Richter 2, 1-3 Und der Engel des HERRN kam von Gilgal herauf nach Bochim und sprach: Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und euch in das Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen habe; und ich sagte: Ich will meinen Bund mit euch nie aufheben ewiglich! Ihr aber sollt mit den Einwohnern dieses Landes keinen Bund machen, sondern ihre Altäre niederreißen. Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht! Warum habt ihr das getan? So habe ich nun auch gesagt: Ich will sie nicht vor euch vertreiben, damit sie euch zu Fangnetzen und ihre Götter euch zum Fallstrick werden!
Der Engel des Herrn kam von Gilgal herauf: Es ist wahrscheinlich, dass dies Gott selbst war, der in einer menschlichen Gestalt erschien. Es gibt immer wieder alttestamentliche Erscheinungen des Engels des Herrn, die darauf hinweisen, dass es Gott selbst ist.
Es ist eine berechtigte Frage, ob jede Erwähnung des Engels des Herrn eine göttliche Erscheinung ist. Wie G. Campbell Morgan schrieb: „Dieser Bote, der als ‚der Engel des Herrn‘ bezeichnet wird, kann ein Prophet gewesen sein, denn das Wort, das mit ‚Engel‘ wiedergegeben wird, kann ebenso gut mit Bote übersetzt werden. Andererseits kann es auch eine besondere göttliche und engelhafte Persönlichkeit gewesen sein.“
Wenn wir davon ausgehen, dass es sich um eine göttliche Erscheinung handelt (was nach Meinung des Autors der Fall ist), vermuten wir, dass dies Jesus Christus war, der dem Volk Israel schon vor seinem fleischgewordenen Erscheinen in Bethlehem erschien. Wir wissen, dass dies Jesus ist, und zwar aus zwei Gründen.
Erstens, weil der Engel des Herrn hier Göttlichkeit beanspruchte, indem er sagte, dass er derjenige war, der Israel aus Ägypten heraufführte, der einen Bund mit Israel schloss (Richter 2:1) und der Israel persönlich dazu aufrief, gehorsam zu sein (Richter 2:2).
Zweitens, weil diese Person, die in menschlicher Gestalt vor Israel erscheint, nicht Gott der Vater sein kann, denn der Vater wird als unsichtbar (1. Timotheus 1, 17) und als der beschrieben, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann (1. Timotheus 6, 16).
Die Vorstellung, dass Jesus, die zweite Person der Dreifaltigkeit, als Mensch vor erscheint, lange bevor in Bethlehem von Maria geboren wird, ist provokant, aber logisch. Wir wissen, dass er vor seiner Geburt in Bethlehem existierte (Micha 5, 2); warum sollte er nicht bei einzelnen, aber wichtigen Gelegenheiten in körperlicher Gestalt erscheinen? Wir sehen andere Stellen, an denen dies geschah, wie 1. Mose 18, 16-33, 1. Mose 32, 24-30 und Richter 13, 1-23.
„Nicht in einem Körper, den Gott für ihn vorbereitet hatte, als er die Gestalt eines Knechtes annahm, sondern in einer Gestalt und Form, die seiner göttlichen Majestät und den Umständen derer, die er besuchte, am meisten entsprach, kam dieser Engel des göttlichen Bundes, an dem wir uns erfreuen, und sprach zu diesem Volk.“ (Spurgeon)
Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und euch in das Land gebracht: Das erste, was Jesus (als Engel des Herrn) tat, war, Israel an seine große Liebe und Treue zu ihnen zu erinnern. Er befreite sie aus der ägyptischen Knechtschaft; er gab ihnen ein Land der Verheißung voller Überfluss; er schloss einen Bund mit ihnen, den er niemals brechen würde.
Es ist typisch für Gott, dass er uns an seine große Liebe und Treue erinnert, bevor er uns dazu aufruft gehorsam zu sein, oder mit unserer Sünde konfrontiert. Wir lieben ihn, weil er uns zuerst geliebt hat (1. Johannes 4, 19), und wir können ihm nur dann wirklich gehorchen, wenn wir in seiner Liebe wandeln und an seinem Bund mit uns festhalten.
Die Worte „Ich will meinen Bund mit euch nicht aufheben ewiglich“ erinnern uns daran, dass, obwohl Israel seinen Teil des Bundes nie ganz erfüllt hat, Gott versprochen hat, dass er seinen Teil des Bundes niemals aufheben wird.
Ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht. Warum habt ihr das getan? Der Engel des Herrn konfrontierte Israel in Liebe. Die Frage war in ihrer Einfachheit verblüffend; es gibt nie einen guten Grund für unseren Ungehorsam.
Israels eigentliches Problem lag nicht in der militärischen Macht oder der Technologie, sondern war ein geistliches Problem. „Der beklagenswerte geistliche Zustand der Israeliten, und nicht ihr Mangel an Streitwagen, lag hinter ihrem Unvermögen, die Kanaaniter zu vertreiben.“ (Wolf)
Ich will sie nicht vor euch vertreiben, damit sie euch zu Fangnetzen werden: Der Engel des Herrn kündigte an, dass er das Werk, das Land in Besitz zu nehmen, unvollendet lassen würde, um das ungehorsame Israel auf den richtigen Weg zu bringen.
Ich will sie nicht vor euch vertreiben erinnert uns daran, dass Gott das Werk der Eroberung Kanaans nicht ganz allein tun würde. In den ersten Jahren des Feldzuges in Kanaan kämpfte Gott zwar auf übernatürliche Weise für Israel. Doch er hatte nie vor, dass der gesamte Feldzug der Eroberung der Kanaaniter so ablaufen würde.
Wir wünschen uns oft, dass Gott das Werk der christlichen Reifung für uns übernimmt; dass wir eines Morgens aufwachen und eine bestimmte Sünde, die uns vorher zu schaffen machte, einfach weg ist. Manchmal gewährt Gott eine solche wunderbare Befreiung, und wir preisen ihn dafür. Aber in der Regel verlangt er mehr von uns, nämlich dass wir mit ihm im Prozess des christlichen Wachstums zusammenarbeiten. Unsere Mitarbeit ist für Gott wichtig, weil sie zeigt, dass unser Herz dort ist, wo sein Herz ist; dass wir Gott wirklich nahekommen.
Damit sie euch zu Fangnetzen und ihre Götter euch zum Fallstrick werden: Die Tatsache, dass die Kanaaniter weiterhin ein Problem für die Nation darstellen würden, war Israel zuvor versprochen worden, falls sie die Kanaaniter nicht konsequent vertreiben würden.
Wenn ihr aber die Einwohner des Landes nicht vor eurem Angesicht vertreiben werdet, so sollen die, welche ihr übrig bleiben lasst, zu Dornen werden in euren Augen und zu Stacheln in euren Seiten, und sie sollen euch bedrängen in dem Land, in dem ihr wohnt. (4. Mose 33, 55)
2. Das Volk reagiert mit Weinen und Kummer
Richter 2, 4-6
Richter 2, 4-6 Als nun der Engel des HERRN diese Worte zu allen Kindern Israels redete, da erhob das Volk seine Stimme und weinte. Daher nannten sie den Ort Bochim; und sie brachten dort dem HERRN Opfer dar. Als nämlich Josua das Volk entlassen hatte, zogen die Kinder Israels jeder in sein Erbteil, um das Land in Besitz zu nehmen.
Da erhob das Volk seine Stimme und weinte: In dieser emotionalen Reaktion des Volkes steckte viel Hoffnung. Bei all dem Weinen und Wehklagen gab es Grund zu der Annahme, dass Gottes Wort einen tiefen Eindruck bei ihnen hinterlassen hatte und dass sie auf dem Weg zu einer echten Erweckung von Gottes Werk unter ihnen waren.
Traurigerweise war das nicht der Fall. Der nachfolgende Bericht im Buch Richter zeigt, dass diese anfängliche Reaktion der Trauer und Reue nicht zu einer echten, dauerhaften Reue heranreifte. Echte Reue zeigt sich im Handeln, nicht unbedingt im Weinen. Wir können die Folgen unserer Sünde bereuen, ohne dass dies auch für die Sünde selbst gilt.
Man kann weinen und äußerlich Reue zeigen, ohne jemals innerlich Buße zu tun. Deshalb forderte der Herr Israel in Joel 2, 13 auf: Zerreißt eure Herzen und nicht eure Kleider und kehrt um zu dem Herrn, eurem Gott; denn er ist gnädig und barmherzig, langmütig und von großer Gnade, und das Übel reut ihn.
