Johannes 4 – Eine Samariterin und ein königlicher Beamter treffen Jesus
A. Die Samariterin
1. Jesus reist von Judäa nach Galiläa, vorbei an Samaria
Johannes 4, 1-4
Johannes 4, 1-4 Als nun der Herr erfuhr, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes — obwohl Jesus nicht selbst taufte, sondern seine Jünger —, da verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. Er musste aber durch Samaria reisen.
Als nun der Herr erfuhr … da verließ er Judäa: Jesus wusste, dass es wegen seiner zunehmenden Bekanntheit und Beliebtheit, bald zu einer Konfrontation mit den religiösen Führern (unter ihnen die Pharisäer) kommen würde. Doch Jesus wusste, dass die Zeit für eine Konfrontation in Jerusalem noch nicht reif war, und somit kehrte er nach Galiläa zurück.
DassJesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes — obwohl Jesus nicht selbst taufte, sondern seine Jünger: Dass Jesus selber taufte, wurde zum ersten Mal in Johannes 3, 22 erwähnt. Jesus hielt es für wichtig, ebenso wie Johannes als eine Demonstration der Buße und Reinigung in Vorbereitung auf den Messias zu taufen. Hier erfahren wir, dass Jesus das eigentliche Taufen an seine Jünger delegierte.
Damit ist auch gemeint, dass die Jünger, als sie mit der Praxis der christlichen Taufe an Pfingsten begannen (Apostelgeschichte 2, 41), sie die Taufe in Verbindung mit Buße und Reinigung und dem Wirken des Messias erfahren haben.
„Durch die Taufe bezeugte er die Einheit seines Werks mit dem des Vorgängers. Indem er nicht selbst taufte, machte er die Überlegenheit seiner Stellung über die von Johannes dem Täufer spürbar.“ (Godet, zitiert in Morris)
Er musste aber durch Samaria reisen: Obwohl der Weg durch Samaria der kürzeste Weg von Jerusalem nach Galiläa war, vermieden fromme Juden ihn oft. Sie taten dies, weil zwischen vielen Juden und Samaritern ein tiefes Misstrauen und eine tiefe Abneigung herrschte.
Als die Babylonier das südliche Königreich Juda eroberten, nahmen sie fast die gesamte Bevölkerung gefangen und brachten sie ins babylonische Exil. Alles, was sie zurückließen, waren die untersten Schichten der Gesellschaft, weil sie diese gering angesehenen Menschen in Babylon nicht haben wollten. Diese Hinterbliebenen schlossen Mischehen mit anderen nichtjüdischen Völkern, die nach und nach in die Region kamen, und so entstanden die Samariter als ethnische und religiöse Gruppierung.
Da die Samariter eine historische Verbindung zum Volk Israel hatten, war ihr Glaube eine Kombination von Geboten und Ritualen aus dem mosaischen Gesetz, das von verschiedenen abergläubischen Vorstellungen durchzogen war. Die meisten Juden zur Zeit Jesu verachteten die Samariter und mochten sie sogar noch weniger als Heiden – weil sie, religiös gesprochen ‚Mischlinge‘ waren, die einen eklektischen, gemischten Glauben hatten. Die Samariter bauten ihren eigenen Tempel für Jahwe auf dem Berg Garizim, aber die Juden brannten ihn um 128 v. Chr. nieder. Dies verschlechterte offensichtlich die Beziehungen zwischen den Juden und den Samaritern noch weiter.
„Ihre Route von Jerusalem nach Galiläa verlief durch die Region jenseits des Jordans. Diese war wesentlich länger, aber sie vermied den Kontakt mit den Samaritern. Diejenigen, die nicht so streng waren, gingen durch Samaria.“ (Morris)
Hier steht, dass Jesus durch Samaria reisen musste. Die Notwendigkeit lag nicht an Reisevorbereitungen oder praktischen Notwendigkeiten, sondern daran, dass es dort Menschen gab, die ihn hören mussten.
2. Jesus kommt zu einem Brunnen in Sichar von Samaria
Johannes 4, 5-6
Johannes 4, 5-6 Da kommt er in eine Stadt Samarias, genannt Sichar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab. Es war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich so an den Brunnen; es war um die sechste Stunde.
Es war aber dort Jakobs Brunnen: Die Stadt Sichar war das alte Sichem und war die Hauptstadt der Samariter.
Hierher kam Abraham zum ersten Mal, als er aus Babylonien nach Kanaan kam. (1. Mose 12, 6)
Hier erschien Gott Abraham zum ersten Mal in Kanaan und erneuerte die Verheißung, ihm und seinen Nachkommen das Land zu geben. (1. Mose 12, 7).
Hier baute Abraham einen Altar und rief den Namen des Herrn an. (1. Mose 2, 8)
Hier kam Jakob wohlbehalten an, als er mit seinen Frauen und Kindern von seinem Aufenthalt bei Laban zurückkehrte. (1. Mose 33, 18)
Hier kaufte Jakob ein Stück Land von den Kanaanitern – den Söhnen Hemors – für 100 Kesita. (1. Mose 33, 19).
Hier baute Jakob einen Altar für den Herrn und nannte ihn El Elohe Israel „Gott der Gott Israels“ (1. Mose 33, 20). Damit wird die Verbindung zwischen Jakob und dem hergestellt, was dort in Sichar als Jakobs Brunnen bekannt wurde.
Sichar (Sichem) war auch der Ort, an dem Dinah, die Tochter Jakobs, vergewaltigt wurde – und die Söhne Jakobs als Vergeltung die Männer der Stadt niedermetzelten. (1. Mose 34)
Dies war das Feld,das Jakob seinem Sohn Joseph gab, es war Land, das Jakob in einer nicht aufgezeichneten Schlacht mit Schwert und Bogen von den Amoritern erobert hatte. (1. Mose 48, 22)
Hier wurden schließlich die Gebeine Josephs begraben, als sie aus Ägypten herbeigetragen wurden. (Josua 24, 32).
Hier schloss Josua einen Bund mit Israel, erneuerte seine Verpflichtung gegenüber dem Gott Israels und verkündete: Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen! (Josua 24)
„Einige denken, dass Sichar, was ‚betrunken‘ bedeutet, ursprünglich ein verächtlicher Name war, den die Juden für Sichem nutzten.“ (Alford)
Weil nun Jesus müde war von der Reise: Nach einer langen Tageswanderung war Jesus müde. Johannes hat sich bemüht, uns zu zeigen, dass Jesus Gott ist, wollte aber auch, dass wir wissen, dass Jesus kein Übermensch war. Jesus unterwarf sich aufrichtig unseren menschlichen Grenzen.
Setzte er sich so an den Brunnen: „Dieses kleine Wort so scheint eine Betonung zu haben, die wörtlich schwer wiederzugeben ist. Es soll anscheinend die Idee der völligen Müdigkeit verstärken.“ (Maclaren)
„Während unser Evangelist darauf besteht, dass es das göttliche Wort war, das in Jesus Fleisch wurde, besteht er gleichzeitig darauf, dass das, was das göttliche Wort wurde, Fleisch geworden ist.“ (Bruce)
„Diese ‚Quelle‘ Jakobs ist zweifellos diejenige, die heute von Samaritern, Juden, Christen und Muslimen als ‚Quelle‘ oder ‚Brunnen Jakobs‘ bezeichnet wird.“ (Trench)
Es war um die sechste Stunde: Nach der von Johannes verwendeten Berechnung war dies etwa mittags, während der Hitze des Tages. Jesus, der müde und überhitzt war, hätte ein erfrischendes Getränk gewollt.
