1. Jesus bereitet sich darauf vor, seine Jünger zu lehren
Matthäus 5, 1
Matthäus 5, 1 Als er aber die Volksmenge sah, stieg er auf den Berg; und als er sich setzte, traten seine Jünger zu ihm.
Als er aber die Volksmenge sah: Bereits im vorigen Abschnitt wurde erwähnt, dass ihm eine große Volksmenge aus vielen verschiedenen Regionen folgte (Matthäus 4, 25). Daraufhin stieg Jesus auf den Berg.
Es wäre falsch zu glauben, dass Jesus auf den Berg gestiegen ist, um sich von der Menge zu entfernen. Es ist vielmehr so, dass Jesus seine Jünger belehrte, aber dieser Begriff ist sehr dehnbar, und umfasst wahrscheinlich auch die große Volksmenge, die ihm folgte, wie in Matthäus 4, 25 erwähnt wird. Alle Menschen, die die Bergpredigt hörten, waren am Ende seiner Botschaft erstaunt (Matthäus 7, 28).
Lukas schreibt, dass dieselben Inhalte bei einer anderen Gelegenheit verkündet wurden. Jesus sprach dort zu einer Menge seiner Jünger und einer großen Menge Volkes aus ganz Judäa und von Jerusalem und von der Meeresküste von Tyrus und Zidon, die gekommen waren, um ihn zu hören und geheilt zu werden von ihren Krankheiten (Lukas 6, 17). Doch zu Beginn der Lehre Jesu schreibt Lukas: Und er hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach (Lukas 6, 20). Der Sinn dieser Predigt ist derselbe wie bei Matthäus. Sie wurde zu den Jüngern Jesu gesprochen, aber der Begriff Jünger steht auch hier für all jene, die ihm gefolgt waren und ihn gehört hatten; also nicht nur für die Zwölf.
„Jesus war vom Wesen her kein Mönch, und er hatte nicht zwei Lehren, eine für die Vielen, eine andere für die Wenigen, wie Buddha. Seine höchste Lehre … war für die ganz große Menge bestimmt.“ (Bruce)
„Eine Krypta oder Höhle wäre völlig untypisch für eine Botschaft gewesen, die auf den Dächern der Häuser veröffentlicht und jedem Geschöpf unter dem Himmel verkündet werden soll.“ (Spurgeon)
Als er sich setzte: Das war die übliche Haltung, in der in dieser Kultur unterrichtet wurde. Es war üblich, dass der Lehrer saß und die Zuhörer standen.
„Es wurde akzeptiert, dass die Synagogen- oder Schullehrer bei der Ausübung ihrer Tätigkeit saßen (Lukas 4, 20; vgl. Matthäus 13, 2; 23, 2; 24, 3).“ (Carson)
In Matthäus‘ Aufzeichnungen wird Jesus sprechen und lehren; es ist Gott, der spricht, aber er tut dies nicht mehr durch eine inspirierte menschliche Person wie Jeremia oder Jesaja oder Samuel; jetzt wurde die Wahrheit Gottes auch durch die Person Gottes ausgesprochen.
Traten seine Jünger zu ihm: Hier geht es wahrscheinlich um eine Gruppe, die viel größer ist als die Zwölf, die in diesem Evangelium bisher nicht als Gruppe vorgestellt worden ist.
„Er steigt auf den Hügel, um von der Menge, die dort unten stand wegzukommen, und die Jünger, jetzt eine beträchtliche Schar, versammeln sich um ihn. Andere werden vielleicht nicht ausgeschlossen, aber die Jünger sind die eigentliche Zuhörerschaft.“ (Bruce)
2. Jesus beginnt zu lehren
Matthäus 5, 2
Matthäus 5, 2 Und er tat seinen Mund auf [zu einer Rede], lehrte sie und sprach:
Und er tat seinen Mund auf: Das bedeutet, dass Jesus seine Stimme intensiv benutzte, um diese Menge zu lehren. Er sprach mit Energie und vermittelte seine Gedanken mit großer Ernsthaftigkeit.
„Es ist nicht überflüssig zu sagen, dass ‚er seinen Mund auftat und sie lehrte‘, denn er hatte sie oft gelehrt, wenn sein Mund geschlossen war.“ (Spurgeon)
„Er begann, ungezwungen zu ihnen zu sprechen, damit die Menge es hören konnte.“ (Poole) „Jesus Christus sprach wie ein ernsthafter Mensch; er sprach klar und deutlich und redete laut. Er erhob seine Stimme wie eine Trompete und verkündete das Heil weit und breit, wie ein Mensch, der etwas zu sagen hatte, das seine Zuhörer hören und fühlen sollten.“ (Spurgeon)
„Im Griechischen wird es für eine feierliche, ernste und würdige Äußerung verwendet. Es wurde z.B. für den Ausspruch eines Orakels verwendet. Es ist das natürliche Vorwort für eine gewichtige Aussage.“ (Barclay)
Lehrte sie und sprach: Was sie hörten, war eine Botschaft, die seit langem als die Summe der ethischen Lehre Jesu – oder von irgendjemandem – anerkannt ist. In der Bergpredigt sagt Jesus uns, wie wir leben sollen.
Man sagt, wenn du aus all den guten Ratschlägen für das Leben, die jemals von irgendeinem Philosophen oder Psychiater oder Berater ausgesprochen wurden, die Dummheit herausnehmen und alles auf das wirklich Wesentliche reduzieren würdest, du mit einer schlechten Imitation dieser großartigen Botschaft von Jesus dastündest.
Die Bergpredigt wird manchmal als Jesus´ „Verkündung des Reiches Gottes“ angesehen. Die amerikanischen Revolutionäre hatten ihre Unabhängigkeitserklärung. Karl Marx hatte sein Kommunistisches Manifest. Mit dieser Botschaft erklärte Jesus, worum es in seinem Königreich geht.
Die Agenda, die Jeus hier präsentiert, unterscheidet sich radikal von dem, was das Volk Israel vom Messias erwartete. Es geht hier nicht um die politischen oder materiellen Segnungen der Herrschaft des Messias. Stattdessen bringt sie die geistlichen Auswirkungen der Herrschaft Jesu in unserem Leben zum Ausdruck. Diese großartige Botschaft sagt uns, wie wir leben werden, wenn Jesus unser Herr ist. „Im ersten Jahrhundert gab es unter den Juden wenig Einigkeit darüber, wie das messianische Königreich aussehen würde. Eine sehr weit verbreitete Annahme war, dass das römische Joch zerschlagen würde und es politischen Frieden und zunehmenden Wohlstand gäbe.“ (Carson)
Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass es in der Bergpredigt nicht um die Rettung als solche, sondern darum geht, dass sie für den Jünger und den potenziellen Jünger darlegt, welche Auswirkungen es auf unsere Moralvorstellungen und unser Leben hat, wenn wir Jesus als unseren König ansehen.
Ich kann es nicht beweisen, aber meiner Meinung nach war die Bergpredigt die ‚Standard‘-Predigt Jesu. Sie war der Kern seiner Wanderbotschaft: eine einfache Verkündigung dessen, was Gott von uns erwartet, wie sich unser Leben, von den üblichen jüdischen Missverständnissen dieses Lebens unterschieden soll. Es mag sein, dass Jesus, wenn er vor einer Gruppe neuer Zuhörer predigte, er oft diese Predigt hielt oder die Themen aus dieser Predigt verwendete.
Wir können dies aber auch so verstehen, dass Jesus den Jüngern eine Botschaft vermittelt, die sie an andere weitergeben sollten. Es war seine Botschaft, die dazu bestimmt war, an und durch sie weitergegeben zu werden. „In der Bergpredigt zeigt Matthäus uns, wie Jesus seine Jünger in der Botschaft unterweist, die seine war und die sie zu den Menschen bringen sollten.“ (Barclay) Im Lukas-Evangelium taucht das Material, das der Bergpredigt ähnelt, unmittelbar nachdem Jesus die Zwölf erwählt hat, auf.
Barclay weist auch darauf hin, dass das Verb lehrte im Imperfekt übersetzt wird: „Daher beschreibt es eine wiederholte und gewohnheitsmäßige Handlung, und die Übersetzung sollte es sein: Das ist es, was er ihnen beigebracht hat.“
Es ist klar, dass die Bergpredigt einen bedeutenden Einfluss auf die frühe Gemeinde hatte. Die ersten Christen beziehen sich ständig auf sie, und ihr Leben zeigt die Herrlichkeit radikaler Jünger.
B. Die Seligpreisungen: die Eigenschaften der Bürger des Königreichs
Den ersten Teil der Bergpredigt kennen wir als die Seligpreisungen, was ‚die Segnungen‘ bedeutet, was aber auch so verstanden werden kann, dass der Gläubige dort erfährt, wie er ‚sein‘ sollte. In den Seligpreisungen legt Jesus dar, wie der Bürger seines Reiches ist, und wonach er sich sehnen sollte. Sie haben und erlernen diese Charaktereigenschaften.
All diese Charakterzüge sind Kennzeichen und Ziele aller Christen. Es ist nicht so, als könnten wir uns dem einen widmen und die anderen vergessen, wie es bei geistlichen Gaben der Fall ist. Es gibt keine Möglichkeit, dieser Verantwortung zu entkommen, jedes dieser geistlichen Merkmale zu begehren. Wenn du jemandem begegnest, der behauptet, Christ zu sein, aber keine dieser Eigenschaften zeigt und haben möchte, fragst du dich vielleicht zu Recht nach seinem Seelenheil, denn er hat nicht den Charakter derer, die Teil vom Reich Gottes sind. Wenn er aber behauptet, sich diese Eigenschaften zu eigen gemacht zu haben, kann man seine Aufrichtigkeit in Frage stellen.
1. Die Grundlage: Geistliche Armut
Matthäus 5, 3
Matthäus 5, 3 Glückselig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel!
Glückselig: Jesus versprach seinen Jüngern Segen und versprach, dass die geistlich Armen glückselig sind. Der Gedanke, der hinter dem altgriechischen Wort für gesegnet steht, ist ‚glücklich‘, aber im wahrsten, göttlichen Sinne des Wortes, nicht in unserem modernen Sinn, in dem wir uns im Augenblick nur wohl fühlen oder uns amüsieren.
Dasselbe Wort für gesegnet – was in gewissem Sinne ‚glücklich‘ bedeutet – wird in 1. Timotheus 1, 11 auf Gott angewandt: nach dem Evangelium der Herrlichkeit des glückseligen Gottes. „Makarios beschreibt dann jene Freude, die ihr Geheimnis in sich selbst hat, jene Freude, die heiter und unantastbar und in aus sich selbst heraus entsteht, jene Freude, die völlig unabhängig von allen Aussichten und Veränderungen des Lebens vorhanden ist.“ (Barclay)
In Matthäus 25, 34 sagte Jesus, dass er am Tag des Gerichts zu seinem Volk sagen wird: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, und erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! An diesem Tag wird er über die Gesegneten und den Verfluchten richten – er weiß und erklärt, was die Voraussetzungen dafür sind, zu den Gesegneten zu gehören. Wir können auch sagen, dass niemand jemals mehr gesegnet wurde als Jesus; Er weiß, was zu einem gesegneten Leben dazugehört.
„Du hast nicht übersehen, dass das letzte Wort des Alten Testaments ‚Fluch‘ ist, und es ist naheliegend, dass die Eröffnungspredigt des Dienstes unseres Herrn mit dem Wort ‚Selig‘ beginnt.“ (Spurgeon)
„Nimm bitte auch mit Freude zur Kenntnis, dass der Segen in jedem Fall im Präsens steht. Es ist ein Glück, das man jetzt genießen und an dem man sich erfreuen kann. Es heißt nicht ‚Gesegnet wird sein‘, sondern ‚Gesegnet sind‘.“ (Spurgeon)
Diegeistlich Armen: Dies ist nicht das Bekenntnis eines Menschen, der sagt, dass er von Natur aus unbedeutend oder von sich aus wertlos ist, denn das wäre nicht wahr. Es ist vielmehr ein Bekenntnis, dass er sündig und aufsässig ist und keine moralischen Tugenden besitzt, die ausreichen, um ihn bei Gott in ein gutes Licht zu rücken.
Die geistlich Armen erkennen, dass sie kein geistliches ‚Vermögen‘ haben. Sie wissen, dass sie geistlich bankrott sind. Wir könnten sagen, dass es im Altgriechischen ein Wort für die ‚erwerbstätigen Armen‘ und ein Wort für die ‚wirklich Armen‘ gab. Jesus benutzte hier das Wort für die wirklich Armen. Es wird für einen Menschen benutzt, der um das betteln muss, was er hat oder bekommt.
Geistliche Armut kann nicht künstlich durch Selbsthass herbeigeführt werden; der Heilige Geist und unsere Reaktion auf das, was er in unseren Herzen bewirkt, führen sie herbei.
