Richter 1 – Sieg und Niederlage im gelobten Land

A. Anhaltender Sieg in Israel

1. Nach dem Tod Josuas

Richter 1, 1a

Richter 1, 1a
Und es geschah nach dem Tod Josuas

  1. Und es geschah nach dem Tod Josuas: Während der Zeit der Richter verlor Israel das entscheidende nächste Bindeglied in seiner auf Gott ausgerichteten Führung. Mose war der bedeutende Anführer, den Gott gebrauchte, um Israel aus Ägypten herauszuführen. Josua war Moses Assistent und der große Leiter, mit dem Gott sein Volk in das verheißene Land brachte. Aber Josua ernannte keinen Anführer, die nach ihm kamen, um dem gesamten Volk voranzugehen. Israel befand sich an einem kritischen Punkt, an dem es als Volk Gott intensiver vertrauen mussten, als sie es je getan hatten.
    1. Gott setzt wunderbare menschliche Leiter für sein Werk auf dieser Erde ein, und für Gottes Volk ist es immer schwierig, wenn diese menschlichen Leiter von der Bildfläche verschwinden. Es kann passieren, dass wir in einer solchen Situation gedanklich in der Vergangenheit hängenbleiben, und uns wünschen, dass dieser Leiter noch unter uns wäre.
  2. Nach dem Tod Josuas: In dieser Zeit der Richter (die etwa 340 Jahre dauerte) gab es keine feste Regierung Israels. Es gab keinen irdischen König, keinen Präsidenten und keinen Premierminister – nur Gott im Himmel. Dennoch brachte Gott zu der Zeit, in der es notwendig und angemessen war, einen Anführer für das Volk hervor. In der Regel erhoben sich diese, erledigten ihre Aufgabe und kehrten dann zurück in die Anonymität. Dies setzte voraus, dass das Volk Israel Gott wirklich und dauerhaft vertraute.
    1. Diese Befreier des Volkes wurden nicht gewählt, und sie kamen nicht durch eine königliche Erbfolge zur Führung. Sie waren von Gott zur Führung in ihrer Zeit besonders berufen, und das Volk Gottes hat diese Berufung anerkannt und respektiert.
    2. Wenn in diesem Buch der Begriff ‚Richter‘ verwendet wird, ist damit nicht jemand gemeint, der bei Gericht sitzt und über Rechtsfragen entscheidet; das hebräische Wort Schafat bezeichnet eher einen heldenhaften Anführer. „Das hebräische Wort Schafatim leitet sich von einem Wort ab, das ‚richtig stellen‘ bedeutet, mit anderen Worten ‚regieren‘, und genau das taten diese Männer.“ (Morgan)
    3. Das Volk Israel stand vor großen Problemen. Sie waren von Menschen umgeben, die in schrecklicher Sittenlosigkeit und Götzenanbetung lebten und eine ständig wiederkehrende Versuchung darstellten, dieselben Sünden zu begehen. Das götzendienerische Leben der Kanaaniter, die in der Umgebung Israels lebten, konzentrierte sich hauptsächlich auf drei Dinge: Geld, Sex und eine Beziehung zu Gott zu meinen statt zu Gottes Bedingungen.
  3. Nach dem Tod Josuas: Das Buch Richter zeigt uns eine Zeit, die zuweilen verwirrend, beschwerlich und finster ist. Aus diesem Grund wird es von vielen Lesern vernachlässigt und diese Zeitspanne als ‚dunkles Zeitalter‘ der Geschichte Israels angesehen. Doch wenn wir dieses Buch ignorieren, verzichten wir auf einen wunderbaren Bericht über die Liebe und Gnade Gottes und darüber, wie er sein Volk liebevoll zurechtweist.
    1. Was wir im Buch der Richter über den Menschen herausfinden, ist bedrückend; aber was wir in diesem Buch über Gott herausfinden, ist wundervoll. „Mit Blick auf die Menschen ist es eine Geschichte des Ungehorsams und der Zerstörung, mit Blick auf Gott eine Geschichte der ständigen Führung und Befreiung.“ (Morgan)
    2. „Trotzdem kann man das ganze Buch auch so betrachten, dass es von unschätzbarem Wert ist: Es ist eine höchst bemerkenswerte Geschichte darüber, wie geduldig Gott mit den Israeliten war, und wir finden darin die deutlichsten Beispiele für seine Gerechtigkeit und seine Barmherzigkeit, die sich abwechselnd zeigten: Das Volk sündigte und wurde bestraft; es bereute und fand Gnade. Solche Beispiele finden wir auf jeder Seite des Buches. Diese Dinge wurden als Warnung für uns aufgeschrieben. Niemand sollte überheblich sein, denn Gott ist GERECHT, und niemand braucht zu verzweifeln, denn Gott ist BARMHERZIG.“

2. Nach Josuas Tod wendet Israel sich an den HERRN

Richter 1, 1b-2

Richter 1, 1b-2
Da fragten die Söhne Israels den HERRN und sprachen: Wer von uns soll zuerst hinaufziehen, um gegen die Kanaaniter zu kämpfen? Und der HERR sprach: Juda soll hinaufziehen! Siehe, ich habe das Land in seine Hand gegeben.