3. Jesus spricht mit einer Samariterin
Johannes 4, 7-9
Johannes 4, 7-9 Da kommt eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen. Nun spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie erbittest du als ein Jude von mir etwas zu trinken, da ich doch eine samaritische Frau bin? Denn die Juden haben keinen Umgang mit den Samaritern.
Da kommt eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen: Diese Frau kam zu einer ungewöhnlichen Stunde, um Wasser zu holen, und sie kam allein. Normalerweise kamen die Frauen früh am Tag um Wasser zu holen und sie kamen in Gruppen. Vielleicht gab es eine plötzliche Notlage, oder vielleicht war sie eine sozial Ausgestoßene, die von anderen Frauen in der Gemeinschaft ausgegrenzt wurde.
„Frauen kamen gewöhnlich in Gesellschaft und zu einer kühleren Tageszeit, um Wasser zu schöpfen.“ (Bruce)
Adam Clarke erweiterte diesen Gedanken: „Die Juden sagen, dass diejenigen, die sich Ehefrauen wünschten, zu den Brunnen gingen, wohin junge Frauen normalerweise gingen um Wasser zu schöpfen; und es wird angenommen, dass auch Frauen von schlechtem Ruf solche Orte aufsuchten.“
Alles in allem ist diese Frau eine faszinierende Persönlichkeit. „Sie ist im reifen Alter und hat eine nicht ganz ehrbare Vergangenheit. Sie ist leichtfertig, bereit, mit Fremden zu reden, mit einem Mundwerk, das ernste Dinge schnell in Scherze verwandelt; und doch besitzt sie, verborgen unter einer Menge unreiner Nichtigkeiten, ein Gewissen und die Sehnsucht nach etwas Besserem als das, was sie hat.“ (Maclaren)
Die Jünger waren in die Stadt gegangen, vielleicht gingen sie auf dem Weg in die Stadt an ihr vorbei. „Wir können sicher sein, dass Petrus und die anderen in dieser Phase ihres Lebens niemals für eine Frau vom Weg abgewichen wären, geschweige denn für eine Samariterin und dann vielleicht sogar noch für eine Frau mit lockerer Moral. Vielleicht hätte man sie beiseitegeschoben oder sie warten lassen, während die Gruppe der Galiläer vorbeimarschierte.“ (Boice)
Jesus spricht zu ihr: Nach der Tradition würde ein Rabbiner nicht mit einer Frau in der Öffentlichkeit sprechen, nicht einmal mit seiner eigenen Frau. Es war auch sehr ungewöhnlich für eine jüdische Person dieser Zeit, um einen Gefallen zu bitten oder ein Getränk aus dem Gefäß eines Samariters anzunehmen. Jesu Bitte überraschte die Frau wirklich. Auch die Jünger waren überrascht, dass Jesus zu ihr sprach (Johannes 4, 27).
„Die strengen Rabbiner verbaten es einem Rabbiner, eine Frau in der Öffentlichkeit zu begrüßen. Ein Rabbiner durfte nicht einmal mit seiner eigenen Frau, Tochter oder Schwester in der Öffentlichkeit sprechen. Es gab sogar Pharisäer, die „die geprellten und blutenden Pharisäer“ genannt wurden, weil sie ihre Augen schlossen, wenn sie eine Frau auf der Straße sahen und so in Wände und Häuser liefen!“ (Barclay)
Gib mir zu trinken: Manche Menschen stellen sich vor, dass Gott am meisten verherrlicht wird, wenn die menschliche Beteiligung am meisten ausgeschlossen ist. Doch Jesus schmälerte seine Herrlichkeit kein bisschen, als er die Hilfe und das Zutun der samaritischen Frau erbat. Da es auf die Erfüllung des göttlichen Zwecks hinarbeitete, wurden der Vater und der Sohn in dieser Zurschaustellung von Liebe und Güte gegenüber der Frau am meisten verherrlicht.
Gib mir zu trinken: „Es ist ihm nicht unbekannt, dass der Weg, eine Seele zu gewinnen, oft darin besteht, von ihr einen Dienst zu erbitten.“ (Godet, zitiert in Morris)
In all dem sehen wir viele der scheinbaren Paradoxien im Werk Jesu.
Er, der Ruhe spendet, ist müde.
Er, der Israels Messias ist, spricht mit einer Samariterin.
Er, der lebendiges Wasser hat, bittet um etwas zu trinken aus einem Brunnen.
„Er fühlte, dass seine Wunderkraft für andere und in seinem großen Werk eingesetzt werden sollte; aber was ihn selbst betrifft, so muss seine Menschlichkeit die eigene Schwäche tragen, sie muss die eigenen Strapazen bestehen: so hält er seine Hand davon zurück, sich um seine eigenen Bedürfnisse zu kümmern.“ (Spurgeon)
Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass sie Jesus gab, worum er sie bat, und dass sie die Frage aus Johannes 4, 9 stellte, als Jesus das Wasser trank, oder nachdem Jesus das Wasser aus dem Brunnen getrunken hatte.
Wie erbittest du als ein Jude von mir etwas zu trinken, da ich doch eine samaritische Frau bin? Sofort war die Frau von der Freundlichkeit Jesu beeindruckt. Es war ungewöhnlich für sie, einen freundlichen Gruß von einem jüdischen Mann zu hören, denn im Allgemeinen haben die Juden keinen Umgang mit den Samaritern.
Johannes war der Meinung, dass dies zu seiner Zeit so gut verstanden wurde, dass keine weiteren Erklärungen notwendig waren. „Der tödliche Hass, der zwischen diesen beiden Völkern herrschte, ist allen bekannt. Die Juden verfluchten sie und hielten sie für verflucht. Ihr barmherzigster Wunsch für die Samariter war, dass sie keinen Anteil an der Auferstehung haben sollten, oder, mit anderen Worten, dass sie vernichtet werden sollten.“ (Clarke)
Aus vielen Gründen wäre diese Frau in den Tagen Jesu von den meisten religiösen Autoritäten verachtet worden. Sie war eine Frau, eine Samariterin und eine Frau von fragwürdigem Ruf. Doch im Gespräch mit Nikodemus zeigte uns Johannes, dass Jesus den religiösen Führern etwas zu sagen hat. In der Begegnung mit der Samariterin am Brunnen, die Johannes uns zeigte, hat Jesus denjenigen etwas zu sagen, die von den religiösen Führern verachtet werden.
4. Jesus weckt das Interesse der Frau für lebendiges Wasser
Johannes 4, 10-12
Johannes 4, 10-12 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken!, so würdest du ihn bitten, und er gäbe dir lebendiges Wasser. Die Frau spricht zu ihm: Herr, du hast ja keinen Eimer, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn das lebendige Wasser? Bist du größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, samt seinen Söhnen und seinem Vieh?
Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken!: Jesus verwickelte die Frau ins Gespräch und machte sie auf verschiedene Dinge neugierig.
Er machte sie neugierig auf die Werke Gottes (Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest).
Er machte sie neugierig darauf, wer Jesus ist (und wer der ist, der zu dir spricht).
Er machte sie neugierig auf das, was er ihr geben könnte (er gäbe dir lebendiges Wasser).
Es gibt ein Prinzip, das mit den Worten, wenn du erkennen würdest … so würdest du ihn bitten verbunden ist: Wenn du mehr wüsstest, würdest du mehr beten.
Es gibt ein weiteres Prinzip im Werk Jesu: Jesus spricht oft zu uns, als ob wir geistlich reifer oder verständnisvoller wären, als wir tatsächlich sind. Dies tut er mit Absicht.
