Hebräer 9 – Ein Vergleich zwischen dem Alten und dem Neuen Bund
A. Die Merkmale des Alten Bundes werden beschrieben
1. Das Zelt und die Möbel des Alten Bundes
Hebräer 9, 1-5
Hebräer 9, 1-5 Es hatte nun zwar auch der erste [Bund] gottesdienstliche Ordnungen und ein Heiligtum, das irdisch war. Denn es war ein Zelt aufgerichtet, das vordere, in dem sich der Leuchter und der Tisch und die Schaubrote befanden; dieses wird das Heilige genannt. Hinter dem zweiten Vorhang aber befand sich das Zelt, welches das Allerheiligste genannt wird; zu diesem gehört der goldene Räucheraltar und die Bundeslade, überall mit Gold überzogen, und in dieser war der goldene Krug mit dem Manna und der Stab Aarons, der gesprosst hatte, und die Tafeln des Bundes; oben über ihr aber die Cherubim der Herrlichkeit, die den Sühnedeckel überschatteten, worüber jetzt nicht im einzelnen geredet werden soll.
Ein Heiligtum, das irdisch war: Das Zelt des Alten Bundes war von Gott geplant; geplant für einen irdischen Dienst.
Denn war ein Zelt aufgerichtet: Das Zelt war 15 Meter lang, 3 Meter breit, 5 Meter hoch und in zwei Räume aufgeteilt. Der größere Raum (der vordere) war ein 5 x 10 Meter großer Raum, der ‚das Heilige‘ genannt wird. Hinter dem zweiten Vorhang war ein kleinerer Raum, 5 x 5 Meter groß, welcher das Allerheiligste genannt wird.
Der Leuchter: Die Fassung für die Lichter der Stiftshütte bestand aus einem Mittelteil und sechs Armen und stand im vorderen Teil. Sie war von unbekannter Größe, aus purem Gold und stellte die einzige Lichtquelle für die Stiftshütte dar (2. Mose 25, 31-40).
Der Tisch: Er stand im vorderen Teil, bestand aus Akazienholz, das mit Gold verkleidet einen Meter lang, einen halben Meter breit und 68 Zentimeter hoch war. Auf ihm lagen zwölf Laibe Schaubrote, die Gottes Gemeinschaft mit den zwölf Stämmen Israels darstellten (2. Mose 25, 23-30).
Das Heilige: Dies bezieht sich auf den vorderen Teil, der ‚das Heilige‘ genannt wird. Ein (dicker) Vorhang trennte diesen Teil vom Allerheiligsten (2. Mose 26, 31-33).
Der goldene Räucheraltar: Er bestand aus Akazienholz, das mit Gold verkleidet und jeweils einen halben Meter lang und breit und ein Meter hoch war. Er stand vor dem Vorhang zum Allerheiligsten und wurde genutzt, um dort Räucherwerk zu verbrennen (2. Mose 30, 1-8).
Die Bundeslade: Diese Truhe aus Akazienholz stand im Allerheiligsten und war mit Gold überzogen. Sie war 1, 15 Meter lang, 68 Zentimeter breit und 68 Zentimeter hoch. An ihren Seiten waren Ringe befestigt, so dass man sie tragen konnte, ohne die Bundeslade selbst zu berühren (2. Mose 25, 10-22).
In ihr befanden sich der goldene Krug mit dem Manna (2. Mose 16, 33), Aarons Stab, der gesprosst hatte (4. Mose 17, 6-11) und die Tafeln des Bundes (2. Mose 25, 16).
Das Manna erinnerte Israel an Gottes Versorgung und Israels Undankbarkeit.
Aarons Stab erinnerte Israel an seine Rebellion gegen Gottes Autorität.
Die Tafeln des Bundes erinnerten Israel an sein Versagen, die Zehn Gebote und den Rest des Gesetzes zu halten.
