Ruth 3, 1-2a Naemi aber, ihre Schwiegermutter, sprach zu ihr: Meine Tochter, sollte ich dir nicht Ruhe verschaffen, damit es dir gut gehen wird? Und nun, ist nicht Boas, bei dessen Mägden du gewesen bist, unser Verwandter?
Naemi aber, ihre Schwiegermutter, sprach zu ihr: Die Zeit der Ernte war vorbei, und sicherlich waren Ruth und Boas in den Wochen der Gersten- und Weizenernte viel miteinander unterwegs gewesen (Ruth 2, 23). Sie hatten viele Gelegenheiten, sich gegenseitig kennenzulernen.
Den damaligen Sitten entsprechend können wir jedoch nicht sagen, dass Ruth und Boas in der Art und Weise miteinander ‚ausgingen‘, wie wir es heute kennen. Sie waren nicht als Paar zusammen, als sie Zeit miteinander verbrachten; vielmehr verbrachten sie ihre Zeit gemeinsam im Rahmen einer Gruppe – bei den Männern und Frauen, die für Boas bei der Ernte arbeiteten.
Aus Gottes Sicht gibt es vieles in dem ‚Partnersuche-Spiel‘, das dem Aufbau gesunder, dauerhafter Beziehungen entgegenwirkt. Für viele Menschen bedeuten Verabredungen das ständige Eingehen und Abbrechen von flüchtigen romantischen Beziehungen – Muster, die uns eher lehren, wie man Beziehungen beendet, als wie man sie beständig macht.
Außerdem können Verabredungen eine relativ oberflächliche Art sein, jemanden kennenzulernen. Jede Person in einer solchen Beziehung neigt dazu, gegenüber der anderen Person eine Maske aufzusetzen. Zum Beispiel haben sich schon viele Frauen täuschen lassen, dass ein Mann ein guter, netter Mann ist, weil er bei den Treffen nett zu ihnen ist. Natürlich ist er das! Oft ist er nett, weil er in dieser Beziehung etwas will. Ein besserer Maßstab, um den Mann oder die Frau einzuschätzen, ist zu sehen, wie sie sich gegenüber anderen Menschen innerhalb einer Gruppe verhalten – denn früher oder später werden sie dich auch so behandeln.
Über den Zeitraum der Ernten hinweg lernten sich Ruth und Boas also ziemlich gut kennen – indem sie sahen, was für ein Mensch der jeweils andere innerhalb einer größeren Gruppe war.
Sollte ich dir nicht Ruhe verschaffen: Naomi wusste, dass Ruth am besten versorgt werden konnte, wenn sie verheiratet war, also schlug sie vor, dass sie Boas um die Heirat bitten sollte.
Das hebräische Wort für Ruhe in Vers eins ist dasselbe Wort für Ruhe in Ruth 1, 9, wo Naomi hoffte, dass ihre Schwiegertöchter Ruhe und Sicherheit im Haus eines neuen Mannes finden würden. Dieses hebräische Wort (manowach) spricht davon, wie ein Zuhause sein sollte – ein Ort von Ruhe und Sicherheit.
Ist nicht Boas … unser Verwandter: Man könnte leicht denken, dass es unangebracht war, dass Naomi Rut diesen Vorschlag machte. Man könnte denken, dass Naomi mit Ruth ein Komplott geschmiedet hat, um es zu einer Falle für einen Mann zu machen, um einen widerstrebenden Boas zur Heirat zu bewegen. Ganz und gar nicht; Naomis Vorschlag Ruth gegenüber entstammte einem besonderen Brauch im alten Israel – der Bedeutung hinter dem hebräischen Wort goel.
Das war der Punkt in Naomis Frage über Boas: Ist nicht Boas … unser Verwandter? Sie erinnerte Ruth daran, dass Boas ihr Familien-goel war.
Der goel – manchmal mit ‚Löser‘ übersetzt – hatte eine speziell definierte Rolle im Familienleben im damaligen Israel.
Der ‚Löser‘ war dafür verantwortlich, einen Mit-Israeliten aus der Sklaverei freizukaufen (3. Mose 25, 48).
Er war dafür verantwortlich, der ‚Bluträcher‘ zu sein, um sicherzustellen, dass der Mörder eines Familienmitglieds sich für das Verbrechen verantworten musste (4. Mose 35, 19).
Er war dafür verantwortlich, verfallenes Land der Familie zurückzukaufen (3. Mose 25, 25).
