1. Jesus antwortet auf eine Anschuldigung der Pharisäer
Lukas 15, 1-3
Lukas 15, 1-3 Es pflegten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder zu nahen, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt Sünder an und isst mit ihnen! Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichnis und sprach:
Es pflegten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder zu nahen, um ihn zu hören: Als Jesus zu großen Menschenmengen sprach (Lukas 14, 25), forderte er sie stark heraus, im Bezug auf Jüngerschaft und Hingabe. Seine klaren Forderungen haben die Menschen nicht abgeschreckt; sie haben sie zu Jesus hingezogen.
Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichnis und sprach: Dieses Kapitel, eines der bekanntesten in der Bibel, besteht aus Gleichnissen, die Jesus als Antwort auf die Anschuldigung erzählte: „Dieser nimmt Sünder an und isst mit ihnen!“
Die folgenden Gleichnisse richteten sich an die Pharisäer und Schriftgelehrten, welche murrten. Zur Zeit Jesu teilte die religiöse Elite die Menschen in zwei Gruppen ein: Die Unreinen und die Gerechten. Sie beschlossen, sich so weit wie möglich vom Unreinen fernzuhalten. Zur Zeit Jesu nahmen einige Rabbiner diesen Gedanken so ernst, dass sie sich weigerten, den Unreinen Gottes Wort zu lehren (Morris).
„Kein Mensch soll sich mit dem Sünder zusammentun, nicht einmal, um ihm das Gesetz zu bringen.“ (m. Mek. Ex. 18, 1, zitiert in Pate)
Die folgenden Gleichnisse richteten sich an die Pharisäer und Schriftgelehrten, aber gleichzeitig auch an die Schar der Zöllner und Sünder, die sich ihm … nahen, um ihn zu hören.
2. Ein verirrtes Schaf finden
Lukas 15, 4-7
Lukas 15, 4-7 Welcher Mensch unter euch, der hundert Schafe hat und eines von ihnen verliert, lässt nicht die neunundneunzig in der Wildnis und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es auf seine Schulter mit Freuden; und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war! Ich sage euch, so wird auch Freude sein im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die keine Buße brauchen!
Und eines von ihnen verliert: Es passiert ab und zu, dass ein Schaf verloren geht oder dass ein Hirte ein Schaf sucht. Es scheint jedoch seltsam, dass ein Hirte 99 % seiner Herde um des 1 % willen gefährdet. Entweder wähnte man die 99 % in Sicherheit, oder der Sinn dieses Gleichnisses liegt in der Freude über dieses 1 %; nicht in der Vernachlässigung der 99 %.
„Kein Tier verläuft sich so leicht wie ein Schaf; keines ist kopfloser und keines so unfähig, den Weg zurück zur Herde zu finden, wenn es einmal in die Irre gegangen ist. Es wird nach der Herde blöken und trotzdem in die der Herde entgegengesetzten Richtung weiterlaufen. Das habe ich schon oft beobachtet.“ (Clarke)
Geht dem verlorenen nach, bis er es findet: Das verlorene Schaf würde sich niemals selbst retten oder den Hirten von sich aus finden können. Wenn der Hirte nicht eingreifen würde, wäre das Schaf dem Untergang geweiht.
Viele Rabbiner glaubten damals, dass Gott denjenigen Sünder aufnimmt, der auf die richtige Art und Weise zu ihm kommt. Aber im Gleichnis vom Hirten und vom Schaf lehrte Jesus, dass Gott aktiv nach den Verirrten sucht. Er nimmt die Verirrten nicht etwa widerwillig auf, sondern er sucht aktiv nach ihnen. Gott findet den Sünder eher, als dass der Sünder Gott findet.
„Ein bedeutender jüdischer Gelehrter hat erklärt, dass dies das einzig wirklich Neuartige ist, was Jesus den Menschen über Gott nahe brachte – dass er tatsächlich nach den Menschen suchte.“ (Barclay)
Nimmt er es auf seine Schulter: Wenn Jesus seine Menschen findet, dann trägt er sie auch. Denn Christus ist, als wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. (Römer 5, 6)
Mit Freuden … Freut euch mit mir … wird auch Freude sein im Himmel: Die Betonung in diesem Gleichnis liegt nicht auf dem Mengenverhältnis, sondern auf der Freude, das Verirrte zu finden. Das war der Irrtum der Pharisäer und Schriftgelehrten, die sich darüber empörten. Sie freuten sich nicht, wenn Zöllner und Sünder sich Jesus nahten.
