Lukas 6, 1-2 Es geschah aber, dass er am zweiten Sabbat nach dem ersten durch die Kornfelder ging; und seine Jünger streiften Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie. Da sagten etliche von den Pharisäern zu ihnen: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht zu tun erlaubt ist?
Es geschah aber … am zweiten Sabbat: Wenn es sich bei dem nicht genannten ersten Sabbat, um den in Lukas 4, 31 erwähnten Sabbat handelt, dann hat Lukas diese Zeitangabe gemacht, um zu verdeutlichen, wie beschäftigt Jesus war, in den zwei Wochen (zweiter Sabbat) nach dem Sabbat, der in Lukas 4, 31 erwähnt wird.
Clarke und andere glauben, dass sich dieser Satz auf den ersten Sabbat nach dem Passah bezieht. Auch hier gibt es einige Komplikationen mit dem Urtext und es könnte auch einfach ‚am Sabbat‘ heißen.
Seine Jünger streiften Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie: Es war nichts Falsches an ihrem Tun. Dem entsprechend, was in der Vorschrift für die Armen des Landes in 5. Mose 23, 25 steht, betrachtete man ihre Nachlese nicht als Diebstahl.
Warum tut ihr, was am Sabbat nicht zu tun erlaubt ist? Das Problem war der Tag, an dem sie es taten. Die Rabbiner erstellten eine ausführliche Liste von Dingen, die man am Sabbat ‚tun‘ und ‚nicht tun‘ durfte, und das verstieß gegen einen der Punkte auf dieser Liste.
Als die Jünger taten, was sie taten, machten sie sich in den Augen der religiösen Oberhäupter schuldig zu ernten, zu dreschen, auszulesen und Nahrung zuzubereiten. Es waren also gleich vier Verstöße gegen den Sabbat auf einmal.
Diese Einstellung zum Sabbat setzt sich unter orthodoxen Juden bis heute fort. Anfang 1992 ließen Mieter drei Wohnungen in einem orthodoxen Viertel in Israel, bis auf die Grundmauern niederbrennen, während sie einen Rabbiner fragten, ob ein Telefonanruf bei der Feuerwehr am Sabbat gegen das jüdische Gesetz verstößt. Gläubigen Juden ist es verboten, am Sabbat zu telefonieren, weil dadurch ein elektrischer Stromfluss unterbrochen oder geschlossen wird, was als Form von Arbeit gilt. In der halben Stunde, die der Rabbiner brauchte, um zu entscheiden, dass es erlaubt sei, breitete sich das Feuer auf zwei benachbarte Wohnungen aus.
Zu dieser Zeit ergänzten viele Rabbiner das Judentum mit ausgefeilten Ritualen im Zusammenhang mit dem Sabbat und anderen Gesetzen. Die alten Rabbiner lehrten, dass es am Sabbat verboten sei, einen Knoten zu binden – mit der Ausnahme, dass eine Frau einen Knoten in ihren Gürtel machen durfte. Wenn also ein Eimer mit Wasser aus einem Brunnen gehoben werden musste, durfte man kein Seil an den Eimer binden, aber eine Frau durfte ihren Gürtel an den Eimer und dann an das Seil binden.
2. Jesus antwortet auf die Anklage mit zwei wichtigen Prinzipien
Lukas 6, 3-5 Und Jesus antwortete ihnen und sprach: Habt ihr nicht einmal gelesen, was David tat, als er und seine Gefährten hungrig waren? Wie er in das Haus Gottes hineinging und die Schaubrote nahm und aß und auch seinen Gefährten davon gab, welche doch niemand essen darf als nur die Priester? Und er sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen ist Herr auch über den Sabbat.
Habt ihr nicht einmal gelesen: Das war nicht gerade ein dezenter Vorwurf gegenüber den religiösen Oberhäuptern (den Pharisäern aus Lukas 6, 2), die auf ihre Kenntnis der Schrift vertrauten. Damit stellte Jesus in Frage, ob sie ihre Bibeln überhaupt jemals gelesen oder verstanden haben. Er deutete an, dass sie den wesentlichen Punkt des folgenden alttestamentlichen Ereignisses nicht verstanden haben.
„Es ist möglich, die Heilige Schrift akribisch zu lesen, die Bibel von Anfang bis zum Ende in- und auswendig zu kennen, sie wörtlich zu zitieren und jede Prüfung darüber zu bestehen – und doch ihre eigentliche Bedeutung völlig zu verkennen.“ (Barclay)
Was David tat, als er und seine Gefährten hungrig waren: Der Hinweis auf Davids Gebrauch des heiligen Brotes (Schaubrot oder Brot der Gegenwart) in 1. Samuel 21, 2-7 zeigt das erste Prinzip: Menschliche Bedürfnisse sind wichtiger als religiöse Rituale.
Es ist genau das, was viele traditionsbewusste Menschen einfach nicht akzeptieren können.
Sie glauben nicht, dass Gott mehr Wohlgefallen an Liebe hat, als an Opfern (Hosea 6, 6).
Sie glauben nicht, dass die Liebe anderen gegenüber wichtiger ist, als religiöse Rituale (Jesaja 58, 1-9).
Sie glauben nicht, dass die Opfer, die Gott gefallen … ein zerbrochener Geist sind und ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz. Diese wird Gott nicht verachten (Psalm 51, 19).
„Jede Anwendung des Sabbatgesetzes, die einen Nachteil für die Menschen bewirkt, steht nicht im Einklang mit Gottes Absicht.“ (Morgan)
Der Vorfall bei David war eine wirksame Verteidigung, denn:
Es ging um Essen.
Es geschah wahrscheinlich am Sabbat (1. Samuel 21, 7).
Es betraf nicht nur David, sondern auch seine Anhänger.
Der Sohn des Menschen ist Herr auch über den Sabbat: Das zweite Prinzip war noch eindrucksvoller. Jesus sagte, er sei der Herr auch über den Sabbat, und wenn der Herr des Sabbats wegen der Handlungen seiner Jünger nicht verärgert war, hätten die religiösen Anführer auch nicht aufgebracht sein sollen.
Das war ein direkter Anspruch auf Göttlichkeit. Jesus sagte, er habe die Autorität zu beurteilen, ob seine Jünger das Sabbatgesetz gebrochen hätten, weil er der Herr … über den Sabbat sei.
3. Jesus betritt die Synagoge und sieht den Mann mit der verdorrten Hand
Lukas 6, 6-8 Es geschah aber auch an einem anderen Sabbat, dass er in eine Synagoge ging und lehrte; und dort war ein Mensch, dessen rechte Hand verdorrt war. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer lauerten ihm auf, ob er am Sabbat heilen würde, um einen Grund zur Anklage gegen ihn zu finden. Er aber kannte ihre Gedanken und sprach zu dem Menschen, der die verdorrte Hand hatte: Steh auf und stelle dich in die Mitte! Da stand er auf und stellte sich dorthin.
Dass er in eine Synagoge ging: Lukas beschreibt den zunehmenden Widerstand gegen Jesus und seine Nachfolger. Dennoch besuchte Jesus weiterhin die Synagoge zum Gottesdienst und verließ die Versammlung des Volkes Gottes nicht – auch wenn man meinen könnte, er hätte Grund dazu gehabt.
Die Schriftgelehrten und Pharisäer lauerten ihm auf, ob er am Sabbat heilen würde: Durch ihr Verhalten bestätigten die Pharisäer, dass Jesus die göttliche Vollmacht hatte, Wunder zu vollbringen und doch versuchten sie, ihm eine Falle zu stellen. Es ist, als könnte jemand fliegen, und die Behörden verhafteten ihn, weil er nicht auf Flughäfen landet.
Die religiösen Oberhäupter lauerten Jesus auf, jedoch ohne ein liebendes Herz für ihn zu haben. Wir können Jesus beobachten, aber trotzdem in unserem Herzen weit von ihm entfernt sein.
„Es könnte sogar sein, dass sie Jesus absichtlich eine Falle stellten, indem sie den Mann in die Synagoge brachten.“ (Pate) Vielleicht hatten sie sogar eine größere Erwartung, dass Jesus ein solches Wunder tun würde, als die Nachfolger Jesu.
Lukas 6, 9-11 Da sprach nun Jesus zu ihnen: Ich will euch etwas fragen: Darf man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, das Leben retten oder verderben? Und indem er sie alle ringsumher ansah, sprach er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Der aber tat es, und seine Hand wurde wiederhergestellt [und war] gesund wie die andere. Sie aber wurden mit Unverstand erfüllt und besprachen sich miteinander, was sie Jesus antun könnten.
Darf man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, das Leben retten oder verderben? In seiner Frage an die religiösen Oberhäupter betonte Jesus die Wahrheit über den Sabbat. Es gibt keinen falschen Tag, um etwas wirklich Gutes zu tun.
In dem gesetzlichen Denkansatz, den die religiösen Führer zur Zeit Jesu verfolgten (und der über die Gebote der Bibel selbst hinausging), vernachlässigten sie eindeutig die Taten des Mitgefühls und der Liebe gegenüber den Bedürftigen. „Es gibt wohl keine stärkere Entweihung göttlicher Ordnungen als die, welche den Strom des Mitgefühls verstopft.“ (Morgan)
Der moderne Christ steht vor der Herausforderung, allen Menschen Liebe und Mitgefühl entgegenzubringen und treu Gottes klar formulierte moralische Maßstäbe in sozialen Streitfragen hochzuhalten.
Strecke deine Hand aus: Als Jesus dem Mann befahl, „Strecke deine Hand aus!“, forderte er ihn auf, etwas zu tun, was in seinem gegenwärtigen Zustand nicht möglich war. Aber Jesus gab ihm sowohl den Befehl, als auch die Fähigkeit, ihn auszuführen. Der Mann versuchte es und wurde geheilt.
Sie aber wurden mit Unverstand erfüllt: Die Reaktion der religiösen Oberhäupter war schockierend, aber wahr. Als Jesus am Sabbat dieses Wunder vollbrachte, kam er den Bedürfnissen der einfachen Leute entgegen und brach mit den kleinlichen, religiösen Traditionen des etablierten Systems. Offensichtlich waren ihr Unverstand und ihre Mordabsichten ( … besprachen sich miteinander, was sie Jesus antun könnten) weitaus größere Verletzungen des Sabbats, als die Heilung der verdorrten Hand des Mannes.
