Galater 1 – Herausgefordert durch ein anderes Evangelium
A. Einführung in den Brief des Apostels Paulus an die Galater
1. Der Autor und die Leser
Galater 1, 1-2
Galater 1, 1-2 Paulus, Apostel nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn auferweckt hat aus den Toten, und alle Brüder, die mit mir sind, an die Gemeinden in Galatien.
Paulus: Die apostolische Urheberschaft dieses großartigen Briefes wird selbst von skeptischeren Gelehrten kaum angezweifelt.
Der Galaterbrief wurde die „Unabhängigkeitserklärung der christlichen Freiheit“ genannt. Der große Reformator Martin Luther liebte diesen Brief besonders; er nannte den Galaterbrief seine ‚Katharina von Bora‘, nach seiner Frau; denn, so sagte er: „Ich bin mit ihm verheiratet“. Leon Morris schrieb: „Galater ist ein leidenschaftlicher Brief eines Predigers, der seine Seele offenbart, der für seinen Herrn in Flammen steht und sich zutiefst verpflichtet fühlt, seine Zuhörer zu einem Verständnis dessen zu bringen, was rettender Glaube ist.“
Viele Gelehrte glauben, dass der Galaterbrief in den späten 40er oder frühen 50er Jahren geschrieben wurde. Oft wird als ungefähres Datum 50 n. Chr. angegeben. Es scheint, dass Paulus diesen Brief vor dem in Apostelgeschichte 15 erwähnten Konzil von Jerusalem schrieb, denn obwohl er mehrere Reisen nach Jerusalem beschreibt, erwähnt er das Konzil nicht. Da das Konzil von Jerusalem in Apostelgeschichte 15 genau die Themen behandelte, über die Paulus schreibt, wäre es merkwürdig, wenn das Konzil bereits stattgefunden hätte, er es aber nicht erwähnte. Wenn es wahr ist, dass der Galaterbrief um 50 n. Chr. geschrieben wurde, dann wäre Paulus damals etwa 15 Jahre lang Christ gewesen, da er sich um 35 n. Chr. auf der Straße nach Damaskus bekehrt hat.
Paulus, Apostel: Diese Betonung der Legitimation des Paulus als Apostel ist wichtig. Paulus hatte deutliche Worte für diese Galater, und sie mussten verstehen, dass er mit Autorität schrieb; und zwar mit apostolischer Autorität. Paulus erwartete, dass die Christen seine Autorität als Apostel Jesu Christi respektierten.
„Das Wort Apostel, so wie Paulus es hier verwendet, bezieht sich nicht nur auf jemanden, der eine Botschaft zu verkünden hat, sondern auf einen ernannten Repräsentanten mit offiziellem Status, der mit dem Beglaubigungsschreiben seines Amtes ausgestattet ist.“ (Wuest)
Es ist unsere Pflicht, gleichfalls die Autorität des Paulus als Apostel zu respektieren. Wir tun dies, indem wir diesen alten Brief als Wort Gottes betrachten und ihn uns ernsthaft zu Herzen nehmen.
Nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater: Die Berufung des Paulus als Apostel kam weder von Menschen, noch kam sie durch Menschen. Sie ging nicht von Menschen aus, und sie kam auch nicht durch Menschen. Sie hatte ihren Ursprung in Gott und kam direkt von Gott. Seine Stellung als Apostel beruhte nicht auf Meinungsumfragen, und sie kam auch nicht von einem menschlichen Konzil. Sie beruhte auf einem göttlichen Ruf, der sowohl vom Vater als auch vom Sohn ausging.
„Die Deutlichkeit, mit der Paulus die Berufung durch Menschen verneint, ist auf den Vorwurf zurückzuführen, … dass Paulus kein echter Apostel sei, weil er nicht einer der Zwölf war.“ (Robertson)
„Als ich ein junger Mann war, dachte ich, Paulus mache zu viel Aufhebens um seine Berufung. Ich verstand seine Absicht nicht. Damals war mir die Bedeutung des geistlichen Amts nicht klar … Wir preisen unsere Berufung, nicht um Ruhm unter den Menschen zu erlangen, oder Geld, oder Befriedigung, oder Gunst, sondern weil die Menschen sicher sein müssen, dass die Worte, die wir sprechen, Gottes Worte sind. Das ist kein sündiger Stolz. Es ist heiliger Stolz.“ (Martin Luther)
Und alle Brüder, die mit mir sind: Paulus gab einen Gruß von allen Brüdern, die mit ihm sind; aber die Verwendung von ‚Ich‘ in diesem Brief (wie in Galater 1, 6) zeigt, dass dieser Brief keine ‚Teamarbeit‘ von Paulus und seinen Mitarbeitern war. Paulus schrieb diesen Brief, und er sandte aus Höflichkeit Grüße von seinen Freunden.
An die Gemeinden in Galatien: Dies wurde nicht an eine einzelne Kirche in einer einzigen Stadt geschrieben. Zum Beispiel ist 1. Thessalonicher an die Gemeinde der Thessalonicher gerichtet (1. Thessalonicher 1, 1). Aber dieser Brief war an die Gemeinden in Galatien gerichtet, weil Galatien eine Region und keine Stadt war und es in den Städten Galatiens einige Gemeinden gab.