Diese Seligpreisung steht an erster Stelle, weil das der Punkt ist, an dem wir mit Gott beginnen. „Eine Leiter muss, wenn sie von Nutzen sein soll, ihre erste Stufe in Bodennähe haben, sonst werden schwache Kletterer nie hinaufsteigen können. Es wäre für den Glaubenskampf eine schmerzliche Entmutigung gewesen, wenn der erste Segen denen gegeben worden wäre, die reinen Herzens sind; auf diese hervorragende Leistung erhebt der blutige Anfänger keinen Anspruch, während er die geistliche Armut erreichen kann, ohne seine Möglichkeiten zu überschreiten.“ (Spurgeon)
Jeder kann hier anfangen; gesegnet sind nicht zuerst die Reinen oder die Heiligen oder die Geistlichen oder die Wunderbaren. Jeder kann geistlich arm sein. „Nicht das, was ich habe, sondern das, was ich nicht habe, ist der erste Berührungspunkt, zwischen meiner Seele und Gott.“ (Spurgeon)
Denn ihrer ist das Reich der Himmel: Diejenigen, die geistlich Armen, die so arm sind, dass sie betteln müssen, werden belohnt. Sie erhalten das Reich der Himmel, denn die geistliche Armut ist eine absolute Voraussetzung für den Empfang des Himmelreichs, und solange wir uns Illusionen über unsere eigenen geistlichen Ressourcen hingeben, werden wir niemals das von Gott erhalten, was wir unbedingt brauchen, um gerettet zu werden.
„Das Himmelreich wird nicht auf der Grundlage der Rasse, dessen, was wir uns verdient haben, des militärischen Eifers und Könnens der Zeloten oder des Reichtums eines Zachäus gegeben. Es wird den Armen gegeben, den verachteten Zöllnern, den Prostituierten, denjenigen, die so ‚arm‘ sind, dass sie wissen, dass sie nichts zu bieten haben und es auch gar nicht erst versuchen. Sie bitten um Gnade und nur sie allein werden erhört.“ (Carson)
„Die geistlich Armen werden vom Misthaufen gehoben und nicht unter die Mietknechte auf dem Feld, sondern unter die Fürsten im Königreich gesetzt … ‚Geistlich arm;‘ die Worte klingen, als beschrieben sie die, die gar nichts haben, und doch stehen sie für die Erben aller Dinge. Glückliche Armut! Millionäre versinken in die Bedeutungslosigkeit, die Schätze der Indios verflüchtigen sich im Rauch, während denen, die geistlich arm sind, ein grenzenloses, endloses, makelloses Königreich bleibt, durch das sie in der Wertschätzung dessen, der Gott über alles ist, auf ewig gesegnet sind.“ (Spurgeon)
Der Aufruf, geistlich arm zu sein, steht aus gutem Grund an erster Stelle, denn er relativiert die folgenden Befehle. Sie können nicht aus eigener Kraft erfüllt werden, sondern nur dadurch das sich der Bettler seiner Abhängigkeit von Gottes Kraft bewusst ist. Niemand trauert, bis er geistlich arm ist; niemand ist gegenüber anderen sanftmütig, bis er eine demütige Sicht von sich selbst hat. Wenn du deine eigene Not und Armut nicht spürst, wirst du nie nach Gerechtigkeit hungern und dürsten; und wenn du eine zu hohe Meinung von dir selbst hast, wird es dir schwerfallen, anderen gegenüber barmherzig zu sein.
2. Die göttliche Reaktion auf geistliche Armut: Trauer
Matthäus 5, 4
Matthäus 5, 4 Glückselig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden!
Glückselig sind die Trauernden: Die altgriechische Grammatik deutet auf einen intensiven Grad der Trauer hin. Jesus spricht hier nicht von einem beiläufigen Bedauern der Folgen unserer Sünde, sondern von einer tiefen Trauer vor Gott über unseren gefallenen Zustand.
„Das griechische Wort für trauern, das hier verwendet wird, ist das stärkste Wort für Trauer, dass es in der griechischen Sprache gibt. Es ist das Wort, das für die Trauer um die Toten verwendet wird, für die leidenschaftliche Trauer um einen geliebten Menschen.“ (Barclay)
Das Weinen gilt dem niedrigen und bedürftigen Zustand sowohl des Einzelnen als auch der Gesellschaft; aber in dem Bewusstsein, dass sie aufgrund der Sünde niedrig und bedürftig sind. Die Trauernden trauern eigentlich über die Sünde und ihre Auswirkungen.
Diese Trauer ist eine gottgewollte Reue, die eine Buße zum Heil bewirkt, wie Paulus es in 2. Korinther 7, 10 beschrieben hat.
Denn sie sollen getröstet werden: Denen, die über ihre Sünde und ihren sündigen Zustand trauern, wird Trost versprochen. Gott lässt diese Trauer als Weg in unser Leben einfließen, nicht als Ziel.
Diejenigen, die trauern, können etwas Besonderes von Gott erfahren; die Gemeinschaft seiner Leiden (Philipper 3, 10), eine Nähe zu dem Mann, der wusste, was Schmerzen sind (Jesaja 53, 3).
3. Der nächste Schritt: Sanftmut
Matthäus 5, 5
Matthäus 5, 5 Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben!
Glückselig sind die Sanftmütigen: Es ist unmöglich, dieses altgriechische Wort praus (sanftmütig) mit nur einem Wort zu übersetzen. Es drückt die Vorstellung von der richtigen Balance zwischen Zorn und Gleichgültigkeit, von einer starken Persönlichkeit, die sich im Griff hat, und von Demut aus.
Im Wortschatz der altgriechischen Sprache war der Sanftmütige nicht passiv und ließ sich nicht leicht herumschubsen. Der Grundgedanke hinter dem Wort ‚sanftmütig‘ war Stärke, die kontrolliert wird, wie ein starker Hengst, der ausgebildet wurde, um zu arbeiten, anstatt wild herumzurennen.
„Die Griechen sahen die Sanftmut generell als ein Laster an, weil sie sie nicht von der Unterwürfigkeit unterscheiden konnten. Anderen gegenüber sanftmütig zu sein, bedeutet, dass man völlig frei vom Geist der Bosheit und Rache ist.“ (Carson)
„Die Sanftmütigen, die zornig sein können, werden ihren Zorn im Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes bändigen, und sie werden nicht zornig werden, wenn sie dies nicht können, ohne zu sündigen, und sie werden sich nicht leicht von anderen provozieren lassen.“ (Poole)
„Das sind die Menschen, die zu Unrecht leiden, ohne bitter zu werden, und sich rächen zu wollen.“ (Bruce)
Die ersten beiden Seligpreisungen beziehen sich eher auf das, was sich in uns abspielt, die dritte handelt davon, wie man sich seinen Mitmenschen gegenüber verhält. Die ersten beiden waren hauptsächlich negativ; die dritte ist eindeutig positiv.
Sanftmütig zu sein bedeutet, sich und sein Tun einer entsprechenden Autorität unterzuordnen. Es zeugt auch von der Bereitschaft, die eigenen ‚Rechte‘ und Privilegien hintanzustellen. Es ist eine Sache, wenn ich meinen eigenen geistlichen Bankrott eingestehe, aber was ist, wenn es jemand anderes für mich tut? Reagiere ich dann sanftmütig? Diese Glückseligen sind sanftmütig:
Sie sind Gott gegenüber sanftmütig, indem sie sich seinem Willen unterwerfen und sich nach seinem Wort richten.
Sie sind den Menschen gegenüber sanftmütig, indem sie stark – aber auch demütig, sanftmütig, geduldig und langmütig sind.
„Das Wort, das wir aus dem englischen mit ‚sanftmütig‘ übersetzen, stammt vom alten angelsächsischen meca, oder meccea. Es beschreibt einen Gefährten oder Gleichgestellten, weil derjenige, der sanftmütig oder sanft, immer bereit ist, sich mit den Geringsten derer zu verbünden, die Gott fürchten und sich niemandem überlegen fühlen. Er weiß ganz genau, dass sein vergänglicher irdischer Wohlstand nicht auf dem beruht, was er selbst vollbracht hat, sondern nur das ist, was er aus der bloßen Gnade Gottes erhalten hat, da er es zu keinem Zeitpunkt verdient hat, für das belohnt zu werden, was er selbst vollbracht hat.“ (Clarke)
Denn sie werden das Land erben: Wir können nur deswegen sanftmütig und bereit sein, damit aufzuhören, auf unsere Rechte und Privilegien zu pochen, weil wir darauf vertrauen, dass Gott auf uns aufpasst, und sich für uns einsetzen wird. Die Verheißung „denn sie werden das Land erben“ beweist, dass Gott nicht zulassen wird, dass seine Sanftmütigen am Ende den Kürzeren ziehen werden.
„Es sieht so aus, als würden sie aus der Welt hinausgedrängt werden, aber das wird nicht geschehen, ‚denn sie werden das Land erben‘. Die Wölfe fressen die Schafe, und doch gibt es mehr Schafe auf der Welt als Wölfe, und die Schafe werden sich auch weiterhin vermehren und auf grünen Weiden Gras fressen.“ (Spurgeon)
„Die Sanftmütigen Englands haben, getrieben von der religiösen Intoleranz ihrer Heimat, den Kontinent Amerika geerbt.“ (Bruce)
„Ich brauchte mir nur anzuschauen, wie die Sonne auf das Land schien, und dann zum Himmel hinaufblicken und sagen: ‚Mein Vater, das ist alles dein; und darum ist es alles mein; denn ich bin ein Erbe Gottes und ein Miterbe Jesu Christi.´ In diesem Sinne erbt der sanftmütige Mensch also die ganze Erde.“ (Spurgeon)
Durch die ersten drei Seligpreisungen stellen wir fest, dass der Mensch aus sich heraus keine Freude an geistlicher Armut, Trauer oder Sanftmut haben wird. Sie sind nur für den geistlichen Menschen ein Segen, also für diejenigen, die in Jesus neu erschaffen wurden.
4. Der Wunsch desjenigen, der geistlich arm ist, um der Sünde willen trauert, und sanftmütig ist: Gerechtigkeit
Matthäus 5, 6
Matthäus 5, 6 Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden!
Hungern und dürsten: Dies beschreibt einen tiefen Hunger, der nicht durch einen Imbiss gestillt werden kann. Dies ist eine Sehnsucht, die andauert und diesseits der Ewigkeit nie ganz gestillt werden kann.
Diese Leidenschaft ist so real, wie Hunger und Durst es sind.
Diese Leidenschaft ist genauso natürlich, wie Hunger und Durst bei einem gesunden Menschen natürlich sind.
Diese Leidenschaft ist so intensiv, wie Hunger und Durst es sein können.
Diese Leidenschaft kann sehr schmerzhaft sein, so wie Hunger und Durst ab einem gewissen Maß Schmerzen verursachen können.
Diese Leidenschaft ist eine treibende Kraft, genau wie Hunger und Durst einen Menschen antreiben können.
Diese Leidenschaft ist ein Zeichen von Gesundheit, genau wie Hunger und Durst davon zeugen, dass ein Mensch gesund ist.
Nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten: Wir sehen Christen, die nach vielen Dingen hungern: Macht, Autorität, Erfolg, Trost, Glück – aber wie viele sind es, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten?
Es ist gut, sich daran zu erinnern, dass Jesus dies an einem Tag und zu einer Gesellschaft sagte, die wirklich wusste, was es heißt, hungrig und durstig zu sein. Der Mensch, der heute lebt, ist – zumindest in der westlichen Welt – oft so weit von den Grundbedürfnissen Hunger und Durst entfernt, dass es auch für ihn schwierig ist, nach der Gerechtigkeit zu hungern und zu dürsten.
„‘Leider Gottes‘, sagt er, ‚genügt es mir nicht, zu wissen, dass mir meine Sünde vergeben wurde. In meinem Herzen habe ich einen Quell der Sünde, aus dem ständig bitteres Wasser fließt. Oh, dass mein Wesen verändert werden könnte, damit ich, der Liebhaber der Sünde, zum Liebhaber des Guten gemacht werden könnte; damit ich, der ich angefüllt bin von allem was böse ist, von Heiligkeit erfüllt werden könnte!“ (Spurgeon)
Wie äußert sich dieses Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit?
Der Mensch sehnt sich danach rechtschaffenen zu sein.
Der Mensch möchte geheiligt, heilig gemacht werden.
Der Mensch sehnt sich danach, ein Leben in Gottes Gerechtigkeit zu führen.
Der Mensch möchte sehen, dass die Rechtschaffenheit in der Welt gefördert wird.
„Er hungert und dürstet nach Rechtschaffenheit. Er hungert und dürstet nicht danach, dass seine eigene politische Partei an die Macht kommt, aber er hungert und dürstet danach, dass im Land Gerechtigkeit ausgelebt wird. Er hungert und dürstet nicht danach, dass seine eigenen Ansichten das Maß der Dinge werden und dass seine eigene Sekte oder Glaubensgemeinschaft immer mehr Anhänger gewinnt und einflussreicher wird, aber er wünscht sich, dass die Gerechtigkeit in den Vordergrund rückt.“ (Spurgeon)
Denn sie sollen satt werden: Jesus versprach, die Hungrigen zu sättigen; er versprach, ihnen so viel zu geben, wie sie essen konnten. Das ist eine seltsame Nahrung, die uns sowohl sättigt als auch dafür sorgt, dass wir noch mehr haben wollen.
5. Segen für die Barmherzigen
Matthäus 5, 7
Matthäus 5, 7 Glückselig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen!
Glückselig sind die Barmherzigen: Wenn diese Seligpreisung sich an diejenigen wendet, die Barmherzigkeit zeigen werden, spricht sie zu denen, die sie bereits empfangen haben. Es ist Barmherzigkeit, von seinem Stolz entleert und in die geistliche Armut überführt zu werden. Es ist Barmherzigkeit, wenn man dazu gebracht wird, seinen geistlichen Zustand zu betrauern. Es ist Barmherzigkeit, die Gnade der Sanftmut zu empfangen und sanftmütig zu werden. Es ist Barmherzigkeit, wenn dafür gesorgt wird, dass man nach Rechtschaffenheit hungert und dürstet. Daher ist derjenige, von dem man erwartet, dass er Barmherzigkeit zeigt, einer, der sie bereits empfangen hat.
