A. David verschont Sauls Leben in der Höhle von En-Gedi
1. Saul sucht David in der Wüste von En-Gedi
1. Samuel 24, 1-2
1. Samuel 24, 1-2 Und David zog von dort hinauf und blieb auf den Berghöhen von En-Gedi. Und es geschah, als Saul von der Verfolgung der Philister zurückkehrte, da wurde ihm berichtet: Siehe, David ist in der Wüste von En-Gedi!
Als Saul von der Verfolgung der Philister zurückkehrte: Im vorherigen Kapitel hatte Gott David auf wundersame Weise befreit: Er hatte Saul dazu gebracht, von der Verfolgung Davids abzulassen, um mit den Philistern zu kämpfen, gerade als Saul bereit war, David gefangen zu nehmen. Aber als Saul mit den Philistern fertig war, kehrte er zurück und verfolgte David.
Wir wünschen uns oft, dass unser nächster Sieg ein dauerhafter Sieg sein wird. Wir wünschen uns, dass die geistlichen Feinde, die uns verfolgen, wie Saul David verfolgte, einfach aufgeben würden und wir uns nicht mehr mit ihnen herumschlagen müssten. Aber selbst wenn wir einen Sieg errungen haben und die Feinde weggeschickt werden, kommen sie zurück und werden immer wieder kommen, bis wir in die Herrlichkeit mit dem Herrn gehen. Das ist der einzige dauerhafte Sieg, den wir finden werden.
In der Wüste von En-Gedi: Die En-Gedi-Schlucht verläuft westlich vom Toten Meer. Man kann immer noch den großen Bach sehen, der die Schlucht hinunterfließt und En-Gedi mit seinen Wasserfällen und der Vegetation eher wie ein tropisches Paradies erscheinen lässt als mitten in der Wüste.
Man kann auch die zahlreichen Höhlen sehen, die die Hügel punktieren. Dies war ein großartiger Ort für David und seine Männer, um sich zu verstecken. Mitten in der kargen Wüste konnten Späher herannahende Truppen leicht entdecken. Es gab reichlich Wasser und Wildtiere und viele Höhlen und Verteidigungspositionen.
2. Saul kommt unwissentlich zu einer Höhle, in der sich David und seine Männer verstecken
1. Samuel 24, 3-4
1. Samuel 24, 3-4 Und Saul nahm 3 000 auserlesene Männer aus ganz Israel und zog hin, um David samt seinen Männern zu suchen, auf den Steinbockfelsen. Und als er zu den Schafhürden am Weg kam, war dort eine Höhle; und Saul ging hinein, um seine Füße zu bedecken. David aber und seine Männer saßen hinten in der Höhle.
Schafhürden: Das deutet darauf hin, dass dies eine große Höhle war, groß genug, um eine Schafherde zu beherbergen. Alle oder die meisten von Davids 600 Männern konnten sich in den Nischen der Höhle verstecken.
Und Saul ging hinein, um seine Füße zu bedecken (in anderen Übersetzungen heißt es auch „um seine Notdurft zu verrichten“)): Da die Bibel ein reales Buch ist, das sich mit realen Menschen befasst, die ein reales Leben führen, sind wir nicht überrascht, dass sie Sauls Aufmerksamkeit für seine persönlichen Bedürfnisse beschreibt. Aber etwas so Grundlegendes und Alltägliches wie dies wurde von Gott zeitlich festgelegt und arrangiert, ohne dass Saul irgendeine Kenntnis von Gottes Zeitplan oder Anordnung der Dinge hatte.
Die Tatsache, dass Saul hineinging, um seine Füße zu bedecken (seine Notdurft zu verrichten), bedeutete auch, dass er allein in die Höhle ging. Seine Soldaten und Leibwächter waren außerhalb der Höhle und warteten auf ihn.
David aber und seine Männer saßen hinten in der Höhle: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für diese Situation? Saul muss sich in dem Moment um seine persönlichen Bedürfnisse kümmern, als er genau an der Höhle vorbeikommt, in der sich David versteckt. Das war kein Zufall, sondern von Gott arrangiert, um David zu prüfen, ihn zu schulen und Davids gottesfürchtiges Herz zu zeigen.
