Warum es so wichtig ist, anderen zu vergeben

von | Juni 1, 2025 | Blog, Wöchentliche Andacht

So wird auch mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn ihr nicht jeder seinem Bruder von Herzen seine Verfehlungen vergebt. (Matthäus 18,35)

Kurz zuvor hatte Jesus ein Gleichnis präsentiert, mit dem er seinen Jüngern zeigte, warum es so wichtig ist, anderen zu vergeben, und zwar vor allem, wenn man bedenkt, wie viel Gott ihnen vergeben hat. Das Gleichnis und die Frage, wie man es umsetzen soll, enden hier mit einer Warnung davor, anderen nicht zu vergeben.

Warum es so wichtig ist, anderen zu vergeben

Das Prinzip ist klar. Gott hat uns so viele Sünden vergeben, dass die Sünden, die andere an uns begangen haben, im Vergleich dazu nicht ins Gewicht fallen. Kein Mensch kann mich in dem Maße verletzen, wie meine Sünden Gott verletzt haben.

Jesus lehrte hier ein wichtiges und oft vernachlässigtes Prinzip der Vergebung. Es gibt viele aufrichtige Christen, die anderen aus falschen Gründen nicht vergeben – und meinen, dass sie damit völlig im Recht sind.

Sie begründen dies folgendermaßen: Wir sollten einer anderen Person, die gegen uns gesündigt hat, nicht vergeben, bevor sie nicht richtig bereut hat. Der Grund dafür ist, dass im Zusammenhang mit dem Gebot der Vergebung immer wieder von Umkehr die Rede ist (z. B. in Lukas 17,4), und davon, dass wir anderen so vergeben sollen, wie Gott uns vergeben hat. Weil Gott uns nicht vergibt, wenn wir nicht bereuen, sollten wir auch anderen nicht vergeben, wenn sie nicht richtig bereuen. Wir haben sogar die Pflicht, ihnen nicht zu vergeben, und zu beurteilen, ob sie auch wirklich bereuen, weil es letztlich in ihrem Interesse ist, dass wir das tun.

Diese Denkweise ist – auch wenn sie gut gemeint ist – falsch und letztlich gefährlich. In diesem Gleichnis (Matthäus 18,23-35) wird ein Grund dafür genannt, warum es falsch ist, wenn wir denken: „Gott vergibt mir nicht, wenn ich nicht umkehre; deshalb darf ich anderen so lange nicht vergeben, bis sie richtig umkehren.“ Diese Ansicht ist falsch, weil ich in der Gleichung nicht an derselben Stelle stehen kann wie Gott, und das auch nie geschehen wird. Gott ist der, dem nie vergeben wurde und der das auch nie nötig hatte; ich bin der, dem vergeben wurde und der es bitter nötig hat, dass ihm immer wieder vergeben wird.

Deshalb sollten wir – wenn es möglich wäre – viel schneller verzeihen als Gott es tut, und zwar ohne, dass wir verlangen, dass jemand Buße tut, denn wir sind Sünder, denen vergeben wurde und die daher auch vergeben müssen. Wir sind in noch höherem Maße dazu verpflichtet, zu vergeben, als Gott selbst.

Es ist auch wichtig zu verstehen, dass es einen Unterschied zwischen Vergebung und Versöhnung gibt und diesen auch geben sollte. Zu einer echten Versöhnung in einer Beziehung kann es nur kommen, wenn beide Parteien damit einverstanden sind, und dafür kann es erforderlich sein, dass eine oder beide Konfliktparteien bereit sind, zu bereuen. Doch Vergebung kann auch einseitig erfolgen.

Wenn uns vergeben wurde, schützt uns das nicht unbedingt vor den zivilrechtlichen oder praktischen Folgen der Sünde. Auf einer persönlichen Ebene ist es notwendig, zu vergeben. Auf zivilrechtlicher und gesellschaftlicher Ebene sollte die Person von den Richtern bestraft werden (Römer 13).

Dennoch ist das Prinzip klar. Das Gleichnis wurde in diesem Zusammenhang so formuliert, um uns dazu zu bringen, mehr und nicht weniger zu vergeben. Niemand könnte dieses Gleichnis lesen und denken, das es das Ziel sei, die Jünger dazu zu bringen, weniger zu vergeben.

Vergiss nicht wie wichtig es ist, anderen wirklich zu vergeben.

Klick hier um Davids Kommentar zu Matthäus 18 zu lesen

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