1. Samuel, der große Prophet und Richter über Israel, stirbt
1. Samuel 25, 1
1. Samuel 25, 1 Und Samuel starb, und ganz Israel versammelte sich und klagte um ihn und begrub ihn bei seinem Haus in Rama; David aber machte sich auf und zog hinab in die Wüste Paran.
Und Samuel starb: Nun stirbt dieser große Mann, der dem Herrn geweiht war und ihm von klein auf diente. So gottesfürchtig er auch war, es bewahrte ihn nicht vor einem irdischen Tod, denn er war immer noch ein Nachkomme Adams. Aber Gottes Wirken in Israel endete nicht mit Samuels Tod. Gottes Wirken ist nie nur von einem Menschen abhängig.
Wenn geschrieben steht ‚und Samuel starb‘, dann steht auch geschrieben „David aber machte sich auf.“ Gottes Werk mag mit einem Menschen beginnen, aber es endet nie mit einem Menschen. Gott setzt sein Werk fort und erhält es aufrecht, so wie es ihm gefällt.
Ganz Israel versammelte sich und klagte um ihn: Samuel schien zu Lebzeiten von Israel nicht besonders geschätzt zu werden (1. Samuel 8:1-7), aber zumindest wurde er nach seinem Tod geehrt.
Samuels Erbe lebte auf bemerkenswerte Weise weiter. Der Text in 1. Chronik 9, 22 legt nahe, dass er den Dienst der Leviten im Heiligtum organisierte, das von David und Salomo fertiggestellt wurde. In 1. Chronik 26, 27-28 lesen wir, dass Samuel zu Salomos Zeiten begann, Schätze für den Bau des Tempels zu sammeln. In 2. Chronik 35, 18 wird berichtet, dass Samuel an das Passahfest dachte und Israel an die große Befreiung durch Gott erinnerte. In Psalm 99:6 und Jeremia 15, 1 wird Samuel als ein Mann der großen Fürbitte gewürdigt.
2. Ein Mann namens Nabal, seine Frau und sein Charakter
1. Samuel 25, 2-3
1. Samuel 25, 2-3 Es war aber ein Mann in Maon, der hatte sein Gewerbe in Karmel; und dieser Mann hatte ein sehr großes Vermögen, und er besaß 3000 Schafe und 1000 Ziegen; und er ließ gerade seine Schafe in Karmel scheren. Und der Name dieses Mannes war Nabal; der Name seiner Frau aber war Abigail. Und sie war eine Frau von gesundem Verstand und von schöner Gestalt; der Mann aber war hart und boshaft in seinem Tun und war ein Kalebiter.
Dieser Mann hatte ein sehr großes Vermögen: Das erste, was wir über diesen Mann erfahren, ist, wo er wohnte (Maon, sein Gewerbe trieb er in Karmel), und dass er ein sehr großes Vermögen besaß (3000 Schafe und 1000 Ziegen).
Es gibt vier Arten ein Vermögen zu besitzen, oder reich zu sein. Es gibt Vermögen in dem, was du hast, Vermögen in dem, was du tust, Vermögen in dem, was du weißt, und Vermögen in dem, was du bist – Vermögen des Charakters. Nabal hatte ein sehr großes Vermögen, aber war nur reich in dem, was er hatte. Er hatte die geringste Art von Vermögen.
Er ließ gerade seine Schafe in Karmel scheren: Das war die ‚Erntezeit‘ für einen Schafhirten. Weil es die ‚Erntezeit‘ war, war die Schafschur eine Zeit in der man anderen ein großes Maß an Gastfreundschaft gewährte.
„Die Schafschur wurde traditionell mit einem Festmahl gefeiert, und zwar reichlich und ausgiebig.“ (Baldwin)
Der Name dieses Mannes war Nabal: Dies ist ein weiterer Hinweis auf seinen Charakter, denn der Name Nabal bedeutet Narr. Im alten Israel waren Namen oft mit dem Charakter einer Person verbunden. Wir wissen nicht, ob Nabal dieser Name gegeben wurde oder ob er ihn sich erworben hat, aber er wurde ihm sicherlich gerecht.
Die Tatsache, dass er ein Kalebiter war, kann auch eine negative Beschreibung von Nabal sein, denn Kaleb bedeutet Hund. Aus dem Haus eines Hundes zu sein, war kein Kompliment. „Da das Wort Kaleb `ein Hund´ bedeutet, hat die Septuaginta [alle Versionen des griechischen Alten Testaments] es so verstanden, dass damit ein Mann mit einer hündischen Veranlagung beschrieben wird, und übersetzt: … er war ein hündischer Mann. Auf die gleiche Weise wird es vom Syrischen und Arabischen verstanden.“ (Clarke)
Abigail … war eine Frau von gesundem Verstand und von schöner Gestalt: Nabals Frau war – im Gegensatz zu Nabal selbst – sowohl schön als auch weise. Die Bibel spricht Abigail ein großes Lob aus, wenn sie sagt, dass sie von schöner Gestalt war, denn die einzigen anderen Frauen, auf die dieser hebräische Ausdruck angewendet wird, sind Rahel (1. Mose 29, 17) und Esther (Esther 2, 7).
