A. Die ersten vier Siegel der Schriftrolle bringen vier Reiter
1. Auf dem weißen Pferd sitzt ein Mann, der auszog, um zu siegen
Offenbarung 6, 1-2
Offenbarung 6, 1-2 Und ich sah, wie das Lamm eines von den Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie mit Donnerstimme sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen; und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er zog aus als ein Sieger und um zu siegen.
Ich sah, wie das Lamm eines von den Siegeln öffnete: Durch das vorige Kapitel wissen wir, dass diese Schriftrolle die Geschichte und das Schicksal der Menschheit und der Schöpfung darstellt, und nur Jesus – das Lamm – das Recht hatte, die Siegel auf dieser Schriftrolle – der Schriftrolle des Höhepunktes der Geschichte – zu entfernen.
Wenn die Schriftrolle den Höhepunkt der Geschichte beschreibt, dann müssen die Dinge, die mit der Entfernung der Siegel verbunden sind, geschehen, bevor die Schriftrolle geöffnet wird. Dies ist nicht die Erfüllung der Geschichte selbst, sondern die Vorbereitung darauf. Die tatsächliche Vollendung wird detailliert in Offenbarung 19 beschrieben.
„Es ist bemerkenswert, dass das Öffnen der Siegel nicht nur ankündigt, was Gott tun wird, sondern eine dann erreichte Absicht zur Schau stellt; denn wann immer das Siegel geöffnet wird, scheint das Urteil vollstreckt zu werden.“ (Clarke)
Und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie mit Donnerstimme sagen: Komm und sieh! Jedes Siegel ist mit einem lebendigen Wesen (zoa, einem der Cherubim aus Hesekiel 1 und 10) verbunden, das jedem Reiter ‚komm‘ (oder man könnte es auch mit ‚geh hinaus‘ übersetzen) zurief.
Siehe, ein weißes Pferd: Würde man seine Deutungshinweise eher Cowboyfilmen als der Bibel entnehmen, wäre es leicht zu glauben, dass der Reiter auf dem weißen Pferd Jesus ist. Jesus kehrt zwar in Offenbarung 19, 11-16 auf einem weißen Pferd zurück; aber dies ist ein satanischer Diktator, der Jesus nachahmt.
Er regiert (eine Krone wurde ihm gegeben); er regiert mit einem Bogen, nicht mit einem Schwert; und er übt die Herrschaft über die Erde aus (er zog aus als ein Sieger und um zu siegen). Aber die Ergebnisse seiner Herrschaft, wie sie in den folgenden Versen beschrieben werden, zeigen deutlich, dass dies nicht die Herrschaft Jesu ist.
„Der gesamte Kontext und die Eigenart dieser Siegel verbieten es uns absolut, diesen Reiter für Jesus den Herrn zu halten, wie so viele behaupten. Seine Herrschaft soll nicht Krieg, Hungersnot und Zwietracht mit sich bringen.“ (Jennings)
Hier kommen wir bei der Interpretation der Offenbarung an einen Scheideweg. Man kann viel darüber sagen, wie eine Person dieses Buch und Gottes prophetischen Plan versteht, wenn man sich ansieht, wie sie diesen ersten Reiter einordnet. Diejenigen, die glauben, die Offenbarung sei vor allem ein Geschichtsbuch, glauben, dass dieser Reiter Jesus, die Apostel oder die römischen Kaiser darstellt. Diejenigen, die glauben, dass dies ein prophetischer Abschnitt ist, der noch nicht erfüllt ist, halten diesen Reiter oftmals für den Antichristen.
Er zog aus als ein Sieger und um zu siegen: Wenn wir ihn für den letzten satanischen Diktator über die Menschen halten, sehen wir, dass er schrecklicher sein wird als alle vorherigen Diktatoren. Er wird als falscher Messias über die Menschen herrschen und die Menschen nach dem Vorbild seines ersten Vorgängers Nimrod, in eine organisierte Rebellion gegen Gott führen. Er ist derjenige, der oft als Antichrist bezeichnet wird.