Er gäbe dir lebendiges Wasser: In der Antike nannte man Quellwasser lebendiges Wasser, weil es lebendig schien, wenn es aus dem Boden sprudelte. Auf den ersten Blick mag es scheinen, dass Jesus dieser Frau von einer nahe gelegenen aktiven Quelle erzählte. Aber Jesus machte ein Wortspiel mit dem Ausdruck ‚lebendiges Wasser‘, weil er das geistliche Wasser meinte, das den geistlichen Durst löscht und Leben gibt.
„Im Alten Testament wird lebendiges Wasser manchmal mit [Jahwe] in Verbindung gebracht. Man nennt ihn ‚den Brunnen des lebendigen Wassers‘ (Jeremia 2, 13; 17, 13).“ (Morris)
„In der (zugegebenermaßen viel späteren) samaritischen Liturgie für den Versöhnungstag heißt es über den Taheb (dem samaritischen Gegenstück zum jüdischen Messias): ‚Wasser soll aus seinen Eimern fließen‘ (ein Ausdruck, der dem Orakel Bileam in 4. Mose 24, 7 geliehen ist).“ (Bruce)
Herr, du hast ja keinen Eimer: Als sie in die Stadt gingen, nahmen die Jünger wahrscheinlich den Lederbeutel mit, der als Eimer zum Wasserschöpfen diente.
Bist du größer als unser Vater Jakob: Es ist schwer zu sagen, ob die Frau eine aufrichtige Frage gestellt hat oder ob sie eine zynische Kritikerin war. Alles hing vom Tonfall ihrer Stimme ab. Die Tatsache, dass sie am Ende ihrer Begegnung mit Jesus zum Glauben kam, mag darauf hindeuten, dass es eine ehrliche Frage war.
5. Jesus beschreibt die Wirkung des lebendigen Wassers, das er anbietet
Johannes 4, 13-15
Johannes 4, 13-15 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt. Die Frau spricht zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht dürste und nicht hierherkommen muss, um zu schöpfen!
Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten: Jesus wusste, dass diese Frau – und alle im Dorf – täglich zu diesem Brunnen kommen mussten, um ihren natürlichen Durst zu stillen. Jesus benutzte den Durst als ein Bild für die geistliche Not und Sehnsucht, die jeder Mensch hat.
Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten: Jesus machte ein erstaunliches Angebot. Was er anbot – dieser Frau und jedem, der trinken würde – war etwas, das dauerhafte Befriedigung gab. Der Schlüssel dazu ist, von dem Wasser zu trinken, dasJesusgeben wird.
Es ist üblich, dass Menschen versuchen, ihren von Gott geschaffenen inneren Durst durch viele Dinge zu stillen, oder durch alles, außer durch das, was Jesus gibt. Menschen sind durstig – sie wollen, sie sehnen sich, sie suchen, sie erreichen; aber nur das, was Jesus gibt, befriedigt die tiefsten Abgründe der Seele und des Geistes des Menschen.
Trinken und Durst sind häufige Bilder von Gottes Versorgung und der spirituellen Not des Menschen. Trinken ist eine Handlung, aber eine Handlung des Empfangens – wie der Glaube ist es ein Tun, aber es ist keine verdienstvolle Arbeit an sich.
„Was tut ein durstiger Mann, um seinen Durst loszuwerden? Er trinkt. Vielleicht gibt es keine bessere Darstellung des Glaubens im ganzen Wort Gottes als diese. Trinken heißt empfangen – den erfrischenden Trank zu sich nehmen – und das ist alles. Das Gesicht eines Mannes mag ungewaschen sein, aber dennoch kann er trinken; er mag ein sehr unwürdiger Charakter sein, aber dennoch wird ein Schluck Wasser seinen Durst löschen. Trinken ist eine so bemerkenswert einfache Sache, es ist sogar noch einfacher als Essen.“ (Spurgeon, Good News for Thirsty Souls)
Jemand könnte einwenden: „Ich habe von dem getrunken, was Jesus anbietet, und ich fühle mich wieder durstig und leer.“ Die Antwort ist einfach: Trinke wieder! Es ist nicht ein einmaliger Schluck von Jesus, der für immer sättigt, sondern eine ständige Verbindung mit ihm.
Sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt: Die Wirkung dieses Wassers leistet viel mehr, als nur den Durst desjenigen zu stillen, der es trinkt. Es schafft auch etwas Gutes, etwas Lebensspendendes im Herzen desjenigen, der es trinkt. Es wird zu einer Quelle von Wasser, das bis ins ewige Leben quillt.
Herr, gib mir dieses Wasser: Die Antwort der Samariterin war logisch, aber nicht spirituell. Sie wollte die Arbeit vermeiden, jeden Tag zum Brunnen zu kommen. Es war, als ob sie antwortete: „Jesus, wenn du mein Leben einfacher und bequemer machen willst, dann bin ich dafür. Gib es mir!“
6. Jesus spricht von ihrem sündigen Leben
Johannes 4, 16-19
Johannes 4, 16-19 Jesus spricht zu ihr: Geh hin, rufe deinen Mann und komm her! Die Frau antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann! Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann! Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesprochen! Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist!
Geh hin, rufe deinen Mann und komm her: Dies war keine seltsame Bitte. In diesem ausgedehnten, öffentlichen Gespräch mit der Frau überschritt Jesus die Grenzen des kulturellen Anstands. Das Gespräch wäre kulturell angemessener, wenn der Ehemann der Frau anwesend wäre.
Ich habe keinen Mann … fünf Männer hast du gehabt: Die Frau behauptete, keinen Ehemann zu haben – was formal richtig war, aber Jesus wusste – auf übernatürliche Weise -, dass an der Geschichte der Ehen der Frau viel mehr dran war.
„Christus hat verschiedene Türen, um in die Seelen verschiedener Menschen einzutreten. In manche tritt er durch den Verstand ein, in viele durch die Zuneigung. Zu einigen kommt er auf dem Weg der Furcht, zu anderen auf dem Weg der Hoffnung, und zu dieser Frau kam er auf dem Weg ihres Gewissens. “ (Spurgeon)
Der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann: Jesus brachte dieses peinliche Thema zur Sprache, weil sie mit ihrem sündigen Leben konfrontiert werden musste. Diese Frau musste sich entscheiden, was sie mehr liebte: ihre Sünde oder den Messias.
Als Jesus sagte, dass der Mann, mit dem sie lebte, ‚nicht dein Mann‘ sei, zeigte er, dass Zusammenleben und Ehe nicht dasselbe sind. Jesus zeigte auch, dass, nur weil jemand eine Beziehung als Ehe bezeichnet, dies nicht bedeutet, dass Jesus sie als Ehe betrachtet.
„Ich bin überzeugt, dass man die richtige Erklärung findet, wenn man diesen Befehl als den ersten Schritt der Erfüllung ihrer Bitte ‚gib mir dieses Wasser‘ betrachtet. Das erste Werk des Geistes Gottes, und dessen, der hier in der Fülle dieses Geistes sprach, ist, von der Sünde zu überzeugen.“ (Alford)
Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist: Dies war eine offensichtliche Beobachtung der Frau. Sie war zweifellos überrascht, vielleicht sogar sprachlos, dass Jesus übernatürliches Wissen über ihr Leben hatte.
„Es wäre besser gewesen, wenn sie wahrgenommen hätte, dass sie eine Sünderin ist.“ (Spurgeon)
7. Die Samariterin und Jesus diskutieren über Anbetung
Johannes 4, 20-26
Johannes 4, 20-26 Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, wo ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil kommt aus den Juden. Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, welcher Christus genannt wird; wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin’s, der mit dir redet!
Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet: Es ist möglich, dass dies für sie eine echte Quelle der Verwirrung und ein Stolperstein war, aber es ist wahrscheinlicher, dass dies einfach eine Ausflucht war, wobei sie versuchte, das Problem ihrer vielen früheren Ehemänner und ihres gegenwärtigen Nicht-Ehemannes zu umgehen.
Wenn sie hier einen Streit über Gebetsstätten anbot, hat Jesus den Köder nicht angenommen. Jesus war mehr daran interessiert, eine Seele zu gewinnen als einen Streit.
Ihr betet an, was ihr nicht kennt: Die Samariter glaubten, dass Moses auf dem Berg Garizim, dem Berg des Segens, einen Altar in Auftrag gab – damit rechtfertigten sie ihre Methode der Anbetung auf diesem Berg. Aber wie jeder Glaube, der versucht, Elemente verschiedener Religionen zu vereinen, beten sie das an, was sie nicht kennen.
Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen: „Sowohl sein ‚ihr‘ als auch sein ‚wir‘ sind emphatisch. Er stellt Juden und Samariter in einen scharfen Kontrast. Und er bringt sich selbst ganz eindeutig mit den Juden in Verbindung.“ (Morris)
Die Samariter akzeptierten auch nur die ersten fünf Bücher der Hebräischen Schrift und lehnten den Rest ab. „Die Samariter nahmen so viel von der Schrift, wie sie wollten, und schenkten dem Rest keine Beachtung.“ (Barclay)
Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden: Jesus wies sie auf eine Zeit hin, in der sich die Anbetung nicht mehr auf Orte (weder Jerusalem noch den Berg Garizim) konzentrieren würde. Das größere Werk Jesu würde eine größere, geistlichere Anbetung bringen.
Dods sagte über diese Verheißung: „Eine der größten Ankündigungen, die unser Herr je gemacht hat; und das gegenüber einer sündigen Frau.“
„Das Prophetische, das ihr anbeten werdet, obwohl es in seinem weiteren Sinne die ganze Menschheit umfasst, kann in erster Linie so verstanden werden, dass es den Erfolg des Evangeliums in Samaria vorhersagt, Apostelgeschichte 8, 1-26.“ (Alford)
Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten: Mit diesen Worten beschrieb Jesus die Grundlage für die wahre Anbetung: Sie findet sich nicht an Orten und in Insignien, sondern im Geist und in der Wahrheit.
Anbetung im Geist bedeutet, dass du dich mit geistlichen Realitäten beschäftigst, nicht so sehr mit Orten oder äußeren Opfern, Reinigungen und Insignien.
Anbetung in Wahrheit bedeutet, dass man nach dem ganzen Ratschluss des Wortes Gottes anbeten soll, besonders im Licht der neutestamentlichen Offenbarung. Es bedeutet auch, dass du in der Wahrheit zu Gott kommst nicht in Heuchelei oder einer bloßen Zurschaustellung von Spiritualität.
Ich bin’s, der mit dir redet: Obwohl diese Frau eine Sünderin war, offenbarte sich Jesus zu ihr. Jesus offenbart sich den Sündern.
8. Die Frau erzählt ihren Nachbarn davon
Johannes 4, 27-30
Johannes 4, 27-30 Unterdessen kamen seine Jünger und verwunderten sich, dass er mit einer Frau redete. Doch sagte keiner: Was willst du? oder: Was redest du mit ihr? Nun ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen und lief in die Stadt und sprach zu den Leuten: Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Ob dieser nicht der Christus ist? Da gingen sie aus der Stadt hinaus und kamen zu ihm.
Unterdessen kamen seine Jünger und verwunderten sich, dass er mit einer Frau redete: Die Jünger waren überrascht, dass Jesus mit dem ausgedehnten Gespräch mit der Samariterin die Grenzen des kulturellen Anstands ausreizte. Dennoch – wahrscheinlich mit dem Gefühl, dass es richtig und angemessen war – fragten sie Jesus nicht danach.
Doch sagte keiner: „Ihr Schweigen beruhte auf Ehrfurcht. Sie hatten bereits erfahren, dass er Gründe für seine Taten hatte, die vielleicht nicht an der Oberfläche lagen.“ (Dods) „Sie hatten genug gelernt, um zu wissen, dass Jesus zwar nicht immer die Konventionen der Rabbiner respektierte, dass er aber gute Gründe für sein Handeln hatte.“ (Morris)
Nun ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen und lief in die Stadt: Vielleicht spürte die Frau die stille Unbeholfenheit der Jünger, verließ ihr Gespräch mit Jesus und ging zurück in die Stadt Sichar. Sie ging so beeindruckt von ihrer Zeit mit Jesus (und so sicher, dass sie zu ihm zurückkehren würde), dass sie ihren Wassertopf am Brunnen stehen ließ.
Der zurückgelassene Wassertopf ist die Art von Kleinigkeit, an die sich ein Augenzeuge erinnert. Als einer der Jünger, die dies sahen, erinnerte sich Johannes deutlich an dieses Ereignis.
Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Ob dieser nicht der Christus ist? Jesus beeindruckte diese Frau so sehr, dass sie gezwungen war, den Menschen in ihrer Stadt zu sagen, sie sollten zum Brunnen kommen und Jesus treffen. Jesus beeindruckte und zog sie an, obwohl er sie mit ihrer Sünde konfrontierte (alles, was ich getan habe).
Die Samariterin war von der Liebe Jesu so beeindruckt, dass sie nun ihre die anderen Dorfbewohner aufsuchte, auch wenn diese sie zuvor wie eine Ausgestoßene behandelt hatten. „Wenn sie zuvor die Gesellschaft ihrer Mitbürger gemieden hatte, war sie jetzt eine veränderte Frau; sie muss sie aufsuchen und ihnen ihre Neuigkeiten mitteilen.“ (Bruce)
Die Samariterin war so beeindruckt von der Liebe Jesu – selbst als er sie mit ihrer Sünde konfrontierte -, dass sie vergaß, dass sie es lieber hätte, wenn alle anderen alles vergessen würden, was ich getan habe. „Diese verzeihliche Übertreibung deutet auf den tiefen Eindruck hin, den das Wissen Jesu über ihr Privatleben bei ihr hinterlassen hatte.“ (Morris)
Jesus strahlte so viel Liebe und Sicherheit aus, dass sie sich bei ihm sicher fühlte, selbst als ihre Sünde aufgedeckt wurde. Es ist wichtig für die Nachfolger Jesu, den Menschen heute einen sicheren Ort zu geben, an dem sie ihre Sünde bekennen, Buße tun und ihr Vertrauen auf Jesus setzen können.
Die ganze Begegnung mit Jesus hinterließ bei ihr nicht den Eindruck: ‚Er hasst mich‘ oder ‚Er verurteilt mich‘ oder „Er will mich nicht um sich haben.“ Es hinterließ bei ihr den Eindruck, dass Jesus höchstwahrscheinlich der war, der er zu sein behauptete: der Messias, der Christus (Ich bin’s, der mit dir redet, Johannes 4, 26).
Der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: „Die Juden glaubten, dass ein wesentliches Merkmal des Messias darin bestehen würde, dass er in der Lage sein sollte, die Geheimnisse aller Herzen zu erkennen. Sie glaubten, dies sei vorhergesagt worden, Jesaja 11, 2-3.“ (Clarke) Es liegt nahe zu denken, dass einige unter den Samaritern ähnliche Dinge über den Messias glaubten.
Da gingen sie aus der Stadt hinaus und kamen zu ihm: Die Einladung der Frau hatte Wirkung. Die Leute kamen, als sie ihnen erzählte, wer Jesus war und wie er mit ihrem kurzen Gespräch ihr Leben beeinflusst hatte.
