1. Samuel 2 – Hannas Gebet, Elis böse Söhne

A. Hannas Gebet

1. Danksagung und Lobpreis

1. Samuel 2, 1-2

1. Samuel 2, 1-2
Und Hanna betete und sprach:
Mein Herz freut sich in dem HERRN;
mein Horn ist erhöht durch den HERRN.
Mein Mund hat sich weit aufgetan über meine Feinde;
denn ich freue mich in deinem Heil!
Niemand ist heilig wie der HERR,
ja, es ist keiner außer dir;
und es ist kein Fels wie unser Gott!

  1. Hanna betete und sprach: Der Text in 1. Samuel 1, 28 hörte so auf: Und er betete dort den Herrn an. Dieses Lied beschreibt die Anbetung, die Hanna an dem Tag darbrachte, an dem sie ihren kleinen Jungen – ihr einziges Kind – im Tempel zurückließ. Er würde nie wieder mit ihr zusammen in einem Haus leben.
  2. Mein Herz freut sich in dem HERRN: Hannas Handeln zeigte eine tiefe Hingabe und Liebe zu Gott, die uns demütig machen sollte. An dem Tag, an dem sie das größte Opfer ihres Lebens brachte, freut sie sich in dem HERRN.
    1. Beachte aber, dass sie sich in dem HERRN freut. Sie konnte sich nicht darüber freuen, ihren Sohn zu dort zurückzulassen, aber sie konnte sich im HERRN freuen. In den aussichtslosesten Situationen, wenn wir nichts anderes haben, worüber wir uns freuen können, können wir uns in dem HERRN freuen.
  3. Mein Horn ist erhöht durch HERRN Das Horn wird in der Bibel oft als Bild für Stärke verwendet (Psalm 75, 4-5 und 92, 11). Das liegt daran, dass die Stärke eines Ochsen oder eines Stiers durch sein Horn ausgedrückt wird. Hanna sprach von Stärke und Kraft, also von Dingen, die durch den HERRN erhöht werden.
    1. „Wir haben oft gesehen, dass Horn Macht, Kraft und Herrschaft bedeutet. Es wird in der Bibel und auch bei den Heiden ständig so verwendet.“ (Clarke)
  4. Mein Mund hat sich weit aufgetan über meine Feinde: Hanna hatte ein starkes Gefühl der Rechtfertigung gegenüber ihrer Rivalin, nämlich Pennina, die andere Frau von Elkana. Peninna hatte Hanna auf grausame Weise erniedrigt (1. Samuel 1, 6-7), aber jetzt freute sich Hanna, weil der Herr sie wieder aufgerichtet hatte.
  5. Niemand ist heilig wie der HERR: Dies zeigt eine klassische Form der hebräischen Poesie – ein sich wiederholender Parallelismus. Wenn man sagt, dass der Herr heilig ist, dann bedeutet das, dass er völlig anders ist, dass er einzigartig und nicht wie jeder andere ist. Als sie im gleichen Vers fortfuhr und sagte: „Ja, es ist keiner außer Dir“, bedeutete das „Niemand ist heilig wie der HERR“, nur mit anderen Worten. Als sie sagte: „Es ist kein Fels wie unser Gott“, sagte sie wieder das Gleiche nur in anderen Worten.
    1. In der hebräischen Poesie reimen sich dabei die Wörter nicht so sehr im Klang, sondern eher nach dem was sie inhaltlich ausdrücken wollen. Die Grundgedanken der drei Zeilen in 1. Samuel 2, 2 reimen sich alle und obwohl sie unterschiedliche Wörter haben, haben sie dennoch den gleichen ‚Klang‘.

2. Eine Warnung an die Arroganten und Stolzen

1. Samuel 2, 3

1. Samuel 2, 3
Redet nicht viel von hohen Dingen;
Vermessenes gehe nicht aus eurem Mund!
Denn der HERR ist ein Gott, der alles weiß,
und von ihm werden die Taten gewogen.

  1. Redet nicht viel von hohen Dingen: Hanna hatte sicherlich ihre Rivalin im Sinn, aber sie sah Peninna auch als Repräsentantin für alle stolzen und hochmütigen Menschen in der Welt. Hanna sagte zu den Stolzen, dass sie nicht viel reden sollen und Vermessenes nicht aus ihrem Mund gehen soll. Stolz kann auf viele Arten zum Ausdruck gebracht werden, aber meistens wird er durch unsere Worte ausgedrückt. Es wäre besser, wenn stolze Menschen einfach nicht so viel reden würden.
  2. Denn der HERR ist ein Gott, der alles weiß: Das ist natürlich der beste Grund dafür, unseren Stolz aufzugeben. Im Vergleich zu Gott, wissen wir nichts. Er kennt uns, und von ihm werden die Taten gewogen.

