Lukas 2 – Jesu Geburt und Kindheit

A. Die Welt, in die Jesus geboren wurde

1. Ein Befehl aus Rom erreicht die gesamte mediterrane Welt

Lukas 2, 1

Lukas 2, 1
Es begab sich aber in jenen Tagen, dass ein Befehl ausging von dem Kaiser Augustus, dass der ganze Erdkreis sich erfassen lassen sollte.

  1. Es begab sich aber in jenen Tagen: Lukas sagt uns deutlich, dass er die tatsächliche Geschichte und die wirklichen Ereignisse aufgezeichnet hat. Das ist kein ‚Es war einmal‘. Das sind keine Fantasiegeschichten von Zeus und Apollon auf dem Olymp. Das ist die Wirklichkeit.
  2. Dass ein Befehl ausging von dem Kaiser Augustus: Die Geschichte von Jesu Geburt begann während der Herrschaft eines der bemerkenswertesten Männer der antiken Geschichte.
    1. Er wurde mit dem Namen Octavian geboren, benannt nach seinem Vater. Seine Großmutter war die Schwester von Julius Cäsar. Da Octavian ein talentierter junger Mann war, wurde sein Großonkel auf ihn aufmerksam. Julius Cäsar adoptierte Octavian schließlich als seinen Sohn und ernannte ihn 45 v. Chr. zu seinem offiziellen Erben. Im Laufe des darauffolgenden Jahres wurde Julius Cäsar ermordet und Octavian teilte zusammen mit zwei anderen – Marcus Antonius und Lepidus – die Herrschaft Roms in drei Teile auf. Vorher war die ganze mediterrane Welt jahrzehntelang von Kriegen und Gewalt geprägt. Jetzt, unter dem Triumvirat (= Herrschaft von drei Männern), wurde es noch viel schlimmer. Es folgten Jahre voller blutiger, brutaler Kämpfe um Macht und Geld rund um Rom und die Provinzen.
    2. Octavian und Antonius verdrängten Lepidus bald von der Bildfläche. Obwohl die Schwester Octavians Antonius heiratete, lebten Octavian und Antonius dreizehn Jahre lang nebeneinander als Rivalen bis 31 v. Chr. Ein Jahr lang rüsteten sie ihre riesigen Armeen und stellten sich auf. Antonius führte mit Unterstützung von Kleopatra 500 Kriegsschiffe, 100.000 Fußsoldaten und 12.000 Reiter an. Octavian hingegen war mit 400 Kriegsschiffen, 80.000 Fußsoldaten und 12.000 Reitern aufgestellt. Octavian konnte jedoch durch eine bessere Strategie und wendigere Schiffe die vereinten Streitkräfte von Antonius und Königin Kleopatra von Ägypten in der Schlacht bei Actium besiegen. Nun war Octavian der alleinige Herrscher der römischen Welt und nahm den Titel Kaiser Augustus an.
  3. Dass der ganze Erdkreis: Der Erdkreis, in dem Augustus lebte und in dem Jesus geboren werden sollte – die Welt des Mittelmeerraums – war jahrzehntelang von Krieg, Zerstörung, Brutalität und Unmoral zerrüttet.
    1. „Die reizvolle Halbinsel war durch zwanzig Jahre Bürgerkrieg ausgezehrt. Ihre Bauernhöfe waren vernachlässigt, ihre Städte geplündert oder belagert, ein Großteil ihres Reichtums war gestohlen oder zerstört worden. Verwaltung und Schutz waren nicht mehr gewährleistet; Diebe machten nachts jede Straße unsicher; Straßenräuber durchstreiften die Straßen, entführten Reisende und verkauften sie in die Sklaverei. Der Handel brach zusammen, die Wirtschaft stand still, die Zinssätze stiegen, die Immobilienwerte sanken. Die durch Reichtum und Luxus gelockerte moralische Haltung wurde durch Not und Chaos nicht verbessert, denn kaum ein Zustand ist demoralisierender als Armut, die auf Reichtum folgt. Rom war voll von Männern, die erst ihre wirtschaftliche Stellung und dann ihre moralische Stabilität verloren hatten: Soldaten, die das Abenteuer erlebt und das Töten gelernt hatten; Bürger, die ihre Ersparnisse durch die Steuern und die Inflation des Krieges aufgezehrt sahen und vergeblich auf eine neue Wende warteten, die sie wieder zu Wohlstand führen würde. Den Frauen ist schwindelig vor lauter Freiheit, sie lassen sich immer häufiger scheiden, treiben ab und begehen Ehebruch.“ (Durant)
  4. Ein Befehl ausging von dem Kaiser Augustus: Es schien, dass die Autorität dieses Mannes das damalige Chaos auf drastische Weise veränderte. Augustus bewirkte dreierlei, wodurch sich das Blatt auf wundersame Weise wendete. Erstens brachte er Frieden, weil er alle seine Rivalen besiegt hatte. Zweitens brachte er politisches und administratives Geschick, wenn nicht sogar Brillanz, mit. Drittens brachte er riesige Finanzmittel aus Ägypten mit, um die Soldaten zu bezahlen und um der römischen Wirtschaft zu helfen.
    1. „Jesus wurde unter der Herrschaft des Augustus geboren. Nach einer langen Phase von Kriegen, die den Mittelmeerraum und seine Küsten heimgesucht hatten, war die politische Einheit erreicht worden, und das Römische Reich war ungefähr mit dem Mittelmeerraum identisch. Auch darüber hinaus breitete es sich hier und da aus. Augustus war der erste Kaiser. Er baute auf dem von seinem Onkel Julius Cäsar gelegten Fundament auf, brachte Frieden und regierte das Reich, das Rom seit mehreren Generationen aufgebaut hatte, als Staatsoberhaupt einer wiederhergestellten Republik. Die innere Ruhe und Ordnung, die Augustus geschaffen hatte, hielt mit gelegentlichen Unterbrechungen etwa zwei Jahrhunderte lang an. Nie zuvor waren alle Ufer des Mittelmeers unter einer Herrschaft und nie hatten sie einen solchen Wohlstand genossen. Die Pax Romana [römischer Frieden] sorgte in dem Gebiet, in dem sie herrschte, für die Verbreitung von Wissen und Religionen.“ (Latourette)
    2. Doch so großartig Kaiser Augustus auch war, war er doch auch nur ein Mensch. Und der Mann, der die Lösungen brachte, verlangte auch einen hohen Preis. Er forderte absolute Macht über das Römische Reich. Hunderte und Aberhunderte von Jahren war Rom stolz darauf, eine Republik zu sein – eine Nation, die von Gesetzen regiert wurde, nicht von irgendeinem Mann. Es herrschte die Vorstellung, dass kein Mensch über dem Gesetz steht und der römische Senat, die Armee und verschiedene politische Führer in einer manchmal schwierigen Konstellation miteinander handeln. Nun würde Octavian das alles ändern. Im Jahr 27 v. Chr. veranlasste er, dass der römische Senat ihm den Titel Augustus verlieh, was ‚erhaben‘ und ‚heilig‘ bedeutet. Nun war Rom keine Republik mehr, die durch Gesetze regiert wurde. Es war nun ein Reich, das von einem Kaiser regiert wurde. Der erste Kaiser von Rom war eben dieser Kaiser Augustus.
    3. Durant über den Titel Augustus: „Bis dahin war das Wort nur auf heilige Objekte und Orte und auf bestimmte schöpferische oder erhabene Gottheiten angewandt worden; auf Octavian angewandt, umgab es ihn mit einem Heiligenschein und dem Schutz der Religion und der Götter.“
    4. Einer seiner frühen Titel war Imperator, der Oberbefehlshaber aller Streitkräfte des Staates. Aber er machte aus dem Titel eine Bezeichnung für den Kaiser.
    5. Dies sagt etwas Wichtiges aus über die Welt, in die Jesus hineingeboren wurde. Es war eine Welt, die nach einem Erlöser hungerte, aber auch eine Welt, die unter der Herrschaft eines politischen Erlösers – Kaiser Augustus – lebte, aber das war nicht genug.
    6. „In dem Jahrhundert vor Christi Geburt waren die Anzeichen des Untergangs in den Kriegen, im Verfall der alten Ordnung und in der moralischen Verdorbenheit so greifbar, dass man einen zeitnahen Zusammenbruch befürchtete. Der Mittelmeerraum wurde von Julius Cäsar und Kaiser Augustus vor dieser Katastrophe bewahrt … [aber] wir müssen feststellen, dass die von Augustus eingeführte Herrschaftsstruktur nicht für eine endgültige Regeneration sorgte, sondern nur den Verlauf der Katastrophe, unter der die griechisch-römische Kultur litt, vorübergehend stoppte.“ (Latourette)
    7. „Augustus und seine Nachfolger hatten die grundlegenden Probleme der mediterranen Welt nicht gelöst. Sie hatten sie verschleiert. Für das, was ein Versagen in der Regierung zu sein schien, setzten sie noch mehr Regierung ein; aber Regierung war nicht die Antwort.“ (Latourette)