9. Jesus lehrt seine Jünger die Quelle seiner Kraft und Zufriedenheit
Johannes 4, 31-34
Johannes 4, 31-34 Inzwischen aber baten ihn die Jünger und sprachen: Rabbi, iss! Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt! Da sprachen die Jünger zueinander: Hat ihm denn jemand zu essen gebracht? Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe.
Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt: Die Jünger gingen in das Samariterdorf, um Essen zu holen, und wollten, dass Jesus isst, was sie ihm brachten.
„Es ist richtig, dass der geistliche Mensch seinen Hunger vergisst, aber es ist ebenso richtig, dass seine wahren Freunde ihn daran erinnern, dass er um seiner Gesundheit willen essen sollte: Es ist lobenswert für den Arbeiter, seine Schwäche zu vergessen und im heiligen Dienst vorwärts zu drängen; aber es ist gut, dass der fürsorgliche Mensch eine Warnung ausspricht und den leidenschaftlichen Geist daran erinnert, dass sein Körper nur Staub ist. Ich denke, die Jünger taten gut daran, zu sagen: ‚Meister, iss.’‘“ (Spurgeon)
Jesus hat nicht gesagt, dass Essen und Trinken und Ruhe nicht wichtig sind. Stattdessen wollte er seine Jünger wissen lassen, dass das Leben mehr ist als diese Dinge; dass der Mensch nicht nur vom Brot allein lebt.
Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt: „Die Pronomen sind betont: Ich bin gestärkt durch Nahrung, die vor dir verborgen ist.“ (Dods)
„In diesen Worten offenbarte unser Herr das Geheimnis seiner Stärke und das der Schwäche seiner Jünger.“ (Morgan)
Meine Speise ist die, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat: Jesus hatte eine größere Quelle der Kraft und Zufriedenheit als die Nahrung, die er aß. Jesus erklärte seinen Jüngern, dass seine wahre Befriedigung darin bestand, den Willen seines Gottes und Vaters zu tun.
Jesus hatte seinen Fokus nicht in erster Linie auf die Arbeit, die Strategie, die Techniken oder gar die bedürftige Seele gerichtet. In erster Linie war sein Fokus darauf gerichtet, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat. Im Gegensatz dazu ist Satan das ultimative Beispiel für einen, der nicht den Willen Gottes wollte, sondern seinen Willen gegen Gottes Willen durchsetzte (Jesaja 14, 12-15).
„Er sagt nicht einmal: ‚Meine Speise ist, den Willen meines Vaters zu tun.‘ Er nimmt eine niedrigere Stellung ein als die der Sohnschaft und lebt vor allem von seiner Mission, ihrem Dienst und der damit verbundenen Aufnahme in den Willen Gottes.“ (Spurgeon)
Die Erfahrung zahlloser anderer durch die Jahrhunderte hindurch hat bewiesen, dass Jesus mit dieser Aussage Recht hatte. Es gibt nichts Erfüllenderes, als das Werk Gottes zu tun, was auch immer das für den jeweiligen Gläubigen ist. Auch wenn dies kontraintuitiv und gegen unsere natürliche Selbstsucht ist, so ist es doch wahr.
„Der weltliche Mensch denkt, dass er, wenn er seinen eigenen Willen haben könnte, vollkommen glücklich wäre, und sein Traum vom Glück in diesem oder im nächsten Zustand besteht darin, dass seine eigenen Wünsche befriedigt, seine eigenen Sehnsüchte erfüllt, seine eigenen Begierden ihm gewährt werden. Das ist alles ein Irrtum. Ein Mensch wird auf diese Weise niemals glücklich sein.“ (Spurgeon)
Jesus fand große Erfüllung darin, den Willen Gottes zu tun, auch wenn er müde war. In der Tat erfrischte das bewusste Tun des Willens Gottes den müden Jesus. „Der leibliche Durst (und wahrscheinlich auch der Hunger, je nach Tageszeit), den unser Herr zuvor empfunden hatte, war vergessen beim Tun seines göttlichen Werkes in der Seele dieser samaritischen Frau.“ (Alford)
Und sein Werk vollbringe: Jesus fand Erfüllung darin, das Werk Gottes nicht nur zu beginnen, sondern auch zu vollenden. Damit ist der im vorhergehenden Vers begonnene Gedanke abgeschlossen.
Jesus wurde dem Willen des Vaters unterworfen.
Jesus hatte einen anerkannten Auftrag.
Jesus kam, um zu tun.
Jesus kam, um sein Werk zu vollenden.
Sein Werk vollbringe: „Das Verb ist gleichbedeutend mit dem Verb, das am Kreuz verwendet wird, als Jesus rief: ‘Es ist vollbracht‘ (Johannes 19, 30).“ (Morris)
10. Jesus lehrt seine Jünger über die Dringlichkeit geistlicher Arbeit und Gelegenheiten
Johannes 4, 35-38
Johannes 4, 35-38 Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht die Felder an; sie sind schon weiß zur Ernte. Und wer erntet, der empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit sich der Sämann und der Schnitter miteinander freuen. Denn hier ist der Spruch wahr: Der eine sät, der andere erntet. Ich habe euch ausgesandt zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.
Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte: Das war ein Sprichwort mit der Vorstellung, dass es keine besondere Eile für eine Aufgabe gibt, weil die Dinge einfach Zeit brauchen und man das Warten nicht vermeiden kann. Jesus wollte nicht, dass seine Jünger diese Mentalität haben; er wollte, dass sie so denken und handeln, als ob die Erntejetzt bereit wäre.
„Im Griechischen haben die Worte ‚Noch vier Monate, und die Ernte kommt‘ eine rhythmische Form, die vermuten lässt, dass wir es mit einer volkstümlichen oder sprichwörtlichen Redensart zu tun haben.“ (Bruce)
„Die Ernte ist bereit. Die Löhne sind da. Lasst niemanden zögern. Eine Ernte wird nicht warten.“ (Morris)
Hebt eure Augen auf und seht die Felder an; sie sind schon weiß zur Ernte! Jesus benutzte die Vorstellung von Nahrung und Ernte, um geistliche Ideen zu vermitteln. Die Vorstellung der Ernte bedeutete, dass es viele Menschen gab, die bereit waren, in das Reich Gottes aufgenommen zu werden, und dass die Jünger sich selbst als Arbeiter – als Schnitter – in dieser Ernte sehen sollten.
„Während er sprach, verließen die Samariter die Stadt und kamen über die Felder auf ihn zu. Der Eifer der Menschen, die die Juden als fremd und verworfen ansahen, zeigte, dass sie wie Getreide waren, das zur Ernte bereit war.“ (Tenney)
Jesus warnte seine Jünger, nicht zu denken, es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte. Wenn sie Augen hätten, es zu sehen, war die Ernte jetzt bereit – sogar weiß zur Ernte, was bedeutet, dass das Korn vollreif oder überreif war.
Wir sollten glauben, sie sind schon weiß zur Ernte! „Erwarte einen gegenwärtigen Segen; glaube, dass du ihn haben wirst; gehe an die Arbeit, um ihn zu bekommen, und sei nicht zufrieden, bis du ihn hast.“ (Spurgeon)
Und wer erntet, der empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit sich der Sämann und der Schnitter miteinander freuen: Jesus ermutigte seine Jünger in ihrer Arbeit mit ihm auf mindestens drei Arten.
Ihre Arbeit bei der Ernte würde belohnt werden (wer erntet, der empfängt Lohn).
Das Gute ihrer Arbeit würde ewig währen (sammelt Frucht zum ewigen Leben).
Alle Arbeiter bei der Ernte würden sich miteinander über die Arbeit freuen.
