Offenbarung 2 – Die Briefe Jesu an die Gemeinden

Die Briefe an die sieben Gemeinden haben alle eine ähnliche Struktur. Sie alle beinhalten:

      1. Eine Ansprache an eine bestimmte Gemeinde.
      2. Eine Einführung der Person Jesu.
      3. Eine Darstellung des Zustands der Gemeinde.
      4. Ein Urteil Jesu über den Zustand der Gemeinde.
      5. Einen Befehl Jesu an die Gemeinde.
      6. Eine allgemeine Ermahnung/ Ermutigung an alle Christen.
      7. Das Versprechen einer Belohnung.
        Wir können den Zustand jeder dieser sieben Gemeinden – und den Zustand unserer eigenen Beziehung mit Jesus – erkennen, indem wir uns ansehen, was Jesus den Gemeinden in den jeweiligen Abschnitten zu sagen hat.

A. Der Brief Jesu an die Gemeinde in Ephesus

1. Die Eigenschaften der Stadt Ephesus

Offenbarung 2, 1a

Offenbarung 2, 1a
Dem Engel der Gemeinde von Ephesus schreibe:

  1. Dem Engel: Wie in Offenbarung 1, 20 angesprochen ist der Engel entweder der Pastor der Gemeinde in Ephesus oder ein Engel, der über die Werke der Gemeinde in Ephesus wacht. In gewisser Weise repräsentiert der Engel die Gemeinde; der Brief ist aber nicht nur an einen Stellvertreter, sondern an die gesamte Gemeinde gerichtet.
    1. „Ich glaube, was diesem Engel gesagt wird, wird der gesamten Gemeinde gesagt; und dass nicht sein besonderer Zustand beschrieben wird, sondern die Zustände der Menschen, die unter seiner Obhut stehen im Allgemeinen.“ (Clarke)
  2. Ephesus war in der Antike eine berühmte Stadt mit einer ebenso berühmten Gemeinde. Paulus diente drei Jahre lang in Ephesus (Apostelgeschichte 19, 1+10; 20, 31). Aquilla und Priscilla dienten dort zusammen mit Apollos (Apostelgeschichte 18, 24-28). Paulus‘ enger Mitarbeiter Timotheus (1. Timotheus 1, 3) arbeitete in Ephesus. Gemäß der übereinstimmenden und einheitlichen historischen Überlieferung diente dort auch der Apostel Johannes.
    1. „Sicherlich war es ein Ort großer Privilegien und großer Predigten.“ (Robertson)
  3. Ephesus: Diese große Stadt war auch als religiöses, kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Region weltberühmt. In Ephesus gab es den bedeutenden Tempel der Diana, einer Fruchtbarkeitsgöttin, die mit sittenwidrigem Geschlechtsverkehr verehrt wurde. Der gewaltige Dianatempel in Ephesus galt als eines der sieben Weltwunder der Antike. Er wurde von 127 Säulen getragen, jede Säule war ca. 18 Meter hoch und mit außerordentlichen Bildhauereien verziert.
    1. „Der Artemis-Tempel war auch eine bedeutende Schatzkammer und Bank der Antike, in der Händler, Könige und sogar Städte Einzahlungen tätigten und ihr Geld unter dem Schutz der Gottheit sicher verwahrt werden konnte.“ (Longenecker in seinem Kommentar zur Apostelgeschichte)
    2. „Ephesus war eine Hochburg Satans. Hier wurden viele böse, okkulte und satanische Werke praktiziert. Bücher, die Formeln für Zauberei und andere gottlose und verbotene Künste enthielten, gab es in dieser Stadt reichlich.“ (Gaebelein in seinem Kommentar zur Apostelgeschichte)

2. Jesus stellt sich selbst der Gemeinde in Ephesus vor

Offenbarung 2, 1b

Offenbarung 2, 1b
Das sagt, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt:

  1. Das sagt, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: Diese Bilder stammen aus Johannes‘ Vision von Jesus in Offenbarung 1. Sie betonen die Autorität Jesu in der Gemeinde (er hält die sieben Sterne) und seine unmittelbare Gegenwart in der Gemeinde (der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt). Die Einleitung betont, dass Jesus im Mittelpunkt der Gemeinde steht und diese Position von der Gemeinde als zentral anerkannt werden sollte.
  2. Hält: Das altgriechische Wort kratein bringt Nachdruck und Vollkommenheit zum Ausdruck. Es sind Jesu Gemeinden und er hält sie sicher. Die Gemeinden gehören Jesus, nicht den Leitern oder den Menschen in den Gemeinden. Er hält sie.

3. Was Jesus über die Christen in Ephesus weiß

Offenbarung 2, 2-3

Offenbarung 2, 2-3
Ich kenne deine Werke und deine Bemühung und dein standhaftes Ausharren, und dass du die Bösen nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die behaupten, sie seien Apostel und sind es nicht, und hast sie als Lügner erkannt; und du hast [Schweres] ertragen und hast standhaftes Ausharren, und um meines Namens willen hast du gearbeitet und bist nicht müde geworden.

  1. Ich kenne deine Werke: Jesus sah seine Gemeinde und kannte ihren Zustand. Es war kein Geheimnis für ihn. Sünde oder Verdorbenheit mag innerhalb einer Gemeinde verborgen sein, aber für Jesus ist sie es nicht. Er würde heute zu jedem Einzelnen aber auch zu jeder Gemeinde dasselbe sagen: Ich kenne deine Werke.
    1. „Es gibt auch arbeitende Christen, die weit entfernt von echter Mühe sind; denn ein Leben gefüllt mit einer solchen Arbeit wie der ihren würde nicht einmal einen Schmetterling erschöpfen. Wenn ein Mensch also für Christus arbeitet, sollte er mit all seiner Kraft arbeiten.“ (Spurgeon)
  2. Deine Werke und deine Bemühung und dein standhaftes Ausharren: Jesus wusste, was die Gemeinde richtig machte. Sie arbeiteten hart für den Herrn und bewiesen eine Standhaftigkeit, die Gott gefiel. Ausharren ist das einzigartige altgriechische Wort hupomone, was ‚unerschütterliche Ausdauer‘ bedeutet. In diesem Sinne war die Gemeinde in Ephesus felsenfest.
  3. Dass du die Bösen nicht ertragen kannst: Die Gemeinde von Ephesus war um eine reine Lehre bemüht. Paulus warnte die Epheser in Apostelgeschichte 20, 29-31: Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied räuberische Wölfe zu euch hineinkommen werden, die die Herde nicht schonen; und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen in ihre Gefolgschaft. Darum wacht und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht aufgehört habe, jeden Einzelnen unter Tränen zu ermahnen. Durch das Lob Jesu wissen wir, dass die Epheser die Warnung des Paulus ernst nahmen.
    1. Die Kirche heute muss – genau wie die Gemeinde damals in Ephesus – diejenigen entschlossen auf die Probe stellen, die behaupten, Gottes Boten zu sein – insbesondere die, die behaupten, sie seien Apostel, denn die Verführer werden sich in ein gutes Licht rücken. Je größer das Übel, desto trügerischer sein Deckmantel.
    2. „Dies war beeindruckend an ihnen: es offenbarte ein Rückgrat der Wahrheit. Ich wünschte, einige Kirchen dieses Zeitalters hätten ein wenig von dieser heiligen Unterscheidungsfähigkeit an sich; denn, wenn ein Mann heutzutage klug ist, kann er die übelste Lüge predigen, die je aus dem Mund der Hölle erbrochen wurde, und einige werden mit ihr untergehen.“ (Spurgeon)
  4. Und du hast [Schweres] ertragen und hast standhaftes Ausharren und um meines Namens willen hast du gearbeitet und bist nicht müde geworden: Die Gemeinde in Ephesus hat diese Dinge weiterhin getan, ohne müde zu werden. Sie zeigten ein göttliches Durchhaltevermögen, das wir nachahmen sollen. Allem äußeren Anschein nach war Ephesus eine zuverlässige Gemeinde, die hart arbeitete, eine große Reichweite hatte und die Wahrheit des Evangeliums schützte.

4. Was Jesus gegen die Gemeinde in Ephesus hat

Offenbarung 2, 4

Offenbarung 2, 4
Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.

  1. Aber ich habe gegen dich: Jesus benutzte ein ernüchterndes Wort – aber, das ‚trotz alledem‘ bedeutet. Jesus berücksichtigte all das Gute in der Gemeinde in Ephesus, doch trotz alledem hatte er etwas gegen sie.
    1. Aber bedeutet, dass all das Gute in der Gemeinde in Ephesus das Schlechte, das Jesus nun beschreibt, nicht aufhebt.
  2. Dass du deine erste Liebe verlassen hast: Trotz all dem Guten in der Gemeinde in Ephesus läuft etwas gewaltig schief. Sie haben ihre erste Liebe verlassen – nicht verloren. Sie hatten einmal eine Liebe, die sie nun nicht mehr haben. Bei diesem Verlassen handelt es sich um „einen endgültigen und traurigen Abschied“ (Robertson)
    1. Die Unterscheidung zwischen verlassen und verlieren ist wichtig. Etwas kann ganz zufällig verloren gehen, aber verlassen ist eine bewusste Handlung, auch wenn es vielleicht nicht plötzlich geschieht. Wenn wir etwas verlieren, wissen wir nicht, wo wir es wiederfinden; wenn wir aber etwas verlassen, wissen wir, wo wir es wiederfinden.
    2. Obwohl sie ihre erste Liebe verlassen hatten, sah nach außen hin alles hervorragend aus. Wenn du an einem Gottesdienst der Gemeinde in Ephesus teilgenommen hättest, hättest du vielleicht gedacht: „Das ist eine Gemeinde, in der etwas passiert. Sie tun so viel, und sie beschützen die Wahrheit wirklich.“ Gleichzeitig hättest du vielleicht ein vages, unbehagliches Gefühl gehabt – aber es wäre wahrscheinlich schwer gewesen, es genau zu benennen. Für Jesus war es nicht schwer, das Problem zu erkennen, auch wenn von außen wahrscheinlich alles ausgezeichnet aussah.
    3. Das Problem war ernst. Ohne Liebe ist alles vergeblich. Kein Wunder, dass Jesus sagte: „Aber ich habe gegen dich“. „Eine Gemeinde hat keine Daseinsberechtigung, wenn sie keine Liebe in ihrem Herzen hat oder diese Liebe erkaltet. Wer die Liebe verliert, verliert alles.“ (Spurgeon)
  3. Deine erste Liebe verlassen: Welche Liebe haben sie verlassen? Als Christen wird uns gesagt, dass wir Gott und einander lieben sollen. Haben sie ihre Liebe zu Gott verlassen? Haben sie ihre Liebe füreinander verlassen? Wahrscheinlich ist hier beides gemeint, denn beide Arten von Liebe gehören zusammen. Man kann nicht behaupten, dass man Gott liebt und gleichzeitig seine Familie nicht lieben, und man kann seine Familie nicht richtig lieben, ohne IHN zuerst zu lieben.
    1. Die Gemeinde in Ephesus war eine arbeitende Gemeinde. Manchmal verdunkelt die Konzentration auf die Arbeit für Jesus die Liebesbeziehung zu ihm. Wir können das, was wir für Jesus tun, über das stellen, was wir in ihm sind. Wir können Jesus im Tempel zurücklassen, so wie es die Eltern Jesu taten (Lukas 2, 45-46).
    2. Die Gemeinde von Ephesus war eine Gemeinde mit einer reinen Lehre. Manchmal macht die Konzentration auf eine reine Lehre eine Gemeinde kalt, misstrauisch und intolerant gegenüber Vielfältigkeit. „Wenn die Liebe stirbt, wird die orthodoxe Lehre zu einer Leiche, zu einem machtlosen Formalismus. Das Festhalten an der Wahrheit verkommt zu Engstirnigkeit, wenn die Süße und das Licht der Liebe zu Jesus schwinden.“ (Spurgeon)
  4. Erste Liebe: Es gibt einen eindeutigen, definierbaren Unterschied in ihrer Beziehung zu Jesus. Die Dinge sind nicht mehr so, wie sie einmal waren. Wir können nicht erwarten, dass alles genauso aufregend ist, wie es zu Beginn unseres Christseins war, aber das Neue sollte in eine Tiefe übergehen, die die erste Liebe noch stärker macht.
    1. Ein Paar, das schon lange verheiratet ist, fühlt nicht immer den gleichen Nervenkitzel, den es bei seinen ersten Dates hatte. Das ist erwartbar und auch gut so – wenn die Aufregung zu einer Tiefe reift, die die Liebe noch besser macht als die erste Liebe.
    2. Es ist nichts Falsches an dieser anfänglichen Aufregung oder daran, dass sie bestehen bleiben oder wiederhergestellt werden soll. „Wenn wir in unserer ersten Liebe wären, was würden wir alles für Christus tun; aber wie wenig werden wir nun tun? Einige der Werke, die wir als junge Christen, gerade erst bekehrt, vollbracht haben, scheinen, wenn wir auf sie zurückblicken, wild und wie Ammenmärchen gewesen zu sein.“ (Spurgeon)