Wie konnte eine Frau wie diese jemals mit einem Mann wie Nabal zusammenkommen? Wir können es aus der damaligen Zeit der arrangierten Ehen heraus verstehen. Aber es gibt heute viele Abigails, denen es so geht, nicht weil die Ehe arrangiert wurde, sondern weil sie es sich ausgesucht haben. „Es ist bemerkenswert, wie viele Abigails mit Nabals verheiratet werden. Gottesfürchtige Frauen, zart und feinfühlig, ehrgeizig und edelmütig in ihren Idealen, gehen eine unauflösliche Verbindung mit Männern ein, für die sie keine echte Sympathie empfinden können, auch wenn sie keine unüberwindliche Abneigung gegen sie hegen.“ (Meyer)
„Wenn dir eine solche Situation widerfahren ist, ist das kein Grund, dich auf das Gesetz des Landes zu berufen, um dich aus der Verstrickung zu befreien, möchte ich dir liebevoll, aber bestimmt sagen. Vielleicht wusste Gott, dass du die schwere Prüfung brauchst, um dich zu demütigen und dich zu einem Zeugnis für deinen Partner zu machen. In der Bibel steht, dass du so bleiben sollst, wie du bist. Möglicherweise ergibt sich eines Tages für dich, wie damals für Abigail, eine neue Gelegenheit; aber bis dahin ist es an dir, die Gnade und Macht des Herrn in deinem Herzen unter Beweis zu stellen, um dich zu stärken und rein zu halten.“ (Redpath)
3. David möchte für seine wertvollen Dienste für Nabal entlohnt werden
1. Samuel 25, 4-9
1. Samuel 25, 4-9 Als nun David in der Wüste hörte, dass Nabal seine Schafe scheren ließ, da sandte er zehn Burschen aus und sprach zu ihnen: Geht hinauf nach Karmel; und wenn ihr zu Nabal kommt, so grüßt ihn freundlich in meinem Namen und sagt: Mögest du lange leben! Friede sei mit dir, und Friede sei mit deinem Haus, und Friede mit allem, was du hast! Ich habe eben gehört, dass du Schafscherer bei dir hast. Nun, deine Hirten sind bei uns gewesen; wir haben ihnen nichts zuleide getan, und nicht das Geringste haben sie vermisst, solange sie in Karmel waren; frage deine Burschen deswegen, die werden dir’s sagen, und mögen meine Burschen vor deinen Augen Gnade finden; denn wir sind an einem guten Tag gekommen; gib doch deinen Knechten und deinem Sohn David, was deine Hand findet! Und die Burschen Davids kamen hin und redeten im Namen Davids nach allen diesen Worten mit Nabal; dann warteten sie schweigend.
Gib doch deinen Knechten und deinem Sohn David, was deine Hand findet: David hat diese Bitte geäußert, weil er Nabal einen wertvollen Dienst erwiesen hat: Er beschützte seine Herden, als die Überfälle der Philister an der Tagesordnung waren. Für unsere modernen Ohren mag es so klingen, als ob David eine Art ‚Schutzgelderpressung‘ betrieb, aber das war überhaupt nicht der Fall. Er leistete einen ehrenwerten, wertvollen Dienst für Nabal und erwartete eine Entschädigung dafür.
Nabal ließ seine Schafe scheren: Das bedeutet, dass David bis zum richtigen Zeitpunkt wartete, um eine Entschädigung für seine Dienste zu verlangen. David beschützte Nabals Hirten und Herden eine lange Zeit. Trotzdem erwartete er so lange nicht, entschädigt zu werden, bis Nabal selbst sein Geld bei der ‚Ernte‘ der Schafschur verdiente.
Da sandte er zehn Burschen aus: Das zeigt, dass David die Bitte höflich vortrug. Er tat es durch Boten, damit Nabal nicht eingeschüchtert werden würde. Er entsandte die Boten mit einem warmherzigen und freundlichen Gruß (Friede sei mit dir), damit Nabal nicht aus Angst oder Einschüchterung nachgeben würde.
Deine Hirten sind bei uns gewesen … nicht das Geringste haben sie vermisst … frage deine Burschen deswegen, die werden dir’s sagen: Dies zeigt, dass David die Bitte ordnungsgemäß vorbrachte, indem er Nabal sorgfältig und geduldig einen ‚detaillierten Beleg‘ für die geleisteten Dienste ausstellte.
Denn wir sind an einem guten Tag gekommen: David erinnerte Nabal höflich daran, dass es zur Zeit der Ernte und Schafschur üblich war, großzügig zu sein.
Gib … was deine Hand findet: David verlangte keine bestimmte Zahlung von Nabal oder setzte keinen Preis fest – er überließ es einfach der Großzügigkeit Nabals. Dann warteten Davids Boten einfach auf die Antwort.
4. Nabals Antwort auf Davids Bitte
1. Samuel 25, 10-12
1. Samuel 25, 10-12 Aber Nabal antwortete den Knechten Davids und sprach: Wer ist David? Und wer ist der Sohn Isais? Heutzutage gibt es immer mehr Knechte, die ihren Herren davonlaufen! Sollte ich mein Brot und mein Wasser nehmen und mein Fleisch, das ich für meine Scherer geschlachtet habe, und es Leuten geben, von denen ich nicht weiß, woher sie sind? Da kehrten die Burschen Davids wieder um auf ihren Weg, und als sie heimkamen, berichteten sie ihm alle diese Worte.
Wer ist David? Und wer ist der Sohn Isais: Es kann nicht sein, dass Nabal nicht wusste, wer David war, denn David war in ganz Israel bekannt (1. Samuel 18, 5-7). Nabal beleidigte David mit diesen Worten ganz bewusst – er wusste, wer er war, weigerte sich aber, ihn anzuerkennen. Heutzutage würde Nabal sagen: „Für wen hält er sich?“
Heutzutage gibt es immer mehr Knechte, die ihren Herren davonlaufen: Nabal beleidigte ihn noch mehr, indem er sagte, dass David einfach ein rebellischer Knecht sei. Das war völlig falsch, denn David hatte sich ständig (wenn auch nicht perfekt) klug verhalten, als er von Saul angegriffen wurde.
Sollte ich mein Brot und mein Wasser nehmen und mein Fleisch, das ich für meine Scherer geschlachtet habe: Nabal zeigte, was für ein geiziger Mann er war. Er sah alles als sein Eigentum an, anstatt als das des Herrn. Wahre und biblische Großzügigkeit denkt nicht: „Das gehört mir und ich will es mit dir teilen.“ Sie denkt: „Alles, was ich habe, gehört dem Herrn, also kannst du auch etwas davon haben.“
5. David reagiert auf Nabals beleidigende Antwort
1. Samuel 25, 13
1. Samuel 25, 13 Da sprach David zu seinen Männern: Jeder gürte sein Schwert um! Und jeder gürtete sein Schwert um. Und auch David gürtete sein Schwert um; und es zogen etwa 400 Mann hinauf, dem David nach, 200 aber blieben bei dem Gepäck.
Da sprach David zu seinen Männern: Jeder gürte sein Schwert um: David empfand Nabals Antwort genauso, wie Nabal sie gemeint hatte: als große Beleidigung. Aber Nabal hat es nicht mit einem schwachen, nichtsnutzigen Mann zu tun; David war ein großer Soldat und Krieger. In unserer modernen Sprechweise hätte David zu seinen Männern gesagt: ‚Sichern und laden!‘ In einem Westernfilm hätte er gesagt: ‚Aufsitzen, Jungs!‘ David war bereit zu kämpfen.