  1. Da fragten die Söhne Israels den Herrn: Die Israeliten taten das Richtige, und das, was Josua von ihnen erwartet hätte. Ohne Josua waren sie nicht führungslos; sie wurden einfach dazu aufgerufen, ihr Vertrauen in Gott zu erneuern.
  2. Und der Herr sprach: Als Israel sich an den HERRN wandte, führte er sie. Dieses Muster zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch Richter. Gott hat niemals aufgehört, sein Volk zu befreien und ihm zu helfen, wenn es ihn darum bat.
    1. Jesus drückt denselben Gedanken in Lukas 11, 9 aus: „Und ich sage euch: Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch aufgetan!“ Wenn wir Gott um etwas bitten und uns voller Vertrauen an ihn wenden, können wir erwarten, dass er uns antwortet. Seine Antwort mag anders ausfallen als wir es erwarten, aber wir dürfen davon ausgehen, dass sie erfolgt.
  3. Juda soll hinaufziehen!: Gott befahl, dass der Stamm Juda – der Stamm, aus dem der Messias kommen würde – die Führung in diesem Kampf übernehmen sollte. Zudem war Juda auch der größte und stärkste Stamm. Gottes Plan war in diesem Fall auch militärisch sehr sinnvoll.
    1. Unter Josuas Führung konnte Israel die militärische Stärke der Kanaaniter überwinden; dennoch blieb es jedem einzelnen Stamm überlassen, hinzugehen und in Besitz zu nehmen, was Gott ihnen gab.

3. Juda (zusammen mit dem Stamm Simeon) besiegt Bezek und seinen König

Richter 1, 3-7

Richter 1, 3-7
Da sprach Juda zu seinem Bruder Simeon: Zieh mit mir hinauf in mein Los und lass uns gegen die Kanaaniter kämpfen, so will ich auch mit dir in dein Los ziehen! Und Simeon zog mit ihm. Als nun Juda hinaufzog, gab der HERR die Kanaaniter und Pheresiter in ihre Hand, und sie schlugen sie bei Besek, 10 000 Mann. Und als sie den Adoni-Besek in Besek fanden, kämpften sie gegen ihn; und sie schlugen die Kanaaniter und Pheresiter. Und Adoni-Besek floh; aber sie jagten ihm nach und ergriffen ihn und schlugen ihm die Daumen und die großen Zehen ab. Da sprach Adoni-Besek: 70 Könige mit abgehauenen Daumen und großen Zehen lasen [ihr Brot] auf unter meinem Tisch. Wie ich gehandelt habe, so hat mir Gott wieder vergolten! Und man brachte ihn nach Jerusalem; und er starb dort.

  1. Da sprach Juda zu seinem Bruder Simeon: Zieh mit mir hinauf: Die Anführer des Stammes Juda handelten in diesem Fall klug, denn indem sie sich mit einem anderen Stamm zusammenschlossen, war die Aufgabe viel einfacher. Hier funktionierten die Stämme so, wie Gott sich das mit Blick auf die Gemeinde wünscht – nämlich als ein Leib, bei dem jeder Teil des Leibes den anderen Teilen des Leibes hilft.
    1. „Die Stämme Juda und Simeon waren Blutsbrüder (1. Mose 29:33-35) und werden stets so dargestellt, dass sie eine enge Beziehung zueinander haben.“ (Cundall)
  2. Gab der HERR die Kanaaniter und Pheresiter in ihre Hand: Sich auf den Herrn zu besinnen, seiner Führung zu gehorchen und als Leib zusammenzuarbeiten, führt immer zu großartigen Ergebnissen. Der Erfolg war deutlich zu sehen: Der HERR gab alle ihre Feinde in ihre Hand.
  3. Und sie schlugen sie bei Besek, 10 000 Mann: Der Ort, den sie eroberten, hieß Besek, und der Anführer dieser Stadt war Adoni-Besek, was ‚Herr der Blitze‘ bedeutet. Ein Feind mit einem furchterregenden Namen, aber Juda und Simeon besiegten ihn trotzdem.
    1. Und als sie den Adoni-Besek in Besek fanden: Das Wort fanden, das in diesem Vers vorkommt, drückt eine feindliche Begegnung aus. Die Armeen von Juda und Simeon sind nicht einfach über Adoni-Besek gestolpert.
    2. Die Bestrafung von Adoni-Besek mag grausam erscheinen, doch wir sehen, dass es einfach um Gerechtigkeit in ihrem wahrsten Sinne ging. Er hatte 70 Königen dasselbe angetan; nun wurden ihm selbst die Zehen und Finger abgeschnitten.
    3. Die Bestrafung machte Adoni-Bezek als Krieger unbrauchbar; er konnte Israel nicht mehr als Soldat behelligen. „Es war ein Brauch unter den Römern, die das Soldatenleben nicht mochten, sich selbst die Daumen abzuschneiden, damit sie nicht zum Militär einberufen würden. Manchmal schnitten die Eltern ihren Kindern die Daumen ab, damit sie nicht in die Armee eingezogen werden konnten.“ (Clarke).
    4. Darüber hinaus sehen wir, dass Juda und Simeon uneigennützig handelten. Sie kämpften eine Schlacht in einem Gebiet, das ihnen nicht direkt gehörte. Die Stadt Besek lag weit nördlich des Stammesgebietes von Juda.