Der Sühnedeckel: Dies war der mit Darstellungen von Cherubimen verzierte ‚Deckel‘ der Bundeslade. Das Blut der Opfer wurde am Versöhnungstag zur Vergebung der Sünden Israels auf ihn gesprenkelt (2. Mose 25, 17-22).
Wenn Gott auf die Bundeslade hinabsah, erblickte er die Symbole für Israels Sünde, Rebellion und Versagen. Aber wenn das Blut der Opfer auf den Sühnedeckel gesprenkelt wurde, sah Gott, dass es die Sünden Israels bedeckte und er blickte auf das Blut und nicht auf die Sünden Israels.
2. Priesterlicher Dienst in der Stiftshütte unter dem Alten Bund
Hebräer 9, 6-7
Hebräer 9, 6-7 Da nun dies so eingerichtet ist, betreten zwar die Priester allezeit das vordere Zelt zur Verrichtung des Gottesdienstes; in das zweite [Zelt] aber geht einmal im Jahr nur der Hohepriester, [und zwar] nicht ohne Blut, das er für sich selbst und für die Verirrungen des Volkes darbringt.
Betreten zwar die Priester allezeit das vordere Zelt zur Verrichtung des Gottesdienstes: Die Priester gingen täglich in das Heilige und übten dort ihre priesterlichen Pflichten aus. Sie kümmerten sich z.B. um den Leuchter und tauschten die Schaubrote aus.
In das zweite [Zelt] aber geht einmal im Jahr nur der Hohepriester: Das Allerheiligste wurde nur einmal im Jahr, am Versöhnungstag, vom Hohepriester allein betreten.
Aber geht einmal im Jahr nur der Hohepriester, [und zwar] nicht ohne Blut: Er ging nicht der Gemeinschaft wegen in das zweite [Zelt], sondern um Versöhnung zu erlangen. Das versöhnende Blut kam zuerst auf seine eigenen Sünden und dann auf die Sünden seines Volkes.
Der Zugang zum Allerheiligsten war sehr stark beschränkt. Selbst wenn jemand eintreten durfte, geschah das nicht um der Gemeinschaft mit Gott willen.
Aus den Aufzeichnungen jüdischer Rabbis wissen wir, dass kein Hohepriester am Versöhnungstag sein Gebet im Allerheiligsten ausdehnte, weil das Volk sonst gedacht hätte, er sei getötet worden. Wenn der Hohepriester wieder aus dem Allerheiligsten heraus kam, feierte er mit all seinen Freunden ein Fest, weil er unversehrt aus der Gegenwart Gottes entkommen war.
Für die Verirrungen des Volkes: Der Versöhnungstag war für Sünden, die aus Unwissenheit (Verwirrung) begangen wurden, eingesetzt worden. Man ging davon aus, dass jeder für die Sünden, die ihm im Laufe des Jahres bewusst wurden, bei den regulären Sündopfern und täglichen Opfern opferte.
Jesu Werk ist viel größer als das Werk, das am Versöhnungstag geschah. Jesu Werk am Kreuz schenkt Vergebung für die Sünden, die wir aus Unwissenheit (Verwirrung) begehen, aber es schenkt auch Vergebung für die uns bewussten Sünden.
3. Der Heilige Geist gibt uns Einsicht in den Priesterdienst unter dem Alten Bund
Hebräer 9, 8-10
Hebräer 9, 8-10 Damit zeigt der Heilige Geist deutlich, dass der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbar gemacht ist, solange das vordere Zelt Bestand hat. Dieses ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit, in welcher Gaben und Opfer dargebracht werden, die, was das Gewissen anbelangt, den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst verrichtet, der nur aus Speisen und Getränken und verschiedenen Waschungen [besteht] und aus Verordnungen für das Fleisch, die bis zu der Zeit auferlegt sind, da eine bessere Ordnung eingeführt wird.
