Matthäus 11 – Nicht der Messias, den sie erwartet haben
A. Jesus und Johannes der Täufer
1. Die Jünger Johannes des Täufers stellen Jesus im Auftrag von Johannes eine Frage: Bist du wirklich der Messias (der kommen soll)?
Matthäus 11, 1-3
Matthäus 11, 1-3 Und es geschah, als Jesus die Befehle an seine zwölf Jünger vollendet hatte, zog er von dort weg, um in ihren Städten zu lehren und zu verkündigen. Als aber Johannes im Gefängnis von den Werken des Christus hörte, sandte er zwei seiner Jünger und ließ ihm sagen: Bist du derjenige, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Als Jesus die Befehle an seine zwölf Jünger vollendet hatte: Laut Bruce bezieht sich das Lehren und die Verkündigung in ihren Städten nicht auf die Städte der Jünger, sondern auf die Städte Galiläas. Auf diese Weise gab Jesus seinen Jüngern Anweisungen, wo sie ihren Auftrag erfüllen sollten.
Sandte er zwei seiner Jünger: Es ist auch möglich – aber vielleicht weniger wahrscheinlich – dass Johannes diese Frage nicht um seiner selbst willen, sondern um seiner Jünger willen gestellt hat. Er wollte, dass sie zu Jesus gehen und die Frage für sich selbst stellen, was dazu führt, dass ihr Fokus auf Jesus gerichtet wurde.
„Die Verhaftung von Johannes wurde bereits in Matthäus 4, 12 erwähnt. Die komplette Geschichte seiner Gefangenschaft lässt bis Matthäus 14, 3-12 auf sich warten.“ (France)
„Herodes Antipas von Galiläa hatte seinem Bruder in Rom einen Besuch abgestattet. Während dieses Besuchs verführte er die Frau seines Bruders. Er kam nach Hause zurück, verließ seine Frau und heiratete seine Schwägerin, die er ihrem Mann, seinem Bruder, ausgespannt hatte. Daraufhin sprach sich Johannes öffentlich und strikt gegen das Vorgehen von Herodes aus. Es war nie ungefährlich, einen fernöstlichen Herrscher zu tadeln und Herodes rächte sich, indem er Johannes in der Festung Masada in den Bergen nahe des Toten Meeres in den Kerker werfen ließ.“ (Barclay)
Bist du derjenige, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten: Johannes 1, 29-36 und andere Stellen weisen darauf hin, dass Johannes zuvor Jesus eindeutig als den Messias erkannt hatte. Sein jetziger Zweifel lässt sich vielleicht dadurch erklären, dass er vielleicht selbst das Werk des Messias missverstanden hatte. Vielleicht dachte er, wenn Jesus wirklich der Messias wäre, würde er Werke vollbringen, die mit einer politischen Befreiung Israels verbunden sind – oder zumindest mit der Befreiung von ihm, Johannes, der im Gefängnis saß.
Es ist möglich, dass Johannes fälschlicherweise zwischen dem, der kommen soll und dem Christus, dem Messias, unterschied. Es gibt einige Hinweise darauf, dass einige Juden jener Zeit zwischen einem zukünftigen, von Mose verheißenen Propheten (Deuteronomium 18, 15) und dem Messias unterschieden. Worum es hier eigentlich geht, ist die Verwirrung; der lange Prozess im Gefängnis hat Johannes verwirrt.
2. Die Antwort die Jesus den Jünger von Johannes dem Täufer gibt: sagt Johannes, dass sich die Prophezeiung über den Messias erfüllt
Matthäus 11, 4-6
Matthäus 11, 4-6 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr hört und seht: Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote werden auferweckt, und Armen wird das Evangelium verkündigt. Und glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir!
Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr hört und seht: Jesus wollte sowohl Johannes als auch seinen Jüngern versichern, dass er der Messias ist. Aber er erinnerte sie auch daran, dass seine Macht sich vor allem in demütigen Handlungen des Dienstes und der Erfüllung individueller Bedürfnisse zeigen würde und nicht in spektakulären Darbietungen politischer Befreiung.