2. Der Gouverneur der römischen Verwaltungsregion bei Galiläa

Lukas 2, 2

Lukas 2, 2
Diese Erfassung war die erste und geschah, als Kyrenius Statthalter in Syrien war.

  1. Diese Erfassung: Die beschriebene Registrierung und Erfassung diente nicht nur der einfachen Erstellung von Datenstatistiken. Jeder im Römischen Reich sollte dadurch effizient und effektiv besteuert werden.
    1. Laut Leon Morris schrieb Justin der Märtyrer, der in der Mitte des zweiten Jahrhunderts lebte, dass man zu seiner Zeit (mehr als hundert Jahre nach der Zeit Jesu) die Aufzeichnungen dieser Erfassung, die Lukas hier erwähnte, nachschlagen könne.
  2. War die erste und geschah: Die Betonung im Urtext liegt darauf, dass dies ‚die erste Einschreibung‘ war. Die Verwendung einer Volkszählung für die Besteuerung war im alten Rom üblich, daher nannte Lukas diese ‚die erste Einschreibung‘, um sie von der ebenfalls bekannten Volkszählung 6 n. Chr. zu unterscheiden, die er später in Apostelgeschichte 5, 37 erwähnte.
  3. Als Kyrenius Statthalter in Syrien war: Das ist ein weiterer historischer Fixpunkt, der den Bericht des Lukas mit der Herrschaft bekannter, überprüfbarer historischer Personen verbindet.

3. Die Welt reagiert auf den Befehl von Kaiser Augustus

Lukas 2, 3

Lukas 2, 3
Und es zogen alle aus, um sich erfassen zu lassen, jeder in seine eigene Stadt.

  1. Und es zogen alle aus, um sich erfassen zu lassen: Es ist ein beeindruckender Gedanke; ein Mann in den Elfenbeinpalästen Roms gab einen Befehl – und die ganze Welt reagierte darauf. Es kann gut sein, dass bis zu diesem Zeitpunkt noch nie ein Mann die Macht über mehr Leben hatte als Kaiser Augustus.
    1. Insgesamt betrachtet war Kaiser Augustus ein guter Herrscher. Er erweiterte das Gebiet des Römischen Reiches und setzte sich sehr für sein Volk ein. Am meisten Sorgen bereitete ihm sein eigenes Zuhause, denn er hatte eine außer Kontrolle geratene Tochter, keinen Sohn, und alle seine Neffen, seine Enkel und sein Lieblingsstiefsohn starben jung. Aber wie die meisten Männer mit einem solchen Ehrgeiz und einer solchen Autorität hielt er viel von sich selbst. Man kann sich gut vorstellen, wie unbesiegbar er sich fühlte, als er einen Erlass verfasste … dass die ganze Welt zur Besteuerung registriert werden sollte. Es ist ein berauschender Gedanke: „Ich erlasse einen Befehl und die ganze römische Welt muss diesem folgen.“
    2. Aber Augustus war gar nicht wirklich mächtig. In Johannes 19, 10-11 konfrontierte Jesus einen anderen Römer, der ebenso glaubte, er sei mächtig. Da spricht Pilatus zu ihm: „Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, dass ich Vollmacht habe, dich zu kreuzigen, und Vollmacht habe, dich freizulassen? Jesus antwortete: Du hättest gar keine Vollmacht über mich, wenn sie dir nicht von oben her gegeben wäre.“ Dasselbe Prinzip galt auch für Kaiser Augustus; welche Macht er auch hatte, es war eine von Gott gegebene Macht.
    3. Als er in seinem Palast saß und sein Dekret erließ, dachte er, es sei die höchste Ausübung seines Willens, das ultimative zur Schau stellen seiner Kraft. Doch er war nur ein Werkzeug in Gottes Hand. Gott hatte verheißen, dass der Messias in Bethlehem geboren werden würde (Micha 5, 1), und diese Verheißung sollte erfüllt werden. Wie bringt man also ein junges Ehepaar aus Nazareth nach Bethlehem, wenn es möglicherweise wenig daran interessiert ist, zu reisen? Ganz einfach. Nutze den politischen ‚Retter der Welt‘ und setze ihn als Spielball für deinen Plan ein.
    4. Wir sehen auch, dass Augustus, trotz all seiner Errungenschaften, nicht wirklich die Antwort sein konnte. Gott ließ zu, dass Kaiser Augustus aus unterschiedlichen Gründen zu enormer menschlicher Macht aufstieg. In gewisser Weise war er wie ein römischer Johannes der Täufer, der Jesus den Weg bereitete. Am Ende der Geschichte kommt es auf Jesus an. Wer ist heute bekannter in der Welt – Jesus oder Kaiser Augustus? Wer hinterlässt ein nachhaltigeres Vermächtnis?
  2. Jeder in seine eigene Stadt: Es gibt in der säkularen Geschichte keine Aufzeichnungen darüber, dass Augustus diese Volkszählung angeordnet hat und dass er befohlen hat, sie auf diese Weise durchzuführen. Aber sie entsprach dem, was wir aus der Geschichte über ihn wissen. Augustus war dafür bekannt, dass er sehr sensibel mit den nationalistischen Gefühlen seiner Untertanen umging, und so befahl er ihnen, für die Volkszählung in ihre Heimatstädte zurückzukehren.
    1. Barclay und andere zitieren den Regierungserlass einer römischen Volkszählung, die zur gleichen Zeit in Ägypten angeordnet wurde, bei der jede Person in die eigene Stadt gehen musste, um sich bei der Volkszählung eintragen zu lassen.
    2. Auf diese Weise milderte Augustus den Schlag für viele ab. Sie mussten reisen, sie mussten Steuern zahlen – aber sie trafen sich auch mit ihrer Familie und besuchten Verwandte, die sie vielleicht lange nicht gesehen hatten.

