Epheser 4 – Leben zur Ehre Gottes

A. Ein Aufruf zur Einheit in Gottes Volk

1. Die Grundlage für alle Ermahnungen

Epheser 4, 1

Epheser 4, 1
So ermahne ich euch nun, ich, der Gebundene im Herrn, dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid,

  1. So: Paulus hat drei Kapitel damit verbracht, in herrlichen Details all das darzulegen, was Gott für uns getan hat, freiwillig und großzügig allein durch seine Gnade. Jetzt ruft er dazu auf, recht zu leben, aber erst nachdem er erklärt hat, was Gott für uns getan hat.
  2. Dass ihr der Berufung würdig wandelt, zu der ihr berufen worden seid: Wenn wir wirklich verstehen, wie viel Gott für uns getan hat, werden wir ihm ganz natürlich aus Dankbarkeit dienen und gehorchen wollen.
    1. Zu verstehen, wer wir sind, ist die Grundlage für diesen würdigen Wandel. „Luther rät den Menschen, auf alle Versuchungen Satans nur so zu antworten, Christianus sum, Ich bin ein Christ“. (Trapp)
    2. Die Botschaft ist klar. Wir wandeln nicht würdig, damit Gott uns liebt, sondern weil er uns liebt. Die Motivation entspringt der Dankbarkeit, nicht aus dem Wunsch heraus, Verdienste zu erwerben.
    3. „Jeder Gläubige ist Gottes Erstgeborener und damit größer als die Könige der Erde, Psalm 89, 28. Darum muss er sich entsprechend verhalten und darf sein edles Blut nicht beflecken“. (Trapp)

2. Der Charakter eines würdigen Wandels

Epheser 4, 2-3

Epheser 4, 2-3
indem ihr mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut einander in Liebe ertragt und eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens.

  1. Mit aller Demut und Sanftmut: Ein würdiger Wandel vor Gott wird von Demut und Sanftmut geprägt sein und nicht durch den aufdringlichen Wunsch, unsere eigenen Rechte zu verteidigen und unsere eigene Absicht voranzubringen.
    1. Vor dem Beginn des Christentums hatte das Wort Demut immer eine negative Assoziation. In den Köpfen vieler Menschen ist dies immer noch der Fall; aber Demut ist eine herrliche christliche Tugend (Philipper 2, 1-10). Sie bedeutet, dass wir glücklich und zufrieden sein können, wenn wir nicht die Kontrolle haben oder die Dinge auf unsere Weise lenken.
  2. Mit Langmut einander in Liebe ertragt: Dies brauchen wir, damit die unvermeidlichen Fehler, die zwischen Menschen in Gottes Familie auftreten, nicht gegen Gottes Absicht arbeiten, alles in Jesus zusammenzubringen – veranschaulicht durch sein gegenwärtiges Werk in der Gemeinde.
    1. Chrysostomus definierte Langmut als den Geist, der die Macht hat, sich zu rächen, es aber nie tut. Langmut ist charakteristisch für ein vergebendes, großzügiges Herz.
  3. Und eifrig bemüht seid, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens: Diese demütige, vergebende Grundeinstellung untereinander ermöglicht auf natürliche Weise die Bewahrung der Gabe der Einheit des Geistes.
    1. Wir müssen uns bemühen, diese Einheit zu bewahren – wir erschaffen sie nicht. Gott befiehlt uns niemals, Einheit unter Gläubigen zu schaffen. Er hat sie durch seinen Geist geschaffen; unsere Pflicht ist es, sie zu erkennen und zu bewahren.
    2. Dies ist eine geistliche Einheit, nicht unbedingt eine strukturelle oder konfessionelle Einheit. Sie zeigt sich in der sofortigen Gemeinschaft, die unter Christen verschiedener Volksgruppen, Nationalitäten, Sprachen und Gesellschaftsschichten möglich ist.
    3. Wir können diese Einheit des Geistes besser verstehen, indem wir erkennen, was sie nicht ist. In einer Predigt über diesen Bibeltext wies Charles Spurgeon auf einige der Dinge hin, die der Text nicht sagt.
      1. Es heißt nicht: „das Bestreben, die Einheit des Bösen, die Einheit des Aberglaubens oder die Einheit der geistlichen Zwangsherrschaft zu bewahren“.
      2. Es heißt nicht: „das Bemühen, eure kirchlichen Arrangements zum Zweck einer zentralen Organisation aufrechtzuerhalten“.
      3. Es heißt nicht: „das Bestreben, die Einheitlichkeit des Geistes zu bewahren“.
    4. Strukturelle Einheit kann sogar gegen die wahre Einheit des Geistes wirken. Wir können vielleicht gerade jetzt eine Absicht Gottes erkennen, die darin besteht, eine strukturelle Einheit der Kirche zu verhindern, um falsche Bemühungen der Kirche (wie z.B. politische Machtbestrebungen) zu unterbinden. „Es ist nicht wünschenswert, dass alle Kirchen ineinander verschmelzen und eins werden; denn die vollständige Verschmelzung aller Kirchen zu einer kirchlichen Organisation würde unweigerlich eine andere Form des Papsttums hervorbringen. Die Geschichte lehrt uns, dass große kirchliche Zusammenschlüsse von Natur aus mehr oder weniger korrupt werden. Riesige geistliche Organisationen sind in ihrer Gesamtheit die Hochburgen der Tyrannei und die Zufluchtsorte des Missbrauchs; und es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie zerbrechen werden.“ (Spurgeon)
    5. „Denn die kirchliche Gemeinschaft, in der die nichtjüdischen und jüdischen Gläubigen vereint waren, war keine bloße Eintragung in ein Vereinsregister; sie umfasste ihre Einheit mit Christus durch den Glauben und daher ihre Verbindung miteinander als Glieder seines Leibes.“ (Bruce)
    6. Wir sind zuversichtlich, dass diese Einheit in Jesus Christus zu finden ist, und zwar durch den Geist Gottes. „Wir wollen Einheit in der Wahrheit Gottes durch den Geist Gottes. Lasst uns danach streben; lasst uns nah bei Christus leben, denn das ist der beste Weg, die Einheit zu fördern. Spaltungen in den Kirchen beginnen nie mit denen, die voller Liebe zum Erlöser sind.“ (Spurgeon)

