1. Das Johannesevangelium ist der vierte Teil dessen, was einige als das vierfältige Evangelium bezeichnen, mit vier Schreibern, die das Leben Jesu aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Christliche Schriftsteller wie bereits Origenes (185-254 n. Chr.) verstanden, dass es nicht wirklich vier Evangelien gibt, sondern nur ein vierfältiges Evangelium
Das Johannesevangelium wurde von den vier Evangelien wahrscheinlich als letztes geschrieben, und zwar in Anbetracht dessen, was die vorherigen drei bereits gesagt hatten. Dies ist ein Grund dafür, warum sich Johannes‘ Bericht über das Leben Jesu in vielerlei Hinsicht von Matthäus, Markus und Lukas unterscheidet.
Es gibt bedeutsame Ereignisse im Wirken Jesu, die Matthäus, Markus und Lukas alle einschließen, Johannes aber auslässt, darunter:
Die Geburt Jesu
Die Taufe Jesu
Die Versuchung Jesu in der Wüste
Konfrontationen mit Dämonen
Jesu Lehre in Gleichnissen
Das letzte Abendmahl
Die Todesangst in Gethsemane
Die Himmelfahrt
Die ersten drei Evangelien drehen sich um das Wirken Jesu in Galiläa. Johannes konzentriert sich in seinem Evangelium auf das, was Jesus in Jerusalem sagte und tat.
Jedes der Evangelien betont eine andere Abstammung von Jesus.
Matthäus zeigt, dass Jesus durch David von Abraham abstammt und verdeutlicht, dass er der im Alten Testament verheißene Messias ist (Matthäus 1, 1-17)
Markus zeigt, dass Jesus aus Nazareth stammt und verdeutlicht somit, dass Jesus ein Diener ist (Markus 1, 9)
Lukas zeigt, dass Jesus von Adam abstammt und verdeutlicht somit, dass Jesus der vollkommene Mensch ist (Lukas 3, 23-38)
Johannes zeigt, dass Jesus aus dem Himmel kam und verdeutlicht somit, dass Jesus Gott ist
Es ist jedoch falsch zu denken, dass das Johannesevangelium die Geschichte Jesu vollendet. Johannes schreibt, dass die Geschichte Jesu so groß ist, dass sie niemals vollendet werden kann (Johannes 21, 25).
2. Matthäus, Markus und Lukas sind als die drei synoptischen Evangelien bekannt. Das Wort synoptisch bedeutet ‚zusammenschauen‘ und die ersten drei Evangelien stellen das Leben Jesu auf ziemlich ähnliche Art dar. Die ersten drei Evangelien konzentrieren sich mehr auf das, was Jesus lehrte und tat; Johannes konzentrierte sich mehr darauf, wer Jesus ist
Johannes zeigt uns, wer Jesus ist, indem er sieben Zeichen (Wunder) von Jesus hervorhebt. Sechs dieser Wunder werden in den ersten drei Evangelien nicht erwähnt.
Johannes zeigt uns, wer Jesus ist, indem er uns Jesu eigene Worte über sich selbst vermittelt, die in sieben eindrucksvollen Ich-Bin-Worten zum Ausdruck kommen. Diese sieben Ich-Bin-Worte waren in den ersten drei Evangelien nicht enthalten.
Johannes zeigt uns, wer Jesus ist, indem er die Zeugen aufführt, die die Identität Jesu bekunden. Vier dieser Zeugen kommen allein im ersten Kapitel zu Wort.
3. Das Johannesevangelium wurde zu einem bestimmten Zweck geschrieben: damit wir glauben können. Ein Schlüsselvers zum Verständnis des Johannesevangeliums befindet sich am Ende des Buches: Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen (Johannes 20, 31)
Das Johannesevangelium hat sogar gelehrten Skeptikern zum Glauben verholfen. Das älteste erhaltene Fragment des Neuen Testaments ist ein Teil von Johannes 18, der in Ägypten gefunden wurde und lange vor 150 n. Chr. datiert wird, was auf eine weite Verbreitung zu diesem frühen Zeitpunkt hinweist.
Johannes erzählt uns in dem Evangelium, das er geschrieben hat, nicht viel über sich selbst, aber wir können aus den Evangelienberichten einige Dinge über ihn zusammentragen.
Der Vater des Johannes war Zebedäus
Die Mutter des Johannes war Salome, eine von denen, die früh morgens, als die Auferstehung Jesu entdeckt wurde, zum Grab gingen
Der Bruder des Johannes war Jakobus
Johannes und Petrus waren Partner im Fischereigeschäft
Johannes und sein Bruder Jakobus hatten den Spitznamen ‚Donnersöhne‘
4. Das Johannesevangelium ist ein beliebtes Evangelium. Wegen seiner paradoxen Kombination aus Einfachheit und Tiefe wurde das Johannesevangelium ‚ein Becken‘ genannt, „in dem ein Kind waten und ein Elefant schwimmen kann“
„Seine Geschichten sind so einfach, dass sogar ein Kind sie lieben wird, aber seine Aussagen sind so tiefgründig, dass kein Philosoph sie ergründen kann.“ (Erdman)
Wenn wir also der Unterhaltung, dem Sport, der Musik oder den Nachrichten große Aufmerksamkeit widmen, wie viel mehr sollten wir dann genau aufpassen, „wenn ein Mann vom Himmel spricht und eine Stimme erschallen lässt, die deutlicher ist als Donner?“ (Johannes Chrysostomos)
B. Prolog zum Johannesevangelium
Dieser bemerkenswerte, tiefgründige Abschnitt ist nicht nur ein Vorwort oder eine Einleitung. Er ist eine Zusammenfassung des gesamten Buches. Der Rest des Johannesevangeliums befasst sich mit den Themen, die hier eingeführt werden: die Identität des Wortes, Leben, Licht, Wiederherstellung, Gnade, Wahrheit und die Offenbarung Gottes, des Vaters, in Jesus, dem Sohn.
1. Die Präexistenz des Wortes (Logos)
Johannes 1, 1-2
Johannes 1, 1-2 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.
Im Anfang: Dies bezieht sich auf die zeitlose Ewigkeit in 1. Mose 1, 1 (Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde). Johannes schrieb im Wesentlichen: „Als der Anfang begann, war das Wort schon da.“ Der Gedanke dahinter ist, dass das Wort vor der Schöpfung oder sogar vor der Zeit existierte.
Johannes macht deutlich, dass das Wort nicht nur der Anfang ist, sondern dass es der Anfang vom Anfang ist. Er war dort am Anfang, bevor überhaupt irgendetwas existierte.
War das Wort: „Hatte das Wort einen Anfang? Johannes sagt: ‚Nein, denn wenn wir auf irgendeinen Anfang zurückschauen, existierte das Wort bereits.‘ Es ist für Johannes sofort klar, dass ‚das Wort‘ kein anderer ist als Gott, der aus sich selbst heraus existiert.“ (Trench)
„Diese Beschreibung wird gegeben, damit wir gleichzeitig eine fortlaufende Geschichte begreifen können, die aus einer unermesslichen Vergangenheit hervorgeht, und die Identität der Person, die Gegenstand dieser Geschichte ist.“ (Dods)
Im Anfang war das Wort: Wort übersetzt das altgriechische Wort Logos. Die Vorstellung des Logos hatte sowohl im jüdischen als auch im griechischen Denken tiefe und weitreichende Wurzeln.
Jüdische Rabbiner bezogen sich oft auf Gott (besonders in seinen persönlicheren Aspekten) hinsichtlich seines Wortes. Sie sprachen von Gott selbst als ‚das Wort Gottes‘. Zum Beispiel ändern alte hebräische Ausgaben des Alten Testaments 2. Mose 19, 17 (Und Mose führte das Volk aus dem Lager, Gott entgegen, und sie stellten sich unten am Berg auf) in „Mose führte das Volk aus dem Lager, um dem Wort Gottes zu begegnen“. In der Vorstellung der Juden der Antike konnte der Ausdruck ‚das Wort Gottes‘ verwendet werden, um sich auf Gott selbst zu beziehen.
Die griechischen Philosophen hielten den Logos für die Kraft, die der Welt einen Sinn gibt und die Welt ordentlich statt chaotisch macht. Der Logos war die Kraft, die die Welt in perfekte Ordnung brachte und sie in perfekter Ordnung hielt. Sie betrachteten den Logos als den ‚ultimativen Verstand‘, der alle Dinge kontrolliert. (Dods, Morris, Barclay, Bruce und andere)
Deshalb sagte Johannes in dieser Einleitung sowohl zu den Juden als auch zu den Griechen: „Seit Jahrhunderten redet, denkt und schreibt ihr über das Wort (den Logos). Jetzt werde ich euch sagen, wer er ist.“ Johannes holte sowohl die Juden als auch die Griechen dort ab, wo sie von ihrem Denken her waren, und erklärte Jesus mit Begriffen, die sie bereits verstanden.