B. Die Geburt Jesu

1. Joseph und Maria kommen nach Bethlehem; Jesus wird geboren

Lukas 2, 4-7

Lukas 2, 4-7
Es ging aber auch Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war, um sich erfassen zu lassen mit Maria, seiner ihm angetrauten Frau, die schwanger war. Es geschah aber, während sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen, und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in die Krippe, weil für sie kein Raum war in der Herberge.

  1. Es ging aber auch Joseph von Galiläa … hinauf: Die Strecke von Nazareth nach Bethlehem (in der Nähe von Jerusalem) beträgt etwa 128 Kilometer. Das war damals keine kurze Strecke. Es war ein bedeutendes Unterfangen, welches sowohl mit Kosten, als auch mit hohem Zeitaufwand verbunden war.
  2. Mit Maria, seiner ihm angetrauten Frau, die schwanger war: Wir denken oft, dass Maria kurz vor der Entbindung stand, als sie diese Reise machten, aber das war vielleicht gar nicht der Fall. Möglicherweise war Joseph bestrebt, sie aus Nazareth herauszuholen, um dem Druck des Skandals zu entgehen. Lukas erzählt uns, während sie dort (in Bethlehem) waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte.
    1. Nach dem römischen Gesetz musste Maria gar nicht mit Joseph zur Volkszählung gehen; aber es war sinnvoll, dass sie mit Joseph ging, vor allem, weil sie sich in der letzten Phase einer kontrovers diskutierten Schwangerschaft befand – sicherlich das Thema vieler Klatschgeschichten in Nazareth.
    2. „Es ist möglich, dass er den Befehl des Kaisers nutzte, um Maria vor möglichem Klatsch und emotionalem Stress in ihrem eigenen Dorf zu beschützen. Er hatte sie bereits als seine Frau angenommen (Matthäus 1, 24), blieb jedoch offensichtlich weiterhin verlobt (Lukas 2, 5), mit dem Versprechen, nach der Geburt zu heiraten.“ (Liefeld)
  3. Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen: Eines der auffallendsten Dinge an der Erzählung des Lukas ist, wie einfach sie ist im Gegensatz zu der Größe der Ereignisse. In unserer modernen Zeit werden kleine Ereignisse oft mit maßloser Übertreibung aufgeblasen und als wichtiger dargestellt, als sie tatsächlich sind. Doch inspiriert durch den Heiligen Geist, stellte Lukas dieses erstaunliche Ereignis in einer einfachen und nüchternen Weise dar.
  4. Sie gebar: Dieser Satz ist voller Wunder. Es wird nicht gesagt, dass irgendjemand Maria bei der Geburt geholfen hat, auch wenn es jemand getan haben könnte. So oder so war diese junge Frau völlig abgeschnitten von ihrer Familie und der Unterstützung ihrer Freunde, die in Nazareth lebten.
    1. „Die Erzählung stellt sich so dar, als ob Maria diese Dinge selbst getan hätte, woraus die Kirchenväter eine schmerzlose Geburt schlussfolgerten.“ (Bruce) „Dass Maria das Kind selbst einwickelte, deutet auf eine einsame Geburt hin.“ (Morris)
    2. Wann ist das geschehen? Der 25. Dezember ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich. Dieses Datum wurde durch die Kirche erstmals im vierten Jahrhundert eingeführt.
    3. Wo ist das geschehen? Im Jahre 150 n. Chr. sagte Justin der Märtyrer, dass der Ort, an dem Jesus geboren wurde, eine Höhle in Bethlehem war. Später (330 n. Chr.) wurde unter Konstantin dem Großen eine Kirche über die Höhle gebaut, die nach der Meinung vieler immer noch der wahrscheinlichste Ort ist, an dem Jesus geboren wurde.
  5. Ihren Sohn, den Erstgeborenen: Daraus ergibt sich die logische Schlussfolgerung, dass Maria auch andere Kinder hatte, entgegen dem römisch-katholischen Dogma von der ewigen Jungfräulichkeit Marias.
  6. Wickelte ihn in Windeln: Es handelte sich um eng gewickelte Stoffstreifen. Noch bemerkenswerter als die Windeln ist die Tatsache, dass er in eine Krippe gelegt wurde, in einen Futtertrog für Tiere.
    1. Trapp weist darauf hin, dass das übersetzte Wort ‚Windeln‘ von dem altgriechischen Wort ‚zerreißen‘ abstammt, was bedeutet, dass Jesus mit zerrissenen Stoffstreifen gewickelt worden war.
  7. Weil für sie kein Raum war in der Herberge: Dieses Ereignis trug sich an einem öffentlichen Ort zu, mit anderen Reisenden und Einheimischen. „Männer trieben Handel, kleine Kinder spielten und Frauen tratschten am Brunnen – und siehe da, das Himmelreich war mitten unter ihnen.“ (Morrison)
    1. „Dass in der Herberge kein Platz war, steht symbolisch dafür, was mit Jesus noch geschehen sollte. Der einzige Ort, an dem Platz für ihn sein sollte, war an einem Kreuz.“ (Barclay)

2. Hirten wachen über ihre Herden

Lukas 2, 8

Lukas 2, 8
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Feld, die bewachten ihre Herde in der Nacht.

  1. Und es waren Hirten in derselben Gegend: Die Hirten von Bethlehem waren dafür bekannt, dass sie sich um die Tempelherde kümmerten. Diese Männer schützten und umsorgten wahrscheinlich auch die Lämmer, die als Tempelopfer verwendet wurden.
  2. Auf dem Feld: Viele haben gesagt, dass ein spätes Datum im Dezember unmöglich ist, weil die Hirten um diese Jahreszeit nachts nicht draußen gewesen wären. Doch warme Winter kommen vor in Judäa, denn das Klima in Judäa ähnelt in bemerkenswerter Weise dem Klima z. B. von Südkalifornien.

3. Die Ankündigung durch die Engel

Lukas 2, 9-14

Lukas 2, 9-14
Und siehe, ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren soll. Denn euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr. Und das sei für euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt, in der Krippe liegend. Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
Herrlichkeit [ist] bei Gott in der Höhe und Friede auf Erden, [und] unter den Menschen [Gottes] Wohlgefallen!