Jesus tadelte die religiösen Anführer seiner Zeit oft wegen dieser Herzenshaltung. Er sagte über sie: Denn ihr verlasst das Gebot Gottes und haltet die Überlieferung der Menschen ein … Trefflich verwerft ihr das Gebot Gottes, um eure Überlieferung festzuhalten … und so hebt ihr mit eurer Überlieferung, die ihr weitergegeben habt, das Wort Gottes auf. (Markus 7, 8-9; 7, 13)
Jesus versuchte nicht, den Sabbat zu reformieren. Er versuchte zu zeigen, dass sie in ihrem Verständnis des Sabbats den Sinn des Ganzen verfehlten. Ein Gesetzestreuer will über die Regeln debattieren; aber es ging nicht darum, welche Regeln die richtigen sind, sondern um die grundsätzliche Art und Weise wie wir Gott begegnen. Wir betonen, dass es nicht auf das ankommt, was wir für ihn tun, sondern auf das, was er in Jesus Christus für uns getan hat.
Lukas 6, 12-13 Es geschah aber in jenen Tagen, dass er hinausging auf den Berg, um zu beten; und er verharrte die Nacht hindurch im Gebet zu Gott. Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte:
Es geschah aber in jenen Tagen, dass er hinausging auf den Berg, um zu beten: Jesus war an einem kritischen Punkt seines Dienstes:
Er verstieß gegen die Traditionen der religiösen Führung, und sie begannen, seinen Tod zu planen.
Auch die politische Führung begann, seinen Niedergang zu planen (nach Markus 3, 6).
Große Menschenmengen folgten ihm, aber sie waren nicht an geistlichen Dingen interessiert und ließen sich schnell gegen Jesus aufbringen.
Als Reaktion auf diesen Druck und die sich verändernden Situationen zog sich Jesus für diese Zeit des besonderen Gebets zurück. Wir nehmen an, dass Jesus ständig betete. Diese Situation erforderte jedoch, dass er hinausging auf den Berg, um zu beten. „Jesus suchte den Berg auf, um zu verhindern, gestört zu werden, um sich selbst die Gelegenheit zu geben, seine ganze Seele auszuschütten und um Aufsehen zu vermeiden.“ (Spurgeon)
Dann, als er allein auf dem Berg war, betete Jesus die Nacht hindurch, bevor er zwölf seiner Jünger auswählte, die seine Apostel werden sollten.
Und er verharrte die Nacht hindurch im Gebet zu Gott: Jesus war dabei, seine Jünger auszuwählen. In gewisser Hinsicht gab es in den drei Jahren seines Dienstes, vor dem Tod am Kreuz, nichts Wichtigeres als diese Entscheidung. Das waren die Männer, die fortführen würden, was er getan hatte. Ohne sie würde sich das Werk Jesu niemals auf der ganzen Welt ausbreiten. Kein Wunder, dass Jesus dieser kritischen Entscheidung eine ganze Gebetsnacht widmete.
Jesus war Gott; dennoch nutzte er sein unendliches Wissen nicht einfach, um die Apostel auszuwählen. Stattdessen betete er die ganze Nacht. Wie bei jedem anderen Kampf stand Jesus diesem als Mensch gegenüber; als Mann, der den Willen seines Vaters suchen und sich auf die Kraft des Heiligen Geistes verlassen musste, so wie wir es tun.
Die Nacht hindurch: „Eine Nacht allein im Gebet könnte uns zu neuen Menschen machen, von Seelenarmut zu geistigem Reichtum, von Zittern zu Triumph.“ (Spurgeon)
Rief er seine Jünger zu sich: Die Jünger (und demnach natürlich auch die Apostel) gehörten zu Jesus. Jünger gehören nie irgendeinem Menschen, sie gehören nur Jesus. Sie sind seine Jünger.
„Ein Jünger war ein Lernender, ein Student, aber im ersten Jahrhundert studierte ein Student nicht einfach nur ein Fach; er folgte einem Lehrer. Es gibt einen Aspekt der persönlichen Verbundenheit im Wort ‚Jünger‘, der bei ‚Student‘ fehlt.“ (Morris)
Und erwählte aus ihnen zwölf: Jesus wählte zwölf Apostel aus, weil dies die Grundlage des neuen auserwählten Volkes war, und da Israel zwölf Stämme hatte, würde Jesus auch zwölf Apostel haben.
Die er auch Apostel nannte: Aus der Gruppe seiner Anhänger (der größeren Gruppe von Jüngern) wählte er zwölf als Apostel aus.
Der Gedanke hinter dem altgriechischen Wort für Apostel ist ‚Botschafter‘. „Das griechische Wort ’apostolos’ bedeutet so viel wie ’Gesandter’.“ (Pate) Es bezeichnet jemanden, der einen anderen vertritt, und eine Botschaft von dem hat, der ihn sendet. In diesem weiteren Sinne war Jesus auch ein Apostel nach Hebräer 3, 1: … betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Christus Jesus.
Lukas 6, 14-16 Simon, den er auch Petrus nannte, und dessen Bruder Andreas, Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot, Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Ischariot, der auch zum Verräter wurde.
Petrus … Andreas, Jakobus und Johannes: Wir wissen wirklich nicht viel über die meisten dieser Männer. Über Petrus, Jakobus, Johannes und Judas wissen wir ein wenig. Doch von den anderen acht kennen wir fast nur ihren Namen. Ihr Ruhm ist dem Himmel vorbehalten, wo ihre Namen auf den zwölf Grundsteinen von Gottes himmlischer Stadt stehen (Offenbarung 21, 14).
Es gibt viele interessante Verbindungen innerhalb dieser Gruppe. Es gibt Brüder (Jakobus und Johannes, Petrus und Andreas); Geschäftspartner (Petrus, Jakobus und Johannes waren alle Fischer); gegensätzliche politische Standpunkte (Matthäus, der römerfreundliche Zöllner und Simon, der römerhassende Zelot); und einen, der Jesus verraten würde (Judas Ischariot, der auch zum Verräter wurde).
„Judas‘ Familienname Ischariot deutet wahrscheinlich darauf hin, dass er ein Mann aus Kerioth war: Er scheint also der einzige Judäer unter den Zwölfen gewesen zu sein.“ (Geldenhuys)
Es scheint, dass die Namen der zwölf Jünger gewöhnlich paarweise angeordnet sind. „Da Jesus seine Apostel paarweise aussandte, war dies eine logische Art, sie aufzulisten.“ (Wiersbe)
Petrus und Andreas
Jakobus und Johannes
Philippus und Bartholomäus (in Johannes 1, 45 auch Nathanael genannt)
Matthäus (Levi) und Thomas (sein Name bedeutet ‚Zwilling‘))
Jakobus, Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot
Judas, der Sohn des Jakobus (in Markus 3, 18 auch Thaddäus genannt) und Judas Ischariot
Judas Ischariot, der auch zum Verräter wurde: Jesus wählte Judas, wohl wissend, wie er sich entwickeln und dass er zum Verräter werden würde. Später sagte Jesus seinen Jüngern, dass er sie auserwählt hatte. Er wusste, dass einer von ihnen ein Teufel war (Johannes 6, 70).
Jesus hatte auch viele andere zur Auswahl. Er wählte diese zwölf unter vielen anderen aus.
Jesus war nicht auf der Suche nach einer unangenehmen Person, um einen Skandal oder eine Auseinandersetzung zu verursachen. Wir lesen von keinem anderen Skandal um Judas während des Wirkens Jesu. Die anderen Jünger schienen in den drei Jahren, die sie mit Jesus verbrachten, weitaus schlimmere Dinge getan zu haben.
Jesus entschied sich für Judas, obwohl er ihn kannte und um seine Absichten wusste. Doch er wusste auch, dass Gott das von Judas begangene große Übel zulassen, und sogar für etwas Gutes gebrauchen würde, unabhängig von Judas Absichten.
Ein Mann fragte einmal einen Theologen: „Warum hat Jesus Judas Ischariot als seinen Jünger ausgewählt?“ Der Lehrer antwortete: „Ich weiß es nicht, aber ich habe eine noch schwierigere Frage: Warum hat Jesus mich ausgewählt?“
3. Jesus bewirkt Heilung und Befreiung für viele Menschen
Lukas 6, 17-19 Und er stieg mit ihnen hinab und stellte sich auf einen ebenen Platz mit einer Menge seiner Jünger und einer großen Menge Volkes aus ganz Judäa und von Jerusalem und von der Meeresküste von Tyrus und Zidon, die gekommen waren, um ihn zu hören und geheilt zu werden von ihren Krankheiten, auch die, welche von unreinen Geistern geplagt waren; und sie wurden geheilt. Und die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn Kraft ging von ihm aus und heilte alle.
Er stieg mit ihnen hinab: Jesus ist mit ihnen (seinen Jüngern) hinabgestiegen, um dieser Menge zu dienen und sie zu segnen. Jesus lehrte sie nicht nur, anderen zu dienen; er wollte auch, dass sie ihn unterstützten. Hier schienen sie als Team zu arbeiten.
Jesus hätte das alles selbst tun können. Aber es war wichtig, dass er mit diesen zwölf Männern als Team zusammenarbeitete, sowohl um ihrer selbst willen, als auch um der Arbeit willen.
Und stellte sich auf einen ebenen Platz: Das in diesen wenigen Versen beschriebene Wirken, und die bis zum Ende des Kapitels aufgezeichnete Predigt, fand auf einem ebenen Platz statt. Für einige ist das eine hilfreiche Unterscheidung, die die folgende Predigt von der in Matthäus 5-7 beschriebenen Bergpredigt abgrenzt.
Einige haben festgestellt, dass das Gebiet um den See Genezareth – einschließlich des berühmten Berges der Seligpreisungen, auf dem vermutlich die Bergpredigt gehalten wurde – vom See Genezareth aus betrachtet, wie ein Berg aussieht, aber wenn man darauf oder darüber steht, wie eine ebene Fläche.