Es ist gut, Menschen zu sehen, die wirklich über ihre Sünde weinen, und niemand sollte davon abgehalten werden. Aber: „Die Träne ist ein natürlicher Tropfen Feuchtigkeit und verdunstet bald; besser ist der innere Sturzbach des Kummers in der Seele, der ein unauslöschliches Zeichen hinterlässt … Ein Körnchen Glauben ist besser als ein Fass Tränen. Ein Tropfen echter Reue ist wertvoller als ein Sturzbach von Tränen.“ (Spurgeon)
Sie brachten dort dem Herrn Opfer dar: Damit haben sie das Richtige getan. Jedes Mal, wenn wir uns der Sünde bewusstwerden, sollten wir das von Gott bestimmte Opfer bringen. In ihrer Zeit bedeutete das Sündopfer von Stieren und Widdern; in unserer Zeit bedeutet es, sich an Gottes Opfer für uns, das Kreuz von Jesus Christus, zu erinnern.
Sie taten dies „zum Zeugnis ihres Glaubens an die Verdienste Christi (denn sie trauerten nicht verzweifelt) und ihrer Dankbarkeit, dass Gott ihnen in Anbetracht ihrer Abwege einen Prediger und nicht einen Henker gesandt hatte.“ (Trapp)
Als nämlich Josua das Volk entlassen hatte: Das zeigt, dass Richter 2 als Rückblick beginnt. Wir schauen auf die Tage noch vor dem Tod Josuas (der in Richter 1, 1 beschrieben wurde). Diese hoffnungsvolle Reaktion auf den Engel des Herrn begann, als Josua noch am Leben war.
3. Die neue Generation in Israel
Richter 2, 7-10
Richter 2, 7-10 Und das Volk diente dem HERRN, solange Josua lebte und solange die Ältesten da waren, die Josua überlebten, welche alle die großen Werke des HERRN gesehen hatten, die er an Israel getan hatte. Als aber Josua, der Sohn Nuns, der Knecht des HERRN, im Alter von 110 Jahren gestorben war, da begruben sie ihn im Gebiet seines Erbteils, in Timnat-Heres, auf dem Bergland Ephraim, nördlich vom Berg Gaasch. Und als auch jene ganze Generation zu ihren Vätern versammelt war, kam eine andere Generation nach ihnen auf, die den HERRN nicht kannte, noch die Werke, die er an Israel getan hatte.
Und das Volk diente dem Herrn, solange Josua lebte: Josuas Vermächtnis wurde in der Frömmigkeit Israels während der Zeit gesehen, als er noch unter ihnen war. Er war wirklich einer der großen Männer Gottes in der Geschichte.
Der Knecht des Herrn: In diesem Titel für Josua schwingt eine große Bedeutung mit. Er wird nur für große Männer Gottes wie Mose (5. Mose 34, 5) und David (Psalm 18, 1, Titel) und die mutigen Propheten (2. Könige 9, 7) verwendet.
Und solange die Ältesten da waren, die Josua überlebten: Israel war Gott auch in den Tagen von Josuas unmittelbaren Nachfolgern treu. Aber danach kam eine Generation auf, die all die großen Werke des Herrn, die er an Israel getan hatte,nichtgesehen hatte.
Kam eine andere Generation nach ihnen auf, die den Herrn nicht kannte noch die Werke, die er an Israel getan hatte: Die neue Generation hatte keine persönliche Beziehung zu Gott und kein persönliches Bewusstsein von seiner Macht. Gott war jemand, zu dem ihre Eltern eine Beziehung hatten und der große Dinge für die Generation ihrer Eltern tat.
B. Eine Zusammenfassung der Geschichte Israels während der Zeit der Richter
1. Israel verfällt in Götzendienst
Richter 2, 11-13
Richter 2, 11-13 Da taten die Kinder Israels, was böse war in den Augen des HERRN, und sie dienten den Baalen; und sie verließen den HERRN, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Land Ägypten herausgeführt hatte, und folgten anderen Göttern nach, von den Göttern der Völker, die um sie her wohnten, und beteten sie an und erzürnten den HERRN; denn sie verließen den HERRN und dienten dem Baal und den Astarten.
Da taten die Kinder Israels, was böse war in den Augen des Herrn: Selbst in den Tagen Josuas besaß Israel nicht alles, was ihm im verheißenen Land zustand. Doch in dieser Zeit blieben sie Gott treu und beteten nicht die Götzen der Kanaaniter an. Nach dem Tod Josuas verfielen sie in die Anbetung dieser grotesken Götzen.