  1. Ein Engel des Herrn trat zu ihnen: Unterbrochen wurde diese stille, dunkle Nacht von der leuchtenden Gegenwart eines Engels und der Herrlichkeit des Herrn. Dieser erste Engel brachte den Hirten, die als sozial Ausgestoßene galten, die gute Nachricht und verkündigte ihnen große Freude (wörtlich bedeutet das, dass sie das Evangelium verkündigten).
    1. „Die Gesellschaftsschicht der Hirten hatte allgemein einen schlechten Ruf … Sie waren insbesondere für ihre Gewohnheit bekannt, ‚meins‘ mit ‚deins‘ zu verwechseln, wenn sie durchs Land zogen. Sie galten als unzuverlässig und durften vor den Gerichten nicht aussagen.“ (Morris)
    2. „Der erste Prediger des Evangeliums war ein Engel. Gott nahm nun diese Ehre von den Engeln und legte sie seinen Dienern auf, die in der Schrift Engel genannt werden (vgl. Offenbarung 2, 1).“ (Trapp)
  2. Denn euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren: Sie kündigten die Geburt eines Retters an, nach dem sich die Menschheit damals (und auch heute) gesehnt hat. Wir brauchen nicht noch einen Berater, einen Reformer oder ein Komitee, sondern einen Retter.
  3. Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott: Nach der Ankündigung des einzelnen Engels erschien eine ganze Gruppe von Engeln. Es war die Menge der himmlischen Heerscharen (eine Gruppe von Soldaten), die den Frieden verkündete. Die Welt brauchte damals Frieden und braucht ihn auch heute.
    1. Selbst die Heiden des ersten Jahrhunderts spürten ein Bedürfnis nach Frieden und nach einem Retter. Epiktet, ein heidnischer Schriftsteller des ersten Jahrhunderts, drückte es so aus: „Während der Kaiser Frieden schaffen kann, vom Krieg zu Lande und zur See, kann er doch keinen Frieden schaffen von Leidenschaft, Trauer und Neid. Er kann keinen Herzensfrieden schaffen, nach dem sich der Mensch mehr sehnt als nach äußerem Frieden.“
    2. Der Kontrast zwischen der Herrlichkeit der Engel und dem demütigen Jesus muss extrem gewesen sein. Gott liebt es, seine Herrlichkeit in ungewöhnliche Pakete zu verpacken, damit sie deutlicher zur Geltung kommt (2. Korinther 4, 7).
    3. „Gebt Gott alle Ehre, damit wir den Frieden haben.“ (Trapp)

4. Die Hirten kommen und sehen das Jesuskind

Lukas 2, 15-16

Lukas 2, 15-16
Und es geschah, als die Engel von ihnen weg in den Himmel zurückgekehrt waren, da sprachen die Hirten zueinander: Lasst uns doch bis nach Bethlehem gehen und die Sache sehen, die geschehen ist, die der Herr uns verkündet hat! Und sie gingen eilends und fanden Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegend.

  1. Lasst uns … gehen: Das zeigt eine echte Dringlichkeit. Sie haben überhaupt nicht gezögert.
  2. Und die Sache sehen, die geschehen ist: Der Engel befahl ihnen, nach einem Kind zu suchen, das in Windeln gewickelt war und in der Krippe lag (Lukas 2, 12). Es war kein ungewöhnliches Zeichen, ein in Windeln gewickeltes Baby zu sehen, aber es war seltsam, ein Baby in einer Krippe – in einem Futtertrog – liegend zu sehen. Wenn der Engel ihnen nicht gesagt hätte, dass sie nach einem solchen Zeichen Ausschau halten sollten, hätten sie es nie geglaubt.
  3. Und fanden Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegend: Das war ein seltsamer Anblick und es war genau das Zeichen, nach dem sie Ausschau halten sollten. Sie hörten und sahen keine Engel mehr, aber sie erlebten eine dauerhafte Begegnung mit Jesus. Die Engel mögen gehen, doch Jesus bleibt.
    1. „Dies war ein abstoßender Anblick und reichte schon aus, um eine Abneigung gegen Christus zu entwickeln. Denn was könnte unwahrscheinlicher sein, als zu glauben, dass er der König des ganzen Volkes war, der als zu unwürdig erachtet wurde, um zu den Niedrigsten der Volksmenge gezählt zu werden?“ (Calvin)
    2. „Es ist ein schöner Gedanke, dass die Hirten, die sich um die Tempellämmer kümmerten, die ersten waren, die das Lamm Gottes sahen, das die Sünde der Welt auf sich nimmt.“ (Barclay)

5. Die Hirten verbreiten die Nachricht von der Geburt Jesu

Lukas 2, 17-20

Lukas 2, 17-20
Nachdem sie es aber gesehen hatten, machten sie überall das Wort bekannt, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, verwunderten sich über das, was ihnen von den Hirten gesagt wurde. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um und priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war.

  1. Machten sie überall das Wort bekannt, das ihnen über dieses Kind gesagt worden war: Die Kombination der Engelsankündigung mit dem Zeichen eines Kindes im Futtertrog inspirierte die Hirten, so vielen (Menschen) wie nur möglich von dem zu erzählen, was sie gehört und erfahren hatten.
  2. Und alle, die es hörten, verwunderten sich über das, was ihnen von den Hirten gesagt wurde: Die gute Nachricht der Hirten verblüffte alle, die sie hörten. Auch wenn sie die Nachricht nicht wirklich verstanden, erkannten sie doch, dass etwas Bedeutsames geschehen war.
    1. „Um zu zeigen, dass er keinen Unterschied zwischen den Menschen und ihrer Stellung macht, offenbarte Gott dieses große Geheimnis sowohl den Hirten als auch den Weisen; die einen arm, die anderen reich; die einen ungelehrt, die anderen gelehrt; die einen Juden, die anderen Heiden; die einen nah, die anderen fern.“ (Trapp)
  3. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen: Marias Reaktion war anders, als die der Hirten oder der (Menschen), die von den Erlebnissen der Hirten hörten. Sie nahm die Worte in aller Ruhe auf, dachte lange in ihrem Herzen darüber nach und versuchte, den tiefen Sinn des Ganzen zu verstehen.
    1. „Die Verwunderung vieler entspricht einem vergänglichen Gefühl (Aorist [Zeitform der Vergangenheit]), das Erinnern und Grübeln der Maria war eine bleibende Haltung (Imperfekt [Zeitform die sowohl Vergangenheit, als auch den unvollendeten Aspekt ausdrückt]).“ (Bruce)
    2. Maria hatte viel Grund zum Nachdenken. Was brachte sie nach Bethlehem? Das große Dekret eines römischen Kaisers und vielleicht auch die geschwätzigen Zungen in Nazareth. Gott wirkt durch alle Arten von Menschen und alle Arten von Ereignissen, um seinen Plan zu verwirklichen.
  4. Und die Hirten kehrten wieder um und priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, so wie es ihnen gesagt worden war: Die Hirten waren so glücklich und lobten Gott, weil das Wort erfüllt wurde, so wie es ihnen gesagt worden war.
    1. „Ihr Eifer, Gott zu preisen und zu loben, ist ein versteckter Tadel für unsere Trägheit, oder besser gesagt, für unsere Undankbarkeit. Wenn schon die Geburt Christi eine solche Wirkung auf sie hatte, dass sie sich von dem Stall und der Krippe hin zum Himmel erhoben, wie viel mächtiger müssen Tod und Auferstehung Christi sein, um uns zu Gott zu erheben?“ (Calvin)

C. Die Beschneidung Jesu und seine Darstellung im Tempel

1. Die Beschneidung Jesu

Lukas 2, 21

Lukas 2, 21
Und als acht Tage vollendet waren, als man das Kind beschneiden musste, da wurde ihm der Name Jesus gegeben, den der Engel genannt hatte, ehe er im Mutterleib empfangen worden war.

