1. Die Grundlage für Paulus´ praktische Anweisungen
Kolosser 3, 1-4
Kolosser 3, 1-4 Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.
Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid: Paulus beginnt hier einen Abschnitt, in dem er sich auf die christliche Glaubenspraxis konzentriert. Dabei geht er von dem klaren Verständnis aus, dass das praktizierende Christentum auf dem Fundament einer theologischen Wahrheit aufgebaut ist. Mit dem Wissen, dass Jesus wirklich von den Toten auferweckt wurde, wird unsere Identifizierung mit ihm real. Nur weil wir mit Christus auferweckt worden sind, können wir das suchen, was droben ist.
Der Gedanke, mit Christus auferweckt zu werden, wurde bereits in Kolosser 2, 12 eingeführt, wo Paulus diese geistliche Realität anhand der Taufe veranschaulichte. Mit der Erkenntnis, dass wir mit Christus auferweckt worden sind, ist auch ein bestimmtes Verhalten für uns angemessen.
„Die Anfangsverse von Kapitel 3 stehen in engster Verbindung mit den Schlussversen von Kapitel 2. Dort erinnert der Apostel die Kolosser daran, dass asketische Vorschriften keinen wirklichen Wert haben, um den fleischlichen Gelüsten entgegenzuwirken. Das einzige Heilmittel gegen sündige Leidenschaften lässt sich in der Erfahrung der Gläubigen, mit Christus eins zu sein, finden.“ (Vaughan)
Weil wir mit Christus auferweckt worden sind, sollten wir so handeln, wie Jesus es tat, nachdem er auferstanden war.
Nach seiner Auferstehung verließ Jesus das Grab. Das sollten auch wir tun – wir leben dort nicht mehr.
Nach seiner Auferstehung verbrachte Jesus seine verbleibende Zeit damit, bei seinen Jüngern zu sein und ihnen zu dienen. Das sollten auch wir tun – unser Leben leben, um Gemeinschaft zu haben und einander zu dienen.
Nach seiner Auferstehung lebte Jesus in übernatürlicher Kraft mit der Fähigkeit, unmögliche Dinge zu tun. Das sollten auch wir tun – mit der Kraft und der Befähigung des Heiligen Geistes.
Nach seiner Auferstehung freute sich Jesus auf den Himmel, da er wusste, dass er schon bald aufsteigen würde. Das sollten auch wir tun – erkennen, dass wir Einwohner des Himmels sind.
Um es noch mehr zu betonen, fügte Paulus die Worte sitzend zur Rechten Gottes, hinzu: „Dieser Ausdruck, insbesondere in seiner Anspielung auf Psalm 110, lenkt die Aufmerksamkeit auf die souveräne Herrschaft, welche Christus nun ausübt. Das Gebot, nach den Dingen des Himmels zu streben, ist ein Gebot des Nachdenkens und Verinnerlichens der Lebensweise Christi und über die Tatsache, dass er jetzt als Herr der Welt eingesetzt ist.“ (Wright)
Trachtet nach dem, was droben ist: Das beste christliche Leben resultiert aus einem Geist, der auf den Himmel fokussiert ist. Darin erfolgt die Erkenntnis, dass das Leben jetzt verborgen mit dem Christus in Gott ist, und da Jesus im Himmel thront, auch die eigenen Gedanken und das eigene Herz mit dem Himmel verbunden sind.
„Der Gläubige soll ‚die Dinge … droben suchen‘. Das Wort ‚suchen‘ bezeichnet ein Streben, ein Verlangen, eine Leidenschaft … Um diese Dinge suchen zu können, muss der Geist auf sie ausgerichtet sein.“ (Morgan)
„Liebt die himmlischen Dinge; studiert sie; lasst eure Herzen ganz von ihnen eingenommen sein. Nun, da ihr euch zu Gott bekehrt habt, handelt in Bezug auf die himmlischen Dinge so, wie ihr es früher in Bezug auf die irdischen getan habt.“ (Clarke)
„’Irdische Dinge‘ sind nicht alle böse, aber einige von ihnen sind es. Selbst Dinge, die an sich harmlos sind, werden schädlich, wenn sie den Platz einnehmen dürfen, der dem, was droben ist, vorbehalten sein sollte.“ (Vaughan)
Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit: Die Verheißung der Wiederkunft Jesu besteht nicht nur darin, dass wir seine Herrlichkeit sehen werden, sondern auch darin, dass wir mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. Dies ist die Offenbarung der Söhne Gottes, von der in Römer 8, 19 die Rede ist.
Christus, unser Leben: An einer anderen Stelle schrieb Paulus: Denn für mich ist Christus das Leben (Philipper 1, 21). Hier zeigt er, dass dies nicht nur für besondere Apostel galt, sondern für alle Gläubigen – Christus, unser Leben. Manchmal sagen wir: „Musik ist sein Leben“ oder „Sport ist sein Leben“ oder „Er lebt für seine Arbeit“. Von einem Christen sollte man sagen können: „Jesus Christus ist sein Leben“.
An diesem Tag werden alle die Heiligen Gottes so sehen, wie sie wirklich sind, und nicht so, wie sie dieser Welt bloß erscheinen. „Paulus, der Gefangene, ein exzentrischer Jude für die Römer und ein Verräter für die Juden – nach jüdischem Verständnis schlimmer als ein Nicht-Jude – wird als der Apostel Paulus, als Diener des Königs, gesehen werden. Die Kolosser, unbedeutende Ex-Heiden aus einer drittklassigen Provinzstadt, werden in einer Herrlichkeit gesehen werden, die, wenn sie jetzt erscheinen würde, man versucht sein könnte, sie anzubeten.“ (Wright)
2. Tötet die Dinge, die gegen Gott und Teil dieser Welt sind
Kolosser 3, 5-7
Kolosser 3, 5-7 Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist; um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams; unter ihnen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr in diesen Dingen lebtet.
Tötet daher eure Glieder: Daher weist auf unsere Identifikation mit dem auferstandenen und inthronisierten Herrn Jesus hin, die in Kolosser 3, 1-4 erwähnt wird. Nur weil wir diese Tatsache verstehen, können wir die Dinge in unserem Leben töten, die unserer Identität mit Jesus im Wege stehen.
„Das Verb nekrosate, was wörtlich ‚tot machen‘ bedeutet, ist sehr stark. Es deutet an, dass wir böse Handlungen und Einstellungen nicht einfach unterdrücken oder kontrollieren sollen. Wir sollen sie auslöschen und die alte Lebensweise vollständig ausrotten.“ (Vaughan)
Wir töten in dem Sinne, dass wir diese Dinge ablehnen und sie für uns als tot und uns für sie als tot ansehen. „Jeglichen sinnlichen Appetit zu befriedigen bedeutet, ihm genau die Nahrung und Versorgung zu geben, von der er lebt, durch die er gedeiht und aktiv ist.“ (Clarke)
Es ist wichtig, diese Sünden aufzulisten und zu benennen, wie Paulus es in diesem Abschnitt tut. „Es ist viel einfacher, in eine Sünde abzudriften, die man nicht beim Namen kennt, als bewusst eine zu wählen, deren schlichte Benennung für einen Christen bereits abstoßend sein sollte.“ (Wright)
Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft und böse Lust: Jeder dieser Begriffe bezieht sich auf sexuelle Sünden. Habsucht ist eine einfache, aber heimtückische Gier und nichts Geringeres als Götzendienst. Es ist unmöglich, dass Jesus in einer dieser Sünden wandeln würde. Wenn wir uns also mit ihm identifizieren, werden wir auch nicht in ihnen wandeln.
