Philipper 4 – Frieden und Freude in allen Umständen
A. Anweisungen für bestimmte Heilige
1. Eine grundsätzliche Ermahnung: bleibt standhaft im Lichte eurer Zukunft in Christus
Philipper 4, 1
Philipper 4, 1 Darum, meine geliebten und ersehnten Brüder, meine Freude und meine Krone, steht in dieser Weise fest im Herrn, Geliebte!
Darum: Dieses Wort stellt einen Zusammenhang her zwischen dem, was Paulus hier schreibt und dem, was er direkt davor geschrieben hat. Aufgrund der Verheißung der Auferstehung (Philipper 3, 21) hatten die Philipper umso mehr Grund dazu, fest im Herrn zu stehen.
Meine Freude und meine Krone: Paulus gebraucht hier das altgriechische Wort für eine solche Krone, die einem Athleten, der ein Wettrennen gewonnen hatte, übergeben wurde. Dieser Siegeskranz war eine leistungsbezogene Ehrung (ein stephanos) und nicht eine Ehrung, welche einem König gegeben wurde (ein diadema). Die Philipper waren darin, dass sie im Herrn feststanden, für Paulus eine Trophäe.
Steht in dieser Weise fest im Herrn, Geliebte: Wir können nur dann fest stehen, wenn wir im Herrn sind, jeder andere Ort ist kein sicherer Standort.
2. Anweisungen für Euodia und Syntyche
Philipper 4, 2
Philipper 4, 2 Ich ermahne Euodia und ich ermahne Syntyche, eines Sinnes zu sein im Herrn.
Euodia und … Syntyche: Allem Anschein nach waren diese beiden Frauen die Quelle irgendeines Streites in der Gemeinde. Anstatt sich auf eine Seite zu stellen oder zu versuchen, ihr Problem zu lösen, weist Paulus sie schlicht und ergreifend an, eines Sinnes zu sein im Herrn.
Eines Sinnes zu sein im Herrn: Worum es sich bei diesem Streit auch gehandelt haben mag, Euodia und Syntyche hatte vergessen, dass sie eine größere gemeinsame Basis haben in Jesus Christus. Sie vergaßen, dass alles andere weniger wichtig war als diese gemeinsame Basis.
3. Anweisungen für den treuen Mitknecht
Philipper 4, 3
Philipper 4, 3 Und ich bitte auch dich, mein treuer Mitknecht, nimm dich ihrer an, die mit mir gekämpft haben für das Evangelium, samt Clemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens sind.
Ich bitte auch dich, mein treuer Mitknecht: Um wen es sich dabei auch immer gehandelt haben mag, Paulus weist ihn an, sich dieser anzunehmen, die mit ihm für das Evangelium gekämpft haben. Der treue Mitknecht hatte die Aufgabe, sich dieser Frauen anzunehmen, damit sie sich versöhnen und zur gleichen Gesinnung im Herrn kommen konnten.
Die mit mir gekämpft haben für das Evangelium: Diese Formulierung sagt einiges über diese beiden Frauen aus. Euodia und Syntyche waren für Paulus treue Mitarbeiterinnen in dem Werk für das Evangelium. Trotzdem gab es ein Zerwürfnis zwischen ihnen. Paulus wusste, dass dieser unerfreuliche Streit unbedingt geklärt werden musste.
Samt Clemens: Es gab einen bemerkenswerten Mann namens Clemens in der frühen Gemeinde, der der Leiter der Gemeinde in Rom war und zwei noch erhaltene Briefe an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat. Allerdings wissen wir nicht sicher, ob es sich hierbei um diesen Clemens handelt, denn Clemens war ein sehr häufiger Name in der römischen Welt.
Wir können hier einen klaren Kontrast zwischen der Erwähnung von Euodia und Syntyche und der Erwähnung von Clemens feststellen. Wenn man dein Leben in einem Satz zusammenfassen müsste, wäre dir die Zusammenfassung von Clemens oder die Zusammenfassung von Euodia und Syntyche lieber?
Und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens sind: Es gab noch andere Mitarbeiter in Philippi, die Paulus ebenso geholfen haben. Ihnen kam die größte Ehre der Welt zu: ihre Namen waren im Buch des Lebens (Offenbarung 20, 15).