Einer großen Menge Volkes aus ganz Judäa und von Jerusalem und von der Meeresküste von Tyrus und Zidon: Menschen kamen aus großen Entfernungen, sogar aus heidnischen Städten wie Tyrus und Zidon, um von Jesus geheilt und von dämonischen Geistern befreit zu werden.
Und die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren: Das war eine dramatische Szene, in der Hunderte oder Tausende sich zu Jesus drängten, um ihn anzurühren, in der Hoffnung, etwas Wunderbares von ihm zu empfangen. In dieser Situation und in diesem Kontext lehrte Jesus sie. Man könnte sagen, dass er den Heilungsgottesdienst unterbrach und eine Bibelstunde abhielt.
Kraft ging von ihm aus und heilte alle: Jesus hatte nicht nur die Kraft Gottes in sich; es stimmte auch, dass Kraft … von ihm ausging, da er sie alle heilte.
Als die Frau mit dem Blutfluss den Saum des Gewandes von Jesus berührte und geheilt wurde, heißt es über Jesus, dass er in sich selbst erkannt hatte, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war (Markus 5, 30). Als Jesus den Nöten anderer diente, sowohl in seiner Predigt-/Lehrtätigkeit, als auch in seinen wunderbaren Taten, ging etwas von ihm aus. Es kostete ihn etwas, von Gott gebraucht zu werden und anderen zu dienen.
4. Jesus bereitet sich darauf vor, seine Jünger und die Menge zu lehren
Lukas 6, 20a Und er hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach:
Und er hob seine Augen auf über seine Jünger: Jesus begann hier mit einem Teil der aufgezeichneten Lehre, die oft Feldpredigt oder Predigt auf der Ebene genannt wird, weil sie an einem flachen Ort gehalten wurde (Lukas 6, 17) und um sie von der Bergpredigt in Matthäus 5-7 zu unterscheiden.
Die in Matthäus 5-7 aufgeschriebene Predigt ähnelt in vielerlei Hinsicht der Stelle bei Lukas, aber es gibt auch Unterschiede. Vor allem ist der Bericht bei Lukas viel kürzer. Viele fragen sich, ob es sich dabei um zwei verschiedene oder um ein und dieselbe Predigt handelt.
In der Wissenschaft sind die Meinungen zu diesem Thema geteilt. Aber wir sollten uns daran erinnern, dass Jesus ein Wanderprediger war, dessen Hauptaugenmerk auf dem Reich Gottes lag (siehe Lukas 4, 43).
Wanderprediger wiederholen sich oft vor verschiedenen Menschenmengen, besonders wenn sie über dasselbe Thema lehren. Das ist wahrscheinlich dieselbe Predigt wie in Matthäus 5-7, aber möglicherweise wurde sie zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort gehalten.
Über seine Jünger: Es ist kein Zufall, dass diese große Botschaft Jesu im Lukasevangelium unmittelbar nach der Auswahl der Zwölf (Lukas 6, 12-16) und vor der Aussendung dieser Jünger zum Predigen in die Städte Galiläas (Lukas 9, 1-6) steht. Es war Teil ihrer Ausbildung, diese Botschaft zu hören und zu verstehen, denn sie trug dazu bei, genau zu erklären, was es bedeutet, ein Nachfolger von Jesus, dem Messias zu sein.
„Es kann vermutet werden, dass die Predigt eine zweifache Funktion hatte: die Treue unter den Jüngern Jesu zu fördern und Nicht-Jünger zur Nachfolge aufzufordern.“ (Pate)
Es ist klar, dass die Feldpredigt (und die Bergpredigt) einen bedeutenden Einfluss auf die Urgemeinde hatte. Die ersten Christen nahmen ständig darauf Bezug und ihr Leben erstrahlte im Glanz der radikalen Jünger.
Und sprach: Was Jesus in der Feldpredigt (und in der Bergpredigt) sagte, wird seit langem als die Zusammenfassung der ethischen Lehre Jesu angesehen. In der Feldpredigt sagte Jesus seinen Nachfolgern, und solchen die es werden wollten, wie sie leben sollen.
Man sagt: Wenn man von allen guten Ratschlägen für das Leben, die je von Philosophen, Psychiatern oder Beratern gegeben wurden, die Dummheit entfernt und sie dann auf das Wesentliche reduziert, dann würde von dieser großartigen Botschaft von Jesus nur eine schlechte Nachahmung übrigbleiben.
Die Bergpredigt wird manchmal als die ‚Reich Gottes Erklärung‘ von Jesus angesehen. Die amerikanischen Revolutionäre hatten ihre Unabhängigkeitserklärung. Karl Marx hatte sein Manifest der kommunistischen Partei. Mit dieser Botschaft erklärte Jesus die Ziele und den Plan seines Königreichs.
Sie enthält eine radikal andere Botschaft, die nicht mit den Erwartungen des Volkes Israel an den Messias übereinstimmt. Es geht nicht um politische oder materielle Segnungen durch die Herrschaft des Messias. Stattdessen werden die geistlichen Auswirkungen der Herrschaft Jesu in unserem Leben zum Ausdruck gebracht. Diese großartige Botschaft sagt uns, wie wir leben sollen, wenn Jesus unser Herr ist.
Es ist wichtig zu verstehen, dass es in der Bergpredigt nicht um das Heil als solches geht, sondern dass sie für den Jünger und den potenziellen Jünger beschreibt, welche Auswirkungen es auf die Ethik und das Alltagsleben hat, wenn man Jesus als seinen König betrachtet.
„Das kann ein Beispiel für die jüdische Predigtmethode sein. Die Juden nannten das Predigen Charaz, was Perlen auffädeln bedeutet. Die Rabbiner waren der Ansicht, dass sich ein Prediger nie länger als ein paar Augenblicke bei einem Thema aufhalten sollte. Um das Interesse aufrechtzuerhalten, sollte er deshalb schnell von einem Thema zum anderen wechseln.“ (Barclay)
Lukas 6, 20b Glückselig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer!
Glückselig: Jesus versprach seinen Jüngern Glückseligkeit und er versprach, dass die Armen im Geiste gesegnet werden. Die Bedeutung, die hinter dem altgriechischen Wort für glückselig steht, kann auch mit ‚glücklich‘ übersetzt werden in einem zutiefst göttlichen Wortverständnis. Es beschreibt nicht unser modernes Empfinden von bloßer Gemütlichkeit oder Unterhaltung für einen Augenblick.
Dasselbe Wort für glückselig – das in gewissem Sinne ‚glücklich‘ bedeutet – wird in 1. Timotheus 1, 11 auf Gott angewendet: … nach dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes. „Makarios beschreibt dann jene Freude, die ihr Geheimnis in sich trägt, jene Freude, die heiter und unantastbar und in sich geschlossen ist, jene Freude, die völlig unabhängig von allen Chancen und Veränderungen des Lebens ist.“ (Barclay)
In Matthäus 25, 34 sagte Jesus, dass er am Tag des Gerichts zu seinem Volk sagen würde: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! An jenem Tag wird er richten zwischen den Gesegneten und den Verfluchten – er weiß und erklärt, was die Anforderungen an den Gesegneten sind. Wir können auch sagen, dass niemand jemals mehr gesegnet wurde als Jesus. Er weiß, was zu einem gesegneten Leben gehört.
„Beachte zudem mit Freude, dass die Glückseligkeit jedes Mal im Präsens ist, ein Glück, das man jetzt genießen und an dem man sich freuen kann. Es heißt nicht ‚Glückselig werdet ihr sein‘, sondern ‚Glückselig seid [ihr]‘.“ (Spurgeon)
Glückselig seid ihr Armen: Im altgriechischen Wortschatz gibt es mehrere Worte, die zur Beschreibung von Armut verwendet werden können. Jesus benutzte das Wort, das auf eine große Armut hinweist. Gemeint ist jemand, der um alles betteln muss, was er hat oder bekommen wird.
Diese Aussage fällt uns sofort auf. Sie ist sehr seltsam. Glückselig sollen die Armen sein? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Doch die Kraft und Weisheit dieser Wahrheit liegt in der Tatsache, dass der arme Mann das, was er braucht, bei anderen suchen muss. Er macht sich keine Illusionen über seine Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen.
Obwohl es viel praktische Weisheit in der Lehre Jesu gibt, war er ein geistlicher Mensch und lehrte über geistliche Themen. Die Armut, die Jesus am meisten im Blick hatte, ist die Armut des Geistes, und genau das formulierte er in der Predigt, die in Matthäus 5 aufgezeichnet ist.
Die Armen im Geiste erkennen, dass sie kein geistliches Eigentum besitzen. Sie wissen, dass sie geistlich bankrott sind. Armut im Geist kann nicht künstlich durch Selbsthass herbeigeführt werden. Sie entsteht, wenn der Heilige Geist in unserem Herzen wirkt und wir ihm antworten.
Jeder kann hier beginnen; gesegnet sind nicht zuerst die Reinen oder die Heiligen oder die Geistlichen oder die Wunderbaren. Jeder kann im Geiste arm sein. „Nicht das, was ich habe, sondern das, was ich nicht habe, ist der erste Berührungspunkt, zwischen meiner Seele und Gott.“ (Spurgeon)
Denn das Reich Gottes ist euer: Die Armen im Geiste, die so arm sind, dass sie betteln müssen, die werden belohnt: Sie empfangen das Reich Gottes. Deshalb ist die Armut im Geiste eine Grundvoraussetzung für den Empfang des Reiches Gottes, denn solange wir uns Illusionen über unsere eigenen geistlichen Ressourcen machen, werden wir niemals von Gott das erhalten, was wir unbedingt brauchen.
Dieser Segen für die Armen steht aus gutem Grund an erster Stelle, denn er verdeutlicht die folgenden Gebote. Sie können nicht aus eigener Kraft erfüllt werden, sondern nur durch das Vertrauen des Bettlers auf die Kraft Gottes.
Lukas 6, 21a Glückselig seid ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr sollt gesättigt werden!
