, Machlon und Kiljon: Im Laufe der Zeit (etwa zehn Jahre) starben Naemis Söhne. So gab es nun drei kinderlose Witwen – Naemi und ihre beiden Schwiegertöchter Orpa und Ruth.
    1. Als kinderlose Witwe gehörte man in der antiken Welt zu den untersten, am meisten benachteiligten Schichten. Es gab niemanden, der einen unterstützte, und man war auf die Großzügigkeit von Fremden angewiesen. Naemi hatte keine Familie in Moab und auch sonst niemanden, der ihr helfen konnte. Es war eine verzweifelte Situation.

B. Die Rückkehr nach Juda

1. Die drei Witwen gehen zurück nach Juda

Ruth 1, 6-7

Ruth 1, 6-7
Da machte sie sich mit ihren beiden Schwiegertöchtern auf und kehrte zurück aus dem Gebiet von Moab; denn sie hatte im Gebiet von Moab gehört, dass der HERR sein Volk heimgesucht und ihm Brot gegeben habe. So verließ sie den Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr, und sie machten sich auf den Weg, um wieder in das Land Juda zurückzukehren.

  1. Sie hatte im Gebiet von Moab gehört, dass der Herr sein Volk heimgesucht und ihm Brot gegeben habe: Im fernen Moab hörte Naemi, dass Gott in Israel Gutes tat. Sie wollte an den guten Dingen, die Gott tat, teilhaben.
    1. Unser Leben mit Gott sollte in anderen den Wunsch wecken, zum Herrn zurückzukehren, nur indem sie unser Leben anschauen. Unser Wandel mit dem Herrn sollte etwas sein, das andere dazu bringt, zu sagen: „Ich möchte auch etwas davon haben!“
  2. So verließ sie den Ort, wo sie gewesen war: Das unterscheidet Naemi von vielen anderen Menschen. Viele hören von den guten Dingen, die Gott im Leben anderer tut, und wünschen sich, sie könnten etwas davon haben – anstatt sich tatsächlich auf den Weg zu machen, um es zu empfangen. Naemi hätte ihr ganzes Leben lang in Moab bleiben und sich wünschen können, dass die Dinge anders wären, aber sie tat etwas, um das zu empfangen, was Gott ihr zu geben hatte.

2. Naemi bittet ihre Schwiegertöchter nach Moab zurückzugehen

Ruth 1, 8-9

Ruth 1, 8-9
Naemi aber sprach zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht hin, kehrt um, jede zum Haus ihrer Mutter! Der HERR erweise euch Güte, wie ihr es an den Verstorbenen und an mir getan habt! Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes! Und sie küsste sie [zum Abschied]. Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten,

  1. Geht hin, kehrt um, jede zum Haus ihrer Mutter: Nach gesundem Menschenverstand war das die weiseste Entscheidung. Orpa und Ruth hatten stärkere familiäre Bindungen in Moab als zu Naemi, also machte es für sie Sinn, in Moab zu bleiben, anstatt mit Naemi in ein neues Land – Israel – zu gehen.
  2. Der Herr erweise euch Güte … Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet: Mit diesen Worten segnete Naemi sie großzügig. Sie betete, dass sie wieder heiraten würden (jede im Haus ihres Mannes).
    1. Erweise euch Güte ist das althebräische Wort hesed. „Hesed umfasst Taten der Barmherzigkeit, die von dem Stärkerein zum Nutzen des Schwächeren ausgeführt werden.“ (Huey)
    2. In Ruth 1, 9 beschreibt Naemi die Ehe als einen Ort der Ruhe: Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes. Gott will, dass jede Ehe ein Ort und eine Quelle der Ruhe, des Friedens und der Erfrischung im Leben ist.
  3. Sie küsste sie … Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten: Diese gezeigte Emotion ist ein Beweis für die echte Liebesbeziehung zwischen Naemi und ihren Schwiegertöchtern.

3. Naemi bittet ihre Schwiegertöchter, in Moab zu bleiben

Ruth 1, 10-13

Ruth 1, 10-13
Und sie sprachen zu ihr: Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen! Aber Naemi sprach: Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Trage ich denn noch Söhne in meinem Schoß, die eure Männer werden könnten? Kehrt um, meine Töchter, und geht heim! Denn ich bin zu alt, um noch einen Mann zu heiraten. Und wenn ich auch spräche: Es ist zu hoffen, dass ich schon diese Nacht einen Mann bekomme und sogar Söhne gebäre! — wolltet ihr deshalb warten, bis sie groß geworden sind? Wolltet ihr euch deshalb einschließen und keinen Mann heiraten? Nicht doch, meine Töchter! Denn mir ergeht es noch viel bitterer als euch, weil die Hand des HERRN gegen mich ausgestreckt ist!