Der Barmherzige wird sie denen erweisen, die schwächer und ärmer sind.
Der Barmherzige wird sich immer um die kümmern, die weinen und trauern.
Der Barmherzige wird anderen verzeihen und immer darauf bedacht sein, zerbrochene Beziehungen wiederherzustellen.
Der Barmherzige wird dem Charakter anderer Menschen gegenüber gnädig sein und sich dafür entscheiden, das Beste von ihnen zu halten, wann immer es möglich ist.
Der Barmherzige wird nicht zu viel von anderen erwarten.
Der Barmherzige wird denen gegenüber, deren Sünde offensichtlich ist, gnädig sein.
Der Barmherzige wird sich um die Seelen aller Menschen kümmern.
Denn sie werden Barmherzigkeit erlangen: Wenn Du von anderen – vor allem von Gott – Barmherzigkeit erwartest, dann solltest Du darauf achten, anderen gegenüber barmherzig zu sein. Manche Menschen fragen sich, warum Gott König David, besonders weil er auf so schreckliche Art und Weise sündigte, so extrem viel Barmherzigkeit entgegenbrachte. Ein Grund dafür, dass Gott ihm solche Barmherzigkeit gewährte, war, dass David König Saul gegenüber besonders barmherzig gewesen war und bei mehreren Gelegenheiten einem sehr unwürdigen Saul gegenüber gütig war. Mit David erlangte der Barmherzige, Barmherzigkeit.
6. Segen für die, die reinen Herzens sind
Matthäus 5, 8
Matthäus 5, 8 Glückselig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!
Glückselig sind,die reinen Herzens sind: Im Altgriechischen wird mit dem Ausdruck ‚reinen Herzens‘ vor allem Geradlinigkeit, Ehrlichkeit und Klarheit beschrieben. Damit können zwei Gedanken verbunden sein. Der eine ist der der inneren moralischen Reinheit im Gegensatz zum Bild der äußerlichen oder der zeremoniellen Reinheit. Der andere Gedanke ist der eines einzigen, ungeteilten Herzens – derjenigen, die in ihrer Hingabe zu Gott vollkommen aufrichtig sind, und in deren Herz allein Gott wohnt.
„Christus hatte es mit dem Geist der Menschen zu tun, mit ihrer inneren und geistlichen Natur. Er tat dies mehr oder weniger in allen Seligpreisungen, und diese trifft genau die Mitte der Zielscheibe, denn er sagt nicht ‘Selig sind die deren Sprache oder Handlung rein sind‘, geschweige denn ‚Selig sind die, deren Zeremonien, Gewänder, oder Speisen rein sind‘, sondern ‚Selig sind die, die reinen Herzens sind‘.“ (Spurgeon)
Denn sie werden Gott sehen: Damit erhalten die, die reinen Herzens sind den wunderbarsten Lohn. Sie werden Gott näher sein, und besser kennen, als sie es sich jemals hätten träumen lassen. Die verunreinigenden Sünden der Habgier, der Unterdrückung, der Lust und der bewussten Täuschung haben eine eindeutig blendende Wirkung auf einen Menschen; und wer reinen Herzens ist, wird weniger von diesen Verunreinigungen belastet sein.
„Denn wenn auch kein sterbliches Auge das Wesen Gottes sehen und begreifen kann, so werden diese Menschen doch durch ein Auge des Glaubens Gott in diesem Leben, wenn auch nur verschwommen, und in dem Leben, das kommen wird von Angesicht zu Angesicht, sehen und seine Gegenwart genießen.“ (Poole)
Der Mensch, der ein reines Herz besitzt, kann Gott in der Natur sehen.
Der Mensch, der ein reines Herz besitzt, kann Gott in der Schrift sehen.
Der Mensch, der ein reines Herz besitzt, kann Gott in den Gläubigen sehen, die bei ihm sind.
„Eines Tages sprach ich an einem Tisch in einem Hotel mit einem anderen Pastor über bestimmte geistliche Dinge, als ein Herr, der uns gegenübersaß, eine Serviette unter dem Kinn und ein Gesicht hatte, das darauf schließen ließ, dass er ein Weinkenner und -genießer war, folgende Bemerkung machte: ‚Ich bin seit sechzig Jahren auf dieser Welt, und ich war mir noch nie etwas bemerkt, das man als geistlich bezeichnen könnte.´ Wir behielten unsere Gedanken für uns, aber wir hielten es für sehr wahrscheinlich, dass das, was er sagte, vollkommen wahr war; und es gibt sehr viel mehr Menschen auf der Welt, die das Gleiche sagen könnten wie er. Aber das bewies nur, dass er sich nichts Geistlichem bewusst war; nicht, dass das auch für andere galt.“ (Spurgeon)
Letztlich muss diese innige Beziehung zu Gott unsere größte Motivation sein, ein Leben in Reinheit zu führen, größer als die Angst, erwischt zu werden, oder die Angst vor den Konsequenzen unseres Tuns.
7. Segen für die Friedensstifter
Matthäus 5, 9
Matthäus 5, 9 Glückselig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes heißen!
Glückselig sind die Friedfertigen: Damit sind nicht diejenigen gemeint, die in Frieden leben, sondern diejenigen, die tatsächlich Frieden schaffen, indem sie Böses mit Gutem überwinden. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, ist die Verbreitung des Evangeliums, denn Gott hat uns den Dienst der Versöhnung anvertraut (2. Korinther 5, 18). Wenn wir die Gute Nachricht verbreiten, schaffen wir Frieden zwischen den Menschen und dem Gott, den sie verworfen und beleidigt haben.
„Der vorangegangene Vers, beschreibt die Seligkeit derer ‘des reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen‘. Es wäre besser, wenn wir das verstehen würden. Wir sollen ‚erst rein sein, dann friedfertig‘. Unsere Friedfertigkeit darf niemals ein Pakt mit der Sünde oder ein Bündnis mit dem Bösen sein. Wir müssen unsere Gesichter wie Feuersteine gegen alles richten, was im Widerspruch zu Gott und seiner Heiligkeit steht. Ist die Sache in unseren Seelen geklärt, können wir zur Friedfertigkeit gegenüber den Menschen übergehen.“ (Spurgeon)
Wir betrachten dieses Werk der Friedfertigkeit im Allgemeinen als die Aufgabe einer Person, die zwischen zwei Menschen steht, die miteinander kämpfen. Dies kann eine Möglichkeit sein, diese Worte zu erfüllen; du kannst aber auch einen Konflikt beenden und ein Friedfertiger sein, wenn du ein Teil des Konflikts bist; wenn du derjenige bist, der verletzt wurde, oder der andere verletzt hat.
„Es ist der Teufel, der Unruhe stiftet; es ist Gott, der die Versöhnung liebt und der jetzt bestrebt ist, durch seine Kinder Frieden zu stiften, so wie er es damals durch seinen eingeborenen Sohn tat.“ (Stott)
Denn sie werden Söhne Gottes heißen: Der Lohn, den die Friedfertigen erhalten, ist, dass sie als wahre Kinder Gottes anerkannt werden. Sie teilen seine Leidenschaft den Menschen Frieden zu bringen, und die Mauern, die wischen ihnen stehen, einzureißen.
Er wird von Gott gesegnet; auch wenn der Friedensstifter vom Menschen vielleicht schlecht behandelt wird, segnet Gott ihn. Er wird dadurch gesegnet, dass er unter den Kindern Gottes ist, in seine Familie aufgenommen wird, und von Brüdern und Schwestern umgeben ist, die im Laufe der Jahrhunderte sein Schicksal teilten.
„Wenn es nun auch (bei den Menschen) zum größten Teil eine undankbare Aufgabe ist, sich einzumischen und zu versuchen, sich in den Streit hineinzubegeben, diejenigen wieder zusammenzubringen, die sich entzweit haben … so tu es doch um Gottes willen, damit Du (nach einer Weile) nicht als Einmischer und Wichtigtuer, als sondern Sohn Gottes bezeichnet wirst.“ (Trapp)
„Und er setzt sich manchmal zwischen die beiden, wenn sie sehr zornig sind, und nimmt die Schläge von beiden Seiten entgegen, denn er weiß, dass Jesus das auch getan hat. Er hat die Schläge von seinem Vater und auch von uns eingesteckt, damit durch das Leid, das er stellvertretend für uns ertrug, Frieden zwischen Gott und den Menschen geschaffen werde.“ (Spurgeon)
8. Wie die Welt mit solchen Menschen umgeht: Verfolgung
Matthäus 5, 10-12
Matthäus 5, 10-12 Glückselig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel! Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch jegliches böse Wort gegen euch reden um meinetwillen! Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind.
Glückselig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden: Diese Seligen werden um der Gerechtigkeit willen und um Jesu willen (um meinetwillen) verfolgt, nicht wegen ihrer eigenen Dummheit oder ihrem Fanatismus. Petrus erkannte, dass es bei manchen Christen nicht ihre Treue zu Jesus, sondern andere Gründe sind, die dazu führen, dass sie leiden (1. Petrus 4, 15-16), doch um diese Dinge geht es Jesus hier nicht.
Die in den Seligpreisungen beschriebenen Charakterzüge werden von unserer modernen Kultur nicht besonders geschätzt. Wir erkennen die ‚Reinsten im Herzen‘ oder ‚Ärmsten im Geiste‘ nicht an und verleihen ihnen keine Auszeichnungen. Obwohl unsere Gesellschaft nicht viel von diesen Charaktereigenschaften hält, sind sie doch genau das, was einen Bürger aus dem Reich Gottes ausmacht.
„Daher fügt der König eine achte Seligpreisung hinzu, und zwar eine doppelte, für all jene, die aufgrund ihrer Treue leiden müssen.“ (Morgan)
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch jegliches böse Wort gegen euch reden um meinetwillen: Jesus macht klar, dass für ihn Beleidigungen und Beschimpfungen auch ein Teil dessen sind, was er als Verfolgung bezeichnet. Wir können das, was wir unter Verfolgung verstehen, nicht allein auf körperliche Gewalt, oder Folter beschränken.
In Matthäus 5, 10 werden sie um der Gerechtigkeit willen verfolgt; in Matthäus 5, 11 werden sie um Jesu willen verfolgt. Dies zeigt, dass Jesus erwartete, dass ihr rechtschaffenes Leben nach seinem Beispiel und ihm zu Ehren gelebt werden würde, und sie ein rechtschaffenes Leben führten, dass seinem Vorbild entsprach, und ihm zur Ehre gereichte.
Es dauerte nicht lange, bis diese Worte Jesu sich bei seinen Nachfolgern bewahrheitete. Die ersten Christen mussten sich anhören, wie viele ihrer Feinde um Jesu willen jegliches böse Wort gegen sie redeten. Den Christen wurden folgende Dinge vorgeworfen:
Kannibalismus, weil die Durchführung des Abendmahls grob und ganz gezielt falsch dargestellt wurde.
Unsittlichkeit, weil das wöchentlichen ‚Liebesmahl‘ und ihre privaten Treffen bewusst falsch dargestellt wurden.
Revolutionärer Fanatismus, weil sie glaubten, dass Jesus zurückkehren und der Geschichte ein apokalyptisches Ende bereiten würde.
Die Spaltung von Familien, denn wenn ein Ehepartner oder Elternteil Christ wurde, kam es oft zu Veränderungen und Spaltungen in der Familie.
Verrat, weil sie die römischen Götter nicht anbeten und sich nicht am Kaiserkult beteiligen wollten.
Freut euch und jubelt: Wörtlich könnte man diesen Satz so übersetzen, dass die, die verfolgt werden ‚vor Freude hüpfen‘ sollten. Warum? Weil sie einen großen Lohn im Himmel empfangen werden, und weil sie sich in guter Gesellschaft befinden: die Propheten vor ihnen wurden auch verfolgt.
„Ein starkes Wort von hellenistischer Prägung, das so viel bedeutet wie, intensiv herumspringen, um eine unbändige Freude zur Schau stellen … Es ist die Freude des Bergsteigers, der auf dem Gipfel des schneebedeckten Berges steht.“ (Bruce)
Trapp nennt einige Männer, die sich in der Tat gefreut haben und jubelten, als sie verfolgt wurden. George Roper kam vor Freude hüpfend zum Scheiterhaufen, auf dem er verbrannt werden sollte, und den er wie einen Freund umarmte. Dr. Taylor sprang und tanzte ein wenig, als er zu seiner Hinrichtung kam, als er gefragt wurde, wie es ihm ginge sagte er: „Nun, Gott sei gelobt, lieber Sheriff, nie besser; denn jetzt bin ich fast zu Hause … ich bin sogar im Haus meines Vaters.“ Lawrence Saunders, der mit einem Lächeln im Gesicht den Scheiterhaufen seiner Hinrichtung umarmte und ihn küsste und sagte: „Heißt das Kreuz Christi willkommen, heißt das ewige Leben willkommen.“
Dennoch verfolgt die Welt diese guten Menschen, weil die Werte und Eigenschaften, die in diesen Seligpreisungen zum Ausdruck kommen, der Denkweise der Welt so sehr widersprechen. Das Ausmaß an Verfolgung, das wir erfahren, ist vielleicht nicht mit dem zu vergleichen, was andere ertragen müssen, aber wenn niemand schlecht über Dich spricht, solltest Du Dich schon fragen, ob diese Seligpreisungen Teil deines Lebens sind?
