Johannes 12 – Die Stunde ist gekommen

A. Ein Abendessen in Bethanien

1. Lazarus isst und Martha dient

Johannes 12, 1-2

Johannes 12, 1-2
Sechs Tage vor dem Passah kam Jesus dann nach Bethanien, wo Lazarus war, der tot gewesen war und den er aus den Toten auferweckt hatte. Sie machten ihm nun dort ein Gastmahl, und Martha diente ihn. Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch saßen.

  1. Sechs Tage vor dem Passah: Diese Zeitangabe von Johannes markiert den Beginn der letzten Woche vor dem Tod und dem Begräbnis Jesu. Fast die Hälfte des Johannesevangeliums ist dieser letzten Woche gewidmet. Matthäus widmete mehr als 33 % seines Evangeliums dieser Woche, Markus fast 40 % und Lukas über 25 % – allein für sieben Tage des gesamten Lebens Jesu.
  2. Sie machten ihm nun dort ein Gastmahl: Weniger als eine Woche vor seiner Kreuzigung nahm Jesus an einem Abendessen in Bethanien teil, wahrscheinlich um die Auferweckung des Lazarus von den Toten zu feiern. Bei all dem, was Jesus durch den Kopf ging, da er sein Schicksal kannte, als er zum Passahfest nach Jerusalem kam, ist es bemerkenswert, dass er überhaupt an diesem Abendessen teilnahm. Den meisten wäre nicht nach Geselligkeit zumute.
    1. „Er wollte seine Gastgeber nicht durch distanzierte Zurückgezogenheit bei Tisch kränken. Der Grund für das Festmahl ist offensichtlich die Auferweckung des Lazarus, was dadurch angedeutet wird, dass er in den Versen 1 und 2 zweimal erwähnt wird.“ (Maclaren)
    2. Sie machten ihm nun dort: In anderen Übersetzungen steht, dass ‚Jesus zu Ehren‘ ein Gastmahl gegeben wurde (das wird von der Schlachter Ü. ausgelassen). Der Zusatz ‚Jesus zu Ehren‘ bezieht sich auf die Dankbarkeit der Hausgemeinschaft für die Wiederherstellung des Lazarus, die sie nun dadurch zeigte, dass sie ihn zum Gastmahl empfing.“ (Trench)
  3. Martha diente: Es scheint, dass dieses Abendessen im Haus von Simon dem Aussätzigen stattfand (Matthäus 26, 6 und Markus 14, 3). Seine Freunde Martha, Lazarus und Maria waren ebenfalls anwesend. Weil Martha die Gastgeberin zu sein scheint, denken manche, dass Simon der Aussätzige mit Maria, Martha und Lazarus verwandt war oder dass er sogar Marthas Ehemann war. Wenn die üblichen Bräuche befolgt wurden, war dieses Abendessen für die Männer des Dorfes und Martha und die anderen Frauen dienten.
    1. Es ist leicht, sich Martha vorzustellen, wie sie Jesus die besten Gerichte zuerst bringt und ihn drängt, mehr und mehr zu essen. Sie war so dankbar und so glücklich, Jesus zu dienen. Ihr Dienst wurde geschätzt und geachtet.
    2. „Johannes sagt nicht, wie Markus und Matthäus, dass der Gastgeber in Bethanien Simon der Aussätzige war. In der Geschichte von Lukas 7 ist der Gastgeber Simon der Pharisäer. Er ist mit ziemlicher Sicherheit ein anderer Simon als der, der bei Markus erwähnt wird. Simon war ein sehr verbreiteter jüdischer Name.“ (Tasker)
    3. „Die einzige nennenswerte Diskrepanz ist, dass die Synoptiker das Fest nur zwei Tage vor dem Passahfest einzuordnen scheinen. Aber sie fügen das Fest in einem Nebensatz ein, um das unmittelbare Motiv für Judas‘ Handeln darzustellen, und lassen dementsprechend die strenge Chronologie außer Acht.“ (Dods)

2. Maria salbt die Füße Jesu

Johannes 12, 3

Johannes 12, 3
Da nahm Maria ein Pfund echten, köstlichen Nardensalböls, salbte Jesus die Füße und trocknete seine Füße mit ihren Haaren; das Haus aber wurde erfüllt vom Geruch des Salböls.

  1. Da nahm Maria ein Pfund echten, köstlichen Nardensalböls, salbte Jesus die Füße: Während des Gastmahls gab Maria Jesus ein bemerkenswertes Geschenk. Es war nicht ungewöhnlich, einem Gast die Füße zu waschen, aber es war ungewöhnlich, dies während des Mahls zu tun, dafür sehr teures Nardensalböl zu verwenden und die Füße mit ihrem Haar, wie mit einem Handtuch, zu trocknen.
      1. Marias Geschenk war außergewöhnlich demütig. Wenn ein Gast das Haus betrat, wurden normalerweise die Füße des Gastes mit Wasser gewaschen und der Kopf des Gastes wurde mit einem Tropfen Öl oder Parfüm gesalbt. Hier benutzte Maria dieses kostbare Salböl und salbte die Füße von Jesus. Für sie war das kostbare Salböl gerade gut genug für seine Füße. „Sich um die Füße zu kümmern war die Aufgabe des niedrigsten Sklaven. Daher zeugte Marias Handlung sowohl von großer Demut als auch von großer Hingabe.“ (Morris)
      2. Marias Geschenk war extrem außergewöhnlich. Sie verwendete eine große Menge (ca. 450 Gramm) eines echten, köstlichen Nardensalböls. Gewürze und Salböle wurden oft als Investition verwendet, weil sie klein, leicht zu tragen waren und leicht verkauft werden konnten. Judas glaubte, dass dieses Öl 300 Denare wert war (Johannes 12, 5), was einem Jahreslohn für einen Arbeiter entsprach.
      3. Marias Geschenk war außergewöhnlich selbstlos. Sie verschenkte nicht nur das teure Öl, sondern trocknete auch seine Füße mit ihren Haaren ab. Das bedeutet, dass sie in dem Moment ihr Haar in der Öffentlichkeit offen trug, was eine jüdische Frau nur selten tun würde.
    1. Nardensalböl: „Sowohl Johannes als auch Markus beschreiben es mit dem Adjektiv pistikos (Markus 14, 3). Merkwürdigerweise weiß niemand wirklich, was dieses Wort bedeutet. Es gibt vier Möglichkeiten. Es kann von dem Adjektiv pistos kommen, welches treu oder zuverlässig bedeutet, und somit echt bedeuten kann. Es kann von dem Verb pinein kommen, das trinken bedeutet, und könnte somit Flüssigkeit bedeuten. Es kann eine Art Markenname sein, und muss vielleicht einfach mit Pistic Narde übersetzt werden. Es kann von dem Wort Pistaziennuss stammen und eine besondere Form des Extrakts aus der Pistaziennuss sein. Auf jeden Fall handelt es sich um eine besonders wertvolle Parfümart.“ (Barclay)
    2. „Es war sehr teuer, aber es hatte keinen Pfennig zu viel gekostet, jetzt, wo es für ihn verwendet wurde. Es war ein Pfund, aber für ihn kein Pfund zu viel. Es war sehr wertvoll, aber für ihn ist nichts zu wertvoll.“ (Spurgeon)
    3. „Die Tat ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass eine jüdische Frau ihr Haar niemals in der Öffentlichkeit offen tragen würde. Dies galt moralisch offenbar als verwerflich. Aber Maria ließ sich von der öffentlichen Reaktion nicht abhalten. Ihr Herz schlug für ihren Herrn und sie drückte einen Teil ihrer Gefühle mit dieser schönen und rührenden Handlung aus.“ (Morris)
    4. In all dem können wir von Maria lernen, was Hingabe an Jesus bedeutet. „Das Leben Marias ist für uns in drei einprägsamen Bildern gemalt, in denen sie jeweils zu den Füßen Jesu sitzt.“ (Eerdman)
      1. Lukas 10, 39: Maria saß zu Jesu Füßen und lernte.
      2. Johannes 11, 32: Maria fiel zu Jesu Füßen und gab sich ihm hin.
      3. Johannes 12, 3: Maria salbte die Füße Jesu und ehrte ihn.
    5. „Du musst dich zu seinen Füßen setzen, sonst wirst du sie nie salben; er muss seine heilige Lehre in dich hineingießen, sonst wirst du nie ein kostbares Salböl über ihn ausgießen.“ (Spurgeon)
  2. Das Haus aber wurde erfüllt vom Geruch des Salböls: Der Geruchssinn bewirkt lang anhaltende Erinnerungen und Johannes erinnerte sich daran, wie Marias ätherische Öle das ganze Haus mit ihrem guten Duft erfüllten.