  1. Als man das Kind beschneiden musste: Dies geschah aus Gehorsam gegenüber Gottes Gebot und ging zurück auf den Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hatte. Die Beschneidung war das Zeichen und das Siegel (Römer 4, 11) des Bundes, den Gott mit Abraham, Isaak und den Nachkommen Israels geschlossen hatte.
  2. Und als acht Tage vollendet waren: Die Beschneidung wurde genau am achten Tag durchgeführt, denn so gebot es das Gesetz (3. Mose 12, 3). Das deutet darauf hin, dass Joseph und Maria wirklich fromme, gehorsame Eltern waren. Es bedeutet auch, dass Jesus selbst das Gesetz Gottes vollkommen befolgte und erfüllte.

2. Die Darstellung Jesu

Lukas 2, 22-24

Lukas 2, 22-24
Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Moses vollendet waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen, wie im Gesetz des Herrn geschrieben steht: »Alle männliche Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt heißen«, und um ein Opfer darzubringen, wie es im Gesetz des Herrn geboten ist, ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.

  1. Die Tage ihrer Reinigung: Die Reinigungszeremonie nach der Entbindung wird in 3. Mose 12 beschrieben. Darin heißt es, dass eine Frau, die einen Jungen geboren hat, insgesamt 40 Tage lang unrein sein würde. Das war eine Zeit, in der sie zu Hause bleiben, sich ausruhen und eine Bindung zu ihrem Baby aufbauen konnte, so etwas wie eine frühe Version des Mutterschaftsurlaubs. Am Ende dieser Zeit brachte sie die Opfergaben für ihre zeremonielle Reinigung dar.
    1. Das war eine deutliche und kraftvolle Erinnerung daran, so wunderbar die Geburt eines Babys auch ist, dass sie doch einen weiteren Sünder in die Welt bringt. Als David in Psalm 51, 7 schrieb: Siehe, in Schuld bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen, da erkannte er, dass wir alle als Sünder geboren sind.
  2. Die Tage ihrer Reinigung: Hier wird ihrer im Plural verwendet und bezieht sich auf die Reinigung von Maria und Jesus. Jesus hätte davon ausgenommen werden können, weil er nicht in Sünde geboren wurde. Dennoch sehen wir an ihm schon als Baby, dass er sich mit den Sündern identifizierte, wie er es auch später bei seiner Taufe und am Kreuz tat.
    1. „Lasst uns nun zuerst von der Reinigung sprechen. Lukas lässt sie sowohl auf Maria, als auch auf Christus zutreffen: denn das Pronomen ihrer kann keineswegs in Bezug auf Joseph verstanden werden.“ (Calvin)
    2. „Denn er, der keine Sünde kannte und auch keine Sünde kennen sollte, wurde bereits in seiner Beschneidung für uns zur Sünde gemacht. Er war nicht einmal acht Tage auf dieser Welt, als er bereits zu den Missetätern gezählt wurde. Marias erstgeborener Sohn war ein Lamm ohne Makel und ohne Flecken, aber noch bevor er eine Woche alt war, begann er, die Sünden vieler zu tragen … Und wie er an jenem Tag im Tempel begann, so fuhr er fort, jeden Tag ein Leben zu führen voller Schmerz, Scham und Blutvergießen für uns und unsere Kinder, bis er am Kreuz das sühnende Werk vollendete, mit dem sein Vater ihn beauftragt hatte. Und seit jenem ersten Tag, an dem er für unsere Übertretungen verwundet wurde, trug er die Zeichen unserer Erlösung durch dieses heilige Werk an seinem Körper.“ (Whyte)
  3. Ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben: 3. Mose 12 schrieb vor, dass bei der Geburt eines Kindes ein Schaf als Teil der Reinigungs- und Einweihungszeremonie dargebracht werden sollte. Es war jedoch auch erlaubt, zwei Vögel zu opfern, wenn die Familie es sich nicht leisten konnte, ein Schaf darzubringen.
    1. „Das Opfer der zwei Tauben anstelle des Lammes wurde offiziell „Das Opfer der Armen“ genannt … Daran sehen wir, dass Jesus in ein gewöhnliches Elternhaus hineingeboren wurde.“ (Barclay)
    2. Das ist ein guter Beweis dafür, dass dies alles geschah, bevor die Weisen aus dem Morgenland kamen (Matthäus 2, 1-12). Hätten sie die Geschenke von den Weisen bereits zuvor erhalten (Gold, Weihrauch und Myrrhe), hätten sie für das übliche Opfer eines Schafes bezahlen können.

3. Die Erfüllung einer Verheißung gegenüber Simeon

Lukas 2, 25-27

Lukas 2, 25-27
Und siehe, es war ein Mensch namens Simeon in Jerusalem; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf ihm. Und er hatte vom Heiligen Geist die Zusage empfangen, dass er den Tod nicht sehen werde, bevor er den Gesalbten des Herrn gesehen habe. Und er kam auf Antrieb des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus hineinbrachten, um für ihn zu tun, was der Brauch des Gesetzes verlangte,

