Apostelgeschichte 9 – Die Bekehrung des Saulus von Tarsus

A. Die Bekehrung des Saulus

1. Saulus‘ Absicht, nach Damaskus zu reisen

Apostelgeschichte 9, 1-2

Apostelgeschichte 9, 1-2
Saulus aber, der noch Drohung und Mord schnaubte gegen die Jünger des Herrn, ging zum Hohenpriester und erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die Synagogen, in der Absicht, wenn er irgendwelche Anhänger des Weges fände, ob Männer oder Frauen, sie gebunden nach Jerusalem zu führen.

  1. Saulus aber: Zuletzt hörten wir von Saulus in Apostelgeschichte 8, 3, wo es heißt, dass er die Gemeinde verwüstete, in jedes Haus eindrang, Männer und Frauen verschleppte und ins Gefängnis brachte. Hier setzte er diese Arbeit fort und dehnte sie auf die Stadt Damaskus aus (etwa 130 Meilen oder 210 Kilometer nordöstlich von Jerusalem; insgesamt eine sechstägige Reise).
    1. Der noch Drohung und Mord schnaubte gegen die Jünger des Herrn: Das Bild ist das eines zornigen, gewalttätigen Mannes, der absolut von seiner eigenen Gerechtigkeit überzeugt ist. Saulus hasste die Jünger des Herrn. Er war nicht auf der Suche nach Jesus, als Jesus ihn suchte. Man könnte sagen, dass Saulus sich gegen Jesus entschieden hatte, als Jesus sich für Saulus entschied.
    2. Natürlich wissen wir nicht, wie Saulus aussah. Ein altes Buch mit unklarer Herkunft, aus dem Ende des ersten Jahrhunderts beschreibt Paulus so: „Ein Mann von mäßiger Statur, mit glattem Haar, krummen Beinen, blauen Augen, großen gestrickten Brauen und langer Nase, der manchmal wie ein Mann, manchmal wie ein Engel aussah.“ (Zitat von Gaebelein)
  2. Ging zum Hohepriester: Saulus verrichtete seine Verfolgungsarbeit unter der direkten Zustimmung der höchsten religiösen Autoritäten. Er bat den Hohepriester und erhielt Briefe des Hohenpriesters, in denen dieser seine Mission genehmigte.
    1. Der hier erwähnte Hohepriester war Kaiphas. Im Dezember 1990 wurde in Jerusalem ein Beinhaus (so etwas wie eine Graburne; im Wesentlichen ein Knochenkasten) entdeckt. Das Beinhaus war mit dem Namen dieses Kaiphas beschriftet und eindeutig in diese Zeit datiert. Im Inneren wurden einige der Überreste eines 60-jährigen Mannes entdeckt, von dem viele Forscher glauben, dass es sich bei ihm um denselben Kaiphas handelte. Wenn das stimmt, sind dies die ersten physischen Überreste (wie Knochen oder Asche) einer bestimmten Person, die im Neuen Testament erwähnt wird.
  3. Der noch immer Drohungen schnaubte: Auch nachdem Saulus Christ geworden war, erinnerte er sich an seine Zeit als Verfolger. In Philipper 3 erwähnte er diesen Hintergrund, indem er sagte, er sei am achten Tag beschnitten worden, aus dem Geschlecht Israel, vom Stamm Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, im Hinblick auf das Gesetz ein Pharisäer, im Hinblick auf den Eifer ein Verfolger der Gemeinde, im Hinblick auf die Gerechtigkeit im Gesetz untadelig gewesen.
    1. In Galater 1, 13 fügte Paulus mehr über seinen Hintergrund hinzu: Denn ihr habt von meinem ehemaligen Wandel im Judentum gehört, dass ich die Gemeinde Gottes über die Maßen verfolgte und sie zerstörte und im Judentum viele meiner Altersgenossen in meinem Geschlecht übertraf durch übermäßigen Eifer für die Überlieferungen meiner Väter.
    2. Saulus von Tarsus – dieser hochgebildete Mann – dachte, dass das Christentum sowohl falsch als auch trügerisch sei. Vielleicht nahm er sich ein Beispiel an Pinhas, der in 4. Mose einen Mann und eine Frau, die sich unsittlich verhielten mit einem Speer tötete, und Gott ehrte sein Handeln, indem er eine Seuche aufhielt. Vielleicht dachte Saulus, er versuche, eine Seuche der falschen Religion zu stoppen.
  4. Wenn er irgendwelche Anhänger des Weges fände: Hier wird das Christentum als der Weg bezeichnet. Dies scheint der früheste Name für die christliche Bewegung zu sein, und ein passender Name – der fünfmal in der Apostelgeschichte verwendet wird.
    1. Der Name der Weg bedeutet, dass das Christentum mehr als ein Glaube oder eine Reihe von Ansichten oder Lehrmeinungen ist. Jesus nachzufolgen ist sowohl eine Art zu leben als auch zu glauben.
    2. Es ist wichtig zu sehen, dass es in Damaskus eine christliche Gemeinschaft gab, die groß genug war, um Saulus Sorgen zu bereiten. Das Christentum – der Weg – breitete sich überall aus.

2. Gott begegnet Paulus auf der Straße nach Damaskus

Apostelgeschichte 9, 3-6

Apostelgeschichte 9, 3-6
Als er aber hinzog, begab es sich, dass er sich Damaskus näherte; und plötzlich umstrahlte ihn ein Licht vom Himmel. Und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul! Saul! Warum verfolgst du mich? Er aber sagte: Wer bist du, Herr? Der Herr aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Es wird dir schwer werden, gegen den Stachel auszuschlagen! Da sprach er mit Zittern und Schrecken: Herr, was willst du, dass ich tun soll? Und der Herr antwortete ihm: Steh auf und geh in die Stadt hinein, so wird man dir sagen, was du tun sollst!