3. Die Beschreibung der Einheit der Kirche

Epheser 4, 4-6

Epheser 4, 4-6
Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, über allen und durch alle und in euch allen.

  1. Ein Leib und ein Geist: Wir bilden eine Einheit durch das, was wir gemeinsam haben. In Jesus teilen wir einen Leib, einen Geist, eine Hoffnung unserer Berufung, einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe und einen Vater. Jede dieser Gemeinsamkeiten ist größer als jeder mögliche Unterschied.
  2. Eine Taufe: Aufgrund Paulus‘ Aussage, dass es eine Taufe gibt, meinen manche, dass die Taufe im Heiligen Geist als eine spätere Erfahrung falsch sei. Aber Paulus sprach hier nur von der Wassertaufe, die das sichtbare Zeichen des gemeinsamen Wirkens Gottes in jedem Gläubigen und damit eine Grundlage der Einheit ist. Es gibt keine getrennten Taufen für Juden und Nichtjuden.
    1. Das Thema ‚Taufe im Heiligen Geist‘ wird in Matthäus 3, 11, Apostelgeschichte 1, 5 und 11, 16 deutlich beschrieben. Diese kann als eine erste (und manchmal dramatische) Erfahrung erlebt werden, die man durch die Erfüllung mit dem Heiligen Geist macht; eine Erfüllung, die Gott durch das christliche Leben eines Menschen fortsetzen möchte.

B. Die Art und Weise, wie Gott Einheit bewirkt: durch geistliche Leitungsgaben in der Gemeinde

1. Die Verteilung von Geistesgaben an die Gemeinde

Epheser 4, 7-10

Epheser 4, 7-10
Jedem Einzelnen von uns aber ist die Gnade gegeben nach dem Maß der Gabe des Christus. Darum heißt es:
»Er ist emporgestiegen zur Höhe,
hat Gefangene weggeführt
und den Menschen Gaben gegeben«.
Das [Wort] aber: »Er ist hinaufgestiegen«, was bedeutet es anderes, als dass er auch zuvor hinabgestiegen ist zu den Niederungen der Erde? Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfülle.

  1. Ist die Gnade gegeben: Uns allen wurde Gnade gegeben, die uns nach dem Maß der Gabe Jesu geschenkt wurde. Dies ist die Grundlage für Gottes Verteilung der geistlichen Gaben in seiner Gemeinde: Gnade, die freie, unverdiente Gabe Gottes. Niemand verdient geistliche Gaben oder hat sie erarbeitet.
  2. Er ist emporgestiegen zur Höhe: Diese Gabe erfolgte (wie prophetisch in Psalm 68, 19 beschrieben), als Jesus in den Himmel hinaufstieg. Dies war der Beweis seines Triumphes über jeden Feind (die Wegführung der Gefangenen).
    1. Bruce über das Bild aus Psalm 68: „Man kann sich einen militärischen Führer vorstellen, der an der Spitze seiner Anhänger nach Jerusalem zurückkehrt, nachdem er eine feindliche Armee geschlagen und viele Gefangene mitgebracht hat.“
    2. Wie Jesus sagte: Es ist gut für euch, dass ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu euch senden. (Johannes 16, 7).
  3. Er ist emporgestiegen zur Höhe, hat Gefangene weggeführt und den Menschen Gaben gegeben: Paulus hat diese Stelle nicht genau so zitiert, wie sie in Psalm 68 steht. Entweder änderte er den Text unter der Inspiration des Heiligen Geistes oder er zitierte unter ähnlicher Inspiration aus einer alten Übersetzung (‚Targum‘ genannt), die den Psalm auf diese Weise wiedergibt.
    1. Psalm 68, 19 lautet: Du bist zur Höhe emporgestiegen, hast Gefangene weggeführt; du hast Gaben empfangen unter den Menschen. In der Sprache des hebräischen Originaltextes ist sicherlich genug Spielraum vorhanden, um die Lesart des Paulus zuzulassen, auch wenn sie ungewöhnlich ist.
    2. „Es genügt mir, dass der Apostel den Vers unter der Eingebung Gottes auf diese Weise anwendet; und was immer David beabsichtigt und von welchem Ereignis er auch geschrieben haben mag, wir sehen deutlich, dass der Sinn, in dem der Apostel ihn verwendet, der Sinn des Geistes Gottes war.“ (Clarke)
  4. Das [Wort] aber: »Er ist hinaufgestiegen«, was bedeutet es: Paulus zeigte darin auf, wie sich die Worte „Du bist zur Höhe emporgestiegen“ in Psalm 68, 19 auf die Auferstehung Jesu bezogen, indem er erstens von seiner Auferstehung von den Niederungen der Erde und zweitens darüber sprach, dass Jesus hinaufgestiegen ist über alle Himmel.
    1. Einige meinen, dass sich der Ausdruck ‚Niederungen der Erde‘ auf Jesu Predigt an die Geister im Gefängnis bezieht, die in 1. Petrus 3, 19 und 4, 6 beschrieben wird. Dieser Aspekt des Dienstes Jesu im Hades nach seinem Werk am Kreuz ist zwar wahr (und wird in Jesaja 61, 1-2 und Lukas 4, 18 prophezeit), aber Paulus hat sich hier nicht zwingend darauf bezogen.

