A. Einen lebendigen Glauben erkennt man daran, dass wir kontrollieren, was wir sagen.
1. Einleitende Bemerkungen zu der größeren Verantwortung der Lehrer und der Herausforderung, diese Aufgabe nicht zu verfehlen
Jakobus 3, 1-2
Jakobus 3, 1-2 Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein strengeres Urteil empfangen werden! Denn wir alle verfehlen uns vielfach; wenn jemand sich im Wort nicht verfehlt, so ist er ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib im Zaum zu halten.
Werdet nicht in großer Zahl Lehrer: Jakobus hat eine deutliche Ermahnung für diejenigen parat, die in der Gemeinde Lehrer werden wollen. Sie müssen ihre Verantwortung ernst nehmen, denn ihre Verantwortung ist größer, und sie werden ein strengeres Urteil erhalten.
Es ist leicht, die Position des Lehrers in der Gemeinde auf die leichte Schulter zu nehmen, sich Gedanken über die damit zusammenhängende Verantwortung zu machen. Jesus warnte, wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man desto mehr fordern. (Lukas 12, 48)
Die Worte von Jesus und Jakobus erinnern uns daran, dass für die Lehrer in Gottes Gemeinde nicht nur dazu gehört, natürliche oder geistliche Gaben zu haben; es gibt eine zusätzliche Dimension, nämlich die des angemessenen Charakters und des richtigen Lebensstils. „Jakobus stellte fest, dass dieser Bereich der Gemeindearbeit äußerst populär geworden war. Deshalb warnte er sie vor der damit einhergehenden ernsten Verantwortung. Gott wird uns am letzten Tag wegen unseres Einflusses auf andere mit besonderer Strenge richten.“ (Moffatt)
Daraus folgt, dass die Lehrer zum einen stärker überprüft und zum anderen strenger beurteilt werden. „Ihr Fall ist hart; sie werden ein strengeres Urteil erhalten als gewöhnliche Sünder. Sie haben nicht nur gesündigt, indem sie sich in jenes Amt gedrängt haben, zu dem Gott sie nie berufen hat. Wegen ihrer Unzulänglichkeit gehen die Gemeinden, über die sie die Leitung übernommen haben, aus Unwissenheit zugrunde, und ihr Blut wird Gott von der Hand des Wächters fordern (vgl. Hesekiel 33, 6).“ (Clarke)
„Die Steigerung größer [strenger] hebt das Ausmaß des Verfahrens im Gericht hervor.“ (Hiebert)
Denn wir alle verfehlen uns vielfach: Die größere Verantwortung der Lehrer ist angesichts unserer gemeinsamen Schwächen besonders ernüchternd. Schließlich verfehlen wir uns alle vielfach. Das aus dem Altgriechischen übersetzte Wort verfehlen steht nicht nur einen fatalen Sturz, sondern für etwas, das uns stolpern lässt und so unseren geistlichen Fortschritt behindert.
Wir verfehlen uns alle: Jakobus zählt sich selbst zu denen, die sich verfehlen. Dennoch entschuldigt er sein oder unser Verfehlen nicht. Wir wissen, dass wir uns alle verfehlen, aber wir sollten uns darauf fokussieren einen besseren Weg mit dem Herrn zu gehen, welcher nicht durch Verfehlungen gekennzeichnet ist.
Dies ist eine von vielen Aussagen in der Bibel, die uns deutlich machen, dass alle Menschen sündigen (einschließlich 1. Könige 8, 46; Hiob 14, 4; Sprüche 20, 9; Prediger 7, 20; und 1. Johannes 1, 8-10).
Wenn jemand sich im Wort nicht verfehlt, so ist er ein vollkommener Mann: Jakobus bietet Lehrern und allen Christen eine Möglichkeit ihre geistliche Reife zu messen. Auch Jesus zeigt in Matthäus 12, 34-37, dass Worte den Charakter offenbaren.