B. Weitere Anweisungen hinsichtlich des Lebenswandels
Freut euch: Trotz der Umstände, unter denen der Brief geschrieben wurde, ist die Freude das beherrschende Thema des Philipperbriefes. Beispiele dafür gibt es in Philipper 1, 4; 1, 18; 1, 25; 2, 2; 2, 17; 2, 18; 2, 28; 3, 1; und 4, 1.
„Ich bin froh, dass wir nicht wissen, worum sich der Streit gedreht hat; ich bin grundsätzlich dankbar für Unwissen in Bezug auf solche Themen; doch als Lösung für die Unstimmigkeiten sagt der Apostel: ‚Freut euch im Herrn allezeit!’ Menschen, die sehr glücklich sind, insbesondere die Menschen, die sich im Herrn freuen, haben nicht den Hang dazu, bei anderen anzuecken oder selbst Anstoß zu nehmen. Ihre Gedanken sind so freudig beschäftigt mit höheren Dingen, dass sie nicht so leicht durch kleinere Schwierigkeiten abgelenkt werden, welche selbstverständlich unter uns unvollkommenen Wesen vorkommen. Freude im Herrn ist das Heilmittel gegen jede Zwietracht.“ (Spurgeon)
Freut euch im Herrn allezeit: Die Freude des Paulus hatte ihre Grundlage nicht in sonnigem Optimismus oder einer positiven gedanklichen Einstellung, sondern vielmehr in dem Vertrauen, dass Gott die Kontrolle hat. Das war wirklich eine Freude im Herrn.
„Welch einem gütigen Gott dienen wir, der die Freude uns als Pflicht gibt und uns anweist, uns zu freuen! Sollten wir einer solchen Anweisung nicht sofort gehorchen? Es ist Gottes Absicht, dass wir glücklich sein sollen.“ (Spurgeon)
2. Zeigt eine milde Einstellung gegenüber allen Menschen
Philipper 4, 5
Philipper 4, 5 Eure Sanftmut lasst alle Menschen erfahren! Der Herr ist nahe!
Eure Sanftmut lasst … erfahren: Paulus verwendet hier ein interessantes altgriechisches Wort (epieikeia), das hier mit Sanftmut übersetzt wird. Andere Übersetzungen der Bibel übersetzen epieikeia mit Güte, Milde, freundlich und gütig sein, herzlich und freundlich sein, Geduld, Sanftheit, das geduldige Gemüt, Bescheidenheit, Duldsamkeit, der duldsame Geist oder Großherzigkeit.
„Das Wort epieikes hat eine sehr breite Bedeutung; es bedeutet das gleiche wie epieikeia – Milde, Geduld, Nachgiebigkeit, Freundlichkeit, Gnädigkeit, Zurückhaltung, Unwille, zu diskutieren oder im Wettbewerb zu stehen – aber Zurückhaltung scheint hier der übergeordnete Begriff zu sein.“ (Clarke)
Ein gutes Beispiel für diese Eigenschaft ist die Situation, in der Jesus sanft mit der Frau umgeht, die beim Ehebruch erwischt und zu Jesus gebracht wurde. Er wusste, wie er ihr eine heilige Sanftmut entgegen bringen konnte.
Dieses Wort beschreibt das Herz einer Person, die es Gott überlassen wird, ihre Kämpfe zu kämpfen. Sie weiß, dass Gott sagt: „Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.“ (Römer 12, 19) Es beschreibt eine Person, die wirklich dazu befreit ist, ihre Ängste und alles, was ihr Stress bereitet, loszulassen, da sie weiß, dass der Herr sich für sie verwendet.
Lasst alle Menschen erfahren: Das ist ein sehr großer Wirkungsbereich. Wir zeigen diese Milde gegenüber allen Menschen, nicht nur gegenüber denen, die uns gefallen.
Der Herr ist nahe: Wenn wir in dem Bewusstsein leben, dass Jesus bald zurückkommt, dann macht es uns das umso leichter, uns im Herrn zu freuen und allen Menschen gegenüber Milde zu zeigen. Wir wissen, dass Jesus sich bei seiner Rückkehr um alles kümmern wird, was falsch ist, und wir können ihm vertrauen, Dinge richtig zu stellen in unserer Welt, die aus den Fugen geraten ist.
3. Ein lebendiges Gebetsleben
Philipper 4, 6
Philipper 4, 6 Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.
