Galater 3 – Das Christentum, das Gesetz und das Leben im Glauben

A. Das Prinzip der Fortführung des Glaubens

1. Paulus konfrontiert die Galater mit ihrer verzerrten Wahrnehmung von Jesus und seines Wirkens für sie

Galater 3, 1

Galater 3, 1
O ihr unverständigen Galater, wer hat euch verzaubert, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht, euch, denen Jesus Christus als unter euch gekreuzigt vor die Augen gemalt worden ist?

  1. O ihr unverständigen Galater! Diese deutlichen Worte waren wohlverdient. Phillips übersetzte sogar: „O ihr lieben Idioten Galatiens“. Indem Paulus die Galater als unverständig bezeichnete, meinte er nicht, dass sie moralisch oder geistig unzulänglich waren (dann stünde hier das altgriechische Wort moros, so wie es von Jesus in Gleichnissen wie in Matthäus 7, 26 und 25, 1-13 verwendet wurde). Stattdessen benutzte Paulus das altgriechische Wort anoetos, das jemanden bezeichnet, der denken kann, aber daran scheitert etwas richtig wahrzunehmen.
    1. Die Prinzipien, auf die sich Paulus hier bezog, sind Dinge, die die Galater wussten, Dinge, die ihnen gelehrt worden waren. Das Wissen und das Verständnis waren vorhanden, aber sie nutzten sie nicht.
  2. Wer hat euch verzaubert: Verzaubert drückt aus, dass die Galater unter einer Art Zauber standen. Paulus hat das nicht wörtlich gemeint, aber ihr Denken war so vernebelt – und so unbiblisch -, dass es schien, als ob eine Art Zauber über sie geworfen worden wäre.
    1. Barclay übersetzt ‚verzaubert‘ mit „unter den bösen Blick gestellt“. Die alten Griechen kannten und fürchteten die Vorstellung, dass ein böser Blick sie verzaubern könnte.
    2. Man glaubte, der böse Blick wirke so, wie eine Schlange ihre Beute mit ihren Augen hypnotisieren könne. Sobald das Opfer in den bösen Blick schaute, konnte ein Zauber geworfen werden. Um den bösen Blick zu umgehen, durfte also einfach nicht hingeschaut werden. Paulus nutzte also die Formulierung ‚verzaubert‘, um die Galater zu ermutigen, ihren Blick immer und unerschütterlich auf Jesus zu richten.
    3. Es ist wunderbar, ein weiches, zartes Herz vor Gott zu haben. Aber manche Menschen haben einen eher einen weichen Verstand als ein weiches Herz. Ihr Verstand lässt sich zu leicht auf falsche, unbiblische Vorstellungen ein und sie durchdenken die Dinge nicht ausreichend, um zu erkennen, ob sie nach der Bibel wirklich wahr sind oder nicht. Das ist ein Zeichen geistlicher Unreife, entsprechend einem Baby, das sich alles in den Mund stecken würde.
  3. Denen Jesus Christus als unter euch gekreuzigt vor die Augen gemalt worden ist: Der Gedanke hinter der Formulierung vor die Augen gemalt ist so etwas wie ‚plakatiert‘, also wie eine öffentliche Darstellung auf einer Plakatwand. Paulus fragte sich, wie die Galater die Botschaft verpassen konnten, denn er verkündete sie ihnen so deutlich wie möglich.
    1. Als sie aufhörten, die Botschaft von Jesus und dem Gekreuzigten zu hören, verließen sie die Botschaft, die Paulus predigte. Paulus predigte so, als ob er Jesus-Poster in der ganzen Stadt aufhängen würde – wenn man etwas sah, sah man Jesus.
    2. Wenn wir Jesus klar vor uns sehen, werden wir nicht getäuscht werden. „Wenn irgendetwas gegenteiliges vor ihm steht, sagt er nicht zaghaft: ‚Jeder hat ein Recht auf seine Meinung‘; sondern er sagt: ‚Ja, sie haben vielleicht ein Recht auf ihre Meinung, und ich auch auf meine; und meine Meinung ist, dass jede Meinung, die die Herrlichkeit des stellvertretenden Opfers Christi schmälert, eine verabscheuungswürdige Meinung ist. Nimm das wahre Sühneopfer Christi gründlich in deine Seele auf, und du wirst nicht verzaubert werden.“ (Spurgeon)
  4. Vor die Augen: Paulus meinte damit nicht, dass sie die Kreuzigung Jesu tatsächlich mit eigenen Augen sahen oder auch nur eine geistige Vision davon hatten. Er wollte ausdrücken, dass die Wahrheit über Jesus und seine Kreuzigung und über die Bedeutung seines Wirkens ihnen so deutlich dargelegt wurde, dass sie es sehen konnten. Tatsächlich zuzusehen, wie Jesus am Kreuz starb, bedeutet vielleicht gar nichts. Hunderte, wenn nicht Tausende, sahen Jesus am Kreuz sterben, und die meisten von ihnen verspotteten ihn nur.

2. Paulus konfrontiert sie mit ihrer Abkehr von den Prinzipien des Glaubens

Galater 3, 2-3

Galater 3, 2-3
Das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist durch Werke des Gesetzes empfangen oder durch die Verkündigung vom Glauben?
Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen und wollt es nun im Fleisch vollenden?

  1. Das allein will ich von euch erfahren: „Sagt mir nur eins“, sprach Paul. Habt ihr den Geist durch Werke des Gesetzes empfangen oder durch die Verkündigung vom Glauben? Offensichtlich haben die Galater den Heiligen Geist durch einfaches Glauben empfangen. Der Heilige Geist ist kein Preis, der durch die Werke des Gesetzes verdient werden kann.
    1. Das lief so ab: Einem Nichtjuden wurde gesagt, er müsse das Gesetz des Mose annehmen, sonst würde Gott ihn nicht segnen. Das bedeutete, dass er nach dem Gesetz des Mose beschnitten werden musste. Er lässt sich also operieren, und sobald die Beschneidung vollzogen ist, wird der Heilige Geist über ihm ausgegossen. So funktioniert das natürlich nicht. Wir empfangen den Heiligen Geist durch den Glauben und nicht dadurch, dass wir die Werke des Gesetzes tun.
  2. Im Geist habt ihr angefangen und wollt es nun im Fleisch vollenden? Die Galater dachten fälschlicherweise, dass geistiges Wachstum oder Reife durch die Werke des Fleisches, also aus eigener Kraft, erreicht werden könnten, anstatt weiterhin einfach an Jesus zu glauben und in ihm zu bleiben.
    1. Man könnte die Botschaft Paulus auch so ausdrücken: „Ihr habt die größte Gabe – Gottes Heiligen Geist – durch den Glauben empfangen. Führst du deinen Weg von dort aus nicht durch Glauben weiter, sondern im Vertrauen auf deinen eigenen Gehorsam nach dem Gesetz des Mose?“
    2. Damit wird einer der grundlegenden Unterschiede zwischen dem Prinzip des Gesetzes und dem Prinzip der Gnade dargelegt. Nach dem Gesetz sind wir gesegnet und wachsen geistlich, indem wir es uns erarbeiten und es uns verdienen. Unter der Gnade sind wir gesegnet und wachsen geistlich, indem wir glauben und empfangen. Gott begründet sein Verhalten dir gegenüber aus dem Bund der Gnade; wir sollten nicht nach dem Prinzip des Gesetzes reagieren.
  3. Seid ihr so unverständig? Das war in der Tat Dummheit. Diese falschen Annahmen wurden vom Satan eingepflanzt, um unser christliches Leben aus der Bahn zu werfen. Wenn er nicht verhindern kann, dass wir durch den Glauben gerettet werden, dann wird er versuchen zu verhindern, dass wir durch den glauben gesegnet werden, wachsen und reifen.

3. Eine Frage zur Vergangenheit: War das alles vergeblich?

Galater 3, 4

Galater 3, 4
So viel habt ihr umsonst erlitten? Wenn es wirklich umsonst ist!

  1. So viel habt ihr umsonst erlitten? Offenbar hatten die Galater (vielleicht, als Paulus unter ihnen war) für das Prinzip des Glaubens gelitten (wahrscheinlich durch die Hände gesetzestreuer Christen). Würde ihre Abkehr vom Prinzip des Glaubens bedeuten, dass dieses vergangene Leiden umsonst war?
    1. Wir wissen, dass Paul in dieser Region verfolgt wurde. Apostelgeschichte 14 macht deutlich, dass Paulus und seine Gefährten von den Juden heftig verfolgt wurden (Paulus wurde sogar gesteinigt und zum Sterben zurückgelassen), als sie sich in den Städten Galatiens aufhielten. Sicherlich wurden auch die christlichen Gemeinden, die Paulus in Galatien zurückgelassen hatte, teilweise weiter verfolgt.
  2. So viel habt ihr umsonst erlitten? Vielleicht sollte der Satz besser so übersetzt werden: „Waren all die so wunderbaren, spirituellen Erfahrungen, die ihr gemacht habt, umsonst?“ Das passt vielleicht besser in den Kontext. Paulus fragte sich, ob all die Gaben des Geistes, die sie empfangen hatten, keinen bleibenden Wert haben würden, weil sie versuchten, nach dem Gesetz und nicht nach dem Glauben zu leben.