„Während des dritten Jahrhunderts v. Chr. wanderten einige keltische Völker (oder Gallier) in dieses Gebiet ein und ließen sich nach Kämpfen mit den Menschen, auf die sie dort stießen, im nördlichen Teil Kleinasiens nieder. Zu gegebener Zeit gerieten sie in Konflikt mit den Römern, von denen sie besiegt wurden. Von dieser Zeit an blieben sie als abhängiges Königreich unter der Herrschaft der Römer. Der Name ‚Galatien‘ bezeichnete das von den Galliern besiedelte Gebiet.“ (Morris)
Es gab im Wesentlichen zwei Regionen Galatiens, eine im Norden (einschließlich der Städte Pessinus, Ancyra und Tavium) und eine im Süden (einschließlich der Städte Antiochia in Pisidien, Iconium, Lystra und Derbe). Es gab eine wiederholte – wenn auch meist unwichtige – Debatte darüber, ob der Galaterbrief an die Städte der nördlichen oder der südlichen Region geschrieben wurde.
„Es ist klar, dass Paulus beabsichtigte, dass seine Worte in der Region Galatien eine weite Verbreitung finden sollten. Der Brief würde in jedes Stadtzentrum gebracht und dort verlesen werden, oder es würden mehrere Kopien angefertigt und eine in jede Gemeinde gebracht werden.“ (Morris)
In Galatien: Paulus war auf seiner ersten Missionsreise in Süd-Galatien (Apostelgeschichte 13, 13-14, 23) und ging auf seiner zweiten (Apostelgeschichte 16, 6) und dritten (Apostelgeschichte 18, 23) Missionsreise durch Nord-Galatien.
Letztlich spielt es keine Rolle, ob der Brief an die nördlichen oder südlichen Regionen Galatiens geschrieben wurde. Wir werden es vermutlich nicht erfahren und es spielt auch keine Rolle, weil dies ein Brief ist, der jedem Christen etwas zu sagen hat. Die Debatte zwischen Nord-Galatien und Süd-Galatien mag für Gelehrte interessant sein und ein wenig helfen, den Brief besser zu verstehen, aber nicht viel.
2. Paulus sendet seinen apostolischen Gruß
Galater 1, 3-5
Galater 1, 3-5 Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausrette aus dem gegenwärtigen bösen Weltlauf, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, dem die Ehre gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Gnade sei mit euch und Friede: Dies war der vertraute Gruß des Paulus, der sich aus den traditionellen Grüßen der griechischen Kultur (Gnade) und der jüdischen Kultur (Frieden) ableitet. Paulus verwendete genau denselben Satz fünf weitere Male im Neuen Testament.
Paulus verwendete das Wort Gnade mehr als 100-mal in seinen Schriften. Von allen anderen Schreibern des Neuen Testaments wird es nur 55-mal verwendet. Paulus war wirklich der Apostel der Gnade.
„Diese beiden Begriffe, Gnade und Frieden, machen das Christentum aus.“ (Martin Luther)
Der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat: Paulus wünschte seinen Lesern Gnade und Frieden sowohl von Gott, dem Vater, als auch von Gott, dem Sohn. Nun geht Paulus kurz auf das Werk von Gott, dem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, ein. Das erste, was er über Jesus schrieb, ist, dass er sich selbst für unsere Sünden gegeben hat.
„Im gesamten Brief weist Paulus die Galater auf die zentrale Bedeutung des Kreuzes hin. Er kann es kaum erwarten, dies deutlich zu machen, und wir finden einen Hinweis darauf bereits in seinem ersten Satz.“ (Morris)
Jesus hat sich gegeben. Wir wissen aus Johannes 3, 16, dass Gott, der Vater, die Welt so sehr liebte, dass er seinen eingeborenen Sohn gab. Doch Gott, der Vater, war nicht der einzige Geber; auch Jesus hat gegeben. Jesus ist ein liebender, gebender Gott und ein liebender, gebender Erlöser.
Jesus gab das Größte, was man geben kann – sich selbst. Man könnte darüber streiten, ob das Geschenk des Vaters, den Sohn zu geben (wie in Johannes 3, 16), oder das Geschenk des Sohnes, sich selbst zu geben, das größere Geschenk war. Aber das ist so, als würde man darüber diskutieren, wie viele Engel auf dem Kopf einer Stecknadel tanzen können. Jesus gab das größte Geschenk, das er machen konnte; er gab sich selbst. Man kann erahnen, dass wirkliches Geben erst da beginnt, wo wir uns selbst geben.
Jesus hat sich selbst für unsere Sünden hingegeben. Aus diesem Grunde musste Jesus sich selbst hingeben. Unsere Sünden brachten uns auf den Weg des Verderbens und der Zerstörung. Wenn Gott nicht etwas getan hätte, um uns zu retten, würden unsere Sünden uns zerstören. Aus Liebe hat sich Jesus also für unsere Sünden hingegeben! Die Liebe war immer da; aber Jesus hätte sich nie hingeben müssen, wenn unsere Sünden uns nicht in solch eine schreckliche Position gebracht hätten.