Dies ist kein glanzvoller Moment für David. Er reagiert auf diese Beleidigung oder auf diesen Angriff nicht so, wie der Herr es von ihm erwartete. Gott möchte, dass wir Beleidigungen mit Liebe und Freundlichkeit ertragen und Böses mit Gutem vergelten. Das ist ein hoher Anspruch, aber Jesus fordert uns ganz klar und deutlich auf: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, so biete ihm auch die andere dar. (Matthäus 5, 38-39)
David bringt Nabal nicht die gleiche Freundlichkeit und Geduld entgegen, die er Saul gegenüber an den Tag legte. Gerade im vorherigen Kapitel verschonte David Sauls Leben, als Saul David nicht nur beleidigte, sondern ihn sogar angriff und versuchte, ihn zu töten. David war in der Lage, Saul gegenüber freundlich und langmütig zu sein, aber es scheint schwieriger gewesen zu sein, dies gegenüber jemandem zu tun, den er als ebenbürtig oder niedriger als sich selbst ansah. Wie unser Charakter ist zeigt sich meist nicht daran, wie wir unsere Vorgesetzten behandeln, sondern wie wir Gleichgestellte oder diejenigen behandeln, die auf die eine oder andere Weise ‚unter uns‘ sind.
Und es zogen etwa 400 Mann hinauf: David kommt nicht nur zu Nabal, um ein Zeichen zu setzen, sondern um ihn auszulöschen. Deshalb bewaffnet er sich und seine Männer und lässt einige von ihnen zurück, um die Sachen zu bewachen und als Verstärkung zu dienen.
B. Abigail vermittelt zwischen David und Nabal
1. Abigail hört, wie Nabal auf David reagiert hat
1. Samuel 25, 14-17
1. Samuel 25, 14-17 Aber einer der Burschen sagte es Abigail, der Frau Nabals, und sprach: Siehe, David hat Boten aus der Wüste gesandt, um unseren Herrn freundlich zu begrüßen; er aber fuhr sie an. Und doch sind die Leute sehr gut zu uns gewesen. Sie haben uns nichts zuleide getan, und wir haben nicht das Geringste vermisst, solange wir bei ihnen umhergezogen sind, als wir auf dem Feld waren; sondern sie sind eine Mauer um uns gewesen bei Tag und bei Nacht, die ganze Zeit, in der wir bei ihnen die Schafe gehütet haben. So bedenke nun und sieh, was du tun kannst; denn es ist gewiss ein Unglück beschlossen über unseren Herrn und über sein ganzes Haus! Und er ist ein solcher Sohn Belials, dass ihm niemand etwas sagen kann.
Er aber fuhr sie an: Einer der Diener, der Zeuge von Nabals Reaktion auf Davids Männer war, erzählt Nabals Frau Abigail, dass Nabal Davids Männer und damit auch David anfuhr. Anfahren bedeutet, „jemanden herablassend zu behandeln“.
Die Männer waren sehr gut zu uns: Nabals Diener erzählten Abigail von dem wertvollen Dienst, den Davids Männer leisteten. Da wusste Abigail, dass David und seine Männer eine Entschädigung verdienten.
So bedenke nun und sieh, was du tun kannst: Nabals Knechte wussten, was auf sie zukam. Sie wussten, dass David eine solche Beleidigung (eigentlich war es Diebstahl) nicht einfach so hinnehmen würde. Um ihrer selbst willen und um des Hauses willen baten sie Abigail, etwas zu tun (bedenke, was du tun kannst).
Und er ist ein solcher Sohn Belials, dass ihm niemand etwas sagen kann: Das erklärt, warum sie sich nicht direkt an Nabal wandten. Das Buch der Sprüche war noch nicht geschrieben worden, dennoch kannten sie die Wahrheit von Sprüche 17, 12: Besser, es trifft jemand eine Bärin an, die ihrer Jungen beraubt ist, als einen Narren in seiner Torheit! Deshalb wandten sie sich mit dieser Bitte, bei der es um Leben und Tod ging, an Abigail.
2. Abigail bereitet ein Geschenk für David und seine Männer vor
1. Samuel 25, 18-20
1. Samuel 25, 18-20 Da eilte Abigail und nahm 200 Brote und zwei Schläuche Wein und fünf zubereitete Schafe und fünf Scheffel gedörrtes Korn und 100 Rosinenkuchen und 200 Feigenkuchen und lud sie auf Esel, und sie sprach zu ihren Burschen: Geht vor mir her, siehe, ich will euch nachkommen! Sie sagte aber ihrem Mann Nabal nichts davon. Und es geschah, als sie auf dem Esel ritt und im Schutz des Berges hinabzog, siehe, da kamen David und seine Männer herab, ihr entgegen, und so begegnete sie ihnen.
Da eilte Abigail: Da sie eine Frau mit gesundem Verstand war (1. Samuel 25, 3), wusste sie, dass die Zeit drängte und schnell etwas getan werden musste.
200 Brote und zwei Schläuche Wein und fünf zubereitete Schafe und fünf Scheffel gedörrtes Korn und 100 Rosinenkuchen und 200 Feigenkuchen: Abigail tat, was Nabal hätte tun sollen, aber nicht getan hat.
Die Tatsache, dass Abigail in der Lage war, so schnell so viel Nahrung herbeizuschaffen, zeigt, wie wohlhabend Nabal war. Wenn so viel Nahrung vorhanden war, macht es Nabals geizige Reaktion auf Davids Bitte umso schlimmer.
3. David schwört, Nabal und sein ganzes Haus zu ermorden
1. Samuel 25, 21-22
1. Samuel 25, 21-22 David aber hatte gesagt: Fürwahr, ich habe alles, was diesem da in der Wüste gehört, umsonst behütet, sodass nicht das Geringste verlorengegangen ist von allem, was ihm gehört; und er vergilt mir Gutes mit Bösem! Gott tue solches und füge noch mehr den Feinden Davids hinzu, wenn ich von allem, was dieser hat, bis zum hellen Morgen auch nur einen übrig lasse, der männlich ist!
Und er vergilt mir Gutes mit Bösem: David analysierte die Sachlage korrekt, aber seine Herzenshaltung war nicht richtig. Er erkannte die Fakten, aber sein Herz war nicht am rechten Fleck.
Wenn bis zum hellen Morgen auch nur einen übrig lasse: Dies machte Davids Absicht deutlich – er plante, Nabal und alle männlichen Mitglieder seines Haushalts zu ermorden. Das war die Reaktion, die man erwarten konnte (Nabals eigene Diener erwarteten es laut 1. Samuel 25, 17), aber Gott rief David dazu auf, über das hinauszugehen, was die Welt erwartete.