3. David hält sich und seine Männer zurück, Saul zu töten
1. Samuel 24, 5-8
1. Samuel 24, 5-8 Da sprachen die Männer Davids zu ihm: Siehe, das ist der Tag, von dem der HERR zu dir gesagt hat: Siehe, ich will deinen Feind in deine Hand geben, dass du mit ihm machst, was dir gefällt! Und David stand auf und schnitt heimlich einen Zipfel von Sauls Obergewand ab. Aber es geschah danach, da schlug ihm sein Herz, weil er den Zipfel von Sauls Obergewand abgeschnitten hatte. Und er sprach zu seinen Männern: Das lasse der HERR ferne von mir sein, dass ich so etwas tue und meine Hand an meinen Herrn, den Gesalbten des HERRN, lege; denn er ist der Gesalbte des HERRN! So hielt David seine Männer mit diesen Worten zurück und ließ ihnen nicht zu, sich gegen Saul zu erheben. Saul aber machte sich auf aus der Höhle und ging seines Weges.
Da sprachen die Männer Davids zu ihm: Davids Männer waren begeistert von der Gelegenheit und glaubten, es sei ein Geschenk Gottes. Sie wussten, dass es kein Zufall war, dass Saul in diesem Moment allein in diese Höhle kam. Sie dachten, dies sei eine Gelegenheit von Gott für sie, Saul zu töten.
Offenbar hatte Gott David bei irgendeiner früheren Gelegenheit verheißen: „Siehe, ich will deinen Feind in deine Hand geben, dass du mit ihm machst, was dir gefällt!“ Sie glaubten, dass dies die Erfüllung der Verheißung sei und dass David die Verheißung im Glauben und mit dem Schwert ergreifen müsse.
Und David stand auf und schnitt heimlich einen Zipfel von Sauls Obergewand ab: Wir können uns vorstellen, wie David sich diesen Rat seiner Männer anhört und sich mit seinem Schwert schnell auf Saul zubewegt, gedeckt durch die Dunkelheit der Höhle. Davids Männer sind aufgeregt; ihr Leben auf der Flucht ist bald zu Ende, und sie werden bald als Freunde und Mitarbeiter des neuen Königs von Israel eingesetzt werden. Aber als David sich Saul näherte und sein Schwert zückte, ließ er es nicht auf Sauls Hals niederschlagen oder stieß es durch seinen Rücken. Stattdessen schnitt er heimlich einen Zipfel von Sauls Obergewand ab.
Manche fragen sich, wie David das tun konnte, ohne entdeckt zu werden. Saul könnte sein Gewand in einem Teil der Höhle abgelegt haben und sich in einem anderen Teil um seine Bedürfnisse gekümmert haben, so dass David nicht direkt neben Saul sein musste, um einen Zipfel seines Gewandes abzuschneiden. Oder es kann auch sein, dass es genug Lärm und Aufruhr von den Tausenden von Männern außerhalb der Höhle zusammen mit ihren Pferden gab, dass David einfach nicht wahrzunehmen war.
David beschloss, Saul zu verschonen, weil er wusste, dass Gottes Verheißung besagte: „Du wirst den Thron Israels erben.“ Er wusste, dass Saul dieser Verheißung im Weg stand. Aber er wusste auch, dass es ungehorsam von ihm war, Saul zu töten, weil Gott Saul in eine Position der Autorität gesetzt hatte und es Gottes Aufgabe war, sich um Saul zu kümmern, nicht Davids. David wollte, dass die Verheißung erfüllt wird, aber er weigerte sich, zu versuchen, Gottes Verheißung durch seinen eigenen Ungehorsam zu erfüllen.