„Diese Worte, ‚der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat‘, sind sehr wichtig. Er wollte den Galatern geradeheraus sagen, dass die Sühne für die Sünden und die vollkommene Gerechtigkeit nirgendwo anders als in Christus zu suchen sind … So herrlich ist diese Erlösung, dass sie uns in Staunen versetzen sollte.“ (Calvin)
Damit er uns herausrette aus dem gegenwärtigen bösen Weltlauf: Das erklärt, warum Jesus sich selbst für unsere Sünden hingegeben hat. In vielerlei Hinsicht haben die Galater mit diesem gegenwärtigen bösen Weltlauf gekämpft und manchmal gegen ihn verloren. Sie benötigten die Gewissheit, dass Jesus gekommen war, um sie aus diesem gegenwärtigen bösen Weltlauf zu retten.
Der Gedanke hinter dem Wort ‚herausretten‘ ist nicht die Befreiung von der Gegenwart einer Sache, sondern die Befreiung von der Macht, die diese Sache hat. Wir werden so lange nicht von der Gegenwartdieses gegenwärtigen bösen Weltlaufs erlöst sein, bis wir endgültig bei Jesus sind. Aber wir können die Befreiung von der Machtdieses gegenwärtigen bösen Weltlaufs gerade jetzt erfahren.
Nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, dem die Ehre gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Das Ziel dieser Erlösung liegt nicht in erster Linie im Nutzen für den Menschen (obwohl dies ein Teil davon ist). Vielmehr besteht das Hauptziel darin, Gott den Vater zu verherrlichen.
Irrlehre war ein echtes Problem unter den galatischen Gemeinden, und ihre Irrlehren beraubten Gott eines Teils der ihm gebührenden Ehre. Indem er betont, dass Gott und seinem Plan zu Recht die Ehre gebührt, hoffte Paulus, sie auf den richtigen Weg zu bringen.
B. Die Gefahr eines anderen Evangeliums
1. Paulus‘ Verwunderung
Galater 1, 6
Galater 1, 6 Mich wundert, dass ihr euch so schnell abwenden lasst von dem, der euch durch die Gnade des Christus berufen hat, zu einem anderen Evangelium,
Mich wundert, dass ihr euch so schnell abwenden lasst: Paulus war wohl nicht so sehr über die Tatsache erstaunt, dass sie sich abwandten (das mag ihn vielleicht beunruhigen, aber nicht erstaunen), aber darüber, dass dies so schnell geschah.
Hier fehlen die Danksagungen oder das Lob, die Paulus oft am Anfang seiner Briefe schrieb. Römer 1, 8-15, 1. Korinther 1, 4-9, Philipper 1, 3-11, Kolosser 1, 3-8 und 1. Thessalonicher 1, 2-10 sind jeweils Beispiele dafür, wie Paulus in seinen einleitenden Worten den Gemeinden dankte und sie lobte. Bei den Galatern tat er dies jedoch nicht, und seine direkte Herangehensweise weist darauf hin, wie scherwiegend ihr Problem ist.
„Dies ist der einzige Fall, in dem der Heilige Paulus es unterlässt, seinen Dank an eine Gemeinde auszudrücken.“ (Lightfood)
Von dem, der euch durch die Gnade des Christus berufen hat, zu einem anderen Evangelium: Sie wandten sich von einer Person (von dem, der euch berufen hat) ab, indem sie sich einer falschen Anschauung (einem anderen Evangelium) zuwandten. Sich vom wahren Evangelium abzuwenden, bedeutet immer eine Abkehr von der Person Jesu Christi.
Sich von dem, der euch durch die Gnade des Christus berufen hat, abzuwenden, war auch mit einer Abkehr vom Prinzip der Gnade verbunden. Wohin auch immer die Galater sich abwenden lassen, sie wandten sich von der Gnade Gottes ab, nicht zu ihr hin.
2. Drei Fakten über dieses andere Evangelium, das den Galatern gebracht wurde
Galater 1, 7
Galater 1, 7 während es doch kein anderes gibt; nur sind etliche da, die euch verwirren und das Evangelium von Christus verdrehen wollen.
Während es: Galater 1, 7 sagt drei Dinge über dieses andere Evangelium. Erstens: Es war ein unrechtmäßiges Evangelium (während es doch kein anderes gibt). Zweitens: Es war keineswegs gut, sondern brachte nur Verwirrung (die euch verwirren). Drittens: Es war eine Verzerrung des wahren Evangeliums (das Evangelium von Christus verdrehen).
Während es doch kein anderes gibt: Paulus erkannte, dass dieses andere Evangelium eigentlich gar kein anderes Evangelium war. Diejenigen, die für dieses andere Evangelium warben, sagten vielleicht: „Wir wissen, dass unsere Botschaft anders ist als die Botschaft des Paulus. Er hat seine Wahrheit, und wir haben die unsere. Er hat sein Evangelium, und wir haben das unsere.“ Paulus wies den Gedanken zurück, dass ihre Botschaft in irgendeiner Weise ein legitimes alternatives Evangelium sei.