Sorgt euch um nichts: Dies ist eine klare Anweisung und keine Option. Übermäßige Sorge bedeutet ein Eindringen in eine Bereich, der allein Gott gehört. Durch übermäßige Sorge nehmen wir die Rolle des Vaters des Haushalts ein, anstatt dass wir Kinder sind.
Sondern in allem … durch Gebet und Flehen: Paulus schreibt, dass alles ein angemessenes Gebetsthema darstellt. Es gibt keine Lebensbereiche, die Gott nichts angehen.
Gebet und Flehen: Diese beiden Aspekte des Gebets sind zwar ähnlich, unterscheiden sich aber. Gebet ist ein allgemeinerer Ausdruck, welcher sich auf jegliche Kommunikation mit Gott bezieht, aber Flehen ist ein direktes Bitten, dass Gott etwas tut.
Viele unserer Gebete bleiben unbeantwortet, weil wir Gott nicht um etwas bitten. Gott lädt uns hier dazu ein, einfach unsere Anliegenvor Gott kundzutun. Er will sie wissen.
Kundtun: Gott kennt unsere Anliegen schon, bevor wir sie beten; trotzdem wird er oft auf unsere Mitwirkung durch Gebet warten, bevor er uns das gibt, worum wir ihn bitten.
Mit Danksagung: Das schützt uns vor einem jammernden, nörgelnden Geist gegenüber Gott, wenn wir unsere Anliegen kundtun. Wir können wirklich um nichts besorgt sein, für alles beten und für jegliche Sache dankbar sein.
4. Die Verheißung des Friedens
Philipper 4, 7
Philipper 4, 7 Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.
Und der Friede Gottes: Die Bibel beschreibt drei große Aspekte des Friedens, die mit Gott zusammenhängen.
Frieden von Gott: Paulus verwendet diese Formulierung ständig als Einleitung zu seinen Briefen; das erinnert uns daran, dass unser Friede als ein Geschenk Gottes zu uns gelangt.
Frieden mit Gott: Das beschreibt eine Beziehung zu Gott, zu der wir durch das von Jesus vollendete Werk gelangen.
Der Friede Gottes: Das ist der Frieden, von dem in Philipper 4, 7 gesprochen wird. Er übersteigt unseren Verstand, d.h. er übersteigt unsere Denkfähigkeiten.
„Was ist Gottes Friede? Die ruhige Gelassenheit des unendlich-glücklichen Gottes, die ewige Gemütsruhe des absolut zufriedenen Gottes.“ (Spurgeon)
Der allen Verstand übersteigt: Der Friede ist nicht sinnlos, so dass er unmöglich zu verstehen wäre, sondern er übersteigt unsere Fähigkeiten zu verstehen und zu erklären – deshalb muss er erlebt werden.
Dieser Friede übersteigt nicht nur das Verständnis eines weltlichen Menschen; er übersteigt jeglichen Verstand. Selbst der gottesfürchtige Mensch kann diesen Frieden nicht verstehen.
Wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren: Das Wort bewahren bringt eine militärischen Handlung zum Ausdruck. Es ist etwas, das der Friede Gottes für uns tut, es ist ein Friede, der unsere Herzen und Gedanken bewahrt.
„Wird sie bewahren wie an einem befestigten Ort oder in einer Burg.“ (Clarke)
Wenn Menschen ihr Herz oder ihren Verstand zu ‚verlieren‘ scheinen, dann steht das häufig in Verbindung mit einer Abwesenheit des Friedens Gottes in ihrem Leben. Der Friede Gottes agiert dann nicht als Bewacher und Bewahrer ihrer Herzen und ihres Verstandes.
5. Gute Richtlinien für unser Denken
Philipper 4, 8
Philipper 4, 8 Im Übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!
Alles, was wahrhaftig … ist: Paulus’ Liste an Dingen, über die wir nachdenken sollen, lässt sich sehr gut ins Deutsche übersetzen; es besteht keine große Notwendigkeit, auf jeden Punkt ausführlich einzugehen.
Ehrbar … gerecht … rein … liebenswert … wohllautend … Tugend … etwas Lobenswertes: Paulus würde diese Aspekte als Frucht und Nahrung für den Verstand bezeichnen, der durch Gottes Frieden bewahrt ist. Wenn wir diese guten Dinge unserem Denken zuführen, dann bleiben sie in unserem Denken und strömen dann auch wieder aus uns hinaus.