3. Judas beschwert sich über Marias großzügiges Geschenk

Johannes 12, 4-6

Johannes 12, 4-6
Da spricht Judas, Simons Sohn, der Ischariot, einer seiner Jünger, der ihn danach verriet: Warum hat man dieses Salböl nicht für 300 Denare verkauft und es den Armen gegeben? Das sagte er aber nicht, weil er sich um die Armen kümmerte, sondern weil er ein Dieb war und den Beutel hatte und trug, was eingelegt wurde.

  1. Judas, Simons Sohn, der Ischariot, der ihn danach verriet: Kurz darauf würde Judas Jesus verraten. Die Hingabe Marias an Jesus strahlte hell und ließ seinen Verrat umso dunkler erscheinen. Wahrscheinlich lehnte Judas Marias Geschenk ab, weil ihn der einfache und kraftvolle Beweis ihrer Liebe beschämte.
    1. Dies ist die einzige Stelle im Neuen Testament, in der Judas erwähnt wird, wie er etwas Böses tut, abgesehen von seinem Verrat an Jesus, und sogar dies geschah im Geheimen. Judas verheimlichte erfolgreich die Finsternis seines Herzens vor allen außer Jesus. Der äußere Schein trügt oft. Viele Menschen haben eine religiöse Fassade, die geheime Sünden verbirgt.
    2. „Er wollte seinen eigenen Erlöser verkaufen. Und er machte einen fairen Handel: denn, wie Austin sagt, Judas verkaufte seine Errettung, und die Pharisäer kauften ihre Verdammnis.“ (Trapp)
  2. Warum hat man dieses Salböl nicht für 300 Denare verkauft: Dies war eine merkwürdige Szene. Judas durchbrach die peinliche Stille mit seinem scharfen Gespür für finanzielle Fragen – hatte aber keinerlei Gespür für das, was Gott wertschätzt. Er dachte, dass dies zu viel Liebe und Hingabe war, die sie Jesus entgegenbrachte.
    1. „Judas, verblendet von seinem Eigennutz, kritisierte ihr Handeln und offenbarte sich auf diese Weise als jemand, der sich dem Geist des Herrn selbst zutiefst widersetzte.“ (Morgan)
    2. Die ist das nicht alles ein bisschen viel Einstellung des Judas war ansteckend. Matthäus 26, 8 zeigt, dass Judas mit diesem Einwand nicht allein dastand. Andere scheinen das Gefühl gehabt zu haben, dass Judas irgendwie Recht hatte. „Der Schock über das, was sie gesehen hatten, muss ein kurzes verlegenes Schweigen verursacht haben, das durch eine Stimme gebrochen wurde, die den Gefühlen vieler Ausdruck verlieh.“ (Bruce)
    3. Manchmal wird dieses Denken in eine Rechtfertigung für alle Arten von Prunk und Luxus verdreht und behauptet, dass nichts zu gut für Jesus ist – und in dieser Verdrehung gilt dies auch für diejenigen, die behaupten, ihm zu dienen. Wir sehen, dass dies direkt für Jesus getan wurde, nicht für irgendeinen der Jünger. Wir stellen auch fest, dass es in einem einzigen Akt ausgegossen wurde und nicht eine Art Kunstwerk war, das zu Gunsten der Armen oder zu Gunsten der Vergrößerung des Reiches Jesu verkauft werden konnte.
  3. Das sagte er aber nicht, weil er sich um die Armen kümmerte, sondern weil er ein Dieb war und den Beutel hatte und trug, was eingelegt wurde: Wir nehmen zu Recht an, dass Johannes zu dieser Zeit nicht wusste, dass Judas ein Dieb war; das war den Jüngern nicht bewusst. Aber wir nehmen auch zu Recht an, dass Jesus wusste, dass Judas ein Dieb war, und ihn trotzdem zum Schatzmeister ernannte.
    1. Lukas 8, 2-3 sagt uns, dass großzügige Frauen einen Teil der finanziellen Bedürfnisse von Jesus und seinen Jüngern deckten. Dieses Geld sollte von Judas aufbewahrt und verwaltet werden.
    2. „Wenn ein Mensch in selbstsüchtiger Habgier so weit gegangen ist, dass er die gewöhnliche Ehrlichkeit hinter sich gelassen hat, braucht man sich nicht zu wundern, wenn ihm der Anblick einer völlig hingegebenen Liebe als Torheit erscheint.“ (Maclaren)
    3. „Das griechische Wort, das mit trug (bastazo) übersetzt wird, bedeutet sowohl ‚tragen‘ als auch ‚wegtragen‘. Judas tat beides!“ (Tasker) „Dass ἐβάσταζεν ‚wegnehmen‘ oder ‚wegschaffen‘ bedeuten kann, ist unbestritten.“ (Dods)
    4. „Das Verb trug steht im Imperfekt/Präteritum, was zeigt, dass er es gewohnheitsgemäß trug“, und gewohnheitsgemäß davon wegtrug. (Trench)
    5. Wahrscheinlich war es die Gier und Unzufriedenheit, durch die der Teufel in Judas‘ Leben Fuß gefasst hat. „Nimm dich in Acht vor Unzufriedenheit. Es war die Sünde des Teufels, die ihn aus dem Himmel warf. Seitdem liebt es dieser ruhelose Geist, in trüben Gewässern zu fischen.“ (Trapp)
    6. Nach einigen chronologischen Darstellungen ging Judas am nächsten Tag hinaus und schloss seinen Handel mit den obersten Priestern, dass er Jesus für 30 Silberstücke verraten würde (Matthäus 26, 14-16, Markus 14, 10-11). „Es entsteht der Eindruck, dass Judas, nachdem er eine Quelle der persönlichen Bereicherung verloren hatte, sich eiligst eine neue verschaffte.“ (Morris)

4. Jesus verteidigt Maria und erklärt, was sie getan hat

Johannes 12, 7-8

Johannes 12, 7-8
Da sprach Jesus: Lass sie! Dies hat sie für den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt. Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.