Unzucht: „Das hier übersetzte Wort meint sexuelle Unsittlichkeit und bezieht sich auf jeden Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe. In der Antike wie in der Moderne wäre der Verkehr mit einer Prostituierten ein konkretes und in der heidnischen Kultur auch ein häufiges Beispiel dafür.“ (Wright)
Unreinheit: „Unreinheit bezeichnet ein größeres Bedeutungsspektrum als Unzucht. Sie schließt den sexuellen Missbrauch ein, ist aber auf verschiedene Formen des moralisch Bösen anwendbar.“ (Bruce)
Morgan Aspekte, weshalb Habsucht extrem zerstörerisch ist:
„Erstens handelt es sich um Götzendienst, da Habsucht nur dann zum Tragen kommt, wenn der Mensch an ein Leben denkt, das aus Besitztümern und nicht aus einer gerechten Beziehung zu Gott besteht.“
„Es ist auch eine Sünde gegenüber anderen, denn, um das Verlangen zu befriedigen, wird anderen Unrecht zugefügt.“
„Schließlich ist sie selbstzerstörerisch, denn diese falschen Vorstellungen und Handlungen führen immer ins Verderben der eigenen Seele.“
Morgan fügte hinzu: „Und doch, welches Kirchengericht hat jemals ein Kirchenmitglied wegen Habsucht angeklagt?“
„Jeder gottesfürchtige Mensch sucht sein Glück bei Gott. Der habsüchtige Mensch sucht in seinem Geld das, was nur Gott allein geben kann; daher ist seine Habsucht zu Recht als Götzendienst zu verstehen.“ (Clarke)
Um dieser Dinge willen: Die oben erwähnten Sünden sind Teil der Art und Weise, wie die Welt lebt, und nicht die Art und Weise, wie Jesus lebt. Jeder Christ ist mit einer Frage konfrontiert: „Mit wem identifiziere ich mich, mit der Welt oder mit Jesus?“
Kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams: Diese Sünden rufen den Zorn Gottes hervor. Weil die Menschen diese Art des sündigen Lebensstils lieben, leben sie nicht in Demut vor Jesus. Wenn sie weiterhin in Sünde leben, trägt das zu ihrer Verurteilung bei. Eine Sünde reicht aus, um jemanden in die Hölle zu schicken (Jakobus 2, 10), aber es gibt höhere Ebenen der Verurteilung (Matthäus 23, 14).
Zum Teil zeigt sich der Zorn Gottes darin, dass Gott den Menschen erlaubt, in sündigem – und daher selbstzerstörerischem – Verhalten fortzufahren (wie in Römer 1, 24-32).
Unter ihnen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr in diesen Dingen lebtet: Diese Sünden mögen eine Welt in Rebellion gegen Gott kennzeichnen, aber für den Christen liegen sie in der Vergangenheit.
Einfach ausgedrückt: Der Christ sollte nicht wie die Söhne des Ungehorsams leben. Ein wahrer Christ kann sich in gewohnheitsmäßiger Sünde nicht wohlfühlen.
Paulus sagt, dass die Christen einst in diesen Sünden gewandelt sind. Es ist möglich – wenn auch tragisch – dass diese Sünden gelegentlich das Leben eines Christen prägen. Sie dürfen aber nicht die Lebensweise darstellen, in der ein Christ wandelt.
3. Beseitigung weiterer Spuren der Weltlichkeit
Kolosser 3, 8-9
Kolosser 3, 8-9 Jetzt aber legt auch ihr das alles ab — Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund. Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen
Jetzt aber legt auch ihr das alles ab: Die Sünden, die Paulus als nächstes aufzählt (Zorn, Wut usw.), werden von vielen als ‚kleine‘ Sünden angesehen, die Christen ohne größere Beachtung übersehen dürfen. Paulus fordert uns auf, den alten Menschen in jedem Bereich unseres Lebens abzulegen.
„Legt all diese alten Gewohnheiten ab, so wie ihr ein abgetragenes Kleidungsstück ablegen würdet, das euch nicht mehr passt.“ (Bruce)
Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund. Lügt einander nicht an: Jede der genannten Sünden wird in erster Linie durch das begangen, was wir sagen. Wenn Paulus den Gläubigen zu einem tieferen Gehorsam aufruft, sagt er uns, dass wir unsere Zunge zügeln sollen (ebenso auch Jakobus in Jakobus 1, 26 und 3, 1-9).
Es ist jedoch auch möglich, einander ohne Worte anzulügen. „Es ist leicht, die Wahrheit zu verdrehen. Eine Veränderung des Tons in der Stimme oder ein ausdrucksstarker Blick können dies bereits tun und es gibt Schweigen, das so falsch und irreführend sein kann wie jedes Wort.“ (Barclay)
Da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen: Die offenkundigeren Sünden aus Kolosser 3, 5 werden leicht als unvereinbar mit der Natur Jesu angesehen. Aber auch die ‚kleineren‘, weniger auffälligen Sünden sind nicht vereinbar mit Jesus, also legt auch diese Sünden ab.
In diesem Abschnitt (Kolosser 3, 5-9) zeigte Paulus zwei wichtige Prioritäten im christlichen Leben auf: sexuelle Moral, verbunden mit der richtigen Einstellung zu materiellen Dingen, und das einfache Miteinander in Liebe. Es ist für eine christliche Gemeinschaft leicht, eines davon zu Gunsten der anderen Priorität zurückzustellen. Paulus aber (durch die Inspiration des Heiligen Geistes) hat darauf bestanden, dass beides einen hohen Stellenwert in der Praktizierung des christlichen Glaubens hat.
Da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen: Dies bedeutet, dass in Jesus Christus die Heiligen Gottes andere Menschen sind. Deshalb: „Wenn eine Flut der Leidenschaft oder ein Wutausbruch zu spüren ist, muss er als der fremde Eindringling behandelt werden, der er wirklich ist. Der Eindringling muss aus dem Haus vertrieben werden, da er kein Recht hat, überhaupt dort zu sein; geschweige denn, Befehle zu erteilen.“ (Wright)
B. Den neuen Menschen anziehen
1. So wie wir den alten Menschen ablegen, müssen wir den neuen Menschen anziehen
Kolosser 3, 10-11
Kolosser 3, 10-11 Und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat; wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, [noch] Barbar, Skythe, Knecht, Freier — sondern alles und in allen Christus.
Den neuen angezogen: Der Ausdruck, den Paulus hier verwendet, war allgemein gebräuchlich, wenn es darum ging, die komplette Bekleidung zu wechseln. Wir können es uns genauso vorstellen, wenn eine Person in Jesus den alten Menschen aus- und denneuen Menschen anzieht.
Der erneuert wird zur Erkenntnis: Weil der neue Mensch erneuert wird zur Erkenntnis, ist es sein größtes Verlangen, zu erkennen, was Gott in seinem Wort sagt.
Nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat: Paulus spielt eindeutig auf Genesis 1, 27 an, wo geschrieben steht, dass Gott Adam nach seinem eigenen Bild geschaffen hat. Dennoch sollte nun, da der erste Adam als der alte Mensch angesehen wird, dieser verstoßen und verworfen werden, denn nun sind wir nach dem Ebenbild des zweiten Adam, Jesus Christus, geschaffen.
Wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, [noch] Barbar, Skythe, Knecht, Freier: Der neue Mensch ist Teil einer Familie, die keine Volkgruppe, Nationalität, Klasse, Kultur oder ethnische Zugehörigkeit bevorzugt. Er favorisiert nur Jesus, denn in dieser neuen Familie ist alles und in allen Christus.
Dieses Werk der neuen Schöpfung befasst sich nicht nur mit dem alten Menschen und gibt uns den neuen Menschen nach dem Vorbild Jesu Christi. Es zerbricht auch die Schranken, die die Menschen in der Gesellschaft trennen. Bei den Menschen der neuen Schöpfung spielt es keine Rolle, ob man Grieche oder Jude ist, mit Beschneidung oder Unbeschnittenheit lebt, Skythe oder Knecht oder Freier ist. All diese Barrieren werden niedergerissen.
„Er fügt daher den Barbaren die Skythen als extremes Beispiel hinzu.“ (Peake)
All diese Schranken gab es in der alten römischen Welt und die Macht Gottes durch das Evangelium Jesu Christi hat sie alle niedergerissen. Vor allem die Barriere zwischen Knecht und Freien schien kaum überwindbar, aber das Christentum änderte auch dies.
„In Zeiten der Verfolgung zeigten Sklaven, dass sie sich dem Prozess stellen und für ihren Glauben genauso mutig leiden konnten wie freigeborene Römer. Das Sklavenmädchen Blandina und ihre Herrin litten beide unter der Verfolgung, die 177 n. Chr. gegen die Kirchen des Rhonetals ausbrach. Es war aber das Sklavenmädchen, welches heldenhaft in der Verfolgung bestand und sowohl Freunde als auch Feinde als ‚edle Athletin‘ im Wettstreit des Martyriums gleichermaßen beeindruckte.“ (Bruce)
„In der Arena von Karthago im Jahre 202 n. Chr. hinterließ die römische Matrone Perpetua Hand in Hand mit ihrer Sklavin Felicitas tiefen Eindruck bei den Zuschauern, als beide Frauen gemeinsamen ihrem Tod aufgrund ihres Glaubens gegenüberstanden.“ (Bruce)
2. Das Leben des neuen Menschen
Kolosser 3, 12-17
Kolosser 3, 12-17 So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut; ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr. Über dies alles aber [zieht] die Liebe [an], die das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen; zu diesem seid ihr ja auch berufen in einem Leib; und seid dankbar! Lasst das Wort des Christus´ reichlich in euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander und singt mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern dem Herrn lieblich in eurem Herzen. Und was immer ihr tut in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
So zieht nun an als Gottes Auserwählte: Der neue Mensch ist Gottes Auserwählter. Das bedeutet, dass Gott den Christen erwählt hat und ihn dazu auserwählt hat, in seinem Plan etwas Besonderes zu sein. ‚Auserwählt‘ ist ein Wort, welches auf manche einschüchternd wirkt. Allerdings sollte es sowohl als Trost als auch als Bestimmung verstanden werden, die es nun zu erfüllen gilt.
Zieht nun an … herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut: Jede der in diesem Abschnitt erwähnten Eigenschaften drückt sich in Beziehungen aus. Ein bedeutender Teil unseres christlichen Lebens spiegelt sich in unserem Umgang mit anderen Menschen und der Qualität unserer Beziehungen wider.
„Es ist höchst bedeutsam, festzustellen, dass jede der aufgeführten Eigenschaften mit persönlichen zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hat. Von Tugenden wie Tüchtigkeit oder Klugheit ist nicht die Rede, nicht einmal von Fleiß oder Disziplin – nicht, dass diese Dinge unwichtig wären. Aber die großen christlichen Grundtugenden sind diejenigen, die die menschlichen Beziehungen bestimmen.“ (Barclay)
Herzliches Erbarmen: wörtlich heißt es, sich in herzliches Mitgefühl kleiden. In diesem Sinne bedeutet herzlich, berührungsempfindlich und sensibel für das Leid anderer zu sein. „Der Apostel möchte, dass sie (Gottes Auserwählte) die geringste Berührung des Elends eines anderen spüren; und so nah wie sie ihre Kleidung am Körper tragen, so nah sollte ihr Mitgefühl am Elenden sein.“ (Clarke)
Freundlichkeit: „Die antiken Schriftsteller definierten chrestotes als die Tugend des Mannes, dem das Wohlbefinden seines Nächsten genauso teuer ist wie sein eigenes … Dieses Wort wurde für Wein verwendet, der mit dem Alter weich geworden ist und seine Härte verloren hat. Es ist auch das Wort, das verwendet wurde, als Jesus sagte: ´Mein Joch ist leicht.´ (Matthäus 11, 30).“ (Barclay)
Wir können sagen, dass Demut (die bei den alten Griechen nicht als Tugend galt) die ‚Mutter‘ sowohl der Sanftmut als auch der Langmut ist. Sanftmut zeigt, wie sich Demut auf mein Handeln gegenüber anderen auswirkt. Das heißt, ich werde nicht für die Durchsetzung meiner eigenen Ziele andere dominieren, manipulieren oder etwas erzwingen, selbst wenn ich die Macht und die Fähigkeit dazu habe. Langmut zeigt, wie sich Demut auf meine Reaktion gegenüber anderen auswirkt. Das heißt, ich werde nicht ungeduldig, voreilig oder ärgerlich auf die Schwächen und Sünden anderer Menschen reagieren.
Und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr: Hier wird deutlich, dass wir nach dem Vorbild der Vergebung Jesu uns gegenüber leben sollen, indem wir einander vergeben. Wenn wir verstehen, wie Jesus uns vergeben hat, werden wir auch immer einmal mehr als einmal weniger vergeben.
Wenn wir die immense Schuld bedenken, die Jesus uns vergeben hat, und die vergleichsweise geringen Schulden, die andere uns gegenüber haben, ist es niederträchtige Undankbarkeit unsererseits, ihnen nicht zu vergeben (wie in dem Gleichnis, von dem Jesus in Matthäus 18, 21-35 spricht). „Die Vergebung, die sie selbst erhalten haben, wird dazu benutzt, die Pflicht zur Vergebung des anderen durchzusetzen.“ (Peake)
Wenn man darüber nachdenkt, wie Christus uns vergeben hat, sollte uns das viel großzügiger mit Vergebung werden lassen.
Gott hält seinen Zorn sehr lange zurück, wenn wir ihm gegenüber sündigen. Er erträgt seinen Zorn mit uns lange Zeit, auch wenn wir ihn schmerzlich provozieren.
Gott streckt die Hand nach schlechten Menschen aus, um ihnen Vergebung entgegenzubringen. Die Gewohnheit des Menschen ist es, sich nicht zu versöhnen, wenn die beleidigende Person eine Person mit schlechtem Charakter ist.
Gott macht den ersten Schritt der Vergebung auf uns zu. Die Gewohnheit des Menschen ist es, sich nur dann zu versöhnen, wenn die verletzende Partei sich nach Vergebung sehnt und den ersten Schritt macht.
