Richter 15 – Simson gegen die Philister

A. Vergeltung- immer wieder auf‘s Neue

1. Simsons Wut, als er herausfindet, dass seine Frau einem anderen gegeben wurde

Richter 15, 1-3

Richter 15, 1-3
Es geschah aber nach einiger Zeit, in den Tagen der Weizenernte, dass Simson seine Frau mit einem Ziegenböcklein besuchte. Als er aber sagte: Ich will zu meiner Frau in die Kammer gehen!, da wollte ihr Vater ihn nicht hineinlassen. Denn ihr Vater sprach: Ich dachte, du hast sie gewiss verschmäht, da habe ich sie deinem Gefährten gegeben! Ist nicht ihre jüngere Schwester schöner als sie? Die soll dein sein an ihrer Stelle! Da sprach Simson zu ihnen: Nun bin ich unschuldig, wenn ich den Philistern Übles antue!

  1. Ich dachte, du hast sie gewiss verschmäht: Man weiß nicht, warum Simsons Schwiegervater dachte, dass Simson seine Frau verschmähte. Vielleicht war es nur eine Ausrede, um zu erklären, warum er so gehandelt hatte; oder vielleicht vergiftete Simsons philistinische Ehefrau die Meinung ihres Vaters über Simson (Richter 14, 16).
  2. Da sprach Simson zu ihnen: Auch wenn Simson wütend auf den Vater seiner Frau war, lag die eigentliche Wurzel des Problems in den schlechten Entscheidungen, die Simson in Sachen Liebe traf. Er hätte es nicht zulassen sollen, dass er sich in eine gottlose, heidnische Frau verliebt.
    1. Kein Wunder, dass uns Sprüche 4, 23 sagt: Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus. Wenn wir unser Herz nicht beschützen, kann das zu großen Problemen führen.
  3. Nun bin ich unschuldig, wenn ich den Philistern Übles antue!: Gott gebraucht Simsons gottlosen Zorn für seine Zwecke. In Psalm 76, 11 heißt es: Denn der Zorn des Menschen muss dich preisen. Das rechtfertigt Simsons Zorn zwar nicht, aber es zeigt die Herrlichkeit und die Macht Gottes, alle Dinge für seine Zwecke zu gebrauchen.

2. Simson greift die Philister an, indem er ihre Ernten verbrennt

Richter 15, 4-5

Richter 15, 4-5
Und Simson ging hin und fing 300 Schakale; und er nahm Fackeln, kehrte je einen Schwanz gegen den anderen und befestigte je eine Fackel zwischen zwei Schwänzen, und er zündete die Fackeln mit Feuer an und ließ sie unter das stehende Getreide der Philister laufen und zündete so die Garben an samt dem stehenden Getreide und den Olivengärten.

  1. Und Simson ging hin und fing 300 Schakale: Simson schien sich wie ein jugendlicher Straftäter zu verhalten. Doch Gott nutzte dies alles für seinen Zweck, und zwar für den Kampf gegen die Philister.
  2. Er befestigte je eine Fackel zwischen zwei Schwänzen: In anderen Bibelübersetzungen wird hier das Wort ‚Füchse‘ verwendet. Allerdings wird oft bezweifelt, dass Simson 300 Füchse gefangen haben kann. Doch das Wort, das mit Füchsen übersetzt wurde, bezieht sich wahrscheinlich auf Schakale, nicht auf Füchse, denn Schakale treten meist in großen Rudeln auf, teilweise mit bis zu 200 Tieren. Zweitens wird nicht explizit gesagt, dass Simson das ganz allein geschafft hat. Drittens steht im Text nichts darüber, ob er das alles an einem Tag getan hat.

3. Die Philister üben Vergeltung, indem sie Simsons Frau und Familie umbringen

Richter 15, 6-7

Richter 15, 6-7
Da sprachen die Philister: Wer hat das getan? Da sagte man: Simson, der Schwiegersohn des Timniters, weil der ihm seine Frau genommen und sie seinem Gefährten gegeben hat! Da zogen die Philister hinauf und verbrannten sie samt ihrem Vater mit Feuer. Simson aber sprach zu ihnen: Wenn ihr so etwas tut, will ich nicht eher ruhen, als bis ich an euch Rache genommen habe!