4. Abigails Bitte an David
1. Samuel 25, 23-31
1. Samuel 25, 23-31 Als nun Abigail David sah, stieg sie rasch vom Esel und fiel vor David auf ihr Angesicht und neigte sich zur Erde, und sie fiel ihm zu Füßen und sprach: Ach, mein Herr, auf mir sei diese Schuld, und lass doch deine Magd vor deinen Ohren reden und höre die Worte deiner Magd! Mein Herr, achte doch nicht auf diesen Mann Belials, den Nabal; denn er ist, wie sein Name heißt: »Narr« ist sein Name, und Narrheit ist bei ihm. Ich aber, deine Magd, habe die Burschen meines Herrn, die du gesandt hattest, nicht gesehen. Nun aber, mein Herr, so wahr der HERR lebt, und so wahr deine Seele lebt, der HERR hat dich daran gehindert zu kommen, um Blut zu vergießen und dir mit eigener Hand zu helfen. So sollen nun deine Feinde und die, welche meinem Herrn übelwollen, werden wie Nabal! Hier ist nun die Gabe, die deine Magd meinem Herrn hergebracht hat; gib sie den Burschen, die meinem Herrn nachfolgen! Vergib doch deiner Magd die Übertretung; denn der HERR wird gewiss meinem Herrn ein beständiges Haus bauen, weil mein Herr die Kriege des HERRN führt, und nichts Böses soll an dir gefunden werden dein Leben lang. Und wenn sich ein Mensch erheben wird, um dich zu verfolgen und nach deinem Leben zu trachten, so sei das Leben meines Herrn ins Bündel der Lebendigen eingebunden bei dem HERRN, deinem Gott; aber das Leben deiner Feinde schleudere er mitten aus der Schleuderpfanne! Und es wird geschehen, wenn der HERR an meinem Herrn handeln wird nach all dem Guten, das er dir versprochen hat, und dich zum Fürsten über Israel bestellen wird, so wird es dir nicht zum Anstoß sein, noch zum Herzensvorwurf für meinen Herrn, dass er ohne Ursache Blut vergossen und dass mein Herr sich selbst geholfen hat. Wenn nun der HERR meinem Herrn wohltun wird, so gedenke an deine Magd!
Als nun Abigail David sah: Wegen des hügeligen Geländes konnte Abigail vor David verborgen bleiben (sie ging im Schutz des Hügels hinunter, 1. Samuel 25, 20), bis sie sich direkt gegenüberstanden. Es scheint auch, dass Abigail David zuerst sah, und als David sie zum ersten Mal sah, war sie demütig vor ihm, und befand sich an der Spitze eines großen Haufens von Geschenken und Vorräten.
In seinem zornigen, aufgeregten Zustand ließ etwas Unerwartetes David und seine ganze Gefolgschaft sofort anhalten: eine große Prozession mit Geschenken, und an der Spitze dieser Prozession eine schöne Frau, die sich vor David verneigte. Das muss David sehr beeindruckt haben.
Stieg sie rasch vom Esel und fiel vor David auf ihr Angesicht und neigte sich zur Erde: Abigail trug ihre Bitte in äußerster Demut vor. Sie kam nicht als Überlegene (wie es die Schönen, Reichen und Privilegierten oft tun) oder gar als Gleichgestellte zu David; sie kam als seine demütige Dienerin zu ihm.
Mit dieser Bitte hat Abigail viele Dinge richtig gemacht
Als sie zum ersten Mal von der Krise hörte, trat sie sofort in Aktion (Dann beeilte sich Abigail, 1. Samuel 25, 18). Sie wusste, dass es sich um eine äußerst dringliche Situation handelte, also handelte sie mit der gebotenen Eile.
Mit ihren ersten Worten an David nahm Abigail sofort die Schuld auf sich (Ach, mein Herr, auf mir sei diese Schuld). Abigail tat dies nicht, weil sie wirklich glaubte, dass sie schuldig war. Sie nahm die Schuld auf sich, weil sie wusste, dass David sie anders bestrafen würde, als dies bei ihrem Mann Nabal der Fall gewesen wäre.
Abigail bat um Erlaubnis sprechen zu dürfen, anstatt das Kommando über das Gespräch zu übernehmen (lass doch deine Magd vor deinen Ohren reden).
Abigail schlug David mit ihrer Bitte sanft den positiven Ausgang vor (der Herr hat dich daran gehindert zu kommen, um Blut zu vergießen). Sie formulierte es auf eine Weise, die David fast schon zu dem Ergebnis führte, das sie vorschlug.
Abigail brachte David ein Geschenk (hier ist nun die Gabe), war aber klug genug, um zu sagen, dass es für die Burschen war, die David folgen, nicht für David selbst. Zu sagen, dass es für David war, würde bedeuten, dass er nur wegen des Geldes dabei war und dass Davids gekränkte Ehre mit Geld aufgewogen werden konnte.
Abigail bittet schlicht und einfach um Vergebung (Vergib doch deiner Magd die Übertretung).
Trotz Davids gegenwärtiger Wut und Erregung – was eindeutig Sünde ist – sprach Abigail in höchsten Tönen von Davids Charakter und betrachtete seinen gegenwärtigen Zustand, als Fehltritt, der keiner weiteren Erwähnung bedufte (weil mein Herr die Kriege des Herrn führt, und nichts Böses soll an dir gefunden werden).
Abigail erinnerte David an die Verheißung des Herrn für sein Leben (und dich zum Fürsten über Israel bestellen wird). Sie half David, über die unmittelbaren erschwerenden Umstände hinaus auf die größere Verheißung Gottes zu schauen.
Abigail bat David, nicht etwas zu tun, was er später bereuen würde, wenn Gottes Verheißung schließlich erfüllt würde (so wird es dir nicht zum Anstoß sein, noch zum Herzensvorwurf für meinen Herrn, dass er ohne Ursache Blut vergossen hat). Das ist vielleicht das Beste, was Abigail sagte; sie bat David in weiser Voraussicht, das Ergebnis seines jetzigen Kurses zu bedenken – wie schlimm es sein würde. Sie bat ihn, den Herrn die Angelegenheit regeln zu lassen, anstatt die Rache in seine eigenen Hände zu nehmen.