2. Die Ämter der geistlichen Leitung in der Gemeinde und ihr Zweck

Epheser 4, 11-12

Epheser 4, 11-12
Und Er hat etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer, zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Erbauung des Leibes des Christus,

  1. Er: Das bedeutet, dass Jesus diese Ämter geschaffen hat. Sie sind das Werk und die Beauftragung von Jesus, nicht von Menschen. Auch wenn Personen eigenmächtig Anspruch auf sie erheben mögen, sind die Ämter selbst eine göttliche Einrichtung und keine menschliche Erfindung.
  2. Etliche als Apostel gegeben, etliche als Propheten, etliche als Evangelisten, etliche als Hirten und Lehrer: Paulus beschrieb vier Ämter (nicht fünf, wie in dem häufig, aber fälschlicherweise bezeichneten ‚fünffältigen Dienst‘)).
    1. Apostel, die besondere Botschafter des Werkes Gottes sind, wenn auch nicht in demselben maßgeblichen Sinn wie die Apostel des ersten Jahrhunderts. Diese Apostel des ersten Jahrhunderts wurden eingesetzt, um eine Grundlage zu schaffen (überliefert als das Neue Testament), wie es in Epheser 2, 20 beschrieben wird.
    2. Propheten, die Gottes Worte in völliger Übereinstimmung mit der Grundlage des Alten und Neuen Testaments offen aussprechen. Manchmal treffen sie in gewisser Weise Vorhersagen, aber nicht notwendigerweise, und sie unterliegen immer der Prüfung und der Beurteilung der Gemeindeleitung (1. Korinther 14, 29). Wie die Apostel sprechen auch die modernen Propheten nicht mit derselben Autorität wie die Propheten des ersten Jahrhunderts, die Gottes grundlegendes Wort brachten (Epheser 2, 20).
    3. Evangelisten, die besonders begabt sind, die gute Nachricht von der Errettung durch Jesus Christus zu verkündigen.
    4. Hirten und Lehrer (oder, Hirten-Lehrer; das Altgriechische beschreibt eindeutig ein Amt mit zwei beschreibenden Titeln), welche die Herde Gottes in erster Linie (wenn auch nicht ausschließlich) durch das Lehren des Wortes Gottes hüten. „Das Lehren ist ein wesentlicher Teil des pastoralen Dienstes; es ist daher angemessen, dass die beiden Begriffe, Pastoren und Lehrer, zusammengefügt werden, um eine Dienstordnung zu bezeichnen.“ (Bruce)
    5. Diese Gaben werden nach dem Ermessen von Jesus gegeben, der durch den Heiligen Geist wirkt (1. Korinther 12, 11). Wie wichtig es ist, in einer Gemeinde „alle vier im Einsatz“ zu haben, liegt an Jesus, der die Ämter vergibt. Die Aufgabe einer verantwortlichen Gemeindeleitung ist es, einen solchen Dienst nicht zu be- oder verhindern, aber niemals, ihn „ins Leben zu rufen“.
  3. Zur Zurüstung der Heiligen, für das Werk des Dienstes: Der Zweck dieser Leiterschafts-Gaben ist ebenfalls klar. Es geht darum, dass Heilige (das Volk Gottes) für das Werk des Dienstes (für Gott) ausgerüstet werden können, damit der Leib Christi aufgebaut (erweitert und gestärkt) wird.
    1. Zurüstung hat auch die Bedeutung von ‚in Ordnung bringen‘. Das hier verwendete altgriechische Wort bezeichnete Handlungen, um gebrochene Knochen wiederherzustellen oder Netze zu flicken. Diese Dienste arbeiten zusammen, um starke, gefestigte, fitte Christen hervorzubringen.
    2. Gottes Volk ist mit dem eigentlichen Werk des Dienstes beschäftigt. Gemeindeleiter haben in erster Linie die Aufgabe, Menschen zum Dienst auszurüsten und ihren Dienst unter Gottes Führung zu leiten.
    3. „Der Hauptzweck der Kirche ist nicht die Bekehrung der Sünder zum Christentum, sondern die Vervollkommnung der Heiligen (Vervollständigung und Reifung) für den Dienst und die Erbauung des Leibes.“ (Smith)