Gott vergibt oft im Wissen, dass wir manchmal auf genau dieselbe Weise wieder sündigen werden. Die Gewohnheit des Menschen ist es, nur dann zu vergeben, wenn der Sünder feierlich verspricht, nie wieder denselben Fehler zu machen.
Gottes Vergebung ist so vollständig und herrlich, dass er diesen ehemaligen Übeltätern Annahme gewährt. Die Gewohnheit des Menschen ist es, selbst wenn ihm Vergebung angeboten wird, den ehemaligen Übeltäter abzuwerten und ihm nicht mehr ebenbürtig zu begegnen.
Gott trug die ganze Strafe für das Unrecht, das wir gegen ihn begangen haben. Die Gewohnheit des Menschen ist es, wenn ihm Unrecht zugefügt wird, nicht zu vergeben, es sei denn, der Täter erklärt sich bereit, alle Strafen für das begangene Unrecht zu tragen.
Gott streckt immer wieder die Hand zur Versöhnung aus, auch wenn der Mensch sich ihm immer wieder verweigert. Die Gewohnheit des Menschen ist es, Versöhnung nicht weiter anzubieten, wenn sie einmal abgelehnt wird.
Bei Gott benötigen wir keine Probezeit, um seine Vergebung zu erhalten. Die Gewohnheit des Menschen ist es, einen Übeltäter erst nach einer gewissen Zeit der Bewährung wieder als vollwertig anzusehen.
Gottes Vergebung bietet völlige Wiederherstellung und Anerkennung. Die Gewohnheit des Menschen ist es, dass uns schon alleine das Tolerieren unseres Übeltäters durch unsere Mitmenschen anerkannt und hoch angerechnet werden sollte.
Wenn Gott uns einmal vergeben hat, setzt er sein ganzes Vertrauen in uns und lädt uns ein, wieder mit ihm als sein Mitarbeiter zusammenzuarbeiten. Die Gewohnheit des Menschen ist es, einem ehemaligen Übeltäter nicht mehr zu vertrauen.
„Angenommen, jemand hat einen von euch schwer beleidigt und bittet euch um Vergebung, glaubt ihr nicht, dass ihr dann wahrscheinlich zu ihm sagen würdet: ‚Nun, ja, ich vergebe dir; aber ich – ich – ich – kann es nicht vergessen‘? Ah! liebe Freunde, das ist eine Art Vergebung mit einem abgehackten Bein, es ist eine lahme Vergebung, und sie ist nicht viel wert.“ (Spurgeon)
Über dies alles aber [zieht] die Liebe [an], die das Band der Vollkommenheit ist: Die Liebe ist die Zusammenfassung all dessen, was in diesem Abschnitt beschrieben wird. Liebe erfüllt umfassend alles, was Gott in Beziehungen von uns verlangt.
Über dies alles aber [zieht] die Liebe [an]: „Auf alles, über alles; wie das äußere Gewand die ganze Kleidung umhüllt, so soll die Nächstenliebe oder Liebe den ganzen Rest umfassen und dort hinein investiert werden … Dies sei also wie das Obergewand … das den ganzen Menschen umgibt.“ (Clarke)
„Alle aufgeführten Tugenden in den Versen 12 und 13 sind auf höchster Ebene Manifestationen der Liebe. Aber die Liebe ist größer als jede einzelne von ihnen, ja größer als alle zusammen.“ (Vaughan)
„Die Tugenden, denen man ohne Liebe nachkommt, werden verfälscht und unausgewogen.“ (Wright)
Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen; zu diesem seid ihr ja auch berufen in einem Leib: Die Herrschaft des Friedens Gottes bedeutet, dass der Friede die Gemeinschaft des Volkes Gottes kennzeichnen soll und dass der Friede ein Maßstab dafür ist, Gottes Willen zu erkennen.
„Der Apostel sagt: Lasst ihn [den Frieden] regieren. Das griechische Wort kann mit ‘schlichten’ übersetzt werden. Wann immer über eine zweifelhafte Frage zu entscheiden ist, wählt die Dinge, die für den Frieden sorgen, sei es für euch selbst oder für andere. Durch den einen Kurs kann euer Frieden gestört werden, während er durch einen anderen aufrechterhalten werden kann. Lasst Gottes Frieden als Schiedsrichter agieren.“ (Meyer)
„Lasst den Frieden Christi in euren Herzen richten, entscheiden und regieren, wie es der Brabeus oder Richter bei den olympischen Wettbewerben tut … Wenn ein Mensch seinen Frieden verliert, ist das ein erschreckendes Zeichen dafür, dass er etwas anderes verloren hat. Dass er dem Bösen nachgegeben und den Geist Gottes betrübt hat.“ (Clarke)
Wright betont hier den Kontext der Gemeinschaft: „’Frieden‘ ist hier nicht der innere, individuelle Seelenfrieden, der das demütig zuversichtliche Vertrauen auf Gottes Liebe begleitet, sondern ein Frieden, der die Gemeinschaft, den ‚Leib‘ als Ganzes charakterisiert.“
Lasst das Wort des Christus reichlich in euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander und singt mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern dem Herrn lieblich in eurem Herzen: Der neue Mensch wandelt im Wort Gottes und in der Anbetung mit anderen Gläubigen.
In euch wohnen: „Es scheint hier eine Anspielung auf die Schechinah, oder auch das Symbol der göttlichen Gegenwart, zu sein, die im Tabernakel und im ersten Tempel wohnte.“ (Clarke)
Mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern: Diese Vielfalt deutet darauf hin, dass Gott sich an kreativer, spontaner Anbetung erfreut. Die Betonung liegt mehr auf Vielfalt als auf strengen Kategorien. „Wir können kaum sagen, worin sich diese drei Ausdrücke im Konkreten unterscheiden.“ (Clarke)
„Das Wort Christi soll in ihnen so reichlich wohnen, dass es in den christlichen Versammlungen oder im Haus spontanen Ausdruck in religiösem Gesang findet.“ (Peake)
Das tut alles im Namen des Herrn Jesus: Der neue Mensch lebt sein Leben, sein ganzes Leben, für Jesus. Er wird nur danach trachten, jene Dinge zu tun, die er im Namen des Herrn Jesus tun darf. Auch wenn diese Dinge zu tun bedeutet, in Schwierigkeiten beharrlich zu bleiben, tut er dies mit der Gewissheit, im Namen des Herrn Jesus zu handeln.
3. Die Ehebeziehung des neuen Menschen
Kolosser 3, 18-19
Kolosser 3, 18-19 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie sich’s gebührt im Herrn! Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie!
Ihr Frauen, ordnet euch … unter: Das aus dem Altgriechischen mit ‘unterordnen’ übersetzte Wort ist im Wesentlichen aus dem Militärbereich entliehen. Es bedeutet wörtlich „im Rang untergeordnet sein“. Dabei geht es um die Art und Weise, wie eine Armee nach Rangstufen organisiert ist, mit Generälen und Obersten und Majoren und Hauptmännern und Unteroffizieren und Gefreiten. Es gibt festgelegte Rangstufen, in denen die Verpflichtung besteht, die jeweils höheren Rangstufen zu respektieren.