Abigail machte bei ihrer Bitte an David auch einige Dinge falsch
All dies tat sie ohne ihren Mann um Rat zu fragen oder seine Zustimmung einzuholen (Sie sagte aber ihrem Mann Nabal nichts, 1. Samuel 25, 19).
Sie kritisierte ihren Mann offen und heftig gegenüber David (denn er ist, wie sein Name heißt: »Narr« ist sein Name, und Narrheit ist bei ihm). Keine Frau sollte so über ihren Mann sprechen und kein Mann sollte so über seine Frau sprechen.
Sie schlug David fast vor, den schuldigen Nabal zu töten (So sollen nun deine Feinde und die, welche meinem Herrn übelwollen, werden wie Nabal), aber den Rest des Hauses zu verschonen, weil sie unschuldig waren (dass er ohne Ursache Blut vergossen hat).
Sie hat sich David für seine zukünftigen Pläne zur Verfügung gestellt, wenn auch vielleicht in einer unangemessenen Weise (Wenn nun der Herr meinem Herrn wohltun wird, so gedenke an deine Magd).
Abigail war ihrem Mann Nabal gegenüber nicht besonders unterwürfig oder respektvoll. Obwohl es in der Bibel keine Erklärung dafür gibt, war es vielleicht gerechtfertigt, weil es in dieser Situation um Leben und Tod ging. Wenn Abigail nicht getan hätte, was sie tat, dann wären Nabal und eine Menge unschuldiger Menschen gestorben. Die wesentliche Aussage der Passage ist, wie unterwürfig und respektvoll Abigail gegenüber David ist, nicht gegenüber Nabal.
Und wenn sich ein Mensch erheben wird, um dich zu verfolgen und nach deinem Leben zu trachten, so sei das Leben meines Herrn ins Bündel der Lebendigen eingebunden bei dem Herrn, deinem Gott; aber das Leben deiner Feinde schleudere er mitten aus der Schleuderpfanne: Dies ist vielleicht der stärkste Aussage von Abigails Bitte, und sie bewirkt eine wunderbare Wendung der Rede. Sie sagte: „David, du bist wie ein Bündel, das der Herr eng und sicher an sich hält. Deine Feinde sind wie Felsen, die der Herr wegschleudern wird.“ Das fordert David auf, wie ein Mann zu handeln, der dem Herrn nahe ist.
David nahm seine 400 Männer, um zu tun, was Gott so einfach tun konnte, wie einen Stein aus einer Schleuder zu schleudern. Das musste David an eine Zeit erinnern, in der er wirklich darauf vertraute, dass Gott ihm den Sieg schenkte – als er einen Stein aus einer Schleuder schleuderte und Goliath tötete. Durch ihre weisen Worte lenkte Abigail Davids Aufmerksamkeit von Nabal zurück auf den Herrn.
Abigails Bitte an David war so herrlich, weil sie ihn aufrichtete, anstatt ihn niederzuschlagen. David war eindeutig im Unrecht, und Abigail wollte ihn auf den rechten Weg bringen. Aber sie tat es nicht, indem sie negativ war, indem sie David gegenüber betonte, wie ungerecht, wütend und dumm er war – obwohl das eigentlich der Fall war. Stattdessen betonte Abigail Davids glorreiche Berufung und Bestimmung und die allgemeine Rechtschaffenheit seines Lebens und bat ihn einfach, darüber nachzudenken, ob seine gegenwärtige Handlungsweise mit dieser Bestimmung und Rechtschaffenheit vereinbar sei.
Abigail ist ein wunderbares Beispiel für ‚liebevoll artikulierte Unterordnung‘. Viele christliche Ehefrauen haben die Vorstellung von ‚stummer Unterordnung‘. Sie sagen: „Ich weiß, dass mein Mann im Unrecht ist, aber ich werde es ihm nicht sagen. Unterordnung bedeutet, dass ich den Mund halten sollte. Das ist falsch, und sie sollten sich ein Beispiel an Abigail nehmen. Andere christliche Ehefrauen haben die Vorstellung von „Unterordnung mit harten Worten“. Sie sagen: „Ich weiß, dass mein Mann im Unrecht ist, und Gott hat mich dazu berufen, es ihm zu sagen. Und das werde ich auch tun!“ Das ist falsch, und sie sollten sich ein Beispiel an Abigail nehmen. Abigail zeigt das richtige Verhalten – Unterordnung, die sich zu Wort meldet, aber nicht schroff, sondern sanft.
Die Art und Weise, wie Abigail sich Nabal unterordnete, war nicht sonderlich beeindruckend, aber ihre Unterordnung David gegenüber schon. Und Davids Unterordnung gegenüber dem Herrn war ebenso herausragend; indem er den Kampf aufgab, musste er Gott vertrauen, dass dieser sich um Nabal kümmern würde.
5. David dankt Gott für Abigails Worte und nimmt ihren Rat an
1. Samuel 25, 32-35
1. Samuel 25, 32-35 Da sprach David zu Abigail: Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, der dich am heutigen Tag mir entgegengesandt hat! Und gesegnet sei dein Verstand, und gesegnet seist du, dass du mich heute davon zurückgehalten hast, in Blutschuld zu geraten und mir mit eigener Hand zu helfen! Denn so wahr der HERR lebt, der Gott Israels, der mich daran gehindert hat, dir Böses zu tun: Wenn du mir nicht so schnell entgegengekommen wärst, so wäre dem Nabal bis zum hellen Morgen nicht einer übrig geblieben, der männlich ist! So nahm David von ihrer Hand, was sie ihm gebracht hatte, und sprach zu ihr: Zieh wieder in Frieden in dein Haus hinauf! Siehe, ich habe auf deine Stimme gehört und deine Person angesehen.
Gelobt sei der Herr, der Gott Israels: David befand sich auf einem Weg in Richtung Sünde, und Abigail hielt ihn durch ihre mutige, schnelle und weise Bitte davon ab, diesen Weg weiter zu beschreiten. Er wusste, dass Gott durch Abigail zu ihm sprach (der dich am heutigen Tag mir entgegengesandt hat).
David wird eine gute Lektion erteilt – wir dürfen Ungehorsam niemals mit unseren verletzten Gefühlen rechtfertigen. Wenn andere gegen uns sündigen, mögen wir das Gefühl haben, dass wir gegen sie sündigen dürfen, aber unsere verletzten Gefühle rechtfertigen ein solches Verhalten nicht.