Es ist seltsam, dass jemand einen persönlichen, echten, lebendigen Gott gegen einen falschen Gott eintauschen möchte, der eine menschliche Erfindung ist. Doch im Menschen gibt es etwas, das Angst vor genau dem Gott hat, den wir brauchen; wir würden lieber einem Gott unserer eigenen Schöpfung dienen als dem echten, lebendigen Gott, den wir nicht kontrollieren können. Die Götter, die wir erschaffen, sind die Götter, die unsere sündigen Begierden sich wünschen.
Und dienten den Baalen: Der kanaanäische Götze Baal war ein attraktiver Rivale zu Jahwe, weil er für die Kanaaniter als Gott über das Wetter und die Natur galt; er war im Grunde der Gott des landwirtschaftlichen Erfolgs. In einer landwirtschaftlichen Gesellschaft dienten die Menschen Baal, weil sie gutes Wetter für reiche Ernten und große Herden wollten. Man könnte sagen, dass es bei Baal unterm Strich nur ums Ergebnis ging; er war tatsächlich der Gott des persönlichen Reichtums.
„Es gab auch ‚Baale‘, die mit bestimmten Orten verbunden waren, wie der Baal von Peor (Numeri 25, 3) oder Baal-Berith (Richter 9, 4); und das mag die Pluralform erklären.“ (Wolf)
Nach Wolf bedeutete das Wort Baal auch ‚Ehemann‘ oder ‚Besitzer‘. Wenn Israel also den kanaanäischen Gott Baal anbetete, gaben sie sich einem anderen ‚Ehemann‘ oder ‚Besitzer‘ hin.
Sie verließen den Herrn und dienten dem Baal und den Astarten: Das kanaanäische Götzenbild Astarte war eine attraktive Rivalin zu Jahwe, weil sie als Göttin der Liebe, des Sex und der Fruchtbarkeit galt. Sie wurde gewöhnlich mit dem Vollzug von rituellem Sex mit einer Priesterin-Prostituierten geehrt. Man könnte sagen, dass es bei Astarte unterm Strich um Sex und Liebe ging.
„Die Religion dieser Fruchtbarkeitsgötter wurde von allen möglichen lasziven Praktiken begleitet, und das besonders in Kanaan, wo sie in einer entarteten Form vorkam, die sogar Kinderopfer einschloss.“ (Cundall)
Sie verließen den Herrn: Gott machte deutlich, dass Israels Streben nach diesen Göttern nichts weniger war, als dass sie den Herrn, den Gott ihrer Väter, verließen. Doch aller Wahrscheinlichkeit nach sah Israel ihren Götzendienst nicht als Abkehr von Gott an; sie dachten wahrscheinlich nur, dass sie dem GottihrerVäter ein paar Götter zur Seite stellen würden. Dennoch ist der Gott Israels ein eifersüchtiger Gott, der keine anderen Götter neben sich duldet.
Eine biblische Darstellung unserer Beziehung zu Gott, ist die Beschreibung einer ehelichen Beziehung zwischen Mann und Frau. Es wäre falsch, wenn eine Ehefrau (oder ein Ehemann) viele Liebhaber in ihre Ehe aufnehmen würde und behauptete, sie könne sie einfach alle lieben. Ein Ehemann oder eine Ehefrau hat einen berechtigten Anspruch auf die exklusive Zuneigung ihres Ehepartners; Gott hat einen berechtigten Anspruch auf unsere exklusive Anbetung.
In den Augen des Herrn: Das bedeutet, dass die Sünde für Gott noch anstößiger war, weil sie direkt vor seinen Augen begangen wurde. Um ein extremes Beispiel zu geben: Es ist schlimm genug für eine verheiratete Person, Ehebruch zu begehen; aber Ehebruch vor den Augen des eigenen Ehepartners zu begehen, wäre ganz besonders verwerflich.
Und folgten anderen Göttern nach, von den Göttern der Völker, die um sie her wohnten: Dies zeigt eine weitere Ursache für den tragischen Götzendienst Israels. Der Einfluss der Kanaaniter, denen sie erlaubten, in ihrer Mitte zu bleiben, führte sie zum Götzendienst. Die Folge dessen, dass sie die Kanaaniter nicht vollständig vertrieben hatten, war viel schlimmer, als Israel es sich vorgestellt hatte.