C. Wodurch die die Jünger Jesu auszeichnen sollen
1. Die Nachfolger Jesu sollen wie Salz sein
Matthäus 5, 13
Matthäus 5, 13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade wird, womit soll es wieder salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten wird.
Ihr seid das Salz der Erde: Jünger sind wie das Salz, weil sie kostbar sind. In den Tagen Jesu, war Salz ein wertvolles Gut. Die römischen Soldaten wurden manchmal mit Salz bezahlt, was zu dem Ausdruck „sein Salz wert sein“ führte.
Ihr seid das Salz der Erde: Jünger sind wie das Salz, weil sie einen konservierenden Einfluss haben. Salz wurde zur Konservierung von Fleisch und zur Verlangsamung des Fäulnisprozesses verwendet. Christen sollten einen prägenden Einfluss auf ihre Kultur haben.
Ihr seid das Salz der Erde: Jünger sind wie das Salz, weil sie Geschmack hinzufügen. Christen sollten ein Volk sein, das einen großen Einfluss auf seine Umgebung hat.
„Jünger, die ein Leben führen, dass ihrer Berufung treu entspricht, machen die Erde zu einem reineren und schmackhafteren Ort.“ (France)
Wenn aber das Salz fade wird … es taugt zu nichts mehr: Das Salz muss ‚salzig‘ bleiben, um irgendeinen Nutzen zu haben. Wenn es nicht mehr als Salz taugt, wird es von den Leuten zertreten. Auf die gleiche Weise verlieren zu viele Christen ihren ‚Geschmack‘ und sind nutzlos.
„In der antiken Welt wurde das Salz nicht durch Verdunstung von Salzwasser, sondern aus Salzwiesen oder ähnlichem gewonnen und enthielt daher viele Verunreinigungen. Da das eigentliche Salz besser löslich war als die Verunreinigungen, konnte es ausgelaugt werden, wobei ein Rest zurückblieb, der so stark verdünnt war, dass er zu nichts mehr taugte.“ (Carson)
2. Die Nachfolger Jesu sollen wie das Licht sein
Matthäus 5, 14-16
Matthäus 5, 14-16 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; so leuchtet es allen, die im Haus sind. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Ihr seid das Licht der Welt: Jesus macht dem Christen ein großes Kompliment und überträgt ihm gleichzeitig eine große Verantwortung, wenn er sagt, dass wir das Licht der Welt sind, weil er diesen Titel für sich selbst beansprucht hat, als er auf dieser Erde wandelte (Johannes 8, 12 und Johannes 9, 5).
Licht der Welt bedeutet, dass wir nicht nur die sind, die das Licht empfangen, sondern auch die, die es weitergeben. Es muss uns um mehr gehen als nur um uns selbst, und wir können nicht nur für uns selbst leben; wir müssen jemanden haben, dem wir auf liebevolle Art und Weise ein Licht sein können.
„Diesen Titel hatten die Juden einigen ihrer angesehenen Rabbiner gegeben. Mit großer Wichtigtuerei sprachen sie von Rabbi Juda oder Rabbi Jochanan als den Lampen des Universums, oder den Lichtern der Welt. Es muss in den Ohren der Schriftgelehrten und Pharisäer seltsam geklungen haben, als sie hörten, dass einige wenige Bauern und Fischer mit braun gebrannten Gesichtern und schwieligen Händen, die zu Jüngern Jesu geworden waren, genauso genannt wurden.“ (Spurgeon)
Jesus hat uns nie dazu aufgefordert, Salz oder Licht zu werden. Er sagte einfach, dass wir es sind – und dass wir die Verantwortung, die damit einhergeht, entweder erfüllen oder nicht.
Ein zentraler Gedanke in den beiden Bildern von Salz und Licht ist die Unterscheidung. Das Salz wird gebraucht, weil die Welt verrottet und zerfällt, und wenn unser Christentum das auch tut, ist es zu nichts nutze. Das Licht ist notwendig, weil es in der Welt finster ist, und wenn unser Christentum die Finsternis nachahmt, haben wir der Welt nichts zu zeigen. Um etwas zu bewirken, müssen wir nach den Dingen suchen, die das Christentum auszeichnen, und sie zeigen. Wir können die Welt niemals zugunsten von Jesus beeinflussen, wenn wir so werden wie die Welt ist.
„Arme Welt, arme Welt, sie ist dunkel und irrt in der Finsternis umher, und sie kann kein Licht bekommen, wenn sie es nicht durch uns empfängt! … Das Licht der Welt zu sein, gibt dem Leben die überwältigendste Verantwortung und verleiht ihm so die feierlichste Würde. Hört dies, ihr demütigen Männer und Frauen, ihr, die ihr in der Gesellschaft keine Rolle spielt, ihr seid das Licht der Welt. Wenn ihr schwach brennt, ist das Licht der Welt schwach und die Nacht sehr dunkel.“ (Spurgeon)
So soll euer Licht leuchten vor den Leuten: Die Aufgabe des Lichts besteht darin, das zu beleuchten und sichtbar zu machen, was da ist. Deshalb muss Licht freigesetzt werden, bevor es von Nutzen ist – wenn es unter dem Scheffel versteckt ist, ist es nutzlos.
„Christus wusste, dass die, die das Licht in sich trugen, die starke Versuchung spüren würden, ihr Licht zu verbergen. Es würde die Aufmerksamkeit der Welt auf sie lenken und die Menschen, die das Licht nicht in ihrem Leben haben wollten, würden sie hassen.“ (Bruce)
„Christus hat nie erwogen, verborgene Christen hervorzubringen, Christen, deren Tugenden nie gezeigt werden, Pilger, die bei Nacht in den Himmel reisen und weder von ihren Mitpilgern noch von irgendjemand anderem gesehen werden.“ (Spurgeon)
Die Bilder von Salz und Licht erinnern uns auch daran, dass das von den Seligpreisungen geprägte Leben nicht in völliger Zurückgezogenheit gelebt werden darf. Wir gehen oft davon aus, dass diese inneren Eigenschaften nur in losgelöst von der Welt, entwickelt oder zur Schau gestellt werden können, aber Jesus möchte, dass wir sie vor der Welt ausleben.
Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben: Eine solche Stadt ist auffällig und kann nicht verborgen werden. Wenn man eine solche Stadt aus der Ferne sieht, fällt es schwer, den Blick von ihr abzuwenden. Jesus wollte, dass die Menschen in seinem Reich ein Leben führen, das sichtbar ist und die Aufmerksamkeit auf die Schönheit von Gottes Werk im Leben der Menschen lenkt.
“ Es ist so, als ob unser Heiland gesagt hätte: „Du musst heilig sein, da dein Tun ebenso wenig verborgen werden kann, wie eine Stadt, die auf einem Hügel errichtet wurde, und für alle Augen sichtbar ist. Die Augen aller Menschen werden auf dich gerichtet sein.“ (Poole)
„Nicht weit von diesem kleinen Hügel [auf dem Jesus lehrte] liegt die Stadt Saphet, die vermutlich das alte Bethulia ist. Sie steht auf einem sehr hohen und auffälligen Berg und ist schon aus großer Entfernung ZU SEHEN. Dürfen wir nicht annehmen, dass Christus mit seinen Worten: Eine Stadt auf einem Hügel kann man nicht verstecken diese Stadt meint?“ (Maundrell, zitiert in Clarke)
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter: Wenn wir das Wort Leuchter lesen, bekommen wir das Gefühl, dass wir dieses Licht absichtlich leuchten lassen sollen. So wie die Lichter höhergestellt werden, damit ihr Licht wirksamer sein kann, sollten wir nach Möglichkeiten suchen, unser Licht so zu positionieren, dass es besser zu sehen ist.
„Wie sehr wurden die Lichter des Christentums erhöht, als die Märtyrer des Kolosseums, in den öffentlichen Verbrennungen durch Heiden und Papisten und in all den anderen Formen, durch die die Gläubigen in Christus zu Ruhm gezwungen wurden.“ (Spurgeon)
„Der Text besagt, dass die Kerze allen, die sich im Haus befinden, Licht spendet. Einige Professoren zünden nur in einem Teil des Hauses das Licht an. Ich habe Frauen gekannt, die sehr gut zu allen sind, außer zu ihren Ehemännern, und diese nörgeln jede Nacht, so dass sie ihnen kein Licht geben. Ich habe Ehemänner gekannt, die so oft auf Versammlungen waren, dass sie ihr Zuhause vernachlässigt haben, und so und so entgeht ihren Ehefrauen das Licht“. (Spurgeon)
„Der ehrwürdige Bede sagte bei der Auslegung dieses Textes, dass Christus Jesus das Licht der Gottheit in die bescheidene Laterne unserer Menschheit brachte und es dann auf den Leuchter seiner Gemeinde stellte, damit das ganze Haus der Welt dadurch erleuchtet werde. So ist es tatsächlich.“ (Spurgeon)
Dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen: Wenn wir unser Licht leuchten lassen, indem wir gute Werke tun, so geschieht dies, damit andere Gott verherrlichen und nicht uns.
„Wenn wir leuchten, geht es nicht darum, dass die Menschen sehen, wie gut wir sind, oder uns überhaupt sehen, sondern dass sie die Gnade und Gott in uns sehen und rufen: Was für einen Vater müssen diese Menschen haben‘. Ist dies nicht das erste Mal im Neuen Testament, dass Gott als unser Vater bezeichnet wird? Ist es nicht eigenartig, dass er zum ersten Mal in dem Moment auftaucht, wenn die Menschen die guten Werke seiner Kinder sehen?“ (Spurgeon)
Jesus wies auf den großen Einfluss seiner Jünger hin, die zu dieser Zeit fast lächerlich ausgesehen haben mussten. Wie konnten diese demütigen Galiläer die Erde salzen oder die Welt erleuchten? Aber sie taten es.
Die drei Bilder sind zusammengenommen sehr eindrucksvoll und teilen uns mit, welche Wirkung die Jünger Jesu in der Welt haben:
Das Salz ist das Gegenteil von Verdorbenheit, und es verhindert, dass die Verdorbenheit noch schlimmer wird.
Das Licht macht es möglich sich zu orientieren, so dass diejenigen, die sich verirrt haben, den Weg nach Hause finden können.
Eine Stadt ist das Produkt ihrer sozialen Ordnung und Regierung; sie ist gegen das Chaos und die Unordnung.
Bruce kommentiert diesen ersten Hinweis auf Gott als Vater: „Gott, wir lernen, so wie der Vater sich an edlem Verhalten erfreut; so wie menschliche Väter Freude an Söhnen finden, die sich tapfer durchsetzen“.
D. Das Gesetz und die wahre Rechtschaffenheit
1. Jesus und das Gesetz
Matthäus 5, 17-18
Matthäus 5, 17-18 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.
Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen: Jesus begann hier eine lange Diskussion über das Gesetz und wollte klarstellen, dass er sich nicht gegen das stellte, was Gott Israel in dem gegeben hat, was wir das Alte Testament nennen. Er ist nicht gekommen, um das Wort Gottes aufzulösen, sondern um es von der falschen Art und Weise zu befreien, in der die Pharisäer und Schriftgelehrten es interpretiert hatten.
„In der Zeit, als Jesus als Mensch auf der Erde umherging, konnten sich die Juden auf die Schriften, als ‚das Gesetz und die Propheten‘ (Matthäus 7, 12; 11, 13; 22, 40; Lukas 16, 16; Johannes 1, 45; Apostelgeschichte 13, 15; 28, 23; Römer 3, 21); ‚das Gesetz … die Propheten und die Psalmen (Lukas 24, 44); oder einfach ‘Gesetz‘ beziehen (Matthäus 5, 18; Johannes 10, 34; 1234, 15, 25; 1. Korinther 14, 21).“ (Carson)
„Um zu zeigen, dass er nie die Absicht hatte, das Gesetz aufzuheben, hat unser Herr Jesus alle seine Gebote in seinem eigenen Leben umgesetzt. Er selbst hatte eine Natur, die vollkommen mit dem Gesetz Gottes übereinstimmte; und wie seine Natur war, so war auch sein Leben.“ (Spurgeon)
Denn wahrlich: „Wahrlich (griechisch Amen), ich sage euch, es ist Jesu eigene Unterschrift: Es ist bekannt, und kein anderer Lehrer hat sie verwendet … Sie wird wie das „So spricht der Herr“ der Propheten verwendet, um eine Aussage als wichtig und verbindlich zu kennzeichnen.“ (France)
Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen: Jesus wollte deutlich machen, dass er eine Autorität hatte, die über das mosaische Gesetz hinausging, aber nicht im Widerspruch dazu stand. Jesus fügte dem Gesetz nur eine Sache hinzu, die kein Mensch jemals dem Gesetz hinzugefügt hatte: vollkommenen Gehorsam. Dies ist sicherlich ein Weg, wie Jesus die Erfüllung des Gesetzes erreichte.
Obwohl er oft die Auslegungen des Gesetzes durch die Menschen in Frage stellte (insbesondere die der Sabbatvorschriften), hat Jesus nie das Gesetz Gottes gebrochen.