Wir könnten die Frage von Johannes so formulieren: „Jesus, warum tust du nicht mehr?“ Morgan beantwortete diese Frage wie folgt: „An alle, die so unruhig und ungeduldig sind, spricht er dieselbe Warnung aus … Der Weg im Dienst für den Herrn ist zumeist der Weg der mühseligen Beharrlichkeit, die darin besteht, die scheinbar kleinen Dinge zu tun. Die Geschichte der Kirche zeigt, dass diese Lektion oftmals am schwierigsten zu erlernen ist.“
„Wie kommt es, dass heutzutage gesagt wird, die Wunder seien eher eine Prüfung als eine Förderung des Glaubens? Eine ungläubige Generation verwandelt sogar Nahrung in Gift.“ (Spurgeon)
Und glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir: Jesus wusste, dass der Schwerpunkt seines Dienstes anstößig war, weil er der Erwartungen des jüdischen Volkes, das sich nach politischer Befreiung von der römischen Herrschaft sehnte, widersprach. Aber für diejenigen, die nicht Anstoß am Messias nahmen, weil er entgegen all den Erwartungen des Volkes auftrat, lag ein Segen darin.
„Ein Freund hat diese Worte in eine weitere Seligpreisung verwandelt – die Seligkeit der Nicht-Beleidigten.“ (Meyer)
„Selig ist der, der im Gefängnis sitzen kann, der in seinem Zeugnis zum Schweigen gebracht werden kann, der von seinem Herrn verlassen zu sein scheint und dennoch jeden Zweifel ausschließen kann. Johannes erlangte diese Seligkeit rasch wieder und gewann seine Gelassenheit vollständig zurück.“ (Spurgeon)
3. Jesus spricht über Johannes
Matthäus 11, 7-15
Matthäus 11, 7-15 Als aber diese unterwegs waren, fing Jesus an, zu der Volksmenge über Johannes zu reden: Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Rohr, das vom Wind bewegt wird? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichen Kleidern bekleidet? Siehe, die, welche weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige! Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: einen, der mehr ist als ein Prophet! Denn dieser ist’s, von dem geschrieben steht: »Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten soll«. Wahrlich, ich sage euch: Unter denen, die von Frauen geboren sind, ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Reich der Himmel ist größer als er. Aber von den Tagen Johannes des Täufers an bis jetzt leidet das Reich der Himmel Gewalt, und die, welche Gewalt anwenden, reißen es an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes. Und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist der Elia, der kommen soll. Wer Ohren hat zu hören, der höre!
Einen Propheten … der mehr ist als ein Prophet: Jesus erinnerte sie daran, dass Johannes der von Gott auserwählte Vorbote des Messias war, kein Menschenfreund oder Selbstgefälliger. Er war in der Tat mehr [ … ] als ein Prophet, denn er allein hatte das Amt, als Bote des Messias zu dienen. Dafür war er der größte aller Propheten und der größte aller Menschen (unter denen, die von Frauen geboren sind, ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer).
Denn dieser ist´s, von dem geschrieben steht: Matthäus merkt hier an, dass der Dienst des Messias-Ankündigers in Jesaja 40, 3 und Maleachi 3, 1 prophezeit wurde.
Auch, wenn einige Johannes wegen seiner scheinbaren Zweifel an Jesus in ein schlechtes Licht rücken könnten, sprach Jesus selbst in den höchsten Tönen von Johannes. „Johannes hatte oft Zeugnis über Jesus abgelegt; nun legt Jesus Zeugnis über Johannes ab.“ (Carson)
Johannes war standhaft und nicht – wie ein Schilfrohr – leicht zu erschüttern.
Johannes war nüchtern, denn er führte ein diszipliniertes Leben und war nicht in den Luxus und die Annehmlichkeiten dieser Welt verliebt.
Johannes war ein Diener, ein Prophet Gottes.
Johannes war als ein besonderer Bote des Herrn gesandt.