Das erwägt: Vieles im Leben als Christ dreht sich um das Denken. Römer 12, 2 spricht von der Wichtigkeit, durch die Erneuerung eures Sinnes verwandelt zu werden und 2. Korinther 10, 5 spricht von der Wichtigkeit, dass wir Vernunftschlüssezerstören und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und jeden Gedanken gefangen nehmen zum Gehorsam gegen Christus. Worauf wir unsere Gedanken richten, spielt eine wichtige Rolle.
Was Paulus hier beschreibt, ist eine praktische Anwendung dafür, wie man jeden Gedanken gefangen nehmen kann unter den Gehorsam Christi.
6. Eine Rückbesinnung darauf, dem Beispiel des Paulus zu folgen
Philipper 4, 9
Philipper 4, 9 Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut; und der Gott des Friedens wird mit euch sein.
Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut: Paulus besaß so viel Integrität, dass er sich selbst den Philippern als ein Beispiel für alle diese Dinge darstellen konnte. Er konnte wirklich sagen: „Folgt Jesus so wie ich.“
Und der Gott des Friedens wird mit euch sein: Wenn die Philipper tun würden, was Paulus ihnen sagte, dann würden sie nicht nur Gottes Frieden haben, sondern der Gott des Friedens würde mit ihnen sein.
C. Paulus über das Geben der Philipper
1. Seine Perspektive auf die Gabe der Philipper
Philipper 4, 10-14
Philipper 4, 10-14 Ich habe mich aber sehr gefreut im Herrn, dass ihr euch wieder so weit erholt habt, um für mich sorgen zu können; ihr habt auch sonst daran gedacht, aber ihr wart nicht in der Lage dazu. Nicht wegen des Mangels sage ich das; ich habe nämlich gelernt, mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde. Denn ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich aber auch aufs Reichsein; ich bin mit allem und jedem vertraut, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus. Doch habt ihr recht gehandelt, dass ihr Anteil nahmt an meiner Bedrängnis.
Dass ihr euch wieder so weit erholt habt, um für mich sorgen zu können: Das bezieht sich auf die finanzielle Unterstützung, welche Epaphroditus ihm gebracht hatte (Philipper 2, 25). Paulus wollte damit nicht sagen, dass die Philipper vorher kein Interesse an seiner Versorgung gehabt hätten, sondern dass sie vorher nicht in der Lage dazu waren. Als sie die Gelegenheit hatten, haben sie sich in Hinblick auf ihre Unterstützung für ihn wiedererholt.
Nicht wegen des Mangels sage ich das: Paulus erinnerte die Philipper daran, dass er für die Gabe der Philipper nicht dankbar war, weil er bedürftig war (obwohl er das tatsächlich war), sondern weil es gut für sie war, Gebende zu sein.
Ich habe nämlich gelernt, mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde: Hier ging es darum, wie Paulus sagen konnte, dass seine Dankbarkeit sich nicht auf seine Bedürftigkeit gründete. Sogar obwohl Paulus bedürftig war, war er zufrieden damit, wo er war – sogar in seiner römischen Gefangenschaft.
Ich habe … gelernt: Paulus musste Zufriedenheit lernen; für Menschen ist das kein natürlicher Zustand.
Ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich aber auch aufs Reichsein: Paulus erinnert uns daran, dass seine Zufriedenheit nicht nur eine theoretische war. Er lebte das tatsächlich. Paulus war schon mal wohlhabend und er war auch schon bedürftig gewesen.
Paulus kannte es, arm zu sein. „Schau dir den Zustand an, den Gott seinem Hauptapostel hier zugemutet hat! Und schau, wie mächtig die Gnade Christi ihn durch alles hindurch trug! Wie wenige unter denen, die christliche Geistliche oder christliche Menschen genannt werden, haben diese wichtige Lektion gelernt! Wenn Bedürftigkeit oder Bedrängnis da sind, sind ihre Beschwerden laut und häufig und sie sind schnell am Ende ihrer Geduld angekommen.“ (Clarke)
Paulus kannte es auch, reich zu sein. „Es gibt sehr viele Menschen, die ein wenig damit vertraut sind, erniedrigt zu sein, die aber überhaupt nicht damit vertraut sind, Überfluss zu haben. Wenn sie, wie Joseph, in die Grube eingesperrt werden, schauen sie auf und sehen die Verheißung in den Sternen und hoffen darauf, zu entkommen. Aber wenn sie auf eine Turmspitze gestellt werden, dann wird ihnen schwindlig im Kopf und sie sind bereit, herunterzufallen.“ (Spurgeon)
Ich vermag alles durch den, der mich stark macht: Dies bezieht sich auf die Fähigkeit von Paulus, in jeder Lage zufrieden zu sein. Um diese Zufriedenheit zu erreichen, war er auf die Kraft Jesu Christi angewiesen.