4. Paulus bittet sie zu untersuchen, woher das Wirken des Heiligen Geistes stammt

Galater 3, 5

Galater 3, 5
Der euch nun den Geist darreicht und Kräfte in euch wirken lässt, [tut er es] durch Werke des Gesetzes oder durch die Verkündigung vom Glauben?

  1. Der euch nun den Geist darreicht: Wer hat ihnen den Heiligen Geist gegeben? Selbstverständlich war der Geist ein Geschenk Gottes.
  2. Tut er es durch Werke des Gesetzes oder durch die Verkündigung vom Glauben? Gott gab ihnen den Heiligen Geist als Antwort auf ihren Glauben. Wunder werden durch den Glauben gewirkt. Doch den Galatern wurde vorgetäuscht, sie könnten echte geistliche Reichtümer erreichen, indem sie mit Gott eine Beziehung durch Werke führten.
  3. Durch Werke des Gesetzes oder durch die Verkündigung vom Glauben? Paulus wiederholte seine Formulierung aus Galater 3, 2, um zu betonen, dass sie eine Entscheidung treffen müssen. Welche wird es sein? Glaubt ihr, dass ihr durch Werke des Gesetzes oder durch die Verkündigung des Glaubens gesegnet werdet? Werdet ihr euch den Segen von Gott erarbeiten und verdienen, oder werdet ihr glauben und ihn empfangen?
    1. Dies spricht diejenigen an, die einen Mangel an Segen sehen. Warum? Nicht aus einem Mangel an Hingabe, nicht weil sie ihn sich nicht genug erarbeitet haben, sondern weil sie ihren Glauben, ihre freudige und zuversichtliche Erwartung nicht auf Jesus Christus, den Sohn Gottes, richten.
    2. Dies spricht diejenigen an, die wunderbar gesegnet sind. Wie? Wenn sie stolz sind, bedeutet das, dass sie blind sind. Sie haben ihren Segen nicht erarbeitet, deshalb sollten sie nicht stolz auf sich sein. Aber gerade deshalb sollten sie auf Jesus schauen und ihre Erwartung in ihn setzen.

B. Abraham: ein Beispiel für diejenigen, die gerechtfertigt sind und im Glauben wandeln

1. Wie Abraham vor Gott rechtschaffen gemacht wurde

Galater 3, 6

Galater 3, 6
Gleichwie Abraham Gott geglaubt hat und es ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde.

  1. Gleichwie Abraham: Der Anstoß für eine Werke basierte Beziehung mit Gott unter den Christen Galatiens kam von einigen anderen Christen, die als Juden geboren wurden und sich auf Abraham als ihren geistlichen Vorfahren beriefen. Deshalb nutzte Paulus Abraham als ein Beispiel für jemanden, der vor Gott durch Glauben gerecht war, nicht durch Glauben und Werke.
    1. „Es war dem Apostel äußerst wichtig, dass Gott die Menschen durch Gnade errettet, nicht auf der Grundlage ihrer menschlichen Errungenschaften und er fand in Abraham ein wunderbares Beispiel dieser Wahrheit.“ (Morris)
  2. Gleichwie Abraham Gott geglaubt hat und es ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde: Paulus zitierte hier aus 1. Mose 15, 6. Diese Stelle zeigt einfach, dass Abraham als gerechtfertigt galt (also durch Gottes Gnade von Sünde freigesprochen), weil er Gott glaubte. Nicht, weil er irgendein Werk verrichtete und sicher nicht, weil er beschnitten war, denn das Gebot der Beschneidung gab es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht.
    1. 1. Mose 15, 1-6 zeigt, dass Gott Abraham als gerechtfertigt ansah, weil er sein Vertrauen Gott schenkte, besonders Gottes Versprechen ihm Kinder zu schenken, die eines Tages den Messias hervorbringen würden. „Abraham war nicht einfach deshalb gerechtfertigt, weil er glaubte, dass Gott seinen Samen vermehren würde, sondern weil er die Gnade Gottes annahm im Vertrauen auf den versprochenen Mittler.“ (Calvin)
    2. Im Grunde gibt es zwei Arten von Rechtfertigung: Rechtfertigung, die wir durch unser eigenes Bemühen erreichen und Rechtfertigung, die uns durch das Wirken Gottes zugesprochen wird, wenn wir glauben.
      Da keiner von uns gut genug sein kann, um vollkommene Rechtfertigung zu erreichen, müssen wir Gottes Rechtfertigung zugesprochen bekommen, indem wir genau das tun, was Abraham getan hat: Abraham hat Gott geglaubt.
  3. Gleichwie Abraham Gott geglaubt hat und es ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde: Dieses Zitat aus 1. Mose 15, 6 ist eine der deutlichsten Darstellungen in der Bibel für die Wahrheit der Errettung aus Gnade, allein durch den Glauben. Es ist das Evangelium im Alten Testament, das im Neuen Testament insgesamt viermal zitiert wird (Römer 4, 3, Römer 4, 9-10, Römer 4, 22 und hier in Galater 3, 6).
    1. Römer 4, 9-10 schreibt der Tatsache, dass diese Rechtfertigung Abraham zugesprochen wurde, bevor er beschnitten war, große Bedeutung zu (1. Mose 17). Keiner könnte sagen, dass Abraham aufgrund seines Gehorsams gerechtfertigt wurde, oder weil er sich genau an die religiösen Gesetze und Rituale hielt. Es war Glaube und nur sein Glaube, der dazu führte, dass Gott Abraham Rechtfertigung (also Vergebung seiner Sünden) zusprach.
    2. Wir sollten uns davor hüten zu sagen, dass es nicht Abrahams Glaube war, der zu seiner Rechtfertigung führte. Abrahams Gott rechtfertigte ihn, als er ihm seinen Glauben zur Rechtfertigung anrechnete. „Nicht sein Glaube war seine Rechtfertigung, sondern Gott belohnte die Ausübung seines Glaubens derart, als dass er ihm die Rechtfertigung dessen, an den er glaubte, anrechnete (oder zurechnete).“ (Poole)
  4. Es ihm zur Gerechtigkeit angerechnet wurde: Abrahams Erfahrungen zeigen, dass Gott uns wegen dem, was Jesus für uns getan hat, Rechtfertigung zuschreibt, da wir durch Glauben das empfangen, was er für uns getan hat.
    1. Morris zu anrechnen: „Es hat in etwa eine Bedeutung wie ‚berechnen, kalkulieren‘ und könnte verwendet werden, um auszudrücken, dass etwas auf das Konto einer Person angerechnet wird, in diesem Fall wird Rechtfertigung auf Abrahams Konto angerechnet.“
    2. Wenn Gott Abraham Rechtfertigung anrechnet, dann sollte Abraham sich selbst genauso Rechtfertigung anrechnen. Das war seine Stellung vor Gott und Gott rechnet nicht nur angeblich etwas an. Gott rechnet uns keine vorgetäuschte Rechtfertigung an, sondern eine wahre in Jesus Christus.
  5. Abraham glaubte Gott: Es war nicht so, dass Abraham an Gott glaubte (wie wir gewöhnlich von ‚an Gott glauben‘ sprechen). Es war vielmehr so, dass Abraham Gott glaubte. Diejenigen, die nur an Gott glauben, in dem Sinne, dass sie glauben, er existiere, sind nur so gläubig wie Dämonen (Jakobus 2, 19).
    1. Glauben bedeutet natürlich mehr als nur, dass er das, was Gott sagte, als wahr akzeptierte (obwohl er das natürlich getan hat); es bedeutet, dass er Gott vertraute.“ (Morris)
    2. Im Großen und Ganzen bewunderten die alten Rabbiner Abrahams Glauben nicht gerade. Sie glaubten, dass er so sehr von Gott geliebt wurde, weil er sich schon Jahrhunderte, bevor das Gesetz eingesetzt wurde, daran gehalten habe. Aus diesem und anderen Gründen dürfte es eine große Überraschung für Paulus Gegner gewesen sein, als Paulus sich auf Abraham berief, denn sie glaubten, dass er ihren Standpunkt untermauere. „Paulus Betonung von Abrahams Glauben dürfte eine absolute Überraschung für die Galater gewesen sein.“ (Morris)
    3. Einige Rabbiner hatten jedoch die Bedeutung des Glaubens Abrahams erkannt. „Es ist bemerkenswert, dass die Juden selbst daran festhielten, Abraham sei durch den Glauben gerettet worden. Mehilta stellt in Yalcut Simeoni, Seite 1, fol. 69, diese Behauptung auf: ‘Es liegt auf der Hand, dass Abraham weder in dieser noch in der zukünftigen Welt ein Erbe erlangen konnte, außer durch Glauben.‘“ (Clarke)
    4. „Der Glaube an Gott stellt die höchste Anbetung, die erste Pflicht, den obersten Gehorsam und das größte Opfer dar. Ohne Glauben verlieren wir Gottes Herrlichkeit, Weisheit, Wahrheit und Barmherzigkeit. Die erste Pflicht des Menschen ist es, an Gott zu glauben und ihn mit seinem Glauben zu ehren. Glaube ist wahrlich der Gipfel der Weisheit, die rechte Art der Rechtfertigung, die einzig wahre Religion … Der Glaube sagt zu Gott: ‘Ich glaube, was du sagst.’“ (Luther)

2. Die wahren Kinder Abrahams

Galater 3, 7

Galater 3, 7
So erkennt auch: Die aus Glauben sind, diese sind Abrahams Kinder.