4. Die Siege Judas im südlichen Teil des Gebietes, das Israel gegeben wurde

Richter 1, 8-20

Richter 1, 8-20
Die Söhne Judas hatten nämlich gegen Jerusalem gekämpft und es erobert, und sie hatten die Einwohner mit der Schärfe des Schwertes geschlagen, die Stadt aber in Brand gesteckt. Danach zogen die Söhne Judas hinab, um gegen die Kanaaniter zu kämpfen, die auf dem Bergland und im Negev und in der Schephela wohnten. Juda zog auch gegen die Kanaaniter, die in Hebron wohnten; Hebron aber hieß vor Zeiten Kirjat-Arba; und sie schlugen Sesai und Achiman und Talmai. Von dort zogen sie gegen die Einwohner von Debir; Debir aber hieß vor Zeiten Kirjat-Sepher. Und Kaleb sprach: Wer Kirjat-Sepher schlägt und erobert, dem will ich meine Tochter Achsa zur Frau geben! Da eroberte es Otniel, der Sohn des Kenas, des jüngeren Bruders Kalebs; und er gab ihm seine Tochter Achsa zur Frau. Und es geschah, als sie einzog, da spornte sie ihn an, von ihrem Vater einen Acker zu erbitten. Und sie sprang vom Esel. Da sprach Kaleb zu ihr: Was willst du? Sie sprach: Gib mir einen Segen! Denn du hast mir ein Südland gegeben; so gib mir auch Wasserquellen! Da gab ihr Kaleb die oberen Wasserquellen und die unteren Wasserquellen. Und die Söhne des Keniters, des Schwiegervaters Moses, waren mit den Söhnen Judas aus der Palmenstadt in die Wüste Juda hinaufgezogen, die südlich von Arad liegt; und so gingen sie hin und wohnten bei dem Volk. Juda aber zog hin mit seinem Bruder Simeon; und sie schlugen die Kanaaniter, die in Zephat wohnten, und vollstreckten an ihnen den Bann und nannten die Stadt Horma. Dazu eroberte Juda Gaza samt seinem Gebiet und Askalon samt seinem Gebiet und Ekron samt seinem Gebiet. Und der HERR war mit Juda, sodass er das Bergland eroberte; aber die Bewohner der Ebene vertrieb er nicht aus ihrem Besitz, denn sie hatten eiserne Streitwagen. Und sie gaben dem Kaleb Hebron, wie es Mose gesagt hatte; und dieser vertrieb daraus die drei Söhne Enaks.

