A. Ein letzter Aufruf, in der Freiheit Jesu zu leben
1. Eine zusammenfassende Aussage: Im Hinblick auf all das, was Paulus zuvor gesagt hat, fordert er nun die Galater auf, in der von ihm dargestellten Wahrheit zu leben
Galater 5, 1
Galater 5, 1 So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!
So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat: Tatsache ist, dass uns Christus befreit hat. Wenn wir in der Knechtschaft einer gesetzlichen Beziehung zu Gott leben, dann nicht, weil Gott es so will. Gott fleht uns an, seine Kraft zu nehmen und in dieser Freiheit zu wandeln und uns nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen zu lassen.
Maßgeblich ist, dass Christus es ist, der uns befreit hat. Wir befreien uns nicht selbst. Freiheit ist ein Geschenk Jesu, das uns gegeben und durch den Glauben empfangen wurde. Wenn wir versuchen, uns zu befreien, so lassen wir uns nur noch mehr in ein Joch der Knechtschaft spannen.
Paulus hat es auch ausdrücklich betont: dieFreiheit. Die Menschen leben heute in einem ständigen Streben nach ‚Freiheit‘, von der sie meinen, sie bestünde darin, zu tun, was immer sie wollen und sich nie irgendeinen Wunsch zu versagen. Dies ist eine Art von Freiheit – eine falsche Freiheit – aber es ist nicht dieFreiheit. DieFreiheit ist unsere Freiheit von der Tyrannei, uns unseren Weg zu Gott verdienen zu müssen, die Freiheit von Sünde und Schuld und Verurteilung, die Freiheit von der Strafe und der Macht über uns und schließlich die Freiheit von der Gegenwart der Sünde.
So steht nun fest bedeutet, dass es Anstrengung erfordert, in dieser Position der Freiheit zu bleiben. Jemand, der rechtskräftig in Jesus befreit wurde, kann immer noch in Knechtschaft leben; er kann dazu verleitet werden, sich selbst wieder in die Sklaverei zu begeben.
Der große Evangelist D. L. Moody veranschaulichte diesen Punkt, indem er eine alte ehemalige Sklavin in den Südstaaten nach dem Bürgerkrieg zitierte. Da sie eine ehemalige Sklavin war, war sie über ihren Status verwirrt und fragte: Bin ich jetzt frei oder bin ich es nicht? Wenn ich zu meinem alten Herrn gehe, sagt er, ich sei nicht frei, und wenn ich zu meinen eigenen Leuten gehe, sagen sie, ich sei es, und ich weiß nicht, ob ich nun frei bin oder nicht. Einige Leute sagten mir, dass Abraham Lincoln eine Proklamation unterschrieben habe, aber mein Herr sagt, dass er das nicht getan hat; er habe kein Recht dazu gehabt. Viele Christen sind in demselben Punkt verwirrt. Jesus Christus hat ihnen eine ‚Emanzipationserklärung‘ gegeben, also ihre Befreiung aus der Sklaverei erklärt, aber ihr ‚alter Herr‘ sagt ihnen, ihr Status sei immer noch der eines Sklaven im Rechtsverhältnis gegenüber Gott. Sie leben in Knechtschaft, weil ihr ‚alter Herr‘ sie getäuscht hat.
Joch der Knechtschaft: Dieser Bezeichnung erinnert uns daran, was Petrus in Apostelgeschichte 15, 10 über diejenigen sagte, die die Heiden dem Gesetz unterstellen wollten: Weshalb versucht ihr denn jetzt Gott, indem ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legt, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten? Die Juden selbst waren nicht in der Lage, sich vor Gott durch das Gesetz zu rechtfertigen, also sollten sie den Heiden dieses schwere, belastende Joch nicht auferlegen.
Einige jüdische Lehrer jener Tage sprachen vom Gesetz des Mose als einem Joch, aber sie benutzten den Begriff als etwas Positives. Paulus sah ein Rechtsverhältnis als eine Art Joch, aber als ein Jochder Knechtschaft. Es hat mit Sklaverei zu tun, nicht mit Freiheit. Dieses Joch der Knechtschaft bewirkt nichts anderes, als uns zu umschlingen. Wir bemühen uns sehr, Gottes Pflug zu ziehen, aber das Joch der Knechtschaft lässt uns umschlungen, eingeschränkt und frustriert zurück.
Es war wirklich eine Knechtschaft. Jüdische Lehrer zählten 613 Gebote auf, die im Gesetz des Mose einzuhalten waren. „Schon sich an sie alle zu erinnern war eine Last, und ihre Einhaltung grenzte an das Unmögliche. Kein Wunder, dass Paulus die Unterwerfung unter sie alle als Eintritt in die Sklaverei bezeichnete.“ (Morris)
2. Die Gefahr, das Gesetz als einen Weg zu begreifen, mit Gott zu leben
Galater 5, 2-4
Galater 5, 2-4 Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge nochmals jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er verpflichtet ist, das ganze Gesetz zu halten. Ihr seid losgetrennt von Christus, die ihr durchs Gesetz gerecht werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen!
Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird euch Christus nichts nützen: Wenn wir das Gesetz als unseren Weg begreifen, mit Gott zu leben, müssen wir Jesus loslassen. Nicht mehr er ist unsere Gerechtigkeit; wir versuchen, sie uns selbst zu verdienen. Für die Galater bedeutete in diesem Kontext die Beschneidung – das Ritual, das bezeugte, dass ein Heide sich dem Gesetz unterstellte –, dass jemand nicht mehr auf Jesus als seine Gerechtigkeit vertraute, sondern stattdessen auf sich selbst. Paulus konnte also sagen: Christus wird euch nichts nützen.
Diejenigen unter den Galatern, die am Gesetz festhielten, wollten die anderen überzeugen, sie könnten sowohl Jesus als auch eine durch das Gesetz bestimmte Beziehung zu Gott haben. Paulus stellt klar, dass dies keine mögliche Option ist – das System der Gnade und das System des Gesetzes sind unvereinbar. „Wer einen halben Christus haben will, verliert den Ganzen.“ (Calvin)
„Die Beschneidung ist das Siegel des Gesetzes. Wer sich bereitwillig und ganzbewusst der Beschneidung unterzieht, tritt in einen Vertrag ein, das Gesetz zu erfüllen. Er ist daher daran gebunden, es zu erfüllen und er kann sich nicht mehr auf die Gnade Christi berufen; denn er ist in eine andere Art der Rechtfertigung eingetreten.“ (Lightfood)
Wie tragisch! Jesus, der am Kreuz stirbt, vergießt sein Blut, sein Leben, seine Seele, seine Qualen, seine Liebe zu uns – und es wird euch nichts nützen! Zwei Männer starben mit Jesus zusammen; für den, der sein Vertrauen auf Jesus setzte, bedeutete es ewiges Leben. Für den, der auf sich selbst vertraute, nützte es nichts.
Dieser Punkt war für Paulus so wichtig, dass er mit allem Nachdruck einen persönlichen Appell an seine Leser richtet: Er begann mit Siehe, ich, Paulus. Als er fortfuhr und Ich bezeuge schrieb, erinnerte sich Paulus an seine frühere Ausbildung als Jurist – und es war ihm todernst. „Weder die Zunge kann es ausdrücken, noch das Herz es begreifen, wie schrecklich es ist, Christus wertlos zu machen.“ (Luther)
Jede[r] Mensch, der sich beschneiden lässt [ … ist] verpflichtet [ … ], das ganze Gesetz zu halten: Wenn wir das Gesetz als unsere Art, mit Gott zu leben, annehmen, umfasst dies das ganze Gesetz. Wir werden Schuldner, das ganze Gesetz zu halten, und das ist eine gewaltige Forderung.
Auch hier wollten diejenigen Galater, die am Gesetz festhielten, die anderen überzeugen, sie könnten einige Teile des Gesetzes einhalten, ohne das ganze Gesetz halten zu müssen. Aber wenn wir uns für den Weg des Gesetzes entscheiden, so müssen wir das ganze Gesetz halten.
Wenn wir auf der Grundlage unserer eigenen Gesetzestreue zu Gott kommen, müssen wir das ganze Gesetz einhalten und unsere Gesetzestreue muss perfekt sein. Kein noch so großer Gehorsam macht einen einzigen Akt des Ungehorsams wett; wenn Sie wegen zu schnellen Fahrens angehalten werden, nützt es nichts, zu beteuern, dass Sie ein treuer Ehemann und ein guter Steuerzahler sind und sich viele Male an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten haben. All das ist irrelevant. Sie haben immer noch gegen das Gesetz über die zulässige Höchstgeschwindigkeit verstoßen und machen sich dessen schuldig.
Dies besagt nicht, dass der reine Akt der Beschneidung bedeutet, dass jemand in einer gesetzlichen Beziehung zu Gott steht und das ganze Gesetz zu seiner Errettung einhalten muss. Paulus sprach zu den nichtjüdischen Christen unter den Galatern, die als Erwachsene zur Beschneidung gedrängt wurden als Beweis dafür, dass sie unter das Gesetz des Mose als ‚ersten Schritt‘ zur Errettung gekommen waren. Wir werden später sehen, dass für Paulus die Frage nach ‚Beschneidung oder nicht‘ unerheblich war (Galater 5, 6). Was er verabscheute, war die Theologie der Beschneidung, wie sie von denen, die am Gesetz festhielten, dargestellt wurde.
Ihr seid aus der Gnade gefallen: Wenn wir das Gesetz als unseren Weg mit Gott zu leben annehmen, so verlassen wir Jesus und seine Gnade. Wir sind dann losgetrennt von Christus, getrennt von ihm und seiner rettenden Gnade.