3. Das erwünschte Ziel von Gottes Werk durch Gemeindeleitung und ausgerüstete Heilige

Epheser 4, 13-16

Epheser 4, 13-16
bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zur vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus; damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch das betrügerische Spiel der Menschen, durch die Schlauheit, mit der sie zum Irrtum verführen, sondern, wahrhaftig in der Liebe, heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus. Von ihm aus vollbringt der ganze Leib, zusammengefügt und verbunden durch alle Gelenke, die einander Handreichung tun nach dem Maß der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Gliedes, das Wachstum des Leibes zur Auferbauung seiner selbst in Liebe.

  1. Bis wir alle zur Einheit des Glaubens … gelangen: Dies ist das oberste Ziel von Gottes Wirken durch die bevollmächtigten Ämter und die ausgerüsteten Heiligen. Dies entspricht sowohl dem ultimativen Plan Gottes (Epheser 1, 10) als auch dem Geheimnis Gottes, das durch Paulus offenbart wurde (Epheser 3, 6).
    1. Noch einmal: Indem Paulus klar zum Ausdruck bringt, dass es sich um eine Einheit des Glaubens handelt, verordnet er hier keine strukturelle oder organisatorische Einheit, sondern eine geistliche Einheit mit einem gemeinsamen Glauben.
  2. Und der Erkenntnis des Sohnes Gottes: Wenn die bevollmächtigten Ämter richtig vergeben und die Heiligen entsprechend ausgerüstet sind, wächst die christliche Reife und es gibt eine tiefere Intimität in der persönlichen Gotteserfahrung.
  3. Zur vollkommenen Mannesreife, zum Maß der vollen Größe des Christus: Die eingesetzten bevollmächtigten Ämter und ausgerüsteten Heiligen bringen die Heiligen zur Reife, nach dem Maß (stab), der Jesus selbst ist. Im Laufe der Jahre sollen wir nicht nur in Jesus alt (und erwachsen) werden, sondern auch in ihm reifer werden, sowohl als Einzelne als auch als Gemeinde.
  4. Damit wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre: Die bevollmächtigten Ämter und ausgerüsteten Heiligen führen zu Stabilität, da sie fest auf dem Fundament der Apostel und Propheten gegründet sind (Epheser 2, 20).
    1. Diejenigen, die nicht auf diese Weise reifen, sind Zielscheiben von Verführern, die gerade deshalb erfolgreich sind, weil sie betrügerisch vorgehen – und andere zum Irrtum verführen. Sie sind vergleichbar mit Landminen, denen die Reiferen ausweichen können.
    2. Das altgriechische Wort für ‚hin- und hergeworfen‘ entstammt denselben Wörtern, mit denen der stürmische See Genezareth in Lukas 8, 24 beschrieben wird (Wind und Wasserwogen). Wir können Bewegung fälschlicherweise dem Wachstum vorziehen; Hin- und Hergeworfen sein ist bloße Bewegung, aber Gott will, dass wir in allen Stücken heranwachsen zu ihm hin.
    3. Durch das betrügerische Spiel der Menschen: „Die Worte … beziehen sich auf die Tricks solcher Spieler, die mit gefälschten Würfeln arbeiten, die immer nur eine bestimmte Zahl anzeigen, so dass diejenigen, die mit ihnen spielen, nicht gewinnen können.“ (Clarke). Das Hinterherlaufen hinter geistlichen Trends lässt einen immer als Verlierer zurück.
  5. Wahrhaftig in der Liebe: Diese Aufforderung bezieht sich nicht nur darauf, wie wir in der Familie Gottes miteinander umgehen sollen, sondern beschreibt auch die Art und Weise des Umgangs von Leitern und Heiligen mit Betrügern. Wir sollten in Liebe mit ihnen umgehen, aber nie von der Wahrheit abweichen.
  6. Heranwachsen in allen Stücken zu ihm hin, der das Haupt ist: Eine andere Art, wie Reife beschrieben wird, ist das Heranwachsen in Jesus, der das Haupt ist. Dies definiert ebenfalls die Richtung der Reife. Wir wachsen nie ‚unabhängig‘ von Jesus, wir wachsen zu ihm hin.
    1. „Eine Kirche, die nur in sich selbst geeint, aber nicht mit Christus vereint ist, ist überhaupt keine lebendige Kirche. Man kann die Einheit der festgefrorenen Erde erreichen, in der Männer und Frauen zusammen mit den eiskalten Anstandsregeln der Aristokratie zusammengefroren sind, aber dies ist nicht die Einheit des Lebens.“ (Spurgeon)
    2. Adam Clarke zu heranwachsen … zu ihm hin: „Dies ist die Weiterführung einer Metapher, die sich auf die Glieder eines menschlichen Körpers bezieht, welche gleichmäßig ernährt werden und heranwachsen, jedes in seinem richtigen Verhältnis zu den anderen Teilen und zum Körper im Allgemeinen.“
  7. Die einander Handreichung tun nach dem Maß der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Gliedes: Daran kann man Reife erkennen: dass die Leiter und die Heiligen alle ihre Arbeit tun – dies ist die Handreichung füreinander. Das bedeutet, dass jedes Glied und jedes Gelenk das zur Verfügung stellt, was es innerhalb einer aufeinander abgestimmten Zusammenarbeit leisten kann. Wenn dies geschieht, bewirkt es auf natürliche Weise das Wachstum des Leibes (sowohl in Größe als auch in Stärke), aber vor allem das Wachstum für den Aufbau in der Liebe.
    1. Manche Menschen stellen sich die Gemeinde als eine Pyramide vor, mit dem Pastor an der Spitze. Andere stellen sich die Gemeinde als einen Bus vor, der vom Pastor gefahren wird, der seine teilnahmslosen Fahrgäste dorthin bringt, wo sie sein sollen. Gott möchte, dass wir die Gemeinde als einen Körper sehen, in dem jeder Teil seinen Teil dazu beiträgt.