5. Welche Werke Jesus nun von der Gemeinde in Ephesus fordert

Offenbarung 2, 5-6

Offenbarung 2, 5-6
Bedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen, wenn du nicht Buße tust! Aber dieses hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse.

  1. Bedenke nun, wovon du gefallen bist: Der erste Schritt zur Wiederherstellung der Gemeinde in Ephesus ist, dass sie sich erinnern. Bedenke nun, wovon du gefallen bist. Das bedeutet, dass sie daran zurückdenken müssen, wie ihre Liebe zum Herrn und zueinander einmal ausgesehen hat.
    1. Als der verlorene Sohn im Schweinestall war, bestand der erste Schritt zur Wiederherstellung in der Erinnerung an das Leben im Haus seines Vaters (Lukas 15, 17-19). Das ist immer der erste Schritt, um dorthin zurückzukehren, wo wir mit dem Herrn sein sollten.
  2. Tue Buße: Das ist kein Befehl etwas zu bedauern oder überhaupt etwas zu empfinden. Es bedeutet die Richtung zu ändern, einen anderen Weg einzuschlagen. Es ist ein „dringender Appell zur sofortigen Änderung der Einstellung und des Verhaltens, bevor es zu spät ist“. (Robertson)
  3. Tue die ersten Werke: Das bedeutet, dass sie zu den Grundlagen zurückkehren müssen, zu den allerersten Dingen, die sie getan haben, als sie sich zum ersten Mal in Jesus verliebt haben. Das sind die Werke, über die wir nie hinauswachsen werden.
    1. Was sind die ersten Werke?
      1. Erinnerst du dich, wie du früher Zeit in seinem Wort verbracht hast?
      2. Erinnerst du dich, wie du früher gebetet hast?
      3. Erinnerst du dich an die Freude, als du dich mit anderen Christen getroffen hast?
      4. Erinnerst du dich an deine Begeisterung, anderen von Jesus zu erzählen?
    2. Indem er mit der Erinnerung an die ersten Werke ein Gefühl allgemeiner Unzufriedenheit erzeugt, leistet Satan meisterhafte Arbeit. Um Wachstum und Stabilität in ihr Christsein zu bekommen, laufen viele Christen oft allen neuen oder seltsamen Methoden und Programmen hinterher. Und weil unsere Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer wird, verblasst selbst die größte Begeisterung sehr schnell. Manchmal wollen wir fast alles tun außer den ersten Werken.
  4. Sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen, wenn du nicht Buße tust! Jesus spricht eine ernste Warnung aus: Wenn sie nicht Buße tun, wird er ihnen ihr Licht und seine Gegenwart wegnehmen. Wenn ihr Leuchter entfernt wird, kann sie zwar als Organisation weitermachen, aber nicht mehr als wahre Gemeinde Jesu Christi. Es wäre die Gemeinde von Ichabod, von der die Herrlichkeit gewichen war (1. Samuel 4, 21).
    1. Offenbar haben die Epheser diese Warnung zumindest kurzfristig beherzigt. Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts (kurz nachdem Johannes geschrieben hatte) lobte Ignatius die Liebe und reine Lehre der Epheser. „Du, der du zur heiligsten Gemeinde der Epheser gehörst, die weitberühmte Gemeinde … Du, der du voll des Heiligen Geistes bist, tust nichts nach dem Fleisch, sondern alles nach dem Geist. Denn ihr tut alles in Jesus Christus.“ (Brief des Ignatius an die Epheser, Kapitel 8. Aus dem Ante-Nizza-Vaterbrief, Band 1, Seite 52)
    2. Aus den Worten des Ignatius kann man schließen, dass die Epheser zu ihrer ersten Liebe zurückgekehrt waren, ohne Kompromisse bei der reinen Lehre einzugehen. Dieses Gleichgewicht ist nicht immer leicht zu halten, aber die Epheser haben es anscheinend – zumindest eine Zeit lang – geschafft.
  5. Aber dieses hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse: Wahrscheinlich wollte Jesus die Epheser nicht übermäßig entmutigen, deshalb machte er der Gemeinde ein weiteres Kompliment. Sie werden gelobt, weil sie die Werke der Nikolaiten hassten – aber wer waren die Nikolaiten und was waren ihre Werke? Die Lehre der Nikolaiten wird auch in Offenbarung 2, 15 verurteilt. In diesem Abschnitt wird sie mit Unmoral und Götzendienst in Verbindung gebracht.
    1. Irenäus schrieb im späten zweiten Jahrhundert, was er über die Nikolaiten wusste: „Die Nikolaiten folgten diesem Nikolaus, einem von den sieben, die zuerst von den Aposteln zu Diakonen geweiht wurden. Das Leben der Nikolaiten ist zügellos. Sie lehren, es habe nichts zu bedeuten, wenn man die Ehe breche, oder von den Götzenopfern esse. Am deutlichsten wird ihr Leben durch die Offenbarung Johannis kundgetan.“ (Gegen Häresien, Buch 1, Kapitel 26. Aus den Ante-Nizza-Vätern Band 1, Seite 352)
    2. Hippolyt, ein Schüler des Irenäus (geschrieben im frühen dritten Jahrhundert), brachte die Nikolaiten mit den Gnostikern in Zusammenhang: „Mannigfach sind die Ansichten der Gnostiker; wir hielten es nicht der Mühe wert, ihre albernen Lehren aufzuzählen, es sind viele, unsinnige und lästerliche. Nikolaus hat sie gar viel Böses gelehrt. Er fiel von der orthodoxen Lehre ab und behauptete, auf Lebensführung und Speise käme es nicht an.“ (Widerlegung aller Häresien, Buch 7, Kapitel 36; ANF Band 5, Seite 115)
    3. Andere betonen die Grundbedeutung der Wörter, aus denen sich der Name Nikolaiten zusammensetzt. Nikao-laos bedeutet wörtlich ‚das Volk erobern‘. Auf dieser Basis verweisen einige auf den anmaßenden Anspruch der Nikolaiten apostolische Autorität zu haben und eine innere Haltung, die Hierarchien entwickelt und den ‚Klerus‘ von den ‚Laien‘ trennt. Vielleicht erfüllten die Nikolaiten all diese Aspekte, da sie sowohl für gottlose Unzucht als auch für ein anmaßendes, hierarchisches, System ‚geheimer Erkenntnisse‘ standen, das typisch für den Gnostizismus ist.
    4. Wie alle Betrüger, die aus dem Leib Christi kommen, behaupteten die Nikolaiten, „dass sie das Christentum nicht zerstören, sondern eine verbesserte und modernisierte Version davon präsentieren“. (Barclay)
  6. Die ich auch hasse: Das sind gewaltige Worte, denn sie kommen von unserem Erlöser, der so reich an Liebe ist. Wer auch immer die Nikolaiten genau waren, was auch immer sie genau taten und lehrten, wir lernen etwas aus dem Urteil, das Jesus über sie fällt. Wir erkennen, dass der Gott der Liebe die Sünde hasst und möchte, dass sein Volk die Sünde ebenso hasst.

6. Eine allgemeine Ermahnung an alle, die zuhören

Offenbarung 2, 7a

Offenbarung 2, 7a
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

  1. Wer ein Ohr hat: Das gilt also für jeden – oder zumindest für jeden, der zuhört. Dieser Brief wurde nicht nur zur Zeit des Apostels Johannes an die Gemeinde in Ephesus geschrieben. Er ist an uns und an alle Christen im Laufe der Jahrhunderte geschrieben worden.
  2. Der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Jeder einzelne der sieben Briefe gilt für alle Gemeinden. Wir müssen hören, was der Geist den Gemeinden sagt – nicht nur einer einzigen Gemeinde. Jeder einzelne Brief ist dazu bestimmt, zu dir zu sprechen, wenn du nur ein Ohr hast, um zu hören, was der Geist … sagt.
    1. „Es wurden nicht sieben Bücher geschrieben, sondern ein Buch, in dem sieben Briefe standen, aus denen jede Gemeinde bzw. die Gemeinde in der jeweiligen Epoche erfahren konnte, was sie betraf.“ (Poole)
    2. „Die Kirchen des gesamten Landes sind mit glatzköpfigen alten Sündern übersät, deren Haare durch die ständige Reibung durch auf sie gezielte Predigten ausgerauft wurden, dann abprallten und den Mann in der Kirchenbank dahinter trafen.“ (H.W. Beecher)

7. Eine Belohnung wird versprochen

Offenbarung 2, 7b

Offenbarung 2, 7b
Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in der Mitte des Paradieses Gottes ist.