  1. Da zogen die Philister hinauf und verbrannten sie samt ihrem Vater mit Feuer: Gott gebraucht all dies, um seinen Plan für Israel und die Erlösung zu verwirklichen. Doch wegen Simsons Ungehorsam geschah dies alles mit großen persönlichen Verlusten für Simson. Es ist anzunehmen, dass Gott, wenn Simson gehorsam gewesen wäre, seinen Plan in einer Weise umgesetzt hätte, die für Simson ein Segen gewesen wäre.
  2. Ich will nicht eher ruhen, als bis ich an euch Rache genommen habe!: Wir sehen hier die bittere Geschichte der Vergeltung – des Versuchs, Unrecht, das ihm angetan wurde, zu rächen. Vergeltung ist ein Teufelskreis und am Ende gewinnt keiner. Diejenigen, die Gott vertrauen, müssen sagen können: „Vergeltung gehört Gott. Ich lasse ihn die Rechnung begleichen.“
    1. Ein Großteil der Kriege, der Katastrophen, des tiefsitzenden Hasses und des Schmerzes in unserer Welt wird von diesem Instinkt verursacht, Vergeltung zu üben. Aber Jesus sagte uns, dass wir nicht Auge um Auge vergelten, sondern die Kontrolle über die Situation übernehmen sollen, indem wir noch mehr geben (Matthäus 5, 38-42). Wenn wir das tun, handeln wir wie Gott, der sich nicht am Menschen für seine Sünde und Rebellion rächte, sondern stattdessen seinen einzigen Sohn gab, um für den Menschen zu sterben.

4. Simson rächt sich an den Philistern für den Mord an seiner Frau

Richter 15, 8

Richter 15, 8
Und er zerschlug ihnen Schenkel und Hüften mit gewaltigen Schlägen. Dann stieg er hinab und blieb in der Felsenkluft von Etam.

  1. Und er zerschlug ihnen Schenkel und Hüften: Dies ist ein Ausdruck für ein grausames, schonungsloses Abschlachten. Simson war eine Ein-Mann-Armee gegen die Philister.
  2. Blieb in der Felsenkluft von Etam: Simson hatte keine Familie mehr und konnte praktisch niemandem mehr vertrauen. Er lebte wie ein Geflüchteter, allein in einer Höhle.

B. Simson erschlägt 1000 Philister

1. Juda übergibt Simson an die Philister

Richter 15, 9-13

Richter 15, 9-13
Da zogen die Philister hinauf und lagerten sich in Juda und ließen sich in Lechi nieder. Aber die Männer von Juda sprachen: Warum seid ihr gegen uns heraufgezogen? Sie antworteten: Wir sind heraufgekommen, um Simson zu binden, damit wir ihm antun, was er uns angetan hat! Da zogen 3 000 Mann von Juda hinab zur Felsenkluft von Etam und sprachen zu Simson: Weißt du nicht, dass die Philister über uns herrschen? Warum hast du uns denn das angetan? Er sprach zu ihnen: Wie sie mir getan haben, so habe ich ihnen getan! Sie sprachen zu ihm: Wir sind herabgekommen, um dich zu binden und in die Hand der Philister auszuliefern! Simson sprach zu ihnen: So schwört mir, dass ihr selbst nicht über mich herfallen wollt! Sie antworteten ihm: Nein! Wir wollen dich nur binden und in ihre Hand ausliefern und wollen dich bestimmt nicht töten! Und sie banden ihn mit zwei neuen Stricken und führten ihn von der Kluft herauf.

  1. Wir sind heraufgekommen, um Simson zu binden, damit wir ihm antun, was er uns angetan hat!: Die Tatsache, dass Soldaten aus dem Stamm Juda Simson an die Philister auslieferten, zeigt, wie stark sie von den Philister unterdrückt wurden. Sie wollten lieber ihren Unterdrückern gefallen, als ihren Befreier zu unterstützen.
    1. Dies ist ein seltsames, weit verbreitetes Phänomen. Wenn sich jemand gegen das Böse wehrt, sind die Menschen oft wütender auf denjenigen, der sich gegen das Böse wehrt, als auf das Böse selbst.
  2. Weißt du nicht, dass die Philister über uns herrschen?: Simson wollte das nicht hören oder wahrhaben. Seiner Meinung nach sollten die Philister nicht über das Volk Gottes herrschen.
  3. Und sie banden ihn mit zwei neuen Stricken und führten ihn von der Kluft herauf: Es scheint, dass Simson dies geschehen ließ. Angenommen, dies sei der Fall, dann zeigte das Simsons großes Gottvertrauen. Er war bereit, sich in eine schwierige Lage zu begeben und Gott zu vertrauen, dass er für ihn sorgen würde.

2. Simson benutzt den Kieferknochen eines Esels, um tausend Philister zu töten

Richter 15, 14-17

Richter 15, 14-17
Als er nun nach Lechi kam, da jauchzten ihm die Philister entgegen. Da kam der Geist des HERRN über ihn, und die Stricke an seinen Armen wurden wie Flachsfäden, die das Feuer versengt hat, sodass die Fesseln von seinen Händen fielen. Und er fand einen frischen Eselskinnbacken; da streckte er seine Hand aus und nahm ihn und erschlug damit 1 000 Mann. Und Simson sprach:
»Mit dem Eselskinnbacken
färbte ich sie rot,
mit dem Eselskinnbacken
schlug ich tausend Mann tot!«
Und als er diesen Ausspruch getan hatte, warf er den Kinnbacken aus seiner Hand; und man nannte jenen Ort Ramat-Lechi.