„Hier ist jener, der größer ist als das Alte Testament, als Mose und die Propheten. Aber der Größere ist voller Ehrfurcht vor den Institutionen und heiligen Büchern seines Volkes. Er ist nicht gekommen, um das Gesetz oder die Propheten außer Kraft zu setzen.“ (Bruce)
„Jesus erfüllt das Gesetz und die Propheten, und sie weisen auf ihn hin, und er ist ihre Erfüllung“. (Carson)
Jesus erfüllte die Lehren des Gesetzes und der Propheten, indem er ihnen voll und ganz entsprach.
Jesus erfüllte die Prophezeiung des Gesetzes und der Propheten, indem er der Verheißene ist und den Blick auf die Wirklichkeit hinter den Schatten lenkt.
Jesus erfüllte die moralischen und rechtlichen Anforderungen des Gesetzes und der Propheten, indem er ihnen voll und ganz gehorchte und sie in ihrer Bedeutung neu auslegte.
Jesus hat die im Gesetz und in den Propheten auferlegte Strafe für uns erfüllt, indem er am Kreuz starb und die Strafe auf sich nahm, die wir verdient hatten.
Der Apostel Paulus schrieb zu diesem Thema: Denn Christus ist das Ende des Gesetzes zur Gerechtigkeit für jeden, der glaubt (Römer 10, 4).
„Kurz gesagt, Christus hat das Gesetz vollendet: 1. An sich war es nur der Schatten, die typische Darstellung des Guten, das noch kommen wird; und er fügte ihm das hinzu, was notwendig war, um es vollkommen zu machen, SEIN EIGENES OPFER, ohne das das Gesetz weder Gott zufriedenstellen noch die Menschen heiligen konnte. 2. Er hat es in sich selbst vollendet, indem er sich seinen eigenen Worten voll und ganz unterwarf und sie durch seinen Tod am Kreuz bestätigte. 3. Er vollendet dieses Gesetz und die Aussprüche seiner Propheten an die Gläubigen, indem er ihnen die Gnade zuteilwerden lässt, den Herrn mit ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Verstand und ganzer Kraft, und ihren Nächsten wie sich selbst zu lieben; denn das alles ist das Gesetz und die Propheten.“ (Clarke)
Nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz wird vergehen, bis alles geschehen ist: Der Buchstabe und das Strichlein waren in der hebräischen Schrift kleine Markierungen. Jesus sagte uns hier, dass nicht nur der Sinn des Wortes Gottes wichtig ist, sondern auch die Worte selbst – sogar die Buchstaben der Worte – sind wichtig. Das zeigt uns, wie ernst Gott sein Wort nimmt.
Der Buchstabe bezieht sich auf yod (י), den kleinsten Buchstaben des hebräischen Alphabets; es sieht aus wie ein halber Buchstabe.
Das Strichlein ist eine kleine Markierung in einem hebräischen Buchstaben, ähnlich wie die Kreuzung eines ‚t‘ oder der Schwanz von einem ‚y‘.
Der Unterschied zwischen bet (ב) und kaf (כ) ist ein Strichlein.
Der Unterschied zwischen dalet (ד) und resh (ר) ist ein Strichlein.
Der Unterschied zwischen vav (ו) und zayin (ז) ist ein Strichlein.
„Wenn sich auch die ganze Erde und die Hölle zusammentun, um die Verwirklichung der großen Pläne des Allerhöchsten zu verhindern, so wird doch alles vergeblich sein – selbst der Sinn eines einzigen Buchstabens wird nicht verloren gehen. Die Worte Gottes, die seine Pläne verdeutlichen, sind so unveränderlich wie sein Wesen selbst.“ (Clarke)
Bis alles geschehen ist: Dies trifft in mehrfacher Hinsicht zu
Es ist die Gewissheit, dass Jesus selbst das Gesetz durch seinen vollkommenen Gehorsam erfüllt hat.
Es ist die Gewissheit, dass Jesus selbst das Gesetz durch seinen vollkommenen Gehorsam in uns erfüllt (Römer 8, 4).
Es ist die Gewissheit, dass Gottes Plan niemals verworfen wird, bis am Ende dieses Zeitalters alle Dinge erfüllt sind.
2. Der Jünger und das Gesetz
Matthäus 5, 19-20
Matthäus 5, 19-20 Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!
Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst: Die Gebote sind so zu befolgen, wie sie durch das Leben und die Lehre Jesu erklärt und erfüllt werden, und nicht wie im gesetzlichen Denken der religiösen Autoritäten zu Jesu Zeiten. Zum Beispiel ist im Gesetz vorgeschrieben, ein Opfer zu bringen, aber es wurde in Jesus erfüllt, so dass wir nicht Gefahr laufen, im Reich der Himmel der Kleinste genannt zu werden, wenn wir nicht, wie es im mosaischen Gesetz beschrieben ist, ein Tieropfer bringen.
Wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel: Der Christ braucht das Gesetz nicht mehr länger zu beachten, um vor Gott gerecht zu werden. Eine Bibelstelle, die dies erklärt, ist Galater 2, 21: Denn, wenn durch das Gesetz Gerechtigkeit [kommt], so ist Christus vergeblich gestorben. Aber das Gesetz zeigt in perfekter Art und Weise den moralischen Anspruch Gottes.
Das Gesetz verweist uns an Jesus, um gerechtfertigt zu werden, denn es zeigt, dass wir aus uns heraus nicht in der Lage sind, Gott zu gefallen. Aber nachdem wir zu Jesus gekommen sind, schickt er uns zurück zum Gesetz, damit wir begreifen, wie Gott über unser Verhalten und unsere Heiligung denkt.
Wenn eureGerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen: Wie können wir angesichts der unglaublichen Hingabe an, die die Schriftgelehrten und Pharisäer mit Blick auf das Gesetz an den Tag legten, jemals hoffen, ihre Gerechtigkeit zu übertreffen?
Die Pharisäer waren so gewissenhaft in der Einhaltung des Gesetzes, dass sie sogar den Zehnten von den kleinen Gewürzen aus ihren Kräutergärten entrichteten (Matthäus 23, 23). Wie ernst es mit dieser Hingabe gegenüber Gott ist, zeigt sich bei den orthodoxen Juden von heute. Anfang 1992 ließen Mieter drei Wohnungen in einem orthodoxen Viertel in Israel bis auf die Grundmauern niederbrennen, während sie einen Rabbiner fragten, ob ein Telefonanruf bei der Feuerwehr am Sabbat gegen das jüdische Gesetz verstoße. Gesetzestreuen Juden ist es verboten, am Sabbat das Telefon zu benutzen, weil der elektrische Strom dadurch unterbrochen würde, was als Arbeit gilt. In der halben Stunde, die der Rabbiner brauchte, um zu entscheiden, dass die Antwort ‚ja‘ lautete, breitete sich das Feuer auf zwei benachbarte Wohnungen aus.
Das Leben von Paulus zeigt, wie die Rechtschaffenheit der Pharisäer aussah: Apostelgeschichte 23, 6; 26, 5; Philipper 3, 5.
Wir können ihre Gerechtigkeit übertreffen, denn unsere Gerechtigkeit übersteigt die der Schriftgelehrten und Pharisäer in der Art und Weise, nicht im Ausmaß. Paulus beschreibt die beiden Arten von Gerechtigkeit in Philipper 3, 6-9: Im Hinblick auf den Eifer ein Verfolger der Gemeinde, im Hinblick auf die Gerechtigkeit im Gesetz untadelig gewesen. Aber was mir Gewinn war, das habe ichum des Christus willen für Schaden geachtet; … damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde, indem ich nicht meine eigene Gerechtigkeit habe, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus, die Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens.
Die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und Pharisäer war zwar für menschliche Augen beeindruckend, aber sie konnte vor Gott nicht bestehen (Jesaja 64, 6).
Wir werden also nicht gerecht, indem wir das Gesetz halten. Wenn wir sehen, was es wirklich bedeutet, das Gesetz zu halten, sind wir dankbar, dass Jesus uns eine andere Art der Gerechtigkeit anbietet.
E. Jesus legt das Gesetz so aus wie es gemeint ist
In diesem Abschnitt erläutert Jesus die wahre Bedeutung des Gesetzes. Aber es ist nicht so, dass Jesus sich gegen Mose wendet, sondern er wendet sich gegen falsche und oberflächliche Auslegungen dessen was Mose gesagt hat. In Bezug auf das Gesetz machten die Schriftgelehrten und Pharisäer zwei Fehler: Sie schränkten Gottes Gebote ein (wie beim Gesetz zum Thema Mord) und dehnten die Gebote Gottes über seine Absicht hinaus aus (wie beim Gesetz zum Thema Ehescheidung).
1. Jesus erklärt, was hinter dem Gesetz gegen Mord steckt
Matthäus 5, 21-22
Matthäus 5, 21-22 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten!«, wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der wird dem höllischen Feuer verfallen sein.
Ihr habt gehört: Diese Leute hatten das mosaische Gesetz eigentlich gar nicht sich selbst unter die Lupe genommen. Alles, was sie hatten, war die Lehre über das Gesetz, die von den Schriftgelehrten und Pharisäern stammte. In diesem Fall hatte das Volk gehört, wie die Schriftgelehrten und Pharisäer lehrten: „Du sollst nicht töten“.
Als Jesus sagte: „ … dass zu den Alten gesagt ist“, erinnert er uns daran, dass etwas nicht allein deswegen wahr ist, weil es alt ist. Aber wenn es nicht wahr ist, hilft es ihm auch nicht alt zu sein. „Ein von der Wahrheit losgelöstes Altertum ist nur eine schmutzige Heuchelei und verdient nicht mehr Aufmerksamkeit als ein alter Lüstling, der umso abscheulicher ist, weil er alt ist.“ (Trapp)
Aber ich sage euch: Jesus stellt seine Autorität unter Beweis und verlässt sich nicht auf die Worte der früheren Schriftgelehrten oder Lehrer. Er wird ihnen vermitteln, was das mosaische Gesetz wirklich bedeutet.
„Was haben wir für einen König, der sein Zepter über das Reich unserer inneren Begierden ausstreckt! Wie souverän drückt er es aus: ‚Ich aber sage euch‘! Wer außer einem göttlichen Wesen hat die Autorität, so zu reden? Sein Wort ist Gesetz. So sollte es auch sein, da er das Laster an der Wurzel packt und die Unreinheit im Herzen verbietet.“ (Spurgeon)
Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein: Die Lehre der Schriftgelehrten und Pharisäer („Du sollst nicht töten“) war wahr genug. Aber sie lehrten auch, dass alles außer Mord erlaubt sein könne. Jesus korrigiert dies und macht deutlich, dass nicht nur diejenigen, die einen Mord begehen, verurteilt werden, sondern dass auch diejenigen, die mit dem Gedanken spielen, einen Mord zu begehen, dem Gericht verfallen sind.
Jesus entlarvt den Kern der Irrlehre der Schriftgelehrten. Für sie ging es beim Gesetz wirklich nur darum, es äußerlich zu erfüllen, niemals um das Herz. Jesus macht das Gesetz wieder zu einer Herzensangelegenheit. „Die Herrschaft des Reiches Gottes beginnt nicht damit, dass man einen Verbrecher mit blutroten Händen verhaftet; sie nimmt den Menschen fest, in dem gerade der Gedanke geboren wurde, jemanden zu töten.“ (Morgan)
Wir sollten noch einmal darauf hinweisen, dass Jesus nicht sagt, dass es genauso schlimm ist, wütend zu werden wie jemand zu töten. Es ist moralisch zutiefst verwirrend zu denken, dass jemand, der eine andere Person im Zorn anschreit, genauso gesündigt hat wie jemand, der einen anderen Menschen im Zorn ermordet. Jesus betonte, dass das Gesetz beides verurteilt, ohne zu sagen, dass das Gesetz vorschreibt, dass es sich um dies ein und dasselbe handelt. Die Gesetze der Menschen konnten sich nur mit dem Mord an sich befassen, aber Jesus erklärte, dass seine Anhänger erkannt hätten, dass die Moral Gottes nicht nur das Ende, sondern auch den Anfang des Mordes anspricht.
Barclay, kommentiert das altgriechische Wort, das hier mit zornig übersetzt wurde: „So verbietet Jesus für immer den Zorn, der in uns rumort, den Zorn, der nicht vergeht, den Zorn, der sich nicht besänftigen lässt, den Zorn, der sich rächen will.“
„Die Worte `ohne Ursache´ spiegeln wahrscheinlich eine frühe und weit verbreitete Verwässerung der strikten Lehre Jesu wider. Das Fehlen einer Ursache, beweist nicht, dass es hier keine Ausnahme gibt.“ (Carson)
Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein: Jemanden ‚Raka‘ zu nennen, zeigt, dass man ihn für nicht besonders intelligent hält. Jemanden einen Narren zu nennen, zeugt davon, dass man keine besonders hohe Meinung von seinem Charakter hat. Beide verstießen gegen das Gesetz, das verbat, jemanden zu töten, auch wenn hier kein Mord begangen wurde.
Kommentatoren haben Raka mit „Schwachkopf, Dummkopf, Strohkopf, Holzkopf, hirnloser Idiot“ übersetzt. „Raka ist ein Wort, das sich eigentlich gar nicht übersetzen lässt, weil es vor allem einen Tonfall beschreibt, der durch und durch nach Verachtung klingt … Es ist das Wort eines Menschen, der einen anderen voller Verachtung behandelt.“ (Barclay)
„Dies sind keine ungewöhnlichen oder besonders ordinären Worte … aber sie deuten auf eine Haltung hin, in der nichts als Verachtung steckt.“ (France)
„In diesen Worten Jesu gegen Zorn und Verachtung liegt ein Hauch von Übertreibung. Sie sind die starke Botschaft eines Menschen, der alle Formen der Unmenschlichkeit mit leidenschaftlicher Abscheu empfindet. Diese Worte offenbaren den Charakter des Menschen und sind deshalb sehr wertvoll.“ (Bruce)
2. Mehr zu schwierigen persönlichen Beziehungen
Matthäus 5, 23-26
Matthäus 5, 23-26 Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe! Sei deinem Widersacher bald geneigt, während du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit der Widersacher dich nicht etwa dem Richter ausliefert und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergibt und du ins Gefängnis geworfen wirst. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den letzten Groschen bezahlt hast!
Lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh: Jesus hält es für viel wichtiger, sich mit einem Bruder zu versöhnen, als eine religiöse Pflicht zu erfüllen. Jesus sagt, wir müssen uns zuerst mit deinem Bruder versöhnen. Wir sollten nicht meinen, dass wir unseren Dienst für den Herrn als Grund hernehmen sollten um Probleme, die wir mit anderen haben, nicht zu klären. Wir sollten tun, was Paulus in Römer 12, 18 befohlen hat: Ist es möglich, soviel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden.
Sei deinem Widersacher bald geneigt: Jesus befiehlt uns, bald mit einem anderen über Dinge wie Zorn und Bosheit zu sprechen, um sie aus dem Weg zu schaffen. Wenn wir sie ignorieren oder abtun, halten sie uns wirklich gefangen (und du ins Gefängnis geworfen wirst).
Paulus drückt den gleichen Gedanken in Epheser 4, 26-27 aus (die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn!). Wenn wir an unserem Zorn gegen einen anderen festhalten, dann sündigen wir – und wir räumen dem Teufel Platz in unserem Leben ein.
Wahrlich, ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den letzten Groschen bezahlt hast: Jesus hat in diesem Fall Redewendungen benutzt. Die endgültige Strafe, die man dem Richter, dem Gerichtsdiener und im Gefängnis bezahlt, könnte man nie mit Geld (dem letzten Groschen) beglichen werden. Doch die Realität, die durch diese starken sprachlichen Wendungen suggeriert wird, erinnert uns daran, dass das Leiden der Ewigkeit tatsächlich ewig ist.
„Lasst zuerst die Menschen, die sich um ihre Verdienste sorgen, für ihre Sünden in die Hölle kommen und dort ewig bleiben; danach, wenn Gott eine weitere Ewigkeit schafft, können sie von ihren guten Werken berichten und ihren Lohn einfordern … Ein Kind mit einem Löffel kann eher das Meer leeren als die Verdammten in der Hölle ihr Elend beenden.“ (Trapp)
3. Jesus erklärt, was hinter dem Gesetz gegen Ehebruch steckt
Matthäus 5, 27-28
Matthäus 5, 27-28 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht ehebrechen!« Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Nun geht Jesus auf das ein, was sie über das Gesetz, gehört hatten, dass sich ganz klar gegen Ehebruch ausspricht. Natürlich sagten die Lehrer der damaligen Zeit, dass der Ehebruch selbst falsch sei. Aber sie bezogen das Gesetz nur auf die Taten, nicht auf das Herz.
Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen: Jesus erklärt, dass es möglich ist, Ehebruch oder Mord in unserem Herzen – oder in unserem Verstand – zu begehen, und dass auch das Sünde ist und durch das Gebot gegen Ehebruch verboten wird.
Mit den Worten: „Wer eine Frau ansieht“, hat Jesus gesagt, dass die Augen der Ort sind, an dem die Lust entsteht. Das wird mit anderen Bibelstellen (z.B. Hiob 31, 1) und jeder Menge Lebenserfahrung belegt. „Als man einen einäugigen Mann zu bemitleiden schien, sagte er ihm, er habe einen seiner Feinde verloren, einen Dieb, der ihm das Herz gestohlen hätte.“ (Trapp)
Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass Jesus nicht sagt, dass der Akt des Ehebruchs und der Ehebruch im Herzen dasselbe sind. Viele Menschen haben sich in diesem Punkt täuschen lassen und sagen: „Ich habe bereits Ehebruch in meinem Herzen begangen, also kann ich es auch in der Praxis tun.“ Der tatsächliche Ehebruch ist viel schlimmer als der Ehebruch im Herzen. Jesus will damit nicht sagen, dass beides dasselbe ist, sondern dass beides Sünde ist und beides durch das Gebot gegen Ehebruch untersagt ist.
Manche Menschen halten sich nur aus Angst, erwischt zu werden, vom Ehebruch fern, und begehen ihn jeden Tag in ihrem Herzen. Es ist gut, dass sie sich davor hüten, wirklich Ehebruch zu begehen, aber es ist schlecht, dass ihr Herz davon erfüllt ist.
Dabei geht es um viel mehr als nur darum, dass Männer Frauen ansehen. Es gilt für so ziemlich alles, was wir mit dem Auge oder dem Verstand begehren können. „Dies sind die eindringlichsten Worte über Unreinheit, die je ausgesprochen wurden.“ (Morgan)
Ehebruch … in seinem Herzen: Da Jesus den Ehebruch im Herzen als Sünde betrachtet, wissen wir, dass die Entscheidung, woran wir denken und woran wir unser Herz hängen, bei uns liegt. Viele glauben, sie hätten keine Wahl – und damit auch keine Verantwortung – für das, woran sie denken, aber das widerspricht eindeutig dem, was Jesus hier lehrt. Wir sind vielleicht nicht in der Lage, vorübergehende Gedanken oder Gefühle zu kontrollieren, aber wir können sehr wohl entscheiden, worauf unser Herz und unser Verstand ausgerichtet sind.
„Unsere Vorstellungskraft ist ein von Gott gegebenes Geschenk; aber wenn sie durch das Auge mit Schmutz gefüttert wird, wird sie schmutzig sein. Jede Sünde, nicht nur sexuelle Sünde, beginnt damit, dass wir anfangen, sie uns vorzustellen. Daher ist das, was unsere Phantasie anregt, von größter Bedeutung für das Streben nach Gerechtigkeit im Reich Gottes.“ (Carson)
Es ist auch wichtig, zwischen der Versuchung zur Sünde und der Sünde selbst zu unterscheiden. „Der Blick soll nicht beiläufig, sondern beharrlich sein, das Verlangen nicht unwillkürlich oder flüchtig, sondern mit Sehnsucht genährt werden“. (Bruce)
Obwohl Jesus in jeder Hinsicht versucht wurde (Hebräer 4, 15), ertrug er solche Versuchungen, gab aber der Sünde nicht nach. Er war in der Lage, Frauen nicht als Objekte seiner Begierde zu betrachten. „Er wurde in allen Punkten versucht wie wir, aber das Verlangen wurde durch die mächtige Kraft einer reinen Liebe vertrieben, für die jede Frau eine Tochter, eine Schwester oder eine Verlobte war: ein heiliges Objekt zärtlichen Respekts.“ (Bruce)
4. Wie wir uns im Kampf gegen die Sünde verhalten
Matthäus 5, 29-30
Matthäus 5, 29-30 Wenn dir aber dein rechtes Auge ein Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Wenn dir aber dein rechtes Auge ein Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus: Jesus verwendet hier eine Redewendung und hat es nicht wörtlich gemeint. Leider haben einige dies so aufgefasst und sich in ihrem irrigen Streben nach Heiligkeit selbst verstümmelt. Zum Beispiel kastrierte sich der berühmte frühe Christ Origenes gemäß dem Prinzip dieser Bibelstelle.
Das Problem mit einer wörtlichen Interpretation ist, dass sie nicht weit genug geht! Selbst wenn Sie sich die Hand abgehackt oder das Auge ausgestochen haben, können Sie mit der anderen Hand oder dem anderen Auge sündigen. Wenn all das weg ist, kann man vor allem mit dem Verstand sündigen.
„Mit der Verstümmelung unseres Körpers ist es nicht getan; sie kann die äußere Handlung verhindern, aber sie wird das Verlangen in uns nicht auslöschen.“ (Bruce)
Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird: Jesus betonte einfach den Punkt, dass man bereit sein muss, Opfer zu bringen, um gehorsam zu sein. Wenn ein Teil unseres Lebens der Sünde übergeben wird, müssen wir davon überzeugt sein, dass es für diesen Teil unseres Lebens gewinnbringender ist, zu ‚sterben‘, als unser ganzes Leben zu verdammen.
Das ist die eine Sache, zu der viele nicht bereit sind, und deshalb bleiben sie in der Sünde gefangen oder kommen nie zu Jesus. Sie kommen nie über den vagen Wunsch hinaus, besser zu sein.
„Das Heil unserer Seelen ist wichtiger als alles andere, mögen uns diese Dinge auch noch so teuer und kostbar erscheinen; und wenn schon der gesunde Menschenverstand sie lehrt, zur Erhaltung ihres Körpers ein bestimmtes Glied abzuschneiden, was notwendigerweise den ganzen Körper gefährden würde, so lehrt er sie noch viel mehr, sich von etwas zu trennen, was dem Heil ihrer Seelen schaden würde.“ (Poole)
5. Jesus erklärt, was hinter dem Gesetz gegen Scheidung steckt
Matthäus 5, 31-32
Matthäus 5, 31-32 Es ist auch gesagt: »Wer sich von seiner Frau scheidet, der gebe ihr einen Scheidebrief«. Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, ausgenommen wegen Unzucht, der macht, dass sie die Ehe bricht. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.
Es ist auch gesagt: »Wer sich von seiner Frau scheidet, der gebe ihr einen Scheidebrief«: Zu Jesu Zeiten legten viele Menschen die mosaische Erlaubnis zur Scheidung (5. Mose 24, 1) so aus, dass praktisch jeder Grund als Scheidungsgrund anerkannt wird. Einige Rabbiner lehrten, dass dies sogar so weit ging, dass ein Mann sich von seiner Frau scheiden lassen konnte, wenn sie ihm das Frühstück anbrennen ließ.
„Mose bestand auf einer ‚schriftlichen Scheidungsurkunde‘, damit die aufgebrachten Gemüter Zeit hätten, sich abzukühlen, und damit die Trennung, wenn sie denn kommen musste, mit Bedacht und rechtlicher Förmlichkeit vollzogen werden konnte. Die Schriftform war bis zu einem gewissen Grad ein Mittel zur Eindämmung einer üblen Angewohnheit, die im Volk so tief verwurzelt war, dass es nutzlos gewesen wäre, sie gänzlich zu verbieten, weil dies nur ein weiteres Verbrechen zur Folge gehabt hätte.“ (Spurgeon)
Doch zu Jesu Zeiten war diese Erlaubnis aus 5. Mose 24, 1 zu einem Instrument geworden, das auf grausame Art und Weise gegen Ehefrauen benutzt wurde. „Die Schriftgelehrten bemühten sich lediglich darum, das Trennungsurteil in die richtige rechtliche Form zu bringen. Sie taten nichts, um der ungerechten Willkür der Ehemänner Einhalt zu gebieten, sondern öffneten ihr vielmehr Tür und Tor.“ (Bruce)
In dieser Zeit standen folgende zulässige Scheidungsgründe zur Diskussion:
Schule des Shammai: „Schränkt den Begriff ‚etwas Schändliches‘ aus Deuteronomium 24, 1 nur auf ein sexuelles Vergehen, das von Zeugen bestätigt wird, ein.“ (France)
Schule von Hillel: „Bezog es angeblich auf jeden erdenklichen Grund, den man zur Beschwerde finden konnte, ihnen reichte schon ein angebranntes Abendessen.“ (France)
Wer sich von seiner Frau scheidet, ausgenommen wegen Unzucht: Bei der Frage der Ehescheidung ging es darum, ob das Wort Unreinheit in 5. Mose 24, 1 streng oder großzügig ausgelegt wurde. Diejenigen, die uns die Scheidung erleichtern wollten, vertraten eine lockere Auslegung. Jesus stellt klar, dass es sich bei ‚etwas Schändlichem‘ um sexuelle Unreinheit handelt und nicht um irgendetwas, das die Frau tut, um dem Ehemann zu missfallen.
Unzucht „übersetzt Porneia, die eigentliche Bedeutung ist ‚Hurerei‘. Der Begriff wird jedoch weiter gefasst, so dass er auch die erst später entdeckte voreheliche Unkeuschheit umfassen könnte.“ (France)
Das, was Jesus über Ehe und Scheidung sagte, wird in Matthäus 19 näher erläutert, aber hier sehen wir worauf er hinauswollte: Er wollte zu dem zurückkehren was das Gesetz bezweckt, anstatt zuzulassen, dass es einfach dazu benutzt wird, um eine Scheidung zu rechtfertigen.
„Die Ausnahmeklausel bei Matthäus enthält also keine neue Vorschrift, sondern verdeutlicht, was jeder jüdische Leser angesichts der scheinbar uneingeschränkten Äußerungen Jesu in Markus 10, 9-12 für selbstverständlich gehalten hätte.“ (France)
Dass Jesus die Bedeutung der Ehe und die Tatsache, dass es falsch ist, sich grundlos scheiden zu lassen, hervorhob, widersprach sowohl in der jüdischen als auch in der heidnischen Kultur dem Denken vieler Menschen. „In Griechenland sehen wir ein Gesellschaftssystem, das komplett auf außerehelichen Beziehungen basiert; wir sehen, dass diese Beziehungen als natürlich und normal und nicht im Geringsten als verwerflich angesehen wurden.“ Diese Einstellung zur Ehe wurde von der römischen Kultur übernommen. (Barclay)
Der macht, dass sie die Ehe bricht: Eine unrechtmäßige Scheidung führt dazu, dass jemand die Ehe bricht, weil Gott die Scheidung nicht anerkennt und eine neue Beziehung als Bigamie ansieht. Es ist möglich, dass eine Person sich auf eine Art und Weise scheiden lässt, die vom Staat anerkannt wird, aber nicht von Gott. Wenn diese Person dann eine andere heiratet, betrachtet Gott diese Beziehung als Ehebruch, weil sie in seinen Augen immer noch verheiratet ist.
