2. Korinther 7 – Getröstet durch die Buße der korinthischen Christen

A. Reinigung und Vervollkommnung

1. Im Hinblick auf Gottes Verheißungen

2. Korinther 7, 1a

2. Korinther 7, 1a
Weil wir nun diese Verheißungen haben,

  1. Weil wir nun diese Verheißungen haben: Dies ist Paulus‘ logische Schlussfolgerung aus 2. Korinther 6, 14-18. In diesem Abschnitt schrieb Paulus über die Notwendigkeit, sich von weltlichen Einflüssen zu trennen, damit wir ein Leben in enger Verbundenheit mit Gott führen können.
  2. Diese Verheißungen: Das Gebot, geht hinaus von ihnen und sondert euch ab (2. Korinther 6, 17), ist mit einer Verheißung verbunden: Ich will euch aufnehmen, und ich will euch ein Vater sein, und ihr sollt mir Söhne und Töchter sein (2. Korinther 6, 18). Wenn wir uns vom weltlichen Denken und Handeln trennen, wird uns eine engere Beziehung zu Gott verheißen.

2. Zwei Dinge, die im Hinblick auf Gottes Verheißungen zu tun sind

2. Korinther 7, 1b

2. Korinther 7, 1b
Geliebte, so wollen wir uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes zur Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht!

  1. Wollen wir uns reinigen von aller Befleckung: Das ist es, wovon wir uns lösen. Es gibt eine Reinigung, die Gott allein in unserem Leben vollbringt, aber es gibt auch eine Reinigung, die Gott in Zusammenarbeit mit uns vornehmen will. Hier schreibt Paulus über eine Reinigung, die nichts ist, das Gott einfach für uns tut, während wir passiv dasitzen; dies ist eine Selbstreinigung für eine intime Beziehung mit Gott, die über eine allgemeine Reinigung von der Sünde hinausgeht.
    1. Es gibt einen zentralen Aspekt der Reinigung, den wir empfangen, wenn wir auf Jesus und sein Handeln in unserem Namen vertrauen. Dieses Werk der Reinigung ist wirklich Gottes Werk in uns und nicht unser Werk. Das ist die Bedeutung von 1.Johannes 1, 9: Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.
    2. Aber es gibt noch einen anderen Aspekt der Reinigung, den Gott mit der Beteiligung unseres eigenen Willens und unserer eigenen Anstrengung von uns erwartet; nicht, dass es unser Werk unabhängig von Gott wäre, aber es ist ein Werk, das unseren Willen und unsere Anstrengung voraussetzt: so wollen wir uns reinigen. Dieser Aspekt der Reinigung ist meist mit der engen Beziehung mit Gott und der Tauglichkeit für den Dienst verbunden.
    3. „Wie können diejenigen, die ständig ihre Augen, Ohren und Hände mit dem Verbotenen und mit dem, was alle bösen Neigungen der Seele verstärkt und dazu führt danach zu handeln, von Gott erwarten, dass er ihre Herzen reinigt?“ (Clarke)
  2. Von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes: Oft denken wir an Reinheit vor dem Herrn nur im Sinne einer Reinigung von aller Befleckung des Fleisches, aber es gibt auch eine Befleckung des … Geistes, von der wir uns reinigen müssen.
    1. Manchmal ist es einfacher, mit der Befleckung des Fleisches umzugehen als mit der Befleckung … des Geistes. Während des irdischen Dienstes Jesu fanden es diejenigen, die von der Befleckung des Fleisches verunreinigt waren (wie Huren und Zöllner), leicht, zu Jesus zu kommen. Aber diejenigen, die von der Befleckung … des Geistes befleckt waren (wie die Schriftgelehrten und Pharisäer), fanden es sehr schwer, zu Jesus zu kommen.
    2. Mit unserm Stolz, unserer Gesetzlichkeit, unserer Selbstbezogenheit, unserer Selbstgerechtigkeit, unserer Bitterkeit und unserem Hass umzugehen kann weitaus schwerer sein als mit den offensichtlicheren Sünden des Fleisches. „Es gibt eine Befleckung des Geistes, die unabhängig von der Befleckung des Fleisches ist. Der Geist kann auf viele Arten verunreinigt werden. Ich denke manchmal, dass die Sünden des Geistes tödlicher sind als die Sünden des Fleisches.“ (Morgan)
    3. „Ich wünschte, wir wären mehr damit beschäftigt, uns von der Beschmutzung des Geistes zu reinigen. Ich neige zu der Annahme, dass einige Menschen ihren Geist rücksichtslos verunreinigen; ich meine, dass sie es absichtlich tun.“ (Spurgeon)
  3. Vollendung der Heiligkeit in Gottesfurcht: Das muss man noch hinzufügen. Paulus schreibt nicht über irgendeinen Zustand sündloser Vollkommenheit. Vollendung ist hier im Sinne von ‚vollständig‘ und ‚ganz‘ gemeint. Statt über einen Zustand sündloser Vollkommenheit schreibt Paulus über eine vollständige, ‚gänzliche‘ Heiligkeit.
    1. Es reicht nicht aus, uns nur zu reinigen von aller Befleckung. Das christliche Leben besteht nicht nur darin, das Böse loszuwerden, sondern darin, ständig Gutes zu tun und gut zu werden.
  4. Uns reinigen: Beachte, dass Paulus sich selbst zu den korinthischen Christen zählt, die gereinigt werden müssen. Wenn Paulus sich selbst zu denen zählt, die gereinigt werden müssen, was ist dann mit uns?
    1. „Ich nehme an, je näher wir dem Himmel kommen, desto mehr werden wir uns unserer Unvollkommenheiten bewusst. Je mehr Licht wir erhalten, desto mehr entdecken wir unsere eigene Dunkelheit. Was von manchen Menschen kaum als Sünde angesehen wird, wird für ein zartes Gewissen eine schmerzliche Verunreinigung sein. Es ist nicht so, dass wir mit zunehmendem Alter größere Sünder sind, sondern dass wir ein feineres Gespür für die Sünde haben und sehen, dass dies eine Sünde ist, der wir in den Tagen unserer Unwissenheit keine Beachtung geschenkt haben“. (Spurgeon)
    2. „Ich erinnere mich, dass ich einen Mann sagen hörte, er habe sechs Jahre lang gelebt, ohne in Gedanken, Worten oder Taten gesündigt zu haben. Ich begriff, dass er, auch wenn er es wirklich noch nie zuvor getan haben sollte, in diesem Moment eine Sünde begangen hatte, indem er einen so stolzen, prahlerischen Satz sagte.“ (Spurgeon)
    3. Aber wir müssen darauf achten, dass wir uns reinigen und uns nicht damit beschäftigen, andere zu reinigen. Meistens geht es uns mehr um die Heiligkeit der anderen als um unsere eigene Heiligkeit! „Es entspräche eher unserem Sinn, andere Menschen zu reinigen und eine moralische Reformation an unseren Nachbarn durchführen zu wollen. Es ist leicht, die Fehler anderer Menschen herauszufinden und die ganze Kraft unseres Geistes darauf zu verwenden, über sie zu schimpfen.“ (Spurgeon)