Sich nicht im Wort zu verfehlen zeigt wahre geistliche Reife. Dies ist besonders für Lehrer von Bedeutung, die viel Gelegenheit haben, mit der Zunge zu sündigen.
Wir verfehlen mit Worten über uns selbst, durch unsere Prahlerei, Übertreibungen und Erzählungen, die uns besser darstellen als wir sind.
Wir verfehlen mit Worten über andere, mit unserer Kritik, mit Lästern, Lügen, Grausamkeit, Scheinheiligkeit und Wut; oder mit Schmeicheleien und unaufrichtigen Worten, mit denen wir uns einen Vorteil verschaffen wollen.
2. Die Macht der Zunge
Jakobus 3, 3-6
Jakobus 3, 3-6 Siehe, den Pferden legen wir die Zäume ins Maul, damit sie uns gehorchen, und so lenken wir ihren ganzen Leib. Siehe, auch die Schiffe, so groß sie sind und so rau die Winde auch sein mögen, die sie treiben – sie werden von einem ganz kleinen Steuerruder gelenkt, wohin die Absicht des Steuermannes will. So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich doch großer Dinge. Siehe, ein kleines Feuer – welch großen Wald zündet es an! Und die Zunge ist ein Feuer, eine Welt der Ungerechtigkeit. So nimmt die Zunge ihren Platz ein unter unseren Gliedern; sie befleckt den ganzen Leib und steckt den Umkreis des Lebens in Brand und wird selbst von der Hölle in Brand gesteckt
Den Pferden legen wir Zäume ins Maul, damit sie uns gehorchen: Das Zaumzeug beherrscht ein starkes Pferd. Ein kleines Ruder steuert ein großes Schiff. Wenn wir die Kontrolle über unsere Zunge haben, ist das ein Zeichen dafür, dass wir auch die Kontrolle über uns selbst haben. Wer die Zunge beherrscht, kann den ganzen Leib im Zaum halten (Jakobus 3, 2).
Das Zaumzeug und das Ruder sind klein, aber ausgesprochen wichtig. Wenn sie nicht kontrolliert werden, sind das gesamte Pferd und das gesamte Schiff außer Kontrolle. Es ist demnach möglich, dass etwas so Kleines wie die Zunge einen gewaltigen Einfluss über Gut und Böse hat.
Man löst das Problem eines widerspenstigen Pferdes nicht, indem man es im Stall hält. Und man löst das Problem eines schwer zu steuernden Schiffes nicht, indem man es am Dock anbindet. In gleicher Weise ist auch ein Schweigegelübde nicht die Lösung für den Missbrauch unserer Zunge.
Wenn die Zunge wie das Zaumzeug eines Pferdes oder das Ruder eines Schiffes ist, stellt sich uns die Frage: Wer oder was hält die Zügel, oder wer oder was lenkt das Ruder? Manche Menschen haben keine Hand an den Zügeln oder am Ruder und sagen deshalb was immer ihnen in den Sinn kommt. Andere machen ihre Worte abhängig von ihren Emotionen oder körperlichen Bedürfnissen. Jakobus weist uns darauf hin, dass der Geist Gottes, der durch den neuen Menschen wirkt, die lenkenden Hände an die Zügel und das Ruder, also an unsere Zunge, legt.
Siehe, ein kleines Feuer – welch großen Wald zündet es an. Und die Zunge ist ein Feuer, eine Welt der Ungerechtigkeit: Mit dem Feuer der Zunge wurden schon viele verbrannt. Kindern wird gesagt, Stock und Stein brechen mein Gebein, doch Worte bringen keine Pein. Doch der Kinderreim spiegelt nicht die Tatsache wider; der bittere Schmerz eines gegen uns gesprochenen Wortes kann uns ein Leben lang wehtun, lange nachdem ein Knochenbruch verheilt ist.