  1. Lass sie: Wenn wir in unserer Liebe zu Jesus extrem sind, wird Er uns nicht kritisieren; das war es, was Judas tat. Es ist viel besser, wie Maria zu sein (extrem in unserer Liebe für Jesus), als wie Judas (andere zu kritisieren, die so große Liebe für Jesus zeigen).
  2. Dies hat sie für den Tag meines Begräbnisses aufbewahrt: Genauso wie es unhöflich wäre, bei einer Trauerfeier lautstark gegen die Beerdigungskosten zu protestieren, so war es für Judas oder irgendjemand anderen unangebracht, einen Preis für Marias Liebe und Hingabe für Jesus festzusetzen, während er noch lebte.
    1. „Ungewöhnliche Ausgaben bei einer Beerdigung galten nicht als unangebracht. Warum sollte jemand dagegen protestieren, dass das Salböl, das sonst zur Salbung seines toten Körpers zu gegebener Zeit verwendet worden wäre, über ihn gegossen wurde, während er noch lebte und er somit die Liebe würdigen konnte, die zu dieser Handlung führte?“ (Bruce)
    2. In Markus 14, 9 heißt es: ‘Wahrlich, ich sage euch: Wo immer dieses Evangelium verkündigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch von dem sprechen, was diese getan hat, zu ihrem Gedenken!’ „Der Evangelist, der diese Verheißung aufschreibt, erwähnt nicht den Namen Marias; Johannes, der den Namen erwähnt, schreibt die Verheißung nicht auf. Es spielt keine große Rolle, ob man sich an unsere Namen erinnert, solange Jesus sie, eingraviert auf seinem Herzen, mit sich trägt.“ (Maclaren)
    3. Was Johannes über den Duft des Öls schrieb, der das Haus erfüllte, könnte seine Art gewesen sein, zu sagen, was Markus 14, 9 sagte. „Es gibt ein rabbinisches Sprichwort: (Der Duft von) gutem Öl verbreitet sich vom Schlafgemach bis zum Speisesaal, während ein guter Name von einem Ende der Welt zum anderen verbreitet wird.“ (Morris)

5. Die Verschwörung, sowohl Jesus als auch Lazarus zu töten

Johannes 12, 9-11

Johannes 12, 9-11
Es erfuhr nun eine große Menge der Juden, dass er dort war; und sie kamen nicht allein um Jesu willen, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er aus den Toten auferweckt hatte. Da beschlossen die obersten Priester, auch Lazarus zu töten, denn seinetwegen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus.

  1. Da beschlossen die obersten Priester, auch Lazarus zu töten: Die obersten Priester waren meist Sadduzäer und die Sadduzäer glaubten nicht an die Auferstehung. Lazarus war ein lebendiges Beispiel für das Leben nach dem Tod. Ihn in der Nähe zu haben, war eine Blamage für ihr theologisches System. Für sie gab es nur eine Lösung für dieses peinliche Problem – auch Lazarus zu töten.
    1. „Welch ein gigantischer Wahnsinn war das, die Waffen gegen den Himmel selbst zu erheben! Einen Menschen töten zu wollen, nur weil Gott ihn lebendig gemacht hatte!“ (Trapp) „In diesem teuflischen Vorschlag zeigt sich die Verstocktheit des Unglaubens in seiner extremen Form.“ (Dods)
    2. „Wenn die Menschen Christus hassen, hassen sie auch diejenigen, die er gesegnet hat, und werden alles tun, um ihr Zeugnis zum Schweigen zu bringen.“ (Spurgeon)
    3. „Wie blind waren diese Männer, dass sie nicht erkannten, dass der, der ihn auferweckt hatte, nachdem er vier Tage tot gewesen war, ihn wieder auferwecken konnte, auch wenn sie ihn tausendmal umbringen würden?“ (Clarke)
  2. Seinetwegen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus: Das verschlimmerte das Problem der obersten Priester. Das Wunder von Lazarus’ Auferweckung von den Toten zog viele Menschen zu Jesus hin. Deshalb musste nach Meinung dieser religiösen Anführer auch Lazarus beseitigt werden.
    1. Gingen hin und glaubten: „Der Ausdruck ‚gingen hin und glaubten an Jesus‘ könnte ein Semitismus sein und bedeutet ‚glaubten zunehmend an Jesus‘.“ (Bruce)

B. Der triumphale Einzug

1. Die Volksmenge begrüßt Jesus als einen kommenden König

Johannes 12, 12-16

Johannes 12, 12-16
Am folgenden Tag, als viele Leute, die zum Fest erschienen waren, hörten, dass Jesus nach Jerusalem komme, da nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus, ihm entgegen, und riefen:
Hosianna!
Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn,
der König von Israel!
Jesus aber hatte einen jungen Esel gefunden und setzte sich darauf, wie geschrieben steht:
»Fürchte dich nicht, Tochter Zion!
Siehe, dein König kommt,
sitzend auf dem Füllen einer Eselin«.
Dies verstanden aber seine Jünger anfangs nicht, doch als Jesus verherrlicht war, da erinnerten sie sich, dass dies von ihm geschrieben stand und dass sie ihm dies getan hatten.