3. Hannas Loblied auf Gott, der die Starken erniedrigt und die Schwachen erhöht

1. Samuel 2, 4-8a

1. Samuel 2, 4-8a
Der Bogen der Starken ist zerbrochen,
aber die Schwachen haben sich mit Kraft umgürtet.
Die Satten haben sich um Brot verkauft,
aber die Hungrigen hungern nicht mehr;
ja, die Unfruchtbare hat sieben geboren,
und die viele Kinder hatte, ist verwelkt!
Der HERR tötet und macht lebendig;
er führt ins Totenreich und führt herauf!
Der HERR macht arm und macht reich;
er erniedrigt, aber er erhöht auch.
Er erhebt den Geringen aus dem Staub;
aus dem Kot erhöht er den Armen,
damit er sie sitzen lasse unter den Fürsten
und sie den Thron der Herrlichkeit erben lasse.
Denn die Grundfesten der Erde gehören dem HERR,
und er hat den Erdkreis auf sie gestellt.

  1. Der Bogen der Starken ist zerbrochen: Wir sollen vor Gott demütig sein, denn er weiß, wie er die Starken demütigen kann. Die Satten, betteln jetzt, und die, die viele Kinder hatte, ist verwelkt. Wenn wir jetzt stark oder erhaben sind, sollten wir demütig bleiben, denn der Herr kann unsere Situation schnell ändern.
  2. Die Schwachen haben sich mit Kraft umgürtet … die Hungrigen hungern nicht mehr … die Unfruchtbare hat sieben geboren: Wir sollten vor Gott demütig sein, denn er weiß, wie er die Schwachen erhöhen kann. Wenn wir jetzt schwach sind oder uns in einer schwierigen Lage befinden, sollten wir demütig vor Gott warten und uns von ihm aufrichten lassen (Lukas 14, 7-11).
  3. Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt aber er erhöht auch: Hanna wusste, dass sie unfruchtbar war, weil der Herr ihren Schoß verschlossen hatte (1.Samuel 1, 6). Sie wusste, dass Gott sie zuerst erniedrigt und dann erhöht hat. Sie konnte die Hand des Herrn in allem sehen.

4. Hannas Vertrauen in die Zukunft ist das Vertrauen in den Herrn

1. Samuel 2, 8b-10

1. Samuel 2, 8b-10
Denn die Grundfesten der Erde gehören dem HERRN,
und er hat den Erdkreis auf sie gestellt.
Er wird die Füße seiner Getreuen behüten;
aber die Gottlosen verstummen in der Finsternis;
denn der Mensch vermag nichts aus [eigener] Kraft.
Die Widersacher des HERRN werden zerschmettert werden;
er wird über sie donnern im Himmel.
Der HERR wird die Enden der Erde richten
und wird seinem König Macht verleihen
und das Horn seines Gesalbten erhöhen!

  1. Denn die Grundfesten der Erde gehören dem HERRN: Hanna vertraute auf Gottes Fähigkeit, die Starken zu demütigen und die Schwachen zu erhöhen, weil Gott alles in seiner Hand hält. Wenn Gott nicht die Kontrolle über alles hätte, dann könnten die Starken vielleicht tun, was sie wollen, und Gott könnte sie nicht aufhalten. Hanna wusste, dass das Fundament der Erde selbst (die Grundfesten der Erde) dem Herrn gehörte.
  2. Der Mensch vermag nichts aus eigener Kraft. Die Widersacher des HERRN werden zerschmettert werden: Gott setzt seine Macht ein, um Dinge in Ordnung zu bringen. Es reicht nicht aus, dass wir glauben, dass Gott diese Macht hat. Wir müssen wissen, dass er sie zu seiner Herrlichkeit und Gerechtigkeit einsetzen wird.
  3. Er wird seinem König Macht verleihen und das Horn seines Gesalbten erhöhen: Zu dieser Zeit hatte Israel noch keinen König und schien auch keinen zu wollen. Als Hanna also von seinem König sprach, schaute sie bereits auf den Messias voraus, der endlich alles Unrecht in Ordnung bringen würde. Er ist sein Gesalbter.
    1. Dies ist die erste Stelle in der Bibel, an der Jesus als der Messias bezeichnet wird. „Im Hebräischen gab sie ihm zum ersten Mal den bemerkenswerten Beinamen Messias, im Griechischen Christus und im Deutschen Gesalbter, der von David, Nathan, Ethan, Jesaja, Daniel und den nachfolgenden Propheten des Alten Testaments und von den Aposteln und inspirierten Schreibern des Neuen Testaments übernommen wurde.“ (Hales, zitiert von Clarke)
    2. Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, zitierte Hanna in Lukas 1, 69, als er Jesus prophetisch ein Horn des Heils nannte und dabei aus 1. Samuel 2, 10 zitierte. Maria, die Mutter Jesu, zitierte Hannas Lied oft (Lukas 1, 46-55).