Ich habe euch ausgesandt zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten: Die Jünger konnten nun sofort eine Ernte einbringen, und sie ernteten sie von Samen, die sie nicht gesät hatten.
Johannes der Täufer und Jesus säten die Saat aus, und in diesem Moment hatten die Jünger die Gelegenheit zu ernten. Viele Male geschieht das Werk Gottes auf diese Weise – der eine sät, der andere erntet (1. Korinther 3, 6-8).
11. Viele Samaritaner glauben an den Retter der Welt
Johannes 4, 39-42
Johannes 4, 39-42 Aus jener Stadt aber glaubten viele Samariter an ihn um des Wortes der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb zwei Tage dort. Und noch viel mehr Leute glaubten um seines Wortes willen. Und zu der Frau sprachen sie: Nun glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen; wir haben selbst gehört und erkannt, dass dieser wahrhaftig der Retter der Welt, der Christus ist!
Aus jener Stadt aber glaubten viele Samariter an ihn: Zu diesem Zeitpunkt wussten sie nicht genug, um Jesus und seinem Werk am Kreuz zu vertrauen; aber sie konnten ganz sicher an ihn als den Messias Gottes glauben. Sie glaubten, und zwar um des Wortes der Frau willen, die bezeugte.
Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe: Die Frau war nicht nur erstaunt, dass Jesus ihre Lebensgeschichte kannte, sondern auch, dass er sie liebte, obwohl er ihre Lebensgeschichte kannte. Wir fürchten manchmal, dass, wenn jemand alles wüsste, was ich getan habe, sie uns nicht lieben könnte, aber Jesus liebte diese Frau.
Er blieb zwei Tage dort: Dies war bemerkenswert im Hinblick auf die Einstellung der meisten Juden zur Zeit Jesu über die Samariter. Sie betrachteten Samaria und die Samariter als einen Ort und ein Volk, die es möglichst zu meiden galt, und wenn es notwendig war, durch Samaria zu gehen, dann sollte dies so schnell wie möglich geschehen. Dennoch blieb Jesus zwei Tage dort.
„Dass Samariter einen jüdischen Lehrer einladen sollten, bei ihnen zu bleiben, ohne Angst vor einer Abweisung, zeigt, wie vollständig er ihr Vertrauen gewonnen hatte.“ (Bruce)
„Während des Aufenthaltes vergrößerte sich durch sein Reden und Diskutieren die Zahl der Gläubigen stark und ergänzte die Arbeit der Frau.“ (Trench)
Und noch viel mehr Leute glaubten um seines Wortes willen: In den Tagen, die Jesus unter den Samaritern verbrachte, lehrte er sie, und noch viel mehr Leute glaubten.
„Wir können uns fragen, ob dies dieselbe ‚Stadt Samaria‘ war, die einige Jahre später von Philippus evangelisiert wurde [Apostelgeschichte 8, 5].“ (Bruce)
Wir haben erkannt, dass dieser wahrhaftig der Retter der Welt, der Christus ist: Das bemerkenswerte Zeugnis der Frau am Brunnen verband diese Samariter von Sichar mit Jesus; aber als sie ihn hörten, kamen sie zu einem tieferen persönlichen Glauben an Jesus als Messias (Christus) und Retter der Welt.
Retter der Welt: „Nicht von den Juden allein, sondern von den Samaritern und der ganzen heidnischen Welt.“ (Clarke)
„Der Titel ‚Retter der Welt‘ wurde natürlich durch die Lehre Jesu selbst nahegelegt, während seines zweitägigen Aufenthalts.“ (Dods)
B. Die Heilung des Sohnes des königlichen Beamten: das zweite Zeichen
1. Jesus kehrt nach Galiläa zurück
Johannes 4, 43-46a
Johannes 4, 43-46a Nach den zwei Tagen aber zog er fort und ging nach Galiläa. Jesus selbst bezeugte zwar, dass ein Prophet in seinem eigenen Vaterland nicht geachtet wird. Als er aber nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was er während des Festes in Jerusalem getan hatte; denn auch sie waren zu dem Fest gekommen. Jesus kam nun wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte.
Ein Prophet in seinem eigenen Vaterland nicht geachtet wird: Galiläa war das Vaterland, das eigene Land Jesu – wo er aufwuchs. Weil sich diese Leute mit Jesus so vertraut fühlten, ehrten sie ihn nicht so, wie sie es hätten tun sollen. Daran merken wir, dass sie Jesus wirklich nicht kannten; andernfalls hätten sie ihn umso mehr geehrt.
Es gibt so etwas wie eine falsche Vertraulichkeit mit Jesus; ein gefährliches Gefühl, alles über ihn zu wissen. Das führt zu einem Mangel an Ehre gegenüber Jesus.
Es ist ein bisschen schwer zu sagen, ob Johannes den Ort, an dem Jesus nicht geehrt wurde, mit Judäa oder Galiläa in Verbindung bringen wollte. Man kann für beides plädieren; die anderen Evangelien zitieren dieses Prinzip eindeutig und beziehen es auf Galiläa (Matthäus 13, 57 und Markus 6, 4).
„Er begibt sich daher nach Galiläa, um Ruhm zu vermeiden, und bezeugt, dass sein eigenes Land (Galiläa) das war, wo er als Prophet am wenigsten geehrt wurde.“ (Alford)
Weil sie alles gesehen hatten, was er während des Festes in Jerusalem getan hatte: Es war Brauch, dass die Juden in Galiläa zu den Festen nach Jerusalem gingen (in Erfüllung von 2. Mose 23, 14-17). In dieser besonderen Zeit erinnerten sie sich an alles, was Jesus in Jerusalem getan hatte.
Vielleicht erinnerten sie sich daran, als Jesus die Tische der Händler in den äußeren Höfen des Tempels umwarf (Johannes 2, 13-27). Jesus sagte auch seine eigene Auferstehung voraus (Johannes 2, 18-22) und vollbrachte viele andere nicht näher bezeichnete Zeichen, als er in Jerusalem war (Johannes 2, 23-25).
„Die Begeisterung der Galiläer war nicht solide begründet. Sie war abhängig von den Wundern, die sich aus dem Anblick der Zeichen ergaben, und nicht von der Erkenntnis, dass Jesus tatsächlich der Christus, der Retter der Welt war. Ihre Annahme von ihm war also auf ihre Weise eine Ablehnung. Sie gaben ihm eine Art von Ehre, aber es war nicht die Ehre, die Ihm gebührte.“ (Morris)
2. Der königliche Beamte und sein kranker Sohn
Johannes 4, 46b-48
Johannes 4, 46b-48 Und da gab es einen königlichen Beamten, dessen Sohn lag krank in Kapernaum. Als dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen sei, ging er zu ihm und bat ihn, er möchte herabkommen und seinen Sohn gesund machen; denn er lag im Sterben. Da sprach Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht!
Dessen Sohn lag krank in Kapernaum: Zu dieser Zeit hatte Jesus sein Zuhause in Kapernaum (Matthäus 4, 13 und Johannes 2, 12). Obwohl Jesus in Kana war (Johannes 4, 46a), reiste der Edelmann die etwa 32 Kilometer von Kapernaum nach Kana.
Ein königlicher Beamter: „Wörtlich ‚ein Königlicher’, dieser Mann war wahrscheinlich ein Offizier von Herodes Antipas.“ (Alford)
Bat ihn, er möchte herabkommen und seinen Sohn gesund machen; denn er lag im Sterben: Dieser königliche Beamte war einer von vielen Eltern, die im Namen eines geplagten Kindes zu Jesus kamen. Er kam offensichtlich mit der Leidenschaft und Dringlichkeit eines Vaters, dessen krankes Kind im Sterben lag.