Die Gefahr, aus der Gnade zu fallen, ist real, aber sie wird oft missverstanden. Die meisten Menschen denken beim Begriff ‚ab-/fallen‘ an unmoralisches Verhalten, aber wir werden nicht durch unser Verhalten gerettet. Wir werden jedoch dadurch gerettet, dass wir uns fortdauernd im Glauben auf die Gnade Gottes verlassen. Jemand kann aus der Gnade fallen und verdammt werden, ohne sich jemals grob unmoralisch verhalten zu haben.
Boice über Ihr seid aus der Gnade gefallen: „Der Satz bedeutet nicht, dass ein Christ, wenn er sündigt, aus der Gnade fällt und dadurch sein Heil verliert. Es besteht sogar die Möglichkeit, durch sündigen in die Gnade zu fallen, wenn man nämlich bußfertig ist. Aber aus der Gnade zu fallen, bedeutet, wie wir schon gesehen haben, in Gesetzlichkeit zu fallen … Oder anders ausgedrückt: Wer sich für Gesetzlichkeit entscheidet, lehnt die Gnade als die Grundlage ab, durch die man mit Gott verbunden sein möchte.“
Im Englischen wird dieser Satz auch umgangssprachlich übersetzt mit „Ihr seid in Ungnade gefallen“ (You have fallen from grace), was nicht dasselbe ist wie die wörtliche Übersetzung „Ihr seid aus der Gnade gefallen“ (You have fallen out of grace).
3. Die Antwort des Glaubens an die, die am Gesetz festhalten
Galater 5, 5-6
Galater 5, 5-6 Wir aber erwarten im Geist aus Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit; denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist.
Wir aber erwarten im Geist aus Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit: Diejenigen, die im Geist wandeln, erwarten die Gerechtigkeit durch den Glauben; sie versuchen nicht, sie durch gute Werke zu verdienen. Niemand ist durch den Geist ein Anhänger des Gesetzes.
Wuest sagt über erwarten: „Das Wort spricht von einer Haltung intensiver Sehnsucht und einem ungeduldigen Warten auf etwas. Hier bezieht es sich auf das intensive Verlangen und die sehnsüchtige Erwartung des Gläubigen nach wirklicher Gerechtigkeit, die der Heilige Geist in seinem Leben fortwährend hervorbringen wird, wenn er sich ihm hingibt.“
Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist: Wer im Geist wandelt, weiß, dass Beschneidung oder Unbeschnittensein nichts bedeutet. Worauf es ankommt, ist der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist, und beides war bei den Gesetzlichen auffallend wenig vorhanden.
Jeder Aspekt dieses Verses ist wertvoll. Er stellt uns an einen Ort: in Christus Jesus. Morris über in Christus: „Paulus definiert nie, was genau der Ausdruck bedeutet, aber dieser weist klar auf die engste Form der Vereinigung hin.“
An diesem Ort gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas – keines von beidem spielt irgendeine Rolle. Man ist nicht besser, wenn man beschnitten oder unbeschnitten ist. Man ist nicht schlechter, wenn man beschnitten oder unbeschnitten ist. Der einzige Fehler besteht darin, sich auf etwas völlig Irrelevantes zu verlassen.
Dieser Vers sagt uns auch, worauf es an diesem Ort wirklich ankommt: Glaube, der durch die Liebe wirksam ist. Hast Du Glauben? Wunderbar; aber es muss Glaube sein, der durch die Liebe wirksam ist. Wenn Dein Glaube nicht wirkt, ist es kein echter Glaube. Wenn er nicht durch die Liebe wirkt, ist es kein echter Glaube. Deine Liebe allein reicht allerdings nicht aus; deine Liebe muss auch Glauben haben: ein beständiges Vertrauen in Jesus und in das, was er für uns getan hat.
Glaube muss durch die Liebe wirken. Herodes hatte den Glauben, dass Johannes der Täufer ein wahrer Prophet war, aber er hatte keinen Glauben, der durch die Liebe wirksam war, und er ließ Johannes den Täufer ermorden. Wahrer Glaube, rettender Glaube, wird durch die Liebe wirken.
4. Eine letzte Konfrontation
Galater 5, 7-12
Galater 5, 7-12 Ihr lieft gut; wer hat euch aufgehalten, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Die Überredung kommt nicht von dem, der euch berufen hat! Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ich traue euch zu in dem Herrn, dass ihr nicht anders gesinnt sein werdet; wer euch aber verwirrt, der wird das Urteil tragen, wer er auch sei. Ich aber, ihr Brüder, wenn ich noch die Beschneidung verkündigte, warum würde ich dann noch verfolgt? Dann hätte das Ärgernis des Kreuzes aufgehört! O dass sie auch abgeschnitten würden, die euch verwirren!
Ihr lieft gut: Paulus erinnerte sich an ihren guten Start im Glauben, aber er weiß auch, dass es nicht ausreicht, gut anzufangen. Sie waren immer noch in Gefahr, aus der Gnade zu fallen.
Wer hat euch aufgehalten, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Paulus wusste, dass die falsche Lehre von einer Person kam (wer hat euch aufgehalten); aber sie kam nicht von Jesus (Die Ãœberredung kommt nicht von dem, der euch berufen hat).
Die Wurzel des ganzen Übels ist, dass die Galater Jesus verließen, um den falschen und leeren Lehren der Menschen, in diesem Fall der Lehre der Gesetzlichkeit, nachzugehen.
Lightfoot schreibt zu aufgehalten: „Eine von militärischen Operationen abgeleitete Metapher. Das Wort bedeutet ‚eine Straße aufreißen‘ … , um sie unpassierbar zu machen, und ist daher das Gegenteil von … ‚einen Weg zu ebnen.‘“ Den Galatern ging es gut, bis jemand die Straße, auf der sie liefen, aufgerissen hat.
Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig: Die Warnung ist deutlich – der verderbliche Einfluss der Gesetzlichkeit und anderer Lehren, die Jesus herabsetzen, ist wie Sauerteig in einem Teig. Ein wenig davon verdirbt schnell den ganzen Teig.
In der jüdischen Denkweise stand Sauerteig fast immer für einen schlechten Einfluss. Paulus sagt, dass die Bindung an die Gesetzlichkeit, die sie im Moment haben, zwar klein sein mag, aber so gefährlich ist, dass sie alles gefährden kann.
Ich traue euch zu: In dem Wunsch, die Konfrontation mit einer positiven Anmerkung zu beenden, drückte Paulus sein Vertrauen in die Galater aus (was in Wirklichkeit ein Vertrauen in den Herrn war, der in der Lage ist, sie zu halten). Doch Paulus war ebenso zuversichtlich, dass diejenigen, die sie in die Irre führen und von Jesus wegführen, das Gericht erwartet (wer euch aber verwirrt, der wird das Urteil tragen, wer er auch sei).
Man denke an die ernste Warnung Jesu vor denen, die einen dieser Kleinen in die Irre führen wollen (Matthäus 18, 6-7). Das Gericht ist ihm sicher, wer er auch sei. „Es spielt keine Rolle, wer er ist; er mag in der Gemeinschaft, in der er lehrt, hoch angesehen sein, aber wenn er das Evangelium verdreht, so ist er schuldig und sein Rang und sein Ruf werden ihn nicht schützen.“ (Morris)
Wenn ich noch die Beschneidung verkündigte: Paulus macht deutlich, dass er nicht mehr die Notwendigkeit der Beschneidung predigt. Die Tatsache, dass er von denen, die am Gesetz festhalten, verfolgt wird, beweist dies zur Genüge. Stattdessen trägt Paulus mit Stolz das Ärgernis des Kreuzes.
Jemand könnte Paulus beschuldigen, die Beschneidung zu predigen, weil er Timotheus bat, sich beschneiden zu lassen (Apostelgeschichte 16, 1-3). Aber Paulus ließ Timotheus nicht beschneiden, damit Timotheus gerettet oder ‚mehr gerettet‘ würde. Er tat es, damit Timotheus ungehinderter unter unerretteten jüdischen Menschen evangelisieren konnte.
Die Gesetzlichkeit kann mit dem Ärgernis des Kreuzes nicht umgehen. Der ganze Sinn des Todes Jesu am Kreuz bestand darin zu sagen: „Du kannst dich selbst nicht retten. Ich muss an deiner Stelle sterben, oder du hast überhaupt keine Hoffnung auf Rettung.“ Wenn wir auf die Gesetzlichkeit vertrauen, glauben wir, dass wir uns, zumindest teilweise, selbst retten können. Das nimmt dem Kreuz das Ärgernis, das dem Wesen des gefallenen Menschen immer entgegenstehen sollte. In diesem Sinne ist das Ärgernis des Kreuzes in Wirklichkeit die Herrlichkeit des Kreuzes, und die Gesetzlichkeit nimmt diese Herrlichkeit weg.
O dass sie auch abgeschnitten würden, die euch verwirren! Zum Schluss wünschte Paulus, dass diejenigen, die die Beschneidung der Nichtjuden verlangten, selbst bis zum Äußersten gehen und ihre Genitalien ganz und nicht nur die Vorhaut amputieren lassen sollten.