Die Vorstellung, dies sei ein satanischer Diktator, der über die Menschen herrscht, geht auf Nimrod, den Herrscher über Babel in 1. Mose 10, 8-12 zurück, wo es heißt, er sei ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn gewesen. Dies soll bedeuten, dass er ein gewaltiger Jäger von Menschen war, und dass dies in Gottes Augen widerlich war.
Komm und sieh: Die moderne politische und gesellschaftliche Bühne ist sicherlich darauf vorbereitet, das ein solcher politischer Führer erscheint. All das wartet darauf, dass der Herr es in seiner Zeitplanung zulässt, nachdem er seine Gemeinde von dieser Erde genommen hat.
Und ihr wisst ja, was jetzt noch zurückhält, damit er geoffenbart werde zu seiner Zeit. Denn das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist schon am Wirken, nur muss der, welcher jetzt zurückhält, erst aus dem Weg sein. (2. Thessalonicher 2, 6-7)
Es ist bezeichnend, dass das erste geöffnete Siegel diesen Diktator hervorhebt. Wir verstehen, dass die siebzigste Woche von Daniel 9 beginnt, wenn dieser Diktator mit den Vielen einen festen Bund [schließt], wobei sich dies auf das jüdische Volk bezieht.
Viele fragen sich, ob diese vier Reiter in Offenbarung 6 mit der siebzigsten Woche Daniels und der großen Drangsal selbst zusammenhängen, oder mit dem Lauf der Geschichte bis zu diesem Zeitpunkt. Dieses erste Auftauchen des Antichristen, verbunden mit dem, was wir über diesen Anführer aus Daniel 9 wissen, zeigen, dass diese vier Reiter mit der siebzigsten Woche Daniels und der großen Drangsal in Verbindung stehen.
2. Das rote Pferd bringt Krieg und Streit
Offenbarung 6, 3-4
Offenbarung 6, 3-4 Und als es das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite lebendige Wesen sagen: Komm und sieh! Und es zog ein anderes Pferd aus, das war feuerrot, und dem, der darauf saß, ihm wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sie einander hinschlachten sollten; und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben.
Und es zog ein anderes Pferd aus, das war feuerrot, und dem, der darauf saß, ihm wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen: Dieser Reiter brauchte den Krieg und die Zerstörung nicht selbst zu bringen. Alles, was er tun musste, war, den Frieden von der Erde zu nehmen. Sobald dieser Frieden – Gottes Geschenk an die Menschen – weggenommen war, stürzten sich die Menschen schnell in den Krieg und die Zerstörung.
Der Frieden zwischen Menschen und zwischen Nationen ist ein Geschenk Gottes. Es ist nicht der natürliche Beziehungsstatus zwischen den Menschen.
Ihm wurde gegeben: Diese Vollmacht wurde dem Reiter gegeben. Dies ist, direkt oder indirekt, das Gericht Gottes.
Damit sie einander hinschlachten sollten: In anderen Bibelübersetzungen ist an dieser Stelle in Klammern die Menschen eingefügt oder wird direkt das Wort Menschen anstelle von sie verwendet: „den Frieden von der Erde zu nehmen und ⟨die Menschen dahin zu bringen⟩, dass sie einander schlachteten“ (Elberfelder), um zu verdeutlichen, dass hier von den Menschen die Rede ist. Unsere moderne Zeit ist von Kriegen und Konflikten geprägt. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat es in der Welt mehr als 150 Kriege irgendeiner Art gegeben, und zu jedem beliebigen Zeitpunkt gibt es etwa drei Dutzend bewaffnete Konflikte, die jährlich Tausende von Menschenleben fordern. Die Nationen der Welt wenden pro Jahr oft mehr als 1 Billion Dollar für Militärausgaben auf. [Die Staaten der Erde haben erstmals in einem Jahr mehr als zwei Billionen Dollar für ihre Militärapparate ausgegeben. Die weltweiten Militärausgaben stiegen im Jahr 2021 auf 2, 113 Billionen Dollar (rund 1, 94 Billionen Euro), wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri mitteilte]
3. Das schwarze Pferd bringt Mangel und Ungerechtigkeit
Offenbarung 6, 5-6
Offenbarung 6, 5-6 Und als es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte lebendige Wesen sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd, und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme inmitten der vier lebendigen Wesen, die sprach: Ein Maß Weizen für einen Denar, und drei Maß Gerste für einen Denar; doch das Öl und den Wein schädige nicht!