  1. Wer überwindet: Jesus gab dem Überwinder dieses Versprechen – aber was überwindet dieser Überwinder? Gewöhnlich denken wir bei Überwindung an drastische Begriffe wie Überwindung der Sünde oder Überwindung in geistlicher Kriegsführung. Hier scheint Jesus aber von der Überwindung ihrer Herzenskälte und mangelnden Liebe zu sprechen, die sich durch ihr Verlassen der ersten Liebe offenbart.
  2. Dem will ich zu essen geben vom Baum des Lebens: Die Verheißungen für die Überwinder waren eine Rückkehr in den Garten Eden, eine Wiederherstellung und ewiges Leben. Dies war zunächst im Sinne der Ewigkeit im Himmel gemeint, was kein unbedeutendes Versprechen an eine Gemeinde war, der der Entzug der Gegenwart Jesu drohte. Es bedeutet aber auch, dass die Auswirkungen des Fluchs in unserem eigenen Leben aufgehoben werden, indem wir in der erlösenden Liebe Jesu leben.
  3. In der Mitte des Paradieses Gottes: Ursprünglich bedeutete das Wort Paradies „ein Garten der Wonne“. Letztendlich erhielt es die Bedeutung „der Ort, an dem Gott lebt“. Wo Gott ist, da ist das Paradies!

B. Der Brief Jesu an die Gemeinde in Smyrna

1. Der Charakter der Stadt Smyrna

Offenbarung 2, 8a

Offenbarung 2, 8a
Und dem Engel der Gemeinde von Smyrna schreibe:

  1. Smyrna war eine große, schöne und stolze Stadt. Sie war ein Zentrum des Lernens und der Kultur und war stolz auf ihre Stellung als Stadt. „Smyrna war eine außergewöhnlich schöne Stadt. Sie erhob den Anspruch, die ‚Herrlichkeit Asiens‘ zu sein.“ (Barclay)
  2. Smyrna war eine reiche Stadt. „Smyrna war eine große Handelsstadt … Smyrna stand am Ende der Straße, die das Tal des Flusses Hermos bediente, und der gesamte Handel dieses Tals floss in seine Märkte und fand durch seinen Hafen einen Absatzmarkt. Besonders üppig war der Handel mit Wein. Smyrna war, wie Ephesus, eine Stadt des Reichtums und der kommerziellen Größe.“ (Barclay)
  3. Smyrna: Aus der Geschichte wissen wir auch, dass die Stadt sehr engagiert war, wenn es um den Götzendienst und die Verehrung des römischen Kaisers ging. In einer berühmten Straße in Smyrna, der sogenannten ‚Goldenen Straße‘, standen prächtige Tempel für Cybele, Apollo, Asklepios, Aphrodite und ein großer Tempel für Zeus – doch die Verehrung dieser heidnischen Götter starb aus. Das Hauptaugenmerk galt der Verehrung des römischen Kaisers.
    1. 196 v. Chr. baute Smyrna den ersten Tempel für die Dea Roma – die Göttin Roms, das geistliche Symbol des Römischen Reiches. Sobald der ‚Geist‘ Roms angebetet wurde, war es kein großer Schritt mehr hin zur Verehrung der verstorbenen Kaiser Roms. Danach war es nur noch ein kleiner Schritt hin zur Anbetung der lebenden Kaiser, um dann eine solche Verehrung als Beweis der politischen Loyalität und staatsbürgerlichen Einheit zu fordern.
    2. Im Jahre 23 n.Chr. erhielt Smyrna das Recht (vor 11 anderen Städten), den ersten Tempel zur Verehrung des Kaisers Tiberius zu errichten. Smyrna war eine führende Stadt, wenn es um den römischen Kaiserkult ging.
    3. Der römische Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) war der erste, der vom Volk des römischen Reiches verlangte, ihn unter dem Titel ‚Gott‘ anzubeten, um ihre politische Loyalität unter Beweis zu stellen. Der antiken Kirchengeschichte zufolge wurde Johannes unter der Herrschaft Domitians auf die Insel Patmos verbannt, wo er diese Vision erhielt.
    4. „Die Kaiserverehrung hatte als spontane Demonstration der Dankbarkeit gegenüber Rom begonnen; aber gegen Ende des ersten Jahrhunderts, in den Tagen des Domitian, wurde der letzte Schritt getan und die Kaiserverehrung wurde vorgeschrieben. Einmal im Jahr musste der römische Bürger auf dem Altar eine Prise Weihrauch für den göttlichen Kaiser verbrennen; und nachdem er dies getan hatte, erhielt er eine Urkunde, die ihm seine religiöse Pflichterfüllung verbriefte.“ (Barclay)
    5. „Alles, was die Christen tun mussten, um ihre Urkunde zu erhalten, war eine Prise Weihrauch zu verbrennen und zu sagen: ‚Der Kaiser ist Gott‘. Danach durften sie gehen und anbeten, wen sie wollten. Aber genau das taten die Christen nicht. Sie würden keinem Menschen den Namen Gott geben; dieser Titel war Jesus Christus, und nur ihm alleine vorbehalten. Sie würden sich nicht einmal formell anpassen.“ (Barclay)

2. Jesus beschreibt sich selbst der Gemeinde in Smyrna

Offenbarung 2, 8b

Offenbarung 2, 8b
Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und lebendig geworden ist:

  1. Der Erste und der Letzte: Als Jesus das erste Mal bei Johannes erschien (Offenbarung 1, 11; 1, 17), wählte er diesen Titel, um seinen ewigen Charakter zu betonen. Der Erste und der Letzte sind Titel, die gemäß Jesaja 41, 4; 44, 6 und 48, 12 nur dem HERRN, Jahwe, zustehen.
  2. Der tot war und lebendig geworden ist: Jesus wählte diesen Titel bei seinem ersten Erscheinen bei Johannes (Offenbarung 1, 18), um die Christen in Smyrna daran zu erinnern, dass sie dem auferstandenen Herrn dienten, der über den Tod gesiegt hatte. Der Tod konnte Jesus nicht festhalten, und er kann sein Volk nicht aufhalten.
    1. Die Anspielung auf den Tod – und den Sieg der Auferstehung – zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Brief. Der Name Smyrna kommt von dem Wort Myrrhe, einem süß duftenden Parfüm, das bei der Einbalsamierung von Leichen verwendet wird.

3. Was Jesus über die Christen in Smyrna weiß

Offenbarung 2, 9

Offenbarung 2, 9
Ich kenne deine Werke und deine Drangsal und deine Armut — du bist aber reich! — und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden und sind es nicht, sondern eine Synagoge des Satans.

  1. Ich kenne deine Werke: Jesus kannte auch die Werke der Gemeinde in Ephesus (Offenbarung 2, 2). Jesus wusste auch über die Werke … Drangsal und … Armut von Smyrna Bescheid. Er konnte ihre Nöte in zweifachem Sinn nachvollziehen. Er sah, was mit ihnen geschah und er kannte ihre schweren Umstände aus persönlicher Erfahrung.
    1. Die Armut: Der Geschichte zufolge war Smyrna eine wohlhabende Stadt. Doch die Christen dort waren arm. „Das Wort für ‚Armut‘ ist das Wort für bittere Armut. Sie waren nicht einfach nur arm.“ (Walvoord)
    2. Die Christen aus Smyrna kannten Armut, weil sie wegen des Evangeliums verfolgt, ausgeraubt und aus ihren Jobs entlassen wurden. Die frühen Christen haben den Raub ihrer Güter mit Freuden hingenommen, weil sie wussten, dass sie ein besseres und bleibendes Gut in den Himmeln besaßen (Hebräer 10, 34). Diese Art der wirtschaftlichen Verfolgung war ein wichtiger Grund, warum die Christen in Smyrna arm waren. Auch heute noch ist dies eine übliche Form der Christenverfolgung.
  2. Und die Lästerung: Jesus kannte die Misshandlungen, die diese Christen durch ‚religiöse‘ Männer erlitten, von denen, die sagen, sie seien Juden und sind es nicht.
    1. Aus der Geschichtsforschung wissen wir, dass es in Smyrna eine große und feindselige Gemeinschaft von Juden gab. Die Stelle sagt uns, dass ein echter Jude jemand ist, der Gott vertraut und an Jesus Christus glaubt (Philipper 3, 3). Andere mögen ethnisch gesehen Juden sein – was bei Gott immer noch seine Bedeutung hat – aber im geistlichen Sinn sind sie in den Augen Gottes keine Juden.
  3. Ich kenne: Inmitten dieses Leides kann man leicht glauben, Gott habe einen vergessen – aber Jesus kennt die Umstände.

4. Was Jesus über die Gemeinde in Smyrna denkt

Offenbarung 2, 9

Offenbarung 2, 9
Du bist aber reich.

  1. Reich: Alle äußeren Umstände sagten, dass die Christen in Smyrna arm, ja sogar bettelarm waren, aber Jesus sah über die Umstände hinweg und wusste, dass sie in Wirklichkeit reich waren. „Süß duftendes Smyrna, das ärmste, aber reinste der Sieben.“ (Trapp)
  2. Reich: Wenn Jesus so über sie dachte und sie für reich hielt, dann waren sie reich. Unsere Selbsteinschätzung ist weit weniger wichtig als das, was Gott über uns sagt.
    1. Im Gegensatz dazu dachten die Christen in Laodizea, dass sie reich sind, aber in Wirklichkeit waren sie arm (Offenbarung 3, 17). Laodizea war eine arme reiche Gemeinde. Smyrna war eine reiche arme Gemeinde. Es ist besser, eine reiche arme Gemeinde zu sein als eine arme reiche Gemeinde.
  3. Und deine Armut — du bist aber reich: Der Kontrast zwischen materieller Armut und geistlichem Reichtum der Christen in Smyrna erinnert uns daran, dass Reichtum an sich nichts Geistliches ist. Ebenso ist Armut von Natur aus nichts Geistliches.
    1. Materielle Reichtümer sind ein Hindernis für das Reich Gottes, das manche nicht überwinden (Markus 10, 23-25). Es ist nicht falsch, Geld zu haben; das Problem ist nur, dass Geld uns so leicht ‚kriegt‘.
    2. Oftmals werden materielle Reichtümer auf Kosten wahrer geistlicher Reichtümer erworben. Es gibt eine Geschichte über die ruhmreichen Tage des Papsttums der Renaissance, in der ein Mann mit dem Papst spazieren ging und die Pracht und den Reichtum des Vatikans bewunderte. Der Papst sagte ihm: „Wir müssen nicht länger sagen, was Petrus dem Lahmen sagte: ‚Silber und Gold habe ich nicht‘“. Sein Begleiter antwortete: „Aber du kannst auch nicht mehr sagen: ‚Steh auf und geh‘.“
  4. Reich: Die Gemeinde in Smyrna war auch reich an Leitern. Einer der Pastoren dieser Kirche hieß Polycarp. Er war einer der Jünger des Apostels Johannes und diente bis zu seinem heldenhaften Märtyrertod im Jahr 155 n. Chr. in Smyrna.