„Wie fad und eitel war all das prunkvolle Hofleben, als durch es hindurch mit einer Stimme, die er so sehr liebte, die wilden und wahnsinnigen Schreie des rasenden Fiebers ertönte!“ (Morrison)
Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht: Jesus tadelte diejenigen, die sich auf Zeichen und Wunder verließen, bevor sie glauben würden. Es hat den Anschein, dass Jesus gegenüber diesem Mann hart war, der seinen Sohn geheilt haben wollte. Aber Jesus begegnete vielen in Galiläa, die nur an seinen Wundern interessiert waren, – deshalb stellte er diesen Mann entsprechend in Frage.
Zeichen und Wunder können eine Person zum Glauben an Gott führen und einen himmlischen Boten bestätigen – aber sie können auch keine Wirkung auf eine Person haben. Auch Satan kann lügnerische Zeichen und Wunder verwenden (2. Thessalonicher 2, 9).
Zeichen und Wunder von Gott sind offensichtlich gute Dinge, aber sie sollten nicht die Grundlage unseres Glaubens bilden. Wir sollten uns nicht darauf verlassen, dass sie uns Gott beweisen. Zeichen und Wunder an sich können das Herz nicht ändern; Israel sah unglaubliche Zeichen am Berg Sinai und hörte sogar die Stimme Gottes selbst (2. Mose 19, 16-20, 1), doch kurze Zeit später beteten sie ein goldenes Kalb an (2. Mose 32, 1-6).
„Diese Worte implizieren den Kontrast zwischen den Samaritern, die aufgrund seiner Worte glaubten, und den Juden, die nicht glauben wollten, außer durch Zeichen und Wunder.“ (Alford)
3. Jesus erklärt den Sohn des königlichen Beamten für geheilt, und der Vater glaubt der Erklärung
Johannes 4, 49-50
Johannes 4, 49-50 Der königliche Beamte spricht zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Und der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sprach, und ging hin.
Der königliche Beamte spricht zu ihm: Dieser Mann war ein königlicher Beamter, ein Mann von hohem Stand und Ansehen. All sein Stand und sein Ansehen schienen nichts zu bedeuten angesichts seiner großen Not. Er erlebte die nivellierende Wirkung des Leides.
Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! In seinen vorhergehenden Worten schien es, dass Jesus den Vater davon abhielt, um ein Wunder zu bitten. Doch diese Bitte zeigt, dass der hohe Beamte richtig verstanden hat, dass Jesus nicht die Absicht hatte, ihn davon abzubringen, Jesus um wunderwirksame Hilfe zu bitten, sondern nur einen Glauben zu entmutigen, der nur das Wunderbare sucht.
Der königliche Beamte wandte sich nicht aufgrund seines Status an Jesus, sondern aufgrund der großen Not seines Sohnes. Zu Jesus als ein großer und wichtiger Mann zu kommen, würde ihm vor Jesus nichts bringen.
„Er drängte nicht auf Verdienst, sondern berief sich auf das Elend des Falles. Er berief sich nicht darauf, dass der Junge von edler Geburt war – das wäre ein sehr schlechtes Plädoyer für Jesus gewesen; auch drängte er nicht darauf, dass er ein liebes Kind war – das wäre ein trauriges Argument gewesen; sondern er berief sich darauf, dass er an der Schwelle des Todes stand. Seine äußerste Not war der Grund für seine Dringlichkeit: Das Kind stand an der Tür des Todes; deshalb fleht sein Vater darum, dass die Tür der Barmherzigkeit sich öffnen möge.“ (Spurgeon)
Geh hin, dein Sohn lebt: Jesus stellte den Glauben dieses Mannes auf eine harte Probe und zwang ihn, allein an Jesu Wort zu glauben und nicht an irgendeine äußerliche Erscheinungsform des Wunders. Trotz der Prüfung glaubte der Mensch dem Wort, das Jesus zu ihm sprach, und ging hin. Der Beamte demonstrierte, dass wahrer Glaube einfach darin besteht, Jesus beim Wort zu nehmen.
„Es war seiner Fürsorge angemessen, den Jungen zu heilen; viel notwendiger war es, dass er den Vater unterrichtete und zum Glauben führte.“ (Maclaren)
„Wäre unser Herr mit ihm gegangen, wie der Vater es wünschte, hätte sein Unglaube nicht völlig beseitigt werden können; denn er hätte immer noch geglaubt, dass die Macht unseres Herrn nicht von Kana bis Kapernaum reichen könnte: um seinen Unglauben sofort zu zerstören und ihn in die Fülle des Glaubens an seine höchste Macht zu bringen, heilt er ihn, obwohl er scheinbar abwesend ist, durch jene Energie, durch die er sowohl den Himmel als auch die Erde erfüllt.“ (Clarke)
Dein Sohn lebt: Jesus hat bei dieser Heilung keine dramatischen Wirkungen eingesetzt. Viele Menschen wollen dramatische Wirkungen in Gottes Werk sehen; und manchmal stellt Gott sie zur Verfügung. Wahrer Glaube kann die äußerliche Demonstration des Wunderbaren wahrnehmen und akzeptieren, erfordert sie aber nicht.
4. Der königliche Beamte entdeckt, dass sein Sohn geheilt ist und wann es geschah
Johannes 4, 51-54
Johannes 4, 51-54 Als er aber noch unterwegs war, kamen ihm seine Knechte entgegen und berichteten ihm und sprachen: Dein Sohn lebt! Nun erkundigte er sich bei ihnen nach der Stunde, in welcher es mit ihm besser geworden war. Und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebte Stunde verließ ihn das Fieber. Da erkannte der Vater, dass es eben in der Stunde geschehen war, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt! Und er glaubte samt seinem ganzen Haus. Dies ist das zweite Zeichen, das Jesus wiederum tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.
Dein Sohn lebt! Der Edelmann glaubte es vor den Beweisen, aber die Beweise waren eindeutig willkommen. Man kann sich nur vorstellen, wie schön diese Nachricht für den Vater war, und zu wissen, dass es eben in der Stunde geschehen war, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt.
Der Beweis für dieses Wunder war eindeutig. Als Jesus den Jungen als geheilt verkündete, war er tatsächlich geheilt – und zwar auf demonstrative Weise.
Seinen Dienern zufolge geschah dies „gestern um die siebte Stunde“. „Das bedeutet, dass der königliche Beamte sich die Zeit nahm, von seiner Begegnung mit Jesus in Kana wieder in sein Haus in Kapernaum zurückzukehren. Sein gemächliches Tempo war eine Demonstration des Glaubens. Aus Angst lief der Vater von Kapernaum nach Kana; im Glauben ging er von Kana zurück nach Kapernaum.“
„Der königliche Beamte war so sicher, dass sein Kind lebte und gesund war, dass er es nicht besonders eilig hatte, zurückzukehren. Er ging nicht unmittelbar nach Hause, als ob er rechtzeitig einen anderen Arzt holen müsste, wenn Christus die Heilung nicht gelungen wäre; sondern er ging seinen Weg gemächlich und ruhig, im Vertrauen auf die Wahrheit dessen, was Jesus zu ihm gesagt hatte.“ (Spurgeon)
Und er glaubte samt seinem ganzen Haus: Die wundertätige Kraft Jesu entwickelte einen größeren Glauben sowohl im königlichen Beamten als auch in seinem Haus. Er glaubte früher, aber jetzt glaubte er mehr. Sein Glaube wurde durch seine persönliche Erfahrung der Macht Gottes vertieft.