Er war dafür verantwortlich, den Familiennamen weiterzuführen, indem er eine kinderlose Witwe heiratete (5. Mose 25, 5-10).
Darin sehen wir, dass der goel, der Löser, dafür verantwortlich war, die Personen, das Eigentum und die Nachkommenschaft der Familie zu schützen. „Wörter aus der Wurzel g’l werden im Alten Testament mit einer Vielzahl von Bedeutungen verwendet, aber der Grundgedanke ist, dass man seine Pflichten als Verwandter erfüllt.“ (Morris)
Ist nicht Boas … unser Verwandter: Da Boas ein anerkannter goel für die Familie von Elimelech – dem verstorbenen Ehemann von Naomi und Schwiegervater von Ruth – war, konnte Ruth ihn bitten, die Nachkommenschaft von Elimelechs Familie zu sichern und sie zur Frau zu nehmen. Das mag uns dreist erscheinen, aber es wurde damals als angemessen angesehen.
Wenn Boas diese Pflicht gegenüber Elimelech nicht erfüllte (obwohl dieser nun verstorben war), dann würde die direkte Familie und der Name von Elimelech untergehen. Die Aufrechterhaltung des Familiennamens von Elimelech (sowie jedes Mannes in Israel) wurde als wichtige Pflicht angesehen. Diese Schutzmaßnahmen zeigten, wie wichtig es Gott war, die Institution der Familie in Israel zu bewahren – und dass sie Ihm auch heute wichtig ist.
2. Naomi weist Ruth an, wie sie Boas bitten kann, seine Verantwortung als ihr goel wahrzunehmen
Ruth 3, 2b-5
Ruth 3, 2b-5 Siehe, er worfelt diese Nacht auf der Gerstentenne. So bade dich nun und salbe dich und lege deine Kleider an und geh zur Tenne hinab; aber lass dich von dem Mann nicht bemerken, bis er fertig ist mit Essen und Trinken! Wenn er sich dann schlafen legt, so achte auf den Ort, wo er sich niederlegt, und geh hin und hebe die Decke zu seinen Füßen auf und lege dich dort hin; und er wird dir sagen, was du tun sollst. Sie sprach zu ihr: Alles, was du sagst, das will ich tun!
So bade dich nun: Naomi zeigte in ihrem Rat für Ruth eine scharfe Kenntnis des männlichen Verhaltens. Sie wies Ruth an, sich schön zu machen und gut zu riechen (salbe dich und lege deine Kleider an) und Boas in Ruhe zu lassen, während er aß (lass dich von dem Mann nicht bemerken, bis er fertig ist mit Essen und Trinken).
Hebe die Decke zu seinen Füßen auf und lege dich dort hin: Naomi weist Ruth an, zur geeigneten Zeit hinzugehen … die Decke zu seinen Füßen aufzuheben und sich dort hinzulegen. Manche könnten denken, dass dies eine provokative Geste war, als ob Ruth angewiesen wurde, sich Boas aufreizend sexuell anzubieten. So wurde diese Geste in jener Zeit nicht verstanden. In der damaligen Kultur galt dies als eine Handlung, die eine totale Unterwerfung symbolisierte.
Damals verstand man dies als die Rolle eines Dieners – sich zu den Füßen seines Herrn zu legen und für jeden Befehl des Herrn bereit zu sein. Als Naomi also Ruth aufforderte, sich zu Boas‘ Füßen zu legen, sagte sie ihr, sie solle ganz demütig und unterwürfig zu ihm kommen.
Verliere nicht das größere Bild aus den Augen: Ruth kam, um ein Recht einzufordern. Boas war ihr goel, ihr Löser, und sie hatte das Recht, von ihm zu erwarten, dass er sie heiratet und eine Familie gründet, um den Namen Elimelechs fortzuführen. Aber Naomi gab Ruth den weisen Rat, nicht als eine Leidtragende zu ihm zu kommen und ihr Recht einzufordern, sondern als demütige Dienerin, die auf die Güte ihres Lösers vertraute. Sie sagte zu Boas: „Ich respektiere dich, ich vertraue dir, und ich lege mein Schicksal in deine Hände.“
Er wird dir sagen, was du tun sollst: Natürlich war dies eine Situation, die das Potenzial für eine Katastrophe hatte, wenn Boas Ruth in irgendeiner Weise schlecht behandeln würde. Aber Naomi und Ruth hatten die Gelegenheit gehabt, Boas kennenzulernen, und sie wussten, was für ein Mann er war – ein guter Mann, ein gottesfürchtiger Mann, einer, dem sich Ruth getrost unterordnen konnte.