„In den beiden erstgenannten Veranschaulichungen werden Tiere und Schiffe durch kleine Objekte gesteuert; in dieser letzten Illustration wird ein riesiger Wald durch einen winzigen Funken zerstört. Die Zunge kann entweder kontrollieren oder zerstören.“ (Burdick)
Was andere zu uns oder über uns sagen, aber auch was wir zu anderen oder über andere sagen, kann lange nachklingen, sei es im Guten oder im Bösen. Die beiläufige sarkastische oder kritische Bemerkung kann einer anderen Person eine dauerhafte Verletzung zufügen. Eine Bemerkung, Ermutigung oder ein Kompliment zur richtigen Zeit kann jemanden für den Rest seines Lebens inspirieren.
In den Sprüchen wird von dem Menschen gesprochen, der die zerstörerische Kraft seiner Worte nicht bedenkt. Wie ein Wahnsinniger, der feurige und todbringende Pfeile abschießt, so ist ein Mensch, der seinen Nächsten betrügt und dann spricht: „Ich habe nur gescherzt!“ (Sprüche 26, 18-19).
Auch hier sagt uns Jakobus nicht, dass wir niemals sprechen sollen; das wäre in vielerlei Hinsicht einfacher, als eine echte Selbstkontrolle über die Zunge auszuüben. Die Zügel, das Ruder und das Feuer können allesamt viel Gutes bewirken, wenn sie richtig kontrolliert werden.
Die Zunge ist ein Feuer, eine Welt der Ungerechtigkeit: Es gibt nicht viele Sünden, die nicht in irgendeiner Weise mit Reden zu tun haben. „Es ist so, als wäre all die Bosheit der ganzen Welt in dieses kleine Stück Fleisch eingewickelt.“ (Burdick)
„Sie wandelt durch die Erde und wendet sich den Himmeln zu, Psalm 73, 9. Sie kann die ganze Welt beherrschen und jeden beißen; sie ist wie ein scharfes Rasiermesser … das, anstatt das Haar zu rasieren, die Kehle durchschneidet, Psalm 52, 2. Sie ist in Form eines Schwertes gemacht; und David fühlte sie wie ein Schwert in seinen Gebeinen, Psalm 42, 10. Sie ist dünn, breit und lang, wie ein Instrument, das am besten dazu geeignet ist, sowohl das Herz des Sprechers als auch das Herz des Zuhörers ganz auszuschöpfen. Sie ist wie eine Flamme, die den ganzen Umkreis des Lebens in Brand setzen kann, Jakobus 3, 6“. (Trapp)
Jakobus gibt die Aussagen aus den Sprüchen über die Zunge wieder:
Wo viele Worte sind, da geht es ohne Sünde nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaum hält, der ist klug. Die Zunge des Gerechten ist erlesenes Silber; das Herz der Gottlosen ist wenig wert. Die Lippen der Gerechten weiden viele, aber die Toren sterben durch Unverstand. (Sprüche 10, 19-21)
Kummer drückt das Herz eines Mannes nieder, aber ein gutes Wort erfreut es. (Sprüche 12:25)
Freundliche Worte sind wie Honigseim, süß für die Seele du heilsam für das Gebein. (Sprüche 16:24)
Tod und Leben steht in der Gewalt der Zunge, und wer sie liebt, der wird ihre Frucht essen. (Sprüche 18:21)
3. Die Herausforderung, die Zunge zu zähmen
Jakobus 3, 7-8
Jakobus 3, 7-8 Denn jede Art der wilden Tiere und Vögel, der Reptilien und Meerestiere wird bezwungen und ist bezwungen worden von der menschlichen Natur; die Zunge aber kann kein Mensch bezwingen, das unbändige Übel voll tödlichen Giftes!
Jede Art von Tier und Vogel … ist von der Menschheit gezähmt worden: Ein wildes Tier lässt sich leichter zähmen als die Zunge. Jakobus sagt uns, dass kein Mensch die Zunge zähmen kann.