  1. Die Söhne Judas hatten nämlich gegen Jerusalem gekämpft und es erobert: An dieser Stelle wird überliefert, dass die Stadt Jerusalem in den Besitz von Juda überging. Sie wurde eine Zeit lang besetzt (Adoni-Besek wurde dorthin gebracht und starb dort), ging aber später wieder in den Besitz der Jebusiter über (siehe Richter 1, 21). Unter der Führung von König David eroberte Israel die Stadt etwa 400 Jahre später wieder zurück (2. Samuel 5, 6-10).
    1. „Die Stadt Jerusalem ist eine der ältesten Städte der Welt, da sie über einen Zeitraum von 5.000 Jahren fast ununterbrochen bewohnt war.“ (Cundall)
  2. Juda zog auch gegen die Kanaaniter, die in Hebron wohnten: Juda eroberte auch Hebron, und die Stadt wurde dem treuen Kaleb und seiner Familie gegeben (siehe Josua 15, 13-19).
    1. Hebron war die ursprüngliche Stadt Abrahams. Es war die Stadt, die zur Zeit von Mose die zehn untreuen Spione davon abhielt, das verheißene Land einzunehmen, weil dort die Anakim (Riesen) lebten (Numeri 13:22-23).
    2. Cundall stellt fest, dass der Text in Richter 1, 9 d die drei großen geografischen Bereiche Israels beschreibt:
      1. Das Bergland, oder wörtlicher: das Hügelland, „womit die bergigen Regionen zwischen Jerusalem und Hebron bezeichnet sind“
      2. Das Südland, auch bekannt als Negev, „das halbtrockene Gebiet zwischen Hebron und Kadesch-Barnea“.
      3. Die Ebene, wird manchmal auch, nach dem hebräischen Wort, das hier verwendet wird, Shelphelah genannt. Dies „ist die Region der Ausläufer, die nördlich und südlich zwischen der Küstenebene und dem zentralen Gebirge verläuft.“
  3. Gib mir einen Segen: Charles Spurgeon hielt eine wundervolle Predigt über Richter 1, 12-15 mit dem Titel „Achsas Bitten, ein gutes Beispiel für ein Gebet“. Spurgeon stellte dar, wie uns die Bitte einer Tochter (Achsah) an einen Vater (Kaleb) ein „Paradebeispiel für ein Gebet“ gibt.
    1. Achsas Gebet war ein gutes Beispiel, denn sie dachte darüber nach, was sie wollte, bevor sie zu ihrem Vater ging. Bevor du betest, solltest du wissen, was du von Gott erbitten möchtest. Achsa kam mit einer ganz bestimmten Bitte, die sie sich vorher überlegt hatte, zu Gott. „Überlege, was du bitten willst, bevor du zu beten beginnst, und bete dann wie ein Geschäftsmann. Diese Frau sagt nicht zu ihrem Vater: ‚Vater, hör mir zu‘, und hält dann irgendeine hübsche kleine Rede über nichts; sondern sie weiß, worum sie bitten wird und warum sie das tun wird.“ (Spurgeon)
    2. Achsas Gebet war ein gutes Beispiel, denn mit ihrer Bitte bat sie ihren Mann um Hilfeda spornte sie ihn an, von ihrem Vater einen Acker zu erbitten „Ein Freund sagte vor einiger Zeit zu mir: ‚Mein lieber Pastor, immer wenn ich nicht für mich selbst beten kann – und es gibt Zeiten, da fühle ich mich mir selbst gegenüber verschlossen – fange ich an, für Sie zu beten: ‘Gott segne ihn!‘ Und es dauert nicht lange, da fühle ich mich fähig, für mich selbst zu beten.‘ Solche ungewöhnlichen Gebete würde ich gerne öfters hören. Wann immer einer von Euch mal im Sumpf feststeckt, betet für mich! Es wird Euch guttun, und ich werde einen Segen empfangen.“ (Spurgeon)
    3. Achsas Gebet war ein gutes Beispiel, weil sie wusste, dass es ihr Vater war, den sie um etwas bat.
    4. Achsas Gebet war ein gutes Beispiel, weil sie demütig und doch voller Eifer betete.
    5. Achsas Gebet war ein gutes Beispiel, weil ihr Vater sie fragte, was sie sich wünschte. Gott wird uns das Gleiche fragen und wir sollten wissen, was wir wollen.
    6. Achsas Gebet war ein gutes Beispiel, weil es zeigt, dass wir tatsächlich vor Gott um das bitten sollten, was wir uns wünschen. Gott hat Freude daran, zu hören, wie du Ihn um etwas bittest.
    7. Achsas Gebet war ein gutes Beispiel, weil sie ganz schlicht betete. Ihr Gebet war: „Gib mir einen Segen.“
    8. Achsas Gebet war ein gutes Beispiel, denn sie mischte Dankbarkeit in ihre Bitte (denn du hast mir ein Südland gegeben).
    9. Achsas Gebet war ein gutes Beispiel, weil sie den vergangenen Segen zum Anlass nahm, um mehr zu erbitten.
    10. Achsas Gebet war ein gutes Beispiel, weil sie erkannte, dass das, was ihr zuvor gegeben worden war, nutzlos war, wenn es keine beständigen Wasserquellen gab. „Was nützt es den Zuhörern, wenn mit dem Wort nicht die Kraft des Heiligen Geistes einhergeht um sie zu segnen? Gib mir Quellen des Wassers!“ (Spurgeon)
    11. Aschsas Gebet war ein gutes Beispiel, denn ihr Vater gab ihr, worum sie bat.