„Seine Jünger glaubten an ihn, nachdem das Wasser in Wein verwandelt worden war; der Vater und der Rest des Haushalts glaubten als Folge der Heilung des Jungen: und in beiden Fällen ist das Verb im Original ein inzeptiver Aorist, ‘sie setzten ihr Vertrauen in ihn‘.“ (Tasker)
Es würde „am Hofe des Herodes nicht leicht sein, den Glauben an Jesus zu bekennen. Er würde Spott und Gelächter ertragen müssen; und zweifellos gäbe es diejenigen, die dächten, er sei leicht verrückt geworden.“ (Barclay)
Dies ist das zweite Zeichen: Im Johannesevangelium werden die Zeichen gegeben, die den Leser zum Glauben führen (Johannes 20, 29-31). Die Beziehung zwischen Glauben und Zeichen wird in Johannes Kapitel 2 und Kapitel 4 deutlich.
Das erste Zeichen überzeugte seine Jünger.
Das zweite Zeichen überzeugte einen jüdischen Beamten und seinen Haushalt.
Die Samariter glaubten ohne ein Zeichen.
Die ersten beiden Zeichen im Johannesevangelium fanden in Kana in Galiläa statt. Das erste war bei der besten Feier aller Zeiten – einer Hochzeitsfeier. Das zweite war mit der schlimmsten Tragödie überhaupt verbunden – der Krankheit und dem baldigen Tod eines Kindes. Jesus ist in beiden Aspekten real.
Johannes 4 – Eine Samariterin und ein königlicher Beamter treffen Jesus
A. Die Samariterin
1. Jesus reist von Judäa nach Galiläa, vorbei an Samaria
Johannes 4, 1-4
Johannes 4, 1-4
Als nun der Herr erfuhr, dass die Pharisäer gehört hatten, dass Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes — obwohl Jesus nicht selbst taufte, sondern seine Jünger —, da verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. Er musste aber durch Samaria reisen.
2. Jesus kommt zu einem Brunnen in Sichar von Samaria
Johannes 4, 5-6
Johannes 4, 5-6
Da kommt er in eine Stadt Samarias, genannt Sichar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab. Es war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich so an den Brunnen; es war um die sechste Stunde.
3. Jesus spricht mit einer Samariterin
Johannes 4, 7-9
Johannes 4, 7-9
Da kommt eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen. Nun spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie erbittest du als ein Jude von mir etwas zu trinken, da ich doch eine samaritische Frau bin? Denn die Juden haben keinen Umgang mit den Samaritern.
Sofort war die Frau von der Freundlichkeit Jesu beeindruckt. Es war ungewöhnlich für sie, einen freundlichen Gruß von einem jüdischen Mann zu hören, denn im Allgemeinen haben die Juden keinen Umgang mit den Samaritern.
4. Jesus weckt das Interesse der Frau für lebendiges Wasser
Johannes 4, 10-12
Johannes 4, 10-12
Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken!, so würdest du ihn bitten, und er gäbe dir lebendiges Wasser. Die Frau spricht zu ihm: Herr, du hast ja keinen Eimer, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn das lebendige Wasser? Bist du größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, samt seinen Söhnen und seinem Vieh?
5. Jesus beschreibt die Wirkung des lebendigen Wassers, das er anbietet
Johannes 4, 13-15
Johannes 4, 13-15
Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt. Die Frau spricht zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht dürste und nicht hierherkommen muss, um zu schöpfen!
6. Jesus spricht von ihrem sündigen Leben
Johannes 4, 16-19
Johannes 4, 16-19
Jesus spricht zu ihr: Geh hin, rufe deinen Mann und komm her! Die Frau antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann! Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann! Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesprochen! Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist!
7. Die Samariterin und Jesus diskutieren über Anbetung
Johannes 4, 20-26
Johannes 4, 20-26
Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man anbeten soll. Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, wo ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil kommt aus den Juden. Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, dass der Messias kommt, welcher Christus genannt wird; wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. Jesus spricht zu ihr: Ich bin’s, der mit dir redet!
8. Die Frau erzählt ihren Nachbarn davon
Johannes 4, 27-30
Johannes 4, 27-30
Unterdessen kamen seine Jünger und verwunderten sich, dass er mit einer Frau redete. Doch sagte keiner: Was willst du? oder: Was redest du mit ihr? Nun ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen und lief in die Stadt und sprach zu den Leuten: Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Ob dieser nicht der Christus ist? Da gingen sie aus der Stadt hinaus und kamen zu ihm.
9. Jesus lehrt seine Jünger die Quelle seiner Kraft und Zufriedenheit
Johannes 4, 31-34
Johannes 4, 31-34
Inzwischen aber baten ihn die Jünger und sprachen: Rabbi, iss! Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennt! Da sprachen die Jünger zueinander: Hat ihm denn jemand zu essen gebracht? Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe.
10. Jesus lehrt seine Jünger über die Dringlichkeit geistlicher Arbeit und Gelegenheiten
Johannes 4, 35-38
Johannes 4, 35-38
Sagt ihr nicht: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht die Felder an; sie sind schon weiß zur Ernte. Und wer erntet, der empfängt Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit sich der Sämann und der Schnitter miteinander freuen. Denn hier ist der Spruch wahr: Der eine sät, der andere erntet. Ich habe euch ausgesandt zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit eingetreten.
11. Viele Samaritaner glauben an den Retter der Welt
Johannes 4, 39-42
Johannes 4, 39-42
Aus jener Stadt aber glaubten viele Samariter an ihn um des Wortes der Frau willen, die bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe. Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen zu bleiben; und er blieb zwei Tage dort. Und noch viel mehr Leute glaubten um seines Wortes willen. Und zu der Frau sprachen sie: Nun glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen; wir haben selbst gehört und erkannt, dass dieser wahrhaftig der Retter der Welt, der Christus ist!
B. Die Heilung des Sohnes des königlichen Beamten: das zweite Zeichen
1. Jesus kehrt nach Galiläa zurück
Johannes 4, 43-46a
Johannes 4, 43-46a
Nach den zwei Tagen aber zog er fort und ging nach Galiläa. Jesus selbst bezeugte zwar, dass ein Prophet in seinem eigenen Vaterland nicht geachtet wird. Als er aber nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was er während des Festes in Jerusalem getan hatte; denn auch sie waren zu dem Fest gekommen. Jesus kam nun wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte.
2. Der königliche Beamte und sein kranker Sohn
Johannes 4, 46b-48
Johannes 4, 46b-48
Und da gab es einen königlichen Beamten, dessen Sohn lag krank in Kapernaum. Als dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen sei, ging er zu ihm und bat ihn, er möchte herabkommen und seinen Sohn gesund machen; denn er lag im Sterben. Da sprach Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht!
3. Jesus erklärt den Sohn des königlichen Beamten für geheilt, und der Vater glaubt der Erklärung
Johannes 4, 49-50
Johannes 4, 49-50
Der königliche Beamte spricht zu ihm: Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt! Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt! Und der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sprach, und ging hin.
4. Der königliche Beamte entdeckt, dass sein Sohn geheilt ist und wann es geschah
Johannes 4, 51-54
Johannes 4, 51-54
Als er aber noch unterwegs war, kamen ihm seine Knechte entgegen und berichteten ihm und sprachen: Dein Sohn lebt! Nun erkundigte er sich bei ihnen nach der Stunde, in welcher es mit ihm besser geworden war. Und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebte Stunde verließ ihn das Fieber. Da erkannte der Vater, dass es eben in der Stunde geschehen war, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt! Und er glaubte samt seinem ganzen Haus. Dies ist das zweite Zeichen, das Jesus wiederum tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.