1. Jephtahs Hintergrund vor seinem Aufstieg zum Anführer
Richter 11, 1-3
Richter 11, 1-3 Nun war Jephtah, der Gileaditer, ein tapferer Held, aber er war der Sohn einer Hure; und zwar hatte Gilead den Jephtah gezeugt. Als aber die Frau Gileads ihm Söhne gebar und die Söhne dieser Frau groß wurden, da stießen sie den Jephtah aus und sprachen zu ihm: Du sollst nicht erben im Haus unseres Vaters; denn du bist der Sohn einer anderen Frau! Da floh Jephtah vor seinen Brüdern und wohnte im Land Tob; und nichtsnutzige Männer versammelten sich bei ihm und gingen mit ihm auf Streifzüge.
Nun war Jephtah, der Gileaditer, ein tapferer Held: Dieser tapfere und bemerkenswerte Mann in Israel hatte einen problembehafteten Stammbaum. Seine Mutter war eine Hure, eine gewöhnliche heidnische Prostituierte.
Gilead war der Teil Israels, der östlich des Jordans lag und das Gebiet von Ruben, Gad und der Hälfte des Stammes Manasse umfasste. Zufälligerweise hieß Jephthas Vater auch Gilead.
Da floh Jephtah vor seinen Brüdern und wohnte im Land Tob: Da er von seiner Familie wegen seiner unehelichen Abstammung abgelehnt wurde, wuchs Jephtah in dieser Gegend im heutigen Syrien auf.
Obwohl Jephtah von seiner Familie abgelehnt wurde, segnete und benutzte Gott ihn. „Aber Gott hat einen solchen hier erwählt, um ein Erlöser seines Volkes zu sein, und ihn unter andere seiner für ihren Glauben berühmten Würdenträger aufgenommen (Hebräer 11). Dies ist zum Trost der Bastarde, wenn sie gläubig und von Gott geboren sind (Johannes 1, 12-13).“ (Trapp)
„Wir betonen, dass Gott das Unrecht, für das er nicht verantwortlich war, nicht als Grund benutzt ihn auszuschließen. Er erhob ihn; er gab ihm seinen Geist; er setzte ihn ein, um sein Volk in der Stunde der Not zu befreien.“ (Morgan)
„Man hat versucht, Tob mit dem modernen El-Taiyibeh gleichzustellen, das etwa 15 Meilen ostnordöstlich von Ramoth-Gilead liegt, und zwar in dem trostlosen Gebiet, das sich ein Stück außerhalb der östlichen Grenze Israels und der nördlichen Grenze Ammons befindet.“ (Cundall)
Nichtsnutzige Männer versammelten sich bei ihm und gingen mit ihm auf Streifzüge: Jephtha war nicht unbedingt der Anführer einer Bande von Verbrechern. Adam Clarke erklärt, dass der Begriff ‚Nichtsnutzige Männer‘ nicht unbedingt Banditen beschreibt: „Das Wort kann an dieser Stelle aber auch arme Menschen ohne Besitz und ohne Arbeit bedeuten.“
„Er und seine Gruppe handelten wahrscheinlich eher so wie David und seine Gruppe es Jahre später taten, als sie Städte und Siedlungen davor bewahrten, überfallen zu werden.“ (Wood) David tat dies in der in 1. Samuel 25, 4-8 beschriebenen Zeit, wobei er von denen, denen er half, einen Lohn erhielt. Es ist auch möglich, dass sie nur die Dörfer feindlicher Völker plünderten, wie z.B. die der Ammoniter.
2. Die Ältesten von Gilead fordern Jephtah auf, ihr Anführer zu sein
Richter 11, 4-8
Richter 11, 4-8 Und es geschah nach einiger Zeit, dass die Ammoniter mit Israel Krieg führten. Als nun die Ammoniter mit Israel kämpften, gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jephtah aus dem Land Tob zu holen. Und sie sprachen zu Jephtah: Komm und sei unser Anführer, und wir wollen die Ammoniter bekämpfen! Aber Jephtah sprach zu den Ältesten von Gilead: Habt ihr mich nicht einst gehasst und aus dem Haus meines Vaters gestoßen? Warum kommt ihr jetzt zu mir, da ihr in Not seid? Und die Ältesten von Gilead sprachen zu Jephtah: »Darum haben wir uns nun an dich gewandt, dass du mit uns gehst und gegen die Ammoniter kämpfst und unser Haupt bist, über alle, die in Gilead wohnen!«
Die Ammon führten Krieg mit Israel: Die Ammoniter, lebten südlich von Israel. Sie waren eine halbnomadische Gruppe von Menschen, die von Abrahams Neffen Lot abstammten.