Ein schwarzes Pferd, und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand: Die Waage symbolisierte die Notwendigkeit, Nahrung sorgfältig abzumessen und zu rationieren. Dies bezieht sich auf eine Zeit der Knappheit und des Mangels.
Ein Maß Weizen für einen Denar, und drei Maß Gerste für einen Denar: Diese Preise sind etwa zwölfmal höher als normal. Das bedeutet, dass es einen Tageslohn kosten würde, die Zutaten für einen Laib Brot zu kaufen. Dies beschreibt „eine Zeit der Hungersnot, in der das Leben auf das Nötigste reduziert wird“. (Walvoord)
Wir erleben heute oft große Hungersnöte auf der Welt, und dennoch leiden heute weniger Menschen an Hunger als vor 100 Jahren. Wenn man jedoch das prekäre ökologische Gleichgewicht der Welt versteht, wäre nicht viel nötig, um viele in die hier erwähnte Art von Knappheit und Ungerechtigkeit zu stürzen.
Das Öl und den Wein schädige nicht: Die schöneren Dinge werden jedoch für diejenigen verfügbar sein, die sie sich leisten können. Es wird immer noch das Öl und den Wein geben, denen kein Schaden zugefügt werden sollte.
4. Das fahle Pferd bringt den Tod
Offenbarung 6, 7-8
Offenbarung 6, 7-8 Und als es das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten lebendigen Wesens sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd, und der darauf saß, dessen Name ist »der Tod«; und das Totenreich folgt ihm nach. Und ihnen wurde Vollmacht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten mit dem Schwert und mit Hunger und mit Pest und durch die wilden Tiere der Erde.
Ein fahles Pferd, und der darauf saß, dessen Name ist »der Tod«: Dieser letzte Reiter zeigt, dass die Diktatur, der Krieg, die Hungersnot und andere Katastrophen, die durch die vorhergehenden drei Reiter beschrieben wurden, eine enorme Zahl von Todesopfern fordern werden.
In unserer modernen Zeit sind Hunderte Millionen Menschen durch Diktatoren, Kriege und Hungersnöte getötet worden. Doch im Vergleich zu den Todesopfern infolge dieses ultimativen Diktators wird all das verblassen. Kein Wunder, dass Jesus von dieser Zeit gesagt hat: Denn dann wird eine große Drangsal sein, wie von Anfang der Welt an bis jetzt keine gewesen ist und auch keine mehr kommen wird. (Matthäus 24, 21)
Und ihnen wurde Vollmacht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten: Die Vollmacht wurde dem Reiter gegeben, und zwar von Gott. Obwohl auf der Erde die Hölle losbricht, hat Gott die Kontrolle. Er hält immer noch das Buch und öffnet die Siegel.
B. Das fünfte und sechste Siegel der Schriftrolle werden geöffnet
1. Das fünfte Siegel bringt den Schrei der Märtyrer hervor
Offenbarung 6, 9-11
Offenbarung 6, 9-11 Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die hingeschlachtet worden waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Wie lange, o Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? Und jedem von ihnen wurden weiße Kleider gegeben, und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet wären, die auch wie sie getötet werden sollten.
Sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die hingeschlachtet worden waren um des Wortes Gottes willen: Dass diese Seelen unter dem Altar waren, betont, dass ihr Lebensblut als Opfer für Gott vergossen wurde. Die Vorstellung stammt aus 3. Mose 4, 7: alles [übrige] Blut des Jungstieres aber soll er an den Fuß des Brandopferaltars gießen.
Die hingeschlachtet worden waren um des Wortes Gottes willen: Es ist wahrscheinlich am besten, dies als den Schrei aller Märtyrer nach der Wahrheit Gottes zu sehen, nicht nur der Gläubigen, die durch den kommenden Anführer der Welt, den ersten Reiter von Offenbarung 6, 1-2 verfolgt werden.