Über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die keine Buße brauchen: Obwohl das Schaf nichts dazu beiträgt, um sich selbst zu retten oder umzukehren, erwähnt Jesus in den letzten Worten dieser kurzen Geschichte die Notwendigkeit der Buße. Es ist fast so, als ob er sagte: „Das Schaf tut nicht Buße, aber du sollst Buße tun, wenn Gott dich findet.“
3. Eine verlorengegangene Münze (Drachme) finden
Lukas 15, 8-10
Lukas 15, 8-10 Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat, zündet nicht, wenn sie eine Drachme verliert, ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie sie findet? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie die Freundinnen und die Nachbarinnen zusammen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte! Ich sage euch, so ist auch Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
Oder welche Frau, die zehn Drachmen (Silbermünze, antike Gewichts- und Münzeinheit) hat … wenn sie eine Drachme verliert: Wenn der Schäfer an einem von Hundert interessiert war, macht es Sinn, dass die Frau an einem von Zehn interessiert war. Sie tat die Münze nicht einfach als verloren ab oder kümmerte sich nicht mehr darum.
Bruce ergänzt hier, dass diese Münze möglicherweise zusammen mit mehreren anderen an einer silbernen Kette getragen wurde, die als Zeichen einer verheirateten Frau um den Kopf gelegt wurde. Sie war ein kostbarer Schmuck für die Frau und das machte den Verlust umso schmerzhafter.
In gewisser Weise gehören die Verlorenen Gott, ob sie es wissen oder nicht. „Das Silberstück ging verloren, wurde aber dennoch (als Besitz) beansprucht. Beachten Sie, dass die Frau das Geld ‘mein Silberstück, das verloren ging’ nannte. Als sie ihren Besitz verlor, verlor sie nicht ihr Recht daran; es wurde nicht das Eigentum einer anderen Person, als es ihr aus der Hand glitt und auf den Boden fiel.“ (Spurgeon)
Zündet … ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß: Die Frau in der Geschichte machte zuerst Licht; dann fegte und säuberte sie das Haus und suchte die ganze Zeit mit Fleiß und ganz gezielt nach der Münze. Sie suchte so lange, bis sie die Münze fand.
Auf diese Weise wird die Gemeinde, geleitet vom Heiligen Geist, nach verlorengegangenen Seelen suchen. Zuerst wird sie das Licht von Gottes Wort ausstrahlen, dann kehrt und reinigt sie ihre eigene Wohnung und dann wird sie mit Fleiß nach den Verlorenen suchen.
„Eines der ersten Dinge, die uns stark auffallen, ist der Wert einzelner Seelen. Es war ein Schaf, das der Hirte suchen ging und für eine einzige Münze durchsuchte die Frau das ganze Haus.“ (Morrison)
Freut euch mit mir: Als sie die Münze schließlich gefunden hatte, war die Frau natürlich glücklich. Genauso glücklich ist Gott, wenn die Sünder Buße tun. Im Gegensatz dazu beklagt sich die religiöse Elite, wenn die Zöllner und Sünder sich Jesus nähern, um ihn zu hören.
Wir ziehen oft nicht in Betracht, dass Gott sich freut, aber dieser Abschnitt sagt uns, dass er es tut und unter welchen Umständen er sich freut. Wie sich ein Bräutigam an seiner Braut freut, so wird dein Gott sich an dir freuen (Jesaja 62, 5). Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der rettet; er wird sich über dich freuen mit Wonne, er wird still sein in seiner Liebe, er wird über dich jubelnd frohlocken. (Zefanja 3, 17)
Laut Barclay glaubten viele der religiösen Menschen zur Zeit Jesu etwas anderes und hatten dafür sogar ein Sprichwort: „Es wird Freude im Himmel über einen Sünder geben, der vor Gott ausgelöscht wird.“ Die Christen heute müssen aufpassen, dass sie nicht den gleichen Eindruck erwecken, insbesondere in ihrem oft unangemessenen Eifer, sich gegen kulturell verbreitete Sünden auszusprechen.