5. Das sollen die Christen in Smyrna laut Jesus tun

Offenbarung 2, 10

Offenbarung 2, 10
Fürchte nichts von dem, was du erleiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Drangsal haben zehn Tage lang. Sei getreu bis in den Tod, so werde ich dir die Krone des Lebens geben!

  1. Fürchte nichts: Wörtlich und besser übersetzt steht hier „hör auf, Angst zu haben“. Die Christen in Smyrna litten unter Verfolgung und hatten Angst. Manchmal denken wir, dass Christen unter Verfolgung fast übermenschliche Kräfte haben, und manchmal schätzen wir die Tiefen der Angst nicht ein, mit der sie zu kämpfen haben. Es gab Dinge, die sie erleiden mussten. Jesus wollte, dass sie bereit waren, sich diesen Dingen entgegenzustellen.
  2. Der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen: Hier beschrieb Jesus die Art der Verfolgung, die die Christen in Smyrna erleiden würden. Offenbar würden sie für eine bestimmte Zeit eingesperrt werden (ihr werdet Drangsal haben zehn Tage).
    1. Laut Jesus würde die Verfolgung der Christen von Smyrna vom Teufel kommen. Zugleich würde sie von Gott bemessen und begrenzt werden. Sicherlich wollte der Teufel sie für längere Zeit einsperren, aber Gott beschränkte die Drangsal auf zehn Tage.
    2. Es war eine schwere Verfolgung ins Gefängnis geworfen zu werden. Damals wurde ein Gefängnis nie zur Rehabilitation und nur selten zur Bestrafung genutzt. Normalerweise wurde man ins Gefängnis geworfen, wenn man auf einen Prozess und seine Hinrichtung wartete.
    3. „Egal wo, wenn jemand Christ wurde, wurde er gleichzeitig ein Ausgestoßener. Gerade in Smyrna bedeutete es für jemanden, der in die christliche Gemeinde eintrat, buchstäblich auf sich alleine gestellt zu sein. Die Gemeinde in Smyrna war ein Ort für Helden.“ (Barclay)
    4. „Diese ‘Bedrängnis‘ steht nicht für die gemeinsamen Prüfungen, die alles Fleisch erben wird. Einige lieben Seelen glauben, dass sie jedes Mal ihr Kreuz tragen, wenn sie Kopfschmerzen haben. Die hier erwähnte Trübsal ist eine Bedrängnis, die sie nicht gehabt hätten, wenn sie nicht Christen gewesen wären.“ (Havner)
  3. Ihr werdet Drangsal haben zehn Tage: Kommentatoren des Buches der Offenbarung haben lange über die Bedeutung der zehn Tage debattiert.
    1. Manche denken, dass Jesus wörtlich von zehn Jahren der Verfolgung sprach. „Da es sich bei den Tagen in diesem Buch um das handelt, was gemeinhin als prophetische Tage bezeichnet wird, die jeweils einem Jahr entsprechen, könnten die zehn Jahre der Trübsal zehn Jahre der Verfolgung symbolisieren; und genau das war die Dauer der Verfolgung unter Diokletian, in der alle asiatischen Gemeinden schwer bedrängt wurden.“ (Clarke)
    2. Andere meinen, dass Jesus in Wahrheit von der Verfolgung unter der Herrschaft von zehn römischen Kaisern sprach. „Die erste unter Nero, 54 n. Chr.; die zweite unter Domitian, 81 n. Chr.; die dritte unter Trajan, 98 n. Chr.; die vierte unter Adrian [Hadrian], 117 n. Chr.; die fünfte unter Septimus Severus, 193; die sechste unter Maximin, 235 n. Chr.; die siebte unter Decius, 249 n. Chr.; die achte unter Baldrian, 254 n. Chr.; die neunte unter Aurelian, 270 n. Chr.; die zehnte unter Diokletian, 284 n. Chr.“. (Weiß, zitiert in Walvoord)
    3. Wieder andere vertreten seltsame und verwirrende Ansätze: „Andere merken an, dass in zehn Tagen zweihundertvierzig Stunden vergehen, was der Zahl der Jahre von 85, als die zweite Verfolgung begann (unter der Johannes zu dieser Zeit war), bis 325, als alle Verfolgungen aufhörten, entspricht.“ (Poole)
    4. Andere sagen, dass zehn Tage einfach eine Redewendung sei: „Der Ausdruck zehn Tage ist nicht wörtlich zu nehmen; es ist der normale griechische Ausdruck für eine kurze Zeit.“ (Barclay)
    5. Es gibt jedoch keinen zwingenden Grund anzunehmen, dass hier etwas anderes als zehn Tage schwerer Verfolgung gemeint ist, wobei die Betonung auf dem Ausdruck einer begrenzten Zeitspanne liegt.
  4. Damit ihr geprüft werdet: Wenn dieser Angriff vom Teufel kam, warum konnten dann diese Christen in Smyrna nicht einfach Satan zurechtweisen und den Angriff stoppen? Gott ließ es zu, weil er mit ihrem Leiden etwas vorhatte. Gott gebraucht Leid, um zu reinigen (1. Petrus 1, 6-7), um uns Jesus ähnlicher zu machen (Römer 8, 17) und um uns zu wahren Zeugen seiner selbst zu machen. Zu allen Zeiten war das Blut der Märtyrer der Same der Kirche.
    1. „Die Heiligen in Smyrna hatten keinen aufmunternden Vortrag zum Thema ‚Die Kunst beliebt und einflussreich zu werden‘ erhalten. Sie hatten kein Zeugnis davon ‚wie der Glaube mich zum Bürgermeister von Smyrna macht‘. Es wurde ihnen keine Befreiung von Trübsal, Armut und Beschimpfung versprochen. Tatsächlich stand das Schlimmste noch bevor.“ (Havner)
    2. In diesem Fall erlaubte Gott diesen Angriff, vor allem, damit sie geprüft werden, im Sinne von bewährt werden. Durch ihr Leiden zeigte Gott allen, auch ihnen selbst, den wahren Reichtum der Gemeinde in Smyrna, obwohl er wusste, dass sie bereits reich waren.
    3. Die Christen in Smyrna würden geprüft werden, aber sie hatten die Prüfung bestanden. Über diese Gemeinde wird – im Vergleich zu den anderen sechs – nichts Böses gesagt. Unter den sieben hat nur diese Gemeinde Jahrhunderte römischer und muslimischer Verfolgung überlebt, und sie überlebt bis heute.
    4. Dass Sie getestet werden können: Gott ist auch daran interessiert, uns zu prüfen. Wir haben vielleicht nicht die gleiche Gelegenheit, für Jesus zu leiden wie die Christen in Smyrna, aber wir können dasselbe Herz haben. Wir sind vielleicht nie an einem Ort, an dem wir einen Märtyrertod sterben, aber wir können alle ein Märtyrerleben führen. Traurigerweise entziehen sich viele Christen jeglicher Verfolgung, indem sie sich so sehr der Welt anpassen, dass sie nicht mehr eindeutig Christen sind. Das war bei den Christen in Smyrna nicht der Fall. Sie wurden geprüft, und sie haben die Prüfung bestanden.
  5. Sei getreu bis in den Tod, so werde ich dir die Krone des Lebens geben: Was Jesus zu dieser Gemeinde gesagt hat, ist wichtig, aber was er nicht gesagt hat, ist ebenso wichtig. Jesus hatte für die Christen in Smyrna nicht ein einziges Wort der Zurechtweisung oder Korrektur. Er hatte nur die Verheißung einer Krone – und die Ermutigung, getreu zu sein bis in den Tod, was wörtlich „bis zum Tod treu bleiben“ bedeutet. (Walvoord)
    1. In der altgriechischen Sprache gibt es zwei verschiedene Wörter für Krone. Das eine beschreibt die Art von Krone, die ein König tragen würde, eine königliche Krone. Die andere Art von Krone – stephanos, was hier verwendet wird – wird einem siegreichen Athleten als Trophäe verliehen. Jesus betrachtet die Christen von Smyrna und sagt ihnen zu: „Ihr seid meine Sieger. Ihr habt eine Trophäe verdient.“
    2. Stephanos war auch die Krone, die bei Hochzeiten und besonderen Feiern getragen wurde. Das Bild beschreibt Jesus und seine Braut, die beide ihre Kronen tragen.
    3. Die Verheißung einer Krone war für die Christen von Smyrna besonders bedeutsam.
      1. Die Stadt Smyrna hatte eine ‚Krone‘ aus schönen Gebäuden auf dem Gipfel des Berges Pagos.
      2. In Smyrna trugen die Verehrer heidnischer Götter Kronen.
      3. In dieser Kultur erhielten gute Bürger und siegreiche Sportler Kronen.
    4. Jesus versprach eine besondere Krone – die Krone des Lebens. Ein Spitzensportler erhielt eine Krone aus Blättern, die bald braun wurde und verfaulte. Jesu Sieger erhalten die Krone des Lebens.
    5. „Eine Krone ohne Sorgen, Gegner, Neid, Ende. Die Kronen der Könige sind so schwer von Sorgen, dass sie oft den Kopf schmerzen lassen. Nicht so bei dieser Krone, deren Freuden ohne Maß und Menge sind.“ (Trapp)