Dass der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbar gemacht ist, solange das vordere Zelt Bestand hat: Das Alte muss vergehen, bevor Gottes neuer Weg offenbart werden kann.
Dieses ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit: Parabole ist das griechische Wort, das hier mit Gleichnis übersetzt ist. Die Stiftshütte selbst und alles, was der Alte Bund repräsentierte, waren Zeichen einer tieferen Wahrheit, Gleichnisse des Neuen Bundes.
Die, was das Gewissen anbelangt, den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst verrichtet: Der priesterliche Dienst unter dem Alten Bund konnte die opfernden Priester, was das Gewissen anbelangt, nicht vollkommen und rein machen.
Wenn die Reinigung selbst für den Priester nicht vollkommen ist, wie viel unvollkommener ist sie für die Person, für die der Priester Opfer darbringt!
Verordnungen für das Fleisch, die bis zu der Zeit auferlegt sind, da eine bessere Ordnung eingeführt wird: Die Schwäche des priesterlichen Dienstes unter dem Alten Bund war seine Unfähigkeit, die Notwendigkeit einer inneren Verwandlung des Menschen deutlich zu machen. Daher waren sie nur bis zu der Zeit auferlegt, da eine bessere Ordnung eingeführt wird.
B. Merkmale des Neuen Bundes werden erläutert
1. Das größere Heiligtum des Neuen Bundes
Hebräer 9, 11
Hebräer 9, 11 Als aber Christus kam als ein Hoherpriester der zukünftigen [Heils-] Güter, ist er durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist.
Das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht: Jesus dient als unser Hohepriester in einem größeren Heiligtum, im Thronsaal Gottes. Das ist ganz offensichtlich ein großartigerer Ort als irgendetwas, das (Menschen)-Hände schaffen könnten.
2. Das größere Opfer des Neuen Bundes
Hebräer 9, 12-15
Hebräer 9, 12-15 Auch nicht mit dem Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erlangt. Denn wenn das Blut von Stieren und Böcken und die Besprengung mit der Asche der jungen Kuh die Verunreinigten heiligt zur Reinheit des Fleisches, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist als ein makelloses Opfer Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dienen könnt. Darum ist er auch der Mittler eines neuen Bundes, damit – da sein Tod geschehen ist zur Erlösung von den unter dem ersten Bund begangenen Übertretungen – die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen.
Das Blut von Böcken und Kälbern: Tieropfer waren ausreichend für eine zeitliche Bedeckung der Sünden, aber nur ein vollkommenes Opfer konnte ewige Erlösung erlangen.
Jesu Opfer war größer, weil es vollkommen, freiwillig, bewusst dargebracht und von Liebe motiviert war.
Denn wenn das Blut von Stieren und Böcken … heiligt zur Reinheit des Fleisches, wie viel mehr wird das Blut des Christus: Wenn selbst diese nicht vollkommenen Opfer vom Volk Israel für ausreichend gehalten und angenommen wurden, wie viel höher sollten sie die endgültige Hinlänglichkeit des vollkommenen Opfers schätzen.
Die Asche der jungen Kuh bezieht sich auf die Überreste eines Brandopfers, die aufbewahrt wurden. Die Asche wurde mit Wasser vermischt und diente als Reinigungswasser für zeremonielle Waschungen (4. Mose 19, 1-10).
Dies war ein Schatten, erfüllt und weggelegt als Jesus vollkommene Reinigung anbot. Daher ist das ‚Weihwasser‘, das die katholische Kirche benutzt, wertlos.
Berichten zufolge sucht man nach einer ‚roten Kuh‘, die geopfert werden soll, damit ihre Asche dazu beitragen kann, dass priesterliche Funktionen in einem wiedererbauten Tempel in Jerusalem neu ausgeübt werden können.
Wie viel mehr wird das Blut des Christus … euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dienen könnt: Das Opfer Jesu reicht selbst dazu aus, unser beschädigtes Gewissen zu heilen.