B. Persönliche Worte über Paulus‘ Beziehung zu den Korinthern

1. Der Appell des Paulus: Gebt uns Raum in euren Herzen

2. Korinther 7, 2-3

2. Korinther 7, 2-3
Gebt uns Raum [in euren Herzen]: Wir haben niemand Unrecht getan, niemand geschädigt, niemand übervorteilt. Ich erwähne das nicht, um zu verurteilen; denn ich habe vorhin gesagt, dass ihr in unseren Herzen seid, sodass wir mit [euch] sterben und mit [euch] leben.

  1. Gebt uns Raum in euren Herzen: In 2. Korinther 6, 11-13 schrieb Paulus: Unser Mund hat sich euch gegenüber geöffnet, ihr Korinther; unser Herz ist weit geworden … lasst es auch in euch weit werden! In 2. Korinther 6, 14-7, 1 befasste er sich dann mit der Weltlichkeit der Korinther, die sie davon abhielt, die Art von offenherziger Beziehung zu haben, die sie mit Paulus haben sollten. Wenn Paulus nun schreibt: Gebt uns Raum in euren Herzen, kommt er auf den Gedanken zurück, mit der er in 2. Korinther 6, 11-13 aufgehört hat.
    1. Paulus war gegenüber den korinthischen Christen völlig ehrlich. Jetzt sagt er ihnen, dass sie auch ehrlich und offen dafür sein müssen, die Wahrheit über Paulus und seinen Dienst zu sehen.
    2. Die Christen in Korinth glaubten viele schlechte Dinge über Paulus – dass Gott ihn nicht benutzte, dass er nicht dem Bild entsprach und nicht die,Autorität oder Macht hatte, die ein Apostel haben sollte – aber ihr Problem lag nicht auf dem Gebiet der Informationen. Ihr Problem lag in ihren Herzen. Ihre Herzen waren für die Welt offen gewesen, aber nicht für Paulus. In der Passage über das ‚fremde Joch‘ sagte Paulus ihnen, sie sollten ihr Herz vor der Welt verschließen. Jetzt ist es an der Zeit, ihre Herzen für ihn zu öffnen.
  2. Wir haben niemand Unrecht getan, niemand geschädigt, niemand übervorteilt. Paulus erinnert die Korinther an das, was sie bereits wissen: Ungeachtet dessen, was einige Unruhestifter über Paulus sagten, hatten sie keinen guten Grund, ihn zu kritisieren.
    1. Wenn Paulus behauptet, dass er niemanden übervorteilt hat, erinnere dich daran, dass er eine Sammlung für die arme Christen in Judäa organisierte und die Verantwortung für eine beträchtliche Geldsumme trug (1. Korinther 16, 1-4).
  3. Ich erwähne das nicht, um zu verurteilen: Paulus will die Christen in Korinth nicht verurteilen, sondern die Verbundenheit, die er einst mit ihnen hatte, wiederherstellen. Paulus hat die korinthischen Christen wirklich geliebt: ich habe vorhin gesagt, dass ihr in unseren Herzen seid, sodass wir mit [euch] sterben und mit [euch] leben.
    1. Paulus konfrontierte die korinthischen Christen, aber er wollte sie nicht verurteilen. Es ist möglich, zu konfrontieren, ohne zu verurteilen, auch wenn diejenigen, die konfrontiert werden, das selten so sehen.

2. Paulus wird durch die gute Nachricht von den Christen in Korinth ermutigt

2. Korinther 7, 4-7

2. Korinther 7, 4-7
Ich bin sehr freimütig euch gegenüber und rühme euch viel. Ich bin mit Trost erfüllt, ich fließe über von Freude bei all unserer Bedrängnis. Denn als wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern wir wurden auf alle Art bedrängt, von außen Kämpfe, von innen Ängste. Aber Gott, der die Geringen tröstet, er tröstete uns durch die Ankunft des Titus; und nicht allein durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, den er bei euch empfangen hatte. Als er uns berichtete von eurer Sehnsucht, eurer Klage, eurem Eifer für mich, da freute ich mich noch mehr.