6. Eine allgemeine Ermahnung an alle, die zuhören

Offenbarung 2, 11a

Offenbarung 2, 11a
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

  1. Wer ein Ohr hat: Obwohl der Geist uns durch jede einzelne der Gemeinden etwas zu sagen hat, mag dieser Brief an die Christen in Smyrna am wenigsten auf die modernen, westlichen Christen zutreffen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind wir einfach nicht mit der Art von Verfolgung konfrontiert, wie sie die Christen in Smyrna erlebt hatten. Polykarp war sowohl für die Verfolgung als auch für den Mut der frühen Christen ein bemerkenswertes Beispiel.
    1. Im Jahr nach der Rückkehr von Polykarp aus Rom kam eine große Verfolgung über die Christen von Smyrna. Seine Gemeinde drängte ihn, die Stadt zu verlassen, bis die Bedrohung vorüber sei. Im Glauben, dass Gott ihn noch einige Jahre gebrauchen wollte, verließ Polykarp die Stadt und versteckte sich auf einem Bauernhof, der einigen christlichen Freunden gehörte. Als er eines Tages auf dem Bauernhof in seinem Zimmer betete, hatte Polykarp eine Vision von seinem Kissen, das in Flammen stand. Er wusste was Gott ihm sagte und sprach ruhig zu seinen Gefährten: „Ich sehe, dass ich auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden muss.“
    2. In der Zwischenzeit erließ der Polizeichef einen Haftbefehl gegen ihn. Sie verhafteten einen von Polycarps Dienern und folterten ihn, bis er ihnen sagte, wo sein Herr war. Gegen Abend kamen der Polizeichef und eine Gruppe von Soldaten zum alten Bauernhaus. Als die Soldaten ihn fanden, war es ihnen peinlich, dass sie gekommen waren, um einen so alten, gebrechlichen Mann zu verhaften. Widerwillig setzten sie ihn auf einen Esel und brachten ihn zurück in die Stadt Smyrna.
    3. Auf dem Weg in die Stadt versuchten der Polizeichef und andere Regierungsbeamte Polykarp zu überreden, eine Prise Weihrauch vor einer Kaiserstatue zu opfern und dabei die Worte „Der Kaiser ist Herr“ zu sagen. Mehr musste er nicht tun, um vom Haken gelassen zu werden. Sie flehten ihn an, dies zu tun, um den schrecklichen Strafen zu entgehen. Zunächst schwieg Polykarp, doch dann gab er ihnen ruhig und fest seine Antwort: ‚Nein‘. Der Polizeichef war nun wütend. Verärgert über den alten Mann, stieß er ihn aus seinem Wagen auf den harten Boden. Polykarp, verwundet aber entschlossen, stand auf und ging zu Fuß den Rest des Weges bis zum Kolosseum.
    4. Die schrecklichen Spiele im Kolosseum hatten bereits in ihrem tödlichen Ernst begonnen. Ein großer, blutrünstiger Mob hatte sich versammelt, um zu sehen, wie Christen gefoltert und getötet wurden. Ein Christ namens Quintis erklärte sich mutig zum Nachfolger Jesu und sagte, er sei bereit, gemartert zu werden, aber als er die bösartigen Tiere in der Arena sah, verlor er den Mut und willigte ein, die Prise Weihrauch für den Kaiser als Herrn zu verbrennen. Ein anderer junger Mann namens Germanicus gab nicht nach. Er trat hinaus, stellte sich den Löwen und starb einen qualvollen Tod für seinen Herrn Jesus. Zehn weitere Christen ließen an diesem Tag ihr Leben, aber der Mob war unzufrieden. Sie riefen aus: „Weg mit den Atheisten, die unsere Götter nicht anbeten!“ In ihren Augen waren die Christen Atheisten, weil sie die traditionellen Götter Roms und Griechenlands nicht anerkannten. Schließlich begann die Menge zu rufen: ‚Bringt Polykarp heraus.‘
    5. Als Polykarp seinen müden Körper in die Arena schleppte, hörten er und die anderen Christen eine Stimme vom Himmel. Sie sagte: „Sei stark, Polykarp, sei mutig.“ Als er vor dem Prokonsul stand, versuchten sie ihn ein weiteres Mal dazu zu bringen, Jesus abzuschwören. Der Prokonsul forderte Polykarp auf, der Menge zuzustimmen und auszurufen: „Weg mit den Atheisten!“ Polykarp schaute die blutrünstige Menge streng an, deutete mit der Hand auf sie und sagte: „Weg mit diesen Atheisten!“ Der Prokonsul blieb hartnäckig. „Schwöre den Eid und verschmähe Christus, dann lasse ich dich frei!“
      Polykarp antwortete: „Sechsundachtzig Jahre lang habe ich Jesus gedient; wie könnte ich es jetzt wagen, meinen König zu schmähen?“ Der Prokonsul gab schließlich auf und kündigte der Menge das Verbrechen des Angeklagten an: „Polykarp hat gestanden, dass er ein Christ ist.“
    6. Die Menge rief: „Lasst die Löwen frei!“, aber die Tiere waren bereits eingesperrt worden. Deshalb verlangte die Menge, dass Polykarp verbrannt werden sollte. Der alte Mann erinnerte sich an den Traum mit dem brennenden Kissen und fasste Mut in Gott. Er sagte zu seinen Henkern: „Es ist gut. Ich fürchte mich nicht vor dem Feuer, das eine Zeit lang brennt und nach einer Weile wieder gelöscht wird. Warum zögern ihr? Kommt, tut was ihr tun müsst.“
    7. Sie legten einen großen Holzstapel an und stellten in der Mitte einen Pfahl auf. Als sie Polykarp an den Pfahl banden, betete er: „Ich danke Dir, dass Du mich in deiner Gnade für würdig befunden hast, an diesem Tag und in dieser Stunde Anteil an der Zahl der Märtyrer zu erhalten, dem Kelch deines Christus.“ Nachdem er gebetet und Gott gedankt hatte, setzten sie das Holz in Brand. Eine große Flammenwand schoss in den Himmel, aber sie berührte Polykarp nie. Gott stellte eine Schutzmauer zwischen ihn und das Feuer. Als der Henker sah, dass er nicht brannte, stach der Henker in rasender Wut mit einem langen Speer auf den alten Mann ein. Sofort schossen Ströme von Blut aus seinem Körper und schienen das Feuer zu löschen. Als dies geschah, sagten Zeugen, dass sie eine Taube aus dem Rauch in den Himmel fliegen sahen. Im selben Augenblick sagte ein römischer Kirchenführer namens Iraenus, er habe gehört, wie Gott zu ihm sagte: ‚Polykarp ist tot.‘ Gott hatte seinen Diener nach Hause gerufen.
  2. Dennoch sind die Tage der Märtyrer noch lange nicht vorbei. Überall auf der Welt, insbesondere in Asien, Osteuropa und in der muslimischen Welt werden Christen verfolgt. Einige gehen davon aus, dass im 20. Jahrhundert mehr Christen für ihren Glauben litten und starben als in allen vorangegangenen Jahrhunderten zusammen.
    1. Eine Nachrichtenmeldung vom Mai 1994 veranschaulicht dies: Das grausame Martyrium eines Pastors in Zentralindien führte zu mehreren hundert Bekehrungen zum Christentum. Ein ehemaliger Hindu, der seinen Namen in Paul James geändert hatte, wurde von einer Schar von Extremisten ermordet, als er auf einem Feld vor einem Gottesdienst am 20. Februar im Distrikt Phulabani sprach.
      Augenzeugen sagten, dass James ‚Jesus, vergib ihnen‘ rief, als seine Angreifer ihm Hände und Beine abhackten und seinen Torso aufschlitzten. Außerdem enthaupteten die Angreifer auch James, einen bemerkenswerten Gläubigen, der 27 Gemeinden gegründet hatte. Der Mord hat in dem Gebiet, das wegen hinduistisch-muslimischer Spannungen aufgeladen ist, große Aufmerksamkeit in den Medien erregt. Einige, aber nicht alle von James‘ Angreifern wurden gefasst.
      Der Hass und die Gewalt der Angreifer haben dazu geführt, dass viele Inder der Liebe, die das Opfer gezeigt hat, nacheifern wollen, sagte K. Anand Paul, Leiter von „Gospel to the Unreached Millions“. „Das Evangelium verbreitet sich wegen der Verfolgung“ sagte Paul, der sieben Mal geprügelt und einmal von fanatischen religiösen Gruppen entführt wurde. „Wir riskieren dafür unser Leben. Die Menschen müssen für uns beten.“ (National and International Religion Report, 2. Mai 1994)

7. Eine Belohnung wird versprochen

Offenbarung 2, 11b

Offenbarung 2, 11b
Wer überwindet, dem wird kein Leid geschehen von dem zweiten Tod.

  1. Wer überwindet: Das war ein Versprechen für Überwinder. Dieses Versprechen ist für diejenigen, die die Bedrohung und die Gegenwart der Verfolgung überwinden.
    1. Man könnte sagen, dass wir durch unsere enge Verbindung mit Jesus überwinden, denn er ist der ultimative Überwinder. Wie Jesus sagte: In der Welt habt ihr Bedrängnis; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden! (Johannes 16, 33).
  2. Dem wird kein Leid geschehen von dem zweiten Tod: Diejenigen, die in Jesus überwinden, werden niemals von dem zweiten Tod betroffen sein. Der zweite Tod ist die Hölle, der Feuersee (Offenbarung 20, 14; 21, 8). Obwohl Satan ihr Leben bedroht und angegriffen hat, verspricht Jesus denen, die zu ihm gehören und überwinden, dass der Tod für sie besiegt ist.
    1. „Der zweite Tod war ein jüdisch-rabbinischer Ausdruck für die totale Auslöschung der ganz und gar Bösen.“ (Barclay)
    2. „Alle Menschen starben, aber nicht alle werden mit dem Tod bestraft … Oh, es ist eine schreckliche Sache, mit dem Tod bestraft zu werden.“ (Trapp)

C. Der Brief Jesu an die Kirche in Pergamus

1. Eine Beschreibung der Stadt Pergamus

Offenbarung 2, 12a

Offenbarung 2, 12a
Und dem Engel der Gemeinde in Pergamus schreibe:

  1. Pergamus war die politische Hauptstadt der römischen Provinz Kleinasien. Als Johannes schrieb, war Pergamus schon mehr als dreihundert Jahre lang die Hauptstadt der Region. Die Stadt war ein bekanntes Zentrum für Kultur und Bildung und besaß eine der großen Bibliotheken der Antike mit mehr als 200.000 Büchern.
  2. Pergamus war auch eine extrem religiöse Stadt. Es gab Tempel für die griechischen und römischen Götter Dionysos, Athene, Demeter und Zeus. Ebenso gab es drei Tempel, die der Verehrung des römischen Kaisers gewidmet waren.
    1. Rund 50 Jahre bevor Smyrna die Ehre zuteilwurde, den ersten Tempel für Tiberius zu bauen, erhielt die Stadt Pergamus das Recht, den ersten Tempel zur Verehrung von Kaiser Augustus in der Provinz Asien zu errichten.
  3. Pergamus war vor allem als Zentrum für die Verehrung der Gottheit Asklepios bekannt. Asklepios, der durch eine Schlange dargestellt wird, war der Gott der Heilung und des Wissens. Im Tempel in Pergamus gab es eine medizinische Schule. Wegen des berühmten Tempels des römischen Heilgottes strömten Leidende und Kranke aus dem ganzen Römischen Reich nach Pergamus, um dort Hilfe zu finden.
    1. „Die Leidenden durften die Nacht in der Dunkelheit des Tempels verbringen. Im Tempel gab es zahme Schlangen. In der Nacht sollte der Leidende von einer dieser zahmen und harmlosen Schlangen berührt werden, wenn sie über den Boden glitt, auf dem er lag. Die Berührung der Schlange wurde als die Berührung Gottes selbst angesehen, und diese Berührung sollte Gesundheit und Heilung bringen.“ (Barclay)

2. Jesus stellt sich selbst der Gemeinde in Pergamus vor

Offenbarung 2, 12b

Offenbarung 2, 12b
Das sagt, der das scharfe zweischneidige Schwert hat:

  1. Der das scharfe zweischneidige Schwert hat: In Offenbarung 1, 16 sieht Johannes bei Jesus, dass aus seinem Mund ein scharfes zweischneidiges Schwert ging. Nun ‚zeigte‘ Jesus den Christen in Pergamon dieses zweischneidige Schwert.
    1. Die Beschreibung des Schwertes in Offenbarung 1, 18 hilft uns, es mit dem Mund Jesu in Verbindung zu bringen. Jesus wird die Gemeinde mit seinem Wort konfrontieren, und sie werden die scharfen Kanten spüren.
  2. Scharfes zweischneidiges Schwert: Das erinnert uns an die Stelle in Hebräer 4, 12: Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Jesus benutzt dieses scharfe zweischneidige Schwert, um eine gewisse Aufteilung der Christen in Pergamus herbeizuführen.