Unser Gewissen ist ein wunderbares Werkzeug Gottes, aber es ist nicht vollkommen. Unser Gewissen kann gebrandmarkt sein (1. Timotheus 4, 2), es kann befleckt sein (Titus 1, 15) und es kann böse sein (Hebräer 10, 22).
Euer Gewissen reinigen von toten Werken: Der Ausdruck ‚tote Werke‘ bezieht sich hier vermutlich auf Sünde im Allgemeinen, auf Werke, die ‚den Tod bringen‘. Aber es muss auch die vergebliche Fortsetzung der Opfer des Alten Bundes meinen, dies sind ganz sicher tote Werke. Die entmutigten jüdischen Christen waren versucht, genau zu dieser Art von Dingen zurückzukehren.
Damit ihr dem lebendigen Gott dienen könnt: Der Gläubige, sein Gewissen und alles ist gereinigt, damit er nicht für sich selbst lebt, sondern dem lebendigen Gott dient. Das griechische Wort latreuo, das hier mit dienen übersetzt wird, meint einen religiösen, zeremoniellen, priesterlichen Dienst.
„Und, liebe Freunde, denkt immer daran, dass ihr künftig ‚dem lebendigen Gott dienen könnt’. Ihr, die ihr im Griechischen bewandert seid, wisst, dass die Art von Dienst, die hier gemeint ist, nicht den Dienst eines Sklaven oder Dieners beschreibt, der seinem Herrn dient. Es meint vielmehr einen anbetenden Dienst, wie den der Priester für Gott. Wir, die wir von Christus erkauft sind, sollen Gott die Anbetung eines königlichen Priestertums opfern. Wir können Gebete, Dank und Opfer darbringen, wir können Räucherwerk der Fürbitte opfern, wir können das Licht des Zeugnisses erhellen und den Tisch der Schaubrote einrichten.“ (Spurgeon)
Er ist auch der Mittler eines neuen Bundes … da sein Tod geschehen ist: Jesu Werk als Mittler wurde endgültig durch seinen Tod vollendet worden. Sein himmlisches Werk als Mittler schaut zurück auf dieses vollkommene Opfer.
Zur Erlösung von den unter dem ersten Bund begangenen Übertretungen: Jesu Zahlung am Kreuz vollbrachte die Erlösung für alle, die unter dem ersten Bund standen. Jedes Sündopfer, das unter dem Gesetz im Glauben geopfert worden war, war ein Schuldschein, der am Kreuz eingelöst wurde.
3. Die Notwendigkeit des Todes Jesu
Hebräer 9, 16-22
Hebräer 9, 16-22 Denn wo ein Testament ist, da muss notwendig der Tod dessen eintreten, der das Testament gemacht hat; denn ein Testament tritt auf den Todesfall hin in Kraft, da es keine Gültigkeit hat, solange derjenige lebt, der das Testament gemacht hat. Daher wurde auch der erste [Bund] nicht ohne Blut eingeweiht. Denn nachdem jedes einzelne Gebot nach dem Gesetz von Mose dem ganzen Volk verkündet worden war, nahm er das Blut der Kälber und Böcke mit Wasser und Purpurwolle und Ysop und besprengte sowohl das Buch selbst als auch das ganze Volk, wobei er sprach: »Dies ist das Blut des Bundes, den Gott mit euch geschlossen hat!« Auch das Zelt und alle Geräte des Gottesdienstes besprengte er in gleicher Weise mit Blut; und fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.
Denn ein Testament tritt auf den Todesfall hin in Kraft: Ein Testament (oder ein Letzter Wille) wird erst dann wirksam, wenn die Person, die das Testament verfasst hat, tot ist. Deswegen musste Jesus für das Testament – den Bund – sterben, damit es in Kraft treten konnte.