  1. So erkennt auch: Die Betonung ist klar. Paulus bringt ein wichtiges Argument vor, und er wollte, dass jeder seiner Leser ihn versteht.
    1. Erkennt drückt eine dringende Notwendigkeit aus; Paulus gebietet den Galatern, sich dieses Wissen anzueignen.“ (Morris)
  2. Die aus Glauben sind, diese sind Abrahams Kinder: Da Abraham durch den Glauben und nicht durch Werke gerechtfertigt wurde, war Abraham der Vater aller, die Gott glauben und als gerechtfertigt gelten.
    1. „Es ist immer möglich, dass wir huioi Abraam übersetzen sollten, nicht als Kinder (oder ‚Söhne‘) Abrahams, sondern ‚echte Abrahams‘“. (Cole)
  3. Sind Abrahams Kinder: Dies war eine starke Zurechtweisung an die Judenchristen, die versuchten, nichtjüdische Christen unter das Gesetz zu bringen. Sie glaubten, dass sie überlegen seien, weil sie von Abraham abstammten und das Gesetz befolgten. Paulus sagte jedoch, dass die wichtigste Verbindung zu Abraham nicht Genetik oder Werke sei, sondern die Verbindung durch Glauben.
    1. Das dürfte für diese speziellen Gegner von Paulus ein radikales Umdenken bedeutet haben. Sie waren fest überzeugt davon, dass sie einen besonderen Stellenwert vor Gott hätten, weil sie genetisch von Abraham abstammten. Damals lehrten einige jüdische Rabbiner, dass Abraham vor den Toren der Hölle stünde, um sicherzugehen, dass keiner seiner Nachkommen durchrutschen könne. Johannes der Täufer bezog sich auf das Gleiche, als er sagte, Denkt nicht, bei euch selbst sagen zu können: »Wir haben Abraham zum Vater«. Denn ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken. (Matthäus 3, 9). Paulus hat ihr blindes Vertrauen auf die genetische Verwandtschaft zu Abraham zerschmettert und gezeigt, dass es in Wahrheit auf den Glauben an Jesus ankommt.
    2. So ist es auch heute, wenn Menschen glauben, dass Gott sie annimmt, weil sie aus einer christlichen Familie stammen. Gott ist ein Vater, nicht ein Großvater; jeder muss seinen eigenen Glauben an Gott haben.
  4. Sind Abrahams Kinder: Dies war ein großer Trost für die jüdischen Christen, die von anderen als ‚Christen zweiter Klasse‘ betrachtet wurden. Jetzt konnten sie wissen, dass sie eine echte, wichtige Verbindung zu Abraham hatten und sich als Abrahams Kinder ansehen konnten.
    1. Traurigerweise haben Christen diese wundervolle Wahrheit durch die Jahrhunderte genommen und falsch angewandt. Viele haben diesen Vers als Untermauerung der Substitutionstheologie angesehen – der Idee, dass Gott einen Schlussstrich unter seine Beziehung zum Volk Israel als Nation oder als bestimmte ethnische Gruppe, gezogen habe und dass die Kirche alle Verheißungen, die Israel gegeben wurden, geistlich erbt.
    2. Die Substitutionstheologie hat großen Schaden in der Kirche angerichtet, indem sie den theologischen Brennstoff für die Feuer furchtbarer Judenverfolgung lieferte. Wäre Galater 3, 7 die einzige Stelle in der Bibel, die dieses Thema behandelt, könnte man vielleicht sagen, dass die Kirche Israel komplett ersetzt habe. Aber wir betrachten die Bibel und ihre Botschaft als Ganzes und lassen zu, dass ein Bibelabschnitt die anderen erleuchtet.
    3. Zum Beispiel zeigt Römer 11, 25 (Israel ist zum Teil Verstockung widerfahren, bis die Vollzahl der Heiden eingegangen ist) deutlich, dass Gott keinen Schlussstrich unter seine Beziehung zu Israel als Nation oder ethnische Gruppe gezogen hat. Obwohl Gott den Fokus seiner rettenden Gnade von Israel hin zu den Nichtchristen gewendet hat, wird er ihn wieder umkehren. Diese einfache Passage widerlegt all diejenigen, die darauf bestehen, dass Gott seine Beziehung zu Israel als Israel beendet habe und dass die Kirche das neue Israel sei und jedes Versprechen aus dem Alten Testament, das jemals dem nationalen und ethnischen Israel gegeben wurde, geerbt habe.
    4. Wir werden an den dauerhaften Charakter der Verheißungen erinnert, die dem nationalen und ethnischen Israel gegeben wurden (wie etwa 1. Mose 13, 15 und 1. Mose 17, 7-8). Gott ist mit Israel nicht ‚fertig‘, und Israel wird nicht als Kirche ‚vergeistigt‘. Auch wenn wir die Kontinuität des Wirkens Gottes in seinem ganzen Volk durch alle Generationen hindurch sehen und uns darüber freuen, erkennen wir trotzdem den Unterschied zwischen Israel und der Kirche, den Paulus gut versteht.
    5. Alle, die an Jesus Christus glauben, sind Abrahams Kinder; aber Abraham hat seine geistlichen Kinder und seine genetischen Kinder, und Gott hat einen Plan und einen Platz für beides. Trotzdem kann niemand leugnen, dass es weitaus wichtiger ist, ein geistlicher Sohn Abrahams zu sein als ein genetischer Sohn.

3. Dieser Segen der Rechtfertigung durch den Glauben gilt für alle Nationen

Galater 3, 8-9

Galater 3, 8-9
Da es nun die Schrift voraussah, dass Gott die Heiden aus Glauben rechtfertigen würde, hat sie dem Abraham im Voraus das Evangelium verkündigt: »In dir sollen alle Völker gesegnet werden«. So werden nun die, welche aus Glauben sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham.

  1. Da es nun die Schrift: Paulus berichtet aus der Heiligen Schrift. Er hatte bereits aus seiner persönlichen Erfahrung und aus der Erfahrung der galatischen Christen selbst berichtet. Aber dieser Abschnitt ist noch wichtiger, denn er zeigt, dass Paulus Lehre auch nach der Bibel selbst richtig ist.
    1. Es wäre völlig in Ordnung gewesen hätten Paulus Gegner gesagt: „Erfahrungen sind ja schön und gut, Paulus, aber zeig es uns in den Schriften.“ Paulus wäre mehr als bereit gewesen, sich dieser Herausforderung zu stellen.
    2. Die Schrift, voraussah … verkündigt: Bemerkenswerterweise bezeichnete Paulus die Schrift nahezu als eine Person, die voraussieht und verkündigt. Das zeigt, wie stark Paulus die Bibel als Gottes Wort betrachtete. Paulus glaubte, wenn die Heilige Schrift spricht, dann spricht Gott.
    3. „Paulus personifiziert die Schrift.“ (Morris). „Ausgezeichnet sprach der, der die Schrift Cor et animam Dei, das Herz und die Seele Gottes, nannte.“ (Trapp)
  2. Voraussah, dass Gott die Heiden aus Glauben rechtfertigen würde: Paulus beobachtete, dass schon zu Abrahams Zeiten klar war, dass der Segen der Rechtfertigung durch Glauben für alle Völker gedacht war, für Nichtjuden wie für Juden, denn Gott erklärte schon in 1. Mose 12, 3 in dir sollen alle Völker gesegnet werden.
    1. Die Absicht dahinter war, den Gedanken zu widerlegen, dass Nichtjuden erst zu Juden werden müssten, bevor sie Christen werden konnten. Wenn das nötig wäre, hätte Gott niemals gesagt, dass sein Segen sich auf alle Nationen erstreckt, denn dann hätten Nichtjuden erst Teil der israelitischen Nation werden müssen, um gerettet zu werden.
    2. Das Evangelium soll zu den Völkern hinausgehen, nicht die Völker sollen kommen und sich an Israel angleichen.
  3. So werden nun die, welche aus Glauben sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham: Der Segen, den wir erhalten, indem wir Abraham glauben, ist nicht der Segen von fantastischem Reichtum und Macht, obwohl Abraham extrem reich und mächtig war. Dieser Segen ist etwas viel Wertvolleres: der Segen eines guten Ansehens vor Gott durch den Glauben.
    1. „Der Glaube der Väter war auf den Christus gerichtet, der kommen würde, während der unsere in Christus ruht, der gekommen ist.“ (Luther)
    2. Die, welche aus Glauben sind, sind diejenigen, deren Charakteristikum der Glaube ist; es ist nicht so, dass sie manchmal einen Impuls haben zu glauben, sondern vielmehr, dass der Glaube ihre ständige Haltung ist; der Glaube ist für sie charakteristisch.“ (Morris)

C. Das Gesetz im Licht des Alten und Neuen Testaments

1. Das Alte Testament sagt uns, dass das Gesetz des Mose einen Fluch bringt

Galater 3, 10

Galater 3, 10
Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind, die sind unter dem Fluch; denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht, um es zu tun«.