Heilige Kastration war den Bürgern der antiken Welt bekannt; sie wurde häufig von heidnischen Priestern der Kulte in der Region Galatien praktiziert. Was Paulus hier meint, ist in etwa: „Wenn Abschneiden dich rechtschaffen macht, warum machst du es nicht wie die heidnischen Priester, gehst bis zum Äußersten und kastrierst dich selbst?“ Morris bemerkt zu Recht: „Es war schrecklich, so etwas zu wünschen, aber die Lehre, die jungen Christen auferlegt wurde, war eine genauso schreckliche Sache.“
„Dieses Wort wurde gewöhnlich verwendet, um die Praxis der Verstümmelung zu beschreiben, wie sie im phrygischen Cybele-Kult weit verbreitet war. Die Galater waren notwendigerweise damit vertraut, und es kann kaum eine andere Bedeutung haben.“ (Rendall)
Indem Paulus dies schrieb, wünschte er auch, dass diese Anhänger des Gesetzes von der Versammlung des Herrn abgeschnitten werden, wie es in 5. Mose 23, 2 gefordert wird: Es soll niemand mit zerstoßenen Hoden und auch kein Verschnittener in die Gemeinde des HERRN kommen.
Mit einer so dramatischen Schlussfolgerung zu diesem Punkt hat Paulus eines deutlich gemacht: Gesetzlichkeit ist keine Kleinigkeit. Sie nimmt uns die Freiheit und bringt uns in Knechtschaft. Sie macht Jesus und sein Werk für uns nutzlos. Sie verpflichtet uns, das ganze Gesetz zu halten. Sie verstößt gegen das Werk des Geistes Gottes. Sie bringt uns dazu, uns auf Dinge zu konzentrieren, die irrelevant sind. Sie hält uns davon ab, das Rennen zu laufen, das Jesus uns aufgetragen hat. Sie ist nicht von Jesus. Ein wenig davon wird eine ganze Gemeinde infizieren. Diejenigen, die sie fördern, werden gewiss mit einem Urteil rechnen müssen, ganz gleich, wer sie sind. Gesetzlichkeit versucht, dem Kreuz etwas von seiner Herrlichkeit zu nehmen. Wenn man bedenkt, wie ernst das alles ist, verwundert es nicht, dass Paulus sagt, er wünschte, dass sie auch abgeschnitten würden!
B. Wie man in der Freiheit Jesu lebt
1. Die Freiheit nutzen, um einander zu lieben
Galater 5, 13-15
Galater 5, 13-15 Denn ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder; nur macht die Freiheit nicht zu einem Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander durch die Liebe. Denn das ganze Gesetz wird in einem Wort erfüllt, in dem: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. Wenn ihr einander aber beißt und fresst, so habt acht, dass ihr nicht voneinander aufgezehrt werdet!
Denn ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder: Paulus hat es immer wieder betont: Das christliche Leben ist ein Leben in Freiheit. Jesus ist gekommen, um die Gefangenen freizulassen, nicht, um sie in Knechtschaft zu halten oder sie erneut in Knechtschaft zu bringen. Es lohnt sich zu fragen, ob die Menschen uns als Menschen der Freiheit sehen. Oft werden Christen als Menschen gesehen, die mehr gefesselt und unfreier sind als alle anderen.
„Er sagt nicht, dass den Gläubigen ein gewisses Maß an Freiheit widerwillig zugestanden wurde. Er sagt, dass Freiheit das Wesen des Christseins ausmacht; sie ist die Grundlage allen christlichen Lebens.“ (Morris)
Nur macht die Freiheit nicht zu einem Vorwand für das Fleisch: Die große Angst der gesetzlich Gläubigen ist, dass die Freiheit als Vorwand für das Fleisch genutzt wird. Die Befürchtung dahinter ist, dass die Menschen einfach hingehen und sündigen, wie es ihnen gefällt, dann zu einem rückgratlosen Gott sagen: „Es tut mir leid, bitte vergib mir“, und dann weiterhin tun, was sie wollen. Paulus erkannte die Gefahr hinter dieser Haltung, deshalb warnte er hier davor.
Zunächst einmal schreibt Paulus an Brüder. Damit sind alle diejenigen gemeint, die durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus (Galater 3, 26) sind. Es sind die, die in Christus hinein getauft sind und Christus angezogen haben (Galater 3, 27).
Diese sind zur Freiheit berufen. Wie Paulus weiter oben im Kapitel sagte, sind sie durch Jesus Christus befreit geworden; nun sind sie aufgerufen, in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, fest zu stehen (Galater 5, 1). Sie sind befreit worden; nun stellt sich die Frage: „Wie werden sie ihre Freiheit nutzen?“
Macht die Freiheit nicht zu einem Vorwand für das Fleisch: Es ist klar, dass wir uns dafür entscheiden können, die Freiheit als Vorwand für das Fleisch zu nutzen. Diese Option – diese Gefahr – steht uns offen. Wir können die herrliche Freiheit, die Jesus uns gegeben hat, nehmen, sie verdrehen und sie als einen Weg benutzen, um uns selbst auf Kosten anderer zu glücklich zu machen. Da im Kontext die Art und Weise, wie wir einander behandeln, im Mittelpunkt steht, denkt Paulus hier an das mögliche Ausnutzen unserer Freiheit in einer Weise, die anderen weh tut.
Rendall zu Vorwand (im Englischen ‚opportunity‘ = Gelegenheit, Chance): „Dieser Begriff wurde im militärischen Sprachgebrauch auf eine Operationsbasis und ganz allgemein für jeden Start einer Aktion angewandt.“ Wir sind versucht, unsere Freiheit in Jesus als ‚Operationsbasis‘ für selbstsüchtige Sünde zu benutzen.
Man könnte leicht glauben, Freiheit sei „das Recht zu sündigen“ oder „ein Sonderrecht, das Böse zu tun, das mein Herz tun will“. Stattdessen ist diese Freiheit der vom Geist gegebene Wunsch und die Fähigkeit, das zu tun, was wir vor Gott tun sollten.
Sondern dient einander durch die Liebe: Das ist das Gegenmittel dagegen, die Freiheit als Vorwand für das Fleisch zu benutzen. Das Fleisch erwartet von anderen, dass sie sich nach uns richten und macht sich nicht viele Gedanken um andere. Wenn wir aber durch die Liebe einander dienen, besiegen wir das Fleisch. Nicht durch eine zwanghafte, grüblerische Nabelschau überwinden wir das Fleisch, sondern indem wir davon freikommen und anderen dienen.
Dies ist genau das von Jesus festgelegte Verhaltensmuster. Er hatte mehr Freiheit als jeder, der jemals auf dieser Erde wandelte. Dennoch nutzte er seine Freiheit, um einander durch die Liebe zu dienen.
Denn das ganze Gesetz wird in einem Wort erfüllt: Diese Haltung des einander Dienens erfüllt das große Gebot (Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst), und sie bewahrt uns davor, uns durch Streit selbst zu zerstören (habt acht, dass ihr nicht voneinander aufgezehrt werdet!). Es ist, als ob Paulus sich erneut an die gesetzlich Gläubigen wendet und sagt: „Ihr wollt das Gesetz halten? Hier habt ihr es: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst und du erfüllst das ganze Gesetz in einem Wort.“
„Wenn du wissen willst, wie du deinen Nächsten lieben sollst, dann frage dich, wie sehr du dich selbst liebst. Wenn du in Schwierigkeiten oder Gefahr geraten solltest, wärst du froh, wenn du die Liebe und Hilfe aller Menschen hättest. Du brauchst kein Buch mit Anleitungen, wie du deinen Nächsten lieben sollst. Alles, was du tun musst, ist, in dein eigenes Herz zu schauen, und es wird dir sagen, wie du deinen Nächsten lieben kannst wie dich selbst.“ (Luther)
Wenn ihr einander aber beißt und fresst: Das erinnert uns an ein Rudel wilder Tiere. So kann die Gemeinde handeln, wenn sie ihre ‚Freiheit‘ als Plattform zur Förderung von Egoismus nutzt. Wenn du ein wenig Action sehen willst, dann stecke zwei egoistische Menschen zusammen. Egoistische Menschen werden schließlich voneinander aufgezehrt werden.
„Leben ohne Liebe ist ein Leben auf dem Niveau von Tieren, in dem man sich nur um seine eigenen Angelegenheiten kümmert, ungeachtet der Kosten für andere Menschen.“ (Morris)
2. Die Freiheit nutzen, um ein heiliges Leben zu führen
Galater 5, 16-18
Galater 5, 16-18 Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; und diese widerstreben einander, sodass ihr nicht das tut, was ihr wollt. Wenn ihr aber vom Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.
Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen: Einfach ausgedrückt: Wenn wir im Geist wandeln (anstatt zu versuchen, nach dem Gesetz zu leben), werden wir ganz natürlich die Lust des Fleisches nicht vollbringen. Wiederum ist die Furcht der gesetzlich Gläubigen – dass das Wandeln im Geist ein Freibrief für Sünde ist und dass nur Gesetzlichkeit uns heilig bleiben lässt – schlichtweg falsch.
Im Geist zu wandeln bedeutet zunächst, dass der Heilige Geist in dir lebt. Zweitens bedeutet es, offen und sensibel für den Einfluss des Heiligen Geistes zu sein. Drittens bedeutet es, dein Leben nach dem Einfluss des Heiligen Geistes zu gestalten.
Wir können erkennen, ob jemand im Geist wandelt, weil er Jesus sehr ähnlich sein wird. Jesus sagte uns, dass die Mission des Heiligen Geistes darin besteht, für ihn zu werben und von ihm zu sprechen (Johannes 14, 16-17; 14, 26; 15, 26; 16, 13-15). Wenn jemand im Geist wandelt, hört er auf das, was der Heilige Geist ihm sagt, wenn er ihn auf dem Weg und in der Wesensart Jesu führt.