In der ehelichen Beziehung wünschen sich viele Ehemänner eine Frau, die sich ihnen so unterordnet, wie es Ruth hier gesagt wird. Aber bieten sie die Art von göttlicher Leiterschaft, Fürsorge und Interesse, die Boas gegenüber Ruth und anderen zeigte?
In der ehelichen Beziehung wünschen sich viele Frauen einen Ehemann, der sie liebt, sich um sie kümmert und sie so behandelt, wie Boas es gegenüber Ruth tat. Aber zeigen sie die gleiche Art von demütiger Unterordnung und Respekt, die Ruth gegenüber Boas zeigte?
Alles, was du sagst, das will ich tun: Ruth nahm demütig und weise den Rat ihrer Schwiegermutter Naomi an.
„Im Großen und Ganzen müssen wir sagen, wäre Boas nicht eine Person von außerordentlicher Frömmigkeit, Klugheit und Selbstbeherrschung gewesen, hätte dieser Versuch für Ruth schlimm enden können. Wir können uns diesen Vorgang nicht leicht erklären; wahrscheinlich wusste Naomi mehr, als sie ihrer Schwiegertochter offenbarte. Dieser Versuch war jedoch gefährlich und sollte auf keinen Fall nachgeahmt werden.“ (Clarke)
„Keiner sollte ermutigt sein, durch die Wege des Teufels in Gottes Ordnung einzutreten, denn das ist ein gefährliches Spiel mit dem Feuer, bei dem man sich verbrennen wird.“ (Trapp)
B. Ruth und Boas auf der Tenne
1. Ruth legt sich zu Boas‘ Füßen hin
Ruth 3, 6-7
Ruth 3, 6-7 Und sie ging zur Tenne hinab und machte es genau so, wie es ihre Schwiegermutter geboten hatte. Als nun Boas gegessen und getrunken hatte und sein Herz guter Dinge war, ging er und legte sich hinter einen Garbenhaufen. Und sie kam leise und hob die Decke auf zu seinen Füßen und legte sich dort hin.
Ging er und legte sich hinter einen Garbenhaufen: Es gab einen guten Grund, warum Boas auf der Tenne schlief. Es war die Zeit der Richter, in der es in Israel viel politische und soziale Instabilität gab. Es war nicht ungewöhnlich, dass Diebesbanden kamen und all das hart verdiente Getreide stahlen, das ein Landwirt angebaut hatte. Boas schlief auf der Tenne, um seine Ernte vor der Art von Angriffen zu schützen, die in 1. Samuel 23, 1 beschrieben werden.
Sie kam leise: Ruth tat genau das, was ihre Schwiegermutter Naomi ihr empfohlen hatte. Sie hörte den Rat, sie sagte, sie würde es tun, und sie tat es.
2. Ruths Bitte
Ruth 3, 8-9
Ruth 3, 8-9 Als es nun Mitternacht war, da schrak der Mann auf und beugte sich vor, und siehe, da lag eine Frau zu seinen Füßen! Da fragte er: Wer bist du? Sie aber antwortete: Ich bin Ruth, deine Magd! So breite deine Flügel über deine Magd; denn du bist ja Löser!
Als es nun Mitternacht war, da schrak der Mann auf: Das war eine erstaunliche Szene. Wir können uns gut vorstellen, dass Boas in der Tat erschrocken war, als er sich in der Nacht im Schlaf umdrehte und merkte, dass da draußen jemand war, aber wegen der Dunkelheit und dem Schlaf in seinen Augen nicht deutlich sehen konnte.
Da Boas dort war, um die anderen vor Dieben zu beschützen, muss es für ihn ein ziemlicher Schock gewesen sein, aufzuwachen und zu bemerkten, dass jemand da war. Aber sein Schock verwandelte sich schnell in Verwunderung, als er herausfand, dass der Besucher eine Frau war.
So breite deine Flügel über deine Magd; denn du bist ja Löser: Ruth gab sich zu erkennen und äußerte eine einfache Bitte. Indem sie mit den Worten ‚deine Magd‘ begann, zeigte Ruth erneut große Demut und Unterwürfigkeit. Sie stellte sich als die Dienerin von Boas vor.