C. Den alten Menschen ablegen, den neuen Menschen anziehen

1. Der Charakter des alten Menschen

Epheser 4, 17-19

Epheser 4, 17-19
Das sage und bezeuge ich nun im Herrn, dass ihr nicht mehr so wandeln sollt, wie die übrigen Heiden wandeln in der Nichtigkeit ihres Sinnes, deren Verstand verfinstert ist und die entfremdet sind dem Leben Gottes, wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens; die, nachdem sie alles Empfinden verloren haben, sich der Zügellosigkeit ergeben haben, um jede Art von Unreinheit zu verüben mit unersättlicher Gier.

  1. Das sage und bezeuge ich nun: Dies stellt die Verbindung her, nicht nur zu den herrlichen geistlichen Vorrechten, die in Epheser 1 bis 3 dargelegt sind, sondern auch mit der hochrangigen Berufung zu einem geeinten, reifen Leib, wie es in Epheser 4, 1-6 beschrieben wird. Aufgrund dieser großen Berufung sollten wir anders wandeln (leben), als es die Welt um uns herum tut.
    1. Christen neigen ständig dazu, der Welt zu zeigen, dass sie in Wirklichkeit gar nicht so anders sind. Sie versuchen damit fälschlicherweise, den ‚Respekt‘ oder die Anerkennung der Welt zu erlangen. Dem muss um jeden Preis widerstanden werden, denn dieses Ziel an sich ist sowohl unerwünscht als auch nicht erfüllbar.
    2. Dieses Kompromissprinzip lässt sich anhand des Austauschs zwischen einem liberalen wissenschaftlichen Theologen und einem christlichen Professor veranschaulichen. Der Liberale erklärte: „Ich nenne dich einen Gelehrten, wenn du mich einen Christen nennst.“ Dieser Handel ist es auf keinen Fall wert.
  2. Dass ihr nicht mehr so wandeln sollt, wie die übrigen Heiden wandeln: Der Wandel der Heiden ist gekennzeichnet durch die Nichtigkeit ihres Sinnes. Letztlich ist ihr Denken sinnlos, weil ihr Verstand verfinstert ist – weil sie dem Leben Gottes entfremdet sind.
    1. Das soll nicht heißen, dass der Mensch in seiner Rebellion gegen Gott nicht zu gewaltigen intellektuellen Leistungen fähig wäre. Die Aussage ist vielmehr, dass all diese Leistungen hinter der wahren Weisheit zurückbleiben, denn die Furcht vor dem Herrn ist der Anfang der Weisheit (Sprüche 9, 10).
    2. Nichtigkeit: „Das soll nicht bedeuten, dass ein unbekehrter Geist leer ist. Es geht darum, dass er mit Dingen gefüllt ist, die zu nichts führen.“ (Vaughan)
    3. Als Christen haben wir den Auftrag, auf eine bestimmte Art und Weise und in einer bestimmten Richtung zu wandeln. Es ist, als ob Jesus uns umgedreht und in die richtige Richtung gebracht hat, und jetzt sollen wir in diese Richtung wandeln und vorankommen.
  3. Wegen der Verhärtung ihres Herzens: Im Grunde genommen ist die Unwissenheit und das Unverständnis des Menschen ein Herzensproblem. Es zeigt sich nicht nur in einer törichten Gottesleugnung, sondern auch in seinem moralischen Versagen (Zügellosigkeit, Unreinheit, Gier).
    1. Die Heiden, von denen Paulus spricht, waren entweder Atheisten oder sie glaubten an Götter, die selbst unmoralisch waren. Daher lehnten sie in ihrer Verleugnung des wahren Gottes ebenfalls jeglichen moralischen Standard ab, dem sie hätten gerecht werden müssen.
    2. Alles Empfinden verloren haben bedeutet, dass die Haut schwielig wird und nicht mehr schmerzempfindlich ist. Es ist die logische Folge der Verhärtung ihres Herzens. Das hier im Altgriechischen verwendete Wort für ‘Verhärtung’ „wird medizinisch verwendet, um die verhärtete Stelle zu bezeichnen, die sich bildet, wenn ein Knochen gebrochen war und wieder zusammenwächst. Ein solcher Schwielenbelag ist sogar härter als der Knochen selbst.“ (Wood)
    3. Zügellosigkeit ist Sünde, die sich selbst zur Schau stellt, alle Zurückhaltung ablegt und weder Scham noch Furcht empfindet; Unreinheit ist ein weit gefasstes Wort, meist in Bezug auf sexuelle Unsittlichkeit.
    4. Barclay geht auf das griechische Wort aselgeia ein, das mit Zügellosigkeit übersetzt wird: „Das Hauptmerkmal der aselgeia ist folgendes – der schlechte Mensch versucht gewöhnlich, seine Sünde zu verbergen; aber dem Menschen, der aselgeia in seiner Seele hat, ist es egal, wie sehr er die Öffentlichkeit schockiert, solange er seine Wünsche befriedigen kann.“ (Barclay)