Warum kommt ihr jetzt zu mir, da ihr in Not seid: „Kann Gott nicht zu Recht zu den meisten von uns sagen, dass wir ihn erst dann aufsuchen, wenn es nötig ist.“ (Trapp)
Komm und sei unser Anführer, und wir wollen die Ammoniter bekämpfen: Wegen der Probleme mit den Ammonitern suchten die Führer von Gilead verzweifelt nach einem fähigen Anführer, und sie wandten sich an Jephtah. Sie waren bereit, ihm die Autorität als Anführer über Gilead zu geben.
3. Jephtahs Antwort an die Ältesten von Gilead
Richter 11, 9-11
Richter 11, 9-11 Da sprach Jephtah zu den Ältesten von Gilead: Wenn ihr mich zum Kampf gegen die Ammoniter zurückholt und der HERR sie vor mir preisgibt, werde ich dann wirklich euer Oberhaupt sein? Und die Ältesten von Gilead sprachen zu Jephtah: Der HERR sei Zeuge zwischen uns, wenn wir nicht so handeln, wie du es gesagt hast! Da ging Jephtah mit den Ältesten von Gilead, und das Volk setzte ihn zum Haupt und Anführer über sich. Und Jephtah redete alles, was er zu sagen hatte, vor dem HERRN in Mizpa.
Wenn ihr mich zum Kampf gegen die Ammoniter zurückholt und der HERR sie vor mir preisgibt, werde ich dann wirklich euer Oberhaupt sein: Jephtah war nur bereit, in der Krise die Führung zu übernehmen, wenn er auch nach der Krise ihr Oberhaupt bleiben konnte. Er wollte nicht wieder als wertloser Mensch verstoßen werden.
Vor dem Herrn in Mizpa: Das war derselbe Ort, an dem die berühmte Vereinbarung zwischen Laban und Jakob getroffen wurde (1. Mose 31, 43-50). Der Gedanke von Mizpa (‚Wache‘)) ist: „Wenn du gemäß dieser Verheißung Unrecht tust, wird Gott es sehen und bestrafen.“
4. Jephtah verhandelt mit dem König der Ammoniter
Richter 11, 12-13
Richter 11, 12-13 Da sandte Jephtah Boten zum König der Ammoniter und ließ ihm sagen: Was hast du mit mir zu tun, dass du zu mir kommst, um gegen mein Land zu kämpfen? Der König der Ammoniter aber antwortete den Boten Jephtahs: Weil Israel mein Land genommen hat, als es aus Ägypten zog, vom Arnon bis an den Jabbok und bis an den Jordan. So gib es mir nun in Frieden wieder zurück!
Was hast du mit mir zu tun, dass du zu mir kommst, um gegen mein Land zu kämpfen: Jephtah stellte eine einfache Frage: Warum bist du im Land Israel? Vielleicht ließe sich der ganze Streit durch Verhandlungen und Diplomatie, statt durch einen Krieg lösen.
Weil Israel mein Land genommen hat, als es aus Ägypten zog: Der König von Ammon gab eine einfache Antwort und sagte, dass sie in Israel waren, weil es wirklich ihr eigenes Land war und Israel es ihnen zu Unrecht weggenommen hatte.
5. Jephtahs Antwort an den König der Ammoniter
Richter 11, 14-28
Richter 11, 14-28 Jephtah aber sandte nochmals Boten zu dem König der Ammoniter. Die sprachen zu ihm: So spricht Jephtah: Israel hat weder das Land der Moabiter noch das Land der Ammoniter genommen. Denn als sie aus Ägypten zogen, wanderte Israel durch die Wüste bis an das Schilfmeer und kam nach Kadesch. Da sandte Israel Boten zum König der Edomiter und sprach: Lass mich doch durch dein Land ziehen! Aber der König der Edomiter erhörte sie nicht. Auch zum König der Moabiter sandten sie; der wollte auch nicht. So verblieb Israel in Kadesch und wanderte in der Wüste und umging das Land der Edomiter und das Land der Moabiter und kam vom Aufgang der Sonne her zum Land der Moabiter; und es lagerte sich jenseits des Arnon und kam nicht in das Gebiet der Moabiter; denn der Arnon ist die Grenze der Moabiter. Und Israel sandte Boten zu Sihon, dem König der Amoriter, dem König von Hesbon, und Israel ließ ihm sagen: Lass uns doch durch dein Land bis zu meinem Ort ziehen! Aber Sihon traute Israel nicht, dass er es durch sein Gebiet hätte ziehen lassen, sondern er versammelte sein ganzes Volk und lagerte sich bei Jahaz und kämpfte mit Israel. Der HERR aber, der Gott Israels, gab den Sihon mit seinem ganzen Volk in die Hand Israels, sodass sie diese schlugen. So nahm Israel das ganze Land der Amoriter ein, die in jenem Land wohnten. Und sie nahmen das ganze Gebiet der Amoriter ein, vom Arnon bis an den Jabbok und von der Wüste bis an den Jordan. So hat nun der HERR, der Gott Israels, die Amoriter vor seinem Volk Israel vertrieben — und du willst es vertreiben? Ist es nicht so: Wenn dein Gott Kemosch dir etwas einzunehmen gibt, nimmst du es nicht in Besitz? Was nun der HERR, unser Gott, vor uns vertrieben hat, das nehmen wir auch in Besitz! Oder bist du etwa besser als Balak, der Sohn Zippors, der König der Moabiter? Hat der auch je mit Israel einen Rechtsstreit geführt oder gekämpft? Da nun Israel 300 Jahre lang in Hesbon und seinen Tochterstädten, in Aroer und seinen Tochterstädten und in allen Städten, die am Arnon liegen, gewohnt hat, warum habt ihr sie ihnen nicht weggenommen während dieser Zeit? Ich habe nicht gegen dich gesündigt, sondern du handelst böse an mir, dass du gegen mich Krieg führst! Der HERR, der Richter, soll heute ein Urteil fällen zwischen den Kindern Israels und den Kindern Ammons! Aber der König der Ammoniter hörte nicht auf die Worte Jephtahs, die er ihm sagen ließ.