  1. Ich bin sehr freimütig euch gegenüber und rühme euch viel: Ja, Paulus war freimütig in seiner Kritik an den Korinthern, aber er war auch freimütig darin, sie zu rühmen.
  2. Ich bin mit Trost erfüllt, ich fließe über von Freude bei all unserer Bedrängnis … als er uns berichtete von eurer Sehnsucht, eurer Klage, eurem Eifer für mich, da freute ich mich noch mehr: Trotz der vielen Prüfungen, denen Paulus ausgesetzt war (sowohl von innen als auch von außen), fand er Freude, und ein Teil dieser Freude war die gute Nachricht von den Christen in Korinth.
    1. Ich fließe über von Freude bei all unserer Bedrängnis: Dieser Satz ich fließe über von Freude, könnte auch mit den Worten ausgedrückt werden: „Ich bin überglücklich; ich habe eine unaussprechliche Freude“. Manche meinen, dass Gott will, dass wir Schwierigkeiten mit einem leeren, stoischen Gesichtsausdruck und ohne zu zucken ertragen, aber Gott will mehr von uns als das. Er will, dass wir selbst in all unserer Bedrängnis von Freude überfließen.
    2. Gott gab Paulus Trost, als er von dem Werk Gottes unter den korinthischen Christen hörte. „Keine Umstände persönlicher Bedrängnis können die Freude trüben, Seelen in der Gnade des Herrn Jesus wachsen zu sehen“. (Morgan)
    3. Als Paulus von der Ankunft des Titus spricht, macht er eigentlich da weiter, wo er in 2. Korinther 2, 13 aufgehört hat. In gewisser Art und Weise ist 2. Korinther 2, 14 bis 7, 4 ein langer Exkurs – natürlich von Gott geleitet und gefüllt mit einigen der reichsten Schätze des Neuen Testaments.
  3. Hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern wir wurden auf alle Art bedrängt: Paulus hatte eine schwere Zeit in Mazedonien, aber Titus kam zu ihm, als er in Mazedonien war, mit einem positiven Bericht darüber, wie die Christen in Korinth zu Jesus und zu Paulus zurückkehrten.
    1. Trotz all seiner Frustrationen mit den Korinthern und inmitten all seiner Bedrängnisse im Dienst, hatte Paulus wirkliche Zuversicht und Hoffnung, denn Titus brachte ihm einen positiven Bericht darüber, wie die Dinge in Korinth liefen.
    2. In 2. Korinther 1, 3 erklärte Paulus, dass Gott der Gott allen Trostes ist. Hier erfuhr Paulus diesen Trost durch das Kommen des Titus und die guten Nachrichten aus Korinth. Paulus erfuhr den Trost Gottes durch menschliche Werkzeuge. Wenn wir uns von Menschen abwenden, wenden wir uns oft von dem Trost ab, den Gott uns durch sie geben will.
  4. Von außen Kämpfe, von innen Ängste: Das war das Leben des Paulus im Dienst. Es war ein Leben mit großem Segen, aber auch ein Leben mit vielen Kämpfen und Ängsten. Nach außen hin war Paulus ständig im Konflikt mit Feinden des Evangeliums und weltlich gesinnten Christen. Innen kämpfte Paulus täglich mit dem Stress und den Ängsten des Dienstes.
  5. Von eurer Sehnsucht, eurer Klage, eurem Eifer für mich: Titus sagte Paulus, dass die Christen in Korinth ihn nicht völlig verlassen hatten. Tatsächlich bewiesen diese Dinge (Sehnsucht … Klage … Eifer), dass Gott wirklich ein Werk in den korinthischen Christen tat, und das zu wissen war für Paulus ein Trost.