„Leben durch den Geist ist weder Gesetzlichkeit noch Freibrief – noch ein Mittelweg zwischen beidem. Es ist ein Leben des Glaubens und der Liebe, das über all diesen falschen Wegen steht.“ (Boice)
So werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen: Es gibt keine Möglichkeit, wie jemand die Lust des Fleisches vollbringen kann, wenn er im Geist wandelt. Beides passt einfach nicht zusammen. Der Heilige Geist ist nicht in uns, um unsere gefallenen Begierden und Leidenschaften zu befriedigen, sondern um uns über Jesus zu lehren und uns auf dem Weg Jesu zu führen. Das ist der Schlüssel zu einem rechtschaffenen Leben – ein Leben im Geist, kein Leben unter der Herrschaft des Gesetzes.
Luther über die Lust des Fleisches: „Ich leugne nicht, dass die Lust des Fleisches fleischliche Lust einschließt. Aber sie schließt noch viel mehr ein. Sie beinhaltet auch all die unmoralischen Begierden, mit denen die Gläubigen mehr oder weniger infiziert sind, wie Stolz, Hass, Habsucht, Ungeduld.“
Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch: Im Geist zu wandeln ist der Schlüssel, aber es fällt nicht immer leicht. Oft ist es ein Kampf. Im Inneren des Christen findet dieser Kampf statt und er findet zwischen Fleisch und Geist statt. Paulus schreibt, diese widerstreben einander – sie vertragen sich überhaupt nicht. Wenn das Fleisch den inneren Kampf gewinnt, so tut ihr nicht das, was ihr wollt. Ihr lebt nicht so, wie ihr es euch wünscht; ihr lebt unter dem Fleisch statt unter dem Geist.
Wenn Paulus den Begriff ‚Fleisch‘ verwendet, meinte er nicht unsere Körper aus Fleisch und Blut. Genau genommen ist unser Fleisch nicht einmal diese gefallene Natur, der ‚alte Mensch‘, den wir von Adam geerbt haben, denn der alte Mensch wurde mit Jesus gekreuzigt und ist nun tot und vergangen (Römer 6, 6). Stattdessen ist das Fleisch, wie Paulus es hier verwendet, der innere Mensch, der abseits des ‚alten Menschen‘ oder des ‚neuen Menschen‘ existiert und der von der alten Natur, der Welt und dem Teufel in der Auflehnung geschult ist.
Auch wenn der alte Mensch mit Christus gekreuzigt wurde und tot und vergangen ist (Römer 6, 6), lebt sein Einfluss durch das Fleisch weiter, und er wird gegen uns kämpfen, bis wir Gottes letztes Gegenmittel gegen das Fleisch erleben: einen Auferstehungsleib.
Boice über Fleisch, und sarx, dem griechischen Wort, das mit Fleisch übersetzt wird: „Wenn Paulus von sarx spricht, meint er alles, was der Mensch ist und zu was er als sündiger Mensch fähig ist, fernab von dem unverdienten Eingreifen des Geistes Gottes in sein Leben … Er meint den Menschen als gefallenes Wesen, dessen Begierden selbst im besten Fall der Sünde entspringen und durch sie befleckt werden. Sarx war ein Wort für all das Böse, das der Mensch ist und zu dem er fähig ist, wenn nicht die Gnade Gottes in sein Leben eingreift.“
„Wenn das Fleisch beginnt, alles zu zerstören, dann besteht das einzige Heilmittel darin, das Schwert des Geistes, das Wort der Erlösung, zu nehmen und gegen das Fleisch zu kämpfen. Wenn du das Wort aus den Augen verlierst, bist du dem Fleisch gegenüber hilflos. Ich weiß, dass dies eine Tatsache ist. Ich bin von vielen heftigen Leidenschaften angegriffen worden, aber sobald ich eine Schriftstelle ergriff, verließen mich meine Versuchungen. Ohne das Wort hätte ich mir nicht gegen das Fleisch helfen können.“ (Luther)
Wenn ihr aber vom Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetz: Das Gegenmittel gegen das Fleisch ist nicht im Gesetz, sondern im Geist zu finden – und wenn ihr aber vom Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetz. Das braucht ihr auch nicht zu sein, denn ihr erfüllt den Willen Gottes durch den inneren Einfluss des Heiligen Geistes statt durch den äußeren Einfluss des Gesetzes Gottes.
Dies ‚schreibt‘ tatsächlich das Gesetz Gottes in unser Herz, in unser Inneres. Das ist das große Werk des Neuen Bundes, das im Alten Testament verheißen wurde: Ich will mein Gesetz in ihr Innerstes hineinlegen und es auf ihre Herzen schreiben, und ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. (Jeremia 31, 33)
Der innere Einfluss ist weitaus wirksamer als der äußere Einfluss. „Der Fehler, der so oft gemacht wird, ist, dass das mosaische Gesetz an die Stelle der positiv mäßigenden Wirkung des Heiligen Geistes gesetzt wird, und zwar mit katastrophalen Folgen … Ein Polizist an der Straßenecke ist eine weitaus wirksamere Abschreckung vor Gesetzesverstößen als eine beliebige Anzahl von amtlichen Verordnungen, die zur öffentlichen Bekanntmachung plakatiert sind.“ (Wuest)
3. Beispiele für die Werke des Fleisches, welche uns der geistliche Lebenswandel zu überwinden hilft
Galater 5, 19-21a
Galater 5, 19-21a Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen, Neid, Mord, Trunkenheit, Gelage und dergleichen,
Offenbar sind aber die Werke des Fleisches: Paulus hat gerade über den Kampf zwischen dem Fleisch und dem Geist in jedem Gläubigen geschrieben. Obwohl es ein innerer, unsichtbarer Kampf ist, sind die Ergebnisse nach außen hin offenbar. Es ist fast so, als ob Paulus sich dafür entschuldigt, dass er diese Liste machen muss, weil die Werke des Fleisches offenbar sind. Doch unter dem Einfluss des Heiligen Geistes weiß er, dass es wichtig ist, genau zu sein, denn wir müssen genau wissen, wie wir im Fleisch wandeln. Wir können das Fleisch nicht sehen, aber wir können sehen, was es tut.
Listen mit guten und schlechten Verhaltensweisen waren vielen Lesern des Paulus vertraut. „In vielen Schriften der Antike gibt es Listen von Tugenden oder Lastern oder beidem, und solche Listen finden sich im Alten Testament und anderweitig im Neuen Testament.“ (Morris)
Einige haben versucht, diese Liste in vier Kategorien einzuteilen: sinnliche Sünden, religiöse Sünden, zwischenmenschliche Sünden und soziale Sünden. Wir sollten dies nicht als eine erschöpfende Liste betrachten, aber sie vermittelt eine angemessene Vorstellung davon, was die Person, die im Fleisch wandelt, tut.
„Wenn Sie das Kapitel lesen, werden Sie feststellen, dass der Apostel nicht weniger als siebzehn Worte – ich könnte fast sagen achtzehn – verwendet hat, um die Werke des Fleisches zu beschreiben. Die menschliche Sprache ist immer reich an schlechten Worten, denn das menschliche Herz ist voll von den vielfältigen Übeln, die diese Worte bezeichnen.“ (Spurgeon)
Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit: Dies sind alles sinnliche Sünden, die sich auf sexuelle Themen beziehen. Wir sind oft entsetzt über die sexuelle Unmoral unserer Tage, aber wir sollten uns daran erinnern, dass die Zeiten, in denen Paulus schrieb, genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer waren. „Es gibt reichlich Beweise dafür, dass das Sexualleben der griechisch-römischen Welt zur Zeit des Neuen Testaments ein reines Chaos war. Solche Beweise stammen nicht von christlichen Schreibern, sondern von Nichtjuden, die von der unaussprechlichen sexuellen Unmoral angewidert waren.“ (Fung)
Ehebruch ist eine Verletzung des Ehebundes durch sexuelle Unmoral. Dieses Wort ist in der Liste vieler antiker Manuskripte nicht enthalten, so dass es in vielen Übersetzungen (etwa der NIV) nicht enthalten ist. Aber das bedeutet nicht, dass Gott den Ehebruch erlaubt, denn selbst wenn Paulus das Wort nicht in diese Liste geschrieben hätte, ist es unter dem nächsten Wort ‚Unzucht‘ enthalten. Ehebruch ist Sünde, und diejenigen, die sich des Ehebruchs schuldig gemacht haben, sollten ihre Sünde bekennen und Buße dafür tun, anstatt sie zu entschuldigen. Der Heilige Geist hat nie jemanden zum Ehebruch geführt.
Unzucht ist das altgriechische Wort porneia, und drückt sexuelle Unmoral als umfassenden Begriff aus. Am Anfang bedeutete porneia „die Benutzung einer Prostituierten“, aber zur Zeit des Paulus wurde es „für eine Vielzahl von sexuellen Sünden benutzt“ (Morris). Daher umfasst Unzucht „die unerlaubte Verbindung zwischen alleinstehenden oder unverheirateten Personen; doch oft bedeutet Unzucht auch Ehebruch“ (Clarke). Websters Wörterbuch definiert Unzucht als „freiwilligen Geschlechtsverkehr zwischen zwei unverheirateten Personen oder zwei nicht miteinander verheirateten Personen“. Sex vor und außerhalb der Ehe – was Paulus hier Unzucht nennt – „war so weit verbreitet, dass er offenbar als normaler Teil des Lebens akzeptiert wurde … Paulus kann eine solche Sichtweise dieser Praxis nicht akzeptieren; er sieht sie als völlig falsch an.“ (Morris). Der Heilige Geist hat nie jemanden in die Unzucht geführt.