Johannes war insofern etwas Besonderes, als dass er als der Größte unter dem Alten Bund angesehen werden konnte.
Johannes war sogar dem Geringsten im Reich unter dem Neuen Bund untergeordnet.
Doch der Kleinste im Reich der Himmel ist größer als er: Obwohl Johannes groß war, war er nicht unter dem Neuen Bund wiedergeboren. Das liegt daran, dass er lebte und starb, bevor das Werk Jesu am Kreuz und am leeren Grab vollendet war. Deshalb kam er nicht in den Genuss der Vorteile des Neuen Bundes (1. Korinther 11, 25; 2. Korinther 3, 6; Hebräer 8, 6-13).
„Wie man in der Regel sagen kann, dass der dunkelste Tag heller ist als die hellste Nacht, so ist Johannes, obwohl der Erste seiner eigenen Ordnung, hinter dem Letzten der neuen Ordnung des Evangeliums. Der Geringste im Evangelium steht auf einer höheren Stufe als der Größte unter dem Gesetz.“ (Spurgeon)
Bis jetzt leidet das Reich der Himmel Gewalt, und die, welche Gewalt anwenden, reißen es an sich: Jesu Hinweis auf Gewalt bezieht sich sowohl auf die Intensität des geistlichen Kampfes um den Dienst Jesu und seines Verkünders als auch auf die Intensität, die erforderlich ist, um in der Nachfolge Gottes und seines Reiches standhaft zu bleiben.
Der tatsächliche Sinn dieses Begriffs ist sehr umstritten und wird durch eine komplizierte Grammatik erschwert. Carson beschreibt wahrscheinlich am besten, was diese beiden Ausdrücke bedeuten. „Das Reich kam mit heiliger Kraft und außerordentlicher Energie, die die Grenzen der Finsternis zurückdrängte. Dies zeigt sich insbesondere in den Wundern Jesu und knüpft an die Reaktion von Jesus auf den Täufer an … Das Reich macht große Fortschritte. Jetzt ist die Zeit gekommen, dass mutige Seelen und kraftvolle Menschen es in Besitz nehmen.“ (Carson)
Das Reich Gottes wird niemals passiv empfangen werden. Es gründet sich immer auf Gottes Wirken um unseretwillen, aber Gottes Wirken wird immer eine Reaktion in uns hervorrufen. „Es sind nicht ihre trägen Wünsche oder ihre halbherzigen Bestrebungen, die die Menschen in den Himmel bringen werden.“ (Poole)
„Häufig äußern Personen Klagen und Verwunderung darüber, dass sie nie einen Segen in ihrem Dienst für Gott gefunden haben. „Ich bin seit Jahren Sonntagsschullehrer“, sagt einer, „und ich habe nie erlebt, dass sich eines meiner Mädchen oder Jungen bekehrt hätte.“ Nein, und der Grund dafür ist höchstwahrscheinlich, dass Sie nie mit Gewalt darauf hingearbeitet haben; Sie nie vom göttlichen Geist gezwungen wurden, sich dafür zu entscheiden, dass sie sich bekehren sollten, und nichts unversucht zu lassen, bis sie sich bekehrt haben. Der Geist hat in Ihnen nie eine solche Leidenschaft hervorgerufen, dass Sie gesagt haben: ´Ich kann nicht leben, wenn Gott mich nicht segnet. Ich kann nicht existieren, wenn ich nicht sehe, dass einige dieser Kinder gerettet werden. ´ Wenn Sie dann im Gebet auf die Knie gefallen wären und Ihr Vertrauen mit der gleichen Intensität in Richtung Himmel gesetzt hätten, wären Sie niemals enttäuscht worden, ´denn die Gewalttätigen nehmen es mit Gewalt´.“ (Spurgeon)
Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes: Jesus sah, wie mit Johannes eine Ära endete; alle Propheten und das Gesetz nahmen Johannes und sein Amt als Boten vorweg. In gewisser Weise sprach Johannes im Namen aller Propheten, die das Kommen Jesu ankündigten.