6. Jesus erklärt, was hinter dem Gesetz über das Schwören steckt
Matthäus 5, 33-37
Matthäus 5, 33-37 Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht falsch schwören; du sollst aber dem Herrn deine Schwüre halten«. Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören, denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was darüber ist, das ist vom Bösen.
Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht falsch schwören: Die Schriftgelehrten und Pharisäer hatten das Gesetz „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen“ (2. Mose 20, 7) so verdreht, dass es erlaubt war, praktisch jeden anderen Namen in einem falschen Schwur zu verwenden.
Überhaupt nicht schwören sollt: Jesus erinnert uns daran, dass Gott ohnehin Teil jedes Eides ist; wenn Du bei Himmel, Erde, Jerusalem oder sogar deinem Haupt/ Kopf schwörst, schwörst Du bei Gott – und Dein Schwur muss eingehalten werden.
„Und schon wieder eine eindeutige Aussage, die nicht als neues Gesetz wortwörtlich genommen werden sollte, sondern im Sinne einer solchen Liebe zur Wahrheit, dass wir, was uns betrifft, keine Eide mehr zu leisten brauchen.“ (Bruce)
Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein!: Wenn du schwören oder Eide ablegen musst, verrät das wie wenig man sich auf dein Wort verlassen kann. Es zeigt, dass dein eigener Charakter nicht stark genug ist, um deine Worte zu bestätigen. Wie viel besser ist es, wenn dein ‚Ja‘ ein ‚Ja‘ und dein ‚Nein‘ ein ‚Nein‘ ist.
Einige haben diese Aussage von Jesus so verstanden, dass es hier um viel mehr geht, als nur darum, die Wahrheit und Ehrlichkeit zu betonen, und Eide zu verbieten. Das ist irreführend, denn Eide sind unter bestimmten Umständen erlaubt, solange sie nicht missbraucht und als Deckmantel für Täuschung benutzt werden.
Gott selbst schwört Eide: Hebräer 6, 13 und Lukas 1, 73.
Jesus sagte unter Eid aus, als er vor einem Gericht stand: Matthäus 26, 63-64.
Paulus hat verschiedene Dinge geschworen: Römer 1, 9; 2. Korinther 1, 23; Galater 1, 20; 2. Thessalonicher 2, 5.
„Der wahrhaft gute Mensch wird niemals einen Eid ablegen müssen; seine Worte und seine Versprechen bedürfen keiner solchen Bestätigung. Aber die Tatsache, dass Eide manchmal noch notwendig sind, ist der Beweis dafür, dass die Menschen keine guten Menschen sind und dass dies keine gute Welt ist.“ (Barclay)
7. Jesus legt das Gesetz über Vergeltung aus
Matthäus 5, 38-42
Matthäus 5, 38-42 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge und Zahn um Zahn!« Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar; und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Hemd nehmen will, dem lass auch den Mantel; und wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit zu gehen, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der von dir borgen will!
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge und Zahn um Zahn!«: Das mosaische Gesetz lehrte Auge um Auge und Zahn um Zahn (2. Mose 21, 24). Doch im Laufe der Zeit haben religiöse Lehrer dieses Gebot nicht länger in seinem eigentlichen Bereich verankert (als Grundsatz zur Begrenzung der Vergeltung für die zivile Regierung), sondern in einen falschen Bereich (als Verpflichtung, die man in persönlichen Beziehungen einhalten muss) verfrachtet.
Sondern, wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar: Hier zeigt Jesus die ganze Tragweite des Gesetzes „Auge um Auge und Zahn um Zahn“ und wie sich die Vorstellung, die Rache zu begrenzen, auf das Prinzip ausdehnt, bestimmte Übel gegen sich selbst zu akzeptieren.
Wenn eine Person uns beleidigt (dich jemand auf deine rechte Backe schlägt), wollen wir ihm das, was er uns angetan hat, zurückzahlen, und noch mehr. Jesus sagte, wir sollten solche Beleidigungen und Kränkungen geduldig ertragen und einem bösen Menschen, der uns auf diese Weise beleidigt, keinen Widerstand leisten. Stattdessen sollten wir darauf vertrauen, dass Gott uns verteidigt. France weist darauf hin, dass in alten jüdischen Schriften steht, dass das Schlagen mit dem Handrücken – eine schwere Beleidigung – mit einer sehr hohen Geldstrafe geahndet wurde (Mischna BK 8:6).
Es ist falsch zu denken, dass Jesus meint, man solle sich nicht gegen das Böse wehren. Jesus hat mit seinem Leben gezeigt, dass man sich gegen das Böse wehren sollte und muss, zum Beispiel als er im Tempel die Tische umgeworfen hat.
„Jesus sagt hier, dass der wahre Christ gelernt hat, sich über keine Beleidigung zu ärgern und Vergeltung zu suchen, wenn man ihn kränkt.“ (Barclay) Wenn wir darüber nachdenken, wie Jesus selbst beleidigt und beschimpft wurde (als ein Vielfraß, Trinker, uneheliches Kind, Gotteslästerer, Verrückter und so weiter), sehen wir, wie er selbst dieses Prinzip ausgelebt hat.
Es ist falsch anzunehmen, dass Jesus meint, dass man sich nicht gegen einen körperlichen Angriff wehren oder verteidigen darf. Als Jesus von einem Schlag auf die rechte Wange sprach, wurde dies kulturell als eine tiefe Beleidigung und nicht als körperlicher Angriff verstanden. Jesus meint nicht, dass, wenn jemand mit einem Baseballschläger auf die rechte Seite unseres Kopfes schlägt, wir ihm erlauben sollten, dann die linke Seite zu schlagen. „Wenn ein Rechtshänder jemandem auf die rechte Wange schlägt, dann ist das vermutlich ein Schlag mit dem Handrücken, der wahrscheinlich als beleidigender empfunden wird als ein Schlag mit der offenen Handfläche.“ (Carson) 2. Korinther 11, 20 hat wahrscheinlich diese Art von ‚Schlag‘ im Sinn.
Es wäre auch falsch zu denken, dass Jesus meint, dass es in der Gesellschaft keinen Platz für Strafe oder Vergeltung gibt. Jesus spricht hier von persönlichen Beziehungen und nicht von einer Aufgabe, die der Regierung obliegt, wenn es darum geht, Ungerechtigkeiten zu verhindern (Röm 13, 1-4). Ich muss die andere Wange hinhalten, wenn ich persönlich beleidigt werde, aber die Regierung ist dafür verantwortlich, den Übeltäter davon abzuhalten, jemanden körperlich anzugreifen.
Dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Hemd nehmen will, dem lass auch den Mantel: Nach dem Gesetz das Gott dem Volk durch Mose auferlegte, durfte der äußere Mantel niemandem abgenommen werden (2.Mose 22, 26; 5. Mose 24, 13).
„Wenn die Jünger Jesu dazu verurteilt werden ihre Tunika (ein inneres Kleidungsstück wie unser Anzug, das aber direkt auf der Haut getragen wird) abzugeben, sind sie weit davon entfernt, eine Entschädigung zu verlangen, sondern geben gerne das ab, was sie von Rechts wegen behalten dürfen.“ (Carson)
„Doch selbst in einem Land, in dem es Gerechtigkeit gibt, sollten wir nicht für jedes Unrecht, dass uns widerfährt vor Gericht ziehen. Wir sollten es lieber ertragen, bedrängt zu werden, als ständig zu schreien: `Ich verklage dich‘.“ (Spurgeon)
Wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit zu gehen, so geh mit ihm zwei: Positiv ausgedrückt, wird uns gesagt, dass wir uns gegen böse Machenschaften wehren sollen, indem wir uns bewusst dafür entscheiden, mehr zu geben, als von uns verlangt wird. Zu dieser Zeit unterstand Judäa der römischen Militärbesatzung. Gemäß dem Militärrecht konnte jeder römische Soldat einem Juden befehlen, sein Soldatengepäck eine Meile weit zu tragen – aber nur eine Meile. Jesus sagt hier: „Geh über die eine Meile hinaus, die das Gesetz vorschreibt, und trage die Last freiwillig und aus Liebe weiter als Du musst“. So verwandeln wir einen Versuch, uns zu manipulieren, in etwas, was wir freiwillig und aus Liebe tun.
„Die Juden wehrten sich heftig gegen solche Forderungen, und Jesus wählt dieses Beispiel, um sich bewusst von militanten Nationalisten zu distanzieren. Anstatt sich zu wehren oder gar zu ärgern, sollte der Jünger freiwillig eine zusätzliche Meile zurücklegen“. (France)
„Die Lehrer des Alten Bundes sagen: Bestehe auf deinem eigenen Recht und liebe deinen Nächsten, hasse deinen Feind und sorge so für deine Sicherheit. Jesus, der den Neuen Bund verkündet, sagt: `Ertrage das Unrecht und beschenke alle mit deiner Liebe‘.“ (Morgan)
Gib dem, der dich bittet: Die einzige Grenze für diese Art von Opfern ist die Grenze, die die Liebe selbst auferlegen wird. Es ist nicht liebevoll, sich der Manipulation eines anderen hinzugeben, ohne dass wir sie in einen freien Akt der Liebe verwandeln. Es ist nicht immer liebevoll, zu geben oder sich nicht zu wehren.
Man könnte sagen, dass Paulus diesen Gedanken den Jesus hier äußerte, wiederholt: Lasst euch nicht vom Bösen überwinden, sondern überwindet das Böse mit Gutem. (Römer 12, 21)
8. Jesus erklärt, was hinter dem Gebot der Nächstenliebe steckt
Matthäus 5, 43-47
Matthäus 5, 43-47 Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, was habt ihr für einen Lohn? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Machen es nicht auch die Zöllner ebenso?
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen: Das mosaische Gesetz gebot, dass du deinen Nächsten lieben sollst (3. Mose 19, 18). Doch einige der Lehrer aus den Tagen Jesu, fügten eine gegenteilige – und böse – falsche Auslegung hinzu: nämlich die Pflicht, auch, deinen Feind zu hassen.
„Im Allgemeinen betrachteten sie alle Unbeschnittenen nicht als ihre Nächsten, sondern als ihre Feinde, die sie gemäß dem Gebot nicht zu lieben brauchten.“ (Poole)
Ich aber sage euch: liebt eure Feinde: Doch Jesus erinnert daran, dass es Gott so meint, dass alle Menschen unsere Nächsten sind, sogar unsere Feinde. Um dieses Gesetz wirklich zu erfüllen, müssen wir unsere Feinde – und nicht nur unsere Freunde – lieben, segnen, ihnen etwas Gutes tun und für sie beten.
Jesus wusste, dass wir Feinde haben werden, doch wir sollen ihnen in Liebe begegnen und darauf vertrauen, dass Gott uns beschützen und unsere Feinde auf die beste Weise vernichten wird, indem er sie zu unseren Freunden macht.
„Der Jünger muss gegenüber religiöser Verfolgung eine Haltung einnehmen, die weit darüber hinausgeht, sich nicht zu rächen, sondern den anderen zu lieben.“ (France)
„Das ist eine schwierige Aufgabe, muss ich sagen, aber, ob schwierig oder nicht, sie muss getan werden, auch wenn das noch so sehr unserer üblen Natur und früheren Praxis widerspricht.“ (Trapp)
Damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid: Indem wir das tun, ahmen wir Gott nach, der seinen Feinden Liebe entgegenbringt, indem er es über Gerechte und Ungerechte regnen lässt.
„Du siehst die Naturphilosophie unseres Herrn Jesus Christus. Er glaubte an die unmittelbare Gegenwart und das Wirken Gottes. Als der große Sohn Gottes war er sich der Gegenwart seines Vaters jederzeit sehr bewusst, und deshalb nennt er die Sonne Gottes Sonne – ‚Er lässt seine Sonne aufgehen‘.“ (Spurgeon)
„Als ob er den menschlichen Charakter überhaupt nicht beachten würde, lässt Gott seine Sonne über Gute und Böse scheinen. Als ob er nicht wüsste, dass es Menschen gibt, die schlecht sind, lässt er den Regen auf Gerechte und Ungerechte niedergehen. Doch er weiß es, denn er ist ja ein Gott, der seine Augen nicht verschließt. Er weiß es, und er weiß, wenn seine Sonne auf den Acker jenes Geizhalses scheint, dass sie eine Ernte für einen Geizhals hervorbringt. Er tut es absichtlich. Wenn der Regen dort auf die Ernte des Betrügers fällt, weiß er, dass der Betrüger dadurch reicher wird, und er will, dass er es wird; er tut nichts aus Versehen und nichts ohne einen Plan.“ (Spurgeon)
„Was sagt Gott zu uns, wenn er so handelt? Ich glaube, dass er Folgendes zu uns sagt: ‚Dies ist der Tag der Gnade, dies ist die Zeit der Barmherzigkeit‘. Die Stunde des Gerichts, in der er zwischen den Guten und den Bösen scheiden wird, in der er den Richterstuhl besteigen und den Gerechten und den Bösen unterschiedliche Anteile zusprechen wird, ist noch nicht gekommen.“ (Spurgeon)
Dies ist ein Beispiel dafür, dass auch wir unsere Feinde lieben und sie segnen sollen, wenn wir dazu in der Lage sind. Auf diese Weise erweisen wir uns als Söhne unseres Vaters im Himmel. „Wir sind durch die Wiedergeburt, durch den Glauben an den Sohn, zu Söhnen geworden; aber wir werden dazu aufgefordert, unsere Berufung und Erwählung – unser Recht auf diesen heiligen Namen zu bestätigen und zu rechtfertigen. Wir können dies nur tun, indem wir durch das, was wir tun und sagen, zeigen, dass das göttliche Leben und die göttlichen Prinzipien in uns lebendig sind.“ (Meyer)
Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, was habt ihr für einen Lohn? Inwiefern unterscheidet sich dein Verhalten von dem des Sünders? Wir sollten es nicht als etwas Besonderes ansehen, wenn wir nur die Liebe erwidern, die uns gegeben wird.