Der menschliche Geist hat eine unglaubliche Fähigkeit sich selbst zu opfern und selbst zu beherrschen. Wir hören zum Beispiel Überlebensgeschichten von jemandem, der sein eigenes Bein abschneidet, um sich von einem Baum zu befreien, der auf ihn gefallen ist, und der es dann in ein Krankenhaus schafft und überlebt. Doch derselbe Mensch kann die Zunge nicht voll und ganz zähmen.
Kein Mensch kann die Zunge zähmen: Dennoch kann die Zunge unter die Kraft und die Kontrolle des Heiligen Geistes gebracht werden. Man könnte sagen, dass nur Gott selbst mächtiger ist als die menschliche Zunge.
Es ist ein unbändiges Übel, voller tödlichem Gift: Die unbezähmbare Zunge ist noch gefährlicher, wenn man bedenkt, welch tödliches Gift sie abgeben kann.
„Das Gift der Zunge ist nicht weniger tödlich, es tötet den Ruf der Menschen durch die Lügen, die es ausspricht, ihre Seelen durch die Begierden und Leidenschaften, die es in ihnen weckt, und oft auch ihre Körper durch die Zankereien und Streitigkeiten, die es anderen Menschen gegenüber auslöst. “ (Poole)
Eine Frau kam einmal zu John Wesley und sagte, sie wisse, was ihr Talent sei, und sie sagte: „Ich glaube, mein Talent von Gott ist es, meine Meinung zu sagen.“ Wesley antwortete: „Ich glaube nicht, dass es Gott etwas ausmachen würde, wenn Sie dieses Talent begraben.“ Alles auszusprechen, was einem in den Sinn kommt, kann eine unkluge und giftige Angewohnheit sein.
4. Die widersprüchlichen Eigenschaften der Zunge
Jakobus 3, 9-12
Jakobus 3, 9-12 Mit ihr loben wir Gott, den Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bild Gottes gemacht sind; aus ein und demselben Mund geht Loben und Fluchen hervor. Das soll nicht so sein, meine Brüder! Sprudelt auch eine Quelle aus derselben Öffnung Süßes und Bitteres hervor? Kann auch, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen, oder ein Weinstock Feigen? So kann auch eine Quelle nicht salziges und süßes Wasser geben.
Mit ihr loben wir Gott, den Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen: Die Zunge kann sowohl für die höchste Berufung (unseren Gott zu loben) als auch für das größte Übel (Menschen zu verfluchen) verwendet werden. Bei den Wiedergeborenen sollte daher Segen und Fluch nicht aus dem gleichen Mund hervorgehen.
Die Zunge von Petrus bekannte Jesus als den Messias, den Sohn des lebendigen Gottes, und verleugnete ihn andererseits. Johannes sagte: „Meine Kinder, liebt einander“, und er wollte durch ein Wort dafür sorgen, dass das Feuer vom Himmel auf ein samaritanisches Dorf herabfällt.
Das soll nicht so sein: Unsere Rede sollte konsequent darauf ausgerichtet sein Gott zu verherrlichen. Unser Wortschatz und Tonfall sollten nicht davon abhängig sein, ob wir in der Gemeinde, zu Hause oder am Arbeitsplatz sind. Wie eine Wasserquelle sollte unser Mund nicht aus der gleichen Öffnung frisch … und bitter hervorsprudeln.
„Dieser Gefühlsausbruch von Jakobus deutet darauf hin, dass er unter dem Streit von Zungen in der religiösen Welt gelitten hatte … es liest sich wie die schriftliche Aufzeichnung einer bitteren Erfahrung.“ (Moffatt)
So kann auch eine Quelle nicht salziges und süßes Wasser geben: Jakobus weist auf die letztendliche Unmöglichkeit eines solchen Widerspruchs hin. Wenn zum Beispiel weiterhin schlechte Früchte und bitteres Wasser hervorgebracht werden, bedeutet dies, dass es keinen Widerspruch gibt. Der Baum ist schlecht und die Quelle ist schlecht.