5. Samuel dient dem Herrn

1. Samuel 2, 11

1. Samuel 2, 11
Elkana ging hin nach Rama zu seinem Haus; der Knabe aber diente dem HERRN vor Eli, dem Priester.

  1. Eklana ging hin: Sie taten es. Es war schwer, diesen kleinen Sohn zurückzulassen, aber sie taten es, weil es genau das war, was sie Gott versprochen hatten.
  2. Der Knabe aber diente dem HERRN vor Eli, dem Priester: So jung er auch war, Samuel diente dem HERRN. Die jungen Leute können Gott loben und ihn damit erfreuen, und es ist oft ein Durchbruch in ihrem Leben mit dem Herrn, wenn sie Gott in der Anbetung erleben.
    1. Die ‚Neues Leben‘ Bibel übersetzt es gut: Der Junge aber diente dem Herrn. Es gibt Wege, auf denen auch Kinder Gott dienen können.

B. Die bösen Söhne von Eli, dem Hohepriester

1. Der böse Charakter von Elis Söhnen

1. Samuel 2, 12

1. Samuel 2, 12
Die Söhne Elis aber waren verdorben; sie kannten den HERRN nicht.

  1. Die Söhne Elis aber waren verdorben: Wörtlich werden sie im Althebräischen als Söhne Belials bezeichnet. Belial war ein heidnischer Gott und der Ausdruck ‚Söhne Belials‘ bezieht sich auf wertlose und böse Männer. Das war ein schwerwiegendes Problem, denn die Söhne Elis sollten seine Nachfolge als Hohepriester antreten, und sie waren bereits im Priesteramt tätig.
  2. Sie kannten den HERRN nicht: Auch wenn ihr Vater Eli den Herrn kannte, wurde dieses Wissen nicht durch seine Gene an seine Söhne weitergegeben. Sie mussten den Herrn persönlich kennenlernen.

2. Ihr erstes Vergehen: Sie stahlen das, was Gott geopfert wurde

1. Samuel 2, 13-17

1. Samuel 2, 13-17
Und die Priester verfuhren so mit dem Volk: Wenn jemand ein Schlachtopfer darbrachte, so kam der Diener des Priesters, während das Fleisch kochte, und hatte eine Gabel mit drei Zinken in seiner Hand; und er stieß damit in den Topf oder Kessel, in die Pfanne oder Schüssel: alles, was er mit der Gabel herauszog, das nahm der Priester für sich. So machten sie es bei allen Israeliten, die dorthin nach Silo kamen. Ebenso kam der Diener des Priesters, ehe man das Fett in Rauch aufgehen ließ, und sprach zu dem, der opferte: Gib das Fleisch her, damit man es für den Priester braten kann; denn er will nicht gekochtes, sondern rohes Fleisch von dir nehmen! Wenn der Betreffende dann zu ihm sagte: Man soll doch zuerst das Fett in Rauch aufgehen lassen – dann nimm, was dein Herz begehrt! So sprach er zu ihm: Du sollst es mir jetzt geben; wenn nicht, so werde ich es mit Gewalt nehmen! So war die Sünde der jungen Männer sehr groß vor dem HERRN; denn die Leute verachteten die Opfergabe des HERRN.