3. Was Jesus über die Gemeinde in Pergamus weiß

Offenbarung 2, 13

Offenbarung 2, 13
Ich kenne deine Werke und weiß, wo du wohnst: da, wo der Thron des Satans ist, und dass du an meinem Namen festhältst und den Glauben an mich nicht verleugnet hast, auch in den Tagen, in denen Antipas mein treuer Zeuge war, der bei euch getötet wurde, da, wo der Satan wohnt.

  1. Ich kenne deine Werke: Jesus sagte dies zu jeder Gemeinde. Es trifft auf jeden von uns zu. Er kennt unsere Werke, selbst wenn es nicht viel zu kennen gibt.
  2. Da, wo der Thron des Satans ist: In vielerlei Hinsicht war Pergamus eine Hochburg satanischer Macht.
    1. Es gibt viele verschiedene Meinungen darüber, warum Pergamus eine solche Hochburg satanischer Macht war. Manche glauben, es liege daran, dass Pergamus ein Zentrum heidnischer Religion war, vor allem der Verehrung von ‚Asklepios Soter‘ oder ‚Asklepios-Retter‘. Einige sehen die Ursache in einem riesigen thronähnlichen Altar in Pergamus, der dem römischen Gott Zeus geweiht war. Wieder andere sehen den Ursprung darin, dass Pergamus ein Zentrum der alten babylonischen Priesterschaft war, was nicht abschließend bewiesen werden kann. Manche glauben, es lag daran, dass Pergamus das politische Zentrum der römischen Regierung war, die ihre Anbetung verlangte.
  3. Dass du an meinem Namen festhältst: Trotz der Tatsache, dass sie in einer so schwierigen Stadt lebten, hielten die Christen von Pergamus an ihrem Glauben an Jesus fest (… und den Glauben an mich nicht verleugnet hast).
    1. Den Glauben an mich nicht verleugnet hast: Jesus lobte die Christen von Pergamus, weil sie den Glauben an ihn nicht verleugneten. Es ist immer wichtig, sicherzustellen, dass der Glaube, an dem wir festhalten, der Glaube an Jesus ist.
  4. Antipas war mein treuer Zeuge, der bei euch getötet wurde: Ein bestimmter Mann unter den Christen von Pergamus erhielt einen wertvollen Titel (treuer Zeuge). Derselbe Titel wurde auch von Jesus getragen (Offenbarung 1, 5). Antipas war ein Mann, der Jesus folgte und wie er war.
    1. Antipas ist einer der großen, fast anonymen Helden der Bibel. Die Geschichte berichtet uns außer an dieser Stelle nichts über ihn. „In der Kirchengeschichte wird der Märtyrer Antipas kaum erwähnt, was für seine Unbekanntheit in der Welt spricht; aber Christus sieht und beachtet die Kleinen, die zu ihm gehören, obwohl die Welt sie übersieht.“ (Poole)
    2. Antipas lebte da, wo der Thron des Satans ist. Dennoch stellte er sich gegen die Angriffe und das Böse um ihn herum. Er erfüllte die Bedeutung seines Namens, denn Antipas bedeutet ‚gegen alle‘.
    3. Zeuge ist das altgriechische Wort martus. „Martus ist ein sehr interessantes und anschauliches Wort. Im Altgriechischen bedeutet Martus niemals Märtyrer, wie wir das Wort verstehen. Es beschreibt immer einen Zeugen. Ein Martus war einer, der sagte: ‚Das ist wahr, und ich weiß es.‘ Erst in neutestamentlicher Zeit bekam Martus die Bedeutung Märtyrer.“ (Barclay)

4. Was Jesus gegen die Christen in Pergamus hat

Offenbarung 2, 14-15

Offenbarung 2, 14-15
Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du dort solche hast, die an der Lehre Bileams festhalten, der den Balak lehrte, einen Anstoß zur Sünde vor die Kinder Israels zu legen, sodass sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben. So hast auch du solche, die an der Lehre der Nikolaiten festhalten, was ich hasse.

  1. Aber ich habe ein weniges gegen dich: Die Christen in Pergamus wurden zu Recht dafür gelobt, dass sie am Namen Jesu festhielten und den Glauben an ihn bewahrten. Gleichzeitig entschuldigte ihr schwieriges Umfeld nicht die wenigen Dinge, die Jesus gegen sie hatte.
  2. Dass du dort solche hast, die an der Lehre Bileams festhalten: Bileam war ein Prototyp aller Irrlehrer. Nach 4. Mose 22-24 und 31 vereinigte Bileam die Sünden der Unzucht und des Götzendienstes, um Balak, dem König von Moab, zu gefallen, weil er Israel nicht direkt verfluchen konnte.
    1. Als Bileam Balak beriet, lehrte er ihn, einen Anstoß zur Sünde vor die Kinder Israels zu legen. Der Anstoß war mit dem Götzendienst (Götzenopfer zu essen) und sexueller Unmoral verbunden. Wenn es in der Gemeinde in Pergamus solche gab, die an der Lehre Bileams festhalten, zeigte dies ihre Neigung zum Götzendienst und zur Unzucht.
    2. Sexuelle Unzucht prägte die gesamte Kultur des alten Römischen Reiches. Sie wurde einfach für selbstverständlich gehalten, und die Menschen, die nach biblischen Maßstäben der Reinheit lebten, wurden als fremdartig abgestempelt. Um den römischen Staatsmann Cicero zu wiederzugeben, der von Barclay zitiert wird: „Wenn es jemanden gibt, der meint, dass man jungen Männern nicht die Liebe vieler Frauen erlauben sollte, dann ist er äußerst streng. Ich kann das Prinzip, dem er folgt, nicht leugnen. Aber er widerspricht nicht nur der Freiheit, die unser Zeitalter erlaubt, sondern auch den Sitten und Gebräuchen unserer Vorfahren. Wann wurde nicht so gehandelt? Wann hatte jemand daran etwas auszusetzen? Wann wurde eine solche Erlaubnis je verweigert? War das, was jetzt erlaubt ist, jemals nicht erlaubt?“ Man musste wirklich gegen den Strom schwimmen, um sich in dieser Kultur von Unzucht fernzuhalten.
  3. So hast du auch solche, die an der Lehre der Nikolaiten festhalten: In Offenbarung 2, 6 lobte Jesus die Christen in Ephesus, weil sie die Taten der Nikolaiten hassten. Aber die Nikolaiten hatten auch ihre Lehre, und einige unter den Christen von Pergamus vertraten die Lehre der Nikolaiten.
    1. Was ist die Lehre der Nikolaiten? Der Titel Niko-laiten beinhaltet das Konzept einer stolzen Autorität und einer hierarchischen Eigenständigkeit. Der Name Nikao-laos bedeutet wörtlich ‚das Volk erobern‘. Alten Kommentatoren zufolge billigten auch die Nikolaiten die Unzucht.
  4. Dass du dort solche hast … so hast du auch solche: Die Zurechtweisung richtete sich nicht nur gegen diejenigen, die an der Lehre Bileams und an der Lehre der Nikolaiten festhalten. Die Zurechtweisung richtete sich auch gegen diejenigen, die ihnen erlaubten, damit weiterzumachen (Dass du dort solche hast … so hast du auch solche).
    1. Die Christen in Pergamus waren wie die Christen in Korinth, als Paulus ihnen in 1. Korinther 5, 1-9 schrieb. Sie waren zu tolerant und akzeptierten falsche Lehren und ein unmoralisches Leben, und Jesus musste sie zurechtweisen. Satan konnte durch die Verfolgung nicht viel erreichen, denn viele hielten an ihrem Glauben fest, so wie Antipas. Also versuchte Satan, seine Ziele durch Irreführung zu erreichen. Die Strategie war erst Gewalt, und dann ein Bündnis.
    2. Ein schwieriges Umfeld rechtfertigt niemals Kompromisse. Für eine Gemeinde, die sich in solchen Schwierigkeiten befindet, ist es leicht, einen Kompromiss im Namen von „wir nehmen alle Hilfe, die wir bekommen können“ zu rechtfertigen – aber keine Gemeinde braucht diese Art von Hilfe.

5. Welche Reaktion Jesus von dieser Gemeinde erwartet

Offenbarung 2, 16

Offenbarung 2, 16
Tue Buße! Sonst komme ich rasch über dich und werde gegen sie Krieg führen mit dem Schwert meines Mundes.

  1. Tue Buße: Das einfache Wort Buße sticht heraus. Fünf der sieben Gemeinden wird befohlen, umzukehren. Buße ist ein Gebot, das für alle Christen gilt, und nicht nur für diejenigen, die das erste Mal zu Jesus kommen.
  2. Sonst komme ich rasch über dich und werde gegen sie Krieg führen mit dem Schwert meines Mundes: Wenn sie nicht Buße tun, werden die Christen von Pergamus dem Jesus gegenüberstehen, der das zweischneidige Schwert hat. Das Gericht wird im Haus Gottes beginnen (1. Petrus 4, 17).
    1. Das Schwert meines Mundes: Wenn Jesus gegen die Christen von Pergamus vorgeht, wird er sie mit seinem Wort konfrontieren.

6. Eine allgemeine Ermahnung an alle, die sie hören werden

Offenbarung 2, 17a

Offenbarung 2, 17a
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

  1. Wer ein Ohr hat: Die Gefahr von Irrlehre und unmoralischem Verhalten besteht für die Gemeinde auch heute noch. Ebenso die Gefahr, Irrlehre und Unmoral zuzulassen, was das Problem der Christen in Pergamus war.

7. Jesus verspricht eine Belohnung

Offenbarung 2, 17b

Offenbarung 2, 17b
Wer überwindet, dem werde ich von dem verborgenen Manna zu essen geben; und ich werde ihm einen weißen Stein geben und auf dem Stein geschrieben einen neuen Namen, den niemand kennt, außer dem, der ihn empfängt.

