1. Samuel 15 – Gott verwirft Saul als König

A. Die Schlacht gegen Amalek

1. Ein klarer, radikaler Befehl: Vernichte Amalek

1. Samuel 15, 1-3

1. Samuel 15, 1-3
Samuel aber sprach zu Saul: Der HERR hat mich gesandt, um dich zum König über Israel zu salben; so höre nun auf die Stimme der Worte des HERRN! So spricht der HERR der Heerscharen: Ich will strafen, was Amalek an Israel tat, indem er sich ihm in den Weg stellte, als es aus Ägypten heraufzog. So ziehe nun hin und schlage Amalek, und vollstrecke den Bann an allem, was er hat, und schone ihn nicht; sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel!

  1. Samuel aber sprach zu Saul: Das war eine Botschaft vom geistlichen Leiter Israels an den politischen und militärischen Leiter des Volkes. Die Botschaft war klar: Ich will strafen, was Amalek an Israel tat … vollstrecke den Bann an allem, was er hat, und schone ihn nicht. Gott wies Samuel eindeutig an, Saul aufzufordern, ein vernichtendes Urteil an den Amalekitern zu vollstrecken.
    1. Vollstrecke den Bann an allem: Das hebräische Verb (heherim) wird in diesem Bericht siebenmal verwendet. Der Gedanke des totalen, vollständigen Banns wird eindeutig betont.
  2. Indem er sich ihm in den Weg stellte, als aus Ägypten heraufzog: Dies erklärt, warum die Amalekiter so kompromisslos verurteilt werden sollten. Jahrhunderte zuvor waren die Amalekiter das erste Volk, das Israel nach dem Auszug aus Ägypten angriff (2. Mose 17).
    1. Hunderte von Jahren zuvor sagte der Herr, dass er diese Art von Urteil über Amalek bringen würde: Da sprach der Herr zu Mose: „Schreibe das zum Gedenken in ein Buch und präge es den Ohren Josuas ein: Ich will das Andenken Amaleks ganz und gar austilgen unter dem Himmel.“ Und Mose baute einen Altar und nannte ihn: „Der Herr ist mein Kriegsbanner“; Und er sprach: „Weil eine Hand [zum Schwur erhoben] ist auf dem Thron des Herrn, soll der Krieg des Herrn gegen Amalek währen von Geschlecht zu Geschlecht.“ (2. Mose 17, 14-16) In 5. Mose 25, 17-19 wird dieser Gedanke wiederholt.
    2. Die Amalekiter begingen eine schreckliche Sünde an Israel. Als das Volk schwach und verletzlich war, griffen die Amalekiter die Schwächsten und Verletzlichsten unter ihnen an (5. Mose 25, 18). Sie taten dies aus keinem anderen Grund als aus Bosheit und Habgier. Gott hasst es, wenn sich die Starken auf grausame Weise an den Schwachen vergreifen, besonders wenn die Schwachen sein Volk sind.
    3. Obwohl dies mehr als 400 Jahre zuvor geschah, hielt Gott es den Amalekitern immer noch vor, weil Zeit die Sünde vor Gott nicht auslöscht. Unter den Menschen sollte Zeit die Sünde auslöschen und die Jahre sollten uns nachsichtiger zueinander machen. Unter den Menschen sollte die Zeit dazu führen, dass die Sünde ausgelöscht wird, und die Jahre sollten uns dazu bringen, einander zu verzeihen. Aber die Zeit kann die Sünde vor Gott nicht tilgen. Tatsächlich war es die Zeit, durch die den Amalekitern gnädig Gelegenheit zur Umkehr gegeben wurde, und sie taten keine Buße. Die vielen hundert Jahre verhärteter, unbußfertiger Herzen haben ihre Schuld nicht verringert, sondern vergrößert.
  3. So ziehe nun hin: Gott hätte Amalek direkt richten können, wie er es bei Städten wie Sodom und Gomorra tat. Aber Gott verfolgte damit einen besonderen Plan für sein besonderes Volk, Israel. Er wollte den Gehorsam von Saul und ganz Israel auf die Probe stellen. Und da Amaleks Sünde gegen Israel ein militärischer Angriff war, wollte Gott, dass das Urteil zur Sünde passt.
    1. Würde Gott sein Volk heute dazu aufrufen, einen solchen Krieg des Gerichts zu führen? Gott hat für die Christen unter dem Neuen Bund einen völlig anderen Auftrag, als er ihn für Israel unter dem Alten Bund hatte (Johannes 18, 36).
    2. Obwohl Gott sein Volk nicht mehr dazu aufruft, als Werkzeuge seines Gerichts zu den Waffen zu greifen, bedeutet das nicht, dass Gott aufgehört hat, die Völker dieser Welt zu richten. „Aber wir können nicht einen einzigen Augenblick lang annehmen, dass das Gericht über die Völker gänzlich auf jenen letzten Tag verlegt [festgesetzt] werden soll. Die ganze Weltgeschichte hindurch haben die Menschen aller Völker vor dem Richterstuhl Christi gestanden. Ninive stand dort, Babylon stand dort, Griechenland und Rom standen dort, Spanien und Frankreich standen dort, und Großbritannien steht heute noch dort. Einer nach dem anderen hat das feierliche Wort erhalten: ‚Geh weg‘, und sie haben sich in eine absolute und schreckliche Katastrophe gestürzt.“ (Meyer)

2. Saul bereitet den Angriff gegen die Amalekiter vor

1. Samuel 15, 4-6

1. Samuel 15, 4-6
Da bot Saul das Volk auf und musterte sie bei Telaim, etwa 200 000 Mann Fußvolk und 10 000 Mann aus Juda. Und Saul kam zu der Stadt Amaleks und legte einen Hinterhalt im Tal. Und Saul ließ den Kenitern sagen: Geht fort, weicht, zieht weg aus der Mitte der Amalekiter, damit ich euch nicht mit ihnen aufreibe; denn ihr habt Gnade an allen Kindern Israels erwiesen, als sie aus Ägypten heraufzogen! So zogen die Keniter aus der Mitte von Amalek weg.