Unreinheit ist ein weiteres breit gefasstes Wort, das sich auf Unanständigkeit auf sexuellem Gebiet im Allgemeinen bezieht. Es meint das Gegenteil von Reinheit. Wenn etwas vor Gott nicht rein ist, dann ist es Unreinheit. Es umfasst viele sexuelle Sünden, bei denen es sich nicht um tatsächlichen Geschlechtsverkehr oder gar Interaktion mit einer anderen Person handelt (zum Beispiel Pornografie). Unreinheit umfasst auch unreines Reden oder anzügliche Bemerkungen mit doppelter Bedeutung. Der Heilige Geist hat nie jemanden in die Unreinheit geführt.
Zügellosigkeit (manchmal mit Unzüchtigkeit übersetzt) geht in die Richtung von „jederzeit zur Sünde bereit“. Sie spricht von jemandem, der seine Unmoral zur Schau stellt, alle Zurückhaltung ablegt und keinen Sinn für Scham, Anstand oder Verlegenheit hat. Morris definiert sie als „eine Missachtung der akzeptierten Regeln … ein Verhalten, das keine Zurückhaltung kennt“. Zügellosigkeit kann als öffentliche und offeneUnreinheit ansehen werden. „Ein Mann kann unrein sein und seine Sünde verbergen; er wird erst dann zügellos, wenn er den öffentlichen Anstand erschüttert.“ (Lightfoot) Wir leben in einer unglaublich unzüchtigen Kultur, und doch hat der Heilige Geist nie jemanden in die Zügellosigkeit geführt.
Götzendienst, Zauberei: Dies sind religiöse Sünden. Es sind Sünden der Anbetung und sie erinnern uns daran, dass es nicht nur tragisch ist, den falschen Gott anzubeten oder die falsche geistliche Macht zu suchen – es ist auch sündhaft.
Götzendienst ist die Anbetung irgendeines Gottes außer Gott, dem Herrn, der uns durch die Bibel und in der Person Jesu Christi offenbart wurde. Wenn Menschen einem eigenen Gott dienen, den sie selbst geschaffen haben, lehnen sie den wahren und lebendigen Gott ab – und das ist Sünde. Jemand könnte sagen: „Nun, ich kann glauben, was immer ich will!“, und das kann er sicherlich; aber er muss dann auch die Konsequenzen seines falschen Glaubens tragen. Der Heilige Geist hat nie jemanden zum Götzendienst geführt.
Zauberei (übersetzt mit Hexerei in der NIV) ist der Dienst und die Anbetung okkulter und spiritueller Mächte, die nicht mit dem wahren Gott zu tun haben. Sie hat noch eine andere Dimension, die durch das Wort für Zauberei in der Originalsprache, die Paulus verwendet, offenbart wird: pharmakeia, von dem unser Wort für ‚Apotheke‘ abstammt. Morris definiert Zauberei als „die Verwendung jeglicher Art von Drogen, Tränken oder Zaubersprüchen“. In der Antike wurde die Einnahme von Drogen (insbesondere von Halluzinogenen) immer mit dem Okkulten in Verbindung gebracht. Wenn in der Bibel von Drogeneinnahme und Zauberei die Rede ist, weist sie darauf hin, dass Drogen Türen zum Okkulten öffnen, die besser verschlossen bleiben. William Barclay schrieb: „Dies meint wörtlich den Drogenkonsum … es gab eine enge Verbindung von Drogenkonsum und Zauberei, von der die Antike voll war“. Der Heilige Geist hat nie jemanden zur Zauberei oder zum Drogenkonsum geführt.
Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen, Neid, Mord: Dies sind jeweils „zwischenmenschliche Sünden“. Es sind Sünden, die sich in erster Linie darin ausdrücken, wie wir andere behandeln. Gott sorgt sich um unsere sexuelle und moralische Reinheit, und er sorgt sich um die Reinheit unserer Religion und unseres Gottesdienstes. Aber er sorgt sich auch leidenschaftlich darum, wie wir einander behandeln. Die Tatsache, dass Paulus mehr Worte verwendet, um diese zwischenmenschlichen Sünden zu beschreiben, zeigt, wie wichtig Gott unser gegenseitiger Umgang miteinander ist.
Feindschaft (ekthra) ist eine Herzenshaltung, die sich irgendwie in Handlungen wie Streit, Zorn oder vielen anderen Werken des Fleisches ausdrückt. Aber Feindschaft ist die innere Motivation für die schlechte Behandlung anderer. So wie die Liebe die innere Motivation für die freundliche und gute Behandlung anderer ist, so ist Feindschaft eine innere Motivation. Man kann Gesetze erlassen, um das Böse zu bestrafen, welches Menschen einander antun; aber kein Gesetz kann das Problem der Feindschaft lösen, die diese Taten auslöst. Aber der Heilige Geist hat nie jemanden in eine Feindschaft geführt.
Streit ist die Übersetzung des altgriechischen Wortes eris. „Ursprünglich hatte dieses Wort hauptsächlich mit der Konkurrenz um Preise zu tun … es meint die Rivalität, deren Auswirkung Streitigkeiten und Zankereien waren.“ (Barclay) Meistens wird es mit Streit übersetzt (wie in Römer 13, 13 und 1. Korinther 3, 3) und spricht einfach von einem kämpferischen und streitsüchtigen Geist. Der Heilige Geist hat nie jemanden in Streit geführt.
Eifersucht übersetzt ein altgriechisches Wort (zelos), das manchmal in einem positiven Sinn verwendet wird – als Eifer für etwas Gutes. Aber hier ist diese Bedeutung eindeutig falsch. In diesem Zusammenhang bedeutet es „das Verlangen, etwas zu haben, was jemand anderer hat; das falsche Verlangen nach dem, was uns nicht zusteht“ (Barclay). Der Heilige Geist hat nie jemanden in Eifersucht geführt.
Zorn übersetzt ein altgriechisches Wort (thumos), das von einem plötzlichen Wutausbruch und nicht von einem schon beigelegten Gemütszustand des Zorns spricht. Es bedeutet, die Beherrschung zu verlieren, unfähig zu sein, seine Wut zu kontrollieren. Der Heilige Geist hat nie jemanden in Zorn geführt.
Selbstsucht ist die Übersetzung des altgriechischen Wortes eritheia, und das Wort hat eine interessante Geschichte. Es begann als ein vollkommen respektables Wort, das ‚gegen Bezahlung arbeiten‘ bedeutete. Mit der Zeit bezeichnete es dann Arbeit, die einzig und allein für Geld geleistet wird. Dann wurde es verwendet, um Politiker zu beschreiben, die Wahlkampf machen, nicht um der Regierung oder dem Volk einen Dienst zu erweisen, sondern nur, um nach ihrem eigenen Ruhm und Nutzen zu suchen. „Am Ende bedeutete das Wort dann ‚Selbstsucht‘, ein Streben, bei dem es nicht um Dienst geht und dessen einzige Ziele Profit und Macht sind.“ Es zeigt das Herz eines Menschen, dessen erste Frage immer lautet: „Was springt für mich dabei heraus?“ Sicherlich hat der Heilige Geist nie jemanden in Selbstsucht geführt.
Zwietracht ist die Übersetzung des altgriechischen Wortes dichostasia, und es bedeutet wörtlich übersetzt ‚abseitsstehen‘. Römer 16, 17 und 1. Korinther 3, 3 übersetzen dieses Wort auch mit Trennungen oder Streit. „Zwietracht beschreibt eine Gesellschaft … in der die Mitglieder auseinanderdriften, anstatt zusammenzukommen.“ (Barclay). Der Heilige Geist hat nie jemanden in Zwietracht geführt.
Parteiungen ist die Übersetzung eines altgriechischen Wortes (hairesis), das ursprünglich einfach ‚wählen‘ bedeutete. Im Laufe der Zeit wurde es zu einer Bezeichnung von jemandem, der seine ‚Entscheidungen‘ oder Meinungen entzweiend zum Ausdruck brachte. Heute denken wir bei dem Wort Parteiungen (was auch mit Ketzerei übersetzt wird) an falsche Ideen und Lehren; aber die Betonung des Wortes liegt eigentlich auf der ungerechtfertigten Entzweiung wegen Meinungensverschiedenheiten. Parteiungen kann man sich als verhärtete Zwietracht vorstellen. „Es gibt einen Riesenunterschied zwischen dem Glauben, dass wir Recht haben, und dem Glauben, dass jeder andere Unrecht hat. Unerschütterliche Überzeugung ist eine christliche Tugend; unnachgiebige Intoleranz ist eine Sünde.“ (Barclay, Fleisch und Geist, zitiert von Morris) Der Heilige Geist hat nie jemanden zu Parteiungen geführt.
Neid ist das altgriechische Wort phthonos. Es geht hierbei nicht so sehr darum, das zu wollen, was jemand anderer hat (wie bei Eifersucht), sondern darum, verbittert zu sein, nur weil jemand anderer etwas hat und wir nicht. Die alten Stoiker nannten dies „Trauer über das Wohl eines anderen“, und der antike Philosoph Euripides sagte, es sei „die größte aller Krankheiten unter den Menschen“. Der Heilige Geist führte nie jemanden in Neid.
Mord ist die Übersetzung des altgriechischen Wortes phonos, welches gut übersetzt wird mit dem Wort Mord. Dies ist ein weiteres Wort (wie vorhin schon Ehebruch), das nicht in jedem altgriechischen Text vorkommt und in Übersetzungen wie der NIV nicht enthalten ist. Es ist aber unbestritten, dass Mord ein Werk des Fleisches ist und dass der Heilige Geist nie jemanden zu Mord verleitet hat.