Das Wort Evangelium bedeutet wörtlich ‚gute Nachricht‘. Paulus meinte: „Es gibt keine ‚gute Nachricht‘ in dieser anderen Botschaft. Es ist nur eine schlechte Nachricht, es kann also wirklich keine ‚andere gute Nachricht‘ sein. Es ist eine schlechte Nachricht. Dies ist überhaupt kein Evangelium, auch kein anderes.“
Die New King James Version übersetzt diesen Abschnitt wie folgt: „to a different gospel, which is not another“ (also: „zu einem verschiedenen Evangelium, welches kein anderes ist“)). Tatsächlich ist die Übersetzung der New King James Version an dieser Stelle viel besser, weil sie eine Unterscheidung macht zwischen ‚verschieden’ (=different) und ‚anderes‘ (=another), und damit den Unterschied zwischen zwei verschiedenen altgriechischen Wörtern genau wiedergibt. ‚Verschieden‘ meint „ein anderes von unterschiedlicher Art“ und ‚ein anderes‘ meint „ein anderes von derselben Art“. Es ist, als ob Paulus schrieb: „Sie brachten euch ein ganz anderes Evangelium. Sie behaupten, es sei nur ein alternatives Evangelium der gleichen Art, aber das ist es überhaupt nicht. Es ist komplett anders.“
Nur sind etliche da, die euch verwirren: Diejenigen, die den Galatern dieses andere Evangelium brachten, brachten ihnen Verwirrung. Sie haben ihre Botschaft natürlich nicht als Verwirrung angepriesen, aber genau das war sie.
Etliche da, die euch verwirren, bedeutet, dass jemand den Galatern dieses falsche Evangelium gebracht hat. Falsche Evangelien passieren nicht einfach so. Menschen bringen sie, und die Menschen, die sie bringen, mögen es aufrichtig meinen und viel Charisma haben.
„Beachten Sie den Einfallsreichtum des Teufels. Ketzer machen keine Werbung mit ihren Fehlern. Mörder, Ehebrecher und Diebe verkleiden sich. Der Teufel maskiert also all seine Kunstgriffe und Aktivitäten. Er zieht sich weiß an, um wie ein Engel des Lichts auszusehen.“ (Martin Luther)
Das Evangelium von Christus verdrehen wollen: Das andere Evangelium war in Wirklichkeit eine Pervertierung oder Verzerrung des wahren Evangeliums von Jesus Christus. Es fing nicht bei null an, hat sich keinen neuen Namen für Gott ausgedacht und hat auch nicht so getan, als hätte es einen neuen Erlöser. Stattdessen benutzte es die Namen und Gedanken, die den Christen in Galatien vertraut waren, aber es verdrehte diese ein wenig, um so ihre neue Botschaft noch trügerischer zu machen.
Das Evangelium von Christus: Man beachte, dass Paulus wirklich nicht für das Evangelium des Paulus kämpfte, obwohl es auch sein Evangelium war. Es war es wirklich nur deshalb wert, das Evangelium des Paulus zu verteidigen und dafür zu kämpfen, weil es in Wirklichkeit das Evangelium von Christus Jesus war.
Das Evangelium von Christus verdrehen wollen: Paulus schrieb ganz klar, dass diese Leute die gute Nachricht von Jesus verdrehen wollen. Manchmal ist es für uns schwer zu verstehen, warum jemand den Wunsch haben sollte, das Evangelium von Christus zu verdrehen.
Die Botschaft des wahren Evangeliums hat etwas an sich, das der menschlichen Natur zutiefst zuwiderläuft. Um dies zu verstehen, sollten wir zuerst verstehen, was das wahre Evangelium ist. Paulus hat sein Evangelium in 1. Korinther 15, 1-4 auf den Punkt gebracht. Die Botschaft des Evangeliums ist das, was Jesus am Kreuz für uns getan hat, so wie es in der Heiligen Schrift offenbart und durch die Auferstehung bewiesen wurde.
Wenn wir verstehen, wie anstößig das wahre Evangelium für die menschliche Natur ist, verstehen wir besser, warum jemand es verdrehen möchte.
Das Evangelium beleidigt unseren Stolz. Es sagt uns, dass wir einen Erlöser brauchen und dass wir uns nicht selbst retten können. Es lässt nicht zu, dass wir uns unsere Errettung selbst verdienen; es ist alles das Werk Jesu für uns.
Das Evangelium beleidigt unsere Weisheit. Es rettet uns durch etwas, das viele für töricht halten – dass Gott Mensch wird und in unserem Namen einen demütigenden, schändlichen Tod stirbt.
Drittens: Das Evangelium beleidigt unser Wissen. Es sagt uns, dass wir etwas glauben sollen, was gegen wissenschaftliche Erkenntnisse und persönliche Erfahrungen verstößt – dass ein toter Mann, Jesus Christus, in einem herrlichen neuen Körper von den Toten auferstanden ist, der nie wieder sterben wird.
3. Ein ernster Fluch über diejenigen, die ein falsches Evangelium bringen
Galater 1, 8-9
Galater 1, 8-9 Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht!
Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel: Paulus war es egal, wer das falsche Evangelium brachte. Selbst wenn es er selbst oder ein Engel vom Himmel wäre: Es war abzuweisen. Jeder Mensch, der ein falsches Evangelium verbreitet, hat nichts als einen besonderen Fluch Gottes verdient (der sei verflucht).
Der sei verflucht: Paulus schien die ernsten Flüche im Sinn zu haben, die Gott über diejenigen aussprach, die seinen Bund brechen (5. Mose 27). Paulus genügte es nicht, zu sagen: „Hört nicht auf diese Leute“. Paulus war überzeugt, dass sie verflucht werden sollten.
So sage ich auch jetzt wiederum: Der Fluch wurde wiederholt, um ihm Nachdruck zu verleihen; es ist für Paulus wirklich nicht möglich, diesen Gedanken noch stärker zu betonen, als er es hier tut.