Breite deine Flügel: Hier bat sie Boas kühn, sie zur Frau zu nehmen. Der Satz kann auch mit „Breite den Zipfel deines Gewandes über mir aus“ übersetzt werden. Dies war eine kulturell passende Art zu sagen: „Ich bin eine Witwe, nimm mich als deine Frau.“
„Das Ausbreiten eines Mantels über einer Witwe, um sie als Ehefrau zu beanspruchen, ist bei den Arabern zu früheren Zeiten bezeugt, und Jouon sagt, dass es bei einigen Arabern auch heutzutage noch so üblich ist.“ (Morris)
„Sogar bis zum heutigen Tag wirft ein Jude, wenn er eine Frau heiratet, den Mantel oder das Ende seines Talitts (Gebetsmantel) über sie, um zu zeigen, dass er sie bei sich aufgenommen hat und beschützt.“ (Clarke)
In Hesekiel 16, 8 verwendet Gott die gleiche Terminologie in Bezug auf Israel: Da breitete ich meine Decke über dich und bedeckte deine Blöße. Ich schwor dir auch und machte einen Bund mit dir, spricht GOTT, der Herr; und du wurdest mein.
Denn du bist ja Löser: Das zeigt, dass es von Ruth nicht unangemessen war, Boas gegenüber so etwas zu tun. Es war gewagt, aber nicht unangemessen. Ruth verstand das, da sie Boas als ihren Löser identifizierte
Obwohl Elimelech verstorben war, besaß er das Recht, dass sein Familienname weitergeführt wurde, und als goel hatte Boas die Verantwortung, dies für Elimelech zu tun. Das konnte nur geschehen, indem Boas Ruth heiratete und ihr Kinder schenkte, die den Namen Elimelechs weiterführen sollten. Ruth forderte mutig, aber auch demütig und korrekt ihre Rechte ein.
3. Die Antwort von Boas
Ruth 3, 10-11
Ruth 3, 10-11 Er aber sprach: Gesegnet seist du vom HERRN, meine Tochter! Du hast jetzt noch edler gehandelt als zuvor, dass du nicht den jungen Männern nachgelaufen bist, weder den armen noch den reichen! Nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles, was du wünschst, das will ich für dich tun; denn jedermann im Tor meines Volkes weiß, dass du eine tugendhafte Frau bist.
Gesegnet seist du vom Herrn, meine Tochter … dass du nicht den jungen Männern nachgelaufen bist: Offenbar bestand zwischen Ruth und Boas ein erheblicher Altersunterschied. Es scheint auch, dass Boas sich deshalb eher als unattraktiv für Ruth empfand und deshalb jede Vorstellung einer Romanze zwischen ihnen ausgeschlossen hatte.
Dies zeigt etwas anderes Wunderbares an Boas. Er hatte das Recht, sich Ruth als ihr goel aufzudrängen, aber er tat es nicht. Er wollte nicht einfach sagen: „Da ist eine Frau, die ich will, und ich nehme sie mir mit gutem Recht.“ Er war so freundlich, Ruth gegenüber nicht als goel aufzutreten, wenn sie es nicht wollte.
Es zeigt auch etwas anderes Wunderbares an Ruth: Sie gründete ihre Zuneigung zu Boas eher auf Respekt als auf sein ‚Image‘ oder sein Erscheinungsbild. Tragischerweise verlieben sich viele Menschen in das ‚Image‘ oder in das Erscheinungsbild, anstatt in eine Person, die sie wirklich respektieren können.
Alles, was du wünschst, das will ich für dich tun: Boas ließ Naomi mit ihrem Rat an Ruth brillant aussehen. Der Plan funktionierte perfekt.
Jedermann im Tor meines Volkes weiß, dass du eine tugendhafte Frau bist: Boas fühlte sich zu Ruth auch aufgrund ihres Charakters hingezogen. Wir wissen nicht wirklich, wie Ruth aussah, aber wir wissen, dass sie eine Frau mit gottesfürchtigem Charakter war.
Boas nannte Ruth wörtlich eine hah-yil-Frau. Die Grundbedeutung dieses hebräischen Wortes ist „Stärke; moralische Stärke, gute Eigenschaften, Integrität, Tugend.“ Das gleiche Wort wird in der Bibel als Bezeichnung für Helden verwendet: Ein mächtiger, tapferer Mann. So wie Mut und Stärke einen Mann zu einem Helden machen, so machen Ruths Mut und Stärke, die sich in ihrer Tugendhaftigkeit zeigen, sie zu einer Heldin, nach der Definition einer tugendhaften Frau in Sprüche 31.