Unter dem Alten Bund kündigte jeder zweite Prophet an: „Der Messias wird kommen“. Nur Johannes hatte das Privileg, zu verkünden: „Der Messias ist hier.“
Und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist der Elia, der kommen soll: Johannes kann auch als Elia gesehen werden, als Teilerfüllung von Maleachi 4, 5. Johannes war nicht tatsächlich Elia, aber er diente im gleichen Geist und mit der gleichen Kraft wie Elia und erfüllte so dessen ‚Amt‘ (Lukas 1, 17). Weil Johannes in einem symbolischen Sinne Elia war, fügte Jesus hinzu: „Und wenn ihr es annehmen wollt“ (Lk 1, 17).
Elia kam tatsächlich während des Dienstes Jesu, während der Verklärung (Matthäus 17, 3). Aber in weiterer Erfüllung der Verheißung aus Maleachi 4, 5 wird Elia vor der Wiederkunft Jesu wiederkommen, wahrscheinlich als einer der beiden Propheten aus Offenbarung 11, 3-12.
Wenn das Wirken von Johannes dem Täufer dem Wirken Elias glich, dann erinnert uns das auch daran, dass auch Elia entmutigt wurde.
Wer Ohren hat zu hören, der höre: „Eine Redewendung, die Jesus oft nach wichtigen Äußerungen verwendet, hier zum ersten Mal im Matthäusevangelium.“ (Bruce)
4. Jesus weist diejenigen zurecht, die sich weder über den Dienst von Johannes dem Täufer noch über den Dienst von Jesus freuen wollen
Matthäus 11, 16-19
Matthäus 11, 16-19 Wem soll ich aber dieses Geschlecht vergleichen? Es ist Kindern gleich, die an den Marktplätzen sitzen und ihren Freunden zurufen und sprechen: Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint! Denn Johannes ist gekommen, der aß nicht und trank nicht; da sagen sie: Er hat einen Dämon! Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt; da sagen sie: Wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von ihren Kindern.
Wem soll ich aber dieses Geschlecht vergleichen: Jesus betrachtete hier die Natur seiner gegenwärtigen Generation (Geschlecht), wie sie wählerisch und unsicher waren, wenn es darum ging, Gottes und seine Botschaft anzunehmen.
Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch Klagelieder gesungen, und ihr gibt nicht geweint: Der Gedanke um den es hier geht ist, dass diejenigen, die ein kritisches Herz haben, immer einen Grund finden werden, Kritik zu üben. Viele Menschen erfreuten sich weder an Johannes noch an Jesus.
„Sie weigerten sich, Gottes Stimme in jeglicher Form zu hören, sei es ernst oder fröhlich, als Urteil oder voller Barmherzigkeit, wenn dies nicht ihren eigenen Vorstellungen entsprach. Sie konnten nicht zufriedengestellt werden.“ (France)
Ein Freund der Zöllner und Sünder: Jesus zitierte hier die Worte mit denen andere ihn kritisiert hatten. Obwohl diese Worte dazu gedacht waren, ihn zu kritisieren, enthalten sie eine wunderbare Wahrheit. Jesus ist tatsächlich ein Freund der [ … ] Sünder.
„Das was damals als bösartige Bezeichnung gemeint, gilt heute als ein Ehrenname: der Freund des Sünders.“ (Bruce)
Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt werden von ihren Kindern: Der Weise jedoch erweist seine Weisheit durch sein weises Handeln (ihre Kinder). Jesus spricht hier vor allem über die Weisheit, sowohl Jesus als auch Johannes als diejenigen zu akzeptieren, die sie waren und wozu sie berufen waren.
Die Menschen mögen Johannes kritisiert haben, aber man beachte, was er getan hat – er bekehrte Tausende von Menschen und bereitete den Weg für den Messias vor. Die Menschen mögen Jesus kritisieren, aber man beachte, was er getan hat – er lehrte und diente, liebte und starb wie nie jemand zuvor.