Es wäre vielleicht gerechtfertigt zu fragen: „Wo war die Liebe des Paulus?“ Er bat um einen ‚doppelten Fluch‘ auf Menschen – Menschen, die ein falsches Evangelium verbreiten. Er bat Gott nicht einfach nur darum, die Botschaft zu verfluchen, sondern auch die Menschen zu verfluchen, die diese Botschaft verbreiteten. Wo war also die Liebe des Paulus? Die Liebe des Paulus galt den Seelen, die in Gefahr waren, in die Hölle zu kommen. Wenn ein Evangelium falsch ist und nicht eine ‚andere gute Nachricht‘, dann kann es die Verlorenen nicht retten. Paulus sah sich dieses falsche, verdrehte Evangelium an und sagte: „Das ist ein Rettungsschiff, das dabei ist, zu sinken! Es kann niemanden retten! Ich will vor Gott alles Nötige tun, um die Menschen vor dem falschen Rettungsschiff zu warnen“.
C. Die göttliche Quelle des Evangeliums, das Paulus gepredigt hat
1. Das Evangelium des Paulus entsprang nicht dem Wunsch, den Menschen zu gefallen
Galater 1, 10
Galater 1, 10 Rede ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich allerdings den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich nicht ein Knecht des Christus.
Rede ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Paulus‘ Gedanke war nicht: „Ich will Gott von meinem Standpunkt überzeugen“. Er dachte vielmehr, dass Gott sein Zuhörer war. Wenn Paulus sprach, sprach er zuerst zu Gott und nicht zu den Menschen.
Oder suche ich Menschen zu gefallen? Paulus‘ erste Pflicht war es, Gott zu gefallen und nicht, Menschen zu gefallen. Er weigerte sich, seine Botschaft umzuformulieren, nur damit sie seinen Zuhörern gefiel. Es ging ihm mehr darum, Gott zu gefallen.
Obwohl es nicht ausdrücklich gesagt wird, spüren wir, dass Paulus einen Gegensatz zwischen sich selbst und denjenigen herausstellte, die das andere Evangelium brachten. Offenbar ging es bei diesem anderen Evangelium in gewisser Weise darum, den Menschen zu gefallen.
„Es hat immer Prediger gegeben, die sich vor allem um die Anerkennung des Volkes bemüht haben, und es gibt sie immer noch. Es ist Teil der gefallenen menschlichen Natur, dass selbst diejenigen, die mit der Verantwortung für die Verkündigung des Evangeliums betraut sind, der Versuchung erliegen können, in erster Linie beliebt sein zu wollen anstatt treu zu sein.“ (Morris)
Wenn ich allerdings den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich nicht ein Knecht des Christus: Für Paulus gab es nur entweder oder. Er konnte seinen Dienst nicht darauf ausrichten, sowohl den Menschen gefällig zu sein als auch gleichzeitig Jesus Christus zu gefallen. Er wäre kein Knecht des Christus, wenn es ihm nicht in erster Linie darum ginge, Jesus Christus zu gefallen.
Knecht ist hier vielleicht nicht die passende Übersetzung – das bessere Wort wäre Sklave. „Es ist bedauerlich, dass … unsere … Übersetzungen diesem Wort so konsequent seine wahre Bedeutung versagen und dadurch die falsche Auffassung von christlichem ‚Dienst‘ fördern (als etwas, das im Wesentlichen freiwillig und nebenberuflich geschieht), die so charakteristisch für die moderne religiöse Überzeugung ist. Dem ‚Knecht des Christus‘ steht es nicht frei, seinen ‚Dienst‘ anzubieten oder vorzuenthalten; sein Leben ist nicht sein eigenes, sondern gehört ganz seinem Herrn“. (Duncan, zitiert von Morris)
2. Die göttliche Quelle des Evangeliums des Paulus
Galater 1, 11-12
Galater 1, 11-12 Ich lasse euch aber wissen, Brüder, dass das von mir verkündigte Evangelium nicht von Menschen stammt; ich habe es auch nicht von einem Menschen empfangen noch erlernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.
Das von mir verkündigte Evangelium: „Paulus macht ein Wortspiel, wenn er von ‚dem Evangelium spricht, das ich euch als Evangelist verkündigt habe‘: ‚the gospel that I gospelled to you‘.“ (Morris)
Nicht von Menschen stammt: Im Gegensatz zu dem andersartigen Evangelium, das von anderen gebracht wurde, war die Botschaft des Paulus eine Offenbarung von Gott. Die Botschaft von Paulus war nicht der Versuch eines Menschen, sich selbst zu erheben und Gott zu verstehen; es war Gottes Bemühen, sich niederzubeugen und mit den Menschen zu kommunizieren.
Menschen mögen viele wunderbare Dinge haben, die sie uns lehren können, aber Gottes Offenbarung beinhaltet alles, was zum Leben und [zum Wandel in] Gottesfurcht dient (2. Petrus 1, 3). Mehr denn je braucht die Welt heutzutage nicht den guten Rat und die Weisheit der Menschen, sondern sie braucht eine Offenbarung von Gott.