  1. Wer überwindet: Wer diesen Geist der Anpassung an die Irrlehre und ein falsches Leben überwindet, wird verborgenes Manna erhalten. Das ist die Art und Weise wie Gott uns alles gibt, was wir brauchen, das wahre Brot vom Himmel (Johannes 6, 41).
  2. Und ich werde ihm einen weißen Stein geben: In der Antike hatte die Verwendung eines weißen Steins viele verschiedene Bedeutungen. Ein weißer Stein konnte eine Eintrittskarte zu einem Bankett sein, ein Zeichen der Freundschaft, ein Beweis dafür, dass man registriert war, oder ein Zeichen des Freispruchs vor Gericht. Jesus mag all diese Bedeutungen im Sinn gehabt haben, klar ist aber zumindest, dass er mit Gewissheit für den Segen stand, den Jesus gab.
    1. Adam Clarke schrieb: „Andere vermuten hier eine Anspielung auf die Sieger in den öffentlichen Spielen, die nicht nur mit großem Pomp in die Stadt geführt wurden, zu der sie gehörten, sondern denen ein weißer Stein gegeben wurde, auf dem ihr Name eingraviert war; dieses Abzeichen berechtigte sie dazu, ihr ganzes Leben lang auf Kosten der Öffentlichkeit unterhalten zu werden … Diese Marken wurden bei den Römern tesserae genannt, von denen es mehrere Arten gab.“ Clarke nennt dann Beispiele für die verschiedenen Arten: „Tesserae conviviales, die unseren Einladungskarten entsprachen, oder Eintrittskarten für ein öffentliches Fest oder Bankett; wenn der Eingeladene seine tesserae vorlegte, wurde er eingelassen … Aber die bemerkenswertesten dieser Gegenstände waren die tesserae hospitales, die als Zeichen der Freundschaft und des Bündnisses überreicht wurden und auf denen, als Zeugnis dafür, dass zwischen den Parteien ein Freundschaftsvertrag geschlossen worden war ein Hinweis eingraviert war.“
  3. Und auf dem Stein geschrieben einen neuen Namen, den niemand kennt außer dem, der ihn empfängt: Was bedeutet dieser neue, geheime Name, der dem verheißen ist, der überwindet? Ist es der Name Gottes oder der Name des Gläubigen? Es ist wahrscheinlich der neue Name des Gläubigen, wobei der Name wahrscheinlich wichtiger ist als der Stein selbst.
    1. Eine mögliche Bedeutung dieses neuen, geheimen Namens zeigt, welch innige Beziehung wir zu Gott haben. Wenn ein Paar sich nahesteht, haben sie oft ‚Kosenamen‘ füreinander. Dies bedeutet es wahrscheinlich auch hier.
    2. Eine andere Vorstellung, die mit dem neuen Namen verbunden ist, ist eine einfache Gewissheit über unsere himmlische Bestimmung. Dein Name wartet dort auf dich, als ob deine ‚Reservierung‘ im Himmel eingetragen wurde.

D. Der Brief von Jesus an die Gemeinde in Thyatira

1. Eine Bescheibung der Stadt Thyatira

Offenbarung 2, 18a

Offenbarung 2, 18a
Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe:

  1. Thyatira war die kleinste und unbedeutendste der sieben Städte, die Jesus in Offenbarung 2 und 3 anspricht. In der Geschichte haben wir keine Aufzeichnungen darüber, dass die Christen von Thyatira einer nennenswerten politischen oder religiösen Verfolgung ausgesetzt waren.
    1. „Der Älteste Plinius verwies mit dem fast verächtlichen Satz ‘Thyatira und andere unbedeutende Städte‘ auf Thyatira.“ (Barclay)
  2. Thyatira: Dennoch war diese Stadt ein Zentrum von Geschäft und Handel. Es gab viele aktive Handelsgilden, die jeweils ihre eigene Schutzgottheit aus dem griechischen und römischen Pantheon der Götter hatten.
    1. In Apostelgeschichte 16, 14-15 wird Lydia von Thyatira erwähnt, die eine Verkäuferin von violettem Stoff aus der Stadt Thyatira war. „Thyatira war berühmt für die Herstellung eines violetten Farbstoffs, und in der weltlichen Literatur dieser Zeit finden sich zahlreiche Hinweise auf die Handelsgilden, die Tuch herstellten.“ (Walvoord)
    2. „Aus den Inschriften, die in der Nachbarschaft gefunden wurden, geht hervor, dass Thyatira mehr Handelsgilden besaß als jede andere Stadt dieser Größe in Asien.“ (Barclay)

2. Jesus stellt sich der Gemeinde in Thyatira selbst vor

Offenbarung 2, 18b

Offenbarung 2, 18b
Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und dessen Füße schimmerndem Erz gleichen:

  1. Das sagt der Sohn Gottes: Jesus beschrieb sich zunächst mit einem Titel, der seine Gottheit hervorhob. Im jüdischen Denken bedeutete der Sohn einer Sache zu sein, dass man die Natur dieser Sache innehatte. Die Söhne der Zauberin (Jesaja 57, 3) besaßen die Natur der Zauberin. Die Donnersöhne (Markus 3, 17) hatten die Natur des Donners. Der Sohn Gottes hat also die göttliche Natur, die Natur Gottes.
  2. Der Augen hat wie eine Feuerflamme: Jesus beschrieb sich selber mit den Worten aus der Darstellung in Offenbarung 1, 14, um den Gedanken zu betonen, dass seine Augen mit durchdringendem Urteil blickten.
  3. Dessen Füße schimmerndem Erz gleichen: Jesus beschrieb sich selber mit den Worten aus Offenbarung 1, 15, um seine Reinheit hervorzuheben, da Erz rein ist und im Feuer hoch veredelt wird. Sie betont auch seine Standhaftigkeit, da Erz das stärkste bekannte Metall der Antike war, und Füße wie schimmerndes Erz stark und unverrückbar sind.

3. Was Jesus über die Christen in Thyatira weiß

Offenbarung 2, 19

Offenbarung 2, 19
Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Dienst und deinen Glauben und dein standhaftes Ausharren, und ich weiß, dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten.

  1. Ich kenne deine Werke: Unter den sieben Städten, die Jesus ansprach, war Thyatira die unbedeutendste Stadt, und doch war sie Jesus nicht verborgen. Wie jeder einzelnen Gemeinde sagte Jesus der Gemeinde in Thyatira: „Ich kenne deine Werke.“
  2. Deine Liebe und deinen Dienst und deinen Glauben und dein standhaftes Ausharren: In vielerlei Hinsicht war die Gemeinde in Thyatira eine vorbildliche Gemeinde. Sie hatte vier bedeutende, wesentliche Eigenschaften. Sie hatte Liebe, und das sowohl für den Herrn als auch füreinander. Sie wusste, was Dienst bedeutet und besaß beachtlichen Glauben und große Geduld.
  3. Ich weiß, dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten: Dies war ein weiteres Kompliment an die Gemeinde in Thyatira. Sie hatte nicht nur Werke, sondern sie hatte sie in zunehmendem Maße – sie wuchs in den Dingen, für die Jesus sie lobte, nämlich Liebe, Dienst, Glauben und standhaftes Ausharren.

4. Was Jesus gegen die Gemeinde in Thyatira hat

Offenbarung 2, 20-21

Offenbarung 2, 20-21
Aber ich habe ein weniges gegen dich, dass du es zulässt, dass die Frau Isebel, die sich eine Prophetin nennt, meine Knechte lehrt und verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen. Und ich gab ihr Zeit, Buße zu tun von ihrer Unzucht, und sie hat nicht Buße getan.