Wir wissen, dass ein Gefreiter als Person klüger, talentierter und ein besserer Mensch sein kann als ein General. Aber er steht immer noch unter dem Rang des Generals. Er ist weniger dem General als Person untergeordnet als dem General als General. Auf die gleiche Weise ordnet sich die Frau ihrem Mann unter, und zwar nicht, weil er es verdient hat. Sie ordnet sich unter, weil er ihr Ehemann ist.
Die Idee der Unterordnung hat nichts damit zu tun, dass jemand klüger, besser oder talentierter ist. Sie hat etwas mit einer von Gott gegebenen Ordnung zu tun. „Jeder, der in der Bundeswehr gedient hat, weiß, dass ‚Rang‘ mit Ordnung und Autorität zu tun hat, nicht mit Wert oder Fähigkeit.“ (Wiersbe)
„Die Gleichheit von Männern und Frauen vor dem Herrn, von der Paulus in Galater 3, 28 schreibt, ist nicht zurückgenommen worden, aber sie bedeutet auch nicht die Identität einer Rolle oder Funktion.“ (Wright)
Unterordnung bedeutet also, Teil eines Teams sind. Wenn die Familie eine Mannschaft ist, dann ist der Ehemann ‚Kapitän‘ der Mannschaft. Die Ehefrau hat ihren Platz im Verhältnis zum ‚Kapitän‘, und die Kinder haben ihren Platz im Verhältnis zum ‚Kapitän‘ und zur Ehefrau.
„Das Verb hypotassesthe“ steht in einer grammatikalischen Form, die es im Deutschen nicht gibt. „Sie gibt an, dass die Unterordnung freiwillig sein soll.“ (Die Frau ordnet sich unter, nicht: sie wird untergeordnet.) „Die Unterordnung der Ehefrau soll ihr niemals von einem fordernden Ehemann aufgezwungen werden. Vielmehr zeigt die Unterordnung die Ehrerbietung einer liebenden Ehefrau, die sich bewusst ist, dass ihr Zuhause (genauso wie jede andere Institution auch) eine Leitung haben muss.“ (Vaughan)
Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter: Dies definiert den Bereich der Unterordnung einer Ehefrau – nämlich gegenüber ihrem eigenenMann. Die Bibel befiehlt oder empfiehlt niemals eine allgemeine Unterordnung der Frau gegenüber dem Mann. Sie ist nur im häuslichen und kirchlichen Bereich geboten. Gott befiehlt nicht, dass Männer die ausschließliche Autorität in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Bildung usw. haben.
Wie sich´s gebührt im Herrn: Dies ist ein entscheidender Satz. Er wirkt sich stark auf alles aus, was uns dieser Vers zu verstehen gibt. Im Wesentlichen gibt es hier zwei ‚falsche‘ Interpretationen dieses Satzes, die jeweils eine bestimmte ‚Position‘ bevorzugen.
Die Auslegung ‚zugunsten‘ des Ehemanns besagt, dass eine Ehefrau sich, wie sich´s gebührt im Herrn, ihrem Mann unterordnen soll, als wäre er Gott selbst. Das würde bedeuten, dass „man sich Gott in absolut allem ohne Frage unterordnet, also muss man sich auch seinem Ehemann auf dieselbe absolute Weise unterordnen“. Das hieße, dass das Ausmaß der Unterordnung durch ‚wie sich‘sgebührt im Herrn‚ definiert wird. Aber das ist falsch. Einfach ausgedrückt, fordert die Heilige Schrift an keiner Stelle dazu auf, dass sich eine Person einer anderen Person auf eben diese Weise unterordnen sollte. Es gibt Grenzen für die Unterordnung, die dein Arbeitgeber von dir einfordern kann. Es gibt Grenzen für die Unterordnung, die die Regierung von dir einfordern kann. Es gibt Grenzen für die Unterordnung, die Eltern von ihren Kindern einfordern können. An keiner Stelle lehrt die Heilige Schrift eine uneingeschränkte, ausnahmslose Unterordnung – außer gegenüber Gott und Gott allein. Wer dagegen verstößt, begeht die Sünde des Götzendienstes.
Die Auslegung ‚zugunsten‘ der Ehefrau besagt, dass der Ausdruck wie sich´s gebührt im Herrn bedeutet: „Ich werde mich ihm unterordnen, solange er das tut, was der Herr will.“ Und dann ist es die Aufgabe der Frau, zu entscheiden, was der Herr will. Der Gedanke ist, dass wie sich´s gebührt im Herrn die Grenze der Unterordnung definiert. Auch das ist falsch. Es stimmt, dass es Grenzen für die Unterordnung einer Ehefrau gibt, aber wenn sie sich auf diese Weise dem, wie sich´s gebührt im Herrn, nähert, dann verkommt es zu einem Fall von „Ich ordne mich meinem Mann unter, wenn ich mit ihm übereinstimme. Ich ordne mich ihm unter, wenn er die richtigen Entscheidungen trifft und sie auf die richtige Weise umsetzt. Wenn er eine falsche Entscheidung trifft, ist er nicht im Herrn, also sollte ich mich ihm dann nicht unterordnen. Es ist nicht so, wie sich´s gebührt im Herrn.“ Einfach gesagt, stellt dies gar keine Form der Unterordnung dar. Mit Ausnahme der Personen, die einfach nur streitlustig und streitsüchtig sind, ordnet sich jeder willentlich dem anderen unter, wenn man sich einig ist. Nur wenn es eine Meinungsverschiedenheit gibt, wird die Unterordnung auf die Probe gestellt.
Wie sich´s gebührt im Herrn, definiert nicht das Ausmaß der Unterordnung einer Ehefrau. Es definiert nicht die Grenze der Unterordnung einer Ehefrau. Es definiert das Motiv der Unterordnung einer Ehefrau. Es bedeutet: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, weil es ein Teil eurer Pflicht gegenüber dem Herrn ist, weil es ein Ausdruck eurer Unterordnung gegenüber dem Herrn ist.“ Sie verstehen ihre Unterordnung als etwas, das sich schlichtweg im Herrn gebührt. Darin ehren sie Gottes Wort und achten seine Rangordnung. Die Unterordnung ist Teil ihrer christlichen Pflicht und Nachfolge.
„Der Ausdruck ´im Herrn´ weist darauf hin, dass die Unterordnung der Ehefrau nicht nur in der natürlichen, sondern auch in der christlichen Ordnung angemessen ist. Das Ganze wird also auf eine neue und höhere Ebene gehoben.“ (Vaughan)
Folglich bedeutet wie sich´s gebührt im Herrn:
Für Ehefrauen ist die Unterordnung unter ihren Mann Teil ihres christlichen Lebens.
Wenn eine Ehefrau diesem Wort nun nicht gehorcht und sich somit nicht ihrem Mann unterordnet, wie´s sich im Herrn gebührt, dann versagt sie nicht nur als Ehefrau. Sie versagt auch als Nachfolgerin von Jesus Christus.
Es bedeutet auch, dass der Befehl zur Unterordnung völlig außerhalb des Bereichs ‚meiner Natur‘ oder ‚meiner Persönlichkeit‘ liegt. Von Ehefrauen wird nicht erwartet, dass sie sich unterordnen, weil sie der ‚unterwürfige Typ‘ sind. Es wird von ihnen erwartet, sich unterzuordnen, weil es sich gebührt im Herrn.