  1. Die Priester verfuhren so mit dem Volk: Von den vielen Opfern, die zum Heiligtum gebracht wurden, wurde ein Teil Gott gegeben, ein Teil wurde dem Priester gegeben und ein Teil wurde von demjenigen behalten, der das Opfer brachte. Nach anderen Stellen im Alten Testament erhielt der Priester einen Teil der Brust und der Schulter. Aber nun, etwa 400 Jahre nach der Einsetzung des mosaischen Gesetzes, änderte sich der priesterliche Brauch – sie nahmen nicht den vorgeschriebenen Teil der Brust und der Schulter, sondern nahmen, was immer die Gabel aus dem Topf hervorholte.
  2. Ehe man das Fett in Rauch aufgehen ließ: Der Anteil, der für Gott bestimmt war wurde immer zuerst geopfert, also war es falsch, den Anteil des Priesters zu nehmen, ehe man das Fett in Rauch aufgehen ließ.
    1. Das Fett galt als der hochwertigste, beste Teil des Tieres, also gaben sie es Gott. Die Idee um die es hier ging, war, dass Gott immer das Beste bekommen sollte, und Gott sollte seinen Anteil zuerst bekommen. Aber in ihrem Stolz nahmen sich die Söhne Elis ihren Anteil, ehe man Fett in Rauch aufgehen ließ.
  3. Er will nicht gekochtes, sondern rohes Fleisch von dir nehmen: Warum wollten die Söhne Elis rohes Fleisch? Vielleicht, damit sie es so zubereiten konnten, wie es ihnen gefiel; oder wahrscheinlicher taten sie es, weil rohes Fleisch leichter zu verkaufen war und sie das Fleisch verkauften und das Geld einsteckten.
  4. Du sollst es mir jetzt geben; wenn nicht, so werde ich es mit Gewalt nehmen: Die Gier von Elis Söhnen war so schlimm, dass sie nicht zögerten, Gewalt anzuwenden und mit Gewalt zu drohen, um zu bekommen, was sie wollten.
  5. Denn die Leute verachteten die Opfergabe des HERRN: Das Ausmaß der Sünde von Elis Söhnen war klar, denn durch ihre Habgier, Gewalt und Einschüchterung brachten sie andere dazu, nicht zum Heiligtum kommen und dem Herrn Opfergaben zu bringen. Es war schlimm genug, was sie selbst taten; aber die größere Sünde der Söhne Elis bestand darin, wie sie andere Menschen verletzten.

3. Die Reinheit und der Dienst Samuels stehen im Gegensatz zu dem bösen Charakter der Söhne Elis

1. Samuel 2, 18-21

1. Samuel 2, 18-21
Samuel aber diente vor dem HERRN, und der Knabe war mit einem leinenen Ephod umgürtet. Dazu machte ihm seine Mutter ein kleines Obergewand und brachte es ihm Jahr für Jahr mit, wenn sie mit ihrem Mann hinaufging, um das jährliche Opfer darzubringen. Und Eli segnete Elkana und seine Frau und sprach: Der HERR gebe dir Nachkommen von dieser Frau an Stelle des Gegebenen, den sie dem HERRN übergeben hat! Und sie kehrten nach Hause zurück. Und der HERR suchte Hanna heim, und sie wurde schwanger; und sie gebar [noch] drei Söhne und zwei Töchter. Der Knabe Samuel aber wuchs heran bei dem HERRN.

  1. Samuel aber: So schlecht die Söhne von Eli auch waren, Samuel war anders. Wir können sagen, dass dies der Grund ist, warum Gott Samuel erhob, nämlich wegen der Verdorbenheit von Elis Söhnen. Gott wusste, wie schlecht Elis Söhne waren, und so lenkte er eine ganze Reihe von Ereignissen so, dass Samuel seinen Dienst in der Stiftshütte antreten konnte. Wenn Elis Söhne keine würdigen Nachfolger waren, dann würde Gott jemand anderen einsetzen.
    1. Letztlich halten korrupte Amtsträger das Werk Gottes nicht auf – oder behindern es gar. Es mag so aussehen; aber jedes Mal, wenn es Männer wie die Söhne Elis gibt, erweckt Gott jemanden wie Samuel. Gottes Werk endet selbst dann nicht, wenn Gottes Diener unwürdig sind.
  2. Der Knabe war mit einem leinenen Ephod umgürtet: Schon als Kind zeichnete sich Samuel in seinem Dienst für den Herrn aus. Sein Dienst war so außergewöhnlich, dass er ein leinenes Ephod, ein priesterliches Gewand, erhielt (2. Mose 39, 27-29).
    1. Was hat Samuel getan? „Er erledigte kleine Aufgaben, wie das Aufstellen von Lichtern, das Anlegen von Gewändern, das Erlernen von Musik oder Ähnliches.“ (Trapp)
  3. Der Knabe: Obwohl er noch ein Kind war, diente Samuel dem Herrn besser und in einem höheren Maße, als die Söhne Elis es taten. Worauf der Mensch im Dienst für Gott schaut, ist oft nicht das, worauf der Herr schaut.
  4. Dazu machte seine Mutter ein kleines Obergewand: Nur jemand, der wirklich dabei war, würde so ein kleines Detail beschreiben. Obwohl Hanna ihren kleinen Jungen dem Herrn übergab, hörte sie nie auf, ihn zu lieben.
  5. Der Herrn suchte Hanna heim: Das tat er ganz sicher – drei weitere Söhne und zwei Töchter. Gott wird niemals jemandem etwas schuldig bleiben. Hanna konnte nie zum Herrn sagen: „Ich habe dir meinen Sohn gegeben, aber was hast du mir gegeben?“, denn Gott gab ihr im Gegenzug viel mehr.