4. Ein mögliches Problem: Ein näherer Verwandter
Ruth 3, 12-13
Ruth 3, 12-13 Und nun, es ist wahr, dass ich ein Löser bin; aber es ist noch ein anderer Löser da, der näher verwandt ist als ich. Bleibe über Nacht! Und morgen dann — wenn er dich lösen will, nun, so löse er dich! Gefällt es ihm aber nicht, dich zu lösen, so will ich dich lösen, so wahr der HERR lebt! Bleibe bis zum Morgen liegen!
Esist noch ein anderer Löser da, der näher verwandt ist als ich: Offensichtlich war Boas zwar ein anerkannter goel für Ruth, aber es gab einen anderen goel, der näher mit ihrem verstorbenen Schwiegervater Elimelech verwandt war. Also konnte Boas sein Recht als Löser nicht ausüben, es sei denn, dieser näher Löser verzichtete auf seine Rechte gegenüber Ruth.
Gefällt es ihm aber nicht, dich zu lösen, so will ich dich lösen: Gut, dass Boas nicht bereit war, Abstriche zu machen. Er würde Gottes Willen auf Gottes Weise erfüllen. Er wusste, wenn es wirklich vom Herrn war, dann konnte es ordnungsgemäß und in einer korrekten Art und Weise umgesetzt werden.
C. Ruth geht nach Hause
1. Boas schickt Ruth nach Hause
Ruth 3, 14-15
Ruth 3, 14-15 So lag sie bis zum Morgen zu seinen Füßen. Dann stand sie auf, ehe noch einer den anderen erkennen konnte, denn er sprach: Es soll nicht bekannt werden, dass eine Frau auf die Tenne gekommen ist! Und er sagte: Gib den Überwurf her, den du anhast, und halte ihn auf! Und sie hielt ihn auf. Da maß er sechs [Maß] Gerste ab und lud es ihr auf und ging in die Stadt.
Es soll nicht bekannt werden: Boas und Ruth versuchten nicht, etwas Skandalöses zu verbergen; es war nur so, dass Boas nicht wollte, dass dieser nähere Verwandte erfuhr, dass Ruth nun ihr Recht auf eine Heirat mit einem goel einforderte, bevor Boas es ihm persönlich sagen konnte.
Da maß er sechs [Maß] Gerste ab: Wie ein richtiger Gentleman schickte Boas Ruth nicht mit leeren Händen nach Hause. Da er keine Pralinen hatte, gab er ihr sechs Einheiten Getreide. Das wie hier manchmal mit ‚Maß‘ übersetzte Wort Epha ist mit ziemlicher Sicherheit falsch; das wären mehr als 120 Liter Getreide, also deutlich mehr als Ruth in ihrem Tuch nach Hause tragen konnte.
Jüdische Überlieferungen besagen, dass die sechs Maß Gerste, die Ruth geschenkt wurden, ein Zeichen für sechs fromme Männer waren, die von ihr abstammen würden, ausgestattet mit sechs geistigen Gaben: David, Daniel, Hananiah, Misael, Asarja und der Messias.
2. Ruth erzählt ihrer Schwiegermutter Naomi alles, was passiert ist
Ruth 3, 16-18
Ruth 3, 16-18 Sie aber kam zu ihrer Schwiegermutter, und die sprach: Wie steht es mit dir, meine Tochter? Da teilte sie ihr alles mit, was der Mann ihr getan hatte, und sie sprach: Diese sechs [Maß] Gerste gab er mir; denn er sagte: Du sollst nicht leer zu deiner Schwiegermutter kommen! Sie aber sprach: Bleibe still, meine Tochter, bis du erfährst, wie die Sache ausgeht; denn der Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache noch heute zu Ende geführt hat!
Bleibe still, meine Tochter … denn der Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache noch heute zu Ende geführt hat: Für Ruth war dies eine Zeit voller Angst. Sie hatte ihr Recht auf Heirat eingefordert und würde verheiratet werden. Die Frage war nur, mit wem sie verheiratet würde? Mit Boas oder mit dem näher verwandten goel? Die Frage würde noch am selben Tag entschieden werden.