  1. Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind: Paulus wandte sich hier an diejenigen, die meinten, dass ihre Gesetzeserfüllung ihnen ein gutes Ansehen vor Gott geben würde.
    1. Dieser Übergang von ‚Abraham glauben‘ (Galater 3, 9) zu denen, die den Werken des Gesetzes nachfolgen, hatte einen Zweck. „Wenn selbst der große Patriarch von Gott nur wegen seines Glaubens angenommen wurde, dann folgt daraus, dass niedere Sterbliche gar nicht erfolgreich die guten Werke tun können, die ihnen erlauben würden von Gott angenommen zu werden.“
      (Morris)
    2. „Die heuchlerischen Erfüller des Gesetzes sind diejenigen, die versuchen, Rechtfertigung durch eine mechanische Ausführung guter Werke zu erlangen, während ihre Herzen weit von Gott entfernt sind. Sie handeln wie der törichte Zimmermann, der mit dem Dach beginnt, wenn er ein Haus baut.“ (Luther)
  2. Denn alle, die aus Werken des Gesetzes sind, die sind unter dem Fluch: Die Christen mit jüdischem Hintergrund, die glaubten, dass Nichtjuden trotzdem das Gesetz des Mose befolgen sollten, dachten, dass dies ein Weg zum Segen sei. Paulus allerdings wagte zu behaupten, dass das Leben unter den Werken des Gesetzes sie verfluchte, statt sie zu segnen.
    1. Es ist nicht schwer zu erkennen, warum die Christen damals glaubten, Leben unter dem Gesetz würde ihnen Segen bringen. Sie konnten im Alten Testament viele Passagen lesen, die dieses Denken stützten. In Psalm 119, 1 steht: Wohl denen, die im Weg untadelig sind, die wandeln nach dem Gesetz des HERRN! In Psalm 1, 1-2 steht: Wohl dem, der nicht wandelt nach dem Rat der Gottlosen, noch tritt auf den Weg der Sünder, noch sitzt, wo die Spötter sitzen,
      sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht.
    2. Wir müssen verstehen, wie das Gesetz Segen bringen kann. Als erstes sehen wir, dass das Wort Gesetz in der Bibel in zweifacher Bedeutung verwendet wird. Manchmal bedeutet es „Das Gesetz des Mose, mit all seinen Geboten, die jeder Mensch befolgen muss, um von Gott anerkannt zu werden“. Manchmal bedeutet es ‚Gottes Wort‘ im Allgemeinen. Oft, wenn im Alten Testament vom Gesetz gesprochen wird, ist die allgemeine Bedeutung von Gottes Wort an uns gemeint. Wenn in Psalm 119, 97 steht: Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Ich sinne darüber nach den ganzen Tag, meinte der Psalmist mehr als nur das Gesetz des Mose; er meinte das ganze Wort Gottes. Wenn wir das betrachten erkennen wir, warum die Bibel mit Lobpreis auf das Gesetz gefüllt ist. Außerdem sind wir gesegnet, wenn wir uns an das Gesetz halten, weil wir uns dann nach der ‚Bedienungsanleitung‘ des Lebens richten. Es liegt ein ganz eigener, eingebauter Segen darin, so zu leben, wie Gott es uns sagt, darin die ‚Herstelleranweisungen‘ zu befolgen.
    3. Als Paulus sagte, dass alle, die aus Werken des Gesetzes sind, die sind unter Fluch, meinte er nicht, dass das Gesetz schlecht oder das Wort Gottes falsch sei. Er meinte einfach, dass Gott nie gewollt hat, dass das Gesetz der Weg ist, auf dem wir Anerkennung vor ihm finden. Er wusste, dass wir das Gesetz niemals einhalten können, und so hat Gott das System der Sühneopfer zusammen mit dem Gesetz eingeführt. Und das gesamte Opfersystem richtete sich freudig auf das, was Jesus am Kreuz für uns vollbringen würde.
  3. Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben stehen, um es zu tun: Um seinen Standpunkt biblisch zu beweisen, zitierte Paulus aus 5. Mose 27, 26. Das Alte Testament selbst zeigt uns, dass wir unter einem Fluch stehen, wenn wir nicht in allem, was im Gesetz geschrieben steht, bleiben und es tatsächlich tun.
    1. Die wichtigen Worte hier sind alles und tun. Damit Gott dich auf Grundlage des Gesetzes annimmt, musst du es zuerst tun. Es nicht nur kennen, es nicht nur lieben, es nicht nur lehren, es nicht nur wollen, du musst es tun. Zweitens, du musst alles davon tun. Nicht ein bisschen. Nicht nur, wenn du über 18 oder über 40 bist. Nicht nur mehr gut als schlecht. 5. Mose 27, 26 sagt ausdrücklich, dass du, um durch das Gesetzt gerechtfertigt zu werden, es tun musst und alles tun musst.
    2. Alles bedeutet eine Menge. Es bedeutet, dass obwohl einige Sünden schlimmer sind als andere, es keine kleinen Sünden vor so einem großen Gott gibt. „Jüdische Gesetzeshüter übersahen kleine Übertretungen. Das tat Paulus nicht.“ (Morris)
    3. „Es ist bemerkenswert, dass kein gedrucktes Exemplar der hebräischen Bibel das Wort col, alle, in 5. Mose 27, 26 bewahrt, das hier auf das Wort des Apostels alle antwortet. Der heilige Hieronymus sagt, dass die Juden es verschwiegen haben, damit es nicht den Anschein habe, dass sie verpflichtet wären, alles zu tun, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht. An der Echtheit der Lesung gibt es keinen Grund zum Zweifel: Sie existiert in sechs MSS. von Kennicott und De Rossi, im samaritanischen Text, in mehreren Abschriften des Targum, in der Septuaginta und in dem hier vom Apostel gemachten Zitat, in dem es weder in der MSS. noch in den Versionen eine Abweichung gibt.“ (Clarke)
  4. Verflucht ist jeder: Paulus Standpunkt wiegt schwer; er beschwert uns mit einem Fluch. Wenn du unter den Werken des Gesetzes lebst, ist der einzige Weg um vor Gott angenommen und gesegnet zu stehen, es zu tun, und alles davon zu tun. Falls du das nicht tust, bist du verflucht.
    1. Verflucht ist ein Wort, das in unseren Ohren seltsam klingt. Doch in der Bibel ist das Konzept verflucht zu sein wichtig und beängstigend – denn es bedeutet, von Gott verflucht zu sein. Nicht nur verflucht durch unsere schlechten Entscheidungen, nicht nur verflucht durch diese bösartige Welt, nicht nur verflucht durch den Teufel – sondern besonders verflucht durch Gott. Dabei ist er die eine Person, von der du nicht verflucht sein möchtest.

2. Das Alte Testament sagt uns, dass eine rechte Stellung vor Gott durch den Glauben kommt, nicht durch das Gesetz

Galater 3, 11

Galater 3, 11
Dass aber durch das Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar; denn »der Gerechte wird aus Glauben leben«.

  1. Dass aber durch das Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar: Paulus hatte seinen Standpunkt bereits in der Heiligen Schrift bewiesen, in dem er das Leben Abrahams untersuchte (Galater 3, 5-9). Jetzt brachte er eine andere Passage aus dem Alten Testament ins Spiel, Habakuk 2, 4, die uns daran erinnert, dass die Gerechten durch den Glauben und nicht durch das Gesetz leben.
    1. Die Juden selbst spürten, dass die Erlösung nicht durch die Einhaltung des Gesetzes erreicht werden konnte, weil niemand das Gesetz perfekt einhalten konnte. Deswegen legten sie so viel Wert auf ihre Abstammung von Abraham und vertrauten so im Wesentlichen auf Abrahams Verdienste, um gerettet zu werden, da sie spürten, dass ihre eigenen Verdienste nicht ausreichen würden.
  2. Der Gerechte wird aus Glauben leben: Diese kurze Aussage des Propheten Habakuk ist eine der wichtigsten und meistzitierten Aussagen des Alten Testaments im Neuen Testament. Paulus benutzte sie hier, um zu zeigen, dass die Gerechten aus dem Glauben und nicht aus dem Gesetz leben. Unter dem Gesetz zu sein, ist nicht der Weg, um vor Gott als gerechtfertigt zu gelten; nur aus dem Glauben leben ist es.
    1. Falls du als gerechtfertigt – angenommen – vor Gott giltst, dann hast du das durch ein Leben aus Glauben erreicht. Falls dein Leben sich darum dreht aus den Gesetzen zu leben, dann wird Gott dich nicht annehmen.
  3. Der Gerechte wird aus Glauben leben: Jedes Wort in Habakuk 2, 4 ist wichtig, und Gott zitiert es dreimal im Neuen Testament, nur um die Fülle der Bedeutung hervorzuheben.
    1. In Römer 1, 17, als Paulus denselben Abschnitt aus Habakuk 2, 4 zitierte, lag die Betonung auf dem Glauben: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“
    2. In Hebräer 10, 38, als der hebräische Schreiber an die Hebräer dieselbe Stelle aus Habakuk 2, 4 zitierte, lag die Betonung auf dem Leben: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“
    3. Hier in Galater 3, 11, als Paulus diesen Abschnitt aus Habakuk 2, 4 zitiert, liegt die Betonung auf ‚gerecht‘: „Der Gerechte wird aus Glauben leben.“

3. Das Alte Testament sagt uns, dass die Anerkennung Gottes durch das Gesetz dadurch verdient werden muss, dass man tatsächlich im Gehorsam gegenüber dem Gesetz lebt und nicht nur versucht, es zu tun

Galater 3, 12

Galater 3, 12
Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: »Der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben«.