Israel hat weder das Land der Moabiter noch das Land der Ammoniter genommen: Jephthas schriftliche Antwort an den König der Ammoniter erklärte sorgfältig, warum Israel ein Recht auf das Land hatte, das die Ammoniter als ihres beanspruchten.
So nahm Israel das ganze Land der Amoriter ein, die in jenem Land wohnten: Jephtah erinnerte den König der Ammoniter daran, dass die Amoriter die Ammoniter besiegt und die Kontrolle über ihr Land übernommen hatten. Als Israel die Amoriter im Kampf besiegte, nahmen sie zu Recht das Land der Amoriter ein – das zufällig auch das Land war, in dem zuvor die Ammoniter gelebt hatten. Der Krieg gegen die Amoriter wurde durch den grausamen Krieg der Amoriter gegen die israelische Zivilbevölkerung ausgelöst.
So hat nun der HERR, der Gott Israels, die Amoriter vor seinem Volk Israel vertrieben — und du willst es vertreiben: Jephtah argumentierte, dass die Ammoniter keinen mehr Anspruch auf dieses Land hatten, da Gott es Israel gegeben hatte.
Wenn dein Gott Kemosch dir etwas einzunehmen gibt, nimmst du es nicht in Besitz: Jephtah argumentierte, dass der ammonitische Gott Kemosch sich als würdig erweisen müsse, das Land Israel zu erobern. Da Israel dieses Land 300Jahre lang besaß, zeigte es, dass Kemosch nicht größer war als der Gott Israels.
„Die 300 Jahre sind bemerkenswert nahe an der Summe der verschiedenen Daten, die für die Richter und die Zeiten der Unterdrückung, bis zu diesem Punkt angegeben wurden. Die genaue Zahl ist 319 Jahre.“ (Cundall)
Dies war eine inhärente Herausforderung: „Wenn euer Gott mächtig genug ist, euch das Land zu geben, dann soll er es tun. Lasst uns sehen, wer stärker ist – Jahwe oder Kemosch.“
Jephthah sah diese Schlacht nicht in erster Linie als Kampf zwischen zwei Armeen, sondern zwischen dem Gott Israels und dem falschen Gott Ammons. Jephthah bewies wahre Weisheit, indem er diesen Kampf zuerst als einen geistlichen Kampf betrachtete.
Dein Gott Kemosch: Kemosch war ursprünglich der Gott der Moabiter, und nicht der Ammoniter. Aber sie könnten die Götter der anderen angebetet haben, und sie könnten auch Kemosch und Milkom für denselben Gott mit verschiedenen Namen gehalten haben.
Aber der König der Ammoniter hörte nicht auf die Worte Jephtahs, die er ihm sagen ließ: Jephtahs logische, und vernünftige Antwort hatte keine Wirkung auf den König von Ammon. Der Krieg war daher unvermeidlich.
B. Der Sieg und ein Gelübde
1. Jephtah stellt seine Truppen zusammen und rückt mutig gegen Ammon vor
Richter 11, 29
Richter 11, 29 Da kam der Geist des HERRN auf Jephtah; und er zog durch Gilead und Manasse und durch Mizpa, das in Gilead liegt; und von Mizpa, das in Gilead liegt, zog er gegen die Ammoniter.