  1. Am folgenden Tag, als viele Leute, die zum Fest erschienen waren: Das war eine große Menschenmenge, die zu den größten Feiertagen des Judentums kam – zum Passahfest. Viele von ihnen kamen aus Galiläa. Sie kamen mit Lämmern, da das jüdische Gesetz verlangte, dass das Passahlamm vor der Opferung mindestens drei Tage bei der Familie leben musste (2. Mose 12, 3-6). Als Jesus kam und in Jerusalem einzog, waren er und alle anderen von Lämmern zur Opferung umgeben.
    1. „Josephus, der jüdische Geschichtsschreiber, erzählt uns, dass in einem Jahr eine Zählung über die Anzahl der Lämmer, die für das Passahfest geschlachtet wurden, durchgeführt wurde und diese Zahl betrug 256.500. Mit anderen Worten, bei einer so großen Anzahl wurden buchstäblich den ganzen Tag über Lämmer nach Jerusalem hinaufgetrieben. Demzufolge muss Jesus, wann immer er in die Stadt hineinkam, umgeben von Lämmern gewesen sein, während er selbst das Größte unter den Lämmern war.“ (Boice)
  2. Nahmen sie Palmzweige: Die vielen Leute versammelten sich zu etwas, das einer patriotischen Parade glich. Palmzweige waren ein Symbol des jüdischen Nationalismus seit der Zeit der Makkabäer. Die Menge sah in Jesus einen politischen und nationalen Retter, jedoch nicht so sehr einen geistlichen Retter.
    1. „Sie begrüßten Jesus als einen König, obwohl sie nichts von der wahren Bedeutung seines Königtums verstanden. Es scheint, dass sie ihn als einen potenziellen nationalen Führer ansahen, mit dessen Hilfe sie in der Lage sein würden, sich von fremden Mächten vollkommen unabhängig zu machen.“ (Tasker)
    2. „Seit der Zeit der Makkabäer wurden Palmen oder Palmzweige als nationales Symbol verwendet. Palmzweige waren Teil der Prozession, die 164 v. Chr. die Wiedereinweihung des Tempels feierte (2. Makkabäer 10, 7), und erneut, als 141 v. Chr. die volle politische Unabhängigkeit unter Simon gefeiert wurde (1. Makkabäer 13, 51). Später erschienen Palmen als nationale Symbole auf den Münzen, die von den judäischen Aufständischen während des ersten und zweiten Aufstandes gegen Rom (66-70 und 132-135 n. Chr.) geprägt wurden.“ (Bruce)
  3. Hosianna! Gepriesen sei der, welcher kommt im Namen des Herrn: Diese große begeisterte Menge begrüßte Jesus mit Worten aus dem messianischen Psalm 118, 25-26. Der Ausruf Hosianna bedeutete ‚rette jetzt‘ oder ‚hilf doch‘, und an diesem Tag empfing die Menge Jesus als triumphierenden Messias.
  4. Jesus aber hatte einen jungen Esel gefunden und setzte sich darauf: Jesus tat dies sowohl als bewusste Erfüllung der Prophezeiung (Sacharja 9, 9) als auch zur Demonstration des Charakters seines Reiches. Es war ein geistliches Reich, kein militärisches Reich. Er kam in Frieden, nicht um Krieg zu führen.
    1. „Der Esel wurde normalerweise nicht von einer kriegerischen Person benutzt. Er war das Tier eines Mannes des Friedens, eines Priesters, eines Händlers oder dergleichen. Er konnte auch von einer bedeutenden Person benutzt werden, aber in Verbindung mit friedlichen Absichten. Ein Eroberer würde auf einem Kriegspferd in die Stadt reiten, oder vielleicht zu Fuß an der Spitze seiner Truppen einmarschieren. Der Esel verspricht Frieden.“ (Morris)
    2. „Er kam nicht als Eroberer, sondern als Friedensbotschafter. Er ritt auf einem Esel, nicht auf dem Ross eines Königshauses, sondern auf dem eines einfachen Mannes auf Geschäftsreise.“ (Tenney)
  5. Der König von Israel: Das zeigt, dass die Menge mit dem Ausruf ‚Hilf doch!‘ die politische Rettung von der Unterdrückung durch die Römer im Sinn hatte. Doch die Römer hatten wahrscheinlich das Gefühl, dass sie von einem sogenannten König, der ohne Armeen oder die üblichen Machtsymbole kam, wenig zu befürchten hatten.
    1. „’Tochter Zion‘ ist eine Personifikation der Stadt Jerusalem; sie kommt im Alten Testament häufig vor, besonders bei den späteren Propheten.“ (Tenney)

2. Die Volksmenge folgt Jesus, zum Entsetzen der Anführer

Johannes 12, 17-19

Johannes 12, 17-19
Die Menge nun, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grab gerufen und ihn aus den Toten auferweckt hatte, legte Zeugnis ab. Darum ging ihm auch die Volksmenge entgegen, weil sie gehört hatte, dass er dieses Zeichen getan hatte. Da sprachen die Pharisäer zueinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet. Siehe, alle Welt läuft ihm nach!

  1. Darum ging ihm auch die Volksmenge entgegen, weil sie gehört hatte, dass er dieses Zeichen getan hatte: Die Menge verehrte Jesus, weil sie glaubte, dass die Auferweckung des Lazarus von den Toten bewies, dass Jesus der siegreiche Messias sein könnte, nach dem sie sich sehnten.
    1. „Jemand, der einen Toten wieder zum Leben erwecken könnte, wäre zweifellos auch in der Lage, die heilige Stadt vom Joch des Cäsar zu befreien.“ (Bruce)
  2. Siehe, alle Welt läuft ihm nach!: Die Popularität von Jesus war für seine Feinde beleidigend. Sie gab ihnen das Gefühl, dass sie nichts ausrichten konnten. Es macht uns glücklich, die Feinde von Jesus frustriert zu sehen.
    1. „Die Pharisäer übertrieben natürlich, aber die Worte alle Welt läuft ihm nach (Johannes 12, 19) waren, wie die Worte des Kaiphas in Johannes 11, 50, unbewusst prophetisch.“ (Tasker)
    2. „Sie sind besorgt, dass ein paar Judäer beeinflusst wurden. Aber ihre Worte spiegeln die Überzeugung des Johannes wider, dass er die Welt erobern würde.“ (Morris)

C. Die Stunde ist gekommen

1. Griechen kommen, um Jesus zu begegnen

Johannes 12, 20-23

Johannes 12, 20-23
Es waren aber etliche Griechen unter denen, die hinaufkamen, um während des Festes anzubeten. Diese gingen zu Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa war, baten ihn und sprachen: Herr, wir möchten gerne Jesus sehen! Philippus kommt und sagt es dem Andreas, und Andreas und Philippus sagen es wiederum Jesus. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde!