3. Der ernste Brief und seine Auswirkungen

2. Korinther 7, 8-12

2. Korinther 7, 8-12
Denn wenn ich euch auch durch den Brief betrübt habe, so bereue ich es nicht, wenn ich es auch bereut habe; denn ich sehe, dass euch jener Brief betrübt hat, wenn auch nur für eine Stunde. Nun freue ich mich — nicht darüber, dass ihr betrübt wurdet, sondern darüber, dass ihr zur Buße betrübt worden seid; denn ihr seid in gottgewollter Weise betrübt worden, sodass ihr von uns keinerlei Schaden genommen habt. Denn die gottgewollte Betrübnis bewirkt eine Buße zum Heil, die man nicht bereuen muss; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod. Denn siehe, wie viel ernstes Bemühen hat dies bei euch bewirkt, dass ihr in gottgewollter Weise betrübt worden seid, dazu Verantwortung, Entrüstung, Furcht, Verlangen, Eifer, Bestrafung! Ihr habt in jeder Hinsicht bewiesen, dass ihr in der Sache rein seid. Wenn ich euch also geschrieben habe, so geschah es nicht um dessentwillen, der Unrecht getan hat, auch nicht um dessentwillen, dem Unrecht geschehen ist, sondern damit unser Eifer für euch zu euren Gunsten offenbar würde vor dem Angesicht Gottes.