Unglücklicherweise greifen viele Leute diesen Vers aus dem Kontext heraus und gebrauchen ihn, um eine ‚triumphalistische‘ und ‚überragend-christliche‘ Mentalität zu bekräftigen, anstatt anzuerkennen, dass die Kraft Jesu in Paulus’ Leben in seiner Fähigkeit zum Ausdruck kam, zufriedenzusein, wenn er Mangel litt.
Wir müssen diese kostbare Glaubensaussage auch immer in Verbindung mit Johannes 15, 5 sehen: denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun. Mit Jesus können wir alles tun, ohne ihn können wir nichts tun.
Doch habt ihr recht gehandelt, dass ihr Anteil nahmt an meiner Bedrängnis: Indem er über seine Fähigkeit, zufrieden zu sein, sprach, wollte Paulus nicht den Eindruck vermitteln, dass die Philipper in ihrer Unterstützung für ihn etwas Falsches gemacht hätten. Aber es war ganz klar, dass das Geben der Philipper in einer Hinsicht sogar besser für sie war als für Paulus (ihr habt recht daran gehandelt). Gottesfürchtiges Geben tut tatsächlich mehr Gutes für den, der gibt, als für den, der empfängt.
2. Dank für die vergangenen und gegenwärtigen Gaben der Philipper
Philipper 4, 15-18
Philipper 4, 15-18 Und ihr Philipper wisst ja auch, dass am Anfang [der Verkündigung] des Evangeliums, als ich von Mazedonien aufbrach, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein; denn auch nach Thessalonich habt ihr mir einmal, und sogar zweimal, etwas zur Deckung meiner Bedürfnisse gesandt. Nicht dass ich nach der Gabe verlange, sondern ich verlange danach, dass die Frucht reichlich ausfalle auf eurer Rechnung. Ich habe alles und habe Überfluss; ich bin völlig versorgt, seitdem ich von Epaphroditus eure Gabe empfangen habe, einen lieblichen Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig.
Am Anfang [der Verkündigung] des Evangeliums: Das bezieht sich auf die missionarische Pionierarbeit des Paulus in Europa, wie sie in der Apostelgeschichte ab Kapitel 16 dargestellt ist.
Dass … keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein: Die Philipper waren die Einzigen, die Paulus in dieser Zeit unterstützten. Paulus erinnert sich ganz genau daran, wie sie ihn unterstützten, als er in Thessalonich war.
„Wahrscheinlich war die Gabe nicht besonders groß, wenn man sie in römischen Münzen abgezählt hätte, aber Paulus schätzt ihre Gabe sehr hoch und setzt sich hin, um einen Dankesbrief zu schreiben, in dem es von solchen wertschätzenden Aussagen nur so wimmelt.“ (Spurgeon)
„Während Paulus daran arbeitete, in Thessalonich eine Gemeinde aufzubauen, finanzierte er sich teilweise, indem er in seinem Beruf als Zeltmacher arbeitete (1. Thessalonicher 2, 9; 2. Thessalonicher 3, 7-9) und teilweise durch die Unterstützung, die ihm aus Philippi zugesandt wurde. Sogar die Thessalonicher hatten sehr wenig zu seinem Unterhalt beigesteuert: das stellt sie in kein gutes Licht.“ (Clarke)
Nicht dass ich nach der Gabe verlange, sondern ich verlange danach, dass die Frucht reichlich ausfalle auf eurer Rechnung: Paulus war gar nicht so sehr an der Gabe um seinetwillen interessiert, sondern an der Frucht, die reichlich ausfalle auf eurer Rechnung. Ihre Gabe erhöhte die Frucht (den Ertrag) auf ihrer Rechnung vor Gott.