Trunkenheit, Gelage: Diese kann man als soziale Sünden bezeichnen – Sünden, die oft in der Gesellschaft anderer Menschen begangen werden. Die Tatsache, dass Paulus diese beiden Sünden in seine Liste aufnimmt, zeigt, dass es sich um Werke des Fleisches handelt, vor denen sich die Christen in Galatien hüten sollten. In Römer 13, 12-13 werden Trunkenheit und Gelage als Teil der Vergangenheit der Christen in der Finsternis aufgelistet, die nun abgelegt werden sollen, da wir im Licht wandeln.
„An ihnen können wir erkennen, dass die frühe Kirche nicht aus Menschen bestand, deren vorchristliches Leben auf höchstem Niveau war … Paulus erkennt die Realität an und erinnert seine Leser daran, dass jede Art von Sünde, die sie, bevor sie Christen wurden, für gut gehalten hatten, entschieden beendet werden müsse.“ (Morris)
Trunkenheit wird eindeutig als eines der Werke des Fleisches beschrieben. Während Christen unterschiedlicher Meinung darüber sein mögen, ob ein Christ Alkohol trinken darf, verbietet die Heilige Schrift Trunkenheitausdrücklich. Wir dürfen nicht denken, dass nur ’sturzbetrunken zu sein’ eine Sünde ist; vielmehr ist jegliche Beeinträchtigung durch das Trinken Sünde, ebenso wie das Trinken mit der Absicht, beeinträchtigt zu werden. Epheser 5, 18 beschreibt Trunkenheit auch als Ausschweifung, was ‚Verschwendung‘ bedeutet. Sich zu betrinken ist Verschwendung; Trapp tituliert Trinken als „das dreifache Aus“ – „das heißt, Bier aus dem Topf, Geld aus dem Geldbeutel und Verstand aus dem Kopf“. Mit Sicherheit hat der Heilige Geist nie jemanden in die Trunkenheit geführt.
Gelage, die Übersetzung des altgriechischen Wortes komos, bedeutet nicht einfach nur eine Party oder eine gute Zeit zu haben. Es bedeutet hemmungsloses Feiern. Barclay sagt: „Es beschreibt die Art von Gelage, die das Selbst eines Menschen erniedrigt und ein Ärgernis für andere darstellt.“
Und dergleichen: Dies zeigt, dass Paulus versteht, dass seine Liste nicht erschöpfend ist. Dies sind nicht die einzigen Werke des Fleisches. Es ist nicht so, dass man frei wäre, ein Werk des Fleisches, das nicht in dieser Liste enthalten ist, zu tun.
4. Die Gefahr und das Schicksal derer, die in den Werken des Fleisches leben
Galater 5, 21b
Galater 5, 21b wovon ich euch voraussage, wie ich schon zuvor gesagt habe, dass die, welche solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden.
Wovon ich euch voraussage, wie ich schon zuvor gesagt habe: Das zeigt, dass Paulus häufig Christen lehrte, wie sie leben sollten, es war (nicht nur gelegentlich) sein Schwerpunkt. Paulus wusste, dass wir allein durch Gottes Gnade und Jesu Werk gerettet werden – nicht durch das, was wir getan haben, tun oder versprechen zu tun. Aber er wusste auch, dass diejenigen, die durch Gottes Gnade gerettet sind, eine hohe moralische Verpflichtung zu erfüllen haben – nicht, um sich die Errettung zu verdienen, sondern in Dankbarkeit für die Errettung und einfach als Konsequenz dessen, was wir in Jesus sind.
Dass die, welche solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden: Wer in diesen Werken des Fleisches wandelt, rebelliert schlicht gegen Gott, und wer eindeutig gegen Gott rebelliert, wird das Reich Gottes nicht erben.
Was steht hier auf dem Spiel? Das Reich Gottes beschreibt, wo Gott herrscht und die Vorteile seiner Herrschaft sichtbar werden. Da Paulus davon spricht, das Reich Gottes zu erben, verstehen wir, dass er ‚den Himmel‘ meint. Paulus sagt ganz klar, dass die, welche solche Dinge tun, nicht in den Himmel kommen werden. Sie werden auch nicht das Wunder und die Herrlichkeit des Reiches Gottes auf Erden erfahren.
Wer sind die Menschen, die in Gefahr sind? Die, welche solche Dinge tun. Damit ist mehr gemeint als jemand, der Ehebruch, Unzucht, Zauberei, Trunkenheit oder irgendetwas davon begangen hat. Hier ist die Rede von denen, die in diesen Sünden weitermachen und dabei die Stimme des Heiligen Geistes ignorieren, die ihnen sagt, sie sollten damit ‚aufhören‘.
„Die Zeitform des Verbs (Präsens) deutet eher auf eine gewohnheitsmäßige Fortsetzung der fleischlichen Sünden hin als auf einen einzelnen Fehltritt, und es ist einfach so, dass diejenigen, die solche Sünden immer wieder praktizieren, damit beweisen, dass sie niemals Gottes Geist empfangen haben.“ (Boice)
Tun „repräsentiert ein Partizip Präsenz, ‚Menschen, die solche Dinge tun’, und diese Zeitform schließt die Schlussfolgerung ein, dass sie sie ständig tun“. (Morris)
„Das Verb prassontes [Tun] bezieht sich vielmehr auf eine gewohnheitsmäßige Praxis als auf eine isolierte Verfehlung.“ (Stott)
Das Reich Gottes nicht erben werden: Die Stärke und Bestimmtheit des Paulus in diesem Vers ist bemerkenswert. Paulus mag hier streng oder sogar hart klingen, aber er steht im Einklang mit dem biblischen Gedanken der Bekehrung. Wenn wir zu Jesus kommen, damit uns unsere Sünden vergeben werden und unsere Seele gerettet wird, verändert er auch unser Leben. Es geschieht nicht alles auf einmal, und das Werk wird diesseits der Ewigkeit nie vollendet werden, aber es wird dennoch eine echte Veränderung geben (1. Johannes 3, 5-9). Wie Charles Spurgeon es ausgedrückt haben soll: „Die Gnade, die mein Leben nicht verändert, wird meine Seele nicht retten“ (1. Johannes 3, 5-9). Der Gedanke ist dabei nicht der, dass ein Christ diese Sünden niemals begehen könnte, sondern dass er niemals in diesen Sünden verharren könnte.
„Auch Christen fallen und geben den Begierden des Fleisches nach. David verfiel auf schreckliche Weise dem Ehebruch. Auch Petrus fiel schrecklich, als er Christus verleugnete. So groß diese Sünden auch waren, sie wurden nicht um Gott zu trotzen, sondern aus Schwäche begangen. Als ihnen ihre Sünden bewußt gemacht wurden, fuhren diese Männer nicht hartnäckig in ihrer Sünde fort, sondern taten Buße. Denjenigen, die aus Schwachheit sündigen, wird die Vergebung nicht verweigert, solange sie wieder aufstehen und aufhören zu sündigen. Es gibt nichts Schlimmeres, als in Sünde zu verharren. Wenn sie nicht bereuen, sondern hartnäckig weiter die Begierden des Fleisches erfüllen, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass sie nicht aufrichtig sind.“ (Luther)
5. Beispiele für die Frucht des Geistes, die ein geistlicher Lebenswandel in unserem Leben hervorbringt
Galater 5, 22-23
Galater 5, 22-23 Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.
Die Frucht des Geistes aber: Die Werke des Fleisches scheinen überwältigend zu sein – sowohl in uns als auch um uns herum. Gott ist gut genug und groß genug, um mit der Frucht des Geistes alles zu verändern. Die Frucht des Geistes kann immer die Werke des Fleisches besiegen.
Bezeichnenderweise ist es die Frucht des Geistes, die den Werken des Fleisches gegenübergestellt wird. Werke sind Werke, und Frucht ist Frucht. Die Frucht hat mehrere wichtige Eigenschaften.
Frucht wird nicht durch Arbeit erreicht, sondern entsteht durch Dranbleiben.
Frucht ist zerbrechlich.
Frucht pflanzt sich selbst fort.
Frucht ist attraktiv.
Frucht ist nahrhaft.
Frucht des Geistes: Paulus hat den Plural verwendet, um das fleischliche Leben zu beschreiben (Werke des Fleisches), aber er verwendet hier den Singular (Frucht, nicht Früchte, des Geistes). Im Großen und Ganzen hat der Geist in uns allen ein Werk zu tun. Dies sind nicht die Gaben des Geistes, die individuell nach dem Willen des Geistes verteilt werden; es ist etwas für jeden Christen.
„Es mag bezeichnend sein, dass das Wort Frucht in der Einzahl steht; Paulus spricht nicht von einer Reihe von Früchten, die verteilt würden, so dass ein Gläubiger das eine bekommt, ein anderer das andere. Vielmehr spricht er von einer Ansammlung, so dass all diese Eigenschaften in jedem Gläubigen sichtbar werden sollen.“ (Morris)
Die Frucht des Geistes aber ist Liebe: Es ist angemessen, dass Liebe als erstes erwähnt wird, denn sie umfasst alle folgenden Dinge. Man kann sogar sagen, dass die folgenden acht Begriffe nur beschreiben, wie Liebe in Aktion aussieht. „Es hätte genügt, nur die einzige Frucht der Liebe zu erwähnen, denn die Liebe umfasst alle Früchte des Geistes.“ (Luther)
Liebe ist die Übersetzung des altgriechischen Wortes agape. In dieser Sprache gab es vier verschiedene Wörter für ‚Liebe‘. Eros war das Wort für romantische oder leidenschaftliche Liebe. Philia war das Wort für die Liebe, die wir für unsere Nächsten und Lieben empfinden, seien es Familienmitglieder oder Freunde. Storge ist das Wort für die Liebe, die sich in Zuneigung und Fürsorge zeigt, insbesondere in familiärer Zuwendung. Aber Agape beschreibt eine andere Art von Liebe. Es ist eher eine Liebe der Entscheidung als eine Liebe der spontanen Herzlichkeit; es ist ebenso sehr eine Sache des Verstandes wie des Herzens, weil es sich dafür entscheidet, die zu lieben, die es nicht verdienen. „Agape hat mit dem Verstand zu tun: Es ist nicht einfach ein Gefühl, das ungefragt in unseren Herzen aufsteigt; es ist ein Prinzip, nach dem wir willentlich leben.“ (Barclay)
Wir könnten sagen, dass dies eine Liebe des Geistes ist, denn es ist eine Frucht des Geistes. Sie geht über die natürliche Zuneigung oder die Treue zu Blutsverwandten oder zur Familie weit hinaus. Hier geht es darum, Menschen zu lieben, die nicht leicht zu lieben sind; Menschen zu lieben, die man nicht mag.