Manchmal, wenn wir eine Verheißung von Gott haben, denken wir, dass wir berechtigt sind, zu sündigen, um dieser Verheißung nachzugehen. Das ist immer falsch. Gott wird seine Verheißungen erfüllen, aber er wird es auf seine Weise tun, und zwar auf gerechte Weise. Stattdessen müssen wir wie Abraham sein, der Gott gehorchte, auch wenn es auf Kosten von Gottes Verheißung zu gehen schien, und der bereit war, den Sohn der Verheißung zu opfern (1. Mose 22). Mehr noch, wir müssen wie Jesus sein, der das Angebot Satans, ‚die Welt zurückzugewinnen‘, nicht auf Kosten des Gehorsams annahm (Lukas 4, 5-8).
In all dem sehen wir, dass David nicht nur wusste, wie man in dem Herrn wartet, sondern er wusste auch, wie man auf den Herrn wartet. „Wir warten in dem Herrn durch Gebet und Flehen, indem wir auf einen Hinweis seines Willens warten; wir warten auf den Herrn durch Geduld und Unterordnung, indem wir auf das Eingreifen seiner Hand warten.“ (Meyer) David war entschlossen, dass, wenn er auf dem Thron Israels sitzen würde, es nicht sein würde, weil er Saul aus dem Weg geräumt hatte, sondern weil Gott Saul aus dem Weg geräumt hatte. Er wollte Gottes Fingerabdrücke auf diesem Werk, nicht seine eigenen, und er wollte das reine Gewissen, das aus dem Wissen kommt, dass es Gottes Werk war.
Wir sehen auch, dass Davids Herz nicht voll Bitterkeit und Zorn gegenüber Saul war. Selbst als Saul David das Leben elend schwer machte, brachte David es immer wieder zum Herrn, und er wurde von Schmerz, Bitterkeit und Zorn gereinigt, was nur der Herr tun kann. Wenn David Bitterkeit und Zorn gegenüber Saul angesammelt hätte, wäre er wahrscheinlich nicht in der Lage gewesen, der Versuchung zu widerstehen, ihn bei einer scheinbar ‚risikolosen‘ Gelegenheit zu töten.
Da schlug ihm sein Herz: Dies ist ein bemerkenswert zartes Gewissen bei David. Viele würden sich nur darüber aufregen, dass sie nicht die Gelegenheit ergriffen haben, Saul zu töten. David schnitt nur den Zipfel von Sauls Gewand ab, doch sein Herz schlug ihm. Und warum? Weil das Gewand ein Symbol für Sauls königliche Autorität war. David fühlte sich schlecht – zu Recht, nach dem Herzen Gottes – dass er etwas gegen Sauls von Gott eingesetzte Autorität getan hatte.
David drückt dies aus, als er sagt: „Das lasse der HERR ferne von mir sein, dass ich so etwas tue und meine Hand an meinen Herrn, den Gesalbten des HERRN, lege; denn er ist der Gesalbte des HERRN!“ David wusste besser als jeder andere, dass Saul ein streitbarer und korrupter Anführer war, aber es lag in Gottes Macht, ihn wegzunehmen, und David wollte nicht tun, was nur dem Herrn zusteht.
„Es war eine Kleinigkeit, und doch schien es den von Gott gesalbten König zu entehren; und als solches tat es David weh, es getan zu haben. Manchmal schneiden wir im Gespräch und in der Kritik ein Stück des Charakters eines Mannes ab, oder seines guten Einflusses, oder seines Ansehens in der Wertschätzung anderer. Sollte unser Herz uns nicht für solch unbedachtes Verhalten rügen? Sollten wir nicht ein Bekenntnis ablegen und Wiedergutmachung leisten?“ (Meyer)
So hielt David seine Männer mit diesen Worten zurück: David hielt nicht nur sich selbst davon ab, Rache an Saul zu nehmen, er hielt auch seine Männer zurück. Viele Männer in der gleichen Situation würden sagen: „Gut, ich werde Saul jetzt nicht töten, aber wenn es einer meiner Diener tut, was kann ich dann tun?“ und damit die Tür weit offen lassen, dafür dass Saul doch getötet wird. Aber David würde das nicht tun, und hielt seine Männer zurück.