Ich habe es auch nicht von einem Menschen empfangen noch erlernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi: Paulus‘ persönliche Beziehung zu diesem Evangelium war einzigartig. Fast alle hören das Evangelium von jemand anderem; diese Art und Weise der Vermittlung des Evangeliums benutzt Gott am häufigsten (Römer 10, 14-15). Aber Paulus war in dieser Hinsicht nicht normal. Er empfing das Evangelium in einer dramatischen, direkten Offenbarung, als er Jesus auf der Straße nach Damaskus begegnete.
Apostelgeschichte 9, 1-9 beschreibt diesen bemerkenswerten Vorfall: Der Herr Jesus sprach mit Paulus direkt auf der Straße nach Damaskus, und dann verbrachte Paulus drei Tage ohne Sehvermögen, bevor ein Christ namens Ananias zu ihm kam. Wahrscheinlich während dieser Zeit – entweder auf der Straße oder während der drei Tage – brachte Jesus sein Evangelium zu Paulus. Paulus hat sicherlich in einem Moment das ganze Evangelium begriffen, weil er wurde gerettet und begann sofort, die Botschaft zu predigen, die Jesus ihm gegeben hatte (Apostelgeschichte 9, 20-22).
„Paulus erhielt keine Unterweisung von Ananias. Paulus war bereits von Christus auf dem Weg berufen, erleuchtet und gelehrt worden. Sein Kontakt mit Ananias war lediglich ein Zeugnis für die Tatsache, dass Paulus von Christus berufen worden war, das Evangelium zu verkündigen.“ (Luther)
3. Paulus beweist, dass seine Botschaft nicht von Menschen kam
Galater 1, 13-24
Galater 1, 13-24 Denn ihr habt von meinem ehemaligen Wandel im Judentum gehört, dass ich die Gemeinde Gottes über die Maßen verfolgte und sie zerstörte und im Judentum viele meiner Altersgenossen in meinem Geschlecht übertraf durch übermäßigen Eifer für die Überlieferungen meiner Väter. Als es aber Gott, der mich vom Mutterleib an ausgesondert und durch seine Gnade berufen hat, wohlgefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn durch das Evangelium unter den Heiden verkündigte, ging ich sogleich nicht mit Fleisch und Blut zurate, zog auch nicht nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern ging weg nach Arabien und kehrte wieder nach Damaskus zurück. Darauf, nach drei Jahren, zog ich nach Jerusalem hinauf, um Petrus kennenzulernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. Ich sah aber keinen der anderen Apostel, nur Jakobus, den Bruder des Herrn. Was ich euch aber schreibe — siehe, vor Gottes Angesicht —, ich lüge nicht! Darauf kam ich in die Gegenden von Syrien und Cilicien. Ich war aber den Gemeinden von Judäa, die in Christus sind, von Angesicht unbekannt. Sie hatten nur gehört: »Der, welcher uns einst verfolgte, verkündigt jetzt als Evangelium den Glauben, den er einst zerstörte!« Und sie priesen Gott um meinetwillen.
Denn ihr habt gehört: Es scheint, als ob jeder gehört hatte, wie Paulus zum Herrn kam. Die Geschichte des Paulus war den Christen damals im Allgemeinen und insbesondere denen, um die er sich persönlich gekümmert hatte, vertraut. Wir können sicher sein, dass es nicht lange dauerte, bis Paulus sein persönliches Zeugnis weitergab, wenn er sich eine Weile in einer Menschengruppe aufhielt und ihnen das Evangelium verkündete.
Der Wert eines persönlichen Zeugnisses ist nicht auf diejenigen beschränkt, die, wie Paulus, eine dramatische Bekehrungsgeschichte haben. Wir können die Herrlichkeit von Gottes Werk ebenso bei denen sehen, die meinen, ihr Zeugnis sei langweilig.
Von meinem ehemaligen Wandel im Judentum gehört, dass ich die Gemeinde Gottes über die Maßen verfolgte und sie zerstörte: Dass Paulus als eifriger Jude bekannt war, der die Christen verfolgte, steht außer Zweifel. Apostelgeschichte 8, 1-3 und 9, 1-2 beschreiben, wie energisch Paulus die Christen verfolgte.
Dies zeigt, dass Paulus nicht auf der Suche nach einer anderen Wahrheit war, als er zum ersten Mal mit dem Evangelium von Jesus konfrontiert wurde. Leider werden viele von denen, die nach einer neuen Offenbarung suchen, diese finden – und eine Irrlehre finden, die sie von Jesus Christus wegführt (wie ein junger Joseph Smith, der Gründer der Mormonenkirche).
Als es aber Gott wohlgefiel: Paulus ist nicht zu Jesus gekommen, weil irgendein Mensch beschlossen hat, dass er es sollte. Es geschah nicht zum Wohlgefallen irgendeines Menschen, sondern als es Gott wohlgefiel. Außerdem hat Gott Paulus nicht deshalb ausgewählt, weil ihm etwas an Paulus besonders gefiel; Gott hat Paulus durch seine Gnade berufen, Gottes unverdiente Gunst.
Wir wissen, dass diese Berufung nicht wegen irgendetwas erfolgte, das Paulus getan hatte, denn er sagte, dass er vom Mutterleib an berufen wurde. Somit hat Gott Paulus berufen, bevor Paulus etwas tat, durch das er es sich verdienen konnte.
Bevor Paulus ein Christ war, lag die Betonung auf dem, was er getan hatte: Ich verfolgte … übertraf durch übermäßigen Eifer. Als Paulus dann Jesus Christus nachfolgte, lag die Betonung auf dem, was Gott getan hatte: Gott, der mich … ausgesondert und … berufen hat … offenbarte seinen Sohn in mir.