„Wir beten andere Götter an – die Götter der Völker rund um uns, die Götzen des Marktplatzes, des Ateliers, des Zeltlagers und der Bar.“ (Meyer)
2. Gottes Zorn über ihre Sünde des Götzendienstes
Richter 2, 14-15
Richter 2, 14-15 Da entbrannte der Zorn des HERRN über Israel, und er gab sie in die Hand von Räubern, die sie beraubten; und er verkaufte sie in die Hand ihrer Feinde ringsum, sodass sie vor ihren Feinden nicht mehr bestehen konnten. Überall, wohin sie zogen, war die Hand des HERRN gegen sie zum Unheil, wie der HERR es ihnen gesagt und wie der HERR es ihnen geschworen hatte; so wurden sie hart bedrängt.
Da entbrannte der Zorn des Herrn über Israel: Diese Reaktion Gottes auf die Untreue Israels war keine Überraschung. Er versprach ausdrücklich, dass er dies in dem Bund tun würde, den er mit Israel schloss, der durch Segnungen für Gehorsam und Flüche für Ungehorsam gekennzeichnet war (wie in 3. Mose 26 und 5. Mose 28).
Wir dienen Gott unter den Bedingungen eines anderen Bundes, eines besseren Bundes (Hebräer 8, 6). Wenn wir Gott verlassen und nicht in Jesus Christus bleiben, können die Dinge schlecht für uns laufen (und das tun sie oft auch), aber nicht, weil Gott aktiv seine Hand gegen uns erhoben hat, wie er es mit Israel unter dem Alten Bund tat. Wenn wir nicht in Jesus bleiben und die Dinge schlecht für uns laufen, liegt es einfach daran, dass unsere Handlungen Konsequenzen haben und wir die bittere Frucht davon ernten, dass wir nicht an der Liebe Gottes festhalten (Judas 21).
Und er gab sie in die Hände von Räubern, die sie beraubten: Der Zweck von all dem war, dass Israel, wenn es hart bedrängt war, sein Herz wieder dem Herrn zuwenden würde. Das Ziel Gottes war nicht die Strafe an sich, sondern die Umkehr.
Deshalb sollten wir dies als eine Bestätigung der Liebe Gottes zu Israel und nicht als Ausdruck seines Hasses betrachten. Das schlimmste Urteil, das Gott über einen Menschen fällen kann, ist, ihn in Ruhe zu lassen und nicht mehr zu versuchen, ihn zur Umkehr zu bewegen.
Wir sehen das gleiche Prinzip in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Obwohl Kinder sich oft wünschen, ihre Eltern würden sie einfach in Ruhe lassen, ist es in Wirklichkeit ihre schlimmste Angst, dass niemand sie genug liebt, um sie zu erziehen. Mitte der 1990er Jahre wurde die Geschichte einer Frau namens Shannon Wilsey erzählt, die eine bekannte Schauspielerin in pornografischen Filmen war. Als 23-jährige Frau machte sie eine Menge Filme und eine Menge Geld; dennoch setzte sie sich eine Waffe an den Kopf und beging Selbstmord. Obwohl sie in den Augen einiger erfolgreich war, sagte der Detektiv, der ihren Tod untersuchte: „Ich denke, ihr ganzes Leben hat diesen Selbstmord verursacht.“ Shannon prahlte damit, verrückte Dinge zu tun, dennoch sagte sie einer engen Freundin, dass sie sich wünschte, ihre Mutter hätte sie davon abgehalten. Die Freundin sagte: „Sie hat sich schlecht gefühlt, weil ihre Mutter nichts dazu gesagt hat, dass sie im [Pornografie-]Geschäft ist.“ Nach ihrem Selbstmord wurde ein nicht abgeschickter Brief gefunden, in dem sie beschrieb, was ihr Vater ihrer Meinung nach hätte tun sollen. „Wo warst du, als ich mit dem Rockstar Gregg Allman zusammen war, obwohl er fünfundzwanzig Jahre älter war als ich? Wo warst du, als ich Heroin nahm? Wo warst du, als ich anfing, Pornofilme zu drehen?“ Der Vater sagte, er wäre da gewesen, wenn sie ihn nur darum gebeten hätte.