Gesegnet seist du, dass du mich heute davon zurückgehalten hast, in Blutschuld zu geraten und mir mit eigener Hand zu helfen: David kann Gott auch dafür danken, dass Abigail ihn erfolgreich an seine Bestimmung erinnert hat – nämlich voller Rechtschaffenheit und Treue über Israel zu herrschen. Wenn David Nabal und sein Haus abgeschlachtet hätte, wäre das für die Israeliten immer ein Makel an David gewesen. Sie hätten sich für immer gefragt, ob sie ihm wirklich vertrauen können. Es hätte auch dazu führen können, dass sein Untergang vor Saul besiegelt worden wäre, denn zum ersten Mal hätte David Saul einen legitimen Grund gegeben, ihn als Verbrecher zu jagen.
Und gesegnet sei dein Verstand, und gesegnet seist du: David war ein erfahrener Mann und weise genug, um sich von einer Frau beraten zu lassen. Er wusste, dass es nicht darum ging, dass Abigail eine Frau war, sondern dass Gott zu dieser Zeit und an diesem Ort durch sie gesprochen hatte. David tat gut daran, ihren Rat anzunehmen und sie dafür zu loben, dass sie so mutig war, ihn zu geben.
So nahm David von ihrer Hand: Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Abigail nicht mit leeren Händen zu David gekommen war. Ein Grund dafür, dass ihre Bitte wirksam war, war, dass sie David das bezahlte, was ihm geschuldet wurde. Als David die Gaben von Abigail annahm, bestätigte er, dass Nabal die Rechnung bezahlt hatte und nichts mehr offen war.
In dieser Situation erkannte David, dass es ein Segen ist, vor der Sünde bewahrt zu werden. Es ist sicherlich ein Segen, dass uns unsere Sünden vergeben werden; aber es ist ein noch größerer Segen, vor der Sünde bewahrt zu werden.
C. Nabal stirbt und David heiratet Abigail
1. Gott erschlägt Nabal
1. Samuel 25, 36-38
1. Samuel 25, 36-38 Als aber Abigail zu Nabal kam, siehe, da hielt er in seinem Haus ein Mahl wie das Mahl eines Königs; und das Herz Nabals war guter Dinge, und er war schwer betrunken. Sie aber sagte ihm nichts, weder Kleines noch Großes, bis zum hellen Morgen. Als es aber Tag geworden und der Weinrausch von Nabal gewichen war, da berichtete ihm seine Frau diese Dinge. Da erstarb sein Herz in seinem Innern, und er wurde wie ein Stein. Und es geschah nach zehn Tagen, da schlug der HERR den Nabal, dass er starb.
Da hielt er in seinem Haus ein Mahl wie das Mahl eines Königs: Nabal machte seinem Namen alle Ehre; er war ein Narr. Sein Leben war in unmittelbarer Gefahr – seine Frau wusste es, alle seine Knechte wussten es, aber er wusste es nicht. Er isst und betrinkt sich, als ob alles in Ordnung wäre und sorgt sich um nichts.
In dieser Hinsicht ist Nabal ein Bild für den Sünder, der Gott – ohne Rücksicht auf Gottes kommendes Gericht – fortwährend ablehnt. David hätte Nabal sicherlich getötet, und es ist sicher, dass Gott den Sünder richten wird, der ihn fortwährend ablehnt.
Ein Mahl wie das Mahl eines Königs: Nabal hätte David nur zu diesem gewaltigen Fest einladen müssen, und sein Leben wäre verschont geblieben. Nabals Habgier und seine Dummheit wurden ihm zum Verhängnis.
Da erstarb sein Herz in seinem Innern, und er wurde wie ein Stein … da schlug der Herr den Nabal, dass er starb: Abigails kluges Handeln rettete Nabal vor David und David vor sich selbst. Aber es konnte Nabal nicht vor Gottes Gericht retten. Nabal befand sich nie außerhalb der Reichweite Gottes und zur rechten Zeit kümmerte Gott sich um ihn.
In 1. Samuel 25, 33 war David dankbar, dass Abigails Bitte ihn davon abgehalten hatte, sich mit eigener Hand zu rächen. Das beweist, dass David es nicht nötig hatte, sich mit seiner eigenen Hand zu rächen; Gott war problemlos in der Lage, das zu tun.
Jesus mag Nabal im Sinn gehabt haben, als er das Gleichnis vom reichen Narren erzählte (Lukas 12, 15-21). Dieses Gleichnis beschreibt einen Mann, der mit allem stirbt – und mit nichts.
„Die ganze Zeit über lag er wie ein Klotz in seinem Bett, ohne Reue oder Vertrauen zu Gott; aber von seinem eigenen Gewissen verurteilt, ging er ohne einen Mucks an seinen Platz. Möge dies eine Warnung für Trunkenbolde sein.“ (Trapp)
2. David heiratet Abigail
1. Samuel 25, 39-44
1. Samuel 25, 39-44 Als nun David hörte, dass Nabal tot war, sprach er: Gelobt sei der HERR, der meine Schmach an Nabal gerächt und seinen Knecht vom Unrecht abgehalten hat! Und der HERR hat Nabals Unrecht auf seinen Kopf vergolten! Und David sandte hin und warb um Abigail, um sie sich zur Frau zu nehmen. Und als die Knechte Davids zu Abigail nach Karmel kamen, redeten sie mit ihr und sprachen: David hat uns zu dir gesandt, um dich zu seiner Frau zu nehmen! Da stand sie auf und verneigte sich mit ihrem Angesicht zur Erde und sprach: Siehe, hier ist deine Magd, dass sie diene und den Knechten meines Herrn die Füße wasche! Und Abigail eilte und machte sich auf und ritt auf einem Esel, und mit ihr fünf Mägde, die ihr nachfolgten, und sie zog den Boten Davids nach und wurde seine Frau. David hatte aber auch Achinoam aus Jesreel zur Frau genommen. So wurden die beiden seine Frauen. Saul aber hatte Michal, seine Tochter, die Frau Davids, dem Phalti, dem Sohn des Lais aus Gallim, gegeben.
Und der Herr hat Nabals Unrecht auf seinen Kopf vergolten: David wusste, dass der Tod Nabals Gottes Urteil war, dass der Herr vollzog, als David sich entschied, dem Herrn die Rache zu überlassen, anstatt sich selbst zu rächen.