  1. Da bot Saul das Volk auf und musterte sie bei Telaim: Saul war sicherlich ein fähiger militärischer Führer. Er konnte ein großes Heer aufstellen und organisieren. Er wusste auch, wie er seinen Angriff richtig timen konnte; und er legte einen Hinterhalt im Tal.
  2. Saul ließ den Kenitern sagen: Geht fort, weicht, zieht weg: Hier bewies Saul Weisheit und Barmherzigkeit, indem er die Keniter ziehen ließ. Gottes Gericht war nicht über sie gekommen, also wollte er sie nicht zusammen mit den Amalekitern vernichten.

3. Saul greift die Amalekiter an

1. Samuel 15, 7-9

1. Samuel 15, 7-9
Da schlug Saul Amalek, von Hewila an bis nach Schur, das östlich von Ägypten liegt, und er nahm Agag, den König von Amalek, lebendig gefangen; dagegen vollstreckte er den Bann an dem ganzen Volk mit der Schärfe des Schwertes. Aber Saul und das Volk verschonten Agag und die besten Schafe und Rinder und das Vieh vom zweiten Wurf und die Mastschafe und alles, was wertvoll war, und sie wollten den Bann an ihnen nicht vollstrecken; alles Vieh aber, das wertlos und schwächlich war, an dem vollstreckten sie den Bann.

  1. Da schlug Saul Amalek: Das war gut und entsprach dem, was Gott befohlen hatte. Aber es war ein selektiver, unvollständiger Gehorsam. Zuerst nahm Saul Agag, den König von Amalek, lebendig gefangen und vollstreckte den Bann an dem ganzen Volk mit der Schärfe des Schwertes. Gott befahl Saul, sein Gericht über das ganze Volk zu bringen, auch über den König.
    1. Warum nahm Saul Agag, den König der Amalekiter, lebendig gefangen? „Saul verschonte Agag, entweder aus törichtem Mitleid aufgrund seiner Gutmütigkeit, wie Josephus bemerkt, oder aus Respekt vor seiner königlichen Majestät, für deren Erhalt er sich verantwortlich fühlte, oder weil ihm der Ruhm für seinen Sieg wichtig war.“ (Poole)
    2. „Weil Saul Agag verschont, nimmt sich das Volk die Freiheit, das Beste von der Beute zu verschonen … die Sünden der Großen rufen zur Nachahmung auf.“ (Trapp)
  2. Aber Saul und das Volk verschonten Agag und die besten Schafe und Rinder und das Vieh vom zweiten Wurf und die Mastschafe und alles, was wertvoll war und sie wollten den Bann an ihnen nicht vollstrecken: Gott hatte in 1. Samuel 15, 3 eindeutig befohlen, dass jeder Ochse und jedes Schaf, jedes Kamel und jeder Esel vernichtet werden sollte, und Saul hat das nicht getan.
    1. In der Antike war es den Armeen einem normalen Krieg gestattet, ihre Feinde nach Belieben zu berauben. Oft wurde die Armee auf diese Weise bezahlt. Aber es war falsch, dass irgendjemand in Israel von dem Krieg gegen die Amalekiter profitierte, denn es war ein von Gott verordnetes Urteil. Das war genauso falsch, wie wenn ein Henker die Taschen des Mannes leert, den er gerade wegen Mordes hingerichtet hat.
  3. Das wertlos und schwächlich war, an dem vollstreckten sie den Bann: Sie waren darauf bedacht, das Beste für sich zu behalten. Wir können uns vorstellen, dass sie alle mit dem zufrieden waren, was sie durch die Schlacht gewonnen hatten.
    1. Das war vielleicht das Schlimmste von allem, weil Israel im Gericht nicht erkennen ließ, wie ernst es Gott ist. Als sie wegen dem, was sie in der Schlacht gewonnen hatten, glücklich und aufgeregt nach Hause kamen, deuteten sie an, dass es etwas Freudiges oder Glückliches an Gottes Gericht gab. Das entehrte Gott, der sein Gericht widerwillig und ohne Vergnügen vollzieht und sich wünscht, dass die Menschen stattdessen Buße tun würden.
    2. „Gott nur teilweise zu gehorchen, ist völliger Ungehorsam. Saul und seine Männer gehorchten, soweit es ihnen passte, das heißt, sie gehorchten gar nicht Gott, sondern ihren eigenen Neigungen, indem sie sowohl das Gute verschonten als auch das Wertlose vernichteten. Was nicht wert war, weggetragen zu werden, wurde zerstört – nicht wegen des Befehls, sondern um sich Ärger zu ersparen.“ (Maclaren)
    3. „Das Beste von Amalek zu verschonen, ist sicherlich gleichbedeutend mit dem Verschonen einer Wurzel des Bösen, einem nachvollziehbaren Genuss, einer Lieblingssünde. Für uns muss Agag für diese böse Neigung stehen, die in uns allen existiert; und Agag zu verschonen bedeutet, uns selbst gegenüber barmherzig zu sein, unser Versagen zu entschuldigen und zu beschönigen und unsere lästige Sünde zu verzeihen.“ (Meyer)