3. Das wiederkehrende Muster von Unterdrückung und Befreiung in den Tagen der Richter
Richter 2, 16-19
Richter 2, 16-19 Doch erweckte der HERR Richter, die sie aus den Händen derer retteten, die sie beraubten. Aber auch ihren Richtern gehorchten sie nicht, sondern sie hurten mit anderen Göttern und beteten sie an und wichen bald ab von dem Weg, auf dem ihre Väter im Gehorsam gegen die Gebote des HERRN gegangen waren; sie handelten nicht ebenso. Wenn aber der HERR ihnen Richter erweckte, so war der HERR mit dem Richter und errettete sie aus der Hand ihrer Feinde, solange der Richter lebte; denn der HERR hatte Mitleid wegen ihrer Wehklage über ihre Bedränger und Unterdrücker. Wenn aber der Richter starb, so handelten sie wiederum verderblich, mehr als ihre Väter, indem sie anderen Göttern nachfolgten, um ihnen zu dienen und sie anzubeten; sie ließen nicht ab von ihrem Treiben und ihrem halsstarrigen Wandel.
Doch erweckte der Herr Richter, die sie … retteten: Aufgrund seiner großen Liebe zu seinem Volk erweckte Gott Richter – heldenhafte Führer -, um Israel aus seinem Unglück zu befreien. Gott tat dies trotzdem; nicht weil Israel jemals einen solchen Befreier von Gott verdient hätte, sondern trotz der Tatsache, dass sie es nicht verdient hatten.
„Es war ein Vorgehen, das durch das wiederholte Versagen des Volkes notwendig wurde. Das sollte ganz klar verstanden werden.“ (Morgan)
Aber auch ihren Richtern gehorchten sie nicht, sondern sie hurten mit anderen Göttern; Ihren Richtern gehorchten sie nicht, wenn es um geistliche Führung ging, obwohl Gott Israel diese heldenhaften Führer gab. Sie wollten die Richter als politische und militärische Führer, aber nicht als geistliche Führer.
Trapp erklärt die Idee hinter der Phrase, sie hurten: „Sie werden von einem Geist der Unzucht, einer starken Neigung, einem heftigen Antrieb zur Unzucht angetrieben; so dass sie sich nicht darum kümmern, wie sie alles darauf verschwenden, und nicht zurückgehalten werden: also Götzendiener.“
So war der Herr mit dem Richter: Dies erklärt die Quelle der Macht der von Gott eingesetzten Richter. Sie waren in der Lage, Israel durch dramatische Taten der Befreiung zu führen, denn es war der Herr mit dem Richter, und nicht weil der Richter selber groß oder mächtig war.
Der Herr hatte Mitleid wegen ihrer Wehklage: Während der Zeit der Richter schrie Israel nur in Zeiten der Not zu Gott und verließ sich nur dann wirklich auf ihn. Wenn sie mit Wehklage zu ihm schrien, antwortete er voller Mitleid und Treue.
„Diese Verbindung von Sünde, Strafe und Befreiung bildet wirklich den Grundton des historischen Ablaufs, der im ganzen Buch aufgezeichnet ist.“ (Morgan)
Dieses Prinzip erklärt, warum manche Menschen ständig in einer Krise stecken; Gott weiß, dass dies der einzige Weg ist, um ihr Vertrauen in ihn aufrechtzuerhalten. Stattdessen ist es Gottes Wunsch, dass wir uns in einer ständigen Beziehung der Abhängigkeit von ihm befinden. Genau so hat Jesus gelebt, als er in Johannes 5, 19 sagte: „Wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbstaus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“
Wenn aber der Richter starb, so handelten sie wiederum verderblich, mehr als ihre Väter: Das Muster von Knechtschaft, Befreiung und Segen, gefolgt von Sünde und erneuter Knechtschaft ist eine entmutigende Tatsache im Leben vieler Christen die heute Leben.
Dieser entmutigende Zyklus war im alten Israel verständlicher als im Leben des modernen Christen. Der Grund dafür ist, dass der Christ, als Teil des Neuen Bundes, mit der innewohnenden Gegenwart des Heiligen Geistes lebt und in Jesus zu einem neuen Geschöpf gemacht wird. Das sind Privilegien, die Israel in den Tagen der Richter nicht kannte.