2. Den neuen Menschen anziehen

Epheser 4, 20-24

Epheser 4, 20-24
Ihr aber habt Christus nicht so kennengelernt; wenn ihr wirklich auf Ihn gehört habt und in ihm gelehrt worden seid — wie es auch Wahrheit ist in Jesus —, dass ihr, was den früheren Wandel betrifft, den alten Menschen abgelegt habt, der sich wegen der betrügerischen Begierden verderbte, dagegen erneuert werdet im Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt, der Gott entsprechend geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit.

  1. Den alten Menschen abgelegt … den neuen Menschen angezogen habt: Damit wird ein wirklicher Vergleich zum An- oder Ausziehen von Kleidung gebracht. Es geht darum, eine andere Art von Verhalten ‚anzuziehen‘.
    1. Denken Sie an einen Gefangenen, der aus dem Gefängnis entlassen wird, aber immer noch seine Gefängniskleidung trägt und sich wie ein Gefangener und nicht wie ein freier Mann verhält. Das erste, was man dieser Person sagen sollte, ist, dass sie sich neue Kleidung anziehen sollte.
    2. So wie das Anziehen anderer Kleidung die Art und Weise verändert, wie man über sich selbst denkt und sich sieht, so wird auch das Anlegen eines anderen Verhaltens die eigene Einstellung verändern. Das bedeutet, dass wir nicht warten sollten, bis wir uns wie der neue Mensch fühlen, bevor wir den neuen Menschen anziehen.
    3. Im Grunde genommen sagt Paulus, dass es für den Christen einen Bruch mit der Vergangenheit geben muss. Jesus wird nicht einfach zu unserem alten Leben hinzugefügt; das alte Leben stirbt, und er wird unser neues Leben.
  2. Ihr aber habt Christus nicht so kennengelernt: Die Wiederholung dieses Gedankens zeigt, dass das Anziehen des neuen Menschen einen starken Aspekt des Lernens und der Erziehung hat. Wenn ihr wirklich auf Ihn gehört habt und in ihm gelehrt worden seid — wie es auch Wahrheit ist in Jesus – … dagegen erneuert werdet im Geist eurer Gesinnung.
    1. Unser christliches Leben muss über das Kopfwissen hinausgehen, aber es muss unbedingt das Kopfwissen einschließen und unsere gesamte Denkweise beeinflussen – nicht nur in dem Sinne, dass wir Fakten kennen, sondern auch, dass wir in der Lage sind, uns auf die richtigen Dinge zu konzentrieren. Dies ist so grundlegend für das christliche Leben, dass man christliches Wachstum sogar als Erneuerung des Sinnes bezeichnen kann (Römer 12, 2).
    2. Die Epheser lernten Christus kennen, sie lernten nicht nur etwas über Jesus, sondern auch ihn kennen. Das bedeutet, dass ein lebendiges, beständiges Wissen von Jesus uns von sündigem Verhalten, von dem Paulus spricht, abhalten wird. Nur etwas über Jesus zu wissen, reicht nicht aus, um uns rein zu halten.
    3. „Wenn ihr also den Herrn Jesus Christus kennenlernen wollt, müsst ihr mit ihm leben. Zuerst muss er selbst zu euch sprechen, und danach müsst ihr in ihm bleiben. Er muss der bevorzugte Begleiter deiner Morgenstunden sein, er muss den ganzen Tag bei dir sein, und mit ihm musst du auch den Abend beschließen; und so oft du in der Nacht aufwachst, musst du sagen: ‚Wenn ich aufwache, bin ich immer noch bei dir‘.“ (Spurgeon)
  3. Den neuen Menschen angezogen habt, der Gott entsprechend geschaffen ist in wahrhafter Gerechtigkeit und Heiligkeit: Der neue Mensch ist die neue Schöpfung (2. Korinther 5, 17), die bei unserer Bekehrung in uns geschaffen wurde. Er ist der Mensch, der nach dem Ebenbild Jesu Christi geschaffen wurde und instinktiv gerecht und heilig ist. Er steht im Gegensatz zum alten Menschen, der von Adam abstammenden Person, die sich instinktiv gegen Gott auflehnt.