„Solange noch nicht sicher ist, ob ein Mensch lebt oder gestorben ist, kann sein Nachlass noch nicht verwaltet werden. Wenn es aber eindeutige Beweise dafür gibt, dass der Testamentsverfasser verstorben ist, ist sein Wille gültig. So ist es mit dem Evangelium: Wenn Jesus nicht gestorben wäre, wäre das Evangelium null und nichtig.“ (Spurgeon)
Daher wurde auch der erste [Bund] nicht ohne Blut eingeweiht: Der Tod war im Alten Bund eindeutig notwendig. Unter dem mosaischen Gesetz wurde Blut bei wirklich jedem Schritt des Opfersystems benötigt.
Ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung: Das ist ein grundlegendes Prinzip für Gottes Beziehung zu den Menschen. Die Menschen denken heutzutage, dass Sünde mit der Zeit, durch gute Werke, ein anständiges Leben oder einfach durch den Tod vergeben wird. Aber ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung und ohne ein vollkommenes Opfer gibt es keine vollkommene Vergebung.
Das Blutvergießen Jesu ist Gottes Antwort auf das Problem des Menschen mit der Sünde. In seiner Predigt ‚Das Blutvergießen‘ stellte Spurgeon zu Beginn seiner Rede drei Narren vor. Der erste ist ein Soldat, der auf dem Schlachtfeld verwundet worden ist. Der Arzt kommt zu ihm und der Soldat will sofort alles über das Gewehr und den Soldaten wissen, der auf ihn geschossen hat. Der zweite Narr ist ein Kapitän, dessen Schiff kurz davor steht, in einem schrecklichen Sturm unterzugehen. Der Kapitän steht nicht am Ruder und versucht, das Schiff durch die tosenden Wellen zu dirigieren, sondern er ist in der Kapitänskajüte und versucht herauszufinden, woher der Sturm kommt. Der dritte Narr ist ein kranker Mann. Beladen mit seinen Sünden liegt er im Sterben und ist kurz davor, in den Wellen der Gerechtigkeit Gottes unterzugehen. Trotzdem ist er tiefbesorgt über den Ursprung des Bösen. Wir müssen viel eher auf die Lösung schauen, statt auf das Problem.
4. Das vollkommene Heiligtum empfängt ein vollkommenes Opfer
Hebräer 9, 23-28
Hebräer 9, 23-28 So ist es also notwendig, dass die Abbilder der im Himmel befindlichen Dinge hierdurch gereinigt werden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Opfer als diese. Denn nicht in ein mit Händen gemachtes Heiligtum, in eine Nachbildung des wahrhaftigen, ist Christus eingegangen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen; auch nicht, um sich selbst oftmals [als Opfer] darzubringen, so wie der Hohepriester jedes Jahr ins Heiligtum hineingeht mit fremdem Blut, denn sonst hätte er ja oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an. Nun aber ist er einmal erschienen in der Vollendung der Weltzeiten zur Aufhebung der Sünde durch das Opfer seiner selbst. Und so gewiss es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, so wird Christus, nachdem er sich einmal zum Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen, zum zweitenmal denen erscheinen, die auf ihn warten, nicht wegen der Sünde, sondern zum Heil.
So ist es also notwendig, dass die Abbilder der im Himmel befindlichen Dinge hierdurch gereinigt werden: Es war in Ordnung, dass die Abbilder der im Himmel befindlichen Dinge durch unvollkommene Opfer ‚gereinigt‘ wurden. Aber die sich im Himmel befindlichen Dinge konnten nur durch ein vollkommenes Opfer gereinigt werden.
Denn nicht in ein mit Händen gemachtes Heiligtum … ist Christus eingegangen, sondern in den Himmel selbst: Jesu Opfer wurde auf der Erde dargebracht, aber es ist die Grundlage für sein fortwährendes Werk als unser Mittler und Hohepriester im Himmel. Der Verfasser des Hebräerbriefes verkündet es: um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen. Es fällt nicht schwer zu glauben, dass Jesus vor dem Angesicht Gottes erscheint, aber zu glauben, dass er dort für uns erscheint, ist einfach herrlich!