  1. Plötzlich umstrahlte ihn ein Licht vom Himmel … und hörte eine Stimme: Irgendwo außerhalb von Damaskus geschah dies plötzlich. Dieses spektakuläre Ereignis muss als ungewöhnlich angesehen werden. Gott begegnet Sündern normalerweise nicht mit einem himmlischen Licht und einer hörbaren Stimme, die vom Himmel kommen.
    1. In Apostelgeschichte 22, 6 verrät Paulus, dass dies um die Mittagszeit geschah, wenn die Sonne am hellsten scheint. Paulus sagte jedoch, dass dieses Licht heller als die Sonne sei (Apg 26, 13).
  2. Und er fiel auf die Erde: Sauls Reaktion war, einfach zu Boden zu fallen. Das geschah nicht aus Ehre oder Ehrfurcht vor Gott, es war einfach eine Reaktion des Überlebens – er hatte Angst vor dem himmlischen Licht.
    1. In den Köpfen vieler oder der meisten Menschen ist Saulus von einem Pferd gefallen, auf dem er ritt. Doch weder dieser Bericht in Apostelgeschichte 8 noch die Erzählung in Apostelgeschichte 22, 3-11 noch der Bericht in Apostelgeschichte 26, 12-20 erwähnen ein Pferd oder Saulus, der auf irgendeiner Art von Tier reitet. Es mag sein, dass er ritt, aber der Text sagt das nicht ausdrücklich.
    2. „Viele nehmen an, er sei geritten, und so stellen ihn die Maler dar; aber das ist völlig unbegründet. Maler sind in fast allen Fällen erbärmliche Kommentatoren“. (Clarke)
    3. „Es ist bemerkenswert, dass in einem so kurzen Buch, das versucht, die Ausbreitung des Christentums von seinen kleinen Anfängen in Jerusalem zu einer Religion, die das ganze Reich erfüllte, zu behandeln, die Geschichte der Bekehrung eines Mannes so stark betont werden sollte“. (Boice)
  3. Er hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Nach F.F. Bruce glaubten die Rabbiner zu Saulus‘ Zeiten meist, dass Gott nicht mehr direkt zu den Menschen sprach, wie er es in den Tagen der Propheten tat. Sie glaubten jedoch, dass man das ‚Echo‘ der Stimme Gottes hören könne, was sie „die Tochter der Stimme Gottes“ nannten. Hier lernte Saulus, dass man Gott direkt hören kann.
  4. Saul, Saul: Wenn Gott einen Namen zweimal wiederholt, soll das tiefe Rührung, aber nicht unbedingt Zorn ausdrücken (wie in der Martha, Martha aus Lukas 10, 41 und dem Jerusalem, Jerusalem aus Matthäus 23, 37).
  5. Warum verfolgst du mich? Als das himmlische Licht ihn überwältigte, wurde Saulus mit der wahren Natur seines Verbrechens konfrontiert: Er verfolgte Gott, nicht den Menschen.
    1. Saulus dachte, dass er Gott diente, indem er Christen brutal angriff, aber er stellte fest, dass er gegen Gott kämpfte.
    2. Dies ist im Laufe der Geschichte auf eine traurige Art und Weise wahr geworden. Oftmals verüben diejenigen, die davon überzeugt sind, Gott einen Gefallen zu tun, einen Großteil dessen, was zur schlimmsten Form der Verfolgung und Folter zu zählen ist, die je praktiziert wurde.
    3. Wir sollten nicht nur das ‚Mich‘ in dem Satz „Warum verfolgst du mich?“ betonen. Wir sollten auch das ‚Warum‘ beachten und sehen, dass Jesus fragte: „Warum verfolgst du mich?“ Das heißt: „Saulus, warum tust du so etwas Sinnloses?“
  6. Ich bin Jesus: Obwohl Jesus zu jener Zeit ein ziemlich geläufiger Name war, bedurfte der in den Himmel aufgefahrene Jesus von Nazareth keiner weiteren Identifizierung. Als er sagte: ‚Ich bin Jesus‘, wusste Saulus genau, welcher Jesus hier sprach. Aller Wahrscheinlichkeit nach hörte Saulus Jesus in Jerusalem lehren; und als jemand, der wahrscheinlich Mitglied des Sanhedrins war, saß Saulus im Prozess vor seiner Kreuzigung über Jesus zu Gericht.
    1. „Sofern Saulus nicht halluzinierte, bewies das Erscheinen Jesu, dass Jesus lebte und dass Jesus Gott war.“ (Boice)
  7. Wer bist du, Herr? … Herr, was willst du, dass ich tun soll: Saulus antwortete mit zwei der wichtigsten Fragen, die jeder stellen kann (und muss).
    1. Die meisten Menschen haben Fragen, die sie Gott stellen möchten. In einer Gallup-Umfrage aus den 1990er Jahren wurden die Menschen gebeten, drei Fragen auszuwählen, die sie Gott am liebsten stellen würden. Die fünf häufigsten Antworten waren:
      1. „Wird es jemals einen dauerhaften Weltfrieden geben?“
      2. „Wie kann ich ein besserer Mensch sein?“
      3. „Wie sieht die Zukunft für meine Familie und mich aus?“
      4. „Wird es jemals eine Heilung für alle Krankheiten geben?“
      5. „Warum gibt es Leid in der Welt?“
        Es ist seltsam, dass Menschen Gott diese Fragen stellen wollen, wenn sie bereits in der Bibel beantwortet werden. Aber das sind wirklich nicht die wichtigsten Fragen, die wir stellen müssen. Saulus hat die richtigen Fragen gestellt.
    2. Wer bist du, Herr? Wir müssen diese Frage mit demütigem Herzen stellen und wir müssen sie Gott stellen. Jesus hat uns genau gezeigt, wer Gott ist, und er kann diese Frage beantworten. Paulus verbrachte den Rest seines Lebens damit, die Antwort auf diese Frage vollständiger wissen zu wollen (Philipper 3, 10).
    3. Herr, was willst du, dass ich tun soll: Nur wenige wagen es wirklich, Gott diese Frage zu stellen, aber wenn wir sie stellen, müssen wir sie mit Demut und absolutem Gehorsam stellen.
    4. Saulus’ Frage war persönlich. Er stellte die Frage mit einem ‚ich‘: „Herr, was willst Du, dass ich tun soll?“ Wir sind oft sehr daran interessiert, was Gott will, dass andere tun sollen. Aber das hingegebene Herz fragt: „Herr, was willst du, dass ich tun soll?
  8. Es wird dir schwer werden, gegen den Stachel auszuschlagen: Diese Aussage von Jesus war eigentlich ein kleines Gleichnis über Saulus und sein Leben.
    1. Die Worte es wird dir schwer werden, gegen den Stachel auszuschlagen, und Herr, was willst du, dass ich tun soll? in Apostelgeschichte 9, 5-6 sind richtig, befinden sich aber nicht im Originaltext von Lukas. Sie wurden, basierend auf Apostelgeschichte 22, 10 und 26, 14, von Schriftgelehrten, die dachten, sie täten Gott einen Gefallen, wenn sie es hier einfügen, hinzugefügt.
    2. Ein Stachel war ein langer, extrem scharfer Stock, mit dem ein Ochse beim Pflügen in die gewünschte Richtung getrieben wurde. Man stach mit dem Stachel auf die Hinterbeine des Ochsen ein, bis der Ochse kooperierte.
    3. Im Wesentlichen war Saulus der Ochse; Jesus war der Bauer. Saulus war dumm und dickköpfig – und doch wertvoll und potenziell äußerst nützlich für den Dienst des Meisters. Jesus trieb Saulus in die richtige Richtung, und das Treiben verursachte Saulus Schmerzen. Doch anstatt sich Jesus zu unterwerfen, trat Saulus gegen den Stachel – und verstärkte seinen Schmerz nur noch.
    4. Es ist nicht zu viel gesagt: Wenn wir diese beiden großen Fragen nicht stellen und nicht gehorsam auf Gottes Antworten auf diese Fragen hören, dann verhalten wir uns wie dumme Ochsen.
    5. Wir mögen uns beschweren, dass Gott uns mit Ochsen vergleicht, und in der Tat ist es ein unfairer Vergleich. Welcher Ochse hat sich schließlich jemals so gegen Gott aufgelehnt wie wir? Gott schuldet den Ochsen fast eine Entschuldigung!
    6. Irgendetwas nagte an seinem Gewissen. Trotz all seiner äußeren Zuversicht war da etwas, das ihn innerlich bedrückte. Er trat dagegen, um sicher zu sein, aber es war immer noch da. Das Unbehagen könnte mit dem Gebet des Stephanus begonnen haben (Apostelgeschichte 7, 57-60).
  9. Es wird dir schwer werden: Das zeigt die große Liebe Jesu. Er war der Verfolgte, doch seine Sorge galt der Wirkung, die dies auf Saulus hatte. Welch ein weiches Herz Jesus doch hat!
  10. Mit Zittern und Schrecken: Die Tatsache, dass Saulus bei all dem zitterte und erstaunt war, erinnert uns daran, dass es nicht immer angenehm ist, dem Himmel auf dramatische Art und Weise zu begegnen. Diese Erfahrung führte bei Paulus zu Zittern und Schrecken; er triefte nicht vor warmen, überschwänglichen Gefühlen.
    1. In Apostelgeschichte 9 wird uns nur die kürzeste Darstellung dessen gegeben, was hier geschehen ist. In Apostelgeschichte 22, 3-11, Apostelgeschichte 26, 12-18, 1. Korinther 9, 1 und 15, 8 erhalten wir von Paulus selbst mehr Details zu diesem Erlebnis. Aufschlussreicher ist auch, was Barnabas in Apostelgeschichte 9, 27 über Saulus‘ Erfahrung sagte, und was Ananias in Apostelgeschichte 9, 17 darüber sagte. Aus diesen Berichten erfahren wir, dass Jesus Saulus in dieser verblendenden Vision persönlich erschienen ist.
    2. Als Reaktion auf dieses Licht schloss Saulus seine Augen zweifellos so fest er konnte; dennoch erschien Jesus immer noch vor ihm. Nach dem gleichen Muster musste Jesus uns oft erscheinen, auch wenn wir unsere Augen vor ihm verschlossen.
    3. Bei dieser Begegnung mit Jesus lernte Saulus das Evangelium kennen, das er sein ganzes Leben lang predigen würde. In Galater 1, 11-12 bestand er darauf, dass das von mir verkündigte Evangelium nicht von Menschen stammt;
      ich habe es auch nicht von einem Menschen empfangen noch erlernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.
  11. Herr, was willst du, das ich tun soll? Als Saulus diese Frage stellte, sagte Jesus ihm nur, was in diesem Moment für ihn das Richtige zu tun sei.
    1. So sieht Gottes Führung auch oft in unserem Leben aus. Er lenkt uns Schritt für Schritt, anstatt die Einzelheiten des großen Plans auf einmal darzulegen.