  1. Ein Mensch namens Simeon in Jerusalem: Hier treffen wir einen Mann namens Simeon an. Er ist einer der faszinierenden Menschen des Lukasevangeliums.
      1. Wir kennen seinen Namen: Simeon.
      2. Wir kennen seinen Charakter: Dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig. Er war mit Gott und den Menschen im Reinen und er ehrte Gott in seinem täglichen Leben.
      3. Wir kennen seine Hoffnung: Er wartete auf den Trost Israels. Das ist kein messianischer Titel, den man in den hebräischen Schriften findet – aber er trifft sicherlich auf Jesus, den Messias, zu. Er ist der Parakletos, „Einer, der zur Hilfe gerufen wird“.
      4. Wir wissen, dass er die Offenbarung Gottes kannte: er hatte vom Heiligen Geist die Zusage empfangen.
      5. Wir kennen seine geistliche Gesundheit: … der Heilige Geist war auf ihm … er hatte vom Heiligen Geist die Zusage empfangen … er kam auf Antrieb des Geistes in den Tempel. Er war mit dem Geist erfüllt und wandelte im Geist.
      6. Wir wissen, dass Gott Simeon eine Verheißung gab: Dass er den Tod nicht sehen werde, bevor er den Gesalbten des Herrn gesehen habe. Was für eine Verheißung!
      7. Wir wissen nicht, wie alt er war, als dies geschah. Wir gehen davon aus, dass Simeon alt war, aber junge Menschen können und sollen die gleichen Eigenschaften haben.
  2. Er kam auf Antrieb des Geistes in den Tempel: Als Simeon darauf wartete, den Messias zu sehen, führte ihn der Geist eines Tages in den Tempel. Das war wahrscheinlich viel mehr als ein geistliches Gefühl oder eine Empfindung.
      1. Simeon konnte die Prophezeiungen von Daniel 9 über das Kommen des Messias kennen und wissen, dass die Zeit nahte.
      2. Simeon konnte die Nachricht von der Geburt Johannes des Täufers gehört haben, und davon wissen, dass dieses Baby der Vorläufer des Messias sein würde (in Lukas 1, 65 steht und im ganzen Bergland von Judäa wurden alle diese Dinge besprochen).
      3. Simeon konnte die Berichte der Hirten gehört haben, welche die Verkündigung der Engel vernommen hatten (Lukas 2, 8-20).
    1. Das zeigt, dass vom Geist geführt zu werden nicht bedeutet, dass wir Gottes geschriebenes Wort ignorieren. Simeon wurde von mehr als einem Gefühl geleitet; der Heilige Geist wirkte mit dem Wort Gottes und durch es.
  3. Als die Eltern das Kind Jesus hineinbrachten, um für ihn zu tun, was der Brauch des Gesetzes verlangte: Das scheint sich auf die Reinigung zu beziehen und nicht auf die Beschneidung, denn es geschah, als die Tage ihrer Reinigung vollendet waren (2, 22).

4. Eine Verheißung, die sich für Simeon erfüllt hat

Lukas 2, 28-32

Lukas 2, 28-32
Da nahm er es auf seine Arme, lobte Gott und sprach:
Nun, Herr, entlässt du deinen Knecht in Frieden
nach deinem Wort!
Denn meine Augen haben dein Heil gesehen,
das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht zur Offenbarung für die Heiden
und zur Verherrlichung deines Volkes Israel!

  1. Da nahm er es auf seine Arme: Das war schon seltsam, oder? In der Menschenmenge im Tempel kam ein Fremder zu Joseph und Maria, die Jesus auf ihren Armen trugen, entweder bevor oder nachdem sie das in 3. Mose 12 befohlene Opfer dargebracht hatten. Dieser Mann, den sie nicht kannten, sah sie, sah Jesus und er nahm … es (das Jesuskind) auf seine Arme.
    1. Es ist schon seltsam, wenn ein Fremder dein Baby halten möchte. Vielleicht kam das Joseph und Maria anfangs auch seltsam vor, aber wenn es so war, dann nicht für lange.
  2. Lobte Gott: Das bedeutete, dass Simeon Gott dankte und ihn lobte. In manchen Bibelübersetzungen steht hier statt lobte, er segnete Gott. Es ist wahr, dass es uns eigentlich unmöglich ist, Gott zu segnen; doch auf eine gewisse Art und Weise können, sollen und müssen wir Gott segnen.
  3. Nun, Herr entlässt du deinen Knecht in Frieden nach deinem Wort! Denn meine Augen haben dein Heil gesehen: Es war, als sei dem Simeon von Gott befohlen worden, ein einsamer Wächter in der Nacht zu sein, bis er die Sonne aufgehen sieht. Für ihn war das nun der Sonnenaufgang Gottes. Weil Jesus gekommen war, konnte Simeon aus seinem Wächterdienst entlassen werden.
    1. Das alles geschah nach deinem Wort. Simeon konnte nun die Erfüllung der Verheißung Gottes in seinem Leben sehen.
  4. Denn meine Augen haben dein Heil gesehen: Der Name Jesus bedeutet: „Jahwe ist die Errettung/das Heil“. Das war nicht nur der Name von Jesus, sondern beschrieb auch, wer er war und wer er ist.
  5. Ein Licht zur Offenbarung für die Heiden: Simeon verstand etwas Radikales – Jesus war als Licht allen Völkern bereitet – nicht nur dem jüdischen Volk!
  6. Und zur Verherrlichung deines Volkes Israel: Obwohl dieses Licht auch für die Heiden da sein würde, hat es Israel, das Volk Gottes nie außer Acht gelassen. Das Erlösungswerk Jesu begann mit Israel, sollte sich aber auch über Israel hinaus ausbreiten.
    1. John Trapp zitierte einen Dichter, der die Herzenshaltung Simeons zum Ausdruck brachte:
      „Ich fürchte keine Sünde, ich fürchte keinen Tod;
      Ich habe lange genug gelebt, ich habe mein Leben;
      Ich habe genug ersehnt, ich habe meine Liebe;
      Ich habe lange genug gesehen, ich habe mein Licht;
      Ich habe genug gedient, ich habe meinen Heiligen;
      Ich habe genug getrauert, ich habe meine Freude;
      Liebes Kind, lass diesen Psalm als Wiegenlied für dich und zum Begräbnis für mich dienen.
      Oh, schlafe du in meinen Armen, und lass mich in deinem Frieden ruhen.“

5. Eine Verheißung und eine Warnung von Simeon

Lukas 2, 33-35

Lukas 2, 33-35
Und Joseph und seine Mutter verwunderten sich über das, was über ihn gesagt wurde. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und zum Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird — aber auch dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen —, damit aus vielen Herzen die Gedanken geoffenbart werden.