Auch nicht um sich selbst oftmals [als Opfer] darzubringen: Jesu Dienst für uns setzt sich im Himmel fort, aber sein Dienst besteht nicht darin, weiterhin Versöhnung für unsere Sünden zu erwirken. Sein Dienst für uns ist, dass er für uns Fürbitte tut und uns gegen die verteidigt, die das Volk Gottes anklagen (Offenbarung 12, 10). Jesu Dienst setzt sich in dem Sinne nicht fort, dass er sich selbst oftmals [als Opfer] darbrächte. Sein Opfer geschah einmal und reicht aus für alle Ewigkeit, da es Gottes heilige Gerechtigkeit auf vollkommene Art und Weise befriedigte.
Dieser Abschnitt und dieses Prinzip sind eine direkte Rüge des römisch-katholischen Brauchs der Messe und der dahinter stehenden Theologie. In diesen Messen will die römisch-katholische Kirche das Versöhnungsopfer Jesu in jedem Gottesdienst wiederholen, statt sich einfach daran zu erinnern. Biblisch gesehen kann das überhaupt nicht begründet werden und es leugnet das vollendete Werk Christi am Kreuz. Die Schrift macht es ganz deutlich: auch nicht um sich selbst oftmals [als Opfer] darzubringen.
Denn sonst hätte er ja oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an: Wenn das Opfer Jesu nicht vollkommen gewesen wäre, hätte es von Grundlegung der Welt anbeständig wiederholt werden müssen. Unvollkommene Opfer müssen beständig wiederholt werden, aber ein vollkommenes Opfer wird ein für alle Mal dargebracht und hebt die Sündenwirklich auf (es bedeckt sie nicht nur wie die Opfer des Alten Bundes). Die Aussage ist eindeutig: Er ist einmal erschienen zur Aufhebung der Sünde durch das Opfer seiner selbst.
Das Opferprinzip erklärt, warum die Leiden der Hölle für die ewig sein müssen, die das Versöhnungswerk Jesu ablehnen. Sie sind in der Hölle, um die Strafe für ihre Sünden zu zahlen. Als unvollkommene Wesen können sie keine vollkommene Zahlung erbringen. Wenn die Strafe nicht vollkommen ist, muss sie beständig wiederholt werden – bis in alle Ewigkeit. Eine Seele kann erst dann aus der Hölle befreit werden, wenn die Schuld der Sünde vollständig bezahlt ist, mit anderen Worten: nie.
Und so gewiss es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, so wird Christus, nachdem er sich einmal zum Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen: Genauso sicher wie die Tatsache, dass wir einmal sterben und danach das Gericht kommt, musste Jesus nur einmal sterben (nicht wiederholt), um unsere Sünden auf sich zu nehmen.
Der Verfasser des Hebräerbriefes hat nicht die Absicht, über das Thema ‚Wiedergeburt‘ zu lehren. Es ist für ihn ein Randthema, er erwähnt nur das Offensichtliche: Und so gewiss es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht. Genauso offensichtlich wie diese Wahrheit ist die Tatsache, dass Christus, sich zum Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen. Für den Verfasser des Hebräerbriefes ist die Wahrheit, dass es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, ein unbestreitbares Prinzip.