Dann kam der Geist des Herrn auf Jephtah: Das war die Quelle aus der Jephtah seinen Mut schöpfte und die auch für uns die Quelle des Mutes sein kann. Wenn wir von Ängsten und Sorgen geplagt werden, müssen wir unser Leben mit Jesus füllen und uns vom Heiligen Geist erfüllen lassen.
Er zog gegen die Ammoniter: Wenn wir vom Geist erfüllt sind, kommen wir voran. Wir gehen im Sinne des geistlichen Fortschritts voran und wir gehen in dem Sinne voran, dass wir den Feinden Gottes entgegentreten.
2. Jephtah legt ein unüberlegtes Gelübde ab, weil er denkt, dass es ihm vor Gott helfen wird
Richter 11, 30-31
Richter 11, 30-31 Und Jephtah gelobte dem HERRN ein Gelübde und sprach: Wenn du die Ammoniter in meine Hand gibst, so soll das, was zu meiner Haustür heraus mir entgegenkommt, wenn ich in Frieden von den Ammonitern zurückkehre, dem HERRN gehören, und ich will es als Brandopfer darbringen
Und Jephtah gelobte dem HERRN ein Gelübde: Auch wenn es gut gemeint war, war es ein törichtes Gelübde. Solche Gelübde können Versuche sein, Gott zu manipulieren oder ihn uns gegenüber unter Druck zu setzen. Es ist viel wichtiger, auf Gottes Seite zu stehen, als zu versuchen, ihn auf unsere Seite zu ziehen.
Auch ein geisterfüllter Mensch kann törichte Dinge tun. Der Heilige Geist überwältigt und kontrolliert uns nicht, er führt uns – und dieser Führung kann man an kleineren oder größeren in kleineren oder größeren Zusammenhängen widerstehen oder sie ignorieren.
„Es besteht keine Notwendigkeit, Gottes Hilfe zu erkaufen, wie es Jephtah durch sein vorschnelles Versprechen tat. Er wird uns die Hilfe und Befreiung, die wir brauchen, gerne und ohne Gegenleistung aus seinem eigenen Herzen der Liebe heraus zukommen lassen, wenn nur unser Weg seinem Willen entspricht.“ (Meyer)
Was zu meiner Haustür heraus mir entgegenkommt … ich will es als Brandopfer darbringen: Jephtah hatte kein Menschenopfer im Sinn. Darauf deutet die althebräische Grammatik hin: „Man könnte die männliche Form mit ‚was auch immer herauskommt‘ oder ‚wer auch immer herauskommt‘ und ‚ich werde es opfern‘ übersetzten.“ (Wolf)
Der Kommentator Adam Clarke stimmte zu, dass nach Ansicht der zuverlässigsten Experten des Hebräischen die beste Übersetzung „Ich will es dem Herrn weihen“ oder „Ich will es als Brandopfer darbringen“ lautet. Er schrieb: „Wenn es ein Ding ist, das zum Brandopfer taugt, soll es dazu gemacht werden; wenn es für den Dienst Gottes taugt, soll es ihm geweiht werden.“
Menschenopfer waren durch das mosaische Gesetz in Passagen wie Levitikus 18, 21 und Deuteronomium 12, 31 streng verboten. Es ist fast sicher, dass Jephtah mit solchen Passagen vertraut war, denn als er mit den Ammonitern verhandelte, zeigte er, dass er Gottes Wort kannte.
3. Gott gewährt Israel den Sieg über die Ammoniter
Richter 11, 32-33
Richter 11, 32-33 So zog Jephtah gegen die Ammoniter, um gegen sie zu kämpfen. Und der HERR gab sie in seine Hand. Und er schlug sie von Aroer an, bis man nach Minnit kommt, 20 Städte, und bis nach Abel-Keramim, in einer sehr großen Schlacht. So wurden die Kinder Ammons von den Kindern Israels gedemütigt.
Und der Herr gab sie in seine Hände: Gott errang durch Jephtah einen großen und wichtigen Sieg für Israel. Er überwand Bitterkeit und die Ablehnung seiner Familie, um einer großen Bedrohung zu begegnen. Trotz seiner schwierigen Vergangenheit benutzte Gott ihn auf wunderbare Weise.
So wurden die Kinder Ammons von den Kindern Israels gedemütigt: Dies war ein weiterer Sieg für Israel, der unter der Führung eines geisterfüllten Richters errungen wurde.
4. Ein Gelübde, das schwer zu erfüllen ist
Richter 11, 34-35
Richter 11, 34-35 Als nun Jephtah nach Mizpa zu seinem Haus kam, siehe, da trat seine Tochter heraus, ihm entgegen, mit Tamburinen und Reigen; sie war aber sein einziges Kind, und er hatte sonst weder Sohn noch Tochter. Und es geschah, als er sie sah, da zerriss er seine Kleider und sprach: Ach, meine Tochter, wie tief beugst du mich nieder und wie betrübst du mich! Denn ich habe meinen Mund dem HERRN gegenüber aufgetan und kann es nicht widerrufen.