  1. Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben: Manche könnten Paulus antworten, indem sie sagen, „Schau, ich werde das Beste tun, was ich kann, um das Gesetz zu halten und den Rest durch Glauben abdecken. Gott wird meine Leistung sehen, meine Bemühungen und meine guten Intentionen und es mir zur Rechtfertigung anrechnen. Das Wichtigste ist, dass ich es ernsthaft versuche.“ Paulus hat durch Verwendung des Alten Testamentes selbst bewiesen, dass das einfach nicht gut genug ist. Nein, die Wege der Anerkennung durch Gesetz und durch Glauben verlaufen nicht zusammen, da das Gesetz nicht aus Glauben ist.
  2. Der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben: Das Zitat aus 3. Mose 18, 5 ist eindeutig. Wenn du nach dem Gesetz leben willst, musst du es tun. Versuche nicht, es zu tun, beabsichtige nicht, es zu tun, und auch es tun zu wollen reicht nicht aus. Nein, nur der Mensch, der diese Dinge tut, wird durch sie leben.
    1. Es ist sehr leicht, uns mit unseren guten Absichten zu trösten. Wir alle meinen es sehr gut; aber wenn wir unseren Platz vor Gott durch unsere Werke im Rahmen des Gesetzes finden wollen, reichen gute Absichten nie aus. Eine gute Anstrengung ist nicht genug. Nur tatsächliche Leistung genügt.
    2. Diese Passage aus 3. Mose 18, 5 ist ein weiterer oft zitierter Grundsatz aus dem Alten Testament. Nehemia (Nehemia 9, 29) zitierte ihn in seinem großen Gebet für Israel. Der Herr selbst zitierte es durch den Propheten Hesekiel (Hesekiel 20, Verse 11, 13 und 21). Paulus zitiert es auch noch einmal in Römer 10, 5.
    3. Die Wirkung von Paulus‘ Gebrauch der Schrift in Galater 3, 10-12 ist überwältigend. Wir verstehen, dass wir eigentlich nicht das Gesetz tun. Wir verstehen, dass wir nicht wirklich das ganze Gesetz tun. Und wir verstehen, dass wir dadurch unter einen Fluch geraten sind. Galater 3, 10-12 ist die schlechte Nachricht; jetzt beginnt Paulus, die gute Nachricht zu erklären.

4. Jesus erlöst uns von dem Fluch des Gesetzes

Galater 3, 13-14

Galater 3, 13-14
Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsertwillen (denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt«), damit der Segen Abrahams zu den Heiden komme in Christus Jesus, damit wir durch den Glauben den Geist empfingen, der verheißen worden war.

  1. Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes: Weil wir es nicht wirklich getan haben und nicht alles getan haben, hat das Gesetz uns unter einen Fluch gestellt. Aber Christus hat uns jetzt losgekauft von dem Fluch des Gesetzes. Hier geht es um Erlösung von diesem Fluch in Form eines ‚Zurückkaufens‘ oder ‚Auskaufens‘. Es geht nicht nur um Rettung; es geht darum einen Preis für die Rettung zu zahlen. Jesus hat uns vom Fluch des Gesetzes losgekauft.
    1. Kurz gesagt, wenn wir an Jesus glauben, sind wir nicht mehr verflucht. Galater 3, 10-12 ließ uns alle unter einem Fluch zurück, aber wir sind nicht mehr verflucht, weil Jesus uns von dem Fluch freigekauft hat.
    2. Loskaufen ist ein wichtiges Konzept. „Die Erlösung weist auf die Zahlung eines Preises hin, der die Sünder befreit.“ (Morris) Das Loskaufen entstand aus den Praktiken der alten Kriegsführung. Nach einer Schlacht nahmen die Sieger oft einige der Besiegten gefangen. Unter den Besiegten wurden in der Regel die Ärmeren als Sklaven verkauft, aber die wohlhabenden und wichtigen Männer, die Männer, die in ihrem eigenen Land von Bedeutung waren, wurden als Geiseln gehalten. Wenn die Menschen in ihrem Heimatland den geforderten Preis zusammengetragen hatten, zahlten sie ihn an die Sieger, und die Gefangenen wurden freigelassen. Dieser Prozess des Loskaufens wurde Erlösung genannt, und der Preis Lösegeld.
    3. Dieses Bild breitete sich auch in andere Gebiete aus. Wenn die Freiheit eines Sklaven erworben wurde – vielleicht durch einen Verwandten – vielleicht durch seine eigene tüchtige Arbeit und Sparsamkeit – sprach man auch von ‚Erlösung‘. Manchmal fand die Geschäftsabwicklung in einem Tempel statt und es wurde ein Beleg in die Wand geritzt, damit jeder für immer wissen konnte, dass dieser ehemalige Sklave nun ein erlöster, freier Mensch war. Oder: Ein zum Tode Verurteilter wurde durch Zahlung eines Preises befreit. Auch das wurde als ‚Erlösung‘ bezeichnet. Vor allem hat aber Jesus uns aus der Niederlage, der Sklaverei und von der Todesstrafe losgekauft, damit wir als Könige und Priester für immer mit ihm regieren können.
  2. Indem er ein Fluch wurde um unsertwillen: Das erklärt, wie Jesus den Preis bezahlt hat, um uns zu retten. Jesus wurde in unserem Namen verflucht; er stand an unserer Stelle und nahm den Fluch auf sich, den wir verdient hatten.
    1. Wir können nicht anders als innehalten, wenn wir verstehen, dass der Preis, den er bezahlt hat, um uns vom Fluch des Gesetzes freizukaufen, er selbst war. Es kostete Jesus nicht einfach irgendetwas, nicht einmal etwas Großes – es kostete Jesus selbst. Wir wissen, dass Menschen Jesus verfluchten, als er am Kreuz hing; aber das ist kein Vergleich zu dem, wie er von Gott, dem Vater, verflucht wurde. Er machte sich selbst zur Zielscheibe dieses Fluches und nahm die Zielscheibe von denen, die glauben.
    2. „Paulus sagt nicht, dass Christus für sich selbst zum Fluch gemacht wurde. Der Akzent liegt auf den beiden Worten ‚für uns‘. Christus selbst ist unschuldig. Er wurde nicht für ein Verbrechen, das er selbst begangen hat, gehängt. Sondern weil Christus den Platz anderer Sünder einnahm, wurde er wie jeder andere Übeltäter gehängt.“ (Luther)
    3. „Welche Sünden ich, du, wir alle begangen haben oder begehen werden, es sind die Sünden Christi, als ob er sie selbst begangen hätte. Unsere Sünden müssen die Sünden Christi sein, oder wir werden für immer untergehen.“ (Luther)
  3. Denn es steht geschrieben: „Verflucht ist jeder, der am Holz hängt“: Wann hat Jesus diesen Preis bezahlt? Das Prinzip von 5. Mose 21, 23 zeigt, dass Jesus diesen Fluch auf sich selbst empfing, als er am Kreuz hing. Er hat damit das Versprechen des Fluchs nach 5. Mose 21, 23 an alle erfüllt, die nicht nur hingerichtet werden, sondern deren Körper öffentlich der Schande ausgesetzt sind.
    1. „Diese Passage bezog sich nicht auf die Kreuzigung (die die Juden nicht praktizierten), sondern auf das Erhängen des Leichnams eines hingerichteten Verbrechers an einem Baum oder Holzpfosten. Aber in neutestamentlicher Zeit wurde ein Kreuz oft als Holz bezeichnet, und es besteht kein Zweifel daran, dass Paulus hier genau das im Sinn hat.“ (Morris)
    2. Am Holz hängt: Im Denken des alten Israel gab es etwas Schlimmeres, als einfach zu Tode gebracht zu werden. Schlimmer war es, getötet zu werden und seinen Leichnam im Freien liegen zu haben – und somit der Schande und Demütigung sowie Nahrung suchenden Tieren und Vögeln ausgesetzt zu sein. Wenn es heißt, dass man am Holz hängt, meint es nicht, durch Strangulation hingerichtet zu werden; sondern den Leichnam an einem Baum oder einer anderen markanten Stelle ‚aufgehängt‘ zu haben, um den Hingerichteten den Elementen sowie der höchsten Schande auszusetzen.
    3. Wenn jedoch jemand hingerichtet und solcher Schande für würdig befunden wurde, bedeutete das nicht, dass sein Andenken und seine Familie übertrieben gedemütigt wurde. 5. Mose 21, 23 sagt auch: „sein Leichnam soll nicht über Nacht an dem Holz bleiben“. Das war ihre Art, selbst ein besonders schweres Urteil mit Gnade zu mäßigen. Bezeichnenderweise erfüllte Jesus dies auch, indem er vom Kreuz abgenommen wurde, bevor die Nacht ganz gekommen war (Johannes 19, 31-33).
  4. Damit der Segen Abrahams … komme: Jesus hat diesen Fluch auf sich genommen, den wir verdient haben und er nicht, damit wir den Segen Abrahams empfangen können, den er verdient hat und wir nicht. Es würde genügen, wenn Jesus den Fluch, den wir verdienten, einfach wegnehmen würde. Aber er tat weit mehr als das; er gab uns auch einen Segen, den wir nicht verdienten.
    1. Der Segen Abrahams ist das, was Paulus bereits in Galater 3, 8-9 beschrieben hat: der Segen, durch Glauben statt durch Werke vor Gott gerechtfertigt zu werden.
  5. Die Heiden … in Christus Jesus: Dies sagt uns, zu wem der Segen Abrahams kommt. Paulus meinte nicht, dass er nur über die Heiden kommt, als ob die Juden ausgeschlossen wären, sondern dass er auch über die Heiden in Christus Jesus kommt.
    1. Die Formulierung in Christus Jesus ist wichtig. Der Segen kommt nicht, weil sie Heiden sind – genauso wenig wie der Segen, mit Gott im Reinen zu sein, zu den jüdischen Menschen kommt, weil sie Juden sind. Er kommt zu allen, Juden und Heiden gleichermaßen, die sich in Christus Jesus identifizieren und nicht durch ihre eigenen Versuche, sich zu rechtfertigen.
  6. Damit wir durch den Glauben den Geist empfingen, der verheißen worden war: Das bedeutet, dass wir diesen Segen durch den Glauben an Jesus erhalten und nicht durch das Prinzip des Gesetzes. Die Verheißung wird empfangen, nicht verdient.