„Johannes benutzte einen Begriff, der mit verschiedenen Bedeutungsnuancen überall gebräuchlich war. Er konnte damit rechnen, dass alle Menschen dessen wesentliche Bedeutung erfassen würden.“ (Morris)
„Da das Wort somit bereits verwendet wird und bedachten Menschen bei ihren Bemühungen hilft, Gottes Verbindung mit der Welt zu erfassen, nimmt Johannes es und verwendet das Wort, um den Offenbarer des unbegreiflichen und unsichtbaren Gottes zu bezeichnen.“ (Dods)
Und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott: Mit dieser großartigen Aussage legt Johannes 1, 1 eine der grundlegendsten Fundamente unseres Glaubens dar – die Dreieinigkeit. Wir können der Logik von Johannes folgen:
Es gibt ein Wesen, welches als das Wort bekannt ist
Dieses Wesen ist Gott, weil es ewig ist (im Anfang)
Dieses Wesen ist Gott, denn es wird ganz klar Gott genannt (das Wort war Gott)
Zugleich umfasst dieses Wesen nicht alles, was Gott ist. Gott der Vater ist eine andere Gestalt als das Wort (das Wort war bei Gott)
Der Vater und der Sohn (der Sohn wird hier als das Wort bezeichnet) sind also gleichermaßen Gott und doch in ihrer Gestalt verschieden. Der Vater ist nicht der Sohn und der Sohn ist nicht der Vater. Dennoch sind sie in gleicher Weise Gott und bilden zusammen mit Gott als dem Heiligen Geist einen Gott in drei Gestalten.
Das Wort war bei Gott: „Diese Präposition impliziert eine Wechselbeziehung und damit getrennte Persönlichkeiten. Wie Chrysostomos sagt: ‚Nicht in Gott, sondern bei Gott, wie Person bei Person, in Ewigkeit.‘“ (Dods)
Und das Wort war Gott: „Dies ist die korrekte Form des Satzes; nicht ‚Gott war das Wort‘. Dies ist durch den griechischen Sprachgebrauch unbedingt notwendig.“ (Alford)
„Luther sagt, ‚Das Wort war Gott‘ spricht gegen Arius: ‚Das Wort war bei Gott‘ spricht gegen Sabellius.“ (Dods)
Und das Wort war Gott: „Alles, was über Gott den Vater gesagt werden kann, kann auch über Gott den Sohn gesagt werden. In Jesus wohnt die ganze Weisheit, Herrlichkeit, Macht, Liebe, Heiligkeit, Gerechtigkeit, Güte und Wahrheit des Vaters. In ihm ist Gott der Vater erkennbar.“ (Boice)
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott: Die Wachtturm-Bibel (die Bibel der Zeugen Jehovas), genannt Neue-Welt-Übersetzung, übersetzt diese Zeile ganz anders. Die Übersetzung der Zeugen Jehovas lautet wie folgt: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war ein Gott.“ Ihre Übersetzung wird genutzt, um die Lehre zu leugnen, dass Jesus Gott ist, und ist eine falsche und irreführende Übersetzung.
Die Behauptung des Wachtturms, die ihre Übersetzung von Johannes 1, 1-2 rechtfertigt, ist, dass vor dem zweiten Mal, wenn ‚Gott‘ in dem Abschnitt verwendet wird, kein Artikel erscheint (es steht ‚Gott‘ geschrieben und nicht ‚der Gott‘)). Als Antwort auf diese Herangehensweise an die griechische Grammatik und Übersetzung können wir nur auf die Vielzahl anderer Stellen im Neuen Testament verweisen, in denen ‚Gott‘ ohne Artikel erscheint. Wenn der Wachtturm ehrlich und konsequent wäre, würde er an jeder Stelle, an der Gott ohne Artikel erscheint, ‚Gott‘ als ‚ein Gott‘ übersetzen. Aber es scheint, dass diese grammatikalische Regel nur dann gilt, wenn sie dem Zweck dient, die doktrinären Glaubensinhalte des Wachtturms zu untermauern. Der griechische Text von Matthäus 5, 9; 6, 24; Lukas 1, 35 und 1, 75; Johannes 1, 6 +12 +13 und 1, 18; Römer 1, 7 +17 zeigt, wie der Wachtturm genau dieselbe Grammatik für ‚Gott‘ als ‚Gott‘ statt als ‚ein Gott‘ übersetzt, wenn es ihrem Zweck dient.
In der Hauptquelle, die der Wachtturm benutzt, um seine Behauptung zu begründen (The Kingdom Interlinear), zitiert der Wachtturm zwei bekannte griechische Gelehrte, um den Eindruck zu erwecken, beide stimmen mit ihrer Übersetzung überein. Aber beide sind falsch zitiert worden und einer von ihnen, Dr. Mantey, hat dem Wachtturm sogar geschrieben und verlangt, dass sein Name aus dem Buch entfernt wird! Ein weiterer ‚Gelehrter‘, auf den sich der Wachtturm in ihrem Buch Das Wort – Von wem spricht Johannes? bezieht, ist Johannes Greber. Greber war eigentlich ein Spiritist, der Okkultismus praktizierte, und kein Gelehrter des Bibelgriechisch.
Echte griechische Gelehrte erkennen die Übersetzung der Zeugen Jehovas von Johannes 1, 1-2 nicht an.
„EINE ÄUßERST IRREFÜHRENDE ÜBERSETZUNG. Es ist weder wissenschaftlich noch vernünftig, Johannes 1, 1 als ‚Das Wort war ein Gott‘ zu übersetzen. Aber von allen Gelehrten der Welt hat, soweit wir wissen, keiner diesen Vers so übersetzt, wie es die Zeugen Jehovas getan haben.“ (Dr. Julius R. Mantey)
„Vieles wird von arianischen Laiengrammatikern aus der Auslassung des bestimmten Artikels bei ‚Gott‘ in dem Satz ‚Und das Wort war Gott‘ gemacht. Eine solche Auslassung ist bei Substantiven in einer Prädikatskonstruktion üblich. ‚Ein Gott‘ wäre völlig unvertretbar.“ (Dr. F.F. Bruce)
„Ich kann Ihnen versichern, dass die Übersetzung der Zeugen Jehovas von Johannes 1, 1 von keinem angesehenen griechischen Gelehrten vertreten wird.“ (Dr. Charles L. Feinberg)
„Die Zeugen Jehovas beweisen in ihrer Fehlübersetzung von Johannes 1, 1 eine katastrophale Unkenntnis der Grundlehren der griechischen Grammatik.“ (Dr. Paul L. Kaufman)
„Die absichtliche Verzerrung der Wahrheit durch diese Sekte zeigt sich in ihren Übersetzungen des Neuen Testaments. Johannes 1, 1 wird übersetzt als ‚ … das Wort war ein Gott,‘ eine Übersetzung, die grammatikalisch ausgeschlossen ist. Es ist vollkommen klar, dass eine Sekte, die das Neue Testament auf diese Weise übersetzt, intellektuell unehrlich ist.“ (Dr. William Barclay)
Dieses war im Anfang bei Gott: Das macht wiederum deutlich, dass der Vater vom Sohn und der Sohn vom Vater zu unterscheiden ist. Sie sind gleichermaßen Gott, aber sie sind getrennte Gestalten.
2. Das Werk und Wesen des Wortes
Johannes 1, 3-5
Johannes 1, 3-5 Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.
Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist: Das Wort erschuf alles, was erschaffen wurde. Deshalb ist Gott selbst ein unerschaffenes Wesen, wie der Apostel Paulus in Kolosser 1, 16 schrieb.
„In 1. Mose 1, 1 wird gesagt, dass GOTT alle Dinge erschaffen hat; in diesem Vers wird gesagt, dass Christus alle Dinge erschaffen hat; derselbe unfehlbare Geist sprach in Mose und in den Evangelisten: deshalb sind Christus und der Vater EINS.“ (Clarke)
In ihm war das Leben: Das Wort ist die Quelle allen Lebens – nicht nur des biologischen Lebens, sondern des Grundprinzips des Lebens. Das altgriechische Wort, welches mit ‚das Leben‘ übersetzt wird, ist zoe, was ‚das Lebensprinzip‘ bedeutet, und nicht bios, welches nur biologisches Leben bezeichnet.
„Die Kraft, die Leben schafft und alles andere in Existenz hält, war im Logos.“ (Dods)
Das Leben war das Licht der Menschen: Dieses Leben ist das Licht der Menschen, wobei sowohl das geistliche als auch das natürliche Licht gemeint ist. Es ist nicht so, dass das Wort Leben und Licht ‚enthält‘; Gott istLeben und Licht.
Deshalb sind wir ohne Jesus tot und in der Finsternis. Wir sind verloren. Bezeichnenderweise hat der Mensch eine angeborene Furcht sowohl vor dem Tod als auch vor der Dunkelheit.
Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen: Hat es nicht überwunden ist eine andere Art, den Ausdruck „hat es nicht begriffen“ zu übersetzen. Das Licht kann nicht gegen die Finsternis verlieren; die Finsternis wird es nie überwinden.
Begriffen: „Das griechische Verb ist nicht leicht zu übersetzen. Es beinhaltet die Idee, etwas festzuhalten, um es sich zu eigen zu machen. Dies kann zu Bedeutungen wie ‚mit dem Verstand festhalten‘ und somit ‚begreifen‘ führen … [Doch] Das Verb, das wir diskutieren, hat eine seltenere, aber ausreichend belegte Bedeutung, nämlich ‚überwinden‘. Diese ist es, die hier gefordert ist.“ (Morris)
„In der ersten Schöpfung lag ‚Finsternis auf der Tiefe‘ (1. Mose 1, 2), bis Gott das Licht ins Leben rief; daher beinhaltet die neue Schöpfung die Verbannung der geistlichen Finsternis durch das Licht, das im Wort leuchtet.“ (Bruce)
3. Der Wegbereiter des Wortes
Johannes 1, 6-8
Johannes 1, 6-8 Es war ein Mensch, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, um von dem Licht Zeugnis zu geben, damit alle durch ihn glaubten. Nicht er war das Licht, sondern er sollte Zeugnis geben von dem Licht.