Glückselig seid ihr, die ihr jetzt hungert: Der hungrige Mensch ist auf der Suche. Er sucht nach Nahrung und hofft, seinen Appetit zu stillen. Sein Hunger treibt ihn an und sorgt dafür, dass er sich auf einen einzigen Punkt ausrichtet. Jesus beschrieb die Glückseligkeit derer, die sich auf ihn und seine Gerechtigkeit konzentrieren, wie einen hungrigen Mann, der sich auf Nahrung konzentriert.
Diese Leidenschaft ist echt, so wie der Hunger echt ist.
Diese Leidenschaft ist natürlich, so wie der Hunger bei einem gesunden Menschen natürlich ist.
Diese Leidenschaft ist intensiv, genau wie der Hunger.
Diese Leidenschaft kann schmerzhaft sein, genau wie echter Hunger Schmerzen verursachen kann.
Diese Leidenschaft ist eine treibende Kraft, so wie der Hunger einen Menschen antreiben kann.
Diese Leidenschaft ist ein Zeichen von Gesundheit, so wie der Hunger auf gute Gesundheit hindeutet.
Es ist gut, sich daran zu erinnern, dass Jesus das in einer Zeit zu einer Gesellschaft sagte, die wirklich wusste, was es heißt, hungrig und durstig zu sein. Der moderne Mensch – zumindest in der westlichen Welt – ist oft weit entfernt von den Grundbedürfnissen wie Hunger und Durst. Es fällt uns schwer, nach Jesus und seiner Gerechtigkeit zu hungern und zu dürsten.
Matthäus hat eine ähnliche Botschaft Jesu aufgeschrieben und Jesus mit diesen Worten wiedergegeben: Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten (Matthäus 5, 6). Da Jesus von mehr als nur physischem Hunger sprach, deutet sogar seine Predigt bei Lukas auf diese Art von Sehnsucht hin. Der Hunger nach Gerechtigkeit kann sich auf verschiedene Weise äußern:
Ein Mensch sehnt sich danach, ein rechtschaffenes Wesen zu haben.
Ein Mensch möchte geheiligt sein und noch heiliger werden.
Ein Mensch sehnt sich danach, in Gottes Gerechtigkeit zu leben.
Ein Mensch sehnt sich danach, dass die Gerechtigkeit in der Welt gefördert wird.
Denn ihr sollt gesättigt werden: Jesus versprach, diese Hungrigen satt zu machen; er versprach, sie mit so viel zu sättigen, wie sie essen konnten. Das ist eine seltsame Sättigung, die uns sowohl satt macht, als auch nach mehr verlangt.
Lukas 6, 21b Glückselig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen!
Glückselig seid ihr, die ihr jetzt weint: Das Weinen bezieht sich auf den schwachen und bedürftigen Zustand des Einzelnen und der Gesellschaft; jedoch in dem Bewusstsein, dass sie wegen der Sünde schwach und bedürftig sind. Ihr, die ihr jetzt weint, ihr weint tatsächlich wegen der Sünde und ihren Auswirkungen.
Diese Trauer ist die gottgewollte Betrübnis, welche eine Buße zum Heil bewirkt, von der Paulus in 2. Korinther 7, 10 geschrieben hat. Die Weinenden können etwas Besonderes von Gott erfahren: die Gemeinschaft seiner Leiden (Philipper 3, 10) und eine Nähe zu dem Mann der Schmerzen, der mit Leiden vertraut war (Jesaja 53, 3).
„Ich glaube nicht an jenen Glauben, der keine Träne im Auge hat, wenn er auf Jesus schaut. Der Glaube bei dem die Augen trocken bleiben, scheint mir ein entarteter Glaube zu sein, der nicht aus dem Geist Gottes geboren ist.“ (Spurgeon)
Denn ihr werdet lachen: Derjenige, der über seinen geistlichen Zustand trauert, kann wirklich lachen, wenn Gott die Dinge in Ordnung bringt. Am Abend kehrt das Weinen ein und am Morgen der Jubel. (Psalm 30, 6).
Jetzt: In jeder dieser drei paradoxen Aussagen – die den geistlichen Zustand eines Menschen in Bezug auf Armut, Hunger und Weinen beschreiben – gebrauchte Jesus das hoffnungsvolle Wort jetzt.
Ihr seid jetzt arm; eines Tages werdet ihr das Reich Gottes empfangen.
Ihr seid jetzt hungrig; eines Tages werdet ihr satt sein.
Ihr weint jetzt, eines Tages werdet ihr lachen.
Einigen gefällt der Gedanke, dass Jesus eher ein Revolutionär oder Gestalter der Gemeinde war, als ein echter Prediger und Lehrer. Sie denken, dass Jesus mit diesen Segensworten die soziale Ordnung untergraben und die Unterdrückten ermutigen wollte.
Jesus war tatsächlich sehr darauf bedacht, den Unterdrückten Macht zu geben, aber er richtete seinen Fokus auf die größte Unterdrückung von allen – die Herrschaft der Sünde über den Menschen, und die daraus resultierende Trennung von Gott. Obwohl Jesus die Not der Armen, Hungrigen und Weinenden im physischen Sinne nicht ignorierte, konzentrierte er sich doch auf die geistliche Revolution, die diese Menschen und eines Tages auch die Gesellschaft verändern würde.
Tatsächlich widerspricht das, was Jesus hier sagte, dem Geist des sozialen Revolutionärs, weil er den Menschen in ihrer gegenwärtigen Armut, ihrem Hunger und ihrem Weinen Hoffnung gab. Der Revolutionär will den Menschen alle gegenwärtige Hoffnung nehmen und verlangt, dass sie sofort handeln (oft gewaltsam, manchmal auch mörderisch), um angeblich Dinge zu ändern. Die bittere Frucht dieses Denkens kann beziffert werden mit mehreren hundert Millionen von Toten, durch die Mörder der kommunistischen Ideologie. Jesus zeigt einen besseren Weg, einen Weg der wahren Hoffnung.
Lukas 6, 22-23 Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen, und wenn sie euch ausschließen und schmähen und euren Namen als einen lasterhaften verwerfen um des Menschensohnes willen. Freut euch an jenem Tag und hüpft! Denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht.
Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen: Wir denken an die Menschen, die sich selbst als geistlich arm und hungrig betrachten; die weinend Gott suchen. Es scheint unmöglich, dass diese Menschen gehasst werden, doch sie werden gehasst.
Wenn sie euch ausschließenund schmähen und euren Namen als einen lasterhaften verwerfen: Das spricht von dem Ausmaß des Hasses, der den Nachfolgern Jesu entgegengebracht wird und noch Schlimmeres wird über sie kommen. Jesus sagte, dass seine Nachfolger (um des Menschensohnes willen) deshalb gesegnet sein werden.
Es dauerte nicht lange, bis diese Worte von Jesus für seine Nachfolger Realität wurden. Die ersten Christen erlebten, dass viele Feinde sie ausschlossen, schmähten und ihren Namen als einen lasterhaften ansahen. Die Christen wurden wegen der folgenden Punkte beschuldigt:
Kannibalismus, wegen grober und absichtlicher Falschdarstellung der Praxis des Abendmahls.
Unmoral, wegen grober vorsätzlicher Falschdarstellung des wöchentlichen ‚Liebesmahls‘ und ihrer privaten Treffen.
Revolutionärer Fanatismus, weil sie glaubten, dass Jesus zurückkehren und der Geschichte ein apokalyptisches Ende bereiten würde.
Spaltung von Familien, denn wenn ein Ehepartner oder Elternteil Christ wurde, kam es oft zu Veränderungen und Spaltungen in der Familie.
Verrat, weil sie die römischen Götter nicht ehren wollten und nicht an der Kaiserverehrung teilnahmen.
Freut euch an jenem Tag und hüpft! Es ist paradox, so glücklich zu sein, wenn man so gehasst wird, doch diese Verfolgten sind dazu in der Lage, denn ihr Lohn ist groß im Himmel und die Verfolgten sind in guter Gesellschaft. Auch die Propheten vor ihnen wurden verfolgt.
Trapp nennt einige Männer, die sich tatsächlich freuten … und hüpften, als sie verfolgt wurden. George Roper kam vor Freude hüpfend zum Scheiterhaufen und umarmte den Scheiterhaufen, auf dem er verbrannt wurde, als wäre er ein Freund. Dr. Taylor sprang und tanzte ein wenig, als er zu seiner Hinrichtung kam, und sagte, als er gefragt wurde, wie es ihm ginge: „Nun, Gott sei gelobt, guter Sheriff, es ging mir nie besser; denn jetzt bin ich fast zu Hause … ich bin sogar im Haus meines Vaters.“ Lawrence Saunders, der mit einem lächelnden Gesicht den Scheiterhaufen seiner Hinrichtung umarmte und ihn küsste und sagte: „Willkommen Kreuz Christi, willkommen ewiges Leben.“
Lukas 6, 24-26 Aber wehe euch, ihr Reichen, denn ihr habt euren Trost schon empfangen! Wehe euch, die ihr satt seid; denn ihr werdet hungern! Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und weinen! Wehe euch, wenn alle Leute gut von euch reden! Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.
Wehe: Das war ein Ausdruck des Bedauerns und des Mitgefühls, keine Drohung. Die Wehklagen, die Jesus aussprach, scheinen ebenso paradox zu sein, wie seine Segnungen. Normalerweise sehen wir kein Problem darin, reich oder satt zu sein, zu lachen oder gelobt zu werden.
Aber wehe euch, ihr Reichen … Wehe euch, die ihr satt seid: Reichtum, ständige Freuden, gute Zeiten und kein Gefühl von Bedürftigkeit, sind ein echtes Hindernis für das Reich Gottes. Normalerweise kommen wir erst dann in der richtigen Haltung zu Jesus, wenn wir wissen, dass wir arm, hungrig und trostbedürftig sind.