„Nicht die tatsächliche Gabe, die Paulus in die Hand gedrückt wurde, brachte ihm Freude, sondern das Geben an sich und die Bedeutung dieses Gebens. Dies ist der wahrhaftigste Hinweis auf die Aufrichtigkeit seines Werkes.“ (Kennedy)
Dies spiegelt eines der wichtigsten Prinzipien bezüglich des Gebens in der Bibel wider: dass wir niemals ärmer werden dadurch, dass wir geben. Gott wird uns niemals etwas schuldig bleiben und wir können seine Kapazitäten durch unser Geben niemals übersteigen.
Einen lieblichen Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig: Paulus beschreibt die Gabe der Philipper mit Begriffen, die uns an Opfer aus dem Alten Testament erinnern (1. Mose 8, 21; 2. Mose 29, 18+25+41). Unsere Gaben für Gottes Werk sind den Opfern des Alten Testamentes ähnlich, welche ebenso die Person, die das Opfer brachte, viel kostete. Rinder und Schafe waren nicht gerade leicht erschwinglich zu dieser Zeit.
Epheser 5, 2 verwendet die gleichen Ausdrücke mit Bezug auf das Opfer Jesu für uns; unsere Opfer sind ebenso Gott wohlgefällig wie ein duftender Wohlgeruch.
In 2. Korinther 8, 1-5 rühmt Paulus die Philipper als ein Beispiel für die richtige Art des Gebens. Er beschreibt, wie sie freiwillig und aus ihrer eigenen Bedürftigkeit heraus gaben, sich selbst gaben sie hin, zuerst dem Herrn und dann ihnen.
3. Paulus gibt den Philippern ein Versprechen in Bezug auf ihre eigenen finanziellen Bedürfnisse
Philipper 4, 19
Philipper 4, 19 Mein Gott aber wird allen euren Mangel ausfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.
Mein Gott aber wird allen euren Mangel ausfüllen: Wir sollten nicht denken, dass die Philipper wohlhabende Spender für Paulus waren, die problemlos auf das Geld verzichten konnten. Betrachtet man, wie Paulus sie in 2. Korinther 8 beschrieben hat, so ist es offensichtlich, dass ihre Gabe für sie ein Opfer war. Dieses Versprechen bedeutete ihnen also sehr viel!
„Er sagt zu ihnen: ‘Ihr habt mir geholfen, aber mein Gott wird euch versorgen. Ihr habt mir geholfen in Bezug auf eines meiner Bedürfnisse – mein Bedürfnis nach Kleidung und Essen. Ich habe auch andere Bedürfnisse, bei denen ihr mir nicht helfen konntet – aber mein Gott wird alle eure Bedürfnisse erfüllen. Einige von euch haben mir sogar aus eurer eigenen Armut heraus geholfen, indem ihr etwas aus euren spärlichen Vorräten genommen habt – aber mein Gott wird alle eure Bedürfnisse erfüllen aus seinen Reichtümern in Herrlichkeit.’“ (Spurgeon)
Wird allen euren Mangel ausfüllen: Das Versprechen beinhaltet die Ausfüllung von all ihrem Mangel; aber es geht um all ihren Mangel (und nicht um Dinge, die über die Bedürfnisse hinausgehen). In dieser Hinsicht ist das Versprechen sowohl breit angelegt als auch einschränkend.
Nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus: Das ist ein atemberaubendes Maß für sein Geben. Da es nach seinem Reichtum in Herrlichkeit keinen Mangel gibt, sollten wir erwarten, dass es auch keinen Mangel in Gottes Versorgung gibt.
„Die Belohnung wird nicht einfach aus seinem [Gottes] Reichtum kommen, sondern sie wird auch in einer Art und Weise geschehen, wie sie seinem Reichtum gebührt – in einem Ausmaß, das seines Reichtums würdig ist.“ (Martin)
Spurgeon fand, dass dieser Vers eine großartige Veranschaulichung des Wunders in 2. Könige 4, 1-7 war, wo Elisa die Witwe anwies, leere Gefäße zu sammeln, sie aufzustellen und aus dem einen kleinen Gefäß mit Öl, das sie noch hatte, alle leeren Gefäße mit Öl zu befüllen. Sie befüllte und befüllte und befüllte auf wundersame Weise alle Gefäße bis alle leeren Gefäße voll waren.
Alle unsere Bedürfnisse sind wie die leeren Gefäße.