4. Gottes Wort an Samuel

1. Samuel 15, 10-11

1. Samuel 15, 10-11
Da erging das Wort des HERRN an Samuel folgendermaßen: Es reut mich, dass ich Saul zum König gemacht habe; denn er hat sich von mir abgewandt und meine Worte nicht erfüllt! Darüber entbrannte Samuel, und er schrie zum HERRN die ganze Nacht.

  1. Es reut mich, dass ich Saul zum König gemacht habe: Sauls Ungehorsam hat Gott das Herz gebrochen. Der Mann, der anfangs demütig war und sich Gott unterwarf, ging schließlich seinen eigenen Weg des Ungehorsams.
    1. Es reut mich: Das ist der Gebrauch von Anthropomorphismus, wenn Gott dem Menschen sein Verhalten in menschlichen Begriffen erklärt, damit der Mensch ein gewisses Verständnis für Gottes Herz entwickeln kann. Gott kannte Sauls Herz, seine Wege und sein Schicksal von Anfang an. Gott suchte sich bereits einen Mann nach seinem eigenen Herzen (1. Samuel 13, 14). Doch als sich all dies entfaltete, war Gottes Herz nicht emotionslos. Er saß nicht mit einem Klemmbrett im Himmel, hakte Kästchen ab und sagte kalt: ‚Alles nach Plan.‘ Sauls Ungehorsam verletzte Gott, und da wir nicht alles erfassen können, was in Gottes Herz vor sich geht, kommt es dem am nächsten, dass Gott es mit menschlichen Worten ausdrückt: „Es reut mich, dass ich Saul zum König gemacht habe.
  2. Darüber entbrannte Samuel, und er schrie zum Herrn die ganze Nacht: Samuel empfand wie Gott. Es tat Gott weh, Saul zu verwerfen, und es tat dem Propheten Gottes weh, zu sehen, wie er verworfen wurde. Wir sind dem Herzen Gottes nahe, wenn die Dinge, die ihn betrüben, uns betrüben, und die Dinge, die Gott erfreuen, uns erfreuen.

5. Saul grüßt Samuel

1. Samuel 15, 12-13

1. Samuel 15, 12-13
Und Samuel machte sich früh auf, um Saul am Morgen zu begegnen. Und es wurde dem Samuel berichtet: Saul ist nach Karmel gekommen, und siehe, er hat sich ein Denkmal aufgerichtet; danach hat er eine Schwenkung gemacht, ist hinübergezogen und nach Gilgal hinabgestiegen. Als nun Samuel zu Saul kam, sprach Saul zu ihm: Gesegnet seist du vom HERRN! Ich habe das Wort des HERRN erfüllt!

  1. Und Samuel machte sich früh auf, um Saul am Morgen zu begegnen: Widerstrebend kam Samuel (der Saul Jahre zuvor zum König gesalbt hatte) nun, um den ungehorsamen König zurechtzuweisen.
  2. Er hat sich ein Denkmal aufgerichtet: Saul war wegen seiner Sünde nicht betrübt. Saul war ganz zufrieden mit sich selbst! Es gibt nicht das kleinste bisschen Scham oder Schuld in Saul, obwohl er sich dem Herrn direkt widersetzt hat.
    1. In den kommenden Kapiteln wird Gott einen anderen Mann erwecken, um Saul als König zu ersetzen. David war, im Gegensatz zu Saul, als ein Mann nach Gottes eigenem Herzen bekannt (1. Samuel 13, 14). Obwohl auch David Dinge tun würde, die Gott missfielen, war der Unterschied zwischen ihm und Saul groß. David empfand die Schuld und die Scham, die man empfinden sollte, wenn man sündigt. Saul tat dies nicht. In seinem Herzen gab es keinen Platz mehr für die Schande, und für Gott. Sauls Herz war so tot, dass er Gott nicht gehorchte und sich dafür noch ein Denkmal aufrichtet.
  3. Ein Denkmal aufgerichtet: Auch das zeigt, dass Saul nicht mehr derselbe demütige Mann war, der einst eine bescheidene Meinung von sich selbst hatte (1. Samuel 9, 21) und der sich einst aus Schüchternheit unter den Geräten versteckte (1. Samuel 10, 22). Die Jahre, die militärischen Siege und das Ansehen auf dem Thron Israels, all das offenbarte den Stolz in Sauls Herz.
    1. „Aber die Wahrheit ist, dass er eifrig war, wenn es um seine eigene Ehre und sein eigenes Interesse ging, aber lauwarm, wo es nur um Gott ging.“ (Poole)
  4. Gesegnet seist du vom Herrn! Ich habe das Wort des Herrn erfüllt: Saul kann mit solcher Dreistigkeit zum Propheten Gottes kommen und sich aufgrund seines Stolzes mit seinem Gehorsam brüsten. Saul betrügt sich selbst. Wahrscheinlich hat er wirklich das geglaubt, was er Samuel gesagt hat. Er glaubte wahrscheinlich: „Ich habe das Wort des Herrn erfüllt.“ Unser Stolz sorgt immer dafür, dass wir uns selbst betrügen.
    1. Maclaren hat einen aufschlussreichen Kommentar zu Sauls Aussage: „Ich habe das Wort des Herrn erfüllt“: „Das ist mehr, als man sagen kann, wenn man wirklich gehorsam ist. Wenn Saul es getan hätte, dann hätte er sich nicht so schnell damit brüsten können.“