Als er sie sah, da zerriss er seine Kleider: Jephtah machte sein törichtes Gelübde aufrichtig und hatte die volle Absicht, es zu halten. Doch er hatte sich keine Gedanken über die Folgen des Gelübdes gemacht. Deshalb war er sehr betrübt, als seine Tochter als erstes aus seinem Haus herauskam und ihn begrüßte.
Denn ich habe meinen Mund dem HERRN gegenüber aufgetan und kann es nicht widerrufen: Jephthas Gelübde war töricht, und er hätte ihn nicht halten sollen. Er hatte kein Recht, seine Tochter wegen des Gelübdes, das er Gott gegeben hatte, in irgendeiner Weise zu bestrafen oder zu bedrängen.
Es war eine Sache, das Gelübde abzulegen und zu halten, als Jephtah glaubte, dass eine Kuh oder ein Schaf bei seiner Ankunft aus dem Haus kommen würde; doch als seine Tochter kam, hätte er sofort sagen sollen: „Ich habe ein törichtes Gelübde gemacht, und es wäre für mich eine größere Sünde, es zu halten, als es zu brechen. Ich werde vor Gott für mein törichtes Gelübde Buße tun.“
„Er hatte ein unüberlegtes Gelübde abgelegt, und es ist besser, ein solches Gelübde zu brechen als es zu halten. Wenn ein Mensch gelobt, ein Verbrechen zu begehen, ist sein Gelübde, dies zu tun, an sich eine Sünde, und die Ausführung seines Gelübdes wird doppelt sündhaft sein. Wenn das Gelübde eines Menschen, etwas zu tun, es für ihn notwendig und richtig machte, dies zu tun, dann könnte das ganze moralische Gesetz durch den bloßen Akt des Gelübdes außer Kraft gesetzt werden, denn ein Mensch könnte geloben, zu stehlen, Ehebruch zu begehen oder zu morden, und dann sagen: ‚Es war nur richtig all diese Dinge zu tun, weil ich gelobt habe, sie zu tun.‘ Das ist natürlich absurd, und ein solches Prinzip zuzulassen hieße, alle Moral zu zerstören.“ (Spurgeon)
In Prediger 5, 1-2 und 5, 4-6 lesen wir von der Gefahr, törichte Gelübde abzulegen. Dieser Abschnitt macht deutlich, dass es besser ist, überhaupt keine Gelübde abzulegen, als törichte Gelübde auszusprechen. Das bedeutet nicht, dass Gelübde schlecht sind – sie können gut sein. Es bedeutet, dass wir sie ernst nehmen müssen. Etwas nicht zu tun, was man geschworen hat, ist eine Sünde, die man als Christ ernst nehmen muss, und wenn wir sehen, dass wir dabei sind, diese Sünde zu begehen, müssen wir entweder umkehren, um unser Versprechen zu halten, oder von der Dummheit umkehren, über etwas zu schwören, und versuchen, aus dem Gelübde, das wir vor Gott gemacht haben, wieder herauszukommen.
Denn ich habe meinen Mund dem HERRN gegenüber aufgetan und kann es nicht widerrufen: Die Bereitschaft des Jephtah, sein Gelübde zu halten, auch wenn es ihn etwas kostet, ist etwas Wunderbares. Bei dem konkreten Gelübde war er töricht und hätte es nicht halten sollen, aber die Hartnäckigkeit des Charakters, der da sagt: „Denn ich habe meinen Mund dem HERRN gegenüber aufgetan und kann es nicht widerrufen“, ist herrlich und sollte das Motto eines jeden Nachfolgers von Jesus Christus sein.
Als Nachfolger von Jesus Christus erinnert uns Jephthas Aussage an das, was wir getan haben: ich habe meinen Mund dem HERRN gegenüber aufgetan.
Wir haben uns zu unserem Glauben an Jesus Christus bekannt.
Wir haben erklärt, dass wir Nachfolger und Jünger von Jesus Christus sind.
Wir haben Gott mit unseren Liedern und Worten gelobt.
Wir haben gemeinsam mit dem Volk Gottes unseren Teil verkündet.
Als Nachfolger von Jesus Christus erinnert uns Jephthas Aussage daran, was wir in Bezug auf unser Gelübde nicht tun können: Ich kann es nicht widerrufen.
Wir können es nicht widerrufen, nur weil wir verfolgt werden.
Wir können es nicht widerrufen, nur weil wir verspottet werden.
