Gegen den Stachel ausschlagen
Da sagte der Herr: „Der Herr aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Es wird dir schwer werden, gegen den Stachel auszuschlagen!“ (Apostelgeschichte 9,5)
Saulus von Tarsus war in der jüdischen Gesellschaft des ersten Jahrhunderts ein aufstrebender junger Rabbiner. Als er eines nach Damaskus reiste, änderte sich seine Welt von Grund auf. Nicht weit von der Stadt entfernt hat sich Jesus Saulus offenbart, und in Apostelgeschichte 9,5 wird berichtet, dass Saulus in einem einzigen Augenblick drei entscheidende Wahrheiten erfuhr.
Erstens: Jesus gab sich Saulus zu erkennen: Ich bin Jesus. Zu dieser Zeit war das Leben von Saulus von einem großen Hass auf die Anhänger Jesu geprägt. Er hielt Jesus für einen toten Verbrecher, der es verdient hatte umgebracht zu werden. Aber als Jesus vom Himmel aus zu Saulus sprach, erfuhr er die Wahrheit: Jesus Christus lebte, und, genau wie die Anhänger Jesu behaupteten, war er von den Toten auferstanden.
Zweitens sagte Jesus Saulus, wen dieser wirklich angriff: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Saulus dachte, er kämpfe gegen eine Gruppe von verblendeten Fanatikern. Anhand der Stimme, die vom Himmel zu ihm sprach, erkannte er jedoch sofort, dass er Gott selbst angriff.
Schließlich sagte Jesus zu Saulus, wie sinnlos und selbstzerstörerisch seine Verfolgung war: Es ist schwer für dich, gegen den Stachel auszuschlagen. Diese Worte Jesu wurden zuerst in Apostelgeschichte 22,10 und 26,14 aufgezeichnet und wahrscheinlich von späteren Abschreibern hier eingefügt. Das Bild war beeindruckend.
Ein Stachel war ein langer, extrem scharfer Stock, mit dem man einen Ochsen beim Pflügen in die gewünschte Richtung treiben konnte. Man stach mit dem Stachel in die Hinterbeine des Ochsen, bis der Ochse gehorchte.
Im Grunde genommen war Saulus der Ochse und Jesus der Bauer. Saulus war dumm und starrköpfig – aber wertvoll und überaus nützlich um das umzusetzen, was der Herr vorhatte. Jesus trieb Saulus in die richtige Richtung, und das verursachte bei Saulus Schmerzen. Doch anstatt sich Jesus zu unterwerfen, trat Saulus gegen den Stachel – und vergrößerte damit nur seinen Schmerz.
Irgendetwas drückte auf das Gewissen von Saulus. Trotz all seiner äußerlichen Zuversicht gab es etwas, das ihn innerlich beschäftigte. Er trat dagegen an, um es loszuwerden, aber es war immer noch da. Das Unbehagen mag mit dem Gebet von Stephanus begonnen haben (Apostelgeschichte 7,57-60).
Es ist nicht übertrieben, wenn man sagt, dass wir uns wie dumme Ochsen verhalten, wenn wir die beiden großen Fragen aus diesen Versen („Wer bist Du, Herr?“ und „Was willst Du, dass ich tue?“) nicht stellen und nicht bereit sind, gehorsam auf Gottes Antworten zu reagieren.
Wir mögen uns darüber beschweren, dass Gott uns mit Ochsen vergleicht, und in der Tat ist das ein höchst unfairer Vergleich. Denn welcher Ochse hat sich jemals so gegen Gott aufgelehnt, wie wir es getan haben? Eigentlich sollte Gott sich bei den Ochsen entschuldigen!
Doch man beachte das Mitgefühl in den Worten die Jesus an Saulus und an uns richtet: Es ist schwer für dich. „Saulus, dieser Weg der Rebellion ist ein harter Weg, den du gewählt hast. Ich bin gekommen, um dir einen besseren Weg zu zeigen.“
Jesus war der, der verfolgt wurde, aber es war ihm nicht egal, dass es für Saulus schwer war. Selbst wenn deine Sünde es dir schwer macht, sorgt Jesus sich um dich – und fordert dich auf, einen besseren Weg einzuschlagen.