  1. Aber: Trotz all des Guten, das Jesus in der Gemeinde von Thyatira sah, gab es erhebliche Probleme. Die Probleme waren groß genug, dass Jesus aber sagte: „Trotz allem Guten habe ich ein weniges gegen dich.“
  2. Dass du es zulässt, dass die Frau Isebel: Der Mittelpunkt der Verführung der Gemeinde von Thyatira war eine Frau, die Jesus Isebel nannte. Das war wahrscheinlich nicht ihr echter Name, sondern ein Titel, der eindeutig eine selbsternannte Prophetin innerhalb der Gemeinde darstellte, nach dem Muster der Isebel im Alten Testament (1. Könige 16-21 und 2. Könige 9, 30-37).
    1. Der Name Isebel erzeugte eine starke Assoziation. Wenn wir jemanden als Judas oder Hitler bezeichnen, so ist dies ein sehr starker Ausdruck. Es war eine ebenso starke Aussage, die Frau Isebel zu nennen. „Sie war eine der bösartigsten Gestalten des Alten Testaments, die versuchte, die Anbetung Israels mit der Anbetung des Götzen Baal zu verbinden … Isebel selbst hatte den sehr wenig beneidenswerten Ruf der absoluten Bosheit.“ (Walvoord)
    2. Einige altgriechische Manuskripte geben den Ausdruck die Frau Isebel mit deine Frau Isebel oder deine Ehefrau Isebel wieder. Auf dieser Grundlage denken einige (wie Dean Alford), dass Isebel die Frau des Pastors war oder dass Jesus Isebel symbolisch als die ‚Frau‘ des Pastors ansah.
  3. Die sich eine Prophetin nennt: Die ‚Isebel‘ in der Gemeinde von Thyatira war nicht wirklich eine Prophetin, sie behauptete nur, eine zu sein. Es scheint jedoch, dass die Christen dort sie als Prophetin empfingen, weshalb Jesus die Gemeinde warnte.
    1. Jesus sagte in Matthäus 24, 11 voraus, dass dies geschehen würde: Dann werden viele falsche Propheten aufstehen und viele verführen. Diese Worte wurden zunächst mit Blick auf die Endzeit gesprochen, aber es gab immer Menschen in der Gemeinde, die sich Propheten nannten, es aber nicht sind.
  4. Meine Knechte lehrt und verführt, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen: Hier beschrieb Jesus die spezifische Sünde der Frau ‚Isebel‘. In erster Linie war sie ein unmoralischer und gottloser Einfluss auf andere und verführte andere zur Sünde. Isebel führte andere in sexuelle Unmoral und Götzendienst.
    1. Wegen der starken Handelsgilden in Thyatira hingen Unzucht und das Essen von Götzenopfer wahrscheinlich mit den obligatorischen gesellschaftlichen Anlässen der Gilden zusammen. Möglicherweise waren Christen zu monatlichen Treffen der Goldschmiedezunft eingeladen, die im Apollo-Tempel stattfanden. ‚Isebel‘ erlaubte oder ermutigte die Männer, dorthin zu gehen – vielleicht sogar mit einem ‚prophetischen‘ Wort – und wenn die Männer gingen, verfielen sie in sexuelle Unmoral und Götzendienst.
    2. Die Anziehungskraft der Gilden und ihrer Treffen war groß. „Kein Händler oder Gewerbetreibender konnte auf Wohlstand oder Geld hoffen, wenn er nicht Mitglied seiner Handelsgilde war.“ (Barclay) Dennoch wurde von den Christen erwartet, dass sie sich diesem Druck entgegenstellen würden. Ein antiker Christ namens Tertullian schrieb über Christen, die ihren Lebensunterhalt in Berufen verdienten, die mit heidnischem Götzendienst verbunden waren. Ein Maler könne in heidnischen Tempeln Arbeit finden oder ein Bildhauer könne angeheuert werden, um eine Statue eines heidnischen Gottes anzufertigen. Sie würden dies mit den Worten rechtfertigen: „Das ist mein Lebensunterhalt, und ich muss leben.“ Tertullian antwortete: „Vivere ergo habes? – Musst du leben?“
    3. Meine Knechte: Dies zeigt, wie schrecklich die Sünde Isebels war. Sie verführte die Knechte Jesu, die eigentlich ihm gehören. Jesus sagte: „Wer aber einem der Kleinen, die an mich glauben, Anstoß zur Sünde gibt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde.“ (Markus 9, 42).
  5. Später in diesem Brief enthüllte Jesus eine weitere Verbindung zu den Werken Isebels und ihrer Irrlehre: diese Lehre … die Tiefen des Satans, wie sie sagen (Offenbarung 2, 24). Es scheint, dass Isebel Menschen in der Gemeinde in Thyatira dazu brachte, die Tiefen Satans zu entdecken.
    1. In neutestamentlicher Zeit behaupteten viele nichtchristliche Religionen (wie die Ophiten und verschiedene gnostische Gruppen), dass sie die ‚Tiefen Satans‘ kennen. Der antike christliche Schriftsteller Tertullian sagte, wenn man Gnostiker nach ihren kosmischen Geheimnissen frage, würden sie die Stirn runzeln und sagen: ‚Es ist tief.‘ Es mag tief sein – aber eine tiefe, gefährliche Grube.
    2. Wie konnten Christen jemals in die Tiefen Satans fallen? Vielleicht ging die trügerische Argumentation in diese Richtung: „Um Satan wirksam zu begegnen und ihn zu besiegen muss man seine Festungen betreten und seine Tiefen kennenlernen.“ Manche Menschen argumentieren heute in gleicher Weise in fehlgeleiteter geistlicher Kriegsführung.
  6. Und ich gab ihr Zeit, Buße zu tun … und sie hat nicht Buße getan: Der größte Vorwurf Jesu war, dass ‚Isebel‘ keine Buße tat. Sie lehnte offenbar das Wirken des Heiligen Geistes in ihrem Herzen ab, der sie zur Buße rief.
    1. In diesen Worten sehen wir sowohl die Barmherzigkeit als auch das Gericht unseres Herrn. Die Zeit, Buße zu tun, zeigt Barmherzigkeit. Gott gibt uns Zeit, Buße zu tun und wir sollten mit anderen genauso umgehen. Und sie hat nicht Buße getan – dies spricht das Gericht Gottes an. Gott gibt uns Zeit, Buße zu tun, aber es ist keine unbegrenzte Zeit. Es gibt einen Zeitpunkt, an dem Gott sagt: Mein Geist soll nicht für immer mit dem Menschen rechten (1. Mose 6, 3). Das bedeutet, wenn Gott uns Zeit zur Umkehr gibt, dann müssen wir diese Zeit nutzen.
    2. „Das schottische Sprichwort `In space comes grace’ (dt. mit der Zeit kommt die Gnade) erweist sich nicht immer als wahr.“ (Trapp)
  7. Dass du es zulässt: Dies zeigt die Sünde der Gemeinde von Thyatira. Nach außen hin war sie eine vorbildliche Gemeinde, die Werke, Liebe, Dienst, Glauben und Geduld vorweisen konnte. Dennoch gab es innerhalb der Gemeinde einen erheblichen Verfall. Die Sünde der Gemeinde war, dass sie diesen Verfall zuließ.
    1. Es war nicht unbedingt eine große Gruppe, die Isebel folgte. Ein wenig Sauerteig wirkt sich auf einen ganzen Teigklumpen aus, und wenige, die sexuelle Unzucht und Götzendienst praktizieren, werden die ganze Gemeinde zerstören – vor allem, wenn sie andere so beeinflussen, so wie Isebel es tat.

5. Welche Reaktion Jesus von der Gemeinde in Thyatira erwartet

Offenbarung 2, 22-25

Offenbarung 2, 22-25
Siehe, ich werfe sie auf ein Krankenbett und die, welche mit ihr ehebrechen, in große Drangsal, wenn sie nicht Buße tun über ihre Werke. Und ihre Kinder will ich mit dem Tod schlagen; und alle Gemeinden werden erkennen, dass ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht. Und ich werde jedem Einzelnen von euch geben nach seinen Werken. Euch aber sage ich, und den Übrigen in Thyatira, all denen, die diese Lehre nicht haben und die nicht die Tiefen des Satans erkannt haben, wie sie sagen: Ich will keine weitere Last auf euch legen; doch was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme!

  1. Siehe, ich werfe sie auf ein Krankenbett: Bevor Jesus den Christen in Thyatira sagte, was sie tun müssen, sagte er ihnen erst einmal, was er tun würde. Jesus wird Isebel züchtigen und sie zusammen mit denen, welche mit ihr ehebrechen, auf ein Krankenbett werfen.
    1. Der Hinweis auf Ehebruch ist wichtig. Er spricht sowohl von sexuellem Ehebruch als auch von geistlichem Ehebruch. Wenn die Christen andere Götter verehrten, waren sie dem Herrn, der sie gerettet hat, untreu.
    2. Aus diesem Grund ist das Bild eines Krankenbettes passend. Sie haben sich des Ehebruchs schuldig gemacht, und das sowohl sexuell als auch geistlich. Es ist, als ob Jesus sagte: „Ihr liebt ein unreines Bett. Hier, ich gebe euch eines und werfe euch in ein Krankenbett.“
    3. Was war das Krankenbett? Vielleicht ist es einfach nur ein Bild von Bedrängnis, es könnte aber auch im wahrsten Sinne des Wortes eine Krankheit sein, die Jesus im Leben von Isebel und ihren Anhängern als Strafe zugelassen hat. Wir wissen aus Schriftstellen wie 1. Korinther 11, 30, dass Gott die Krankheit als einen Weg benutzen kann, um sein Volk zu züchtigen, wenn es in Sünde lebt.
    4. Das altgriechische Wort, das hier für Bett verwendet wird, „ist auch das Wort für eine Bankettcouch; und wenn man diese Bedeutung nimmt, dann heißt es: ‚Ich werde sie niederstrecken, wenn sie bei ihren verbotenen Festen sitzt‘“. (Barclay)
  2. Wenn sie nicht Buße tun über ihre Werke: Jesus offenbarte den Zweck dieser Züchtigung. Erstens sollte sie sie dazu bringen, ihre Werke zu bereuen. Sie wollten vorher nicht auf Jesus hören, deshalb musste er durch das Krankenbett lauter sprechen. Zweitens sollte sie anderen Gemeinden ein Beispiel für Heiligkeit sein, und alle Gemeinden werden erkennen, dass ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht.
    1. Nieren und Herz bedeutet buchstäblich „auf Herz und Niere“. Im Verständnis der alten Juden war das Herz der Sitz des Intellekts, und die Nieren waren der Sitz der Emotionen. Jesus sagte: „Ich kenne alle eure Gedanken und alle eure Gefühle.“
  3. Und ihre Kinder will ich mit dem Tod schlagen: „Alle Menschen sterben, aber nicht alle werden mit dem Tod geschlagen … Oh, es ist eine bedauernswerte Sache, mit dem Tod geschlagen zu werden.“ (Trapp)
  4. Doch was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme: Es gab viele treue, kompromisslose Christen in Thyatira. Zu ihnen sagte Jesus nur ‚haltet fest‘. Sie sollen nicht aufhören, das Gute zu tun. Sie dürfen sich nicht ablenken oder entmutigen lassen, das zu tun und zu sein, was Jesus möchte.
    1. Jesus sagte ihnen auch, wie lange sie festhalten sollten: bis ich komme. Wir sollen durchhalten und entschlossen zu Jesus stehen, bis er kommt. Erst dann wird der Kampf vorbei sein.

6. Jesus verspricht eine Belohnung

Offenbarung 2, 26-28

Offenbarung 2, 26-28
Und wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Vollmacht geben über die Heidenvölker, und er wird sie mit einem eisernen Stab weiden, wie man irdene Gefäße zerschlägt, wie auch ich es von meinem Vater empfangen habe; und ich werde ihm den Morgenstern geben.

  1. Und wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt: Selbst unter dem unmoralischen und auf Götzen ausgerichteten Einfluss einer Isebel können Christen überwinden und Jesu Werke bis zum Ende bewahren. Wir dürfen uns nicht übermäßig durch Unzucht und Götzendienst um uns herum, oder sogar unter Christen entmutigen lassen. Gottes Werk wird auch durch seine Überwinder weiterbetrieben.
  2. Dem werde ich Vollmacht geben über die Heidenvölker: Jesus hat versprochen, dass sein Volk mit ihm regieren wird. Hier gibt es ein besonderes Versprechen an diejenigen, die die Bedrohung durch Unmoral und Götzendienst überwinden. Ihnen bot Jesus einen Anteil an seinem eigenen Reich an.
    1. Er wird sie mit einem eisernen Stab weiden: Das Zitat aus Psalm 2 spricht von der Autorität des Messias, wenn er über die Erde herrscht. An jenem Tag wird die Gerechtigkeit durchgesetzt und die sich gegen Jesus auflehnen, werden zerschmettert wie ein irdenes Gefäß, das mit einem Eisenstab zerschlagen wird. Das sagt er, um den gläubigen Christen von Thyatira Hoffnung zu geben, die sich von der Unzucht und dem Götzendienst um sie herum überwältigt fühlten. Jesus erinnert sie daran: „Ihr seid in meiner Siegermannschaft.“
    2. „Das griechische poimanei bedeutet wörtlich ‚weiden, wie es ein Hirte mit seinen Schafen tut‘. Sie werden nicht nur bei der Urteilsverkündung ‚weiden‘, sondern auch Barmherzigkeit und Leitung ausüben.“ (Walvoord)
  3. Ich werde ihm den Morgenstern geben: Jesus bot ihnen einen Lohn an, der größer als das Königreich war. Er bot sich selbst als Lohn an, denn er ist der Morgenstern (Offenbarung 22, 16).

7. Eine allgemeine Ermahnung an alle, die zuhören

Offenbarung 2, 29

Offenbarung 2, 29
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

  1. Wer ein Ohr hat: Dies ist ein Brief, der für alle gilt. Er gilt für alle, die wie Isebel sind und andere in Sünde führen. Er gilt denjenigen, die der Lehre einer Isebel folgen und andere in Sünde führen. Er gilt denjenigen, die einer Isebel erlauben, ihre Bosheit auszuüben. Schließlich gilt er auch den Gläubigen, die festhalten müssen.

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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