Es war ein Mensch, von Gott gesandt: Johannes der Täufer bezeugte das Licht, damit alle durch ihn glaubten. Die Arbeit von Johannes dem Täufer war bewusst darauf ausgerichtet, Menschen zum Glauben an Jesus, den Messias, zu führen.
„Das Zeugnis des Johannes wird nicht nur als historische Anmerkung eingeführt, sondern auch, um die erschwerte Blindheit derer aufzuzeigen, die Christus ablehnten.“ (Dods)
Nicht er war das Licht, sondern er sollte Zeugnis geben von dem Licht: Das Werk von Johannes dem Täufer wurde bemerkenswert gut aufgenommen und war weithin bekannt. Für den Verfasser des Johannesevangeliums war es wichtig, deutlich zu machen: Nicht er [Johannes der Täufer] war das Licht, sondern er wies auf das Licht hin und bezeugte es.
Nicht er war das Licht: „Möglicherweise richtete sich dies gegen die Sekte, die länger lebte als Johannes und seine Lehre weiterführte, aber keine Kenntnis von der Vollendung des Werkes Christi hatte (Apostelgeschichte 18, 24-25; 19, 1-7).“ (Tenney)
„Wir kennen ihn als ‚Johannes den Täufer‘, doch in diesem Evangelium sind die Hinweise auf seine Taufe nebensächlich … Aber es gibt immer wieder Hinweise auf sein Zeugnis.“ (Morris)
Die Frage nach dem Zeugnis ist eine ernste Sache, die die Wahrheit belegt und Anlass zum Glauben gibt. Doch das Zeugnis „tut mehr. Es verpflichtet einen Menschen. Wenn ich in den Zeugenstand trete und bezeuge, dass dies und jenes die Wahrheit ist, bin ich nicht mehr neutral. Ich habe mich verpflichtet. Johannes lässt uns wissen, dass es Menschen wie Johannes den Täufer gibt, die sich durch ihr Zeugnis für Christus verpflichtet haben.“ (Morris)
4. Die Ablehnung des Wortes
Johannes 1, 9-11
Johannes 1, 9-11 Das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kommen. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kommen: Johannes meinte nicht, dass das Wort dieses Licht jedem Menschen im endgültigen, rettenden Sinne gibt. Er meinte, dass der Grund dafür, dass jemand überhaupt in eine Welt mit Liebe, Fürsorge oder Güte hineingeboren wird, das wahre Licht ist sowie das Licht, das Gott der Welt gibt.
Die Welt erkannte ihn nicht: Das ist seltsam. Gott kam in dieselbe Welt, die er erschaffen hat, zu den Geschöpfen, die nach seinem Ebenbild geschaffen wurden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Das zeigt, wie sehr die gefallene menschliche Natur Gott ablehnt und dass viele Gottes Wort und das Licht ablehnen (nahmen ihn nicht auf).
Er kam in sein Eigentum: „Wir könnten die einleitenden Worte so übersetzen: ‚Er kam nach Hause‘. Das ist genau der Ausdruck, den der geliebte Jünger gebrauchte, als er als Antwort auf Jesu Wort am Kreuz Maria ‚zu sich‘ nahm [in anderen Übersetzungen, wie beispielsweise der ‚Hoffnung für alle‘, steht an dieser Stelle ‚zu sich in sein Haus‘] (Johannes 19, 27; vgl. 16, 32). Als das Wort in diese Welt kam, kam er nicht als ein Fremder. Er kam nach Hause.“ (Morris)
„Von den ‚Seinen‘ wird nicht gesagt, dass sie ihn nicht ‚kannten‘, sondern dass sie ihn nicht aufnahmen. Und in dem Gleichnis der bösen Gutsverwalter stellt unser Herr sie so dar, dass sie den Erben nicht aus Unwissenheit töteten, sondern weil sie ihn kannten.“ (Dods)
„Diese kleine Welt kannte Christus nicht, denn Gott hatte ihn unter dem Zimmermannssohn verborgen; seine Herrlichkeit war innerlich, sein Reich kam nicht durch Beobachtung.“ (Trapp)
5. Die Aufnahme des Wortes
Johannes 1, 12-13
Johannes 1, 12-13 Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben: Obwohl einige diese Offenbarung ablehnten, nahmen andere ihn auf und wurden dadurch Kinder Gottes. Sie wurden Kinder Gottes durch eine neue Geburt, indem sie aus Gott geboren wurden.
„Das Ende der Geschichte ist nicht die Tragik der Ablehnung, sondern die Gnade der Akzeptanz.“ (Morris)
Allen aber, die ihn aufnahmen: Das Konzept, ‚Jesus zu empfangen‘, ist biblisch fundiert. Wir müssen ihn annehmen und für uns selbst empfangen. Allen aber, die ihn aufnahmen ist nur ein anderer Ausdruck für diejenigen, die an seinen Namen glauben. „Der Glaube wird als ‚Jesus empfangen‘ beschrieben. Er ist der leere Kelch, der unter den fließenden Strom gestellt wird; die mittellose Hand, die sich nach himmlischen Almosen ausstreckt.“ (Spurgeon)
Das Anrecht, Kinder Gottes zu werden: „Das Wort Kinder (tekna) ist mit dem schottischen Wort bairns – ‚Geborene‘ – vergleichbar. Es betont die vitale Herkunft und wird als Kosewort verwendet (vgl. Lukas 15, 31). Gläubige sind die ‚kleinen Kinder‘ Gottes, die durch Geburt mit ihm verwandt sind.“ (Tenney)
Die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind: Johannes erinnert uns an die Natur der Geburt. Diejenigen, die Jesus aufgenommen haben, sind aus Gott geboren, aber nicht aus menschlicher Anstrengung oder Leistung.
„Sie sind ‚nicht aus dem Blut‘ [im Original steht hier: ‚not of bloods‘]. Der Plural ist merkwürdig … Der Plural hier kann auf die Handlung beider Elternteile hinweisen oder er kann sich in dem Sinne auf Blut beziehen, dass es aus vielen Tropfen besteht.“ (Morris)
Diese neue Geburt ist etwas, das dem Leben Veränderung bringt. „Der Mensch ist wie eine Uhr, die eine neue Triebfeder hat, nicht nur ein repariertes Zifferblatt und Zeiger, sondern eine neue innere Maschinerie, mit frisch eingestellten Werken, die nach einer anderen Zeit und Melodie funktionieren; und während er vorher falsch ging, geht er jetzt richtig, weil er innerlich richtig ist.“ (Spurgeon)
6. Das Wort wurde Fleisch
Johannes 1, 14
Johannes 1, 14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns: Dies ist die bisher verblüffendste Aussage Johannes. Das Wort wurde Fleisch hatte sowohl die Denker in der jüdischen als auch in der griechischen Welt erstaunt zu hören.
„Der allgemeinste Ausdruck der großen Wahrheit, dass er [Gott] Mensch wurde. Er wurde das, woraus der Mensch im Körper beschaffen ist … Die Einfachheit dieses Ausdrucks richtet sich zweifellos gegen die Doketen zur Zeit des Apostels, die behaupteten, das Wort habe nur scheinbar menschliche Natur angenommen.“ (Alford)
Die Griechen dachten im Allgemeinen zu gering von Gott. Für sie schrieb Johannes: Das Wort wurde Fleisch. Für die Menschen in der Antike waren Götter wie Zeus und Hermes einfach Übermenschen; sie waren der Ordnung und Vernunft des Logos nicht ebenbürtig. Johannes sagte den griechischen Denkern: „Der Logos, von dem ihr wisst, dass er das Universum geschaffen und geordnet hat, wurde tatsächlich Fleisch.“
Die Juden dachten im Allgemeinen zu hoch von Gott. An sie schrieb Johannes: Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Den Juden in der Antike fiel es schwer zu akzeptieren, dass der im Alten Testament offenbarte große Gott menschliche Gestalt annehmen konnte. Johannes sagte den jüdischen Denkern: „Das Wort Gottes wurde Fleisch“.
Gott ist dir in Jesus Christus nahegekommen. Du brauchst nicht zu kämpfen, um ihn zu finden; Er ist zu dir gekommen. Manche glauben, dass sie von Ort zu Ort ziehen, um zu versuchen, Gott zu finden, und setzen ihre Suche fort. Häufiger bleiben sie an einem Ort, bis Gott sich ihnen nähert – dann ziehen sie schnell weiter.
„Christus trat durch das Tor der menschlichen Geburt in eine neue Dimension der Existenz ein und nahm seinen Wohnsitz unter den Menschen ein.“ (Tenney)
„Augustinus sagte später, dass er in seinen vorchristlichen Tagen die großen heidnischen Philosophen gelesen und studiert und vieles gelesen habe, aber er habe nie gelesen, dass das Wort Fleisch geworden sei.“ (Barclay)
Und wohnte unter uns: Der Grundgedanke hinter diesem Ausdruck ist eher in dem wörtlicheren Sinn ‚wohnte wie in einem Zelt unter uns‘ zu verstehen. Von dem Sinn und dem Kontext her, verband Johannes das Kommen Jesu in die Menschheit mit Gottes Kommen und Wohnen mit dem Volk Israel im Zelt der Stiftshütte. Man könnte es ausdrücken als ‚und zeltete [wie damals in der Stiftshütte] unter uns‘.