3. Saulus unmittelbar nach der Begegnung auf der Straße von Damaskus

Apostelgeschichte 9, 7-9

Apostelgeschichte 9, 7-9
Die Männer aber, die mit ihm reisten, standen sprachlos da, denn sie hörten zwar die Stimme, sahen aber niemand. Da stand Saulus von der Erde auf; doch obgleich seine Augen geöffnet waren, sah er niemand. Sie leiteten ihn aber an der Hand und führten ihn nach Damaskus. Und er konnte drei Tage lang nicht sehen und aß nicht und trank nicht.

  1. Die Männer aber, die mit ihm reisten, standen sprachlos da: Die Erfahrung war für Saulus’ Gefährten unverständlich, aber als Saulus die Augen öffnete (vermutlich in einer entsetzten Reaktion auf das himmlische Licht fest geschlossen), konnte er immer noch nicht sehen (doch obgleich seine Augen geöffnet waren, sah er niemanden).
    1. Wir können fast hören, wie Gott zu Saulus sagt: „Du schließt deine Augen vor mir als Licht und Erlöser. Schön! Verbringe ein paar Tage, in denen du körperlich so blind bist, wie du es geistlich warst!“
  2. Und er konnte drei Tage lang nicht sehen und aß nicht und trank nicht: Es scheint so zu sein, dass Saulus von diesem Erlebnis so erschüttert war, dass er drei Tage lang weder essen noch trinken konnte. Alles, was Saulus tun konnte, war einfach nur in blinder Stille dazusitzen. Dies war eine demütigende Erfahrung und eine Zeit, in der Saulus alle seine bisherigen Vorstellungen darüber, wer Gott war und was Gott gefiel, in Frage gestellt haben muss.
    1. In den drei Tagen der Blindheit und der Entbehrung starb Saulus vor sich hin. Erst nach den drei Tagen des Sterbens würde er von Jesus das Leben in der Auferstehung erhalten.

B. Gott dient Saulus durch Ananias

1. Gottes Botschaft an Ananias

Apostelgeschichte 9, 10-12

Apostelgeschichte 9, 10-12
Es war aber in Damaskus ein Jünger namens Ananias. Zu diesem sprach der Herr in einer Vision: Ananias! Er sprach: Hier bin ich, Herr! Der Herr sprach zu ihm: Steh auf und geh in die Gasse, die man »die Gerade« nennt, und frage im Haus des Judas nach einem [Mann] namens Saulus von Tarsus. Denn siehe, er betet; und er hat in einem Gesicht einen Mann namens Ananias gesehen, der hereinkam und ihm die Hand auflegte, damit er wieder sehend werde.

  1. Es war aber in Damaskus ein Jünger namens Ananias: Wir wissen nichts über Ananias, weder aus der Zeit vor noch nach diesem Treffen mit Saulus. Wir wissen nicht, wie er nach Damaskus kam oder was danach mit ihm geschah. Nach dem, was wir wissen, können wir ihn als einen durchschnittlichen Nachfolger Jesu betrachten – als einen gewissen Jünger.
    1. Ananias war ein gewöhnlicher Mann – kein Apostel, Prophet, Pastor, Evangelist, Ältester oder Diakon. Doch Gott benutzte ihn, weil er ein gewöhnlicher Mann war. Wenn ein Apostel oder eine prominente Person Saulus gedient hätte, könnte man sagen, Paulus habe sein Evangelium von einem Mann statt von Jesus erhalten. In gleicher Weise muss Gott den bestimmten Jünger gebrauchen – für ihn gibt es eine besondere Arbeit zu tun.
    2. Theoretisch war es nicht unbedingt notwendig, dass Gott einen Mann wie Ananias für dieses Werk in Saulus‘ Leben gebraucht hat. Da wir einfach ein gewisser Jünger sind, können wir sagen, dass Gott Ananias einfach gebraucht hat, weil Gott es liebt, Menschen zu gebrauchen, und Ananias war ein williger Diener. Ananias stellte Saulus‘ Frage: „Herr, was willst du, dass ich tun soll? (Apostelgeschichte 9, 6) durch die Art und Weise, wie er sein Leben lebte.“
  2. Zu diesem sagte der Herr in einer Vision: Gott sprach zu Ananias auf eine ganz andere Weise als zu Saulus. Saulus hatte eine heftige, fast gewaltsame Auseinandersetzung mit Gott gehabt, aber Ananias hörte die Stimme Gottes in einer Vision, in der Gott rief und Ananias gehorsam antwortete. Zu sagen: „Hier bin ich, Herr“ ist eine perfekte Reaktion auf Gott.
    1. Wir sollten nicht überrascht sein, wenn Menschen wie Saulus Gottes Wort mit am Anfang mit Widerstand und Fragen begegnen. Dennoch sollten wir von Jüngern Jesu erwarten, dass sie Gottes Wort wie Ananias empfangen.
    2. Im Fall von Ananias war die Vision von Gott spezifisch. Gott hat ihm davon erzählt:
      1. Eine bestimmte Straße (die Gasse, die man ‚die Gerade‘ nennt).
      2. Ein bestimmtes Haus (im Haus des Judas).
      3. Ein bestimmter Mann (ein Mann namens Saulus von Tarsus).
      4. Eine bestimmte Sache, die der Mann getan hat (er betet).
      5. Eine bestimmte Vision, die der Mann hatte (er hat in einem Gesicht einen Mann namens Ananias gesehen).
        Diese Besonderheit war notwendig und wichtig, denn Gott bat Ananias, bei der Begegnung mit Saulus, dem großen Verfolger, etwas Kühnes und Gefährliches zu tun. Er brauchte unterwegs Bestätigung, dass Gott ihn führte, und Gott gab sie ihm.
  3. Steh auf und geh: Gottes Anweisungen an Ananias waren klar, aber seltsamerweise erzählte Gott Ananias in dessen eigener Vision von der Vision von Saulus.
  4. Siehe, er betet: Dies deutete auf einen wahren Sinneswandel bei diesem Mann hin, der dafür berühmt ist, die Jünger Jesu zu verfolgen. Man könnte sagen, dass Saulus nie zuvor wirklich gebetet hatte; er wiederholte lediglich formelle Gebete. Davor:
      1. Seine Gebete waren mehr mechanischer als geistlicher Natur.
      2. Er hatte nie mit Jesus als Vermittler gebetet.
      3. Er hatte nie im Namen Jesu gebetet.
      4. Er hatte nicht mit demütigem Herzen, nahe bei Gott, gebetet.
        Saulus hatte viele Gebete gesprochen, aber er hatte nie wirklich gebetet.