Mit diesen Worten: Dies waren die Worte eines demütigen, zarten Gewissens vor Gott. Es waren die Worte eines Mannes, der überführt wurde, weil er nur einen Zipfel von Sauls Gewand abgeschnitten hatte. Als Davids Diener seine Gottesfurcht sahen und wie er Gott in allem gefallen wollte, wurden ihre Herzen zurückgehalten, irgendetwas Böses gegen Saul zu tun.
B. David appelliert an Saul
1. David offenbart Saul seine Anwesenheit
1. Samuel 24, 9
1. Samuel 24, 9 Danach machte sich auch David auf und verließ die Höhle und rief Saul nach und sprach: Mein Herr [und] König! Da sah Saul hinter sich. Und David neigte sein Angesicht zur Erde und verbeugte sich.
David … verließ die Höhle: David ging hier ein großes Risiko ein, denn er hätte einfach im Versteck bleiben können, in der Sicherheit, dass Saul ihn nicht gefunden hatte. Aber er ergab sich Saul, weil er die Chance sah, Saul sein Herz zu zeigen und sich mit ihm zu versöhnen.
Mein Herr [und] König … David neigte sein Angesicht zur Erde und verbeugte sich: Damit drückte er große Unterordnung vor Saul aus. Wir könnten denken, dass David das Recht hatte, zu Saul als Gleichgestellter zu kommen. „Nun, Saul, wir sind beide zum König gesalbt worden. Im Moment hast du den Thron, aber ich werde ihn eines Tages haben und das weißt du. Also von einem Gesalbten zum anderen, sieh mal, wie ich gerade dein Leben verschont habe.“ Das war ganz und gar nicht Davids Einstellung. Stattdessen sagte er: „Saul, du bist der Boss und ich weiß es. Ich respektiere deine Stellung als mein Anführer und als mein König.“
Als David sein Angesicht zur Erde neigte und sich verbeugte, zeigte er auch großes Vertrauen in Gott, denn er machte sich Saul gegenüber völlig verwundbar. Saul hätte ihn in diesem Moment sehr leicht töten können, aber David vertraute darauf, dass Gott ihn beschützen und die Verheißung erfüllen würde, wenn er tat, was vor Gott richtig war.
2. Davids Rede zu Saul
1. Samuel 24, 10-16
1. Samuel 24, 10-16 Und David sprach zu Saul: Warum hörst du auf die Worte der Leute, die sagen: Siehe, David sucht dein Unglück? Siehe, an diesem Tag siehst du mit eigenen Augen, dass dich der HERR heute in der Höhle in meine Hand gegeben hat; und man sagte mir, ich solle dich töten, aber es war mir leid um dich, denn ich sprach: Ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen; denn er ist der Gesalbte des HERRN! Nun sieh, mein Vater, sieh doch den Zipfel deines Obergewandes in meiner Hand! Da ich [nur] den Zipfel deines Obergewandes abschnitt und dich nicht umbrachte, so erkenne und sieh daraus, dass nichts Böses in meiner Hand ist, auch keine Übertretung; ich habe auch nicht an dir gesündigt; du aber stellst mir nach, um mir das Leben zu nehmen! Der HERR sei Richter zwischen mir und dir; und der HERR räche mich an dir, aber meine Hand soll nicht über dir sein! Wie man nach dem alten Sprichwort sagt: »Von den Gottlosen kommt Gottlosigkeit« — aber meine Hand soll nicht gegen dich sein! Wen verfolgst du, König von Israel? Wem jagst du nach? Einem toten Hund! Einem Floh! Der HERR sei Richter und entscheide zwischen mir und dir, und er sehe danach und führe meine Sache und verschaffe mir Recht von deiner Hand!
Warum hörst du auf die Worte der Leute: David zeigte große Freundlichkeit und Taktgefühl gegenüber Saul. David wusste sehr gut, dass Sauls Angst vor David von Saul selbst kam und nicht von jemand anderem. Aber David schob die Schuld auf namenlose andere, so dass es für Saul einfacher war, zu sagen: „Sie hatten Unrecht“ statt „Ich hatte Unrecht.“ Selbst in der Konfrontation bedeckt David Sauls Sünde.