„Und zeltete [wie damals in der Stiftshütte] unter uns: die menschliche Natur, die er von der Jungfrau annahm, war wie das Heiligtum, das Haus oder der Tempel, in welchen sich seine makellose Gottheit herabließ, um darin zu wohnen. Das Wort ist wahrscheinlich eine Anspielung auf die göttliche Schechina im jüdischen Tempel.“ (Clarke)
„Korrekterweise bedeutet das Verb ‚sein Zelt aufschlagen‘.“ (Morris) „Johannes dachte dabei [ … ] an die göttliche Stiftshütte in der Wüste, als [Jahwe] sein Zelt inmitten der wandernden Zelte seines Volkes aufschlug.“ (Dods)
Die Stiftshütte war vieles, was Jesus inmitten seines Volkes ist:
Der Mittelpunkt des israelitischen Lagers
Der Ort, an dem das Gesetz Moses aufbewahrt wurde
Die Wohnstätte Gottes
Der Ort der Offenbarung
Der Ort, an dem Opfer dargebracht wurden
Der Mittelpunkt der Anbetung der Israeliten
„Wenn Gott gekommen ist, um durch das fleischgewordene Wort unter den Menschen zu wohnen, lasst uns unsere Zelte um diese zentrale Stiftshütte herum aufschlagen; lasst uns nicht so leben, als sei Gott weit weg.“ (Spurgeon)
„Die Schechina bedeutet das, was wohnt; und es ist das Wort, das für die sichtbare Gegenwart Gottes unter den Menschen verwendet wird.“ (Barclay)
Wir sahen seine Herrlichkeit: Johannes bezeugte dies als Augenzeuge, genauso wie Johannes der Täufer es bezeugte. Johannes konnte sagen: „Ich sah seine Herrlichkeit, die Herrlichkeit, die dem Eingeborenen vom Vater gehört.“
Das Wort sahen ist aussagekräftiger als die Wörter ‚erblickten‘ oder ‚schauten‘. Johannes sagt uns, dass er und die anderen Jünger die Herrlichkeit des fleischgewordenen Wortes sorgfältig betrachteten.
„Das Verb ‚sahen‘ wird bei Johannes (wie übrigens im gesamten Neuen Testament) stets für das Sehen mit dem leiblichen Auge verwendet. Es wird nicht für Visionen verwendet. Johannes spricht von jener Herrlichkeit, die in dem tatsächlichen, physischen Jesus von Nazareth sichtbar war.“ (Morris)
Voller Gnade und Wahrheit: Die Herrlichkeit Jesu war nicht in erster Linie ein Adrenalinschub und schon gar keine Nebensache. Sie war voller Gnade und Wahrheit.
„Geliebte, beachtet hier, dass diese beiden Eigenschaften in unserem Herrn völlig vorhanden sind. Er ist ‚voller Gnade‘. Wer könnte das noch mehr sein? In der Person Jesu Christi ist die unermessliche Gnade Gottes aufgehäuft.“ (Spurgeon)
„Diese beiden Grundsätze sollten unser Denken beherrschen und unser Leben lenken. Gott ist Gnade und Wahrheit. Nicht das eine ohne das andere. Nicht das andere ohne das eine. In seiner Herrschaft kann es keine Herabsetzung des einfachen und strengen Maßstabs der Wahrheit geben; und es gibt kein Abweichen von der Bestimmung und Leidenschaft der Gnade.“ (Morgan)
7. Zeugnis ablegen von Gottes neuer Ordnung
Johannes 1, 15-18
Johannes 1, 15-18 Johannes legte Zeugnis ab von ihm, rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir gewesen, denn er war eher als ich. Und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat Aufschluss [über ihn] gegeben.
Der nach mir kommt, ist vor mir gewesen, denn er war eher als ich: Das Zeugnis von Johannes dem Täufer war in seinem Verständnis der Präexistenz Jesu verwurzelt. Er wusste, dass Jesus in jeder Hinsicht vor ihm war.
„In der Antike war es weit verbreitet, dass zeitlicher Vorrang Überlegenheit bedeutete. Die Menschen waren ihrer eigenen Generation gegenüber bescheiden und dachten wirklich, dass ihre Väter weiser waren als sie – so unglaublich das für unsere Generation auch klingen mag!“ (Morris)
Und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und Gnade um Gnade: Diese neue Ordnung verfügt über einen unerschöpflichen Vorrat an Gnade (Gnade um Gnade, eine Redewendung ähnlich wie eine Betrübnis um die andere) und Wahrheit im Gegensatz zu einer Ordnung starrer Gesetze und Vorschriften, die durch Mose gegeben wurde.
Gnade um Gnade: „Wörtlich bedeutet es ‚Gnade statt Gnade‘. Offensichtlich beabsichtigt Johannes, den Gedanken der Gnade zu betonen. Wahrscheinlich meint er auch, dass, wenn ein Stück göttlicher Gnade (sozusagen) schwindet, es durch ein anderes ersetzt wird. Gottes Gnade für sein Volk ist beständig und unerschöpflich. Gnade kennt keine Unterbrechung und keine Grenzen.“ (Morris)
Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden: Dies beschreibt und zeigt die Fülle der Gnade, die von Johannes dem Täufer angekündigt und von Jesus Christus gebracht wurde. Gott das Wort, Jesus Christus, brachte eine andere Ordnung als die von Mose eingeführte.
Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden: „ Hier also, wie auch in den Schriften des Paulus, verdrängt Christus das Gesetz des Mose als Mittelpunkt der göttlichen Offenbarung und als Weg zum Leben.“ (Bruce)
Niemand hat Gott je gesehen: Jesus, das Wort, ist die vollkommene Offenbarung des unsichtbaren Gottes. Der Vater und der Sohn gehören zur selben Familie und Jesus hat dem Menschen Aufschluss [ … ] gegeben über das Wesen des unsichtbaren Gottes. Wir müssen uns über das Wesen und die Persönlichkeit Gottes keine eigenen Gedanken machen. Jesus hat sowohl mit seiner Lehre als auch mit seinem Leben Aufschluss darüber gegeben.
„Das Substantiv Gott (theon) hat keinen Artikel im griechischen Text, was darauf hinweist, dass der Autor Gott in seiner Wesensnatur und nicht als Person darstellt. ‚Göttliches Wesen‘ wäre vielleicht eine treffendere Wiedergabe. Das bedeutet, dass kein Mensch jemals das Sein des göttlichen Wesens verstanden hat.“ (Tenney)
„Die Gottesschau, die hier gemeint ist, ist nicht nur die körperliche Schau (obwohl das ebenso wahr ist, siehe 2. Mose 33, 20; 1. Timotheus 6, 16), sondern intuitives und unfehlbares Wissen, das den, der es hat, dazu befähigt, das Wesen und den Willen Gottes zu bekunden.“ (Alford)
Der im Schoß des Vaters ist: „Der Ausdruck bedeutet, wie Chrysostomos feststellt, Verwandtschaft und Wesenseinheit: – und ist abgeleitet von der liebevollen und innigen Verbindung von Kindern und Eltern.“ (Alford)
C. Das Zeugnis von Johannes dem Täufer
1. Religiöse Führer aus Jerusalem befragen Johannes den Täufer
Johannes 1, 19-22
Johannes 1, 19-22 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem Priester und Leviten sandten, um ihn zu fragen: Wer bist du? Und er bekannte es und leugnete nicht, sondern bekannte: Ich bin nicht der Christus! Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Und er sprach: Ich bin’s nicht! Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein! Nun sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? Damit wir denen Antwort geben, die uns gesandt haben: Was sagst du über dich selbst?
Und dies ist das Zeugnis des Johannes: Wir haben bereits erfahren, dass Johannes der Täufer als Zeuge kam (Johannes 1, 7 und 1, 15). Jetzt erfahren wir, was sein Zeugnis über Jesus war.
Die Juden: „Hier stoßen wir zum ersten Mal in diesem Evangelium auf die Verwendung des Begriffs ‚die Juden‘, um nicht das Volk als Ganzes, sondern eine bestimmte Gruppe zu bezeichnen – hier die religiöse Elite in Jerusalem.“ (Bruce)
„So waren die Eltern des Blindgeborenen sicherlich Angehörige des jüdischen Volkes, aber es heißt, dass sie ‚die Juden‘ fürchteten (Johannes 9, 22).“ (Morris)
Ich bin nicht der Christus: Mit Nachdruck sagte Johannes den jüdischen Autoritäten, wer er nicht war. Er war nicht gekommen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, denn er war nicht der Messias. Seine Aufgabe war es, auf den Messias hinzuweisen.
„Johannes wies diese Behauptung vollständig zurück; aber er wies sie mit einem gewissen Hinweis zurück. Im Griechischen wird das Wort Ich durch seine Position betont. Es ist, als ob Johannes sagen würde: ‚Ich bin nicht der Messias, aber, wenn ihr nur wüsstet, der Messias ist hier‘.“ (Barclay)
Er bekannte es und leugnete nicht: „Aufrichtig und bewusst legte er diese Ehre mit beiden Händen ernsthaft ab, da er die Gefahr kannte, dem eifersüchtigen Gott Unrecht zu tun.“ (Trapp)
Für den Verfasser des Johannesevangeliums war es wichtig, seinen Lesern klarzumachen, dass Johannes der Täufer nicht beanspruchte, mehr zu sein, als er war. „Noch im Jahre 250 n. Chr. sagen uns die Recognitiones clementinae, dass ‚es einige Jünger des Johannes gab, die über ihn predigten, als ob ihr Meister der Messias wäre‘.“ (Barclay)
Bist du Elia? Es könnte den Priestern und Leviten aus Jerusalem leichtgefallen sein, Johannes mit Elia in Verbindung zu bringen, wegen seiner Persönlichkeit und wegen der Verheißung, dass Elia vor dem Tag des Herrn kommen würde (Maleachi 4, 5-6).