„Wenn Sie empört sind, weil Sie schlecht behandelt wurden, und wenn Sie daran denken, Böses mit Bösem zu vergelten, denken Sie an diesen Text: ‘Die Frucht des Geistes ist Liebe‘. ‚Ah‘, sagen Sie, ‚es war schändlich!‘ Natürlich war es das: und darum machen Sie es nicht genauso: Flucht nicht denen, die euch fluchen, sondern, im Gegenteil, segnet, denn ‚die Frucht des Geistes ist Liebe.‘“ (Spurgeon)
Es ist auch hilfreich, die Werke des Fleisches im Licht dieser Liebe des Geistes zu verstehen. Jedes einzelne der Werke des Fleisches ist eine Verletzung oder eine Umkehrung dieser großen Liebe.
Ehebruch, Unzucht, Unreinheit und Zügellosigkeit sind Zerrbilder der Liebe unter Menschen.
Götzendienst und Zauberei sind Zerrbilder der Liebe zu Gott.
Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen, Neid und Mord sind allesamt das Gegenteil von Liebe.
Trunkenheit und Gelage sind traurige Versuche, die Leere zu füllen, die nur die Liebe füllen kann.
Die Frucht des Geistes aber ist … Freude: Eine der größten Marketingstrategien, die je angewandt wurden, war es, das Reich Satans als den Ort der Freude und das Reich Gottes als den Ort der Finsternis und des Elends darzustellen. Aber die Frucht des Geistes ist Freude.
Wir könnten sagen, dass dies eine Freude des Geistes ist, denn es ist eine tiefere Freude als nur der Nervenkitzel einer aufregenden Erfahrung oder die Begeisterung über eine Reihe von erfreulichen Lebenslagen. Es ist eine Freude, die bleiben kann und bleibt, auch wenn die Umstände schrecklich erscheinen. Paulus kannte diese Freude persönlich; er konnte singen, als er in einem dunklen Gefängniskerker gefesselt war. (Apgostelgeschichte 16, 25)
Barclay schreibt über chara, das altgriechische Wort, das hier für Freude verwendet wird: „Es ist nicht die Freude, die aus den irdischen Dingen erwächst, noch weniger aus dem Triumph über jemand anderen im Wettkampf. Es ist eine Freude, deren Grundlage Gott ist.“
„Gläubige sind nicht von den Umständen abhängig. Ihre Freude kommt nicht von dem, was sie haben, sondern von dem, was sie sind; nicht von dem, wo sie sind, sondern von wem sie sind; nicht von dem, was sie genießen, sondern von dem, was ihr Herr für sie erlitten hat.“ (Spurgeon)
Die Frucht des Geistes ist … Friede: Dieser Friede ist Friede mit Gott, Friede mit den Menschen, und es ist ein positiver Friede, erfüllt von Segen und Güte – nicht einfach die Abwesenheit von Kämpfen.
Wir könnten sagen, dass dieser Friede ein Friede des Geistes ist, denn es ist ein tieferer Friede als nur das, was kommt, wenn alles ruhig und geregelt ist. Dies ist ein Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt. (Philipper 4, 7)
Das altgriechische Wort, das hier für Frieden verwendet wird, ist eirene, und es bedeutet „nicht nur das Fehlen von Unruhe, sondern es umfasst alles, was das höchste Gut eines Menschen ausmacht. Hier bedeutet es jene Ruhe des Herzens, die von dem allgegenwärtigen Bewusstsein herrührt, dass unsere Zeit in den Händen Gottes liegt.“ (Barclay)
Die frühen Christen kannten und liebten die Freude und den Frieden des Geistes sehr. Zwei sehr gebräuchliche christliche Namen in der frühen Kirche waren Chara (Cara) und Eirene (Irene).
Die Frucht des Geistes ist … Langmut: Langmut bedeutet, dass man Liebe, Freude und Frieden über eine längere Zeitspanne hinweg haben kann, auch wenn Menschen und Ereignisse einem auf die Nerven gehen. Gott ist nicht schnell über uns verärgert (Römer 2, 4; 9, 22), also sollten wir nicht schnell über andere verärgert sein.
Langmut an sich ist ein Werk des Geistes. „Langmut ist jene Eigenschaft, die einen Menschen befähigt, Widrigkeiten, Verletzungen, Vorwürfe zu ertragen, und ihm die Geduld gibt, darauf zu warten, dass diejenigen, die ihm Unrecht getan haben, sich bessern. Wenn der Teufel feststellt, dass er bestimmte Personen nicht mit Gewalt überwinden kann, versucht er, sie auf lange Frist zu überwinden … Um seinen fortgesetzten Angriffen standzuhalten, müssen wir langmütig sein und geduldig darauf warten, dass der Teufel seines Spiels müde wird.“ (Luther)
Die Frucht des Geistes ist … Freundlichkeit, Güte: Diese beiden Worte sind eng miteinander verbunden. Ungefähr der einzige Unterschied ist, dass Güte auch Großzügigkeit beinhaltet.
Die Frucht des Geistes ist … Treue: Es geht darum, dass der Geist Gottes in uns Treue wirkt, sowohl zu Gott als auch zu den Menschen. „Sie ist das Merkmal eines Menschen, der zuverlässig ist.“ (Barclay)
„Die Fähigkeit, Gott über Jahre hinweg und durch die Versuchungen des Lebens hindurch treu zu dienen, ist nichts, das wir durch heroische Tugendhaftigkeit erreichen. Sie kommt vom Geist.“ (Morris)
Die Frucht des Geistes ist … Sanftmut: Bei dem Wort geht es darum, lernfähig zu sein, keine Haltung der Überlegenheit zu haben, seine Rechte nicht einzufordern. Es ist nicht Zaghaftigkeit oder Passivität; „Es ist die Eigenschaft eines Mannes, der immer zur richtigen Zeit zornig ist und nie zur falschen Zeit.“ (Barclay)
Morris über Sanftmut: „Für den Christen ist es wichtig zu sehen, dass die Selbstbehauptung, die so sehr zum Leben im zwanzigsten Jahrhundert gehört, nicht hochgeschätzt werden sollte. Es ist viel besser, dass jeder von uns das Verlangen nach Überlegenheit einschränkt und eine angemessene Milde (oder Sanftmut) übt.“
Die Frucht des Geistes ist … Selbstbeherrschung: Auch die Welt kennt Selbstbeherrschung, aber fast immer aus egoistischen Gründen. Sie kennt die Selbstdisziplin und Selbstverleugnung, die jemand zu seinem eigenen Nutzen durchmachen wird, aber die Selbstbeherrschung des Geistes wirkt auch zum Nutzen anderer.
Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz: Paulus schrieb sowohl mit Ironie als auch mit Untertreibung. Ganz sicher ist kein Gesetz gegen Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Mehr noch, wenn ein Mensch diese Frucht des Geistes hat, braucht er das Gesetz nicht. Er erfüllt es bereits.
Morris zu Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz: „Dies ist eine meisterhafte Untertreibung. Es lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass die Art von Verhalten, die Paulus skizziert hat, genau das ist, was Gesetzgeber überall herbeiführen wollen.“
6. Im Gleichschritt mit dem Geist bleiben
Galater 5, 24-26
Galater 5, 24-26 Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten. Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. Lasst uns nicht nach leerem Ruhm streben, einander nicht herausfordern noch einander beneiden!
Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt samt seinen Leidenschaften und Lüsten: Gott hat einen Platz für unser Fleisch mit all seinen Leidenschaften und Lüsten. Er möchte, dass wir es an sein Kreuz nageln, damit es unter Kontrolle und unter dem Todesurteil steht.
Gekreuzigt ist ein wichtiges Wort. Paulus hätte einfach das Wort ‚getötet‘ wählen können, aber er benutzte das Wort ‚gekreuzigt‘, weil es von vielen Dingen spricht:
Es erinnert uns daran, was Jesus am Kreuz für uns getan hat.
Es erinnert uns daran, dass wir aufgerufen sind, unser Kreuz auf uns zu nehmen und ihm nachzufolgen (Matthäus 16, 24).
Es erinnert uns daran, dass der Tod des Fleisches oft schmerzhaft ist.
Es erinnert uns daran, dass mit unserem Fleisch entschlossen umgegangen werden muss.
Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt: Dies spricht von etwas, das der Gläubige vom Geist Gottes geleitet und ermächtigt tut. Es war und ist nicht das souveräne, ‚einseitige‘ Werk Gottes.