„Der Mensch stirbt einmal und danach ist alles geklärt und erledigt und er antwortet auf seinen Taten im Gericht. Ein Leben, ein Tod, danach wird alles bewertet und das Ergebnis verkündet: ‚danach aber das Gericht’. Genauso kommt Christus einmal und stirbt einmal und danach steht auch er vor dem Ergebnis dessen, was er getan hat: der Errettung derer, die nach ihm Ausschau halten. Er stirbt einmal und erntet das feststehende Ergebnis, genauso wie es der Menschheit geschieht, deren Teil und Vertreter er ist.“ (Spurgeon)
Obwohl das Hauptaugenmerk des Verfassers nicht auf dem Thema ‚Wiedergeburt‘ liegt, bestreitet er sie hier ganz deutlich und vollständig. Wir leben und sterben, leben und sterben nicht immer wieder in der Hoffnung auf eine ewige Abrechnung nach einigen weiteren Leben. Wir haben dieses Leben und dann kommt das Gericht. Das heißt, nach dem Grab gibt es keine weiteren Chancen. Jetzt ist die Zeit, eine Entscheidung für Jesus Christus zu treffen, denn wenn wir sterben, kommt danach das Gericht.
Es ist wichtig zu erkennen, dass das Prinzip, dass es dem Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, kein absolutes Prinzip ist. Es gibt einige einzigartige, bemerkenswerte Ausnahmen. Henoch (1. Mose 5, 24) und Elia (2. Könige 2, 11) starben kein Mal. Einige Personen der Bibel wurden von den Toten auferweckt (1. Könige 17, 22; 2. Könige 13, 20-21; Matthäus 9, 25; Johannes 11, 43-44; Apostelgeschichte 20, 9-11) und starben daher zweimal. Wer Teil der Entrückung sein wird (1. Thessalonicher 4, 17) wird kein Mal sterben. Aber diese bemerkenswerten, einzigartigen Ausnahmen leugnen nicht das Prinzip, dass es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben; sie sind Ausnahmen, welche die Regel bestätigen.
Zum zweitenmal denen erscheinen, die auf ihn warten, nicht wegen der Sünde, sondern zum Heil: Der Schwerpunkt des ersten Kommens Jesu war es, sich durch sein erlösendes Opfer um das Problem der Sünde zu kümmern. Aber jetzt, wo er das Problem mit der Sünde auf vollkommene Art und Weise gelöst hat, kommt er wieder: nicht wegen der Sünde, sondern zum Heil (und zur Errettung) seines Volkes.
Die auf ihn warten: Hier wird angenommen, dass alle Gläubigen auf ihn warten. Es ist eine traurige Tatsache, dass sich diese Annahme nicht immer als wahr erweist.
„Wir sollten täglich enttäuscht sein, wenn unser Herr nicht kommt. Stattdessen fürchte ich, dass es ausgemachte Sache ist, dass er hoffentlich noch nicht wieder kommt.“ (Spurgeon)
Hebräer 9 – Ein Vergleich zwischen dem Alten und dem Neuen Bund
A. Die Merkmale des Alten Bundes werden beschrieben
1. Das Zelt und die Möbel des Alten Bundes
Hebräer 9, 1-5
Hebräer 9, 1-5
Es hatte nun zwar auch der erste [Bund] gottesdienstliche Ordnungen und ein Heiligtum, das irdisch war. Denn es war ein Zelt aufgerichtet, das vordere, in dem sich der Leuchter und der Tisch und die Schaubrote befanden; dieses wird das Heilige genannt. Hinter dem zweiten Vorhang aber befand sich das Zelt, welches das Allerheiligste genannt wird; zu diesem gehört der goldene Räucheraltar und die Bundeslade, überall mit Gold überzogen, und in dieser war der goldene Krug mit dem Manna und der Stab Aarons, der gesprosst hatte, und die Tafeln des Bundes; oben über ihr aber die Cherubim der Herrlichkeit, die den Sühnedeckel überschatteten, worüber jetzt nicht im einzelnen geredet werden soll.
2. Priesterlicher Dienst in der Stiftshütte unter dem Alten Bund
Hebräer 9, 6-7
Hebräer 9, 6-7
Da nun dies so eingerichtet ist, betreten zwar die Priester allezeit das vordere Zelt zur Verrichtung des Gottesdienstes; in das zweite [Zelt] aber geht einmal im Jahr nur der Hohepriester, [und zwar] nicht ohne Blut, das er für sich selbst und für die Verirrungen des Volkes darbringt.