  1. Und er fand einen frischen Eselskinnbacken; da streckte er seine Hand aus und nahm ihn und erschlug damit 1 000 Mann: Simson war ein einzigartiger Richter, weil er eine ‚Ein-Mann-Armee‘ gegen die Philister war. Andere Richter Israels führten ganze Armeen gegen ihre Feinde an, aber Simson kämpfte allein.
    1. Durch diesen bemerkenswerten Sieg „wird uns bewusst, was er hätte tun können, wenn er sich ganz dem ‚Geist Jehovas‘ hingegeben hätte, der mächtig über ihn kam, statt so sehr von den Feuern seiner eigenen Leidenschaft beherrscht zu werden.“ (Morgan)
  2. Mit dem Eselskinnbacken färbte ich sie rot: Simsons kühne Siegeserklärung hat eine poetische Note, die in der Übersetzung schwer wiederzugeben ist.“
  3. Und nannte diesen Ort Ramat-Lechi: Dieser Name bedeutet ‚Kieferknochenhügel‘. Es war ein offensichtlich passender Name für diesen Ort von Simsons großem Sieg.
    1. Ein Prediger sprach einmal in einer Fünf-Punkte-Predigt über den Kieferknochen eines Esels und verglich ihn mit der Waffe des Evangeliums:
      1. Es war eine neuartige Waffe.
      2. Es war eine äußerst praktische Waffe.
      3. Es war eine einfache Waffe.
      4. Es war eine lächerliche Waffe.
      5. Es war eine erfolgreiche Waffe.

3. Gott sorgt auf wundersame Weise für Simson

Richter 15, 18-20

Richter 15, 18-20
Da er aber großen Durst hatte, rief er den HERRN an und sprach: Du hast durch die Hand deines Knechtes diese große Rettung gegeben; soll ich nun aber vor Durst sterben und in die Hand der Unbeschnittenen fallen? Da spaltete Gott die Höhlung, die bei Lechi ist, sodass Wasser herausfloss; und als er trank, kehrte sein Geist wieder, und er lebte auf. Darum nannte er sie »Quelle des Rufenden«; sie ist bei Lechi bis zum heutigen Tag. Und er richtete Israel zur Zeit der Philister 20 Jahre lang.

  1. Da er aber großen Durst hatte: Simson brauchte diesen Durst, um sich an seine eigene Schwäche und Bedürftigkeit zu erinnern, gerade nach einem so großen Sieg. Nach einem großen Sieg müssen wir uns an unsere Sterblichkeit erinnern.
    1. Es ist recht oft der Fall, dass das Volk Gottes nach einer großen Befreiung ein kleines Problem zu bewältigen hat, das ihm zu schwer erscheint. Simson erschlägt tausend Philister und wirft sie auf mehrere Haufen, und dann muss er aus Mangel an etwas Wasser sterben!“ (Spurgeon)
    2. Matthew Poole kommentiert Simsons großen Durst: Er war „teilweise von Gott gesandt, damit er durch die Erfahrung seiner eigenen Ohnmacht gezwungen würde, den Sieg nur Gott und nicht sich selbst zuzuschreiben.“
  2. Da spaltete Gott die Höhlung, die bei Lechi ist, sodass Wasser herausfloss; und als er trank, kehrte sein Geist wieder, und er lebte auf: Dies ist ein Beispiel für das Prinzip, dass Gottes Werk, das auf Gottes Weise getan wird, immer von Gott versorgt wird. Hier zeigte der HERR seine Treue zu Simson, indem er die Bedürfnisse seines Dieners stillte.
    1. In seiner Predigt The Fainting Hero (Der ohnmächtige Held) wies Charles Spurgeon darauf hin, dass der Gläubige auf Haufen von besiegten Feinden blicken kann: Haufen von Sünde, Haufen von Zweifeln und Ängsten, Haufen von Versuchungen, Haufen von vielen Sorgen. Doch trotz all dieser Siege werden neue Herausforderungen kommen, so wie ein tödlicher Durst und Müdigkeit Simson überkamen. Doch trotz allem konnte Simson darauf zählen, dass der vergangene Sieg eine Verheißung der zukünftigen Befreiung war.
    2. „Mit jenem einfältigen Glauben, der für Simson, der nichts anderes als ein großes Kind war, so charakteristisch war, richtete er sein Auge auf seinen himmlischen Vater und rief: ‚O Jehova, du hast mir diese große Rettung geschenkt, und nun soll ich vor Durst sterben? Nach allem, was du für mich getan hast, sollen sich die Unbeschnittenen über mich freuen, weil ich aus Mangel an einem Trunk Wasser sterbe? ‘ So viel Zuversicht hatte er, dass Gott sich für ihn einsetzen würde. “ (Spurgeon)
    3. „Sei guten Mutes, ohnmächtiger Kämpfer! Der Gott, der dich gemacht und gebraucht hat, kennt deinen Zustand und weiß, was du benötigst, ehe du fragst.“ (Meyer)

© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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