2. Gott beseitigt die Einwände von Ananias

Apostelgeschichte 9, 13-16

Apostelgeschichte 9, 13-16
Da antwortete Ananias: Herr, ich habe von vielen über diesen Mann gehört, wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem zugefügt hat. Und hier hat er Vollmacht von den obersten Priestern, alle, die deinen Namen anrufen, gefangen zu nehmen! Aber der Herr sprach zu ihm: Geh hin, denn dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug, um meinen Namen vor Heiden und Könige und vor die Kinder Israels zu tragen! Denn ich werde ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen.

  1. Herr, ich habe von vielen über diesen Mann gehört: Sicherlich hatte Ananias gehört, dass dieser wütende und gewalttätige Verfolger namens Saulus von Tarsus von Jerusalem kommend auf dem Weg zu ihnen war. Die Jünger in Damaskus müssen sich ängstlich auf die kommende Verfolgung vorbereitet haben.
  2. Ich habe von vielen über diesen Mann gehört, wie viel Böses er deinen Heiligen … zugefügt hat: Ananias‘ Einwände waren vollkommen logisch und gut begründet. Sie gingen jedoch davon aus, dass Gott Belehrung oder bestenfalls Rat brauchte. Ananias fragte fast: „Gott, weißt du, was für ein Typ dieser Saulus ist?“
    1. Tatsächlich wusste Ananias sehr viel über die Mission von Saulus (wie viel Böses er deinen Heiligen in Jerusalem zugefügt hat … Und hier hat er Vollmacht von den obersten Priestern, alle, die deinen Namen anrufen, gefangen zu nehmen). Er war anscheinend weithin bekannt.
  3. Dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug, um meinen Namen vor Heiden und Könige und vor die Kinder Israels zu tragen: Gott hatte einen Plan für das Leben von Saulus. Zu diesem Zeitpunkt hatte Gott diese Berufung Saulus noch nicht offenbart. Er scheint es zuerst Ananias gesagt zu haben.
    1. Gott betrachtete Saulus als sein auserwähltes Werkzeug, lange bevor es in Saulus etwas zu wählen gab, das würdig erschien. Gott wusste, was er aus Saulus machen konnte, auch wenn Saulus oder Ananias es nicht wussten.
  4. Meinen Namen vor Heiden und Königen und vor die Kindern Israels zu tragen: Dies beschreibt in groben Zügen die Berufung und die zukünftige Arbeit des gebrochenen, blinden, geplagten Mannes, dem Ananias bald begegnen würde. Gott hat ihn berufen, Heiden, Königen und den Kindern Israel zu sagen, wer er ist und was er getan hat (meinen Namen).
    1. Wir würden Ananias eine gewisse Ungläubigkeit nicht übel nehmen – eine so große Forderung für einen so unscheinbaren Mann.
  5. Denn ich werde ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen: Dies war eine ernüchternde Ergänzung zu dem großen Plan, den Gott für Leben von Saulus hatte. Saulus würde ein privilegiertes Leben verlassen, um eine höhere Berufung anzunehmen, aber eine Berufung mit viel Leid.

3. Ananias betet, Saulus wird geheilt und empfängt den Heiligen Geist

Apostelgeschichte 9, 17-19

Apostelgeschichte 9, 17-19
Da ging Ananias hin und trat in das Haus; und er legte ihm die Hände auf und sprach: Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf der Straße, die du herkamst, damit du wieder sehend wirst und erfüllt wirst mit dem Heiligen Geist! Und sogleich fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er konnte augenblicklich wieder sehen und stand auf und ließ sich taufen; und er nahm Speise zu sich und kam zu Kräften. Und Saulus war etliche Tage bei den Jüngern in Damaskus.

  1. Da ging Ananias hin und trat in das Haus: Dies erforderte großen Mut. In den folgenden Jahrhunderten hatten die Christen es mit denen zu tun, die vorgetäuschte Bekehrungen durchführten, um die Nachfolger Jesu zu unterwandern. Ananias musste diese Angst oder dieses Misstrauen überwinden.
  2. Er legte ihm die Hände auf und sprach: Bruder Saul: Der Akt des Handauflegens und die Worte ‚Bruder Saul‘ vermittelten kraftvoll die Liebe Gottes. Der blinde Saulus konnte die Liebe auf Ananias‘ Gesicht nicht sehen, also vermittelte er sie durch seine Berührung und seine Stimme.
  3. Damit du … erfüllt wirst mit dem Heiligen Geist: Es scheint, dass dies der Zeitpunkt ist, an dem Saulus tatsächlich wiedergeboren wurde. Hier empfing er den Heiligen Geist und wurde von seiner Blindheit geheilt, die sowohl geistliche Blindheit als auch körperliche Blindheit war.
    1. Erfüllt wirst: Gott hat Saulus wirksam gebrochen, aber es war nicht seine Absicht, ihn gebrochen zurückzulassen. Gott wollte Saulus zerbrechen, damit er ihn erfüllen und erfüllt lassen konnte.
    2. „Es wird oft gesagt, dass Saulus auf der Straße nach Damaskus bekehrt wurde. Streng genommen entspricht dies nicht den Tatsachen. Seine Bekehrung begann in der Begegnung mit dem Gesetz, aber sie vollzog sich erst, als das Evangelium durch den Glauben in sein Herz drang, und das geschah nicht auf der Straße, sondern in Damaskus.“ (Lenski)
  4. Und sogleich fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er konnte augenblicklich wieder sehen und stand auf und ließ sich taufen: Als Saulus sehen konnte – sowohl körperlich als auch geistig – wollte er sich sofort mit Jesus und mit den Jüngern Jesu identifizieren, indem er sich taufen ließ.
    1. Es wird uns nicht gesagt, dass Ananias Saulus von der Taufe erzählt hat. Vielleicht hat er es getan; aber es ist genauso wahrscheinlich (oder sogar noch wahrscheinlicher), dass Saulus christliche Taufen gesehen hat (z.B. an Pfingsten, Apg 2, 41). Insbesondere sprach Gott während seiner Wartezeit auf Ananias direkt zu Saulus über viele Dinge, darunter sogar über den Namen des Mannes, der kommen und für ihn beten und sein Augenlicht wiederherstellen würde (Apg 9, 12).
  5. Er nahm Speise zu sich und kam zu Kräften: Saulus begann sofort, sowohl körperlich als auch geistig gestärkt zu werden. Gott war um beide Bereiche der Not besorgt.
  6. Und Saulus war etliche Tage bei den Jüngern in Damaskus: Saulus wurde nun zu den Jüngern Jesu gezählt und freundete sich mit denen an, die er zuvor einsperren oder töten wollte. Dies zeigt die bemerkenswerte, radikale Art seiner Veränderung.
    1. Paulus betrachtete seine Bekehrungserfahrung als ein Muster für alle Gläubigen: der ich zuvor ein Lästerer und Verfolger und Frevler war. Aber mir ist Erbarmung widerfahren, weil ich es unwissend im Unglauben getan habe … Aber darum ist mir Erbarmung widerfahren, damit an mir zuerst Jesus Christus alle Langmut erzeige, zum Vorbild für die, die künftig an ihn glauben würden zum ewigen Leben. (1. Timotheus 1:13, 16).
    2. Wenn die Bekehrung des Paulus ein Vorbild für alle Gläubigen ist, dann können wir seine Erfahrungen teilen. Zunächst muss Jesus uns mit sich selbst, mit unserer Sünde und unserer Rebellion gegen ihn, selbst mit den Sünden, die in Unwissenheit begangen wurden, konfrontieren. Wenn wir dann unseren Glauben in ihn setzen, müssen wir demütig auf das Werk in uns warten, das nur er tun kann.
    3. Saulus‘ Bekehrung erinnert uns daran, dass die Erlösung im Kern etwas ist, was Gott in uns tut. Was wir tun, ist nur eine Reaktion auf sein Wirken in uns.
    4. Saulus‘ Bekehrung erinnert uns daran, dass Gott einige findet, die allem Anschein nach gar nicht nach ihm suchen. Wenn wir sehen, wie Gott zu Saulus gelangt ist, ermutigt uns das zu glauben, dass Gott die Menschen in unserem Leben erreichen kann, von denen wir glauben, dass sie sehr weit von ihm entfernt sind. Oft geben wir einige Menschen auf und denken, dass sie nie zu Jesus kommen werden; aber das Beispiel von Saulus zeigt, dass Gott jeden erreichen kann.
    5. Saulus‘ Bekehrung erinnert uns daran, dass Gott nach Menschen Ausschau hält, die an der Bekehrung anderer mitwirken, auch wenn sie eigentlich nicht notwendig sind, es sei denn als Beweis für die Bedeutung der Familie Gottes.
    6. Saulus‘ Bekehrung erinnert uns daran, dass es nicht ausreicht, dass wir vor Gott zerbrochen werden, auch wenn das notwendig ist. Gott will die Zerbrochenheit nur als Vorspiel zur Erfüllung nutzen.