6. Saul ‚erklärt‘ Samuel seine Sünde

1. Samuel 15, 14-16

1. Samuel 15, 14-16
Samuel aber antwortete: Und was ist das für ein Blöken von Schafen in meinen Ohren, und Brüllen von Rindern, das ich da höre? Und Saul sprach: Man hat sie von den Amalekitern hergebracht; denn das Volk verschonte die besten Schafe und Rinder, um sie dem HERRN, deinem Gott, zu opfern; an dem Übrigen haben wir den Bann vollstreckt! Samuel aber antwortete dem Saul: Halte still, und ich will dir sagen, was der HERR diese Nacht zu mir geredet hat! Da sprach er zu ihm: Rede!

  1. Und was ist das für ein Blöken von Schafen in meinen Ohren, und Brüllen von Rindern, das ich da höre: Das Vieh, von dem Gott eindeutig gesagt hatte, dass es getötet werden sollte, konnte man hören, sehen und riechen, auch wenn Saul sagte: „Ich habe das Gebot des Herrn erfüllt.
    1. Stolz und Ungehorsam machen uns blind – oder taub – für unsere Sünde. Was für Samuel völlig offensichtlich war, war es für Saul ganz und gar nicht. Wir alle haben blinde Flecken der Sünde in unserem Leben, und wir müssen Gott ständig darum bitten, sie uns zu zeigen. Wir müssen aufrichtig das Gebet aus Psalm 139, 23-24 beten: Erforsche mich, o Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine; und sieh, ob ich auf bösem Weg bin, und leite mich auf dem ewigen Weg.
  2. Man hat sie von den Amalekitern hergebracht, denn das Volk verschonte die besten Schafe und Rinder: Dies ist die erste einer ganzen Reihe von Ausreden von Saul – er gab dem Volk die Schuld, nicht sich selbst. Außerdem sagte er, dass er selbst gehorsam gewesen sei. (an dem Übrigen haben wir den Bann vollstreckt). Drittens rechtfertigte er das, was er behielt, mit seiner ihm innewohnenden Qualität (das Beste von den Schafen und den Rindern). Viertens behauptete er, es aus einem geistlichen Grund zu tun (um sie dem Herrn, deinem Gott, zu opfern).
    1. In seinem Stolz und seiner Selbsttäuschung ergab das alles für Saul absolut Sinn, aber für Gott und Samuel hatte es keine Bedeutung. In der Tat war es schlimmer als nichts – es zeigte, dass Saul verzweifelt versuchte, seine Sünde durch Wortspiele und Halbwahrheiten zu entschuldigen.
    2. Aber selbst in seiner Entschuldigung offenbarte Saul das wahre Problem: Er hatte eine schlechte Beziehung zu Gott. Beachte, wie er Samuel gegenüber von Gott sprach: „um dem Herrn, deinem Gott, zu opfern.“ Der Herr war nicht Sauls Gott. Saul war Sauls Gott. Der Herr war der Gott von Samuel, nicht von Saul. In seinem Stolz entfernte Saul Gott den Herrn vom Thron seines Herzens.
    3. „O Sünder, irrt euch gewaltig, wenn ihr den Dienern Gottes so falsche Erklärungen für eure Sünden gebt!“ (Blaikie)
      1. C. An dem Übrigen haben wir den Bann vollstreckt: Wie sich herausstellte, war nicht einmal das wahr. Es waren immer noch Amalekiter am Leben. David musste sich später mit den Amalekitern auseinandersetzen (1. Samuel 27, 8; 30, 1; 2. Samuel 8, 12). Haman, der böse Mann, der in den Tagen von Esther versuchte, das gesamte jüdische Volk auszulöschen, war ein Nachkomme von Agag (Esther 3, 1). Als Saul auf dem Schlachtfeld getötet wurde, war es ironischerweise ein Amalekiter, der behauptete, er habe den letzten Schwerthieb ausgeführt. (2. Samuel 1, 8-10). Wenn wir Gott nicht vollständig gehorchen, wird der ‚übrig gebliebene‘ Teil sicherlich zurückkommen und uns Schwierigkeiten bereiten, wenn nicht sogar töten.
  3. Samuel aber antwortete dem Saul: Halte still: Samuel hat genug. Er will nichts mehr von Saul hören. Die Ausrede wurde als das entlarvt, was sie war – nur eine lahme Ausrede. Jetzt ist es für Saul an der Zeit, still zu sein und zu hören, was der Herr ihm durch Samuel sagt.
    1. Aber selbst dann kann Saul nicht die Klappe halten. Er zeigt seinen stolzen Wunsch, die Kontrolle nicht ganz abzugeben, indem er antwortet: ‚Sprich weiter‘, als ob der Prophet Gottes Sauls Erlaubnis bräuchte. Er würde weiterreden, aber nicht, weil Saul ihm die Erlaubnis gab. Er würde weiterreden, weil er ein Bote Gottes war.