  1. Es waren aber etliche Griechen unter denen, die hinaufkamen, um während des Festes anzubeten: Über den Hintergrund dieser etlichen Griechen wird uns nichts gesagt. Sie können griechische Konvertiten zum Judentum gewesen sein. Sie können griechische Gottesfürchtige gewesen sein, die großen Respekt vor dem Judentum hatten, die aber nicht konvertierten und sich nicht beschneiden ließen. Vielleicht waren sie auch einfach nur griechische Reisende, die für ihre Neugierde bekannt waren.
    1. „Wir haben viel von ihm gehört und wir möchten die Person sehen, von der wir so ungewöhnliche Dinge gehört haben. Das endgültige Heil der Seele entwickelt sich, nach Gottes Plan, oft aus dem Prinzip der reinen Neugierde heraus. Viele haben sich nur gewünscht, einen Mann zu sehen oder zu hören, der viel von Jesus, seinen Wundern und seiner Barmherzigkeit spricht; doch beim Hören spürten sie die Kräfte der kommenden Welt und bekehrten sich wahrhaftig zu den Wahrheiten des Evangeliums.“ (Clarke)
    2. „Bei dieser Gelegenheit mag die Neugier der Griechen über Jesus geweckt worden sein, einfach weil jeder über ihn sprach. Aber es könnte noch einen besonderen Grund gegeben haben. Zwischen den Versen 19 und 20 waren ein oder zwei Tage verstrichen: Jesus war nicht mehr auf dem Weg nach Jerusalem, sondern lehrte täglich in den Tempelvorhöfen. Und in der Zwischenzeit hatte er laut Markus 11, 15-17 die Händler und Geldwechsler aus dem Vorhof vertrieben – genauer gesagt, aus dem äußeren Vorhof -, damit der Ort seine göttlich festgelegte Bestimmung erfüllen konnte, „ein Bethaus für alle Völker“ (Jesaja 56, 7) zu sein. Hatten diese Griechen erkannt, dass dieses Vorgehen im Interesse der Heiden war, die wie sie selbst zur Anbetung des wahren Gottes hinaufkamen, sich aber auf den äußeren Vorhof beschränken mussten?“ (Bruce)
  2. Herr, wir möchten gerne Jesus sehen: Diese Griechen hatten von Jesus gehört, vielleicht von seinem Ruf als Lehrer und Vollbringer von Wundern. Das, was sie von Jesus wussten, brachte sie dazu, mehr über ihn erfahren zu wollen, und so kamen sie zu Philippus (dem einzigen Jünger mit einem griechischen Namen) und baten darum, Jesus zu sehen.
    1. „Am Ende von Jesu Leben begeben sich diese Männer aus dem Westen auf denselben Weg, wie die Weisen aus dem Osten zu Beginn seines Lebens: – aber sie kommen zum Kreuz des Königs, wie jene zu seiner Wiege.“ (Stier, zitiert in Alford)
  3. Die Stunde ist gekommen: Mindestens zweimal vorher sagte Jesus, dass die Zeit noch nicht gekommen war (Johannes 2, 4 und 7, 6). Er nahm das offene Interesse der Nichtjuden als das Signal, dass nun die Stunde gekommen ist, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde.
    1. „In diesem Evangelium sehen wir Jesus als den Erlöser der Welt, und offensichtlich will Johannes uns zu verstehen geben, dass dieser Kontakt mit den Griechen den Höhepunkt einläutete … Jesus sieht es als Beweis dafür, dass seine Mission ihren Höhepunkt erreicht hat und dass er nun für die Welt, einschließlich der Griechen, sterben soll.“ (Morris)
    2. Die Tatsache, dass seine Stunde noch nicht gekommen war, hatte ihn zuvor vor Gewalt bewahrt (Johannes 7, 30; 8, 20). Jetzt, da die Stunde gekommen ist, war es für Jesus an der Zeit, das letzte Opfer zu bringen.
    3. Jesus antwortete nie wirklich diesen interessierten nichtjüdischen Männern, aber er tat es auf der anderen Seite des Kreuzes. Damit die Menschheit neues Leben in Gott, dem Sohn, empfangen konnte, musste Jesus zuerst sterben (verherrlicht werden).
  4. Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht werde: Jesus hatte damit nicht gemeint, dass er in den Augen der Menschen verherrlicht werden würde. Das war beim triumphalen Einzug geschehen. Die Verherrlichung, auf die Jesus hier hinwies, war das verherrlicht werden am Kreuz. Etwas, das die Welt nur als schmachvolle Erniedrigung sehen konnte, sah Jesus als verherrlicht werden an.
    1. Die Stunde ist gekommen: „Das Verb ‚ist gekommen‘ steht im Perfekt, ‚die Stunde ist gekommen und bleibt bei uns‘. Es gibt kein Zurück mehr.“ (Morris)

2. Jesus erklärt, warum er bereit ist, dem Tod ins Auge zu sehen

Johannes 12, 24-26

Johannes 12, 24-26
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viel Frucht. Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren; wer aber sein Leben in dieser Welt hasst, wird es zum ewigen Leben bewahren. Wenn jemand mir dienen will, so folge er mir nach; und wo ich bin, da soll auch mein Diener sein; und wenn jemand mir dient, so wird ihn [mein] Vater ehren.

  1. Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt: So wie ein Same niemals zu einer Pflanze wird, wenn er nicht stirbt und begraben wird, so war der Tod und das Begräbnis Jesu für seine Verherrlichung erforderlich. Bevor es Auferstehungskraft und Frucht geben kann, muss der Tod erfolgen.
    1. „Das in Vers 24 genannte Prinzip ist weitreichend anwendbar; wenn es auf Jesus zutrifft, muss es auch für seine Nachfolger gelten.“ (Bruce)
  2. Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren; wer aber sein Leben in dieser Welt hasst, wird es bewahren: Wir sind aufgerufen, unser Leben zu hassen, nicht in dem Sinne, dass wir es missachten, sondern in dem Sinne, dass wir es freiwillig für Gott aufgeben. Unser Leben ist für uns kostbar, besonders weil es etwas ist, das wir Jesus geben können.
    1. Jesus fokussierte unseren Hass auf dieses Leben, als er sagte, wer sein Leben in dieser Welt hasst. Wir sollen unser Leben in dieser Welt gering achten und stattdessen erkennen, dass wir nur Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind, mit einer Heimat im Himmel statt auf der Erde (Hebräer 11, 13-16).
    2. „Der Mensch, dessen Prioritäten richtig sind, hat eine solche Bereitschaft, die Dinge Gottes zu lieben, dass im Vergleich dazu jedes Interesse an den Belangen dieses Lebens als Hass empfunden wird.“ (Morris)
  3. Wenn jemand mir dienen will, so folge er mir nach: Ein Christ zu sein bedeutet, Jesus zu dienen, ihm zu folgen. Es bedeutet nicht, dass du aufhörst, in deinem Beruf zu arbeiten oder dich um deine Familie zu kümmern oder in der Schule zu lernen. Es bedeutet, dass du all das als ein Diener Jesu, ein Nachfolger Jesu, tust.
    1. „Ihr alle, die ihr Christus als euren Retter haben möchtet, ihr müsst bereit sein, ihm zu dienen. Wir werden nicht durch den Dienst gerettet, sondern wir werden zum Dienst gerettet.“ (Spurgeon)
    2. Mir dienen: „Diakonos ist vor allem ein anwesender Diener, bei Tisch oder anderswo; ein doulos kann in der Ferne dienen: daher ist diakonos in diesem Vers so passend. Das Amt des diakonos mag ein demütiges und beschwerliches sein, aber vom Vater gewürdigt oder geehrt zu werden, krönt das Leben.“ (Dods)
    3. Es wäre einfach, dass die Jünger denken: „Jesus geht ans Kreuz. Gott sei Dank muss ich das nicht tun.“ Dann sagt Jesus: „Folge mir nach.“
    4. „Stellen Sie sich vor, wie ein Mann vor der ganzen Menschheit aufsteht und ganz nüchtern und bestimmt zu ihnen sagt: ‚Ich bin das verwirklichte Ideal menschlichen Verhaltens; ich bin die fleischgewordene Vollkommenheit; und ihr alle, in all der unendlichen Vielfalt von Lebensumständen, Kulturen und Charakter, sollt mich zu eurem Vorbild und eurem Führer machen.‘“ (Maclaren)
  4. Wo ich bin, da soll auch mein Diener sein: Jesus beschreibt den Diener als einen, der dort sein möchte, wo Jesus ist. Das ist keine erzwungene Sklaverei, in welcher der Diener lieber frei vom Meister sein will. Dies ist ein bewusst gewählter, bereitwilliger Dienst, durch dem man dem Meister einfach nahe sein will.
    1. Wo ich bin: „Das Wort bezieht sich nicht auf den Ort unseres Herrn in jenem Augenblick, sondern auf seinen eigentlichen, wahren Ort, nämlich (Johannes 17, 24) in der Herrlichkeit des Vaters.“ (Alford)
  5. Wenn jemand mir dient, so wird ihn [mein] Vater ehren: Dies ist eine eindrucksvolle Verheißung. Wenn man Jesus dient, erhält man als Belohnung Ehre von Gott, dem Vater. Diese Ehre bedeutet sowohl Belohnung als auch Anerkennung.