Johannes hütete sich davor, von sich selbst zu sagen, er sei Elia. Dennoch merkte Jesus an, dass Johannes gewissermaßen Elia war und in seinem Amt und Geist diente (Matthäus 11, 13-14 und Markus 9, 11-13).
Bist du der Prophet? In 5. Mose 18, 15-19 versprach Gott, dass zu gegebener Zeit ein anderer Prophet kommen würde. Aufgrund dieser Bibelstelle erwarteten sie, dass ein anderer Prophet kommen würde, und fragten sich, ob Johannes nicht derjenige sei.
2. Johannes erklärt den religiösen Autoritäten seine Identität
Johannes 1, 23-28
Johannes 1, 23-28 Er sprach: Ich bin »die Stimme eines Rufenden, [die ertönt] in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!«, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Die Gesandten gehörten aber zu den Pharisäern. Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist, noch Elia, noch der Prophet? Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt; dieser ist’s, der nach mir kommt, der vor mir gewesen ist; und ich bin nicht würdig, ihm den Schuhriemen zu lösen. Dies geschah in Bethabara, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.
Er sprach: Ich bin die Stimme eines Rufenden, [die ertönt] in der Wüste: Mit einem Zitat aus Jesaja 40, 3 erklärte Johannes seine Aufgabe – den Weg des Herrn zu bereiten. Seine Taufe bereitete die Menschen vor und reinigte sie für den kommenden König. Die Vorstellung dahinter war: „Macht euch rein, macht euch bereit für einen königlichen Besuch.“
„Die eigentliche Funktion des Johannes bestand nicht darin, Ethik zu lehren, sondern die Menschen auf Jesus hinzuweisen. ‚Ebnet den Weg des Herrn‘ ist ein Aufruf dazu, bereit zu sein, denn das Kommen des Messias ist nahe.“ (Morris)
Die religiösen Autoritäten wollten wissen, wer Johannes war, und er war nicht wirklich daran interessiert, diese Frage zu beantworten. Er wollte über seine Mission sprechen: den Weg für den Messias zu bereiten.
Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist: Die Pharisäer fragten nach der Autorität des Johannes, wenn er nicht tatsächlich einer der Prophezeiten war, die sie im Sinn hatten. Doch das Werk des Johannes, zu taufen, passte genau zu seiner Berufung, wie er erklärte.
„Seine Taufe zeichnete sich offenbar dadurch aus, dass er sie persönlich vollzog; sie wurde nicht selbst vollzogen, wie es bei der Bekehrungstaufe der Fall war.“ (Bruce)
Ich taufe mit Wasser: Die Taufe des Johannes demonstrierte die demütige Bereitschaft, Buße zu tun, gereinigt zu werden und sich auf den kommenden Messias vorzubereiten. Dennoch hat die Taufe des Johannes nichts dazu beigetragen, jemandem dabei zu helfen, rein zu bleiben. Das Werk Jesu und seine Taufe mit dem Heiligen Geist stellt mehr dar als die Taufe des Johannes.
Jüdische Menschen zur Zeit des Johannes praktizierten die Taufe. Sie war aus den zeremoniellen Waschungen entstanden, aber nur für Nichtjuden, die Juden werden wollten. Indem ein Jude sich der Taufe des Johannes unterzog, musste er sich mit nichtjüdischen Bekehrten identifizieren. Dies war ein echtes Zeichen der Buße.
„Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Taufe des Johannes dem Muster der Bekehrungstaufe folgte, die eine Abkehr von allem Bösem, ein vollständiges Untertauchen im Wasser und dann eine Neueinkleidung als Mitglied der heiligen Gemeinschaft der Gesetzeshüter erforderte.“ (Tenney)
„Die Neuartigkeit im Fall von Johannes und der Haken an dieser Praxis war, dass er auf Juden dieselbe Zeremonie anwandte, die auch bei Heiden für angemessen gehalten wurde, die neu zum Glauben kamen … Juden in dieselbe Kategorie einzuordnen, war entsetzlich.“ (Morris)
Aber mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt; dieser ist’s, der nach mir kommt, der vor mir gewesen ist: Johannes erklärte den religiösen Führern, dass nicht er im Mittelpunkt seiner Arbeit stand, sondern einer, der bereits unter ihnen war. Die Arbeit des Johannes bestand darin, den Weg für diesen Einen zu bereiten.
Und ich bin nicht würdig, ihm den Schuhriemen zu lösen: Den Riemen einer Sandale (vor der Fußwaschung) zu lösen, war die Pflicht des niedrigsten Sklaven im Haus.
Unter den Rabbinern und ihren Schülern gab es eine Lehrer-Schüler-Beziehung, die das Potenzial zum Missbrauch hatte. Es war durchaus möglich, dass ein Rabbiner von seinen Schülern einen unangemessenen Dienst erwarten konnte. Eines der Dinge, die als ‚zu niedrig‘ angesehen wurden, als dass ein Rabbiner sie von seinen Schülern erwarten konnte, war das Lösen des Schuhriemens des Rabbiners. Johannes sagte, er sei selbst dazu nicht würdig.
„’Jeden Dienst, den ein Sklave für seinen Herrn verrichtet‘, sagte ein Rabbiner, ‚wird ein Schüler für seinen Lehrer verrichten, außer seinen Schuhriemen zu lösen‘.“ (Bruce)
Dies geschah in Bethabara jenseits des Jordans: „Das Gespräch fand in Bethanien (Haus der Fähre) am Ostufer des Jordans an der Stelle statt, die zu Origenes‘ Zeiten Bethabara (Haus der Furt) genannt wurde – der traditionelle Ort des Durchzugs der Bundeslade und des Volkes unter Josua (Josua 3, 14-17).“ (Trench)
3. Das Zeugnis von Johannes dem Täufer: Jesus ist das Lamm Gottes
Johannes 1, 29
Johannes 1, 29 Am folgenden Tag sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!
Am folgenden Tag sieht Johannes Jesus auf sich zukommen: Nach den meisten Berechnungen war dies, nachdem Johannes Jesus getauft hatte und nach den 40 Tagen der Versuchung in der Wüste. Jesus kam zurück, um Johannes bei seinen Taufhandlungen zu sehen.
„Es waren wahrscheinlich einige Wochen vergangen, seit Jesus die Taufe durch Johannes empfangen hatte; seitdem war er weg gewesen, aber jetzt ist er wieder da und Johannes lenkt die Aufmerksamkeit der Menge auf ihn.“ (Bruce)
„Da also Vers 29 so verstanden werden muss, dass er nach der Taufe geschah, muss er auch nach der Versuchung geschehen sein. Und in dieser Annahme gibt es nicht die geringste Problematik.“ (Alford)
Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! Zu Beginn seines Dienstes wurde Jesus mit Worten begrüßt, die sein Schicksal verkündeten – seinen qualvollen Opfertod am Kreuz für die Sünde der Menschheit. Der Schatten des Kreuzes lag über dem gesamten Dienst Jesu.
Johannes stellte Jesus nicht als ein großes moralisches Vorbild oder einen großen Lehrer der Heiligkeit und Liebe dar. Er verkündete Jesus als das Opfer für die Sünde. Es hieß nicht „Siehe, das große Vorbild“ oder „Siehe, der große Lehrer“, sondern Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt.
„Er benutzte ‚das Lamm‘ als Opfersymbol im Allgemeinen. Hier, sagt er, ist die Wirklichkeit, für die alle Tieropfer das Symbol waren.“ (Dods)
Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt! In diesem einen Satz fasste Johannes der Täufer das größte Werk Jesu zusammen: sich um das Sündenproblem zu kümmern, das die Menschheit plagt. Jedes Wort dieses Satzes ist wichtig.
Siehe: Johannes sagte dies, als er Jesus auf sich zukommen sah. Als Prediger sah Johannes zuerst Jesus selbst und forderte dann alle seine Zuhörer dazu auf, auf Jesus zu schauen, ihn zu sehen.