  1. Denn wenn ich euch auch durch den Brief betrübt habe: Welcher Brief? Damit ist wahrscheinlich nicht der 1. Korintherbrief gemeint, sondern ein Brief, den Paulus zwischen dem 1. und 2. Korintherbrief schrieb.
    1. Es hilft, wenn wir uns an die Abfolge der Ereignisse zurückerinnern. Die Dinge liefen schlecht unter den Christen in Korinth, und bei dem Versuch, sie auf den richtigen Weg zu bringen, unternahm Paulus einen schnellen, ungeplanten Besuch in Korinth, der die Dinge jedoch nur noch schlimmer zu machen schien (In 2. Korinther 2, 1 wird erwähnt wie Paulus ‚in Betrübnis‘ zu den Korinthern kam). Nach dem Scheitern dieses Besuchs beschloss Paulus, Korinth nicht noch einmal persönlich zu besuchen, sondern schickte stattdessen Titus mit einem strengen Brief der Zurechtweisung zu ihnen. Paulus war sehr besorgt darüber, wie die Korinther den Brief aufnehmen würden, und ob dieser sie zurück zu Jesus führen oder sie nur wütend machen würde. Als Titus mit guten Nachrichten von den korinthischen Christen zurückkam, war Paulus sehr erleichtert.
  2. So bereue ich es nicht, wenn ich es auch bereut habe: Zu dem Zeitpunkt, als Paulus den ‚betrübenden Brief‘ schrieb, den Titus überbrachte, gefiel ihm der Gedanke nicht, so auf Konfrontationskurs mit den korinthischen Christen zu gehen, obwohl sie es verdienten. Deshalb schrieb er, „wenn ich es auch bereut habe“. Gleichzeitig, als Titus zurückkam und von der Antwort der korinthischen Christen berichtete (die in 2. Korinther 7, 7 erwähnten Sehnsucht … Klage und Eifer), war Paulus glücklich über die Wirkung, die der Brief hatte. Deshalb schrieb er: „So bereue ich es nicht“.
  3. Dass euch jener Brief betrübt hat, wenn auch nur für eine Stunde: „In der Sünde vergeht das Vergnügen, der Kummer bleibt; aber in der Buße vergeht der Kummer, die Freude bleibt ewig. Gott gießt bald das Öl der Freude in gebrochene Herzen“. (Trapp)
  4. Nicht darüber, dass ihr betrübt wurdet, sondern darüber, dass ihr zur Buße betrübt worden seid. Paulus macht eine klare Trennung zwischen Betrübnis und Buße. Das ist nicht dasselbe! Jemand kann seine Sünde bereuen, ohne für diese Sünden Buße zu tun. Betrübnis beschreibt ein Gefühl, aber Buße beschreibt eine Veränderung sowohl im Denken als auch im Leben.
    1. „Buße ist nicht nur Betrübnis. Buße kann ohne Betrübnis sein … zu dem Zeitpunkt, aber Betrübnis wird immer folgen, Betrübnis über die Vergangenheit; aber dieser Sinneswandel ist das Wunderbare.“ (Morgan)
    2. „Betrübnis allein erreicht nichts. Petrus tat es leid, dass er Christus verleugnete, und er tat Buße. Judas tat es leid, dass er Christus verraten hatte, aber anstatt Buße zu tun, brachte er sich um.“ (Smith)
    3. Buße‘ klingt für viele wie ein hartes Wort, aber es ist ein wesentlicher Aspekt des Evangeliums und wurde „das wichtigste Wort des Evangeliums“ genannt. Als Johannes der Täufer predigte, sagte er: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen!“ (Matthäus 3, 2). Als Jesus zu predigen begann, sagte er: „Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe herbeigekommen“ (Matthäus 4, 17). Als Petrus am Pfingsttag predigte, forderte er seine Zuhörer auf, Buße zu tun (Apostelgeschichte 2, 38).
    4. Worüber mussten die korinthischen Christen Buße tun? Such dir etwas aus! Es hätte alles Mögliche sein können, aber zweifellos gehörte auch folgendes dazu: Es gab wahrscheinlich einige ‚Paulus-Gegner’, die den abwesenden Apostel heftig und unfair kritisierten, und die Korinther verteidigten ihren gottesfürchtigen geistlichen Vater nicht vor diesen Verleumdern.
  5. Ihr seid in gottgewollter Weise betrübt worden: Paulus machte den korinthischen Christen ein schlechtes Gewissen wegen ihrer Sünde, aber er tat es auf eine gottgefällige Weise. Er benutzte die Wahrheit, nicht Lügen oder Übertreibungen. Er war ehrlich, er benutzte keine versteckten Absichten und Manipulation. Er sagte einfach die Wahrheit in Liebe. Nicht jeder Prediger oder jeder Mensch kann sagen, dass er dasselbe tut wie Paulus. Und es ist nicht richtig, jemanden in einer Weise, die nicht gottgefällig ist, dazu zu bringen, sich zu entschuldigen.