In jeder dieser paradoxen Aussagen stellte Jesus die gegenwärtigen Erwartungen an das Reich Gottes, der geistlichen Realität seines Reiches gegenüber. Jesus sagte uns, dass Gott unerwartete Dinge tut. Jesus spottete über die Werte der Welt. Er verherrlichte, was die Welt verachtet, und lehnte ab, was die Welt bewundert. Jesus stellte die Wahrnehmung von Gottes Reich auf den Kopf (oder besser gesagt, wieder richtig herum).
Lukas 6, 27-28 Euch aber, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen; segnet, die euch fluchen, und betet für die, welche euch beleidigen!
Liebt eure Feinde: Dieser Befehl ist erschreckend einfach zu verstehen, aber schwer zu befolgen. Jesus hat uns genau gesagt, wie wir unsere Feinde lieben sollen: Tut Gutes, segnet und betet für die, welche euch beleidigen.
Jesus erkannte, dass wir Feinde haben werden. Dieser Plan vom Reich Gottes berücksichtigt die Probleme der realen Welt. Obwohl wir Feinde haben werden, sollen wir ihnen in Liebe begegnen und darauf vertrauen, dass Gott unser Sein schützt und unsere Feinde auf die bestmögliche Weise beseitigt, nämlich indem er sie in unsere Freunde verwandelt.
Tut Gutes … segnet … betet für die, welche euch beleidigen: Die Liebe, die wir nach Jesu Worten für unsere Feinde empfinden sollen, ist kein warmes, kuscheliges Gefühl tief im Herzen. Wenn wir darauf warten, werden wir sie vielleicht nie lieben. Die Liebe zu unseren Feinden ist eine Liebe, die etwas für sie tut, unabhängig davon, was wir für sie empfinden mögen.
Segnet, die euch fluchen bedeutet, dass wir gut über diejenigen reden sollen, die schlecht über uns sprechen.
„Wir können unsere Feinde nicht so lieben, wie wir unsere Freunde und unsere Verwandten lieben. Das zu tun, wäre unnatürlich, unmöglich und sogar falsch. Aber wir können dafür sorgen, dass wir nur das Beste für unsere Feinde suchen, ganz gleich was ein Mensch uns antut, selbst wenn er uns beleidigt, misshandelt und verletzt.“ (Barclay)
Lukas 6, 29-30 Dem, der dich auf die eine Backe schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Hemd nicht. Gib aber jedem, der dich bittet; und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück.
Dem, der dich auf die eine Backe schlägt, biete auch die andere dar: Als Fortführung seiner erstaunlichen Predigt sagte Jesus, dass wir gewisse gegen uns gerichtete Bösartigkeiten erdulden müssen.
Wenn uns jemand beleidigt (auf die eine Backe schlägt), dann wollen wir zurückgeben, was die Person uns angetan hat, und sogar noch darüber hinaus. Jesus sagte aber, wir sollen solche Beleidigungen und Vergehen geduldig ertragen und uns nicht gegen eine böse Person wehren, die uns auf diese Weise beleidigt. Stattdessen vertrauen wir Gott, dass er uns verteidigt. France weist darauf hin, dass alte jüdische Schriften besagen, dass das Schlagen eines Menschen mit dem Handrücken – eine schwere Beleidigung – nach Mischna BK 8, 6 mit einer sehr hohen Geldstrafe geahndet wurde.
Die Annahme, Jesus hätte gemeint, dass man dem Bösen niemals widerstehen sollte, ist falsch. Jesus hat mit seinem Leben gezeigt, dass man dem Bösen widerstehen soll und muss, zum Beispiel als er im Tempel die Tische umwarf.
„Jesus sagt hier, dass der wahre Christ gelernt hat, keine Beleidigung zu verübeln und keine Vergeltung für Kränkung zu suchen.“ (Barclay) Wenn wir daran denken, wie Jesus selbst beleidigt und beschimpft wurde (als Vielfraß, Trinker, uneheliches Kind, Gotteslästerer, Verrückter usw.), sehen wir, wie er selbst dieses Prinzip gelebt hat.
Die Annahme, Jesus habe gemeint, man könne sich gegen einen tätlichen Angriff nicht wehren oder sich verteidigen, ist falsch. Als Jesus von einem Schlag auf die eine Backe sprach, wurde dies kulturell als tiefe Beleidigung und nicht als körperlicher Angriff verstanden. Jesus meinte nicht, dass, wenn jemand uns mit einem Baseballschläger auf die rechte Seite unseres Kopfes schlägt, wir ihm erlauben sollten, auch noch auf die linke Seite zu schlagen. 2. Korinther 11, 20 hat wahrscheinlich auch diese Art von ‚Schlägen‘ im Sinn.
Es ist auch falsch zu denken, Jesus habe gemeint, dass es in der Gesellschaft keinen Platz für Bestrafung oder Vergeltung gibt. Jesus sprach hier von persönlichen Beziehungen und nicht von den Instanzen einer funktionierenden Regierung, die das Böse zu bändigen versucht (Römer 13, 1-4). Ich muss die Wange hinhalten, wenn ich persönlich beleidigt werde, aber die Regierung hat die Verantwortung, den bösen Menschen davon abzuhalten körperliche Angriffe zu verüben.
Und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Hemd nicht. Gib aber jedem, der dich bittet: Damit sagt uns Jesus, wie wir mit Menschen umgehen sollen, die uns misshandeln, zu etwas zwingen und manipulieren. Wir sollten die Situation in den Griff bekommen, indem wir aufopferungsvoll geben und lieben.
Nach dem Gesetz des Mose war der äußere Mantel etwas, das man einem Menschen nicht nehmen konnte (2. Mose 22, 26; 5. Mose 24, 13).
„Wenn Jünger Jesu wegen ihrer Tunika verklagt werden (ein Kleidungsstück, dass unserem Anzug ähnelt, aber direkt auf der Haut getragen wird), suchen sie nicht nach Gerechtigkeit, sondern geben gerne ab, was sie von Rechts wegen behalten dürften.“ (Carson)
„Das Alte sagt: Beharre auf deinem eigenen Recht, liebe deinen Nächsten, hasse deinen Feind und garantiere so deine Sicherheit. Das Neue sagt: Dulde Unrecht und verschwende deine Liebe an alle.“ (Morgan)
Und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück: Wir können diese Art von aufopferungsvoller Liebe nur praktizieren, wenn wir wissen, dass Gott für uns sorgen wird. Wir wissen, wenn wir unsere Kleidung verschenken, dann hat Gott noch viel mehr, wovon er uns geben kann.
Die einzige Grenze für diese Art von Hingabe ist die Begrenzung, die sich die Liebe selbst auferlegt. Es ist nicht liebevoll, sich von jemandem manipulieren zu lassen, ohne dass wir es in einen freiwilligen Liebesdienst verwandeln. Es ist nicht liebevoll, immer nur zu geben oder sich nicht zu wehren.
Man könnte sagen, dass Paulus diesen Gedanken von Jesus wiederholte: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute! (Römer 12, 21)
Lukas 6, 31 Und wie ihr wollt, dass euch die Leute behandeln sollen, so behandelt auch ihr sie gleicherweise!
Wie ihr wollt, dass euch die Leute behandeln sollen, so behandelt auch ihr sie gleicherweise: Die negative Formulierung dieses Gebotes war schon lange vor Jesus bekannt. Schon lange sagte man: „Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“ Es war ein bedeutender Fortschritt, dass Jesus es positiv formulierte, dass wir anderen tun sollen, was wir wollen, dass sie uns tun.
„Die Goldene Regel wurde nicht von Jesus erfunden; sie findet sich in vielen Formulierungen an sehr unterschiedlichen Orten. Etwa um 20 n. Chr. soll Rabbi Hillel, der von einem Nichtjuden aufgefordert wurde, das Gesetz in der kurzen Zeit, die er auf einem Bein stehen konnte zusammenzufassen, geantwortet haben: ‚Was dir verhasst ist, das tue keinem anderen an. Dies ist das ganze Gesetz; der Rest sind Kommentare. Geh und lerne es.‘ (b. Schabbat 31a). Offenbar hat nur Jesus diese Regel positiv formuliert.“ (Carson)
Auf diese Weise hat Jesus das Gebot viel weiter gefasst. Es ist ein Unterschied, ob man Verkehrsregeln nicht bricht oder ob man etwas Positives tut, wie etwa einem liegengebliebenen Autofahrer zu helfen. Bei der negativen Formulierung der Regel konnten die Böcke in Matthäus 25, 31-46 als ‚nicht schuldig‘ befunden werden. Doch nach der positiven Formulierung der Goldenen Regel – der Formulierung Jesu – werden sie als schuldig befunden.
So behandelt auch ihr sie gleicherweise: Das gilt besonders für die christliche Gemeinschaft. Wenn wir Liebe erfahren wollen und uns wünschen, dass andere Menschen auf uns zugehen, müssen wir sie auch lieben und auf sie zugehen.
„Oh, dass alle Menschen danach handelten, und es gäbe keine Sklaverei, keinen Krieg, kein Fluchen, kein Schlagen, kein Lügen, kein Rauben; aber alles wäre Gerechtigkeit und Liebe! Was ist das für ein Königreich, das ein solches Gesetz hat!“ (Spurgeon)
Das macht das Gesetz leichter verständlich, aber das macht es nicht leichter umsetzbar. Niemand hat jemals konsequent anderen gegenüber das getan, was er sich von ihnen gewünscht hätte.
Lukas 6, 32-35 Und wenn ihr die liebt, die euch lieben, was für einen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, welche sie lieben. Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für einen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder tun dasselbe. Und wenn ihr denen leiht, von welchen ihr wieder zu empfangen hofft, was für einen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder leihen den Sündern, um das Gleiche wieder zu empfangen. Vielmehr liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen; so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
Wenn ihr die liebt, die euch lieben, was für einen Dank erwartet ihr dafür? Es ist keine Tugend und keine Nachfolge Jesu, wenn wir die Liebe, die uns entgegengebracht wird, nur erwidern.
Denke daran, dass Jesus hier über den Charakter der Bürger seines Reiches lehrte. Wir sollten erwarten, dass sich dieser Charakter von dem unterscheidet, den wir in der Welt sehen. Es gibt viele gute Gründe, warum von Christen mehr erwartet wird als von anderen:
Sie behaupten, etwas zu haben, was anderen fehlt. Sie behaupten, durch Jesus Christus erneuert, bußfertig und erlöst zu sein.