3. Der Heilige Geist gibt uns Einsicht in den Priesterdienst unter dem Alten Bund
Hebräer 9, 8-10
Hebräer 9, 8-10
Damit zeigt der Heilige Geist deutlich, dass der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbar gemacht ist, solange das vordere Zelt Bestand hat. Dieses ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit, in welcher Gaben und Opfer dargebracht werden, die, was das Gewissen anbelangt, den nicht vollkommen machen können, der den Gottesdienst verrichtet, der nur aus Speisen und Getränken und verschiedenen Waschungen [besteht] und aus Verordnungen für das Fleisch, die bis zu der Zeit auferlegt sind, da eine bessere Ordnung eingeführt wird.
B. Merkmale des Neuen Bundes werden erläutert
1. Das größere Heiligtum des Neuen Bundes
Hebräer 9, 11
Hebräer 9, 11
Als aber Christus kam als ein Hoherpriester der zukünftigen [Heils-] Güter, ist er durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht, das heißt nicht von dieser Schöpfung ist.
2. Das größere Opfer des Neuen Bundes
Hebräer 9, 12-15
Hebräer 9, 12-15
Auch nicht mit dem Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit seinem eigenen Blut ein für allemal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erlangt. Denn wenn das Blut von Stieren und Böcken und die Besprengung mit der Asche der jungen Kuh die Verunreinigten heiligt zur Reinheit des Fleisches, wie viel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist als ein makelloses Opfer Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dienen könnt. Darum ist er auch der Mittler eines neuen Bundes, damit – da sein Tod geschehen ist zur Erlösung von den unter dem ersten Bund begangenen Übertretungen – die Berufenen das verheißene ewige Erbe empfangen.
3. Die Notwendigkeit des Todes Jesu
Hebräer 9, 16-22
Hebräer 9, 16-22
Denn wo ein Testament ist, da muss notwendig der Tod dessen eintreten, der das Testament gemacht hat; denn ein Testament tritt auf den Todesfall hin in Kraft, da es keine Gültigkeit hat, solange derjenige lebt, der das Testament gemacht hat. Daher wurde auch der erste [Bund] nicht ohne Blut eingeweiht. Denn nachdem jedes einzelne Gebot nach dem Gesetz von Mose dem ganzen Volk verkündet worden war, nahm er das Blut der Kälber und Böcke mit Wasser und Purpurwolle und Ysop und besprengte sowohl das Buch selbst als auch das ganze Volk, wobei er sprach: »Dies ist das Blut des Bundes, den Gott mit euch geschlossen hat!« Auch das Zelt und alle Geräte des Gottesdienstes besprengte er in gleicher Weise mit Blut; und fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.
4. Das vollkommene Heiligtum empfängt ein vollkommenes Opfer
Hebräer 9, 23-28
Hebräer 9, 23-28
So ist es also notwendig, dass die Abbilder der im Himmel befindlichen Dinge hierdurch gereinigt werden, die himmlischen Dinge selbst aber durch bessere Opfer als diese. Denn nicht in ein mit Händen gemachtes Heiligtum, in eine Nachbildung des wahrhaftigen, ist Christus eingegangen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen; auch nicht, um sich selbst oftmals [als Opfer] darzubringen, so wie der Hohepriester jedes Jahr ins Heiligtum hineingeht mit fremdem Blut, denn sonst hätte er ja oftmals leiden müssen von Grundlegung der Welt an. Nun aber ist er einmal erschienen in der Vollendung der Weltzeiten zur Aufhebung der Sünde durch das Opfer seiner selbst. Und so gewiss es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, so wird Christus, nachdem er sich einmal zum Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen, zum zweitenmal denen erscheinen, die auf ihn warten, nicht wegen der Sünde, sondern zum Heil.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.