Jesus lehrt in Matthäus 12, 34-37, dass die Worte eines Menschen zuverlässig seinen Charakter offenbaren. Was wir sagen, kann darauf hindeuten, was wir sind.
Kann auch, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen? „Man würde staunen und es als unnatürlich und absurd ansehen, wenn plötzlich ein Feigenbaum anfangen würde Oliven zu tragen, und es ist genauso unnatürlich für einen Christen, in Sünde zu leben. Könnte er so leben, dass er die Früchte der Ungerechtigkeit statt der Früchte der Gerechtigkeit trägt? Gott bewahre, dass es so sei!“ (Spurgeon)
„Wenn ihr nicht erneuert und von oben durch eine neue und himmlische Geburt geboren seid, seid ihr keine Christen, wie auch immer ihr genannt werdet, und ihr könnt nicht die Frucht hervorbringen, die für Gott brauchbar ist, genauso wenig, wie ein Feigenbaum Oliven hervorbringen kann.“ (Spurgeon)
Du kannst einen Feigenbaum als ‚Olivenbaum‘ kennzeichnen und trotzdem macht ihn das nicht zu einem Olivenbaum.
Du kannst einen Feigenbaum so beschneiden, dass er wie ein Olivenbaum aussieht, aber auch das macht ihn nicht zu einem Olivenbaum.
Du kannst einen Feigenbaum wie einen Olivenbaum behandeln, und auch das macht ihn nicht zu einem Olivenbaum.
Du kannst einen Feigenbaum mit vielen Olivenbäumen umgeben, dennoch macht das ihn nicht zu einem Olivenbaum.
Du kannst diesen Feigenbaum auf den Ölberg verpflanzen, und selbst das würde ihn nicht zu einem Olivenbaum machen.
B. Die Demonstration eines lebendigen Glaubens in der Gegenwart der Weisheit
1. Die Weisheit zeigt uns, wie wir gute Werke tun
Jakobus 3, 13
Jakobus 3, 13 Wer ist weise und verständig unter euch? Der zeige durch einen guten Wandel seine Werke in Sanftmütigkeit, die aus der Weisheit kommt!
Wer ist weise und verständig unter euch? Zu Beginn von Jakobus 3 wendet sich der Autor an diejenigen, die unter Christen als Lehrer tätig waren oder sein wollten. Zuvor sprach er darüber, wie sie reden sollten; hier spricht er darüber, wie sie leben sollten.
„Jakobus wendet sich an die Person, die weise und verständig ist. Das Wort sophos (‚weise‘)) war bei den Juden der Fachbegriff für den Lehrer, den Schreiber, den Rabbiner. Es scheint, dass der Autor immer noch zu denen spricht, die Lehrer sein würden (vgl. Jakobus 3, 1); hier geht es ihm nicht um das, was sie sagen, sondern darum, wie sie leben.“ (Burdick)
Wer weise ist … zeige es durch einen guten Wandel: Weisheit ist nicht nur eine Kopfsache. Wahre Weisheit und echter Verstand werden sich durch unser gutes Verhalten in unserem Leben zeigen.
In diesem Sinne sind Weisheit und Verstand wie der Glaube; sie sind unsichtbare, innere Eigenschaften. Wenn ein Mensch sich selbst für weise oder verständig hält, kann man erwarten, dass sich diese innere Eigenschaft im normalen Leben zeigt. Hier sagt Jakobus uns, wie wir beurteilen sollen, ob ein Mensch wirklich weise und verständig ist.
Seine Werke in Sanftmütigkeit kommen aus der Weisheit: Wahre Weisheit zeigt sich auch in ihrer sanftmütigen Art. Diejenigen, die ihre guten Werke nur in der Absicht tun Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, zeigen, dass es ihnen an wahrer Weisheit mangelt.