5. Die unveränderliche Natur des Bundes Gottes mit Abraham

Galater 3, 15-18

Galater 3, 15-18
Brüder, ich rede nach Menschenweise: Sogar das Testament eines Menschen hebt niemand auf oder verordnet etwas dazu, wenn es bestätigt ist. Nun aber sind die Verheißungen dem Abraham und seinem Samen zugesprochen worden. Es heißt nicht: »und den Samen«, als von vielen, sondern als von einem: »und deinem Samen«, und dieser ist Christus. Das aber sage ich: Ein von Gott auf Christus hin zuvor bestätigtes Testament wird durch das 430 Jahre danach entstandene Gesetz nicht ungültig gemacht, sodass die Verheißung aufgehoben würde. Denn wenn das Erbe durchs Gesetz käme, so käme es nicht mehr durch Verheißung; dem Abraham aber hat es Gott durch Verheißung geschenkt.

  1. Brüder, ich rede nach Menschenweise: Paulus stellt zunächst den Grundsatz klar, dass selbst bei einem Bund unter Menschen der Bund feststeht, wenn er einmal geschlossen wurde – niemand hebt ihn auf oder verordnet etwas dazu. Paulus geht es nicht in erster Linie um Bündnisse unter Menschen, sondern er möchte damit ausdrücken: „Wie viel sicherer ist ein Bund, den Gott schließt“.
    1. Aber wir sollten auf keinen Fall das erste Wort in Galater 3, 15 verpassen: Brüder. So schwierig und gefährlich Paulus Gegner in Galatien waren, sie waren auch seine Brüder. Er konfrontiert sie und überzeugt sie als Brüder.
  2. Nun aber sind die Verheißungen dem Abraham und seinem Samen zugesprochen worden: In 1. Mose 22, 18 verspricht Gott Abraham in deinem Samen sollen alle Völker der Erde gesegnet werden. Paulus stellt fest, dass hier der Singular von Samen verwendet wird, nicht der Plural. Der Sinn ist klar: ‚und deinem Samen‘, und dieser ist Christus. Gott bezieht sich auf einen bestimmten Nachkommen Abrahams, nicht auf all seine Nachkommen im Allgemeinen.
  3. Denn wenn das Erbe durchs Gesetz käme, so käme es nicht mehr durch Verheißung; dem Abraham aber hat es Gott durch Verheißung geschenkt: Wäre das Erbe, das Abraham angeboten wurde, auf Grundlage des Gesetzes, könnte es nicht dauerhaft sein – denn es würde zumindest teilweise von Abrahams Gesetzestreue abhängen. Aber da das Erbe auf Grundlage einer Verheißung angeboten wurde, Gottes Verheißung, ist es sicher.
  4. Dem Abraham aber hat es Gott durch Verheißung geschenkt: Das Wort geschenkt kommt hier vom griechischen Wort kecharistai, welches von griechischen Wort charis – Gnade – abstammt. Gottes Geschenk an Abraham war frei geschenkte Gnade. Die verwendete Zeitform des Wortes ist außerdem das Perfekt, was ebenfalls zeigt, dass dieses Geschenk dauerhaft ist.
    1. „Judaisierer könnten Moses zitieren; Paulus wird Abraham zitieren. Lasst sie Gesetze zitieren; er wird Verheißung zitieren. Wenn sie sich auf die jahrhundertelange Tradition und die stolze Geschichte des Gesetzes des Moses berufen, wird er sich auf den größeren ‚Bund mit Abraham‘ berufen, der noch um Jahrhunderte älter ist.“ (Cole)

D. Der Zweck des Gesetzes hilft uns, unsere Freiheit vom Gesetz zu verstehen

1. Das Gesetz wurde wegen der Übertretung des Menschen gegeben

Galater 3, 19-21

Galater 3, 19-21
Wozu nun das Gesetz? Der Übertretungen wegen wurde es hinzugefügt, bis der Same käme, dem die Verheißung gilt, und es ist durch Engel übermittelt worden in die Hand eines Mittlers. Ein Mittler aber ist nicht [Mittler] von einem; Gott aber ist einer. Ist nun das Gesetz gegen die Verheißungen Gottes? Das sei ferne! Denn wenn ein Gesetz gegeben wäre, das lebendig machen könnte, so käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz.

  1. Wozu nun das Gesetz? Der Übertretungen wegen wurde es hinzugefügt: Zum Teil wurde das Gesetz deshalb gegeben, um die Übertretungen der Menschen einzudämmen, indem Gottes heiliger Maßstab deutlich gemacht wurde. Gott musste uns seinen Maßstab geben, damit wir uns nicht selbst zerstören würden, bevor der Messias kam. Aber das Gesetz wurde auch der Übertretungen wegen in anderer Weise hinzugefügt; das Gesetz erregt auch die angeborene Rebellion des Menschen, indem es einen Maßstab offenbart und uns so unsere Notwendigkeit der Erlösung in Jesus deutlicher macht (Römer 7, 5-8).
  2. Bis der Same käme, dem die Verheißung gilt: Da uns also das Gesetz auf die Arbeit des Messias vorbereiten sollte, wurde es gegeben bis der Same (Jesus) käme. Es ist nicht so, dass das Gesetz Mose aufgehoben wurde als Jesus kam (Jesus sagte in Matthäus 5, 17, dass er gekommen ist, um es zu erfüllen, nicht es aufzulösen). Aber das Gesetz des Mose ist nun nicht mehr die Grundlage, auf der wir uns Gott annähern.
  3. Es ist durch Engel übermittelt worden in die Hand eines Mittlers: Nach alten Überlieferungen – wahren Überlieferungen laut Paulus – wurde das Gesetz durch Engel an Mose auf dem Berg Sinai überliefert. Engel waren die ‚Mittelsmänner‘ oder Vermittler für Mose, als er das Gesetz von Gott erhielt.
  4. Ein Mittler aber ist nicht [Mittler] von einem; Gott aber ist einer: Moses brauchte einen Vermittler zwischen sich und Gott, aber wir brauchen keinen Vermittler zwischen uns und Jesus – er ist unser Vermittler. Das Gesetz war eine Zweiparteienvereinbarung, die von Vermittlern eingebracht wurde. Erlösung durch Jesus im Glauben wird durch eine Verheißung empfangen.
    1. James Montgomery Boice nannte Galater 3, 20 „wahrscheinlich den obskursten Vers im Galaterbrief, wenn nicht gar im ganzen Neuen Testament“. Ein anderer Kommentator sagte, er habe mehr als 250 verschiedene Interpretationen davon gelesen; ein anderer Kommentator erhöht die Zahl auf 300.
    2. „Der allgemeine Tenor scheint zu sein, dass das Versprechen als dem Gesetz übergeordnet betrachtet werden muss, weil das Gesetz zweiseitig ist. Das Gesetz wurde durch Mittler übermittelt, und das bedeutet, dass der Mensch daran beteiligt war. Das Versprechen hingegen ist einseitig; der Mensch hat daran keinen Anteil.“ (Boice)
  5. Ist nun das Gesetz gegen die Verheißungen Gottes? Das sei ferne! Das Gesetz ist nicht etwas Böses, das Gottes Verheißungen entgegensteht. Das Problem des Gesetzes liegt in seiner Unfähigkeit, denen Kraft zu geben, die es halten wollen. Wenn das Gesetz lebendig machen könnte, dann hätte es Rechtfertigung bringen können. Aber das Gesetz des Mose bringt kein Leben; es stellt lediglich das Gebot auf, sagt uns, dass wir es halten sollen, und sagt uns, welche Folgen es hat, wenn wir das Gebot brechen.
    1. „Menschen, die in ihrer eigenen Eingebildetheit töricht, aber weise sind, ziehen vorschnell den Schluss: Wenn das Gesetz nicht rechtfertigt, ist es zu nichts gut. Wie steht es damit? Weil Geld nicht rechtfertigt, würdest du sagen, dass Geld zu nichts gut ist? Weil die Augen nicht rechtfertigen, würdest du sie herausnehmen lassen? Nur weil das Gesetz nicht rechtfertigt, folgt daraus nicht, dass das Gesetz wertlos ist.“ (Luther)

2. Das Bild unserer Gefangenschaft unter der Sünde

Galater 3, 22

Galater 3, 22
Aber die Schrift hat alles unter die Sünde zusammengeschlossen, damit die Verheißung aufgrund des Glaubens an Jesus Christus denen gegeben würde, die glauben.