3. In der entscheidenden Stunde bringt Jesus seine Entschlossenheit zum Ausdruck

Johannes 12, 27-28a

Johannes 12, 27-28a
Jetzt ist meine Seele erschüttert. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen!

  1. Meine Seele ist erschüttert: Jesus ließ sich auf diese entscheidende Stunde ein, und doch beunruhigte sie ihn, weil er wusste, was die Qualen des Kreuzes für ihn bedeuten würden. Zwar berichtet uns Johannes nicht über das Gebet Jesu in Gethsemane, aber der hinter dem Gebet stehende Gedanke, wird in Johannes 12, 27-28 ausgedrückt.
    1. „Als Mensch war er erschüttert über den bevorstehenden gewaltsamen Tod. Die Natur verabscheut den Tod: Gott hat diese Abscheu in die Natur hineingelegt, damit wird sie zu einem Prinzip der Selbsterhaltung; und dem verdanken wir all die Klugheit und Vorsicht, durch die wir Gefahren vermeiden.“ (Clarke)
  2. Und was soll ich sagen? „Vater, hilf mir aus dieser Stunde?“: Da Jesus wusste, dass dies die entscheidende Stunde war, konnte er nicht darum bitten, der Stunde zu entfliehen, denn er wusste, doch darum bin ich in diese Stunde gekommen. Das Kreuz, das einen Schatten auf das gesamte Leben und Wirken Jesu geworfen hatte, wurde nun zur Realität in Jesu Leben.
    1. „Es scheint klar zu sein, dass die Worte eine rhetorische Frage darstellen, ein hypothetisches Gebet, auf das Jesus schaut, das er aber nicht beten will.“ (Morris)
    2. „Der eigentliche Zweck seiner Menschwerdung, der Grund seines Kommens in die Welt und Seines Bleibens bis zu dieser Stunde war es, diesem Leiden zu begegnen.“ (Trench)
  3. Vater, verherrliche deinen Namen: Als Jesus an das Kreuz dachte, das nur noch wenige Tage entfernt war, war sein Hauptanliegen, den Namen und den Charakter Gottes, des Vaters, zu verherrlichen.

4. Der Vater bezeugt Jesus mit einer Stimme vom Himmel

Johannes 12, 28b-30

Johannes 12, 28b-30
Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und will ihn wiederum verherrlichen! Die Menge nun, die dabeistand und dies hörte, sagte, es habe gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat mit ihm geredet! Jesus antwortete und sprach: Nicht um meinetwillen ist diese Stimme geschehen, sondern um euretwillen.

  1. Da kam eine Stimme vom Himmel: Dies war das dritte hörbare göttliche Zeugnis über Jesus Status als der Sohn Gottes, nach der göttlichen Stimme bei seiner Taufe und seiner Verklärung.
  2. Ich habe ihn verherrlicht und will ihn wiederum verherrlichen: Das war eine Bestätigung von Gott, dem Vater. Während Jesus dem Kreuz entgegen ging, war sein Hauptanliegen, den Vater zu verherrlichen. Nun hatte er die Gewissheit, dass er dies bereits getan hatte und weiterhin tun würde.
    1. Und will ihn verherrlichen: „Christus wurde verherrlicht: 1. Durch die Wunder, die bei seinem Tod geschahen. 2. Durch seine Auferstehung. 3. Durch seine Himmelfahrt und seinem Sitzen zur Rechten Gottes. 4. Durch das Herabkommen des Heiligen Geistes auf die Apostel. 5. Durch den erstaunlichen Erfolg, mit dem das Evangelium aufgenommen wurde, und durch den das Reich Christi in der Welt verbreitet worden ist.“ (Clarke)
    2. Und will ihn wiederum verherrlichen: „Das Wort wiederum impliziert hier keine bloße Wiederholung, sondern eine Intensivierung der Verherrlichung eines weiteren Males: und dieses Mal vollständig und endgültig.“ (Alford)
  3. Nicht um meinetwillen ist diese Stimme geschehen, sondern um euretwillen: Für einige klang die Stimme Gottes wie ein Donnerschlag. Andere dachten, es klang wie die Sprache der Engel. Sie schenkte denjenigen, die sie erkannten, vor diesen kritischen Tagen Vertrauen in Jesus.
    1. „In Apostelgeschichte 9, 7 und 22, 9 hörten die Begleiter des Saulus zwar den physischen Widerhall, aber nicht so, dass sie die Stimme verstanden, denn sie war nicht für sie bestimmt.“ (Trench)

5. Jesus verkündet deutlich seinen Tod

Johannes 12, 31-33

Johannes 12, 31-33
Jetzt ergeht ein Gericht über diese Welt. Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden; und ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. Das sagte er aber, um anzudeuten, durch welchen Tod er sterben würde.