    12. Aschsas Gebet war ein gutes Beispiel, denn ihr Vater gab ihr sehr viel.
    13. Aschsas Gebet war ein gutes Beispiel, weil ihr Vater der Bitte nicht im Geringsten kritisch gegenüberstand.
  4. Palmenstadt: Dies war ein anderer Name für die Stadt Jericho. Die Keniter zogen von dort nach Arad, das war eine Stadt die mitten in der judäischen Wildnis, westlich von Masada und dem Toten Meer lag. Zephat ist nicht allzu weit von dort entfernt; Gaza und Askalon befanden sich an der Küste und später entstanden dort Festungen der Philister.
    1. Cundall glaubt, dass die Palmenstadt eine andere Stadt weiter südlich war: „Die Bezeichnung Palmenstadt deutet an anderer Stelle auf Jericho hin (Richter 3, 13), aber diese Zuordnung wird hier durch den Kontext ausgeschlossen. Möglicherweise befand sie sich am südlichen Ende des Toten Meeres.“
  5. Denn sie hatten eiserne Streitwagen: So eindrucksvoll der Sieg Juda’s auch war, so war er doch unvollendet. Sie waren nicht in der Lage, die Völker zu besiegen, die über die neueste Kriegstechnik verfügten: eiserne Streitwagen.
    1. „Seltsam! Waren die eisernen Wagen etwa zu stark für den Allmächtigen?“ (Clarke)
    2. Dies sagte mehr über Judas mangelndes Vertrauen in Gott als über die militärische Überlegenheit der Kanaaniter aus. Streitwagen waren für das Volk Gottes kein Problem, solange es Gott vertraute (siehe 2. Mose 14, 10-31, Josua 11, 1-8 und 1. Könige 20, 21). Ihre Einstellung hätte der in Psalm 20, 8 entsprechen müssen: Jene rühmen sich der Wagen und diese der Rosse; wir aber des Namens des HERRN, unseres Gottes.
    3. „Hätten sie an Gott geglaubt und wären in seinem Namen ausgezogen, so wären die Rosse bald geflohen, so wie sie es taten, als Gott seinem Volk Glauben schenkte. Als Barak mit Debora das Volk anführte, da schlugen sie Jabin, der neunhundert eiserne Wagen hatte … die Unvollkommenheit ihres Glaubens lag darin, wie es auch bei euch der Fall sein mag, meine Brüder, – dass sie der einen Verheißung Gottes glaubten und der anderen nicht. Es gibt eine Art von Glauben, der auf der einen Seite stark, aber völlig schwach ist, wenn er auf anderen Gebieten auf die Probe gestellt wird. “ (Spurgeon)
    4. „Stellen wir uns einen noch nicht bekehrten Menschen vor, der daran gedacht hat, zu Christus zu kommen, aber sagt: ‚Ich kann nicht alle meine Sünden aufgeben. Eine von ihnen muss ich beibehalten: alle anderen kann ich hinter mir lassen, aber diese eine ist unbesiegbar, denn sie hat Streitwagen aus Eisen. Ich kann sie nicht austreiben.‘ Diese Sünde muss sterben, sonst wirst du an ihr zugrunde gehen. Verlass dich darauf, dass die Sünde, die du davor bewahren willst, vernichtet zu werden, dich umbringen wird.“ (Spurgeon)
  6. Und dieser vertrieb daraus die drei Söhne Enaks: Kalebs Sieg über die Söhne Enaks verdeutlicht, was Israel erreichen kann, wenn es Gott vertraut. Die Söhne Enaks waren große Männer und erbitterte Krieger (Numeri 13, 33; Deuteronomium 9, 2), doch mit Gottes Hilfe besiegte Kaleb sie (wie auch in Josua 15, 13-14 berichtet wird).
    1. „Doch, wie um sie zurechtzuweisen, wurde ihnen ein einmaliges Ereignis vor Augen geführt, um die Macht Gottes zu beweisen, und davon lesen wir im zwanzigsten Vers. Kaleb, der große alte Mann, der noch lebte, der einzige Überlebende aller, die aus Ägypten gezogen waren, hatte Hebron als seinen Teil erhalten, und er zog in seinem hohen Alter hinauf, als seine Knochen schmerzten und verkrümmt waren, und erschlug die drei Söhne Anaks, drei mächtige Riesen, und nahm deren Stadt in Besitz. Auf diese Weise wurde das Vertrauen in die Macht des Herrn gestärkt und die Verleumdung, die Juda über sie gebracht hatte, entkräftet.“ (Spurgeon)
    2. „Ich will nicht von Kaleb sprechen, denn ihr werdet mir sagen: ‚Ach, er war ein alter, alter Mann und gehörte einer anderen Generation an. Er war gerade dabei, abzutreten; es wundert uns nicht, dass er große Dinge getan hat.‘ Ja, aber er hatte einen Neffen, Othniel, einen jungen Mann … Der junge Held trat vor und zog hinauf zur Festung, nahm die Stadt ein und übergab sie in die Hände seines Onkels, wofür er den versprochenen Lohn erhielt. Oh ja, und wir haben gesehen – und werden es immer mehr erleben -, dass junge Helden aufgestanden sind, die uneigennützig, selbstvergessen und unbekümmert waren, die um Christi willen bereit waren, alles oder nichts zu sein, und Gott war mit ihnen, und die Kraft des Höchsten ruhte auf ihnen.“ (Spurgeon)