Wir können es nicht widerrufen, nicht einmal ein kleines Stück.
Es zu widerrufen könnte zeigen, dass unser Glaube immer falsch war.
Es zu widerrufen würde das Werk von Jesus am Kreuz entehren.
Es zu widerrufen hieße, auf die himmlische Belohnung zu verzichten.
Es zu widerrufen würde keinen Sinn ergeben.
5. Jephtah erfüllt sein Gelübde vor Gott
Richter 11, 36-40
Richter 11, 36-40 Sie aber sprach zu ihm: Mein Vater, hast du deinen Mund dem HERRN gegenüber aufgetan, so handle an mir, wie es aus deinem Mund gegangen ist, nachdem der HERR dich an deinen Feinden, den Ammonitern, gerächt hat! Und sie sprach zu ihrem Vater: Das werde mir gestattet, dass du mir zwei Monate lang Zeit lässt, damit ich auf die Berge gehen und über meine Ehelosigkeit mit meinen Freundinnen weinen kann! Und er sprach: Geh hin! Und er ließ sie zwei Monate lang frei. Da ging sie hin mit ihren Freundinnen und weinte auf den Bergen über ihre Ehelosigkeit. Und nach zwei Monaten kam sie wieder zu ihrem Vater. Und er vollzog an ihr das Gelübde, das er gelobt hatte. Und sie hatte nie einen Mann erkannt. Daher wurde es Brauch in Israel dass die Töchter Israels jährlich hingehen, um die Tochter Jephtahs, des Gileaditers, zu besingen, vier Tage im Jahr.
Er vollzog an ihr das Gelübde, das er gelobt hatte: Manche meinen, dass Jephtah seine Tochter wirklich als Brandopfer dargebracht hat. Wenn er das tat, war das eindeutig ein Beispiel für fehlgeleiteten Eifers für Gott, denn Gott hat ihn nie gebeten, ein so törichtes Gelübde zu machen oder es so töricht zu erfüllen.
Zu einem späteren Zeitpunkt in der Geschichte begann Israel, einem schrecklichen heidnischen Gott namens Moloch zu dienen, der auf die schrecklichste Art und Weise die man sich nur vorstellen kann, mit Kinderopfern besänftigt wurde. Gott hat nie darum gebeten, auf diese schreckliche Art und Weise angebetet zu werden, und deshalb kann es nicht Gott angelastet werden.
Da ging sie hin mit ihren Freundinnen und weinte auf den Bergen über ihre Ehelosigkeit: Diese Worte weisen darauf hin, dass es wahrscheinlicher ist, dass Jephtah seine Tochter für den Dienst in der Stiftshütte nach dem Prinzip von Levitikus 27, 2-4 zur Verfügung stellte, wo Personen, die für Gott durch ein Gelübde ausgesondert wurden, nicht geopfert werden mussten (wie Tiere), sondern der Stiftshütte als Geldwert ‚gegeben‘ wurden.
Wir wissen, dass es Frauen gab, die für den Dienst in der Stiftshütte ausgesondert waren; sie wurden die Frauen genannt, die sich an der Tür der Stiftshütte versammelten (1. Mose 38, 8; 1. Samuel 2, 22). Es ist wahrscheinlich, dass Jephthas Tochter eine dieser Frauen wurde, die an der Stiftshütte dienten.
Seine Tochter und ihre Freunde waren zu Recht darüber betrübt, dass sie zum Dienst in der Stiftshütte ausgesondert wurde, bevor sie überhaupt verheiratet war. Wahrscheinlich waren die meisten Frauen, die sich an der Tür der Stiftshütte versammelten, ältere Witwen.
Indem er seine unverheiratete, einzige Tochter für den Rest ihres Lebens in den Dienst der Stiftshütte schickte, zeigt Jephtah, wie ernst sowohl er als auch seine Tochter sein Gelübde an Gott nahmen.
Viele Ausleger widersprechen und sehen keine andere Möglichkeit, als zu sagen, dass Jephtah sein Gelübde auf grausame Weise erfüllte, indem er seine eigene Tochter opferte. „Der Versuch, das Todesurteil in eine ewige Jungfräulichkeit umzuwandeln, kann nicht aufrechterhalten werden.“ (Cundall)
Dennoch scheint ihre Verpflichtung, eine der Frauen zu sein, die sich an der Stiftshütte versammelten, die beste Erklärung zu sein, weil Jephtah als ein Held des Glaubens aufgeführt wird (Hebräer 11, 32). Es ist schwer vorstellbar, dass er etwas getan hat, das so sehr gegen Gottes Wege verstößt, wie seine Tochter als Menschenopfer darzubringen, und trotzdem als Mann des Glaubens in Hebräer 11 erwähnt wird.