Das Lamm Gottes: Johannes nutzte das Bild des Opferlammes, das im Alten Testament viele Male verwendet wird. Jedes Mal, wenn dieses Bild gezeigt wird, ist Jesus die vollkommene Erfüllung:
Er ist das Lamm, das vor der Grundlegung der Welt geschlachtet wurde
Er ist das Tier, das im Garten Eden geschlachtet wurde, um die Nacktheit der ersten Sünder zu bedecken
Er ist das Lamm, das Gott selbst für Abraham als Ersatz für Isaak bereitstellen würde
Er ist das Passahlamm für Israel
Er ist das Lamm für das Schuldopfer in den levitischen Opfern
Er ist Jesajas Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, bereit, geschoren zu werden
Jedes dieser Lämmer erfüllte seine Rolle in seinem Tod; dies war eine Ankündigung, dass Jesus sterben würde, und zwar als Opfer für die Sünde der Welt
Das hinwegnimmt: Im Urtext werden die Worte tragen und wegnehmen von der Bedeutung her verbunden. Jesus trägt die Sünde, aber in dem Sinne, dass er sie auf sich selbst legt und sie wegnimmt. „Das Verb ‚wegnehmen‘ vermittelt die Vorstellung des Davontragens.“ (Morris)
„Johannes sagt nicht ‚die Sünden‘, wie die Litanei (ein liturgischer Gebetsruf) ihn nach einer unvollkommenen Übersetzung sagen lässt. Aber er sagt ‚die Sünde der Welt‘, als ob die ganze Anhäufung menschlicher Verfehlungen zusammengebunden wäre in einem schwarzen und schrecklichen Bündel und auf die unnachgiebigen Schultern dieses besseren Atlas gelegt werden würde, der sie alle tragen und alle davontragen kann.“ (MacLaren)
Die Sünde: Nicht der Plural Sünden, sondern der Singular Sünde – in dem Sinne, dass die gesamte Schuld der Menschheit in einer einzigen Sünde gesammelt und auf Jesus gelegt wurde. „Erst im Nachhinein konnte der Evangelist, als er zurückblickte, die volle Bedeutung des Täufers erfasst haben.“ (Trench)
Der Welt: Das Opfer von dem Lamm Gottes hat das Vermögen, jede Sünde zu vergeben und jeden Sünder reinzuwaschen. Es ist groß genug für die ganze Welt. „Er wird sich selbst als Sühneopfer nicht nur für die Sünden seines Volkes hingeben, sondern für den Keim aller Sünde in den Nachkommen Adams, für die Sünde der Welt, für den Glaubensabfall in Eden: so weit und tief ist die Vorstellungskraft des Täufers.“ (Trench)
4. Das Zeugnis von Johannes dem Täufer: Jesus ist der Sohn Gottes
Johannes 1, 30-34
Johannes 1, 30-34 Das ist der, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. Und ich kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbar würde, darum bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen. Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah den Geist wie eine Taube vom Himmel herabsteigen, und er blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Der, auf den du den Geist herabsteigen und auf ihm bleiben siehst, der ist’s, der mit Heiligem Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeuge, dass dieser der Sohn Gottes ist.
Denn er war eher als ich: Johannes der Täufer wurde tatsächlich vor Jesus geboren – und Johannes wusste das (Lukas 1). Als Johannes sagte, er war eher als ich, sprach er von der ewigen Präexistenz Jesu. Johannes wusste, dass Jesus ewig war und dass Jesus Gott war.
Nach mir kommt ein Mann: „Der griechische Begriff anēr wird hier eingeführt; er bedeutet ‚Mann‘ mit Betonung auf Männlichkeit – eine Betonung, die im allgemeineren anthropos verloren geht. Die Verwendung von anēr deutet die Leiterschaft Christi gegenüber seinen Nachfolgern im Sinne der Mann-Frau-Beziehung an.“ (Tenney)
Der, auf den du den Geist herabsteigen und auf ihm bleiben siehst, der ist’s, der mit Heiligem Geist tauft: Gott gab Johannes dem Täufer das sichere Zeichen, um den Messias zu erkennen. Er würde derjenige sein, auf den der Heilige Geist vom Himmel herabkam. Johannes war hinsichtlich Jesus ein zuverlässiger Zeuge, denn er hatte einen bestätigenden Beweis von Gott.
„Jesus empfing bei seiner Taufe nichts, was er nicht schon vorher hatte: Der Täufer sah an jenem Tag lediglich in einem sichtbaren Symbol das, was sich tatsächlich und unsichtbar [bei der Empfängnis Jesu] ereignet hatte.“ (Trench)
„Wenn die Reinigung durch Wasser mit dem Dienst des Johannes verbunden war, dann war die Ausgießung des Geistes demjenigen vorbehalten, der größer war als Johannes.“ (Bruce)
Und ich habe es gesehen und bezeuge, dass dieser der Sohn Gottes ist: Das feierliche Zeugnis von Johannes dem Täufer war, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Er ist der Sohn Gottes in dem Sinne, wie er in Johannes 1, 18 dargestellt wird – derjenige, der das Wesen und die Persönlichkeit von Gott dem Vater vollkommen offenbart.
Das Johannesevangelium betont die Rolle des Johannes als Zeuge, nicht als Täufer. Zeugen geben Zeugnis von dem, was sie gesehen und erlebt haben, in dem Bemühen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Darüber hinaus sind sie unzuverlässig und handeln nach Hörensagen – nicht nach direkten Beweisen.
„Indem der Täufer ihn ‚Sohn Gottes‘ nennt, spricht er mit ungetrübtem Blick: Er meint nichts weniger als die vollständige christliche Lehre, dass der Mensch Jesus auch der ewige Sohn des ewigen Vaters ist, gleichberechtigt, gleich ewig.“ (Trench)
Zeugen sind nicht neutral – sie sind der Wahrheit ihrer Zeugenaussage verpflichtet oder sie sind unzuverlässige Zeugen. Johannes war ein verlässlicher Zeuge und wusste aufgrund dessen, was er mit seinen eigenen Augen sah, wer Jesus war.
D. Das Zeugnis der ersten Jünger
1. Zwei Jünger des Johannes beginnen, Jesus nachzufolgen
Johannes 1, 35-39
Johannes 1, 35-39 Am folgenden Tag stand Johannes wiederum da und zwei seiner Jünger. Und indem er auf Jesus blickte, der vorüberging, sprach er: Siehe, das Lamm Gottes! Und die beiden Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Als aber Jesus sich umwandte und sie nachfolgen sah, sprach er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sprachen zu ihm: Rabbi (das heißt übersetzt: »Lehrer«), wo wohnst du? Er spricht zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.
Am folgenden Tag stand Johannes wiederum da und zwei seiner Jünger: Der Schreiber des Evangeliums sagt uns, dass einer dieser beiden Andreas war (Johannes 1, 40). Der andere der beiden wird nicht identifiziert, aber aus mehreren Gründen kann man annehmen, dass es der Evangelist Johannes selbst war, der in seinem Evangelium mehrmals auftaucht, aber nie namentlich erwähnt wird.
„Wer der andere Jünger war, ist nicht sicher: aber wenn man bedenkt, (1) dass der Evangelist sich in seinem Evangelium nie namentlich erwähnt, und (2) dass dieser Bericht bis ins Kleinste so präzise ist, dass er sogar die Tageszeiten genau angibt und in jeder Hinsicht die Merkmale eines Augenzeugenbericht trägt, und wiederum, (3) dass der andere Jünger aus diesem letzten Umstand sicherlich namentlich genannt worden wäre, wenn der Name nicht aus besonderen Gründen verschwiegen worden wäre, können wir mit Recht schlussfolgern, dass es der Evangelist selbst war.“ (Alford)
Und indem er auf Jesus blickte: „Aufmerksam betrachtend, emblepō, von en, hinein und blepō, blicken – mit Standhaftigkeit und Aufmerksamkeit betrachten.“ (Clarke) „Ein besonders suchender Blick auf ein Individuum gerichtet.“ (Morris)
Siehe, das Lamm Gottes! Johannes hat dies bereits in Johannes 1, 29 über Jesus gesagt. Vielleicht sagte Johannes dies inzwischen – nachdem Jesus von seinen Versuchungen in der Wüste zurückgekehrt war – jedes Mal, wenn er Jesus sah. Für ihn war es das Wichtigste an Jesus.
Und folgten Jesus nach: Der Text sagt es zwar nicht ausdrücklich, aber es wird impliziert, dass diese beiden Jünger dies mit der Erlaubnis und auf Anweisung von Johannes taten. Johannes der Täufer hat sich nicht darum bemüht, Jünger für sich selbst zu gewinnen. Er war vollkommen zufrieden damit, dass diese Jünger seinen Kreis verließen und Jesus nachfolgten. Das erfüllte seinen Dienst; es nahm diesem nichts weg.
Was sucht ihr? … Kommt und seht: Jesus stellte diesen beiden Jüngern eine wichtige und logische Frage – und eine Frage, die er auch heute noch der ganzen Menschheit stellt. Für die Antwort verwies Jesus sie an sich selbst, um mit ihm zu leben, nicht an Johannes oder irgendjemand anderen (Kommt und seht).
Was sucht ihr? „Es war kein Zufall, dass die ersten Worte, die der Meister in seinem messianischen Dienst sprach, diese zutiefst bedeutsame Frage waren: ‚Was sucht ihr?‘ Er stellt sie uns allen, er stellt sie uns heute.“ (MacLaren)
„Er prüfte sie, um herauszufinden, ob sie aus reiner Neugierde oder aus einem echten Wunsch heraus, ihn zu kennen, motiviert waren.“ (Tenney)
Jesus hat sie nicht an Johannes den Täufer zurückverwiesen, obwohl dieser viel über Jesus wusste. Um Jesu Jünger zu sein, mussten sie mit Jesus selbst in Beziehung treten. Deshalb lud Jesus Johannes und Andreas dazu ein, an seinem Leben teilzuhaben. Jesus lebte kein abgeschiedenes, super-privates Leben. Jesus lehrte und schulte seine zwölf Jünger, indem er ihnen erlaubte, mit ihm zu leben.