„Die Tage der Richter waren jene, in denen es keinen König gab, die über Israel herrschten. Die Unbeständigkeit in unserem Leben ist oft darauf zurückzuführen, dass wir Jesus als nicht als unseren König anerkennen.“ (Meyer)
Sie ließen nicht ab von ihrem Treiben: Ihre Sünde war ihr Treiben; sie konnten die Schuld nicht auf jemanden oder etwas anderes schieben. In gleicher Weise war ihre Sünde die ihre – sie lernten sie nicht von Gott, sondern sie kam aus ihrer eigenen verdorbenen Natur.
Und ihrem halsstarrigen Wandel: Das alte hebräische Wort, das mit ‚starrköpfig‘ übersetzt wird (auch mit ‚halsstarrig‘), ist ein Wort, das auch während des Auszugs aus Ägypten mehrmals auf Israel angewandt wurde (2. Mose 32, 9, 33, 3 und 33, 5). Dies zeigt, dass ein Ortswechsel – selbst der Einzug in das Gelobte Land – für Israel nicht unbedingt einen Sinneswandel nach sich zog.
Wir sollten uns nie auf eine Heiligung durch einen Ortswechsel verlassen; wohin man auch geht, man nimmt sich selbst mit. Eine neue Umgebung bedeutet nicht immer auch eine neue Einstellung.
Das alte hebräische Wort für halsstarrig (kawsheh) entstammt dem Gedanken, hart oder streng zu sein. Dem Herrn gegenüber halsstarrig zu sein bedeutet, ein hartes und unnachgiebiges Herz zu haben, und das führt zu einem harten Leben.
4. Gott überlässt sie ihrem sündigen Kompromiss
Richter 2, 20-23
Richter 2, 20-23 Darum entbrannte der Zorn des HERRN über Israel, und er sprach: Weil dieses Volk meinen Bund übertreten hat, den ich ihren Vätern geboten habe, und sie meiner Stimme nicht folgen, so will auch ich in Zukunft niemand mehr von den Völkern, die Josua bei seinem Tod übrig gelassen hat, vor ihnen vertreiben, damit ich Israel durch sie prüfe, ob sie den Weg des HERRN bewahren und darin wandeln werden, wie ihre Väter ihn bewahrten, oder nicht! So ließ der HERR diese Völker verbleiben und vertrieb sie nicht schnell aus ihrem Besitz, wie er sie auch nicht in die Hand Josuas gegeben hatte.
Da entbrannte der Zorn des Herrn: „Er ist nicht ganz aus Barmherzigkeit gemacht, wie manche träumen, sondern kann zornig sein; ‚wer erkennt aber die Stärke deines Zorns?‘ (Psalm 90, 11). Dieser Zorn ist so, dass der Mensch ihn weder vermeiden noch ertragen kann.“ (Trapp)
Weil dieses Volk meinen Bund übertreten hat: Dass Gott ‚dieses Volk‘ statt ‚mein Volk‘ sagte, zeigte das, dass Israel nicht in seiner Beziehung zu Gott festhielt.
So will ich auch in Zukunft niemand mehr von den Völkern, die Josua … übrig gelassen hat, vor ihnen vertreiben: Israel wollte diese kanaanitischen Völker um sich haben, also gab Gott ihnen die schlimmste Strafe, die er sich vorstellen konnte: Er ließ es zu.
So ließ der Herr diese Völker verbleiben: Nachdem sie ihr Herz an sündige Dinge gehängt hatten, stellte Israel fest, dass Gott ihnen gab, was ihr sündiges Herz begehrte. Das veranschaulicht die große Gefahr, die es mit sich bringt, wenn wir unser Herz an sündige Dinge hängen; wir können an den Punkt kommen, an dem Gott uns erlaubt, sie zu haben – und damit Sünde, Knechtschaft und Schmerz in unser Leben bringen.
Richter 2 – Israels Versagen, Gottes Erbarmen
A. Von Gilgal nach Bochim
1. Der Engel des Herrn predigt zu Israel
Richter 2, 1-3
Richter 2, 1-3
Und der Engel des HERRN kam von Gilgal herauf nach Bochim und sprach: Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und euch in das Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen habe; und ich sagte: Ich will meinen Bund mit euch nie aufheben ewiglich! Ihr aber sollt mit den Einwohnern dieses Landes keinen Bund machen, sondern ihre Altäre niederreißen. Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht! Warum habt ihr das getan? So habe ich nun auch gesagt: Ich will sie nicht vor euch vertreiben, damit sie euch zu Fangnetzen und ihre Götter euch zum Fallstrick werden!