„Klug und bescheiden überträgt er die Schuld von Saul auf seine Anhänger und schlechten Ratgeber.“ (Poole)
Einige mögen gesagt haben: „David, bring es auf den Punkt! Sag es, wie es ist!“, und das wird er auch, bis zu einem gewissen Grad. Aber selbst wenn er das tut, wird er Saul Barmherzigkeit und Freundlichkeit erweisen. David wird Sprüche 10, 12 erfüllen: „Die Liebe deckt alle Verfehlungen zu“ und 1. Petrus 4, 8: Die „Liebe wird eine Menge von Sünden zudecken.“
Ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen; denn er ist der Gesalbte des HERRN: Dieser Grundsatz, nicht gegen die von Gott gesalbten Führer zuzuschlagen, ist gut und wichtig, wurde aber manchmal missbraucht.
Die Formulierung „Berühre nicht den Gesalbten des Herrn“ ist bei einigen Christen und bei vielen Leitern in Mode. Oft bedeutet das für sie: „Du solltest nie etwas gegen einen Pastor oder einen Leiter sagen. Er steht über deiner Kritik oder Zurechtweisung, also sei einfach still.“ Manchmal wird es sogar verwendet, um eine biblische Beurteilung der Lehre zu verhindern. Aber als David erkannte, dass Saul der Gesalbte des HERRN war und sich weigerte, ihm zu schaden, wollte er Saul nicht töten. Er konfrontierte Saul zwar demütig mit seiner Sünde und hoffte, dass Saul sein Herz ändern würde. Aber es ist völlig falsch, wenn Menschen das Konzept von Berühre nicht den Gesalbten des Herrn dazu benutzen, einen Leiter von jeglicher Beurteilung oder Verantwortlichkeit zu verschonen.
Sieh doch den Zipfel deines Obergewandes in meiner Hand: Das war der Beweis, dass David eine richtige Gelegenheit hatte, Saul zu töten, aber diese Gelegenheit nicht nutzte. Als David Saul den Zipfel seines Obergewandes zeigte, muss Saul Gottes Geist gehört haben, der laut in seinem Herzen sprach.
Durch dieses angeschnittene Gewand sandte Gott eine Botschaft an Saul. Das Gewand war ein Bild für Sauls königliche Autorität, und durch dieses sagte Gott: „Ich schneide deine königliche Autorität weg.“
In 1. Samuel 15, 27-28 tadelte der Prophet Samuel Saul für seinen hartherzigen Ungehorsam gegenüber Gott. In seiner Verzweiflung versuchte Saul, Samuel am Weggehen zu hindern, und griff nach seinem Gewand, woraufhin ein Teil des Gewandes des Propheten weggerissen wurde. Als Saul das zerrissene Stück von Samuels Gewand in der Hand hielt, sagte Samuel zu ihm: Der Herr hat heute das Königreich Israel von dir abgerissen und es deinem Nächsten gegeben, der besser ist als du! Als David nun Saul mit dem zerrissenen Gewand konfrontiert, muss sich Saul an diesen Vorfall erinnert haben, und Gottes Botschaft an ihn war laut und deutlich.
Der HERR sei Richter und entscheide zwischen mir und dir: David brauchte nichts mehr zu tun, um sich vor Saul zu verteidigen; er verwies die Angelegenheit an den Herrn. David würde Gott seinen Fall vertreten und seinen Richter sein lassen. David sagte nicht nur: „Aber meine Hand soll nicht gegen dich sein“, sondern er bewies es, indem er Saul nicht tötete, als er die Gelegenheit dazu hatte.
Die ‚Neues Leben‘-Übersetzung drückt es in 1. Samuel 24, 13 sehr gut aus: Der Herr wird … dich für das strafen, was du mir anzutun versuchst, aber ich werde dir niemals Schaden zufügen. Tatsächlich beschützte David Saul noch indem er seine Männer zurückhielt.