C. Saulus‘ anfänglicher Dienst in Damaskus und Jerusalem

1. Saulus predigt kraftvoll in Damaskus

Apostelgeschichte 9, 20-22

Apostelgeschichte 9, 20-22
Und sogleich verkündigte er in den Synagogen Christus, dass dieser der Sohn Gottes ist. Aber alle, die ihn hörten, staunten und sprachen: Ist das nicht der, welcher in Jerusalem die verfolgte, die diesen Namen anrufen, und der dazu hierhergekommen war, um sie gebunden zu den obersten Priestern zu führen? Saulus aber wurde noch mehr gestärkt und beunruhigte die Juden, die in Damaskus wohnten, indem er bewies, dass dieser der Christus ist.

  1. Sogleich verkündigte er in den Synagogen Christus: Da Saulus ein geschickter Schüler des großen Rabbi Gamaliel war, machte er sich die Tatsache zunutze, dass es in der Synagoge üblich war, jeden fähigen jüdischen Mann zu bitten, bei Versammlungen in der Synagoge über die Heilige Schrift zu sprechen. Er nutzte diese Gelegenheit sogleich.
  2. Verkündigte er … Christus: In der Botschaft von Saulus drehte sich alles um Jesus. Er wusste, dass sie die Wahrheit über Jesus erfahren mussten, dass dieser der Sohn Gottes ist.
    1. Viele Menschen denken, wenn Jesus als der Sohn Gottes bezeichnet wird, ist das eine Art zu sagen, dass er nicht Gott ist, sondern etwas weniger als Gott – nur ‚der Sohn Gottes‘. Aber zu Jesu Zeiten wusste jeder, was dieser Titel bedeutete. Als ‚Sohn von‘ etwas bezeichnet zu werden, bedeutete, dass man mit dieser Sache oder Person völlig gleichgestellt war, und ihre Identität die eigene Identität war. Als Jesus sich selbst als Sohn Gottes bezeichnete, und als andere ihn so nannten, wurde das als klarer Anspruch auf seine Gottheit verstanden.
    2. Tatsächlich wurde Jesus bei zwei Gelegenheiten, bei denen er sich selbst als Sohn Gottes bezeichnete, der Gotteslästerung, die darin bestand, sich selbst Gott zu nennen, beschuldigt (Johannes 5, 17-18; Matthäus 26, 63-65). Jeder wusste, was Jesus damit meinte, dass er sich Sohn Gottes nannte, und jeder wusste, was Saulus meinte, als er predigte, dass Jesus der Sohn Gottes ist.
    3. Zu verkündigen, dass Jesus der Sohn Gottes ist, bedeutet auch, die Vollkommenheit seines Lebens, und insbesondere sein Werk für uns am Kreuz zu verkünden. Es bedeutet, zu predigen, wie Gott uns durch das Werk Jesu rettet.
  3. Ist das nicht der, welcher in Jerusalem die verfolgte, die diesen Namen anriefen: Die Menschen waren über Saulus‘ Bekehrung wirklich erstaunt; es war schwer zu glauben, wie intensiv Jesus ein Leben verändern konnte. Jahre später schrieb Paulus selbst: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden. (2. Korinther 5:17) Paulus lebte diesen Vers lange bevor er ihn schrieb.
  4. Saulus aber wurde noch mehr gestärkt: Saulus‘ frühes Wirken für Gott so kurz nach seiner Bekehrung sollte uns nicht überraschen. Oft ist das die beste Zeit, um dem Herrn zu dienen und vor allem, um anderen von Jesus zu erzählen. Wenn wir uns frisch bekehrt haben, verstehen wir immer noch, wie Menschen denken, die Jesus noch nicht kennen.
    1. Es stimmt, dass junge Christen nicht übereilt Autoritätspositionen in der Gemeinde bekleiden sollten (1. Timotheus 3, 6), aber man braucht keine Autoritätsposition, um Gott zu dienen und anderen von Jesus zu erzählen.
    2. Saulus‘ Bereitschaft, dem Herrn zu dienen, trug dazu bei, dass er umso stärker wurde. Wenn wir versuchen, anderen zu dienen, gibt Gott uns mehr Kraft.
  5. Indem er bewies, dass dieser der Christus ist: Saulus, ein Kenner des Alten Testaments, konnte leicht erkennen, dass Jesus der in den hebräischen Schriften verheißene Messias war.

2. Saulus‘ Flucht aus Damaskus

Apostelgeschichte 9, 23-25

Apostelgeschichte 9, 23-25
Als aber viele Tage vergangen waren, beschlossen die Juden miteinander, ihn umzubringen. Doch ihr Anschlag wurde dem Saulus bekannt. Und sie bewachten die Tore Tag und Nacht, um ihn umzubringen. Da nahmen ihn die Jünger bei Nacht und ließen ihn in einem Korb über die Mauer hinab.