    1. Sodass ihr von uns keinerlei Schaden genommen habt, zeigt, warum es wichtig ist, anderen nur in gottgewollter Weise Betrübnis zu bereiten. Es mag einem gelingen, dem Anderen ein schlechtes Gefühl (Betrübnis) zu geben, aber die Beziehung zu dieser Person wird Schaden erleiden. Du kannst die ‚Schlacht‘ gewinnen, aber den ‚Krieg‘ verlieren. Paulus wollte seine Beziehung zu den Christen in Korinth schützen, indem er sie wirklich nur in gottgewollter Weise betrübt.
  6. Die gottgewollte Betrübnis bewirkt eine Buße zum Heil: Bedeutet das, dass wir durch Buße gerettet werden? Nicht ganz. Buße „ist nicht das Fundament unserer Errettung; aber sie ist ein Teil davon und eine notwendige Bedingung dafür. Diejenigen, die Buße tun, werden gerettet; die Unbußfertigen gehen zugrunde. Buße ist daher zum Heil bestimmt.“ (Hodge)
    1. Buße darf niemals als etwas angesehen werden, das wir tun müssen, bevor wir zu Gott zurückkehren können. Buße als Umkehr beschreibt die Handlung selbst, zu Gott zu kommen. Man kann sich also Gott nicht zuwenden, ohne sich von den Dingen abzuwenden, gegen die er ist. „Heutzutage scheinen die Menschen sehr schnell in den Glauben zu springen. Ich missbillige diesen ‚glücklichen Sprung‘ nicht. Trotzdem hoffe ich, dass mein alter Freund, die Buße, nicht tot ist. Ich bin hoffnungslos verliebt in die Buße; sie scheint mir die Zwillingsschwester des Glaubens zu sein.“ (Spurgeon)
    2. Betrübnis an sich erzeugt nichts anderes als schlechte Gefühle, aber gottgewollte Betrübnis bewirkt eine Buße zum Heil. Da Buße eine Veränderung ist (sowohl im Denken als auch im Handeln), können wir erkennen, ob Betrübnis wirklich gottgewollt ist, indem wir sehen, ob sie Buße zum Heil hervorruft. So kann gottgewollte Betrübnis nicht an Gefühlen oder Tränen gemessen werden, sondern nur an dem, was sie bewirkt.
    3. „Wie leid muss es einem deiner Meinung nach tun? Was ist der Zweck deiner Betrübnis über die Sünde? Sie soll dich dazu bringen, auf das Sühnewerk unseres Herrn Jesus Christus zu vertrauen. Es ist nicht deine Betrübnis, die dich von der Sünde reinigt, sondern sein Blut. Es ist die Güte Gottes, die einen Menschen zur Buße führt. Hat deine Betrübnis über die Sünde dazu geführt, dass du irgendwann die ganze Last der Sünde zu den Füßen des gekreuzigten, auferstandenen Erlösers abgelegt hast? Wenn nicht, dann nennt es Paulus Betrübnis, die zum Tod führt.“ (Redpath)
    4. Echte Buße wirkt. „Wenn du nur mit innerem Widerspruch bereust (sagt Tertullian), wird Gott dir auch mit einem Widerspruch verzeihen. Du tust Buße und bleibst doch in deiner Sünde. Gott wird dir verzeihen und dich dennoch in die Hölle schicken. Es gibt eine Vergebung, die unvollständig ist, weil die Buße unvollständig ist.“ (John Trapp schrieb diese harten und eindringlichen Worte.)
  7. Die man nicht bereuen muss: Das liegt daran, dass gottgewollte Betrübnis ein so großes Werk vollbringt. Es fühlt sich nicht gut an, aber es leistet eine gute Arbeit. Die Betrübnis der Welt ist anders, denn sie bewirkt den Tod.
    1. Wenn Betrübnis auf weltliche Weise empfunden oder ertragen wird, hat sie den tödlichen Effekt, Groll oder Bitterkeit zu erzeugen. Wir können diese Art von Betrübnis bedauern. Göttliche Betrübnis erzeugt Buße, die zur Erlösung führt, die man nicht bereuen muss. „Buße ist etwas, das ein Mensch nie zu bereuen hat. Hiob verfluchte den Tag seiner Geburt; aber niemand hat je von einem Menschen gehört, der den Tag seiner neuen Geburt verflucht hätte.“ (Trapp)
    2. „In der Buße liegt eine bittere Süße oder eine süße Bitterkeit – wie soll ich sie nennen? – die, je mehr man von ihr hat, desto besser für einen ist es. Ich kann wahrhaftig sagen, dass ich kaum eine göttlichere Freude kenne, als mein Haupt in den Schoß meines himmlischen Vaters zu legen und zu sagen: ‚Vater, ich habe gesündigt, aber du hast mir vergeben, und, oh, ich liebe dich!‘“ (Spurgeon)
  8. Wie viel ernstes Bemühen hat dies bei euch bewirkt, dass ihr in gottgewollter Weise betrübt worden seid, dazu Verantwortung, Entrüstung, Furcht, Verlangen, Eifer, Bestrafung! All diese Dinge zeigten, dass die Betrübnis der korinthischen Christen echte Buße bewirkte.
    1. Wie viel ernstes Bemühen: Gottgewollte Betrübnis bewirkt und Buße zeigt Bemühen. Buße bedeutet, umzukehren, und es bedarf des Bemühens, um bei der Umkehr zu bleiben. Wenn man leicht aufgibt, kann man niemals in der Umkehr wandeln, auch wenn man vielleicht Handlungen der Umkehr ausführt.