Gott ist derjenige, der die leeren Gefäße befüllt.
Nach seinem Reichtum in Herrlichkeit beschreibt die Art und Weise, wie Gott die leeren Gefäße befüllt – das Öl fließt immer weiter bis jedes verfügbare Gefäß befüllt ist.
In Christus Jesus beschreibt, wie Gott unsere Bedürfnisse stillt – unsere leeren Gefäße werden durch Jesus in all seiner Herrlichkeit befüllt.
Allen euren Mangel: Wir bemerken außerdem, dass dieses Versprechen den Philippern gegeben wurde – denen, die ihre Finanzen und materiellen Besitztümer in den Dienst an Gott übergeben hatten und die sich darauf verstanden, mit der richtigen Herzenshaltung zu geben.
Dieses Versprechen bringt einfach nur zum Ausdruck, was Jesus in Lukas 6, 38 sagte: Gebt, so wird euch gegeben werden; ein gutes, vollgedrücktes und gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß schütten. Denn mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird euch wieder zugemessen werden.
D. Der Abschluss des Briefes
1. Eine kurze Lobrede
Philipper 4, 20
Philipper 4, 20 Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit: Es wäre falsch, dies als eine gedankenlose Äußerung zu sehen, die Paulus hier macht, in der Art und Weise, wie wir Äußerungen wie ‚Gott sei verherrlicht‘ oder ‚preist den Herrn‘ in unserer christlichen Kultur machen. Paulus wollte wahrhaftig, dass Gott verherrlicht wird und war dazu bereit, sich in jedweder Art und Weise, die Gott für richtig hielt, gebrauchen zu lassen (Philipper 1, 20).
Amen: Dies war ein Wort, das aus dem Hebräischen entlehnt wurde mit der Bedeutung ‚So sei es.‘ Es ist ein Ausdruck der zuversichtlichen und freudigen Bekräftigung.
2. Gegenseitige Grüße
Philipper 4, 21-22
Philipper 4, 21-22 Grüßt jeden Heiligen in Christus Jesus! Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind. Es grüßen euch alle Heiligen, besonders die aus dem Haus des Kaisers.
Grüßt jeden Heiligen: Paulus grüßte hier nicht Einzelpersonen, wie er es in anderen Briefen tat. Stattdessen grüßte er jeden Heiligen in Christus Jesus. Dies stellt ein weiteres Beispiel für die Tatsache dar, dass der Titel Heiliger jedem Christen gilt, nicht nur einem elitären Kreis von wenigen Auserkorenen.
Es grüßen euch alle Heiligen, besonders die aus dem Haus des Kaisers: Dieser spezielle Gruß beweist, dass Paulus immer noch von Gott gebraucht wurde, während er in römischer Gefangenschaft war, als das Evangelium sogar bis in den Haushalt des Kaisers vordrang.
Die aus dem Haus des Kaisers: „Damit bezeichnet er die Funktionäre und Diener und Sklaven in dem Haushalt des Kaisers, mit denen Paulus als Gefangener im Lauf von mehreren Jahren zweifelsfrei bei verschiedenen Gelegenheiten in Kontakt kam.“ (Muller)
„Nero war zu dieser Zeit der Kaiser Roms: ein wertloseres, grausameres und teuflischeres Wesen hat niemals dem Namen oder der Gestalt der Menschen mehr Schande gemacht; gleichwohl gab es in seiner Familie Christen: wir können jedoch nicht mit Sicherheit sagen, ob sich dies auf Mitglieder der kaiserlichen Familie, auf Wachen oder Höflinge oder Diener bezieht.“ (Clarke)
3. Abschließende Worte
Philipper 4, 23
Philipper 4, 23 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen: Paulus sagte das nicht einfach, um am Ende seines Briefes den Platz auszufüllen. Für ihn beginnt und endet das christliche Leben mit der Gnade unseres Herrn Jesus Christus, also war es nur angebracht, dass seine Briefe ebenso mit der Gnade begannen und endeten.
Amen: Dies war ein passendes Wort der Bekräftigung. Paulus wusste, dass das, was er den Philippern schrieb, es wert war, dass man ihm zustimmt, also fügte er das abschließende Wort der Zustimmung an – Amen.