2. Das Volk reagiert mit Weinen und Kummer
Richter 2, 4-6
Richter 2, 4-6
Als nun der Engel des HERRN diese Worte zu allen Kindern Israels redete, da erhob das Volk seine Stimme und weinte. Daher nannten sie den Ort Bochim; und sie brachten dort dem HERRN Opfer dar. Als nämlich Josua das Volk entlassen hatte, zogen die Kinder Israels jeder in sein Erbteil, um das Land in Besitz zu nehmen.
3. Die neue Generation in Israel
Richter 2, 7-10
Richter 2, 7-10
Und das Volk diente dem HERRN, solange Josua lebte und solange die Ältesten da waren, die Josua überlebten, welche alle die großen Werke des HERRN gesehen hatten, die er an Israel getan hatte. Als aber Josua, der Sohn Nuns, der Knecht des HERRN, im Alter von 110 Jahren gestorben war, da begruben sie ihn im Gebiet seines Erbteils, in Timnat-Heres, auf dem Bergland Ephraim, nördlich vom Berg Gaasch. Und als auch jene ganze Generation zu ihren Vätern versammelt war, kam eine andere Generation nach ihnen auf, die den HERRN nicht kannte, noch die Werke, die er an Israel getan hatte.
B. Eine Zusammenfassung der Geschichte Israels während der Zeit der Richter
1. Israel verfällt in Götzendienst
Richter 2, 11-13
Richter 2, 11-13
Da taten die Kinder Israels, was böse war in den Augen des HERRN, und sie dienten den Baalen; und sie verließen den HERRN, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Land Ägypten herausgeführt hatte, und folgten anderen Göttern nach, von den Göttern der Völker, die um sie her wohnten, und beteten sie an und erzürnten den HERRN; denn sie verließen den HERRN und dienten dem Baal und den Astarten.
2. Gottes Zorn über ihre Sünde des Götzendienstes
Richter 2, 14-15
Richter 2, 14-15
Da entbrannte der Zorn des HERRN über Israel, und er gab sie in die Hand von Räubern, die sie beraubten; und er verkaufte sie in die Hand ihrer Feinde ringsum, sodass sie vor ihren Feinden nicht mehr bestehen konnten. Überall, wohin sie zogen, war die Hand des HERRN gegen sie zum Unheil, wie der HERR es ihnen gesagt und wie der HERR es ihnen geschworen hatte; so wurden sie hart bedrängt.
3. Das wiederkehrende Muster von Unterdrückung und Befreiung in den Tagen der Richter
Richter 2, 16-19
Richter 2, 16-19
Doch erweckte der HERR Richter, die sie aus den Händen derer retteten, die sie beraubten. Aber auch ihren Richtern gehorchten sie nicht, sondern sie hurten mit anderen Göttern und beteten sie an und wichen bald ab von dem Weg, auf dem ihre Väter im Gehorsam gegen die Gebote des HERRN gegangen waren; sie handelten nicht ebenso. Wenn aber der HERR ihnen Richter erweckte, so war der HERR mit dem Richter und errettete sie aus der Hand ihrer Feinde, solange der Richter lebte; denn der HERR hatte Mitleid wegen ihrer Wehklage über ihre Bedränger und Unterdrücker. Wenn aber der Richter starb, so handelten sie wiederum verderblich, mehr als ihre Väter, indem sie anderen Göttern nachfolgten, um ihnen zu dienen und sie anzubeten; sie ließen nicht ab von ihrem Treiben und ihrem halsstarrigen Wandel.
4. Gott überlässt sie ihrem sündigen Kompromiss
Richter 2, 20-23
Richter 2, 20-23
Darum entbrannte der Zorn des HERRN über Israel, und er sprach: Weil dieses Volk meinen Bund übertreten hat, den ich ihren Vätern geboten habe, und sie meiner Stimme nicht folgen, so will auch ich in Zukunft niemand mehr von den Völkern, die Josua bei seinem Tod übrig gelassen hat, vor ihnen vertreiben, damit ich Israel durch sie prüfe, ob sie den Weg des HERRN bewahren und darin wandeln werden, wie ihre Väter ihn bewahrten, oder nicht! So ließ der HERR diese Völker verbleiben und vertrieb sie nicht schnell aus ihrem Besitz, wie er sie auch nicht in die Hand Josuas gegeben hatte.
© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.