  1. Die Schrift hat alles unter die Sünde zusammengeschlossen: Paulus malt ein Bild der Gefangenschaft. Die Gitterstäbe der Zelle sind die Sünde und sie halten uns gefangen. Die Schrift hat uns ins Gefängnis gesteckt, weil sie uns auf unseren sündigen Zustand hingewiesen hat. Wir sitzen also durch die Sünde gefangen, und das Gesetz kann uns nicht helfen, weil das Gesetz uns ins Gefängnis gesteckt hat.
    1. „Die Sünde wird als Gefängniswärter personifiziert, der die Sünder unter seiner Kontrolle hält, damit sie sich nicht befreien können.“ (Morris)
    2. Einige protestieren und sagen: „Ich bin kein Gefangener der Sünde“. Es gibt einen einfachen Weg, das zu beweisen: Höre auf zu sündigen. Aber wenn du nicht aufhören kannst zu sündigen, oder jemals eine Vorgeschichte der Sünde hattest, dann bist du durch das Gesetz Gottes gefangen.
    3. „Wenn das Gesetz euch an den Punkt der Verzweiflung treibt, lasst es euch ein wenig weiter treiben, lasst es euch geradewegs in die Arme Jesu treiben, der sagt: ‚Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, und ich werde euch Frieden geben.‘“ (Luther)
  2. Denen gegeben … , die glauben: Nur der Glaube kann uns aus der Gefangenschaft der Sünde befreien. Das Gesetz des Mose kann uns unser Problem und den Maßstab Gottes klar aufzeigen, aber es kann uns nicht die Freiheit geben, die nur Jesus geben kann. Die Freiheit ist denen gegeben, die glauben.
    1. Die Gitterstäbe unserer Sünde sind stark; wir können sie nicht selbst durchsägen. Es gibt keine Chance auf einen Ausbruch aus diesem Gefängnis. Stattdessen macht uns der Gefängniswärter selbst das Angebot, einfach die Tür zu öffnen und hinauszugehen – aber du musst anerkennen, dass du eingesperrt bist, dass du es verdienst in dieser Zelle zu sitzen und ihn bitten, dich zu befreien. Wenn der Staatsanwalt den Wärter beschuldigt, nicht gerecht zu sein, weist der Wärter einfach darauf hin, dass die Strafe des freigelassenen Gefangenen vollständig erfüllt wurde – von ihm selbst!
    2. „Weit davon entfernt, das Tor zu einer glorreichen Freiheit zu sein, entpuppt es sich als ein Gefängniswärter, der die Menschen zum Schweigen bringt. Das Ergebnis ist, dass der einzige Weg zur Flucht über den Glauben führte.“ (Morris)

3. Das Gesetz des Mose ist unser Lehrmeister – ein Aufpasser, der uns zu Jesus bringt

Galater 3, 23-25

Galater 3, 23-25
Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt und verschlossen auf den Glauben hin, der geoffenbart werden sollte. So ist also das Gesetz unser Lehrmeister geworden auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Lehrmeister.

  1. Bevor aber der Glaube kam: Bevor wir durch den Glauben gerettet wurden; bevor wir unser Leben im Glauben lebten, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt. Hier verwendet Paulus ein anderes Wort und einen anderen Gedanken als im vorigen Vers, als er schrieb, dass die Heilige Schrift alles unter die Sünde zusammengeschlossen hat. Der Gedanke hinter dem Zusammengeschlossen sein ist die Gefangenschaft; der Gedanke hinter der Verwahrung ist die Schutzhaft. Es gibt eine Bedeutung, in der wir durch unsere eigene Sünde unter dem Gesetz gefangen waren; aber es gibt auch eine andere Bedeutung, in der es uns in Schutzhaft hielt.
    1. Wie schützt uns das Gesetz? Es schützt uns, indem es uns Gottes Herz zeigt. Es schützt uns, indem es uns die beste Art zu leben zeigt. Es schützt uns, indem es uns zeigt, was von den Menschen gebilligt und missbilligt werden sollte. Es schützt uns, indem es uns eine Grundlage für das Zivilrecht bietet. Auf diese und andere Weise wurden wir unter dem Gesetz verwahrt.
  2. Verwahrt und verschlossen auf den Glauben hin, der geoffenbart werden sollte: Das Gesetz des Mose bereitete uns darauf vor, dass wir auf eine Art zu Jesus kommen sollten, die Gottes Charakter offenbart und unsere Sünde offenbart. So ist also das Gesetz unser Lehrmeister geworden auf Christus hin, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. Der Zweck des mosaischen Gesetzes ist erfüllt, wenn wir aufhören, uns selbst zu rechtfertigen und im Glauben zu Jesus kommen.
    1. Der ganze Zweck des Gesetzes besteht darin, uns zu Jesus zu bringen. Wenn also jemand das Gesetz nicht in einer Weise darlegt, die die Menschen zum Glauben an Jesus bringt, stellt er das Gesetz nicht richtig dar. Die Art und Weise, wie Jesus das Gesetz darstellte, sollte den Menschen zeigen, dass sie es nicht erfüllen konnten und über ihre Gesetzestreue hinausschauen mussten, um eine Rechtschaffenheit zu finden, die größer war als die der Schriftgelehrten und Pharisäer (Matthäus 5, 17-48).
    2. „Satan wollte, dass wir uns durch das Gesetz als heilig erweisen, das Gott uns gegeben hat, um uns als Sünder zu offenbaren.“ (Andrew Jukes, zitiert in Stott)
  3. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Lehrmeister: Sobald wir zu einer Beziehung aus Glauben gekommen sind, müssen wir nicht mehr unter unserem Lehrmeister leben, obwohl wir uns an das Verhalten erinnern, das er uns gelehrt hat. Wir respektieren also unseren Lehrmeister, das Gesetz; aber wir leben nicht unter ihm. Wir leben unter Jesus durch den Glauben.
    1. Lehrmeister ist keine umfassende Übersetzung des altgriechischen Wortes paidagogos. Der Paidagogos hat nicht einfach ein Kind unterrichtet. Vielmehr war er der Aufpasser des Kindes, der über das Kind und sein Verhalten wachte. Es beschreibt eher ein Kindermädchen als einen Lehrer, aber da der Lehrmeister das Kind disziplinieren konnte, war der Lehrmeister auch der ‚Vorsitzende der Disziplin‘.
    2. Morris übersetzt Lehrmeister als Betreuer. „Der Betreuer war kein Lehrer, sondern ein Sklave, dessen besondere Aufgabe es war, sich um ein Kind zu kümmern. Er übte eine allgemeine Aufsicht über die Aktivitäten des Jungen aus, und es lag in seiner Verantwortung, ihn zu dem Lehrer zu bringen, der ihm die Anweisungen gab, die seinem Stand entsprachen.“ (Morris)
    3. Wenn das Kind erwachsen ist, verwirft es die Disziplin und die Lektionen, die es vom Lehrmeister gelernt hat, nicht einfach; es lebt aber auch nicht mehr unter dem Lehrmeister. Das ist unsere Beziehung zum Gesetz Gottes. Wir lernen daraus; wir erinnern uns an das, was wir daraus gelernt haben, aber wir leben nicht mehr unter dem Gesetz. „Das Gleichnis des Schulmeisters ist frappierend. Schulmeister sind unverzichtbar. Aber zeigen Sie mir einen Schüler, der seinen Schulmeister liebt.“ (Luther)

4. Durch den Glauben finden wir unsere Identität bei Jesus Christus

Galater 3, 26-27

Galater 3, 26-27
Denn ihr alle seid durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus; denn ihr alle, die ihr in Christus hinein getauft seid, ihr habt Christus angezogen.