Philipper 4 – Frieden und Freude in allen Umständen
A. Anweisungen für bestimmte Heilige
1. Eine grundsätzliche Ermahnung: bleibt standhaft im Lichte eurer Zukunft in Christus
Philipper 4, 1
Philipper 4, 1
Darum, meine geliebten und ersehnten Brüder, meine Freude und meine Krone, steht in dieser Weise fest im Herrn, Geliebte!
2. Anweisungen für Euodia und Syntyche
Philipper 4, 2
Philipper 4, 2
Ich ermahne Euodia und ich ermahne Syntyche, eines Sinnes zu sein im Herrn.
3. Anweisungen für den treuen Mitknecht
Philipper 4, 3
Philipper 4, 3
Und ich bitte auch dich, mein treuer Mitknecht, nimm dich ihrer an, die mit mir gekämpft haben für das Evangelium, samt Clemens und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens sind.
B. Weitere Anweisungen hinsichtlich des Lebenswandels
1. Paulus wiederholt das Hauptthema des Briefes
Philipper 4, 4
Philipper 4, 4
Freut euch im Herrn allezeit; abermals sage ich: Freut euch!
2. Zeigt eine milde Einstellung gegenüber allen Menschen
Philipper 4, 5
Philipper 4, 5
Eure Sanftmut lasst alle Menschen erfahren! Der Herr ist nahe!
3. Ein lebendiges Gebetsleben
Philipper 4, 6
Philipper 4, 6
Sorgt euch um nichts; sondern in allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.
4. Die Verheißung des Friedens
Philipper 4, 7
Philipper 4, 7
Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.
5. Gute Richtlinien für unser Denken
Philipper 4, 8
Philipper 4, 8
Im Übrigen, ihr Brüder, alles, was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohllautend, was irgendeine Tugend oder etwas Lobenswertes ist, darauf seid bedacht!
6. Eine Rückbesinnung darauf, dem Beispiel des Paulus zu folgen
Philipper 4, 9
Philipper 4, 9
Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und an mir gesehen habt, das tut; und der Gott des Friedens wird mit euch sein.
C. Paulus über das Geben der Philipper
1. Seine Perspektive auf die Gabe der Philipper
Philipper 4, 10-14
Philipper 4, 10-14
Ich habe mich aber sehr gefreut im Herrn, dass ihr euch wieder so weit erholt habt, um für mich sorgen zu können; ihr habt auch sonst daran gedacht, aber ihr wart nicht in der Lage dazu. Nicht wegen des Mangels sage ich das; ich habe nämlich gelernt, mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde. Denn ich verstehe mich aufs Armsein, ich verstehe mich aber auch aufs Reichsein; ich bin mit allem und jedem vertraut, sowohl satt zu sein als auch zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als auch Mangel zu leiden. Ich vermag alles durch den, der mich stark macht, Christus. Doch habt ihr recht gehandelt, dass ihr Anteil nahmt an meiner Bedrängnis.
2. Dank für die vergangenen und gegenwärtigen Gaben der Philipper
Philipper 4, 15-18
Philipper 4, 15-18
Und ihr Philipper wisst ja auch, dass am Anfang [der Verkündigung] des Evangeliums, als ich von Mazedonien aufbrach, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein; denn auch nach Thessalonich habt ihr mir einmal, und sogar zweimal, etwas zur Deckung meiner Bedürfnisse gesandt. Nicht dass ich nach der Gabe verlange, sondern ich verlange danach, dass die Frucht reichlich ausfalle auf eurer Rechnung. Ich habe alles und habe Überfluss; ich bin völlig versorgt, seitdem ich von Epaphroditus eure Gabe empfangen habe, einen lieblichen Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig.
3. Paulus gibt den Philippern ein Versprechen in Bezug auf ihre eigenen finanziellen Bedürfnisse
Philipper 4, 19
Philipper 4, 19
Mein Gott aber wird allen euren Mangel ausfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christus Jesus.
D. Der Abschluss des Briefes
1. Eine kurze Lobrede
Philipper 4, 20
Philipper 4, 20
Unserem Gott und Vater aber sei die Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
2. Gegenseitige Grüße
Philipper 4, 21-22
Philipper 4, 21-22
Grüßt jeden Heiligen in Christus Jesus! Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind. Es grüßen euch alle Heiligen, besonders die aus dem Haus des Kaisers.
3. Abschließende Worte
Philipper 4, 23
Philipper 4, 23
Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.