„Er wollte zeigen, dass seine Berufung von der geheimen Erwählung Gottes abhing und dass er zum Apostel ordiniert wurde, nicht, weil er sich für die Übernahme eines solchen Amtes durch seinen eigenen Fleiß qualifiziert hatte oder weil Gott erkannt hatte, dass er würdig war, es ihm zu übertragen, sondern weil er schon vor seiner Geburt durch den geheimen Plan Gottes ausgesondert worden war.“ (Calvin)
Ausgesondert: Dieses Wort war wichtig. Das altgriechische Wort aphorizo ist verwandt mit dem Wort, das zu Paulus‘ Zeiten als Titel für die religiöse Elite, die ‚Abgesonderten‘, verwendet wurde, bekannt als Pharisäer. Bevor Paulus zu Jesus kam, war er ein wichtiger Pharisäer (Philipper 3, 5), aber er war nicht wirklich von Gott ausgesondert. Nun aber war er durch das Werk Jesu wirklich von Gott ausgesondert.
„Das Wort ähnelt dem für ‚Pharisäer‘, und die Pharisäer zweifelten nicht daran: Sie waren fest davon überzeugt, dass sie von Gott ‚ausgesondert‘ waren.“ (Morris)
Seinen Sohn in mir zu offenbaren: In Galater 1, 12 schreibt Paulus, wie Jesus ihm offenbart wurde (durch eine Offenbarung Jesu Christi). Aber hier geht es um etwas anderes und vielleicht noch Herrlicheres: Jesus wurde in Paulus offenbart. Gott will mehr tun, als uns Jesus zu offenbaren; er will Jesus in uns offenbaren.
„Was damit beginnt, eine Offenbarung Christi für Paulus zu sein, wird zu einer Offenbarung Christi in Paulus, da der Geist seine Früchte nur auf unverdorbenem Boden hervorbringt.“ (Cole, zitiert von Morris)
Damit ich ihn durch das Evangelium unter den Heiden verkündigte: Dies zeigt, dass Gott einen Sinn für Humor hat. Er wählte einen Mann schon vor seiner Geburt für die Aufgabe aus, den Heiden das Evangelium zu predigen. Dieser Mann wuchs mit Hass auf Heiden (Nichtjuden) auf und glaubte wahrscheinlich, wie einige (nicht alle) andere Juden zu seiner Zeit, dass Gott Heiden nur erschuf, um die Feuer der Hölle zu schüren.
Ging ich sogleich nicht mit Fleisch und Blut zurate: Zudem hat sich Paulus nach seiner Bekehrung nicht sofort mit Fleisch und Blut beraten (auch nicht mit den bedeutenden Aposteln in Jerusalem), um sich den Inhalt des Evangeliums anzueignen. Er brauchte das nicht, denn das Evangelium wurde ihm direkt von Jesus offenbart.
Wir sollten nicht denken, dass Paulus hier gemeint hat, dass es falsch sei, das Evangelium durch andere zu hören, oder dass die Errettung derer, die es von jemandem hörten, der kein Apostel war, irgendwie minderwertig sei. Es geht einfach darum, dass das Evangelium, das Paulus gepredigt hat, kein Evangelium von Menschen war. Dies war ein für allemal geklärt, denn er hatte es von keinem Menschen empfangen.
Sondern ging weg nach Arabien: Paulus reiste nicht nach Saudi-Arabien, wie wir es nennen würden. Das Gebiet, das zu seiner Zeit als Arabien bekannt war, erstreckte sich bis zur Stadt Damaskus. Paulus lebte vermutlich in einem ruhigen Wüstenort außerhalb von Damaskus.
Darauf, nach drei Jahren: Paulus bewies hier, dass er das Evangelium nicht von den Aposteln gelehrt bekommen hatte, denn er war schon drei Jahre lang Christ gewesen, bevor er den Aposteln Petrus und Jakobus begegnete.
Es war ungewöhnlich für ihn, so lange zu warten. „Ein Neubekehrter, insbesondere einer, der die Gläubigen an vorderster Stelle verfolgt hatte, würde bestimmt mit den Führern der Bewegung, für die er sich jetzt einsetzte, Kontakt aufnehmen, und sei es auch nur, um sicherzustellen, dass er nun das richtige Verständnis dessen hatte, was die christliche Bewegung lehrte. Aber Paulus tat dies nicht.“ (Morris)
Auch wurde Paulus nicht befohlen, in einer Art Prüfung vor den Aposteln zu erscheinen. Dies wird angedeutet, als Paulus schrieb: ‚um Petrus kennenzulernen‘. Das übersetzte Wort ‚kennenzulernen‘ spricht davon, dass jemand als Tourist kommt. „‚Ein Wort‘, sagt Chrysostomus, ‚das von denen benutzt wird, die große und berühmte Städte besuchen‘.“ (Lightfoot) Es geht darum, dass Paulus nicht befohlen wurde, nach Jerusalem zu kommen, um Petrus oder den anderen Jüngern Rechenschaft abzulegen, sondern dass er von sich aus kam und sie wie ein Tourist besuchte.