3. Das Verhalten des neuen Menschen

Epheser 4, 25-32

Epheser 4, 25-32
Darum legt die Lüge ab und »redet die Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten«, denn wir sind untereinander Glieder. Zürnt ihr, so sündigt nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn! Gebt auch nicht Raum dem Teufel! Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern bemühe sich vielmehr, mit den Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe. Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen, sondern was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist, damit es den Hörern Gnade bringe. Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid für den Tag der Erlösung! Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit. Seid aber gegeneinander freundlich und barmherzig und vergebt einander, gleichwie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

  1. Darum legt die Lüge ab: Der neue Mensch spricht die Wahrheit aus. Das Motiv dafür ist, dass wir untereinander Glieder (= miteinander verbunden) sind, deshalb gibt es keinen Platz für Lügen.
    1. Ein Körper kann nur dann richtig funktionieren, wenn er sich selbst die Wahrheit sagt. Wenn deine Hand etwas Heißes berührt, aber die Hand deinem Gehirn sagt, dass das Ding kühl ist, wird deine Hand schwer verbrannt. Deshalb ist es so wichtig, die Wahrheit zu sagen, denn wir sind untereinander verbundene Glieder.
  2. Zürnt ihr, so sündigt nicht: Der neue Mensch kann wütend werden, aber er sündigt nicht. Der neue Mensch weiß, wie er seinen Zorn ablegen kann und gibt damit dem Teufel keine Chance.
    1. „Hier wird empfohlen, wie man verhindern kann, dass der Zorn in Sünde ausartet, nämlich indem man ihm eine strikte zeitliche Begrenzung setzt: Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn!“ (Bruce)
    2. Das Werk des Teufels besteht darin, die Familie Gottes anzuklagen und zu spalten und Zwietracht in ihr zu säen. Wenn wir Zorn in unserem Herzen tragen, tun wir das Werk des Teufels für ihn.
  3. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr: Der neue Mensch stiehlt nicht mehr, er arbeitet mit den Händen. Er tut dies nicht nur, um für seine eigenen Bedürfnisse zu sorgen, sondern auch, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe.
    1. Sondern bemühe sich vielmehr, mit den Händen etwas Gutes zu erarbeiten: Das hier mit ‚erarbeiten‘ übersetzte Wort bedeutet wörtlich „sich bis zur Erschöpfung anstrengen“. Dies ist die Art von arbeitendem Herzen, die Gott denen befiehlt, die früher gestohlen haben. Paulus´ Gedanke ist, dass wir arbeiten sollen, um geben zu können. Das ursprüngliche Ziel, etwas zu erlangen, wird zum Wunsch, etwas davon zu geben.
  4. Kein schlechtes Wort soll aus eurem Mund kommen: Der neue Mensch weiß, wie er seine Zunge hüten muss, indem er nur das spricht, was gut ist zur Erbauung, wo es nötig ist. Er möchte allen, die ihn hören, Gnade erweisen.
    1. Kein schlechtes Wort: „Nicht nur obszöne Vulgarität, sondern auch verleumderisches und verächtliches Gerede“. (Bruce)
  5. Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes: Der neue Mensch wird den Heiligen Geist nicht betrüben, denn er weiß, dass dieser unser Siegel ist, sowohl im Sinne der Identifikation als auch im Sinne des Schutzes.
    1. Es gibt viele Möglichkeiten, den Heiligen Geist zu betrüben. Wir können die Heiligkeit vernachlässigen und den Heiligen Geist betrüben. Wir können in rein materialistischen Maßstäben denken und den Heiligen Geist betrüben. Der Geist verherrlicht Jesus (Johannes 15, 26); wenn wir es nicht schaffen, dasselbe zu tun, betrüben wir den Geist.
    2. „Ich glaube, ich sehe jetzt den Geist Gottes trauern, wenn du dich hinsetzt, um einen Roman zu lesen, und deine Bibel ungelesen daliegt … Du hast keine Zeit zum Beten, aber der Geist sieht, dass du sich sehr aktiv mit weltlichen Dingen beschäftigst und viele Stunden zur Entspannung und Belustigung übrig hast. Und dann ist er betrübt, weil er sieht, dass du die weltlichen Dinge mehr liebst als ihn.“ (Spurgeon)