Richter 11 – Jephtah und die Ammoniter
A. Jephtah verhandelt mit den Ammonitern
1. Jephtahs Hintergrund vor seinem Aufstieg zum Anführer
Richter 11, 1-3
Richter 11, 1-3
Nun war Jephtah, der Gileaditer, ein tapferer Held, aber er war der Sohn einer Hure; und zwar hatte Gilead den Jephtah gezeugt. Als aber die Frau Gileads ihm Söhne gebar und die Söhne dieser Frau groß wurden, da stießen sie den Jephtah aus und sprachen zu ihm: Du sollst nicht erben im Haus unseres Vaters; denn du bist der Sohn einer anderen Frau! Da floh Jephtah vor seinen Brüdern und wohnte im Land Tob; und nichtsnutzige Männer versammelten sich bei ihm und gingen mit ihm auf Streifzüge.
2. Die Ältesten von Gilead fordern Jephtah auf, ihr Anführer zu sein
Richter 11, 4-8
Richter 11, 4-8
Und es geschah nach einiger Zeit, dass die Ammoniter mit Israel Krieg führten. Als nun die Ammoniter mit Israel kämpften, gingen die Ältesten von Gilead hin, um Jephtah aus dem Land Tob zu holen. Und sie sprachen zu Jephtah: Komm und sei unser Anführer, und wir wollen die Ammoniter bekämpfen! Aber Jephtah sprach zu den Ältesten von Gilead: Habt ihr mich nicht einst gehasst und aus dem Haus meines Vaters gestoßen? Warum kommt ihr jetzt zu mir, da ihr in Not seid? Und die Ältesten von Gilead sprachen zu Jephtah: »Darum haben wir uns nun an dich gewandt, dass du mit uns gehst und gegen die Ammoniter kämpfst und unser Haupt bist, über alle, die in Gilead wohnen!«
3. Jephtahs Antwort an die Ältesten von Gilead
Richter 11, 9-11
Richter 11, 9-11
Da sprach Jephtah zu den Ältesten von Gilead: Wenn ihr mich zum Kampf gegen die Ammoniter zurückholt und der HERR sie vor mir preisgibt, werde ich dann wirklich euer Oberhaupt sein? Und die Ältesten von Gilead sprachen zu Jephtah: Der HERR sei Zeuge zwischen uns, wenn wir nicht so handeln, wie du es gesagt hast! Da ging Jephtah mit den Ältesten von Gilead, und das Volk setzte ihn zum Haupt und Anführer über sich. Und Jephtah redete alles, was er zu sagen hatte, vor dem HERRN in Mizpa.
4. Jephtah verhandelt mit dem König der Ammoniter
Richter 11, 12-13
Richter 11, 12-13
Da sandte Jephtah Boten zum König der Ammoniter und ließ ihm sagen: Was hast du mit mir zu tun, dass du zu mir kommst, um gegen mein Land zu kämpfen? Der König der Ammoniter aber antwortete den Boten Jephtahs: Weil Israel mein Land genommen hat, als es aus Ägypten zog, vom Arnon bis an den Jabbok und bis an den Jordan. So gib es mir nun in Frieden wieder zurück!
5. Jephtahs Antwort an den König der Ammoniter
Richter 11, 14-28
Richter 11, 14-28
Jephtah aber sandte nochmals Boten zu dem König der Ammoniter. Die sprachen zu ihm: So spricht Jephtah: Israel hat weder das Land der Moabiter noch das Land der Ammoniter genommen. Denn als sie aus Ägypten zogen, wanderte Israel durch die Wüste bis an das Schilfmeer und kam nach Kadesch. Da sandte Israel Boten zum König der Edomiter und sprach: Lass mich doch durch dein Land ziehen! Aber der König der Edomiter erhörte sie nicht. Auch zum König der Moabiter sandten sie; der wollte auch nicht. So verblieb Israel in Kadesch und wanderte in der Wüste und umging das Land der Edomiter und das Land der Moabiter und kam vom Aufgang der Sonne her zum Land der Moabiter; und es lagerte sich jenseits des Arnon und kam nicht in das Gebiet der Moabiter; denn der Arnon ist die Grenze der Moabiter. Und Israel sandte Boten zu Sihon, dem König der Amoriter, dem König von Hesbon, und Israel ließ ihm sagen: Lass uns doch durch dein Land bis zu meinem Ort ziehen! Aber Sihon traute Israel nicht, dass er es durch sein Gebiet hätte ziehen lassen, sondern er versammelte sein ganzes Volk und lagerte sich bei Jahaz und kämpfte mit Israel. Der HERR aber, der Gott Israels, gab den Sihon mit seinem ganzen Volk in die Hand Israels, sodass