Und sie riefen mit lauter Stimme: Diese Seelen im Himmel schrien nach Rache (Wie lange, o Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut). Normalerweise denken wir nicht an ein Volk Gottes, das nach Rache schreit, aber hier haben sie ihren Schrei an Gott gerichtet und überlassen Ihm die Angelegenheit.
Wenn das Volk Gottes verfolgt wird, wird er für Gerechtigkeit sorgen. Es ist nicht falsch, wenn das Volk Gottes ihn bittet, das zu tun, was er versprochen hat. Auf diese Weise schrie das Blut Abels vom Erdboden nach Rache (1. Mose 4, 10), ebenso wie das Blut der ungerächten Morde im Land Israel (4. Mose 35, 33).
Es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten: Diese Heiligen wurden angewiesen zu warten. Wie lange müssen sie warten? Bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet wären, die auch wie sie getötet werden sollten. Das kann bedeuten, dass sie warten sollten, bis alle von Gott ernannten Märtyrer getötet sind.
In anderen Bibelübersetzungen haben die Übersetzer dem Text an dieser Stelle noch ergänzend hinzugefügt: „Ihre Zahl sei noch nicht vollständig“ (Neue Genfer Übersetzung). Das könnte bedeuten, dass sie warten, bis der Charakter der übrigen Märtyrer auf Erden vollendet und vollständig ist. Es ist der Charakter – die Art und Weise, wie man lebt -, die einen Märtyrer ausmacht, nicht die Art und Weise, wie man stirbt.
2. Die Öffnung des sechsten Siegels bringt kosmische Störungen mit sich
Offenbarung 6, 12-17
Offenbarung 6, 12-17 Und ich sah, als es das sechste Siegel öffnete, und siehe, ein großes Erdbeben entstand, und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der Mond wurde wie Blut; und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine unreifen Früchte abwirft, wenn er von einem starken Wind geschüttelt wird. Und der Himmel entwich wie eine Buchrolle, die zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden von ihrem Ort weggerückt. Und die Könige der Erde und die Großen und die Reichen und die Heerführer und die Mächtigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und in den Felsen der Berge, und sie sprachen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn der große Tag seines Zorns ist gekommen, und wer kann bestehen?
Ein großes Erdbeben entstand, und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der Mond wurde wie Blut; und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde: In der Bibel werden ungewöhnliche himmlische Ereignisse oft mit dem Kommen des Messias in Verbindung gebracht. Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Joel, Zephanja und Jesus selbst haben solche Dinge beschrieben.
Ein Abschnitt aus Zephanja ist ein Beispiel: Nahe ist der große Tag des HERRN; er ist nahe, und sehr rasch kommt er herbei! Der Lärm am Tag des Herrn ist schmerzlich! Bitter schreit dort auf der Held. Ein Tag des Zorns ist dieser Tag, ein Tag der Angst und der Bedrängnis, ein Tag des Ruins und der Zerstörung, ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels, ein Tag des Schopharschalls und des Alarmblasens gegen die festen Städte und gegen die hohen Zinnen. (Zephanja 1, 14-16)
Oder, wie in Joel 2, 10-11: Sonne und Mond verfinstern sich, und die Sterne verlieren ihren Schein … groß ist der Tag des HERRN und sehr schrecklich; wer kann ihn ertragen?
Diejenigen, die diese Ereignisse als Teil der Geschichte betrachten, müssen sie stark vergeistigen. Ein Beispiel dafür ist Adam Clarke, der sagte, dieses große Erdbeben sei „eine höchst erstaunliche Veränderung in der zivilen und religiösen Ordnung der Welt. Wenn es sich auf Konstantin den Großen bezieht, könnte die Veränderung, die durch seine Bekehrung zum Christentum herbeigeführt wurde, sehr gut unter dem Sinnbild eines Erdbebens dargestellt werden.“
Die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der Mond wurde wie Blut; und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde: Es ist am besten, diese Bilder als real, aber poetisch anzusehen. Johannes benutzte keine fachlich präzise wissenschaftliche Sprache, sondern beschrieb einfach, was er sah.