    2. Verantwortung: Gottgewollte Betrübnis bewirkt und Buße zeigt Verantwortung. Es befreit von Schuld und Scham, weil wir wissen, dass wir unsere Sünde zu Gott gebracht haben und jetzt auf dem richtigen Weg wandeln.
    3. Entrüstung: Gottgewollte Betrübnis bewirkt und Buße zeigt Entrüstung. Wir sind über uns selbst entrüstet wegen unserer Torheit in der Sünde. Das ist die Haltung, die die Buße dauerhaft macht. „Ich bin froh, dass die Bibel mir erlaubt, wütend zu werden, wütend auf den Teufel! Wenn man bedenkt, dass er die Dreistigkeit hatte, mich herunterzuziehen und mich dazu zu bringen, das zu tun! Welche Entrüstung, welche Wut über die Sünde und all die Machenschaften des Satans!“ (Redpath)
    4. Furcht: Gottgewollte Betrübnis bewirkt und Buße zeigt die Furcht, dass wir irgendwann wieder in dieselbe Sünde fallen könnten. Paulus schreibt hier nicht so sehr über die Furcht vor Gott, sondern vielmehr über die Furcht vor der Sünde und die Furcht vor unserer eigenen Schwäche gegenüber der Sünde.
    5. Verlangen: Gottgewollte Betrübnis bewirkt und Buße zeigt Verlangen. Dies ist ein Herz, das sich wirklich nach Reinheit und Gottesfurcht sehnt und nicht mehr sündigen will. Dieses Verlangen drückt sich durch Gebete aus tiefstem Herzen und völlige Abhängigkeit von Gott aus.
    6. Eifer: Gottgewollte Betrübnis bewirkt und Buße zeigt Eifer. Das altgriechische Wort spricht von Hitze; wir sind heiß auf Gott und seine Gerechtigkeit und heiß gegen Sünde und Unreinheit. Statt Faulheit haben wir Eifer auf unserem Weg mit dem Herrn.
    7. Bestrafung: Gottgewollte Betrübnis bewirkt und Buße zeigt Bestrafung. Unsere Handlungen hier auf der Erde haben Konsequenzen, die manchmal eine Strafe nach sich ziehen. Dennoch bist du als Christ gerechtfertigt, auch wenn du gesündigt hast. Niemand kann das bezweifeln, denn der Maßstab für einen Christen ist nicht, ob er sündigt oder nicht, sondern ob er Buße tut oder nicht.
    8. Ihr habt in jeder Hinsicht bewiesen, dass ihr in der Sache rein seid: Wenn Buße durch die vorhergehenden Merkmale gekennzeichnet ist, sind wir rein von Schuld und Sünde. Der Fleck der Sünde ist weg! Wir können es fühlen, und andere können es sehen. „Glücklich ist der Mensch, der genug von der List der Sünde gehabt hat, die versucht den Rest seiner Tage sauer und bitter zu machen; so dass er jetzt mit verändertem Herzen und erneuertem Geist auf den Wegen Gottes standhaft wandelt und nie daran denkt, zurückzugehen, sondern entschlossen ist, ‚durch Fluten oder Feuer‘ seinen Weg zum Himmel zu bahnen, um durch göttliche Gnade Herr über jede Sünde zu sein, die ihn angreift.“ (Spurgeon)
  9. Ihr habt in jeder Hinsicht bewiesen, dass ihr in der Sache rein seid: Ihre Taten der Umkehr bewiesen, dass sie in der Sache rein sind. Es waren nicht Worte oder Gefühle, die bewiesen, dass sie in der Sache rein sind, sondern Taten.
    1. „Gottgewollte Betrübnis, die zur Umkehr führt, ist daher eine Betrübnis, die zu einer Änderung des Zwecks, der Absicht und des Handelns führt. Es ist nicht die Trauer leerer Tränen; es ist nicht das Weinen am Bettrand, weil du wieder einmal versagt hast; noch ist es das vergebliche Bedauern, das sich wünscht, die Dinge wären nie geschehen, das sich wünscht, man könnte die Momente noch einmal erleben. Nein, das ist es nicht. Es ist eine Änderung des Zwecks und der Absichten, ein Wechsel der Richtung und des Handelns.“ (Redpath)
  10. In der Sache: Paulus geht hier durch göttliche Führung sehr diskret vor,indem er die ganze Angelegenheit nicht wieder von Anfang an aufrollt. Es gab jemanden, der Unrecht getan hatte (dessentwillen, der Unrecht getan hat), und es gab jemanden, dem Unrecht widerfahren war (dessentwillen, dem Unrecht geschehen ist). Aber es gab keinen Grund, den ganzen Schlamassel noch einmal anzusprechen.
  11. Wenn ich euch also geschrieben habe, so geschah es nicht um: Paulus‘ Absicht, den ‚traurigen Brief‘ zu schreiben, war es nicht, Partei zu ergreifen bei einem Streit unter den korinthischen Christen. Seine Absicht war es, seine Besorgnis zu zeigen (damit unser Eifer für euch zu euren Gunsten offenbar würde vor dem Angesicht Gottes).
    1. Paulus‘ Sorge um die Christen in Korinth war offensichtlich, aber erstaunlich. „Allem Anschein nach gab es nie eine Gemeinde, die der Zuneigung eines Apostels weniger würdig war als diese Gemeinde zu diesem Zeitpunkt; und doch gab es nie eine, die mehr geliebt wurde.“ (Clarke)