B. Die Verurteilten und die Angenommenen
1. Jesus tadelt die Städte, die weder durch das Wirken von Johannes dem Täufer noch durch das Wirken von Jesus umkehrten
Matthäus 11, 20-24
Matthäus 11, 20-24 Da fing er an, die Städte zu schelten, in denen die meisten seiner Wundertaten geschehen waren, weil sie nicht Buße getan hatten: Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Zidon die Wundertaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst in Sack und Asche Buße getan. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Zidon erträglicher gehen am Tag des Gerichts als euch! Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, du wirst bis zum Totenreich hinabgeworfen werden! Denn wenn in Sodom die Wundertaten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, es würde noch heutzutage stehen. Doch ich sage euch: Es wird dem Land Sodom erträglicher gehen am Tag des Gerichts als dir!
Da fing er an, die Städte zu schelten, in denen die meisten seiner Wundertaten geschehen waren, weil sie nicht Buße getan hatten: Weil die meisten seiner Wundertaten in diesen Städten geschahen, erfuhren sie ein größeres Licht, was wiederum dazu führte, dass sie mehr ablegen mussten.
Dieses Prinzip – je mehr Licht desto mehr Verantwortung – hat zur Folge, dass die westliche Welt eine enorme Rechenschaftspflicht vor Gott hat. Der Westen hat einen Zugang zum Evangelium wie keine andere Gesellschaft ihn hat und dennoch bedarf er nach wie vor ständiger Buße.
„Die Unempfindlichkeit gegenüber der Stimme Gottes ist das Merkmal dieser Generation und wird ihr Untergang sein.“ (France)
Es wird [ … ] erträglicher gehen: Als Jesus sagte, dass es für bestimmten Städte am Tag des Gerichts erträglicher sein wird, wies er daraufhin hin, dass es in der Tat unterschiedliche Grade der Beurteilung gibt. Einige werden im Endgericht härter bestraft werden als andere.
„Es gibt Stufen der Glückseligkeit im Paradies und Stufen der Qual in der Hölle (Matthäus 12, 41; 23, 13; vgl. Lukas 12, 47-48), das war ein Aspekt, den Paulus gut verstanden hat (Römer 1, 20-2, 16). Die Auswirkungen auf die westliche … Christenheit heute sind ernüchternd.“ (Carson)
„Wenn Türken und Tataren verdammt werden sollen, so sollen die abtrünnigen Christen doppelt so stark verdammt werden.“ (Trapp)
Chorazin [ … ] Bethsaida [ … ] Kapernaum: Gottes Urteil über diese Städte wurde erfüllt. Jede einzelne von ihnen wurde vor langer Zeit zerstört und ist seit Generationen verödet.
Wir lesen in den Evangelien nicht von den großen Werken, die Jesus in Chorazin oder Bethsaida getan hat, aber in Johannes 21, 25 wird uns etwas dazu gesagt: Es sind aber noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat; und wenn sie eines nach dem anderen beschrieben würden, so glaube ich, die Welt würde die Bücher gar nicht fassen, die zu schreiben wären. Was Jesus in Chorazin und Bethsaida tat, gehört zu diesen nicht näher genannten Werken. Das ist eine gute Erinnerung daran, dass die Evangelien ein wahrer Bericht über das Leben Jesu sind, er aber vieles tat, was nicht in den Evangelien aufgezeichnet ist.
„Kapernaum, seine eigene Stadt, das Hauptquartier vom Heer der Errettung, hatte den Sohn Gottes gesehen und gehört … deshalb trauerte er darüber, dass Kapernaum genauso verhärtet blieb wie es schon immer war.“ (Spurgeon)
„Diese Städte griffen Jesus Christus nicht an; sie verjagten ihn nicht aus ihren Toren; sie versuchten nicht, ihn zu kreuzigen; sie haben ihn einfach missachtet. Vernachlässigung kann genauso töten wie es Verfolgung tun kann.“ (Barclay)
2. Jesus lobt diejenigen, die seine Botschaft empfangen
Matthäus 11, 25-27
Matthäus 11, 25-27 Zu jener Zeit begann Jesus und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast! Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor dir. Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater; und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn es offenbaren will.
Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde: Hier können wir wahrnehmen, dass in der Kommunikation von Jesus mit seinem Vater große Freude enthalten ist. Die Wesen der Dreifaltigkeit sprechen und kommunizieren voll Freude miteinander.
„Die Verwendung des Wortes ‚beantwortet‘ ist suggestiv und offenbart die fortwährende Gemeinschaft, die zwischen Christus und Gott besteht. Die Notiz des Lobpreises war die Antwort des Herzens Christi auf das Geheimnis [Jahwes].“ (Morgan)
Dass du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast: Jesus war glücklich darüber, dass Gott die Unscheinbaren – von der Welt als Unmündige wahrgenommen – auserwählt hatte, um auf seine Botschaft vom Königreich zu antworten. Dies sollte im größeren Zusammenhang der zunehmenden Ablehnung Jesu und seiner Boten, die in Matthäus 9 beginnt, gesehen werden.
Es erinnert uns auch daran, dass unsere Reaktion auf Jesus, wenn sie denn erfolgt, nur deshalb geschieht, weil der Vater diese Dinge Unmündigen wie uns geoffenbart hat.
Und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn es offenbaren will: Dass Jesus sich hier selbst als den Sohn bezeichnete, stellt eine weitere erstaunlich selbstbezogene Aussage von Jesus dar. Hier verkündete er, dass nur er eine wahre Beziehung zu Gott, dem Vater, habe und dass der Vater nur durch den Sohn erkannt werden kann (welchem der Sohn es offenbaren will). Dies sind erstaunliche selbstbezogene Aussagen.
Matthäus 11, 27 offenbart uns viel über die Beziehung zwischen Gott dem Vater und Gott dem Sohn.
Es gibt keine Geheimnisse zwischen dem Vater und dem Sohn.
Es gibt niemanden, der den Sohn so gut kennt wie der Vater.
Es gibt niemanden, der den Vater so gut kennt wie der Sohn.
Der Sohn entscheidet, Einigen den Vater zu offenbaren.
Es gibt einen wichtigen Unterschied in der Art und Weise, wie der Sohn den Vater kennt, und der Art und Weise, wie wir ihn kennen können. Wir kennen Gott den Vater, weil er sich zu uns herabbeugt, um sich uns bekannt zu machen. Gott der Sohn kennt Gott den Vater, weil sie ihrem Wesen nach gleich und vollkommen im Einklang miteinander sind.
3. Die Einladung von Jesus
Matthäus 11, 28-30
Matthäus 11, 28-30 Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
Kommt her zu mir: Jesus zeigte seine Autorität, indem er sagte: Kommt her zu mir. Diese Einladung ist aus dem Mund eines anderen als Gott undenkbar, und wehe den Menschen, die ihre Mitmenschen zu sich selbst statt zu Jesus rufen!
„‘Komm‚; er vertreibt keinen; er ruft zu sich. Sein Lieblingswort ist ‚Komm‘. Nicht, geh zu Mose – sondern ‚Komm zu mir.‘ Zu Jesus selbst müssen wir kommen, in einer ganz persönlichen vertrauensvollen Beziehung. Nicht zu Lehre, persönlichen Erlöser.“ (Spurgeon)
Alle, die ihr mühselig und beladen seid: Jesus richtete seine Aufforderung an diejenigen, die schwer beladen waren. Er rief diejenigen zu sich, die spürten, dass sie zu ihm kommen müssen, um ihre Not zu lindern, anstatt weiter in Selbstgenügsamkeit zu leben.
Laut Carson steht Mühsal (mühselig) für die Lasten, die wir auf uns nehmen, und Beladen sein (beladen) für die Lasten, die andere uns auferlegen.
Beladen zu sein legt den gleichen Gedanken nahe wie in Matthäus 23, 4, wo Jesus sich gegen die religiösen Führer seiner Zeit aussprach als gegen solche, die schwere und kaum erträgliche Bürden [binden] und sie [ … ] den Menschen auf die Schultern legen.
Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir: Jesus machte ein wunderbares Angebot, indem er uns einlud: Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir. Wir müssen als Jünger zu ihm kommen, um zu lernen; bereit sein, uns von seinem Joch leiten zu lassen – nicht nur, um etwas zu empfangen.
Laut Adam Clarke verwendeten die alten Juden den Begriff eines Jochs, um die Verpflichtung eines Menschen gegenüber Gott auszudrücken. Es gab das Joch des Königreichs, das Joch des Gesetzes, das Joch des Gebotes, das Joch der Buße, das Joch des Glaubens und das allgemeine Joch Gottes. In diesem Zusammenhang ist gut ersichtlich, wie Jesus dies vereinfacht und sagt: „Vergesst all die anderen Joche. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir.“
Wenn jemand das Joch Jesu aus der Ferne betrachtet, kann man leicht allerlei falsche Vorstellungen darüber bekommen. Aber wenn wir einfach auf das hören würden, was Jesus sagte – „nehmt auf euch mein Joch“ – würden wir es annehmen und sehen, was für ein Joch es eigentlich ist.
Das Joch Jesu ist im Vergleich zum Joch Anderer einfach und leicht.
Das Joch Jesu ist einfach und leicht, solange wir nicht dagegen rebellieren.
Das Joch Jesu hat nichts mit Sorgen zu tun, die uns verboten sind.
Das Joch Jesu umfasst nicht die Lasten, die wir dem selbst hinzufügen.
Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig: Jesus offenbarte sein Wesen, als er sich selbst als sanftmütig und von Herzen demütig bezeichnete. Es ist das Herz eines Dieners, das sich während seines gesamten Wirkens zeigt und ihn in die Lage versetzte, unsere Lasten auf sich zu nehmen.
So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen: Jesus bezeichnete sein Geschenk an seine Nachfolger als Ruhe für eure Seelen. Dieses unvergleichliche Geschenk, das sowohl kraftvoll als auch tiefgründig ist, sollte als das Geburtsrecht derer betrachtet werden, die zu Jesus kommen und seine Nachfolger sind. Sie sollten erkennen, dass etwas falsch ist, wenn sie keine Ruhe für eure Seelen erfahren.
„´So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen´ ist ein Echo des hebräischen Textes aus Jeremia 6, 16, wo Gott sie denen anbietet, die seinem Weg folgen; Jesus spricht diese Einladung nun in seinem eigenen Namen aus!“ (France)
Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht: Mit dieser Zusicherung fasste Jesus seinen wunderbaren Ruf zusammen. Das Joch ist sanft, und die Last ist leicht, weil Er sie mit uns trägt. Das Joch allein zu tragen mag unerträglich sein; aber mit Jesus kann es sanft und leicht sein.
Wenn damals ein neues Tier (z.B. ein Ochse) zum Pflügen ausgebildet werden sollte, spannten die Bauern es oft an ein älteres, stärkeres und erfahreneres Tier an, das die Last trug und das junge Tier durch den Lernprozess hindurchführte.
„Das Wort leicht kommt von dem griechischen Wort chrestos, was gut passend bedeuten kann. In Palästina wurden Ochsenjoche aus Holz hergestellt … Das Joch wurde sorgfältig angepasst, damit es gut passte und den Hals des geduldigen Tieres nicht verrenkte. Das Joch wurde dem Ochsen auf den Leib geschneidert.“ (Barclay)
Dies ist kein Aufruf dazu ein faules oder nachsichtiges Leben zu führen. Es gibt immer noch ein Joch und eine Last, die es zu tragen gilt. Doch mit und in Jesus sind sie leicht. „Das Joch Jesu ist nicht deswegen leicht, weil es leichte Anforderungen stellt, sondern weil es das Eintreten in eine Jüngerschaftsbeziehung beschreibt.“ (France)
Wenn unser Joch hart und unsere Last schwer ist, dann können wir sagen, dass es nicht sein Joch oder seine Last ist; wir lassen nicht zu, dass Jesus diese mit uns trägt. Er sagte es klar und deutlich: Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
Matthäus 11 – Nicht der Messias, den sie erwartet haben
A. Jesus und Johannes der Täufer
1. Die Jünger Johannes des Täufers stellen Jesus im Auftrag von Johannes eine Frage: Bist du wirklich der Messias (der kommen soll)?