Und die Könige der Erde und die Großen und die Reichen und die Heerführer und die Mächtigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich: Alle Menschen werden durch Gottes Zorn gleichermaßen gedemütigt. Das Gericht ist umso tiefgreifender, weil es der Zorn des Lammes ist.
„Es ist der Zorn der Liebe, der Zorn der aufopfernden Liebe, der, nachdem er das absolut Äußerste für uns und unsere Erlösung getan hat, uns nichts anderes als die Gewissheit vermittelt, dass das Böse sein Todesurteil durch die Hand Gottes erwartet.“ (Torrance)
Verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt: Sie verbargen sich nicht nur vor dem Schrecken des Gerichts, sondern auch vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt. „Was die Sünder am meisten fürchten, ist nicht der Tod, sondern die offenbarte Gegenwart Gottes.“ (Swete)
C. Beobachtungen: Wie passen die Siegel in Gottes prophetischen Plan?
1. Es gibt dazu viele verschiedene Meinungen, aber es scheint am naheliegendsten zu sein, dass die Siegel, Posaunen und Schalen, die später beschrieben werden, keine streng aufeinanderfolgenden Ereignisse sind. Man könnte sagen, dass die Posaunen den Siegeln und die Schalen den Posaunen nicht in einer streng chronologischen Reihenfolge folgen
Die ersten sechs Siegel sind eine „Zusammenfassung der Urteile, die über das ganze Buch verteilt sind; eine kurze Zusammenfassung dessen, was am ‚Tag des Herrn‘ bis zur Zeit seiner tatsächlichen Apokalypse oder Enthüllung in Kapitel 19 geschehen wird“. (Bullinger)
Diese Zeitspanne beginnt mit der Offenbarung des Antichristen (das erste Siegel) und endet mit der Offenbarung des Angesichts dessen, der auf dem Thron sitzt (das siebte Siegel).
2. Stellen die Siegel die Situation unmittelbar vor dem Ende oder allgemeinere Rahmenbedingungen dar, die über einen längeren Zeitraum bis zur Wiederkunft Jesu herrschen?
In gewissem Sinne können wir sagen, dass sie beides darstellen – Diktatoren, Krieg, Hungersnot, Tod und Verfolgung waren durch die ganze Geschichte hindurch bekannt, aber nicht in dem Ausmaß und der Schwere, in der sie in der Großen Drangsal vorliegen werden.
„Die durch das zweite und dritte Siegel vorhergesagten Kriege und Hungersnöte sind keine unbekannten Ereignisse in der Weltgeschichte, aber noch nie zuvor seit der Zeit Noahs wurde ein so verheerendes Gericht vollstreckt, dass ein Viertel der Erdbevölkerung auf einen Schlag vernichtet wurde.“ (Walvoord)
Was die Siegel anbelangt, so werden sie eine intensive Verstärkung der schlechten Bedingungen sein, die im Laufe der Geschichte oft erlebt wurden. Gott wird die Menschheit ihrer gefallenen Natur übergeben – und noch mehr!
Dies ist bei einigen der Posaunen- und Schalenurteile späterer Kapitel nicht der Fall. Sie sind völlig einzigartige Manifestationen des Gerichts Gottes.
3. Das sechste Siegel schließt mit einer berechtigten Frage: Wer kann bestehen? Vor diesem großen Gericht kann nur der Gläubige bestehen, der aus Gnade durch den Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt ist
Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir im Glauben auch Zugang erlangt haben zu der Gnade, in der wir stehen. (Römer 5, 1-2)
Ich erinnere euch aber, ihr Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht. (1. Korinther 15, 1)
Bezeugen, dass dies die wahre Gnade Gottes ist, in der ihr steht. (1. Petrus 5, 12)
Der Gläubige kann vor diesem großen Zorn Gottes bestehen, weil Jesus bereits den Zorn trug, den der Gläubige verdient hatte.