Es hat nichts mit der Intelligenz, Begabung oder Fähigkeit deines Mannes zu tun. Es hat etwas mit der Ehrung des Herrn Jesus Christus zu tun.
Es hat nichts damit zu tun, ob dein Mann in einer bestimmten Frage ‚Recht‘ hat oder nicht. Es hat damit zu tun, dass Jesus Recht hat.
Es bedeutet, dass eine Frau bei der Wahl ihres Mannes sehr sorgfältig vorgehen sollte. Denkt daran, liebe Frauen: Dies ist es, was Gott in der Ehe von euch verlangt. Das ist seine Erwartung an euch. Anstatt nach einem attraktiven Mann oder einem wohlhabenden Mann oder einem romantischen Mann zu suchen, sucht in erster Linie nach einem Mann, den ihr respektieren könnt.
Wie in jeder menschlichen Beziehung ist der Befehl zur Unterordnung nicht absolut. Es gibt Ausnahmen von diesem Gebot, dass Ehefrauen sich ihren Männern unterzuordnen haben.
Wenn der Ehemann die Frau zur Sünde auffordert, muss sie sich nicht unterordnen.
Wenn der Ehemann geistig eingeschränkt oder geisteskrank ist oder unter dem Einfluss von bewusstseinsverändernden Substanzen steht, muss sich die Ehefrau nicht unterordnen.
Wenn der Ehemann gewalttätig ist und sie körperlich bedroht, muss sich die Ehefrau nicht unterordnen.
Wenn der Mann das Eheversprechen durch Ehebruch bricht, muss sich die Ehefrau nicht damit abfinden, dass ihr Mann in einer ehebrecherischen Beziehung lebt.
„Wenn ein stoischer Jünger fragte, warum er sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten sollte, würde sein Lehrer ihm zweifellos sagen, dass es ‚angemessen‘ sei, weil es der Natur entspräche. Wenn ein christlicher Jünger die gleiche Frage stellte, würde ihm gesagt werden, dass ein solches Verhalten ‚dem Herrn gebührend‘ sei; Mitglieder der gläubigen Gemeinschaft sollten um Christi Willen so leben.“ (Bruce)
Ihr Männer, liebt eure Frauen: Paulus‘ Worte an die Ehemänner sichern seine Worte an die Ehefrauen ab. Obwohl Ehefrauen sich ihren Männern unterordnen müssen, entschuldigt das niemals, dass Ehemänner ihren Frauen gegenüber als Tyrannen auftreten. Stattdessen muss ein Mann seine Frau lieben. Das altgriechische Wort, das hier mit Liebe übersetzt wird, lautet Agape.
Im Wesentlichen bedeutet dies eine Verpflichtung für die Ehemänner. In der Antike – nach jüdischen, griechischen und römischen Bräuchen – hatte der Mann alle Macht und alle Privilegien über seine Ehefrau, der Vater in Bezug auf seine Kinder und der Herr in Bezug auf seine Sklaven. Es gab keinerlei zusätzlichen Befugnisse oder Privilegien auf Seiten der Ehefrauen, Kinder oder Sklaven.
„Agapao bedeutet nicht Zuneigung oder romantische Bindung; es bedeutet vielmehr fürsorgliche Liebe, eine bewusste Geisteshaltung, die sich um das Wohlergehen des geliebten Menschen kümmert.“ (Vaughan)
Streng genommen kann Agape nicht als ‚Gottes Liebe‘ definiert werden, weil die Menschen laut Bibel, die Sünde und die Welt mit der Agape lieben (Johannes 3, 19; 1. Johannes 2, 15). Vielmehr kann sie als eine opfernde, gebende, aufnehmende Liebe definiert werden. Das Wort hat weniger mit Emotion, sondern umso mehr mit Selbstverleugnung, um eines anderen willen zu tun.
Es ist eine Liebe, die liebt, ohne sich je zu verändern.
Es ist eine sich selbst hingebende Liebe, die gibt, ohne eine Rückzahlung zu verlangen oder zu erwarten.
Diese Liebe ist so groß, dass sie sogar nicht liebenswerten oder unattraktiven Menschen gegeben werden kann.
Es ist eine Liebe, die liebt, auch wenn sie abgelehnt wird.
Die Agape-Liebe gibt und liebt, weil sie es will. Sie verlangt oder erwartet keine Rückerstattung der gegebenen Liebe. Sie gibt, weil sie liebt und sie liebt nicht, um etwas zu empfangen.
Wir können diesen Abschnitt lesen und dabei denken, dass Paulus meint: „Ehemann, sei lieb zu deiner Frau.“ oder: „Ehemann, sei nett zu deiner Frau.“ Es besteht kein Zweifel, dass dies für viele Ehen eine große Verbesserung wäre. Aber das ist nicht das, worüber Paulus hier schreibt. Was er wirklich meint, ist: „Ehemann, praktiziere ständige Selbstverleugnung um deiner Frau willen.“
Natürlich ist die Agape-Liebe die Art und Weise von Liebe, mit der Jesus seinem Volk begegnet und eben diese Liebe soll den Ehemännern gegenüber ihren Frauen zum Vorbild sein (Epheser 5, 25).
Und seid nicht bitter gegen sie: Man könnte hieraus folgern, dass die Frau dem Mann einen Grund gegeben hat, bitter zu sein. Paulus aber sagt: „Es spielt keine Rolle, Ehemann.“ Der Ehemann mag sich in seiner harten oder lieblosen Haltung und seinen Handlungen gegenüber seiner Frau vollkommen gerechtfertigt fühlen, aber er ist es nicht – ganz egal, wie sich die Frau dem Ehemann gegenüber verhalten hat.
Agape liebt auch bei offensichtlichen und gravierenden Missständen und auch wenn der Empfänger der Liebe unwürdig ist.
4. Die Eltern-Kind-Beziehung des neuen Menschen
Kolosser 3, 20-21
Kolosser 3, 20-21 Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in allem, denn das ist dem Herrn wohlgefällig! Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht [zum Zorn], damit sie nicht unwillig werden!
Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in allem: Paulus denkt hierbei an Kinder, die noch im elterlichen Haushalt und unter der direkten Autorität ihrer Eltern leben. Für diese gilt, dass sie nicht nur ihren Vater und ihre Mutter ehren müssen (vgl. Epheser 6, 2), sondern sie müssen ihnen auch gehorsam sein und dies in allem.
Wenn ein Kind erwachsen ist und nicht mehr im Haushalt seiner Eltern lebt, ist es nicht mehr der gleichen Gehorsamspflicht unterworfen, aber die Verpflichtung, Vater und Mutter zu ehren, bleibt bestehen.
Denn das ist dem Herrn wohlgefällig: Dies ist einer der wichtigen Gründe für den Gehorsam eines Kindes. Wenn ein Kind die Autorität seiner Eltern respektiert, respektiert es auch Gottes Rangordnung in anderen Lebensbereichen.
Diese Vorstellung von einer Rangordnung und die Einhaltung dieser Rangordnung sind für Gott so wichtig, dass sie Teil seines Wesens sind. Die erste Person der Heiligen Dreifaltigkeit wird Vater genannt; die zweite Person der Heiligen Dreifaltigkeit wird Sohn genannt. In diesen Titeln ist das Verhältnis von Autorität und Unterordnung inbegriffen.