Über einen Sünder, der Buße tut: Verlorenen Münzen ist es unmöglich, Buße zu tun, deshalb fügte Jesus dies hinzu, damit sowohl die religiöse Elite als auch die Sünder, die ihn hörten, wussten, dass Buße für verlorene Menschen wichtig ist.
B. Den verlorenen Sohn finden
1. Wie der Sohn verloren ging
Lukas 15, 11-16
Lukas 15, 11-16 Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zum Vater: Gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt, Vater! Und er teilte ihnen das Gut. Und nicht lange danach packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte er sein Vermögen mit ausschweifendem Leben. Nachdem er aber alles aufgebraucht hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und auch er fing an, Mangel zu leiden. Da ging er hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seine Äcker, die Schweine zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, welche die Schweine fraßen; und niemand gab sie ihm.
Ein Mensch hatte zwei Söhne: Der größte Teil dieses dritten Gleichnisses handelt von dem jüngeren der beiden Söhne, aber der ältere Bruder wird am Ende des Gleichnisses ebenfalls erwähnt und deutlich beschrieben.
Gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt: In jenen Tagen konnte ein Vater das Erbe entweder vor oder nach seinem Tod verteilen, in der Regel geschah es jedoch erst danach (Geldenhuys). Der jüngere Sohn bat aus Dummheit und Habgier um eine besondere Ausnahme.
Der Vater steht eindeutig für die Liebe Gottes. Seine Liebe erlaubte Rebellion und respektierte in gewissem Sinne den menschlichen Willen. Der Vater wusste, dass der Sohn eine dumme und habgierige Bitte geäußert hatte, und erlaubte ihm dennoch, seinen Weg zu gehen.
Und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte er sein Vermögen mit ausschweifendem Leben: Der Sohn verließ diese Gegend, um vom Vater unabhängig zu werden und lebte ein ausschweifendes (leichtsinniges, törichtes, verschwenderisches) Leben. Zweifellos war es ein Vergnügen, solange es anhielt.
Nachdem er aber alles aufgebraucht hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land: Der Sohn war vollkommen allein verantwortlich für das verschwenderische, törichte Leben und das Ausgeben des Geldes. Er war nicht schuld an der gewaltigen Hungersnot, war aber trotzdem von ihr betroffen.
Er fing an, Mangel zu leiden … der schickte ihn auf seine Äcker, die Schweine zu hüten: Von Hunger und Armut getrieben, nahm der Sohn eine Arbeit an, die für jeden rechtschaffenen jüdischen Menschen undenkbar und abscheulich war, denn Schweine waren nach dem Gesetz unrein (3. Mose 11, 7).
Niemand gab sie (die Schoten) ihm: Das Elend des verlorenen Sohnes weckt unser Mitgefühl. Doch sein Elend trieb ihn zu der guten Entscheidung, die im folgenden Vers beschrieben wird.
2. Die Entscheidung des verlorenen Sohnes, zu seinem Vater zurückzukehren
Lukas 15, 17-19
Lukas 15, 17-19 Er kam aber zu sich selbst und sprach: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe vor Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!
Er kam aber zu sich selbst: In seiner Not war der verlorene Sohn endlich in der Lage, klar zu denken. Bis jetzt konnte man sagen, dass er nicht wirklich er selbst war und wie ein anderer Mensch dachte, dann kam er zu sich selbst.
In seiner Rebellion und seinem Ungehorsam war er nicht bei sich selbst. „In seinen Jahren des Aufbegehrens war er nicht er selbst. Der verlorene [Sohn] war nicht der wahre Mensch. Der eigentliche Mensch war der Bußfertige, nicht der Verlorene.“ (Morrison)
Bei klarem Verstand dachte er nicht darüber nach, wie er die Bedingungen im Schweinestall verbessern könnte. Er gab nicht seinem Vater, seinem Bruder, seinen Freunden, seinem Chef oder den Schweinen die Schuld. Er erkannte seine Not, ohne sich darauf zu fixieren und dachte stattdessen an seinen Vater.
Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen: Jesus sagte nicht, dass der Mann an sein Dorf oder an sein Zuhause dachte, sondern an seinen Vater. Als der Sohn zum Vater zurückkehrte, kam er auch zurück in sein Dorf und in sein Zuhause; aber sein Ziel war es, zu seinem Vater zurückzukehren.
Auf diese Weise müssen wir zu Gott zurückkommen – als allererstes müssen wir zu ihm zurückkommen, bevor wir zur Gemeinde oder zu christlichen Freunden zurückkommen.
Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich zu einem deiner Tagelöhner: In seiner einstudierten Rede vor seinem Vater brachte der Sohn seine völlige Würdelosigkeit und ein ehrliches Sündenbekenntnis zum Ausdruck. Er wollte nicht einmal darum bitten, wie ein Sohn behandelt zu werden, sondern lediglich wie ein Tagelöhner.
Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir: Das zeigt einen vollkommenen Sinneswandel. Vorher hat er nicht so gedacht; jetzt unternahm er keinen Versuch (mehr), seine Sünde zu rechtfertigen oder zu entschuldigen.
„Der gewöhnliche Sklave war in gewisser Weise ein Mitglied der Familie, aber der Tagelöhner konnte innerhalb einer Tagesfrist entlassen werden. Er gehörte überhaupt nicht zur Familie.“ (Barclay)
Der verlorene Sohn zeigte die Bußfertigkeit, von der Jesus in den vorangegangenen Gleichnissen vom verirrten Schaf und der verlorengegangenen Münze so ausdrücklich gesprochen hatte. Nach seinem Elend dachte er ganz anders über seinen Vater, sich selbst und sein Zuhause. Der Sohn bat um zwei Dinge: Zuerst, „Vater, gib mir“; zuletzt, „Vater, mach mich“. Nur die zweite Bitte brachte ihm Freude.
3. Der Vater nimmt den verlorenen Sohn freudig auf
Lukas 15, 20-24
Lukas 15, 20-24 Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen; und er lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen! Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt das beste Festgewand her und zieht es ihm an, und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an die Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es; und lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; und er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater: Der verlorene Sohn hatte als Erstes nachgedacht; aber er blieb nicht beim Denken stehen. Es tat ihm nicht nur leid und er dachte nicht nur daran, Buße zu tun, sondern er setzte es auch tatsächlich um.
„Einige von euch, die ich jetzt anspreche, haben nachgedacht, nachgedacht und nachgedacht, so dass ich befürchte, dass ihr euch selbst ins Verderben denkt. Mögt ihr durch göttliche Gnade vom Denken zum Glauben umkehren, sonst werden eure Gedanken zur unauslöschlichen Quelle eurer Qualen.“ (Spurgeon)
„Er ist nicht zu dem Bürger dieses Landes zurückgegangen und hat gesagt: ‚Werden Sie meinen Lohn erhöhen? Wenn nicht, muss ich gehen.‘ Hätte er verhandelt, wäre er verloren gewesen; doch er reichte seinem ehemaligen Herrn keine ordentliche Kündigung ein, sondern löste seinen Arbeitsvertrag auf, indem er davonlief. Ich wünschte, die Sünder hier würden ihr Bündnis mit dem Tod brechen und ihrem Bund mit der Hölle ein Ende machen, indem sie um ihres Lebens willen zu Jesus fliehen, der alle Weggelaufenen aufnimmt.“ (Spurgeon)
Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen: Die Liebe des Vaters hat gewartet und den Sohn nie vergessen. Es war eine Liebe, die den Sohn vorbehaltlos annahm und ihm keine Bewährungsfrist auferlegte. Das war besonders bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass der Sohn durch sein verschwenderisches Leben Schande über die Familie gebracht hatte.
„Die Tiefe der Buße des Sohnes wird nur von der Tiefe der Liebe des Vaters übertroffen.“ (Pate)
Er lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn: Der Vater machte seine Freude dadurch deutlich, dass er lief (rennen war für erwachsene Männer in jenen Kulturen nicht üblich) und dass er ihn wiederholt küsste (was laut Morris der ursprünglichen Grammatik entspricht).
Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor Dir: Der Sohn begann, seine vorbereitete Rede zu halten; doch es schien, dass der Vater nicht einmal hinhörte. Stattdessen befahl er, dass der verlorene Junge wie ein Sohn und nicht wie ein Knecht behandelt werden sollte.