Und David sandte hin und warb um Abigail, um sie sich zur Frau zu nehmen: In 1. Samuel 25, 31 bat Abigail David: „So gedenke an deine Magd.“ Hier erinnerte sich David sicherlich an sie und er nahm sie zur Frau.
War das unangemessen? War David nicht schon mit Sauls Tochter Michal verheiratet? (1. Samuel 18, 27) Der Schreiber von 1. Samuel erklärt, dass David zu diesem Zeitpunkt nicht mit Michal verheiratet war, weil Saul sie ihm weggenommen und einem anderen Mann gegeben hatte, um David zu kränken (David wird Michal in 2. Samuel 3, 13-16 zurückbekommen). Abigail ist also nicht wirklich Davids zweite Frau; sie ist seine ‚zweite erste Frau‘.
David hatte aber auch Achinoam aus Jesreel zur Frau genommen: Obwohl Abigail Davids ‚zweite Ehe‘ war, nahm David sich mit Achinoam eine zweite Frau und wird sich noch viele weitere Frauen nehmen.
War das unangemessen? Es war keine direkte Sünde, denn Gott hatte es nicht verboten. Aber es verstieß gegen Gottes Ideal, seinen Plan für die Einheit in einer ehelichen Beziehung. David war ein Mann mit großen Leidenschaften und als Teil davon hatte er viele Frauen. Aber weil David Gottes Plan und Zweck für die Ehe nie richtig umsetzte, war sein Familienleben nie gesegnet und friedlich. Familiäre Probleme brachten David einige der größten Prüfungen seines Lebens.
Siehe, hier ist deine Magd, dass sie diene und den Knechten meines Herrn die Füße wasche: Abigail ließ nicht zu, dass ihr Erfolg mit David oder der Tod von Nabal sie arrogant oder herrisch machte. Sie begrüßte die Diener Davids mit der größten Demut.
1. Samuel 25 – David, Nabal und Abigail
A. Davids Zorn auf Nabal
1. Samuel, der große Prophet und Richter über Israel, stirbt
1. Samuel 25, 1
1. Samuel 25, 1
Und Samuel starb, und ganz Israel versammelte sich und klagte um ihn und begrub ihn bei seinem Haus in Rama; David aber machte sich auf und zog hinab in die Wüste Paran.
2. Ein Mann namens Nabal, seine Frau und sein Charakter
1. Samuel 25, 2-3
1. Samuel 25, 2-3
Es war aber ein Mann in Maon, der hatte sein Gewerbe in Karmel; und dieser Mann hatte ein sehr großes Vermögen, und er besaß 3000 Schafe und 1000 Ziegen; und er ließ gerade seine Schafe in Karmel scheren. Und der Name dieses Mannes war Nabal; der Name seiner Frau aber war Abigail. Und sie war eine Frau von gesundem Verstand und von schöner Gestalt; der Mann aber war hart und boshaft in seinem Tun und war ein Kalebiter.
3. David möchte für seine wertvollen Dienste für Nabal entlohnt werden
1. Samuel 25, 4-9
1. Samuel 25, 4-9
Als nun David in der Wüste hörte, dass Nabal seine Schafe scheren ließ, da sandte er zehn Burschen aus und sprach zu ihnen: Geht hinauf nach Karmel; und wenn ihr zu Nabal kommt, so grüßt ihn freundlich in meinem Namen und sagt: Mögest du lange leben! Friede sei mit dir, und Friede sei mit deinem Haus, und Friede mit allem, was du hast! Ich habe eben gehört, dass du Schafscherer bei dir hast. Nun, deine Hirten sind bei uns gewesen; wir haben ihnen nichts zuleide getan, und nicht das Geringste haben sie vermisst, solange sie in Karmel waren; frage deine Burschen deswegen, die werden dir’s sagen, und mögen meine Burschen vor deinen Augen Gnade finden; denn wir sind an einem guten Tag gekommen; gib doch deinen Knechten und deinem Sohn David, was deine Hand findet! Und die Burschen Davids kamen hin und redeten im Namen Davids nach allen diesen Worten mit Nabal; dann warteten sie schweigend.
4. Nabals Antwort auf Davids Bitte
1. Samuel 25, 10-12
1. Samuel 25, 10-12
Aber Nabal antwortete den Knechten Davids und sprach: Wer ist David? Und wer ist der Sohn Isais? Heutzutage gibt es immer mehr Knechte, die ihren Herren davonlaufen! Sollte ich mein Brot und mein Wasser nehmen und mein Fleisch, das ich für meine Scherer geschlachtet habe, und es Leuten geben, von denen ich nicht weiß, woher sie sind? Da kehrten die Burschen Davids wieder um auf ihren Weg, und als sie heimkamen, berichteten sie ihm alle diese Worte.
5. David reagiert auf Nabals beleidigende Antwort
1. Samuel 25, 13
1. Samuel 25, 13
Da sprach David zu seinen Männern: Jeder gürte sein Schwert um! Und jeder gürtete sein Schwert um. Und auch David gürtete sein Schwert um; und es zogen etwa 400 Mann hinauf, dem David nach, 200 aber blieben bei dem Gepäck.
B. Abigail vermittelt zwischen David und Nabal
1. Abigail hört, wie Nabal auf David reagiert hat
1. Samuel 25, 14-17
1. Samuel 25, 14-17
Aber einer der Burschen sagte es Abigail, der Frau Nabals, und sprach: Siehe, David hat Boten aus der Wüste gesandt, um unseren Herrn freundlich zu begrüßen; er aber fuhr sie an. Und doch sind die Leute sehr gut zu uns gewesen. Sie haben uns nichts zuleide getan, und wir haben nicht das Geringste vermisst, solange wir bei ihnen umhergezogen sind, als wir auf dem Feld waren; sondern sie sind eine Mauer um uns gewesen bei Tag und bei Nacht, die ganze Zeit, in der wir bei ihnen die Schafe gehütet haben. So bedenke nun und sieh, was du tun kannst; denn es ist gewiss ein Unglück beschlossen über unseren Herrn und über sein ganzes Haus! Und er ist ein solcher Sohn Belials, dass ihm niemand etwas sagen kann.