Der Vater übt Autorität über den Sohn aus, und der Sohn ordnet sich der Autorität des Vaters unter – dies entspricht der Natur und dem Wesen Gottes selbst! Unser Versagen, biblische Autorität auszuüben, und unser Versagen, uns der biblischen Autorität unterzuordnen, ist nicht einfach nur falsch und tragisch – es ist eine Sünde gegen die Natur und das Wesen Gottes. Erinnere dich an 1. Samuel 15, 23: Denn Ungehorsam ist [wie] die Sünde der Wahrsagerei.
Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht [zum Zorn]: Kinder haben eine Verantwortung zu gehorchen, aber Eltern – hier als Väter zusammengefasst – haben die Verantwortung, ihre Kinder nicht zu reizen. Eltern können ihre Kinder [zum Zorn] reizen, indem sie zu hart, zu fordernd, zu kontrollierend, unversöhnlich oder einfach nur wütend sind. Diese Härte kann durch Worte, durch Taten oder durch nonverbale Kommunikation ausgedrückt werden.
Bei den meisten Erziehungsproblemen geben die Eltern dem Kind die Schuld. Das ist einfach, denn das Problem zeigt sich gewöhnlich am deutlichsten im schlechten Verhalten des Kindes. Aber Paulus erinnert uns klugerweise daran, dass das schlechte Verhalten tatsächlich von den Eltern ausgeht, indem das Kind zum Zorn gereizt wird. Wenn dies der Fall ist, rechtfertigt es nicht das schlechte Verhalten des Kindes, aber es kann teilweise die Ursache dafür erklären. Es wird den Eltern befohlen, alles Erdenkliche dafür zu tun, dass sie ihre Kinder nicht [zum Zorn] reizen.
Reizt … [zum Zorn]: „Verärgern durch strenge Vorgaben, fortwährende Fehlersuche und Einmischung nur der Einmischung wegen.“ (Peake)
„Eltern, und besonders Väter, werden dazu aufgefordert, ihre Kinder nicht dadurch zu verärgern, dass sie dermaßen unverhältnismäßige Forderungen an sie stellen, dass ihre Kinder den Mut verlieren und zu der Überzeugung gelangen, dass es unmöglich ist, ihren Eltern zu gefallen.“ (Bruce)
„Das Wort ‚Väter‘ kann sich auf Eltern beiderlei Geschlechts beziehen, obwohl es durchaus auf die bedeutende Rolle des Vaters innerhalb der von Gott geschaffenen Ordnung bei der Erziehung von Kindern hinweisen soll.“ (Wright)
Damit sie nicht unwillig werden: Kinder, die mit Eltern aufwachsen, die sie zum Zorn reizen, werden unwillig. Sie werden die Liebe und die Unterstützung ihrer Eltern nicht so empfinden, wie sie sollten. Sie werden zu der Überzeugung gelangen, dass die ganze Welt gegen sie ist, weil sie mit dem Gefühl leben, dass ihre Eltern gegen sie sind. Das soll uns daran erinnern, wie wichtig es ist, mit viel Gnade zu erziehen. Vielleicht sollten wir mit unseren Kindern so gnädig, sanftmütig, vergebend und geduldig sein, wie Gott es mit uns ist.
5. Die Diener- und Herrenbeziehung des neuen Menschen
Kolosser 3, 3, 22-4, 1
Kolosser 3, 3, 22-4, 1 Ihr Knechte, gehorcht euren leiblichen Herren in allen Dingen; nicht mit Augendienerei, um den Menschen zu gefallen, sondern in Einfalt des Herzens, als solche, die Gott fürchten. Und alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen, da ihr wisst, dass ihr von dem Herrn zum Lohn das Erbe empfangen werdet; denn ihr dient Christus, dem Herrn! Wer aber Unrecht tut, der wird empfangen, was er Unrechtes getan hat; und es gilt kein Ansehen der Person. Ihr Herren, gewährt euren Knechten das, was recht und billig ist, da ihr wisst, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt!
Ihr Knechte, gehorcht euren leiblichen Herren in allen Dingen: Als Christen, die den neuen Menschen angezogen haben, werden sie eine angemessen untergeordnete Haltung gegenüber ihren Herren zeigen – im modernen Kontext, gegenüber ihrem Arbeitgeber oder Vorgesetzten.
Dies ist ein weiterer Bereich der Rangordnung Gottes. Angestellte haben eine von Gott gewollte Rolle des Gehorsams und der Unterordnung gegenüber ihren Arbeitgebern oder Vorgesetzten einzunehmen.
„Es sei angemerkt, dass dieser Abschnitt weitaus länger ist als die beiden anderen. Dies könnte durchaus auf lange Gespräche zurückzuführen sein, die Paulus mit dem entlaufenen Sklaven Onesimus führte, den er später zu dessen Herrn Philemon zurückschicken sollte.“ (Barclay)
„Mehr als die Hälfte der Menschen, die man auf den Straßen der großen Städte des Römischen Reiches sah, waren Sklaven. Und dies war ebenfalls der Status der meisten ‚Berufstätigen‘, wie zum Beispiel der von Lehrern und Ärzten, ebenso wie von Knechten und Handwerkern.“ (Vaughan)
Nicht mit Augendienerei, um den Menschen zu gefallen, sondern in Einfalt des Herzens, als solche, die Gott fürchten: Wir sind immer versucht, nur so hart zu arbeiten, wie wir müssen, weil wir denken, wir müssten lediglich den Menschen gefallen. Aber Gott möchte, dass jeder Arbeiter versteht, dass er letztendlich für ihn arbeitet. Deshalb sollte er es von Herzen tun, als für den Herrn und nicht für Menschen. Gott verspricht, diejenigen zu belohnen, die mit einem solchen Herzen arbeiten.
Der Christ, der ein unehrlicher, fauler oder unzuverlässiger Arbeiter ist, hat es mit etwas viel Schlimmerem zu tun als mit einer Abmahnung durch seinen irdischen Vorgesetzten. Auch sein himmlischer Vorgesetzter kann ihm eine Abmahnung erteilen.
„Weitaus schuldhafter ist die Haltung der sogenannten ‚Clockwatcher‘. [Das bedeutet in etwa „Arbeitnehmer, die ständig auf die Uhr schauen“, eine Haltung, nur auf den Feierabend hinzuarbeiten.] Diese sind die vertragliche Verpflichtung eingegangen, ihrem Arbeitgeber zu dienen und erhalten dafür als Gegenleistung eine vereinbarte Vergütung. Christliche Sklaven jedoch – oder christliche Angestellte heutzutage – erfüllen ihre Pflicht treu und gewissenhaft aus dem höchsten aller Motive heraus; sie sind vor allem Diener Christi und werden in erster Linie so arbeiten, dass sie ihm gefallen.“ (Bruce)
Zum Lohn das Erbe: „Man sollte ‚das Erbe‘ richtig interpretieren. Der Hinweis bezieht sich eindeutig auf das Leben im kommenden Zeitalter. Dies zeigt eine gewisse Ironie, denn im irdischen Kontext können Sklaven keinen Besitz erben.“ (Wright)
Denn ihr dient Christus, dem Herrn: „Die Kraft dieses ungewöhnlichen Satzes (Paulus erwähnt sonst nirgendwo die Titel ‚Herr‘ und ‚Christus‘ ohne den Namen ‚Jesus‘) könnte durch eine Umformulierung hervorgehoben werden: ’so arbeite für den wahren Herrn – Christus!“ (Wright)
Wer aber Unrecht tut, der wird empfangen, was er Unrechtes getan hat: Wenn ein christlicher Arbeiter seine Arbeit schlecht macht, sollte er von seinem Chef keine besondere Nachsicht erwarten, besonders dann nicht, wenn sein Chef ein Christ ist. Als Christ sollten wir uns unserer Verantwortung noch mehr bewusst sein und nicht weniger.