Offenbarung 6 – Die ersten sechs Siegel
A. Die ersten vier Siegel der Schriftrolle bringen vier Reiter
1. Auf dem weißen Pferd sitzt ein Mann, der auszog, um zu siegen
Offenbarung 6, 1-2
Offenbarung 6, 1-2
Und ich sah, wie das Lamm eines von den Siegeln öffnete, und ich hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie mit Donnerstimme sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, hatte einen Bogen; und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er zog aus als ein Sieger und um zu siegen.
(2. Thessalonicher 2, 6-7)
2. Das rote Pferd bringt Krieg und Streit
Offenbarung 6, 3-4
Offenbarung 6, 3-4
Und als es das zweite Siegel öffnete, hörte ich das zweite lebendige Wesen sagen: Komm und sieh! Und es zog ein anderes Pferd aus, das war feuerrot, und dem, der darauf saß, ihm wurde gegeben, den Frieden von der Erde zu nehmen, damit sie einander hinschlachten sollten; und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben.
3. Das schwarze Pferd bringt Mangel und Ungerechtigkeit
Offenbarung 6, 5-6
Offenbarung 6, 5-6
Und als es das dritte Siegel öffnete, hörte ich das dritte lebendige Wesen sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd, und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme inmitten der vier lebendigen Wesen, die sprach: Ein Maß Weizen für einen Denar, und drei Maß Gerste für einen Denar; doch das Öl und den Wein schädige nicht!
4. Das fahle Pferd bringt den Tod
Offenbarung 6, 7-8
Offenbarung 6, 7-8
Und als es das vierte Siegel öffnete, hörte ich die Stimme des vierten lebendigen Wesens sagen: Komm und sieh! Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd, und der darauf saß, dessen Name ist »der Tod«; und das Totenreich folgt ihm nach. Und ihnen wurde Vollmacht gegeben über den vierten Teil der Erde, zu töten mit dem Schwert und mit Hunger und mit Pest und durch die wilden Tiere der Erde.
B. Das fünfte und sechste Siegel der Schriftrolle werden geöffnet
1. Das fünfte Siegel bringt den Schrei der Märtyrer hervor
Offenbarung 6, 9-11
Offenbarung 6, 9-11
Und als es das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die hingeschlachtet worden waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Wie lange, o Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? Und jedem von ihnen wurden weiße Kleider gegeben, und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kleine Zeit ruhen sollten, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet wären, die auch wie sie getötet werden sollten.
2. Die Öffnung des sechsten Siegels bringt kosmische Störungen mit sich
Offenbarung 6, 12-17
Offenbarung 6, 12-17
Und ich sah, als es das sechste Siegel öffnete, und siehe, ein großes Erdbeben entstand, und die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack, und der Mond wurde wie Blut; und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine unreifen Früchte abwirft, wenn er von einem starken Wind geschüttelt wird. Und der Himmel entwich wie eine Buchrolle, die zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden von ihrem Ort weggerückt. Und die Könige der Erde und die Großen und die Reichen und die Heerführer und die Mächtigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und in den Felsen der Berge, und sie sprachen zu den Bergen und zu den Felsen: Fallt auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn der große Tag seines Zorns ist gekommen, und wer kann bestehen?
C. Beobachtungen: Wie passen die Siegel in Gottes prophetischen Plan?
1. Es gibt dazu viele verschiedene Meinungen, aber es scheint am naheliegendsten zu sein, dass die Siegel, Posaunen und Schalen, die später beschrieben werden, keine streng aufeinanderfolgenden Ereignisse sind. Man könnte sagen, dass die Posaunen den Siegeln und die Schalen den Posaunen nicht in einer streng chronologischen Reihenfolge folgen
2. Stellen die Siegel die Situation unmittelbar vor dem Ende oder allgemeinere Rahmenbedingungen dar, die über einen längeren Zeitraum bis zur Wiederkunft Jesu herrschen?
3. Das sechste Siegel schließt mit einer berechtigten Frage: Wer kann bestehen? Vor diesem großen Gericht kann nur der Gläubige bestehen, der aus Gnade durch den Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt ist
© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.