Denk daran, dass Jesus hier beschrieb, wie der Charakter der Bewohner seines Reiches aussehen sollte. Wir sollten erwarten, dass sich dieser Charakter von dem unterscheidet, den wir in der Welt vorfinden. Es gibt viele gute Gründe, warum man von Christen mehr erwarten sollte als von anderen Menschen:
Sie behaupten, etwas zu haben, was andere nicht haben; sie behaupten, von Jesus Christus erneuert, zur Umkehr gebracht und erlöst worden zu sein.
Sie haben tatsächlich etwas, was andere nicht haben; sie sind in der Tat durch Jesus Christus erneuert, erneuert, zur Umkehr gebracht und erlöst worden.
Sie verfügen über eine Kraft, die andere nicht haben; durch Christus, der sie stärkt, können sie alle Dinge tun.
Der Geist Gottes wohnt in ihnen.
Die Zukunft wird für sie besser sein als für andere.
9. Das Fazit der wahren Auslegung des Gesetzes: Sei vollkommen
Matthäus 5, 48
Matthäus 5, 48 Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist!
Deshalb sollt ihr vollkommen sein: Wenn ein Mensch so leben könnte, wie Jesus es uns in diesem Kapitel gesagt hat, wäre er wirklich vollkommen.
Er würde niemals einen anderen Menschen hassen, verleumden oder schlecht über ihn reden.
Er würde niemals in seinem Herzen oder in seinem Geist lüstern und nichts begehren.
Er würde niemals einen falschen Eid ablegen und immer ganz ehrlich sein.
Er würde es Gott überlassen, sich darum zu kümmern, dass ihm kein Unrecht geschieht, und es nicht auf sich nehmen, dies selbst zu tun.
Er würde seinen Nächsten und sogar seine Feinde immer lieben.
Gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist: Wenn ein Mensch dazu in der Lage wäre, sich genau an das zu halten, was Jesus hier sagt, dann wäre er wirklich gerechter als die Schriftgelehrten und Pharisäer (Matthäus 5, 20), also genau das, was wir brauchen, um in das Reich Gottes zu kommen. Aber es gibt nur einen Menschen, der so gelebt hat: Jesus Christus. Was ist mit dem Rest von uns? Haben wir keinen Zugang zum Reich Gottes?
„Jesus sagt, dass es dem Gesetz eigentlich nie um juristische Beschränkungen ging, um Konzessionen, die aus der Härte des menschlichen Herzens erwachsen … und auch nicht um das ‚Gesetz der Liebe‘ geht … Nein, es weist auf die ganze Vollkommenheit Gottes hin, die sich in der verbindlichen Auslegung des Gesetzes zeigt.“ (Carson)
Wir sehen, dass es Jesus in diesem Abschnitt nicht in erster Linie darum ging, zu zeigen, was Gott von einem Christen mit Blick auf sein tägliches Leben verlangt. Jesus hat zwar Gottes ultimativen Maßstab offenbart, den wir uns zu Herzen nehmen müssen. Aber seine primäre Absicht bestand darin, zu sagen: „Wenn ihr durch das Gesetz gerecht sein wollt, müsst ihr das ganze Gesetz halten, innerlich und äußerlich – das heißt, ihr müsst vollkommen sein.“
Jesus hat gezeigt, dass wir eine Gerechtigkeit brauchen, die vom Gesetz getrennt ist (Römer 3, 21-22). Wie Paulus es in Römer 3, 21-22 formuliert hat: Jetzt aber ist außerhalb des Gesetzes die Gerechtigkeit Gottes offenbar gemacht worden, die von dem Gesetz und den Propheten bezeugt wird, nämlich die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, die zu allen und auf alle [kommt], die glauben.
In welchem Verhältnis stehen wir heute zum Gesetz, wenn wir es richtig interpretieren? Wir werden als schuldige Sünder entlarvt, die niemals durch gute Werke gerecht werden können – das war genau das, was die meisten Menschen zur Zeit Jesu und in unserer Zeit tun wollten.
Wenn es schließlich darum geht, die Auslegung und die Anforderungen des Gesetzes zu verstehen, tun wir gut daran, uns an einen weiteren Aspekt der Lehre Jesu über das Gesetz zu erinnern: Wenn wir uns auf das Gebot der Gott und unseren Nächsten zu lieben konzentrieren, werden wir die Anforderungen und Einzelheiten des Gesetzes richtig verstehen (Matthäus 22, 37-40). Der Apostel Paulus schrieb fast dasselbe: Das Endziel des Gebotes aber ist Liebe aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben. (1. Timotheus 1, 5)
Matthäus 5 – Die Bergpredigt
A. Einführung in die Bergpredigt
1. Jesus bereitet sich darauf vor, seine Jünger zu lehren
Matthäus 5, 1
Matthäus 5, 1
Als er aber die Volksmenge sah, stieg er auf den Berg; und als er sich setzte, traten seine Jünger zu ihm.
2. Jesus beginnt zu lehren
Matthäus 5, 2
Matthäus 5, 2
Und er tat seinen Mund auf [zu einer Rede], lehrte sie und sprach:
B. Die Seligpreisungen: die Eigenschaften der Bürger des Königreichs
Den ersten Teil der Bergpredigt kennen wir als die Seligpreisungen, was ‚die Segnungen‘ bedeutet, was aber auch so verstanden werden kann, dass der Gläubige dort erfährt, wie er ‚sein‘ sollte. In den Seligpreisungen legt Jesus dar, wie der Bürger seines Reiches ist, und wonach er sich sehnen sollte. Sie haben und erlernen diese Charaktereigenschaften.
All diese Charakterzüge sind Kennzeichen und Ziele aller Christen. Es ist nicht so, als könnten wir uns dem einen widmen und die anderen vergessen, wie es bei geistlichen Gaben der Fall ist. Es gibt keine Möglichkeit, dieser Verantwortung zu entkommen, jedes dieser geistlichen Merkmale zu begehren. Wenn du jemandem begegnest, der behauptet, Christ zu sein, aber keine dieser Eigenschaften zeigt und haben möchte, fragst du dich vielleicht zu Recht nach seinem Seelenheil, denn er hat nicht den Charakter derer, die Teil vom Reich Gottes sind. Wenn er aber behauptet, sich diese Eigenschaften zu eigen gemacht zu haben, kann man seine Aufrichtigkeit in Frage stellen.
1. Die Grundlage: Geistliche Armut
Matthäus 5, 3
Matthäus 5, 3
Glückselig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Reich der Himmel!
2. Die göttliche Reaktion auf geistliche Armut: Trauer
Matthäus 5, 4
Matthäus 5, 4
Glückselig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden!
3. Der nächste Schritt: Sanftmut
Matthäus 5, 5
Matthäus 5, 5
Glückselig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben!
4. Der Wunsch desjenigen, der geistlich arm ist, um der Sünde willen trauert, und sanftmütig ist: Gerechtigkeit
Matthäus 5, 6
Matthäus 5, 6
Glückselig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden!
5. Segen für die Barmherzigen
Matthäus 5, 7
Matthäus 5, 7
Glückselig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen!
6. Segen für die, die reinen Herzens sind
Matthäus 5, 8
Matthäus 5, 8
Glückselig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen!
7. Segen für die Friedensstifter
Matthäus 5, 9
Matthäus 5, 9
Glückselig sind die Friedfertigen, denn sie werden Söhne Gottes heißen!
8. Wie die Welt mit solchen Menschen umgeht: Verfolgung
Matthäus 5, 10-12
Matthäus 5, 10-12
Glückselig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Reich der Himmel!
Glückselig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch jegliches böse Wort gegen euch reden um meinetwillen! Freut euch und jubelt, denn euer Lohn ist groß im Himmel; denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind.
C. Wodurch die die Jünger Jesu auszeichnen sollen
1. Die Nachfolger Jesu sollen wie Salz sein
Matthäus 5, 13
Matthäus 5, 13
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn aber das Salz fade wird, womit soll es wieder salzig gemacht werden? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Leuten zertreten wird.
2. Die Nachfolger Jesu sollen wie das Licht sein
Matthäus 5, 14-16
Matthäus 5, 14-16
Ihr seid das Licht der Welt. Es kann eine Stadt, die auf einem Berg liegt, nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; so leuchtet es allen, die im Haus sind. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
D. Das Gesetz und die wahre Rechtschaffenheit
1. Jesus und das Gesetz
Matthäus 5, 17-18
Matthäus 5, 17-18
Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen sei, um das Gesetz oder die Propheten aufzulösen. Ich bin nicht gekommen, um aufzulösen, sondern um zu erfüllen! Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergangen sind, wird nicht ein Buchstabe noch ein einziges Strichlein vom Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.
2. Der Jünger und das Gesetz
Matthäus 5, 19-20
Matthäus 5, 19-20
Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und die Leute so lehrt, der wird der Kleinste genannt werden im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, der wird groß genannt werden im Reich der Himmel. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht weit übertrifft, so werdet ihr gar nicht in das Reich der Himmel eingehen!
E. Jesus legt das Gesetz so aus wie es gemeint ist
In diesem Abschnitt erläutert Jesus die wahre Bedeutung des Gesetzes. Aber es ist nicht so, dass Jesus sich gegen Mose wendet, sondern er wendet sich gegen falsche und oberflächliche Auslegungen dessen was Mose gesagt hat. In Bezug auf das Gesetz machten die Schriftgelehrten und Pharisäer zwei Fehler: Sie schränkten Gottes Gebote ein (wie beim Gesetz zum Thema Mord) und dehnten die Gebote Gottes über seine Absicht hinaus aus (wie beim Gesetz zum Thema Ehescheidung).
1. Jesus erklärt, was hinter dem Gesetz gegen Mord steckt
Matthäus 5, 21-22
Matthäus 5, 21-22
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten!«, wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka!, der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr!, der wird dem höllischen Feuer verfallen sein.
2. Mehr zu schwierigen persönlichen Beziehungen
Matthäus 5, 23-26
Matthäus 5, 23-26
Wenn du nun deine Gabe zum Altar bringst und dich dort erinnerst, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar und geh zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe! Sei deinem Widersacher bald geneigt, während du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit der Widersacher dich nicht etwa dem Richter ausliefert und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergibt und du ins Gefängnis geworfen wirst. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den letzten Groschen bezahlt hast!
3. Jesus erklärt, was hinter dem Gesetz gegen Ehebruch steckt
Matthäus 5, 27-28
Matthäus 5, 27-28
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht ehebrechen!« Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen.
4. Wie wir uns im Kampf gegen die Sünde verhalten
Matthäus 5, 29-30
Matthäus 5, 29-30
Wenn dir aber dein rechtes Auge ein Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn deine rechte Hand für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
5. Jesus erklärt, was hinter dem Gesetz gegen Scheidung steckt
Matthäus 5, 31-32
Matthäus 5, 31-32
Es ist auch gesagt: »Wer sich von seiner Frau scheidet, der gebe ihr einen Scheidebrief«. Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, ausgenommen wegen Unzucht, der macht, dass sie die Ehe bricht. Und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.
6. Jesus erklärt, was hinter dem Gesetz über das Schwören steckt
Matthäus 5, 33-37
Matthäus 5, 33-37
Wiederum habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht falsch schwören; du sollst aber dem Herrn deine Schwüre halten«. Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist der Schemel seiner Füße, noch bei Jerusalem, denn sie ist die Stadt des großen Königs. Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören, denn du kannst kein einziges Haar weiß oder schwarz machen. Es sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was darüber ist, das ist vom Bösen.
7. Jesus legt das Gesetz über Vergeltung aus
Matthäus 5, 38-42
Matthäus 5, 38-42
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: »Auge um Auge und Zahn um Zahn!« Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Bösen nicht widerstehen; sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar; und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Hemd nehmen will, dem lass auch den Mantel; und wenn dich jemand nötigt, eine Meile weit zu gehen, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der von dir borgen will!
8. Jesus erklärt, was hinter dem Gebot der Nächstenliebe steckt
Matthäus 5, 43-47
Matthäus 5, 43-47
Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, welche euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel seid. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr die liebt, die euch lieben, was habt ihr für einen Lohn? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Machen es nicht auch die Zöllner ebenso?
9. Das Fazit der wahren Auslegung des Gesetzes: Sei vollkommen
Matthäus 5, 48
Matthäus 5, 48
Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist!
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.