„Ein untreuer Diener kann seinem Herrn durchaus auf verschiedenste Weise Unrecht tun und ihn betrügen, ohne jemals dabei erwischt zu werden. Aber alle diese Personen sollten sich folgende Worte bewusst machen: Wer Unrecht tut, wird auch für das Unrecht, das er getan hat, empfangen; Gott sieht ihn und wird ihn für seine Unehrlichkeit und seine Untreue bestrafen.“ (Clarke)
Wird empfangen … und es gilt kein Ansehen der Person: Für christliche Sklaven in der Antike und für christliche Arbeiter heutzutage gab und gibt es auf Erden keine Garantie für eine gerechte Behandlung durch ihren Arbeitgeber. Manchmal bedeutet, das Ansehen der Person geltend zu machen, dass schlechte Arbeiter ungerechterweise belohnt und gute Angestellte bestraft werden oder unbelohnt bleiben. Paulus versichert sowohl unseren Brüdern der Urgemeinde als auch uns, dass es eine endgültige Belohnung und Bestrafung gibt, und dass dabei nicht das Ansehen der Person gilt.
In Epheser 6, 9 wendet sich Paulus an die Herren und warnt sie, dass bei Gott nicht das Ansehen einer Person gilt. Hier im Kolosserbrief warnt er die Diener, dass bei Gott nicht das Ansehen der Persongilt. „Im Epheserbrief sollen die Herren nicht denken, dass Gott durch ihre soziale Stellung beeinflussbar sei. Im vorliegenden Abschnitt sollen die Sklaven nicht skrupellos handeln, nur weil sie von den Menschen als verantwortungsloses Eigentum behandelt werden.“ (Vaughan)
Ihr Herren, gewährt euren Knechten das, was recht und billig ist: So wie die Christen den neuen Menschen anziehen, werden sie recht und billig zu denen sein, die für sie arbeiten. Es ist eine schlimme Sache für einen Chef, seine Arbeiter zu betrügen oder zu misshandeln, aber weitaus schlimmer ist es für einen Christen, so zu handeln.
Recht und billig: Dies ist sogar noch bedeutender als der Befehl an die Herren, freundlich oder gut zu den Sklaven zu sein. Man kann zu Tieren oder Haustieren freundlich sein oder sie gut behandeln; aber wir können nur zu unseren Mitmenschen recht und billig [gerecht und fair] sein. Paulus forderte die Herren auf, eine Anerkennung auszusprechen, die die Grundfesten der Sklaverei untergraben würde.
Im Laufe der Geschichte des Christentums gab es einige, die diese Passagen, in denen Paulus zu Sklaven und ihren Herren spricht, benutzten, um die Ausübung der Sklaverei zu rechtfertigen oder sogar zu fördern. Andere haben diese Passagen für die Sklavenhaltung verantwortlich gemacht. Dennoch kann man das Christentum in keiner Weise für die Sklaverei verantwortlich machen. Sie war eine gängige Praxis, die zeitlich gesehen sowohl bereits vor dem Christentum als auch vor dem jüdischen Volk bestanden hatte. Stattdessen sollte man sich bewusst machen, dass die Abschaffung der Sklaverei von christlichen Menschen und deren Gedankengut ausging und dass sie nicht von irgendeiner anderen großen Religion und schon gar nicht vom Säkularismus initiiert wurde.
Ohne sich hier öffentlich gegen die Sklaverei auszusprechen, schien Paulus zu verstehen, dass die gesamte Struktur der Sklaverei im Römischen Reich mit der Zeit zusammenbrechen würde – und das tat sie auch – wenn er den Aspekt offenlegen würde, dass Sklaven im Leib Christi gleichberechtigt und vollwertige Menschen sowohl mit Verantwortung als auch mit Rechten wären (nämlich in einer Weise behandelt werden sollten, die recht und billig ist).
Kolosser 3 – Ablegen, Anziehen
A. Den alten Menschen ablegen
1. Die Grundlage für Paulus´ praktische Anweisungen
Kolosser 3, 1-4
Kolosser 3, 1-4
Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.
2. Tötet die Dinge, die gegen Gott und Teil dieser Welt sind
Kolosser 3, 5-7
Kolosser 3, 5-7
Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist; um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams; unter ihnen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr in diesen Dingen lebtet.
3. Beseitigung weiterer Spuren der Weltlichkeit
Kolosser 3, 8-9
Kolosser 3, 8-9
Jetzt aber legt auch ihr das alles ab — Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, hässliche Redensarten aus eurem Mund. Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen
B. Den neuen Menschen anziehen
1. So wie wir den alten Menschen ablegen, müssen wir den neuen Menschen anziehen
Kolosser 3, 10-11
Kolosser 3, 10-11
Und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat; wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, [noch] Barbar, Skythe, Knecht, Freier — sondern alles und in allen Christus.
2. Das Leben des neuen Menschen
Kolosser 3, 12-17
Kolosser 3, 12-17
So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut; ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr. Über dies alles aber [zieht] die Liebe [an], die das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen; zu diesem seid ihr ja auch berufen in einem Leib; und seid dankbar! Lasst das Wort des Christus´ reichlich in euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander und singt mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern dem Herrn lieblich in eurem Herzen. Und was immer ihr tut in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
In diesem Sinne bedeutet herzlich, berührungsempfindlich und sensibel für das Leid anderer zu sein. „Der Apostel möchte, dass sie (Gottes Auserwählte) die geringste Berührung des Elends eines anderen spüren; und so nah wie sie ihre Kleidung am Körper tragen, so nah sollte ihr Mitgefühl am Elenden sein.“ (Clarke)
3. Die Ehebeziehung des neuen Menschen
Kolosser 3, 18-19
Kolosser 3, 18-19
Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie sich’s gebührt im Herrn! Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie!
4. Die Eltern-Kind-Beziehung des neuen Menschen
Kolosser 3, 20-21
Kolosser 3, 20-21
Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in allem, denn das ist dem Herrn wohlgefällig! Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht [zum Zorn], damit sie nicht unwillig werden!
5. Die Diener- und Herrenbeziehung des neuen Menschen
Kolosser 3, 3, 22-4, 1
Kolosser 3, 3, 22-4, 1
Ihr Knechte, gehorcht euren leiblichen Herren in allen Dingen; nicht mit Augendienerei, um den Menschen zu gefallen, sondern in Einfalt des Herzens, als solche, die Gott fürchten. Und alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen, da ihr wisst, dass ihr von dem Herrn zum Lohn das Erbe empfangen werdet; denn ihr dient Christus, dem Herrn! Wer aber Unrecht tut, der wird empfangen, was er Unrechtes getan hat; und es gilt kein Ansehen der Person. Ihr Herren, gewährt euren Knechten das, was recht und billig ist, da ihr wisst, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt!
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.