B. Ein unvollständiger Sieg und eine Niederlage

1. Der Stamm Benjamin nimmt die Stadt Jerusalem nicht in Besitz

Richter 1, 21

Richter 1, 21
Aber die Söhne Benjamins vertrieben die Jebusiter nicht, die in Jerusalem wohnten; sondern die Jebusiter wohnten bei den Söhnen Benjamins in Jerusalem bis zu diesem Tag.

  1. Die Söhne Benjamins vertrieben die Jebusiter nicht: In diesem Fall war die Schlacht bereits gewonnen (Richter 1, 8); der Stamm Benjamin musste nur noch in Besitz nehmen, was ihm bereits gehörte. Es würde sicherlich Mühe kosten, aber die entscheidende Schlacht war vorbei. Jerusalem gehörte ihnen.
  2. Die Jebusiter wohnten bei den Söhnen Benjamins in Jerusalem bis zu diesem Tag: Bis zu der Zeit als das Buch der Richter geschrieben wurde, versäumte der Stamm Benjamin es, die Jebusiter zu vertreiben, und so schwebte er in ständiger militärischer und geistlicher Gefahr.

2. Das Haus Josephs erobert die Stadt Bethel

Richter 1, 22-26

Richter 1, 22-26
Auch das Haus Joseph zog hinauf, nach Bethel, und der HERR war mit ihnen. Und das Haus Joseph ließ Bethel auskundschaften; die Stadt hieß aber früher Lus. Und die Späher sahen einen Mann aus der Stadt herauskommen und sprachen zu ihm: Zeige uns doch, wo wir in die Stadt eindringen können, so wollen wir dir Gnade erweisen! Da zeigte er ihnen, wo die Stadt zugänglich war, und sie schlugen die Stadt mit der Schärfe des Schwertes; den Mann aber und seine ganze Sippe ließen sie gehen. Da zog der Mann in das Land der Hetiter und baute eine Stadt und nannte sie Lus; das ist ihr Name bis zum heutigen Tag.

  1. Das Haus Joseph: Hierbei handelt es sich um eine interessante (und irgendwie seltene) Vereinigung der beiden Stämme, die von Joseph abstammen (Ephraim und Manasse). Sie werden zu einer Gruppe, dem Haus Joseph, zusammengefasst.
  2. Und der Herr war mit ihnen: Man könnte ihren Sieg dem effektiven Einsatz von Militärspionage zuschreiben, aber der wahre Grund für den Sieg war, dass der Herr mit ihnen war.
  3. Den Mann aber und seine ganze Sippe ließen sie gehen: Sie schienen die Ereignisse um Rahab und die Eroberung von Jericho als Vorlage zu verwenden (Josua 3 und 6), und das mit Erfolg.

3. Manasse und Ephraim schaffen es nicht, alle Kanaaniter zu vertreiben

Richter 1, 27-29

Richter 1, 27-29
Manasse aber vertrieb die Einwohner von Beth-Schean und seinen Tochterstädten nicht, auch nicht diejenigen von Taanach und seinen Tochterstädten, noch die Bewohner von Dor und seinen Tochterstädten, noch die Bewohner von Jibleam und seinen Tochterstädten, noch die Bewohner von Megiddo und seinen Tochterstädten; sondern es gelang den Kanaanitern, in diesem Land zu bleiben. Und als Israel erstarkte, machte es die Kanaaniter fronpflichtig; aber es vertrieb sie nicht aus ihrem Besitz. Und Ephraim vertrieb die Kanaaniter nicht, die in Geser wohnten; sondern die Kanaaniter blieben in ihrer Mitte in Geser.