B. Saul wird als König verworfen

1. Die Anschuldigungen gegen Saul und seine schwache Verteidigung

1. Samuel 15, 17-21

1. Samuel 15, 17-21
Und Samuel sprach: Ist es nicht so, als du klein warst in deinen Augen, wurdest du das Haupt der Stämme Israels, und der HERR salbte dich zum König über Israel? Und der HERR sandte dich auf den Weg und sprach: Zieh hin und vollstrecke den Bann an den Sündern, an den Amalekitern, und bekämpfe sie, bis du sie ausgerottet hast! Warum hast du denn der Stimme des HERRN nicht gehorcht, sondern bist über die Beute hergefallen und hast getan, was böse ist in den Augen des HERRN? Und Saul antwortete dem Samuel: Ich habe doch der Stimme des HERRN gehorcht und bin den Weg gezogen, den mich der HERR sandte, und habe Agag, den König von Amalek, hergebracht und an den Amalekitern den Bann vollstreckt! Aber das Volk hat von der Beute genommen, Schafe und Rinder, das Beste des Gebannten, um es dem HERRN, deinem Gott, in Gilgal zu opfern!

  1. Und der Herr sandte dich auf den Weg … Warum hast du denn der Stimme des Herrn nicht gehorcht? Das war die offensichtlichste von Sauls Sünden. Gott gab ihm ein bestimmtes Gebot, das er schlichtweg nicht befolgte.
    1. Obwohl der Ungehorsam die offensichtlichste Sünde war, war die Wurzel von Sauls Ungehorsam viel schlimmer: Stolz. Samuel bezieht sich darauf, wenn er sich an die Zeit erinnert, als die Dinge mit Saul noch anders waren: als du klein warst in deinen Augen, wurdest du das Haupt der Stämme Israels? Von Saul konnte nicht mehr gesagt werden: „Du bist klein in deinen eigenen Augen.“ Er war in seinen eigenen Augen groß und das machte Gott in seinen Augen klein.
  2. Ich habe doch der Stimme Herrn gehorcht: Saul besteht zuerst darauf, dass er unschuldig ist. Aber er ist so selbstbetrogen, dass er sagen kann: „Ich habe der Stimme des Herrn gehorcht“, und dann gleich beschreibt, wie er der Stimme des Herrn nicht gehorcht hat, indem er sagt, dass er Agag, den König von Amalek, hergebracht hat.
    1. Sauls Behauptung: „an den Amalekitern den Bann vollstreckt“ ist ein klarer Beweis für die Macht und Tiefe seiner Selbsttäuschung. Da stand direkt vor ihm ein Amalekiter, der nicht völlig vernichtet war.
  3. Aber das Volk hat von der Beute genommen: Nachdem er darauf beharrt hatte, dass er unschuldig sei, machte Saul dann das Volk für die Sünde verantwortlich. Seine Aussage war eine Halbwahrheit, die eigentlich eine ganze Lüge war. Es stimmte, dass das Volk von der Beute nahm. Aber sie taten dies, indem sie Sauls Beispiel folgten (er verschonte Agag, den König von Amalek), und mit Sauls Erlaubnis (weil er nichts tat, um sie aufzuhalten oder zu entmutigen).
    1. Bei der Führung seines Heeres war Saul sicherlich immer dann eifrig, wenn es ihm gerade passte. Im vorigen Kapitel befahl er, dass jeder, der am Tag der Schlacht etwas aß, zum Tode verurteilt wurde. In seinem Eifer war er bereit, seinen eigenen Sohn hinrichten zu lassen, damit sein Befehl befolgt wurde. Saul war voller Feuer und Eifer, wenn es um seinen eigenen Willen ging, aber nicht, wenn es um den Willen Gottes ging.

2. Samuel verkündet Gottes Urteil über König Saul

1. Samuel 15, 22-23

1. Samuel 15, 22-23
Samuel aber sprach zu Saul: Hat der HERR dasselbe Wohlgefallen an Schlachtopfern und Brandopfern wie daran, dass man der Stimme des HERRN gehorcht? Siehe, Gehorsam ist besser als Schlachtopfer und Folgsamkeit besser als das Fett von Widdern! Denn Ungehorsam ist [wie] die Sünde der Wahrsagerei, und Widerspenstigkeit ist [wie] Abgötterei und Götzendienst. Weil du nun das Wort des HERRN verworfen hast, so hat er dich verworfen, dass du nicht mehr König sein sollst!