Sanftmütigkeit: „Prautes heißt Sanftmut. Es ist aber nicht eine passive Freundlichkeit, die aus Schwäche oder Resignation wächst. Es ist eine aktive Haltung der bewussten Annahme.“ (Burdick)
2. Der Charakter der weltlichen Weisheit
Jakobus 3, 14-16
Jakobus 3, 14-16 Wenn ihr aber bitteren Neid und Selbstsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit! Das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern eine irdische, seelische, dämonische. Denn wo Neid und Selbstsucht ist, da ist Unordnung und jede böse Tat.
Bitterer Neid und Selbstsucht: Diese sind das Gegenteil der Sanftmut der Weisheit, die in Jakobus 3, 13 erwähnt wird. Diese Worte beziehen sich eigentlich auf jemanden, der eine kritische, streitsüchtige, provozierende Art hat.
„Es entspricht nicht einem Charakter, der von bitterer Eifersucht und Rivalität (d.h. selbstsüchtiger Ehrgeiz) geprägt ist. Rühmt euch nicht der Bemühungen und des harten Eifers, die zu solch skrupelloser Vetternwirtschaft führen, die manchmal dadurch gerechtfertigt werden, dass sie der Wahrheit treu bleiben.“ (Moffatt)
„Religiöse Menschen können äußerst provozierend sein und ihre eigenen Ziele mit überheblichen Methoden durchsetzen; richtige Ansichten und vernünftige Ratschläge können ihre Wirkung verlieren, wenn sie von Menschen zum Ausdruck gebracht werden, die selbstsüchtig oder skrupellos sind. “ (Moffatt)
Rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit: Wer bitteren Neid und Selbstsucht zeigt, sollte niemanden – vor allem aber auch sich selbst – darüber täuschen, wie weise er ist. Sie zeigen eine Weisheit, die irdisch, seelisch und dämonisch ist. Ihre Weisheit ist eher charakteristisch für die Welt, das Fleisch und den Teufel als für Gott.
‚Diese Weisheit‘, auf die sich Jakobus bezieht, ist keine wahre Weisheit. „Es ist die Weisheit, die von den Möchtegern-Lehrern aus Jakobus 3, 14 beansprucht wird, deren Leben ihren Behauptungen widerspricht. Eine solche ‚Weisheit‘ bewertet alles nach weltlichen Maßstäben und macht den persönlichen Erfolg und Gewinn zum höchsten Ziel des Lebens.“ (Burdick)
Weltlich, sinnlich, dämonisch: Adam Clarke definierte jeden Begriff:
Weltlich: „Nur dieses weltliche Leben im Blick zu haben.“
Sinnlich: „Tiere richten ihr Leben danach aus, ihre Leidenschaften und Bedürfnisse zu befriedigen.“
Dämonisch: „Gedanken, die von Dämonen inspiriert sind und die durch deren Einfluss auf die Seele aufrechterhalten werden.“
Unordnung und böse Taten: Dies ist die Frucht menschlicher, irdischer Weisheit. Die Weisheit der Welt, des Fleisches und des Teufels mag Dinge vollbringen können, aber am Ende bringt sie immer die Frucht der Unordnung und aller bösen Taten hervor.
3. Die Merkmale himmlischer Weisheit
Jakobus 3, 17-18
Jakobus 3, 17-18 Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, sodann friedfertig, gütig; sie lässt sich etwas sagen, ist voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und frei von Heuchelei. Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.
Die Weisheit, die von oben kommt: Gottes Weisheit bringt auch eine Frucht hervor. In Jakobus 3, 13 definiert Jakobus genau, was er mit der Sanftmütigkeit meinte, die aus der Weisheit kommt.
Sie ist erstens rein, dann friedfertig, gütig, sie lässt sich etwas sagen, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und frei von Heuchelei: Die Beschaffenheit dieser Weisheit ist wunderbar. Sie ist im Einklang mit der Heiligkeit Gottes voller Liebe und einem schenkenden Herz.