Der alte Mensch, das von Adam ererbte ‚Ich‘, wird mit Jesus als dem souveränen Werk Gottes gekreuzigt, wenn wir wiedergeboren werden. In Römer 6, 6 heißt es: Wir wissen ja dieses, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist. Uns wird einfach gesagt, dass wir den alten Menschen als tot ansehen sollen (Römer 6, 11), wir sollen ihn nicht töten. Aber das Fleisch ist eine andere Sache. Wir sind aufgerufen, uns dafür zu entscheiden, mit Gott zusammenzuarbeiten, um mit dem Fleisch genau das zu tun, was Gott ganz allein für den alten Menschen getan hat: das Fleisch zu kreuzigen.
„Bitte beachte, dass die hier beschriebene ‚Kreuzigung‘ des Fleisches etwas ist, das nicht für uns, sondern von uns getan wird … Galater 5, 24 lehrt nicht die gleiche Wahrheit wie Galater 2, 20 oder Römer 6, 6. In diesen Versen wird uns gesagt, dass wir durch die Glaubensgemeinschaft mit Christus ‘mit ihm gekreuzigt worden sind’. Aber hier sind wir es, die tätig wurden.“ (Stott)
Boice über haben … gekreuzigt: „Das Verb steht im Aktiv und weist eher auf das hin, was der Gläubige selbst getan hat und was ein für alle Mal als erledigt angesehen werden muss.“
Das Problem unseres Fleisches wird erst dann endgültig gelöst sein, wenn wir wiederauferstehen. Bis dahin sollen wir es ständig ‚ans Kreuz nageln‘, so dass es dort hängt, lebendig und doch ohne Macht über uns. „Dem Fleisch widerstehen … bedeutet, es an das Kreuz zu nageln. Obwohl das Fleisch noch lebendig ist, kann es nicht sehr gut nach seinen Begierden handeln, denn es ist an das Kreuz gebunden und festgenagelt.“ (Luther)
Mit seinen Leidenschaften und Lüsten: In Jesus Christus kannst du die Leidenschaften und Lüste des Fleisches hinter dir lassen. Alles, was dazu nötig ist, ist in Jesus vorhanden. Schaue auf ihn. Sieh dein Leben in ihm. Wenn du zu denen gehörst, die aber Christus angehören, dann gehörst du zu ihm – nicht zu dieser Welt, nicht dir selbst und nicht deinen Leidenschaften und Lüsten.
Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln: Wir können das, was Paulus hier geschrieben hat, besser begreifen, wenn wir verstehen, dass die altgriechischen Worte für wandeln in Galater 5, 16 und 5, 25 unterschiedlich sind. Das erste (peripateo) ist das normale Wort für wandeln, das dort als Bild für den ‚Gang des Lebens‘ verwendet wird. Das zweite (stoicheo) bedeutet ‚in einer Linie gehen mit‘ oder ‚einhergehen mit‘. Paulus sagt hier: „Im Gleichschritt mit dem Geist bleiben.“
Gemeint ist: „Der Geist hat dir Leben gegeben. Nun lass ihn deine Schritte lenken.“ Oder, wie es in der Revised English Bible heißt: „Wenn der Geist die Quelle unseres Lebens ist, dann lass ihn auch den Lauf lenken.“
„Das Verb stoicheo bedeutet ‚in einer Linie sein, einer Person oder einer Sache zur Seite stehen, festhalten, zustimmen, folgen‘. Der vorliegende Imperativ weist darauf hin, dass dies die übliche Praxis sein soll.“ (Morris)
Lasst uns nichtnach leerem Ruhm streben: Paulus schloss diesen Abschnitt über den Wandel im Geist mit dieser Warnung, da er wusste, dass einige eingebildet werden würden wegen ihres Wandelns im Geist. Dies kann ein meisterhafter Anschlag des Satans sein. Wir können uns ein Kind Gottes vorstellen, das endlich im Geiste wandelt – dann versucht der Satan es dazu zu bringen, sich etwas darauf einzubilden. Bald ist es sich sicher, dass es fast immer Recht hat und alle anderen Unrecht haben. Das geschieht oft ganz allmählich, deshalb warnte Paulus: ‚Werdet nicht überheblich‘.
Morris über eingebildet (wie es in der englischen Übersetzung wörtlich heißt; hier als Ersatz für nach leerem Ruhm streben): „Eingebildet zu sein, sicher zu sein, dass wir immer Recht haben (auch wenn das bedeutet, dass andere immer Unrecht haben!), ist für Gläubige eine immerwährende Versuchung … Es ist leicht anzunehmen, dass wir, weil wir Christus angehören, immer das Richtige sagen und tun. Paulus warnt seine Leser davor, dass Gläubige allzu zuversichtlich sein können, dass sie in dem, wie sie die Dinge betrachten, immer Recht haben.“
Einander nicht herausfordern: Wenn wir eingebildet sind – immer sicher, dass wir Recht haben, immer selbstsicher bezüglich unserer Meinungen und Erkenntnisse – dann provoziert dies definitiv andere Menschen. Das wird ihnen übel aufstoßen und die Quelle vieler Konflikte werden.
Noch einander beneiden: Wenn wir eingebildet sind, sind wir auch offen für die Sünde des Neids. Wenn wir wissen, dass jemand im Recht ist oder erfolgreicher ist als wir, nehmen wir es ihm übel und beneiden ihn.
Dieses ganze Kapitel eignet sich für eine ehrliche Selbstüberprüfung. Wir denken oft, dass unsere Probleme und Schwierigkeiten außerhalb von uns selbst liegen. Wir denken, dass es uns gut ginge, wenn uns alle richtig behandeln würden und wenn die Umstände einfach besser würden. Aber das verkennt den Tenor dieses Kapitels: Die Probleme sind in uns und wir müssen durch den Geist Gottes lernen, damit umzugehen. Augustinus hat oft gebetet: „Herr, erlöse mich von diesem bösen Menschen, mir selbst.“ Mit dieser Art von Überprüfung der Realität können wir eine neue Welt und ein neues Leben sehen – und nicht die anderen oder die Umstände müssen sich ändern. Alles, was wir tun müssen, ist, dem Geist Gottes zu folgen und zu beginnen, wirklich im Geist zu wandeln.
Galater 5 – Festhalten an der Freiheit Jesu
A. Ein letzter Aufruf, in der Freiheit Jesu zu leben
1. Eine zusammenfassende Aussage: Im Hinblick auf all das, was Paulus zuvor gesagt hat, fordert er nun die Galater auf, in der von ihm dargestellten Wahrheit zu leben
Galater 5, 1
Galater 5, 1
So steht nun fest in der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, und lasst euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!
2. Die Gefahr, das Gesetz als einen Weg zu begreifen, mit Gott zu leben
Galater 5, 2-4
Galater 5, 2-4
Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, wird euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge nochmals jedem Menschen, der sich beschneiden lässt, dass er verpflichtet ist, das ganze Gesetz zu halten. Ihr seid losgetrennt von Christus, die ihr durchs Gesetz gerecht werden wollt; ihr seid aus der Gnade gefallen!
3. Die Antwort des Glaubens an die, die am Gesetz festhalten
Galater 5, 5-6
Galater 5, 5-6
Wir aber erwarten im Geist aus Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit; denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist.
4. Eine letzte Konfrontation
Galater 5, 7-12
Galater 5, 7-12
Ihr lieft gut; wer hat euch aufgehalten, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Die Überredung kommt nicht von dem, der euch berufen hat! Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ich traue euch zu in dem Herrn, dass ihr nicht anders gesinnt sein werdet; wer euch aber verwirrt, der wird das Urteil tragen, wer er auch sei. Ich aber, ihr Brüder, wenn ich noch die Beschneidung verkündigte, warum würde ich dann noch verfolgt? Dann hätte das Ärgernis des Kreuzes aufgehört! O dass sie auch abgeschnitten würden, die euch verwirren!
B. Wie man in der Freiheit Jesu lebt
1. Die Freiheit nutzen, um einander zu lieben
Galater 5, 13-15
Galater 5, 13-15
Denn ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder; nur macht die Freiheit nicht zu einem Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander durch die Liebe. Denn das ganze Gesetz wird in einem Wort erfüllt, in dem: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. Wenn ihr einander aber beißt und fresst, so habt acht, dass ihr nicht voneinander aufgezehrt werdet!
2. Die Freiheit nutzen, um ein heiliges Leben zu führen
Galater 5, 16-18
Galater 5, 16-18
Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lust des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch gelüstet gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; und diese widerstreben einander, sodass ihr nicht das tut, was ihr wollt. Wenn ihr aber vom Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.
3. Beispiele für die Werke des Fleisches, welche uns der geistliche Lebenswandel zu überwinden hilft
Galater 5, 19-21a
Galater 5, 19-21a
Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, welche sind: Ehebruch, Unzucht, Unreinheit, Zügellosigkeit, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Selbstsucht, Zwietracht, Parteiungen, Neid, Mord, Trunkenheit, Gelage und dergleichen,
4. Die Gefahr und das Schicksal derer, die in den Werken des Fleisches leben
Galater 5, 21b
Galater 5, 21b
wovon ich euch voraussage, wie ich schon zuvor gesagt habe, dass die, welche solche Dinge tun, das Reich Gottes nicht erben werden.
5. Beispiele für die Frucht des Geistes, die ein geistlicher Lebenswandel in unserem Leben hervorbringt
Galater 5, 22-23
Galater 5, 22-23
Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz.
6. Im Gleichschritt mit dem Geist bleiben
Galater 5, 24-26
Galater 5, 24-26
Die aber Christus angehören, die haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten. Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. Lasst uns nicht nach leerem Ruhm streben, einander nicht herausfordern noch einander beneiden!
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.