  1. Hat der Herr dasselbe Wohlgefallen an Schlachtopfern und Brandopfern wie daran, dass man der Stimme des Herrn gehorcht? Siehe, Gehorsam ist besser als Schlachtopfer und Folgsamkeit besser als das Fett von Widdern: Religiöse Hingabe ohne Gehorsam ist vor Gott wertlos. Das beste Opfer, das wir Gott bringen können, ist ein reumütiges Herz (Psalm 51, 16-17) und unser Körper, den wir im Gehorsam in seinen Dienst gestellt haben (Römer 12, 1).
    1. Man könnte Gott tausend Opfer bringen, tausend Stunden für Gottes arbeiten oder Millionen von Dollar für sein Werk spenden. Aber all diese Opfer bedeuten wenig, wenn das eigene Herz sich nicht Gott hingibt was sich dadurch zeigt, dass man einfach gehorsam ist.
    2. Wenn wir ein Opfer bringen, opfern wir das Fleisch eines anderen Geschöpfes; wenn wir gehorsam sind, legen wir unseren eigenen Willen vor Gott nieder. Luther sagte: „Ich wollte lieber gehorsam sein, als dass ich Wunder wirken könnte.“ (Zitiert von Trapp)
  2. Denn Ungehorsam ist [wie] die Sünde der Wahrsagerei, und Widerspenstigkeit ist [wie] Abgötterei und Götzendienst: Ein rebellisches, widerspenstiges Herz verwirft Gott genauso sicher, wie jemand Gott durch okkulte Praktiken oder Götzendienst verwirft.
    1. Sauls Problem war nicht nur, dass er eine Zeremonie vernachlässigte. Das war Sauls Vorstellung davon, was es heißt, Gott gehorsam zu sein. In der heutigen Welt würde er vielleicht sagen: „Was? Gott will also, dass ich mehr in die Kirche gehe? Na gut, dann gehe ich eben.“ Aber religiöse Gesetzestreue war nicht Sauls Problem; das Problem war, dass sein Herz Gott gegenüber rebellisch und störrisch wurde. Wenn die religiöse Hingabe bei diesem Problem nicht half, dann war sie nicht gut.
    2. Es wäre für Saul ein Leichtes, mit dem Finger auf die Amalekiter oder die Philister zu zeigen und zu sagen: „Seht euch diese gottlosen Götzendiener an. Sie beten den wahren Gott nicht so an, wie ich es tue.“ Aber auch Saul betete den wahren Gott nicht an, denn die wahre Anbetung Gottes beginnt mit Hingabe.
    3. „Jeder bewusste Ungehorsam ist eigentlich Götzendienst, denn er macht den eigenen Willen, das menschliche Ich, zu einem Gott.“ (Keil und Delitzsch)
  3. Weil du nun das Wort des Herrn verworfen hast, so hat er dich verworfen, dass du nicht mehr König sein sollst: In seiner leeren religiösen Lebensweise, seiner Rebellion und seiner Verstocktheit gegen Gott hat Saul Gottes Wort verworfen. So hat Gott ihn zu Recht als König über Israel verworfen.
    1. Es wäre einfach zu sagen: „Was, Saul wird als König verworfen, weil er einen König und ein paar Schafe und Ochsen verschont hat? Spätere Könige Israels würden viel Schlimmeres tun und nicht als König verworfen werden. Warum ist Gott so hart zu Saul?“ Aber Gott sah Sauls Herz und sah, wie rebellisch und starrköpfig es war. Saul war wie ein Eisberg: Das, was sichtbar war, mochte eine überschaubare Größe haben, aber unter der Oberfläche war viel mehr, was man nicht sehen konnte. Aber Gott konnte es sehen.
    2. Saul wurde also verworfen … vom Königsein. Doch es sollte fast 25 Jahre dauern, bis wieder ein König in Israel auf den Thron gesetzt wurde. Sauls Verwerfung war endgültig, aber sie wurde nicht sofort umgesetzt. Gott nahm sich fast 25 Jahre Zeit, um den richtigen Ersatz für Saul heranzubilden.

3. Sauls schwaches Bemühen um Umkehr

1. Samuel 15, 24-25

1. Samuel 15, 24-25
Da sprach Saul zu Samuel: Ich habe gesündigt, dass ich den Befehl des HERRN und deine Worte übertreten habe; denn ich fürchtete das Volk und gehorchte seiner Stimme! Nun aber vergib mir doch meine Sünde und kehre mit mir um, damit ich den HERRN anbete!

  1. Ich habe gesündigt, dass ich den Befehl des Herrn und deine Worte übertreten habe: Sauls Aussage beginnt wie ein echtes Bekenntnis, aber das ändert sich, als er fortfährt und sagt: „Denn ich fürchtete das Volk und gehorchte seiner Stimme.“ Saul weigerte sich, seine Sünde einzugestehen und gab dem Volk, das ihn dazu ‚gezwungen‘ hatte, die Schuld.
    1. „Als er es nicht länger leugnen konnte, legte er schließlich ein erzwungenes und vorgetäuschtes Geständnis ab; dazu wurde er mehr durch die Gefahr und den Schaden, den seine Sünde angerichtet hatte, als durch das Vergehen an sich verleitet; er machte das Beste aus einer schlechten Sache.“ (Trapp)
    2. Als er sagte, „weil ich das Volk fürchtete“, versuchte er, eine Sünde mit einer anderen zu rechtfertigen. „Hätte er Gott mehr gefürchtet, hätte er das Volk weniger fürchten müssen.“ (Clarke)
  2. Nun aber vergib mir doch meine Sünde und kehre mit mir um, damit ich den Herrn anbete: Anstatt sich mit dem tiefen Problem seines rebellischen und starrköpfigen Herzens gegen Gott auseinanderzusetzen, dachte Saul, dass ein Wort von Samuel alles in Ordnung bringen könnte. Aber ein oder zwei Worte Samuels würden nichts an der Verstocktheit des Herzens von Saul ändern.
    1. Gott wusste, dass Sauls Herz voller Rebellion und Sturheit war und dass es in diesem Zustand festgefahren war. Das ist etwas, das kein Mensch mit Gewissheit wissen konnte, wenn er von außen darauf schaut. Aber Gott wusste es und er sagte es Samuel. Ein Einfaches „Vergib mir doch meine Sünde“ würde nicht ausreichen, wenn das Herz in Rebellion und Sünde gegen den Herrn gefangen ist.