  1. Es gelang den Kanaanitern, in diesem Land zu bleiben: Am Anfang gab es einige Kanaaniter, die von den Stämmen nicht aus dem Land vertrieben werden konnten. Aber als die Stämme schließlich stark genug wurden, schlossen sie, in der Annahme, sie könnten sie zu ihrem Vorteil nutzen, einen Kompromiss mit den Kanaanitern (Und als Israel erstarkte, machte es die Kanaaniter fronpflichtig). [Die Kanaaniter durften das Land nutzen und mussten eine Pacht bezahlen].
    1. „Die Geschichte, wie sie hier erzählt wird, zeigt, dass sie zwar mit viel Eifer ans Werk gingen, dann aber allmählich nachließen. Der Herr war mit Juda und es kam zu Siegen. Der Herr war mit Joseph und Beth-El wurde eingenommen. Doch Manasse und Ephraim und alle anderen wurden schwächer, und die Kanaaniter behielten das Land.“ (Morgan)
  2. Aber es vertrieb sie nicht aus ihrem Besitz: Genauso kann jemand, der sein Christsein gerade erst beginnt, nicht stark genug im HERRN sein, um all die Dinge anzugehen, die verändert werden müssen; doch, wenn er im HERRN wächst, darf er nicht nachlassen, sich mit diesen Bereichen zu befassen. Wir dürfen niemals einen Friedensvertrag mit unseren Sünden schließen; stattdessen sollten wir fest entschlossen sein, sie zu verjagen.
    1. „Der eine Punkt, den Israel hätte bedenken sollen, war, dass die Kanaaniter dort nichts mehr zu suchen hatten. Das Land gehörte ihnen nicht mehr, es war Israels Eigentum geworden. Und außerdem war Gott bereit, sie zu vertreiben; so dass sein Volk nicht zu kämpfen brauchte, sondern stattdessen lediglich einem fliehenden Feind nachjagen musste.“ (Meyer)
    2. Geser gehörte nicht zu Israel, bis der Pharao es Salomo gab (1. Könige 9, 16).

4. Der Stamm Sebulon geht einen Kompromiss ein und kommt den Kanaanitern entgegen, indem er sie fronpflichtig macht

Richter 1, 30

Richter 1, 30
Sebulon vertrieb die Bewohner von Kitron nicht, auch nicht die Bewohner von Nahalol; und die Kanaaniter wohnten in ihrer Mitte und wurden fronpflichtig.

  1. Sebulon vertrieb die Bewohner von Kitron nicht: Jeder Stamm hatte seine Verantwortung und seine eigenen Schlachten zu schlagen. Der Stamm Sebulon versagte, als es darum ging, sich alles zu nehmen, was Gott ihm zugewiesen hatte.
  2. Und die Kanaaniter wohnten in ihrer Mitte und wurden fronpflichtig: Das Volk Sebulon dachte, sie könnten ihren Ungehorsam besonders in wirtschaftlicher Hinsicht zu ihren Gunsten ausnutzen. Sie erkannten nicht, dass die Kanaaniter, die in ihrer Mitte wohnten, sie schließlich sowohl in eine soziale als auch in eine geistliche Krise stürzen würde.
    1. Weil die Krise nicht plötzlich auftrat, konnte man leicht denken, dass sie nicht real war. Doch das war sie, und nur wenn sie Gott vertrauensvoll gehorcht hätten, wäre ihnen der spätere Krisenzyklus erspart geblieben, der das Buch der Richter prägt.

5. Der Stamm Asser schafft es nicht, sein Land vollständig in Besitz zu nehmen

Richter 1, 31-32

Richter 1, 31-32
Asser vertrieb die Bewohner von Akko nicht, auch nicht die Bewohner von Zidon, Achelab, Achsib, Helba, Aphik und Rechob; sondern die Asseriter wohnten mitten unter den Kanaanitern, die im Land blieben; denn sie vertrieben sie nicht aus ihrem Besitz.

  1. Asser vertrieb die Bewohner von Akko nicht: Auch der Stamm Asser schaffte es nicht, das Land in Besitz zu nehmen, das Gott ihm zugewiesen hatte. Mit jedem Stamm, der scheiterte, fiel es den anderen Stämmen leichter, ebenfalls zu versagen.
  2. Die Ascheriter wohnten mitten unter den Kanaanitern: Vom Volk Sebulon lesen wir, dass die Kanaaniter unter ihnen wohnten (Richter 1, 30). Doch in Asser war es noch schlimmer; es waren die Asseriter, die unter den Kanaanitern wohnten. Bei ihnen war der soziale und geistliche Verfall noch stärker ausgeprägt.
    1. „Während die meisten Stämme in der Lage waren, zumindest einen Teil ihres zugewiesenen Gebiets zu besetzen, scheint es dem Stamm Asser absolut nicht gelungen zu sein, die Kanaaniter zu verdrängen.“ (Cundall)

6. Der Stamm Naftali geht einen Kompromiss ein und kommt den Kanaanitern entgegen, indem er sie fronpflichtig macht

Richter 1, 33

Richter 1, 33
Naphtali vertrieb weder die Bewohner von Beth-Schemesch noch die Einwohner von Beth-Anat, sondern wohnte mitten unter den Kanaanitern, die das Land bewohnten; aber die Bewohner von Beth-Schemesch und Beth-Anat wurden ihnen fronpflichtig