  1. Jetzt ergeht ein Gericht über diese Welt: Der Geist dieser Welt wurde durch die Art und Weise gerichtet, wie er Jesus am Kreuz behandelt hat. Das Kreuz hat nicht nur die Welt gerichtet, sondern auch Satan besiegt (nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen). Die Niederlage der Welt (die gegen Jesus gerichtete Kultur) und Satans bedeuteten den Sieg Gottes und den des Volkes Gottes.
    1. Wir könnten diese Welt in dem Sinne, wie Jesus sie bezeichnete, als eine gegen Jesus gerichtete Kultur definieren. Diese Kultur hat einen Anführer, den Fürst dieser Welt – Satan, den großen Widersacher Gottes (Johannes 14, 30; 16, 11; 2. Korinther 4, 4; Epheser 2, 2; 6, 12).
  2. Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden: Satan, der große Widersacher, wurde in gewisser Weise durch das, was Jesus am Kreuz vollbracht hat, hinausgeworfen. Satan wurde aus jeder rechtmäßigen Autorität über Gottes Volk hinausgeworfen.
    1. „Aber das Urteil der Welt über Jesus, das von dem finsteren Herrschergeist (Archon) der gegenwärtigen Weltordnung gefällt wurde, wird von einem höheren Gericht aufgehoben werden; der Herrschergeist selbst wird entmachtet werden.“ (Bruce)
    2. „Wegen seines Ungehorsams wurde der Mensch von Gott aus dem Garten Eden vertrieben, weil er sich dem Fürsten dieser Welt unterworfen hatte (Johannes 12, 31); nun wird durch den perfekten Gehorsam Jesu am Kreuz der Fürst dieser Welt von seiner gegenwärtigen Vorherrschaft entmachtet.“ (Tasker)
    3. Kolosser 2, 14-15 schildert anschaulich die Niederlage Satans am Kreuz: und er hat die gegen uns gerichtete Schuldschrift ausgelöscht, die durch Satzungen uns entgegenstand, und hat sie aus dem Weg geschafft, indem er sie ans Kreuz heftete. Als er so die Herrschaften und Gewalten entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte über sie an demselben.
  3. Wenn ich von der Erde erhöht bin: Das Verb für ‚erhöht‘ hat eine gewollte Doppelbedeutung. Es bedeutet sowohl eine wörtliche Erhöhung (an einem Kreuz emporgehoben zu sein) als auch Erhabenheit (in Rang oder Ehre erhoben zu sein). Jesus versprach, dass er, wenn er am Kreuz erhöht (emporgehoben, erhaben) wird, alle zu sich ziehen wird.
    1. „In ὑψωθῶ [erhöht] gibt es daher, obwohl der direkte Bezug zu seiner Erhöhung am Kreuz besteht, eine zusätzliche Anspielung auf seine Erhöhung auf einen Thron … Es war das Kreuz, das zu seinem Thron werden sollte und wodurch er die Menschen zu sich als sein Eigentum ziehen würde.“ (Dods)
    2. Wenn ich erhöht bin: „Dieses ‚wenn‘ steht für ‚sobald‘; für Jesus gibt es keinen Zweifel daran, dass er gekreuzigt werden wird.“ (Tasker)
    3. Jesus wusste, dass der Nutzen seines Kreuzestodes weit über den Segen und die Rettung des jüdischen Volkes hinausgehen würde. Er würde alle Völker zu sich ziehen.
    4. Werde alle zu mir ziehen: „Das Kreuz ist der Magnet des christlichen Glaubens. Jesus Christus zieht die Menschen zu sich, hauptsächlich jedoch durch sein Kreuz … Wie die Geschichte zeigt, demontiert man das Christentum, wenn man den Tod am Kreuz für die Sünde der Welt wegstreicht. Was übrig bleibt, ist nicht ein Magnet, sondern ein Stück altes Eisen.“ (Maclaren)
    5. Alle: „Keine Bevölkerungsschicht oder irgendein Geschöpf ist von der Barmherzigkeit Gottes in Christus Jesus ausgeschlossen. ‘Ich, wenn ich von der Erde erhöht bin, werde alle Menschen zu mir ziehen‘; und die Kirchengeschichte beweist, wie sehr das stimmt: die Auflistung der Bekehrten umfasst Fürsten und Arme, Adlige und Knechte.“ (Spurgeon)
  4. Das sagte er aber, um anzudeuten, durch welchen Tod er sterben würde: Jesus wusste nicht nur, dass er sterben würde, sondern auch, dass er an einem Kreuz sterben würde, erhöht von der Erde. Jesus war sich bewusst, wie schmerzhaft und erniedrigend sein Tod sein würde, aber er gehorchte dennoch dem Willen Gottes.

6. Wird der Messias ewig leben?

Johannes 12, 34-36

Johannes 12, 34-36
Die Menge antwortete ihm: Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus in Ewigkeit bleibt; wie sagst du denn, der Sohn des Menschen müsse erhöht werden? Wer ist dieser Sohn des Menschen? Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht noch habt, damit euch die Finsternis nicht überfällt! Denn wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes werdet! Dies redete Jesus und ging hinweg und verbarg sich vor ihnen.

  1. Wir haben aus dem Gesetz gehört, dass der Christus in Ewigkeit bleibt: Den Leuten waren nur die Passagen aus dem Gesetz (dem Alten Testament) beigebracht worden, die vom Triumph des Messias sprachen. Die Stellen, die von seinem Leiden sprachen (wie Psalm 22 und Jesaja 53), waren ihnen weitestgehend unbekannt. Das ließ sie daran zweifeln, ob Jesus wirklich der Messias, der Sohn des Menschen, war.
    1. „Es gab mehrere Stellen, die von der Ewigkeit seiner Herrschaft sprachen, wie z.B. Jesaja 9, 6; Hesekiel 37, 25; Daniel 7, 14. Sie verwechselten wahrscheinlich das eine mit dem anderen und zogen so die Schlussfolgerung: Der Messias kann nicht sterben; denn die Schrift hat gesagt: sein Thron, sein Reich und seine Herrschaft werden ewig sein.“ (Clarke)
    2. Diese Menschenmenge, die einen politischen Eroberer enthusiastisch begrüßte, war nicht bereit, über seinen Opfertod nachzudenken. Es passte nicht in ihre Vorstellung davon, wie der Messias sein sollte.
    3. Sohn des Menschen: „Diese Textstelle zeigt neben anderen, dass der ‚Menschensohn‘ ein Titel war, der auf die Messiasrolle hindeutet, der aber nicht ganz eindeutig in seiner Bedeutung und nicht ganz identisch mit dem Titel ‚Messias‘ war.“ (Dods)
  2. Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch … Solange ihr das Licht noch habt, glaubt an das Licht: Jesus versicherte ihnen, dass er nur noch kurze Zeit bei ihnen sein würde. Das Licht seines irdischen Dienstes war im Begriff zu verlöschen.
    1. Wir müssen an Jesus glauben, solange das Licht da ist, denn es wird nicht ewig anhalten. Gottes Geist wird nicht für immer im Menschen bleiben (1. Mose 6, 3), und wir müssen seinem Ruf folgen, solange er ertönt.
    2. Kinder des Lichtes: „Die semitische Redewendung ‚Kinder des‘ beschreibt Menschen, die Eigenschaften besitzen, die man ihrem ,Vater‘ zuschreibt. In unserem Sprachgebrauch würden wir wahrscheinlich ‚Menschen des Lichts‘ sagen, vgl. unseren Ausdruck ‚ein Ehrenmann‘.“ (Tasker)

7. Johannes erklärt ihren Unglauben im Zusammenhang mit alttestamentlichen Prophezeiungen

Johannes 12, 37-41

Johannes 12, 37-41
Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn; damit das Wort des Propheten Jesaja erfüllt würde, das er gesprochen hat:
»Herr, wer hat unserer Verkündigung geglaubt,
und wem ist der Arm des Herrn geoffenbart worden?«
Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja hat wiederum gesprochen:
»Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verhärtet,
damit sie nicht mit den Augen sehen,
noch mit dem Herzen verstehen und sich bekehren
und ich sie heile«.
Dies sprach Jesaja, als er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete.