  1. Trage ich denn noch Söhne in meinem Schoß: Wenn eine junge Frau verwitwet war, ohne einen Sohn zu haben, war nach den Gesetzen des alten Israel einer der Brüder ihres verstorbenen Mannes dafür verantwortlich, ein ‚Ersatzvater‘ zu sein und ihr einen Sohn zu schenken. Naemi sagt hier, dass sie keine anderen Söhne hat, die sie Orpa oder Ruth geben könnte.
    1. Trapp schreibt zu: Und wenn ich auch spräche: Es ist zu hoffen, dass ich schon diese Nacht einen Mann bekomme und sogar Söhne gebäre: „Ohne einen Mann zu haben, denkt sie nicht einmal daran, Kinder zu haben, wie es viele Dirnen und leichte Mädchen tun. Sie machen sich selbst zu Huren und ihre Kinder zu Bastarden, und das alles, um einen Anfall der Begierde zu befriedigen, obwohl sie es danach mit Kummer und Scham bereuen.“
  2. Weil die Hand des Herrn gegen mich ausgestreckt ist: Dies lastete offensichtlich schwer auf Naemis Herz und Verstand. Sie spürte, dass das Unglück, das über ihre Familie kam, daher rührte, dass sie ungehorsam waren, wahrscheinlich weil sie das dem Volk Israel verheißene Land verlassen hatten und ihre Söhne mit moabitischen Frauen verheirateten.
    1. Vielleicht fühlte Naemi eine besondere Schuld; vielleicht war sie diejenige, die darauf drängte, aus Israel wegzuziehen, und die darauf drängte, die Söhne zu verheiraten.
  3. Weil die Hand des Herrn gegen mich ausgestreckt ist: Trotz dieses Gefühls geht Naemi zurück in das Land Israel – und zurück zu ihrem Gott. Obwohl sie spürte, dass die Hand des Herrn gegen sie ausgestreckt ist, wurde sie nicht bitter gegen Gott. Sie kehrte in Reue zu ihm zurück, weil sie wusste, dass die Antwort darin besteht, ihm näher zu kommen und nicht darin sich von ihm zu entfernen.
    1. Naemi beschuldigte Gott nicht, ihr etwas Unrechtes anzutun. Sie akzeptierte seine totale Kontrolle über alle Umstände. Es war tatsächlich ein Ausdruck des Vertrauens in ihn.
    2. Wenn Naemi verbittert oder wütend auf Gott gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich einen anderen Weg gegangen – weiter weg vom Gott Israels, statt zurück zu ihm. Stattdessen zeigte sie, dass sie der Souveränität Gottes vertraute und wusste, dass er trotz ihres persönlichen Unglücks ein guter Gott ist, der segnet.
    3. Was Naemi nicht sehen konnte, war, dass die Hand des Herrn bald für sie ausgestreckt sein wird. Es gibt keinen Grund für uns zu verzweifeln, wenn wir glauben, dass die Hand des Herrn gegen mich ausgestreckt ist. Wenn wir zu ihm zurückkehren, wird seine Hand wieder für uns ausgestreckt werden! Naemi hatte keine Ahnung – nicht die geringste – wie sehr Gott sie bald segnen würde.

4. Orpa bleibt in Moab; Ruth geht mit Naemi weiter

Ruth 1, 14

Ruth 1, 14
Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten noch mehr; und Orpa küsste ihre Schwiegermutter [zum Abschied]; Ruth aber hing ihr an.

  1. Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten noch mehr: Sowohl Orpa als auch Ruth hegten tiefe Gefühle; beide liebten Naemi; beide waren besorgt wegen der Zukunft. Aber es musste eine Entscheidung getroffen werden, und Orpa entschied sich, in Moab zu bleiben, während Ruth an Naemi hing.
  2. Orpa küsste ihre Schwiegermutter [zum Abschied]; Ruth aber hing ihr an: Es kommt ein Punkt in unserer Nachfolge Gottes, wo es auf das Tun ankommt. Ruth und Orpa empfanden beide die gleichen Gefühle, aber Ruth tat etwas anderes als Orpa.
    1. Manche begnügen sich damit, christliche Gefühle zu empfinden – eine Liebe zu Gott zu empfinden, eine Liebe zu seinem Wort zu empfinden, eine Liebe zu seinem Volk zu empfinden. Aber was willst du tun? Wir sind froh, dass Gott seine Liebe zu uns nicht nur gefühlt hat, im Gegenteil: „Denn so [sehr] hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.“ (Johannes 3, 16)
  3. Orpa küsste ihre Schwiegermutter [zum Abschied]: Was geschah mit Orpa? Das wissen wir natürlich nicht. Aber Menschen haben sich schon immer Überlieferungen ausgedacht, um das auszugleichen, was sie nicht wissen. Jüdische Überlieferungen besagen, dass die Bitte von Naemi vier Meilen außerhalb der Grenze von Moab ausgesprochen wurde; und dass Orpa nur vier Tränen über den Gedanken vergoss, sich von ihrer Schwiegermutter Naemi zu trennen. Aber die Rabbiner sagen weiter, dass Orpa zur Belohnung für die vier Meilen, die sie mit Naemi ging, vier Söhne gebar – Goliath und seine drei Brüder.