Es war aber um die zehnte Stunde: Dies war ein so denkwürdiges Ereignis für den Schreiber, dass er sich genau an die Stunde erinnerte, in der er Jesus begegnete. Dies ist ein unterschwelliger Hinweis darauf, dass einer der beiden Jünger, die von Johannes zu Jesus kamen, der Apostel Johannes selbst war.
2. Andreas bringt seinen Bruder Simon Petrus zu Jesus
Johannes 1, 40-42
Johannes 1, 40-42 Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. Dieser findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden (das heißt übersetzt: den »Gesalbten«). Und er führte ihn zu Jesus. Jesus aber sah ihn an und sprach: Du bist Simon, Jonas Sohn, du sollst Kephas heißen (das heißt übersetzt: »ein Stein«).
Dieser findet zuerst seinen Bruder Simon: Andreas begegnete Jesus und wollte dann, dass sein Bruder Simon Petrus Jesus kennenlernt. Jedes Mal, wenn Andreas im Johannesevangelium erwähnt wird, bringt er jemanden zu Jesus (auch in Johannes 6, 8 und 12, 22).
Über die Jahrhunderte hinweg kommen die meisten Menschen auf diese Weise zum Glauben an Jesus Christus. Ein Petrus hat einen Andreas, der ihn mit Jesus bekannt macht. Das ist natürlich, denn es liegt in der Natur der christlichen Erfahrung, dass diejenigen, die Freude an der Erfahrung haben, sich wünschen, ihre Erfahrung mit anderen zu teilen.
„’Andreas findet zuerstseinen Bruder Simon‘, was bedeutet, dass danach auch der Bruder des anderen der beiden gefunden und an denselben Ort am selben Tag gebracht wurde.“ (Trench)
Wir haben den Messias gefunden: Dies war ein einfaches und doch großes Zeugnis. Andreas wusste, dass Jesus der Messias war, der langersehnte Retter Israels und der Welt.
Du sollst Kephas heißen: Indem er Simon einen neuen Namen gab (Kephas oder Petrus, was einStein bedeutet), sagte Jesus dem Bruder des Andreas, in was für einen Mann er verwandelt werden würde. Bevor Jesus mit Petrus fertig wäre, würde er ein Stein der Stabilität für Jesus Christus sein [für das Haus Gottes, das Jesus bauen würde].
3. Jesus ruft Philippus dazu auf, ihm nachzufolgen
Johannes 1, 43-44
Johannes 1, 43-44 Am folgenden Tag wollte Jesus nach Galiläa reisen; da findet er Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach! Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des Andreas und Petrus.
Da findet er Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach! Wenn wir nur das Johannesevangelium hätten, könnten wir denken, dass Jesus diesen Männern aus Galiläa zum ersten Mal begegnet war. Aus den anderen Evangelienberichten wissen wir, dass Jesus vielen von ihnen schon früher begegnet war; dennoch war dies seine offizielle Einladung an Philippus.
Folge mir nach! Es wurde nichts Dramatisches über die Berufung des Philippus überliefert. Jesus sagte einfach zu ihm: ‚Folge mir nach!‘, und Philippus tat es.
„Das Verb ‚folgen‘ wird hier in seinem vollen Bedeutungssinn von ‚als Jünger nachfolgen‘ verwendet. Das Präsens hat einen andauernden Charakter [im Sinne von] ‚weiterhin folgen‘.“ (Morris)
„Bethsaida bedeutet ‚Haus des Fischers‘ oder ‚Fischerstadt‘. Es lag eine kurze Strecke östlich von der Stelle, an der der Jordan in den See Genezareth mündet.“ (Bruce)
4. Nathanael überwindet Vorurteile, um Jesus nachzufolgen
Johannes 1, 45-51
Johannes 1, 45-51 Philippus findet den Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs, von Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm: Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh! Jesus sah den Nathanael auf sich zukommen und spricht von ihm: Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem keine Falschheit ist! Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich! Nathanael antwortete und sprach zu ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum? Du wirst Größeres sehen als das! Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Künftig werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen!
Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben: Dies war das Zeugnis des Philippus als Zeuge Jesu Christi. Er erklärte, dass Jesus der im Alten Testament verheißene Messias und Retter sei.
„Nathanael wird heute allgemein als dieselbe Person wie Bartholomäus, einer der Zwölf, verstanden; Nathanael ist der Eigenname, Bartholomäus (Sohn des Tolmai) der Vatername.“ (Trench)
Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen? Nathanael reagierte auf die Verkündigung von Philippus mit Vorurteilen. Als er hörte, dass Jesus aus Nazareth kam, dachte Nathanael, er habe keinen Grund mehr zu glauben, dass Jesus der Messias oder irgendjemand Wichtiges sein könnte.
Komm und sieh! Anstatt gegen Nathanaels Vorurteil zu argumentieren, lud Phillippus ihn einfach dazu ein, Jesus selbst zu treffen.
Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem keine Falschheit ist! Jesus machte ihm ein wunderbares Kompliment. Die Aussage kann so verstanden werden, dass in Nathanael nichts Betrügerisches oder Täuschendes steckte. Er trug keine Maske.
Falschheit: „Dieses letzte Wort wird bei den frühen griechischen Schriftstellern als ‚Köder‘ (für den Fischfang) verwendet. Daher kommt es, dass das Wort jede schlaue List zur Täuschung oder zumFang bedeutet … Es trägt somit die Vorstellung von ‚Täuschung‘ oder ‚List‘ mit sich. Es wird in der Bibel für Jakob vor seinem Sinneswandel verwendet (1. Mose 27, 35, worauf die Temple-Übersetzung anspielt: ‚ein Israelit, in dem kein Jakob steckt!‘).“ (Morris)
„Er ist ein wahrhaftiger Israelit, ein Beispiel für einen Mann, der vom Psalmisten als ‚gesegnet‘ bezeichnet wird, der Mann, ‚in dessen Geist keine Hinterlist ist‘ (Psalm 32, 2).“ (Tasker)
Als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich! Es ist möglich, dass Nathanael gerne unter dem Schatten eines tatsächlichen Feigenbaums betete und über Gott und sein Wort nachdachte. Immerhin war unter dem Feigenbaum ein Ausdruck, den Rabbiner benutzten, um das Nachsinnen über die Heilige Schrift zu beschreiben. Wir können annehmen, dass Nathanael Zeit im Gebet und Nachsinnen über die Heilige Schrift verbrachte, und Jesus sagte ihm ‚Ich sah dich‘ dort.
„Von Rabbi Hasa heißt es im Traktat Bereschit, dass er und seine Schüler die Gewohnheit hatten, unter einem Feigenbaum nachzusinnen.“ (Trench)
„Vielleicht war es ein Ort, an dem Nathanael kürzlich beim Nachsinnen gesessen und irgendeinen geistlichen Eindruck erhalten hatte. Es ist unmöglich, das sicher zu sagen. Sicherlich machte das schattige Laub des Feigenbaums ihn zu einem geeigneten Baum, um in der Hitze des Tages darunter zu sitzen.“ (Bruce)
Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Dies war das Zeugnis Nathanaels über Jesus. Sohn Gottes beschrieb die einzigartige Beziehung Jesu zu Gott dem Vater und König von Israel beschrieb seinen Status als Messias und König.
Der Sohn Gottes: „Hier wie auch dort ist der Artikel wichtig. Er zeigt an, dass der Ausdruck als mit einem vollen und nicht mit einem minimalen Inhalt zu verstehen ist … Hier war jemand, der mit gewöhnlichen menschlichen Begriffen nicht beschrieben werden konnte.“ (Morris)
Du wirst Größeres sehen als das! Nathanael war erstaunt über das, was er bereits in Jesus sah, aber Jesus sagte ihm, dass es noch viel, viel mehr zu sehen gäbe – eben Größeres … als das.
Das Versprechen „Du wirst Größeres sehen als das!“ besteht für den Gläubigen weiter. „Hast du Christus als das Wort erkannt? Er ist mehr; sowohl Geist als auch Leben. Ist er Fleisch geworden? Du wirst ihn verherrlicht sehen mit der Herrlichkeit, die er vor den Welten hatte. Hast du ihn als Alpha erkannt, vor allen Dingen? Er ist auch Omega. Bist du Johannes begegnet? Du wirst einem viel Größeren begegnen. Kennst du die Wassertaufe? Du sollst mit Feuer getauft werden. Hast du das Lamm am Kreuz gesehen? Du wirst ihn mitten auf dem Thron erblicken.“ (Meyer)
Künftig werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen! Jesus versprach Nathanael ein größeres Zeichen als das, was er zuvor gesehen hatte, nämlich sogar den Himmel offen zu sehen.
Jesu Ankündigung der Engel Gottes, die auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen, hängt wahrscheinlich mit dem Traum Jakobs in 1. Mose 28, 12 zusammen, wo Jakob eine Leiter von der Erde zum Himmel sah und die Engel darauf auf- und niederstiegen. Jesus sagte, dass er die Leiter sei, das Bindeglied zwischen Himmel und Erde. Wenn Nathanael anfangen würde zu begreifen, dass Jesus der Mittler zwischen Gott und Mensch ist, wäre das ein noch größeres Zeichen (Du wirst Größeres sehen als das!).
„Er erfährt nun, dass Jesus die wirkliche Leiter ist, durch die die Kluft zwischen Erde und Himmel überbrückt wird.“ (Tasker)
Dies scheint ein ziemlich schleierhafter Hinweis zu sein, aber für Nathanael war er äußerst bedeutsam. Möglicherweise war es genau der Teil der Schrift, über den Nathanael unter dem Feigenbaum nachgedacht hatte.