Matthäus 11, 1-3
Matthäus 11, 1-3
Und es geschah, als Jesus die Befehle an seine zwölf Jünger vollendet hatte, zog er von dort weg, um in ihren Städten zu lehren und zu verkündigen. Als aber Johannes im Gefängnis von den Werken des Christus hörte, sandte er zwei seiner Jünger und ließ ihm sagen: Bist du derjenige, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?
2. Die Antwort die Jesus den Jünger von Johannes dem Täufer gibt: sagt Johannes, dass sich die Prophezeiung über den Messias erfüllt
Matthäus 11, 4-6
Matthäus 11, 4-6
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und berichtet dem Johannes, was ihr hört und seht: Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote werden auferweckt, und Armen wird das Evangelium verkündigt. Und glückselig ist, wer nicht Anstoß nimmt an mir!
3. Jesus spricht über Johannes
Matthäus 11, 7-15
Matthäus 11, 7-15
Als aber diese unterwegs waren, fing Jesus an, zu der Volksmenge über Johannes zu reden: Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Rohr, das vom Wind bewegt wird? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichen Kleidern bekleidet? Siehe, die, welche weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige! Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: einen, der mehr ist als ein Prophet! Denn dieser ist’s, von dem geschrieben steht: »Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten soll«. Wahrlich, ich sage euch: Unter denen, die von Frauen geboren sind, ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Reich der Himmel ist größer als er. Aber von den Tagen Johannes des Täufers an bis jetzt leidet das Reich der Himmel Gewalt, und die, welche Gewalt anwenden, reißen es an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes. Und wenn ihr es annehmen wollt: Er ist der Elia, der kommen soll. Wer Ohren hat zu hören, der höre!
4. Jesus weist diejenigen zurecht, die sich weder über den Dienst von Johannes dem Täufer noch über den Dienst von Jesus freuen wollen
Matthäus 11, 16-19
Matthäus 11, 16-19
Wem soll ich aber dieses Geschlecht vergleichen? Es ist Kindern gleich, die an den Marktplätzen sitzen und ihren Freunden zurufen und sprechen: Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint! Denn Johannes ist gekommen, der aß nicht und trank nicht; da sagen sie: Er hat einen Dämon! Der Sohn des Menschen ist gekommen, der isst und trinkt; da sagen sie: Wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von ihren Kindern.
B. Die Verurteilten und die Angenommenen
1. Jesus tadelt die Städte, die weder durch das Wirken von Johannes dem Täufer noch durch das Wirken von Jesus umkehrten
Matthäus 11, 20-24
Matthäus 11, 20-24
Da fing er an, die Städte zu schelten, in denen die meisten seiner Wundertaten geschehen waren, weil sie nicht Buße getan hatten: Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in Tyrus und Zidon die Wundertaten geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst in Sack und Asche Buße getan. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Zidon erträglicher gehen am Tag des Gerichts als euch! Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, du wirst bis zum Totenreich hinabgeworfen werden! Denn wenn in Sodom die Wundertaten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, es würde noch heutzutage stehen. Doch ich sage euch: Es wird dem Land Sodom erträglicher gehen am Tag des Gerichts als dir!
2. Jesus lobt diejenigen, die seine Botschaft empfangen
Matthäus 11, 25-27
Matthäus 11, 25-27
Zu jener Zeit begann Jesus und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen geoffenbart hast! Ja, Vater, denn so ist es wohlgefällig gewesen vor dir. Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater; und niemand erkennt den Vater als nur der Sohn und der, welchem der Sohn es offenbaren will.
3. Die Einladung von Jesus
Matthäus 11, 28-30
Matthäus 11, 28-30
Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, so will ich euch erquicken! Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen! Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.
schwere und kaum erträgliche Bürden [binden] und sie [ … ] den Menschen auf die Schultern legen.
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.