5. Ruths vielsagendes Glaubensbekenntnis

Ruth 1, 15-18

Ruth 1, 15-18
Sie aber sprach: Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihren Göttern; kehre du auch um, deiner Schwägerin nach! Aber Ruth antwortete: Dringe nicht in mich, dass ich dich verlassen und mich von dir abwenden soll! Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott! Wo du stirbst, da sterbe auch ich, und dort will ich begraben werden; der HERR tue mir dies und das und noch mehr, wenn nicht der Tod allein uns scheiden soll! Als sie nun sah, dass sie sich fest vorgenommen hatte, mit ihr zu gehen, ließ sie davon ab, ihr zuzureden.

  1. Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt: Naemi tat, was sie konnte, um Ruth davon abzuhalten, mit ihr zurück nach Israel zu kommen. Es war nicht so, dass Naemi nicht wollte, dass Ruth mitkam, aber sie wollte keine Freundin, die nur dann zu ihr hielt, wenn alles glatt lief.
  2. Wo du hingehst, da will ich auch hingehen, und wo du bleibst, da will ich auch bleiben; dein Volk ist mein Volk: Das war eine edelmütige – sogar ganz außergewöhnliche – Freundschaftsverpflichtung. Aber Ruths Verpflichtung gegenüber Naemi ging sogar noch darüber hinaus: Und dein Gott ist mein Gott.
    1. Hier ging es um mehr als nur eine Änderung ihres Aufenthaltsortes. Ruth war bereit, die moabitischen Götter aufzugeben, mit denen sie aufgewachsen war, und den Gott Israels anzunehmen. Sie entschied sich, dem HERRN zu folgen. Diese heidnische Frau, die einst weit von Gott entfernt war, hatte sich ihm genähert.
    2. Und dein Gott ist mein Gott bedeutet, dass Naemis Beziehung zu Gott einen Einfluss auf Ruth hatte. Das ist bemerkenswert, denn Naemi hatte kein einfaches Leben. Sie war Witwe geworden, hatte ihre beiden Söhne verloren und glaubte, dass sie jedes Unglück durch ihren Ungehorsam verursacht hatte. Dennoch ehrte und liebte sie den HERRN.
    3. Menschen sollten in der Lage sein, auf dein Leben zu schauen, so wie Ruth auf das von Naemi schaute, und zu sagen: „Ich will, dass dein Gott mein Gott ist.“ Dein Vertrauen in Gott und deine Hinwendung zu ihm in schweren Zeiten wird oft das sein, was andere zum HERRN zieht.
  3. Dein Gott ist mein Gott: Zehn Jahre, in denen Naemi in Moab Kompromisse einging, brachten Ruth nicht dazu, sich zum Gott Israels zu bekennen. Doch sobald Naemi aufstand und sagte: „Ich kehre zum Gott Israels zurück, ich lege mein Schicksal in seine Hände“, stand Ruth zu ihr. Wenn du denkst, dass du deine Freunde oder Verwandten durch deine Kompromisse von Jesus überzeugen könntest, dann irrst du dich. Vielleicht meinst du es aufrichtig, aber du bist im Irrtum. Nur ein mutiges Eintreten für Jesus wird es möglich machen.
    1. „Ah! Du wirst niemals eine Seele für das Richtige gewinnen durch einen Kompromiss mit dem Falschen. Es ist die Entscheidung für Christus und seine Wahrheit, die die größte Macht in der Familie hat, und auch die größte Macht in der Welt.“ (Spurgeon)
  4. Der Herr tue mir dies und das und noch mehr, wenn nicht der Tod allein uns scheiden soll: Ruth kannte den wahren Gott, den Gott Israels, nur wenig – aber sie wusste, dass er ein Gott der Güte und der Gerechtigkeit war. Er konnte also angerufen werden um Ruth für dieses Versprechen zur Rechenschaft zu ziehen.

6. Naemi und Ruth kehren nach Bethlehem zurück

Ruth 1, 19-21

Ruth 1, 19-21
So gingen die beiden, bis sie nach Bethlehem gelangten. Und es geschah, als sie in Bethlehem ankamen, da geriet die ganze Stadt in Bewegung ihretwegen, und man fragte: Ist das die Naemi? Sie aber sprach: Nennt mich nicht Naemi, sondern nennt mich Mara; denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht! Voll zog ich aus, aber leer hat mich der HERR wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich denn Naemi, da doch der HERR mich gedemütigt und der Allmächtige mich betrübt hat?