  1. Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn: Durch sein ganzes Evangelium hindurch erzählte uns Johannes von vielen Zeichen, die Jesus tat und die uns zum Glauben an ihn bewegen sollten (Johannes 2, 11; 4, 54; 6, 14). Doch viele glaubten nicht an ihn. Anhand von zwei Zitaten des Propheten Jesaja (Jesaja 53, 1 und 6, 9-10) erklärte Johannes, dass dies bereits prophezeit wurde.
    1. „Nach Jahrhunderten der christlichen Geschichte, in denen die Gemeinde fast ausschließlich aus Heiden bzw. Nichtjuden bestand, sind wir zu der Annahme gelangt, dass es ganz normal ist, dass es nur wenige Juden in ihr gibt. Aber so sah es für die Menschen des Neuen Testaments nicht aus.“ (Morris)
  2. Wem ist der Arm des Herrn geoffenbart worden: Indem er aus Jesaja 53, 1 zitierte, betonte Johannes, dass wenn ein Mensch glaubt, dann deshalb, weil Gott sich ihm selbst und Seine Wahrheit offenbart hat. Jesus hatte sich ihnen selbst durch die vielen Zeichen und durch seine Lehre offenbart.
  3. Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verhärtet: Mit dem Zitat aus Jesaja 6, 9-10 betonte Johannes, dass der Unglaube darauf zurückzuführen war, dass Gott diejenigen richtete, die sich weigerten, seine Wahrheit zu erkennen und sich ihm zuzuwenden. Gott stärkte sie in ihrer Entscheidung, entweder für Jesus oder gegen ihn. Im Licht dieses Prinzips konnten sie nicht glauben, genau wie es Jesaja gesagt hatte.
    1. „Nicht einer von ihnen war unfähig zu glauben; im folgenden Text wird deutlich gemacht (Johannes 12, 42), dass viele tatsächlich an ihn glaubten. Aber die alttestamentliche Vorhersage musste sich erfüllen, und sie erfüllte sich bei denen, die tatsächlich nicht glaubten.“ (Bruce)
    2. „Er will damit nicht sagen, dass die Verblendung ohne den Willen oder gar gegen den Willen dieser Menschen geschieht. Ebenso wie die Verstockung ihres Herzens. Diese Männer wählten das Böse. Es war ihre eigene bewusste Entscheidung, ihre eigene Schuld.“ (Morris)
  4. Dies sprach Jesaja, als er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete: Wie in der Prophezeiung in Jesaja 6 beschrieben wird, sah der Prophet Jesaja den Herrn, Jahwe (Jesaja 6, 1-13). Johannes verstand richtig, dass Jesaja die Herrlichkeit von Jesus vor seiner Menschwerdung sah und dass Jesus tatsächlich Jahwe ist.
    1. „Die in Jesaja 6 aufgezeichnete Vision des Propheten Jesaja wird von Johannes als eine Vision der gesamten Gottheit interpretiert. Der Prophet sah sowohl die Herrlichkeit Christi als auch die Herrlichkeit des Vaters.“ (Tasker)

8. Einige der Obersten haben einen schwachen Glauben an Jesus

Johannes 12, 42-43

Johannes 12, 42-43
Doch glaubten sogar von den Obersten viele an ihn, aber wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht, damit sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden. Denn die Ehre der Menschen war ihnen lieber als die Ehre Gottes.

  1. Doch glaubten sogar von den Obersten viele an ihn, aber wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht: Zu diesem Zeitpunkt im Dienst Jesu gab es viele, die heimlich an ihn glaubten. Sie sahen die Zeichen, die er tat und hörten seine Lehre, doch weil sie Angst davor hatten, was andere gegen sie denken und tun würden, wollten sie ihre Zugehörigkeit zu und ihr Vertrauen auf Jesus nicht öffentlich bekennen.
    1. „Geheime Jüngerschaft ist ein Widerspruch in sich selbst, denn ‚entweder tötet die Geheimhaltung die Jüngerschaft, oder die Jüngerschaft tötet die Geheimhaltung.’“ (Barclay)
    2. Bischof Trench war verständnisvoller: „Die Kommentatoren sind streng mit diesen verschüchterten Menschen. Sind denn alle Christen heldenhaft? Gibt es unter uns keinen glimmenden Docht?“ (Trench)
  2. Denn die Ehre der Menschen war ihnen lieber als die Ehre Gottes: Jesus hatte gerade erklärt, dass jeder, der ihm dient, Ehre von Gott erhalten würde (Johannes 12, 26). Dennoch gab es viele, die die Ehre, die ihnen von anderen Menschen entgegengebracht wurde, lieber hatten, als das Lob, das sie von Gott erhielten.
    1. Die Ehre der Menschen war ihnen lieber: „Was ist sie anderes als ein bisschen stinkiger Atem? Damit haben sie ihren Lohn erhalten.“ (Trapp)

9. Ein letzter Appell an den Glauben: Jesus richtet einen letzten, leidenschaftlichen Appell an die Volksmenge

Johannes 12, 44-50

Johannes 12, 44-50
Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat. Ich bin als ein Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt. Und wenn jemand meine Worte hört und nicht glaubt, so richte ich ihn nicht; denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern damit ich die Welt rette. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am letzten Tag. Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, er hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und was ich reden soll. Und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Darum, was ich rede, das rede ich so, wie der Vater es mir gesagt hat.

  1. Jesus aber rief und sprach: Dies sind die letzten, im Johannesevangelium aufgezeichneten Worte von Jesus an die Öffentlichkeit. In dieser letzten Rede an die Volksmenge betonte Jesus die Themen all seiner vorherigen Predigten im Johannesevangelium. Sie enthielt eine Erinnerung an seine Lehre, eine Aufforderung sich zu entscheiden, eine Warnung an diejenigen, die sich gegen ihn entscheiden würden und ein Versprechen an diejenigen, die sich für ihn entscheiden würden.
    1. Rief: „Die Vergangenheitsform im Urtext bedeutet, dass das Rufen anhaltend war.“ (Tasker)
    2. „In der Regel hat unser Heiland nicht gerufen. Er schrie nicht und erhob seine Stimme nicht auf der Straße. Aber hin und wieder, zu einer besonderen Stunde, berichten uns die Evangelien, dass er rief (Johannes 7, 37).“ (Morrison)
  2. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat: Jesus betonte seine Einheit mit Gott, dem Vater. An Jesus zu glauben bedeutete, an den, der ihn gesandt hatte zu glauben, und zwar noch mehr als an Jesus selbst.
    1. „Obwohl sie ihn wegen dieser Behauptung (seiner Einheit mit Gott) kreuzigen werden, nimmt er nichts von dem zurück, was er gesagt hatte, sondern bekräftigt seine Aussagen nochmal nachdrücklich, und das im Angesicht des Todes!“ (Clarke)
  3. Ich bin als ein Licht in die Welt gekommen: Jesus betonte seine eigene Wahrhaftigkeit, und die Notwendigkeit, dass die Menschen ihm nachfolgen müssen – oder in der Finsternis bleiben.
  4. Ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern damit ich die Welt rette: Die Menschwerdung Jesu wäre nicht notwendig gewesen, wenn er nur gekommen wäre, um zu richten. Er hätte nicht die Menschlichkeit zu seiner Göttlichkeit hinzufügen müssen, um das zu tun. Aber er musste es tun, um die Menschheit zu retten. Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten – es gibt unausweichliche Konsequenzen dafür, Jesus abzulehnen.
    1. „Sein letztes Wort ist nicht eines der Verdammnis. Es ist ein liebevoller Aufruf.“ (Morris)
    2. „Im vierten Evangelium gibt es immer wieder diesen grundlegenden Widerspruch: Jesus kam in Liebe, doch sein Kommen selbst ist ein Gericht.“ (Barclay)
  5. Ich habe nicht aus mir selbst geredet: Jesus betonte seine eigene Unterordnung unter Gott dem Vater. Seine Autorität war eng mit seiner Unterordnung unter Gott dem Vater verbunden.
    1. Was ich sagen und was ich reden soll: „Ersteres beschreibt die Lehre nach ihrem Inhalt, letzteres die unterschiedliche Art und Weise der Verkündigung.“ (Dods)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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