  1. Joseph und seine Mutter verwunderten sich: Wir können uns ihre Mischung aus Freude und Überraschung vorstellen, wenn wir davon lesen, wie Gott die Herzen anderer Menschen mit dem Wissen über ihren Sohn berührt hat. Ganz egal, wie gut man Jesus kennt, es ist etwas Besonderes, zu sehen, wie eine andere Person ihn kennenlernt.
  2. Und Simeon segnete sie: Die Worte dieses Segens folgen in den Versen 34 und 35. Er mag mehr als das gesagt haben, aber diese Worte hat er gesagt.
  3. Dieser ist gesetzt: Alle Eltern denken über das Schicksal nach, das mit einem Kind verbunden ist. Als Maria und Joseph diese Anfangsworte in Simeons Segen hörten, schwollen ihre Herzen vor Erwartung an – umso mehr, da sie das Schicksal ihres Kindes aus den engelhaften Verkündigungen rund um seine Geburt kannten.
  4. Zum Fall und zum Auferstehen vieler: Joseph und Maria fragten sich: „Was bedeutet das? Wie könnte unser Sohn, der Messias, zum Fall vieler werden?“ Zum Auferstehen vieler, das konnten sie noch verstehen; aber zum Fall vieler, das erschien ihnen nicht nachvollziehbar und nur schwer zu akzeptieren.
    1. Man könnte sagen, dass es nie einen kontroverseren Menschen auf dieser Erde gegeben hat als Jesus Christus. Die Menschen akzeptieren ihn oder lehnen ihn ab; er führt zu ihrem Fall oder ihrem Auferstehen.
      1. Judas fiel; Petrus wurde gerettet.
      2. Ein Dieb am Kreuz fiel; der Dieb auf der anderen Seite wurde gerettet.
      3. Der reiche junge Herrscher fiel; Zachäus wurde gerettet.
      4. Viele religiöse Führer fielen; Joseph von Arimathia und Nikodemus wurden gerettet.
    2. Ob ein Mensch fällt oder gerettet wird, sagt mehr über ihn aus, als über Jesus. Wie bei dem Werk eines großen Künstlers ist es derjenige, der die Kunst betrachtet, der ‚auf dem Prüfstand‘ steht, nicht der Künstler selbst.
  5. Und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird: Laut Adam Clarke ist das Wort Zeichen hier wörtlich als „ein Ziel, auf das Menschen schießen“ zu verstehen. Jesus wird später die Zielscheibe großer Bosheit sein. Es liegt durchaus nahe, sich Maria in diesem Moment verstört, verwirrt und mit Tränen in den Augen vorzustellen.
  6. Dir selbst wird ein Schwert durch die Seele dringen: Es war notwendig, dass Maria wusste, dass es nicht nur schön und einfach sein wird, eine Mutter für den Messias zu sein. Mit diesem großen Privileg ist auch eine große Last verbunden.
    1. Wahrscheinlich hat sich kein anderer Mensch so sehr wegen der Ablehnung und wegen des Leidens Jesu gequält wie seine Mutter. Das lag nicht nur an der natürlichen Liebe einer Mutter zu ihrem Kind, sondern auch daran, dass die Ablehnung Jesu eine Ablehnung Marias war. Stell dir vor, was sie alles gefühlt haben muss, als sie ihren gekreuzigten Sohn sah.
      1. Wir empfinden es genauso: Wenn Jesus abgelehnt wird, werden auch wir abgelehnt. Wenn Jesus verspottet wird, werden auch wir verspottet. Wenn gegen Jesus gesprochen wird, geschieht das auch gegen uns. Wir wollen nicht, dass dagegen Gesetze erlassen werden und Gott bewahre, dass es zu Gewalt oder Vergeltung kommt – wir sind Christen, wir lieben unsere Feinde -, aber ein Schwert geht durch unsere Seele.
    2. Auf wunderbare Weise war die Rechtfertigung Jesu auch die Rechtfertigung Marias. Seine Auferstehung war auch die ihre. Das Schwert durch ihre Seele war ein Schwert des Sieges über Sünde und Tod. Wir erleben es genauso – oder wir können es in Jesus Christus erleben.

6. Hannas Zeugnis von dem Erlöser

Lukas 2, 36-38

Lukas 2, 36-38
Und da war auch Hanna, eine Prophetin, die Tochter Phanuels, aus dem Stamm Asser, die war hochbetagt und hatte nach ihrer Jungfrauschaft mit ihrem Mann sieben Jahre gelebt; und sie war eine Witwe von etwa 84 Jahren; die wich nicht vom Tempel, sondern diente [Gott] mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Auch diese trat zu derselben Stunde hinzu und pries den Herrn und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung warteten in Jerusalem.

  1. Hanna, eine Prophetin: Wir wissen nicht, in welcher Hinsicht Hanna eine Prophetin war. Vielleicht lag es an der Art und Weise, wie sie dieses spezielle Wort über Jesus verkündete.
  2. Die wich nicht vom Tempel, sondern diente [Gott] mit Fasten und Beten Tag und Nacht: Diese gottesfürchtige Frau diente Gott mit völliger Hingabe. Hannas enger Wandel mit Gott zeigte sich in ihrer Liebe zu Jesus und in ihrem Wunsch, anderen von Jesus zu erzählen (sie redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung warteten).
    1. Hanna war eine bemerkenswerte Frau. Als Witwe waren ihr Schmerz und Verlust nicht fremd, sie war aber nicht bitter geworden. Als eine Frau, die in die Jahre gekommen ist, hatte sie die Hoffnung nicht verloren. Vielleicht lag es daran, dass sie eine Frau der Anbetung und eine Frau des Gebets war.

7. Die Rückkehr nach Nazareth

Lukas 2, 39-40

Lukas 2, 39-40
Und nachdem sie alles vollbracht hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie zurück nach Galiläa, in ihre Stadt Nazareth. Das Kind aber wuchs und wurde stark im Geist, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm.

  1. Nachdem sie alles vollbracht hatten nach dem Gesetz des Herrn: Lukas betont, dass Jesus schon als Kind Gott gegenüber vollkommen gehorsam war.
  2. Das Kind aber wuchs und wurde stark im Geist, erfüllt mit Weisheit: Jesus wuchs auf und entwickelte sich wie andere Kinder; doch hier wird zum ersten Mal auf seine geistliche Entwicklung hingewiesen. Man könnte sagen, dass Jesus sich seiner Identität und seiner Berufung entsprechend seiner Altersstufe bewusst war. Im Alter von 5 Jahren hatte er nicht das Verständnis eines 30-Jährigen, aber er hatte das größtmögliche Verständnis, das einem 5-Jährigen angemessen war.
    1. Die Entwicklung Jesu ist heute eine Inspiration für gläubige Eltern. Auch sie beten für ihre Kinder, dass sie stark werden im Geist, und erfüllt sind mit Weisheit, und sie leiten ihre Kinder auf diesen Wegen.
  3. Und Gottes Gnade war auf ihm: Die Güte und Gnade Gottes zeigte sich in seinem Leben sogar schon als Kind. Die Legenden von bizarren Wundern, die mit der Kindheit Jesu verbunden sind, sind nichts weiter als abergläubische Geschichten; aber Gottes Gnade war auf ihm.
    1. Wir wissen wenig über das Leben Jesu vom Zeitpunkt an, als er einen Monat alt war, bis zu der Zeit, als er zwölf Jahre alt war, außer der allgemeinen Aussage in Lukas 2, 40. Wir sind vielleicht neugierig auf die Einzelheiten seiner Kindheit, aber es gibt nichts was wir wissen müssen, außer dem, was uns vom Heiligen Geist im Wort gesagt wird.
    2. Um diese Neugier zu befriedigen, schrieben die Menschen ihre eigenen sogenannten ‚Kindheitsevangelien‘. Sie enthalten spektakuläre und absurde Wunder, wie das Reden Jesu aus der Krippe, die Heilung eines durch einen Zauber in ein Maultier verwandelten Mannes, die Erweckung von Tonvögeln durch ein Klatschen seiner Hände, die Heilung von Menschen durch Besprengung mit seinem alten Badewasser und so weiter. Und doch: „Wo die Schrift keine Zunge hat, dürfen wir auch keine Ohren haben.“ (Trapp)

D. Jesus im Haus seines Vaters

1. Jesus verirrt sich auf einer Passah-Pilgerfahrt

Lukas 2, 41-45

Lukas 2, 41-45
Und seine Eltern reisten jährlich am Passahfest nach Jerusalem. Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie nach dem Brauch des Festes hinauf nach Jerusalem. Und als sie die Tage vollendet hatten und wieder heimkehrten, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem; und Joseph und seine Mutter wussten es nicht. Da sie aber meinten, er wäre bei den Reisegefährten, zogen sie eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und unter den Bekannten. Und weil sie ihn nicht fanden, kehrten sie wieder nach Jerusalem zurück und suchten ihn.