  1. Naphtali vertrieb weder die Bewohner von Beth-Schemesch noch die Einwohner von Beth-Anat: Der Stamm Naftali hatte es schwer, sich dem Trend der anderen Stämme entgegenzustellen. Die Niederlage des einen beeinflusst die Lage der Anderen.
    1. Gott hatte nie vor, dass Israel das Land Kanaan einfach erobern sollte; er hatte nie geplant, dass es schnell gehen sollte. Sowohl in 2. Mose 23, 29-30 als auch in 5. Mose 7, 22-24 wird deutlich, dass Gott beabsichtigte, ihnen das Land nach und nach zu geben. Auch wenn Gott geplant hatte, dass die Israeliten das Land durch beständiges Vertrauen auf ihn und zahlreiche Gefechte einnehmen sollten, haben sie das nicht getan und somit die Bewohner nicht vertrieben. Es war fast so, als ob Israel sagte: „Wenn wir es nicht einfach haben können, dann wollen wir es gar nicht.“
  2. Sondern wohnte mitten unter den Kanaanitern, die das Land bewohnten; aber die Bewohner von Beth-Schemesch und Beth-Anat wurden ihnen fronpflichtig: Das Volk Naftali kombinierte beide Facetten der Kapitulation vor dem Feind. In einigen Gebieten ihres Territoriums lebten sie unter dem Einfluss der dominanten Kanaaniter; in anderen Regionen wurden ihnen die Kanaaniter fronpflichtig. Beide Aspekte entsprachen bei weitem nicht dem, was Gott dem Volk Israel befohlen hatte und was er mit ihm vorhatte.

7. Der Stamm Dan schafft es nicht, sein Land vollständig in Besitz zu nehmen

Richter 1, 34-36

Richter 1, 34-36
Und die Amoriter drängten die Söhne Dans auf das Bergland zurück und ließen sie nicht in die Ebene herabkommen. Und es gelang den Amoritern, in Har-Heres, in Ajalon und in Saalbim zu bleiben; aber die Hand des Hauses Joseph wurde ihnen zu schwer, und sie wurden fronpflichtig. Und die Grenze der Amoriter zog sich vom Skorpionensteig von dem Felsmassiv an aufwärts.

  1. Und die Amoriter drängten die Söhne Dans auf das Bergland zurück: Das Volk Gottes wird hier von seinen Feinden herumgestoßen. Das sollte niemals der Fall sein, wenn die Gläubigen in der Kraft ihres Gottes wandeln.
  2. Die Hand des Hauses Joseph wurde ihnen zu schwer, und sie wurden fronpflichtig: Wieder einmal taten sie nicht das, was Gott in Hinblick auf den Umgang mit ihren Feinden gebot (sie vollständig zu vertreiben), sondern sie beschlossen, sie so zu behandeln, wie sie es für richtig hielten, nämlich diese Feinde fronpflichtig zu machen, (also sie zur Zwangsarbeit heranzuziehen).
    1. „Sie taten dies aus Habsucht, der Wurzel allen Übels, und missachteten dabei das Gebot Gottes, das ihrem Handeln voll und ganz widersprach.“ (Trapp)
  3. Die Grenze der Amoriter: Das Resultat war, dass die Amoriter innerhalb des Erbteils von Gottes Volk ein bestimmtes Areal hatten. Das war ein unnötiges und gefährliches Zugeständnis an die sozialen und geistlichen Feinde des Volkes Gottes.
    1. Es gibt eine gefährliche und verführerische Form des Pazifismus im christlichen Leben, die die Realität des geistlichen Kampfes ignoriert, der in Epheser 6, 10-20 deutlich beschrieben, und im Buch der Richter entsprechend erwähnt wird. Diese pazifistische Haltung schließt gerne einen Frieden mit dem Teufel, der im Grunde besagt: „Ich werde deinen Interessen keinen Schaden zufügen, wenn du mich weitgehend in Ruhe lässt.“ Diese Haltung der geistlichen Ergebenheit ist für den Christen inakzeptabel.
    2. Leon Trotzki, der berüchtigte Kommunistenführer, hatte zumindest in einem Punkt Recht: „Du magst dich nicht für den Krieg interessieren, aber der Krieg interessiert sich für dich.“ Eine Haltung der geistlichen Kapitulation einzunehmen, bedeutet, diesen Krieg bereitwillig zu verlieren.
    3. In diesem Zeitraum erlebten die Stämme Israels im besten Fall einen unvollständigen Sieg; im schlimmsten Fall kapitulierten sie einfach vor dem Feind und kamen ihm entgegen. Das veranlasst uns, den vollständigen und glorreichen Sieg von Jesus Christus für uns umso mehr wertzuschätzen. Im Sieg, den Er für uns am Kreuz und durch die Auferstehung errungen hat, gab es nichts Unvollständiges mehr.

© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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