Sie hatten nur gehört: „Der, welcher uns einst verfolgte, verkündigt jetzt als Evangelium den Glauben, den er einst zerstörte!“ So wie Paulus den wesentlichen Inhalt des Evangeliums nicht von Menschen vermittelt bekam, so traf es auch zu, dass die ersten Christen nur langsam verstanden, wer Paulus in Jesus war. Alles, was sie wirklich wussten, war, dass er sich auf dramatische Weise bekehrt hatte – wofür sie Gott priesen. Nach seiner Bekehrung war Paulus viele Jahre lang ein anonymer Christ.
Der Status des Paulus als Unbekannter unterscheidet sich sicherlich von unserer eigenen Gewohnheit, jeden prominenten Bekehrten aufzubauschen, sobald er zu Jesus kommt. Paulus war glücklich und gut bedient, viele Jahre im Verborgenen zu verbringen, bevor Gott ihn erhob.
In diesem ganzen Abschnitt zeigte Paulus, dass es genügend Kontakt zwischen ihm und den anderen Aposteln gab, um zu zeigen, dass sie vollkommen übereinstimmten, aber nicht so viel, dass es aussah, als ob Paulus sein Evangelium von ihnen und nicht von Gott erhielt.
Was Paulus im zweiten Teil dieses Kapitels schreibt, dient einem wichtigen Zweck. Sein Evangelium war wahr, und seine Erfahrung war gültig, weil sie wirklich von Gott kam. Jeder Christ sollte sich fragen, ob sein Evangelium von Gott gekommen ist oder ob er es sich selbst ausgedacht hat. Diese Fragen sind wichtig, denn nur was von Gott kommt, kann uns wirklich retten und unser Leben nachhaltig verändern.
Galater 1 – Herausgefordert durch ein anderes Evangelium
A. Einführung in den Brief des Apostels Paulus an die Galater
1. Der Autor und die Leser
Galater 1, 1-2
Galater 1, 1-2
Paulus, Apostel nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn auferweckt hat aus den Toten, und alle Brüder, die mit mir sind, an die Gemeinden in Galatien.
2. Paulus sendet seinen apostolischen Gruß
Galater 1, 3-5
Galater 1, 3-5
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden gegeben hat, damit er uns herausrette aus dem gegenwärtigen bösen Weltlauf, nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, dem die Ehre gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
B. Die Gefahr eines anderen Evangeliums
1. Paulus‘ Verwunderung
Galater 1, 6
Galater 1, 6
Mich wundert, dass ihr euch so schnell abwenden lasst von dem, der euch durch die Gnade des Christus berufen hat, zu einem anderen Evangelium,
2. Drei Fakten über dieses andere Evangelium, das den Galatern gebracht wurde
Galater 1, 7
Galater 1, 7
während es doch kein anderes gibt; nur sind etliche da, die euch verwirren und das Evangelium von Christus verdrehen wollen.
3. Ein ernster Fluch über diejenigen, die ein falsches Evangelium bringen
Galater 1, 8-9
Galater 1, 8-9
Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch etwas anderes als Evangelium verkündigen würden als das, was wir euch verkündigt haben, der sei verflucht! Wie wir es zuvor gesagt haben, so sage ich auch jetzt wiederum: Wenn jemand euch etwas anderes als Evangelium verkündigt als das, welches ihr empfangen habt, der sei verflucht!
C. Die göttliche Quelle des Evangeliums, das Paulus gepredigt hat
1. Das Evangelium des Paulus entsprang nicht dem Wunsch, den Menschen zu gefallen
Galater 1, 10
Galater 1, 10
Rede ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich allerdings den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich nicht ein Knecht des Christus.
2. Die göttliche Quelle des Evangeliums des Paulus
Galater 1, 11-12
Galater 1, 11-12
Ich lasse euch aber wissen, Brüder, dass das von mir verkündigte Evangelium nicht von Menschen stammt; ich habe es auch nicht von einem Menschen empfangen noch erlernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.
3. Paulus beweist, dass seine Botschaft nicht von Menschen kam
Galater 1, 13-24
Galater 1, 13-24
Denn ihr habt von meinem ehemaligen Wandel im Judentum gehört, dass ich die Gemeinde Gottes über die Maßen verfolgte und sie zerstörte und im Judentum viele meiner Altersgenossen in meinem Geschlecht übertraf durch übermäßigen Eifer für die Überlieferungen meiner Väter. Als es aber Gott, der mich vom Mutterleib an ausgesondert und durch seine Gnade berufen hat, wohlgefiel, seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn durch das Evangelium unter den Heiden verkündigte, ging ich sogleich nicht mit Fleisch und Blut zurate, zog auch nicht nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern ging weg nach Arabien und kehrte wieder nach Damaskus zurück. Darauf, nach drei Jahren, zog ich nach Jerusalem hinauf, um Petrus kennenzulernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm. Ich sah aber keinen der anderen Apostel, nur Jakobus, den Bruder des Herrn. Was ich euch aber schreibe — siehe, vor Gottes Angesicht —, ich lüge nicht! Darauf kam ich in die Gegenden von Syrien und Cilicien. Ich war aber den Gemeinden von Judäa, die in Christus sind, von Angesicht unbekannt. Sie hatten nur gehört: »Der, welcher uns einst verfolgte, verkündigt jetzt als Evangelium den Glauben, den er einst zerstörte!« Und sie priesen Gott um meinetwillen.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.