  1. Als aber viele Tage vergangen waren: In Galater 1, 13-18 erklärte Paulus mehr darüber, was in diesen vielen Tagen geschah. Er beschrieb, wie er für eine Zeitlang nach Arabien ging und dann nach Damaskus zurückkehrte. Nach seiner Rückkehr nach Damaskus ging er nach Jerusalem. Paulus verbrachte insgesamt drei Jahre in Damaskus und Arabien (Galater 1, 18); das waren wirklich viele Tage.
    1. In 2. Korinther 11, 32-33 bezieht sich Paulus auf diesen Vorfall und erwähnt, dass er unter König Aretas geschah. Das bedeutet, dass diese Flucht aus Damaskus zwischen 37 und 39 n. Chr. geschah. Wenn wir also die drei Jahre berücksichtigen, die in Galater 1, 18 erwähnt werden, und dass sich dieser Vorfall am Ende dieser drei Jahre ereignete, können wir vermuten, dass Paulus irgendwann zwischen 34 und 36 n. Chr. bekehrt wurde.
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  2. Beschlossen die Juden miteinander, ihn umzubringen: Damit begannen im Wesentlichen die vielen Dinge, die er um meines Namens willen erleiden musste, von denen der Herr in Apostelgeschichte 9, 16 sprach. Saulus war nun der Verfolgte und nicht mehr der Verfolger.
  3. Doch ihr Anschlag wurde dem Saulus bekannt: Wenn Saulus nun wusste, was es heißt, wegen seines Glaubens verfolgt zu werden, dann kannte er auch die mächtige Befreiung durch Gott. Saulus genoss den göttlichen Schutz so lange, bis sein Dienst vor Gott vollendet war.
  4. Da nahmen ihn die Jünger bei Nacht und ließen ihn in einem Korb über die Mauer hinab.: Saulus kannte in der Tat göttlichen Schutz inmitten der Verfolgung, aber er lernte auch, dass Gottes Befreiung oft auf einfachen Wegen geschieht. Es hat nichts Triumphales, sich nachts aus einer Stadt zu verdrücken und sich in einem großen Korb zu verstecken.
    1. „Es war der Beginn vieler Fluchten für Paulus, und manchmal konnte er nicht ganz entkommen. Manchmal erwischten sie ihn, sperrten ihn ein, schlugen ihn. Er musste in der Tat viele Dinge um Jesu willen erleiden.“ (Boice)

3. Saulus bei den Christen in Jerusalem

Apostelgeschichte 9, 26-30

Apostelgeschichte 9, 26-30
Als nun Saulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen; aber sie fürchteten ihn alle, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. Barnabas aber nahm ihn auf, führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen und dass dieser zu ihm geredet habe, und wie er in Damaskus freimütig in dem Namen Jesu verkündigt habe. Und er ging in Jerusalem mit ihnen aus und ein und verkündigte freimütig im Namen des Herrn Jesus. Er redete und stritt auch mit den Hellenisten; sie aber machten sich daran, ihn umzubringen. Als das aber die Brüder erfuhren, brachten sie ihn nach Cäsarea und schickten ihn nach Tarsus.

  1. Als nun Saulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen; aber sie fürchteten ihn alle: Es klingt seltsam, dass die Christen in Jerusalem Saulus auch drei Jahre nach seiner Bekehrung noch so misstrauisch gegenüberstanden. Sie dachten vielleicht, dass Saulus Teil eines ausgeklügelten und ausgedehnten Plans war; sie fragten sich vielleicht, warum er eine Zeitlang allein nach Arabien ging; oder genauso wahrscheinlich zögerten sie, eine so dramatische Bekehrung anzuerkennen, ohne sie mit eigenen Augen gesehen zu haben. Sie glaubten einfach nicht, dass er ein Jünger war.
    1. An diesem Punkt könnten sich einige Menschen von Jesus Christus abwenden. Sie könnten sagen: „Ich habe dem Herrn drei Jahre lang gedient, Jesus Christus gepredigt und Mordversuche und Morddrohungen ertragen. Jetzt wollt ihr mich nicht als Christ akzeptieren? Ist das die Liebe Jesu? Vergiss es!“
    2. Aber im Herz von Saulus steckte mehr der Liebe zu Jesus und seinen Nachfolgern. Das tat zweifellos weh, aber er verstand, dass die Jünger in Jerusalem an die Christen dachten, die Saulus getötet und verfolgt hatte. Wenn es den Jüngern in Jerusalem ein wenig an Liebe mangelte, fügte Saulus ein wenig mehr Liebe hinzu, um das wiedergutzumachen.
  2. Barnabas aber nahm ihn auf, führte ihn zu den Aposteln: Dankt Gott für Menschen wie Ananias und Barnabas, die Menschen mit einfacher Freundschaft in die Familie Gottes aufnehmen werden.
    1. Barnabas dehnte die Liebe Jesu einfach auf Saulus aus, und wie Paulus später schreiben würde, glaubt die Liebe alles (1. Korinther 13, 7).
  3. Er ging in Jerusalem mit ihnen aus und ein: In Galater 1, 18 schreibt Paulus, dass er bei dieser ersten Reise nach Jerusalem fünfzehn Tage bei Petrus blieb. Er schrieb auch, dass er nie eine Audienz bei allen Aposteln hatte und nur Petrus und Jakobus, den Bruder von Jesus, sah.
    1. Diese Zeit mit den Aposteln in Jerusalem war wichtig, weil sie Saulus endlich und sicher in die Familie der Nachfolger Jesu aufnahm. Aber Paulus wies auf die Begrenztheit seiner Zeit bei den Aposteln in Jerusalem hin, um deutlich zu zeigen, dass er sein Evangelium nicht von den anderen Aposteln erhielt. Obwohl er zweifellos gesegnet war und von dieser Zeit profitierte, empfing er seine Botschaft durch eine direkte Offenbarung von Jesus auf der Straße nach Damaskus. Lukas spielte darauf an, als er schrieb, dass Saulus, als er zu den Aposteln sprach, ihnen erzählte … , dass dieser zu ihm geredet habe. Die Apostel freuten sich zweifellos darüber, dass sie und Saulus und genau dieselbe Botschaft von Jesus erhielten.
  4. Er verkündigte freimütig im Namen des Herrn … sie aber machten sich daran, ihn umzubringen: Saulus sah sich erneut Verfolgung und Attentatsversuchen ausgesetzt. Dies wurde in seinem Leben zu einem immer wiederkehrenden Muster.
    1. Die Geschichte von Saulus‘ Bekehrung beginnt damit, dass er Jerusalem verließ, um die Nachfolger Jesu zu verfolgen. Sie endet damit, dass er Jerusalem als verfolgter Nachfolger Jesu verlässt.
  5. Brachten sie ihn nach Cäsarea und schickten ihn nach Tarsus: Zu seinem eigenen Schutz schickten ihn die Christen in Jerusalem nach Tarsus. Irgendetwas zwischen 8 und 12 Jahre verging im Leben des Saulus, bevor er wieder in einen prominenten Dienst trat und als Missionar von der Gemeinde in Antiochien ausgesandt wurde. Zu dieser Zeit war es auch Barnabas, der die Hand nach Saulus ausstreckte, sich an ihn erinnerte und ihn liebte.
    1. Er war Saulus von Tarsus, der junge, erfolgreiche, energische Rabbiner. Dann war er Saulus der Verfolger; dann Saulus der Blinde. Er wurde Saulus der Bekehrte und dann Saulus der Prediger. Doch bevor er zum Apostel Paulus wurde, verbrachte er irgendetwas zwischen 8 und 12 Jahren als Saulus der Unbekannte. Das waren keine vergeudeten Jahre; es waren gute und notwendige Jahre.
    2. Tarsus war eine der großen Städte der Antike, mit einem ausgezeichneten Hafen und einer strategischen Lage an Handelswegen. Sie war vor allem als Universitätsstadt bekannt, da sie eine der drei großen Bildungsstädte der mediterranen Welt war. „Strabo spricht davon, dass die Universität von Tarsus in mancher Hinsicht sogar die von Athen und Alexandria übertraf (Geography 14.5.13). Sie war als Zentrum der stoischen Philosophie von besonderer Bedeutung“ (Williams)

4. Das Befinden der Gemeinden in der gesamten Region

Apostelgeschichte 9, 31

Apostelgeschichte 9, 31
So hatten nun die Gemeinden Frieden in ganz Judäa und Galiläa und Samaria und wurden auferbaut und wandelten in der Furcht des Herrn und wuchsen durch den Beistand des Heiligen Geistes.