Ruth 3 – Ruth bringt eine Bitte vor
A. Naemis Anweisungen für Ruth
1. Sicherheit für Ruth durch einen Verwandten
Ruth 3, 1-2a
Ruth 3, 1-2a
Naemi aber, ihre Schwiegermutter, sprach zu ihr: Meine Tochter, sollte ich dir nicht Ruhe verschaffen, damit es dir gut gehen wird? Und nun, ist nicht Boas, bei dessen Mägden du gewesen bist, unser Verwandter?
2. Naomi weist Ruth an, wie sie Boas bitten kann, seine Verantwortung als ihr goel wahrzunehmen
Ruth 3, 2b-5
Ruth 3, 2b-5
Siehe, er worfelt diese Nacht auf der Gerstentenne. So bade dich nun und salbe dich und lege deine Kleider an und geh zur Tenne hinab; aber lass dich von dem Mann nicht bemerken, bis er fertig ist mit Essen und Trinken! Wenn er sich dann schlafen legt, so achte auf den Ort, wo er sich niederlegt, und geh hin und hebe die Decke zu seinen Füßen auf und lege dich dort hin; und er wird dir sagen, was du tun sollst. Sie sprach zu ihr: Alles, was du sagst, das will ich tun!
B. Ruth und Boas auf der Tenne
1. Ruth legt sich zu Boas‘ Füßen hin
Ruth 3, 6-7
Ruth 3, 6-7
Und sie ging zur Tenne hinab und machte es genau so, wie es ihre Schwiegermutter geboten hatte. Als nun Boas gegessen und getrunken hatte und sein Herz guter Dinge war, ging er und legte sich hinter einen Garbenhaufen. Und sie kam leise und hob die Decke auf zu seinen Füßen und legte sich dort hin.
2. Ruths Bitte
Ruth 3, 8-9
Ruth 3, 8-9
Als es nun Mitternacht war, da schrak der Mann auf und beugte sich vor, und siehe, da lag eine Frau zu seinen Füßen! Da fragte er: Wer bist du? Sie aber antwortete: Ich bin Ruth, deine Magd! So breite deine Flügel über deine Magd; denn du bist ja Löser!
3. Die Antwort von Boas
Ruth 3, 10-11
Ruth 3, 10-11
Er aber sprach: Gesegnet seist du vom HERRN, meine Tochter! Du hast jetzt noch edler gehandelt als zuvor, dass du nicht den jungen Männern nachgelaufen bist, weder den armen noch den reichen! Nun, meine Tochter, fürchte dich nicht! Alles, was du wünschst, das will ich für dich tun; denn jedermann im Tor meines Volkes weiß, dass du eine tugendhafte Frau bist.
4. Ein mögliches Problem: Ein näherer Verwandter
Ruth 3, 12-13
Ruth 3, 12-13
Und nun, es ist wahr, dass ich ein Löser bin; aber es ist noch ein anderer Löser da, der näher verwandt ist als ich. Bleibe über Nacht! Und morgen dann — wenn er dich lösen will, nun, so löse er dich! Gefällt es ihm aber nicht, dich zu lösen, so will ich dich lösen, so wahr der HERR lebt! Bleibe bis zum Morgen liegen!
C. Ruth geht nach Hause
1. Boas schickt Ruth nach Hause
Ruth 3, 14-15
Ruth 3, 14-15
So lag sie bis zum Morgen zu seinen Füßen. Dann stand sie auf, ehe noch einer den anderen erkennen konnte, denn er sprach: Es soll nicht bekannt werden, dass eine Frau auf die Tenne gekommen ist! Und er sagte: Gib den Überwurf her, den du anhast, und halte ihn auf! Und sie hielt ihn auf. Da maß er sechs [Maß] Gerste ab und lud es ihr auf und ging in die Stadt.
2. Ruth erzählt ihrer Schwiegermutter Naomi alles, was passiert ist
Ruth 3, 16-18
Ruth 3, 16-18
Sie aber kam zu ihrer Schwiegermutter, und die sprach: Wie steht es mit dir, meine Tochter? Da teilte sie ihr alles mit, was der Mann ihr getan hatte, und sie sprach: Diese sechs [Maß] Gerste gab er mir; denn er sagte: Du sollst nicht leer zu deiner Schwiegermutter kommen! Sie aber sprach: Bleibe still, meine Tochter, bis du erfährst, wie die Sache ausgeht; denn der Mann wird nicht ruhen, bis er die Sache noch heute zu Ende geführt hat!
© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.