4. Wie Titus die korinthischen Christen nach seinem Besuch betrachtete

2. Korinther 7, 13-16

2. Korinther 7, 13-16
Deswegen sind wir getröstet worden in eurem Trost; wir haben uns aber noch viel mehr über die Freude des Titus gefreut, denn sein Geist ist von euch allen erquickt worden. Denn wenn ich euch ihm gegenüber gerühmt habe, bin ich damit nicht zuschanden geworden, sondern wie wir euch gegenüber stets die Wahrheit gesprochen haben, so ist auch unser Rühmen dem Titus gegenüber wahr geworden; und sein Herz ist euch jetzt noch viel mehr zugetan, da er sich an den Gehorsam von euch allen erinnert, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern aufgenommen habt. Ich freue mich nun, dass ich mich in allem auf euch verlassen kann.

  1. Sein Geist ist von euch allen erquickt worden: Die Erfahrung von Titus in Korinth und sein Bericht von dort waren ein sicherer Beweis dafür, dass die korinthischen Christen ihre Meinung geändert hatten.
  2. Wenn ich euch ihm gegenüber gerühmt habe: Paulus hatte sich bei Titus ‚hoffnungsvoll‘ damit gerühmt, dass die Christen in Korinth gut auf den strengen Brief reagieren würden. Wahrscheinlich war sich Titus da nicht so sicher! Aber Paulus‘ Rühmen dem Titus gegenüber ist wahr geworden.
  3. Sein Herz ist euch jetzt noch viel mehr zugetan: Paulus versichert den Christen in Korinth, dass Titus sie jetzt mehr denn je liebt. Wahrscheinlich hat Titus unter den korinthischen Christen viel Unschönes gesehen und war ihnen gegenüber daher vielleicht leicht reizbar gewesen. Paulus will sie deshalb wissen lassen, dass Titus sie, nachdem er ihre Umkehr gesehen und davon berichtet hatte, mehr denn je liebte.
  4. Ich freue mich nun, dass ich mich in allem auf euch verlassen kann: Ist Paulus hier sarkastisch? Wahrscheinlich nicht. Eher versucht er nur, die Korinther zu ermutigen, indem er ihnen zeigt, dass er überzeugt ist, dass ihre Umkehr echt war.
    1. „Indem er sie also lobt, wirbt er weiter um sie, die er vorher strenger behandelt hat. Sauer und süß macht die beste Soße.“ (Trapp)
    2. Am Ende dieses Kapitels lobt Paulus die korinthischen Christen, und sie scheinen den Durchbruch geschafft zu haben. Aber in dem ‚traurigen Brief‘ (erwähnt in 2. Korinther 2, 1) gab es kein Lob. Was war der Unterschied? Ihre wirkliche Buße, von der Titus berichtet, und die Paulus in diesem Kapitel kommentiert.
    3. In diesem ganzen Kapitel sehen wir, wie besorgt Paulus um seine Beziehung zu den Christen in Korinth war. Das zeigt, dass Menschen für Paulus genauso wichtig waren wie der Dienst. Er wollte keinen ‚Dienst‘ auf Kosten seiner Beziehungen zu den Menschen verrichten.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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