  1. Die Gemeinden … in ganz Judäa und Galiläa und Samarien: Apostelgeschichte 9 begann mit einem eifrigen Mann, der Drohungen und Mord gegen die Jünger des Herrn schnaubte (Apostelgeschichte 9, 1). Aber Gott war durchaus in der Lage, diese schreckliche Bedrohung in einen großen Segen zu verwandeln. Nun zeigt Lukas, dass Gottes Werk nicht nur fortdauerte, sondern trotz des großen Widerstandes, der sich ihm entgegenstellte, stark war.
  2. Galiläa: Die Apostelgeschichte sagt uns nichts über die Gründung von Gemeinden in Galiläa. Wir wissen nichts darüber, wer diese Gemeinden gegründet hat, wie sie es getan haben, oder über all die großen Werke Gottes, die in diesen frühen Gemeinden stattfanden. Das erinnert uns daran, dass die Apostelgeschichte nur ein unvollständiger Bericht des Wirkens Gottes in dieser Zeit ist.
  3. Hatten … die Gemeinden … Frieden: Das bedeutet nicht, dass alle Verfolgung aufgehört hätte; es bedeutet vielmehr, dass sie inmitten der Verfolgung Frieden hatten.
    1. Am Ende der Apostelgeschichte 9, 31 erreichen wir einen wichtigen historischen Scheideweg in der Apostelgeschichte und den Ereignissen des Römischen Reiches. Im Jahre 37 n. Chr. wurde Kajaphas als Hohepriester abgelöst, zuerst durch Jonathan, dann durch Theophilus. Im selben Jahr wurde Caligula Nachfolger von Tiberius als römischer Kaiser. Caligula war den Juden gegenüber extrem feindselig eingestellt und wurde vier Jahre später ermordet.
  4. Die Gemeinden … wurden auferbaut: Das Wort auferbaut verdeutlicht die Idee des Aufbaus. Die Gemeinden wuchsen mit Blick auf Zahl der Gläubigen und ihre geistliche Stärke.
  5. Sie wandelten in der Furcht des Herrn und wuchsen durch den Beistand des Heiligen Geistes: Wann immer Gottes Volk in der Furcht des Herrn und unter dem Beistand des Heiligen Geistes wandelt, können wir erwarten, dass auch die Zahl der Gläubigen sich vervielfachen wird.
    1. Die Furcht des Herrn … Beistand des Heiligen Geistes: Jedes dieser Elemente wird im christlichen Leben gebraucht. Zu jedem möglichen Zeitpunkt kann ein Jünger Jesu die Furcht des Herrn oder den Beistand des Heiligen Geistes mehr brauchen. Oft möchte Gott, dass die Selbstsicheren bedrängt werden (die Furcht des Herrn gewinnen) und die Betrübten (durch den Beistand des Heiligen Geistes) getröstet werden.
    2. Durch den Beistand des Heiligen Geistes: Pierson weist darauf hin, dass das hier übersetzte Wort ‚Beistand‘ im Wesentlichen dasselbe Wort ist, das in Johannes 14, 16 (paraclesis) mit ‚Helfer‘ oder ‚Tröster‘ übersetzt wird.
    3. „Ist es nicht schon zu offensichtlich, dass die Gemeinde unserer Tage wenig oder gar keine Vorstellung von dem unschätzbaren Wert des Segens hat, der mit dieser Paraklesis des Geistes verbunden ist? Was wäre, wenn diese Lektion noch einmal gelernt werden könnte? Welche ‚Ruhe‘ hätte die Gemeinde von innerer Uneinigkeit und Spaltung, von Ketzerei und Spaltung! Welche Erbauung, auf dem heiligsten Glauben ‚aufgebaut‘ zu sein! Welch heiliges „Wandeln in der Furcht des Herrn“, welch rasche Vermehrung und welch weltweite Evangelisierung! Es gibt kein Übel, das jetzt unser kirchliches Leben verflucht oder bedroht, dass dieser ‚Trost des Heiligen Geistes‘ nicht heilen und vielleicht sogar beseitigen würde“. (Pierson)

D. Gott wirkt durch den Apostel Petrus Wunder

1. Petrus heilt Äneas in Lydda

Apostelgeschichte 9, 32-35

Apostelgeschichte 9, 32-35
Es begab sich aber, dass Petrus, als er alle besuchte, auch zu den Heiligen hinabkam, die in Lydda wohnten. Er fand aber dort einen Mann mit Namen Aeneas, der seit acht Jahren im Bett lag, weil er gelähmt war. Und Petrus sprach zu ihm: Aeneas, Jesus der Christus macht dich gesund; steh auf und mache dir dein Bett selbst! Und sogleich stand er auf. Und alle, die in Lydda und Saron wohnten, sahen ihn; und sie bekehrten sich zu dem Herrn.

  1. Petrus besuchte alle: Das frühere Muster, nach dem die Apostel in Jerusalem blieben und diejenigen, die den Dienst benötigten, von weit her zu ihnen kamen (wie in Apg 5, 16 widergespiegelt), verschob sich nun. Petrus durchquerte alle Teile des Landes, um seinen Dienst zu tun, und reiste dabei die 55 Kilometer von Jerusalem nach Lydda.
    1. Lydda liegt in der Nähe des heutigen Lod, dem Standort des Ben-Gurion-Flughafens außerhalb von Tel Aviv.
  2. Er fand aber dort einen Mann: Petrus fand einen bedürftigen Mann, den Gott auf wundersame Weise heilen wollte, und Petrus fand ihn, als er unterwegs war, um anderen im Namen Jesu zu dienen. Wenn wir wie Petrus sein werden, der durch alle Teile des Landes zog, dann werden wir auch Möglichkeiten für die wunderbare Kraft Gottes finden.
  3. Aeneas, Jesus der Christus macht dich gesund: Petrus hat klar identifiziert, wer geheilt hat – Jesus der Christus. Petrus war nur sein Werkzeug. Jesus heilte mit der Kraft Jesu, aber Petrus heilte nicht mit der Kraft des Petrus. Petrus verließ sich allein auf die Kraft Jesu.
    1. Die Worte des Petrus – „Steh auf und mache dein Bett selbst“ – waren vielleicht bewusst eine Nachahmung von Jesu Heilung des gelähmten Mannes in Markus 2, 10-12.
  4. Und alle, die in Lydda und Saron wohnten, sahen ihn; und sie bekehrten sich zu dem Herrn: Die wundersame Heilung des Äneas veranlasste viele Menschen, sich dem Herrn zuzuwenden – vermutlich, weil Petrus ihnen das Evangelium verkündete.

2. Tabitha von Joppe stirbt

Apostelgeschichte 9, 36-38

Apostelgeschichte 9, 36-38
In Joppe aber war eine Jüngerin namens Tabitha, was übersetzt »Gazelle« heißt; diese war reich an guten Werken und Wohltätigkeit, die sie übte. Und es geschah in jenen Tagen, dass sie krank wurde und starb; und man wusch sie und legte sie ins Obergemach. Weil aber Lydda nahe bei Joppe liegt und die Jünger gehört hatten, dass Petrus dort war, sandten sie zwei Männer zu ihm und baten ihn, nicht zu zögern und zu ihnen zu kommen.