  1. Seine Eltern reisten jährlich am Passahfest nach Jerusalem: Die Teilnahme an den großen Festen wurde in 2. Mose 23, 17 und 5. Mose 16, 16 angeordnet. Es war für die Gläubigen aus Galiläa üblich, diese Pilgerfahrten zur Festzeit in großen Gruppen zu unternehmen.
    1. Bei einer so großen Reisegruppe ist es nicht schwer, einen kleinen Jungen aus den Augen zu verlieren. Wir sollten Joseph und Maria daher nicht der Kindesvernachlässigung bezichtigen. Doch Maria muss sich wirklich schlecht gefühlt haben, weil sie den Messias verloren hatte.
  2. Kehrten sie wieder nach Jerusalem zurück und suchten ihn: Wie wir es von gewissenhaften und gottesfürchtigen Eltern erwarten würden, machten sie sich die Mühe, ihren Sohn Jesus zu finden.

2. Sie finden Jesus im Tempel, lehrend und lernend

Lukas 2, 46-50

Lukas 2, 46-50
Und es geschah, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel sitzend mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie befragte. Es erstaunten aber alle, die ihn hörten, über sein Verständnis und seine Antworten. Und als sie ihn sahen, waren sie bestürzt; und seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht! Und er sprach zu ihnen: Weshalb habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist? Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen sagte.

  1. Sitzend mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie befragte: Drei Tage lang diskutierte der zwölfjährige Jesus über Gottes Wort und verblüffte seine Zuhörer mit seinem Verständnis und seinen Antworten.
    1. „In der Passahzeit war es Brauch, dass sich der Sanhedrin [der jüdischer Hohe Rat] öffentlich im Tempelhof traf, um in Gegenwart aller Anwesenden religiöse und theologische Fragen zu diskutieren.“ (Barclay)
    2. Wenn wir uns die erstaunliche intellektuelle Einsicht und Analysefähigkeit der jüdischen Rabbiner vergegenwärtigen, ist das beeindruckend. Es ist in etwa so, als würde ein Kind aus der Mittelstufe mit einem Raketenwissenschaftler über Physik diskutieren. Jesus hatte einen einzigartigen Vorteil: Er hatte eine besondere Beziehung zu dem Autor von Gottes Wort.
  2. Dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist: Zu jener Zeit gab es nichts Natürlicheres, als dass ein Sohn das Gewerbe seines Vaters aufnahm. Jesus trat zwar als Zimmermann in Josephs Fußstapfen, aber seine Worte hier zeigen, dass er zumindest begann, seine einzigartige Beziehung zu seinem Vater zu verstehen.
    1. Es ist schwer zu sagen, wann Jesus im Zusammenhang mit den selbst auferlegten Grenzen seines Menschseins erkannte, wer er war und wozu er gesandt war, aber es war in einem frühen Alter – Das ist wahrscheinlich nicht der Zeitpunkt, an dem (dieses Erkennen) begonnen hat, sondern an dem es bereits in voller Blüte stand.
  3. Dass ich in dem sein muss, was meines Vaters ist: Diese ersten aufgezeichneten Worte Jesu sind bedeutsam. Die Überraschung, die in diesen Worten Jesu zum Ausdruck kommt, zeigt, dass er wusste, dass Maria und Joseph von seiner besonderen Beziehung zu Gott, seinem Vater, wussten. Es bedeutet, dass dies ein Diskussionsthema und vielleicht die Grundlage bestimmter Anweisungen seiner Erziehung in ihrem Haushalt gewesen sein muss.
  4. Und sie verstanden das Wort nicht, dass er zu ihnen sagte: Diese Äußerung Jesu sagte ihnen etwas über seine Identität als einzigartigen Sohn Gottes, des Vaters, auch wenn sie es nicht verstanden. Im Judentum jener Zeit begann ein Junge im Alter von etwa 12 Jahren den Beruf seines Vaters zu erlernen. Jesus tat das, indem er die Lehrer im Tempel unterwies.

3. Das Wachstum und die Entwicklung Jesu

Lukas 2, 51-52

Lukas 2, 51-52
Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und ordnete sich ihnen unter. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen. Und Jesus nahm zu an Weisheit und Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

  1. Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth: Jesus wuchs in Nazareth auf und reifte als Junge und dann als junger Erwachsener weiter heran. Er erfüllte die Pflichten, die von einem ältesten Sohn erwartet wurden. Dann verschwand Joseph irgendwann von der Bildfläche und Jesus wurde zum ‚Herrn des Hauses‘. Er übte seinen Beruf aus, unterstützte seine Familie, liebte seinen Gott und erwies sich in tausend kleinen Dingen als äußerst treu, bevor er offiziell sein Amt antrat, zu dem er berufen war.
    1. „Ein Christ tut nicht immer außergewöhnliche Dinge. Er tut gewöhnliche Dinge auf außergewöhnliche Weise.“ (Morrison)
  2. Und ordnete sich ihnen unter: Das Wissen darüber, wer er war, ließ Jesus nicht stolz oder hochmütig werden. Jesus ordnete sich seinen Eltern unter. Jesus ging von einer Dimension zur anderen, so wie er es auch später auf dem Berg der Verklärung tat.
  3. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen: Lukas erfuhr wahrscheinlich von alledem (und von den Ereignissen rund um die Geburten von Johannes und Jesus) in persönlichen Gesprächen mit Maria, als er sein Evangelium verfasste.
  4. Jesus nahm zu an Weisheit: Die zuerst in Lukas 2, 40 beschriebene Entwicklung setzte sich fort.
  5. Jesus nahm zu an … Alter: Er wurde nicht nur körperlich größer, er wurde auch zu einer größeren Person.
  6. Jesus nahm zu an … Gnade bei Gott und den Menschen: Er wuchs in einer engen, persönlichen Beziehung zu seinem himmlischen Vater und er wuchs auch in seinen menschlichen Freundschaften und Beziehungen.
    1. „Das hier mit Gnade übersetzte Wort ist dasselbe Wort, das auch im übrigen Neuen Testament mit Gnade übersetzt wird, aber dies war keine rettende Gnade, wie beim sonst üblichen Verständnis von Gnade, die Sündern gewährt wird. „Das Wohlgefallen Gottes war auf ihm“, so könnte man den Text am besten wiedergeben.“ (Whyte)
    2. Jesus wurde nicht als Superheld geboren. Er entwickelte sich, während er wuchs. „Er durchlief eine natürliche, aber vollkommene geistliche und körperliche Entwicklung. Auf jeder Entwicklungsstufe war er vollkommen, auf genau dieser Stufe.“ (Geldenhuys)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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