4. Das zweite Vergehen von Elis Söhnen: Sie begehen Unzucht

1. Samuel 2, 22

1. Samuel 2, 22
Eli aber war sehr alt; und er hörte alles, was seine Söhne an ganz Israel taten, und dass sie bei den Frauen lagen, die vor dem Eingang der Stiftshütte den Dienst verrichteten.

  1. Eli aber war sehr alt: Dieser Abschnitt konzentriert sich nicht so sehr auf Elis Söhne, sondern auf Eli selbst. Er war alt und nicht mehr in der Lage, Israel als Hohepriester zu führen. Er hörte alles, was seine Söhne an ganz Israel taten, aber Eli wies sie deswegen nur zurecht.
  2. Und dass sie bei den Frauen lagen, die vor dem Eingang der Stiftshütte den Dienst verrichteten: Das bedeutet, dass die Söhne Elis mit den Frauen, die zur Anbetung in die Stiftshütte kamen, Geschlechtsverkehr hatten. Dies war eine antike Version der modernen Sexskandale unter Pastoren oder Predigern.
    1. Es ist möglich, dass die Frauen, die sich vor dem Eingang der Stiftshütte versammelten, in irgendeiner Weise Arbeiterinnen im Haus des Herrn waren. Der Text in 2. Mose 38, 8 bezieht sich auf die dienenden Frauen, die sich an der Tür der Stiftshütte versammelten.

5. Eli tadelt seine Söhne vergeblich und ohne Erfolg

1. Samuel 2, 23-26

1. Samuel 2, 23-26
Und er sprach zu ihnen: Warum tut ihr dies? Denn ich höre von dem ganzen Volk euer böses Handeln! Nicht doch, meine Söhne! Denn das ist kein gutes Gerücht, das ich höre; ihr bringt das Volk des HERRN dazu, dass es Sünde begeht! Wenn jemand gegen einen Menschen sündigt, so wird Gott Schiedsrichter sein; wenn aber jemand gegen den HERRN sündigt, wer wird für ihn Fürsprecher sein? Aber sie hörten nicht auf die Stimme ihres Vaters; denn der HERR hatte beschlossen, sie zu töten. Aber der Knabe Samuel nahm immer mehr zu an Alter und an Gunst, sowohl bei dem HERRN als auch bei den Menschen.