sie diese schlugen. So nahm Israel das ganze Land der Amoriter ein, die in jenem Land wohnten. Und sie nahmen das ganze Gebiet der Amoriter ein, vom Arnon bis an den Jabbok und von der Wüste bis an den Jordan. So hat nun der HERR, der Gott Israels, die Amoriter vor seinem Volk Israel vertrieben — und du willst es vertreiben? Ist es nicht so: Wenn dein Gott Kemosch dir etwas einzunehmen gibt, nimmst du es nicht in Besitz? Was nun der HERR, unser Gott, vor uns vertrieben hat, das nehmen wir auch in Besitz! Oder bist du etwa besser als Balak, der Sohn Zippors, der König der Moabiter? Hat der auch je mit Israel einen Rechtsstreit geführt oder gekämpft? Da nun Israel 300 Jahre lang in Hesbon und seinen Tochterstädten, in Aroer und seinen Tochterstädten und in allen Städten, die am Arnon liegen, gewohnt hat, warum habt ihr sie ihnen nicht weggenommen während dieser Zeit? Ich habe nicht gegen dich gesündigt, sondern du handelst böse an mir, dass du gegen mich Krieg führst! Der HERR, der Richter, soll heute ein Urteil fällen zwischen den Kindern Israels und den Kindern Ammons! Aber der König der Ammoniter hörte nicht auf die Worte Jephtahs, die er ihm sagen ließ.
B. Der Sieg und ein Gelübde
1. Jephtah stellt seine Truppen zusammen und rückt mutig gegen Ammon vor
Richter 11, 29
Richter 11, 29
Da kam der Geist des HERRN auf Jephtah; und er zog durch Gilead und Manasse und durch Mizpa, das in Gilead liegt; und von Mizpa, das in Gilead liegt, zog er gegen die Ammoniter.
2. Jephtah legt ein unüberlegtes Gelübde ab, weil er denkt, dass es ihm vor Gott helfen wird
Richter 11, 30-31
Richter 11, 30-31
Und Jephtah gelobte dem HERRN ein Gelübde und sprach: Wenn du die Ammoniter in meine Hand gibst, so soll das, was zu meiner Haustür heraus mir entgegenkommt, wenn ich in Frieden von den Ammonitern zurückkehre, dem HERRN gehören, und ich will es als Brandopfer darbringen
3. Gott gewährt Israel den Sieg über die Ammoniter
Richter 11, 32-33
Richter 11, 32-33
So zog Jephtah gegen die Ammoniter, um gegen sie zu kämpfen. Und der HERR gab sie in seine Hand. Und er schlug sie von Aroer an, bis man nach Minnit kommt, 20 Städte, und bis nach Abel-Keramim, in einer sehr großen Schlacht. So wurden die Kinder Ammons von den Kindern Israels gedemütigt.
4. Ein Gelübde, das schwer zu erfüllen ist
Richter 11, 34-35
Richter 11, 34-35
Als nun Jephtah nach Mizpa zu seinem Haus kam, siehe, da trat seine Tochter heraus, ihm entgegen, mit Tamburinen und Reigen; sie war aber sein einziges Kind, und er hatte sonst weder Sohn noch Tochter. Und es geschah, als er sie sah, da zerriss er seine Kleider und sprach: Ach, meine Tochter, wie tief beugst du mich nieder und wie betrübst du mich! Denn ich habe meinen Mund dem HERRN gegenüber aufgetan und kann es nicht widerrufen.
5. Jephtah erfüllt sein Gelübde vor Gott
Richter 11, 36-40
Richter 11, 36-40
Sie aber sprach zu ihm: Mein Vater, hast du deinen Mund dem HERRN gegenüber aufgetan, so handle an mir, wie es aus deinem Mund gegangen ist, nachdem der HERR dich an deinen Feinden, den Ammonitern, gerächt hat! Und sie sprach zu ihrem Vater: Das werde mir gestattet, dass du mir zwei Monate lang Zeit lässt, damit ich auf die Berge gehen und über meine Ehelosigkeit mit meinen Freundinnen weinen kann! Und er sprach: Geh hin! Und er ließ sie zwei Monate lang frei. Da ging sie hin mit ihren Freundinnen und weinte auf den Bergen über ihre Ehelosigkeit. Und nach zwei Monaten kam sie wieder zu ihrem Vater. Und er vollzog an ihr das Gelübde, das er gelobt hatte. Und sie hatte nie einen Mann erkannt. Daher wurde es Brauch in Israel dass die Töchter Israels jährlich hingehen, um die Tochter Jephtahs, des Gileaditers, zu besingen, vier Tage im Jahr.
© 2023 The Enduring Word Bible Commentary by David Guzik.