  1. Namens Tabitha, was übersetzt »Gazelle« heißt: Sowohl die Namen Gazelle als auch Tabitha bedeuten ‚Hirsch‘. Diese Frau war ein geliebtes Mitglied der christlichen Gemeinde in Joppe, weil sie reich an guten Werken und Wohltätigkeit war.
    1. Lukas merkte an, Tabitha sei reich an guten Werken und Wohltätigkeit, die sie übte. Manche Menschen sind voller guter Werke und wohltätiger Taten, aber sie sind nur in ihren Köpfen und Herzen voll davon. Sie verhalten sich nicht wirklich so, wie Tabitha es tat. Deshalb fügte Lukas hinzu, die sie übte.
  2. Und baten ihn, nicht zu zögern und zu ihnen zu kommen: Petrus war nicht in Joppe, als Tabitha starb. Doch er war nicht weit weg, und die Christen in Joppe hatten gehört, dass Gott durch Petrus im nahen Lydda wundersame Dinge tat. Sie baten Petrus zu kommen, möglicherweise als Tabitha noch lebte oder gerade gestorben war.

3. Die Auferweckung der Tabitha

Apostelgeschichte 9, 39-42

Apostelgeschichte 9, 39-42
Da stand Petrus auf und ging mit ihnen. Und als er angekommen war, führten sie ihn in das Obergemach, und alle Witwen traten zu ihm, weinten und zeigten ihm die Röcke und Kleider, die Tabitha gemacht hatte, als sie noch bei ihnen war. Da ließ Petrus alle hinausgehen, kniete nieder und betete; dann wandte er sich zu dem Leichnam und sprach: Tabitha, steh auf! Sie aber öffnete ihre Augen, und als sie den Petrus sah, setzte sie sich auf. Und er reichte ihr die Hand und richtete sie auf. Und er rief die Heiligen und die Witwen und stellte sie ihnen lebend vor. Es wurde aber in ganz Joppe bekannt, und viele wurden gläubig an den Herrn.

  1. Petrus stand auf und ging mit ihnen: Als die Jünger aus Joppe zu Petrus in Lydda kamen, kamen sie mit der Hoffnung, dass Petrus ihr helfen würde, oder zumindest der christlichen Gemeinde an diesem Ort helfen würde, ihre Trauer zu verarbeiten.
    1. In der Apostelgeschichte gibt es keinen Hinweis darauf, dass es üblich war oder im Volksmund erwartet wurde, dass tote Christen wieder zum Leben erweckt werden. Dieses Wunder (und einige wenige ähnliche in der Apostelgeschichte) werden nur aufgeführt, weil sie ungewöhnlich und bemerkenswert waren.
  2. Und alle Witwen traten zu ihm, weinten: Es kann sehr wohl sein, dass die Erwartung war, dass Petrus lediglich diese christlichen Witwen und andere in ihrer Trauer über Tabithas Tod trösten würde. Doch Petrus spürte eine bestimmte Führung, die dazu führte, genau das zu tun, was er Jesus hatte tun sehen, wie er es in Markus 5, 38-43 aufgezeichnet hatte – er ließ, in der Erwartung, dass Gott für Tabitha tun würde, was er für die Tochter des Synagogenvorstehers getan hatte alle hinausgehen.
  3. Tabitha, steh auf: Petrus schien sich deutlich daran zu erinnern, was Jesus in Markus 5, 38-43 (oder Lukas 8, 50-56) tat. Bei dieser Heilung sagte Jesus: ‚Talitha, cumi‘. Petrus sagte hier (in der ursprünglichen Sprache): ‚Tabitha cumi‘. Petrus konnte die Worte Jesu in seinem Kopf hören, während er diente.
    1. Petrus versuchte einfach, das zu tun, was Jesus tat. Jesus war sein Führer. Er versuchte nicht mehr, Jesus zu führen, wie er es tat, als er Jesus in Matthäus 16, 22 sagte, er solle nicht den Weg des Kreuzes gehen. Jetzt ließ Petrus sich von Jesus führen.
  4. Sie aber öffnete ihre Augen, und als sie den Petrus sah, setzte sie sich auf: Allem Anschein nach wurde Tabitha von den Toten auferweckt. Sie war tot und erwachte wieder zum Leben. Dies sind bemerkenswerte, ungewöhnliche Wunder – und doch sind Dinge geschehen, und geschehen immer noch geschehen (obwohl es weise ist, nicht jedes gemeldete Wunder leichtgläubig hinzunehmen).
    1. Wir sollten uns daran erinnern, dass Tabitha nicht auferstanden ist; sie wurde in ihr altes Leben wiederbelebt, wo sie erneut sterben würde.
    2. Die Tatsache, dass der Herr Tabitha auferweckte, Stephanus (und später Jakobus in Apostelgeschichte 12, 2) jedoch tot blieb, spiegelt Gottes unerklärliche Wege wider. Schließlich schienen Stephanus und Jakobus für die Gemeinde wichtiger zu sein als Tabitha. Dennoch müssen wir in all diesen Dingen immer auf Gottes größere Weisheit und Erkenntnis vertrauen.
    3. Tabitha wurde nicht um ihrer selbst willen auferweckt. Im Himmel wäre es ihr besser gegangen! Sie wurde um ihres Dienstes an anderen Menschen willen auferweckt, aus dem gleichen Grund, aus dem wir vom Tod ins Leben hindurchgedrungen sind (Johannes 5, 24).
  5. Er rief die Heiligen und die Witwen: In den Apostelgeschichten 9, 32 und 41 werden die Heiligen in Lydda und Joppa erwähnt. Dies ist das erste Mal, dass Christen in der Apostelgeschichte als Heilige bezeichnet werden. Wenn die Bibel Christen als Heilige bezeichnet, ist nicht von einem super perfekten Volk die Rede, sondern von einem Volk, das anders ist. Heilige heben sich von der Welt an sich ab; sie sind unverwechselbar.

4. Petrus bleibt bei Simon, einem Gerber

Apostelgeschichte 9, 43

Apostelgeschichte 9, 43
Und es begab sich, dass er viele Tage in Joppe bei einem gewissen Simon, einem Gerber, blieb.

  1. Dass er viele Tage in Joppe bei … Simon, einem Gerber, blieb: Dieser Satz wäre für einen aufmerksamen Juden der damaligen Zeit etwas schockierend gewesen. Nach ihrem Rechtsverständnis war es streng verboten, mit jemandem Umgang zu pflegen, der routinemäßig mit toten Tieren arbeitete.
    1. Nach den damaligen Gesetzen musste ein Gerber wegen seiner ständigen rituellen Unreinheit mindestens 25 Meter außerhalb eines Dorfes leben.
    2. „Das Gewerbe eines Gerbers wurde mit solch einer Verachtung betrachtet, dass, wenn ein Mädchen mit einem Gerber verlobt wurde, ohne zu wissen, dass er dieser Berufung folgte, die Verlobung nichtig war.“ (Morgan)
  2. Dass er viele Tage in Joppe bei … Simon, einem Gerber, blieb: Daran sehen wir, dass Petrus sich immer weniger um jüdische Traditionen und zeremonielle Vorstellungen kümmerte als zuvor. Dieses Werk Gottes im Herzen des Petrus legte den Grundstein für das, was Gott im folgenden Kapitel in Petrus tun würde.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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