Sie haben tatsächlich etwas, was anderen fehlt. Sie sind tatsächlich durch Jesus Christus erneuert, bußfertig und erlöst.
Sie haben eine Vollmacht, die anderen fehlt. Sie können alle Dinge durch Christus tun, der sie stärkt.
In ihnen wohnt der Geist Gottes.
Sie haben eine bessere Zukunft als andere.
Ihr werdet Söhne des Höchsten sein: Wenn wir das tun, eifern wir Gott nach, der seinen Feinden gegenüber Liebe zeigt und gütig gegen die Undankbaren und Bösen ist.
„Was sagt Gott zu uns, wenn er so handelt? Ich glaube, dass er folgendes sagt: ‚Dies ist der Tag der freien Gnade; dies ist die Zeit der Barmherzigkeit.‘ Die Stunde des Gerichts ist noch nicht gekommen, in der er den Guten und den Bösen trennen wird; in der er den Richterstuhl besteigen und den Gerechten und den Bösen unterschiedliche Anteile zusprechen wird.“ (Spurgeon)
Das ist ein Beispiel dafür, dass auch wir unsere Feinde lieben und sie segnen sollen, wenn wir können. So erweisen wir uns als Söhne des Höchsten. „Wir sind durch die Wiedergeburt, durch den Glauben an den Sohn, zu Söhnen gemacht worden. Wir sind auch aufgerufen, unsere Berufung und Erwählung zu bekräftigen – unser Recht auf diesen heiligen Namen zu bestätigen und zu rechtfertigen. Das können wir nur tun, indem wir in Wort und Tat zum Ausdruck bringen, dass das göttliche Leben und die göttlichen Prinzipien uns beseelen.“ (Meyer)
Lukas 6, 36-38 Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet; verurteilt nicht, so werdet ihr nicht verurteilt; sprecht los, so werdet ihr losgesprochen werden! Gebt, so wird euch gegeben werden; ein gutes, vollgedrücktes und gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß schütten. Denn mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird euch wieder zugemessen werden.
Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist: Im Königreich Jesu haben wir ein Vorbild für die Art und Weise, wie wir anderen Barmherzigkeit zeigen sollen. Wir sollten anderen gegenüber so barmherzig sein, wie Gott uns gegenüber barmherzig gewesen ist. Das ist eine Menge Barmherzigkeit, die von uns immer nochmehr Barmherzigkeit verlangen würde, statt weniger.
Richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet: Mit diesem Befehl warnte Jesus davor, über andere zu richten, denn wenn wir das tun, werden wir auf ähnliche Weise gerichtet werden.
Dieser Vers scheint bei denjenigen, die nichts von der Bibel wissen, am beliebtesten zu sein. Dennoch verstehen die meisten Menschen, die diesen Vers zitieren, nicht, was Jesus gesagt hat. Sie scheinen zu denken (oder zu hoffen), dass Jesus eine allgemeine Akzeptanz jeden Lebensstils oder jeder Lehre befohlen hat.
Etwas später in derselben Predigt (Lukas 6, 43-45) befahl uns Jesus, uns selbst und andere an der Frucht ihres Lebens zu erkennen. Dazu ist eine Art Bewertung notwendig. Der Christ ist dazu aufgerufen, bedingungslose Liebe zu zeigen, aber der Christ ist nicht zu bedingungsloser Zustimmung aufgerufen. Wir können Menschen durchaus lieben, die Dinge tun, die man nicht gutheißen sollte.
Das heißt zwar nicht, dass es verboten ist, das Leben anderer zu beurteilen, aber es ist verboten, dies in dem Geist zu tun, in dem es oft getan wird. Ein Beispiel für ein ungerechtes Urteil, war die Verurteilung der Jünger gegenüber der Frau, die kam, um Jesus die Füße mit Öl zu salben (Matthäus 26, 6-13). Sie dachten, sie habe etwas verschwendet; Jesus sagte, sie habe ein gutes Werk getan, an das man sich immer erinnern werde. Sie fällten ein vorschnelles, hartes und ungerechtes Urteil.
Wir brechen dieses Gebot, wenn wir das Schlimmste von anderen denken.
Wir brechen dieses Gebot, wenn wir mit anderen nur über ihre Fehler sprechen.
Wir brechen dieses Gebot, wenn wir ein ganzes Leben nur nach seinen schlimmsten Momenten beurteilen.
Wir brechen dieses Gebot, wenn wir die verborgenen Motive anderer beurteilen.
Wir brechen dieses Gebot, wenn wir über andere urteilen, ohne uns selbst in ihre Situation hineinzuversetzen.
Wir brechen dieses Gebot, wenn wir über andere urteilen, ohne uns dessen bewusst zu sein, dass wir selbst gerichtet werden.
Richtet nicht … sprecht los: Jesus hat diesen Begriff der bloßen Verurteilung anderer noch erweitert. Er hat uns gesagt, dass wir nicht verurteilen, sondern bereitwillig vergeben sollen.
Gebt, so wird euch gegeben werden; ein gutes, vollgedrücktes und gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß schütten: Jesus machte Mut, in Freiheit zu geben, ohne zu befürchten, dass wir durch unser Geben zu Verlierern werden. Er wollte uns von der Angst befreien, zu viel zu geben.
Das ist wahr und hat sich bestätigt, wenn es um Großzügigkeit im Umgang mit materiellen Ressourcen geht. Einfach gesagt, man kann Gott nicht beim Geben übertreffen. Er wird dir auf die eine oder andere Weise mehr zurückgeben, als du ihm gibst. Doch in diesem Zusammenhang ist die wichtigste Anwendung nicht so sehr das Geben von materiellen Ressourcen, sondern das Weitergeben von Liebe, Segen und Vergebung. Wir sind niemals Verlierer, wenn wir diese Dinge geben nach dem Vorbild von Gottes Großzügigkeit.
In euren Schoß schütten: „Der Jude trug ein langes loses Gewand bis zu den Füßen und um die Taille einen Gürtel. Das Gewand konnte hochgezogen werden, so dass der untere Teil des Gewandes über dem Gürtel eine Art übergroße Tasche bildete, in der Dinge getragen werden konnten. Die moderne Entsprechung des Satzes wäre also: ’Wird man in eure Taschen schütten.’“ (Barclay)
Mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird euch wieder zugemessen werden: Auf dieses Prinzip stützt Jesus das Gebot „Richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet“. Gott wird uns nach demselben Maß messen, das wir an andere anlegen. Das ist eine starke Motivation für uns, anderen gegenüber großzügig zu sein mit Liebe, Vergebung und Güte. Wenn wir mehr von diesen Dingen von Gott haben wollen, sollten wir mehr davon an andere weitergeben.
Man könnte sagen, dass Jesus das Richten über andere nicht verboten hat. Er verlangt nur, dass unser Urteil absolut fair ist und dass wir andere nur nach dem Maßstab beurteilen, nach dem wir selbst auch beurteilt werden wollen.
Wenn unser Urteil in Bezug auf andere falsch ist, dann oft nicht deshalb, weil wir nach einem Maßstab urteilen, sondern weil wir bei der Anwendung dieses Maßstabs heuchlerisch sind. Wir ignorieren den Maßstab in unserem eigenen Leben. Es ist üblich, andere nach dem einen Maßstab zu beurteilen und uns selbst nach einem anderen Maßstab. Dabei sind wir uns selbst gegenüber viel großzügiger, als anderen gegenüber.
Nach der Lehre einiger Rabbiner zur Zeit Jesu, hatte Gott zwei Maßstäbe, die er zur Beurteilung von Menschen verwendete. Der eine war ein Maß der Gerechtigkeit und der andere ein Maß der Barmherzigkeit. Das Maß, von dem du willst, dass Gott es bei dir anwendet, dieses Maß solltest du auch bei anderen anwenden.
Wir sollten über das Verhalten eines anderen nur dann richten, wenn uns bewusst ist, dass wir selbst gerichtet werden, und wir sollten überlegen, wie wir gerichtet werden wollen.
E. Die Unterscheidung zwischen zwei Wegen
1. Illustrationen, in deren Mittelpunkt das Sehen steht
Lukas 6, 39-42 Er sagte ihnen aber ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in die Grube fallen? Der Jünger ist nicht über seinem Meister; jeder aber, der vollendet ist, wird so sein wie sein Meister. Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, halt, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist! — während du doch den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der im Auge deines Bruders ist!
Kann auch ein Blinder einen Blinden führen? Ein Blinder kann einen Blinden nicht führen, das ist offensichtlich. Deshalb sollten wir uns nie von anderen Blinden führen lassen, noch sollten wir versuchen, andere in unserer Blindheit zu führen. Stattdessen sollten wir Jesus zu unserem Führer und unserem Lehrer machen, der alles sieht und alles weiß.
Jesus erinnerte uns daran, dass einige angebliche Führer blind sind – hüte dich vor ihnen. Später sagte Jesus über einige der religiösen Anführer seiner Zeit: Sie sind blinde Blindenleiter! Wenn aber ein Blinder den anderen leitet, werden beide in die Grube fallen. (Matthäus 15, 14)
„Obwohl die Pharisäer und Gesetzeslehrer in den Synagogen Schriftrollen hatten und sie interpretierten, bedeutete das nicht, dass sie diese wirklich verstanden … Die Pharisäer folgten Jesus nicht nach; also verstanden und befolgten sie die Heilige Schrift nicht.“ (Carson)
In diesen Worten Jesu sehen wir die Schuld derer, die als Blinde andere Blinde führen. Wir sehen auch die Verantwortung der Nachfolger Jesu, dafür zu sorgen, dass ihre Führer nicht blind sind.
Der Jünger ist nicht über seinem Meister: Ein Jünger ähnelte einem Studenten, mit dem zusätzlichen Merkmal, dass er dem Meister oder Lehrer folgte und ihm nacheiferte. Auf diese Weise wird der Schüler nie größer sein als der Lehrer, jeder aber, der vollendet ist, wird so sein wie sein Meister. Wir werden wie diejenigen, denen wir folgen, also müssen wir uns entscheiden, guten Lehrern zu folgen.