Diese Weisheit ist rein: „Diese Bemerkung bezieht sich nicht auf sexuelle Reinheit, sondern auf die Abwesenheit jeglicher sündigen Haltung oder Beweggründe.“ (Burdick)
Diese Weisheit ist friedfertig: „Dies ist eines der großen Worte der mit denen im Neuen Testament der Charakter eines Menschen beschrieben wird. Im Alten Testament steht es meist im Zusammenhang mit Gottes Gemüt als König. Er ist sanft und gütig, obwohl er eigentlich allen Grund hat, gegenüber den Menschen aufgrund ihrer Sünde streng und strafend zu sein.“ (Burdick)
Diese Weisheit ist gütig: „Der Mensch, der gütig (gr. epieikes) ist, ist der Mensch, der weiß, wann es eigentlich falsch ist, die Strenge des Gesetzes anzuwenden. Er ist in der Lage zu verzeihen, wenn ihm die Gerechtigkeit eigentlich voll und ganz das dazu Recht gibt, zu verurteilen … Es ist unmöglich, ein Wort zu finden, um diese Eigenschaft zu übersetzen. Matthew Arnold nannte es ‚süße Vernunft‘. Es ist die Fähigkeit, anderen die freundliche Rücksichtnahme zu gewähren, die wir uns selbst wünschen würden.“ (Barclay)
Diese Weisheit ist folgsam: „Weder eigensinnig noch starrsinnig; von nachgiebiger Gesinnung in allen gleichgültigen Dingen; unterwürfig, fügsam.“ (Clarke) „Versöhnlich ist das Gegenteil von steif und unbeugsam.“ (Moffatt) „Eupeithes kann leicht zu überzeugen bedeuten, nicht im Sinne von biegsam und schwach, sondern im Sinne davon nicht stur und bereit zu sein, auf die Vernunft zu hören und sie zu ergreifen … Wahre Weisheit ist nicht starr, sondern bereit zuzuhören und geschickt darin, zu wissen, wann man weise nachgibt.“ (Barclay)
Diese Weisheit ist voller Barmherzigkeit: Sie richtet andere nicht streng nach dem Gesetz, sondern wird voll Barmherzigkeit eine großzügige Hand ausstrecken. Diese Weisheit weiß, dass das Maß an Barmherzigkeit, das wir anderen gewähren, das gleiche Maß ist, das Gott auf uns anwenden wird (Matthäus 7, 2).
Diese Weisheit ist voller guter Früchte: Diese Weisheit lässt sich an den Früchten erkennen, die sie hervorbringt. Sie ist nicht nur die innere Kraft, richtig zu denken und über die Dinge zu sprechen; sie resultiert in vielen guten Früchten.
Diese Weisheit ist unparteiisch: „Ohne Voreingenommenheit; oder, ohne zu urteilen, d.h. nicht so lange nach den Fehlern anderer zu suchen, bis man einen Grund hat, sie zu kritisieren.“ (Poole)
Diese Weisheit ist ohne Heuchelei: „Ohne so zu tun, als wäre man etwas, was man nicht ist; immer gemäß der eigenen Persönlichkeit zu handeln; sich niemals hinter einer Maske zu verstecken. Nichts anderes als Gottes Herrlichkeit zu suchen und keine anderen Mittel, als die von ihm selbst vorgeschriebenen zu benutzen, um sie zu erlangen.“ (Clarke)
„Diese letzten beiden Worte [ohne Parteilichkeit und ohne Heuchelei] schließen die Gewohnheit aus, die Rede so zu verwenden, dass sie den Geist des Redners halb offenbart und halb verbirgt, wie jemand, der ständig etwas im Hinterkopf hat.“ (Moffatt)
Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät: Diese Frucht ist wie ein Same, der Frucht bringen wird, wenn er von denen gesät wird, die Frieden stiften.