Bringt das beste Festgewand her und zieht es ihm an, und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an die Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es: Keines der vier Dinge, die dem reuigen verlorenen Sohn gebracht wurden, war notwendig. Sie waren alle dazu gedacht, den Sohn zu ehren und ihm zu zeigen, dass er geliebt wurde. Der Vater tat viel mehr, als nur die notwendigen Bedürfnisse des Sohnes zu erfüllen.
Und sie fingen an, fröhlich zu sein: Es war schon ein freudiges Ereignis, das verirrte Schaf und die verlorengegangene Münze zu finden. Es war aber ein noch viel freudigeres Ereignis, den verlorenen Sohn zu finden. Sie feierten ein wunderbares Fest mit besonderer Kleidung, Schmuck und Essen. Es war nicht nur so, dass sie den verlorenen Sohn wiedergefunden hatten; es war so, als ob er von den Toten auferstanden wäre.
4. Die Bitterkeit und der Groll des älteren Sohnes
Lukas 15, 25-32
Lukas 15, 25-32 Aber sein älterer Sohn war auf dem Feld; und als er heimkam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Tanz. Und er rief einen der Knechte herbei und erkundigte sich, was das sei. Der sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat! Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater nun ging hinaus und redete ihm zu. Er aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten; und mir hast du nie einen Bock gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich sein kann. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Gut mit Huren vergeudet hat, hast du für ihn das gemästete Kalb geschlachtet! Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich sein und dich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, und er war verloren und ist wiedergefunden worden!
Sein älterer Sohn war auf dem Feld: Der ältere Sohn lebte nie ein verschwenderisches Leben und arbeitete hart auf dem Feld, auch als der jüngere Sohn nach Hause kam. Angelockt von den Festgeräuschen (Musik und Tanz), erfuhr er von einem Diener, dass sein jüngerer Bruder nach Hause gekommen war.
Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen: Der ältere Sohn war nicht glücklich darüber, dass der Bruder so freudestrahlend empfangen wurde. Er schimpfte und betrachtete es als Beleidigung für seinen eigenen Gehorsam und seine Treue.
Habe nie dein Gebot übertreten; und mir hast du nie … gegeben: Diese Übertreibungen sind typisch für Menschen, die an ihrer Bitterkeit festhalten. Der ältere Sohn offenbarte diese Bitterkeit schließlich dem Vater gegenüber, aber erst, nachdem sie über viele Jahre hinweg Schaden in seinem Herzen angerichtet hatte.
Der ältere Bruder war undankbar für alles, was er hatte. „Jeden Tag erlebte er die Gemeinschaft mit seinem Vater und das glückliche Zusammensein zu Hause. Ständig umgab ihn die Liebe des Vaters, und alles, was der Vater hatte, gehörte ihm.“ (Morrison) Dennoch: „Die Stolzen und Selbstgerechten haben immer das Gefühl, dass sie nicht so gut behandelt werden, wie sie es verdienen.“ (Morris)
In einem gewissen Sinne war der ältere Sohn zwar gehorsam, aber weit weg vom Herzen seines Vaters. In diesem Sinne war er eine perfekte Veranschaulichung der religiösen Elite, die wütend war, dass Jesus Zöllner und Sünder aufnahm. „Seine Geschichte weist auf die Möglichkeit hin, im Haus des Vaters zu leben und das Herz des Vaters doch nicht zu verstehen.“ (Morgan)
Sein Vater nun ging hinaus und redete ihm zu … Mein Sohn, du bist allezeit bei mir: Der Vater liebte auch den älteren Sohn und appellierte ernsthaft an ihn.
„Der Vater nannte ihn nicht Sohn. Er nannte ihn Kind – so steht es im Griechischen – und Kind ist ein Ausdruck der zärtlichsten Zuneigung.“ (Morrison)
Du solltest aber fröhlich sein und dich freuen: Das war die Antwort auf die Anschuldigung der religiösen Elite, mit der das Kapitel begann. Sie hatten keinen Grund, sich zu beschweren, aber allen Grund, glücklich zu sein.