Jesus hat mit dieser völlig klaren und logischen Wahrheit eine wunderbare Verheißung gegeben. Wenn wir von ihm gelehrt werden und in ihm wachsen, werden wir Jesus immer ähnlicher werden. Wir werden mehr und mehr dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet (Römer 8, 29) und schließlich werden wir ihm gleichgestaltet sein … wenn er offenbar werden wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist (1. Johannes 3, 2).
„Der Herr Jesus ist uns gleich geworden in unserer Niedrigkeit, damit wir ihm gleich werden in seiner Herrlichkeit … Es muss immer eine gewisse Begrenzung der Kreatur geben im Vergleich zu dem, durch den alles geschaffen wurde. Dennoch wird in unserem Zustand die gleiche vollkommene Schönheit sein – seine Schönheit in uns.“ (Meyer)
Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Splitter und Balken sind echte Gegenstände, die als humorvolle Bilder verwendet werden. Jesus zeigt, dass wir im Allgemeinen gegenüber unserer eigenen Sünde viel toleranter sind, als gegenüber der Sünde anderer.
Auch wenn tatsächlich bei jemandem ein Splitter im Auge sein könnte, so kann natürlich kein Balken oder Brett in einem Auge sein. Jesus benutzte diese überspitzten, humorvollen Bilder, um seine Botschaft leichter verständlich und einprägsamer zu machen.
Es ist ein humorvolles Bild: Ein Mann mit einem Balken im Auge, der versucht, einem Freund zu helfen, einen Splitter aus dem Auge zu entfernen. Man kann nicht an das Bild denken, ohne zu lächeln und sich darüber zu amüsieren.
Ein Beispiel dafür, wie man nach einem Splitter im Auge eines anderen sucht, während man einen Balken im eigenen Auge ignoriert, ist das Ereignis, als die religiösen Anführer die Ehebrecherin zu Jesus brachten. Ohne Zweifel hatte sie gesündigt; aber die Sünde der Pharisäer war viel schlimmer, und Jesus entlarvte die Schwere ihrer Sünde mit der Aussage: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie (Johannes 8, 7).
Während du doch den Balken in deinem Auge nicht siehst: Jesus weist darauf hin, dass derjenige, der den Balken in seinem Auge hat, sich dessen nicht sofort bewusst ist. Er ist blind für seinen offensichtlichen Fehler. Es ist der Versuch, den Fehler eines anderen zu korrigieren, wenn wir selbst den gleichen (oder einen größeren) Fehler machen, was den Vorwurf ‚Heuchler‘ verdient.
„Jesus ist sanftmütig, aber er nennt jenen Mann einen ‚Heuchler‘, der sich über kleine Dinge bei anderen aufregt, aber den großen Dingen bei sich selbst keine Beachtung schenkt.“ (Spurgeon)
Unsere Heuchelei in diesen Angelegenheiten ist für andere fast immer offensichtlicher als für uns selbst. Wir finden vielleicht einen Weg, den Balken in unserem eigenen Auge zu ignorieren, aber andere bemerken ihn sofort. Ein gutes Beispiel für diese Art von Heuchelei war Davids Reaktion auf Nathans Geschichte über einen Mann, der ungerechterweise das Lamm eines anderen Mannes gestohlen und getötet hat. David verurteilte den Mann schnell, war aber blind für seine eigene Sünde, die viel größer war (2. Samuel 12).
Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der im Auge deines Bruders ist: Jesus sagte nicht, dass es falsch war, unserem Bruder mit dem Splitter im Auge zu helfen. Es ist eine gute Sache, deinem Bruder mit dem Splitter zu helfen, aber nicht, bevor du dich mit dem Balken in deinem eigenen Auge befasst hast.
2. Wir können Jesus nur dann auf diese Weise nachfolgen, wenn wir von ihm radikal verändert worden sind. Wenn Jesus uns berührt hat, wird sich das in unserem Leben zeigen
Lukas 6, 43-45 Denn es gibt keinen guten Baum, der schlechte Frucht bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Frucht bringt. Denn jeder Baum wird an seiner Frucht erkannt; denn von Dornen sammelt man keine Feigen, und vom Dornbusch liest man keine Trauben. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz seines Herzens das Böse hervor; denn wovon sein Herz voll ist, davon redet sein Mund.
Es gibt keinen guten Baum, der schlechte Frucht bringt … jeder Baum wird an seiner Frucht erkannt: Diese Frucht ist die unvermeidliche Folge dessen, wer wir sind. Letzten Endes – auch wenn es eine Weile dauern kann, bis die Ernte eintrifft – wird die gute oder schlechte Frucht offenbart und verrät, welche Art von Baum wir sind. Nicht jeder Baum ist gleich.
„Keine gute Frucht zu bringen bedeutet Schlechtes hervorzubringen: Es kann keine unschuldige Unfruchtbarkeit am unsichtbaren Baum des Herzens geben. Derjenige, der keine Frucht bringt, und derjenige, der schlechte Frucht bringt, sie sind beide nur für das Feuer geeignet.“ (Clarke)
„Nicht nur der Böse, der Träger von giftigen Beeren, wird abgeschnitten werden; auch der Neutrale, der Mensch der keine Frucht positiver Eigenschaften trägt, muss ins Feuer geworfen werden.“ (Spurgeon)
Zuvor hatte Jesus uns ermahnt, zuerst uns selbst zu prüfen und nach dem Balken in unserem eigenen Auge zu suchen, ehe wir unsere Aufmerksamkeit auf den Splitter im Auge unseres Nächsten richten. Bevor wir jemand anderen hinterfragen, sollten wir deshalb erst uns selbst die Frage stellen: „Bringe ich Frucht zur Ehre Gottes?“
Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor … denn wovon sein Herz voll ist, davon redet sein Mund: Unsere Worte offenbaren unser Herz. Wenn es einen guten Schatz im Herzen gibt, wird er sich offenbaren; wenn es Böses gibt, wird sich das auch mit der Zeit zeigen. Unsere Worte sagen mehr über uns aus, als wir denken. Sie offenbaren, dass einige Menschen gut und andere Menschen böse sind.
3. Abschließende Ermahnung: Es ist unser Fundament, das zu tun, was Jesus befohlen hat
Lukas 6, 46-49 Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht, was ich sage? Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört und sie tut — ich will euch zeigen, wem er gleich ist. Er ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute und dazu tief grub und den Grund auf den Felsen legte. Als nun eine Überschwemmung entstand, da brandete der Strom gegen dieses Haus, und er konnte es nicht erschüttern, weil es auf den Felsen gegründet war. Wer aber hört und nicht tut, der ist einem Menschen gleich, der ein Haus auf das Erdreich baute, ohne den Grund zu legen; und der Strom brandete gegen dasselbe, und es stürzte sofort ein, und der Zusammenbruch dieses Hauses war gewaltig.
Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht, was ich sage? Jesus machte einen Unterschied zwischen denen, die lediglich ein verbales Glaubensbekenntnis ablegen, und denen, die seine Worte hören und auch tatsächlich tun.
Wir müssen den Ausdruck ‚Herr, Herr‘ verwenden – sonst können wir nicht gerettet werden. Wir sollten uns nicht schämen, diese Worte zu gebrauchen, obwohl Heuchler es vielleicht auch tun. Doch das allein wird nicht genügen.
Diese Warnung von Jesus gilt für Menschen, die mit Jesus oder über Jesus sprechen, oder Dinge sagen, die sie nicht wirklich meinen. Es ist nicht so, dass sie glauben, Jesus sei ein Teufel; doch sie sprechen Worte nur sehr oberflächlich aus. Mit ihren Gedanken sind sie nicht bei der Sache, aber sie glauben, dass die bloßen Worten einen Wert haben und dass sie eine Art religiöse Pflicht erfüllen, ohne Herz, ohne Seele, ohne Geist – nur bloße Worte und flüchtige Gedanken.
Diese Warnung Jesu gilt für Menschen, die ‚Herr, Herr‘ sagen, und doch hat ihr geistliches Leben nichts mit ihrem Alltag zu tun. Sie gehen in die Kirche, erfüllen vielleicht einige alltägliche religiöse Pflichten, sündigen aber gegen Gott und die Menschen, wie jeder andere auch. „Es gibt solche, die reden wie die Engel und leben wie die Teufel; sie haben Jakobs sanfte Zunge, aber Esaus raue Hände.“ (Trapp)
Jesus formulierte das als Frage: Warum? „Wenn wir ungehorsam sind, warum halten wir dann an dem Bekenntnis des Gehorsams fest? … Jede Seele, die sich des erwähnten Vergehens schuldig gemacht hat, muss sich diesem „Warum?“ alleine stellen. Alles, was dazu gesagt werden muss, ist, dass es unweigerlich zur Entdeckung der Untauglichkeit des Beweggrundes führen wird.“ (Morgan)
Jeder, der zu mir kommt: Hier beschrieb Jesus in drei kurzen Stichpunkten denjenigen, der ihm in Weisheit und Wahrheit nachfolgt und er veranschaulichte die Weisheit dieses Menschen.
„Beachte sorgfältig die drei Bedingungen. 1. ‚Jeder, der zu mir kommt‘, Hingabe. 2. ‚Und meine Worte hört‘, Jüngerschaft. 3. ‚Und sie tut‘, Gehorsam.“ (Morgan)
Er ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute: In Jesu‘ letzter Illustration von zwei Baumeistern, sah jedes Haus von außen gleich aus. Die wirkliche Grundlage des Lebens ist meist verborgen und wird erst im Sturm deutlich.