  1. Denn ihr alle seid durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus: Verglichen mit dem, was unter den Galatern gelehrt wurde, war dies eine revolutionäre Aussage. Im traditionellen jüdischen Denken (das von den Judenchristen ins Christentum hineingetragen wurde) wurde dein Ansehen vor Gott an deinem Gehorsam gegenüber dem Gesetz gemessen. Um Gott wirklich nahe zu sein – als Söhne Gottes – musste man genau wie die Schriftgelehrten und Pharisäer extrem auf das Gesetz achten (Matthäus 23). Hier sagt Paulus, dass wir auf eine ganz andere Weise als Söhne Gottes angesehen werden können: durch den Glauben an Christus Jesus.
    1. Das Ansehen ist beeindruckend. Unter den Söhnen Gottes zu sein bedeutet, dass wir eine besondere Beziehung zu Gott als einem liebenden und fürsorglichen Vater haben. Es ist ein Ort der Nähe, ein Ort der Zuneigung, ein Ort der besonderen Fürsorge und Aufmerksamkeit.
    2. Die Methode ist beeindruckend. Durch den Glauben an Christus Jesus ein Sohn Gottes zu werden, bedeutet viel mehr, als zu glauben, dass er existiert oder bestimmte Dinge getan hat. Es bedeutet, unser Vertrauen auf ihn zu setzen, sowohl jetzt als auch in der Ewigkeit.
  2. Denn ihr alle, die ihr in Christus hinein getauft seid: Hier veranschaulicht Paulus mit dem Bild der Taufe, was es bedeutet, Glauben in Christus Jesus zu haben. Er sagt nicht, dass wir mit Wasser getauft wurden, sondern dass wir in Christus hinein getauft wurden. So wie bei der Wassertaufe ein Mensch in Wasser eingetaucht wird, so sind wir, wenn wir unseren Glauben in Christus Jesus setzen, in Jesus eingetaucht.
    1. Viele Christen scheinen sich damit zufrieden zu geben, einfach nur ‚ein bisschen‘ in Jesus einzutauchen. Gott möchte, dass wir vollständig in Jesus eingetaucht sind; nicht besprenkelt, nicht nur ein Teil von uns eingetaucht. Wenn eine Person ins Wasser taucht, sieht man kaum noch etwas von der Person – man sieht vor allem das Wasser. Wenn wir als in Christus hinein getauft leben, sieht man vom ‚ich‘ nicht mehr so viel – man sieht vor allem Jesus.
    2. Es sollte betont werden, dass dies die Taufe ist, die uns wirklich rettet: unser Eintauchen in Jesus. Wenn ein Mensch nicht in Christus getauft wird, könnte er tausendmal ins Wasser eingetaucht werden, und es würde keinen Unterschied für die Ewigkeit machen. Wenn ein Mensch in Christus getauft wurde, dann sollte er das tun, was Jesus ihm aufgetragen hat: die Taufe als Beweis seiner Hingabe an Jesus empfangen (Matthäus 28, 19-20).
  3. Habt Christus angezogen: Eine andere Möglichkeit, unser Eintauchen in Jesus auszudrücken, ist zu sagen, dass wir Christus angezogen haben. In der Originalsprache drückt die Formulierung aus, einen Satz Kleidung anzulegen. Wir ‚kleiden uns‘ also mit Jesus als unserer Identität.
    1. Wie wir uns kleiden, hat einen großen Einfluss darauf, wie wir denken und handeln. Wie wir uns kleiden, hat einen großen Einfluss darauf, wie wir auf andere wirken. Wir müssen auch wissen, wie wir uns für jede Gelegenheit angemessen kleiden. Paulus sagt zu uns: „Eure angemessene Kleidung für jeden Tag ist es, Christus anzuziehen. Die Menschen sollen sehen, dass du zu ihm gehörst, wenn sie dein Leben betrachten. Du solltest in dem Bewusstsein leben, dass du mit Jesus geschmückt bist.“
    2. Manche Leute fragen sich vielleicht, ob das nur gespielt ist, ob es tatsächlich eine Illusion ist, wie ein Kind, dass ‚verkleiden‘ spielt. Die Antwort ist einfach. Es ist nur dann eine Illusion, wenn keine spirituelle Realität dahinter steht. In diesem Vers spricht Paulus wirklich von der spirituellen Realität – diejenigen, die in Christus hinein getauft wurden, haben Christus wirklich angezogen. Jetzt sind sie aufgerufen, jeden Tag in Übereinstimmung mit dieser spirituellen Realität zu leben.

5. Unsere Gleichrangigkeit mit anderen, die durch den Glauben zu Gott kommen

Galater 3, 28-29

Galater 3, 28-29
Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus. Wenn ihr aber Christus angehört, so seid ihr Abrahams Same und nach der Verheißung Erben.

  1. Da ist weder Jude noch Grieche: Dies war eine unfassbare Revolution. Das Hauptproblem unter den Christen in Galatien war, dass einige die Trennung zwischen Juden und Griechen noch immer bewahren wollten. Paulus schreibt: „In Jesus Christus ist diese Grenze aufgehoben. Wenn wir in Jesus sind, ist da weder Jude noch Grieche.“
  2. Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Knecht noch Freier, da ist weder Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus: Die Trennlinie zwischen Juden und Griechen ist nicht die Einzige, die ausgelöscht ist. Was unser Ansehen vor Gott in Jesus betrifft, so ist jede Trennlinie ausgelöscht. Nun, da Jesus unsere Identität ist, ist das wichtiger als jede frühere Identität, die wir besaßen. Wir sind alle einer in Christus Jesus.
    1. Damals zitierten einige Rabbiner ein Morgengebet, das bei vielen Juden zu dieser Zeit sehr beliebt war. Laut William Barclay dankte der jüdische Mann in diesem Gebet Gott, dass er nicht als Heide, Sklave oder Frau geboren wurde. Paulus nimmt jede dieser Kategorien und zeigt, dass sie in Jesus gleichwertig sind.
    2. Leider ziehen einige Christen auch heute noch Grenzen. Einige ziehen Grenzen zwischen Konfessionen, einige ziehen Grenzen zwischen Rassen, einige ziehen Grenzen zwischen Nationen, einige ziehen Grenzen zwischen politischen Parteien und einige ziehen Grenzen zwischen Gesellschaftsschichten. Wenn du zum Beispiel das Gefühl hast, mit einem Ungläubigen, der deine Abstammung teilt oder deiner politischen Partei angehört, mehr Gemeinsamkeiten zu haben als mit einem wahren Christen einer anderen Abstammung oder politischen Partei, ziehst du eine Grenze, für deren Auslöschung Jesus am Kreuz gestorben ist.
    3. Das bedeutet nicht, dass es keine Unterschiede gibt. Paulus wusste, dass es immer noch einen Unterschied zwischen Jude und Grieche gab, und sein evangelistischer Ansatz unterschied sich je nach Gruppe (1. Korinther 9, 19-21). Der Sklave hatte immer noch die tägliche Verpflichtung, seinem Herrn zu gehorchen, obwohl er ihm in Jesus gleichberechtigt war (Epheser 6, 5-8). Es gab nach wie vor unterschiedliche Rollen für Mann und Frau im Haus und in der Gemeinde (1. Timotheus 2, 1-15; Epheser 5, 22-33), obwohl sie in ihrer Stellung vor Gott gleichrangig sind. Es gibt Unterschiede in der Rolle und in der Funktion, aber keine darin, wie wir durch den Glauben an Jesus vor Gott dastehen. „Wenn wir sagen, dass Christus diese Unterschiede aufgehoben hat, meinen wir damit nicht, dass sie nicht existieren, sondern dass sie keine Hindernisse mehr für die Nachfolge schaffen.“ (Stott)
    4. „Er schreibt nicht über eine Einheit, die als Ergebnis menschlicher Errungenschaften zustande kommt. Er sagt, dass Menschen, wenn sie durch Jesus Christus gerettet werden, in eine wunderbare Einheit gebracht werden, eine Einheit zwischen den Geretteten und dem Retter und eine Einheit, die alle Geretteten miteinander verbindet.“ (Morris)
  3. Ihr seid alle einer in Christus Jesus: Das ist unglaublich. Einige hätten erwartet, dass Paulus einige Christen mit nichtjüdischem Hintergrund ausschließt, weil sie dem Gesetz des Mose nicht gefolgt sind. Aber Paulus schließt sie ein, indem er sagt „Ihr seid alle einer in Christus Jesus“. Andere hätten erwartet, dass Paulus einige Christen mit jüdischem Hintergrund ausschließt, weil ihre Theologie in diesem Punkt falsch war und Paulus sie korrigieren musste. Aber Paulus schließt sie ein, indem er sagt „Ihr seid alle einer in Christus Jesus“.
    1. „Vielen Kindern Gottes fehlt ein tiefes Verständnis des christlichen Weges, aber das bedeutet nicht, dass sie keine echten Christen sind. Christ zu sein bedeutet, gläubig zu sein und nicht, eine intellektuelle Antwort auf all die Probleme zu haben, denen wir bei unserem christlichen Leben begegnen.“ (Morris)
  4. Wenn ihr aber Christus angehört, so seid ihr Abrahams Same: Da alle Christen zu Jesus, dem Messias, gehören, sind alle Christen im spirituellen Sinn Nachkommen Abrahams und Erben Gottes. Diese hoch privilegierte Stellung kommt durch Verheißung, nicht durch das Gesetz oder Werke. Wir sind alle verbunden mit der langen Reihe von Gotteskindern, die sich durch die Jahrhunderte versammelt haben.
    1. Einige Judenchristen sagten zu den Galatern, dass sie, wenn sie sich dem Gesetz unterwerfen und sich beschneiden ließen, den Status genießen könnten, Abrahams Same zu sein. Paulus weist darauf hin, dass dieser Status ihnen bereits durch den Glauben an Jesus gehörte.
    2. Paulus verstärkt diesen Grundsatz in diesem Abschnitt, indem er den Titel Christus für Jesus wiederholt (11 Mal in den letzten 17 Versen). Als Paulus Jesus als Christus bezeichnete, betonte er die Rolle Jesu als den verheißenen Messias des jüdischen Volkes – und der ganzen Welt, wie Paulus betonte.
  5. Wenn ihr aber Christus angehört: Das ist die Frage. Die Frage ist nicht: ‚Bist du gesetzestreu?‘ Die Frage ist nicht: „Bist du ein Jude oder ein Heide?“ Es geht nicht um die Frage: „Bist du Sklave oder frei?“ Es geht nicht um die Frage: „Bist du ein Mann oder eine Frau?“ Es geht nur darum, ob du Christus angehörst.
    1. Wenn wir Christus angehören, dann …
      1. Finden wir unseren Platz in der Ewigkeit, weil wir Söhne und Töchter Gottes sind.
      2. Finden wir unseren Platz in der Gesellschaft, weil wir Brüder und Schwestern in der Familie Gottes sind.
      3. Finden wir unseren Platz in der Geschichte, weil wir Teil von Gottes Plan durch alle Zeiten sind, geistlich verbunden mit Abraham durch unseren Glauben an Jesus.
    2. „Es ermöglicht mir, die grundlegendste aller menschlichen Fragen zu beantworten: ‚Wer bin ich? In Christus bin ich ein Sohn Gottes. In Christus bin ich mit allen erlösten Menschen Gottes in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint. In Christus entdecke ich meine Identität. In Christus finde ich meinen Grund. In Christus komme ich nach Hause.“ (Stott)

© 2022 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.

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