Sohn des Menschen: Der Grundgedanke hinter diesem Ausdruck ist nicht ‚der perfekte Mensch‘ oder ‚der ideale Mensch‘ oder gar ‚der gewöhnliche Mensch‘. Stattdessen verweist er auf Daniel 7, 13-14, wo der König der Herrlichkeit, der kommt, um die Welt zu richten, als der Sohn des Menschen bezeichnet wird.
Jesus benutzte diesen Titel oft, weil es zu seiner Zeit ein messianischer Titel war, der keinen politischen und nationalistischen Beigeschmack hatte. Wenn eine jüdische Person jener Zeit ‚König‘ oder ‚Christus‘ hörte, dachte sie oft an einen politischen oder militärischen Retter. Jesus betonte einen anderen Begriff und nannte sich selbst oft Sohn des Menschen.
„Der Begriff ‚Menschensohn‘ weist uns dann auf das Selbstverständnis Christi himmlischer Herkunft und als Besitzer himmlischer Herrlichkeit hin. Zugleich weist er uns auf seine Niedrigkeit und seine Leiden für die Menschen hin. Die beiden sind ein und dasselbe.“ (Morris)
Dieser Abschnitt des Johannes zeigt vier Wege, wie man zu Jesus kommen kann:
Andreas kam aufgrund der Predigt des Johannes zu Jesus
Petrus kam aufgrund des Zeugnisses seines Bruders zu Jesus
Philippus kam durch die direkte Aufforderung Jesu zu ihm
Nathanael kam zu Jesus, indem er persönliche Vorurteile durch eine persönliche Begegnung mit Jesus überwand
Dieser Abschnitt zeigt uns vier verschiedene Zeugen, die die Identität Jesu bekunden. Braucht man noch mehr Zeugnis?
Johannes der Täufer bezeugte, dass Jesus ewig ist, dass er der Mann ist, der in einzigartiger Weise mit dem Heiligen Geist gesalbt ist, dass er das Lamm Gottes ist und dass Jesus der einzigartige Sohn Gottes ist
Andreas bezeugte, dass Jesus der Messias, der Christus, ist
Philippus bezeugte, dass Jesus derjenige ist, der im Alten Testament prophezeit wurde
Nathanael bezeugte, dass Jesus der Sohn Gottes und der König von Israel ist
Johannes 1 – Das Wort und der Zeuge
A. Johannes: Das vierte Evangelium
1. Das Johannesevangelium ist der vierte Teil dessen, was einige als das vierfältige Evangelium bezeichnen, mit vier Schreibern, die das Leben Jesu aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Christliche Schriftsteller wie bereits Origenes (185-254 n. Chr.) verstanden, dass es nicht wirklich vier Evangelien gibt, sondern nur ein vierfältiges Evangelium
2. Matthäus, Markus und Lukas sind als die drei synoptischen Evangelien bekannt. Das Wort synoptisch bedeutet ‚zusammenschauen‘ und die ersten drei Evangelien stellen das Leben Jesu auf ziemlich ähnliche Art dar. Die ersten drei Evangelien konzentrieren sich mehr auf das, was Jesus lehrte und tat; Johannes konzentrierte sich mehr darauf, wer Jesus ist
3. Das Johannesevangelium wurde zu einem bestimmten Zweck geschrieben: damit wir glauben können. Ein Schlüsselvers zum Verständnis des Johannesevangeliums befindet sich am Ende des Buches: Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen (Johannes 20, 31)
4. Das Johannesevangelium ist ein beliebtes Evangelium. Wegen seiner paradoxen Kombination aus Einfachheit und Tiefe wurde das Johannesevangelium ‚ein Becken‘ genannt, „in dem ein Kind waten und ein Elefant schwimmen kann“
B. Prolog zum Johannesevangelium
Dieser bemerkenswerte, tiefgründige Abschnitt ist nicht nur ein Vorwort oder eine Einleitung. Er ist eine Zusammenfassung des gesamten Buches. Der Rest des Johannesevangeliums befasst sich mit den Themen, die hier eingeführt werden: die Identität des Wortes, Leben, Licht, Wiederherstellung, Gnade, Wahrheit und die Offenbarung Gottes, des Vaters, in Jesus, dem Sohn.
1. Die Präexistenz des Wortes (Logos)
Johannes 1, 1-2
Johannes 1, 1-2
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.
2. Das Werk und Wesen des Wortes
Johannes 1, 3-5
Johannes 1, 3-5
Alles ist durch dasselbe entstanden; und ohne dasselbe ist auch nicht eines entstanden, was entstanden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.
3. Der Wegbereiter des Wortes
Johannes 1, 6-8
Johannes 1, 6-8
Es war ein Mensch, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, um von dem Licht Zeugnis zu geben, damit alle durch ihn glaubten. Nicht er war das Licht, sondern er sollte Zeugnis geben von dem Licht.
4. Die Ablehnung des Wortes
Johannes 1, 9-11
Johannes 1, 9-11
Das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet, sollte in die Welt kommen. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, doch die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
5. Die Aufnahme des Wortes
Johannes 1, 12-13
Johannes 1, 12-13
Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
6. Das Wort wurde Fleisch
Johannes 1, 14
Johannes 1, 14
Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns; und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
7. Zeugnis ablegen von Gottes neuer Ordnung
Johannes 1, 15-18
Johannes 1, 15-18
Johannes legte Zeugnis ab von ihm, rief und sprach: Dieser war es, von dem ich sagte: Der nach mir kommt, ist vor mir gewesen, denn er war eher als ich. Und aus seiner Fülle haben wir alle empfangen Gnade um Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat Aufschluss [über ihn] gegeben.
C. Das Zeugnis von Johannes dem Täufer
1. Religiöse Führer aus Jerusalem befragen Johannes den Täufer
Johannes 1, 19-22
Johannes 1, 19-22
Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden von Jerusalem Priester und Leviten sandten, um ihn zu fragen: Wer bist du? Und er bekannte es und leugnete nicht, sondern bekannte: Ich bin nicht der Christus! Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Und er sprach: Ich bin’s nicht! Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein! Nun sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? Damit wir denen Antwort geben, die uns gesandt haben: Was sagst du über dich selbst?
2. Johannes erklärt den religiösen Autoritäten seine Identität
Johannes 1, 23-28
Johannes 1, 23-28
Er sprach: Ich bin »die Stimme eines Rufenden, [die ertönt] in der Wüste: Ebnet den Weg des Herrn!«, wie der Prophet Jesaja gesagt hat. Die Gesandten gehörten aber zu den Pharisäern. Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist, noch Elia, noch der Prophet? Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber mitten unter euch steht einer, den ihr nicht kennt; dieser ist’s, der nach mir kommt, der vor mir gewesen ist; und ich bin nicht würdig, ihm den Schuhriemen zu lösen. Dies geschah in Bethabara, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.
3. Das Zeugnis von Johannes dem Täufer: Jesus ist das Lamm Gottes
Johannes 1, 29
Johannes 1, 29
Am folgenden Tag sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!
4. Das Zeugnis von Johannes dem Täufer: Jesus ist der Sohn Gottes
Johannes 1, 30-34
Johannes 1, 30-34
Das ist der, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich. Und ich kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbar würde, darum bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen. Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah den Geist wie eine Taube vom Himmel herabsteigen, und er blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht; aber der mich sandte, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Der, auf den du den Geist herabsteigen und auf ihm bleiben siehst, der ist’s, der mit Heiligem Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeuge, dass dieser der Sohn Gottes ist.
D. Das Zeugnis der ersten Jünger
1. Zwei Jünger des Johannes beginnen, Jesus nachzufolgen
Johannes 1, 35-39
Johannes 1, 35-39
Am folgenden Tag stand Johannes wiederum da und zwei seiner Jünger. Und indem er auf Jesus blickte, der vorüberging, sprach er: Siehe, das Lamm Gottes! Und die beiden Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. Als aber Jesus sich umwandte und sie nachfolgen sah, sprach er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sprachen zu ihm: Rabbi (das heißt übersetzt: »Lehrer«), wo wohnst du? Er spricht zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.
2. Andreas bringt seinen Bruder Simon Petrus zu Jesus
Johannes 1, 40-42
Johannes 1, 40-42
Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die es von Johannes gehört hatten und ihm nachgefolgt waren. Dieser findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden (das heißt übersetzt: den »Gesalbten«). Und er führte ihn zu Jesus. Jesus aber sah ihn an und sprach: Du bist Simon, Jonas Sohn, du sollst Kephas heißen (das heißt übersetzt: »ein Stein«).
3. Jesus ruft Philippus dazu auf, ihm nachzufolgen
Johannes 1, 43-44
Johannes 1, 43-44
Am folgenden Tag wollte Jesus nach Galiläa reisen; da findet er Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach! Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des Andreas und Petrus.
4. Nathanael überwindet Vorurteile, um Jesus nachzufolgen
Johannes 1, 45-51
Johannes 1, 45-51
Philippus findet den Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, den Sohn Josephs, von Nazareth. Und Nathanael sprach zu ihm: Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh! Jesus sah den Nathanael auf sich zukommen und spricht von ihm: Siehe, wahrhaftig ein Israelit, in dem keine Falschheit ist! Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe dich Philippus rief, als du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich! Nathanael antwortete und sprach zu ihm: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel! Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum? Du wirst Größeres sehen als das! Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Künftig werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen!
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.