  1. Warum tut ihr dies: Es ist eine verständliche, aber eine unnötige Frage. Es spielt keine Rolle, warum sie es taten, denn es konnte keinen guten Grund geben. Sie können ihre Sünde nicht entschuldigen, sondern müssen die Verantwortung dafür übernehmen.
    1. Eli tat so ziemlich das Schlimmste, was Eltern tun können, wenn sie versuchen, ihre Kinder zu korrigieren: nur reden. Alles, was er tat, war, darüber zu jammern, was sie falsch gemacht haben, aber er ergriff nie die notwendigen Maßnahmen, um das Problem zu beheben. Eltern wären besser dran, wenn sie weniger schreien, weniger Vorträge halten und öfter vernünftige Maßnahmen ergreifen würden, damit die Kinder die Konsequenzen für ihren Ungehorsam spüren.
    2. In einem Schriftstück aus dem 17. Jahrhundert rät John Trapp Eli, was er hätte sagen sollen: „Tretet heran, ihr Söhne der Zauberin, der Same des Ehebrechers und der Hure … ihr entartete Brut und Söhne Belials und nicht Elis; ihr Kinder des abgrundtiefen Verderbens … Es ist Unfug, was ich höre, und wehe mir, dass ich noch lebe, um es zu hören; es wäre besser, ich wäre längst gestorben, oder ihr wäret lebendig begraben worden, als dieses Leben über der Erde zu leben.“
  2. Ihr bringt das Volk des HERRN dazu, dass es Sünde begeht: Noch einmal, dies war die größte Sünde von Elis Söhnen. Es war schlimm genug, dass sie stahlen und ihren eigenen Begierden nachgaben; aber sie brachten durch ihr verdorbenes Verhalten auch das Volk dazu, es zu hassen, Gott mit ihren Opfergaben in der Stiftshütte anzubeten (1. Samuel 2, 17), und sie verführten die weiblichen Anbeterinnen zur Unucht.
  3. Wenn jemand gegen einen Menschen sündigt, so wird Gott Schiedsrichter sein. Wenn aber jemand gegen den Herrn sündigt, wer wird für ihn Fürsprecher sein: Glücklicherweise beantwortet der Text in 1. Johannes 2, 1 die Frage von Eli: Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, dem Gerechten. Wir danken Gott, dass es jemanden gibt, der unser Fürsprecher ist, wenn wir gegen den Herrn sündigen.
  4. Aber sie hörten nicht auf die Stimme ihres Vaters, denn der Herr hat beschlossen sie zu töten: Diese markante Aussage mag einigen Lesern ungerecht erscheinen. Sie stellen sich vor, dass die Söhne Elis umkehren und auf ihren Vater hören wollten, aber Gott sie daran gehindert hat. Das ist jedoch überhaupt nicht der Fall. Gott richtete Elis Söhne auf diese Weise: Er gab ihnen genau das, was sie wollten. Sie wollten nicht umkehren, und Gott hat keine Umkehr in ihren Herzen bewirkt.
    1. Gott sah, dass sie verdorbene Männer waren und wollte über sie richten. Wenn der Herr beschlossen hat, sie zu töten, bedeutete das einfach, dass Gott den Söhnen von Eli Gerechtigkeit widerfahren lassen wollte.
  5. Aber der Knabe Samuel nahm immer mehr zu an Alter und an Gunst sowohl bei dem Herrn als auch bei Menschen: Was für ein Kontrast zu der Gottlosigkeit von Elis Söhnen! Dies zeigt, dass Eli zwar alles andere als ein perfekter Vater war, aber auch kein chronisch schlechter, da er Samuel gezeugt hat und dieser zu einem gottesfürchtigen Mann heranwuchs.

C. Die Ankündigung von Gottes Urteil über das Haus von Eli

1. Ein unbekannter Mann Gottes spricht Eli das Urteil: Seine Familie wird vom Amt des Hohepriesters ausgeschlossen werden

1. Samuel 2, 27-33

1. Samuel 2, 27-33
Es kam aber ein Mann Gottes zu Eli und sprach zu ihm: So spricht der HERR: Habe ich mich nicht dem Haus deines Vaters deutlich geoffenbart, als sie noch beim Haus des Pharao in Ägypten waren? Ja, ihn habe ich mir dort vor allen Stämmen Israels zum Priester erwählt, damit er auf meinem Altar opfere, Räucherwerk anzünde und das Ephod vor mir trage; und ich habe dem Haus deines Vaters alle Feueropfer der Kinder Israels gegeben! Warum tretet ihr denn meine Schlachtopfer und Speisopfer, die ich für [meine] Wohnung angeordnet habe, mit Füßen? Und du ehrst deine Söhne mehr als mich, so dass ihr euch mästet von den Erstlingen aller Speisopfer meines Volkes Israel! Darum spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe allerdings gesagt, dein Haus und das Haus deines Vaters sollen ewiglich vor mir aus- und eingehen; aber nun spricht der HERR: Das sei ferne von mir! Sondern wer mich ehrt, den will ich wieder ehren; wer mich aber verachtet, der soll auch verachtet werden! Siehe, die Zeit wird kommen, da ich deinen Arm und den Arm des Hauses deines Vaters abhauen werde, so dass in deinem Haus niemand alt werden soll. Und du wirst Not in [deiner] Wohnstätte sehen bei all dem Guten, was [Gott] Israel erweisen wird; und es wird nie mehr ein Betagter in deinem Haus sein. Der Mann aber, den ich dir nicht von meinem Altar vertilge, wird dazu beitragen, dass deine Augen verlöschen und deine Seele verschmachtet; und der ganze Nachwuchs deines Hauses soll im Mannesalter sterben!