„Die Frucht der Gerechtigkeit; ist entweder die Frucht, die wir hervorbringen, welche die Gerechtigkeit selbst ist, Lukas 3, 8-9; Römer 6, 22; Philipper 1, 11; oder die Frucht, die wir ernten, sie ist der Lohn der Gerechtigkeit, nämlich das ewige Leben.“ (Poole)
„Weit von Theorie und Spekulation entfernt ist Jakobus‘ Konzept der Weisheit durch und durch praktisch. Es ist das Verständnis darüber und die daraus resultierende Haltung, die zu wahrer Frömmigkeit und Gottesfurcht führen.“ (Burdick)
Jakobus 3 – Warnungen und Worte an die Lehrer
A. Einen lebendigen Glauben erkennt man daran, dass wir kontrollieren, was wir sagen.
1. Einleitende Bemerkungen zu der größeren Verantwortung der Lehrer und der Herausforderung, diese Aufgabe nicht zu verfehlen
Jakobus 3, 1-2
Jakobus 3, 1-2
Werdet nicht in großer Zahl Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein strengeres Urteil empfangen werden! Denn wir alle verfehlen uns vielfach; wenn jemand sich im Wort nicht verfehlt, so ist er ein vollkommener Mann, fähig, auch den ganzen Leib im Zaum zu halten.
2. Die Macht der Zunge
Jakobus 3, 3-6
Jakobus 3, 3-6
Siehe, den Pferden legen wir die Zäume ins Maul, damit sie uns gehorchen, und so lenken wir ihren ganzen Leib. Siehe, auch die Schiffe, so groß sie sind und so rau die Winde auch sein mögen, die sie treiben – sie werden von einem ganz kleinen Steuerruder gelenkt, wohin die Absicht des Steuermannes will. So ist auch die Zunge ein kleines Glied und rühmt sich doch großer Dinge. Siehe, ein kleines Feuer – welch großen Wald zündet es an! Und die Zunge ist ein Feuer, eine Welt der Ungerechtigkeit. So nimmt die Zunge ihren Platz ein unter unseren Gliedern; sie befleckt den ganzen Leib und steckt den Umkreis des Lebens in Brand und wird selbst von der Hölle in Brand gesteckt
3. Die Herausforderung, die Zunge zu zähmen
Jakobus 3, 7-8
Jakobus 3, 7-8
Denn jede Art der wilden Tiere und Vögel, der Reptilien und Meerestiere wird bezwungen und ist bezwungen worden von der menschlichen Natur; die Zunge aber kann kein Mensch bezwingen, das unbändige Übel voll tödlichen Giftes!
4. Die widersprüchlichen Eigenschaften der Zunge
Jakobus 3, 9-12
Jakobus 3, 9-12
Mit ihr loben wir Gott, den Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bild Gottes gemacht sind; aus ein und demselben Mund geht Loben und Fluchen hervor. Das soll nicht so sein, meine Brüder! Sprudelt auch eine Quelle aus derselben Öffnung Süßes und Bitteres hervor? Kann auch, meine Brüder, ein Feigenbaum Oliven tragen, oder ein Weinstock Feigen? So kann auch eine Quelle nicht salziges und süßes Wasser geben.
B. Die Demonstration eines lebendigen Glaubens in der Gegenwart der Weisheit
1. Die Weisheit zeigt uns, wie wir gute Werke tun
Jakobus 3, 13
Jakobus 3, 13
Wer ist weise und verständig unter euch? Der zeige durch einen guten Wandel seine Werke in Sanftmütigkeit, die aus der Weisheit kommt!
2. Der Charakter der weltlichen Weisheit
Jakobus 3, 14-16
Jakobus 3, 14-16
Wenn ihr aber bitteren Neid und Selbstsucht in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit! Das ist nicht die Weisheit, die von oben kommt, sondern eine irdische, seelische, dämonische. Denn wo Neid und Selbstsucht ist, da ist Unordnung und jede böse Tat.
3. Die Merkmale himmlischer Weisheit
Jakobus 3, 17-18
Jakobus 3, 17-18
Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, sodann friedfertig, gütig; sie lässt sich etwas sagen, ist voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und frei von Heuchelei. Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.