  1. So gingen die beiden, bis sie nach Bethlehem gelangten: Es war eine lange Wanderung von Moab nach Bethlehem, und die Reise ging meistens bergauf. Wir können uns vorstellen, dass Ruth ihre Schwiegermutter Naemi auf dem Weg dorthin über den Gott Israels und das Land Israel ausgefragt hat.
  2. Da geriet die ganze Stadt in Bewegung ihretwegen: Bethlehem war nur ein großes Dorf; jeder im Dorf wird jeden gekannt haben und sich an jene erinnert haben, die vor Jahren weggezogen waren.
  3. Nennt mich nicht Naemi, sondern nennt mich Mara: Der Name Naemi bedeutet ‚angenehm‘; der Name Mara bedeutet ‚bitter‘. Naemi benutzte dies, um den Menschen in Bethlehem zu sagen, dass ihre Zeit fern von Israel, ihre Zeit fern vom Gott Israels, nicht angenehm gewesen war – sie war bitter.
    1. Naemi war keine Heuchlerin. Sie wollte nicht nach Hause gehen und so tun, als sei alles in Ordnung, und ‚angenehm‘ gewesen. Sie wollte ehrlich sein und sagen: „Hier bin ich und mein Leben war bitter.“
  4. Der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht … leer hat mich der Herr wieder heimgebracht … der Herr hat mich gedemütigt: Naemi hatte keine Angst, die Hand Gottes in all ihrem Unglück zu sehen.
    1. Naemi wusste, dass die Tragödie, die in ihr Leben kam, nicht vom Schicksal, vom Zufall oder von bloßem Glück herrührte. Sie fühlte, dass die Tragödien ein Beispiel waren für Leid, das durch Gott kam, weil sie das Ende seines Plans nicht sehen konnte. Aber sie wusste, dass es einen souveränen Gott im Himmel gibt, und dachte nicht, dass sie einfach in eine ‚Pechsträhne‘ geraten war.
    2. Doch inmitten all dieser bitteren Umstände war Naemi nicht bitter gegen den HERRN. Wir können uns vorstellen, dass einer der Dorfbewohner sie fragte: „Naemi, wenn Gott sehr bitter mit dir umgegangen ist, wenn der HERR dich mit leeren Händen nach Hause gebracht hat, wenn der HERR dich gedemütigt hat, warum bist du dann zurückgekommen?“ Und sie hätte gesagt: „Weil ich wieder mit ihm ins Reine kommen will. Die Dinge waren schrecklich, und die Antwort liegt nicht darin, sich weiter von Gott zu entfernen, sondern ihm näher zu kommen.“
    3. Nicht jeder reagiert auf Prüfungen so, wie Naemi es tat. „Viele sind gedemütigt, aber nicht demütig; erniedrigt, aber nicht bescheiden. Diese haben die Frucht ihrer Leiden eingebüßt … und sind daher höchst bedauernswert.“ (Trapp)

7. So kehrte Naemi zurück

Ruth 1, 22

Ruth 1, 22
So kehrte Naemi zurück, und mit ihr Ruth, die Moabiterin, ihre Schwiegertochter, die sich vom Land Moab abwandte; und sie kamen am Anfang der Gerstenernte nach Bethlehem.

  1. So kehrte Naemi zurück: Naemi kam reumütig und ehrlich zurück. Sie hat gespürt: Der Allmächtige hat mich heimgesucht. Aber in den kommenden Kapiteln wird sich zeigen, dass der Allmächtige sie segnen wird. Wenn sie es nur sehen könnte!
  2. Nach Bethlehem: Es wäre für Naemi einfach gewesen, sich auf das zu konzentrieren, was sie verloren hatte. Sie hatte einen Ehemann, zwei Söhne und eine Schwiegertochter verloren. Sie hatte all ihre materiellen Besitztümer verloren. Alles, was sie noch hatte, war eine Schwiegertochter, Ruth. Aber durch diese eine Sache, die sie noch hatte, sollte Gott unglaublichen Segen in ihr Leben bringen.
    1. Alles Gute, was in den zukünftigen Kapiteln geschieht, beginnt hier: Mit Naemis gottgefälliger Reue und Ehrlichkeit. Es wird einen Unterschied machen, nicht nur in ihrem Leben, sondern auch im Leben ihrer Schwiegertochter Ruth – und im Schicksal des Volkes Israel – und in deiner ewigen Erlösung.
    2. Gott ist es möglich, erstaunliche Dinge zu vollbringen, sowohl jetzt als auch in Ewigkeit, wenn wir uns ihm heute zuwenden, nicht nur mit unseren Gefühlen, sondern auch mit unserem Handeln.

© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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