Es war unausweichlich, dass Saul gerichtet werden würde und dass er den Thron verlieren würde. Aber es lag vollkommen bei Gott, das zu erreichen, bei niemandem sonst. Jesus stellte in Matthäus 18, 7 dasselbe Prinzip auf, als er sagte: „Denn es ist zwar notwendig, dass die Anstöße [zur Sünde] kommen, aber wehe jenem Menschen, durch den der Anstoß [zur Sünde] kommt!“ Gottes Gericht ist Gottes Sache. Wir bringen uns selbst in eine schlechte Lage, wenn wir uns zum Werkzeug von Gottes Gericht machen.
Von den Gottlosen kommt Gottlosigkeit: David benutzte dieses Sprichwort, um etwas klarzustellen. „Saul, wenn ich wirklich so böse wäre, wie deine Berater sagen, wenn ich wirklich darauf aus wäre, dich zu töten, dann hätte ich diese böse Tat in der Höhle begangen. Da keine Bosheit von mir ausging, als ich die Gelegenheit dazu hatte, zeigt das, dass mein Herz dir gegenüber nicht böse ist.“
Der HERR sei Richter und entscheide zwischen mir und dir … führe meine Sache und verschaffe mir Recht von deiner Hand: David sagte zu Saul: „Ich vertraue immer noch auf Gott, dass er mich aus deiner Hand erlösen wird.“ Anstatt einen Ausweg aus seiner fleischlichen Prüfung zu finden, tat David das Schwierigste – er vertraute darauf, dass Gott ihn erlösen würde, anstatt auf sich selbst zu vertrauen.
C. Sauls Reaktion auf David
1. Saul würdigt Davids Barmherzigkeit ihm gegenüber
1. Samuel 24, 17-20
1. Samuel 24, 17-20 Und es geschah, als David aufgehört hatte, diese Worte zu Saul zu reden, da sprach Saul: Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David? Und Saul erhob seine Stimme und weinte; und er sprach zu David: Du bist gerechter als ich; denn du hast mir mit Gutem vergolten, ich aber habe dir mit Bösem vergolten! Und du hast heute bewiesen, dass du Gutes an mir getan hast, weil der HERR mich in deine Hand gegeben hat, und du hast mich doch nicht umgebracht. Und wie sollte jemand seinen Feind finden und ihn friedlich seines Weges ziehen lassen? Der HERR vergelte dir Gutes für das, was du heute an mir getan hast!
Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David: Saul reagierte so emotional, weil Saul in dem Wahn lebte, dass David es auf ihn abgesehen hat. Dass David sich weigerte, Saul zu töten, als er die Gelegenheit dazu hatte, bewies zweifelsfrei, dass dies nicht stimmte. Allein Davids Gehorsam gegenüber Gott und seine Liebe zu Saul bedingten, dass Sauls Herz weich wurde.
Du bist gerechter als ich … du hast mir mit Gutem vergolten … du hast mich doch nicht umgebracht … Der HERR vergelte dir Gutes für das, was du heute an mir getan hast: Das war ein dramatischer Sinneswandel in Saul. Jede Veränderung, die David von Saul erhoffen konnte, ist eingetreten, und Saul schien es wirklich aufrichtig zu meinen (Saul erhob seine Stimme und weinte). David überhäufte Saul so sehr mit Freundlichkeit, dass dies Sauls Herz schmelzen ließ.
2. Saul schaut in die Zukunft
1. Samuel 24, 21-23
1. Samuel 24, 21-23 Und nun siehe, ich weiß, dass du gewiss König werden wirst und dass das Königreich Israels in deiner Hand bestehen wird. So schwöre mir nun bei dem HERRN, dass du meinen Samen nach mir nicht ausrotten und meinen Namen nicht vertilgen wirst aus dem Haus meines Vaters! Und David schwor dem Saul. Da zog Saul heim; David aber und seine Männer stiegen auf die Bergfeste hinauf.
Ich weiß, dass du gewiss König werden wirst: Saul wusste es die ganze Zeit (1. Samuel 23, 17), aber jetzt weiß er es wirklich.