„Der weise und der törichte Mann, beide gingen genau denselben Beschäftigungen nach und erreichten zu einem beträchtlichen Teil dasselbe Ziel; beide nahmen sich vor, Häuser zu bauen, beide bauten ausdauernd, beide stellten ihre Häuser fertig. Die Ähnlichkeit zwischen ihnen ist sehr groß.“ (Spurgeon)
Als nun eine Überschwemmung entstand: Jesus warnte davor, dass die Grundlagen unseres Lebens irgendwann einmal erschüttert werden, sowohl jetzt (in Zeiten der Schwierigkeiten), als auch bei Gottes letztem Gericht. Es ist besser, wenn wir jetzt das Fundament unseres Lebens prüfen, als später, wenn wir vor Gott stehen und es zu spät ist, unser Schicksal zu ändern.
Die Zeit und die Stürme des Lebens werden die Stärke des eigenen Fundaments unter Beweis stellen, auch wenn es verborgen ist. Wir mögen überrascht sein, wenn wir sehen, wer tatsächlich auf das gute Fundament gebaut hat. „Nachdem Judas Christus verraten hatte in der Nacht, bekannte sich Nikodemus treu zu ihm am Tag.“ (Trapp)
Wer aber hört und nicht tut: Um eine sichere Grundlage zu schaffen, reicht es nicht aus, Gottes Wort nur zu hören. Es ist nötig, dass wir auch Täter seines Wortes sind. Wenn wir das nicht sind, begehen wir die Sünde, wegen der wir sicher verurteilt werden, die Sünde des Nichtstuns (4. Mose 32, 23) – und gewaltig wird unserZusammenbruch sein.
Doch niemand kann dies lesen, ohne zu erkennen, dass er sie (die Worte von Jesus) nicht getan hat, sie nicht tut und sie auch nie völlig tun wird. Selbst wenn wir in einem allgemeinen Sinn tun was wir sollten, treibt uns die Offenbarung des Reiches Gottes in der Bergpredigt immer wieder als bedürftige Sünder zu unserem Erlöser zurück.
Lukas 6 – Die Predigt in der Ebene
A. Jesus und der Streit um den Sabbat
1. Die Ursache des Streits: Den Jüngern wird vorgeworfen, am Sabbat ‚geerntet‘ zu haben
Lukas 6, 1-2
Lukas 6, 1-2
Es geschah aber, dass er am zweiten Sabbat nach dem ersten durch die Kornfelder ging; und seine Jünger streiften Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen und aßen sie. Da sagten etliche von den Pharisäern zu ihnen: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht zu tun erlaubt ist?
2. Jesus antwortet auf die Anklage mit zwei wichtigen Prinzipien
Lukas 6, 3-5
Lukas 6, 3-5
Und Jesus antwortete ihnen und sprach: Habt ihr nicht einmal gelesen, was David tat, als er und seine Gefährten hungrig waren? Wie er in das Haus Gottes hineinging und die Schaubrote nahm und aß und auch seinen Gefährten davon gab, welche doch niemand essen darf als nur die Priester? Und er sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen ist Herr auch über den Sabbat.
3. Jesus betritt die Synagoge und sieht den Mann mit der verdorrten Hand
Lukas 6, 6-8
Lukas 6, 6-8
Es geschah aber auch an einem anderen Sabbat, dass er in eine Synagoge ging und lehrte; und dort war ein Mensch, dessen rechte Hand verdorrt war. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer lauerten ihm auf, ob er am Sabbat heilen würde, um einen Grund zur Anklage gegen ihn zu finden. Er aber kannte ihre Gedanken und sprach zu dem Menschen, der die verdorrte Hand hatte: Steh auf und stelle dich in die Mitte! Da stand er auf und stellte sich dorthin.
4. Der Herr des Sabbats heilt am Sabbat
Lukas 6, 9-11
Lukas 6, 9-11
Da sprach nun Jesus zu ihnen: Ich will euch etwas fragen: Darf man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, das Leben retten oder verderben? Und indem er sie alle ringsumher ansah, sprach er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Der aber tat es, und seine Hand wurde wiederhergestellt [und war] gesund wie die andere. Sie aber wurden mit Unverstand erfüllt und besprachen sich miteinander, was sie Jesus antun könnten.
B. Die Auswahl der zwölf Apostel
1. Jesus wählt die Zwölf aus
Lukas 6, 12-13
Lukas 6, 12-13
Es geschah aber in jenen Tagen, dass er hinausging auf den Berg, um zu beten; und er verharrte die Nacht hindurch im Gebet zu Gott. Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte:
2. Die Zwölf aufgelistet
Lukas 6, 14-16
Lukas 6, 14-16
Simon, den er auch Petrus nannte, und dessen Bruder Andreas, Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus, Matthäus und Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon, genannt der Zelot, Judas, den Sohn des Jakobus, und Judas Ischariot, der auch zum Verräter wurde.
3. Jesus bewirkt Heilung und Befreiung für viele Menschen
Lukas 6, 17-19
Lukas 6, 17-19
Und er stieg mit ihnen hinab und stellte sich auf einen ebenen Platz mit einer Menge seiner Jünger und einer großen Menge Volkes aus ganz Judäa und von Jerusalem und von der Meeresküste von Tyrus und Zidon, die gekommen waren, um ihn zu hören und geheilt zu werden von ihren Krankheiten, auch die, welche von unreinen Geistern geplagt waren; und sie wurden geheilt. Und die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn Kraft ging von ihm aus und heilte alle.
4. Jesus bereitet sich darauf vor, seine Jünger und die Menge zu lehren
Lukas 6, 20a
Lukas 6, 20a
Und er hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach:
C. Der überraschende Plan des Reiches Gottes
1. Glückseligkeit für die Armen
Lukas 6, 20b
Lukas 6, 20b
Glückselig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer!
2. Glückseligkeit für die Hungrigen
Lukas 6, 21a
Lukas 6, 21a
Glückselig seid ihr, die ihr jetzt hungert, denn ihr sollt gesättigt werden!
3. Glückseligkeit für diejenigen, die weinen
Lukas 6, 21b
Lukas 6, 21b
Glückselig seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen!
4. Glückseligkeit für die Gehassten
Lukas 6, 22-23
Lukas 6, 22-23
Glückselig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen,
und wenn sie euch ausschließen
und schmähen und euren Namen als einen lasterhaften verwerfen
um des Menschensohnes willen.
Freut euch an jenem Tag und hüpft!
Denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel.
Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht.
5. Seltsame Wehklagen
Lukas 6, 24-26
Lukas 6, 24-26
Aber wehe euch, ihr Reichen,
denn ihr habt euren Trost schon empfangen!
Wehe euch, die ihr satt seid;
denn ihr werdet hungern!
Wehe euch, die ihr jetzt lacht,
denn ihr werdet trauern und weinen!
Wehe euch, wenn alle Leute gut von euch reden!
Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.
D. Gottes Absicht ist ein Plan der Liebe
1. Liebe deine Feinde
Lukas 6, 27-28
Lukas 6, 27-28
Euch aber, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen; segnet, die euch fluchen, und betet für die, welche euch beleidigen!
2. Bereit sein, Unrecht zu erleiden
Lukas 6, 29-30
Lukas 6, 29-30
Dem, der dich auf die eine Backe schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Hemd nicht. Gib aber jedem, der dich bittet; und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück.
3. Die Goldene Regel
Lukas 6, 31
Lukas 6, 31
Und wie ihr wollt, dass euch die Leute behandeln sollen, so behandelt auch ihr sie gleicherweise!
4. Lieben nach dem Vorbild der Liebe Gottes
Lukas 6, 32-35
Lukas 6, 32-35
Und wenn ihr die liebt, die euch lieben, was für einen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder lieben die, welche sie lieben. Und wenn ihr denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für einen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder tun dasselbe. Und wenn ihr denen leiht, von welchen ihr wieder zu empfangen hofft, was für einen Dank erwartet ihr dafür? Denn auch die Sünder leihen den Sündern, um das Gleiche wieder zu empfangen. Vielmehr liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen; so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
5. Die zu befolgenden Grundsätze
Lukas 6, 36-38
Lukas 6, 36-38
Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet; verurteilt nicht, so werdet ihr nicht verurteilt; sprecht los, so werdet ihr losgesprochen werden! Gebt, so wird euch gegeben werden; ein gutes, vollgedrücktes und gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß schütten. Denn mit demselben Maß, mit dem ihr [anderen] zumesst, wird euch wieder zugemessen werden.
E. Die Unterscheidung zwischen zwei Wegen
1. Illustrationen, in deren Mittelpunkt das Sehen steht
Lukas 6, 39-42
Lukas 6, 39-42
Er sagte ihnen aber ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einen Blinden führen? Werden nicht beide in die Grube fallen? Der Jünger ist nicht über seinem Meister; jeder aber, der vollendet ist, wird so sein wie sein Meister. Was siehst du aber den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem eigenen Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, halt, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge ist! — während du doch den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der im Auge deines Bruders ist!
2. Wir können Jesus nur dann auf diese Weise nachfolgen, wenn wir von ihm radikal verändert worden sind. Wenn Jesus uns berührt hat, wird sich das in unserem Leben zeigen
Lukas 6, 43-45
Lukas 6, 43-45
Denn es gibt keinen guten Baum, der schlechte Frucht bringt, noch einen schlechten Baum, der gute Frucht bringt. Denn jeder Baum wird an seiner Frucht erkannt; denn von Dornen sammelt man keine Feigen, und vom Dornbusch liest man keine Trauben. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatz seines Herzens das Böse hervor; denn wovon sein Herz voll ist, davon redet sein Mund.
3. Abschließende Ermahnung: Es ist unser Fundament, das zu tun, was Jesus befohlen hat
Lukas 6, 46-49
Lukas 6, 46-49
Was nennt ihr mich aber »Herr, Herr« und tut nicht, was ich sage? Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört und sie tut — ich will euch zeigen, wem er gleich ist. Er ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute und dazu tief grub und den Grund auf den Felsen legte. Als nun eine Überschwemmung entstand, da brandete der Strom gegen dieses Haus, und er konnte es nicht erschüttern, weil es auf den Felsen gegründet war. Wer aber hört und nicht tut, der ist einem Menschen gleich, der ein Haus auf das Erdreich baute, ohne den Grund zu legen; und der Strom brandete gegen dasselbe, und es stürzte sofort ein, und der Zusammenbruch dieses Hauses war gewaltig.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.