4. Dass Gott Saul als König über Israel verwirft, ist endgültig

1. Samuel 15, 26-31

1. Samuel 15, 26-31
Samuel sprach zu Saul: Ich will nicht mit dir umkehren; denn du hast das Wort des HERRN verworfen, und der HERR hat dich verworfen, dass du nicht mehr König über Israel sein sollst! Und Samuel wandte sich ab und wollte gehen; da ergriff er ihn beim Zipfel seines Obergewandes, sodass dieser abriss. Da sprach Samuel zu ihm: Der HERR hat heute das Königreich Israel von dir abgerissen und es deinem Nächsten gegeben, der besser ist als du! Auch lügt der Ruhm Israels nicht, es reut ihn auch nicht; denn er ist kein Mensch, dass er etwas bereuen müsste! Er aber sprach: Ich habe gesündigt; nun aber ehre mich doch vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel und kehre mit mir um, damit ich den HERRN, deinen Gott, anbete! Da kehrte Samuel um und folgte Saul, und Saul betete den HERRN an.

  1. Ich will nicht mit dir umkehren; denn du hast das Wort des Herrn verworfen, und der Herr hat dich verworfen, dass du nicht mehr König über Israel sein sollst: Samuel hat, außer dem, was der Herr bereits durch ihn gesagt hat (1. Samuel 15, 23), in dieser Sache nichts mehr zu sagen.
    1. Warum sollte Samuel sagen: „Ich will nicht mit dir umkehren“, wenn Saul nur wollte, dass er mit ihm anbetet? Weil diese Anbetung zweifellos das Opfern und das Darbringen einiger der Tiere einschließen würde, die Saul mutwillig verschont hatte, um sie den Amalekitern abzunehmen.
  2. Da ergriff er ihn beim Zipfel seines Obergewandes, sodass dieser abriss. Da sprach Samuel zu ihm: Der Herr hat heute das Königreich Israel von dir abgerissen: Sauls verzweifeltes Handeln liefert ein anschauliches Beispiel dafür, wie ihm das Königreich entrissen wurde.
    1. So nutzlos wie das zerrissene Stück Gewand in seiner Hand war, so nutzlos war nun auch seine Führung des Volkes. Jetzt regierte er gegen Gott, nicht für ihn. So wie das Gewand zerriss, weil Saul es zu fest umklammerte, so bedeutete sein Festhalten an Stolz und Sturheit, dass das Königreich von ihm genommen werden würde. In dieser Hinsicht war Saul das Gegenteil von Jesus, von dem es heißt, „Er, der doch von göttlichem Wesen war, hielt nicht wie an einer Beute daran fest, Gott gleich zu sein, sondern gab es preis und nahm auf sich das Dasein eines Sklaven, wurde den Menschen ähnlich, in seiner Erscheinung wie ein Mensch.“ (Philipper 2, 6-7, aus Züricher Bibel). Jesus war bereit, loszulassen, aber Saul bestand darauf, sich daran festzuklammern. So verlor Saul alles, während Jesus alles gewann.
  3. Auch lügt der Ruhm Israels nicht, es reut ihn auch nicht: Saul dachte vielleicht, es gäbe einen Ausweg aus dieser Situation. Er fragte sich, was er tun könnte, um das zu ‚reparieren‘. Samuel ließ ihn wissen, dass es nichts gab, was er tun konnte. Dies war von Dauer.
    1. Samuel verwendet einen Titel für den Herrn, den man in der ganzen Bibel nur hier findet: Die Stärke Israels. Das erinnert Saul daran, dass der Herr fest entschlossen und entschieden ist seinen Willen umzusetzen. Es wird keine Veränderung geben.
    2. Der Titel ‚Ruhm Israels‘ war auch deshalb wichtig, weil Saul zu dieser Zeit wahrscheinlich dachte, er sei der Ruhm Israels. Aber Gott der Herr war die Stärke und der Ruhm Israels und Saul musste das hören.
  4. Ich habe gesündigt; nun aber ehre mich doch vor den Ältesten meines Volkes: Sauls verzweifeltes Flehen zeigt die Abgründe seines Stolzes. Ihm geht es mehr um sein Image als um seine Seele.
    1. „Hier entlarvt er seine Heuchelei und das wahre Motiv für dieses und sein früheres Bekenntnis: Es ging ihm nicht um die Gunst Gottes, sondern darum, sein Ansehen und seine Macht in Israel zu erhalten.“ (Poole)
  5. Da kehrte Samuel um und folgte Saul: Samuel leitete keine sofortige Rebellion gegen Saul ein, weil Gott noch keinen Nachfolger für Saul eingesetzt hatte und Saul besser war als die Anarchie, die ohne König entstehen würde.
  6. Da kehrte Samuel um und folgte Saul, und Saul betete den Herrn an: Hat das etwas genützt? Es hat nichts ‚Gutes‘ bewirkt, um das Königreich für Saul zurückzugewinnen. Das war eine Entscheidung, die Gott getroffen hatte, und sie war endgültig. Aber es mag Saul gutgetan haben, indem es sein stolzes, störrisches Herz näher zu Gott bewegte, um seine Seele zu retten. Zumindest gab es diese Möglichkeit, und so erlaubte Samuel Saul, mit ihm zu kommen und den Herrn anzubeten.