    3. Die Trauer des Heiligen Geistes ist nicht kleinlich oder überempfindlich. „Er trauert mit uns vor allem um unseretwillen, denn er weiß, welches Elend uns die Sünde kosten wird; er liest unseren Schmerz in unseren Sünden … Er trauert um uns, weil er sieht, wie viel Qual wir erleiden und wie viel Gemeinschaft wir verlieren.“ (Spurgeon)
  6. Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan samt aller Bosheit: Der neue Mensch hat die Kontrolle über seine Gefühle (Bitterkeit, Wut, Zorn usw.). Wenn solche Dinge auftauchen, ist er in der Lage, mit ihnen in einer Weise umzugehen, die Gott verherrlicht.
    1. Aristoteles definierte Bitterkeit als „den nachtragenden Geist, der Versöhnung verweigert“.
    2. Bei Zorn handelt es sich um einen Ausbruch des Augenblicks; Wut meint eine bestimmte Einstellung. Beides muss weggetan werden.
  7. Seid aber gegeneinander freundlich und barmherzig und vergebt einander: Der neue Mensch bemüht sich, anderen dieselbe Freundlichkeit, Herzlichkeit und Vergebung entgegen zu bringen, die auch Gott ihm gegenüber zeigt. Wenn wir andere so behandeln, wie Gott uns behandelt, erfüllen wir alles, was Paulus uns in diesem Kapitel aufgetragen hat.
  8. Gleichwie auch Gott euch vergeben hat in Christus: Unsere Vergebung gegenüber anderen orientiert sich an dem Vorbild der Vergebung Jesu uns gegenüber. Wenn wir daran denken, auf welch wunderbare Art und Weise Gott uns vergibt, ist es für uns beschämend, denen, die uns Unrecht getan haben, die Vergebung vorzuenthalten.
      1. Gott hält seinen Zorn lange Zeit zurück und vergibt uns schließlich. Er erträgt es lange Zeit mit uns, obwohl wir ihn schmerzlich provozieren.
      2. Gott streckt die Hand nach schlechten Menschen aus, um sie zu sich zu rufen, und versucht, sich mit bösen Menschen zu versöhnen.
      3. Gott macht immer den ersten Schritt zur Vergebung und versucht, sich zu versöhnen, auch wenn der Schuldige kein Interesse an Vergebung hat.
      4. Gott vergibt unsere Sünde, obwohl er weiß, dass wir wieder sündigen werden, oft auf genau dieselbe Weise.
      5. Gottes Vergebung ist so vollständig und herrlich, dass er sogar ehemaligen Straftätern Adoption gewährt.
      6. Gott trug in seiner Vergebung die ganze Strafe für das Unrecht, das wir gegen ihn begangen haben. Er war unschuldig, doch er übernahm die Schuld.
      7. Gott reicht dem Menschen immer wieder die Hand zur Versöhnung, auch wenn der Mensch ihn immer wieder zurückweist.
      8. Gott verlangt keine Probezeit, damit man seine Vergebung empfängt.
      9. Gottes Vergebung bietet vollständige Wiederherstellung und Ehre. Er liebt, adoptiert, respektiert und verbindet sich mit denen, die ihm einst Unrecht getan haben.
      10. Gott setzt sein Vertrauen in uns und lädt uns ein, mit ihm zusammenzuarbeiten, wenn er uns vergibt.
    1. Die ältere King James-Version drückt es so aus: so wie Gott um Christi willen Euch vergeben hat. Dies ist für uns die Gewissheit der Vergebung – dass sie um Christi willen geschieht. „Gott hat dir um Christi willen vergeben. Ergreife diese große Wahrheit und halte sie fest, auch wenn alle Teufel in der Hölle dich anbrüllen. Ergreife sie wie mit einer stählernen Hand; halte dich an dieser Wahrheit fest, als ob es um dein Leben ginge: ’Gott hat mir um Christi willen vergeben‘ – möge jeder von uns das sagen können. Wir werden die göttliche Süße und Kraft des Wortes nicht spüren, es sei denn, wir können durch den Heiligen Geist eine persönliche Sache daraus machen.“ (Spurgeon)
    2. „Wenn jemand unter uns Christen Schwierigkeiten mit der Vergebung hat, nenne ich ihm drei Worte, die ihm wunderbar helfen werden. Ich würde sie demjenigen in den Mund legen. Ich habe sie euch soeben gegeben und euch gebeten, die Süße dieser Worte zu schmecken; hier sind sie wieder! ‚Um Christi willen‘. Kannst du einem Täter auf dieser Grundlage nicht vergeben?“ (Spurgeon)
    3. Es ist nicht so, dass wir vergeben müssen, weil Jesus uns vergeben wird. Wir vergeben, weil er uns vergeben hat. „Es ist eine historische Tatsache, dass Christus ein für alle Mal die Sünde durch das Opfer seiner selbst weggenommen hat, auf die hier Bezug genommen wird.“ (Moule)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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