So schwöre mir nun bei dem HERRN, dass du meinen Samen nach mir nicht ausrotten und meinen Namen nicht vertilgen wirst aus dem Haus meines Vaters: Saul wollte einfach die gleiche Art von Versprechen von David, die er Jonathan in 1. Samuel 20, 13-16 gab. Zu jener Zeit war es üblich, dass, wenn ein Königshaus ein anderes ablöste, das neue Königshaus alle potenziellen Herrscher des alten Königshauses tötete. Saul wusste, dass eines Tages David und seine Nachkommen über Israel herrschen würden, und er will das Versprechen von David, dass dieser und seine Nachkommen die Nachkommen Sauls nicht töten oder misshandeln werden.
„Wie konnte David dann so viele von Sauls Söhnen vernichten? (2. Samuel 21, 8-9) David konnte sich selbst durch seine Eide binden, aber er konnte Gott nicht binden, zu dessen Wohlgefallen alle Versprechen, Gelübde und Eide in aller Vernunft unterworfen werden müssen; und das geschah auf Gottes Befehl, und Gott hatte Wohlgefallen daran (2. Samuel 21, 14).“ (Poole)
Da zog Saul heim; David aber und seine Männer stiegen auf die Bergfeste hinauf: David ging nicht mit Saul nach Hause und ließ sich nicht sein Haus und seinen Platz im Palast wieder geben. David wusste, dass Saul, so sehr er es in diesem Moment auch ernst meinte, damit zu kämpfen haben würde, diese siegreiche Einstellung zu bewahren.
Oft zeigt eine Person Reue und behauptet die sündigen Wege zu erkennen, so wie es Saul hier tat. Aber die Aussagekraft von Reue und einem veränderten Herzen wird nicht durch die Emotion oder Aufrichtigkeit eines Augenblicks demonstriert. Sie zeigt sich in der ständigen Ausrichtung des eigenen Lebens und David hatte jedes Recht zu sagen: „Ich werde in der Festung bleiben, bis ich sehe, wohin Saul sein Leben ausrichtet.“
„Was für ein erbärmliches Bild Saul hier abgibt! Was nützt es, zu sagen: ‚Ich habe den Narren gespielt‘, wenn er weiter den Narren spielt? Was nützen seine Tränen und sein Geständnis vor David, wenn er seiner Reue keine Taten folgen lässt?“ (Redpath)
Tatsächlich ist es schlimmer, diese Art von emotionaler Reaktion zu haben, wenn sie nicht zu echter Umkehr führt. „Wenn ein Mann emotional aufgewühlt ist, wie Saul es war, und sich seinem Zustand bewusst wird, aber nur darüber weint und Gott immer noch nicht gehorcht, ist sein zweiter Zustand tausendmal schlimmer als der erste. Emotionen, die nicht zu Taten führen, führen nur tiefer in die Sünde und Rebellion.“ (Redpath)
1. Samuel 24 – David verschont Sauls Leben
A. David verschont Sauls Leben in der Höhle von En-Gedi
1. Saul sucht David in der Wüste von En-Gedi
1. Samuel 24, 1-2
1. Samuel 24, 1-2
Und David zog von dort hinauf und blieb auf den Berghöhen von En-Gedi. Und es geschah, als Saul von der Verfolgung der Philister zurückkehrte, da wurde ihm berichtet: Siehe, David ist in der Wüste von En-Gedi!
2. Saul kommt unwissentlich zu einer Höhle, in der sich David und seine Männer verstecken
1. Samuel 24, 3-4
1. Samuel 24, 3-4
Und Saul nahm 3 000 auserlesene Männer aus ganz Israel und zog hin, um David samt seinen Männern zu suchen, auf den Steinbockfelsen. Und als er zu den Schafhürden am Weg kam, war dort eine Höhle; und Saul ging hinein, um seine Füße zu bedecken. David aber und seine Männer saßen hinten in der Höhle.