In jedem der Gleichnisse war die Botschaft an die Zöllner und Sünder klar: Tut Buße, kommt nach Hause zum Vater. Auch die Botschaft an die religiöse Elite war klar: Freut euch, wenn die Verlorenen gefunden werden, wenn sie umkehren und zum Vater nach Hause kommen.
Insgesamt könnten wir sagen, dass diese drei Gleichnisse auf das suchende, ausschauhaltende Wirken des Sohnes als Hirten, des Heiligen Geistes (der durch die Gemeinde wirkt) und des himmlischen Vaters hinweisen.
„Die hier gelehrte Wahrheit ist schlicht und einfach, dass die Barmherzigkeit ihre Hand zum Elend hin ausstreckt, dass die Gnade den Menschen als Sünder annimmt; dass sie sich mit Fehlern, Unwürdigkeit und Wertlosigkeit befasst. Dass nicht diejenigen, die sich selbst für gerecht halten, die Empfänger der göttlichen Barmherzigkeit sind, sondern die Ungerechten, die Schuldigen und diejenigen, welche es nicht verdient haben; sie sind die eigentlichen Empfänger der unendlichen Barmherzigkeit Gottes. In einem Satz: Errettung geschieht nicht aus Verdienst, sondern aus Gnade.“ (Spurgeon)
Lukas 15 – Die Freude, Verlorenes wiederzufinden
A. Das verlorene Schaf, die verlorene Münze
1. Jesus antwortet auf eine Anschuldigung der Pharisäer
Lukas 15, 1-3
Lukas 15, 1-3
Es pflegten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder zu nahen, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt Sünder an und isst mit ihnen! Er sagte aber zu ihnen dieses Gleichnis und sprach:
2. Ein verirrtes Schaf finden
Lukas 15, 4-7
Lukas 15, 4-7
Welcher Mensch unter euch, der hundert Schafe hat und eines von ihnen verliert, lässt nicht die neunundneunzig in der Wildnis und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es auf seine Schulter mit Freuden; und wenn er nach Hause kommt, ruft er die Freunde und Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war! Ich sage euch, so wird auch Freude sein im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die keine Buße brauchen!
3. Eine verlorengegangene Münze (Drachme) finden
Lukas 15, 8-10
Lukas 15, 8-10
Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat, zündet nicht, wenn sie eine Drachme verliert, ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie sie findet? Und wenn sie sie gefunden hat, ruft sie die Freundinnen und die Nachbarinnen zusammen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte! Ich sage euch, so ist auch Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.
B. Den verlorenen Sohn finden
1. Wie der Sohn verloren ging
Lukas 15, 11-16
Lukas 15, 11-16
Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zum Vater: Gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt, Vater! Und er teilte ihnen das Gut. Und nicht lange danach packte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste in ein fernes Land, und dort verschleuderte er sein Vermögen mit ausschweifendem Leben. Nachdem er aber alles aufgebraucht hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und auch er fing an, Mangel zu leiden. Da ging er hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf seine Äcker, die Schweine zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, welche die Schweine fraßen; und niemand gab sie ihm.
2. Die Entscheidung des verlorenen Sohnes, zu seinem Vater zurückzukehren
Lukas 15, 17-19
Lukas 15, 17-19
Er kam aber zu sich selbst und sprach: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber verderbe vor Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!
3. Der Vater nimmt den verlorenen Sohn freudig auf
Lukas 15, 20-24
Lukas 15, 20-24
Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und hatte Erbarmen; und er lief, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, und ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen! Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt das beste Festgewand her und zieht es ihm an, und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an die Füße; und bringt das gemästete Kalb her und schlachtet es; und lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; und er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
4. Die Bitterkeit und der Groll des älteren Sohnes
Lukas 15, 25-32
Lukas 15, 25-32
Aber sein älterer Sohn war auf dem Feld; und als er heimkam und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Tanz. Und er rief einen der Knechte herbei und erkundigte sich, was das sei. Der sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiedererhalten hat! Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater nun ging hinaus und redete ihm zu. Er aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe nie dein Gebot übertreten; und mir hast du nie einen Bock gegeben, damit ich mit meinen Freunden fröhlich sein kann. Nun aber, da dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Gut mit Huren vergeudet hat, hast du für ihn das gemästete Kalb geschlachtet! Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich sein und dich freuen; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, und er war verloren und ist wiedergefunden worden!
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.