  1. Ein Mann Gottes: Wir wissen nicht, wer das war; dieser Mann Gottes ist eine der herrlichen anonymen Figuren der Bibel. Aber es spielt keine Rolle, wer er war. Er war ein Mann Gottes, und Gott erhob ihn, um in dieser wichtigen Zeit zu Eli und Elis ganzer Familie zu sprechen.
  2. Habe ich mich nicht dem Haus deines Vaters deutlich offenbart: Der Vater, auf den hier Bezug genommen wird, ist Aaron, der der erste Hohepriester war. Da das Hohepriesteramt ein Amt war, das vererbt wurde, war Eli ein Nachkomme von Aaron, dem sich Gott offenbart hatte.
  3. Der Text in 1. Samuel 2, 28 ist eine wunderbare Zusammenfassung einiger der Aufgaben die man als Priester in Israel zu erfüllen hatte.
      1. Priester: In erster Linie war es die Aufgabe des Hohenpriesters, dem Herrn zu dienen. Noch bevor er dem Volk diente, war er ein Diener Gottes. Er war nicht zuerst der Priester des Volkes, er war zuerst der Priester Gottes.
      2. Auf meinem Altar opfere: Der Priester brachte Opfer zur Versöhnung und Anbetung dar.
      3. Räucherwerk anzünden: Das Verbrennen von Weihrauch war ein Bild für das Gebet, weil der Rauch und der Duft des Weihrauchs zum Himmel aufstiegen. Der Priester sollte das Volk im Gebet anführen und für das Volk beten.
      4. Das Ephod vor mir trage: Der Priester wurde mit besonderen Kleidern umhüllt, und das geschah zur Ehre und zur Schönheit (2. Mose 28, 2). Er sollte die Majestät, Würde, Herrlichkeit und Schönheit Gottes vor dem Volk repräsentieren.
      5. Schlachtopfer und Speisopfer: Der Priester war auch mit der Verantwortung betraut, die Opfergaben des Volkes Gottes entgegenzunehmen und sie gut zu verwenden.
  4. Warum tretet ihr denn meine Schlachtopfer und Speisopfer? Es wäre für Eli ein Leichtes gewesen, zu sagen: „Ich tue es nicht! Meine Söhne tun es!“ Aber Eli war für seine Söhne in doppelter Weise verantwortlich, sowohl als Vater (wenn auch in abgeschwächter Form, weil die Söhne erwachsen waren), als auch als Hohepriester. Seine Söhne ‚arbeiteten‘ für ihn als Priester, und Eli war ein schlechter ‚Chef‘.
  5. Wer mich ehrt den will ich wieder ehren: Da Eli seine Söhne nicht so korrigierte, wie er es hätte tun sollen, zog er sie im Grunde dem Herrn vor. Hätte Eli mehr Angst gehabt, Gott zu beleidigen, und weniger Angst, seine Söhne zu beleidigen, hätte er sie gebührend zurechtgewiesen.
    1. Eric Liddell war einer der großen britischen Athleten, welcher später sein Leben für Jesus auf dem Missionsfeld einsetzte. Im Jahr 1924 sollte er für Großbritannien bei den Olympischen Spielen laufen. Als herauskam, dass die Vorläufe seiner besten Disziplin – die 100 Meter – an einem Sonntag stattfinden würden, weigerte sich Liddell zurückhaltend, aber bestimmt, an diesem Tag zu laufen. Der Tag des 400-Meter-Rennens kam, und als Liddell zu den Startblöcken ging, drückte ihm ein unbekannter Mann ein Stück Papier mit einem Zitat aus 1. Samuel 2, 30 in die Hand: „Wer mich ehrt den will ich wieder ehren. An diesem Tag stellte Eric Liddel einen Weltrekord über die 400 Meter auf.“
  6. Da ich deinen Arm abhauen werde: Nicht wörtlich, aber da der Arm im hebräischen Denken ein Bild für Stärke und Macht war (Psalm 10:15, 77:15 und 89:10), bedeutet dies, dass das Haus Eli kraftlos und ohne Stärke zurückbleiben würde.
  7. Darum spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe allerdings gesagt, dein Haus und das Haus deines Vaters sollen ewiglich vor mir aus- und eingehen; aber nun spricht der Herr: Gott versprach, dass die Leitung des Priesteramtes nicht bei Eli und seinen Nachkommen verbleiben, sondern auf eine andere Linie von Nachkommen Aarons übergehen würde. Dies wurde viele Jahre später, zur Zeit Salomos, erfüllt. Abjatar (aus Elis Familie) wurde als Hohepriester abgesetzt und durch Zadok (der aus einer anderen Familie stammte) ersetzt.
    1. In 1. Könige 2, 27 heißt es: „So verstieß Salomo den Abjatar, dass er nicht mehr Priester des HERRN sein durfte, wodurch das Wort des HERRN erfüllt wurde, das er in Silo über das Haus Elis geredet hatte.“
    2. Ich habe allerdings gesagt, dein Haus und das Haus deines Vaters sollen ewiglich vor mir aus- und eingehen; aber nun spricht der HERR: Dies war ein Versprechen an Aaron, das wir in Versen wie Exodus 29, 9 lesen. Gott hat das Priestertum nicht aus der Nachkommenschaft Aarons genommen, aber er hat es aus der Nachkommenschaft Elis entfernt.
  8. Sodass in deinem Haus niemand alt werden soll … Und der ganze Nachwuchs deines Hauses soll im Mannesalter sterben: Dieser Gedanke wird in diesen wenigen Versen zweimal wiederholt. Gott wollte betonen, dass er die Nachkommen von Eli nicht mit einem langen Leben segnen würde.
  9. Dass deine Augen verlöschen und deine Seele verschmachtet: Die Nachkommen von Eli, die noch ein wenig länger lebten, würden kein gesegnetes Leben führen. Ihr Ende würde schmerzlich anzusehen sein.