2. Abigail bereitet ein Geschenk für David und seine Männer vor
1. Samuel 25, 18-20
1. Samuel 25, 18-20
Da eilte Abigail und nahm 200 Brote und zwei Schläuche Wein und fünf zubereitete Schafe und fünf Scheffel gedörrtes Korn und 100 Rosinenkuchen und 200 Feigenkuchen und lud sie auf Esel, und sie sprach zu ihren Burschen: Geht vor mir her, siehe, ich will euch nachkommen! Sie sagte aber ihrem Mann Nabal nichts davon. Und es geschah, als sie auf dem Esel ritt und im Schutz des Berges hinabzog, siehe, da kamen David und seine Männer herab, ihr entgegen, und so begegnete sie ihnen.
3. David schwört, Nabal und sein ganzes Haus zu ermorden
1. Samuel 25, 21-22
1. Samuel 25, 21-22
David aber hatte gesagt: Fürwahr, ich habe alles, was diesem da in der Wüste gehört, umsonst behütet, sodass nicht das Geringste verlorengegangen ist von allem, was ihm gehört; und er vergilt mir Gutes mit Bösem! Gott tue solches und füge noch mehr den Feinden Davids hinzu, wenn ich von allem, was dieser hat, bis zum hellen Morgen auch nur einen übrig lasse, der männlich ist!
4. Abigails Bitte an David
1. Samuel 25, 23-31
1. Samuel 25, 23-31
Als nun Abigail David sah, stieg sie rasch vom Esel und fiel vor David auf ihr Angesicht und neigte sich zur Erde, und sie fiel ihm zu Füßen und sprach: Ach, mein Herr, auf mir sei diese Schuld, und lass doch deine Magd vor deinen Ohren reden und höre die Worte deiner Magd! Mein Herr, achte doch nicht auf diesen Mann Belials, den Nabal; denn er ist, wie sein Name heißt: »Narr« ist sein Name, und Narrheit ist bei ihm. Ich aber, deine Magd, habe die Burschen meines Herrn, die du gesandt hattest, nicht gesehen. Nun aber, mein Herr, so wahr der HERR lebt, und so wahr deine Seele lebt, der HERR hat dich daran gehindert zu kommen, um Blut zu vergießen und dir mit eigener Hand zu helfen. So sollen nun deine Feinde und die, welche meinem Herrn übelwollen, werden wie Nabal! Hier ist nun die Gabe, die deine Magd meinem Herrn hergebracht hat; gib sie den Burschen, die meinem Herrn nachfolgen! Vergib doch deiner Magd die Übertretung; denn der HERR wird gewiss meinem Herrn ein beständiges Haus bauen, weil mein Herr die Kriege des HERRN führt, und nichts Böses soll an dir gefunden werden dein Leben lang. Und wenn sich ein Mensch erheben wird, um dich zu verfolgen und nach deinem Leben zu trachten, so sei das Leben meines Herrn ins Bündel der Lebendigen eingebunden bei dem HERRN, deinem Gott; aber das Leben deiner Feinde schleudere er mitten aus der Schleuderpfanne! Und es wird geschehen, wenn der HERR an meinem Herrn handeln wird nach all dem Guten, das er dir versprochen hat, und dich zum Fürsten über Israel bestellen wird, so wird es dir nicht zum Anstoß sein, noch zum Herzensvorwurf für meinen Herrn, dass er ohne Ursache Blut vergossen und dass mein Herr sich selbst geholfen hat. Wenn nun der HERR meinem Herrn wohltun wird, so gedenke an deine Magd!
5. David dankt Gott für Abigails Worte und nimmt ihren Rat an
1. Samuel 25, 32-35
1. Samuel 25, 32-35
Da sprach David zu Abigail: Gelobt sei der HERR, der Gott Israels, der dich am heutigen Tag mir entgegengesandt hat! Und gesegnet sei dein Verstand, und gesegnet seist du, dass du mich heute davon zurückgehalten hast, in Blutschuld zu geraten und mir mit eigener Hand zu helfen! Denn so wahr der HERR lebt, der Gott Israels, der mich daran gehindert hat, dir Böses zu tun: Wenn du mir nicht so schnell entgegengekommen wärst, so wäre dem Nabal bis zum hellen Morgen nicht einer übrig geblieben, der männlich ist! So nahm David von ihrer Hand, was sie ihm gebracht hatte, und sprach zu ihr: Zieh wieder in Frieden in dein Haus hinauf! Siehe, ich habe auf deine Stimme gehört und deine Person angesehen.
C. Nabal stirbt und David heiratet Abigail
1. Gott erschlägt Nabal
1. Samuel 25, 36-38
1. Samuel 25, 36-38
Als aber Abigail zu Nabal kam, siehe, da hielt er in seinem Haus ein Mahl wie das Mahl eines Königs; und das Herz Nabals war guter Dinge, und er war schwer betrunken. Sie aber sagte ihm nichts, weder Kleines noch Großes, bis zum hellen Morgen. Als es aber Tag geworden und der Weinrausch von Nabal gewichen war, da berichtete ihm seine Frau diese Dinge. Da erstarb sein Herz in seinem Innern, und er wurde wie ein Stein. Und es geschah nach zehn Tagen, da schlug der HERR den Nabal, dass er starb.
2. David heiratet Abigail
1. Samuel 25, 39-44
1. Samuel 25, 39-44
Als nun David hörte, dass Nabal tot war, sprach er: Gelobt sei der HERR, der meine Schmach an Nabal gerächt und seinen Knecht vom Unrecht abgehalten hat! Und der HERR hat Nabals Unrecht auf seinen Kopf vergolten! Und David sandte hin und warb um Abigail, um sie sich zur Frau zu nehmen. Und als die Knechte Davids zu Abigail nach Karmel kamen, redeten sie mit ihr und sprachen: David hat uns zu dir gesandt, um dich zu seiner Frau zu nehmen! Da stand sie auf und verneigte sich mit ihrem Angesicht zur Erde und sprach: Siehe, hier ist deine Magd, dass sie diene und den Knechten meines Herrn die Füße wasche! Und Abigail eilte und machte sich auf und ritt auf einem Esel, und mit ihr fünf Mägde, die ihr nachfolgten, und sie zog den Boten Davids nach und wurde seine Frau. David hatte aber auch Achinoam aus Jesreel zur Frau genommen. So wurden die beiden seine Frauen. Saul aber hatte Michal, seine Tochter, die Frau Davids, dem Phalti, dem Sohn des Lais aus Gallim, gegeben.
1. Samuel 25, 31 bat Abigail David: „So gedenke an deine Magd.“ Hier erinnerte sich David sicherlich an sie und er nahm sie zur Frau.
© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.