5. Samuel führt den Willen Gottes aus

1. Samuel 15, 32-33

1. Samuel 15, 32-33
Samuel aber sprach: Bringt Agag, den König von Amalek, zu mir her! Und Agag kam gebunden zu ihm. Und Agag sprach: Fürwahr, die Bitterkeit des Todes ist gewichen! Samuel sprach: Wie dein Schwert Frauen ihrer Kinder beraubt hat, so soll auch deine Mutter ihrer Kinder beraubt werden vor allen Frauen! Und Samuel hieb Agag in Stücke vor dem HERRN in Gilgal.

  1. Samuel aber sprach: Bringt Agag, den König von Amalek, zu mir her: Für Samuel war das Problem noch nicht gelöst – es gab immer noch die Sache mit Sauls unvollständigem Gehorsam. Gottes Befehl, alle Amalekiter zu vernichten, gab es immer noch, auch wenn Saul ihn nicht befolgte.
  2. Und Agag sprach: Fürwahr, die Bitterkeit des Todes ist gewichen: Als Agag zu dem alten Propheten kam, dachte er: „Wir werden die Vergangenheit ruhen lassen. Ich schätze, der alte Prophet wird mich jetzt nach Hause gehen lassen.“ Die NLB-Übersetzung drückt den Gedanken gut aus: Agag trat gelassen vor ihn, denn er dachte: „Sicherlich ist das Schlimmste nun vorbei und ich bin verschont geblieben.
    1. „Ich, der ich dem Tod durch die Hand eines kriegerischen Fürsten in der wütenden Schlacht entronnen bin, werde in Friedenszeiten gewiss niemals den Tod durch einen alten Propheten erleiden.“ (Poole)
  3. Wie dein Schwert Frauen ihrer Kinder beraubt hat, so soll auch deine Mutter ihrer Kinder beraubt werden vor allen Frauen: Samuel macht deutlich, dass Agag kein unschuldiger Zuschauer war, wenn es um die Gräueltaten ging, die die Amalekiter Israel antaten. Agag war der bösartige und gewalttätige Anführer eines bösartigen und gewalttätigen Volkes. Gottes Urteil über ihn und die Amalekiter war gerecht.
  4. Und Samuel hieb Agag in Stücke vor dem Herrn in Gilgal: Samuel war ein Priester und hatte schon Hunderte von Tieropfern vollzogen. Er wusste, wie es sich anfühlt, wenn die Klinge ins Fleisch schneidet, aber er hatte noch nie einen Menschen getötet. Jetzt erhebt dieser alte Prophet, ohne zu zögern, ein Schwert – oder wahrscheinlich ein großes Messer, wie er es beim Opfern verwenden würde – und bringt es auf diesen stolzen, gewalttätigen König herab. Samuel hieb Agag in Stücke.
    1. Bemerkenswert ist, dass Samuel es vor dem Herrn tat. Das war nicht vor Saul, um ihm zu zeigen, wie schwach und stolz er war. Es geschah nicht vor Israel, um dem Volk zeigen, wie stark und zäh Samuel war. Dies geschah vor dem Herrn, in absolutem Gehorsam gegenüber Gott dem Herrn. Diese Szene muss schockierend gewalttätig gewesen sein; die Mägen der Zuschauer müssen sich umgedreht haben. Doch Samuel tat dies alles vor dem Herrn.
    2. „Aber dies sind keine Präzedenzfälle für Privatpersonen, die das Schwert der Gerechtigkeit in die Hand nehmen; denn wir müssen nach den Gesetzen Gottes leben, und dürfen uns nicht an außergewöhnlichen Beispielen orientieren.“ (Poole)

6. Die dramatische Trennung von Samuel und Saul

1. Samuel 15, 34-35

1. Samuel 15, 34-35
Und Samuel ging nach Rama; Saul aber zog in sein Haus hinauf, nach dem Gibea Sauls. Und Samuel sah Saul nicht mehr bis zum Tag seines Todes; denn Samuel trug Leid um Saul; den HERRN aber reute es, dass er Saul zum König über Israel gemacht hatte.

  1. Und Samuel sah Saul nicht mehr bis zum Tag seines Todes: Samuel wusste, dass es nicht seine Aufgabe war, Saul zu sehen. Es war Sauls Aufgabe, in demütiger Reue vor dem Herrn zu ihm kommen. Dadurch würde Saul das Königreich wahrscheinlich nicht zurückerhalten, aber es könnte sein Herz vor Gott wiederherstellen. Traurigerweise kam Saul nie, um Samuel zu sehen. Rama und Gibea waren weniger als sechzehn Kilometer voneinander entfernt, aber sie sahen sich nie wieder.
    1. „Wir lesen aber, in Kap. 19, 22-24, dass Saul zu Samuel nach Naioth ging, aber das berührt nicht, was hier gesagt wird. Von diesem Zeitpunkt an hatte Samuel keine Verbindung mehr zu Saul; er erkannte ihn nie mehr als König an; er trauerte um, und betete für ihn.“ (Clarke)
  2. Denn Samuel trug Leid um Saul: Samuel war kein kalter, leidenschaftsloser Bote des Wortes Gottes. Er trauerte um Saul „wegen der Härte seines Herzens und der Gefahr, in der sich seine Seele befand.“ (Trapp)

© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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