2. Das Zeichen und die Verheißung: Beide Söhne werden am selben Tag sterben

1. Samuel 2, 34-36

1. Samuel 2, 34-36
Und das soll dir ein Zeichen sein, das über deine beiden Söhne Hophni und Pinehas kommen wird: an einem Tag werden sie beide sterben! Ich aber will mir einen treuen Priester erwecken, der tun wird, was nach meinem Herzen und nach meiner Seele ist; und ihm werde ich ein beständiges Haus bauen, und er wird alle Tage vor meinem Gesalbten aus- und eingehen. Und es soll geschehen, daß jeder, der von deinem Haus übrig ist, kommen und sich vor ihm niederwerfen wird, um einen Groschen und ein Stück Brot [zu erbitten], und sagen wird: Laß mich doch an einem Priesterdienst teilhaben, damit ich einen Bissen Brot zu essen habe!

  1. Und das soll dir ein Zeichen sein: Da die Erfüllung des Urteils viele Jahre entfernt sein würde (in den Tagen Salomos), gab Gott Eli ein unmittelbares Zeichen, um seine Wahrhaftigkeit zu demonstrieren. Elis Söhne werden an einem Tag beide sterben; Eli wird das sehen und wissen, dass das Urteil Gottes über seinem Haus vollstreckt worden ist.
  2. Ich aber will mir einen treuen Priester erwecken: Wer ist der hier vorhergesagte treue Priester? Er war ein großer Priester, weil er tat, was nach [Gottes] Herzen und nach [Gottes] Seele ist. Er war ein gesegneter Priester, weil Gott von ihm sagte: „Ihm werde ich ein beständiges Haus bauen, und er wird alle Tage vor meinem Gesalbten aus- und eingehen.“
      1. Diese Verheißung erfüllte sich teilweise in Samuel, denn er agierte als gottesfürchtiger Priester und löste damit die gottlosen Söhne Elis ab.
      2. Die Verheißung erfüllte sich teilweise in den Tagen Salomos in Zadok, denn er ersetzte die Nachkommenschaft von Eli im Priestertum.
      3. Die Verheißung wurde schließlich in Jesus Christus erfüllt, denn er ist nach der Ordnung Melchezedeks ein Priester in Ewigkeit (Hebräer 7, 12-17).
  3. Dass jeder, der von deinem Haus übrig ist, kommen und sich vor ihm niederwerfen wird und einen Groschen und ein Stück Brot zu erbitten: Das ist ein angemessenes Urteil, denn ein Großteil der Sünde von Elis Söhnen bestand in ihrer Habgier und darin, das Volk Gottes zu bestehlen. Anstatt die priesterlichen Anteile zu erhalten, die ihnen rechtmäßig zustanden, würde Elis Familie eines Tages dazu gezwungen sein, zu betteln.

© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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