3. David hält sich und seine Männer zurück, Saul zu töten
1. Samuel 24, 5-8
1. Samuel 24, 5-8
Da sprachen die Männer Davids zu ihm: Siehe, das ist der Tag, von dem der HERR zu dir gesagt hat: Siehe, ich will deinen Feind in deine Hand geben, dass du mit ihm machst, was dir gefällt! Und David stand auf und schnitt heimlich einen Zipfel von Sauls Obergewand ab. Aber es geschah danach, da schlug ihm sein Herz, weil er den Zipfel von Sauls Obergewand abgeschnitten hatte. Und er sprach zu seinen Männern: Das lasse der HERR ferne von mir sein, dass ich so etwas tue und meine Hand an meinen Herrn, den Gesalbten des HERRN, lege; denn er ist der Gesalbte des HERRN! So hielt David seine Männer mit diesen Worten zurück und ließ ihnen nicht zu, sich gegen Saul zu erheben. Saul aber machte sich auf aus der Höhle und ging seines Weges.
B. David appelliert an Saul
1. David offenbart Saul seine Anwesenheit
1. Samuel 24, 9
1. Samuel 24, 9
Danach machte sich auch David auf und verließ die Höhle und rief Saul nach und sprach: Mein Herr [und] König! Da sah Saul hinter sich. Und David neigte sein Angesicht zur Erde und verbeugte sich.
2. Davids Rede zu Saul
1. Samuel 24, 10-16
1. Samuel 24, 10-16
Und David sprach zu Saul: Warum hörst du auf die Worte der Leute, die sagen: Siehe, David sucht dein Unglück? Siehe, an diesem Tag siehst du mit eigenen Augen, dass dich der HERR heute in der Höhle in meine Hand gegeben hat; und man sagte mir, ich solle dich töten, aber es war mir leid um dich, denn ich sprach: Ich will meine Hand nicht an meinen Herrn legen; denn er ist der Gesalbte des HERRN! Nun sieh, mein Vater, sieh doch den Zipfel deines Obergewandes in meiner Hand! Da ich [nur] den Zipfel deines Obergewandes abschnitt und dich nicht umbrachte, so erkenne und sieh daraus, dass nichts Böses in meiner Hand ist, auch keine Übertretung; ich habe auch nicht an dir gesündigt; du aber stellst mir nach, um mir das Leben zu nehmen! Der HERR sei Richter zwischen mir und dir; und der HERR räche mich an dir, aber meine Hand soll nicht über dir sein! Wie man nach dem alten Sprichwort sagt: »Von den Gottlosen kommt Gottlosigkeit« — aber meine Hand soll nicht gegen dich sein! Wen verfolgst du, König von Israel? Wem jagst du nach? Einem toten Hund! Einem Floh! Der HERR sei Richter und entscheide zwischen mir und dir, und er sehe danach und führe meine Sache und verschaffe mir Recht von deiner Hand!
C. Sauls Reaktion auf David
1. Saul würdigt Davids Barmherzigkeit ihm gegenüber
1. Samuel 24, 17-20
1. Samuel 24, 17-20
Und es geschah, als David aufgehört hatte, diese Worte zu Saul zu reden, da sprach Saul: Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn David? Und Saul erhob seine Stimme und weinte; und er sprach zu David: Du bist gerechter als ich; denn du hast mir mit Gutem vergolten, ich aber habe dir mit Bösem vergolten! Und du hast heute bewiesen, dass du Gutes an mir getan hast, weil der HERR mich in deine Hand gegeben hat, und du hast mich doch nicht umgebracht. Und wie sollte jemand seinen Feind finden und ihn friedlich seines Weges ziehen lassen? Der HERR vergelte dir Gutes für das, was du heute an mir getan hast!
2. Saul schaut in die Zukunft
1. Samuel 24, 21-23
1. Samuel 24, 21-23
Und nun siehe, ich weiß, dass du gewiss König werden wirst und dass das Königreich Israels in deiner Hand bestehen wird. So schwöre mir nun bei dem HERRN, dass du meinen Samen nach mir nicht ausrotten und meinen Namen nicht vertilgen wirst aus dem Haus meines Vaters! Und David schwor dem Saul. Da zog Saul heim; David aber und seine Männer stiegen auf die Bergfeste hinauf.
© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.